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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
541
Elenco cresimati
1
Khartum
1873
542
Propagaz.della Fede, Lione
0
Khartum
6. 1.1874

Nr. 542 (512) AN DAS WERK

DER GLAUBENSVERBREITUNG VON LYON

„Les Missions Catholiques“, 249 (1874), p. 129

Khartum, 6. Januar 1874
.

[3492]

Nachdem meine Kundschafter das Gebiet der Nuba verlassen hatten, wo sie sich nur kurze Zeit aufhielten, hat der Große Häuptling Kakum einen seiner Beamten nach El Obeid geschickt, um mir mitzuteilen, dass mehrere Häuptlinge von den Nuba-Bergen auf die Nachricht der Ankunft der Missionare nach Delen (Uàco in ihrer Sprache) aufgebrochen sind, um sie zu besuchen. Im Anschluss an das, was sie gehört hatten, baten sie den Häuptling Kakum, uns zu drängen, zu ihnen zu kommen. Hätte ich hundert Missionare zur Verfügung, könnte ich sehr viel Gutes tun.


[3493]

Der Gesandte des Kakum begegnete auf dem Weg nach El Obeid einigen muslimischen arabischen Baggara-Nomaden. Diese fragten ihn, ob er auch Christ sei, da sich die Nuba nach unserem Besuch bereits als Christen bezeichneten. Er bejahte es. Daraufhin rissen sie ihm seinen Ghorbab (das teure Gewand der Nuba) vom Leib und schlugen auf ihn ein. Der Gesandte erreichte El Obeid am Tag meiner Abreise nach Khartum. Ich versprach ihm, dass wir zu ihnen gehen werden, und schenkte ihm ein langes Hemd. Er kehrte dann zufrieden in seine Heimat zurück.


[3494]

Vor 49 Tagen habe ich El Obeid verlassen. Meine Missionare schreiben mir, dass die Nuba ständig Abgesandte schicken, um zu erfahren, wann wir zu ihnen kommen. Die Stunde der Erlösung für dieses Volk scheint angebrochen zu sein. Ich hoffe, dass wir eine christliche Gemeinde aufbauen können, die uns das Apostolat unter anderen Stämmen ermöglichen wird.

Daniel Comboni

[Übersetzung aus dem Französischen.]


543
Nota
1
Khartum
14. 1.1874

NR. 543(1206) Notiz auf einem Brief

ACD, A, c. 28/2 n. 8

Khartum, 14. Januar 1874
.

544
Card. Alessandro Barnabò
0
Khartum
20. 1.1874

Nr. 544 (513) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC, Afr. C., v. 8, f. 176

[J.M.J.]

Khartum, 20. Januar 1874

Hochwürdigster Kirchenfürst,
.

[3495]

ich freue mich, Eurer Eminenz den Bericht von P. Carcereri über die Erkundung des Gebietes der Nuba zu schicken. Von ihm werden Sie bald aus erster Hand sehr interessante Einzelheiten hören. Dieser Stamm lebt nur knapp vier Tagesreisen von El Obeid entfernt und könnte uns schon jetzt erlauben, die ersten Grundsteine dieses geplanten geistlichen Hauses zu legen, das vielleicht lebenswichtige Folgen für die Erlösung von Zentralafrika haben könnte. Ich werde Ihnen alle diesbezüglichen Informationen schicken sowie die zu unternehmenden Schritte beschreiben, die mir opportun erscheinen, sobald mein Arm wieder halbwegs geheilt ist. Ich danke Eurer Eminenz für die wertvollen Briefe Nr. 4 und Nr. 5, die ich sobald wie möglich beantworten werde.

Ich küsse Ihren heiligen Purpur und verbleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Eurer Eminenz demütiger, ergebener und gehorsamer Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


545
Preghiera per l'Africa
0
Khartum
25. 1.1874

Nr. 545 (515) GEBET FÜR AFRIKA UND ERKLÄRUNG

ACR, A, c. 25/21

Khartum, 25. Januar 1874

GEBET

für die Bekehrung der Hamiten von Zentralafrika

zur Katholischen Kirche
.

[3496]

Wir beten für die unglücklichen Völker Zentralafrikas, die ein Zehntel der Menschheit ausmachen, damit Gott der Allmächtige von ihren Herzen endlich den Fluch Hams hinwegnimmt und ihnen jenen Segen gewährt, der allein im Namen Jesu Christi, des Herrn und Gottes, geschenkt wird.

GEBET


[3497]

Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des Menschengeschlechtes, der du bereits von einem Ende der Welt bis zum anderen und vom Fluss bis zum äußersten Ende der Welt herrschst, öffne gnädig dein Heiligstes Herz auch für die unglücklichen Seelen von Zentralafrika, die noch immer im Dunkel und im Schatten des Todes sitzen, damit sie sich auf die Fürsprache der heiligen Jungfrau Maria, deiner Unbefleckten Mutter, und ihres glorreichen Bräutigams, des hl. Josef, von ihren Götzen lossagen, sich in Anbetung vor dir niederwerfen und sich deiner Kirche anschließen. Der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.

Pater noster, Ave, Gloria.

Es folgt das Reskript der Ritenkongregation.

Es stimmt mit dem Originaldokument überein, das sich in der Kanzlei des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika befindet.

Ausgestellt in Khartum, Zentralafrika, von der Kanzlei desselben Apostolischen Vikariats am 25. Januar 1874.

(Ort + Siegel)

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


546
Propagaz.della Fede, Lione
1
Khartum
1. 2.1874

Nr. 546 (515) AN DIE GLaubensverbreitung VON LYON

APFL, Répertoire des lettres 1868-1881

Khartum, 1. Februar 1874

[Kurze Notiz.]


.

547
Card. Alessandro Barnabò
0
Khartum
22. 2.1874

Nr. 547 (516) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC, Afr. C., v. 8, ff. 182–183

[J.M.J.] Nr. 2

Khartum, 22. Februar 1874

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[3498]

ich komme gerade vom Weißen Fluss zurück. Ich habe meinen frommen und ausgezeichneten Missionar Don Giovanni Losi, drei Schwestern des Hl. Josef und andere Reisegefährten dorthin begleitet, die sich auf sechzehn Kamelen nach Kordofan begeben haben. Seine Exzellenz Ismail Pascha, Generalgouverneur der ägyptischen Besitzungen im Sudan, hat mir unentgeldlich einen großen Dampfer zur Verfügung gestellt. Wenn Eure Eminenz diesen Brief erhält, wird die wichtige Mission von El Obeid ein neues Institut von Missionsschwestern haben, die viel Gutes tun werden. Schon vor einiger Zeit habe ich für sie ein geeignetes Haus gekauft, bezahlt und umstrukturiert. Es ist von unserer Kirche getrennt und liegt nahe der breiten Derb-el-Sultanía oder Kaiserstraße.


[3499]

Mit der nächsten Post schicke ich Ihnen einen kurzen Bericht über die aktuelle Lage des Vikariats, das heißt, über das bisher Erreichte und über unsere Zukunftspläne, um den Glauben in Zentralafrika dauerhaft einzupflanzen.


[3500]

Hier beschränke ich mich auf einige eher nebensächliche, aber doch wichtige Angelegenheiten. Als ich voriges Jahr nach meiner Ankunft in Khartum unsere kleine Kirche gesehen habe, ist mir gleich der Gedanke gekommen, eine neue und geräumigere zu errichten. Doch nach meiner Rückkehr von Kordofan vor drei Monaten ist mir bewusst geworden, dass ich erst das Schwesternhaus bauen muss, denn die Schwestern wohnen bis jetzt in einem gemieteten Haus, das ziemlich weit von der Mission entfernt liegt. Dieses Vorhaben hat dem Komitee von Wien sehr gefallen, so dass sie sich schon über die Finanzierung Gedanken machen. Der Bau des Schwesternhauses nach den Plänen, die bereits 1854 in Wien ausgearbeitet wurden, kostet 200.000 Franken. Nach meinen genauen Schätzungen können wir aber mit nur 50.000 Franken nach den gleichen Plänen für die Schwestern einen Teil des Haus bauen, und zwar mit zwölf schönen und soliden Sälen von jeweils 6 x 5,48 Metern, die vorübergehend als Zimmer, Arbeitsraum und Schulräume für das Mädcheninstitut dienen werden. Sobald ich über mehr Mittel verfüge, werde ich den fehlenden Teil dazubauen.


[3501]

Da mich dieses Projekt schon seit einigen Monaten beschäftigt, habe ich noch in El Obeid einen Wechsel an meinen Verwalter, den hl. Josef, ausgestellt. Ich stelle nun fest, dass der gute alte Gentleman meine Unterschrift honoriert hat (unter seinem Bart hat er das Geld für den Bau von zwei Häusern innerhalb eines Jahres für die Völker der Nuba versteckt. Auch habe ich ihm eine Strafe von 50.000 Franken auferlegt, da er es zuließ, dass ich in der Ebene von Kordofan vom Kamel fiel und mir den Arm brach). Denn innerhalb von nur zwei Wochen hat er mir die nicht zu verachtende Summe von 30.540 Goldfranken zukommen lassen. Davon stammen 4.000 Franken von Seiner Hoheit Erzherzog Franz V. von Österreich-Este, Herzog von Modena. Zugleich hat mir dieser fromme katholische Adelige, der vom Werk total begeistert ist, einen langen, eigenhändig geschriebenen Brief von drei Seiten geschickt. 12.500 Franken haben mir Ihre Apostolischen Majestäten Kaiser Ferdinand I. und Kaiserin Maria Anna Pia von Österreich (Schwester der ver-ehrungswürdigen Königin Maria Christina von Neapel) gespendet. Diese Summe wurde mir am 13. Dezember schriftlich vom kaiserlichen Schloss von Prag aus angekündigt und vom Komitee des Marienvereins von Wien hierher überwiesen. Dieses Kaiserhaus, das ich persönlich kenne, hat mir innerhalb kurzer Zeit für mein afrikanisches Werk 32.995 Goldfranken geschickt, und es besteht gute Aussicht, dass es mir weiterhin seine kräftige Unterstützung gewährt.


[3502]

Zentralafrika braucht riesige Geldsummen. Aber der hl. Josef ist ein ausgezeichneter Verwalter, und das Herz Jesu ist reich an Barmherzigkeit und Ressourcen. Da Eure Eminenz das lateinische Gebet für die Bekehrung der Hamiten von Zentralafrika, das ich Ihnen im Juni voriges Jahr von Khartum aus zugeschickt hatte, gutgeheißen hat, und unser Heiliger Vater jenen, die es einen Monat lang täglich beten, einen vollkommenen Ablass und jedem einen Ablass von dreihundert Jahren, der es einmal betet, gewährt hat, kann ich Ihnen versichern, dass Zentralafrika mit allem gut versorgt werden wird. Ein solches in der ganzen katholischen Welt verrichtetes Gebet wird uns Gebete, Berufungen und Hilfsmittel bringen, welche die drei notwendigen Bedingungen für die Bekehrung des unglücklichen Afrika sind.


[3503]

Am 9. dieses Monats habe ich den Grundstein für das Schwesternhaus von Khartum gesegnet. Über dreißig Arbeiter haben bereits die Fundamente gelegt. Dabei wurden 600 Ardèb Kalk, 400.000 große Ziegelsteine, 300 Sunt-Sparren (Holz so stark wie Ebenholz) und 20 große Sunt-Balken (pro Stück habe ich 7 Scudi bezahlt) verbaut. Das ganze Material ist auch schon bezahlt worden. Im Juni werden die Schwestern das neue Haus beziehen. Ich hoffe, ein solides und dauerhaftes Gebäude zu errichten. Das Herz Jesu scheint uns beizustehen und zu helfen, die Feinde des heiligen Werkes zu besiegen.


[3504]

Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich bald die Stationen am Weißen Fluss besuche, nämlich Heiligkreuz, Gondokoro und die Nilquellen. Ich hoffe, dass mich der Pascha, der Generalgouverneur des Sudans, (der zum ersten Male Gondokoro besucht, wo eine neue ‚Muderia‘ oder Provinz errichtet wurde) mit drei Dampfern begleitet und sich uns auch der österreichische Konsul anschließt, der selbst einmal Beauftragter der Mission Gondokoro war. Dieser Besuch wird nur zwei Monate dauern, denn der Dampfer braucht von Khartum bis Gondokoro nur zwei Wochen, während die Reise mit Segelbooten mehr als fünf Monate dauern und 5.000 Franken kosten würde, nur um diese eine Pastoralvisite zu machen und eine Menge von harten Anstrengungen auf mich zu nehmen. Auf den Dampfern des Paschas reist man angenehm, und die Ausgaben beschränken sich auf ein Trinkgeld für die Kapitäne und die Seeleute.


