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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
561
Faustina Stampais
1
Khartum
22. 5.1874

Nr. 561 (531) AN FAUSTINA STAMPAIS

ACR, A, c. 20/18, N. 20

22. Mai 1874

[Kurze Notiz.]


.

562
Card. Alessandro Franchi
0
Khartum
25. 5.1874

Nr. 562 (532) AN KARDINAL ALESSANDRO FRANCHI

AP SC Afr. C., v.8, ff. 213–216

[J.M.J.] Nr. 5

Khartum, 25. Mai 1874

Hochwürdigster Kirchenfürst,
.

[3575]

tiefen Schmerz empfand ich, als ich die schmerzliche Nachricht vom Tod jenes Großen unter den Kirchenfürsten der Kirche erhielt, der so viele Jahre lang in umfassender Weise und mit Weisheit die Hl. Kongregation der Propaganda Fide leitete, der mir ein schützender Schild und weiser Begleiter war beim Legen der Fundamente für das heilige Werk der Wiedergeburt Afrikas. Große Genugtuung, unaussprechlichen Trost empfand ich, als Eure Eminenz mir durch Ihr Schreiben mitteilte, dass der Heilige Vater Eure Eminenz zum Nachfolger des verstorbenen Kardinals Barnabò ernannt hat.


[3576]

Der erbarmungsvolle Gott hat in seiner Liebe für die Bekehrung der Heiden nicht gezögert, den großen Verlust auszugleichen. Bereits Ihre höchsten Verdienste, die anderen wichtigen Aufgaben, die Sie schon über zwanzig Jahre für den Heiligen Stuhl versahen, und die hervorragenden Gaben der Weisheit, der Klugheit und des Eifers, in denen Ihre lichtvolle Laufbahn als Prälat aufleuchtet, sind unanfechtbare Argumente und klares Zeichen für die großen Werke und die segensreichen Unternehmungen, die Eurer Eminenz vorbehalten sind in der neuen Karriere als Kardinal und Vorsteher jener so wichtigen Kongregation, die sich um die lebenswichtigsten Geschicke und Interessen der Kirche und Gottes in allen vier Richtungen auf der Welt kümmert.


[3577]

Deshalb erfüllte ich meine Pflicht, für die Seele des illustren Purpurträgers, der uns voller Verdienste als Waisen zurückließ, zu beten. Ich ließ zwei feierliche Requiems auf jeder der Missionsstationen des Vikariates feiern. Außerdem feierte jeder Priester fünf hl. Messen. Mit einem Rundbrief habe ich die täglichen Gebete zum Heiligsten Herzen Jesu angeordnet. Ihnen geht immer das ‚Veni Creator Spiritus‘ voraus, so dass Gott unseren hoch verehrten Hl. Vater Pius IX. erleuchten möge, den katholischen Missionen der beiden Welten einen mutigen Lotsen, den besten Führer zu geben, der dieses hohen Amtes würdig wäre. Und siehe da, am Tag Christi Himmelfahrt erhielt ich den oben erwähnten Brief Eurer Hochwürdigsten Eminenz. Nach dem feierlichen Gottesdienst mit ausgesetztem Allerheiligsten haben wir voller Freude den Ambrosianischen Lobgesang angestimmt, in dem wir jenem Gott dankten, der schlägt, aber auch tröstet, und der niemals denjenigen allein lässt, der auf ihn vertraut.


[3578]

Von daher: Ihnen zu Füßen liegend als demütiger Sohn, obwohl ganz unwürdig, verspreche ich fest und heilig Eurer Eminenz meine Unterwerfung und vollkommenen Gehorsam. Ich erkläre hiermit, Ihre Autorität, Ihre Anordnungen und Ihre Absichten, Ihr Urteil zu respektieren, wie jene Gottes und des Hl. Vaters, dessen würdiger Vertreter Ihr seid. Eure Eminenz nehme diesen Akt der Unterwerfung und des vollkommenen Gehorsams bereitwillig entgegen. Er kommt von Herzen. Und da es mein fester Vorsatz ist, keine Unternehmen von Bedeutung zu beginnen, ohne die Hl. Kongregation der Propaganda Fide zu konsultieren, und da das Apostolat von Zentralafrika das dornenreichste ist, flehe ich Ihre große Nächstenliebe an, mir zu helfen, da - nachdem mir der Hl. Stuhl dieses mühevolle und arbeitsreiche Vikariat anvertraut hat, - ich und meine Mitarbeiter einstimmig bereit sind, unser Leben für die Rettung der hundert Millionen von Seelen, die in ihm leben, zu opfern.


[3579]

Unser Leitmotiv ist und wird immer bis zum letzten Atemzug lauten: „O Nigrizia o morte!“ [Afrika oder der Tod!] In allen Häusern des Vikariates wird ständig jeden Morgen und Abend für Seine Eminenz den Kardinalpräfekten, für den Msgr. Sekretär und für die ganze Propaganda Fide gebetet, von der so viel Gutes ausgeht für die Missionen und besonders für die jüngste unter allen und diejenige Mission, die am meisten Hilfe braucht, nämlich Zentralafrika.


[3580]

Ich hoffe, dass der gute P. Carcereri Eurer Eminenz über die bedeutendsten Angelegenheiten berichtet hat, die ich ihm aufgetragen habe. Das sind zum Beispiel der Sklavenhandel, der hier in meinem Vikariat ein echtes Trauerspiel ist; die Bedeutung der neuen Mission bei den Nuba, die Lage des Vikariates und die berechtigte Hoffnung, im Herzen Afrikas bald die Einwurzelung des Evangeliums zu erleben. So habe ich ihn auch beauftragt, den Vertrag mit den Schwestern vom hl. Josef zu verfassen; der Hl. Kongregation die Angelegenheit des übertriebenen Wucherzinses darzustellen, der zwischen den Katholiken des Vikariates betrieben wird, und erneut darum zu bitten, dass der Freitag nach der Oktav von Corpus Christi für das Vikariat dem Hl. Herzen Jesu geweiht sei als vorgeschriebenes Fest Duplex Erster Klasse mit Oktav.


[3581]

Da ich selber sehr beschäftigt bin in diesen Monaten, in denen die Äquatorsonne heiß herunterbrennt, konnte ich den allgemeinen Bericht über das Vikariat noch nicht verfassen und neue wichtige Informationen, die es betreffen, weitergeben. Aber ich hoffe, dass ich innerhalb von vier Tagen einen umfangreichen Bericht über das Vikariat abschicken kann, zusammen mit den Nachrichten meines Generalvikars Carcereri. Dieser Bericht wird Eurer Eminenz ein exaktes Bild und eine wirkliche Vorstellung von dieser heiligen Mission vermitteln.


[3582]

Der erwähnte P. Carcereri teilt mir mit, er kehre dankbar zur Propaganda Fide zurück. Sie wünsche nämlich, dass nicht nur die beiden, Carcereri und Franceschini, weiter mir und meinen Missionaren zur Seite stehen, sondern dass sich mir auch weitere Ordensleute der gleichen Kongregation anschließen. Deshalb habe ich auf Grund der wenigen Ideen, die mir der erwähnte P. Carcereri kundgetan hat, den hier beigefügten Vertrag zwischen mir und P. Guardi entworfen. Diesen lege ich Ihnen in aller Demut vor. Beim Entwerfen dieses Vertrages ging ich davon aus, dass dem neuen Apostolischen Vikariat zwölf Ordensleute zugewiesen werden könnten. Die meisten Kosten verursachen die Reisen und die Bauten. Die nehme ich aber alle auf mich. In einem Land wie Berber und in Khartum, wo man mit vier Franken ein Schaf kaufen kann, mit dreißig ein großes Rind etc., lebt man billig. Wenn mir jährlich 5.000 Franken für das geplante Haus der Kamillianer in Berber zugewiesen werden, gestehe ich, dass ich großzügig gewesen bin.


[3583]

Jedoch bin ich jederzeit bereit, alle Änderungen vorzunehmen, die Eure Eminenz für angebracht hält oder die Hochwürden P. Guardi eventuell wünscht. Um diese wichtige Angelegenheit nicht zu weit hinauszuzögern, erteile ich für den Fall, dass Eure Eminenz eine Änderung in diesem Vertrag für notwendig hält, meinem verehrten Bischof von Verona Msgr. Canossa die Vollmacht, an meiner Stelle zu unterschreiben. Seine Unterschrift gilt dann wie die meine.

Nehmen Sie bitte gütig meine Verehrung, Hochachtung und meine Unterwerfung entgegen, mit der ich Ihren heiligen Purpur küsse in den Herzen Jesu und Mariens.

Ihr gehorsamer und ergebener Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


563
Card. Alessandro Franchi
0
Khartum
2. 6.1874
[3584]

in Übereinstimmung mit dem Wunsch Eurer Eminenz, den Sie mir mit Ihrem Brief Nr. 4 vom 15. April mitgeteilt haben, beeile ich mich, für Sie einen genauen und kurzen Bericht über die mir anvertraute Mission zu verfassen. Zusammen mit dem Bericht, den P. Carcereri, mein Generalvikar, Ihnen bereits vorgelegt haben wird, werden Sie sich einen guten Eindruck von der Bedeutung des Werkes machen können, das die göttliche Vorsehung mir in die Hände gelegt hat. Vor allem halte ich es für angebracht, einige allgemeine Bemerkungen über die Bedingungen dieses mühsamen und unendlichen Feldes des Weinberges des Herrn zu machen.


[3585]

Das Apostolische Vikariat von Zentralafrika ist zweifelsohne das größte und bevölkerungsreichste der Welt. Es grenzt:

im Norden an das Vikariat von Ägypten und an die Präfektur von Tripolis;

im Osten an das Rote Meer mit den Vikariaten von Abessinien und der Galla und der Präfektur von Sansibar;

im Süden an den 10. südlichen Längengrad, wo die so genannten Mondberge liegen sollen;

im Westen an Südguinea und an die Präfektur der Wüste Sahara.


[3586]

Damit ist klar, dass das Vikariat von Zentralafrika ein Gebiet umfasst, das größer ist als ganz Europa. Die Bevölkerung beträgt nach den Schätzungen meines sehr gelehrten Vorgängers, des Provikars Knoblecher, etwa neunzig Millionen Personen. Nach meiner bescheidenen Meinung, die sich auf eine Reihe von Nachforschungen und intensive Studien stützt, übersteigt die Bevölkerung des Vikariates hundert Millionen. (1)


[3587]

Diese gewaltige Bevölkerung, die jeglicher Zivilisation entbehrt, ist mehrheitlich in Stämme aufgeteilt, die mehr oder weniger unabhängig sind. Einige von ihnen sind Nomaden. Es fehlen jedoch nicht riesige Königtümer und Reiche, die im wahrsten Sinne des Wortes brutal diktatorisch regiert werden. Die Stämme dagegen stellen nur einen Schatten von Regierung dar, der im Allgemeinen patriarchalisch geprägt ist. Das Haupt der Familie hat große Macht. In den Angelegenheiten des öffentlichen Interesses und vor allem im Krieg hat der Häuptling des Stammes, der im Allgemeinen der stärkste unter den Familienoberhäuptern ist, absolute Vollmacht, die von allen anerkannt und respektiert wird.


