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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
511
Luigi Grigolini
0
El-Obeid
21. 7.1873
[3277]

auch wenn ich vor tausend Beschäftigungen kaum schnaufen kann und noch fast tausend Briefe in die fünf Erdteile der Welt zu schreiben habe, möchte ich es doch nicht länger hinausschieben, meinem lieben Grigolin einige Zeilen zu schreiben, um ihm mitzuteilen, dass seine famosen Flaschen, die er mir auf meiner Durchreise gegeben hat, voller Freude und ehrenvoll zur größeren Ehre Gottes und zum Wohl Ihrer und unserer Gesundheit an zwei bestimmten Orten getrunken wurden:

  1. Zwei in meinen Instituten in Kairo. Alle Priestermissionare nahmen daran teil.
  2. Eine zu Ehren des Oberen der Christlichen Schulbrüder in Kairo. Er ist unser Freund und Wohltäter.
  3. Ach, eine wurde aus Versehen in Assuan bei den ersten Nilfällen geöffnet. Ich wollte die beiden Franziskaner ehren, die von Khartum zurückgekehrt waren, nachdem der Hl. Stuhl ihnen die Mission genommen hat, um sie uns zu geben. Ich wollte sie mit einer Flasche gewöhnlichen Weines ehren (etwas Seltsames in diesen Ländern), ach, und dabei haben wir aus Versehen den Pollicella von Grigolino getrunken.

[3278]

4. Eine Flasche haben wir in Khartum mit dem hochwürdigsten Herrn Generalvikar Carcereri getrunken.

5. Eine habe ich noch in meiner Kiste versteckt, und niemand weiß davon. Wir werden sie wahrscheinlich am 14. September in der Hauptstadt des Kordofan trinken. An diesem Tag werde ich die feierliche Weihe des Vikariats an das Hl. Herz Jesu vornehmen.


[3279]

Sie sehen also, es wäre nicht schlecht, vielmehr eine gute Sache, daran zu denken, dass wieder einmal einige hochwertige Flaschen dieser Art so ehrenvoll in Zentralafrika behandelt werden. Aber man sollte die Zölle vermeiden, die beim Versand solcher Güter in Via Seminario Nr. 12 in Verona erhoben werden. Man sollte sie direkt an meinen Prokurator Herrn Angelo Albengo in Alexandria in Ägypten schicken. Er würde dann dafür sorgen, sie mir nach Khartum zu befördern.


[3280]

Auch wenn man auf dieser langen Reise noch den Zoll des Instituts von Kairo passieren muss, würde ich doch hoffen, dass wir armen Afrikaner von Zentralafrika den Wein als etwas wie von einer anderen Welt genießen könnten.

Ich habe mich zu lange bei diesem Thema aufgehalten. Jetzt schicke ich Ihnen und Ihrem Bruder und deren guten Familien einen Gruß und versichere Ihnen, dass ich für Sie beten werde. Ich habe in Kairo eine Messe für Sie zelebriert und werde ab und zu eine weitere zelebrieren. Wir müssen ja unbedingt in den Himmel kommen.


[3281]

In 99 Tagen erreichte ich nach einer furchtbaren Reise mit der großen Karawane Khartum und in weiteren zehn und einem halben Tag trafen wir in Kordofan ein. In einem späteren Brief werde ich Ihnen über die große, mir von Gott anvertraute Mission erzählen. Es ist die schwierigste und größte der Welt. Ich werde Ihnen vom Sklavenhandel berichten, wie hier die Sklaven behandelt und verkauft werden. Tausende und Abertausende von Kindern werden ihren Eltern entrissen. Manchmal werden sie [die Eltern] getötet. Inzwischen haben wir zwei große Missionen begonnen, eine in El Obeid und die andere in Khartum. Bald werden wir auch die Mission in Shellal eröffnen. Wir werden das Kreuz zu den Nuba bringen, der Heimat von Bachit Miniscalchi. Das ist fünf Tagesreisen mit dem Kamel von hier entfernt. Am 14. September werde ich die feierliche Weihe von ganz Zentralafrika an das Heiligste Herz Jesu vornehmen. Beten Sie an diesem Tag und lassen Sie beten, auch vom Erzpriester von San Martino, meinem lieben Lehrer. Ich wünsche mir, dass Sie ihn in meinem Namen besuchen, wie auch D. Dallora. Wenn wir nicht sterben, werden wir uns vielleicht in Mariona wiedersehen, worauf ich ein gewisses Recht erworben habe.

Ich schicke Ihnen und Ihrer ganzen Familie den Segen und bin

Ihr im Herzen Jesu und Mariens ergebener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


512
Card. Alessandro Barnabò
0
El-Obeid
25. 7.1873

Nr. 512 (482) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SOCG, v. 1003, ff 734–735 Nr. 7

[J.M.J.]

El Obeid, Hauptstadt von Kordofan

25. Juli 1873

Erhabener Kirchenfürst,

[3282]

mit großer Freude habe ich Ihren Brief Nr. 1 vom 29. April erhalten. Über so gewaltige Entfernungen sind die verehrungswürdigen Worte der Oberen besonders wertvoll. Sie sind immer der Ausdruck des göttlichen Willens. Ich nehme das Urteil und den Wunsch Eurer Eminenz bezüglich der Wiedereröffnung der Gebäude in Shellal zur Kenntnis. Zu gegebener Zeit und sobald es die Kräfte erlauben, werden wir zweifelsohne die Neueröffnung durchführen. Das Klima dort ist gesund.


[3283]

Ich habe immer wieder neue Argumente, die die Bedeutung der Mission in El Obeid auf überzeugende Weise darlegen. Gegenwärtig bin ich damit beschäftigt, die beiden Missionen von Khartum und El Obeid neu in Gang zu bringen und solide Fundamente zu legen. Sie sind die Operationsbasis, um Schritt für Schritt den katholischen Glauben bei den Stämmen zu verbreiten, die den östlichen Teil des Vikariates bis über die Nilquellen hinaus bewohnen, und bei den riesigen Volksstämmen der endlosen Gebiete, die das Zentrum des Vikariates bilden. Trotz dieser Beschäftigung werden wir in der Zwischenzeit nichts unterlassen, um uns auch der Stämme und der großen Völker des Kordofan anzunehmen. Denn bis dort ist der Islam noch nicht vorgedrungen. Wir sammeln exakte Informationen, greifen Sprachkenntnisse auf und studieren Schritt für Schritt, wie wir am besten eines Tages mit Sicherheit und wirksam dort Missionen errichten können.


[3284]

Aus diesem Grund sind wir schon jetzt ganz aktiv dabei, gute Einheimische dieser Länder im Glauben und in der christlichen Zivilisation auszubilden. Wir stellen gerade mit großer Mühe ein Wörterbuch, eine Grammatik und einen kleinen Katechismus in der Nuba-Sprache zusammen.


[3285]

In der vergangenen Woche hat mich dreimal einer der Könige oder Häuptlinge der Nuba-Völker mit zahlreichen Begleitern besucht. Er ist nach El Obeid gekommen, um dem zuständigen Pascha den Tribut einiger Ortschaften, die an den südwestlichen Kordofan angrenzen, zu zahlen. Er heißt Nemùr. Er herrscht zudem über nicht wenige Ortschaften, die bisher noch nie Tribut gezahlt haben. Er steht in guten Beziehungen mit fast allen Häuptlingen oder Königen der Nuba-Völker, die noch nie von den Türken besiegt wurden. Sie sind noch unabhängig. Dieser König lud mich ausdrücklich ein, in seine Länder zu kommen oder wenigstens einige Missionare zu schicken, um eine Kirche zu bauen, Schulen zu errichten und sie in unserer Religion zu unterrichten. Einer aus dem Gefolge ist als Sklave in Syrien gewesen. Dort hat er die Christen kennengelernt und ihre Kirchen gesehen. Er sagte mir, dass, wenn wir uns hier niederlassen würden, in zehn Jahren alle Christen werden würden.


[3286]

Ich bat den Häuptling um einige Informationen über diese Gebiete. Mir wurde gesagt, dass jene Einwohner mehrmals von den arabischen Baggara und den Türken angegriffen worden seien. Sie haben sie fast immer zurückgeschlagen. Oft aber sei es den Arabern gelungen, Tausende und Abertausende von Söhnen und Töchtern zu rauben. Sie hätten nie etwas weder mit den Türken noch mit Mohammed zu tun haben wollen. Sie wissen, dass es einen Gott gibt, aber sie hätten ihn noch nicht gesehen. Sie wissen auch nicht, wie man betet, wie sie es in El Obeid und in Syrien gesehen haben. Ihre Vorfahren hätten ihnen erzählt, dass sie gesehen hätten, wie viele der Abessinier an ihren Kindern folgende Zeremonie vollzogen: Acht Tage nach der Geburt kommt ein gewisser ‚Òeru‘ (Zauberer) reibt den ganzen Körper des Kindes mit einem gewissen Fett ein. Dann steigt er selber ins Wasser, nimmt das Kind, taucht es ins Wasser und übergibt es dann der Mutter. Sie sprachen mit Verachtung über Kordofan, loben aber das Klima und die Fruchtbarkeit ihrer eigenen Länder. Voller Bewunderung schauen sie auf unsere elegante Kirche, die Schule, die Werkzeuge für die Landwirtschaft, für die Schreiner, die Schmiede etc. Bei den Besuchen, die sie mir dreimal abstatteten, drängten sie darauf, ich solle zu ihnen in ihre Dörfer gehen und dort eine Kirche und eine Schule bauen.


[3287]

Ich empfing sie sehr freundlich. Ich erklärte ihnen, dass ich bereit sei, auf ihre Wünsche einzugehen. Zuvor aber müsste ich noch viele Voraussetzungen überprüfen. Ich kündigte ihnen an, dass wir, wenn wir zu ihnen gehen, einige ihrer Söhne mitbringen würden, um sie ihren Familien zurückzugeben. Ich bat sie, mir von Zeit zu Zeit einige von ihnen zu schicken, um mich über ihre Interessen und Absichten zu informieren. Es war der Häuptling Nemùr selber, der spontan versprach, dass er nach dem Kharif, der Ernte, im Oktober selbst zurückkehren würde. Ich schenkte ihm einige Medikamente, Medaillen und ein Foto des guten Afrikaners Bachit Miniscalchi (Msgr. Sekretär hatte im vergangenen Jahr die Güte, ihn dem Papst vorzuführen). Er stammt aus dieser Gegend. Voller Freude kehrte er mit seinem ganzen Gefolge zu den Nuba zurück.


[3288]

Im Moment erlaube ich mir noch kein Urteil über dieses Ereignis, das von großer Bedeutung sein könnte. Ich will darüber nachdenken, und überprüfen, ob nicht eine Falle dahintersteckt. Ich werde das Positive herausfinden, auf dem man etwas aufbauen kann. Ich werde mir alles gut durch den Kopf gehen lassen und dann die Zeit abwarten, die Gott dafür vorgesehen hat.


[3289]

Nach weiteren Beobachtungen werde ich eine Zusammenfassung über die Schrecken des Menschenhandels mit Afrikanern geben, der in diesem Vikariat eine sehr traurige Wirklichkeit ist. England schickt unter dem trügerischen Anspruch, den Sklavenhandel abzuschaffen, seine Botschafter nach Sansibar und Maskat, um seine politischen Interessen und Pläne der Eroberung voranzutreiben. Aber Zentralafrika ist das Land, in dem mehr als anderswo diese Plage der Menschheit wütet. Der katholischen Kirche wird es mit dem Segen Gottes mehr als durch Kanonen gelingen, dieses große Unternehmen zum Erfolg zu führen.

