Schriften

Suche
Erweiterte Suche - Klicken Sie hier, um Ihre Suche zu verbessern
N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
641
P. Stanislao Carcereri
0
Berber
3. 1.1876
[4019]

An unseren geliebten Bruder und Sohn P. Stanislao Carcereri, Präfekt der Krankenpfleger in Berber, Apostolischer Missionar, Gruß und Segen!


[4020]

Kraft unserer Autorität, die uns der Heilige Apostolische Stuhl verliehen hat, und kraft unseres Vertrages mit dem Hochwürdigsten Generaloberen des Ordens des Hl. Kamillus, P. Guardi, ernennen wir mit diesem Dekret unseren geliebten Mitbruder und Sohn, den Hochwürdigen P. Stanislao Carcereri, zum Oberen, Pfarrer und Erforscher der neuen Mission von Ghebel Nuba. Wir erteilen ihm die Vollmacht, das Sakrament der Firmung zu spenden und auch von jenen Sünden loszusprechen, die in der Bulle „Apostolicae Sedis moderationi, ad exceptionem absolutionis complicis in peccato turpi“ aufgezählt sind.


[4021]

Von seiner Ankunft in Delen bis zu neuen Anordnungen und während seiner Präsenz bei den Nuba erlöschen die Vollmachten unserer geliebten Söhne D. Luigi Bonomi und D. Gennaro Martini, die ihnen als Oberer und Pfarrer in Nuba zustehen. Alle anderen von mir erteilten Vollmachten erlöschen aber nicht, außer das Recht von P. Martini, die Firmung zu spenden. P. Carcereri kann die beiden erwähnten eifrigen Nuba-Missionare nach seinem Dafürhalten zur Mitarbeit heranziehen. Was die Erforschung der wichtigeren Ortschaften betrifft, muss ein Protokoll mit dem Gutachten aller drei erstellt und uns zugeschickt werden. Unser Erstgeborener P. Carcereri wird nach Anhören der beiden anderen den günstigsten Ort für die Gründung einer Mission auswählen und bestimmen.


[4022]

Von den Stationen Khartum und El Obeid kann er jene Gegenstände mitnehmen, die ihm zur Erfüllung seiner Aufgabe notwendig und angebracht erscheinen. Dazu haben wir die entsprechenden Anordnungen gegeben.

Gegeben zu Berber, am 3. Januar 1876 (L.S.)

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

Der Sekretär

D. Paolo Rossi


642
Card. Alessandro Franchi
0
Cairo
11. 2.1876

Nr. 642 (613) AN KARDINAL ALESSANDRO FRANCHI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 393–394

[J.M.J.]

Alt-Kairo, Institute für Afrikaner

11. Februar 1876

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[4023]

wie Sie sicher von meinem vortrefflichen Sekretär D. Paolo Rossi erfahren haben, bin ich über die Wüste Suakin und das Rote Meer glücklich in Kairo angekommen. Hier habe ich nun fast all meine Aufgaben erledigt und wünsche nun sehnlich nach Rom zu reisen, um mit Ihnen die Angelegenheiten meines Vikariats zu besprechen, das Gott sei Dank trotz aller gegenteiligen Anstrengungen der Hölle gute Fortschritte macht.


[4024]

Nach meiner Rückkehr aus dem Gebiet der Nuba habe ich erfahren, dass einer meiner guten Missionare einen Bericht an die Heilige Kongregation geschickt hat, in dem Khartum angeklagt wird, Briefe zu öffnen. Da besonders mein Sekretär dessen bezichtigt wird, habe ich ihn bereits zu Ihnen geschickt, damit Sie ihn nach Ihrem Gutdünken befragen. Weder er noch ich noch sonst irgendjemand hat jemals daran gedacht, Briefe von Missionaren zu öffnen, und noch weniger Briefe an die Höheren Oberen. Mein Sekretär D. Paolo Rossi ist ein tugendhafter, aufrechter, intelligenter und sehr kluger junger Missionar. Er ist vom Geist Gottes beseelt und voll Seeleneifer: ein ausgezeichneter Missionar. Obwohl erst 27 Jahre alt, hat er das Urteilsvermögen, den Verstand und die Klugheit eines fünfzigjährigen guten Mannes. Sollte Eure Eminenz noch weitere Informationen über ihn wünschen, können Sie bei Bischof Canossa von Verona nachfragen. In seinem Seminar war D. Paolo immer der Klassenprimus, nicht nur in allen theologischen Fächern, sondern auch im geistlichen Leben, im Benehmen und im Urteilen. Aber Rom hat eine lange Nase, besonders die Propaganda Fide, und wird deshalb alles selber herausfinden.


[4025]

Ihren letzten Brief habe ich in Berber erhalten. Es war der Brief Nr. 4 vom 10. November 1875. Danach ist keiner mehr angekommen. Mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit hat mir der Herzog von Modena (der mir wenige Tage vor seiner Krankheit einen langen Brief mit 2.000 Goldfranken geschickt hatte) 100.000 Franken vermacht. In Kürze werde ich vom verdienten Grafen Chambord, dem ich meine Teilnahme ausgedrückt habe, Genaueres erfahren. Der hl. Josef ist der wahre Vater von Nigrizia.

In der Hoffnung, Sie bald zu sehen, küsse ich Ihren heiligen Purpur und verbleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Ihr ergebener, demütiger und unwürdiger Sohn

D. Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


643
P. Stanislao Carcereri
1
Cairo
14. 2.1876

Nr. 643 (1211) AN P. STANISLAO CARCERERI

AGCR 1694/114

Kairo, 14. Februar 1876

[Einige Bemerkungen Combonis zu einem Brief.]


Alcune parole del Comboni su una lettera.
 

644
Jean François des Garets
0
Cairo
18. 2.1876

Nr. 644 (614) AN GRAF JEAN FRANÇOIS DES GARETS

APFL, Afrique Centrale, 4

[J.M.J.]

Kairo, 18. Februar 1876

Herr Präsident,

[4026]

ich gebe Ihnen zwei Hinweise für die Aufteilung. Ich bin Ihnen unendlich dankbar für die Unterstützung im vorigen Jahr, von der ich in Ghebel Nuba erfahren habe. Ich bitte Sie inständig, mir auch dieses Jahr kräftig unter die Arme zu greifen, da ich Ihre Hilfe noch notwendiger brauche. Demnächst werde ich Ihnen zwei Berichte über das Vikariat schicken, den einen für Lyon und den anderen für Paris. Ich erwähne hier eine bemerkenswerte Tatsache, um die Wichtigkeit der in Kairo im Bau befindlichen Gebäude zu unterstreichen. Von 1848 bis 1860 starben von vier europäischen Missionaren, die nach Zentralafrika kamen, zwei im ersten und wenigstens ein weiterer im zweiten Jahr. Die Hälfte der Missionare starb immer im ersten Jahr. Hingegen vom 26. Oktober 1870, dem Tag, an dem ich die ersten Kundschafter nach Kordofan geschickt hatte, bis heute (über fünf Jahre), ist kein europäischer Missionspriester gestorben. Fünfzehn europäische Priester sind nach Afrika gekommen, und alle sind noch voll im Einsatz.


[4027]

Ich bitte Sie, Herr Präsident, von der nächsten Geldüberweisung 10.000 Franken an Don Rolleri nach Kairo zu schicken, damit wir den Bau der zwei Häuser weiterführen können. Die achtzehn Monate, die uns die ägyptische Regierung für die Investition von 50.000 Franken gewährt hat, gehen im kommenden März zu Ende, aber ich habe eine Verlängerung von einigen Monaten erhalten. Nach Erledigung meiner Geschäfte hier in Kairo werde ich nach Rom reisen.

Indem ich Ihnen und allen Mitgliedern des Komitees meine Ergebenheit und Dankbarkeit bezeuge, verbleibe ich, Herr Präsident, in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Ihr Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]
 


645
P. Camillo Guardi
0
Cairo
26. 2.1876

Nr. 645 (615) AN P. CAMILLO GUARDI

AGCR, 1700/39

[J.M.J.]

Kairo, 26. Februar 1876

Hochwürdigster Pater,

[4028]

ich habe Ihren geschätzten Brief vom 10. Februar erhalten. Mir soll es so recht sein. Ich werde Ihre zwei gewünschten Bedingungen erfüllen. Die erste ist ohne Zweifel in Ordnung. Die zweite verstehe ich nicht. Ich werde aber alles Ihrem reifen Urteil unterbreiten. Sollten Sie es aber für notwendig erachten, werde ich auch die zweite Bedingung erfüllen, obwohl ich mit dem Druck einer Sache gar nichts zu tun habe, von der ich nichts gewusst habe. Ich bin jedoch ein Gentleman. Ich werde Ihnen mein Herz öffnen, das scheinbar nicht besonders gut verstanden worden ist. Alles wird für das Wohl von Zentralafrika und seine Mitarbeiter getan werden.

Nehmen Sie bitte meine Wertschätzung entgegen.

Ihr im Herrn ergebener

Daniel Comboni

Provikar von Zentralafrika


646
Marchesa D'Erceville
0
Cairo
4. 3.1876

Nr. 646 (616) AN MARKGRÄFIN D'ERCEVILLE

„Annales de l'Œuvre apostolique“ (Mai 1876), pp. 58–60

Kairo, 4. März 1876

Frau Präsidentin,

[4029]

Ihr Brief vom 5. Juli hat mich in Ghebel Nuba erreicht, wo ich Augenzeuge der trostlosen Lage der Sklaven geworden bin. Um fünfhundert Sklaven einzufangen, werden zweihundert umgebracht. Männern und Frauen wird ein Seil um den Hals gelegt, sie sind monatelang barfüßig unterwegs und werden dann verkauft. Meine Reise von der Hauptstadt von Kordofan bis Kairo über Suakin und das Rote Meer hat mehr als zwei Monate gedauert. Nach Erledigung meiner Geschäfte in Kairo werde ich die Reise nach Rom antreten. Von dort aus werde ich Ihnen einen ausführlichen Bericht über das Vikariat und die gute Arbeit des Apostolischen Werkes schicken, die es leisten kann und bis heute geleistet hat.


[4030]

Erlauben Sie mir, dass ich Ihre wohlwollende Aufmerksamkeit auf die Lage meines unermesslich großen Vikariats lenke, das größer als Europa und überaus schwierig und mühselig ist. Ich habe jetzt keine Zeit zum Schreiben, ich bitte Sie nur, meinem Vikariat von allem einen guten Teil zukommen zu lassen, besonders Stoffe für die Missionare und die armen Frauen. Diese brauchen feste Sachen, da sie in kleinen Hütten wohnen und auf dem Boden schlafen. Sie werden die Kleider erhalten, aber bis jetzt ist es uns unmöglich gewesen, sie ihnen zu geben. Die Kleider dienen ihnen nachts in ihren Hütten. Untertags ist es sehr warm, nachts aber verhältnismäßig kalt. Wer sich nicht zudecken kann, friert. Bei zwei Nuba-Stämmen habe ich nur den Obersten mit einer Wolldecke gesehen, die wir ihm gegeben haben. Alle anderen schlafen ohne Decke, also vollständig nackt, außer wer ein Fell besitzt. Entschuldigen Sie diese traurigen Einzelheiten. Der Großteil meines Vikariats ist rückständiger als unsere Väter zur Zeit von Adam und Eva, was Zivilisation und Gebräuche betrifft. Deswegen kann das großartige von Ihnen gegründete und jetzt so blühende Werk dem Vikariat von Zentralafrika wertvolle Hilfe leisten.


[4031]

Fast alle Güter, die Sie mir vor zwei Jahren geschickt hatten, sind in den Nilkatarakten [Stromschnellen] untergegangen. Unter den Sachen befand sich eine volle Messausstattung, die ganz ruiniert angekommen ist. Gott sei Dank ist das seit 1848 nur einmal vorgekommen, und hoffentlich auch das letzte Mal. P. Carcereri hat aus Gründen der Sparsamkeit die Route über die Katarakte genommen: sein Boot ist auseinandergebrochen und versunken. Für mich bedeutete das einen großen Verlust. So ist es eben, die französische Nächstenliebe aber ist unerschöpflich. Außer bei der Messe sehen wir hier nie Wein. Ich habe in Ihren so interessanten und trostreichen Annalen gelesen, dass es jetzt in Bordeaux für die Missionare Messwein in Flaschen gibt. Was für eine bewegende Nächstenliebe! Legen Sie auch Fleischbrühe für unsere Kranken bei.


[4032]

Schicken Sie mir bitte sowohl Wein als auch Fleischbrühe. Ich kann die Entbehrungen, die wir hier in Zentralafrika auf uns nehmen, nicht beschreiben. Die Missionen im Orient, in Indien, China, Amerika und Australien schwimmen im Überfluss im Vergleich zu uns. Während Sie also jene ehrwürdigen Glaubensboten unterstützen, die sicher auch ihre Kreuze zu tragen haben, denn das ist das Los der Arbeiter Gottes, vergessen Sie dabei aber nicht Zentralafrika und schicken Sie mir eine volle Ladung.


[4033]

Sie erinnern sich noch an die Zeit des Vatikanischen Konzils 1870, als Sie wegen Ihrer großartigen Werke in Rom waren. Mein Werk war damals noch recht klein: Ich hatte nur zwei armselige Häuser in Kairo für afrikanische Mädchen. Inzwischen haben die Herzen Jesu und Mariens dieses Werk gesegnet. Ich habe zwei Häuser in Verona, zwei in Kairo, zwei große Institute in Khartum, zwei in Kordofan und zwei in Ghebel Nuba. Ich habe den Auftrag, die schwierigste Mission der katholischen Kirche aufzubauen. Sie muss so gefestigt werden, dass sie ewig bestehen kann und die Fahne des Kreuzes dort aufgerichtet wird, wo das Wort Gottes noch nie verkündet worden ist.

Preisen Sie mit mir die Herzen Jesu und Unserer Frau vom Heiligsten Herzen Jesu, den hl. Josef, die heiligen Petrus und Paulus. Grüßen Sie mir alle geschätzten Frauen des Werkes.

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


647
Contessa Ludmilla di Carpegna
0
Cairo
4.3.1876
[4034]

ganz ehrlich gesagt, ich habe ein schlechtes Gewissen, da ich Ihnen seit drei Jahren nicht mehr geschrieben habe. Im Anschluss an meine Ernennung zum Provikar eines der größten und mühsamsten Vikariate habe ich solche Mühen auf mich genommen und so viel durchgemacht, dass es an ein Wunder grenzt, dass ich überhaupt noch am Leben bin. Aber ich habe jeden Tag für Sie und für Ihre edle Familie gebetet, die ich sehr liebe und die mit unauslöschlichen Buchstaben in meinem Herz eingraviert ist. Fast keine Stunde vergeht, ohne dass ich an Sie denke.