[3588]

Es gibt im Vikariat mehr als hundert verschiedene Sprachen (nicht mitgerechnet die Dialekte), die sich untereinander mehr unterscheiden als das Italienische vom Deutschen. In keiner dieser Sprachen gibt es das Wort ‚schreiben‘ und ‚lesen‘, da es nichts zum Lesen gibt. Alle Normen der Leitung, die Gesetze und die Geschichte werden durch die Tradition weitergegeben. Der verstorbene Provikar Knoblecher hat die Zahlen von gut 45 verschiedenen Sprachen gesammelt, die im Ostteil des Vikariates benutzt werden. Ich selber habe die wertvollen Aufzeichnungen gesehen und gelesen, die leider verloren gegangen sind. Im Jahr 1859 gelang es uns, ein Wörterbuch und eine Grammatik der Sprache der Dinka und der Bari zusammenzustellen. Und im vergangenen Jahr habe ich in Kordofan begonnen, sehr viele Worte der Sprache der Nuba zu sammeln.


[3589]

Alle Sprachen von Zentralafrika, soweit ich das feststellen konnte, sind einsilbig und semitischer Natur. Die vorherrschende Sprache in den muslimischen Ländern, die der Krone von Ägypten unterstehen, ist Arabisch, das sich im Lauf der Zeit in ganz Ober- und Niedernubien eingebürgert hat und von Assuan bis Khartum gesprochen wird. Aber die Jahrhunderte der muslimischen Unterdrückung konnten die ursprüngliche Sprache nicht auslöschen. Sie nennt sich Berber und wird ausschließlich von den Berbern gesprochen.


[3590]

Die Völker im Vikariat stammen im Allgemeinen von der äthiopischen Rasse ab, mit Ausnahme derer, die ich später noch erwähnen werde und die arabischen Ursprungs sind. Es sind alle Farben vertreten, vom reinen Abessinisch bis zur reinsten Ebenholzfarbe und dem Kohlschwarz. Es gibt noch Stämme mit rötlicher Hautfarbe oder blutroter Färbung, wie zum Beispiel jene in Dor im Zentrum und bei den Abugeríd am Blauen und Weißen Fluss. Dann gibt es Rassen von unterschiedlicher Statur, von Zwergen bis Riesen. Alle sind Krieger, und seit ihrer Kindheit üben sie sich im Umgang mit den Waffen, die im allgemeinen aus Lanzen und vergifteten Pfeilen, scharfen Äxten und Stöcken aus Ebenholz bestehen, die sehr gut ausgearbeitet sind. Diese Völker sind sehr einfach und nicht so dem Laster der Lust zugeneigt, wie man glaubt und wie es im Allgemeinen jene sind, die aus ihren afrikanischen Heimatländern Afrikas entführt wurden und verdammt sind, inmitten der muslimischen Korruption zu leben. Ihre Häuser sind meist einfache Hütten, deren Türen wie eine Kamintür funktionieren. Ihr Bett ist der blanke Fußboden oder irgendein Fell oder ein ‚Angareb‘. Das Klima ist allgemein sehr heiß.


[3591]

Im Zentrum gibt es in sechs bis sieben Monaten im Jahr regelmäßig Regen. In Berber, Dongola, Khartum und Kordofan regnet es drei bis vier Monate im Jahr. Das heißt, in den drei oder vier Monaten der Regenzeit oder Charif regnet es acht oder zehnmal ausgiebig. Den ganzen Rest des Jahres ist der Himmel völlig klar. Das ist der Grund, warum die Häuser der Mission solide und groß gebaut sind. Sonst können wir nicht leben. Im Vikariat gibt es viele Wüsten mit glühend heißem Sand. Der größte Teil von Zentralafrika weist fruchtbare Gegenden auf, auf denen man durch den Einsatz von Wasser und der menschlichen Arbeitskraft gewaltige Ernten erreichen könnte. Die Berge, die es an einigen Orten gibt, sind im Vergleich zu den Bergen in Europa klein. Fast die gesamte Fläche des Vikariates dehnt sich in endlosen Ebenen aus, die reich sind an üppigen Weideflächen und voll von Tieren aller Art. In großer Zahl gibt es dann Elefanten, Hyänen, Löwen, Tiger, Panther, Schlangen von unvorstellbarer Größe und andere wilde Tiere. Die Straßen sind unbedeutend. Die bedeutendsten und für uns angenehmen sind immer noch die der Giallaba, das heißt jene, auf denen die Sklavenhändler mit den großen Scharen ihrer Opfer ziehen. Das sind die Straßen, die auch der Missionar benutzen kann.


[3592]

Die vorherrschende Religion im Vikariat ist der Fetischismus und der Götzendienst in all seinen verschiedenen und unterschiedlichsten Schattierungen. Aber der Islam ist vorherrschend im ganzen nördlichen Teil des Vikariates, im Gebiet der Nuba, in Waday, in Kordofan, im Reich von Darfur, in einem Teil von Bornu und unter den arabischen Nomadenstämmen, die sich ableiten von den bekannten Auswanderungen des 7. und 16. Jahrhunderts, die aus Arabien kamen und allmählich in viele Stämme im Inneren Afrikas eingedrungen sind. Allerdings sind die Muslime, die einen beträchtlichen Teil des Vikariates bewohnen, nicht so fanatisch wie jene in Ägypten und Asien.


[3593]

Die Zahl der häretischen Kopten, die sich im Vikariat seit der Epoche der ägyptischen Eroberungen oder als Schreiber der Regierung oder als Kaufleute und Abenteurer niedergelassen haben, beträgt ungefähr fünfhundert. Sie haben einen Bischofssitz in Khartum, der im Moment vakant ist. Die Gründe dafür habe ich im Brief vom 20. Oktober des vergangenen Jahres in einem Brief an den hochwürdigsten Herrn Kardinalpräfekten erwähnt.


[3594]

Auch von den schismatischen Griechen gibt es ungefähr zweitausend, und zudem eine kleine Gruppe von lutherischen Protestanten und Anglikanern und einige Israelis, die als Kaufleute tätig sind. Katholiken aller Riten sind es kaum dreihundert im ganzen Vikariat. Ich bin aber zutiefst überzeugt, dass, sobald alle Werke des katholischen Apostolates im Vikariat organisiert sein werden, der katholische Glaube außergewöhnliche Fortschritte machen wird. Die Preußen (entschuldigen Sie dieses Beispiel der modernen Verfolger der Kirche und des Papsttums) haben fünf Monate lang gearbeitet, um ihre militärische Strategie zur Belagerung der uneinnehmbaren Stadt Paris vorzubereiten. Nach einigen Tagen der Bombardierung zogen sie dann siegreich in die stolze Hauptstadt Frankreichs ein. Sobald wir die Bomben und die Maschinengewehre der missionarischen Institute und der Schwestern, der Kollege und der Schulen, der Waisenhäuser, der Krankenhäuser und anderer katholischer Werke gut organisiert haben werden, werden wir das Feuer eröffnen, und der Koloss des Aberglaubens wird durch die Kraft des Kreuzes fallen wie der mystische Stein der Hl. Schrift, und es wird nur noch Jesus Christus regieren. [Anmerkung: Comboni benutzt hier einen Vergleich aus der Militärsprache.]


[3595]

Es besteht kein Zweifel, dass, sobald die Werke des katholischen Apostolates inmitten der Stämme des Vikariates eingerichtet sind, die Verkündigung des Evangeliums beachtliche Triumphe feiern wird, ja ganze Völker werden sich in Massen zu unserer heiligen Religion bekehren. Der Islamismus konnte unter den Schwarzafrikanern in Zentralafrika keine Wurzeln fassen. Die arabischen Nomadenstämme haben seit vielen Jahrhunderten und die ägyptische Regierung seit vierzig Jahren unter unerhörten Anstrengungen versucht, die afrikanischen Stämme für den Islam zu gewinnen. Auch die heutigen Gouverneure des ägyptischen Sudans, wie ich mit eigenen Augen gesehen haben, verfolgen die Politik, die fanatischsten ihrer Muftis und Imame und Religionslehrer zu schicken, um durch die Predigt des Korans die Völker der ägyptischen Krone zu unterwerfen. Aber ihr Mühen war immer vergeblich. Die Schwarzafrikaner verabscheuen den Islam.


[3596]

Ich bin außerdem folgender Meinung: Wenn unsere heiligen Missionen in den muslimischen Ländern des Vikariates wie in Khartum, in Kordofan, in Berber, in Sennar etc. gut organisiert sein werden, werden auch diese großen, vom Islam beherrschten Provinzen Dank des äußeren Kultes, des vorbildlichen Lebens der Missionare, der Schwestern und der Mitarbeiter der Mission und der Verwirklichung der Werke der Nächstenliebe ihre Knie vor dem Kreuz beugen. Der Einfluss, den die katholische Mission heute sowohl auf die lokale Regierung als auch auf die christliche Bevölkerung jeglichen Bekenntnisses und auf die Ungläubigen ausübt, ist sehr groß. Man kann mit voller Wahrheit sagen, dass die Mission die erste moralische Kraft des Sudans ist. Jedoch verlangt es vom Oberhaupt und von den Missionaren viel Klugheit und Umsicht. Sie müssen gepaart sein mit einer unerschütterlichen Stärke, um die brutalen Schläge des Bösen auszuhalten, vor allem die der furchtbaren Sklaverei und des Menschenhandels mit Schwarzen, die eine beklagenswerte Plage sind. Dieses traurige Theater spielt sich im Vikariat ab. Das größte Hindernis für die Bekehrung dieser muslimischen Völker ist die brutale Unterdrückung, die die vorherrschende Regierung gegen sie ausübt, und die willkürliche Gewalt der untergeordneten Behörden des Herrschers von Ägypten [Diwan].


[3597]

Die ägyptische Regierung hat sehr große Besitzungen im Vikariat. Wenn sie gut organisiert und verwaltet würden, könnten sie in wenigen Jahren ein blühendes Reich bilden. Sie besitzt also tatsächlich ein großes Stück des östlichen Teiles, einige Standorte des zentralen Gebietes des Vikariates, das sich dann unendlich weit vom Wendekreis des Krebses bis zum Äquator hinzieht. Ganz zu schweigen von Unternubien von Shellal bis nach Wadi Halfa und ein großes Stück der Wüste Atmur, die dem Gouverneur von Oberägypten untersteht. Die Besitzungen seiner Hoheit des Khediven im Vikariat sind in vierzehn ‚Muderien‘ aufgeteilt, oder in Provinzen, die jeweils von einem Mudier regiert werden. Dieser ist immer ein Pascha oder ein Bey und hat das Oberkommando über 30.000 ägyptische und einheimische Soldaten, die mit Gewehren und Feldkanonen bewaffnet sind. Diese vierzehn Provinzen sind dann zusammengefasst unter der Abhängigkeit von drei ‚Hoccondari‘ oder Generalgouverneuren, die weitere Vollmachten haben. Sie residieren in Taka, in Khartum und in Gondokoro.