In den Herzen Jesu und Mariens küsse ich Ihren heiligen Purpur und bin

Eurer Eminenz ergebener und gehorsamer Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar


513
Presidente O. S. Infanzia
0
El-Obeid
31. 7.1873

Nr. 513 (483) AN DEN PRÄSIDENTEN DES

WERKES DER KINDHEIT JESU

ACR, A. c. 14/137 n. 1

El Obeid, Hauptstadt von Kordofan

31. Juli 1873

Herr Präsident des Werkes der Kindheit Jesu,

[3290]

ein neues Werk, das Ihrer Liebe würdig ist, kommt, um Hilfe vom Verein der Kindheit Jesu zu erbeten. Es sind die kleinen Kinder des Apostolischen Vikariates von Zentralafrika, die der Hl. Stuhl im vergangenen Jahr dem neuen Institut der Missionen für Afrika in Verona und meiner Wenigkeit unter dem Titel und den Vollmachten eines Apostolischen Provikars anvertraut hat. Das Vikariat von Zentralafrika ist die größte und mühevollste Mission der ganzen Welt und umfasst mehr als hundert Millionen Ungläubige. Es ist umgeben von den Missionen Ägyptens, Tripolis’, Abessiniens, der Galla, der Küste von Benin, von Südguinea. Im Westen berührt es die direkte Linie von Morzouk zum Niger und im Süden reicht es bis zum 12. südlichen Längengrad.


[3291]

Die Werke, die ich bis jetzt für die Eroberung Afrikas gegründet habe, sind folgende:

  1. Zwei kleine Institute in Kairo, eines für Männer und das zweite für Frauen, um den Missionaren und den Schwestern, die für Zentralafrika bestimmt sind, die Möglichkeit zu geben, sich zu akklimatisieren, und um kleine afrikanische Jungen und Mädchen im Glauben und in den handwerklichen Berufen zu unterrichten.
  2. Zwei Institute in Khartum, der Hauptstadt des östlichen Sudan. Khartum liegt am 15. nördlichen Längengrad.
  3. Zwei Institute in El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan. Diese Stadt, von der aus ich die Ehre habe, Ihnen zu schreiben, hat mehr als 100.000 Einwohner, und gegenwärtig ist es die am zentralsten gelegene Stadt unter allen Missionen, die es hier gibt. Sie liegt zwischen dem 12. und 13. nördlichen Längengrad.

[3292]

Khartum ist die Operationsbasis für den östlichen Teil des Vikariats. Es umfasst alle großen Stämme des Weißen Flusses und der Gegenden der Nilquellen bis zu den Großen Seen von Njassa, Tanganjika und den Ländern von Lunda und Muemba. El Obeid ist die Operationsbasis für den zentralen Teil des Vikariates. Es ist die wahre Pforte zum Inneren Afrikas und Zentrum der Kommunikation mit dem Königreich Darfur, dem Reich von Bornu, den riesengroßen Stämmen der Nuba, Feriti, Waday, Tschad und tausender Stämme, die die südwestlichen Gebiete bewohnen.


[3293]

Alle meine Kräfte sind darauf gerichtet, diese beiden Missionen zu festigen, wo wir gute Einheimische aus den Stämmen des Inneren Afrikas als Apostel des Glaubens und Förderer der Zivilisation in ihrer Heimat ausbilden. Dann werden wir Schritt für Schritt in die Länder des Inneren vordringen, je nachdem, mit wie viel Personal und Hilfsmitteln uns die Propaganda Fide und der Verein der Kindheit Jesu helfen werden.


[3294]

In Khartum wird das Werk für Mädchen von den Schwestern der Erscheinung des Hl. Josef von Marseille geleitet. Sie wohnen in einem Haus, das ich für 1.200 Franken im Jahr gemietet habe. Ich habe bereits ein Terrain gekauft, um das Haus der Schwestern zu bauen. Dort muss ich ein großes Waisenhaus für kleine Kinder eröffnen. Das gleiche muss ich in El Obeid tun.


[3295]

Hier gibt es eine große Zahl von Kindern aufzunehmen, die von ihren Müttern verlassen wurden. Es gibt auch Mütter, die mit ihren kleinen Kindern vor ihren Herren in die Missionsstationen fliehen. Oft müssen wir, wenn es möglich ist, Mütter und Kinder zusammen aufnehmen, sonst würden die einen wie die anderen an Leib und Seele zugrunde gehen. Es ist jetzt dringend notwendig, Waisenhäuser zu gründen, dafür fehlt aber absolut das Geld. Deshalb wende ich mich mit Tränen in den Augen, Herr Präsident, an das geschätzte Werk der Hl. Kindheit Jesu, um eine kräftige Hilfe zu erhalten, um dadurch Tausende von afrikanischen Kindern zu retten.


[3296]

Hier ein Haus zu bauen, ist sehr teuer. Die notwendigen Werkzeuge muss man von Europa einführen. Ein Maurer verlangt am Tag 20 Franken, und seine Helfer muss man inständig bitten, wenigstens für 10 Franken am Tag zu arbeiten. So ist es in Khartum. Dort gibt es eine kleine Anzahl von Maurern. Hier in El Obeid kostet das Bauen weniger, aber man muss das Personal, das arbeitet, verdoppeln. In diesem Vikariat muss man bedenken, dass alles, was zum Leben und zum Bauen notwendig ist, wenigstens sechsmal so viel kostet wie in Ägypten. Das meiste von dem, was man braucht, muss auf Kamelrücken durch die große Wüste Atmur und die weiten Ebenen Kordofans transportiert werden.


[3297]

Ich hoffe, das Werk der Hl. Kindheit Jesu wird mir beim Bau und beim Unterhalt der beiden großen Waisenhäuser helfen. In diesem Vikariat muss man alles von Grund auf neu schaffen. Deshalb sind so große Summen Geldes notwendig. Die Entbehrungen meiner Missionare, meiner Schwestern, meiner Katechisten, der afrikanischen Lehrerinnen, der Laienbrüder sind unendlich groß. Das Klima ist sehr heiß. Die Reisen sind anstrengend. Man muss damit rechnen, dass man einige Monate lang bei Nacht nur das Himmelsgewölbe sieht. Unter Tags brennen die heißen Sonnenstrahlen Afrikas auf unsere Schultern.

Bitte nehmen Sie meine demütige Bitte und meine respektvolle Wertschätzung entgegen, mit denen ich mich als Ihr ergebener Diener erkläre.

Daniel Comboni

Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


514
Mgr. Joseph De Girardin
0
El-Obeid
31. 7.1873
[3298]

vor sechs Jahren hatte ich die Ehre, den angesehenen Direktor des Werkes von der Heiligen Kindheit Jesu kennenzulernen. Sie erinnern sich vielleicht nicht mehr daran, in Rom und Paris einem armen Missionar begegnet zu sein, der viele der in Zentralafrika verstorbenen Missionare überlebt und Reisen unternommen hatte, um das Werk der Wiedergeburt Afrikas zu gründen und dem katholischen Glauben in diesem unglücklichsten und verlassensten Teil der Welt dauerhaft Eingang zu verschaffen. Dieser arme Missionar hat nun die Ehre, Ihnen vom Herzen Afrikas aus zu schreiben, um vom wunderbaren Werk unter Ihrer Leitung eine kräftige Unterstützung zu erbitten.


[3299]

Ich sende Ihnen ein Bittgesuch für den Präsidenten des Rates der Heiligen Kindheit und bitte Sie inständig, mich anzuhören und mein Anliegen zu unterstützen. Es handelt sich um eine heilige Sache, die ganz dem Zweck Ihres erhabenen Werkes entspricht, das den Himmel mit kleinen Paradiesesräubern bevölkert hat. Bevor ich auf die traurige Lage dieses jungen Vikariats eingehe, erlaube ich mir, Ihnen von meinem Werk zu erzählen, und wie Gott selbst es geleitet hat.


[3300]

Im Jahr 1846 hat Gregor XVI. seligen Angedenkens das Vikariat von Zentralafrika errichtet und Casolani, Titularbischof von Mauricastro, zum Apostolischen Vikar ernannt. Die Jesuiten P. Ryllo und P. Pedemonte und zwei ehemalige Schüler vom Kolleg der Propaganda Fide wurden ihm zur Seite gestellt. Die Propaganda Fide wusste besser Bescheid über den sichersten Weg nach Zentralafrika, nämlich über Ägypten und Nubien, um dieses Werk zu beginnen. Die Mission wurde dann P. Ryllo anvertraut, der 1848 die Gruppe nach Khartum führte, wo er starb. Unter seinem Nachfolger Ignaz Knoblecher hat die Mission gute Fortschritte gemacht. Neben Khartum errichtete er die Mission von Kich am 6. und Gondokoro am 4. nördlichen Breitengrad bei den Quellen des Nils.


[3301]

Wegen der großen Unterschiede zwischen dem Klima von Europa und dem von Zentralafrika starben 35 von den 40 Missionaren, die von Europa aus direkt in den Sudan ausgereist waren, und vier kehrten für immer nach Europa zurück. Einer von ihnen, meine Wenigkeit, ist nach Europa zurückgelehrt mit dem Vorsatz, wieder hierher zu kommen und das Leben dafür hinzugeben. Die Propaganda Fide hat dann einen weiteren Versuch unternommen und die Franziskaner nach Zentralafrika geschickt, die 1861 das Vikariat übernahmen. Nachdem sie aber in kurzer Zeit 25 ihrer Mitglieder verloren hatten, verließen die Überlebenden alle Missionsstationen außer Khartum, das bis voriges Jahr weiterhin von drei Missionaren betreut wurde, und kehrten nach Europa zurück. Da die meisten Franziskanermissionare aus italienischen Klöstern kamen, sahen sich die armen Franziskaner nach der Aufhebung der Orden in Italien gezwungen, Zentralafrika sowie andere Stationen aufzugeben. Schließlich hat der Heilige Stuhl dieses große Vikariat einem neuen Institut anvertraut, das ich mit Hilfe und unter dem Schutz von Graf Canossa, Bischof von Verona, gegründet habe.


[3302]

Seit 1857, in jenem Jahr arbeitete ich als Missionar in Zentralafrika auf der Mission Kich am Weißen Fluss, habe ich alle Schicksalsschläge dieses schwierigen Apostolats durchlebt. Da ich wegen des Klimas und der großen Anstrengungen elf Mal dem Tod nahe war, musste ich nach Europa zurückzukehren. Dort habe ich mich dann nach einigen Jahren und nach meiner Genesung nach Möglichkeiten umgesehen, wieder zu diesem Schlachtfeld zurückzukehren, um mein Leben für das Heil der Afrikaner einzusetzen. Als ich am 18. September 1864 den Vatikan verließ, wo ich an der Seligsprechung von M. Margherita Alacoque teilgenommen hatte, kam mir plötzlich die Idee, dem Heiligen Stuhl den Plan zur Wiederbelebung der Mission von Zentralafrika vorzulegen. Das heiligste Herz Jesu hat mir geholfen, die großen Schwierigkeiten zu überwinden und meinen Plan für die Wiedergeburt Afrikas durch Afrika in die Tat umzusetzen.