[3505]

Ich möchte Ihnen einen Beweis für die große Bedeutung der Mission von El Obeid liefern. Sie ist das Tor zu Zentralafrika und Ausgangspunkt und Operationsbasis für die Verkündigung des Glaubens im Zentrum des Vikariats. Die Grenze zum Königreich Darfur erreicht man von El Obeid aus auf Kamelen in drei Tagen, seine Hauptstadt und die Residenz des Sultans in zwei Wochen. Darfur wird bald eine ägyptische Provinz werden. Gouverneur Gibert Bey von Sciakka griff am Bahr-el-Ghazal im Süden des Königreichs die Einwohner unter dem lügnerischen Vorwand an, dass sie in jene Provinz kämen, um den Sklavenhandel zu praktizieren. Er errang einen wichtigen Sieg und tötete den Wesir des Sultans.


[3506]

Der Große Pascha von Khartum (der mir diese Nachrichten mitteilte und mir die handgeschriebenen Briefe von Gibert Bey und die Telegramme zwischen ihm und dem Khediven von Ägypten vorlas) schickte militärische Verstärkung nach El Obeid und gab dem Gouverneur den Befehl, Darfur vom Osten her anzugreifen. Darfur ist hermetisch abgeschlossen, und seine Brunnen sind zerstört worden. Der Gouverneur aber hat für die Eingeschlossenen mit fünftausend Kamelen Wasser hinbringen lassen. Da er gute Kanonen und Feuerwaffen besitzt, werden die Ägypter sicher einen Sieg erringen. Darfur ist seit Jahrhunderten für Ausländer gesperrt, und nach einem alten Gesetz der Sultane werden alle Fremden zum Tode verurteilt, was mit nur wenigen Ausnahmen stets ausgeführt wurde. Das widerfuhr auch dem heutigen Pascha von Kordofan, wie er mir selber erzählte, als er vor zwölf Jahren reiche Geschenke des Vizekönigs von Ägypten nach Darfur brachte. Er wurde dort 22 Monate lang als Geisel zurückgehalten. Er hat sehr darunter gelitten, da er fürchtete umgebracht zu werden.


[3507]

Sollte Darfur eine ägyptische Provinz werden, wird die Kirche Jesu Christi in absehbarer Zeit dort das Kreuz aufrichten können. Darfur ist wie Kordofan zwar muslimisch, aber seine Hauptstadt Tendelti liegt in der Nähe des großen Reiches von Bornu, was für die Nuba und andere große Stämme der Mitte des Vikariats die Stadt El Obeid ist. Etwas leichtgläubig versicherte mir der Generalgouverneur, dass der Khedive von Ägypten die Absicht habe, bis zum Reich von Bornu vorzudringen. Aber darüber werde ich Ihnen später berichten.


[3508]

Jetzt aber müssen wir einmal unsere Arbeit unter den Nuba beginnen. Ich glaube fest daran, dass das weise Urteil Eurer Eminenz über dieses Unternehmen positiv ausfallen wird. Ich unternehme aber keinen Schritt, ohne vorher die Meinung der Propaganda Fide zu hören. Denn ich bin fest überzeugt, dass Gott meine Schritte segnen wird, wenn sie von der Heiligen Kongregation gelenkt werden. Sie ist eine kluge und weise Meisterin in allen Belangen der apostolischen Missionen.


[3509]

Es scheint, dass der Khedive von Ägypten endlich die Betrügereien von Baker eingesehen und die wahre Version über seine angeblichen Siege und Entdeckungen von Reiserouten zwischen Gondokoro und Sansibar erfahren hat. Er scheint über diesen Angeber sehr verärgert zu sein, der 29 Millionen Franken vergeudet hat, ohne über die Grenzen der katholischen Mission von Gondokoro hinausgekommen zu sein. Jetzt hat er einen anderen englischen Oberst geschickt, der früher bei der Donauschifffahrt beschäftigt war. Er hat den Auftrag, das Unternehmen von Baker weiterzuführen. Es liegt auf jeden Fall im Interesse der Mission von Zentralafrika, die guten Beziehungen zur ägyptischen Regierung aufrechtzuerhalten, zu festigen, mit größter Vorsicht mit ihr zu verhandeln und das große Problem der Sklaverei zu lösen. Was klugen Umgang betrifft, habe ich mich damit ernsthaft beschäftigt, denn für den Glauben ist das von größtem Vorteil. Wird das aber vernachlässigt, stellen sich Hindernisse mit schmerzlichen Folgen ein.

Es küsst Ihren heiligen Purpur

Ihr demütiger und ergebener Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

Ich werde gleich Ihre wertvollen Briefe über die Verträge mit dem Apostolischen Delegaten und der Generaloberin beantworten. P. Carcereri wird sich dieser Dinge annehmen.


548
Don Stefano Vanni
1
Khartum
1. 3.1874
549
Madre Emilie Julien
0
Khartum
8. 3.1874

Nr. 549 (518) AN MUTTER EMILIE JULIEN

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

Nr. 2

Khartum, 8. März 1874

Meine liebe Generaloberin,

[3510]

in einigen Tagen werde ich Ihnen einen langen Bericht schicken. Jetzt bin ich zu sehr beschäftigt. Unsere bewunderungswürdige Giuseppina ist auf dem Weg zur Ewigkeit. Vor zwanzig Tagen habe ich ihr die Krankensalbung und den päpstlichen Segen gespendet. Heute geht es ihr besser, aber ich befürchte, dass sie in diesem Monat des hl. Josef in den Himmel gehen wird. Ich wäre sehr froh, wenn ich sie fünfzig Jahre lang wenigstens im Bett liegend behalten könnte. Sie ist eine würdige christliche Heldin.


[3511]

Am ersten Tag dieses Monats sind unsere Schwestern Germana, Maddalena und Ignazia in Kordofan angekommen und im Triumph in die Hauptstadt El Obeid eingezogen. Alle freuten sich, diese glorreichen Jungfrauen des hl. Josef zu begrüßen, die alle großen Schwierigkeiten mutig überwunden haben, um als erste in die Mitte der Mission von Zentralafrika zu ziehen, wohin das Evangelium erst 1872 vorgedrungen ist. Ich werde Ihnen schreiben, um unsere Angelegenheiten zu klären und wieder aufzunehmen. Jetzt aber bitte ich Sie, viele arabische Schwestern wie Sr. Anna, Sr. Germana, Sr. Giuseppina nach Kairo zu schicken. Ich hoffe, dass Sie mir nach dem Fest des hl. Josef wenigstens ein halbes Dutzend schicken können. Ich bin Ihnen unendlich dankbar für Ihre Güte, meine gute Mutter, denn Sie hatten auch die verstorbene Sr. Abdù für den Sudan bestimmt. Tun Sie alles Ihnen Mögliche, um der Mission zu helfen.


[3512]

Ich stehe mit Sr. Angelika in Verbindung, die ich in Zentralafrika haben möchte. Eine arabische Schwester, meine [ehrw.] Mutter, ist mehr wert als zwei Missionare, aber nicht jede arabische Schwester. Manche gleichen den Schwestern Giuseppina, Germana und Anna. Ziehen Sie aus Liebe zu Gott vorläufig die arabischen Schwestern aus Syrien und Palästina ab und schicken Sie sie hierher. In diesem Jahr werde ich eine neue Mission bei den Nuba im Südwesten von Kordofan aufmachen, und dort brauche ich sofort arabische Schwestern, um den Wünschen jener Völker zu entsprechen, die unseren heiligen Glauben annehmen wollen. Ich appelliere an Ihr mütterliches Herz.


[3513]

Der Bau des Hauses in Khartum schreitet voran. Allein für das Fundament von zwölf Räumen, die im Juni fertiggestellt werden, haben wir 202.000 Ziegel von 25 Zentimetern Länge und 12 Zentimetern Dicke verbaut. In zwei Jahren wird es ein großes Haus mit einem schönen Garten sein. Sr. Germana meint, dass ihr Khartum besser gefällt als Marseille. Es liegt an zwei herrlichen Flüssen.

Ich werde an den Präsidenten vom Werk der Glaubensverbreitung schreiben, damit er Ihnen von meinem Konto 3.000 Franken überweist. Das ist der verbliebene Restbetrag vom Lorenzo-Geschäft.

Auf Wiedersehen, meine Mutter! Grüßen Sie mir Sr. Caterina und die Schwestern von Rom. Beten Sie, damit ich die Kirchenparamente erhalte.

Ihr Sohn

Daniel Comboni

[Übersetzung aus dem Französischen.]


550
Mons. Girolamo Verzeri
0
Khartum
10. 3.1874

Nr. 550 (519) AN BISCHOF GIROLAMO VERZERI

ACR, A, c. 15/179

[J.M.J.]

Khartum, 10. März 1874

Hochwürdigster Herr Bischof,
.

[3514]

ich muss aufrichtig eingestehen, dass ich meiner Pflicht und dem Drängen meines Herzens, das Schweigen zu beenden, nicht nachgekommen bin. Ich habe buchstäblich die säumigen Sünder nachgeahmt. Kaum war ich vom Heiligen Stuhl zum Apostolischen Provikar von Zentralafrika ernannt und eilends nach Verona abgereist, fasste ich den Entschluss, Brescia und Limone zu besuchen. Aber die dringende Fahrt nach Wien und die Reise mit einer großen Expedition nach Kairo haben mich zu meinem Leidwesen daran gehindert. Ich habe aber stets den großen Wunsch gehabt, von Kairo, Khartum oder Kordofan aus Eure Exzellenz und den hochwürdigen Sekretär über die Erfolge des mühsamen afrikanischen Unternehmens zu informieren. Ich habe es nicht getan, aber unsere bescheidenen Annalen des Guten Hirten von Verona, die Ihnen auf mein Geheiß hin gleich nach ihrem Erscheinen zugeschickt worden sind, haben Ihnen eine wenn auch nur schwache Idee von meinem heiligen Werk und den katholischen Missionen gegeben.


[3515]

Ich bitte Sie also um Vergebung für das lange Schweigen. Ich darf Ihnen aber versichern, dass ich es in meiner Unwürdigkeit keinen Tag unterlassen habe, für Eure Exzellenz, für den hochwürdigsten Carminati und für meine liebe Heimatdiözese Brescia, die ich in lebendiger und unauslöschbarer Erinnerung habe, hier im Herzen Afrikas zu beten und beten zu lassen. Jetzt möchte ich Ihnen nur einen ganz kurzen Bericht über die gute Entwicklung des Werkes des Heiligsten Herzens schicken, denn mein gebrochener Arm hindert mich daran, einen langen zu schreiben. Am 16. November bin ich mit meinem Generalvikar von El Obeid, der Hauptstadt des Kordofan, abgereist, um mich zu meiner Hauptresidenz in Khartum aufzumachen. Am 25. November morgens, nach einer mühsamen Reise von neun Tagen auf dem Kamel, erschrak dieses plötzlich, begann wie verrückt schneller zu laufen als ein Pferd, schüttelte mich ab, so dass ich wie halbtot und Blut erbrechend am Boden liegen blieb. Ich hatte nicht einmal Zeit, mich dem Heiligsten Herzen zu empfehlen. Als ich wieder zu mir kam, merkte ich, dass der linke Arm gebrochen war.


[3516]

Ich ließ das Zelt in der Wüste aufschlagen und behandelte meinen Arm 42 Stunden lang mit Wasser und Dattelessig. Um nicht in der Wüste zu sterben, musste ich wieder das Kamel besteigen, um die letzten fünf Tage hinter mich zu bringen. Bei jedem Schritt des Kamels spürte ich am gebrochenen und verletzten Arm heftige Schmerzen. Als wir den Weißen Fluss in Omdurman erreichten, schickte mir der Große Pascha von Khartum seinen Dampfer, der mich zur Mission brachte. Aber leider gibt es in ganz Afrika keinen Arzt mit Grundkenntnissen in Medizin und Chirurgie.


[3517]

Unser Arzt ist Jesus Christus. Der Pascha schickte mir seinen Kurpfuscher, der meinen Arm verband und ihn in eine Schlinge legte. 82 Tage lang musste ich unter großen Schmerzen den Arm in der Schlinge tragen. Aber der Arm verheilte schlecht, war krumm und ohne Kraft, so dass ich nicht einmal ein Blatt halten konnte. Am 2. Februar zelebrierte ich mit großer Schwierigkeit die hl. Messe. Ich musste die Hostie mit dem Zeige- und Mittelfinger halten, da der Daumen die Finger nicht zu berühren imstande war. Nach langem Bitten meiner arabischen Oberin stimmte ich zu, einen sogenannten arabischen Arzt kommen zu lassen. Er besuchte mich am Vorabend des Festes der Heiligen Faustinus und Jovita. Er strotzte wie Herkules vor Kraft und hatte ein Gesicht wie Judas Iskariot. Nachdem er meinen Arm untersucht hatte, versprach er mir, mich innerhalb von 24 Stunden zu heilen, wenn ich einer Operation zustimmte. Ich erklärte mich bereit.


[3518]

Am nächsten Tag kam er mit acht Dattelschienen, einer Handvoll Ziegenhaar, einem Stück Tigerschwanz und Gummi. Zwei muslimische Kurpfuscher begleiteten ihn. Er nahm meinen Arm und drehte ihn buchstäblich mit Hilfe seiner zwei Kollegen. Dann presste er mit der ganzen Kraft seines muskulösen Daumens den vorstehenden Knochen an seinen Platz zurück und verletzte dabei Fleisch und Nerven. Dann befeuchtete er mit einem Taschentuch den Gummi, die Ziegenhaare und den Tigerschwanz und verband den Arm. Nun legte er die Schienen so fest um meinen Arm, dass ich das Gefühl hatte, die Blutzirkulation sei zum Stillstand gekommen, und ich ließ mich wie halbtot auf das Bett fallen. Wieviel muss Jesus Christus gelitten haben, als sie ihn banden und ans Kreuz schlugen. Tatsache aber ist, dass der Arm in dieser Lage nach acht Tagen fast geheilt war und der Knochen jetzt wieder am rechten Platz ist. Nun kann ich wieder arbeiten wie vorher. In erster Linie muss ich dem Herrn danken, dann dem hl. Josef und auch dem türkischen Kurpfuscher, der mich in nicht sehr delikater und vornehmer Weise, aber mit Erfolg behandelt hat.


[3519]

Ich habe diesen Vorfall aber meinem lieben Verwalter, dem hl. Josef, den ich um eine gute Reise von Kordofan nach Khartum gebeten hatte, nicht durchgehen lassen. Nachdem dieser liebe Heilige zuließ, dass ich so unglücklich vom Kamel fiel, habe ich ihm eine Strafe von tausend Goldfranken auferlegt, und zwar für jeden Tag, den ich meinen Arm in der Schlinge tragen musste und nur fünfmal die hl. Messe feiern konnte. So ist mein verehrter Verwalter zu einer Geldstrafe von 82.000 Franken verurteilt worden. Am Fest der Diözesanpatrone Faustinus und Jovita (am 82. Tag nach meinem Unfall in der Wüste) meiner geliebten Diözese Brescia habe ich an den lieben Heiligen einen Wechsel von 4.100 Marenghi ausgestellt, zahlbar in sechs Monaten. Schon jetzt merke ich, das mein ausgezeichneter Verwalter, wie gewöhnlich, meine Unterschrift honoriert, denn von jenem Tag an bis heute, an dem ich Eurer Exzellenz schreibe, habe ich bereits 38.796 Goldfranken kassiert. Von diesen stammen 5.000 Gulden von den Apostolischen Majestäten Kaiserin Maria Anna und Kaiser Ferdinand I. von Prag, und 4.000 Franken von einem wahren katholischen Fürsten, nämlich Seiner Königlichen Hoheit Franz V. von Wien, dem Fürsten von Modena,.


[3520]

Mein Verwalter, der in seinem Leben sehr arm war, jetzt aber über die Himmelsschätze verfügt, hat mir immer geholfen. In nur sechs Monaten seit dem Beginn des Werkes hat er mir 600.000 Franken überwiesen, das heißt, er hat mir Wechsel von 30.000 Marenghi ausbezahlt. Ich versichere Ihnen, Herr Bischof, dass die Bank des hl. Josef über mehr Geldreserven verfügt als die Rothschild-Bank. Zudem habe ich keinen Cent Schulden, obwohl dieser vorzügliche Verwalter zwei Häuser in Verona, zwei in Kairo, zwei in Khartum und zwei in El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, die über 100.000 Einwohner zählt, unterhält. Dort ist 1872 zum ersten Mal die heilige Messe gefeiert und Jesus Christus angebetet worden.


[3521]

Ohne es zu merken, bin ich recht ausführlich geworden. Jetzt gebe ich Ihnen einen kurzen Bericht über den Fortschritt meines Werkes. Am 26. September 1872 habe ich mit einer Karawane von dreizehn Leuten Verona verlassen. Nach Erledigung meiner vielen Geschäfte in Groß-Kairo bin ich am 26. Januar von dieser Metropole aus mit zwei großen Schiffen mit einer Gruppe von dreizehn Missionaren, Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung, mit Laienbrüdern und afrikanischen Lehrerinnen losgefahren. Wir segelten auf dem Nil, durchquerten die große Wüste von Atmur bei 60 Grad Réaumur von Mittag bis vier Uhr nachmittags und kamen nach 99 überaus mühsamen Reisetagen in Khartum an, wo wir von allen mit lautem Jubel empfangen wurden. Nach einem Monat Aufenthalt in dieser Stadt (48.000 Einwohner) machte ich mich auf einem Dampfer wieder auf die Reise zum Weißen Fluss bis nach Tura-el-Khadra. Den Dampfer hatte mir der Groß-Pascha des Sudans zur Verfügung gestellt. Mit ihm habe ich harmonischere Beziehungen als die armen Bischöfe von Italien mit Ihren Präfekten und Bürgermeistern. Von dort ging es auf siebzehn Kamelen weiter durch die endlosen Gebiete der Hhassanie und der Baggara. In nur neun Tagen erreichte ich am 19. Juni El Obeid, die Hauptstadt von Kordofan, wo mich die Türken nicht weniger feierlich empfingen als in Khartum.


[3522]

Als ich im Oktober 1871 von Dresden aus meinem Generalvikar und damaligen stellvertretenden Oberen der Institute für Afrikaner in Ägypten, P. Carcereri, den Auftrag erteilte, mit drei Begleitern von Kairo aus eine Erkundigungsreise nach Kordofan zu unternehmen, gab ich ihm 5.000 Franken mit. Heute haben wir in El Obeid eine Pfarrei mit zwei bereits bezahlten Häusern, eines für die Missionare und eines für die Schwestern, und eine sehr aktive Mission. In Khartum arbeitete von 1863 bis 1869 ein Franziskaner, von 1869 bis 1873 waren es zwei. Sie wohnten im schönen, von deutschen Missionaren 1856 unter der Leitung meines verehrten Vorgängers Monsignore Knoblecher erbauten Haus. Heute gibt es dort zwei Institute, eine recht gut funktionierende Pfarrei und das neue Haus für die Schwestern des Hl. Josef, die dort viel Gutes wirken.


[3523]

Wem verdanke ich alle diese schönen Erfolge? Dem Heiligsten Herzen Jesu, dem ich am 14. September mit dem Segen des Heiligen Vaters Pius IX. das ganze Vikariat feierlich geweiht habe. Vor den großen Feierlichkeiten wurden zwölf Erwachsene getauft und zum Abschluss 25 Neubekehrte gefirmt. Die Weiheformel verfasste der Apostel des Heiligsten Herzens P. Ramière. Ich selbst verfasste in Khartum ein kurzes lateinisches Gebet für die Bekehrung meiner hundert Millionen Hamiten, das ist der zehnte Teil der Weltbe-völkerung (die zum Apostolischen Vikariat von Zentralafrika gehören, dem größten und volksreichsten der Welt). Der Heilige Vater Pius IX. hat allen, die das Gebet einmal beten, dreihundert Jahre Ablass gewährt und einen vollkommenen jenen, die es täglich einen Monat lang beten.


[3524]

Eure Exzellenz merkt, wie sehr dieses heilige Werk, das am 18. September 1864, am Tag der Seligsprechung von M. M. Alacoque geboren wurde, dem Heiligen Vater am Herzen liegt. Ich habe ihm dann geschrieben und ihn gebeten, den Freitag nach der Fronleichnamsoktav, der dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht ist, im gesamten Vikariat von Zentralafrika als gebotenen Feiertag und als doppeltes Fest Erster Klasse mit Oktav feiern zu dürfen. Ich habe aber noch keine Antwort erhalten, denn es ist etwas überaus Wichtiges, und Rom ist ewig. Aber ich werde nicht nachgeben, bis mir der Heilige Stuhl diese Gnade gewährt.


[3525]

Das Herz Jesu muss Afrika bekehren. Der Heilige Vater hat scheinbar der Republik Ecuador in Amerika eine solche Gnade gewährt, und zwar auf Bitten des Präsidenten und des Erzbischofs von Quito. Ich hoffe, dass diese Gnade auch meinem vergessenen Teil der afrikanischen Welt am Äquator gewährt wird, der seit vielen Jahrhunderten im Schatten des Todes sitzt.


[3526]

All meine Kräfte habe ich bis jetzt eingesetzt, um die zwei Missionen von Khartum und El Obeid aufzubauen und zu konsolidieren, denn diese sind die Operationsbasen, von denen aus der Glauben zu den zahlreichen Stämmen gebracht wird.


[3527]

Khartum ist die Operationsbasis, von der aus der Glaube zu allen Stämmen des nördlichen Teiles des Vikariats gebracht wird, die in Abessinien, im Gebiet der Galla und am Weißen Fluss bis über die Nilquellen hinaus am 12. südlichen Breitengrad bis zur Grenze meiner Jurisdiktion wohnen. El Obeid ist das eigentliche Tor nach Zentralafrika. Es ist die Operationsbasis, von der aus der Glaube unter allen Stämmen und Reichen im Zentrum meines Vikariats verbreitet wird. El Obeid hat ein gesundes Klima, und ich hoffe, dass dort ein österreichisch-ungarisches Konsulat errichtet wird, dessen Flagge in diesen Gegenden als Symbol für den Schutz der katholischen Religion gilt.


[3528]

Auf der Grundlage dieses Planes, das Apostolat von Zentralafrika zu organisieren, hat das Herz Jesu eine neue Initiative ergriffen. Am 16. Juli, einem der Muttergottes geweihten Tag, am Mittwoch morgens um acht Uhr, als wir gerade von der Anbetungsstunde der Ehrenwache des Heiligsten Herzens aus der Kirche kamen (diese Anbetungsstunde vor ausgesetztem Allerheiligsten habe ich für jeden Mittwoch im gesamten Vikariat und in den Instituten von Kairo angeordnet), betrat ein Häuptling der Nuba, eines starken Stammes im Südosten von Kordofan, mit einem Geleit von fünfzehn Personen die Mission und lud mich ein, eine Kirche und zwei Häuser bei seinem Stamm in Delen zu errichten, denn alle wären bereit, Christen zu werden. Da ich gute Erfahrung im Umgang mit Afrikanern und Türken habe, zeigte ich mich geneigt, die Bitten jener Völker zu unterstützen, aber nahm nicht alles gleich als bare Münze hin. Ich bat den Häuptling, im September wiederzukommen. In der Zwischenzeit würde ich meine Möglichkeiten prüfen und die notwendigen Informationen einholen.


[3529]

Zwischen Kordofan und dem Gebiet der Nuba wohnt das Nomadenvolk der Baggara, die Mord und Sklavenhandel betreiben etc. Nach der Abreise dieser Abgesandten habe ich genaue Informationen eingeholt und dem Pascha von Kordofan den Puls gefühlt etc. Sie haben mir 200 Soldaten angeboten, um meine Kundschafter in die Nuba-Berge zu begleiten. Am 15. August, dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, habe ich mich entschlossen, mit der Erkundung dieser Völker zu beginnen, die noch kein Europäer besucht hat. Alle sind Heiden. Deshalb habe ich meinen Generalvikar, der gerade hier in Khartum war, beauftragt, am Tag nach der feierlichen Weihe des Vikariats an das Heiligste Herz Jesu, die er in Khartum vorgenommen hatte, mit der notwendigen Reiseausrüstung nach El Obeid aufzubrechen, wo wir dann gemeinsam diese wichtige Expedition unternehmen werden.


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Noch während seiner Reise besuchte am Morgen des 24. September, dem Fest der Jungfrau vom Loskauf der Gefangenen, nach der Anbetungsstunde für Afrika, der Große Häuptling der Nuba, der Zauberer, König, Priester und Arzt zugleich ist, in Begleitung von zwanzig Personen die Mission und wiederholte die Einladung, in seiner Heimat eine Kirche zu bauen. Er freute sich, als ich ihm sagte, dass der Missionar bereits unterwegs sei, um seine Stämme zu besuchen, einen Ort für die Gründung der Mission auszuwählen und dann zurückzukehren, um mit den Vorbereitungen zur Errichtung jener Mission zu beginnen. Der Häuptling besuchte die Kirche und war beeindruckt von der Statue der seligen Jungfrau, vom Herz-Jesu-Bild, aber besonders von der Mundharmonika und dem kleinen Harmonium in der Kirche. Er war ganz erstaunt beim Anblick unserer Hacken, Pickel, Sägen, Meißel und anderer Handwerkszeuge. Er blieb einige Tage bei uns und kehrte dann in seine Heimat zurück.


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P. Carcereri lehnte die zweihundert Soldaten ab und begnügte sich mit einem Führer, mit einem weiteren Missionar und sieben Personen als Begleiter. Mit ihnen begab er sich ins Gebiet der Nuba und wurde mit Begeisterung empfangen. Er wählte einen Platz für die Mission aus und kehrte dann nach El Obeid zurück. Die sehr interessanten Einzelheiten dieser Expedition sowie des gesamten Vikariats wird Eure Exzellenz von meinem Generalvikar P. Carcereri persönlich erfahren, den ich in Sachen der Mission nach Europa geschickt habe, und zwar nach Rom, Wien, Verona und Paris. Er muss jetzt bereits in Kairo angekommen sein, da er am 11. Dezember vergangenen Jahres von Khartum abgereist ist. Er wird Eure Exzellenz und den verehrten Carminati in meinem Auftrag besuchen und Grüße überbringen.


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Vielleicht inspiriert das Heiligste Herz bei dieser Gelegenheit meine liebe Heimat, die Diözese Brescia, damit sie mir einige ihrer frommen und guten Missionare oder einige gute Arbeiter oder Laienbrüder zur Verfügung stellt. Sobald mein Carcereri nach Brescia kommt, bitte ich in aller Demut Eure Exzellenz, ihn zu veranlassen, die Töchter des Heiligsten Herzens zu besuchen, wo Ihre ehrwürdige Schwester verstarb, das neue Institut des guten D. Pietro oben im Schloss, die Geschwister Girelli in C. des heiligen Antonius und P. Rodolfi. Der Besuch meines Stellvertreters in Brescia, unter dem Schutz Eurer Exzellenz, wird gewiss vom Heiligsten Herzen gesegnet werden. Meine Kusine Faustina Stampais Maderno, die das Mädcheninstitut von Kordofan eröffnet hat und die Tochter von S. Angela unter der Leitung der frommen und guten Girelli ist, bittet mich, Eurer Exzellenz ihre Grüße zu übermitteln. Sie haben sie gefirmt.


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Am 11. Dezember ist eine zweite Karawane von Schwestern und Missionaren in Khartum angekommen. Jetzt hat auch El Obeid sein Schwesterninstitut. Sr. Xavérine de Bayeux von Frankreich, die vor dem Kamel, einem sehr langweiligen Reittier, Angst hat, ist vier Tage lang auf einem Esel durch die Wüste geritten. Da aber in der fünften Nacht eine Hyäne seine Schulter und zwei seiner Beine gefressen hatte, legte sie die restlichen dreizehn Tage zu Fuß zurück, dreizehn bis vierzehn Stunden am Tag und manchmal bei 50 und 60 Grad Réaumur. Sie ist in Khartum sehr erschöpft, aber wohlauf angekommen.


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Ich kann Ihnen nicht beschreiben, welch guten Eindruck die Schwestern bei diesen Leuten machen. Es ist das erste Mal in der Weltgeschichte, dass Bräute Christi in diese heißen Gegenden kommen. Viele Türken staunten beim Anblick unserer Schwestern. Manche glaubten, es handle sich um Mondmenschen oder um Frauen einer anderen Rasse. Die Türken haben vor den Schwestern großen Respekt. Ich habe hier Schwestern aus Jerusalem, Syrien, dem Libanon, Armenien, Frankreich, Malta und Italien. Alle sprechen vier oder fünf Sprachen, manche sind zwanzig, andere vierzig Jahre alt. Alle haben eine solide religiöse Ausbildung erhalten, sind in den Tugenden erprobt und voll Mut. Sie haben keine Angst vor schwierigen und gefährlichen Reisen, ruhen unter einem Baum, wo vorher vielleicht eine Hyäne oder ein Löwe geruht hat, schlafen nachts auf Sand unter freiem Himmel oder im Winkel eines Bootes, betreten die Häuser der Ungläubigen, behandeln deren Wunden und laden sie zum Glaubensunterricht ein, gehen zum Gericht, besuchen den Markt und kaufen günstig für die Mission ein, während andere sich um die Schule und das moralische Betragen der Mädchen kümmern. Sie suchen den Pascha auf und setzen sich mit Mut und Geschick für die Belange der Unglücklichen ein. Türken, Autoritäten, Soldaten und Afrikaner, alle respektierten sie. Sie arbeiten für die Kirche gleich viel, wenn nicht mehr als die eifrigsten Missionare.


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Ich habe die Haltung dieser Töchter der katholischen Nächstenliebe inmitten von großen Gefahren, vor denen in Europa auch die mutigsten Männer Angst hätten, persönlich erlebt. Sie halten mit größter Ruhe aus, als wäre es das normale Leben. Sie werden von allen geschätzt. Mit einem Wort, es ist die Gnade der apostolischen Berufung, die solche Wunder in der Mission wirkt. Vor zehn Jahren sind sehr viele Ordensmänner entsetzt von dieser heißen Sandwüste geflohen, obwohl sie in Europa eine gute Ausbildung erfahren hatten. Diese Schwestern hingegen bitten mich oft, zu den Stämmen im Inneren gehen zu dürfen, um ihnen das ewige Heil zu bringen.


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Während sie von der Liebe Christi an diesen gefährlichen Orten beschützt werden, brennt ihr Herz von göttlicher Liebe, und das Herz Jesu ist ihr ganzer Trost und ihr Leben. Ah! Die heutige so unruhige Welt kann die Freuden jener nicht erahnen, die aus Liebe zum Herzen Jesu Leiden und Tod auf sich nehmen. Kreuze, Stürme und Leiden, getragen aus Liebe zum Herzen Jesu, sind viel mehr wert als die falschen Freuden dieser Welt.


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Ich möchte Eurer Exzellenz einige hervorragende Kennzeichen unserer Schwestern vom Hl. Josef der Erscheinung mitteilen. Diese haben es als erste von allen heiligen Instituten der Kirche gewagt, der afrikanischen Wüste in die Augen zu schauen, und sind zu den bedürftigsten Völkern der Welt aufgebrochen. Ich möchte mich auf nur ein Ereignis vom letzten Oktober beschränken, als ich in Kordofan war und mein Generalvikar bei den Nuba.


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In Khartum lebt eine 24jährige afrikanische Christin mit Namen Teresa, die voriges Jahr getauft wurde und im Dienst eines Christen stand. Auf ihrem Weg zum Markt wurde sie von einem Muslim entführt. Um seine Beute zu sichern, machte er vor dem Kadi oder dem Richter geltend, dass Teresa ihm gehöre und ohne Grund aus seinem Haus weggelaufen und widerrechtlich Christin geworden war. Der Kadì fragte das Mädchen, ob sie wirklich davongelaufen und Christin geworden sei. Sie bejahte es. Er zeigte ihr dann den Koran und drohte ihr mit fünfhundert Peitschenhieben oder dem Tod, sollte sie dem Christentum nicht abschwören und zum Islam zurückkehren. Sie antwortete voll Entschiedenheit, dass sie katholisch sei und als Christin sterben werde. Daraufhin banden sie ihr die Füße zusammen, rissen ihr die Kleider vom Leib und verabreichten ihr an den Füßen und am ganzen Leib dreihundert Hiebe mit dem Korbash und mit einer Peitsche aus Flusspferdleder. Dann wurde sie noch zweimal aufgefordert, zum Islam zurückzukehren. Auf ihre klare Verweigerung hin verabreichten sie ihr wie vorher nochmals dreihundert Korbash, dann nochmals zweihundert, zusammen achthundert. Sie blutete aus vielen Wunden, ihr Fleisch war zerfetzt, ihre Knochen zerschlagen, das Knochenmark floss heraus. Sie aber wiederholte unaufhörlich: „Ana Nassráni: Ich bin eine Christin.“


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Wäre ich in Khartum gewesen, hätte der Kadi ein solches Verbrechen sicher nicht begangen, denn er weiß, dass die Mission in der Lage ist, ihn zur Verantwortung zu ziehen. Die Mission wusste aber von alledem nichts. Nur wie durch Zufall erfuhr der wahre Besitzer von Teresa davon. Er lief zur Mission, traf aber den Oberen nicht an, nur der Missionar D. Vincenzo war dort, der sich sofort zur Polizei begab, um die Christin zurückzufordern, erntete aber nur Schimpf. Nachdem der Obere, Kanonikus D. Pasquale Fiore, zurückgekehrt war und von dem Fall hörte, bearbeitete er die einflussreichsten Leute des Kadì, um die Christin zu befreien. Alles umsonst! Was konnte er tun? Er lief zu meiner Oberin Sr. Giuseppina Tabraui. Sie ist 31 Jahre alt, stammt aus Jerusalem und lag mit Fieber im Bett. Ihr erzählte er die traurige Geschichte.


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Was macht die Oberin? „Ich“, sagte sie „gehe zum Pascha“, und ohne auf das Fieber zu achten (sie ist dem Tode nahe. Vor zwei Wochen habe ich ihr die Sterbesakramente und den päpstlichen Segen gespendet), steht sie auf, zieht sich an, nimmt eine armenische Schwester als Begleiterin mit, schleppt sich mit Hilfe eines Stockes zum Diwan des Großen Pascha und verlangt voll Entschiedenheit, das geschundene Mädchen sofort der Mission zu übergeben und fügte hinzu, dass sie mir über das verübte Unrecht berichten werde. Der Pascha beteuerte, von nichts gewusst zu haben, und dass er sich beim Apostolischen Provikar wegen des Vorgefallenen entschuldigen werde. Er behandelte die Schwester mit ausgesuchter Höflichkeit, und bat sie, dem Richter zu verzeihen. Sie könne mit jedem Wunsch zu ihm kommen, und es würde ihm eine Ehre sein, ihn zu erfüllen. Die Unterredung dauerte eine halbe Stunde. Bei ihrer Rückkehr ins Institut befand sich Teresa bereits dort. Voller Wunden, mit zerfetzter Haut und zerschlagenen Knochen, wurde sie von zwei Soldaten dorthin gebracht. Sie befindet sich nun auf dem Weg der Besserung und ist glücklich, für Jesus Christus gelitten zu haben. Es gäbe Vieles zu erzählen, auch von den Schrecken der Sklaverei.


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Hunderte mit Gewehren bewaffnete Sklavenhändler brechen von hier auf, begeben sich zu den Stämmen auf die Jagd nach Afrikanern. Um tausend von ihnen zu fangen, töten sie wenigstens zweihundert. Man begegnet diesen Sklaven jeden Alters und Geschlechts auf der Straße, vor allem vielen Mädchen zwischen vier und zwanzig Jahren im Adamskostüm, barfuss, mit einem Strick um den Hals und an einen langen Balken gebunden, der auf den Schultern von zehn oder zwölf dieser unglücklichen Geschöpfe aufliegt. Anderen wurden die Hände auf den Rücken gebunden, oder sie tragen schwere Ketten an den Füßen etc. etc. Sie werden mit Lanzen von ihren Henkern angetrieben und wandern zwei bis drei Monate lang zwölf bis fünfzehn Stunden am Tag. Andere Gefangene, bis zu achthundert, werden auf eine einzige Barkasse in vier aus Binsen schlecht gebauten Decks zusammengepfercht und legen auf diese Weise bis zu tausend Kilometer zurück. Diese armen Geschöpfe müssen alle Wünsche ihrer Peiniger erfüllen und werden schließlich verkauft. Sie wurden ihren Familien mit Gewalt entrissen, und ihre Eltern oder jene, die sie zu verteidigen suchten, wurden umgebracht.


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Das gibt Ihnen nur eine schwache Vorstellung vom Schrecken der Sklaverei, die in meinem Vikariat herrscht. Mein Generalvikar wird Ihnen viel mehr darüber erzählen, aber nie wird er imstande sein, die tatsächlichen Schrecken zu schildern. Sie sehen, Monsignore, welche Mission mir Gott anvertraut hat. Aber das Herz Jesu wird triumphieren. Empfehlen Sie mich und meine Mission dem Herzen Jesu, bitten Sie die lieben Töchter des Herzens Jesu von Brescia und anderswo, die erfüllt sind von den Wundern der Liebe des Gekreuzigten, der von der grausamen Lanze durchbohrt wurde. Aus jenem Herzen müssen die Wasser des Heils fließen, um diese armen, unglücklichen Seelen zu reinigen und die über hundert Millionen Ungläubigen meines Vikariats von Zentralafrika auf den Weg des ewigen Heils zu bringen. Ich bitte Sie, in meiner geliebten Diözese Brescia das Gebet für die Bekehrung der Hamiten von Zentralafrika zu verbreiten, das Ihnen der gute Rektor meines Instituts von Verona, D. Antonio Squaranti, schicken wird.


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Ich sende tausend Grüße an den starken Priesterathleten des christlichen Brescia, den hochwürdigsten Herrn Carminati, und an die Töchter des Heiligsten Herzens mit Mutter Gesualda. Vergessen Sie nicht den frommen und treuen Kammerdiener. Erbitten Sie mir seinen Segen.

Ich verbleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens mit kindlicher Hochachtung und Ehrerbietung

Eurer Exzellenz gehorsamer und ergebener Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

Verzeihen Sie mir in Ihrer angeborenen Güte meine unschöne Schrift, weil mein Arm noch nicht ganz geheilt ist. Monsignore dalla Casa ist in der Wüste von Zentralafrika noch nicht bekannt.

[Anmerkung: Er ist Autor eines guten Stiles.]