[3598]

Seine Exzellenz Munzinger, Katholik und Schweizer, ist zurzeit Hoccondar oder Generalgouverneur des östlichen Departments oder des Departments Rotes Meer. Es umfasst die Provinzen Taka, Suakin, Cadaref und Ghalabat in meinem Vikariat. Hinzu kommt noch die Provinz von Massúa im Vikariat von Abessinien, die dem Vizekönig von Ägypten untersteht.


[3599]

Seine Exzellenz, der Türke Ismail Pascha Ayub, ein zu fürchtender Moslem (obwohl er mir gegenüber sehr freundlich und großzügig ist), ist Hoccondar oder Generalgouverneur der Provinzen von Khartum, Sennar, Fazoglo, Berber, Dongola, Kordofan, Faschoda (der große Stamm der Schilluk am linken Ufer des Weißen Flusses) und Schakka am Bahr-el-Ghazal am 9. nördlichen Längengrad.


[3600]

Seine Exzellenz, der englische Anglikaner Hauptmann Gordon, der die Rebellen in China unterworfen hat, ist ein angesehener Ehrenmann. Er ist Generalgouverneur des Weißen Flusses und von Äquatoria und zuständig für die Provinzen von Gondokoro und Fatico. Er ist außerdem vom Khediven beauftragt, die ägyptische Regierung in den fruchtbaren und stark bevölkerten Gebieten rings um die Nilquellen zu etablieren.


[3601]

Die Tätigkeit der ersten Missionare von der Errichtung des Vikariates im Jahr 1846 bis 1861, an der auch ich teilnahm, erstreckte sich auf den östlichen Teil des Vikariates, wo man vier Stationen gründete: Shellal, am Wendekreis des Krebses, Khartum zwischen dem 15. und 16. nördlichen Längengrad, Heiligkreuz, zwischen dem 6. und 7. nördlichen Längengrad, und Gondokoro, zwischen dem 4. und 5. nördlichen Längengrad am Weißen Fluss. Unter der Leitung der Franziskaner wurden von 1861 bis 1872 all diese erwähnten Stationen aufgegeben mit Ausnahme von Khartum. Das Werk des Instituts für die Mission von Afrika in Verona hat in den zwei Jahren seiner Leitung die katholische Tätigkeit in das Zentrum des Vikariats getragen, indem es die Mission in Kordofan gründete und sehr bedeutsame Erkundungen im Gebiet der Nuba unternahm.


[3602]

Das Klima von Khartum ist nicht mehr so tödlich wie in jenen vergangenen Zeiten, in denen gut dreißig Missionare starben. Ich selber stand mehrere Mal kurz vor dem Tod. Die Plantagen und andere Gründe verbesserten die Atmosphäre dieser Hauptstadt, die ein großes Zentrum der Macht und des Handels werden soll, sobald die Eisenbahn des Sudans gebaut sein wird. Sie wird die Barriere der großen Wüste überwinden, die die Kommunikation zwischen Zentralafrika und Ägypten so mühsam und schwierig macht. In Khartum kann man heutzutage leben wie in Groß- Kairo. Das Klima in Kordofan wie auch jenes der Gebiete der Nuba und der Quellen des Nils am Äquator ist sehr gesund. Dort werden wir bald unsere heilige Religion einpflanzen. Es scheint, dass Gott in seiner Barmherzigkeit das größte der Hindernisse beseitigt hat, nämlich das tödliche Klima, das sich der Erlösung dieser Völker entgegenstellte. Diese Tatsache, zusammen mit dem nicht weniger wichtigen Umstand, dass sich Wege der Kommunikation in Zentralafrika eröffnen, ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Stunde der Erlösung Afrikas geschlagen hat.


[3603]

Es gibt noch ein sehr schweres Hindernis, das das katholische Apostolat ernsthaft betrifft, das ist die grausame Sklaverei. Sie ist voll im Gange. Jährlich verursacht sie Hunderttausende von Opfern. Es ist der furchtbare Handel mit Schwarzen, der am hellen Tag stattfindet und im Geheimen von der ägyptischen Regierung unterstützt wird. Selbst ihre Angestellten und Gouverneure nehmen daran teil. Aber Gott wird außerordentliche Mittel geben, um sie in Kürze abzuschaffen. Und dazu wird die Kraft und moralische Macht unserer heiligen Mission wirksam beitragen, die vor einem solchen wahren Hindernis nicht zurückweichen wird. Es ist die wahre Mission Jesu Christi, der auf die Welt gekommen ist, um die Sklaven zu befreien, um allen die Freiheit zu schenken und sie zu Brüdern und Schwestern des einen Vaters, der im Himmel ist, zu machen. Der siegreiche Kampf der Mission gegen die vorherrschende Sklaverei und furchtbare Plage des Menschenhandels mit Schwarzafrikanern wird die Eroberung Zentralafrikas für die katholische Kirche wirksam voranbringen.


[3604]

Ich hielt es für angebracht, Eurer Eminenz diese allgemeinen Kenntnisse vorzutragen. Nun möchte ich kurz die aktuelle Situation dieses so wichtigen Vikariates ansprechen. Um die Wahrheit zu sagen, die Mittel, die angewandt wurden, um das zustande zu bringen, was getan wurde, sind wirklich gering. Das gereicht uns aber zum großen Trost, denn das ist die gewöhnliche Vorgehensweise der göttlichen Vorsehung, die uns damit sagt, dass sie der eigentliche Akteur alles Guten ist.


[3605]

Die größte Frucht, die das katholische Apostolat wirksam im Vikariat erbringen kann, ist die Bekehrung der Schwarzafrikaner, die zu den Stämmen im Inneren Afrikas gehören, die Götzendienst und Fetischismus betreiben. Wir können auch Seelen in den muslimischen Ländern gewinnen, wo wir uns gegenwärtig niedergelassen haben. Dort seufzen mehr als vier Fünftel götzendienerische Sklaven unter dem Joch der muslimischen Familien.


[3606]

Um die katholischen Werke erfolgreich zu organisieren, mit dem Ziel, jene Völker zum Glauben zu bekehren, brauchen die Niederlassungen, die wir bei den Stämmen aufgebaut haben, einen zentralen Stützpunkt. Sie müssen sozusagen den Mutterhäusern unterstehen, das heißt den Hauptstationen, die sich in sicherem Gebiet und unter regulärer Leitung befinden und wo auch die Konsulate der europäischen Mächte angesiedelt sind, um ihre Anwesenheit und die Stabilität zu schützen. Dabei handelt es sich um die fundamentalen und zentralen Missionen in den beiden sehr wichtigen Hauptstädten Khartum und El Obeid. Die erste hat 48.000 Einwohner und die zweite 100.000. Beide Städte sind für diesen Zweck außerordentlich gut geeignet.


[3607]

Khartum ist das Zentrum der Kommunikation und die Operationsbasis, um den Glauben allmählich zu den großen Stämmen und Reichen zu bringen, die den östlichen Teil des Vikariates bis jenseits der Nilquellen am 10. südlichen Längengrad ausmachen. El Obeid ist das Zentrum der Kommunikation und die Operationsbasis, um Schritt für Schritt das Banner des Kreuzes in den riesengroßen Stämmen und Reichen aufzupflanzen, die den zentralen und westlichen Teil des Vikariates ausmachen.


[3608]

Das ist der Grund, warum ich - seitdem ich als Apostolischer Provikar von der Mission Besitz ergriffen habe - ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet habe, die beiden wichtigsten Stützpunkte, die Missionen Khartum und El Obeid, solide zu festigen, wie ich in meinen Briefen an die hl. Kongregation mehrfach angedeutet habe. Deshalb habe ich vorerst einmal das Vergnügen zurückgestellt, auf die Jagd von Seelen zu gehen. Ich halte es für nützlicher, zuerst die Fundamente für die Werke des Apostolates zu legen. Das ist es also, was ich im Moment in diesen beiden Niederlassungen zu unternehmen beabsichtige.


[3609]

In Khartum existiert für die Jungen das grandioseste und perfekteste aus Steinen gebaute Gebäude, das es im Sudan gibt. Es ist 126 Meter lang, also länger als der Palazzo der Propaganda Fide. Daran anschließend befindet sich ein Garten, der bis an das Ufer des Blauen Nils reicht. Es ist das Werk meines Vorgängers, des Provikars Knoblecher, der dafür fast eine Million Franken ausgegeben hat. Es ist die Residenz des Apostolischen Provikars und der Missionare. Dort gibt es auch geeignete Räume für Kunsthandwerk und Berufsausbildung mit den entsprechenden Lagerräumen für die Vorräte und die notwendigen Dinge für alle Missionsstationen des Apostolischen Vikariats. Es gibt auch eine elegante Kapelle, die als Pfarrkirche für die Katholiken dieser Hauptstadt dient.


[3610]

An der Seite dieses kolossalen Gebäudes habe ich seit Januar begonnen, aus roten Ziegeln ein Gebäude für die Werke der Frauen zu errichten. Es gleicht demjenigen für die Männer. Es soll – mit Ausnahme der Arkaden - genauso groß sein wie das bereits existierende und diesem vom äußeren Stil her entsprechen. Ein Viertel des Baues ist bereits fertiggestellt, denn täglich sind fünfzig Arbeiter am Bau tätig. Im Juli werden die Schwestern das Waisenhaus für Mädchen und einen Teil der Schule in dem bereits fertig gebauten Teil des Gebäudes beziehen. Das ganze Gebäude wird – so hoffe ich - innerhalb eines Jahres fertig sein. Außer den Spenden der Wohltätigkeitsvereine von Europa werden mir die Spenden helfen, die von meinen besonderen Wohltätern eingegangen sind. Unter ihnen stehen an erster Stelle Ihre Majestäten Kaiser Ferdinand und Kaiserin Maria Anna Pia von Österreich, Schwester der verehrten Königin Maria Christina von Neapel, und des durchlauchten Neffen des Fürsten von Modena.


[3611]

Eine geräumige Kirche, umgeben von Bäumen und einem weiträumigen Platz mit Bäumen an beiden Seiten, wird die beiden großen Gebäude der Missionare und der Schwestern trennen. Für diesen Bau habe ich die Vorbereitungen bereits eingeleitet und einen Teil der eine Millionen Ziegel bestellt und schon bezahlt, da ich für diesen Zweck zuverlässige Zusagen für kräftige Zuschüsse erhalten habe. Ich hoffe, dass diese Kirche in vier Jahren vollendet sein wird. Ich werde für das Brechen und Bearbeiten der Steine einige europäische Steinmetze brauchen, die ich aus Europa kommen lassen werde. Auf diese Weise werden wir in absehbarer Zeit außer der Kirche, die notwendig ist, wenn die Eisenbahn des Sudans fertig ist, zwei große Gebäude haben – eines für die Männer, das andere für die Frauen – (das ist sehr nützlich in diesen materialistischen Ländern, um das Prestige der Mission zu erhalten). Dazu werden wir einen Garten haben, der zum Unterhalt des Hauses beitragen wird, Räumlichkeiten für die Schulen, Internat, Waisenhaus und Krankenstation für männliche und weibliche Patienten, und entsprechende Räumlichkeiten für die ehemaligen Sklaven.