[3303]

Zu diesem Zweck habe ich 1867 in Verona das Institut für die Afrikanische Mission gegründet und noch im selben Jahr zwei Häuser für Afrikaner in Kairo eröffnet. Da Sie mit Initiativen dieser Art viel Erfahrung haben, brauche ich Ihnen die Geschichte, das Ziel und die Bedeutung der Vorbereitungen nicht zu schildern, die notwendig waren, um mit dem Apostolat in Zentralafrika zu beginnen. Ich musste kirchliche Mitarbeiter suchen, um der Mission stets Personal zur Verfügung stellen zu können, und mich um die Gesundheit der europäischen Missionare in diesen heißen Ländern kümmern.


[3304]

Mit der kräftigen Unterstützung von Bischof Canossa (Sein Vater ist ein Bruder der ehrwürdigen Gründerin der Töchter der Liebe von Verona, die auch in Hongkong und Hu-Pe in China Niederlassungen haben. Zurzeit läuft ihr Seligsprechungsprozess. Der Bischof ist ein Schwager von Teresa, der Gräfin Durazzo vom Heiligsten Herzen Jesu in Paris.) habe ich in Verona das Missionsinstitut für Afrika, das der Bischof kanonisch errichtet hat, und in Kairo zwei Einrichtungen gegründet, um Missionspersonal für Zentralafrika vorzubereiten. In fünf Jahren sind dort 54 Mitarbeiter ausgebildet worden, die jetzt meinem Vikariat von größtem Nutzen sind.


[3305]

Da die Franziskaner nur die Stadt Khartum mit zwei Missionaren betreuten und mir gute einheimische Mitarbeiter zur Verfügung stehen, um mit meinem Werk in Zentralafrika zu beginnen, wo noch nie das Wort Gottes verkündet worden ist, habe ich 1871 vier Kundschafter nach Kordofan geschickt. Diese sollten herausfinden, ob es opportun ist, in der Hauptstadt El Obeid eine Mission zu gründen, und dort meine Mitarbeiter gemäß ihrer Ausbildung einzusetzen. Unter der Leitung meines Generalvikars P. Carcereri sind die Kundschafter nach 82 Reisetagen in Kordofan angekommen. Sie haben das Gebiet genau erforscht und in El Obeid gemäß den Anweisungen von Kairo eine Mission gegründet.


[3306]

Ich bin dann nach Rom gefahren, um Kordofan für mein Institut von Verona zu erbitten. Der Heilige Stuhl hat uns jedoch nach dem Verzicht der ehrwürdigen Franziskaner auf Khartum und Zentralafrika das ganze Vikariat anvertraut. Dieses Gebiet ist größer als ganz Europa und reicht bis zum 12. Grad südlicher Breite.


[3307]

Nach meiner Rückkehr nach Kairo habe ich gleich mit den Vorbereitungen der großen Expedition nach Zentralafrika begonnen. Am 26. Januar dieses Jahres bin ich von Kairo mit einer Karawane von 33 Missionaren, Schwestern, afrikanischen Lehrerinnen und Laienbrüdern abgereist. Nach einer mühsamen Reise von 99 Tagen sind wir in Khartum angekommen. Nach einem Monat habe ich mich nach Kordofan aufgemacht. Hier befinde ich mich nun seit fünfzig Tagen. Die Reise von Kairo nach Khartum und nach El Obeid hat mich 22.000 Franken gekostet. Wir haben viel durchgemacht, nie Wein getrunken und in großer Armut gelebt. In dieser beschwerlichen und strapazenreichen Mission müssen die Missionare bereit sein, ein langsames und ständiges Martyrium auf sich zu nehmen.


[3308]

In Khartum und El Obeid haben wir für die Missionare Häuser gekauft, für die Schwestern aber gemietet. In Khartum zahle ich pro Jahr 1.200 Franken, in El Obeid etwas weniger. Wir haben hier noch nie Wein getrunken, da er zu teuer ist. Eine Flasche Messwein kostet in Kairo 60 Cent, hier aber 5 Franken. Ein Kilo Kartoffeln kostet 130 Cent. Das zum Leben Notwendige ist hier sehr teuer. In Khartum ist das Brot sehr teuer, hier gibt es überhaupt keines, so dass wir nie Brot essen, sondern nur Fahit, eine Art Sorgum-Brot, das in Europa kaum die Hennen fressen würden. Wir sind aber sehr zufrieden, da wir den Willen Gottes erfüllen und uns um das Seelenheil der am meisten Vernachlässigten der Erde bemühen.


[3309]

Eines meiner ersten Vorhaben ist die Eröffnung von zwei großen, von den Schwestern geführten Waisenhäusern. Damit Sie sich von der Situation eine Vorstellung machen können, gehe ich kurz auf die traurige Wirklichkeit dieser Länder ein. Die Abschaffung der Sklaverei, die von den europäischen Mächten 1856 in Paris beschlossen worden war, ist in Zentralafrika toter Buchstabe geblieben. Die Verträge stehen nur auf dem Papier, denn der Sklavenhandel steht weiterhin in voller Blüte. Jeden Monat, außer in der Regenzeit, brechen von Khartum und El Obeid Gruppen auf und gehen zu den benachbarten afrikanischen Stämmen. Mit Gewehren und Pistolen bewaffnet entreißen sie den friedliebenden afrikanischen Familien gewaltsam ihre Kinder. Eltern, die sich zur Wehr setzen, werden umgebracht. Die Kinder werden mit ihren jungen Müttern nach Kordofan und Nubien gebracht und verkauft.


[3310]

Dabei geht es um zwei Tage alte Kinder, um Mädchen und Frauen bis zu ungefähr 24 Jahren. Manche Mütter mit zwei oder drei kleinen Kindern sind zwischen vierzehn und zwanzig Jahren alt. Viele Mütter haben noch nicht einmal ihre Kleinen zur Welt gebracht. Alle werden völlig nackt nach Nubien, Kordofan und Ägypten gebracht. Es handelt sich jedes Jahr um Hunderttausende, ja vielleicht um eine halbe Million. Auf dem Weg von Kairo nach Khartum sind wir mehr als dreißig Karawanen und Booten begegnet, und von Khartum nach Kordofan haben wir über tausend Gefangene gesehen: Alle waren dabei nackt und wurden mit einem Strick um den Hals von Sklavenhändlern gezogen. Sind diese Kinder einmal gefangen, verfügt der Besitzer nach Gutdünken über sie, liefert sie an einen Harem aus oder gibt sie der Prostitution preis.


[3311]

Unzählige Neugeborene werden außerhalb El Obeid weggeworfen und entweder begraben oder einfach neben toten Kamelen, Eseln und anderen Tieren liegengelassen, um von Aasgeiern und Vögeln aufgefressen zu werden. Vor zwei Wochen habe ich während eines Spaziergangs außerhalb der Stadt Hunderte von kleinen Leichen oder Teilen davon gesehen. Ich habe beim Pascha reklamiert, der mir dann den Befehl gegeben hat, alle toten Afrikaner zu begraben. Eine Vielzahl von Kindern wird mit ihren Müttern um 90 oder 100 Franken verkauft. Wir haben viele Mütter mit Kleinkindern erworben, andere sind uns geschenkt worden. Wir haben sie in kleinen Hütten untergebracht, die wir außerhalb der Mission gebaut oder gekauft haben.


[3312]

Es ist also dringend notwendig, ein großes Waisenhaus zu errichten und es den Schwestern anzuvertrauen. Ich habe bereits nahe meiner Residenz ein Grundstück gekauft. Es fehlt mir aber das Geld, das Waisenhaus zu bauen, die Kinder zu ernähren und sie zu erziehen. Es gibt genügend Mütter, die Kinder zu stillen, auch Elfjährige, die wir erwerben oder mieten können. Ein Waisenhaus braucht es auch in Khartum.


[3313]

Zudem müssen Sie bedenken, Monsignore, dass hier noch nie das Evangelium verkündet worden ist, so dass Sie sich die Unordnung, die Korruption und ihre Folgen vorstellen können. Von den hundert Millionen Einwohnern meines Vikariats laufen achtzig Millionen vollständig nackt herum, Männer und Frauen. Um den katholischen Glauben verkünden zu können, müssen wir wenigstens die Frauen und ein klein wenig auch die Männer bekleiden. Das bringt große Auslagen mit sich, denn ein Stück Stoff, das wir in Kairo um 10 Franken kaufen, kostet wenigstens 40 Franken, bis es nach Kordofan kommt. Für eine Kiste Kleider und Frauenhemden, die mir gratis von Paris geschickt wurde, habe ich für den Transport bis Kordofan 67 Franken ausgegeben. Sie können sich vorstellen, was uns ein Waisenhaus für unsere kleinen Afrikaner kosten wird.


[3314]

In diesem Augenblick, Monsignore, haben wir nicht einmal eigene Unterwäsche, da wir für die Kinder und Frauen unseres Mädcheninstituts und auch für die Jungen Hemden machen mussten. Wir schlafen in unseren Kleidern auf dem Angareb, der aus Holzstücken angefertigt und mit Dattel- oder Lederstricken zusammengebunden ist. In El Obeid verkaufen arabische Händler (kein einziger Europäer ist unter ihnen) Stoffe, die aber sehr teuer sind. Und noch etwas. Die Hemden der Afrikaner halten nicht so lange wie in Europa, wo es schöne Häuser, Betten und Stühle gibt. Hier schlafen die Kinder auf der bloßen Erde oder auf Matten, falls wir solche haben. Es gibt keine Stühle. Sie schlafen und sitzen immer auf der Erde. Sie haben keine Schuhe und gehen deshalb immer barfuß.


[3315]

Nahrung und Kleidung kosten uns pro Kind monatlich 7 Franken und 74 Cent, die Ausgaben für das Haus und die stillenden Mütter nicht eingerechnet. Das kann aber nicht so weitergehen, denn sie werden sonst sterben. Wir benötigen für jedes Kind 8 bis 10 Franken. In Khartum ist alles noch teurer. Rechnen Sie noch die Arzneien hinzu, die wir aus Kairo mitgebracht haben. Bis sie nach Kordofan kommen, steigt ihr Preis enorm. Dazu kommt noch der Einkaufspreis. Jeden Tag kommen Sklaven, um den Grausamkeiten ihrer Besitzer zu entkommen. Auch schwangere Mütter mit Kleinkindern sind zu uns gekommen. Wenn ich sie nicht aufnehme, werden sie von ihren Henkern mit dem Tod bestraft. Ich weiß, dass einige schwangere Frauen umgebracht wurden.


[3316]

Was soll ich in dieser traurigen Lage tun? Ich blicke zum Himmel auf, vertraue auf die Vorsehung und nehme sie auf. Da ich jetzt keine Zeit habe, Ihnen von anderen Miseren zu berichten, wende ich mich an das Werk der Heiligen Kindheit und bitte Sie inständig, mir mit einem bedeutenden jährlichen Betrag zu helfen. Könnten Sie, Monsignore, die Lage der Bevölkerung von Zentralafrika sehen, würden Sie sich überzeugen, dass keine Mission in China oder in anderen Ländern der Welt Ihre Hilfe so notwendig braucht wie die meine. Die Missionen von China existieren seit Jahrhunderten. Hier in Kordofan hat der katholische Glaube erst vor 486 Tagen Eingang gefunden. Hier aber muss alles erst aufgebaut werden. China ist ein zivilisiertes Land, Zentralafrika aber nicht. In Gegenden, die nur zehn oder auch nur drei Tage von hier entfernt sind, gehen Männer und Frauen vollkommen nackt herum. Hier tragen die Frauen außerhalb ihrer Hütten ein kleines Tuch um ihre Lenden, die Mädchen höchstens eine Lederschnur. Ich kann mit Worten das Elend dieses Landes nicht beschreiben, und vieles kann man aus Anstand nicht einmal erwähnen. Ich empfehle diese heilige Sache Ihrem guten Herzen. Monsignore, setzen Sie sich für Zentralafrika ein.


[3317]

Wir Missionare und Missionarinnen sind bereit, tausendmal für das Seelenheil dieser Menschen zu sterben. Unser Schlachtruf wird immer lauten: „Afrika oder Tod!“ Wir werden mit der Hilfe Gottes unserem Vorsatz treu bleiben.


[3318]

Ich verheimliche es nicht, dass ich mich etwas unschlüssig fühlte, als mir der Heilige Stuhl diese ausgedehnte und mühsame Mission übertrug, da ich mir doch meiner Unzulänglichkeiten angesichts dieser großen Aufgabe bewusst bin, die mir Gott durch seinen Stellvertreter Pius IX. übertragen wollte. Ich sagte mir damals, dass es uns mit unseren eigenen Kräften niemals gelingen wird, das Christentum in diese unendlichen Regionen zu bringen, wo die Kirche trotz großer Anstrengungen im Lauf von vielen Jahrhunderten nie Fuß fassen konnte. Deshalb habe ich mein ganzes Vertrauen auf das Heilige Herz Jesu gerichtet und beschlossen, am kommenden 14. September das ganze Vikariat dem Herzen Jesu zu weihen. Aus diesem Anlass habe ich ein Rundschreiben verschickt und den Apostel des Heiligen Herzens Jesu, P. Ramière, gebeten, das feierliche Weihegebet zu verfassen, was er auch getan hat. Ich werde es Ihnen zuschicken.


[3319]

Hiermit schließe ich für heute und bitte Sie, meinem Vikariat einen schönen Betrag zu gewähren und diesen an meinen Vertreter in Kairo, Don Bartolomeo Rolleri, den Oberen der afrikanischen Institute, zu schicken. Der Diwan von Kairo wird mir alles nach Khartum überweisen.


[3320]

Die türkischen Autoritäten sind der Mission bis jetzt sehr wohlgesinnt. Ich bin mit einem Firman [Empfehlungsschreiben] des Kaisers von Konstantinopel hierher gereist. Er hat dem Vikariat alle Privilegien gewährt, welche die Christen des türkischen Reiches genießen. Auf diese Weise hat er sehr viel dazu beigetragen, dass ich in allen wichtigen sudanesischen Städten gut aufgenommen worden bin. Wir fühlen uns also vollkommen frei. Aber in der Gegend von nur zwei Stunden Entfernung, wo es keine Regierung gibt, steht uns nur der Firman der göttlichen Vorsehung zur Verfügung. Unsere Mission von El Obeid gehört zum Königreich von Darfur, zum Reich von Bornu, und ist unter den Bogus und den Nuba bereits überall bekannt. Ein Nuba-König hat uns besucht und uns gebeten, in seinem Stammesgebiet eine Kirche und Schulen zu bauen. Die Menschen dort haben eine ideale Gotteserkenntnis, aber keinen Kult, sie beten nicht, verachten den Koran und haben alle, die zu ihnen vom Koran gesprochen hatten, getötet.


[3321]

Meine Hauptaufgabe ist es jetzt, Khartum und El Obeid als Operationsbasis aufzubauen, um von dort aus bis über die Quellen des Nils hinaus vorzudringen. Die dortige Bevölkerung ist heidnisch, aber von Bosheit unberührt. Das Klima ist gut.

Ich empfehle dieses Gesuch der Unbefleckten Jungfrau Maria, damit sie das Werk der Heiligen Kindheit inspiriert, dieser Mission zu helfen, von der vielleicht das Heil aller Völker dieses unendlichen Vikariats abhängt.

Daniel Comboni

[Übersetzung aus dem Französischen.]
 


515
Lett. Past. Cons. Vicariato
0
El-Obeid
1. 8.1873
[3322]

Gottes Fügung und der Wille von Pius IX. haben uns mit dem mühevollen und schwierigen Apostolat von Zentralafrika, das die größte und bevölkerungsreichste Mission der Welt ist, beauftragt. Wir sind uns der großen Bedeutung des göttlichen Auftrags, aber auch unserer Schwächen angesichts der Größe und der Wichtigkeit der uns übertragenen Aufgabe voll und ganz bewusst. Deshalb richten wir unseren Blick vertrauensvoll zum Himmel, um von dort die nötige Kraft und Hilfe zu erflehen, damit diese unserer Schwachheit bei der Bewältigung des großen Unternehmens zu Hilfe kommt. Es hat Gott gefallen, uns zur sicheren Gnadenquelle hinzuführen, indem wir uns selbst, unsere Gläubigen und das ganze Vikariat unter den Schutz des allerheiligsten und gütigsten Herzens Jesu stellen.


[3323]

Dieses anbetungswürdige Herz, das durch die hypostatische Union des Wortes mit der menschlichen Natur unseres Erlöser Jesus Christus, stets frei von Schuld und voll Gnade, Gott gleich wurde, hat von allem Anfang an in reiner und barmherziger Liebe für die Menschen geschlagen. Von der heiligen Krippe von Bethlehem aus beeilte er sich, der Welt zum ersten Mal den Frieden zu verkünden: Als Kind in Ägypten, einsam in Nazareth, als Prediger in Palästina teilt er mit den Armen sein Los, lädt die Kleinen zu sich, tröstet die Unglücklichen, heilt die Kranken und ruft die Toten ins Leben zurück; er ruft die Verirrten und vergibt den Bußfertigen; am Kreuz betet er sterbend für seine Folterknechte; als Auferstandener sendet er die Apostel aus, um der ganzen Welt das Heil zu verkünden.


[3324]

Dieses göttliche Herz ließ sich von einer feindlichen Lanze durchbohren, um aus jener heiligen Öffnung die Sakramente entspringen zu lassen, aus denen die Kirche hervorgegangen ist. Dieses Herz hat nicht aufgehört, die Menschen zu lieben, es ist bis heute auf unseren Altären gegenwärtig als Gefangener der Liebe und als Opfer der Versöhnung für die ganze Welt. Nicht genug damit, hat es sich selbst in einer berühmten Erscheinung der hl. M. Margherita Alacoque aus Liebe als Heilmittel für die Sünden, die sich über die sündige und vergängliche Welt ergießen würden, angeboten, und jenen seinen besonderen Schutz versprochen, die sich ihm weihen und es verehren.


[3325]

Wir sind, geliebte Kinder, von der großen Hoffnung erfüllt, dass in der heiligen Öffnung dieses anbetungswürdigen Herzens die Gnadenschätze verborgen sind, die über die Rettung der vielen unserer Sorge anvertrauten Völker entscheiden müssen, die noch unter der Herrschaft Satans schmachten. Nach großen Mühsalen und beschwerlichen Reisen sind wir nun endlich bei Euch angekommen und haben beschlossen, unser geliebtes Apostolisches Vikariat von Zentralafrika feierlich dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen. Wir laden Euch alle ein, mit großem Vertrauen in diese Heil bringende Arche einzutreten, um den vielen Gefahren zu entrinnen, in die uns die Hölle ununterbrochen zu stürzen versucht und die jeden Tag die Welt bedrohen.


[3326]

Wir vertrauen darauf, dass dieses freudige Ereignis in Euch den Glauben und die Liebe vermehrt und dem großen, von uns sehr geliebten Volk Zentralafrikas, das noch im Finstern und im Schatten des Todes liegt, neue Heilswege eröffnet. Wir wünschen also, dass es so feierlich wie möglich gefeiert wird. Wir haben für die Feier dieses Festes den 14. September festgelegt, den Tag, an dem die ganze Kirche das Fest der Kreuzerhöhung begeht, Symbol des Triumphes Jesu Christi über Hölle und Sünde.


[3327]

Die Oberen und Seelsorger der Missionen unseres Vikariats müssen dafür Sorge tragen, dass diesem Tag ein öffentliches Triduum vorausgeht. Dabei soll das Volk entsprechend über den Inhalt, die Natur, die Reichweite und die Wirksamkeit der erhabenen Herz-Jesu-Verehrung unterrichtet und zum Empfang der heiligen Sakramente eingeladen werden, um den vollkommenen Ablass zu gewinnen gemäß der Vollmacht, die uns der Heilige Apostolische Stuhl am 12. Juni 1872 verliehen hat. Wir haben bestimmt, dass diese Gnade allen gewährt wird, die ihre Sünden bereut haben, zur Beichte gegangen sind, die Kommunion empfangen haben und an der bewegenden Feier dieser Weihe teilnehmen werden.


[3328]

Das halbstündige festliche Glockengeläute nach dem Maghreb wird an allen drei Tagen die große Feierlichkeit ankündigen, und ein strenges Fasten am Vorabend wird reichen göttlichen Segen auf uns herabrufen. Bei der heiligen Frühmesse am 14. September werden unsere Priester das Tagesgebet Miserebitur von der Herz-Jesu Messe hinzufügen und das Hochamt wird Ritu Votivo solemni de SS. Corde J. ut in die cum com. Dom. occor. sub unica conclusione gefeiert. Nach dem feierlichen Gottesdienst wird das Allerheiligste ausgesetzt und der Obere oder Pfarrer wird mit lauter Stimme in arabischer Sprache das von uns bestimmte Weihegebet sprechen. Wir selber werden es in unserer Kirche von Kordofan tun. Zum Schluss wird das Te Deum gesungen und die heilige Handlung mit dem Segen des Allerheiligsten abgeschlossen.


[3329]

Damit diese feierliche Weihe des Apostolischen Vikariats an das Heiligste Herz Jesu in ständiger Erinnerung bleibt, soll in allen Kirchen unseres Vikariats an jedem ersten Freitag im Monat im Anschluss an die Andacht der Ehrengarde des Heiligsten Herzens Jesu vor dem Allerheiligsten für ewige Zeiten dieses Weihegebet verrichtet und dem Volk der Segen gespendet werden. Es wird dann an uns liegen, so schnell wie möglich den Heiligen Apostolischen Stuhl zu ersuchen, den Freitag nach der Corpus Domini Oktav, der dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht ist, für das ganze Apostolische Vikariat von Zentralafrika formell zum Festtag zu erheben, und der Welt- und Ordensklerus wird es als Fest Erster Klasse mit Oktav nach den allgemeinen Vorschriften der Kirchenpatrone feiern.


[3330]

Wir sind fest davon überzeugt, dass der glorreiche Tag dieser feierlichen Weihe eine neue Ära von Segen und Frieden für unser geliebtes Vikariat bedeutet und sich vom geheimnisvollen Inneren dieses durchbohrten göttlichen Herzens Ströme der Gnade und des himmlischen Segens über dieses große, von uns so geliebte Zentralafrika ergießen werden, auf dem seit vielen Jahrhunderten der Fluch Hams lastet.

Geschrieben in El Obeid in unserer Residenz von Kordofan, am 1. August 1873. (LS.)

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar

P. Giuseppe Franceschini, Prosekretär


516
Don Francesco Bricolo
0
El-Obeid
2. 8.1873

Nr. 516 (486) AN DON FRANCESCO BRICOLO

ACR, A, c. 14/27

[J.M.J.]

El Obeid, Hauptstadt von Kordofan

2. August 1873

Mein liebster D. Francesco,

[3331]

ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihr ewiges Schweigen auslegen soll. Ich habe Ihnen zweimal von Ägypten aus nach Vicenza geschrieben. Ich kann meinen lieben D. Bricolo nie vergessen, obwohl ich mich mit tausend Schwierigkeiten herumschlagen muss. Ich versuche es über D. Guella, Ihnen meine Briefe zuzustellen. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich mir nicht zwei Tage frei genommen habe, um sie gemeinsam mit Ihnen in Vicenza oder in Venedig zu verbringen. Aber ich hatte so viele Probleme am Hals, dass ich nicht wusste, wie ich mich von ihnen frei machen sollte. Jetzt sehe ich den Fehler ein, denn ich sehe keine Möglichkeit, Sie bald einmal in Vicenza zu besuchen. Viele Reisen und Mühen halten mich davon ab. Mein Gott!


[3332]

Zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass ich auf Ihre Nachrichten warte und auf einen Brief von wenigstens sechs Seiten. Ich habe keine Nachrichten von Ihnen und weiß nicht, ob sie noch am Leben oder bereits tot sind. Ich habe D. Squaranti (wenn doch D. Francesco Bricolo Mitglied meines apostolischen Werkes würde, das so viele Bereiche umfasst) den Auftrag erteilt, Ihnen unsere kleinen Jahresberichte zu schicken, damit Sie von mir hören. In Lyon erscheinen jede Woche die ‚Missions Catholiques‘ vom Werk der Glaubensverbreitung, und im Seminar von S. Calocero in Mailand wird jedes Jahr eine Übersetzung davon gedruckt. Auch diese berichten von mir. Ich aber höre von D. Francesco nichts. Ich sehne mich nach Nachrichten!


[3333]

Als zweiten Punkt möchte ich anführen, dass ich Kleriker, Priester, heilige Landwirte, Schreiner, Maurer für Afrika brauche. Deswegen möchte ich, dass Sie nach Priestern und erstklassigen Laien für Afrika Ausschau halten, sie aber zuerst ins Seminar des bescheidenen Instituts schicken. Ich brauche auch gute Lehrerinnen, die den Ordensberuf haben. Diese schicken Sie ins Institut in S. Maria in Organo, das einmal im Besitz der Astori war, jetzt aber mir gehört.


[3334]

Nun aber einige Kurznachrichten von mir, denn ich habe keine Zeit. Ich habe meine Arbeiten als Provikar zu erledigen und muss 900 Briefe schreiben. Ich stehe mit vielen hervorragenden Wohltätern in Beziehung, die es zu betreuen gilt. Seit den bescheidenen Gründungen in Ägypten habe ich in nicht ganz sechs Jahren 500.000 Goldfranken für meine Werke ausgegeben, besser gesagt, für die Werke Gottes (deren Tellerwäscher ich bin, und der hl. Josef der Verwalter), die zum Wohl von Zentralafrika errichtet wurden. Ich habe also genug zu tun. Das waren in aller Kürze meine persönlichen Nachrichten.


[3335]

Mit einer Gruppe von sechzehn Priestern, Laien, Schwestern etc. reiste ich von Verona nach Kairo. Ich brachte Perinelli vom Mazza-Institut als meinen Sekretär mit. Leider hat er, vielleicht von Gegnern der guten Werke verführt, das Amtsgeheimnis missbraucht und Nachrichten veröffentlicht, die er hätte geheim halten sollen, da es um eine dritte Person ging. Er bildete Gruppen, versuchte Leute wegzuziehen anstatt seinem Vorgesetzten zu dienen, der ihn mit Wohlwollen überhäufte, ihm großzügig Geld zur Verfügung stellte und ihn in Rom, Neapel, Trani, Bari wichtigen Persönlichkeiten vorgestellt hatte etc. Um D. Giuseppe Ravignani zu unterstützen, verlangte er von mir, zwei meiner besten Leute wegzuschicken, zu denen auch der ausgezeichnete Kanoniker gehört, der eine Pfarrei von 32.000 Leuten geleitet hatte. Aus Liebe zur Gerechtigkeit habe ich nicht mitgemacht.


[3336]

Tatsache ist, dass ich gezwungen bin, ihn von der Mission zu entfernen (vielleicht hat er bereits in den Gemeinschaften angefangen, Gruppen zu bilden). Das Gleiche musste ich mit einem Neffen von P. Lodovico da Casoria von Neapel tun. Beide habe ich ohne Überprüfung aufgenommen. Fiat!


[3337]

Nach Überwindung großer Schwierigkeiten fuhr ich mit der Gruppe von dreißig Priestern, Schwestern, Afrikanern und Afrikanerinnen am 26. Januar auf zwei großen Dampfern von Kairo ab. Nach unsäglichen Mühen und tausend Zwischenfällen, die wir wie durch ein Wunder überstanden haben, erreichte ich nach 99 Tagen Khartum, wo ich von der Kolonie, vom Pascha, von den Konsuln und von jedermann mit Begeisterung empfangen wurde. Der Groß-Pascha Ismail von Khartum, dessen Einfluss bis zu den Quellen des Nils reicht, hat mir bei all meinen Vorhaben volle Freiheit und seine Unterstützung zugesichert und mir seine Dampfer für meine Pastoralreisen auf dem Weißen und Blauen Fluss und nach Berber etc. angeboten.


[3338]

Auf meiner Reise nach Kordofan musste ich 127 Meilen zurücklegen und Wälder durchqueren. Sein Dampfer stand ganz zu meiner Verfügung. Wir haben die sterbende Station Khartum zu neuem Leben erweckt und die Pfarrarbeit aufgenommen. Ich habe alle gefirmt, die seit 1858 darauf gewartet haben. In einem anderen angemieteten Haus habe ich eine Mädchenschule eröffnet und dort die Schwestern und afrikanischen Lehrerinnen untergebracht. Dieses Institut funktioniert bereits gut und wirkt Wunder der Nächstenliebe. Die orientalischen Schwestern aus Jerusalem, Aleppo, dem Libanon und aus Frankreich arbeiten großartig. Ich bin mit ihnen sehr zufrieden, werde über sie aber später einmal berichten. Meine Oberin, Sr. Giuseppina Trabauri von Jerusalem, die in Shellal nach einem Blutsturz etc. dem Tode nahe war, wurde durch einen auffallenden Gnadenerweis auf die Fürsprache der verehrungswürdigen Canossa (zu der wir eine Novene hielten) innerhalb von drei Tagen geheilt. Sie konnte dann die Reise durch die Wüste während der sehr kritischen Jahreszeit gut überstehen. Wir waren täglich 17 Stunden lang, bei 60 Grad Réaumur, zwischen 12 bis 4 Uhr nachmittags im Eiltempo unterwegs. Wir haben die Wüstenstrecke von Korosko und Abuhammed, die wegen Wassermangels sehr gefährlich ist und für die wir 1857 fünfzehn Tage brauchten, mit den Schwestern und 19 Frauen in nur sechseinhalb Tagen zurückgelegt.


[3339]

Ich kam in Berber mehr tot als lebend an. Da ich mit einem Firman vom Großsultan von Konstantinopel ausgestattet war, den mir der Kaiser von Österreich vermittelt hatte, empfingen mich alle Paschas und Mudire des Sudans feierlich und boten mir ihre Dienste an. In Berber stand mir der Dampfer jenes Paschas zur Verfügung. Über meinen Einzug in Khartum und in der Hauptstadt von Kordofan und was wir bis heute erreicht haben, können Sie in unseren Annalen von Verona lesen. Anlässlich meines Einzugs in Kordofan hat der Pascha mit einem Dekret, das hier vorher nie veröffentlicht wurde, die Sklaverei abgeschafft. Deswegen ist dieser Markt, auf dem jeden Tag Tausende von gefesselten Sklaven zu sehen waren, jetzt leer, und wehe, wenn ich gefesselte Sklaven auf den Straßen antreffe. Ich bringe sie gleich zur Mission und gebe sie nicht mehr heraus.


[3340]

Auf meiner Reise zwischen dem Weißen Fluss und El Obeid begegneten uns Tausende von Sklaven jeden Alters und beiderlei Geschlechtes. Zehn bis zwölf Personen waren mit einem Strick um den Hals zusammengebunden, der an einem Giallaba [Sklavenhändler] befestigt war. Andere acht bis zehn Jungen und Mädchen hatte man mit dem Hals an einen Balken gebunden, den alle zusammen auf ihren Schultern tragen mussten; andere trugen Ketten an den Füßen, andere hatten ihre Arme auf dem Rücken zusammengebunden, wieder andere trugen ein Joch oder einen Balken um den Hals. Alle waren nackt und wurden mit der Lanze der Wächter angetrieben. Der Großteil waren Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren, und sie waren splitternackt. Sie können die Erhabenheit meiner Mission erahnen. Aber genug damit!


[3341]

El Obeid ist wirklich das Tor zum Inneren Afrikas. Sie werden die Geschichte dieser herrlichen Mission kennenlernen, die fast wie durch Zauberhand entstanden ist. Das Klima ist sehr günstig. Wir haben jetzt achtzehn Grad, es gibt genügend Regen, und die Gegend ist malariafrei. Im Oktober 1871 schickte ich P. Carcereri und P. Franceschini hierher, um das Gebiet von Kordofan zu erkunden. Alles ist gut gelaufen. Ich habe hier ein herrliches Haus mit Garten. Das Haus für die Frauen läuft gut. Alles ist bereits gekauft und bezahlt. Die Mission ist viel versprechend. Sie ist das Tor zu Nigrizia. In fünf Tagen erreicht man Ghebel Nuba, Heimat des Bachit Miniscalchi. Einer der Häuptlinge lud mich ein, eine Kirche und eine Schule zu bauen. Das Klima der Gegend ist ausgezeichnet.


[3342]

In weiteren zwei Tagen in Richtung Nordosten erreicht man Darfur, in zwölf Tagen die Residenz des Sultans und in dreißig Tagen das Reich Bornu. Nach Tripolis braucht man 114 Tage. Bornu liegt innerhalb meiner Jurisdiktion. Mein Vikariat befindet sich zwischen Ägypten und dem 12. südlichen Breitengrad, zwischen dem Roten Meer und Suakin, Abessinien, dem Gebiet der Galla und dem Niger. Es ist das größte und volksreichste der Welt. Schauen Sie sich bitte nach Kandidaten um und schicken Sie sie nach Verona.


[3343]

Grüßen Sie mir den Bischof, D. Sartori und alle Hausbewohner, D. Quinto und alle Jugendlichen. Am 14. September werde ich das Vikariat dem Heiligsten Herzen Jesu weihen, von dem ich mir die Bekehrung aller Afrikaner erwarte. Im Oktober nehme ich meine Pastoralvisiten wieder auf und werde den Dampfer nach Gondokoro benutzen, der mir zur freien Verfügung steht. Im Januar reise ich auf dem Blauen Fluss bis zur Grenze von Abessinien und Suakin. Baker ist von den Nilquellen zurückgekehrt und empfiehlt mir, dort eine Mission zu errichten. Sicher werde ich das tun, aber suchen Sie mir Missionare.

Ich bleibe Ihnen im Herrn bis zum Tode zugetan (grüßen Sie mir D. Bortolo in Venedig).

Dan. Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


517
Lett. Past. al Clero Vicar.
0
El-Obeid
10. 8.1873
[3344]

Seitdem wir die Seelsorge im riesigen, uns vom Apostolischen Stuhl übertragenen Vikariat begonnen haben, ist es unsere erste und besondere Sorge gewesen, die moralische Situation unserer Gläubigen zu erfassen, um ihnen nach unseren Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen entsprechend zu helfen. Wie in jeder menschlichen Gesellschaft haben wir auch unter ihnen sofort gute und schlechte Seiten feststellen können. Wir haben uns über ihren Glauben gefreut, der ihnen hilft, der kirchlichen Autorität Achtung entgegenzubringen, und über ihren Eifer, mit dem sich einige um ihr Seelenheil gekümmert haben. Andererseits hat uns die moralische Gleichgültigkeit betrübt, mit der viele andere viel zu oft wichtige Vorschriften des göttlichen, natürlichen und kirchlichen Gesetzes missachten.


[3345]

Wir fühlen uns gedrängt, mit Eurer Hilfe gegen den Wolf, der die Herde vernachlässigt, und mit den Worten des Apostels (2 Tim 4) die Stimme zu erheben, und Euch alle aufzurufen, liebe und eifrige Brüder und Mitarbeiter in unserer schwierigen Pastoralarbeit: „Verkündige das Wort, sei zur Stelle – ob gelegen oder ungelegen – rede ins Gewissen, ermahne unermüdlich und geduldig belehrend.“ Macht die Leute in erster Linie darauf aufmerksam, dass der Glaube ohne Werke tot ist, wie der hl. Jakobus sagte (Jak 2). Nach den Worten des hl. Papstes Gregor (Predigt 29 in Ev.) muss der wahre Glaube, ohne den man Gott nicht gefallen kann (Hebr 11), Werke und Worte in Einklang bringen. Belehrt die Leute auch über das große Übel des Konkubinats.


[3346]

Seitdem Jesus Christus die ursprüngliche Einheit der Ehe wiederhergestellt und sie zum Sakrament erhoben hat, ist jede andere Verbindung ein schweres Vergehen. Noch viel mehr gilt das für das Konkubinat, eine Verbindung, die dem heiligen Ehestand entgegengesetzt ist. Macht diese Leute auch auf das Ärgernis aufmerksam, das sie den Gläubigen und sogar den Ungläubigen geben, von denen viele wissen, dass das Konkubinat für die Christen ein Vergehen ist. Die Schuld darf nicht abgeschwächt werden mit dem Vorwand, dass das im Sudan eben Brauch ist. Christus hat für den Sudan keine Ausnahme gemacht, sondern hat ein allgemeines Gesetz für alle Zeiten, alle Orte und Personen erlassen. Nur wer dieses Gesetz einhält, wird gerettet.


[3347]

Er hat das Konkubinat der Samariterin direkt verurteilt (Joh 4). Alle Väter und Ökumenischen Konzile haben es immer als eine schwere Sünde betrachtet. Das Konzil von Trient hat über die im Konkubinat Lebenden die Strafe der Exkommunikation ‚ferendae sententiae post trinam monitionem‘ verhängt (Sessio 24. c. 8.) und sie mit Hilfe der staatlichen Autorität aus den Städten und Diözesen verbannt. Es ist Euch sicher nicht unbekannt, dass fast alle Synoden diese Sünde als eine der schwersten und schädlichsten hingestellt haben, dass selbst staatliche Gesetze seine Bestrafung vorsehen (Scavini T. I. tr. 4. Disp. 2. c. 2. art. 1.). Es ist Euch sicher auch nicht unbekannt, dass das römische Ritual (de Patrinis et de quibus non licet dare eccl. sepolt.) Leute, die öffentlich im Konkubinat leben, vom Patenamt ausschließt und ihnen als öffentlichen Sündern das kirchliche Begräbnis verweigert, nisi dederint signa poenitantiae.


[3348]

Macht es öffentlich bekannt, dass wir entschlossen sind, alle oben genannten Strafen und kirchlichen Zensuren gegen jene zu verhängen, die zu ihrem Unglück im Konkubinat verharren. Ihr seid von jetzt an daran gehalten, die im römischen Ritual festgesetzten Vorschriften bezüglich der Sakramente und der kirchlichen Beerdigung einzuhalten. Nach dieser Anordnung darf niemand, der öffentlich im Konkubinat lebt, weder das Patenamt bei der Spendung der Sakramente übernehmen noch kirchlich begraben werden, falls er unbußfertig stirbt. Wir behalten uns vor, mit größeren Strafen gegen jene vorzugehen, die unsere väterlichen Ermahnungen in den Wind schlagen.


[3349]

Ein anderes beklagenswertes Verbrechen, das manche unserer Gläubigen begehen, ist die direkte oder indirekte Beteiligung am unmenschlichen Sklavenhandel mit Afrikanern. Manche leben hier schon so lange, dass sie die Afrikaner als eine von den Menschen verschiedene Spezies betrachten, etwas zwischen Tier und Mensch. Sie behaupten, dass die Afrikaner ihrer Natur nach Sklaven sein müssen und wie eine Ware gehandelt werden können. Mit großem Schmerz haben wir erfahren, dass einige Christen mit Geld oder Waffen jene unterstützen, die diese unglücklichen Opfer, die unsere heiß geliebten Kinder und unser kostbares Erbe sind, gewaltsam ihren Familien entreißen und aus ihren Dörfern entführen. Es gibt auch solche, die Afrikaner erwerben, um sie an andere weiterzuverkaufen; sie mit unmenschlichen Schlägen bis aufs Blut misshandeln; sie unrechtmäßig verheiraten, um dann ihre Kinder oder die Frau, getrennt von ihrem Mann und ihren Kindern, zu verkaufen.


[3350]

Kaum ein Christ unseres Vikariats denkt daran, seine afrikanischen Diener in der wahren Religion zu unterrichten, wie es Gott im vierten Gebot anordnet. Sie verdienen deshalb den Tadel des Apostels, der sagt: „Wer für seine Angehörigen und insbesondere für die Hausgenossen nicht Sorge trägt, verleugnet den Glauben, und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1 Tim 5,8). Tief empört über die Autoren solcher Vergehen wende ich mich an Euch, geliebte Mitarbeiter in diesem schwierigen Weinberg des Herrn, damit Ihr all unsere Gläubigen informiert, dass wir im Namen der Religion und der Menschheit diesen unmenschlichen Handel verabscheuen und verbieten. Christus hat uns ausdrücklich gelehrt (Mt 23,8), dass wir alle Brüder sind, dass es keinen Unterschied zwischen Weißen und Schwarzen gibt, dass alles, was wir wollen, das uns die Leute tun, auch wir den anderen tun sollen (Mt 7,12).


[3351]

Der Apostel schreibt an Philemon über Onesimus: „… damit du ihn zurück erhältst nicht mehr als Sklaven, sondern mehr als einen Sklaven, nämlich als lieben Bruder, was er vor allem für mich ist, um wieviel mehr noch für dich, als Mensch wie auch vor dem Herrn. Betrachtest du mich als deinen Genossen, so nimm ihn auf wie mich selbst“ (Phlm 16-17). Wenn schon die Sklaverei im Christentum ein Verbrechen ist, um wie viel mehr der schreckliche Sklavenhandel mit Afrikanern? Die Päpste, unter ihnen Paulus III., Urban VIII., Benedikt XIV., Pius VII. und Gregor XVI., verurteilten diese Verbrechen als eine Entwürdigung des Christentums. In unserem Verlangen, für das geistliche Wohl unseres geliebten Vikariats Sorge zu tragen, ordnen wir Euch an, allen mitzuteilen, dass niemand ohne schwere Sünde weder Afrikaner verkaufen noch an Leute verschenken darf, die nicht für ihr ewiges Heil sorgen. Auch ist es verboten, jenen Geld oder Waffen zu besorgen, die Afrikaner gewaltsam aus ihren Dörfern schleppen, sie entführen oder für sich entführen lassen, oder in irgendeiner anderen Weise in diesen infamen Handel verwickelt sind. Sie müssen die Sklaven, die sie besitzen oder besitzen werden, menschlich behandeln und in der wahren Religion unterrichten oder unterrichten lassen. Wir geben Euch den Auftrag, streng darüber zu wachen und uns zu benachrichtigen, ob dieser schändliche Handel aufgehört hat. Wir behalten uns vor, wenn nötig gegen Rückfällige auch mit Hilfe der zivilen Autorität die vom Gesetz vorgesehenen Schritte zu unternehmen, welche die Hohe Pforte und die Verträge mit den Großmächten Europas vorsehen.


[3352]

Einige von unseren Gläubigen, deren Gewissen mit dem einen oder anderen dieser Verbrechen belastet ist oder die in andere ungeordnete Gewohnheiten verfallen sind, haben die Osterzeit vorbeigehen lassen, die wir auch auf außerordentlichen Wegen bekanntgegeben haben, ohne die Sakramente zu empfangen. Das hat uns sehr betrübt, auch weil Ihr sie mehrere Male öffentlich und persönlich darauf aufmerksam gemacht habt. Wir haben deshalb beschlossen, gegen die Widerspenstigen die besonderen Verordnungen des Römischen Rituals (De Comm. Pasq.) anzuwenden und eine der Kirchenstrafen zu verhängen, die das im Jahr 1215 abgehaltene IV. Laterankonzil unter Papst Innozenz III. festgesetzt hat. Wir ordnen an, dass Ihr uns jedes Jahr all jene meldet, die nach mehrmaliger Mahnung aus schuldhafter Nachlässigkeit das Ostergebot nicht eingehalten haben. Zudem dürfen sie kein Patenamt übernehmen, und es muss ihnen das kirchliche Begräbnis verweigert werden, falls sie unbußfertig sterben.


[3353]

Schließlich empfehlen wir Euch inbrünstig, unseren geliebten Gläubigen die Heiligung der Festtage, das Freitagsgebot und den häufigen Empfang der Sakramente ans Herz zu legen.


[3354]

Wir tragen die große Hoffnung im Herzen, dass dank Eures lobenswerten Eifers unsere Gläubigen einsehen werden, dass wir nur ihr wahres geistliches Wohl und ihr ewiges Heil im Auge haben. Wir sind voll Zuversicht, dass sie uns Gehör schenken und unsere väterlichen Ratschläge befolgen, mit denen wir sie auf den Weg der göttlichen und kirchlichen Gebote zurückrufen. Darum bitten wir Gott jeden Tag, und wir sind sicher, dass auch Ihr das Gleiche tut für die Eurer Sorge anvertrauten Gläubigen.


[3355]

Wir empfehlen sie alle inständig Eurem apostolischen Eifer in der Überzeugung, dass Ihr mit einem jeden von ihnen in Kontakt steht, um sie alle mit Hilfe der erlösenden Gnade Jesu Christi zum Heil zu führen. In seinem Namen flehen wir auf Euch und auf jeden Gläubigen unseres Apostolischen Vikariates den himmlischen Segen herab, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Aus unserer vorläufigen Residenz in Kordofan, El Obeid, 10. August 1873. (LS)

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

P. Giuseppe Franceschini

Prosekretär


518
Un signore austriaco
0
El-Obeid
18. 8.1873

Nr. 518 (488) AN EINEN ÖSTERREICHISCHEN EDELMANN

„Annalen vom guten Hirten“ 6 (1874) S. 21–27

El Obeid, 18. August 1873

Mein Herr,

[3356]

die Güte, welche Sie immer für mich hatten, und die Dankbarkeit, die ich in meinem Herzen stets bewahren werde, erlauben mir nicht, Sie länger auf einen kurzen Bericht über den Zustand, die Entwicklung und den Fortschritt der Mission von Zentralafrika, die Ihr frommes und intelligentes Herz so sehr interessiert, warten zu lassen.


[3357]

Da im Institut zu Kairo bereits fünfzig Eingeborene zu tüchtigen Mitarbeitern für die apostolischen Unternehmungen in Zentralafrika herangebildet wurden, entsandte ich vier Missionare zur Erkundung ins Zentrum von Afrika, um dort einen geeigneten Standort für den erfolgreichen Beginn einer Mission ausfindig zu machen. Unter der Leitung meines jetzigen Generalvikars, des hochwürdigen Paters Stanislao Carcereri, kamen sie nach einem Marsch von 82 Tagen in der Hauptstadt an, die über 100.000 Einwohner zählt. Sie waren überzeugt, dass in El Obeid, wo noch nie das Evangelium gepredigt worden ist, die Mission mit Erfolg unternommen werden könnte. Zudem ist dort auch das Klima sehr gesund und weniger heiß als selbst in Kairo. Davon überzeugt, begab ich mich nach Rom, um von Seiner Heiligkeit die Mission von Kordofan, einem Landstrich ungefähr so groß wie Ungarn, für mein Institut zu erbitten. Die heilige Kongregation der Propaganda Fide überwies mir nach reiflicher Überlegung nicht nur den Bezirk von Kordofan, sondern ganz Zentralafrika, die ausgedehnteste und schwerste Mission der ganzen Welt, größer als Europa und bevölkert mit über hundert Millionen Ungläubigen.


[3358]

Der Heilige Vater Pius IX. erteilte mir, mit meiner Ernennung zum apostolischen Vikar in diesem ungeheuren Lande, alle zur glücklichen Lösung meiner Aufgabe nötigen Vollmachten. Das Vikariat grenzt gegen Norden an Zypern, Tripolis und Algerien, im Westen begrenzt es der Niger, südlich erstreckt es sich bis zum 12. südlichen Breitengrad an das südliche Guinea, im Osten breitet es sich aus bis ans Rote Meer, nach Abessinien und zu den Stämmen der Galla. Mit dem Beistand des göttlichen Herzens Jesu, dem das ganze Vikariat am 14. September geweiht werden soll, hoffe ich, wird es gelingen, den heiligen Glauben im Inneren Afrikas zu predigen und eine katholische Mission auf fester Grundlage dort aufzubauen.


[3359]

Am 26. Januar d. J. reiste ich mit 33 Personen, Missionaren, Klosterfrauen, afrikanischen Lehrerinnen und Handwerkern, die Laienbrüder sind, auf zwei großen Schiffen (Dahabiyas) von Kairo ab. Den höchst beschwerlichen Weg durch die große Wüste Atmur legten wir mit 65 Kamelen zurück, und nach 99 Tagen gelangten wir nach Khartum. Hier legte ich während meines zweimonatigen Aufenthaltes den Grund für zwei wichtige Institute und einer Pfarrkirche. Darauf bestieg ich das Schiff, welches der Pascha von Khartum zu meiner Verfügung gestellt hatte, und drang auf dem Weißen Fluss vor, legte 127 Meilen zurück bis Tura-el-Khadra, wo ich an Land stieg, um mit 17 Kamelen die ausgedehnten Waldungen der arabischen Hassanie zu durchziehen. Die Reise ging schnell vor sich, nach neun Tagen kam ich in diese Hauptstadt, die in Wahrheit das Tor zum Inneren Afrikas bildet. Hier haben wir bereits mit der Gründung einer christlichen Gemeinde begonnen. Ich eröffnete eine Schule für Mädchen. Die Mission ist in vollem Gange. Die vier Monate, seit denen ich im Sudan bin, berechtigen mich schon zur Hoffnung, dass das Vikariat einen guten Start erleben und dass es großartige Bekehrungen geben werde.


[3360]

All mein gegenwärtiges Bemühen zielt darauf hin, die zwei Hauptmissionen von Khartum und Kordofan auf ein solides Fundament zu stellen. Von Khartum aus werden wir dann den zahllosen Stämmen im östlichen Teil des Vikariates bis über die Quellen des Nils hinaus das heilige Evangelium verkünden, während El Obeid der Standort ist, von wo aus wir das Wort vom Kreuz zu den im Zentrum des Vikariats befindlichen Stämmen und in die dort gelegenen Reiche bringen wollen. In vier Tagesreisen gelangt man von El Obeid in das Reich Darfur und in fünfzehn Tagen zur Residenz des Sultans; in dreißig Tagen erreicht man die Hauptstadt des Kaisertums Bornu und in weiteren fünf Tagen kommt man zu den heidnischen Stämmen der großen Familie der Nuba.


[3361]

Nun, sowohl in Khartum als auch in El Obeid gibt es bereits eine Pfarrkirche, öffentliche Schulen für Knaben und Mädchen, ein großes Waisenhaus bestehend aus mehreren großen Hütten, die ich in ein geräumiges Haus vereinigen werde, wenn Gott mir die Mittel gibt, einen Bau aus Sand, wie es in Kordofan gebräuchlich ist, auszuführen. Jede Woche taufe und firme ich eine große Anzahl von Erwachsenen; denn es finden sich, besonders unter den Afrikanerinnen, die in Kairo zum Lehramt herangebildet wurden, sehr geschickte Lehrerinnen, die geeignet sind, die Eingeborenen im Christentum zu unterweisen.


[3362]

Alle ägyptischen Behörden helfen mir und unterstützen mich in meinen apostolischen Arbeiten. Die Paschas von Khartum und Kordofan sind mir gewogen und dankbar, besonders dafür, dass ich zum Unterricht der weiblichen Jugend Ordensfrauen hierher gebracht habe. Es ist das erste Mal, dass Zentralafrika diese Heldinnen der christlichen Liebe sieht.


[3363]

In Zukunft werde ich Ihnen noch mehr über dieses ausgedehnte Vikariat mitteilen. Jetzt möchte ich Sie nur noch kurz über die grausame Misshandlung der armen Sklaven informieren. Sie hat hier wohl ihren Höhepunkt erreicht. Wahrscheinlich haben Sie die Telegramme gesehen, in denen man der Welt verkündete, der Sklavenhandel habe vollkommen aufgehört, und dass von Gondokoro bis zum Äquator, vom Äquator bis Sansibar die Straßen offen seien. Das stimmt nicht. Davon finde ich keine Spur. Die Mission von Zentralafrika muss Zeugin der Grausamkeit sein, die niederträchtige Menschenverkäufer an den äußerst unglücklichen Stämmen der Schwarzafrikanern verüben, die in den Gebieten wohnen, die an die beiden Hauptstationen meiner Mission angrenzen.


[3364]

Mehrmals im Monat ziehen bewaffnete Giallaba scharenweise von Khartum und El Obeid aus zu den angrenzenden und auch zu den entfernten Stämmen, wo sie aus den friedlichen afrikanischen Familien die Kinder und die jungen Frauen wegschleppen, während sie die Väter und alles, was sich zur Wehr setzt, fast immer ermorden.


[3365]

Mit dem Raub von tausend, zweitausend und auch fünftausend solcher Unglücklichen kehren sie dann heim, um ihre Beute nach Nubien, zu den Häfen des Roten Meeres und nach Zypern zum Verkauf abzuführen. Die armen Geschöpfe machen diesen ungeheuren Weg zu Fuß, ihre Peiniger treiben sie mit Lanzen vorwärts. Vor drei Monaten hatten die im Gebirge nahe bei Darfur lebenden Afrikaner, 1.400 an Zahl, den Giallabas, welche Kinder raubten, Widerstand geleistet; da zogen nun in der verflossenen Woche von El Obeid dreitausend Bewaffnete aus, um sich für die im Gebirge erlittene Schlappe zu rächen und alle dortigen Hausväter niederzumetzeln.


[3366]

Auf meiner neuntägigen Reise von Tura-e-Khadra bis El Obeid begegnete ich mehr als tausend solcher Armen. Sie waren in Karawanen aufgeteilt, Knaben und Mädchen waren zu acht oder zehnt am Hals mit Stricken, die an einem Stock befestigt waren, zusammengebunden; andere wurden mit auf den Rücken gebundenen Armen an Stricken gezogen; wieder andere trugen einen Balken, der mittels eines Triangels, Sheva genannt, in den er ausläuft, am Hals des Sklaven befestigt ist. Die jungen Frauen waren zu zweit gefesselt und nur die Kinder von sechs bis sieben Jahren trugen keine Bande. Ohne Bekleidung gingen sie zu Fuß und wurden grausam mit den Lanzen vorwärtsgetrieben und gestoßen. Ich sah auch mehrere Leichname armer Sklaven, die dem Ungemach auf dem Weg erlegen waren.


[3367]

Wenn man von Abschaffung der Sklaverei in Zentralafrika redet, so ist das eben nur leeres Gerede. Ich möchte eine solche Abschaffung beinahe unter die Unmöglichkeiten rechnen, denn die Sklaven bilden eine der größten Einkünfte der Regierung und der Kaufleute vom Sudan. Nur die Predigt des Evangeliums und die feste Verankerung der katholischen Religion kann in diesen unglücklichen Ländern dem Sklavenhandel ein Ende bereiten; mein Sinnen und Trachten geht deshalb auch dahin, die Mission mit einem solchen Einfluss auszustatten, dass die Paschas und die Regierung sich genötigt sehen, die Grausamkeit, welche gegen diese armen Menschen verübt wird, zu mildern und zu vermindern. Die Mission hat auch schon gar manchen Respekt und Schrecken eingeflößt.


[3368]

Denn wenn ich gefesselte Sklaven treffe oder wenn sich Sklaven bei der Mission melden, so führe ich dieselben oder lasse sie, so viele ihrer sind, zum Diwan führen und erwirke ihnen einen Freiheitsbrief. Ich habe ein großes Stück Land gekauft, um dorthin die befreiten Sklaven zu bringen. Vom Ertrag dieser Länder finden sie ein ordentliches Auskommen. Es sind schon viele dort.


[3369]

Sie sehen also, mein Herr, wie wichtig, auch schon in dieser Hinsicht, meine Mission ist. Beim Anblick solcher Grausamkeit und solchen Elendes sind meine Missionare auch fest entschlossen, ihr Leben für das Heil dieser so bemitleidenswerten Einwohnerschaft zum Opfer zu bringen. Ja, gerne ertragen wir die Hitze des Äquators und die Mühseligkeiten eines apostolischen Lebens in dieser Mission; gerne lassen wir uns die Beschwerden der Reisen und die schlechten Wohnungen gefallen, wir verschmerzen den Mangel an allem und haben alle auch entbehrliche Kleidung und Wäsche hegegeben, um doch den armen befreiten Sklavinnen Hemden zu verschaffen. Es ist unser aller Entschluss, alles zu erdulden, um die Lage dieser unglücklichen Menschen zu verbessern und sie zum heiligen Glauben zu führen. Unser Losungswort wird bis zum letzten Atemzug unseres Lebens lauten: Afrika oder Tod. Das Heiligste Herz Jesu wird uns helfen.


[3370]

Weil es leider zum größten Teil Christen sind, die sich mit diesem schändlichen Menschenhandel in Zentralafrika abgeben, habe ich gegen alle, die sich dieses Verbrechens schuldig machen, die Exkommunikation ausgesprochen. Den Schuldigen unter den Häretikern aller Farben habe ich mit Hinweis auf den Pariser Vertrag von 1856, demzufolge (auf dem Papier!) der Sklavenhandel verboten ist, gedroht, sie durch die türkischen Behörden (die ich im Weisungsfall mittels Androhung einer Klage bei ihren Regierungen dazu drängen werde) einsperren zu lassen. Ich habe sie auch öffentlich als ehrlos erklärt. Es ist ungefähr einen Monat her, seit ich dieses Rundschreiben erließ, und jetzt haben Türken und Christen so Angst bekommen, dass ich hoffen darf, mein Vorgehen als Oberhirt und als Vorsteher der Mission des Sudan werde die besten Früchte in reichem Maße bringen.


[3371]

Halten Sie mir dieses ausführliche Schreiben zugute; ich wollte Ihnen wenigstens eine kleine Vorstellung von meiner Mission, ihrer Wichtigkeit, Größe und ihren Schwierigkeiten entwerfen, um zu zeigen, dass sie ein heiliges, caritatives und humanitäres Werk ist wie kein anderes auf der Welt.

P. Daniel Comboni

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


519
Can. Cristoforo Milone
0
El-Obeid
19. 8.1873

Nr. 519 (489) AN KANONIKUS CRISTOFORO MILONE

„La Libertà Cattolica“ 244 (1873), pp. 981–982

El Obeid, Hauptstadt von Kordofan

19. August 1873

Lieber und verehrter Freund und Direktor von La Libertà Cattolica,

[3372]

die viele Arbeit, die Vorbereitungen in Kairo für die größte Karawane, die Zentralafrika je gesehen hat, die mühselige und lange Reise der von mir angeführten Karawane, die 99 Tage gedauert hat, die vielen Aufgaben, die im Vikariat auf mich gewartet haben, all das hat mich daran gehindert, die Vereinbarung bezüglich unserer Korrespondenz in die Tat umzusetzen. Nach der Weihe des Vikariats an das Heiligste Herz Jesu am kommenden 14. September, und sobald ich mich in meiner Residenz von Khartum eingerichtet habe, hoffe ich einen angenehmen und interessanten Schriftverkehr aufzunehmen. Dieses Vikariat ist das größte und arbeitsreichste der Welt, es zählt mehr als hundert Millionen armer, unglücklicher Einwohner, deren Leiden und Mühsale die härtesten Herzen berühren würden, wenn sie davon Kenntnis hätten. Besonders dramatisch sind der Sklavenhandel und die Gräueltaten der überaus grausamen Sklaverei, die noch voll und in aller Öffentlichkeit gehandhabt wird. Dieses Elend kann man mit Worten nicht beschreiben.


[3373]

Ich habe das große Glück, zwei gute und fähige Missionare aus der bekannten Diözese Trani hier zu haben. Der eine heißt D. Salvatore Mauro, ein Mann mit großem Eifer und Opfergeist, der bereits Arabisch spricht, in dieser Sprache predigt und Katechismusunterricht erteilt. Er ist ein großer Verehrer des hl. Judas Thaddäus und des Heiligsten Herzens Jesu. Der andere ist Kanonikus Pasquale Fiore, der in Khartum arbeitet und sich mit heroischem Mut und unermüdlichem Eifer für die Afrikaner einsetzt und fähig ist, eine Mission zu leiten. Diese zwei ausgezeichneten Missionare sind überzeugt, dass unsere Mission die heiligste, menschlichste und wichtigste ist, denn hier müssen unsere Afrikaner zuerst zu Menschen erzogen werden, um sie dann zu Christen zu machen. Mit der Hilfe des Heiligsten Herzens Jesu werden wir alles erreichen. Ich umarme Euch herzlich.

Euer ergebener Freund

Daniel Comboni

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


520
Card. Alessandro Barnabò
0
El-Obeid
20. 8.1873

Nr. 520 (490) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SOCG, v. 1003, ff. 738-739

Nr. 8

El Obeid, Kordofan, 20. August 1873

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[3374]

ich erlaube mir, Ihnen das Rundschreiben beizulegen, das ich aus Anlass der feierlichen Weihe des Vikariats von Zentralafrika an das Heiligste Herz Jesu veröffentlicht habe, die am kommenden 14. September stattfindet. Im Namen auch meiner eifrigen Missionare wende ich mich in Demut an Eure Eminenz mit der Bitte, unseren Papst, den Heiligen Vater Pius IX., zu ersuchen, „den Freitag nach der Fronleichnamsoktav, der dem Fest des Heiligsten Herzens Jesu geweiht ist, vom Apostolischen Stuhl für das ganze Vikariat von Zentralafrika als verpflichtenden Festtag erklären zu lassen, und dem Diözesanklerus und den Ordensleuten dieses Vikariats zu erlauben, das Fest mit Doppeltem Ritus erster Klasse mit Oktav gemäß den Allgemeinen Normen der Diözesanpatrone zu feiern“.


[3375]

Wir sind alle fest davon überzeugt, dass uns das Heiligste Herz Jesu helfen wird, alle Hindernisse zu überwinden, welche die Welt und die Hölle bis jetzt gegen die Bekehrung dieser unglücklichen Völker in den Weg gelegt haben. Die heilige Kirche wird nach dem ewigen Plan Gottes diese Völker bald endgültig zu ihren geliebten Kindern zählen können, im Schatten der mystischen Arche, im friedlichen Schafstall Christi, wo allein das Heil zu finden ist.


[3376]

Soeben hat eine telegraphische Nachricht von Alexandria in Ägypten vom 30. Juni das ganze wissenschaftliche Europa bewegt, die folgenden Wortlaut hat: „Samuel Baker gibt bekannt, dass das Land bis zum Äquator Ägypten angeschlossen worden ist. Alle Aufstände, Machenschaften und der Sklavenhandel haben vollständig aufgehört. Die Regierung ist bestens organisiert, und die Straßen sind bis Sansibar offen.“ Diese Nachricht ist gänzlich und in all ihren Teilen falsch.


[3377]

Der mutige englische Reisende, der sich am 30. Juni in Khartum aufhielt, wo er die Mission und das Schwesternhaus besuchte, kam in seiner letzten Erkundungsreise nicht viel weiter als bis zu unserer katholischen Station von Gondokoro (er berichtete, dass Haus und Kirche, die 200.000 Franken gekostet hatten, vollständig zerstört worden seien). Er gab 20 Millionen aus, ließ tausende Afrikaner umbringen, wie wir aus ganz sicherer Quelle erfahren haben. Das ganze Unternehmen war ein totales Fiasko. Seinen Mut hingegen muss man anerkennen. Seine Exzellenz der Pascha von Khartum (der mir immer sehr freundlich gesinnt ist und dem Pascha von Kordofan gedankt hat, unter anderem für den würdigen Empfang, den er mir bereitete), hat den Auftrag, seinen Herrn Khedive von Ägypten über den Erfolg der Expedition von Baker, die ihm 8.000 englische Pfund gekostet hat, genaue Informationen zu schicken. Er schrieb mir vor einer Woche und bat mich, ihm in aller Ehrlichkeit meine Einschätzung der Expedition mitzuteilen, und ihm zu sagen, ob die wirklichen Ergebnisse den hohen Ausgaben entsprechen. Seine Exzellenz wird anhand meiner Antwort dem Khedive Bericht erstatten. Eure Eminenz wird verstehen, mit welcher Klugheit, Zurückhaltung und Genauigkeit ich die freundliche Anfrage des Paschas von Ägypten beantworten muss.


[3378]

Was die Abschaffung der Sklaverei betrifft, die bis jetzt nur auf dem Papier und in den Zeitungen existiert, aber nicht in der Wirklichkeit, kann ich Eurer Eminenz aus meiner Erfahrung von wenigen Monaten Folgendes versichern: unsere Mission wird sich die Abschaffung der Sklaverei von Seiten Englands und den großen Einfluss der Mission sowohl auf den Diwan als auch auf die Sklavenhändler zunutze machen, mit ihrer Autorität und Entschlossenheit die Türken einschüchtern und, wenigstens zum Teil, mehr zur wirklichen Abschaffung der Sklaverei beitragen als die europäischen Mächte. Da bei der Entführung, beim Kauf und Verkauf der armen Afrikaner unsere Katholiken große Schuld trifft, habe ich am Anfang des Monates ein Rundschreiben gegen den Sklavenhandel verfasst und auf die von den römischen Päpsten verhängten schweren Strafen hingewiesen etc. Es wurde in arabischer Sprache veröffentlicht und öffentlich von der Kanzel in Khartum verlesen. Es hat alle, Katholiken, Häretiker und Türken erschreckt, denn Eure Eminenz weiß, dass der Sklavenhandel hier eine der Haupteinnahmen für Händler und Regierung ist.


[3379]

Wir sind Zeugen von schrecklichen Vergehen, die den armen Afrikanern zugefügt werden. Soweit es uns unsere Beschäftigungen zeitlich erlauben, bereiten wir für Eure Eminenz einen Bericht vor über die Gräuel der Sklaverei und des Sklavenhandels, der noch voll im Gang ist. Das Herz Jesu wird uns helfen, diese Missionsaufgabe in unserem Vikariat gut zu erfüllen. Ich habe in der Nähe von El Obeid ein billiges Stück Land gekauft und bereits bezahlt, um die befreiten Sklaven dorthin zu bringen, damit sie von den Erträgen der Landwirtschaft leben können. Das Landstück ist so groß wie jenes im Vatikan zwischen Propaganda und der Petersbasilika. Die produktive Zeit ist während der Regenperiode zwischen Mai und November. Auch habe ich ein neues Haus ganz in der Nähe der Mission gekauft und bezahlt, in dem die Schwestern untergebracht werden, die bereits von Kairo abgereist sind. Ich hoffe, dass die Mission von Kordofan in zwei Jahren für ihren Unterhalt kaum mehr auf Unterstützung von Europa angewiesen sein wird. Wir darben gerne, um für die Mission zu sparen: wir trinken keinen Wein, und unser Lebensstil ist sehr bescheiden. Das entspricht diesem Klima mehr und hält Leib und Seele gesund. Wir stellen alles unter den Schutz des Heiligsten Herzens Jesu.


[3380]

Die beiden Kamillianer, die an meiner Seite arbeiten, sind unermüdliche und tüchtige Missionare für Zentralafrika, bestens akklimatisiert und voll Begeisterung für Nigrizia. Da diese Angelegenheit der Kamillianer für dieses Vikariat und auch für ihren Orden selbst äußerst wichtig ist, und da es mir einzig und allein um die Erfüllung des göttlichen Willens geht (ohne den man auf Sand baut), werde ich im Oktober meinen unvergleichlichen Generalvikar, den Kamillianer P. Stanislao Carcereri, nach Rom schicken. Er versteht sich sehr gut mit seinem Generaloberen und auch mit Eurer Eminenz. Das Ergebnis wird dem Willen Gottes entsprechen. Ich gebe ihm einen Bericht über den jetzigen Stand des Vikariats und seine zufrieden stellende Wiederbelebung mit. Am Fest der Aufnahme Mariens habe ich elf Erwachsene getauft. Zudem haben wir noch 23 gut vorbereitete Taufbewerber.

Segnen Sie alle Missionare! Indem ich Ihren heiligen Purpur küsse, verbleibe ich

Eurer Eminenz gehorsamer, unwürdiger Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar