Nr. 491 (459) An die Propaganda Fide in Paris
APFP, Boîte, G 84, n. 113-
[Statistische Daten über die Missionen und Bemerkungen zu Verwaltung.]
[PS: Dieses Dokument wurde auch an die Glaubensverbreitung von Lyon geschickt.]
Nr. 492 (461) AN MSGR. JEAN FRANÇOIS DES GARETS
Präsident des Werkes der Glaubensverbreitung von Lyon
APFL, Afrique Centrale, 1
Herr Präsident,
mit dem Blick von unserem Institut aus auf die zwei Boote auf dem Nil, die meine apostolische Karawane bis zur Wüste bringen sollen, schicke ich Ihnen mit Freude einige Nachrichten sowie den Rechenschaftsbericht 1872 und den Kostenvoranschlag 1873.
Die ägyptischen Truppen, die vor Abessinien liegen, haben alle Wüstenkamele beschlagnahmt, und die Sanitätsbehörde, die vom Khediven unter dem Vorwand einer Choleraseuche nach Nubien geschickt wurde, hat die Gegend der Tropen und um Theben abgeriegelt und alle Boote eingezogen, so dass unsere große Karawane weder Boote noch Kamele für ihre dreimonatige Reise finden kann. Am 26. November habe ich zwei Missionare und vier Brüder nach Khartum geschickt. Diesen ist es nach einer Wartezeit von zwanzig Tagen gelungen, in Korosko Kamele aufzutreiben. Sie sind jetzt auf dem Weg nach Khartum. Wenn Sie diesen Brief erhalten, werde ich Kairo mit einer Gruppe von mehr als dreißig Männern und Frauen verlassen haben. Es ist das erste Mal, dass Schwestern und Frauen in Oberägypten und Nubien den Nil befahren und die Wüste durchqueren, um das Evangelium zu verkünden. Diese Reise bedurfte großer Vorsicht und vieler Vorbereitungen.
In meinem Brief vom 28. Juli vergangenen Jahres habe ich Ihnen aufgezeigt, dass Sie für die ausgedehnte und schwierigste Mission der Welt viel Gutes getan haben, dadurch dass Sie mir aus großer Nächstenliebe heraus in kürzester Zeit die großzügige Summe von 45.000 Franken geschickt haben. Ich werde nie aufhören, der Glaubensverbreitung zu danken, die mich in die Lage versetzt hat, die Mission zu beginnen. Ohne diesen Betrag wäre es mir unmöglich gewesen.
Vor allem im ersten Jahr sind große Opfer notwendig. Deswegen ist die Glaubensverbreitung das einzige konkrete Werk, das den Beginn der Mission Zentralafrikas ermöglicht hat. Der Wiener Missionsverein, der diese Mission früher einmal sehr tatkräftig unterstützt hatte, musste die finanziellen Rücklagen vieler Jahre zusammenlegen, um mir 6.590 Franken geben zu können. Die anderen Geldmittel stammen von dortigen kleinen Vereinen. Ich bitte Sie deshalb, Ihre Anstrengungen zu verdoppeln, damit Sie mir in diesem Jahr, von dem wir die Hälfte in der Wüste und in Booten, unter freiem Himmel, aber unter dem Schutz Gottes verbringen werden etc., einen großen Betrag gewähren können.
Die beigelegte Abrechnung gibt Ihnen Einsicht in die Lage der Mission, die mit keiner anderen Mission vergleichbar ist, wie ich Ihnen in meinem Brief aus Rom vom 5. Juni klar zu machen versucht habe. Hier muss alles aufgebaut und bezahlt werden, anfangs müssen sogar die Leute gekauft werden. Es bedarf großer Opfer, aber in wenigen Jahren wird sich das Werk der Glaubensverbreitung glücklich preisen können, das Licht des Evangeliums bei den Stämmen Zentralafrikas leuchten zu sehen, wo mehr als hundert Millionen von Ungläubigen das Heil suchen.
Jetzt möchte ich Sie um zwei Gefälligkeiten im Januar bitten:
An Schwester Emilie Julien, Generaloberin der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef in Marseille, 5.000 Franken zu überweisen als Anzahlung für die 8.000 Franken, die ich ihr schulde.
Mir die für das Jahr 1873 vorgesehenen 5.000 Franken zu schicken, denn ich möchte nicht mit so vielen Personen auf einer dreimonatigen Reise auf Grund von Geldmangel in der Wüste stecken bleiben.
Das sind meine Bitten an Sie in diesem Monat. Letzte Woche habe ich von Bischof Ciurcia einen Gutschein von über 2.400 Franken erhalten, wofür ich unendlich dankbar bin. Hier ist die Anschrift meines Vertreters in Ägypten, an den Sie den Geldbetrag und Briefe für mich schicken können: Don Bartolomeo Rolleri, Apostolischer Missionar und Superior der Institute der Afrikaner in Kairo (Ägypten).
Dieser wird den Gutschein einlösen und mir über den Diwan von Kairo das Geld nach Khartum und Kordofan schicken. Die Briefe und die Korrespondenz erreichen mich über den österreichischen Konsul in Khartum. Diese Woche sende ich Ihnen das Foto von der Karawane, die in ein paar Tagen unter meiner Führung aufbrechen wird. Ich werde Ihnen auch einen Bericht von Carcereri schicken, den ich aus Kordofan für die ‚Missions Catholiques‘ erhalten habe und an Laverriere weiterschicke.
Herr Präsident, nehmen Sie meine tiefe Verehrung und ewige Dankbarkeit entgegen.
Ihr ergebener Diener
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Endlich, sagte er, ist der von mir und von Euch, Brüder und Schwestern, so sehr herbeigesehnte Augenblick gekommen, an dem unser lang gehegter Herzenswunsch in Erfüllung geht. Ich danke Euch für die Geduld, mit der Ihr mich während meiner langen Abwesenheit erwartet habt, für die Opferbereitschaft, mit der Ihr viele Entbehrungen, Unannehmlichkeiten und selbst Armut ertragen habt. All das ist mir ein Beweis dafür, wie sehr ich auf Eure Mitarbeit bei dem großen, mühsamen Unterfangen zählen kann, das mir die heilige Kirche anvertraut hat. Die vergangenen Opfer sind vielleicht nichts als eine Kostprobe von den vielen, die uns noch erwarten, um im Herzen Afrikas das Zeichen der Erlösung aufrichten zu können. Doch wir haben keine Angst, da Gott, der uns in den vergangenen Mühen beigestanden hat, uns auch in der zukünftigen Mühsal nicht allein lassen wird.
Wir wollen unser Leben für das Ziel des heiligen Unternehmens einsetzen, und es wird sicher erfolgreich sein. Die Apostel sind gestorben, aber ihr Glauben ist bis zu uns gekommen und wird bis zum Ende der Zeiten bestehen. Wenn einerseits meine lange Abwesenheit Eure Geduld auch auf eine harte Probe gestellt hat, so hat sie doch andererseits die Existenz und Zukunft unserer Mission gesichert. Mit Spenden von Einzelnen konnte ich in Verona zwei große Gebäude kaufen, in denen zwei Institute eröffnet wurden, um Kandidaten für unsere Mission auszubilden.
Die Vereine von Lyon, Köln und Wien haben mir regelmäßige jährliche Zuwendungen für unseren Unterhalt und für alle erforderlichen Spesen zur Errichtung der Mission in Zentralafrika geschickt. Endlich, und das ist das Wichtigste, hat mir die Hl. Kongregation der Glaubensverbreitung mit Genehmigung des Heiligen Stuhls die ganze Mission von Zentralafrika mit dem Titel und der Jurisdiktion eines Apostolischen Provikariats anvertraut. Wir haben nun das Feld erhalten, um die Ernte einzubringen. Jetzt soll unsere Arbeit beginnen, die uns unsere Berufung, die hl. Kirche, die Gläubigen, die uns unterstützen, und das unglückliche Zentralafrika selbst auferlegt haben, das uns vom heißen Inneren seine schwarzen, ausgezehrten Hände entgegenstreckt, die vom Dämon gefesselt sind. Folgen wir also, Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter im Herrn, ohne viel Lärm diesem unwiderstehlichen Antrieb unseres Herzens, der uns zur Rettung eines verlassenen Volkes antreibt, das unter tausend Gebräuchen und Irrtümern leidet. Wappnen wir uns mit dem Schild des Glaubens, mit dem Helm der Hoffnung, mit dem Panzer der Barmherzigkeit, mit dem zweischneidigen Schwert des göttlichen Wortes, und schreiten wir mutig voran, um diese letzte Nation der Erde für das Evangelium zu gewinnen.
Wohlan, zerstören wir die Herrschaft des Satans unter diesen Völkern, und richten wir das glorreiche Banner des Kreuzes auf. Im Glanz dieses Zeichens werden jene Völker das Licht erblicken. Tränken wir mit unserem Schweiß, mit dem Wasser des ewigen Lebens jene glühenden, ausgetrockneten Regionen, und ein neues Volk von gläubigen Anbetern Gottes wird aus ihnen hervorgehen.
Daniel Comboni
Nr. 494 (463) AN EINE SCHWESTER DES HEILIGEN JOSEF
ASSGM, Afrique Centrale Dossier
Assiut (Hauptstadt von Oberägypten)
Sehr verehrungswürdige Mutter,
ich möchte Ihnen einige wenige Mitteilungen von unseren Schwestern zuschicken. Sr. Germana ist die Martha unserer Karawane. Sie macht es bestens. Vergangene Woche sind wir nur langsam vorwärtsgekommen, nun aber haben wir guten Wind. Sr. Magdalena erfreut sich guter Gesundheit, nie habe ich sie so gesund gesehen. Sr. Josephine geht es gut, doch sie hatte eine Brustinfektion. Bei den Vorbereitungen in Kairo hat sie hart gearbeitet. Dasselbe Problem hatte auf dem Schiff begonnen, als wir zwei winterliche Tage und Nächte hatten. Doch ich habe sie im Gehorsam gedrängt, im Bett zu bleiben, und nun geht es ihr gut. Wir tun das Mögliche, für sie zu sorgen, so dass sie die Reise überstehen und im Sudan arbeiten kann. In vierzehn Tagen kommen wir nach Shellal, wo unser Vikariat beginnt. Ich danke Gott, dass er mir die Schwestern vom Hl. Josef geschickt hat.
Die drei, die ich habe, sind Heldinnen. Vertreten Sie meine Sache bei der Generaloberin, damit sie mir im kommenden März noch weitere sechs schickt. Geben Sie unsere Nachrichten an sie weiter und danken Sie ihr für das, was sie für mich getan hat. Diese neue Welt von Zentralafrika gehört dem hl. Josef. Wir beten immer für unsere Generaloberin, für Sie, für die Generalassistentin, für Mutter Caterina, die Oberin von Rom, und für alle Schwestern. Beten auch Sie für uns. Wir befinden uns in den Händen Gottes und im Heiligsten Herzen Jesu. Jeden Tag halte ich den Schwestern und Afrikanerinnen eine Ansprache. Sie sind glücklich, und wie mir scheint sind es gute Leute.
Tausend Grüße an die Generaloberin und ihre lieben Töchter. Beten Sie
für Ihren ergebenen Diener
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Drei Siebtel der Reise von Kairo nach Shellal haben wir in unseren Booten zurückgelegt. Ich hoffe, von Shellal aus in vierzig Tagen Khartum zu erreichen.
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 495 (464) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SOCG, v. 1003. ff. 720–721
Shellal (Unternubien), 7. März 1873
Hochwürdigster Kirchenfürst,
nach einer langen, beschwerlichen Schifffahrt von gut 38 Tagen von Kairo aus bin ich nun endlich im Vikariat von Zentralafrika angekommen. Am 26. Januar brach ich von der Hauptstadt Ägyptens mit zwei großen Booten auf. In einem befanden sich die Missionare und Laienbrüder, im anderen die tüchtigen Schwestern des Hl. Josef und die afrikanischen Lehrerinnen: insgesamt 26 Personen. Der Herr hat uns mit dem Tod eines guten Laienbruders, einem veronesischen Landwirt, heimgesucht, der in Oberägypten auf dem Boot an Pocken erkrankt war. Präfekt P. Angelo ließ ihn in Negadeh bei Theben beisetzen.
Trotz meiner Anstrengungen, so schnell wie möglich mein Vikariat zu erreichen, ist es mir bis jetzt nicht gelungen und zwar:
1. Aufgrund eines Reiseverbots, das zwischen Ägypten und Nubien von der Regierung verhängt wurde wegen einer mutmaßlichen Choleraseuche in Berber, Khartum und Suakin; eine ausgeklügelte Erfindung, um jene Orte der diplomatischen Aufsicht zu entziehen und zu verhindern, dass die Truppenbewegungen des Khediven zur Eroberung Abessiniens ausspioniert werden (diesen Plan hat die Britische Regierung inzwischen vereitelt). Das hat zur Folge gehabt, dass keine Kamele für die Durchquerung der Wüste gefunden werden konnten und die Boote für die Weiterfahrt auf dem Nil knapp wurden. Da keine Kamele aufgetrieben werden konnten, saßen die zwei Missionare und die vier Laienbrüder, die ich am 26. November von Kairo nach Khartum geschickt hatte, um für die zwei Karawanen eine Unterkunft vorzubereiten, 81 Tage lang in Korosko vor der Wüste fest. Es brauchte eine telegrafische Anweisung, die ich über das Konsulat vom Diwan von Kairo angefordert hatte, uns vier Kamele zur Verfügung zu stellen. Zwei weitere warten in Korosko auf mich.
2. Weil die ehrwürdige Generaloberin vom Hl. Josef die Versetzungsbriefe an die für den Sudan bestimmten Schwestern zu spät abgeschickt hat. Diese wurden erst am 2. Januar in Marseille unterschrieben; die Schwestern selbst erhielten sie am 19., nur eine Woche vor der Abreise unserer Karawanen von Kairo. Ich hatte schon längst meine Verpflichtungen den Schwestern gegenüber erfüllt, gemäß der zwischen mir und der Generaloberin in Rom getroffenen Vereinbarung. Aber Gott hat es gefallen, dass ehrenwerte Personen mit nicht sehr fairen Mitteln zu verhindern suchten, die frommen und tüchtigen Schwestern davon abzuhalten, sich an meiner schwierigen und anstrengenden Mission zu beteiligen. Es waren nicht so sehr meine Umsicht und meine Bemühungen, die diese Gefahr abgewendet haben, als vielmehr das Erbarmen Gottes, der mit mitfühlender Sorge über sein Werk wacht.
3. Wegen der vielen Sorgen und Leiden, die wir in Kairo ausgestanden haben, von denen ich Eurer Eminenz nach meiner Ankunft berichten werde; wegen der aufreibenden und zeitraubenden Laufereien, um die Vorräte für die dreimonatige, äußerst beschwerliche Reise von so vielen Personen zu besorgen. Ich musste mich auch um Dinge kümmern, die für die Gründung und bescheidene Einrichtung von zwei wichtigen Niederlassungen im Vikariat notwendig sind.
Meine Anwesenheit in Kairo wäre vonnöten gewesen, um den Erwerb eines Grundstücks für den Bau von zwei kleinen Niederlassungen zur Vorbereitung für die Mission Zentralafrikas gut abzuschließen, um die hohen Mieten für die Häuser zu umgehen. Zu diesem Zweck habe ich bereits mit dem kaiserlichen Vertreter von Österreich-Ungarn, dem Generalkonsul in Ägypten, die nötigen Verhandlungen beendet, damit ich das Grundstück von Seiner Königlichen Hoheit dem Khediven kostenlos bekomme. Es wäre viel nützlicher gewesen, über den stillen Krieg zu wachen, der nach dem Willen Gottes in Ägypten gegen das heilige Werk der Erneuerung Zentralafrikas geführt wird. Einige, die von ihrer Berufung her alles fördern müssten, was zum Ruhm Gottes gereicht, haben versucht oder werden vielleicht noch versuchen, meine jetzt schon großen Schwierigkeiten noch zu vermehren. Sie haben es nicht versäumt, zu unterschiedlichen Mitteln zu greifen, um mir zu schaden.
Meine Arbeit ist an sich schon beschwerlich und schwierig; nur durch die Allmacht Gottes kann sie gelingen. Deshalb habe ich meine ganze Hoffnung auf das Herz Jesu und auf die Fürsprache Marias gesetzt. Ich bin bereit, alles zum Heil der mir anvertrauten Länder zu erdulden, in der Überzeugung, dass das Kreuz das Siegel der Werke Gottes ist, sofern es nicht vom Leichtsinn und der Bosheit herrührt. Gottes Wort stärkt mich: „Qui seminant in lacrimis in exultatione metent.“
Aus all diesen Gründen wäre meine Anwesenheit in Kairo von Nutzen gewesen. Aber nach gründlicher Überlegung habe ich beschlossen, das Institut und meine Angelegenheiten in Kairo der Aufsicht und Klugheit meines tüchtigen Missionars D. Bartolomeo Rolleri anzuvertrauen. Er ist ein Mann von bewährter Integrität, Diskretion und apostolischem Eifer. Seit fünf Jahren arbeitet er ausgezeichnet in meinem Institut von Kairo. So reise ich gleich mit den Karawanen ins Vikariat, da es hic et nunc eilt und mehr dem Plan der Propaganda Fide entspricht, das Vikariat zu besetzen, die Visitation durchzuführen und die Stationen von Khartum und Kordofan ordentlich aufzubauen.
Das Haus in Shellal habe ich in bestem Zustand vorgefunden, aber ohne die Einrichtung im Wert von über 2.000 Scudi. Diese wurde zum Teil verkauft oder abgenutzt, zum Teil gestohlen oder von weißen Ameisen zerstört. Da wir hier ein sehr gutes Klima haben und ein großes, fruchtbares Stück Land besitzen (75.000 Quadratmeter), und Shellal zudem eine immer größere Bedeutung erlangen wird, möchte ich diese Station wiederbeleben und für die Mission nutzen gemäß dem Zweck, für den sie gegründet wurde, wie ich Ihnen nach der Pastoralvisite des Vikariats berichten werde.
Indem ich hochachtungsvoll Ihren heiligen Purpur küsse, verbleibe ich
Ihr demütiger, ergebener und gehorsamer
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Nr. 496 (465) AN DIE GLAUBENSVERBREITUNG VON LYON
„Missions Catholiques“, 203 (1873), Seite 196
Für die Reise von Kairo nach Shellal haben wir 38 Tage gebraucht und werden anderthalb Monate bis nach Khartum benötigen. Wir haben großes Vertrauen in Gott. Er hat uns Mut gemacht, indem er uns auf die Fürbitte der ehrwürdigen Mutter von Canossa, der Tante des Bischofs von Verona und Gründerin der Canossaschwestern, ein Wunder gewährte: Am dritten Tag, also am 10. März, konnte die Kranke aufstehen; heute ist sie vollständig gesund.
Bereiten Sie die Zeitschrift für meinen Bericht über unsere Expedition vor. Ich muss diesen kurzen Brief beenden, da mich der starke Wind am Schreiben hindert.
Daniel Comboni
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 497 (466) AN MUTTER EMILIE JULIEN
ASSGM, Afrique Centrale Dossier
[J.M.J.]
Shellal (Unternubien), 19. März 1873
Ehrwürdigste Mutter,
nach 38 Tagen Fahrt auf dem Nil bin ich nun im Vikariat von Zentralafrika angekommen. Heute haben die Schwestern ihre Gelübde erneuert. Es sind die ersten Ordensschwestern, die Zentralafrika in seinem immensen Gebiet je gesehen hat. Diese drei Schwestern sind Engel: Das darf ich ihrer lieben Mutter aufrichtig und voll Freude bezeugen. Welche Gnaden hat uns der gute Gott erwiesen! Die hl. Jungfrau und der hl. Josef! ... Doch heute darf ich Sie auf noch eine große Beschützerin von Zentralafrika und der Schwestern vom Hl. Josef von der Erscheinung aufmerksam machen, und zwar auf die ehrwürdige Gräfin Magdalena di Canossa, Tante des Bischofs von Verona, deren Heiligsprechung in Rom vorbereitet wird. Obwohl sich Sr. Josephine Tabraui, die ehrwürdige Oberin unserer Schwestern, vierzehn Tage vor ihrer Abfahrt nach Kairo noch recht guter Gesundheit erfreute, erkrankte sie, da sie sich bei den Vorbereitungen für Kairo zu sehr angestrengt hatte. Sie spuckte Blut und wurde von Fieber ergriffen, das nicht mehr von ihr wich.
Ich muss Ihnen sagen, dass es schwierig ist, sie bei der Arbeit zu mäßigen. Sie ist unermüdlich, und trotz meiner Verweise und meiner und der Schwestern Bitten will sie sich nicht schonen. Sie nimmt keine Rücksicht auf ihre Gesundheit, sie ist unbezähmbar. Gott weiß, wie sehr wir uns bemüht und gelitten haben, sie zu bewegen, die glühend heiße Kabine zu verlassen oder sie am Verlassen des Schiffes zu hindern, wenn wir Gegenwind hatten und anhalten mussten. Wir brachen am 26. Januar auf, in der Hoffnung, dass ihr die Bettruhe guttun und ihr Heilung bringen würde. Das Fieber hat sie während der 38-tägigen Fahrt nie verlassen.
Medikamente, Aderlass, Ruhe, Essen, alles war umsonst. Da sie ganz kraftlos war, kaufte ich unterwegs für 145 Franken eine Eselin mit Fohlen, doch die Milch tat ihr gar nicht gut. Wir erreichten unser Haus von Shellal, wo sie sich niederlegte. Um sieben Uhr beichtete sie und empfing die Kommunion. Wir dachten daran, ihr die Krankensalbung zu spenden. Welch ein Schmerz für mich und die Schwestern! Wir beschlossen, mit der ganzen Karawane von 25 Personen in Shellal zu bleiben, um auf die Schwestern zu warten, die Sie mir versprochen hatten, denn weder ich noch die Schwestern wollten die Kranke verlassen, um die Wüste zu durchqueren. Jeder Tag kostete mich 60 Franken.
Wir waren verzweifelt. Wir haben unglaublich viel gebetet, Novenen und Triduen zu allen Heiligen, zum hl. Josef etc. gehalten. Doch am 9. März glaubte ich nicht mehr, sie noch am Leben zu sehen. Auch Sr. Germana wurde von Schüttelkrämpfen und Herzklopfen erfasst. Ich war trostlos. Schließlich beschloss ich, eine Novene zur Marchesa von Canossa zu halten, der Gründerin der Barmherzigen Schwestern von Verona, die viele Wunder gewirkt hat und 1835 gestorben ist. Während der ersten zwei Tagen der Novene verschlimmerte sich der Zustand der Schwester, doch Sr. Magdalena und Faustina, meine Kusine, riefen laut zu Canossa mit der Bitte, ein Wunder zu wirken. Am dritten Tag der Novene wich das Fieber vollständig. Ich wollte ihr Wasser von Salette zu trinken geben. Nein, sagten die Schwestern, wir dürfen ihr nichts geben, es ist die Canossa, die sie heilen muss.
Kurz gesagt, am Ende der Novene, nämlich am 17., stand Sr. Josephine heil und gesund auf und arbeitet nun mehr denn je. Der Husten, der sie aufzehrte, hat fast aufgehört, das Fieber ist nicht wieder aufgetreten. Sie ist nun kräftiger als in Deir-El-Kamar und in Kairo. Heute ist sie viereinhalb Stunden lang auf Kamelen unter sengender Sonne nach Assuan geritten, um mit dem Gouverneur zu verhandeln. Ich hoffe, dass wir binnen vierzig Tagen Khartum erreichen.
Ich bin dabei, dem Bischof von Verona zu schreiben. Ich werde einen Bericht verfassen, den ich der Causa zur Heiligsprechung hinzufügen werde. Die Schwestern haben Gott versprochen, jeden Tag zur Canossa zu beten und in Khartum einen dreitägigen Besinnungstag zu halten und zu fasten, wenn er uns die Gnade schenkt, heil und gesund dort anzukommen.
Sr. Germana ist genesen. Was Sr. Magdalena betrifft, hat sie seit ihrer Abreise von Kairo keine Kopfschmerzen mehr gehabt. Sie ist von der Sonne gebräunt. Seit dem 31. Juli 1864 habe ich sie nicht mehr so gesund und blühend gesehen. Sie arbeitet für zwei, und zwar mit der größten Ruhe und Vernunft. Das Schwierige für die beiden anderen Schwestern ist, dass sie arbeiten wollen. Aus diesem Grund brauche ich mehr Schwestern in diesen fernen Ländern, auch um diese drei wahren Töchter des Evangeliums zu schonen.
Sobald Sie diesen Brief gelesen haben, informieren Sie über seinen Inhalt auch Sr. Maria Bertholon. Sagen Sie ihr, dass ich sie in Zentralafrika erwarte, um sie zu heilen und zur Glaubensbotin zu machen. Grüße an sie sowie an die Generalassistentin, von der wir ein Foto möchten. Schicken Sie mir einige arabische Schwestern, zusammen wenigstens zehn Schwestern. Ich sage nichts über das Apostolat der Schwestern in diesem Land. Jeden Tag kommen Hunderte von Kranken von weit her, um von den Schwestern behandelt zu werden. Sr. Germana ist jetzt die Sr. Rosalia von Tunis: Verstehen Sie mich richtig? ...
Das Dorf Shellal liegt gegenüber der Insel Philae und zählt 500 Einwohner, die den Katarakten (Stromschnellen) entlang wohnen. Wir besitzen am Nil ein schönes Haus mit einem Grundstück von ungefähr sechs Hektar, wo ich einen großen Garten anlegen werde. Das Klima ist herrlich. Wenn nun die Schwestern in diesem Dorf angefordert werden, was geschieht dann in Khartum, in El Obeid, in Kordofan, wo die Bevölkerung viel zahlreicher ist …? Deshalb bitte ich Sie inständig, mir gleich mindestens sieben Schwestern zu schicken. Schicken Sie mir eine gute Apothekerin, denn medizinische Hilfe gehört zum Apostolat. Ich hoffe, dass die Schwestern Mitte April von Marseille abreisen können.
Geben Sie mir fromme Schwestern wie die drei, die ich bei mir habe. Schicken Sie mir wahre Schwestern, wie die vom Krankenhaus in Kairo, weil diese Mission großen Opfergeist verlangt … Ich hoffe, in drei Jahren aus Shellal eine große Missionsstation mit einem sehr schönen Garten machen zu können. Ich werde eine Kirche bauen, ganz aus orientalischem Granit, wie der Obelisk, der auf dem Petersplatz in Rom steht, der von hier stammt.
Ich werde die Mission von Shellal dem hl. Josef weihen. Das Klima hier ist zehnmal gesünder als in Kairo.
Tausend Grüße an die Generalassistentin. Informieren Sie Sr. Caterina in Rom über das Wunder. Ich werde ihr aus Khartum schreiben. Ich warte auf die Schwestern.
Es grüßt Sie im Herrn
Daniel Comboni
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 498 (467) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP Acta, Ponenze, v. 241, f. 689
Hochwürdigster Kirchenfürst,
nachdem wir schon zwei Tage lang zwischen den Katarakten von Halfaia festsitzen und wegen des Gegenwindes nicht weiterkommen, darf ich Ihnen mitteilen, dass ich am 8. November in Kairo Ihre Briefe und am 11. Dezember auch das Reskript vom Heiligen Offizium betreffs Samstagsgebot erhalten habe. Ich danke Ihnen dafür.
Der bekannte Botschafter Englands, Sir Bartle Frère, den Sie mir in Ihrem Brief vom 28. November empfohlen haben, hat mir mit seinem Gefolge in meinem Institut von Kairo einen Besuch abgestattet. Drei volle Stunden lang haben wir über die schwerwiegende Angelegenheit der Sklaverei gesprochen. Obwohl dieser vornehme Herr der anglikanischen Kirche angehört, scheint er doch der philanthropischen Mission, die ihm seine Regierung anvertraut hat, überaus großes Interesse entgegenzubringen. Er war nicht auf dem Weg nach Zentralafrika, das der eigentliche, erbärmliche Schauplatz des Sklavenhandels ist, sondern nach Maskatte in Sansibar. Er möchte mit den dortigen Sultanen Beziehungen anknüpfen, um den Sklavenhandel abzuschaffen, und nach einigen Monaten nach Europa, das heißt nach London, zurückkehren. Wir beschlossen, uns ständig gegenseitig über diese humanitären Angelegenheiten brieflich zu informieren. Das Massaker, das ein anderer Engländer, Sir Samuel Baker, unter den Afrikanern zwischen Gondokoro und den Quellen des Nils anrichtet, wollte ich jedoch vorläufig nicht erwähnen, da ich mir darüber zuerst genaue Informationen verschaffen möchte.
Es scheint jedoch zu stimmen, was mir berichtet wurde. Unser Schiffskapitän versichert mir, dass er drei Jahre lang, bis vor acht Monaten, mit Sir Baker zusammengearbeitet und selbst mit dem kleinen und dem großen Baker Tausende von Afrikanern mit ihren Häuptlingen umgebracht hat, da diese sich geweigert hatten, ihn bis zum Viktoriasee zu begleiten. Darüber aber will ich später berichten.
Das bisherige von den europäischen Mächten und besonders von England angewandte System, den Sklavenhandel zu unterbinden, ist ungeeignet, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Die Sultane werden den Botschafter freundlich und großartig aufnehmen, so wie ihn schon vorher Seine Hoheit der Khedive empfangen hat. Sie werden jeden Vertrag unterschreiben und alle Garantien schriftlich abgeben. Aber nach seiner Abreise werden sie den berüchtigten Handel weiterhin fördern und beschützen, denn er gehört zu den Prinzipien des Korans und ist für sie eine Einnahmequelle und sichert ihnen Komfort. Auf unserer dreimonatigen Reise von Kairo bis hierher zählten wir über vierzig Schiffe, die mit nackten Sklaven und Sklavinnen beladen waren, wie Sardinen zusammengepresst. In der Wüste begegneten uns über zwanzig Karawanen von nackten Sklavinnen, die zu Fuß unterwegs waren und mit Peitschenhieben angetrieben wurden.
Die Karawanen waren am helllichten Tag und vor den Augen der örtlichen Behörden, welche die Hauptakteure sind, in Richtung Kairo und Alexandria unterwegs. Ganz zu schweigen von der großen Zahl von Sklaven, die jedes Jahr aus unserem Vikariat entführt und in die Häfen von Tripolis und Tunis gebracht werden. Ich konnte nur ungläubig den Kopf schütteln, als ich in Berber in der Times folgenden Ausschnitt aus der Thronrede vom 6. Februar las, den die Königin von England im Parlament von London hielt: „Meine letzte Rede, meine Lords und Herren, beschäftigte sich mit den Maßnahmen, die ergriffen wurden, um den Sklavenhandel an den Küsten von Ostafrika wirksam zu beenden. Ich habe einen Botschafter (Sir Bartle Frère) nach Sansibar geschickt. Er überbringt Anweisungen, die bestens geeignet sind, das mir gesetzte Ziel zu erreichen. Er ist kürzlich am Bestimmungsort angekommen und hat sich mit dem Sultan in Verbindung gesetzt.“
Das einzige Mittel, den Sklavenhandel zu beenden, ist die Unterstützung der katholischen Mission in diesen unglücklichen Regionen, in denen dieser abscheuliche Handel ausgeübt und Tausende von armen Afrikanern gewaltsam und in grausamer Weise entführt werden. In Zentralafrika sind jene unglücklichen Geschöpfe den schlimmsten Gräueltaten ausgesetzt. Da diese schreckliche Plage mein Vikariat ganz besonders betrifft, wird sie mich sehr beschäftigen, und es wird viel zu berichten geben. Ich werde die Gelegenheit haben, mit den höchsten Kreisen der großen europäischen Mächte in dieser Angelegenheit zu verhandeln, aber zurzeit geben gottlose und revolutionäre Regierungen den Ton an. Ich werde deshalb keine Schritte unternehmen, ohne vorher alles dem klugen Urteil der Heiligen Kongregation zu unterbreiten. Ich werde nur nach entsprechenden Weisungen vorgehen.
Ich küsse den heiligen Purpur und erkläre mich
Eurer Eminenz gehorsamer und demütiger Sohn
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar
Ich fühle mich wirklich glücklich, meine Lieben, nach so vielen leidvollen Erfahrungen und tiefen Kümmernissen wieder bei Euch sein zu dürfen. Meine erste Jugendliebe galt dem unglücklichen Afrika. Was mir das Liebste in der Welt war, ließ ich hinter mir und kam vor sechzehn Jahren in diese Lande, um meine Arbeit für die Beseitigung des jahrhundertealten Elends anzubieten. Dann schickte mich der Gehorsam wegen meiner angeschlagenen Gesundheit in die Heimat. Die Sümpfe am Weißen Fluss bei Heiligkreuz und Gondokoro machten mir ein apostolisches Arbeiten unmöglich. Ich reiste im Gehorsam ab, aber ließ bei Euch mein Herz zurück. Und als ich, wie es Gott gefiel, wieder genesen war, richteten sich all meine Gedanken und meine Schritte auf Euch.
Heute, bei meiner Rückkehr zu Euch, habe ich mein Herz zurückerhalten, um es in Eurer Gegenwart dem erhabenen und frommen Gefühl der geistlichen Vaterschaft zu öffnen, mit der ich nach Gottes Willen vor einem Jahr vom höchsten Hirten der katholischen Kirche, unserem Herrn Papst Pius IX., betraut wurde. Ja, ich bin schon Euer Vater und Ihr seid meine Söhne; und als solche umarme ich Euch jetzt zum ersten Mal und drücke Euch an mein Herz. Ich danke Euch für den begeisterten Empfang, den Ihr mir bereitet habt. Er ist Ausdruck Eurer kindlichen Liebe und hat mich überzeugt, dass Ihr immer meine Freude und meine Krone sein wollt, so wie Ihr auch ein Teil von mir und mein Erbe seid.
Seid versichert, dass ich in meinem Herzen eine grenzenlose Liebe für Euch habe, und zwar für alle Zeiten und für alle Personen. Ich kehre zu Euch zurück, um nie aufzuhören, Euch zu gehören und ganz Eurem größeren Wohl für immer geweiht zu sein. Bei Tag und bei Nacht, bei Regen und Sonnenschein werdet Ihr mich immer bereitfinden, Euch in Euren geistlichen Bedürfnissen zu helfen. Die Reichen und die Armen, die Gesunden und die Kranken, die Jungen und die Alten, die Herren und die Knechte werden in immer gleicher Weise Zugang zu meinem Herzen haben. Euer Wohl ist das meine, und Eure Leiden werden auch die meinen sein.
Ich werde mich eines jeden von Euch annehmen; und der glücklichste Tag meines Lebens wird der sein, an dem ich mein Leben für Euch hingeben kann. Ich leugne nicht die schwere Last, die auf mir ruht. Als Euer Hirte, Lehrer und Arzt habe ich die Pflicht, über Euch zu wachen, Euch zu unterweisen und, wenn nötig, zu korrigieren. Ich werde die Unterdrückten verteidigen, ohne den Unterdrückern zu schaden, das Fehlverhalten beim Namen nennen, ohne den Sünder zu verurteilen. Ich werde die Skandale und Sünden anprangern, aber auch Mitleid haben mit den Sündern; ich werde die Verirrten suchen, ohne das Laster abzuschwächen. In einem Wort, ich werde Vater und Richter zugleich sein. In der Hoffnung, dass Ihr alle mir helfen werdet, diese schwere Last froh und zuversichtlich im Namen Gottes zu tragen, verlasse ich mich ganz auf Euch.
Ja, ich vertraue in erster Linie auf Dein Werk, oh hochwürdigster Vater und mein geliebter Generalvikar. Du bist der Erste, der mir in diesem Werk der Mission zur Wiedergeburt Afrikas geholfen hat und Du bist der Erste, der das Banner des heiligen Kreuzes in Kordofan aufgerichtet hat und der diesen Völkern die ersten Grundbegriffe des Glaubens und der Zivilisation verkündet hat. Ich vertraue auch auf Euch, geschätzte Priester. Ihr werdet meine Brüder und Söhne in diesem Apostolat sein. Ihr werdet auch meine kräftigen Arme sein, um sein Volk auf die Wege des Herrn zu führen, zusammen mit meinen Engeln des guten Rates. Auch in Euch, verehrte Schwestern, setze ich mein ganzes Vertrauen, die Ihr Euch mir unter vielen Entbehrungen angeschlossen habt, um mir bei der Ausbildung der weiblichen Jugend zu helfen. Und auch in Euch alle, Ihr Herren, vertraue ich, weil Ihr mich immer stärken werdet mit Eurem Gehorsam und Eurer Bereitschaft, die liebevollen Empfehlungen anzunehmen, die ich Euch auf Grund meiner Verantwortung und wegen Eures Wohles geben werde.
Was Euch betrifft, Vertreter seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph, des noblen Protektors dieser weiten Mission, möchte ich mit Freude meinen Dank zum Ausdruck bringen für alles, was Ihr bis jetzt für sie getan habt. Ich beeile mich, die Hoffnung zu äußern, dass Ihr auch weiterhin dem Kreuz den Schutz des Staates gewähren werdet, indem Ihr die Rechte unserer göttlichen Religion verteidigt, falls sie in Vergessenheit geriete oder verletzt würde.
Und nun wende ich mich schließlich an Dich, oh barmherzige Königin Afrikas. Ich erkläre Dich erneut zur liebevollen Mutter dieses Apostolischen Vikariates von Zentralafrika, das mir anvertraut wurde. Ich wage es, Dich zu bitten, mich und all meine Söhne und Töchter unter Deinen Schutz und Schirm zu nehmen, um uns vor allem Übel zu bewahren und uns zum Guten zu führen.
Oh Maria, Mutter Gottes, das große Volk der Schwarzafrikaner schläft noch zum größten Teil in der Finsternis und im Schatten des Todes: führe die Stunde ihres Heiles herbei, beseitige alle Hindernisse, vertreibe die Feinde, bereite ihre Herzen und schicke immer neue Apostel in diese fernen, unglücklichen und notleidenden Gegenden.
Meine lieben Kinder, ich empfehle Euch alle an diesem feierlichen Tage der Heiligkeit der Herzen Jesu und Mariens. Ich opfere für Euch das wohlgefälligste der Opfer dem allmächtigen Gott und bitte ihn demütig, über Eure Seelen das Blut der Erlösung auszugießen, um sie in der Wiedergeburt zu gewinnen, zu heilen und sie zu verschönern, je nach ihren Bedürfnissen, so dass diese heilige Mission für Euch Heil bringend sei und die Ehre Gottes mehre. Und so sei es.
Daniel Comboni
[Der Text wurde von P. Carcereri aus dem Arabischen übersetzt.]
Nr. 500 (469) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SOCG, v. 1003, ff. 724–725
Hochwürdigster Kirchenfürst,
nach 98 Reisetagen erreichte ich mit der großen Karawane endlich Khartum. Es fehlen mir die Worte, um die Leiden, Entbehrungen, Mühen und Vorfälle, die uns auf dieser gefährlichen und beschwerlichen Reise begleitet haben, zu beschreiben, sowie die Hilfe und die himmlischen Gnaden, die uns zuteil geworden sind. Die Heiligsten Herzen Jesu und Mariens, auf die wir unsere ganze Hoffnung gesetzt und zu denen wir gebetet hatten, haben uns aus allen Gefahren errettet und alle Mitglieder der ansehnlichen Karawane in wunderbarer Weise beschützt, besonders auf der beschwerlichen und schrecklichen Strecke durch die Wüste Atmur. Bei 48 Grad Réaumur von Mittag bis vier Uhr nachmittags ritten wir dreizehn Tage lang täglich sechzehn bis siebzehn Stunden auf Kamelrücken. Am 4. dieses Monats erreichten wir gesund und wohlbehalten Khartum. Am gleichen Tag schon teilten wir unsere Ankunft per Telegramm mit, ich nach Kairo und der österreichisch-ungarische Konsul nach London.
Da ich sehr müde bin, erzähle ich Ihnen jetzt nichts vom positiven Eindruck, den unsere Ankunft in Khartum und im Sudan hervorgerufen hat. Ich gehe weder auf die Belange und den Zustand der Mission ein, noch auf das Wunder, das die im Rufe der Heiligkeit verstorbene Magdalena di Canossa für meine Oberin Sr. Giuseppina Tabraui gewirkt hat. Sie hat sich am dritten Tag der Novene von der tödlichen Krankheit erholt und die Reise durch die Große Wüste unversehrt überstanden etc. etc. Darüber werde ich Ihnen noch in diesem Monat berichten. Jetzt möchte ich Sie nur über die glückliche Ankunft der Karawane in Khartum informieren. Mein Generalvikar hat sie bestens vorbereitet. Ich hatte ihn deswegen drei Monate vorher, nach der Abreise der beiden Franziskaner, die diese Station betreut hatten, hierher geschickt.
Kaum hatte ich bei den ersten Katarakten des Nils [Stromschnellen] mein Vikariat betreten, begann ich gleich, den türkischen Gouverneuren den großen Firman [Empfehlungsschreiben] zu zeigen, den Seine Apostolische Majestät Kaiser Franz Joseph I. vom großen Sultan in Konstantinopel für mein Vikariat von Zentralafrika erhalten hatte. Deshalb wetteiferten alle türkischen Beamten, uns in allem während der langen und katastrophalen Reise entgegenzukommen. In Gondokoro wurden uns innerhalb von nur zwei Tagen 65 Kamele für die Reise durch die Wüste zur Verfügung gestellt. In Berber stellte uns der Gouverneur sein eigenes Schiff für die vierzehntägige Reise nach Khartum zur Verfügung etc. Mein Einzug in meinen Wohnort war ein wahrer Triumph, der mich verwirrte. Der österreichische Konsul kam in Galauniform zum Schiff, gefolgt von der gesamten christlichen Kolonie von Khartum, begrüßte mich mit bewegten Worten und beglückwünschte mich im Namen Seiner Apostolischen Majestät zu meiner Ernennung als Provikar und zu meiner Ankunft im Vikariat. Er dankte mir im Namen der gesamten christlichen Kolonie des Sudans und der Stadt Khartum, dass ich als erster Schwestern für die Erziehung der weiblichen Jugend in den Sudan gebracht habe. Dann lud er mich ein, von meinem Wohnsitz Besitz zu ergreifen.
Nach einigen passenden Worten meinerseits stellte ich die Missionare und Schwestern vor. Dann schritten wir unter Mörserknall und Gewehrsalven durch die Stadtviertel, begleitet von den Missionaren und dem Konsul mit seinem Geleit, gefolgt von der gesamten christlichen Kolonie. Schließlich betrat ich die Kirche und dann meine großartige Residenz. Dort stellte mir der Konsul die wichtigen Persönlichkeiten der Kolonie vor. Am Abend besuchte mich, ebenfalls mit zahlreichem Gefolge, der türkische Chef der Generalregierung des Sudans. Er beglückwünschte mich zu meiner Ankunft und bot mir seine Dienste an, entsprechend meinen Wünschen. Wir wollen das Beste hoffen!
An die Worte des Konsuls anschließend wurden herzliche Dankesworte an Papst Pius IX. gerichtet, der das Vikariat wiederbelebt und Schwestern hierher geschickt hat, um der Mission zu helfen. Der Doktor Angelicus betete so: „Da mihi, D.ne, inter prospera et adversa non deficere, ut in illis non extollar, in istis non deprimar.“ Nach den Hosannarufen bereite ich mich nun auf das „Crucifige“ vor.
Gestern habe ich also meinen feierlichen Einzug gehalten. In meiner Predigt auf Arabisch legte ich mit klaren Worten die Aufgabe dar, die mir der unsterbliche Pius IX. anvertraut hat. Neben den über 130 Katholiken nahmen auch zahlreiche Häretiker aller Richtungen teil, Muslime und Heiden. Die Kapelle, die Säulengänge und der Innenhof waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Es wurde mir gesagt, dass in Khartum seit elf Jahren das Wort Gottes nicht mehr verkündet worden sei, was ich kaum glauben kann. Hier erwartet uns nicht wenig Arbeit. Außer zwei Familien leben alle im Konkubinat. Ich vertraue auf die Gnade des Heiligsten Herzens Jesu, dem ich am vierten Sonntag im August, der dem Heiligsten Herzen Mariens geweiht ist, in feierlicher Weise mein gesamtes Vikariat weihen werde. Das Heiligste Herz Jesu, das die Mitglieder des Gebetsapostolats anrufen, wie mir P. Ramière schrieb, muss das Wunder der Bekehrung von hundert Millionen Seelen bewirken, die in dieser großen Mission leben.
Die neue Mission von Kordofan scheint gut angelaufen zu sein. Ich brauche aber Geld für die Gebäude. Die Schwestern und die afrikanischen Lehrerinnen sind in Khartum in einem Mietshaus untergebracht, das drei Minuten vom Missionsgarten entfernt liegt und vom Garten durch eine breite Straße getrennt ist.
Es senden Ihnen Grüße mein Generalvikar P. Stanislao, meine Missionare, meine Schwestern und
Ihr unwürdiger Sohn,
der Apostolische Provikar
D. Comboni