[3612]

Das, was ich in Khartum durchführe, wird teilweise auch in El Obeid gemacht werden, aber in bescheideneren Dimensionen und kostengünstiger, da wir dort weder Kalk noch Steine verwenden werden. In El Obeid gibt es ein Haus, das groß genug ist für die Missionare, mit Räumen für Schule, Kunsthandwerk und Berufsausbildung, und einem kleinen Garten. Es gibt auch eine Kapelle, die als Pfarrkirche dient, und einige getrennte Unterkünfte, in denen ich eine Schule für afrikanische Kinder eingerichtet habe. Es werden dann diejenigen Kinder ausgewählt, die sich durch Frömmigkeit und einen guten Charakter auszeichnen, und zu einer kirchlichen Ausbildung berufen. Diese Schule steht noch am Anfang. Sie funktioniert sehr gut und lässt Gutes erhoffen. Es gibt schon vier Jugendliche, die wir, so hoffe ich, zu einheimischen Missionaren werden ausbilden können. Ganz in der Nähe gibt es auch ein Gebäude, das dazu bestimmt ist, Kranke aufzunehmen. Gemeint sind die kränklichen Afrikaner, die von ihren Herren verworfen werden. Bis jetzt sind nur drei von ihnen gestorben, nachdem sie auf die Taufe vorbereitet worden waren.


[3613]

Getrennt durch die Kaiserstraße oder Derb-el-Sultanie befindet sich das Institut der Schwestern mit dem Waisenhaus, den Räumen für die ehemaligen Sklavinnen und mit einer Privatkapelle. Dieses Gebäude kann siebzig Personen aufnehmen. Es wird nach dem Charif, das ist die Regenzeit im Oktober, restauriert und erweitert sowie mit einer großen Mauer aus roten Ziegeln umgeben (jetzt ist es nur von einem Dornenheckenzaun umgeben). Auch in El Obeid treffe ich Vorbereitungen mit Holz und Sand für den Bau einer größeren Kirche. Das alles, so hoffe ich, wird Aufgabe im Jahr 1875 sein.


[3614]

Weder in Khartum noch in El Obeid habe ich die öffentlichen Schulen für Jungen eröffnet. Weil ich nicht genügend Lehrpersonal zur Verfügung habe, halte ich es für klug, mich auf die vielen Anfragen auch von Nicht-Katholiken noch nicht einzulassen. Die Schule für Mädchen ist bereits eröffnet. Aber ich musste die Aufnahme der Schülerinnen beschränken, da die Räume noch nicht fertig sind. In El Obeid ist von den Schwestern auch eine kleine öffentliche Schule für Mädchen eröffnet worden. Aber auch in diesem Fall habe ich die Schwestern gebeten, langsam voranzugehen, weil die Zahl der Schwestern und der afrikanischen Lehrerinnen noch sehr klein ist. Diese möchte ich vorerst für den Katechismusunterricht der siebzehn Katechumenen einsetzen, die wir jetzt dort haben. Jeder Schritt muss überlegt werden. Nicht dass wir, sobald wir einen Schritt vorwärts gemacht haben, dann wieder zurückgehen müssen.


[3615]

In Khartum sind 74 Personen, die alle auf Kosten der Mission leben, einschließlich der Missionare und der Schwestern. In El Obeid sind es 58. Da das Werk, das ich in Händen habe, ganz von Gott ist, werden alle großen und kleinen Angelegenheiten der Mission vor allem mit Ihm besprochen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass unter den Mitgliedern der Mission eine solide Frömmigkeit und ein starker Gebetsgeist herrschen.


[3616]

Dank des Heiligsten Herzens Jesu herrscht dieser Geist des Herrn wirklich unter ihnen. Jeden Morgen nach dem Aufstehen um vier Uhr, oder um fünf Uhr im Winter, verbringen die Missionare außer den gewöhnlichen mündlichen Gebeten eine Dreiviertelstunde in Meditation. Und am Abend versammeln sie sich in ähnlicher Weise in der Kapelle zum Rosenkranzgebet, zur Gewissenserforschung etc. Das Breviergebet, die geistliche Lesung, den Besuch beim Allerheiligsten macht jeder privat. Das Gleiche kann ich von den Laien, den Schwestern, den schwarzen Lehrerinnen von beiden Missionen sagen. Jeden Mittwoch am Morgen halten wir eine Stunde Anbetung vor dem allerheiligsten Sakrament. Sie wird gehalten pro conversione Nigritiae und abgeschlossen mit dem Segen mit dem Ziborium. Sie wurde von mir in unseren Instituten 1868 in Kairo eingeführt, zusammen mit dem Gebetsapostolat der Ehrenwache des Heiligsten Herzens.


[3617]

Jeden Freitagmorgen wird von beiden Instituten gemeinsam in der Kirche zu Ehren des Heiligsten Herzens Jesu gebetet, und um vier Uhr am Nachmittag beten wir gemeinsam in der Kirche den Kreuzweg. Jeden ersten Freitag des Monats wird Anbetung vor dem Allerheiligsten Sakrament gehalten zu Ehren des Herzens Jesu. Dabei erneuern wir die Weihe des Vikariates an das Herz Jesu, Patron Schwarzafrikas. Wir haben dann immer öffentlich in der Kirche den ganzen Monat März zu Ehren des hl. Josef und den Monat Mai zu Ehren der Unbefleckt Empfangenen, der Königin Schwarzafrikas, mit täglicher Predigt und Segen mit dem Ziborium gehalten. Und das geschah zusätzlich zu allen Novenen und Triduen in Vorbereitung auf die wichtigsten Feste unseren Herrn, der Muttergottes und der heiligen Beschützer des Vikariates. Diese normalen religiösen Praktiken der Frömmigkeit, die gemeinsam gehalten werden, bewahren sehr wirksam den Geist der Mitglieder der Mission, stärken sie und machen sie fähig, mit frohem Geist die großen Leiden zu erdulden, die schwierigen und gefährlichen Reisen durchzustehen und die untrennbaren Kreuze in diesem harten und mühevollen Apostolat zu ertragen.


[3618]

Damit verbunden gab es bis zum 15. Mai 73 Taufen von erwachsenen Ungläubigen. Außerdem bekehrte sich ein reicher albanischer Kaufmann von ganzem Herzen. Er schwor in meine Hände dem griechischen Schisma ab. Er wurde ein Wohltäter der Mission. Ein anderer griechisch-schismatischer reicher Kaufmann legte seinen Schwur zusammen mit seiner Frau in die Hände von P. Carcereri. Aber, wie ich schon sagte, diese Bekehrungen sind unbedeutend, denn noch ist nicht die Zeit gekommen, um mit vollen Rohren loszuschießen. Die Waffen dazu werden in den Missionen vorbereitet. [Anmerkung: Comboni benutzt hier einen Vergleich aus dem Krieg.] Der Umfang an männlichem und weiblichem Personal ist noch sehr gering. Aber ich habe Grund zu der Hoffnung, dass wir in Kürze kräftige Verstärkung erhalten werden.


[3619]

Männliches Personal

  1. D. Daniel Comboni, geboren in Limone, Diözese Brescia am 15. März 1831. Er ist Mitglied des Instituts für die Mission für Afrika in Verona, Apostolischer Provikar.
  2. P. Stanislao Carcereri aus Verona, Mitglied der Diener der Armen (Kamillianer), 34 Jahre alt, Generalvikar.
  3. D. Pasquale Canonico Fiore, Mitglied des Instituts von Verona, 33 Jahre alt, Oberer und Pfarrer der Mission in Khartum und ordentlicher Beichtvater der Schwestern.
  4. D. Salvatore Maura aus Barletta, Mitglied des Instituts von Verona, 39 Jahre alt, Oberer und Pfarrer der Mission in El Obeid und außerordentlicher Beichtvater der Schwestern.
  5. D. Giovanni Losi aus Piacenza, Mitglied des Instituts von Verona, 35 Jahre alt, ordentlicher Beichtvater der Schwestern in El Obeid.
  6. P. Giuseppe Franceschini, 28 Jahre alt, Kamillianer, Kanzler meiner Kurie.
  7. D. Stefano Vanni aus dem Institut von Verona, 39 Jahre alt, ein frommer und hervorragender Priester-Missionar.
  8. D. Vincenzo Jermolinski, Pole, ein frommer und gelehrter Missionar, Priester, im Alter von 29 Jahren.
  9. Giuseppe Khuri, 23 Jahre alt, ein frommer und gut ausgebildeter Maronit aus Tripolis in Syrien, Lehrer der arabischen Sprache und Aspirant für den Klerus in der Missionsstation in Khartum.

[3620]

Dann gibt es noch fünf gute Lehrmeister in den Handwerken, drei in Khartum und zwei in El Obeid. Sie sind vorbildlich und von ordentlicher Lebensführung. Unter den siebzehn afrikanischen Schülern sind vier, die den klerikalen Stand anstreben. Über das Institut in Kairo, das von meinem tüchtigen und sehr frommen Missionar und Schüler des Instituts von Verona, D. Bartolomeo Rolleri, geleitet wird, und über die anderen Personen dort wird sie P. Carcereri noch genauer informieren.


[3621]

Im Mädcheninstitut, das von den Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung geleitet wird, sind vier Schwestern in Khartum und drei in El Obeid. Sie werden unterstützt von einer Köchin, die schon Erfahrung hat, mit der ich in Ermangelung von Schwestern das Haus für Mädchen in Kordofan mit noch neun tüchtigen schwarzen Lehrerinnen eröffnet habe. Für die Bedürfnisse der beiden wichtigsten Missionen bräuchten wir mindestens vierundzwanzig Schwestern vom Hl. Josef der Erscheinung. Diese sind nämlich nach meinem Urteil hervorragende Missionarinnen und von größtem Nutzen für die Missionen im Ausland. Aber es ist eine Kongregation, die nur wenige Mitglieder hat. Als ich das vor einigen Jahren feststellte, habe ich in Verona das Institut der Pie Madri della Nigrizia gegründet. Ich habe es mit einem bescheidenen Einkommen ausgestattet, damit sie mir Missionarinnen für Zentralafrika ausbilden. Dieses Institut hat nun ein Schul- und Ausbildungsprogramm für Töchter aus noblen Familien, die verarmt sind. Aber es gibt auch einige Novizinnen, die sich auf das Apostolat in Afrika vorbereiten.


[3622]

Ich habe die Absicht, in Berber das erste afrikanische Haus der Schwestern von Verona unter den Kamillianern einzurichten. Sie berechtigen zu großer Hoffnung. Zentralafrika hat Platz für alle. Ich bin mit den Schwestern des Hl. Josef zufrieden und möchte, dass die Mutter Generaloberin mir eine gute Anzahl gibt, vor allem arabische, die weniger Ansprüche haben und von großem Nutzen wären.


[3623]

In El Obeid habe ich außer dem Grundstück für die beiden Einrichtungen, für das wir keine Steuern zahlen müssen, zwei Lagerräume erworben, die mir im Jahr 1.000 Franken einbringen. In Khartum besitzt die Mission außer dem Grundstück mit den beiden Häusern einen großen fruchtbaren Garten. Ich habe einiges investiert, um ihn zu verbessern. Aber in zwei Jahren wird er netto 2.000 Scudi jährlich erbringen, das entspricht mehr als zehntausend Franken.


[3624]

Die Einkünfte, die ich seit dem 26. Mai 1872 erhalten habe – das ist die Zeit meiner Ernennung zum Provikar bis 26. Mai 1874 –, belaufen sich auf 202.521 Franken in bar und weitere gut 10.000 in Form von Waren und Gegenständen. Während ich hier in Khartum einen kleinen Kassenbestand habe, um Dank der Vorsorge meines Verwalters, des hl. Josef, mit dem Bau weiterzufahren, haben weder ich noch die Mission einen Pfennig an Schulden, weder in Zentralafrika noch in Ägypten noch in Europa, mit Ausnahme von 3.000 Franken, die ich der Generaloberin des Hl. Josef, Sr. Emilie Julien, auf Grund einer freiwilligen Verpflichtung schulde und die ich auszahlen werde, sobald ich die Zuteilung der Propaganda Fide für 1873 erhalten habe.


[3625]

Die Reisen zwischen Ägypten und Zentralafrika sind äußerst kostspielig und außerdem über die Maßen anstrengend. Die von mir geführte erste Expedition mit 31 Personen Anfang 1873 hat mich 22.000 Franken gekostet einschließlich der Vermittlungsgebühren. Sie dauerte 99 Tage von Kairo nach Khartum. D. Losi, der mit vier Schwestern und drei Laienbrüdern kam, brauchte nur 68 Tage. Aber P. Stanislao brauchte zusammen mit einem anderen Missionar von Khartum nach Kairo 75 Tage. Und die gegenwärtige Oberin, die vor zwei Monaten eintraf, war 82 Tage unterwegs. Von Khartum nach El Obeid sind es zwölf Tage, von Khartum nach Berber acht Tage, von Berber nach Suakin dreizehn Tage, von Khartum nach Gondokoro zwei Monate etc. Wie anstrengend die Reisen im Sudan sind, wird Eurer Eminenz der berühmte Herr Tremaux, Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Akademien und des Instituts von Frankreich, sagen. Er kam von Ägypten nach Khartum auf Kosten Seiner Majestät des Vizekönigs von Ägypten. Dabei genoss er alle Bequemlichkeiten, die ein Missionar nie haben kann. Er beschrieb diese Reise in seinem Werk ‚Egypte et Ethiopie‘, zweite Ausgabe, auf den Seiten 357–358. Dort steht die volle Wahrheit:


[3626]

Die Reise zu Wasser, und vor allem auf dem Meer, ist nichts im Vergleich zur Reise auf dem Landweg in jenen Regionen (zwischen Ägypten und Khartum). In der Tat, auf dem Meer legt man zum Beispiel hundert Meilen am Tag zurück. Dabei spielt man auf dem Dampfer Karten. In der Wüste auf Kamelrücken legt man nicht einmal sieben oder acht Meilen in der gleichen Zeit zurück. Dabei muss man unerhörte Hitze und jede Art von Entbehrungen ertragen. In diesem Sinn ist der Sudan zehnmal weiter entfernt als China, zehnmal weiter als die Pole. (2)


[3627]

Über die Mission bei den Nuba wird P. Carcereri Eurer Eminenz alles genau erklärt haben. Bei der Mission unter den Nuba und anderen ähnlichen Missionen wird es – das ist meine Meinung – ratsam sein, das System der berühmten Reduktionen von Paraguay anzuwenden, das die mutigen Patres der Gesellschaft Jesu entwickelt haben. Sie haben aus diesen Ländern eine Schule der christlichen Vollkommenheit gemacht, ein Modell für die katholischen Missionen. Der Häuptling der Nuba, der Cogiur Cakum, schickt mir ständig Abordnungen. Kürzlich schickte er mir eine Menge besten Honigs als Geschenk. Nach dem Charif werde ich damit beginnen, für den Bau der Missionsstation Material nach Ghebel Nuba zu schicken.


[3628]

Es bleibt die wichtige Angelegenheit der Sklaverei und des Menschenhandels mit den Schwarzen. Das Vikariat von Zentralafrika ist der Ort dieses erbarmungswürdigen Schauspiels. Ich hoffe, P. Carcereri hat Ihnen diesbezüglich alles dargelegt. Das war auch der wichtigste Grund, warum ich ihn nach Rom und Wien geschickt habe. Meinerseits werde ich Ihnen brieflich in aller Ruhe die Phasen dieses großen Unglücks der Menschheit darlegen. Ich hoffe, das göttliche Herz Jesu, dem ich feierlich das Vikariat geweiht habe, wird in seiner unendlichen Liebe diese furchtbare Plage aus dem unglücklichen Afrika tilgen.


[3629]

Ich habe alles für eine geordnete Verwaltung der Pfarreien in die Wege geleitet: Ich habe mit einem Rundschreiben angeordnet, den Katechismus von Msgr. Valerga als Text für den Katechismusunterricht im Vikariat zu verwenden. Ich halte ihn für sehr geeignet für diese Länder.


[3630]

Hier haben Sie also einen kurzen Überblick über den Zustand der Mission von Zentralafrika. Wir erhoffen uns allen Segen vom Heiligsten Herzen Jesu, vor allem nachdem der Hl. Vater in seiner Güte meinem von mir in Latein verfassten Gebet für die Bekehrung der Hamiten von Zentralafrika einen Ablass von dreihundert Jahren gewährt hat, und einen vollkommenen Ablass für denjenigen, der es einen Monat lang betet.

Ich bitte Eure Eminenz, sich das unglückliche Afrika zu Herzen zu nehmen und meine tief empfundene Verehrung entgegenzunehmen, mit der ich den heiligen Purpur küsse. Ich unterschreibe in den Herzen Jesu und Mariens.

Ihr ergebener und gehorsamer Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

(1) Dr. Ignaz Knoblecher, Apostolischer Provikar der katholischen Mission von Zentralafrika, eine Lebensskizze von Dr. J. C. Mitterrutzner, Seite 10, Brixen 1869.

(2) Tremaux. Egypte et Ethiopie, deuxième edition: Paris. Librairie de L. Hachette et C.ie, Boulevard St. Germanin 77.


564
Eustachio e Erminia Comboni
0
Khartum
2. 6.1874

Nr. 564 (535) AN EUSTACHIO UND ERMINIA COMBONI

AFC

[J.M.J.]

Khartum in Zentralafrika, 2. Juni 1874

Mein lieber Cousin Euchstachio und meine liebe Cousine Erminia,

[3631]

ich hätte mir alles erwartet, das Unglück von Krankheiten, das Zerbrechen des Glücks, Leiden aller Art, aber dass ein junger Mensch in der vollen Blüte des Lebens und der Hoffnungen, wie Emilio, so rasch sterben sollte, hätte ich nicht erwartet. Er hinterließ zwei untröstliche, liebenswürdige, unvergleichliche Eltern, wie Ihr es seid, und eine treue und engelgleiche Ehefrau, wie es unsere gute Teresina ist. Ich hätte das nie erwartet. Auf einen solchen Schmerz war ich nicht vorbereitet. Ich liebte Emilio sehr, ja zu sehr, um an ein solches Unglück zu denken. Vor allem, weil er der Beste war. Er lebte mit seinen Eltern und war ihr Trost, ihre Stütze. Ich nehme voll und ganz an Eurem großen Schmerz Anteil und identifiziere mich mit Euch, die ihr in Eurer mütterlichen und väterlichen Liebe unübertroffen seid. So fühle ich mit Euch, und ich bin mir bewusst, in was für einen Schmerz Euch der Verlust Eures guten Emilio gebracht hat.


[3632]

Also was ist zu tun? Ihr müsst tapfer sein. Das Leben und die Welt nach dem zu beurteilen, was sie in Wirklichkeit sind, und sich überzeugen, dass wir von Gott sind und dass wir von ihm her leben und zu ihm zurückkehren sollen. In einem Wort: Wenn Du echten Trost finden willst, dann wirst Du ihn nur in der Religion finden. Und da Ihr, Gott sei Dank, Eure Religion immer geliebt und praktiziert habt, hoffe ich, dass sie Euer wahrer Trost sein wird. Ein wahrer Trost, der den christlichen und katholischen Geist aufrichtet und stärkt und ihn befähigt, wie Jesus Christus alle Sorgen und Widrigkeiten dieses Lebens zu ertragen. Das Leben ist ja nur das Fahrzeug in die Ewigkeit. Auch wenn ich den vollen Schmerz des Verlustes von Emilio empfinde, tröstet mich der Gedanke, dass er ein guter junger Mann war, von einem ordentlichen moralischen Leben, dass er seine Religion praktizierte, seinen Nächsten liebte und in der Tat seine Eltern voll respektierte. Sie haben seine echte Liebe und Anhänglichkeit immer anerkannt. Ich wünschte mir, dass alle Jugendlichen von heute wären wie Emilio. Die moderne Gesellschaft wäre glücklicher.


[3633]

Schließlich war Emilio ein guter Sohn, ein sehr guter Ehemann, ein guter Christi und ein guter Bürger. Deshalb hege ich die feste und begründete Hoffnung, dass er seine Seele gerettet hat. Dessen bin ich gewiss. Also schaut mit Eurem vom Glauben erleuchteten Blick auf ihn, Euren Trost, eine große Hilfe für Eure betrübte Seele. Und denkt auch daran, dass wir mit ihm verbunden sind durch das Band des Glaubens und der Liebe und dass wir nach einigen Lebensjahren mit ihm und mit Gott ewig zusammenleben werden. Habt also Mut, betet für ihn, bestärkt Euch in seiner Ehrenhaftigkeit und seinem guten Leben und denkt an Gott und die Jungfrau Maria, die Euch sehr trösten werden.


[3634]

Am ersten Tag nach Semiduplex werden wir in Khartum in meiner kleinen Kathedrale einen feierlichen Gottesdienst feiern. Ich werde ihn feiern und werde hundert Messen zelebrieren lassen. Sobald ich die Nachricht der weiblichen Gemeinschaft mitgeteilt hatte, begannen meinen Schwestern zu weinen. Sie werden für ihn beten und viele hl. Kommunionen aufopfern für Emilio. Das wird ihm ganz gewiss Heil bringen. Also seid mutig, erhebt Euren Geist, schaut auf zum Himmel und lernt vom Verlust Emilios, um Euch zu vergewissern, dass nur eines notwendig ist, das heißt die Rettung Eurer Seelen, was viel mehr wert ist als die mageren und vergänglichen Güter dieses Lebens.

Erinnert euch, oh mein lieber Eustachio und meine liebe Erminia, an mich. (Ihr sollt wissen, dass ich Euch beide immer geliebt habe.) Ich bin immer

Euer ergebener Cousin

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


565
Can. Cristoforo Milone
0
Khartum
6. 6.1874

Nr. 565 (536) AN KANONIKUS CRISTOFORO MILONE

„La Libertà Cattolica“ 160 (1874) pp. 637–638

Khartum in Zentralafrika, 6. Juni 1874

Mein ganz lieber Freund, Direktor der ‚Libertà Cattolica‘,
.

[3635]

ich habe Ihnen versprochen, öfter zu schreiben, was mir nicht möglich war. Ich habe Ihnen ja fast gar nichts geschrieben. Aber ich hoffe, es in Zukunft tun zu können. Ich habe Ihnen viele Dinge zu erzählen, vor allem über den Segen, den Gott über mein Vikariat von Zentralafrika ausgießt. Es ist das größte und bevölkerungsreichste der Welt. Nachdem ich mit Zustimmung des Hl. Vaters und des Hl. Apostolischen Stuhles das Vikariat feierlich dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht habe, scheinen sich die vielen Hindernisse zu verringern in diesem heißen Land, über dem seit vierzig Jahrhunderten der furchtbare Fluch Hams lastet. Ich sage, ich habe Ihnen viele Dinge zu erzählen. Aber die vielen schwerwiegenden Geschäfte meines schwierigen Amtes und der furchtbare Sturz vom Kamel inmitten der Wüste zwischen Kordofan und Khartum haben mich bisher daran gehindert zu schreiben.


[3636]

Erlauben Sie mir einen unbeabsichtigten Fehler zu korrigieren, der in ihrer noblen Zeitung „La Libertà Cattolica“ am 1. Mai in der Nr. 96 in der Religiösen Chronik aufgetreten ist. Da ist ihnen folgender Fehler unterlaufen. Der Hl. Vater beschloss einen Ablass von dreihundert Tagen für ein Gebet zu gewähren, das von mir verfasst wurde für die Bekehrung Afrikas. Es sind nicht dreihundert Tage sondern dreihundert Jahre, die der Hl. Vater gewährte, jedes Mal, wenn man es betete. Also schicke ich Ihnen das wertvolle gedruckte Dokument, so wie es mir von der Hl. Kongregation der Propaganda Fide geschickt wurde. Meine Absicht, diesen Fehler zu korrigieren, ist folgende. Wenn die frommen Leser Ihrer großartigen Zeitung, vor allem die Mitglieder des Klerus in Neapel, lesen werden, welch großzügigen Ablass der Hl. Vater gewährt, werden sie begreifen, was für ein großes Interesse der Hl. Apostolische Stuhl und unser hoch verehrter Papst Pius IX. für diese harte und arbeitsreiche Mission haben. Sie alle werden es jeden Tag beten und von anderen beten lassen. Und so wird sich Afrika durch die große Zusage des „bittet und ihr werdet empfangen“ bekehren.


[3637]

Aus Euren neapolitanischen Diözesen kommen nicht wenige, um sich in meine heilige Miliz einzureihen und um zusammen mit uns die Anstrengungen und die harte Arbeit des afrikanischen Apostolates zu teilen. Ich schicke Ihnen auch mein pastorales Rundschreiben über den Menschenhandel mit Schwarzen, der hier in meiner Mission sein grausames Unwesen treibt.


[3638]

Die Mission in Khartum ist mit zwei wichtigen Instituten ausgestattet, jenes der Missionare und jenes der Schwestern des Hl. Josef mit den dazugehörigen Schulen und Waisenhäusern. Ähnlich ist auch die Mission des Kordofan mit einer Schule für die Afrikaner ausgestattet. Einige von ihnen möchten Geistliche werden. Es gibt ein Institut der Schwestern des Hl. Josef mit Räumen für die Asyl suchenden weiblichen Sklaven, eine Schule für schwarze Mädchen und ein Waisenhaus. Außerdem eine Krankenstation für die verstoßenen Sklaven. Wenn ein Sklave krank ist und man sieht, dass er nicht mehr arbeiten kann, wird er oft zum Fraß der Hyänen und Hunde hinaus auf das Feld geworfen.


[3639]

Nach der Regenzeit werde ich die Mission unter den Völkern der Nuba im Südwesten von Kordofan gründen. Dieses Gebiet hat noch kein Europäer betreten. Mein tüchtiger Generalvikar P. Stanislao Carcereri (er befindet sich gerade in Europa und wird Ihnen auf meine Anordnung hin in Neapel einen Besuch abstatten) war der erste, der in meinem Auftrag eine Erkundungsreise unternommen hat. Ich hoffe, dass sich dieses götzendienerische Volk bald vor dem Kreuz Christi verneigen und es innig anbeten wird. Ich hoffe, in zwei Jahren das Banner des Kreuzes unter den Völkern aufrichten zu können, die an den (bisher geheimnisumwitterten) Nilquellen wohnen. Seine Hoheit der Khedive von Ägypten hat als Generalgouverneur des Weißen Flusses und Äquatorias Seine Exzellenz, den englischen Oberst Gordon, dorthin entsandt. Er ist berühmt durch die Niederschlagung der Rebellen in China und in der Mongolei. Er ist Protestant und ein echter Gentleman, ein sehr vornehmer Herr, ein mutiger Soldat, ein kluger Mann, der die Bischöfe und katholischen Prälaten schätzt, weil er ihren Einsatz in China und in der Mongolei bewundert. Er wird unser Apostolat sehr unterstützen. Er hat mich nach Äquatoria eingeladen. Aber im Moment habe ich nur wenige Missionare. Aber sobald ich in der Lage dazu bin, werde ich auch dort eine Mission eröffnen.


[3640]

Ihre Neapolitaner bereiten mir große Zuversicht. D. Salvatore Mauro, den ich als Oberen und Pfarrer des Kordofan eingesetzt habe, verrichtet seine schwierige Aufgabe mit großer Klugheit und frommer Haltung. Seine ganze Kraft schöpft er aus seiner tiefen Verehrung des hl. Judas Thaddäus. Als ich ihn zum Oberen und Pfarrer dieser fernen Mission ernannte, schrieb ich ihm, dass der von mir als wahrer Oberer ernannte der hl. Judas Thaddäus sei. Das genügte, um seinen Mut zu bestärken und – wie ich sagte – gibt er mir viel Mut.


[3641]

Der Kanoniker D. Pasquale Fiore aus Corato ist Oberer und Pfarrer in Khartum. Er ist dafür geschaffen, Pfarrer zu sein. Neben einem erlesenen Eifer besitzt er auch eine hervorragende Klugheit. Möge der Herr mir viele solcher Missionare schicken.


[3642]

Leben Sie wohl, mein lieber Freund, eifriger Direktor der ‚Libertà Cattolica‘, dem ich mich trotz der Entfernung in Liebe verbunden weiß und der mir ein Trost ist. Hier habe ich weder Zeit, noch möchte ich mich mit der Politik beschäftigen, mit der sich Europa herumschlagen muss. Hier befinde ich mich in einer neuen Welt, die ihre Zivilisation durch den Glauben erwartet. Deshalb gereicht es den Diözesen von Neapel zur Ehre, hier in diesem schwierigen Gebiet auch einige ihrer Vertreter in der (missionarischen) Arbeit zu haben. Ermutigen Sie andere, denn die Ernte hier ist immens.

Ihr ergebener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


566
Sr. Veronica Pettinati
0
Khartum
1. 7.1874

Nr. 566 (537) AN SCHWESTER VERONICA PETTINATI

AP SC Afr. C., v. 8 ff 267–268

Khartum, 1. Juli 1874

Meine beste Schwester Veronica,
.

[3643]

ich habe Ihren Brief vom 30. Mai erhalten. Es tut mir leid, dass Ihnen mitgeteilt wurde, dass die Schwestern, die für Zentralafrika bestimmt waren, ins Krankenhaus gehen mussten. Mir wurde schon vor einiger Zeit mitgeteilt, dass P. Stanislao und die Generaloberin das so ausgemacht hatten. Aber ich habe D. Bartolo bereits geschrieben, dass ich damit nicht einverstanden bin.


[3644]

Die beiden kleinen Häuser in Ägypten habe ich gegründet. Sie dürfen nur von mir wieder aufgehoben werden. Ich werde dem aber niemals zustimmen, außer ich bin durch höhere Gewalt dazu gezwungen. D. Bartolo gehorcht den Anordnungen, die er aus Rom erhielt. Auch wenn Sie verpflichtet sind, D. Bartolo als meinem Vertreter in Ägypten zu gehorchen, gebe ich Ihnen aber dieses Mal folgende Anordnung: Verlassen Sie auf keinen Fall Ihren Posten ohne meine genaue Anordnung oder ohne eine Anordnung der Hl. Kongregation der Propaganda Fide, die Sie direkt oder durch D. Bartolo oder die Generalsuperiorin oder den Apostolischen Delegaten erhalten. Und jedem anderen, falls er Sie auffordert, ins Krankenhaus zu gehen, oder fragt, ob sie Euch für das Krankenhaus bestimmt haben oder ob Ihr in Zentralafrika dienen sollt, antwortet bescheiden und im Gehorsam, dass es notwendig sei, meine Entscheidungen abzuwarten.


[3645]

Ich bin mir noch gar nicht so sicher, dass eine solch schwerwiegende Entscheidung ohne meine Zustimmung erfolgt ist. Deshalb warte ich auf die nächste Post. Und falls es keine Änderung der Anordnungen gibt, werde ich ein Telegramm an D. Bartolo schicken mit der Anordnung, alles einzustellen, bis neue Anordnungen erteilt werden. Die Generaloberin hat mir die Schwestern anvertraut, damit sie Zentralafrika dienen und dass ich sie in die Mission führe und nicht dass sie im Krankenhaus bleiben. Das würde mich in meiner Ehre kränken, und deshalb akzeptiere ich es nicht. Ich habe eine Menge von Gründen, diese Entscheidung nicht anzunehmen, die P. Stanislao zwar zu einem guten Zweck und mit bester Absicht getroffen hat, die mir aber nicht einleuchtet. Ich wiederhole: Bleibt auf Eurem Posten.

Ich empfehle Euch äußerste Klugheit, ich segne Euch. Grüßt mir alle Gläubigen.

Ganz Euer

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar


567
M. Eufrasia Maraval
0
Khartum
3. 7.1874

Nr. 567 (538) AN SCHWESTER EUFRASIA MARAVAL

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

Khartum, 3. Juli 1874

Meine verehrte Schwester Assistentin,
.