[4035]

Im Verlauf dieser drei Jahre habe ich lange Reisen auf dem Kamel unternommen, die Missionen von Kordofan, Ghebel Nuba und Berber gegründet und Gottes Zelte aufgerichtet, wo bis jetzt der Tod geherrscht hat. Vor achteinhalb Jahren habe ich allein, ohne menschliche Hilfe und unter dem Schutz von Bischof Canossa mein Werk begonnen. Jetzt besitze ich zwei Gebäude in Verona, zwei in Kairo, zwei in Khartum, zwei in Kordofan, zwei in Ghebel Nuba und eines in Berber. In diesen unseligen und schwierigen Zeiten habe ich über 800.000 Franken ausgegeben. Das ist ein klarer Beweis dafür, dass mein Unternehmen das Werk Gottes ist. Ich möchte jetzt aber nicht von diesem Werk sprechen, sondern werde es später einmal mündlich tun. Ich würde gerne Don Orazio und Guido schreiben, aber ich bin vor Kälte erstarrt, denn in den heißen Wüsten von Zentralafrika bin ich geröstet worden. Am 4. November habe ich mich mit meinem Begleiter, zwei Schwestern des Hl. Josef und einem Hausangestellten in sicherer Todesgefahr befunden. Vom Fieber geplagt, ohne Nahrung und Wasser, nachts von fünf brüllenden Löwen umgeben, neun Stunden von einer schmutzigen Wasserstelle entfernt, die ganze Nacht unter Löwenmusik, welche die armen Schwestern vor Angst zum Zittern brachte, auf der harten Erde sitzend, hatte ich keine Hoffnung mehr, mit dem Leben davonzukommen. Aber Gott sei Dank, nach vier Monaten mühsamster Reise bin ich noch imstande, von Kairo aus in bester Gesundheit der Prinzessin Falconieri zu schreiben (wenn auch starr vor Kälte) und meinen Schlachtruf zu erheben: „Afrika oder Tod.“


[4036]

Grüßen Sie mir Ihre edle Schwester, Ihren Prinzgemahl, meinen lieben Guido und seine engelgleiche Gemahlin, den Grafen Filippo, den treuen und lieben Nannucci, an den ich mich stets erinnere. Oh! Mit welcher Freude werde ich in einem Monat die Kinder von Guido treffen, die sicher kräftig gewachsen sind. Wie freue ich mich, Sie, Prinzessin, zu begrüßen.

Ich bin stets

Ihr ergebener und zugeneigter

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


648
Mgr. Joseph De Girardin
0
Cairo
8. 3.1876

Nr. 648 (618) AN MSGR. JOSEPH DE GIRARDIN

ACR, A, c. 14/137 n. 2

[J.M.J.]

Kairo, 8. März 1876

Monsignore,

[4037]

nachdem ich vor mehr als einem Jahr die Ehre hatte, Ihren Brief vom 28. Juli 1874 in Empfang zu nehmen, habe ich Ihnen am 20. Oktober vergangenen Jahres von Ghebel Nuba aus einen Brief und einen Bericht über mein riesiges Vikariat von Zentralafrika geschickt und Sie eindringlich um Hilfe gebeten. Da die Post zwischen Ghebel Nuba und Kordofan nicht funktioniert, müssen wir unsere Briefe zwei Afrikanern anvertrauen, die wir auf unsere Kosten im Gebiet der Nuba nach El Obeid, die Hauptstadt von Kordofan, schicken. Manchmal erreichen die Briefträger nicht ihren Bestimmungsort, da sie unterwegs den mörderischen Baggara in die Hände fallen und ausgeraubt oder verkauft werden. So können mein Brief und mein Bericht wie viele andere meiner Briefe verloren gegangen sein, da sie in Kordofan nie angekommen sind.


[4038]

Ich bin von Kordofan gleich nach meiner Ankunft aus Ghebel Nuba abgereist. Am 30. Oktober bin ich losgefahren und über Khartum, Berber und Suakin am Roten Meer im Februar in Kairo angekommen. Von hier aus richte ich mit diesem Brief die dringende Bitte an Sie, dem Vikariat von Zentralafrika, dem größten und mühsamsten der Welt, mit ihrem großartigen Werk der Heiligen Kindheit zu Hilfe zu kommen. Ich wiederhole hier kurz, was ich Ihnen im verloren gegangenen Bericht geschrieben hatte.


[4039]

Das Vikariat von Zentralafrika wurde von Gregor XVI. mit Breve vom 3. April 1846 errichtet und ist größer als Europa. Es liegt zwischen Ägypten, dem Roten Meer, Abessinien, dem Vikariat der Galla, dem 12. nördlichen Breitengrad, den zwei Guineas und der Grenze zwischen dem Niger und der Präfektur von Tripolis. Die ersten Missionare, die das Vikariat betraten, waren P. Ryllo, Bischof Casolani, Knoblecher, Vinco und Pedemonte. Sie erreichten am 6. Februar 1848 Khartum. Von jenem Tag an bis 1861 (ich kam 1857 nach Khartum) kamen 37 europäische Missionare mit vielen deutschen Laienbrüdern ins Vikariat. In jenen Jahren wurden viele Expeditionen durchgeführt. Bei jeder starb die Hälfte der europäischen Missionare im ersten Jahr nach ihrer Ankunft und die andere Hälfte fast zur Gänze im zweiten. Kamen zum Beispiel sechs Missionare ins Vikariat, starben drei im ersten Jahr nach ihrer Ankunft in der Mission, zwei im zweiten, etc. Im Verlauf der zweiten Periode von 1861 bis 1871, in der das Vikariat den Franziskanern anvertraut war, starben von über 40 Missionaren 22, die Überlebenden zogen nach vielen Strapazen nach Ägypten oder kehrten nach Europa zurück.


[4040]

Seitdem der Heilige Stuhl das Vikariat mir und dem Missionsinstitut für Afrika übertragen hat, das ich in Verona mit der Hilfe und unter dem Schutz von Bischof Canossa gegründet habe, sind innerhalb von fünf Jahren fünfzehn europäische Missionare in vier Gruppen ins Vikariat gekommen. Alle fünfzehn sind noch am Leben und voll im Einsatz, keiner ist in diesen fünf Jahren gestorben. Das ist das gute Ergebnis, die erfreuliche Wirkung meines Planes für die Wiedergeburt Afrikas. Bevor ich ernannt und meinem Institut von Verona das Apostolat von Zentralafrika anvertraut wurde, gab es im Vikariat nur eine kleine Franziskanische Gemeinschaft von zwei Patres und zwei Laienbrüdern in Khartum. Einer der beiden Patres stammte aus Deutschland. Er war ein heiliger Ordensmann.


[4041]

In diesem Augenblick, Monsignore, gehören zu meinem Werk für die Wiedergeburt Afrikas zwei große Institute in Khartum, zwei in Kordofan, zwei in Ghebel Nuba, ein Ordenshaus der Kamillianer in Berber, zwei kleine Häuser in Kairo zur Akklimatisierung der europäischen Missionare und Schwestern und zwei Institute in Verona für die Ausbildung der männlichen und weiblichen Kandidaten für das Apostolat in Zentralafrika. Die Gesundheit der europäischen Missionare im Vikariat ist trotz des heißen Klimas, der großen Strapazen, der ermüdenden Reisen und der großen Entbehrungen nach der Gnade des Heiligsten Herzens Jesu dem System zu verdanken, nach dem die Missionare eine Zeitlang zur Akklimatisierung in Kairo verbringen. Das ist vorher nie geschehen.


[4042]

Ich habe es als meine Pflicht erachtet, Ihnen das alles mitzuteilen, um Ihnen die Stabilität und den Fortgang dieser mühevollen Mission zu veranschaulichen, wenn uns die Vorsehung die notwendigen Mittel zum Lebensunterhalt zur Verfügung stellt. Das großartige Werk der Glaubensverbreitung und die Spenden einiger kleinerer Werke sind bis heute meine Stütze gewesen. Doch die bedeutenden Mittel, die uns die Glaubensverbreitung gewährt hat, reichen bei weitem nicht aus, das Vikariat mit dem Notwendigen zu versorgen, und die Entwicklung unseres Apostolats zu garantieren.


[4043]

Die Waren, die wir in Kairo einkaufen (im Inneren des Landes fehlt fast alles), werden sehr teuer, bis sie im Vikariat ankommen, denn alles muss auf Kamelen transportiert werden. Die Reisen sind lang, mühevoll und sehr kostspielig. Die letzte Güterkarawane von P. Carcereri von Kairo nach Khartum ist über sieben Monate unterwegs gewesen. Die Ausgaben für Reisen, die mit großen Strapazen verbunden sind, sind hoch. Die Lebensmittel sind sehr teuer. Meine Missionare und Schwestern trinken kaum Wein, obwohl er uns wenigstens einmal in der Woche sehr guttun und uns kräftigen würde. Aber wir müssen darauf verzichten, denn eine Flasche Wein, die in Kairo einen halben Franken kostet, kann man in Kordofan auch um acht Franken nicht finden.


[4044]

Das Gleiche gilt für Lebensmittel und Kleidung etc. Solide, aus roten Ziegeln erbaute Häuser sind für Missionare und Schwestern notwendig, um sie vor der großen Hitze und den Klimaschwankungen zu schützen. Nur in Khartum habe ich bis jetzt solche Häuser bauen können, noch nicht jedoch in Kordofan. Dort wohnen wir in Hütten aus Lehm und Stroh, die für die Trockenzeit genügen. Aber bei starken Regenfällen lösen sie sich wie Zucker und Schokolade auf, sobald sie vom Wasser durchnässt werden. Als Vertreter des Heiligen Stuhles im Vikariat von über hundert Millionen Einwohnern belege ich im Haus von Kordofan das beste Zimmer, aber beim Beginn der Regenzeit habe ich immer in einer Strohhütte Zuflucht nehmen müssen.


[4045]

Das ist voriges Jahr mehrere Male nachts auch unseren Schwestern passiert. Sie mussten sich in eine Hütte in der Nähe ihres Hauses flüchten. Man muss Häuser aus Ziegeln bauen, um Leben und Gesundheit des Missionspersonals zu gewährleisten. In Kordofan würde ein Ziegelbau sehr hohe Kosten verursachen. Diese Ausgaben wird man auf sich nehmen müssen, aber bis jetzt fehlen uns noch die Mittel. In Ghebel Nuba wohnen wir alle, einschließlich Unserem Herrn, in Strohhütten, die wir so gut wie möglich vor Regen, Elefanten, Hyänen und Löwen, die sich die ganze Nacht herumtreiben, zu schützen versuchen. Ein gediegener Bau auf der Mission von Ghebel Nuba würde uns auch vor den Baggara-Mördern schützen. Auf diese Weise verteidigten sich früher die Franziskaner im Heiligen Land gegen die Türken.


[4046]

Das sind zwar alles materielle Dinge, aber sie sind äußerst wichtig, um die religiösen Ziele zu erreichen, unsere Werke zu festigen, besonders jenes, das der Heiligen Kindheit gehört. In China gibt es Häuser und Sicherheit für die Schwestern, in Zentralafrika hingegen muss alles erst aufgebaut werden, denn hier steckt noch alles in den Kinderschuhen.


[4047]

Bis heute kann ich von den Missionen Zentralafrikas keine Listen der geretteten Kinder schicken, wie die Missionen von China. Sobald ich aber die Mittel habe, Häuser und Kinderheime zu bauen und die Missionare und Schwestern gut unterzubringen, dann werden wir Ihnen, Monsignore, bald ganz andere Resultate vorlegen können. Wir haben in Khartum, Kordofan und Ghebel Nuba Kinder aufgenommen und nehmen solche immer an. Hätten wir aber die Mittel, ordentliche Häuser zu bauen, würde das Werk der Schwestern und Missionare aufblühen. Wir brauchen Mittel, um Barrikaden, Orte etc. zu errichten, um die ungewöhnliche Festung Schwarzafrikas zu belagern: Wir brauchen Kanonen, Maschinengewehre, das heißt alle wichtigen Voraussetzungen, damit das Apostolat Frucht bringt. Zu diesen Voraussetzungen gehören auch Häuser, um das Wohlergehen der Missionare zu garantieren.


[4048]

Deswegen bitte ich das bewundernswerte Werk der Heiligen Kindheit um Hilfe, um in Zentralafrika ein Werk für Kinder zu errichten, diese im Glauben zu unterweisen und ihnen das ewige Heil zu sichern. Ich bitte Sie, Monsignore, im Namen des Heiligsten Herzens Jesu, dem Patron von Zentralafrika, dieser wichtigen Mission zu helfen. Ich hoffe, dass diesmal das demütige Gebet der Missionare des Vikariats, des schwierigsten und mühsamsten der Welt, Ihr Herz und die Herzen der Mitglieder des Zentralrates, die für das Heil der Seelen brennen, bewegen wird.


[4049]

Vor 27 Jahren und 62 Tagen habe ich geschworen, für Zentralafrika zu sterben: Ich habe große Strapazen durchgemacht, ungeheure Mühen auf mich genommen, oft dem Tod in die Augen geschaut, aber trotz vieler Entbehrungen und Schwierigkeiten hat das Herz Jesu mir und meinen Missionaren und guten Schwestern von der Erscheinung des hl. Josef Ausdauer geschenkt, so dass unser Schlachtruf bis zu unserem Tod sein wird: „Afrika oder Tod!“ Wie trösten uns damit, dass wir die Fundamente unseres Werkes mit Sorgfalt gelegt haben, und wir danken der Glaubensverbreitung und den Werken, die uns geholfen haben, so dass wir die Kreuzesfahne einmal dort flattern sehen werden, wo das Wort Gottes noch nie verkündet worden ist.


[4050]

Später einmal werde ich Ihnen Einzelheiten von unseren Missionen von Kordofan, Khartum und Berber berichten und von der grausamen Sklaverei erzählen, die sich vor unseren Augen abspielt und trotz der Verträge der europäischen Mächte und der Märchen der Presse im Sudan weiterhin ihr Unwesen treibt. Ich möchte noch ein paar Worte zur Mission von Ghebel Nuba sagen, die ich kürzlich gegründet habe.


[4051]

Die Nuba-Völker sind eine eigene, sehr intelligente und viel offenere Rasse als die Stämme der Kich und Bari, bei denen ich von 1857 bis 1859 gearbeitet habe. Sie bewohnen endlose, von Bergen umgebene Ebenen, bewirtschaften während der Regenzeit von Juni bis Oktober das Land und ernten, was sie für ihren jährlichen Lebensunterhalt brauchen. Im Übrigen sind sie arm. Sie verabscheuen den Islam und die Muslime, die ihre Bevölkerung dezimiert und fast ausgerottet und sie in die Sklaverei verkauft oder zum Militärdienst unter der ägyptischen Regierung des Sudans gezwungen haben. Wir haben ihren Aberglauben und ihre Sprache genau studiert, aber es ist noch ein langer Weg, bis wir die Geheimnisse Ihres Glaubens und ihre sonderbaren abergläubischen Praktiken erforscht haben werden.


[4052]

Die erste Missionsstation bei den Nuba-Völkern haben wir im Gebiet von Delen gegründet. Von den Einheimischen wird das Uàco genannt. Ein Teil der Bevölkerung wohnt an den Hängen und in Höhlen von fünf aus Granitblöcken bestehenden Bergen.


[4053]

Soweit ich herausgefunden habe, sind diese Völker keine Heiden. Sie scheinen aber eine ganz eigene Religion zu haben, die viele Zeremonien vorschreibt. Sie verehren ein einziges oberstes Wesen, den Herrn und Meister des ganzen Weltalls, und gleichzeitig auch gewisse Schutzgeister. Priester [Cogiur] stehen ihren religiösen Zeremonien vor und leiten sie. In Delen sind es fünf. Der große Cogiur, Kakum genannt, ist zugleich auch König oder Regierungschef, der den feierlichsten Zeremonien vorsteht, bei denen es um den Kult und die Interessen des ganzen Stammes geht. Sie besitzen keinen Tempel, aber jeder Cogiur hat eine eigene Hütte, die den religiösen Zeremonien vorbehalten ist.


[4054]

Im Inneren der Hütte bilden vier im Boden eingerammte Pfähle von einem Meter Höhe, die mit groben horizontalen Stangen verbunden sind, eine kleine Tribüne. An den Seiten der Hütte hängen einige Rinderschädel, deren Sinn ich noch nicht kenne. Die religiöse Zeremonie geht folgenderweise vonstatten: Das Volk steht vor der Hütte, der Cogiur besteigt die Tribüne und legt sich dort hin. Dann beginnt er kräftig zu atmen und legt sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Allmählich färbt sich sein Gesicht rot, seine Augen weiten sich und er beginnt leise zu stöhnen. Langsam wird seine Stimme stärker, er stößt Laute und sehr eigenartige Schreie aus, wälzt sich ständig hin und her, bis Schaum aus seinem Mund kommt und seine Stimme heiser wird.


[4055]

Der Geist hat nun den Cogiur voll in Besitz genommen, und das Volk wartet schweigend auf die Orakel. Ein Vertreter des Cogiur steht am Eingang der Hütte, um aus seinem Mund die Worte zu empfangen, denn der vom Geist besessene Cogiur ist nicht imstande anschließend mitzuteilen, was er während seiner angeblichen Ekstase gesagt hat. Dann beginnt er mit schwacher Stimme und mit Unterbrechungen je nach den Umständen zu reden: Er hält den Leuten ihre Fehler vor, sagt die Zukunft voraus und antwortet auf die Fragen, warum die Zeremonie stattfindet. Das Wort des vom Geist ergriffenen Cogiur ist für alle sakrosankt und wird mit festem Glauben und großer Ehrfurcht aufgenommen. Nachdem er seine Worte beendet hat, bleibt er noch eine Zeitlang liegen, springt dann auf und schüttelt sich wach wie nach einem tiefen Schlaf. Dann teilt ihm sein Stellvertreter die Worte mit, die der Geist durch ihn ausgesprochen hat, als wären sie ihm unbekannt.


[4056]

Wir haben noch nicht herausgefunden, was sie unter Geist verstehen. Jeder Cogiur besitzt einen. Dem großen Cogiur Kakum helfen neben seinem eigenen Geist die Schatten der kleineren Cogiure, die in der Hütte wohnen, in der die Zeremonien stattfinden. Alles endet normalerweise mit einem ausgiebigen Trinkgelage von Merissa (eine Art Bier aus gegorenem Getreide und viel Alkohol), so dass den religiösen Zeremonien hässliche Szenen von Trunkenheit folgen. Solche Zeremonien finden häufig statt und regeln nicht nur das private, sondern auch das öffentliche Leben. Ich könnte viele Einzelheiten hinzufügen, werde es aber später einmal tun, sobald wir einen tieferen Einblick haben. Es ist unser großes Ziel, all das zu bekämpfen und unserem heiligen Glauben zum Sieg zu verhelfen.


[4057]

Zwei Dinge haben mich beeindruckt. Erstens: Obwohl Männer wie Frauen dieser Völker sich fast wie unsere ersten Vorfahren Adam und Eva vor ihrer Sünde kleiden, gibt es unter den Leuten doch keine Skandale, und ihre Gebräuche sind einwandfrei. Während der sieben Monate, die sich nun die Missionare in Delen befinden, haben sie nie diesbezügliche Unordnungen entdeckt. Unsere Schwestern, die schon ziemlich lange mit den einheimischen Frauen gute Beziehungen unterhalten, haben nie Unordnungen bemerkt, die anderswo häufig vorkommen. Die Schwestern haben alles unternommen, die Frauen zu bekleiden, besonders die Jugendlichen und die Verheirateten, stoßen dabei aber auf nicht geringe Schwierigkeiten.


[4058]

Aus zwei Gründen wollen die Frauen keine Kleider tragen: Einmal, weil sie keine Stoffe haben, und zweitens wegen eines Aberglaubens unter den Nuba-Völkern. Sie sind nämlich der Meinung, dass eine Frau, die sich bekleidet, keine Kinder bekommen kann. Aber unsere heilige Religion hat für beide Einwände eine Antwort:

  1. wir geben ihnen Kleider und
  2. wir führen die christliche Ehe nach den Riten unseres Glaubens ein. Dann kann das Volk sehen, dass unsere katholischen Frauen, auch wenn sie Kleider tragen, Kinder bekommen können.

[4059]

Was mich ebenfalls beeindruckt, ist die Achtung und Ergebenheit, die dieses Volk ihrem großen Häuptling entgegenbringt. Das ist ein überraschendes Schauspiel. Der große Cogiur hat keinen Kodex, keine Gesetze, keine Gefängnisse, keine Zwangsmittel. Trotzdem löst er alle Fragen, hört alle an und richtet alle seine Untertanen, die sich an ihn wenden. Hat er einmal ein Urteil gefällt, wird es genau befolgt. Seine Überlegungen, die er vor einem Urteilsspruch anstellt, sind beeindruckend. Sie zeigen viel Sachkenntnis und Menschenverstand. Oft befragt er die Alten, die seinen Rat bilden, versammelt sie unter einem Baum. Ich bin öfters bei ihren Verhandlungen dabei gewesen und immer in Erstaunen versetzt worden. Der große Cogiur ist ein sehr feiner, kluger und weiser Mann, kennt genau die Gerissenheit der Leute und weiß sie zu führen. Er könnte ohne weiteres eine große Provinz in Frankreich leiten oder auch ein kleines Königreich. Er besitzt einen sehr gesunden Menschenverstand.


[4060]

Es wird uns viel Mühe kosten, den Aberglauben auszurotten und die vielen Hindernisse von Seiten der arabischen Muslime Baggara Homur zu überwinden, die oft Nuba-Dörfer verwüsten, Kinder entführen und sie als Sklaven verkaufen, und ihre Ernten zerstören. Mit der Zeit werden wir das alles überwinden können. Wir können in voller Freiheit unsere Prinzipien und unseren Glauben unter den Nuba-Völkern verbreiten. Der große Cogiur Kakum ist selbst nach El Obeid gekommen, um mich einzuladen, bei ihm eine Mission zu gründen. Alle schicken ihre Kinder zu uns. Wir müssen aber zuerst die Sprache gut lernen. Sie unterscheidet sich stark von den anderen Stammessprachen und vom Arabischen. Sobald wir eine Mission bei den Nuba aufgebaut haben, steht uns die Tür zum Herzen von Zentralafrika offen. Ich bitte Sie inständig um Ihr Gebet und Ihre Hilfe. Ich schließe diesen Brief mit einer kurzen Geschichte, damit sie sehen, wie viele Entbehrungen wir bei unseren Reisen auf uns nehmen müssen.
 


[4061]

Am 3. November vorigen Jahres, nach unserer Abreise von Ghebel Nuba, befand sich meine Karawane von sechzehn Kamelen in einem ausgedehnten Wald von Ebenholz, Akazien und anderen Bäumen, in dem wilde Tiere und Löwen hausen, aber es gab kein Wasser. Die Regenfälle hatten vor einem Monat aufgehört. Zufällig hatte sich unsere Karawane durch Gottes Fügung in zwei Gruppen aufgeteilt, ohne dass wir es bemerkt hatten. In der zurückgebliebenen Gruppe befanden sich P. Giuseppe, der Schmied, Herr August Wisniewski aus dem Ermland/Ostpreußen, mein türkischer Führer, zwei Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef, nämlich Sr. Germana Assuad aus Aleppo und Sr. Maddalena Caracassian aus Erzurum und ich. Da P. Giuseppe Fieber hatte, kam unsere Gruppe nur langsam voran. Er musste ab und zu sein Kamel anhalten, da er sehr schwach war. Er blieb alle Viertelstunde stehen, versuchte zu gehen, musste aber immer wieder rasten. Auf diese Weise blieben wir immer weiter zurück, um in der Nähe von P. Giuseppe zu bleiben. Um neun Uhr morgens blieb P. Giuseppe stehen. Er ließ das Kamel in die Hocke gehen und sagte, dass er nicht mehr weiter könne. Wir stiegen alle von den Kamelen ab und legten den armen Kranken unter einem Baum nieder. Es war glühend heiß.


[4062]

All unsere Vorräte befanden sich bei der ersten Gruppe. Wir hatten nur auf einem Kamel einen Kanister schmutzigen Wassers, ungefähr drei Liter. Da P. Giuseppe sehr hohes Fieber hatte, gaben wir ihm zu trinken und befeuchteten auf seine Bitte hin seinen Kopf. Dadurch war innerhalb einer Stunde das Wasser aufgebraucht. P. Giuseppe war dem Tod nahe. Um ein Uhr nachmittags schlief er nach großem Übelsein ein und wachte nach einer halben Stunde in Schweiß gebadet wieder auf. Das Fieber war stark gesunken, aber er war völlig erschöpft. Da er ein sehr mutiger Mann ist, sagte er: Wir müssen weitergehen.


[4063]

Ich überlegte kurz und befahl dann, trotz der sengenden Mittagshitze weiter zu ziehen, und zwar aus folgenden Gründen: die erste Gruppe, bestehend aus den Kameltreibern, D. Luigi und P. Alfonso, hatte unsere Vorräte und das Wasser für zwei Tage bei sich. Ich selbst hatte mich noch nicht richtig vom Fieber erholt, das mich 22 Tage lang bis kurz vor meiner Abreise von Delen geplagt hatte. Es war bereits Nachmittag. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen und waren durstig, hatten aber keinen Tropfen Wasser. Um die Gruppe einzuholen, mussten wir den ganzen Tag gehen. Denn vor dem Aufbruch am Morgen hatten wir ausgemacht, uns an einem bestimmten Ort zu treffen, um am nächsten Tag Singiokae zu erreichen, wo es Wasser gibt.


[4064]

Wir wanderten den ganzen Tag mit großer Mühe, denn wir waren alle krank, auch die Schwestern. Bei Sonnenuntergang waren wir durch Durst, Hunger und Müdigkeit mit unseren Kräften am Ende (denn wir hatten nichts, alles befand sich bei der anderen Gruppe). Wir entdeckten einen kleinen Graben mit schwarzem, schlammigem Wasser, aus dem Kamele und Tiere trinken: das schwarze Wasser schmeckte bitter. Unser Durst aber war so unerträglich, dass alle und auch die Schwestern davon tranken. Es hat uns die Kraft gegeben, unsere Reise fortzusetzen. Dann brach die Nacht herein. Da der Wald sehr dicht und der Boden uneben war, kamen wir nur langsam weiter. Dornengestrüpp verdeckte unseren Weg, so dass unsere Haare zerzaust und die Hauben der Schwestern und unsere Kleider beschädigt wurden.


[4065]

Zudem war für mich nachts der Kamelritt eine Qual seit jenem 25. November 1873, an dem ich mir beim Sturz vom Kamel in der Wüste von Kordofan den linken Arm gebrochen hatte. Als die Löwen im Wald zu brüllen begannen, gab ich den Befehl anzuhalten und unter einem Akazienbaum abzusteigen. Mein Führer, der Cavas, und unser guter August widersetzten sich meinem Befehl und meinten, dass uns die Löwen zerfleischen würden, wenn wir anhalten, und dass uns nur noch drei Stunden von Singiokae trennen. Ich hatte nicht mehr die Kraft weiterzugehen, und das Reisen bei Nacht war noch beschwerlicher. Ich bin als erster vom Kamel gestiegen und habe allen befohlen, das Gleiche zu tun. Auch Sr. Germana und P. Giuseppe waren völlig erschöpft.


[4066]

Dann nahm ich eine Münze (Megid) aus meiner Tasche, gab sie meinem Cavas (einem kräftigen Kaukasier, den mir der Gouverneur von Kordofan zur Verfügung gestellt hatte), und sagte zu ihm: „Geh voraus, hole unsere Karawane ein, lass sie halten und morgen auf uns warten; komm mit Kamelen, Wasser und Vorräten zurück.“ Der Cavas antwortete: „Das ist unmöglich, denn allein würde ich von den Löwen aufgefressen werden.“ Wir haben uns dann alle unter den Bäumen zurechtgerichtet und ein Feuer um uns entzündet, das die ganze Nacht brennen sollte. Wir hatten aber nichts zum Essen und nichts zum Trinken, noch Decken, um uns zuzudecken. Die nackte Erde war unser Bett. Wir empfahlen uns dem Heiligsten Herzen, der Jungfrau Maria, dem hl. Josef und dem Apostel Judas Thaddäus, dem Patron der hoffnungslosen Fälle.


[4067]

Mit großem Gottvertrauen bereiteten wir uns auf den Tod vor. Der Mut der zwei Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef beeindruckte mich. Es sind großartige Schwestern, und jedes Lob bleibt hinter der Wirklichkeit zurück. Sie machten mir Mut. Sie waren genauso erschöpft wie ich. Wir hatten nichts. Nun begannen von drei Seiten die Löwen zu brüllen, was den Wald, die Kamele und die Seele in unserem Leib erzittern ließ. Es gibt nichts Schreckliches auf der Welt, als eine solche Nacht zu erleben. Wir waren ganz fertig und erschöpft. Der Cavas gab mir den Mantel seiner Uniform als Unterlage. Die armen Schwestern hatten ein Schultertuch. Wir hätten etwas essen sollen, aber es war nichts da.


[4068]

Der Cavas hatte zufällig ein halbes Pfund rohes Fleisch bei sich und ich zum Glück in meinem Koffer ein Stückchen Salami, das ich in Khartum für fünf Franken gekauft hatte. In fünf Monaten hatten wir nur zweimal davon etwas gegessen, einmal in Kordofan und einmal in Ghebel Nuba, als wir zwei Wochen lang kein Salz hatten. Wir taten nun Folgendes: so gut es ging, legten die Schwestern das bisschen Fleisch und die Salami auf eine Unterlage aus Eisen (wir hatten kein Essgeschirr, alles befand sich bei der Karawane) und diese auf das Feuer. Als wir nach vier Minuten merkten, dass das nicht funktionierte, teilten wir das Gericht auf, und jeder schluckte ein Stück hinunter. Dann sangen wir ein Loblied und begaben uns auf unsere Plätze, um die Nacht zu verbringen, die uns wie ein Jahr dünkte, denn es war unmöglich auszuruhen und zu schlafen.


[4069]

Inmitten unseres Elends tröstete uns der Gedanke, dass wir für Jesus Christus und die Seelen leiden. Oh, der göttliche Erlöser hat mit unaussprechlicher Weisheit das Kreuz geschaffen und gezimmert. Das Kreuz ist der größte Trost und das beste Mittel, die Schwierigkeiten des Lebens zu versüßen. Ich bin überzeugt, dass das Kreuz unserem Heiligen Vater Pius IX. in seinem vatikanischen Gefängnis die Kraft gibt und ihn vor den Augen der Anführer der Weltrevolution zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit werden lässt.


[4070]

Was ist aber mit der anderen Gruppe der Karawane geschehen? Folgendes ist passiert: D. Luigi Bonomi und P. Alfonso (der sich noch nicht vom früheren Fieber erholt hatte) hielten mehrere Mal an, um auf uns zu warten, als sie merkten, dass wir zurückgeblieben waren. Aber jene Gauner von Kameltreibern weigerten sich und sagten, man müsse den Ort erreichen, wo es Wasser gibt. Dann wollten sie den Missionaren weismachen, dass wir einen anderen Weg eingeschlagen hätten und ihnen voraus wären. Später stellte ich fest, dass auch die andere Gruppe am gleichen Abend eine Stunde von uns entfernt Halt gemacht hatte. Da sie Vorräte und Wasser hatten, aßen und tranken sie genug und verbrachten dann wie wir unter dem Gebrüll der Löwen, aber auf ihren Matratzen die Nacht. Während der Nacht tranken die Kameltreiber das ganze Wasser der Missionare aus, so dass sie am Morgen ihre Reise bis Singiokae fortsetzen mussten, um nicht zu verdursten, da wir nach den Worten der Kameltreiber ja bereits dort wären.


[4071]

Aber es war nicht so. Am Morgen gab ich den Befehl zur Weiterreise, obwohl wir durch die Strapazen, den Durst und eine große Schwäche ganz entkräftet waren. Nach einem sehr mühevollen, sechsstündigen Marsch durch Dornengestrüpp kamen wir mehr tot als lebend im Dorf Singiokae an. Unsere Mitbrüder hatten bereits beschlossen, sich mit Wasser und Lebensmitteln auf den Weg zu machen, um uns im Wald zu suchen. Gleich nach unserer Ankunft stärkten wir uns mit Wasser und Milch, stellten uns auf starkes Fieber ein und dankten aus ganzem Herzen dem guten Gott für unsere Rettung.


[4072]

Acht Tage später erreichten wir El Obeid, die Hauptstadt von Kordofan. Diese kurze Schilderung gibt Ihnen einen Einblick in die Reiseabenteuer von Missionaren und Schwestern in Zentralafrika. Da aber diese Seelen, die wir unter vielen Mühen und unerhörten Strapazen zu retten versuchen, durch das Blut Jesu Christi losgekauft werden, sind wir tief überzeugt, dass Gott uns beisteht und Ihre große Nächstenliebe den unglücklichen Kindern von Zentralafrika helfen wird.


[4073]

Ich bitte sie nun mit Tränen in den Augen, mein verehrter Monsignore, mein Anliegen im Zentralrat zu unterstützen, damit mir das bewundernswerte Werk der Heiligen Kindheit so schnell wie möglich zu Hilfe eilt: 1) mit dem Gebet der Mitglieder und 2) mit reichlichen Spenden der Heiligen Kindheit. Wenn Gott Sie inspiriert, mir zu helfen, senden Sie bitte die an mich gerichteten Briefe an das „Istituto delle Missioni della Nigrizia – Via del Seminario 12 Verona“, oder an den Marchese di Canossa, Bischof von Verona.

Indem ich Sie in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens ehrfurchtsvoll grüße, verbleibe ich

Ihr gehorsamer und ergebener Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


649
Madre Emilie Julien
0
Roma
8. 4.1876

Nr. 649 (619) AN MUTTER EMILIE JULIEN

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

[J.M.J.]

Rom, 8. April 1876

Ehrwürdige Mutter,

[4074]

ich möchte Ihnen nur kurz mitteilen, dass ich in Rom angekommen bin. In diesen letzten Jahren habe ich Todesängste ausgestanden. Der Krieg, den sie von allen Seiten gegen mich führten (und Sie kennen den hauptsächlichsten Verursacher, der sich dabei einer Schwester bedient hat), sollte mir den Todesstoß versetzen. Aber ich bin nach Rom gekommen und hoffe, dass die Wahrheit und die Unschuld siegen werden. Ich habe ganz Rom auf meiner Seite stehen. Der Kardinalpräfekt hat mich mit außergewöhnlicher Güte empfangen. Er hat mich beauftragt, einen Bericht über die Geschichte des Vikariates zu schreiben, und zwar von 1872 an bis heute. Die Kongregation des Hl. Josef wird dabei eine große Rolle spielen, denn die Hingabe der Kongregation und vieler Schwestern reicht bis an den Heroismus. Ich habe mein Projekt so weit entwickelt, dass ich das Institut der Pie Madri della Nigrizia Ihnen übergeben und in Verona und im Veneto ihre Kongregation einführen möchte. Ich bin begeistert von Schwester Veronica. Sie ist eine ausgezeichnete Schwester. Ich habe sie in Kairo erlebt.


[4075]

Ich habe leider keine Zeit, um Ihnen einen detaillierten Bericht über das Werk der Schwestern von Zentralafrika zu geben. Für Ihren Bericht an die Propaganda Fide und an die Bischöfe und die Regularkleriker reicht es zu zitieren, dass die Schwestern in Zentralafrika alle katholischen Werke erfüllen: Erziehung, Schule, Waisenhaus, Asyl für die Sklaven, Betreuung der Kranken in den Krankenhäusern, ambulante Krankenpflege, Taufen in den Harems und bei den Ungläubigen, Apostolat (sie haben Menschen zum Glauben geführt) etc. Die Schwester in Zentralafrika ist alles. Sobald ich meine Berichte in Rom erledigt habe, werde ich meinen unvergleichlichen Sekretär D. Paolo Rossi nach Marseille schicken. Er vereinigt in sich eine engelgleiche Güte, ein hervorragendes Talent, ein gesundes Urteil, eine Ruhe und Klugheit, die sein Alter übersteigen. Unsere Provinzoberin kennt ihn bestens. Beten sie für mich, der ich so viel gelitten habe und keine Ruhe geben werde, bis meine Angelegenheiten in Rom behandelt worden sind. Sie haben sich geschworen, mich fertig zu machen. Aber die Hörner Jesu Christi sind härter als jene des Teufels. Die Wahrheit wird siegen.


[4076]

Berichten Sie mir über Fr. Villeneuve. Ihr möchte ich schreiben. Die besten und nützlichsten Schwestern von Zentralafrika sind Sr. Emilienne und Sr. Anna. Eifersucht und Bosheit können ihre Verdienste in keiner Weise mindern.

In den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (am 7. März habe ich D. Mauro beauftragt, der Provinzoberin von Khartum die Pension vom 1. April bis 1. Oktober 1876 auszuzahlen für die Schwestern von Khartum und Kordofan) bin ich

Ihr ergebener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar

Sobald ich in den nächsten Tagen einen Scheck erhalte, lasse ich Ihnen 200 Franken zukommen.

[Übersetzung aus dem Französischen.]


650
Card. Alessandro Franchi (Rapporto Gen.)
0
Roma
15. 4.1876
[4077]

Eurer freundlichen Einladung folgend, beeile ich mich, Hochwürdigste Eminenz, Ihnen einen kurz gefassten Überblick über die Geschichte des heiligen Werkes der Wiedergeburt von Afrika zu geben, sowie die gegenwärtige Lage des Vikariats von Zentralafrika und seine Stabilität und Zukunft zu beschreiben. Diese Mission ist ohne Zweifel ein sehr schwieriges und sehr aufreibendes Unternehmen des Apostolats der katholischen Kirche unter den ungläubigen Nationen.


[4078]

Zum besseren Verständnis der Geschichte dieser Mission und ihrer geografischen Lage halte ich es für angebracht, an die drei Ponenzen [kirchlicher Fachausdruck für Besprechungen der zuständigen Kardinäle] vom Januar 1846, Mai 1872 und August 1874 zu erinnern, in denen sich die Heilige Kongregation mit der Errichtung, den Vorkehrungen und der Einrichtung des Vikariats befasst hatte. Ich weise auch auf die Landkarte hin, die ich 1872 der Heiligen Kongregation vorgelegt und auf der ich mit Hilfe der Unterlagen, die mir die Propaganda Fide zur Verfügung gestellt hatte, die genauen Grenzen der Vikariate und Apostolischen Präfekturen von ganz Afrika eingetragen hatte.


[4079]

Die Geschichte des Vikariats muss in drei Perioden eingeteilt werden. Die erste Periode unter der Leitung von P. Ryllo – der 1848 in Khartum starb – und einer Reihe von deutschen und italienischen Diözesanpriestern ging 1861 zu Ende. Die zweite Periode von 1861 bis 1872 stand unter der Führung der Franziskaner, und die dritte von 1872 bis 1876 unter der Leitung der Priester des Instituts für die Mission von Afrika, das ich 1867 in Verona unter der Schutzherrschaft von Bischof Canossa gegründet habe.


[4080]

Aus meinem Bericht, den ich während der Ponenza im Mai 1872 vorgelegt hatte, geht hervor, dass im Vikariat während der ersten Periode vier Stationen gegründet wurden: die Mission Shellal am Wendekreis des Krebses nahe der Insel Philae in Unternubien, die Mission Khartum, Hauptstadt der ägyptischen Besitzungen am 15. Nördlichen Breitengrad in Obernubien, die Mission Heiligkreuz beim Stamm der Kich am 7. nördlichen Breitengrad und die Mission Gondokoro beim Stamm der Bari am 4. nördlichen Breitengrad am Weißen Fluss. In den vierzehn Jahren arbeiteten fast vierzig europäische Missionspriester im Vikariat, von denen fast alle den unendlichen Mühen und der Erbarmungslosigkeit des Klimas zum Opfer fielen. Während der zweiten Periode wurden sofort die entlegenen Missionen Heiligkreuz und Gondokoro aufgegeben und bald danach auch Shellal. Die Missionare konzentrierten ihre apostolische Tätigkeit auf Khartum. Dort residierten fast fünfzig Franziskaner, in der Mehrzahl Laienbrüder, von denen 22 starben. Die Überlebenden zogen sich nach Ägypten und Europa zurück. In der Mission verblieben zwei und manchmal nur ein Franziskaner und ein Laienbruder.


[4081]

Im Verlauf der dritten Periode zogen, neben vielen Laien, zahlreiche Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung, viele afrikanische Lehrerinnen, elf Priester und drei Theologiestudenten von meinem Missionsinstitut in Verona und fünf Kamillianerpatres nach Afrika und ließen sich im Vikariat nieder. Keiner von diesen ist bis jetzt gestorben, die neunzehn leben und arbeiten immer noch mit Eifer in diesem mühsamen Weinberg des Herrn. Das ist ein klarer Beweis dafür, dass das Vikariat Zentralafrika gemäß seiner Prinzipien und Entwicklung den normalen Weg beschritten hat, den die göttliche Vorsehung für alle heiligen Werke vorsieht, das heißt, den Weg der Prüfungen, der Widerstände und des Triumphes.


[4082]

Hier möchte ich kurz auf den Ursprung jenes heiligen Werkes für die Wiedergeburt Afrikas hinweisen, das ich unter der Schutzherrschaft des illustren Bischofs von Verona gegründet und mit Hilfe der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens und des heiligen Josef unter sehr schwierigen und trostlosen Umständen und inmitten von vielen Prüfungen und Widerständen in Verona, Ägypten und in Zentralafrika aufgebaut habe. Dieses Werk unterhält und leitet nun dieses schwierige Vikariat.


[4083]

Unter den fünf ersten Missionaren, die 1846 vom Heiligen Stuhl nach Zentralafrika ausgesandt wurden, befand sich der Priester D. Angelo Vinco, Mitglied des Instituts von D. Nicola Mazza in Verona, in dem ich ausgebildet wurde und dessen Mitglied ich von 1843 bis 1867 war. Nach dem Tod von P. Ryllo kehrte P. Vinco nach Europa zurück, um Spenden zu sammeln und Missionare zu werben. Bei jener Gelegenheit wohnte er zwei Monate lang im erwähnten Institut von Verona. Das war die Stunde der Vorsehung, die den bekannten Don Mazza veranlasste, Jugendliche auszubilden und jene, die Missionsberufung zeigten, nach Afrika zu schicken. Im Januar 1849 legte ich als siebzehnjähriger Philosophiestudent zu Füßen meines verehrten Oberen D. Mazza das Gelübde ab, mein ganzes Leben dem Apostolat in Zentralafrika zu weihen. Diesem Gelübde bin ich mit der Gnade Gottes trotz der sich verändernden Umstände immer treu geblieben. In der Tat, 1857 wurde ich während der ersten Phase der Mission mit anderen Priestern des Instituts nach Khartum und zu den Stationen des Weißen Nils geschickt, wo ich mehrmals dem Tod nahe war.


[4084]

Damals lernte ich die Sprache, den Charakter und die Gebräuche von zahlreichen zentralafrikanischen Stämmen kennen. Aber nachdem 1861 die Mission den Franziskanerpatres anvertraut worden war, zog ich mich aus dem Vikariat zurück, nachdem ich vorher auf Anordnung meines Oberen eine wichtige Reise nach Aden und an die ostafrikanischen Küsten unternommen hatte. Am 18. September 1864, nach der Teilnahme an der feierlichen Seligsprechung von Margareta Alacoque, fuhr mir blitzartig der Plan für die Wiedergeburt Afrikas durch den Kopf, den ich dann der Heiligen Kongregation vorlegte. Dann entwarf ich den Plan, in Italien ein Institut zu errichten und in Ägypten zwei Häuser für die Akklimatisierung des Missionspersonals zu bauen, um es auf die schwierige Mission von Zentralafrika entsprechend vorzubereiten und so den Fortbestand der Missionen Zentralafrikas zu sichern.


[4085]

Da ich allein, ohne Unterstützung und ohne Geldmittel war, um meinen Plan zu verwirklichen, reiste ich mit Erlaubnis meiner Oberen drei Jahre lang durch Italien, Frankreich, Deutschland, England und andere Länder. Ich erfüllte meinen priesterlichen Dienst, besuchte und studierte Werke der Auslandmissionen, bat um Erleuchtung, Schutz und Hilfsmittel und erläuterte allen Interessierten die große Bedeutung meines geplanten Werkes. Kardinal Barnabò und bekannte und hochgestellte kirchliche und weltliche Persönlichkeiten bestärkten mich. Besonders ermutigten mich die Worte unseres verehrten Heiligen Vaters Pius IX., der mir im September 1864 ins Ohr flüsterte: „Labora sicut bonus miles Christi pro Africa.“ Obwohl ich vor unüberwindlichen Hindernissen stand und große Schwierigkeiten sowohl in Europa als auch in Afrika voraussah, habe ich stets auf das göttliche Herz vertraut, das auch für das unglückliche Afrika geschlagen und gelitten hat. Ich habe stets gehofft, dass mein Werk erfolgreich sein wird.


[4086]

Im Jahr 1867 machte mich die Vorsehung auf den Mann aufmerksam, mit dessen Hilfe ich meinen Plan realisieren würde. Der fromme P. Olivieri hatte dem Bischof Canossa von Verona des Öfteren Gruppen von Afrikanerinnen vorgestellt und ihn um Hilfe gebeten. Von Mitleid gerührt, hatte der Bischof seinem Freund dem bekannten D. Mazza schon öfters vorgeschlagen und ihn ermutigt, in seinem Mädcheninstitut diese Töchter Zentralafrikas aufzunehmen und sie im Glauben zu unterrichten, damit sie dann in ihrem Heimatland unter der Leitung der Missionare den Glauben weitergeben. Das war der Grund, warum ich mich nach reiflicher Überlegung an diesen edlen und sehr frommen Prälaten wandte. Ich legte ihm meinen Plan vor und bat ihn inständig, dieses Werk unter seinen Schutz zu stellen und die Leitung und den Vorsitz zu übernehmen. Ich versprach ihm, bis zu meinem Tod sein verlängerter Arm zu sein, ja, der Angelpunkt des ganzen Werkes, und mich mit der Hilfe des hehren Patriarchen, des hl. Josef, um die Mittel zu kümmern.


[4087]

Der großmütige und von großem und apostolischem Eifer erfüllte Bischof übernahm trotz der schwierigen Zeiten, meiner Schwächen und Armut, des Ausmaßes und der Schwierigkeiten des Unternehmens die Schutzherrschaft und den Vorsitz des Werkes, das der Heilige Vater Pius IX., Seine Eminenz Kardinal Barnabò und viele Bischöfe unterstützen, mit denen er sich zusammen mit mir anlässlich der Feierlichkeiten zur Achtzehnhundertjahrfeier der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom getroffen hatte. Er war zu diesem Dienst bereit. Unter seiner Schutzherrschaft habe ich sofort in Verona zwei Häuser eröffnet: Das Institut für die Missionare von Afrika und das Institut für die Missionarinnen, die Frommen Mütter für Afrika. Um diese Einrichtungen zu unterhalten, habe ich unter dem Vorsitz des Bischofs, dem ein Beirat von bekannten kirchlichen und weltlichen Persönlichkeiten zur Seite steht, den Verein des Guten Hirten gegründet, dem der Heilige Vater vollkommene Ablässe gewährt hat.


[4088]

All das ist geschehen, nachdem ich das alte, private, bereits geschwächte Mazza-Institut für immer verlassen hatte, um das neue Missionsinstitut für Zentralafrika zu gründen, es von der höchsten kirchlichen Autorität approbieren zu lassen und unter die volle Schirmherrschaft des Heiligen Stuhles zu stellen. Nachdem ich den verstorbenen D. Alessandro Dal Bosco, meinen ehemaligen Mitstreiter in der Mission von Zentralafrika, mit sechzehn afrikanischen Lehrerinnen und drei Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung mit der Leitung betraut hatte, reiste ich nach Ägypten. Am 8. Oktober 1867 eröffnete ich in Kairo unter der Schutzherrschaft von Bischof Ciurcia, dem Apostolischen Vikar von Ägypten, zwei Häuser: das eine für afrikanische Jungen unter der Führung der Priester des Instituts von Verona, das andere für afrikanische Mädchen unter der Leitung der Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung.


[4089]

Was den Zweck, den Geist, die Entwicklung und die Situation der Missionsinstitute für Afrika in Verona und Ägypten betrifft, die 1867 errichtet wurden, möchte ich auf die Ponenza vom Mai 1872 hinweisen. Unter den Priestern, die mir nach Ägypten folgten, waren die beiden Kamillianerpatres Carcereri und Franceschini. Da sie ihr Kloster von Verona nach der Aufhebung der Orden in Italien verlassen mussten, baten sie durch Bischof Canossa, der zum Apostolischen Visitator der Kamillianerhäuser in der Provinz Lombardei-Veneto ernannt worden war, sich ad quinquennium meinem Werk anschließen zu dürfen. Am 5. Juli 1867 gab ihnen die Heilige Kongregation für Bischöfe und Ordensleute die Erlaubnis dazu. Sie halfen mit großem Eifer bei der Leitung der Institute von Ägypten mit. Während meiner zweimaligen Reise nach Europa betraute ich P. Stanislao Carcereri für die Zeit meiner Abwesenheit mit der Leitung der Niederlassungen in Ägypten.


[4090]

1870 hatte ich die Genugtuung, beim Heiligen Vatikanischen Konzil ein Postulatum einzureichen, das von vielen Bischöfen unterschrieben wurde. Als Sekretär der Kongregation, die die Vorschläge der Väter zu prüfen hatte, legte Eure Eminenz am 18. Juli das Dokument dem Heiligen Vater zur Unterschrift vor, um es an die Kongregation, die für die Apostolischen Missionen errichtet worden war, weiterzuleiten.


[4091]

Da sich die Institute für die Akklimatisierung in Ägypten gut entwickelten und aufblühten, brachte ich die besten Früchte ins Innere Afrikas. Da die erste Phase des Vikariats dem Weißen Fluss entlang keine vielversprechenden Ergebnisse erbracht hatte, und ermutigt durch den guten Geist meiner Missionare, besonders von P. Carcereri, versuchte ich ins Innere Afrikas, in die Gebiete zwischen dem Weißen Fluss und dem Niger, vorzudringen.


[4092]

Nachdem ich genauere Informationen über das Reich von Kordofan erhalten hatte, das noch von keinem katholischen Missionar betreten worden war, und im Bewusstsein, dass die Hauptstadt El Obeid das Zentrum des infamen Sklavenhandels war, der von vielen Stämmen des Hinterlandes und den Königreichen von Darfur, Waday, Barghermi und Bornu Nachschub erhielt, dachte ich an die Gründung einer Mission in der Hauptstadt von Kordofan. Diese sollte das Zentrum und der Ausgangspunkt werden, um von dort aus allmählich mit der Evangelisierung in den Ländern und unter den Stämmen der Mitte des Vikariats zu beginnen, so wie Khartum das Zentrum und der Ausgangspunkt für die Verbreitung des Glaubens unter den großen Stämmen im östlichen und südlichen Teil des Vikariats ist. Zu diesem Zweck schickte ich die Patres Carcereri und Franceschini mit zwei Laienbrüdern von meinem Institut in Verona als Kundschafter dorthin und ernannte Carcereri zum Anführer. Ich stattete sie mit Hilfs- und Geldmitteln für die zweijährige Reise aus und gab ihnen entsprechende Anweisungen und den Ratschlag, den Weg durch die Wüste von Korosko und Khartum einzuschlagen und nach Kordofan vorzudringen. Nach Erforschung aller wichtigen Orte sollten sie in der Hauptstadt El Obeid ihren Wohnsitz aufschlagen, die Gebräuche, die Leute, das Klima und die Landesregierung studieren, mir nach getaner Arbeit einen genauen Bericht schicken und die Entscheidungen der Propaganda Fide abwarten.


[4093]

Nachdem die geplante Forschungsreise in kurzer Zeit beendet worden war, schickte mir Carcereri einen Bericht, der am Schluss der erwähnten Ponenza von 1872 hinzugefügt wurde. Da er mir berichtet hatte, dass sie in El Obeid ein mit Lehm erbautes, bequemes Haus für 1.000 Scudi gekauft hatten, schickte ich ihm gleich von Rom aus das Geld, um das besagte Haus zu bezahlen. Gleichzeitig trug ich ihm auf, dort zu bleiben und auf neue Anweisungen zu warten. Inzwischen solle er die Sprache und das Land kennenlernen und Seelen retten, besonders unter den Kindern in articulo mortis. Ich kümmerte mich unterdessen um mein Werk in Verona, sammelte in Deutschland Spenden für die Institute in Verona und Ägypten und reiste mit Erlaubnis des Bischofs von Verona nach Rom, um das Werk der höchsten kirchlichen Autorität zur Approbation vorzulegen.


[4094]

Im Anschluss an die Beschlüsse der Heiligen Kongregation in der Generalversammlung vom Mai 1872, in der der Heilige Stuhl meinem Missionsinstitut in Verona ganz Zentralafrika und mir dessen Leitung mit dem Titel eines Apostolischen Provikars anvertraut hatte, reiste ich mit einer großen Anzahl von Mitarbeitern nach Ägypten, nachdem ich vorher Seiner Apostolischen Majestät dem Kaiser von Österreich-Ungarn und Schutzherrn der Missionen von Zentralafrika, der mir seine Hilfe zugesagt hatte, in Wien meine Aufwartung gemacht hatte. Von Ägypten aus sandte ich gleich einige meiner Missionare nach Kordofan, ernannte P. Carcereri zu meinem vorläufigen Generalvikar. Ich gab ihm den Auftrag, in meinem Namen von der Station in Khartum Besitz zu ergreifen, da die beiden Franziskaner sie verlassen wollten, nachdem ihr Generaloberer sie abberufen hatte. Sie sollten ein bequemes Haus anmieten, um die Schwestern und afrikanischen Lehrerinnen unterzubringen, die mit mir von Kairo nach Khartum reisen würden.


[4095]

Im Januar 1873 verließ ich mit einer Gruppe von dreißig Missionaren, Schwestern, Laienbrüdern, afrikanischen Mädchen und Lehrerinnen Kairo. Nach einer Reise von 99 Tagen kam ich in Khartum an. Dort wurde ich mit großem Pomp vom Groß-Pascha, dem Konsul von Österreich-Ungarn und von den Katholiken und Nichtkatholiken feierlich empfangen. Die Schwestern und Afrikanerinnen brachte ich im Mietshaus unter, und die Missionare bezogen das geräumige Gebäude, das mein unvergesslicher Vorgänger D. Ignaz Knoblecher erbaut hatte. Ich brauchte zwei Monate, um die beiden Wohnungen für die Missionare und die Schwestern einzurichten und der sterbenden Mission von Khartum wieder auf die Beine zu helfen. Ich ließ P. Carcereri als Oberen und Kanonikus Fiore vom Veroneser Institut als seinen Assistenten zurück und reiste dann nach Kordofan. Am 19. Juni erreichte ich El Obeid, wo ich von allen und besonders vom Pascha mit großem Jubel empfangen wurde. Dieser hatte einige Tage vorher, wahrscheinlich aus Angst, den öffentlichen Sklavenhandel abgeschafft, der auf dem öffentlichen Platz der Hauptstadt abgehalten wurde.


[4096]

Da ich nicht genügend Schwestern hatte, um in El Obeid eine ordentliche Gemeinschaft zu errichten, nahm ich von Khartum meine ausgezeichnete und erfahrene Cousine Faustina mit, die mehr als vier Jahre im Haus von Kairo gearbeitet hatte, und zwei afrikanische Lehrerinnen, um ihnen die loszukaufenden afrikanischen Mädchen und die entlaufenen Sklavinnen anzuvertrauen, das heißt das Mädcheninstitut in Kordofan zu leiten.


[4097]

Diese brachte ich vorübergehend in einem durch eine Mauer abgetrennten Teil des Hauses unter, bis ich eine geräumige und bequeme Unterkunft kaufen und das Mädcheninstitut unter der Aufsicht meiner oben erwähnten Cousine einrichten konnte. Im Februar 1874 kamen dann die Schwestern in El Obeid an und übernahmen die Betreuung der Mädchen. Auf diese Weise gelang es mir in kürzester Zeit, die beiden Anstalten in Kordofan aufzubauen und einzurichten, die im Apostolat von Zentralafrika sehr gut mitgearbeitet haben und mitarbeiten werden.


[4098]

1848 hatte ich in Verona den guten jungen Afrikaner Bakhit Caenda vom Stamm Ghebel Nuba kennen gelernt, der zur Adelsfamilie der Grafen Miniscalchi gehört und der Propaganda Fide bekannt ist. Während meiner jahrelangen Freundschaft und innigen Beziehung mit diesem eifrigen katholischen Afrikaner konnte ich mit dem Bischof von Verona die tiefe Frömmigkeit, den unerschütterlichen Glauben und den aufrechten Charakter dieses Nuba bewundern, so dass ich mir unbewusst eine hohe Meinung von den Nuba gemacht habe. Ich sagte ihm immer wieder, dass ich keine Ruhe finden würde, bis ich in seiner Heimat das Kreuz Christi aufgerichtet hätte. Dieser Wunsch war während meiner ersten Priesterjahre eher akademischer Natur, da sich die apostolische Tätigkeit auf den Weißen Fluss konzentrierte.


[4099]

Als ich aber nach Kordofan kam und dort jeden Tag vom Land der Nubier und von der Tüchtigkeit und Treue der nubischen Angestellten reden hörte und vom Interesse der ägyptischen Regierung erfuhr, unter den nubischen Sklaven, die oft nach El Obeid kamen, Soldaten zu rekrutieren, entbrannte in mir mehr denn je der Wunsch, die Nuba zu erforschen und das Licht des Glaubens dorthin zu bringen. Deshalb bemühte ich mich, genaue Informationen über dieses Volk einzuholen. Ich setzte mich mit einem Polizeichef des Diwans von Kordofan namens Maximos in Verbindung, dessen Frau eine Verwandte des obersten Häuptlings der Nuba war, mit dem er Freundschaft geschlossen hatte. Die Vorsehung eröffnete mir schon bald eine sehr günstige Gelegenheit.


[4100]

Als eines Tages einer der nubischen Häuptlinge mit Namen Said Aga nach El Obeid kam, begleitete ihn der gerade erwähnte Polizeichef Maximos am Morgen des 16. Juli 1874, am Fest der Muttergottes vom Karmel, zur Mission, als wir gerade nach der üblichen Gebetsstunde vor dem Allerheiligsten die Kirche verließen. Diese Anbetung habe ich in allen Häusern Ägyptens und des Vikariats für jeden Mittwoch eingeführt, um für die Bekehrung Afrikas zu beten. Ich nahm den Häuptling der Nuba mit großer Ehrerbietung auf, zeigte ihm die Werkstätten, die kleine Schule der Afrikaner und Afrikanerinnen, spielte für ihn das Harmonium, führte ihn zum schön geschmückten Hochaltar, zur Muttergottesstatue etc. Da sich Said Aga sehr zufrieden und glücklich zeigte, sprach ich meinen Wunsch aus, den obersten Häuptling der Nuba kennenzulernen, und deutete an, dass ich in nicht ferner Zukunft vorhabe, unter den Nuba eine Mission zu eröffnen.


[4101]

Der gute Said Aga war von den Wunderwerken, die er auf unserer Mission von El Obeid gesehen hatte, tief beeindruckt. Nach der Rückkehr in seine Heimat begann er zu erzählen und bewegte den obersten Häuptling Cogiur Kakum, mich in Kordofan zu besuchen. Es war für mich wirklich eine angenehme Überraschung, als wir am 24. September, am Fest der Muttergottes vom Loskauf der Gefangenen, nach der Gebetsstunde für die Bekehrung von Afrika den obersten Häuptling der Nuba in Begleitung von mehr als zwanzig Häuptlingen und Dienern auf uns zukommen sahen. Ich unterhielt mich mit ihm und seinen Begleitern den ganzen Tag, erzählte ihm ausführlich von meinem Vorhaben und zeigte ihm die Mission, die er vier Tage lang hintereinander besuchte. Wir kamen überein, dass ich nach der Regenzeit mit einigen Mitarbeitern das Gebiet der Nuba besuchen würde, um dann nach der Erforschung des Landes und nach Einsichtnahme in alle Gegebenheiten mit aller Wahrscheinlichkeit eine Mission zu gründen. Mit dieser Hoffnung kehrte er voll Staunen über das Gesehene und außer sich vor Freude über meine baldige Erforschungsreise in sein Land zurück.


[4102]

Bereits am 16. Juni, dem Tag, an dem mich der Nuba-Häuptling Said Aga besucht hatte, unterrichtete ich meine Mitarbeiter von Khartum über die Ereignisse von El Obeid und über eine mögliche Erforschung des Nuba-Gebietes. P. Carcereri bat mich mehrere Male, mich dabei begleiten zu dürfen. Ja, er bot sich an, selbst jene Erkundungsreise zu unternehmen und dafür gerne auf seine bereits geplante Europareise zu verzichten. Nach entsprechenden Überlegungen lud ich ihn ein, Anfang Oktober nach El Obeid zu kommen. Nachdem wir alles gut überlegt und besprochen hatten, stimmte ich zu, ihn mit einigen Mitarbeitern mit dieser Erkundung zu beauftragen. Ich erreichte beim Pascha, dass der oben erwähnte Polizeichef Maximos mit einem Führer meine Leute in das Gebiet der Nuba begleitete. Die P. Carcereri aufgetragene Erkundung, die nach meinen Anordnungen wenigstens zwei Monate hätte dauern sollen, fiel recht kurz aus, denn er ging nur bis zum ersten Dorf Delen und hielt sich dort vierzig Stunden auf. Dann kehrte er nach El Obeid zurück. Aber nach seiner Rückkehr nach Kordofan bestätigte er mir alles, was ich während der zwei Besuche von Said Aga und seinem obersten Häuptling Kakum von den Nuba erfahren hatte.


[4103]

Am 17. November 1873 reiste P. Carcereri von El Obeid nach Rom und kam dort im März 1874 an. Ich kehrte nach Khartum zurück, nachdem ich in Kordofan die beiden Häuser gebaut und eingerichtet hatte. Da die Schwestern in einem eher kleinen Mietshaus wohnten, baute ich mit gebrannten Platten und festen Ziegeln ein 112 Meter langes Haus mit Spenden von verschiedenen Wohltätern, von Kaiser Ferdinand und Kaiserin Maria Anna von Österreich und vom verstorbenen Herzog von Modena. Ich konnte dort das Mädcheninstitut, die Schwestern, das Waisenhaus und die Schulen unterbringen. Während ich mich mit meinen Mitarbeitern um die Mission kümmerte, arbeitete P. Carcereri in Rom in meinem Namen die bekannten Verträge zwischen mir und dem Hochwürdigsten Generalvikar der Kamillianer, P. Guardi, aus, und zwischen mir und der Generaloberin der Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung für die Dauer von fünf Jahren.


[4104]

Im Vertrag mit den Kamillianern wurde festgelegt, dass sie ihren Missionsdienst auf jener Station leisten werden, die ihnen der Apostolische Provikar anvertrauen wird. Zudem verpflichtete ich mich, in Berber für ihre Treffen ein Haus zu errichten. Sie müssen auch jene Katholiken betreuen, die in den vier großen Provinzen zerstreut wohnen, nämlich in Berber, Suakin am Roten Meer, Taka und dem alten Königreich von Dongola, aber stets in Abhängigkeit und unter der Jurisdiktion des Apostolischen Provikars. Eingedenk meiner übernommenen Verpflichtungen fuhr ich gleich nach Berber und kaufte und bezahlte das schönste und bequemste Haus am Nilufer der Stadt. Ich ließ P. Franceschini dort zurück und beauftragte ihn, Ausbesserungsarbeiten und nützliche Verbesserungen vorzunehmen, um die Ordensleute entsprechend unterzubringen. Am 2. März bezogen fünf Kamillianer einschließlich des Präfekten P. Stanislao Carcereri und zwei Laien das Haus. Am 1. April nahm ich die kanonische Errichtung vor, stellte das entsprechende Dekret aus und übergab das Haus den Kamillianern.


[4105]

Das Seelenheil der ungefähr hundert Millionen Ungläubigen und der Wunsch nach guten apostolischen Mitarbeitern bewogen mich, den Kamillianerorden ins Vikariat zu rufen, um eine möglichst große Zahl der mir anvertrauten Heiden zu bekehren. Zudem wollte ich mich den Patres Carcereri und Franceschini für ihre Mitarbeit an meinem Werk erkenntlich zeigen. Der Vertrag dauert nur fünf Jahre. In dieser Zeit kann man feststellen, ob der Kamillianerorden für Afrika taugt, um dann entsprechend zu handeln.


[4106]

Was die neue Mission von Ghebel Nuba, die ich auf Anordnung der Heiligen Kongregation gegründet und den vortrefflichen Missionaren meines Instituts von Verona D. Bonomi und D. Martini anvertraut habe, meinen Aufenthalt bei jenen Völkern, die Notwendigkeit einer solchen Mission und ihre ordnungsgemäße Errichtung betrifft, möchte ich auf meinen Bericht vom 10. Oktober 1875 verweisen, den ich Eurer Hochwürdigsten Eminenz vom Gebiet der Nuba aus zugeschickt hatte.


[4107]

Auf meiner Rückreise von Ghebel Nuba verweilte ich eine Zeitlang in El Obeid und fuhr dann nach Khartum weiter. Von dort reiste ich nach Berber, besuchte die Stadt Suakin am Roten Meer, um die Gegebenheiten jener Ortschaft kennenzulernen, spendete Sakramente und setzte dann meine Reise bis Kairo fort. Nach Überwindung aller Schwierigkeiten gab ich den Auftrag, mit dem Bau der beiden Häuser für die Akklimatisierung der Missionare auf dem Grundstück, das mir der Khedive im schönsten Teil der Hauptstadt von Ägypten geschenkt hatte, weiterzumachen. Die Missionare und Schwestern für Zentralafrika sind bereits eingezogen. Zuvor wohnten sie in zwei gemieteten Häusern in Alt-Kairo.


[4108]

II.

Nachdem ich die Geschichte des Werkes für die Wiedergeburt Afrikas von seinen Anfängen und die Gründung der einzelnen Niederlassungen und Missionen des Vikariats kurz beschrieben habe, möchte ich Eurer Eminenz jetzt die gegenwärtige Situation beschreiben:

  1. die Einrichtungen und verfügbaren Mittel,
  2. die Mitarbeiter,
  3. das Klima,
  4. die Bestimmungen der Regierung und die Stimmung der Bevölkerung, unter denen wir unser Apostolat ausüben.

[4109]

1. Wie aus dem ersten Teil dieses Berichts ersichtlich ist, gibt es zusätzlich zu den Missionsstationen von Zentralafrika zwei Häuser mit je einem angrenzenden Garten in Verona: eines für die Missionare und eines für die Frommen Mütter von Afrika. Sie sind geräumig und werden vom frommen Verein des Guten Hirten, vom Einkommen aus zwei Gebäuden und von einem in der Nähe der Stadt gelegenen Landgut unterhalten. Das Landgut, auf dem eine Kirche und zwei Häuser, ein Bauernhaus und eine Villa stehen, habe ich für 50.000 italienische Lire gekauft. In diesen Instituten werden die Kandidaten erprobt und bereiten sich auf die Mission im Vikariat vor. Sie beenden ihre Vorbereitung in zwei neuen, gerade erst errichteten Niederlassungen in sehr günstiger Lage in Kairo, wo sie sich an das Klima gewöhnen und gleichzeitig Sitten und Gebräuche der Afrikaner studieren. Sie werden dann auf den Zentralstationen in Berber, Khartum, El Obeid, Ghebel Nuba und anderen noch zu errichtenden eingesetzt. Jeder dieser Orte zählt 50.000 bis 80.000 Einwohner, und die Mission besitzt bereits überall Häuser. Dazu kommt noch das gut gebaute und wohnliche Haus von Shellal.


[4110]

In Berber haben wir in günstiger Lage ein gut eingerichtetes und geräumiges Haus mit angrenzender Kapelle für die Unterbringung der Missionare und unserer Karawanen, die von Kairo durch die Wüste von Korosko oder auf dem Roten Meer und durch die Wüste von Suakin kommen. Das Grundstück kann auch als Garten benutzt werden. Hier wohnen Kamillianer, die in diesem großen, ihrer Obhut anvertrauten Gebiet arbeiten. Das aus Steinen erbaute Haus für die männliche Jugend in Khartum ist 112 m lang. Es hat meinen Vorgänger Ignaz Knoblecher 700.000 Lire gekostet. Genau so lang ist das Haus für die Mädchen, das ich aus Steinen und festen Ziegeln 1875 gebaut habe.


[4111]

Die beiden Häuser, die durch die gemeinsame Kirche voneinander getrennt sind, nehmen fast eine ganze Seite des großen Gartens ein, der von einer zum Teil aus Erde und zum Teil aus Ziegeln erbauten Mauer umgeben ist. Der Garten liefert der Mission täglich seine Erzeugnisse und erwirtschaftet überdies 3.000 italienische Lire. Er wird noch mehr abwerfen, sobald wir das Bewässerungssystem eingerichtet haben. Das ist leicht zu machen, da auf der anderen Seite des Missionshauses der Nil vorbeifließt. Die zwei Institute von El Obeid, die beide eine eigene Kapelle haben, die aus Lehm gebaut ist, sind ebenfalls gut eingerichtet und groß genug, um Missionare, Schwestern und die Schulen unterzubringen, um in jener dicht besiedelten Stadt das Evangelium zu verkünden.


[4112]

Was die besonderen Einnahmen betrifft, besitzen die Häuser zusätzlich zu dem gemeinsamen Grund, der aber wegen Wassermangel wenig abwirft, zwei Lagerräume, die jährlich 500 Lire einbringen, und einen festgesetzten jährlichen Beitrag für die Versorgung von ungefähr dreißig afrikanischen Jungen. Nur die zuletzt eröffneten Häuser von Ghebel Delen, dem ersten Berg von Ghebel Nuba, haben noch kein fixes Einkommen, aber die gemeinsamen Mittel füllen vorläufig vollständig diese Lücke aus.


[4113]

Obwohl die Bauten, die beiden Ordensfamilien, die langen Reisen, der Unterhalt der Mission und der Transport sehr viel kosten, ist uns die göttliche Vorsehung in unseren Bedürfnissen stets zu Hilfe gekommen, so dass das Vikariat keine Schulden hat. Die Mittel, die das Vikariat materiell sowohl in seinen Anfängen als auch während der raschen Ausbreitung unterhalten haben und die es in Zukunft unterhalten werden, sind nicht so sehr die Besitzungen der einzelnen Institute und die großen Spenden meiner persönlichen Wohltäter, als vielmehr die ordentlichen Zuwendungen der Wohltätigkeitsvereine von Köln, die bis jetzt jährlich 20.000 Lire gespendet haben; (1) die kleineren, aber stets zunehmenden Spenden des Wiener Vereins; aber besonders die jährlichen 45.000 bis 54.000 Franken vom Werk der Glaubensverbreitung. Auch der Ludwigsverein von München, die Vereine der Heilige Kindheit und der Unbefleckten Empfängnis von Wien und das Werk der Schulen vom Orient unterstützen das Werk für die Wiedergeburt Afrikas.


[4114]

Hier muss ich den Betrag von 50.000 Lire erwähnen, den mir der verstorbene Herzog von Modena testamentarisch vermacht hat (den ich für die Mission verwenden werde), dessen großzügiges Wohlwollen mir oft bedeutende Spenden zukommen ließ. Aus dem bisher Gesagten geht klar hervor, dass der Bestand der Mission von Afrika dank der göttlichen Vorsehung und der Fürsprache des glorreichen Patriarchen St. Josef in keiner Weise gefährdet ist, was die Einrichtungen und Mittel betrifft.


[4115]

1. Überaus wichtig für den Fortbestand der Mission ist die ausreichende Anzahl von Mitarbeitern, die von drei Kongregationen, gleichsam von drei Zönakeln kommen, um in den verlassenen Ländern von Zentralafrika den Glauben zu verkünden. Zunächst die Missionare und die Frommen Mütter von Afrika der Institute, die ich unter der Schutzherrschaft des Bischofs von Verona dort gegründet habe. Zu ihnen gehören der Obere der Institute von Kairo; die vier Priester von Khartum; die zwei von El Obeid, zwei weitere waren bei der Eröffnung der Mission von Ghebel Nuba dabei; von den acht Laien sind fünf Berufslehrer, die den Priestern zur Seite stehen. Sie sind Söhne des Instituts in Verona. Diese frommen und fleißigen Missionare arbeiten einmütig mit mir auf dem Missionsfeld zusammen zum Wohl des unglücklichen Afrika und unter der Leitung meines Stellvertreters, des klugen und umsichtigen Kanonikus D. Pasquale Fiore.


[4116]

Im Institut von Verona bereiten sich zwei Kleriker, vier Priesterkandidaten und drei Laien vor. Mehrere Priester von verschiedenen Diözesen haben um Aufnahme gebeten, von denen fünf nach Überwindung einiger Schwierigkeiten in Verona ins Noviziat aufgenommen werden. So wie unter den Priestern und Berufslehrern reifen auch unter den Mädchen Berufe heran. Das Institut der Frommen Mütter für Afrika hat seit seiner Gründung zwölf Novizinnen aufgenommen. Sie werden von einer ausgezeichneten Oberin ausgebildet und besitzen die für die Missionen von Zentralafrika erforderlichen Talente und Eigenschaften.


[4117]

Den Instituten hat bis jetzt ein Lehrer für die arabische Sprache gefehlt. Deshalb mussten die Missionare in Kairo Arabisch lernen. Dieser Mangel wird demnächst behoben werden. Die Anzahl der Glaubensboten, die das Institut von Verona zur Verfügung stellt, ist voll ausreichend. Durch die steigende Verbreitung der Annalen des Guten Hirten wird das Werk immer bekannter, so dass die Berufe noch zunehmen werden. Da der Herr bereits auf verschiedene Weise kundgetan hat, dass er das verirrte afrikanische Schaf endlich in seinen Schafstall führen will, werden unter dem Klerus und dem Volk die Missionsberufe noch zunehmen, bis Afrika selbst Europa helfen wird, Afrika zu bekehren.


[4118]

2. Das Apostolische Vikariat von Zentralafrika erhält zudem Personal von der frommen Kongregation der Schwestern von der Erscheinung des Heiligen Josef, deren hervorragende Arbeit nicht nur von den Ortsbischöfen in katholischen, sondern auch in heidnischen Ländern, wo sie gewirkt hat und wirkt, bestätigt wird. Zwei Schwestern, deren Protektor Eure Eminenz ist, befinden sich kraft einer Konvention bereits in den Instituten von Kairo, vier in Khartum und vier in El Obeid. Dazu kommt noch die tüchtige Provinzoberin, die dreißig Jahre lang Oberin im Orient war, und in Khartum residiert.


[4119]

3. Das dritte Zönakel ist der Kamillianerorden, der bis jetzt fünf Priester und zwei Laien zur Verfügung gestellt hat. Dank eines Vertrages schickt der Orden Apostel, um den Missionaren von Verona bei der Eroberung von Nigrizia für das Heiligste Herz Jesu zu helfen. Nach unserer Einschätzung reichen diese Mitarbeiter für die Missionen von Nigrizia aus. Deshalb sind die Befürchtungen fehl am Platz, das Vikariat könnte in Gefahr sein, nicht so sehr wegen Mangels an Mitarbeitern, wohl aber wegen der klimatischen Verhältnisse, denen die körperliche Konstitution der Europäer nicht gewachsen ist.


[4120]

Das afrikanische Klima gilt für Europäer als gefährlich, und zwar mit Recht. Von den ersten Glaubensboten, die in diese endlosen Sandwüsten vorgedrungen waren, starben die Hälfte im ersten und fast alle Überlebenden im zweiten Jahr. Die Nilufer, besonders jene des Weißen Flusses, bergen die Leichen von vielen kräftigen Missionaren, die von Khartum nach Heiligkreuz und Gondokoro reisten, wo sie Opfer ihres Eifers und des Klimas wurden. Verschiedene Experimente und die lange Erfahrung in diesen Gegenden haben geholfen, einen Weg zu finden, dem entlang das Klima nicht nur weniger schädlich als jenes am Weißen Fluss ist, sondern wirklich gut und gesund ist wie jenes von Berber, El Obeid und Ghebel Nuba. Natürlich ist auch entlang dieser Linie die Hitze viel größer als in den warmen Ländern Europas. Obwohl die Hitze je nach Jahreszeit mehr oder weniger stark ist, wird sie doch durch einen sanften Wind etwas gemildert, der fast ständig besonders in den Wüsten weht. Sie ist verhältnismäßig etwas erträglicher als die römische Hitze.


[4121]

Während sich die ersten Missionare von Europa aus gleich nach Zentralafrika begaben, nähert sich jetzt kein Missionar dem Nil, ohne sich vorher eine Zeitlang in den Instituten von Kairo akklimatisiert zu haben, die zu diesem Zweck errichtet wurden. Haben sich dort die Missionare und Schwestern einmal an das Klima gewöhnt, können sie sich ohne Angst, sicher krank zu werden, ins Landesinnere wagen. Natürlich können der schnelle Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht und andere neue lokale Umstände der Gesundheit schaden, besonders dem Europäer. In dieser Hinsicht wäre Khartum die einzige ungesunde Missionsstation, aber nur im Winter, das heißt, zwei bis drei Monate nach den Regenfällen. Der Grund ist der Gifthauch, der von den stehenden Gewässern der tiefer liegenden Teile der Stadt aufsteigt. Diese Gefahr besteht während einer kurzen Jahreszeit. Sie könnte gebannt werden, wenn die Unebenheiten der Stadt behoben würden.


[4122]

Das Klima des Blauen Flusses, der durch Khartum und die nahe Wüste fließt, gleicht das aus. Eine Fahrt auf dem Blauen Nil oder der Aufenthalt der Schwächsten einige Tage lang im Nachbardorf wirken wie ein Heilmittel gegen die Erkrankung, die während der kurzen Jahreszeit auftreten kann. Seine unmittelbare Wirkung hat die Erfahrung schon bewiesen. Das Klima von Khartum ist nicht absolut ungesund. Nur müssen gewisse Vorsichtsmaßnahmen während der übrigen Jahreszeiten mit größerer Sorgfalt beachtet werden als in den anderen Gegenden, was die langjährige Erfahrung erwiesen hat. Diese Vorsichtsmaßnahmen legen dem Missionar keine besonderen Opfer auf. Ähnliche Maßnahmen werden auch in den heißen Ländern Europas befolgt: leichte Speisen, geregeltes Essen, Vermeidung von Likören, wenig Wein, soweit es ihn überhaupt gibt, sich während gewisser Stunden nicht der Sonne und dem Regen aussetzen.


[4123]

Wer diese einfachen Vorsichtsmaßnahmen einhält, dem wird das Klima von Khartum während der kurzen Winterzeit nicht schaden. Während der übrigen Jahreszeiten kann es als gesund bezeichnet werden, so wie bei deren Beobachtung auch das Klima von Berber, El Obeid und Ghebel Nuba für den Europäer als wirklich bekömmlich bezeichnet werden kann, falls er die Vorsichtsmaßnahmen befolgt oder nicht schon vor seiner Ankunft schwer krank war. Sollte er dann sterben, kann sein Tod nicht dem Klima angelastet werden, sondern seiner bereits vorhandenen Krankheit, wie im Fall von einigen Missionaren, die sich der zentralafrikanischen Mission geweiht hatten. Im Übrigen wohnen und arbeiten in Khartum und in anderen Gegenden des Sudans Händler, die aus europäischen Ländern mit kaltem Klima kommen und schon seit Jahren hier sind, obwohl sie sich nicht um die notwendigen Maßnahmen kümmern.


[4124]

Missionare und Schwestern, die sich in Kairo akklimatisiert haben, können unbekümmert in den Sudan reisen und ohne Gefahr für die Gesundheit arbeiten, wenn sie die oben erwähnten Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Die sechzehn europäischen Priester und die drei Kleriker, die von 1871 bis heute zu den Stationen von Zentralafrika aufgebrochen sind, erfreuen sich nicht nur guter Gesundheit, sondern einige sind jetzt sogar gesünder, als sie es daheim waren. Auch wenn vom europäischen Missionar in Afrika vorläufig Opfer verlangt werden, so wird es ihm in Zukunft besser gehen, wenn sich das Klima dank der Einführung der Landwirtschaft und des materiellen Fortschritts mit Hilfe der Religion einmal überall bessern wird. Wenn der Missionar unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßnahmen in Afrika das gleiche Leben wie in Europa führen kann, dann kann daraus geschlossen werden, dass der Bestand der Mission in Afrika wegen des Klimas nicht in Gefahr ist, so wie sie auch von Seiten der Regierung und der Bevölkerung nicht behindert wird.


[4125]

4. Alle stimmen darin überein, dass das Wohlwollen der Regierung und der Völker die Sicherheit und den Fortschritt einer Mission positiv beeinflussen, ihre Abneigung hingegen nicht nur ein überaus großes Hindernis für die Mission darstellt, sondern sogar ihren Bestand gefährdet, besonders unter den Ungläubigen. Wenn ich also am Anfang mit großem Eifer das Wohlwollen des Volkes und der Regierung zu gewinnen versucht habe, was mir mit Gottes Hilfe auch gelungen ist, so muss das jetzt soweit möglich unser aller Anliegen sein, und wir müssen unbedingt vermeiden, dass sie unsere Feinde werden. Dem Herrn gebührt unser Dank, dass heute der Mission von Zentralafrika weder von Seiten der Regierung noch von Seiten der Bevölkerung oder der Stämme irgendwelche Gefahr droht.


[4126]

Eurer Eminenz ist bekannt, dass die Franziskaner, begünstigt durch das Gesetz der Kultusfreiheit, in Ägypten ohne Probleme ihre Kirchen dem Publikum öffnen, selbst in der Hauptstadt, in Groß-Kairo. Diese Regierung, die vor dreißig Jahren bis zu den äußersten Grenzen von Kordofan vorgedrungen ist, anerkennt das oben erwähnte Gesetz auch dort an. Die Gouverneure jener fanatischen Verwalter des Vizekönigs und seiner Geschäfte haben es bis jetzt nicht gewagt, die katholischen Missionare ernsthaft zu stören. Die fanatischen Verehrer des Großsultans, ihres Herrschers und religiösen Anführers, küssen in Ehrfurcht den großen Firman [Empfehlungsschreiben], den die Mission von ihm durch die Vermittlung des österreichischen Kaisers Franz Josef I. erhalten hat. Da sie jede europäische Macht fürchten und respektieren, fürchten und respektieren sie auch die katholischen Missionare, die von Österreich beschützt werden, das in Afrika durch zwei Konsuln vertreten wird, von denen der eine in Kairo, der andere in Khartum residiert, und welche die Mission wirksam beschützen.


[4127]

Es stimmt, dass anfangs einige Gouverneure Schwierigkeiten zu machen versucht haben, aber nur für kurze Zeit. Das Gesetz, das die Beleidigung der Mission verbietet, die Freundschaft des Khedive, das Firman des Großsultans [Empfehlungsschreiben], die Schutzherrschaft des Kaiserreiches, das durch gut gesinnte Konsuln vertreten wird, all das trägt dazu bei, dass die Katholische Kirche in Afrika ruhigere Zeiten erlebt als in anderen, auch zivilisierten Gegenden. Der Vizekönig hat der Mission in seinem Gebiet einen gebührenfreien Postdienst gewährt und ihr für meine Institute von Kairo ein Grundstück im Wert von 43.000 Lire geschenkt. Der erste Gouverneur des Sudan, der in Khartum residiert, betrachtet seine freundschaftlichen Beziehungen mit mir, seine häufigen Besuche und die Bereitstellung des Regierungsdampfers oder seines eigenen für meine Reisen als eine Ehre. Er hat mir, der Mission und anderen öfters einen Gefallen getan, manchmal sogar zu seinem Nachteil.


[4128]

Obwohl zum Beispiel die Regierung durch die Sklaverei Gewinne erzielt, betrachtet sie die Sklaven, die von der Mission erzogen worden sind, als frei, sie sind nicht mehr dem Sklavenhandel ausgesetzt und erhalten den Freiheitsbrief. Ebenfalls verbietet die Regierung dem Besitzer, die Häuser der Mission zu belästigen, um einen Sklaven zurückzuholen, der dort Zuflucht gesucht hat. Es stimmt zwar, dass manchmal unter dem Schein von Gerechtigkeit und um dem Besitzer einen Gefallen zu tun, der entlaufene Sklave vor den Diwan gerufen und heimlich dem Besitzer zurückgegeben wird. Aber dieser Trick wird nicht immer und nicht überall angewandt. In solchen Fällen schweigt manchmal die Mission, wenn auch traurigen Herzens, um das Übereinkommen und die Freundschaft mit der Regierung zum größeren Wohl von Nigrizia nicht zu gefährden. Gerade aus diesem Grund war die Eroberung des Königreichs Darfur von großem Vorteil für die Mission. Wenn früher kein Europäer das Land betreten konnte, ohne umgebracht zu werden, hat jetzt die Mission nach der Eroberung durch Ägypten nichts mehr zu befürchten, obwohl sie in den Ländern, die bereits längere Zeit dieser Regierung unterworfen sind, sicherer lebt und arbeitet.


[4129]

Die hiesige Bevölkerung, auch die fanatisch muslimische, möchte keine Probleme mit der Regierung. Sie ist ihr blind und ängstlich untertan. Deshalb wagt sie es nicht, die katholischen Missionare zu belästigen. Sie wissen, dass diese Menschen nicht nur unter dem Schutz einer europäischen Macht und ihres Sultans stehen, sondern auch Freunde ihrer Regierung sind, und ihnen vorgezogen werden. Das soll aber nicht heißen, dass die Missionare in jenen Ländern absolut sicher sind und frei handeln können, so dass weder Klugheit noch Vorsicht geboten wären und es keine Geduld bräuchte. Ich will nur sagen, dass die Missionare mit entsprechender äußerer Haltung und gewissen Vorsichtsmaßnahmen dort leben können, wie sie sind, gefürchtet und respektiert, so dass der katholische Glaube mehr geduldet und respektiert wird als in manchem christlichen Land Europas.


[4130]

So wie die Existenz der Mission in den Ländern, die unter der Herrschaft der ägyptischen Regierung und daher des Islams stehen, nicht gefährdet ist, ebenso wenig ist sie es inmitten der freien und heidnischen Stämme von Zentralafrika. Wenn einige unzugänglich sind, zeigen andere hingegen keinerlei feindliche Haltung. Der Missionar kann sich also vorläufig diesen zuwenden. Wenn einige Stämme dem Europäer von vorneherein abgeneigt sind, dann nur, weil sie aus eigener Erfahrung oder vom Hörensagen wissen, dass der Europäer ihnen Schaden zugefügt hat, indem er Leute umgebracht oder sie zu Sklaven gemacht hat. Würden sich diese Stämme durch Erfahrung überzeugen, dass der Missionar mit freundlichen Absichten zu ihnen kommt, würden sie ihn wie der Stamm von Ghebel Nuba aufnehmen. Da dieser Stamm an das Königreich von Kordofan grenzt, konnte er sich leicht davon überzeugen, dass der Missionar nur das eine Ziel hat, das Wohl jener Völker zu fördern, unter denen er lebt. Obwohl also der Stamm dem Weißen normalerweise nicht erlaubt, sich bei ihm niederzulassen, hat er mich eingeladen und die Missionare wiederholt gebeten, sich auf seinen Bergen niederzulassen, wo sie freudig aufgenommen und respektiert würden. Und so geschah es auch.


[4131]

Was für den Stamm von Ghebel Nuba gilt, kann auch von anderen Stämmen gesagt werden. Der Missionar wird mit Klugheit und Umsicht dieses Ziel vor seinem Vordringen anstreben, indem er bereits die Sprache des Stammes lernt, bei dem er sich niederlassen will, sich einige vom Stamm zu Freunden macht, besonders den Häuptling, von dem alle Untertanen vollständig abhängen. Wohnt der Missionar einmal unter ihnen, wird er nicht gleich schon über die Religion sprechen, sondern seine Wohnung bauen, sich für den Stamm einsetzen, indem er die Kranken behandelt und den Leuten irgendein Handwerk beibringt etc. Damit verschafft er sich Respekt, und mit seinem Benehmen und Reden, mit der Pflege der Kranken und mit anderen Handlungen gewinnt er ihre Zuneigung und lernt dabei gleichzeitig ihren Charakter und ihre Gebräuche kennen. Dann kann er, geleitet von seiner Klugheit, mit der Missionstätigkeit beginnen.


[4132]

Aus dem bisher Gesagten geht klar hervor, dass die katholische Religion in keiner Weise überall durch die Unabhängigkeit der heidnischen Stämme voneinander und von der Regierung in Gefahr ist, denn es gibt viele Möglichkeiten, sie überall zu beschützen. Das trifft für das ganze Apostolische Vikariat von Zentralafrika zu, obwohl einige ganz unzugängliche Stämme wie die Baggara-Nomaden vorübergehend Probleme bereiten können.


[4133]

Am Schluss des zweiten Teiles dieses Berichtes darf ich anhand der dargelegten Punkte schließen (in der Hoffnung, dass mir der Herr weiterhin hilft, sein Werk stets gut zu verwalten und zu leiten), dass die zentralafrikanische Mission stabil und sicher ist, so wie die Ausübung der Missionstätigkeit frei und erfolgreich ist, was im folgenden Teil klar aufgezeigt wird.


[4134]

III. Apostolische Tätigkeit

Der Missionar, der in den Instituten von Verona ausgebildet worden ist und sich in jenen von Kairo gut vorbereitet und akklimatisiert hat, begibt sich ins Landesinnere, um auf den Stationen zum Wohl Afrikas seine Aufgaben, die ihm der Obere übertragen wird, zu erfüllen. Natürlich wird er überall Hindernissen und Schwierigkeiten bei der Erfüllung seiner apostolischen Tätigkeit begegnen. Hier müsste ich die verschiedenen Religionen erwähnen, gegen die der Missionar ankämpfen muss, und die Gräuel des koptischen Schismas beschreiben, das in meinem Vikariat bis zu den äußersten Grenzen von Kordofan reicht, und den dominierenden Islam, zu dem sich Nubien, Kordofan, Darfur, Waday, Baghermi, Bornù und die arabischen Nomadenstämme bekennen, sowie den Aberglauben des Heidentums unter den Stämmen im Landesinneren.


[4135]

Ich sollte die traurigen Szenen der Sklaverei, die sich tagtäglich abspielen, und die barbarische Behandlung der Sklaven durch die Muslime erwähnen. Die Heiden behandeln sie etwas besser. Um nicht sooft zu wiederholen, was ihnen bereits aus früheren Berichten bekannt ist, und sie dadurch zu langweilen, obwohl diese Schilderungen jene traurigen Umstände nie in ihrer ganzen Tragik wiedergeben können, will ich hier nur kurz darauf eingehen.


[4136]

Das allgemeine Hindernis, dem die katholische Religion überall in Zentralafrika begegnet, ist neben gewissen alteingesessenen, unmoralischen Gebräuchen die Arbeitsscheu und die Faulheit, mit denen die Eingeborenen Afrikas zur Welt kommen und aufwachsen. Die Ursache dieser Faulheit ist vielleicht das heiße Klima, aber sicher das Fehlen von Komfort und Lebensbedürfnissen. Die Ernte vom kleinen Grundstück, das sie kurz vor den Regenfällen bestellen und die sie ohne weitere Anstrengung nach drei Monaten einbringen können, und was ihnen die Herde liefert, die sich während der Regenzeit vom spontan wachsenden Gras ernährt, und dann von Büschen und verdorrtem Gras der Wüste, bieten ihnen das Allernotwendigste für das ganze Jahr. Sie haben keine weiteren Ansprüche und deshalb auch kein Interesse, die Landwirtschaft zu verbessern oder Neues dazuzulernen. In gewissen Gegenden laufen die Leute halbnackt herum, in anderen splitternackt. Sie haben kein Bedürfnis nach dem Schneiderhandwerk und bemühen sich erst gar nicht, es zu erlernen.


[4137]

Da sie gewohnt sind, im Freien oder in Lehm- oder Strohhütten zu wohnen, haben sie kein Verlangen, das Maurerhandwerk zu erlernen, und begnügen sich, die Werke der Missionare zu bestaunen. Sie brauchen auch keinen Schmied und keinen Schreiner, denn in ihren Hütten gibt es keine Möbel oder Einrichtungen, sondern nur einen Kochtopf für die Zubereitung der Getreidekörner oder des auf einem Stein zermahlten Getreides und zwei große irdene Gefäße für die Aufbewahrung vom Getreide und Wasser. Sie erlernen also kein Handwerk. Die einzige Fertigkeit, die diese unglücklichen Menschen haben, ist die Bearbeitung von Eisen, das sich in Kordofan in großer Menge findet, aus dem sie Messer, Lanzen und Pfeile anfertigen. Diese Völker sind in ihrem extremen Elend die reichsten der Welt, denn sie besitzen nichts und brauchen nichts. Sie sind restlos glücklich. Da sie aber kein Bedürfnis nach Ausbildung spüren, sind die Schulen zum großen Teil nutzlos, mit denen sie der Missionar freundlich stimmen könnte, um leichter und wirksamer die Missionstätigkeit unter ihnen zu gestalten.


[4138]

Das ist so am Anfang besonders unter den freien Stämmen, welche die Vorteile des Handwerks nie erfahren haben und deswegen diesem gegenüber gleichgültig sind. Da sie kein Handwerk für andere ausüben können, um einen Gewinn zu erzielen, legen sie sich auf die faule Haut. Wenn der Missionar durch seine Arbeit in den Werkstätten auch nicht ihre Zuneigung gewinnen kann, so doch ihren Respekt. Um ihre Zuneigung zu gewinnen, gibt es auch andere Mittel: die eifrige und kostenlose Krankenpflege, die Unterhaltung, die Geschenke, taktvolles Benehmen und mancherorts den Unterricht. Während der Missionar auf dieses Ziel hin arbeitet, setzt er bereits sichtbar jene religiösen Grundsätze in die Tat um, die er dann in kluger Weise mit seinem Wort zu verbreiten und damit die heidnischen Praktiken zu ersetzen versuchen wird.


[4139]

Die Abhängigkeit aller Stammesmitglieder vom Häuptling trägt zur Erreichung dieses Zieles bei. Deshalb sind alle Schwierigkeiten auf einen einzigen Mann konzentriert, und deren Überwindung durch den Häuptling hat nicht für alle die gleiche Wirkung, aber es ebnet in etwa den Weg. Deshalb gilt die Aufmerksamkeit des Missionars in besonderer Weise dem Häuptling. Das betrifft die apostolische Tätigkeit unter den Erwachsenen des Stammes. Der Jugend, die leicht für die Schule des Missionars gewonnen werden kann, wird kostenlos sowohl moralische Unterweisung als auch schulische Ausbildung im Lesen, Schreiben und in einem für den Stamm nützlichem Handwerk erteilt, ohne aber ihre Bedürfnisse zu vermehren und ihnen im Gegensatz ihre Gebräuche zu lassen, soweit es die Sitten und die Religion erlauben.


[4140]

Der gesunde Geist und das zarte Herz der Jungen werden allmählich zur katholischen Religion, zum Glauben und zur Einhaltung der Gebote hingeführt, bis sie getauft und im Heiratsalter sind und mit einem von den Schwestern erzogenen Mädchen eine katholische Ehe schließen können. Wir hoffen, dass auf diese Weise das Kreuz auch unter den unabhängigen und heidnischen Stämmen Einzug halten und triumphieren kann. Seit 1875 triumphiert das Kreuz auch im Stamm von Ghebel Nuba, der von El Obeid nur sechs Tagesreisen entfernet wohnt. Dieser Stamm erfüllt das Herz des Missionars mit größten Hoffnungen. Die Tatsache, dass er in mehrere ziemlich starke Gruppen untergeteilt ist, die auf zwanzig Hügeln entlang einer langen Ebene wohnen, die an einem Tag zu Fuß durchschritten werden kann, wird die Missionstätigkeit erleichtern. Zahlreiche kleine Stationen können dort aufgemacht werden. Da keine materiellen Vorteile weder die Bevölkerung noch ihren obersten Priester, der zugleich ihr politisches Oberhaupt ist, an das Heidentum binden, ist die moralische Verdorbenheit geringer als unter den Muslimen. Ihre Kinder besitzen einen angenehmen Charakter und gesunden Hausverstand. Obwohl sie ihren religiösen Ansichten und Gebräuchen nach Heiden sind, geben sie sich als Christen aus und sind im Allgemeinen dem Islam feindlich gesinnt.


[4141]

Aus diesen Gründen und dank der Gebete der verstorbenen Kinder, die von den Missionaren in Todesgefahr getauft wurden und als allererste Blumen des Apostolats im Himmel blühen, hoffen wir, dass die Verbreitung des Glaubens beim Stamm der Nuba erfolgreich sein wird.


[4142]

Unter größeren Schwierigkeiten und deshalb viel langsamer wird die Katholische Religion bei den Muslimen triumphieren, wo die anderen Stationen errichtet worden sind. Diese mussten zwölf bis fünfzehn Tagesreisen voneinander entfernt gegründet werden, da die Leute in zahlreichen Gruppen oder Dörfern in solchen Entfernungen von einander wohnen. Nur einige Tagesreisen von der Stadt entfernt gibt es Wohngebiete und Dörfer, und einzelne Familien leben auch auf den kahlen Bergen der Wüste. Solange es hier keine katholischen Missionare gibt, ist keine Macht imstande, die hier grassierende natürliche Trägheit und die vom Islam angeordnete und geförderte Unwissenheit und Korruption zu überwinden.


[4143]

Versucht man mit entsprechenden Mitteln an die Familien heranzukommen und deren Liebe und Respekt zu gewinnen, wird die apostolische Tätigkeit hier in keiner Weise unfruchtbar sein. Da die Arbeit des Missionars unter den Muslimen, die hier in der Mehrheit sind, vergeblich ist, und er deshalb bemüht ist, sie sich nicht zu Feinden zu machen, ist die Arbeit unter den Europäern und orientalischen Katholiken, die von Aleppo, Syrien und Ägypten kommen und von denen allein in Khartum zweihundert Familien als Händler wohnen, hingegen nicht so erfolglos.


[4144]

Solche gibt es, wenn auch in geringerer Zahl in El Obeid und Berber und in den Provinzen, die unter ihrer Jurisdiktion stehen, und es werden wahrscheinlich mehr werden, denn es gibt immer mehr Arbeit, und der Handel belebt sich. Der Missionar arbeitet auch in ihrer Mitte. Er fördert soweit möglich das Positive, die Beobachtung der kirchlichen und göttlichen Gesetze, den Kirchenbesuch, den Empfang der Sakramente und die katholische Erziehung der Kinder, um das Böse möglichst zu unterbinden und zu verhindern. Dabei tut der Missionar alles, wozu ihn die Nächstenliebe drängt, wie Hausbesuche, Unterweisungen, Zurechtweisungen, kostenlosen Aufenthalt und Krankenpflege für arme Kranke in der Mission etc.


[4145]

Auf diese Weise ist es uns mit der Hilfe Gottes gelungen, in einigen Familien gewisse schlechte Gewohnheiten auszurotten, in anderen das Konkubinat zu beenden und eine legitime Ehe zu schließen, indem die Schwestern die afrikanische oder abessinische Konkubine im katholischen Glauben unterrichtet haben. Fast alle besuchen wieder die Sonntagsmesse, und viele sind zur üblichen jährlichen Beicht gegangen und tun es weiterhin.


[4146]

Auch die Häretiker fehlen nicht, besonders in den Ländern mit koptischen Priestern. Sie drohen allen, die die katholische Mission besuchen, mit der Exkommunikation. Der Missionar bemüht sich also umsonst. Aber sicher wird man in den Ländern, in denen die Kopten nicht von Priestern beherrscht werden, Erfolg haben, denn die Kopten leben mit wenigen Ausnahmen im guten Glauben und ehren und respektieren den katholischen Missionar. Auch wenn unter ihnen bis jetzt die Arbeit keine Früchte getragen hat, so haben sich doch in diesen Tagen drei griechische Schismatiker der katholischen Kirche angeschlossen. Diese und drei Familien sind die Eroberungen des Kreuzes unter den griechischen Schismatikern.


[4147]

Die schönsten Hoffnungen erwarten den Missionar bei den Sklaven. Diese unglücklichen Menschen, die zum Großteil für muslimische Familien arbeiten, überwiegen bei weitem die übrige Bevölkerung. Da sie von den Stämmen im Inneren des Landes kommen und dem Heidentum angehören, trennen sie sich leichter vom Islam, den anzunehmen sie durch die Umstände gezwungen worden waren.


[4148]

Es ist wahr, dass die Erwachsenen ziemlich labil sind und im Kontakt mit den Muslimen die katholische Religion aufgeben könnten. Der Missionar muss vorsichtig sein und ihnen die Taufe nur unter der Bedingung spenden, dass sie auf der Mission bleiben oder von einer katholischen Familie angestellt werden oder ein bereits katholisches Mädchen heiraten. Sie müssen ein Handwerk lernen und es für ihren Unterhalt ausüben, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, den Glauben zu verlieren, wenn sie einem muslimischen Herrn dienen. Der Missionar von Khartum hat bis jetzt nur neun Hochzeiten von Afrikanern segnen können und fünf in El Obeid. Eine Gruppe von Jugendlichen beiderlei Geschlechtes wächst auf der Mission auf. Einige wurden der Mission geschenkt, andere sind losgekauft worden, andere sind ihren Besitzern entlaufen. Sie werden wie Adoptivkinder von der Mission unterhalten.


[4149]

Von diesen habe ich voriges Jahr fast siebzig getauft. Zusammen mit den früher Getauften, von denen mir der Tod zwölf frühzeitig entrissen hat, und den zukünftigen werden diese Jugendlichen die katholische Gemeinde der Mission bilden. Sie werden vom Missionar im Lesen, Schreiben, Rechnen und in einem Handwerk unterrichtet. Gleichzeitig werden sie in der katholischen Religion und der christlichen Lebensführung unterrichtet. Sobald sie die nötige Reife haben, werden sie mit jungen Afrikanerinnen, die ebenfalls in der katholischen Religion erzogen worden sind und von den Schwestern einen Frauenberuf erlernt haben, eine Ehe eingehen.


[4150]

Wenn sich die Missionare und Schwestern bemühen müssen, sich den Respekt und den Einfluss bei der Bevölkerung zu sichern, die sterbenden Kinder der Muslime aufzustöbern und zu taufen, ihr Wohl und Bekehrungen zu fördern, die Laster unter den europäischen Katholiken und den Schismatikern auszurotten, können sie auch diesen Sklaven mit Liebe begegnen, was sie ja auch tun. Dann wird das Kreuz auch in den muslimischen Ländern Eingang finden und, wenn auch langsam, triumphieren.


[4151]

Überall wird das Kreuz triumphieren. Es gibt keinen Grund, das in Zweifel zu ziehen. Denn wenn die apostolische Tätigkeit des Missionars in den vergangenen vier Jahren zufriedenstellende Früchte hervorgebracht hat, wovon im dritten Teil dieses Berichtes die Rede ist, dann werden die Erfolge in den kommenden Jahren noch größer sein. Denn der Missionar wird sich in diesen Missionen nun ganz dieser Arbeit widmen, der er jetzt ganz frei, sicher und unbehindert nachgehen kann. Er kann sie frei ausüben, denn die Missionsarbeit wird nicht nur beschützt, sondern dank der freundschaftlichen Beziehungen mit der Regierung und der Bevölkerung auch respektiert.


[4152]

Die Missionstätigkeit des Missionars ist gesichert, denn das Klima entlang der neu gewählten Linie ist günstig dank der Gesundheitsvorschriften, die bereits in Kairo während der Akklimatisierung genau eingehalten werden, und dank der Vorsichtsmaßnahmen, die von der Erfahrung empfohlen werden. Die Missionsarbeit kann unbehindert ausgeübt werden, denn wenn bis 1867 den Missionaren nur das Haus von Khartum zur Verfügung stand, das jährlich mit 3.000 bis 4.000 Franken vom dahinsiechenden Wiener Marienverein unterstützt wurde, so verfügt die Mission jetzt nicht nur über genügend private Spenden, sondern auch über positive Mittel, wie Eure Eminenz im zweiten Teil dieses Berichts feststellen kann. Sie besitzt zwei Häuser in Verona, zwei in Kairo, eines in Berber, zwei in Khartum, zwei in El Obeid und zwei in Ghebel Nuba. Mit dem Bau und der Einrichtung habe ich mich während der letzten zwei Jahre beschäftigt, wovon im ersten Teil des Berichtes die Rede ist.


[4153]

Mit der Hilfe der Göttlichen Barmherzigkeit kann jetzt die Missionsarbeit frei, sicher und unbehindert ausgeübt werden und ist für das Seelenheil auch in jenen verlassenen Ländern entsprechend wirksam geworden. Möge sich der Missionar an immer zahlreicheren Früchten erfreuen, da er sich jetzt mit seiner Liebe ganz für dieses heilige Ziel einsetzen wird. Gott will die Rettung des unglücklichen Afrika, er will sie. Aus dem Mund des Missionars werden immer die Worte ertönen: Afrika oder Tod!

Vor Ihren Füssen kniend und Ihren heiligen Purpur küssend, verbleibe ich mit Hochachtung und Verehrung

Eurer Eminenz gehorsamer und ergebener Sohn

D. Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

(1) Der Kölner Verein hat sich schriftlich vor dem Heiligen Vater und Propaganda Fide verpflichtet, mir sechs Jahre lang alle Spenden zu überlassen. So steht es in der Ponenza vom Mai 1872.