[3646]

entschuldigen Sie, wenn ich mich mit einigen wenigen Zeilen an Sie wende, denn ich habe nicht die Kraft, der Generalsuperiorin zu schreiben. Sie ist nicht auf der Höhe ihres Amtes bezüglich meines Vikariates, das heute das wichtigste der Welt ist. Im April schrieb mir P. Stanislao aus Rom: „Ich habe mich mit der Generalsuperiorin über alle Artikel des Vertrages mit den Schwestern geeinigt. Alle Schwestern, die in Kairo sind oder aus Europa nach Kairo kommen werden, um dann nach Zentralafrika weiterzureisen, werden für die ganze Zeit, die sie in Kairo verbringen, im Krankenhaus sein, und sie wird für jede Schwester pro Tag einen Tagessatz zahlen etc.“ Ich habe das nicht für ernst genommen und habe darauf auch nicht geantwortet. Nach einer Woche erreichte mich ein weiterer Brief von P. Stanislao, in welchem er mir schreibt: „Ich bin mit der Propaganda Fide und mit der Generalsuperiorin bezüglich des Vertrages zu Anfang Juli übereingekommen, dass die Schwestern alle ins Krankenhaus gehen werden etc.“


[3647]

Auch dieses Mal habe ich dem keinen Glauben geschenkt, weil sich die Propaganda Fide nicht in diese Angelegenheiten einmischt und alles den Verantwortlichen der Missionen überlässt. Aber ich habe dem Oberen von Kairo, Don Bortolo, geschrieben, dass ich diese Entscheidung nicht akzeptiere. Und wenn die Propaganda Fide die Schwestern anweist, ins Krankenhaus zu gehen, werde ich entsprechende Gründe angeben, warum sie die Schwestern in meinem Haus in Kairo lassen sollen, so dass sie meine Bitten erhören werden. Ja, der Msgr. Delegat hat mir mehrere Male in Kairo wiederholt: Um große Ausgaben zu vermeiden, sollte ich die Schwestern in zwei Räumen des Guten Hirten und Scubra unterbringen und zwei Franken pro Tag zahlen. Ich habe ihm geantwortet, dass meine Schwestern keine Büßerinnen seien etc. Es scheint, dass der Delegat vielleicht selbst diese Idee mit dem Krankenhaus gehabt hat.


[3648]

Es verstrich einige Zeit, und dann schrieb mir P. Stanislao in zwei Briefen: „Der Vertrag mit der Generalsuperiorin wurde verfasst und abgeschlossen in vollem Einverständnis. Die Schwestern in Kairo werden zum 1. Juli ins Krankenhaus ziehen. In der Zwischenzeit hat mir die Propaganda Fide nichts diesbezüglich geschrieben. Also hängt die Angelegenheit entweder von der Generalsuperiorin oder von P. Stanislao ab, dem ich meine klaren Anweisungen gegeben habe, mich von jenen zehn oder zwölf schwarzen Mädchen zu befreien, die meinem Vikariat überhaupt keinen Nutzen bringen, aber die Institute zur Eingewöhnung der Missionare und der Schwestern, die aus Europa kommen, nicht anzurühren, bis ein anderer Delegat kommt, der uns erlaubt, auch für die Afrikaner in Ägypten Gutes zu tun. Denn Bischof Ciurcia und die Franziskaner hindern uns daran und haben uns verboten, uns der Afrikaner in Ägypten anzunehmen.


[3649]

Am vergangenen Sonntag hat mir Don Bortolo geschrieben: „Da die Generalsuperiorin nicht mehr schreibt und keine entsprechenden Anordnungen erteilt, dass die Schwestern ins Krankenhaus umziehen (was mir missfällt), habe ich in Befolgung der Anordnungen und der Verträge zwischen der Propaganda Fide, der Generalsuperiorin und P. Stanislao der Schwester Veronica die Entscheidungen von Rom mitgeteilt, dass sie am 1. Juli ins Krankenhaus umziehen müssen.“ Madre mia, mir hat es die Sprache verschlagen. Dann traf ein Brief von Schwester Veronica ein, die mir voller Schmerz das verkündet, was ihr Don Bortolo gesagt hatte.


[3650]

Da ist mir das Blut in den Kopf gestiegen. Ich bereitete ein Telegramm für Don Bortolo vor, in dem ich ihm befahl, die törichte Entscheidung, die Schwestern im Krankenhaus unterzubringen, nicht auszuführen (da ich glaube, dass die Propaganda Fide überhaupt nichts mit dieser Angelegenheit zu tun hat, denn sonst hätte sie mir geschrieben, für meine Schwestern eine Wohnung im Krankenhaus zu mieten anstatt sie für den Einsatz in Zentralafrika vorzubereiten) und meine Anordnungen abzuwarten. Dann habe ich Schwester Veronica geschrieben und ihr befohlen, sich ohne meine Anordnung nicht vom Fleck zu rühren.


[3651]

So bitte ich Sie, liebe Schwester, der Generaloberin zu erklären, dass ich diese Entscheidung nicht akzeptiere und dass die Schwestern, die für Zentralafrika bestimmt sind, in meinem Haus wohnen müssen und die Zeit der Akklimatisierung in unserem Haus und nicht im Krankenhaus oder beim Guten Hirten verbringen. Denn sie vertraut ja ihre Schwester mir für einen Einsatz in meiner Mission an. Sie muss mir also voll vertrauen, dass ich sie beschützen, ernähren und gut leiten kann. Gott sei Dank, das tägliche Brot hat den Schwestern, die sie mir anvertraut hat, nie gefehlt.


[3652]

Nun, warum will sie die Schwestern, die für Zentralafrika bestimmt sind, im Krankenhaus unterbringen? Das werde ich nie zulassen, solange ich ein Haus in Kairo zur Verfügung habe. Und das Haus in Kairo werde ich immer haben - entweder gemietet oder als Eigentum. Die Gründe ihrer Weigerung sind zahlreich und schwerwiegend, und wenn der Delegat sich weiterhin weigert, hoffe ich Gerechtigkeit von der Propaganda Fide zu erfahren. Ich habe ausreichende Gründe, das zu verweigern, was die Generalsuperiorin will, nämlich die Schwestern im Krankenhaus unterzubringen. (Dass die Generaloberin so weit gekommen ist, scheint mir unmöglich.) Etc.

Nehmen Sie das bitte entgegen, meine liebe Schwester. Gott segne Sie.

Ihr ergebener

Daniel Comboni

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


568
Domenica Comboni
1
Khartum
7.1874

Nr. 568 (539) AN DOMENICA COMBONI

ACR, sez. Fotografie

Khartum, Juli 1874

[Autogramm auf einem Foto.]

569
Convenzione coi Camilliani
0
Khartum
24. 8.1874
[3653]

Um der Verbreitung des Evangeliums unter den ungläubigen Afrikas [Nigrizia] zu dienen, wurde zwischen dem Hochw. Apostolischen Provikar von Zentralafrika und dem P. Generalvikar der Diener der Kranken der folgende Vertrag erstellt, der der Kongregation der Propaganda Fide vorzulegen ist.

I. Getrieben von seiner Nächstenliebe zu den Völkern Afrikas, die die Ärmsten und am meisten Vernachlässigten des Universums sind, stellt der General der Diener der Kranken dem Apostolischen Provikar von Zentralafrika außer den beiden Patres Carcereri und Franceschini noch andere seiner Ordensleute, die bereit wären, in das harte und mühevolle Apostolat von Afrika einzusteigen, zur Verfügung. Sie sollen von erprobter Tugend sein und die vier feierlichen Gelübde der Ordensgemeinschaft des Hl. Kamillus von Lellis abgelegt haben. Dadurch fügen sie aber keineswegs dem Dienst an den armen Kranken und Sterbenden in ihrem Institut einen Schaden zu. Im Gegenteil, sie werden sich nicht nur voll und ganz für die geistliche Betreuung dieser Menschen einsetzen, sondern sie werden sich darüber hinaus mit der Zeit voll darum bemühen, für diese ein kleines Krankenhaus zu errichten und sich sowohl um die geistliche als auch die medizinische Betreuung zu kümmern, da dies doch die vorrangige Zielsetzung ihres Instituts ist.


[3654]

II. Die genannten Ordensleute werden vom P. General der Propaganda Fide vorgestellt. Nachdem sie mittels eines dafür vorgesehenen Examens bestätigt worden sind, erhalten sie den apostolischen Auftrag und reisen an ihren Bestimmungsort.


[3655]

III. Sobald alle einzelnen Ordensleute in der Mission angekommen sind, stehen sie dem Apostolischen Provikar und seinen Missionaren ganz zur Verfügung. Er kann sie dann nach seinem Urteil den verschiedenen Missionen des Vikariates zuteilen. Er wird sie dann für die Zeit, die er für angebracht hält, einsetzen für jegliches Amt vom einfachsten bis zum erhabensten, wie z. B Kapläne im Unterricht, Pfarrer, Beichtväter der Schwestern, Hausobere, Generalvikare etc. etc. Das alles aber versteht sich im Rahmen der folgenden Grenzen und unter den folgenden Bedingungen: 1) Die Ordensleute, die in Afrika eingesetzt werden, hängen von ihrem P. General in der Art und Weise ab, wie es in anderen Ordensgemeinschaften, die Missionen im Ausland haben, üblich ist. 2) Der Provikar und seine Nachfolger können über die Ordensleute je nach den Bedürfnissen der Mission wie ausgemacht verfügen. Dabei werden sie sich jedoch mit den zuständigen Oberen klar absprechen und nicht mit den einzelnen Individuen. 3) Schließlich bezieht sich der Vertrag auf das, was die äußere Ausübung der Dienste in der Mission betrifft, und nicht auf die interne und reine Ordensdisziplin.


[3656]

IV. Die einzelnen Ordensleute, die in den verschiedenen Missionsstationen des Vikariates leben, sind zum Gehorsam gegenüber dem Hausoberen und zur Einhaltung der Hausordnung dieser Niederlassung, zu der sie vorübergehend gehören, verpflichtet.

V. Der Hochwürdige P. General wird der Gruppe der Ordensleute, die für Afrika bestimmt sind, einen Oberen zuteilen, der ihn vertritt und der vor allem die Aufgabe hat, sie zu überwachen, damit sie alle den Ordensgeist des Instituts des Hl. Kamillus de Lellis bewahren und dass sie seine wohltuenden Wirkungen für die Bekehrung Afrikas entwickeln.


[3657]

VI. Der Hochwürdige Apostolische Provikar wird sobald als möglich für ein gut ausgestattetes Haus mit Kapelle, mit Apotheke und kleinem Gemüsegarten oder allgemeinen Garten in dem heilsamen Klima von Berber in Obernubien sorgen. Dort können sich die Missionare treffen, wenn sie gerade nicht im Einsatz in den Missionen des Zentrums sind, um das Ordensleben zu führen, Exerzitien zu machen und den hohen Geist ihres Institutes aufzufrischen.


[3658]

VII. Das Haus in Berber ist ausschließlich Haus der Kamillianer. Sie werden so weit als möglich für das geistliche Wohl sorgen durch die Schule und durch die Betreuung der Kranken. Die Jurisdiktion dieses Hauses erstreckt sich nicht nur auf die ordentliche Pfarrseelsorge der Stadt und der Provinz gleichen Namens, sondern auch auf die Provinzen von Suakin und dem Roten Meer und auf Taka an der nordöstlichen Grenze zu Abessinien, wie auch auf die provisorischen Gebiete der Provinz oder des antiken Königreiches Dongola. Das heißt, bis die Eisenbahn des Sudans fertig gestellt ist, umfasst sie die Betreuung der Christen aller Nationen und jeglichen Ritus.


[3659]

VIII. Wenn der Obere der Kamillianer dem Apostolischen Provikar oder in Abwesenheit für den Dienst in einer anderen Mission des Vikariates zur Verfügung steht, lässt er sich im Haus von Berber von einem anderen Ordensmann seines Vertrauens und der Zufriedenheit des Apostolischen Provikars vertreten für die geistliche und zeitliche Begleitung des Werkes der Kamillianer in allem und für alles gemäß den Normen, die in der Konstitution des eigenen Ordens festgelegt sind.


[3660]

IX. Die Wahl des Ordensmannes, der das Amt des Pfarrers innehaben soll, wird vom Apostolischen Provikar in Absprache mit dem P. General getroffen. Dabei bemüht er sich, dass nach Möglichkeit dieses Amt einem vom Hausoberen verschiedenen Ordensmann übertragen wird.


[3661]

X. Der Apostolische Provikar weist jährlich dem Haus der Kamillianer in Berber die Summe von 5.000 Franken aus den Einkommen des Vikariates zu, die er von den Wohltätervereinen in Europa erhält. Diese Summe wird dem Oberen zu Beginn eines jeden Jahres als Vorschuss in einer oder zwei Raten überwiesen. Diese finanzielle Zuwendung wird von dem Tag an beginnen, an dem eine entsprechende Zahl an Ordensleuten sich dort nieder gelassen haben wird. Das wird geschehen, sobald das Haus und die Kapelle, die dem hl. Kamillus de Lellis geweiht sein wird, fertig gestellt sind. Diese jährliche Zuwendung ist für fünf Jahre vorgesehen. Diese Zeit ist notwendig, um praktisch den Einsatz der Kamillianer beurteilen zu können, wie auch die ungefähre Zahl der Ordensleute, die der Orden zur Verfügung stellen kann, die Kosten des Lebensunterhalts und notwendigen Ausgaben zum Unterhalt des Hauses und der Werke der Kamillianer.

Nach fünf Jahren wird vom Apostolischen Provikar und dem Oberen der Kamillianer ein neuer Vertrag erstellt, der sich auf die praktischen Kenntnisse und Erfahrungen in allen Dingen stützen wird, um definitiv die genaue und notwendige [finanzielle] Zuteilung für die Niederlassung der Kamillianer festzulegen. Dieser Vertrag ist dann Rom vorzulegen. Dieses Haus wird sobald als möglich den Kamillianern als Eigentum zugestanden, oder aber es wird eine Lösung gefunden, die beide Teile für besser halten.


[3662]

XI. Dieser jährliche Zuschuss dient für Verpflegung und Kleidung der Ordensleute, solange sie in Berber leben, und für Reisekosten bei den Besuchen der Stationen, die zum Jurisdiktionsbereich der Kamillianer gehören, wie auch zum Unterhalt und der Verbesserung des Hauses in Berber und zum Unterhalt der angeschlossenen Kirche oder Kapelle, das heißt für die Kosten des Kultes. Die Ordensleute, die in den anderen Missionen des Vikariates ihren Dienst verrichten, leben auf Kosten jenes Hauses, dem sie vorübergehend zugeteilt sind.


[3663]

XII. Alle Reisekosten der Kamillianer-Ordensleute von Europa nach Ägypten und zu der Station des Ordens in Berber, und von dort zu den verschiedenen internen Missionsstationen des Vikariates, wie auch die Rückreisen von den zentralen Missionen bis nach Berber, gehen auf Rechnung des Provikars.


[3664]

XIII. In Übereinstimmung mit dem Provikar muss der Obere der Kamillianer einmal im Jahr seine Ordensleute für einen Zeitraum von wenigstens zwanzig Tagen zusammenrufen, um festzustellen, ob sie den religiösen Geist des Instituts bewahren, und um ihren apostolischen Eifer durch geistliche Exerzitien und die frommen Bräuche des Ordens zu beleben.


[3665]

XIV. Sofern der Obere der Kamillianer in Absprache mit dem Apostolischen Provikar es für angebracht hält, seine Ordensleute auf den verschiedenen zentralen Missionen zu besuchen, gehen seine Reise- und Unterhaltkosten zu Lasten des Apostolischen Provikars.


[3666]

XV. Während die Ordensleute im Haus der Kamillianer und ihren Filialen leben, übernehmen sie Messintentionen nach Anweisung ihres Oberen. Während sie jedoch auf den Missionen im Inneren [des Vikariates] Dienst tun, applizieren sie Messintentionen nach Meinung des Apostolischen Provikars oder des Hausoberen der Niederlassung, der sie zugeteilt sind. Zwei Messen darf der Ordensmann für sich, oder für wen er will, zelebrieren. Außerdem ist er verpflichtet, die von seinem Orden verlangten Messen zu zelebrieren gemäß den Statuten oder allgemeinen Anordnungen des Ordens.


[3667]

XVI. Jedes Jahr im September legt der Obere der Kamillianer dem Apostolischen Provikar einen genauen Bericht über den Fortgang, die Entwicklung und die Verwaltung der Niederlassung und des Werkes der Kamillianer vor. Dieser leitet ihn dann, versehen mit seinen ergänzenden Bemerkungen, weiter an die Hl. Kongregation der Propaganda Fide. Ein gleiches tut derselbe Obere mit seinem P. General, vor allem, was das Leben und das Verhalten der Ordensleute betrifft.


[3668]

All das geschehe zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der unglücklichen Afrikaner in unitate spiritus et vinculo caritatis mit vollem Respekt gegenüber der oben erwähnten hl. Kongregation der Propaganda Fide und der Dekrete und geltenden Regeln für die heiligen Missionen, Amen.

+ Luigi Bischof von Verona

in Vertretung von Msgr. Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

Camillo Guardi

Generalvikar der CC.RR. Diener der Kranken

Ich stimme mit dem oben gesagten überein und approbierte es. Von Seiten der Propaganda Fide steht nichts dagegen, dass dieser Vertrag in Kraft tritt.

Rom, von der Propaganda Fide

24. August 1874

Alessandro Kardinal Franchi

Präfekt


570
Card. Alessandro Franchi
0
Khartum
14. 9.1874

Nr. 570 (541) AN KARDINAL ALESSANDRO FRANCHI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 286–287

Nr. 10

Khartum, 14. September 1874

Hochwürdigster Kirchenfürst,
.

[3669]

auch wenn es erst wenige Tage her sind, dass ich Ihnen geschrieben habe, so muss ich doch Eurer Eminenz meine tiefste Genugtuung mitteilen und zugleich Ihnen versichern, dass ich nicht nur größte Sorgfalt verwenden werde, diese großartigen afrikanischen Töchter des Hl. Josef zu begleiten, sondern ihnen auch beizustehen, den Geist ihrer Berufung zu bewahren und sie weise zum größeren geistlichen Vorteil dieser immensen und mühevollen Mission zu leiten. Von P. Carcereri habe ich nämlich die unterzeichnete Kopie des Vertrages zwischen der Generaloberin der Schwestern vom Hl. Josef der Erscheinung erhalten. Damit soll der Einsatz dieses verehrten Instituts in meinem Vikariat geregelt werden. Außerdem werde ich alles daran setzen, damit allen und jeder dieser Schwestern nichts fehlen möge, selbst wenn ich die Ausgaben und die im Vertrag festgelegte Summe verdoppeln müsste. Diese guten Schwestern setzen wie wir ihr Leben ein, und sie alle weihen sich voll und ganz der Ehre Gottes und dem Heil der unglücklichen Afrikaner ([Nigrizia]. Deshalb haben sie auch ein Anrecht auf alle nur möglichen Hilfen einer väterlichen Fürsorge. Und diese wird von unserer Seite mit Hilfe des Herrn niemals fehlen.


[3670]

Wie in dem Vertrag angedeutet, interessierte mich sehr, dass von der Generaloberin eine tüchtige und kluge Schwester in diesem weit entfernten Vikariat bestellt werde, die sie vertritt und mit der ich bezüglich der Einsatzorte, der Versetzungen und der Angelegenheiten der Schwestern von Zentralafrika verhandeln kann. Diese Schwester muss dann immer die Oberin des Hauses in Khartum sein, denn das ist der ordentliche Wohnsitz des Apostolischen Provikars. Deshalb bitte ich flehentlich Eure gütigste Eminenz, sich dafür einzusetzen, dass die Generaloberin, die ja eine erfahrene Kennerin der Auslandsmission ist, für ein so wichtiges Amt eine ihrer besten Schwestern wählt, die wirklich auf der Höhe ihrer Mission steht, und sie mir sobald als möglich schickt. Ich bin schon dabei, ihr einen Wohnsitz zu bereiten, der ihrer Position würdig ist.


[3671]

Ich beschließe diesen Brief, indem ich Eurer Eminenz gewissenhaft versichere, wie sehr ich diese Schwestern schätze und verehre als Missionarinnen in den Ländern der Ungläubigen. Ich versichere Ihnen, dass ich den arabischen Schwestern unter ihnen in meiner Mission den Vorrang gebe. Ohne die tüchtige und tiefe asketische Ausbildung und jenes weite Ausbildungsprogramm zu haben, das wir bei den hl. Töchtern der Schulen, der Chantal, der Merici und der Dame del Sacro Cuore bewundern, sind doch diese besten Schwestern des Hl. Josef unvergleichlich empfehlenswert wegen ihrer Einfachheit, ihres großen Eifers, ihrer Bereitschaft zu allen Aufgaben als Missionarinnen und wegen ihres Mutes, sich Gefahren aller Art zu stellen, zum Beispiel den langen und gefährlichen Reisen, und selbst den Tod in Kauf zu nehmen, um ihren Dienst gut zu erfüllen.


[3672]

Alle (ich spreche von denen, die ich kennengelernt habe) sind von korrektem Verhalten, moralisch unbescholten, und zwar so, dass sie sich mit der Hilfe Gottes stehenden Fußes den gleichen Gefahren der menschlichen Korruption unter den Ungläubigen aussetzen, um deren Exzesse zu korrigieren, um über die verdorbensten Seelen zu triumphieren und den Wohlgeruch Christi über sie auszusprühen und der Reinheit der christlichen Moral Respekt zu verschaffen. Zu diesen guten Erfolgen tragen der von der Vorsehung bestimmte Schutz des hl. Josef und die Liebe und das Vertrauen bei, das die Schwestern für diesen ihren lieben Vater hegen, wie auch die häufigen Frömmigkeitsübungen und die ständigen Instruktionen der Missionare und die Tatsache, dass sie den Funken ihres hohen Zieles ihrer Mission am Brennen erhalten, das heißt, die Ehre Gottes und das Heil der Seelen, die man nicht erreichen kann, ohne sich ernsthaft um die eigene Heiligung zu mühen.


[3673]

In dem nächsten Brief berichte ich über die verheerende Reise, die der Preuße Dr. Nachtigal (er ist jetzt hier in Khartum) in fünfeinhalb Jahren von Tripolis nach Khartum unternommen hat durch die Königreiche von Bornu, Waday und Darfur, die in meinem Jurisdiktionsbereich liegen, und über die interessanten Informationen, die er mir über diese Völker gegeben hat, und über die Millionen von Sklaven, die noch unter dem Joch Satans seufzen. Unser Generalgouverneur, Ismail Pascha, der mir einen schönen Lobesbrief über unsere Häuser in Kordofan geschrieben hat, greift gerade den Sultan von Darfur an.

Ich küsse ihren heiligen Purpur.

Ihr demütiger und gehorsamer Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika