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Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
521
Abate Pietro Casaretto
0
El-Obeid
20. 8.1873
[3381]

Mit tiefem Schmerz beeilen wir uns, Ihnen mitzuteilen, dass der Hochwürdige P. Giuseppe Pio Hadrian, Benediktinerpater der Kongregation von Cassino und Apostolischer Missionar von Zentralafrika, nach einer langen, der ärztlichen Kunst unbekannten chronischen Krankheit, die er sich vor Jahren in Europa zugezogen hatte, gestärkt mit allen Tröstungen unserer heiligen Religion, mit erbaulicher Ergebenheit und christlichem Mut am 17. August 1873 um 8.30 Uhr morgens in El Obeid, Kordofan in Zentralafrika, im Alter von ungefähr 26 Jahren in den ewigen Frieden eingegangen ist.


[3382]

Er gehörte zu einem Stamm von der Halbinsel Sennar in der Nähe des Blauen Flusses. Im Alter von knapp vier Jahren wurde er von Menschenhändlern gewaltsam dem Schoss seiner Familie entrissen. Er wurde mehrere Male in Nubien verkauft und kam dann nach Großkairo in Ägypten, wo ihn der Hochwürdige Nicola Olivieri seligen Angedenkens losgekauft und nach Italien gebracht hat. Dort wurde er von den Benediktinermönchen von Subiaco in der Nähe von Rom aufgenommen. Dank sorgfältiger und liebevoller Betreuung und nach Einführung in die wichtigsten Wahrheiten der heiligen Religion wurde er am 24. Juni 1853 im Kloster der hl. Scholastica vom Vorsitzenden des Ordens, D. Pietro Casaretto, dem jetzigen Generalabt der Kongregation von Cassino, getauft. Am 26. April 1856 empfing er mit großer Andacht die erste heilige Kommunion und am 18. Oktober desselben Jahres das Sakrament der Firmung aus den Händen Seiner Eminenz Kardinal De Andrea seligen Angedenkens. Am 16. Februar 1861 trat er ins Noviziat ein und wurde am 24. des gleichen Monats und Jahres eingekleidet. Am 19. März 1863 legte er die einfachen Gelübde ab.


[3383]

Der junge afrikanische Ordensmann folgte treu der Gnade Gottes und war voll des Geistes seines heiligen Patriarchen. Fromm, rein, offen und mit einem soliden theologischen Wissen ausgestattet, tat er sich besonders in Liturgie, der heiligen Musik, im Zeichnen und Schmücken und durch Kenntnis einiger Sprachen hervor.


[3384]

Während er zu den größten Hoffnungen berechtigte, ein Vorbild an Frömmigkeit und Ordensgeist zu werden, erfasste ihn 1867 eine schleichende Krankheit, die den besten Ärzten unbekannt war und allen Heilmitteln und Behandlungen widerstand, die ihm seine Oberen liebevoll ermöglichten. Da die Oberen hofften, dass er durch das heimatliche Klima seine frühere Kraft und die volle Gesundheit wiedererlangen würde, vertrauten sie ihn voriges Jahr mit Zustimmung des Heiligen Vaters Pius IX. und der Kongregation von Propaganda Fide dem Provikar von Zentralafrika D. Daniel Comboni an, um ihn in seine Heimat zurückzubringen und sich nach wiedererlangter Gesundheit dem Apostolat jener heiligen Mission zu weihen.


[3385]

Am 26. Mai 1872 erhielt er in Subiaco, der Wiege des glorreichen Benediktinerordens, aus den Händen Seiner Exzellenz Monsignore Filippo Manetti, Bischof von Tripolis in partibus infidelium und Apostolischer Administrator der Abbatia nullius von Subiaco, die niederen Weihen. Am 2. Juni spendete ihm der gleiche Prälat am gleichen Ort die Subdiakonatsweihe und am 9. die Diakonats- und Priesterweihe. Am 12. August begab er sich nach Verona in das Missionsinstitut für Nigrizia. Am 3. September hatte er die Ehre, von Seiner Apostolischen Majestät dem Kaiser von Österreich-Ungarn in Wien empfangen zu werden. Drei Tage später konnte er das altehrwürdige Kloster St. Peter in Salzburg besuchen und das berühmte Benediktinerinnenkloster Nonnberg, das 581von der hl. Erentrud  gegründet und im Verlauf von dreizehn Jahrhunderten nie aufgelöst wurde.


[3386]

Es war eine seiner liebsten Lebenserinnerungen, den hervorragenden Geist seines verehrten und heiligen Patriarchen Benedikt in jenen frommen und eifrigen Wohltäterinnen des Werkes der Wiedergeburt seines geliebten Afrika bewundern zu dürfen. Mit diesen Schwestern schloss er einen heiligen Gebetsbund, dem er bis zu seinem Tode treu geblieben ist. Am 26. des gleichen Monats erreichte er das Institut der Afrikaner von Groß-Kairo, wo er den Wohlgeruch seiner Tugenden verbreitete. Am 26. Januar dieses Jahres verließ er die Hauptstadt von Ägypten und begab sich mit der großen apostolischen Karawane unter der Leitung des Missionsoberen auf die Reise nach Zentralafrika. Nach einer mühsamen und katastrophalen Reise von 99 Tagen auf dem Nil und durch die Wüste erreichte er Khartum, die Hauptstadt der ägyptischen Besitzungen im Sudan. Dort hielt er sich einen Monat auf, setzte dann seine Reise in Begleitung des Provikars auf dem Weißen Fluss fort, erreichte auf Kamelrücken das Gebiet von Kordofan und kam am 19. Juni in der Hauptstadt El Obeid an.


[3387]

Einen knappen Monat nach seiner Ankunft in der neuen Mission, wo die Luft gesund ist, machte sich seine alte Krankheit aber leider wieder stark bemerkbar. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends auch wegen eines schweren Durchfalls als Folge einer chronischen Infektion des Verdauungsapparates, die er sich vor einigen Jahren zugezogen hatte. Nach zwanzig Tagen heftiger Schmerzen, die er mit christlicher Gelassenheit und mit erbaulicher Ergebenheit ertrug, ging sein unbeflecktes und geistlich geprägtes Leben wie das des Gerechten zu Ende. Die Trauer seiner geliebten Mitbrüder war groß. Sie werden diese erste Blume des einheimischen Priestertums von Zentralafrika nie vergessen können, die durch die Gnaden des Ordenslebens der vornehmsten und berühmtesten unter den Mönchsfamilien der katholischen Kirche zur vollen Blüte gelangte.

El Obeid, aus meiner Residenz in Kordofan, 20. August 1873 (L.S.)

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


[3388]

Hochwürdigster Generalabt,

indem ich Ihnen die traurige Nachricht vom Tod von D. Pio mitteile, verspreche ich Ihnen, Einzelheiten über seinen Tod über Propaganda Fide zukommen zu lassen. Er ist direkt in den Himmel eingegangen. Da ich ihn am 18. August vorigen Jahres in einen Verein von Verona als Mitglied eingeschrieben hatte, habe ich den Präsidenten benachrichtigt, damit für ihn mehr als 600 heilige Messen gelesen werden, auf die er ein Anrecht hat. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie tief mein Schmerz ist: Gottes heiliger Wille möge geschehen!

Grüßen Sie mir den P. Prokurator und alle Patres und segnen Sie mich. Viele Grüße an Bischof Manetti von Subiaco.

Ihr gehorsamer, ergebener und aufrichtiger Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar



 


522
P. Germano Tomelleri
0
El-Obeid
31. 8.1873

Nr. 522 (492) AN P. GERMANO TOMELLERI

APCV, 1458/317

[J.M.J.]

El Obeid, Kordofan, 31. August 1873

Mein lieber und sehr verehrter P. Germano,

[3389]

ich wollte Ihnen schon früher einmal schreiben, um Ihnen von Ihren zwei lieben Mitbrüdern und Söhnen, den Patres Stanislao und Beppi, Nachricht zu geben, in voller Kenntnis des Sachverhaltes. Die vielen Verpflichtungen haben mich immer wieder daran gehindert, aber es war schon auch etwas persönliche Nachlässigkeit dabei. Ich kenne Sie sehr gut seit den Tagen, als ich noch Schüler war und wir unter dem gleichen Dach die klassische und philosophische Mazza-Polenta aßen, das heißt, als ich noch jung und ohne Vernunft war, und sie ebenfalls jung, aber immer schon ausgestattet waren mit Klugheit und reifem Urteil. Ich rechne also mit Ihrer Nachsicht.


[3390]

Die zwei Kamillianer sind die Zierde und die Säulen meines riesigen Apostolischen Vikariats, das den hl. Kamillus als mächtigen Beschützer und Helfer des unglücklichen Zentralafrika begrüßt. Die beiden sind die ersten gewesen, die mit den wenigen Mitteln, die ich ihnen zur Verfügung stellen konnte, in dieser Hauptstadt, die mehr Einwohner als Verona zählt, eine neue Mission eröffnet haben und jetzt eine christliche Gemeinde aufbauen. Diese Mission, die eigentliche Pforte zu Nigrizia, berechtigt zu größten Hoffnungen. Der Orden des hl. Kamillus kann hier fruchtbringender arbeiten als in irgendeiner europäischen Stadt. Da es hier nur Ungläubige gibt, müssen alle katholischen Werke errichtet werden und gerade die des hl. Kamillus sind äußerst wichtig. Das Gleiche gilt für Khartum, wo das Klima besser ist im Vergleich zu der Zeit, als die Missionare vom Mazza-Institut dort arbeiteten. Das Klima von El Obeid ist aber besser. Die Sommerzeit, die ich vom 20. Juni bis jetzt hier verbracht habe, gleicht dem Frühling von Verona.


[3391]

Mit einem Wort, P. Stanislao ist ein großartiger Mensch und fähig, auch einer Diözese vorzustehen und mehr, besonders wenn er bei mir ist. Er hat großen Einfluss auf mich und hat mir Beweise geliefert, dass auch ich (ganz unwürdig) Einfluss auf ihn habe. Da wir zwei Teufelchen sind, wie man uns in Rom nannte, gelingt es mir, seinen Schwung zu zähmen, der ihn weiter vorantreiben würde als recht ist, und er kann mir helfen, dass ich mich innerhalb der Grenzen der Klugheit und des guten Maßes bewege. Diese günstige Konstellation hat sehr viel Gutes bewirkt. In weniger als sechs Monaten ist dieses riesige Vikariat mit der Hilfe Gottes zu neuem Leben entstanden und steht jetzt sogar besser da als zur Zeit meines berühmten Vorgängers Monsignore Ignaz Knoblecher. Beppi, ich sage das mit Stolz, hat sich dank seiner gesunden und guten Prinzipien, die er sich in der ‚Paradiesschule‘ aneignete, und dank eifrigen Apostolats unter meiner Führung in Bezug auf Urteilsvermögen, Klugheit, Festigkeit und Geisteskraft wie ein Mann von fünfzig Jahren entwickelt.


[3392]

Es sind zwei sehr tüchtige und echte Missionare, zwei gute und fähige Arbeiter im Weinberg des Herrn, zwei aufrichtige und überaus treue Söhne des hl. Kamillus von Lellis, die ihr Leben hingeben würden, und bereit sind, auf jedwede Prahlerei und jeden Wunsch zu verzichten, um ihren vier Gelübden und dem Gehorsam ihren rechtmäßigen Oberen gegenüber treu zu bleiben. Ihre religiöse Ausbildung in der Paradiesschule von Verona muss sehr solide gewesen sein. Nach dem Fehlverhalten von Perinelli und des einen oder anderen Neapolitaners und Veronesers, die in meinen Instituten von Kairo gearbeitet haben, schätze ich die Kamillus-Apostel umso mehr, und sie bestärken mich in meiner Einsicht, die ich in meine Regeln für das entstehende afrikanische Institut von Verona eingefügt habe, dass es nämlich für die Arbeit in einem schwierigen Weinberg wie jenem von Afrika eine bewährte religiöse Institution braucht sowie großen Opfergeist nach dem Beispiel unseres Herrn Jesus Christus. Denn der Verzicht auf sich selbst und auf alle Dinge, um sich in die Arme Gottes und des Gehorsams zu werfen, ist nicht möglich ohne die außerordentliche Hilfe der Gnade. Die braucht es in Zentralafrika.


[3393]

Zudem sind die beiden mit dem Leben der arabischen Welt, das in diesen Ländern viele Entbehrungen auferlegt, bereits gut vertraut, wie ich das noch bei keinem Missionar von Zentralafrika festgestellt habe: Sie reiten auf Kamelrücken, schlafen eingewickelt in ein Fell, wenn sie unterwegs sind, essen mit den Arabern die ortsüblichen Speisen, erfreuen sich einer eisernen Gesundheit und plagen sich ab wie Einheimische, und zwar in der Sonne und überall. Ich selbst muss vorsichtig sein und bin vielleicht deswegen so gesund.


[3394]

Die beiden denken trotz meiner strengen Anordnungen nicht an sich selbst. Wo immer ihr apostolischer Dienst erforderlich ist, sind sie zur Stelle. Es würde schwierig sein, zwei Missionare zu finden, die so gut für die Mission wie diese vorbereitet sind. Sie können sich vorstellen, wie ich die zwei und ihre Arbeit schätze. Am Fest der Aufnahme Mariens werde ich elf Erwachsene taufen, von denen einer Muslim ist. Am 14. September werde ich weitere zwölf Taufen spenden, und andere Taufbewerber warten darauf. Ich würde nicht aufhören, wollte ich die Aussichten beschreiben, die diese von den beiden gegründete Mission bietet.


[3395]

So wird es nun notwendig, eine endgültige Entscheidung über die Kamillianer zu treffen, die durch die Gnade Gottes, durch die Zustimmung von Pius IX. und von P. Guardi hier arbeiten. Mein Generalvikar P. Stanislao wohnt in Khartum, in meiner Residenz. Beppi ist hier in El Obeid. Keiner der beiden weiß, dass ich Ihnen jetzt schreibe. Gestern erhielt Beppi von Guido einen Brief, in dem dieser ihn ermahnt, sich daran zu erinnern, dass er Kamillianer ist und das Gelübde des Gehorsams ihn verpflichtet, in sein Nest zurückzukehren etc. Sie müssen wissen, lieber P. Germano, dass ich ein großer Einfallspinsel gewesen bin und es vielleicht noch immer bin. Gott aber hat mir in seinem unerforschlichen und immer anbetungswürdigen Ratschluss erlaubt, so viele Fehler zu machen und so oft in eine Falle zu geraten, dass ich jetzt vieles oft schon voraussehen kann.


[3396]

Ich habe mit der Welt und mit verschiedensten und höchsten Regierungskreisen verhandelt, so dass ich jetzt durch Gottes Fügung nicht mehr jener Einfallspinsel bin, der ich in S. Carlo war, wo man weder in die profane noch in die heilige, freimaurerische, papistische Welt, ja überhaupt in nichts eingeführt wurde. Man beschäftigte sich mit dem Studium, und das reichte. P. Guido schrieb wie ein echter Sohn des hl. Kamillus, und ich schätze ihn. Ich lese aber zwischen den Zeilen heraus, dass man sich mittels dieser edlen und hohen Gedankengänge, in lobenswerter und gerechtfertigter Absicht, mit dem Gedanken abgibt, die zwei Patres nach Europa zurückzuholen. Die ehrenwerten kamillianischen Oberen würden nichts anderes tun als eben der Eingebung Gottes folgen. Ich kenne Beppi und P. Stanislao nur zu gut und weiß, dass sie ihre heiligen Pflichten so ernst nehmen, dass sie auf alles verzichten würden, um ihren Oberen zu gehorchen.


[3397]

Da mich der Heilige Stuhl beauftragt hat, die Interessen der über hundert Millionen Afrikaner zu vertreten, deren Bekehrung mir die Kirche anvertraut hat, wende ich mich im Namen Gottes mit der Bitte an Sie, vor P. Guardi als mein Fürsprecher und Beschützer aufzutreten, so dass die bereits vor sechs Jahren beschlossenen Projekte ausgeführt werden können, nämlich in Zentralafrika eine Niederlassung für die Kamillianer zu gründen, die das Zentrum und das Frühbeet für eine oder mehrere Missionen im Landesinneren werden sollen.


[3398]

Nach Ablauf des bekannten fünfjährigen päpstlichen Reskripts hatte ich die Ehre, mit Hochwürden P. Guardi in Verbindung zu treten. Beseelt von lebendiger Nächstenliebe, seitdem er Kamillianer ist, gab er seinen beiden geliebten Söhnen die Erlaubnis, auf unbestimmte Zeit in Afrika bleiben zu dürfen. Sollte es einmal möglich sein, versicherte er mir, an einem sicheren Ort im Vikariat und unter den Bedingungen, welche die heilige Regel des Kamillus vorsieht, ein Haus für die Kamillianer zu eröffnen, würde er angesichts des realen Wunsches seiner beiden Söhne mit vorausgehender Erlaubnis von Propaganda Fide dem zustimmen. Da ich dunkle Wolken am Himmel heraufziehen sehe - in Verona wurde ein Noviziat eröffnet, in Frankreich und England wird für die Kamillianer geworben - sehe ich die Zeit für gekommen, über die überaus wichtige Angelegenheit der Kamillianer in Zentralafrika zu verhandeln, wo es mehr unglückliche und bedürftige Menschen gibt als in Frankreich und England. Diese Afrikaner können leichter und in größerer Zahl gerettet werden als die Europäer. Auch sie sind durch das Blut Jesu Christi erlöst worden.


[3399]

Da ich über die nötigen Mittel verfüge, um die berechtigten Forderungen des Hochwürdigen Generalvikars P. Guardi zu erfüllen und alle Bedingungen, die er und die Kamillianerregel verlangen, und ich diese beiden unvergleichlichen Patres hier habe, die für Zentralafrika wie geschaffen sind und ihr Leben für dieses heilige Werk hingeben wollen, halte ich die von der Vorsehung festgesetzte Zeit für gekommen, die Gründung des kamillianischen Werkes in Zentralafrika auf eine dauerhafte und solide Basis zu stellen. Würden diese beiden Missionare in Europa viel Gutes tun, hier tun sie das Dreißigfache, was dem Kamillianerorden großen Segen einbringt.


[3400]

P. Germano wird mir entgegenhalten, dass heute nur zwei Patres hier sind und der Orden in Europa so zusammengeschrumpft ist, dass er keine weiteren mehr zur Verfügung stellen kann. Ich antworte ihm, dass es heute nur zwei sind, aber innerhalb von zehn Jahren wird es zwanzig Kamillianermissionare in Afrika geben und mehr als vierzig in Frankreich, die sich wegen der Afrikamission dem berühmten Orden anschließen. Ich kenne die Franzosen und ihre Mentalität viel besser als Sie oder irgendein anderer. In Frankreich werden die Kamillianer, solange sie sich nur Krankenhäusern und ihrem Zweck widmen, nicht viel erreichen, wie auch die Brüder vom Heiligen Johannes von Gott nicht recht vorankommen, denn die Franzosen wollen keine Männer in ihren Krankenhäusern, sondern Frauen. Fast alle französischen Krankenhäuser sind in den Händen von Frauen. Um einen Hospitalorden in Frankreich zur Blüte zu bringen, muss er irgendein Werk der Nächstenliebe (die Franzosen nennen sie œuvres de zèle), verbunden mit apostolischen Aufgaben wie Predigttätigkeit oder Pfarrmission, ausüben. Ich habe fast alle Einrichtungen in Frankreich besucht, wo es über dreihundert Frauen- und Männerorden gibt.


[3401]

Die Christlichen Schulbrüder allein haben 750 Häuser. Aber weder die Trinitarier noch die Augustiner noch die Brüder vom Heiligen Johannes von Gott haben besonderen Erfolg erzielt im Vergleich zu den Missionsorden. Übernimmt aber der Orden des hl. Kamillus irgendein Apostolatswerk, zum Beispiel in Zentralafrika, dann versichere ich Ihnen, dass viele Postulanten um Aufnahme bei den Kamillianern bitten werden, und es wird Kamillianer für Frankreich, England und Afrika geben. Sie werden mir das nicht glauben, wenn Sie nicht die Erfahrung besitzen, die mir Gott geschenkt hat. Bewahren Sie diesen meinen Brief für einige Jahre auf, und Sie werden die Wahrheit meiner Behauptungen feststellen können.


[3402]

Es würde genügen, nach den Verhandlungen mit dem General und Propaganda Fide einen lobenden Artikel über die zwei Kamillianer zu schreiben und durch das Werk der Glaubensverbreitung in den ‚Missions Catholiques‘ von Lyon, in ‚Univers‘, in ‚Le Monde‘ und in ‚Semaine Réligieuse‘ zu veröffentlichen. Darin würde ich die Franzosen einladen, in den Orden der Kamillianer einzutreten, die bis jetzt nur in der Diözese Autun eine Niederlassung haben, und den Lesern mitteilen, dass Kamillianer als Missionare in Zentralafrika arbeiten können. Ich versichere Ihnen, dass sich daraufhin Kandidaten melden werden, um unter der tüchtigen Leitung von Tezza Kamillianer zu werden (der Novizenmeister sollte ein Italiener sein wie Tezza).


[3403]

Ich hoffe auf die Gnade Gottes und die Hilfe des Heiligsten Herzens Jesu, dem ich am 14. September das ganze Vikariat weihen werde. Da man solch delikate und wichtige Angelegenheiten brieflich nicht besprechen kann und die Oberen zudem ein Recht haben, alles gut überlegen und sondieren zu können, die Umstände und die volle Wahrheit zu kennen sowie den Willen Gottes zu erkennen (den allein ich erfüllen will, denn sonst baut man auf Sand), habe ich beschlossen, P. Stanislao gleich nach Europa zu schicken. Er wird diese Angelegenheit gut vertreten sowie auch einige Sachen in Deutschland und Frankreich erledigen. Ich wollte ihn im Januar auf die Reise schicken. Jedoch nach reiflicher Überlegung scheint es besser zu sein, wenn er bereits anfangs Oktober oder etwas später abreist.


[3404]

Er wird Rom und Verona besuchen. Ihr versteht Euch gut. Da ich weiß, dass das Herz Jesu und das Herz Mariens stärker und mächtiger sind als die Patres Guardi und Germano, werde ich inzwischen beten und in meinen afrikanischen Instituten, in La Salette, in Lourdes und in N. D. des Victoires Novenen halten lassen etc., damit Gottes heiliger Wille auf der Grundlage meines heiligen Willens erfüllt werde. Sollten Sie beschlossen haben, die beiden Patres zurückzurufen, so frieren Sie vorläufig dieses Vorhaben ein und beten Sie zum hl. Kamillus und zur Gottesmutter, dass sich nur der Wille Gottes erfüllen möge zur Ehre und zum Vorteil des Ordens. Grüßen Sie mir Regazzini und alle guten Patres. Sie werden sehen, was aus P. Stanislao in sechs Jahren geworden ist. Sie werden zufrieden sein.

Beten Sie für Ihren ergebenen Freund

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


[3405]

Ich bitte Sie, diese Angelegenheit vorläufig für sich zu behalten. Behandeln wir sie zu allererst vor Gott, dann dürfen wir das Beste hoffen. Ich bitte Sie in visceribus Christi, zum Vorteil von Zentralafrika zu reden und zu handeln. So werden Sie das Wohl Ihres berühmten Ordens fördern, und der apostolische Geist für Afrika wird ihn mit jenem Leben erfüllen, das er jetzt inmitten der Freimaurer von Europa nicht hat. Die Paschas sind unsere demütigen Diener und tun alles, was wir wollen. Vor neun Tagen hat P. Stanislao die Paschas von Khartum das Fürchten gelehrt. Er musste mit etwas Geld nachhelfen, um Frieden zu schließen. Der Herr sei gepriesen!

Legen Sie täglich ein Memento für mich ein. Grüßen Sie mir Bonzanini, an den ich mich oft erinnere. Sagen Sie ihm, er solle jeden Tag beten für Nigrizia und seinen

Daniel Comboni,

den Apostolischen Provikar von Zentralafrika


523
Comitato Marienverein
0
El-Obeid
2. 9.1873

Nr. 523 (493) AN DAS KOMITEE DES MARIENVEREINS

„Bericht des Marienvereins“ (1873)

El Obeid, 2. September 1873

Geschätztes Komitee,

[3406]

nach der Übernahme der Missionsstation und der Mädchenschule von Khartum, deren Schülerzahl stark gestiegen ist und für die ich Lehrer und Lehrerinnen ernannt habe, ist es jetzt meine dringendste Aufgabe gewesen, in El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, eine neue Missionsstation zu gründen. Auch diese hat bereits ihre volle Tätigkeit aufgenommen und verfügt über genügend Priester und Lehrerinnen. Jetzt bin ich dabei, im Kordofan, und zwar in Ghebel Nuba, eine weitere Filiale zu errichten, um das Christentum unter den Stämmen der Schwarzen immer mehr zu verbreiten und auf diese Weise den Missionsauftrag voll zu erfüllen. Dazu aber braucht es nicht nur Personal, sondern besonders finanzielle Mittel.


[3407]

Das geschätzte Komitee möge folgende Tatsachen in Betracht ziehen: der Lebensunterhalt in Khartum und Kordofan kostet das Doppelte von Europa; mit Ausnahme von Fleisch, Kaffee und Salz sind die Lebensmittel viermal teurer als in Europa; die Reisekosten sind doppelt so hoch wie zur Zeit des Apostolischen Provikars Knoblecher; die Miete eines Bootes kostete damals 100 Piaster, jetzt aber 180; in Khartum gibt es jetzt zwei Schulen, eine für Mädchen und eine für Jungen, und zwei in Kordofan. Alle müssen versorgt werden, wenn auch nur mit dem Allernotwendigsten: Lebensmittel, Kleidung, Einrichtungsgegenstände, Arbeitsgeräte, Unterrichtsmaterial, Medikamente. In Anbetracht dieser Tatsachen wird das lobenswerte Komitee einsehen, dass ich mit den geringen finanziellen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, sehr vorsichtig umgehen muss, um so viele Arbeiten ausführen zu können.


[3408]

Es darf also nicht vergessen werden, dass in so kurzer Zeit und mit so geringen Mitteln das ausgedehnte und um seine Existenz kämpfende Vikariat zu neuem Leben erstanden ist, die bestehende Anlage vergrößert wurde und eine weitere Station in El Obeid gegründet worden ist; dass eifrige und fähige Schwestern ins Vikariat gekommen sind, die jetzt eine öffentliche Schule leiten. Es ist dringend notwendig gewesen, Afrikaner beiderlei Geschlechtes zu fördern und auszubilden, damit sie eines Tages als Lehrer und Lehrerinnen ihre Stämme unterrichten können.


[3409]

Es ist mir gelungen, afrikanische Lehrer und Lehrerinnen auszubilden sowie Schuster, Maurer, Schreiner etc., und sie auf die Missionsstationen von Khartum und Kordofan zu schicken. Ausgebildete einheimische Kräfte sind unerlässlich für eine Mission. Es war gerade der Mangel an solchen Leuten, der nach dem Tod von Knoblecher die Mission fast an den Rand seiner Existenz brachte, obwohl ihr so viele Mittel zur Verfügung standen. Ich glaube, dass ich unter diesen Voraussetzungen mit großer Anstrengung und vielen Schwierigkeiten das Möglichste für die Mission getan habe und mir deswegen auch die Anerkennung dieses verehrten Komitees, der Kirchenleitungen und aller Missionswohltäter verdient habe.


[3410]

Ich hoffe, in einem Jahr sagen zu können, dass dank des großen Einsatzes meiner Mitbrüder, und, falls ich die erwartete Hilfe von Europa bekomme, das afrikanische Vikariat eines der erfolgreichsten der Welt sein wird.

Daniel Comboni


524
Card. Alessandro Barnabò
0
El-Obeid
15. 9.1873

Nr. 524 (494) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SOCG, v. 1003, ff. 742–743

El Obeid, 15. September 1873

Durchlauchter und hochwürdigster Kirchenfürst,

[3411]

gestern haben alle Mitglieder dieser heiligen Mission einen großen Freudentag erlebt, wir haben nämlich die feierliche Weihe des ganzen Vikariats an das Heiligste Herz Jesu vorgenommen. Mit dem Fest der Kreuzerhöhung von 1873 beginnt eine neue Ära der Barmherzigkeit und der Auferstehung in Zentralafrika, das seit vielen Jahrhunderten unter der Herrschaft Satans steht. Unsere Herzen sind nun voller Hoffnung und erfüllt von der untrüglichen Gewissheit, dass das Herz Jesu in dieser für die Kirche und die Welt so unheilvollen Zeit Ströme der Gnade ausgießen wird. In seiner unendlichen Huld hat das Herz Jesu unsere Bitten und die Gebete von Tausenden von frommen Gläubigen erhört, die dem Gebetsapostolat angeschlossen sind und zum Leserkreis des ‚Messager du S. Coeur‘ gehören, und gestern in den fünf Erdteilen den von mir in El Obeid feierlich vorgenommenen und veröffentlichten Weiheakt begleitet haben. Wir sind zutiefst überzeugt, dass nun die eigentliche Wiedergeburt von Nigrizia beginnt, und unter dem Schutz der Unbefleckten Jungfrau, des heiligen Josef, der Apostel und der heiligen afrikanischen Märtyrer das Ende des jahrhundertealten Unheils angebrochen ist, unter dem die über hundert Millionen Heiden des Vikariats schmachten.


[3412]

Obwohl wir wegen unserer Schwächen den vielen uns begleitenden Kreuzen (die immer das Siegel der Werke Gottes sind) nicht gleichgültig gegenüber stehen, sind wir auch für die härtesten Leiden und Mühen, ja selbst für den Tod immer vorbereitet, um das große Ziel zu erreichen, diese Missionen von Zentralafrika zu festigen und seine Völker zum Glauben zu führen. Unter dem glorreichen Banner des Herzens Jesu, das am Kreuz auch für diese armen Seelen geschlagen hat, wird unser Schlachtruf bis zum letzten Atemzug sein: Nigrizia oder Tod!


[3413]

Vor dem feierlichen Gottesdienst, der gestern entsprechend den Anordnungen meines Rundschreibens vom 1. August gehalten worden ist, sind zwölf Erwachsene feierlich getauft und 25 Neugetaufte von dieser neuen Mission El Obeid gefirmt worden.


[3414]

Um Ihnen einen kurzen Bericht über die religiöse Lage der katholischen Händler des Vikariats zu geben, sende ich Eurer Eminenz eine Kopie meines Rundschreibens vom 10. August (das bereits beste Früchte getragen hat), in dem die hauptsächlichsten Missstände unter unseren Christen in Kürze erwähnt werden. Es gibt noch ein anderes Übel, zu dem ich mich aber vorläufig nicht äußere, nachdem die Heilige Pönitentiarie diesbezüglich bereits entschieden hat. Ich will mich damit aber später befassen. Es ist der Wucher. Alle Christen beteiligen sich hier am Geldgeschäft mit 5 % bis 10 % Zinsen, ja sogar mit 15 % für einen Monat oder auch mehr, das heißt, bis zu 60, 120, 180 und sogar bis zu 200 %. In einigen Fällen haben wir nicht ohne Erfolg versucht, diesen außerordentlichen jüdischen Wucher zu unterbinden. Man rechtfertigt sich mit dem Hinweis, dass die Gefahr oft groß ist, das ganze Kapital zu verlieren, und dass jene, die ein Darlehen aufnehmen, einen übermäßigen Gewinn erzielen, der den Nettobetrag von 100, 200 und auch 300 % im Jahr überschreiten kann. Zu diesem Problem habe ich noch nicht endgültig Stellung genommen.


[3415]

Eine sehr wichtige Maßnahme, die ich getroffen habe, bezieht sich auf die Beteiligung der Christen am Sklavenhandel, für den sie Gewehre, Pulver und Geld zur Verfügung stellen und auf tausenderlei Weise Hilfestellung leisten. Nachdem es vorläufig absolut unmöglich ist, diese enorme Plage in Zentralafrika auszurotten, so werden doch der reale Einfluss der katholischen Mission und die klugen und gut überlegten Maßnahmen, die ich mit den Lokalbehörden und dem österreichisch-ungarischen Konsulat treffe, viele Tränen trocknen und den schändlichen Sklavenhandel im Namen der Menschheit und der katholischen Kirche immer mehr behindern können.


[3416]

Sklaverei und Sklavenhandel sind in dieser Gegend noch in voller Blüte, trotz ihrer Abschaffung und der vorgetäuschten Anordnungen des Khediven an die Gouverneure des Sudan. Mehrere Male im Monat verlassen Hunderte von Sklavenjägern Khartum und El Obeid. Als Waffen dienen ihnen nicht mehr Lanzen wie früher, sondern glänzende moderne Zündnadel- oder Chassepotgewehre. Sie dringen in afrikanische Dörfer ein und gehen auf die Jagd von friedliebenden Menschen. Sie töten jene, die sich zur Wehr setzen, ergreifen Jungen, Mädchen, schwangere und junge Frauen mit ihren Kindern, ja ganze Familien, die sich dann barfüßig auf die harte und lange Reise nach El Obeid und Khartum machen müssen, oder durch Wälder und Wüsten nach Nubien, Ägypten und zum Roten Meer gebracht werden. Dort werden sie verkauft oder zur Prostitution gezwungen.


[3417]

Ich habe hier auf der Mission Jungen und Mädchen, die vor weniger als einem Monat entführt und deren Vater oder Mutter oder Onkel vor ihren eigenen Augen grausam ermordet wurden. Vor einem Monat sind mehr als zweitausend Sklavenjäger mit stolzen Gewehren von El Obeid aufgebrochen, um die 14.000 afrikanischen Bergbewohner von Dàgio niederzumetzeln. Laut neuesten Informationen wurden die Häuptlinge ermordet und die Überlebenden als Sklaven mitgenommen. Vor meiner Ankunft in Kordofan wurde für jeden Sklaven eine Steuer an die lokale Behörde entrichtet. Der vorige Pascha von Khartum reiste vor zwei Jahren nach Kordofan und begab sich mit über tausend Soldaten, mit Gewehren und zwei kleinen Kanonen bewaffnet, nach Nubien, um Afrikaner zu fangen. 9.400 hat er mitgenommen, viele umgebracht. Der Regierung von Kairo hat er aber nur 1.800 gemeldet. Den Erlös für die anderen 7.600 teilten sie zwischen dem Pascha, seinen Beamten, dem Arzt Giorgi, der in Pisa studiert hatte, und den anderen Angestellten auf.


[3418]

Die Gouverneure erhalten oft Aufträge vom Diwan von Kairo, Hunderte von schönen Abessinierinnen, Hunderte von untersetzen Dinka-Frauen etc. und Hunderte von dicken Afrikanern zu schicken, um sie zu Eunuchen zu machen etc., um die Nachfrage und Wünsche der hohen Funktionäre von Kairo, Alexandria etc. zu befriedigen oder um sie als Geschenke weiterzugeben. Heute berichte ich Ihnen nur dieses, denn ich werde Eurer Eminenz den Bericht über die aktuelle Sklaverei schicken, den P. Carcereri in meinem Auftrag erstellt hat, nachdem ich ihn vorher genau durchgelesen und in allen Punkten seinen Wahrheitsgehalt festgestellt habe. Wie müssen diese armen Sklaven reisen und wie werden sie behandelt?


[3419]

Ich werde nur bezeugen, was ich mit meinen eigenen Augen auf der Reise von Khartum bis El Obeid gesehen habe, wo ich mehr als tausend völlig nackten Sklaven zwischen zwei und zwanzig Jahren begegnet bin, und mehr als 500 nackten männlichen Sklaven vermischt mit Frauen und Mädchen. Alle gingen zu Fuß und wurden von jenen Gaunern mit Lanzen angetrieben, nur einige Kinder ritten auf Pferden. Die jungen Mütter mit ihren Kindern und die Jungen und Mädchen unter sechs oder sieben Jahren gingen zu Fuß und waren nicht gefesselt. Aber die Jugendlichen von sieben oder acht bis zu zwanzig Jahren waren in Gruppen von vier, sechs und zehn, Jungen und Mädchen gemischt, zusammengebunden, damit sie nicht fliehen konnten. Einige hatten ein Seil um den Hals gebunden, das an einem anderen langen Seil festgemacht war, das einer der Gauner fest in der Hand hielt. Andere waren einzeln mit einem Seil an einen Balken gebunden, der auf ihren Schultern auflag, so dass die Sklaven selber sein Gewicht aushalten und tragen mussten.


[3420]

Andere hatten ihre Hände mit einem Seil rückwärts zusammengebunden. Manche trugen Ketten an den Füssen, andere waren an ein Sheva gebunden, ein drei bis vier Meter langer Balken, der an beiden Enden mit einem Holzknopf versehen und mit Klammern aus Holz oder Eisen daran befestigt ist. Dann wird der Kopf des Sklaven hineingesteckt, der dann die Sheva mit dem Nacken beim Gehen mitschleppt. Auf diese Weise reisten die Sklaven völlig nackt die ganze Nacht und einen Teil des Tages. Die frischen Leichen neben der Straße wiesen darauf hin, dass einige es nicht schafften und starben.


[3421]

Dieses Bild vermittelt nur eine schwache Idee von den wirklichen Gräueln der Sklaverei und des Sklavenhandels, der im Vikariat zum Alltag gehört. Ich füge nichts Weiteres hinzu. Ich vertraue darauf, dass der Schutz des Heiligsten Herzens Jesu das heilige, humanitäre und überaus wichtige Werk dieses Apostolischen Vikariates beschützt und dem Sklavenhandel und dem Islam in Sudan langsam einen schweren, wenn nicht tödlichen Schlag versetzen wird. Ich erhoffe es vom Heiligsten Herzen Jesu.

Indem ich Ihren heiligen Purpur küsse, verbleibe ich

Ihr demütiger und ergebener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar


525
Jean François des Garets
0
El-Obeid
24. 9.1873
[3422]

tief bewegt und voll Dankbarkeit habe ich gerade Ihren lieben Brief vom 12. Juli erhalten mit der Mitteilung, dass dieses göttliche Werk der Glaubensverbreitung meinem Vikariat einen Betrag von 49.991 Franken gewährt hat. Meine Schreibfeder ist nicht imstande, Ihnen, Herr Präsident, und den Mitgliedern des Zentralkomitees unsere Anerkennung für die beachtliche Summe zugunsten meines ausgedehnten Vikariats auszusprechen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir unsere Herzen von diesen heißen Gegenden aus zu Gott erheben, um ohne Unterlass den göttlichen Segen auf die beiden verehrungswürdigen Präsidenten, die Mitglieder des Rates und des Werkes der Glaubensverbreitung in aller Welt herabzurufen.


[3423]

Sie können die unermesslichen Früchte, die Ihre große Nächstenliebe bereits hervorgebracht hat, an der Tatsache feststellen, dass das größte Vikariat der Welt zum Leben erweckt worden ist und jetzt in der bevölkerungsreichsten, mühsamsten, schwierigsten und am meisten gefürchteten Mission der ganzen Welt die Arbeit aufgenommen worden ist, und dass sie funktioniert und gedeiht.


[3424]

Ich beeile mich, den Jahresbericht des Vikariats vorzubereiten. Es ist mir aber nicht möglich, ihn zum 1. Dezember abzuschicken, obwohl die ägyptische Eisenbahn jetzt bis Assiut in Oberägypten fährt. Ich werde Ihnen keinen vollständigen Bericht senden können, da ich meine Pastoralvisite noch nicht beendet habe. Ich muss noch den östlichen Teil von Nubien bis Suakin am Roten Meer besuchen, der zu meinem Jurisdiktionsbereich gehört und von meiner Residenz in Khartum mehr als eine Monatsreise entfernt ist. Das Volk der Bari, das am 4. nördlichen Breitengrad bei den Quellen des Nils wohnt, erreiche ich von Khartum aus in ungefähr einem Monat. In dem kurzen Bericht, den Sie erhalten werden, scheinen die reichen Früchte auf, die das großartige Werk, deren würdiger Präsident Sie sind, hervorgebracht hat, indem es die Mission von Zentralafrika, das den zehnten Teil der ganzen Menschheit ausmacht, konsolidiert hat und in Gang hält.


[3425]

Zurzeit bemühe ich mich, die beiden Hauptmissionen des Vikariats, Khartum und El Obeid, gut einzurichten und zu festigen. Khartum ist die Operationsbasis, von der aus die Fahne des Kreuzes in das östliche Gebiet des Vikariats getragen wird, das sich vom Wendekreis des Krebses in Shellal bis zum 12. südlichen Breitengrad erstreckt und an das Rote Meer, Abessinien, das Vikariat der Gallas und die Präfektur von Zanguebar (Sansibar) angrenzt. Die Mission El Obeid, das eigentliche Tor zum Zentrum von Nigrizia, ist die Operationsbasis, von der aus der katholische Glaube in der Mitte des Vikariats ausgebreitet wird. Von dieser Stadt aus erreicht man in vier Tagen das Königreich von Darfur und in zwei Wochen die Residenz des Sultans. Von hier aus gelangt man zum großen Stamm der Nubier, die noch Heiden sind. Nach einer weiteren Reise von dreißig Tagen kommt man in das Reich von Bornù, zu dem der große Tschadsee gehört etc.


[3426]

Ich bin überzeugt, dass Gott selbst uns drängt, in Kordofan eine Mission zu errichten. Als voriges Jahr meine Kundschafter nach El Obeid kamen, gab es dort weder ein Kreuz noch irgendein christliches Zeichen. Das Evangelium ist nie nach Kordofan vorgedrungen, und nie ist dort eine heilige Messe gefeiert worden. Heute gibt es dort eine aufblühende Mission. Die Stadt El Obeid, die mehr als 100.000 Einwohner zählt, ist das Zentrum und die Operationsbasis für alle Missionen, die wir nach Gottes Plan im Inneren Afrikas gründen werden. Das alles ist das Ergebnis der Glaubensverbreitung.


[3427]

Am 14. September habe ich die feierliche Weihe des Vikariats an das Heiligste Herz Jesu vorgenommen, zur größten Zufriedenheit unseres Papstes Pius IX., der uns schriftlich einen päpstlichen Ablass gewährt hat.


[3428]

Sobald ich im kommenden November nach Khartum zurückkehre, werde ich Ihnen über die grausame Behandlung der Afrikaner und über den Sklavenhandel berichten. Die Zeitungen haben ausführlich darüber geschrieben, dass durch das Eingreifen von Sir Samuel Baker die Sklaverei aufgehoben worden sei etc. und das Heer des Khedive alle Länder des Weißen Flusses bis zum Äquator erobert habe und die Wege von den Nilquellen bis Sansibar frei seien. Das stimmt aber ganz und gar nicht und entspricht in keiner Weise der Wahrheit. Den Sklavenhandel können nur die Verkündigung des Evangeliums und die Gründung von katholischen Missionen beenden.


[3429]

Erlauben Sie mir, Herr Präsident, dass ich Ihnen nochmals für das großes Entgegenkommen danke, das Sie diesem Vikariat und mir in Lyon entgegengebracht haben, als ich Sie das letzte Mal besuchte. Unsere Arbeiten, Mühen und Leiden, das schlechte Klima und unsere Entbehrungen sind leicht zu ertragen, sobald wir wissen, dass das Werk der Glaubensverbreitung sie mit seiner Hilfe für das Apostolat von Zentralafrika wirksam und fruchtbringend zu machen vermag.

Überbringen Sie bitte allen Mitgliedern des Rates meine Grüße, und auch Ihrer frommen Familie.

In den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens verbleibe ich

Ihr ergebener Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


526
Card. Alessandro Barnabò
0
El-Obeid
12.10.1873

Nr. 526 (496) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SOCG, v. 1003, ff. 752–754

[J.M.J.]

El Obeid, Hauptstadt von Kordofan

12. Oktober 1873

Erlauchter und Hochwürdigster Kirchenfürst,

[3430]

ich habe Ihren geschätzten Brief vom 29. Juli erhalten. Er hat mir großen Trost bereitet. Ich sehe darin den klaren Willen, die Gefühle und die Wünsche Eurer Eminenz bezüglich einiger Angelegenheiten, die mein schwieriges Amt betreffen, auf denen ich stets mit Gottes Hilfe meine Arbeit aufbauen will. Ich danke Ihnen auch für die väterlichen Ratschläge, die ich mit offenem Herzen aufnehme, als kämen sie von Gott selbst, nämlich mit Vorsicht und Klugheit vorzugehen, nicht Schulden zu machen etc.


[3431]

Die Klugheit ist in meiner schwierigen und mühevollen Lage wichtiger als alles andere, denn ich habe es mit den schlauesten Füchsen und mit den größten Schurken der Welt zu tun. Wenn mir Gott wie bisher hilft, diese Paschas, Gouverneure und Händler zum Vorteil des Glaubens in Schranken zu halten; wenn ich diese Mission weiterhin auf ihrem ehrenvollen Platz halten kann, dann wird es der katholischen Kirche langsam gelingen, die vollständige Abschaffung des unverschämten Sklavenhandels in Afrika zu erreichen und durchzusetzen, was die europäischen Mächte mit ihren Verträgen und ihrem Geld nicht zustande gebracht haben.


[3432]

Aus diesem und vielen anderen Gründen verlangt mein schwieriges Amt große Vorsicht. Ich werde mich bemühen, keine groben Fehler zu machen. Mit dem Beistand der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens und der großen Weisheit der Heiligen Kongregation von Propaganda Fide hoffe ich es zu schaffen, denn ich werde nichts Wichtiges unternehmen, ohne die Heilige Kongregation zu Rate zu ziehen, die den Beistand des Heiligen Geistes genießt und deren Weitblick, Klugheit und unvergleichliche Erfahrung die begrenzten Einsichten eines jeden Missionsoberen weit übertreffen. Was die Schulden betrifft, habe ich seit einigen Jahren eine solche Angst und spüre solche Abscheu davor, dass ich hoffentlich keine mehr mache. Denn die Geschichte der zwei verehrten Persönlichkeiten, meines früheren Oberen D. Nicola Mazza und des heutigen Patriarchen von Antiochien, Brunoni, hat mir eine Lektion erteilt. Der erste brachte seinen Nachfolger mit 200.000 Lire Schulden in große Verlegenheit; der zweite hinterließ dem Vikariat von Konstantinopel die unangenehme Erbschaft von über einer Million Schulden.


[3433]

Dank der Hilfe Gottes und meines treuen Verwalters, des hl. Josef, hat mir in den sechs Jahren, seitdem ich das Werk der Wiedergeburt von Nigrizia begonnen habe, inmitten großer Schwierigkeiten aller Art und trotz der überaus kritischen wirtschaftlichen Bedingungen der Welt, die Vorsehung über 100.000 römische Scudi in die Hand gegeben. Ich habe beste Beziehungen mit allen katholischen Vereinen und mit hohen und einflussreichen fürstlichen Wohltätern, die mir weiterhin ihr wirksames Wohlwollen schenken. So steht das Werk von Verona ohne Schulden da und verfügt über einen Fond für eventuelle außerordentliche Bedürfnisse. Zudem habe ich alle Schulden meines Vikariats von Zentralafrika getilgt und bin dabei, die notwendigen Häuser und Grundstücke zu kaufen. Ohne einen Pfennig Schulden zu haben, verfüge ich über genügend Bargeld um weiterzumachen und entsprechend dem heiligen Zweck des mir vom Hl. Stuhl anvertrauten Apostolats Werke zu errichten, wie Eure Eminenz aus dem Missionsbericht erfahren wird, den ich Ihnen bald von Khartum aus senden werde.


[3434]

Auch wenn diese Segnungen des heiligen Josef da sein sollten (der immer der König der Ehrenmänner und ein kluger Hausherr und Verwalter mit einem gutmütigen Herzen war, ist und sein wird), bitte ich Eure Eminenz, mich immer wieder darauf aufmerksam zu machen, mich zu trösten und mit Verweisen, Warnungen und Mahnungen zu erleuchten, die immer weise und nützlich sind, ohne mir je Vorwürfe zu ersparen. Das ‚argue‘ und ‚increpa‘ des Apostels ist eine große Hilfe, um weniger Unsinn zu verzapfen und mit der Hilfe Gottes auf dem rechten Weg zu bleiben.


[3435]

Nachdem mir nun Eure Eminenz mit dem oben zitierten Brief die Erlaubnis gegeben hat, die mannigfachen Dienste Seiner Exzellenz des Botschafters von England ,Sir Bartle Frère, in Anspruch zu nehmen, werde ich es gleich und auch in Zukunft tun. Nachdem aber die gegenwärtige Lage in Europa weniger düster ist als bisher, scheint es mir von Nutzen zu sein, sofort mit einigen hohen mir bekannten Funktionären der Regierungen von Frankreich und Wien, die für die katholische Sache offen sind, Kontakt aufzunehmen und mich zu vergewissern, ob ich bei den beiden katholischen Mächten, besonders in Frankreich, für die wirkliche Abschaffung des Sklavenhandels Unterstützung finde. Die Vermittlung der Generalkonsulate von Ägypten möchte ich vorläufig vermeiden, da alle vom Khedive bestochen werden. Das alles gedenke ich zu tun, sobald ich alles dem weisen Urteil der Heiligen Kongregation brieflich unterbreitet habe. Die Briefe wird Ihnen mein Generalvikar Carcereri im kommenden März überbringen. Neben einigen privaten Problemen, die er mit seinem Generaloberen besprechen wird, kommt P. Carcereri in meinem Auftrag zu Eurer Eminenz mit wichtigen Angelegenheiten wie die Sklaverei und der praktische Nutzen der mühsamen und schwierigen Mission des riesigen Vikariats.


[3436]

In meinem Brief vom 25. Juli habe ich Ihnen mitgeteilt, dass einer der großen Häuptlinge der Nuba-Völker, die im Südosten von Kordofan wohnen, nach El Obeid gekommen ist und sich mir mit seinem zahlreichen Gefolge vorgestellt hat, und zwar am Morgen des 16. Juli, am Fest Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel, nach unserer Anbetungsstunde vor dem Allerheiligsten, die ich in allen meinen Häusern von Ägypten und Zentralafrika für jeden Mittwoch für die Bekehrung von Afrika angeordnet habe. Dieser Häuptling hat mich eingeladen, eine Kirche, das heißt eine Mission, unter seinem Volk zu errichten, das teilweise der ägyptischen Regierung tributpflichtig, teilweise aber unabhängig ist. Ich habe mich vorsichtig verhalten, habe ihn und die Seinen sehr vornehm behandelt und ihn dann eingeladen, im September noch einmal nach El Obeid zu kommen. In der Zwischenzeit können wir genaue Informationen einholen, uns mit der Nuba-Sprache beschäftigen und die Absichten, die Ränke und die Unterstützung der Regierung des Kordofan erforschen, die (nach dem Beispiel der Paschas von Khartum und Fazogl) schon seit geraumer Zeit Muftis und muslimische Geistliche zu den Teggala und in die Nuba-Berge schickt, um den Koran zu verbreiten.


[3437]

Nachdem der Häuptling im September nicht selbst nach El Obeid kommen konnte, hat er an seiner Stelle den Cogiùr der Nubier geschickt, das ist der große Zauberer, Oecc in nubischer Sprache, der Priester, Arzt und Zauberer zugleich ist und mächtiger als die Häuptlinge selbst. Er kam in Begleitung von zwölf bis fünfzehn Nubiern, betrat die Mission am Mittwoch, den 24. September morgens, dem Fest der Seligen Jungfrau vom Loskauf der Gefangenen, als wir nach unserer gewohnten Anbetungsstunde vor dem Allerheiligsten für die Bekehrung von Nigrizia gerade die Kirche verließen. Nach drei Stunden Unterredung zeigte ich ihm unsere Kirche, die Werkstatt, die Handwerkzeuge der Schreiner, des Schusters, des Schmiedes, des Landwirtes, die Fotografien, und nachdem er die Töne der Mundharmonika und des Harmoniums, die ich in der Kirche spielte, und den Gesang und den Unterricht der Schüler gehört hatte, von denen einige aus dem Stamm der Nuba kommen und erst kürzlich aus ihren Dörfern entführt und geraubt wurden, war der große Zauberer ganz verblüfft und voll Staunen.


[3438]

Besonders beeindruckten ihn die schöne Muttergottesstatue, die Fotografie und die Haltung unserer nubischen Schüler. Deswegen bat er mich innständig, in seinen Dörfern eine Mission zu errichten und bald zu ihnen zu kommen. Wir würden wie Väter und Brüder aufgenommen werden. Er weilte fünf Tage in El Obeid und verbrachte mehrere Stunden täglich bei uns. Am letzten Tag sagte er zu uns: „Auch wenn mir mein Häuptling und sein Gefolge nach ihrer Rückkehr von El Obeid vor zwei Monaten wunderbare Dinge von Dir und Deiner Anlage berichteten, so habe ich Ihnen doch nicht geglaubt, und ich bekenne, dass ich eher ungern zu Dir gekommen bin.“


[3439]

„Aber jetzt, wo meine Augen gesehen und meine Ohren gehört haben, glaube ich alles und bin nun der erste, der dich bittet, zu uns zu kommen, um uns und unseren Kinder das Beten beizubringen, denn wir wissen, dass es dort einen Gott gibt, dass Gott existiert, aber wir wissen nicht, wie wir zu ihm beten können, denn niemand hat es uns beigebracht.“ Ich möchte nicht, dass mein Brief mit diesen interessanten Begebenheiten zu lang wird, die während der langen und mehrfachen Gespräche zwischen mir und ihm während der fünf Tage, die dieser gute Cogiùr der Nubier bei uns verbrachte, stattgefunden haben. Er hat einige seiner Leute zurückgelassen, damit sie die Missionare in seine Dörfer begleiten.


[3440]

Ich möchte noch hinzufügen, dass viele Einzelheiten darauf hinzuweisen scheinen, dass es Gottes Wille ist, dass wir nach so vielen Jahrhunderten der Finsternis und des Todes das Apostolat in Nuba sehr ernsthaft in die Hand nehmen. Ich vertraue die ganze Angelegenheit dem Heiligsten Herzen Jesu an, das bereits absoluter Herr des Vikariats ist, und habe beschlossen, die nahe liegenden Dörfer der Nubier genau zu erkunden und dann einen präzisen Bericht über diese neuen Stämme an die Heilige Kongregation zu senden, damit diese über unsere ersten Schritte außerhalb des Einflusses der muslimischen Besitzungen, in freien und unabhängigen Gegenden, was für die meisten der Dörfer der Nubier zutrifft, entscheiden kann. Deshalb werde ich nach den Erkundigungen gleich den tüchtigen Generalvikar von Khartum kommen lassen, der bereits bei uns in El Obeid ist. Wir bereiten schon alles für die neue Expedition vor. Generalvikar P. Carcereri wird in wenigen Tagen die Reise beginnen und sie leiten. Ein anderer Missionar und sieben bis acht Begleiter werden mit ihm gehen. Die Stunde der Erlösung scheint für Nigrizia angebrochen zu sein.


[3441]

Viele Kreuze lasten auf mir. Die Arznei ist im Herzen Jesu verborgen, das neben der Rettung des Papstes und der Kirche sicher auch das unglückliche Nigrizia retten wird.

Eminenz, segnen Sie den Mann, der Ihren heiligen Purpur küsst und sich in aller Ehrfurcht erklärt als

Ihr ergebener und gehorsamer Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


527
Card. Alessandro Barnabò
0
El-Obeid
20.10.1873

Nr. 527 (497) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SOCG, v. 1003, ff. 756–759

Nr. 11 [J.M.J.]

El Obeid, Hauptstadt von Kordofan

20. Oktober 1873

Eminenz, Hochwürdigster Kirchenfürst,

[3442]

um drei Uhr nachmittags des 16. dieses Monats ist die Karawane von El Obeid nach Nuba aufgebrochen, wo ein großes afrikanisches Volk im Südwesten von Kordofan wohnt und zum Großteil noch heidnisch ist. Nach den Worten des großen Häuptlings und des Cogiur oder Großen Zauberers hat es ein günstiges Klima. Dort gibt es viele Berggebiete, von denen einige Kordofan und deshalb Ägypten tributpflichtig sind, die meisten aber sind unabhängig und frei. Eine endlose Wüste, die sich nach Südosten ausbreitet, trennt Kordofan von den Nuba-Völkern und wird von den Baggara-Omur-Nomaden bewohnt, die Ägypten Tribut entrichten müssen und schlimmste Mörder und Diebe sind, sich als strenge Anhänger Mohammeds bekennen und als Giallaba arbeiten (vielleicht auch im Auftrag der Regierung), das heißt, als Henker und Sklavenhändler.


[3443]

Da der Große Häuptling dieser Baggara vor zwanzig Tagen hier in El Obeid war, um mit dem Pascha zu sprechen, konnte ich mit ihm in Verbindung treten und Freundschaft schließen. Da wir über die Nubier sprachen und ich ihm von meiner möglichen Reise oder von einigen Missionaren dorthin erzählte, bot er mir zweihundert bewaffnete Männer als Begleiter an und wollte selbst mich dorthin bringen. Er versprach mir, mit seinem Kopf und seinem Bart für unser Leben zu haften. Ich schenkte ihm eine Uniform, einen Hammer und Arzneien und sagte, dass ich zur gegebenen Zeit seine Güte in Anspruch nehmen würde. Ich holte bei vielen Personen genaue Informationen über den Häuptling der Baggara und der Nubier ein, im Besonderen bei Sultan Hussein, der ein Nachkomme der Sultane von Kordofan ist, die dieses Reich regierten, bevor es von der ägyptischen Regierung besetzt wurde. Er bekommt eine Rente auf Lebenszeit von der ägyptischen Regierung und trägt den offiziellen Titel eines Sultans.


[3444]

Er ist unser Freund, scheint ein echter Gentleman zu sein und hat uns in der Nähe ein Stück Land geschenkt, das uns als katholischer Friedhof dienen wird. Er kennt die afrikanischen Stämme von Kordofan in einem Umkreis von einem Reisemonat und darüber hinaus sehr gut. Auch der Große Pascha hat mich sehr vornehm behandelt und mir alles, was ich brauchte, angeboten: Soldaten, Waffen, Munition, Pferde, Kamele etc. Aber der Apostel Christi muss sich auf eine andere Weise auf den Weg machen und die heiligen Vorschriften des Evangeliums befolgen. Er muss alle Klugheit walten lassen und mit Vorsicht vorgehen. Aber gewöhnlich muss die göttliche Vorsehung sein Wegführer sein.


[3445]

Als ich P. Carcereri mitteilte, dass ihn zweihundert Mann begleiten könnten, hat der tüchtige Generalvikar, den ich mit der geplanten Expedition beauftragt habe, gleich ganz entschieden abgelehnt: Er wolle zu den Nubiern sine sacco et sine pera gehen und sich ganz Gott anvertrauen. Ich habe ihn aber schlussendlich bewogen, zu seiner vollen Zufriedenheit, sich auf den Weg zu machen

  1. mit einem besonderen Empfehlungsschreiben des Pascha an den Großen Häuptling der Baggara, die Missionare wie ihn selbst zu behandeln;
  2. mit einer Empfehlung des Pascha und des oben erwähnten Sultans an alle Häuptlinge der Ortschaften, die unsere Karawane passieren musste, uns Unterkunft, Lebensmittel und Reisevorrat anzubieten etc.;
  3. mit einem offiziellen Führer, der aus der Gegend stammt und diese kennt;
  4. mit einem Schriftführer des Paschas, unserem Freund, dem alten koptischen Schismatiker, der bis zu den Nuba-Bergen von Delen bekannt ist und zwei Frauen aus jenem Land hat. Er versicherte mir, dass er sich seiner christlichen Religion wegen umbringen lassen würde.

[3446]

Ich lehnte Soldaten, Kamele und andere Dinge, die mir der Pascha angeboten hatte, ab. Die Karawane setzte sich nach einem Triduum zum Heiligsten Herzen Jesu, dem Vater der Mission, und zum heiligen Judas Thaddäus in Bewegung. Ihr Anführer ist P. Carcereri. In seiner Begleitung befinden sich ein Pater, ein guter deutscher Laie, der 1858 mit mir am Weißen Fluss war, zwei Diener und noch weitere fünf bis sechs Personen. Die Expedition wird zwei Wochen dauern. Nach der Rückkehr wird P. Carcereri nach Rom fahren, wie ich Ihnen bereits geschrieben habe. Ich werde dann nach Empfang eines genauen Berichtes über die Expedition und nach gründlicher Überlegung aller Einzelheiten einen kurzen und vollständigen Bericht über die Errichtung einer Mission in den Nuba-Bergen erstellen, ihn Eurer Eminenz vorlegen und dann tun, was die Heilige Kongregation mir anordnet, stets eingedenk meines Prinzips, nie ein wichtiges Unternehmen zu beginnen, ohne vorher die Heilige Kongregation zu Rate gezogen und ihre Anordnungen abgewartet zu haben, denn sie hat von Gott den Auftrag erhalten, zu führen und alle Missionen in der Welt zu leiten.


[3447]

Meine Hauptaufgabe ist es vorläufig, die zwei Missionen von Khartum und El Obeid gut einzurichten und zu konsolidieren. Khartum ist die Operationsbasis, von der aus wir unser Apostolat langsam auf den Ostteil des Vikariats bis über den Äquator hinaus und zu den Nilquellen ausdehnen. Dort wohnen Hunderte von Stämmen und viele Millionen Heiden. El Obeid ist die Operationsbasis, von der aus das Evangelium langsam im Zentrum des Vikariats verkündet wird, das viele Stämme und Königreiche und sicher mehr als fünfzig Millionen Heiden umfasst.


[3448]

Dank der Hilfe der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens steht bis jetzt die Mission gut da. Nach außen hin habe ich großen Einfluss auf die Gouverneure des Sudan, die mir bis jetzt kein Gesuch abgelehnt haben: kostenlosen Postdienst, Grundstücke, Schutz (in El Obeid ist kein Konsul, ich werde aber dem Kaiser von Österreich schreiben, in Kordofan ein Konsulat einzurichten, das von großem Nutzen sein wird, sollten sich einmal die ‚Hosanna‘ der Regierung in ‚Kreuzige ihn‘ umwandeln. Darauf sollten wir immer vorbereitet sein, denn diese Mission ist ganz offensichtlich das Werk Gottes).


[3449]

Alle Sklaven, für die ich die Freiheit verlangt habe, sind in Freiheit gesetzt worden, alle, ohne Ausnahme. Die auf die Mission geflüchtet sind und für die ich um eine Freiheitsbescheinigung und um die Erlaubnis, sie auf der Mission behalten zu dürfen, angesucht habe, für alle ist sie mir gewährt worden. In manchen Angelegenheiten seiner Regierung fragt dieser Pascha sogar mich um meine Meinung. Aber da es geschehen kann, dass morgen neue Gouverneure ernannt werden, die anders handeln, treffe ich alle notwendigen Vorkehrungen und bemühe mich, von den jetzigen Paschas große Gunsterweise und Zugeständnisse zu erhalten, damit ich sie vor den zukünftigen Gouverneuren als Rechte geltend machen kann. Gleichzeitig bereite ich mich auf mögliche Stürme und Verfolgungen vor, die unvermeidlich sein werden, sobald die Mission dem schrecklichen Sklavenhandel den tödlichen Schlag versetzen wird. Wir alle hoffen auf die Allmacht des Herzens Jesu.


[3450]

Meine jetzigen Bemühungen zielen darauf hin, Material und Leute vorzubereiten, Waffen und Strategien bereitzustellen, um zur gegeben Zeit die formidable Festung der Nigrizia zu erobern. Ich versuche, Pfarreien, Häuser, Schulen, die Institute gut aufzubauen und weise und angemessene Normen in die Praxis umzusetzen etc., um die Waffen zu schärfen und darauf zu achten, dass jedes Haus und das Missionspersonal die nötigen Kenntnisse, Eigenschaften und Tugenden besitzt, damit jeder ein brauchbares Werkzeug, ein guter Soldat und Arbeiter Christi wird. Ich vergesse dabei aber nicht, das Volk, die Menschen, die Natur und das Wesen der Leute meines Vikariats gut kennenzulernen, um dann die angemessenen Mittel für ihre Bekehrung auszuwählen.


[3451]

Ich möchte hier kurz etwas zu den koptischen Schismatikern meines Vikariats sagen, die ich mit Sorgfalt beobachte, um meine Studien zu vervollständigen, die ich in Ägypten über die koptische Kirche gemacht habe. Denn diese ist nach meiner Meinung ein sehr interessanter Bereich unseres Apostolats im Orient, dem gegenüber mir die gegenwärtigen Vorkehrungen, die der Heilige Stuhl sicher mit weiser Klugheit trifft, sehr begrenzt und ungenügend erscheinen. Die Zahl der häretischen Kopten in Ägypten, wie Eurer Eminenz wohl bekannt ist, schwankt zwischen zweihundertfünfzig und dreihunderttausend. In Abessinien sind es eine oder zwei Millionen. In meinem Vikariat gibt es einige tausend mit einem Bischofssitz und einigen Pfarreien in Khartum, Dongola, El Obeid und kleine Kapellen in Berber, Taca, Suakin etc. Die häretische koptische Kirche, oder Kirche von Eutiche, ist auf folgende Sitze beschränkt, die von folgenden Hirten betreut werden:


[3452]
  1. Patriarchat von Alexandria mit Sitz in Kairo. Es ist vakant.
  2. Bischofssitz von Alexandria: der Bischof heißt Morgos oder Marco.
  3. Bischofssitz von Jerusalem. Bischof Basilius residiert in Kairo, gehört zur Kurie des Patriarchats Eutiche, jedes Jahr zu Ostern begleitet er die koptischen Pilger nach Jerusalem.
  4. Bischofssitz von Kairo: der Bischof heißt Botros oder Petro und gehört ebenfalls zur Kurie des Patriarchats von Kairo.
  5. Bischofssitz von Monutieh in der Nähe von Tantah zwischen Kairo und Alexandria. Der Bischof heißt Joannes.
  6. Bischofssitz von Fayum, das alte Arsinoe oder Crocodilopolis. Der Bischof heißt Isaac.
  7. Bischofssitz von Minia, das alte Cynopolis. Der Bischof heißt Thomas.

[3453]

8. Bischofssitz von Monfallut, in der Nähe eines großen und voll besetzten Klosters. Der Bischof heißt Jussab oder Joseph.

9. Bischofssitz von Sánaboh zwischen Melaui und Assiut. Der Bischof heißt Teofilos.

10. Bischofssitz von Assiut, oder vom alten Lycopolis, Hauptstadt von Oberägypten. Der Bischof heißt Macarius.

11. Bischofssitz von Abutig, das alte Abutis der Römer. Der Bischof heißt Athanasius.

12. Bischofssitz von Akmim, das alte Panopolis, soll von Ham erbaut worden sein, oder nach Meinung von fast allen Gelehrten gegründet oder vergrößert von Misraim, oder Ägypten, dem Sohn des Ham. Der Bischof heißt Jussab oder Joseph, der zahlreiche Priester hat. Eine Wegstunde entfernt liegt das Dorf Hamas, die Heimat vom jetzigen ausgezeichneten koptischen Bischof Bsciai.

13. Bischofssitz von Guss oder Coptos, das alte Justinianopolis, nicht weit entfernt vom alten Theben. Der Bischof heißt Abramo.

14. Bischofssitz von Negadeh, oder das alte Maximianopolis. Seit Jahren gibt es keinen Bischof dort. Der Bischof von Guss übt die Jurisdiktion aus.

15. Bischofssitz von Gondar in Abessinien. Der Bischof heißt Athanasius, der gewöhnlich in Adua residiert, wo auch der Negus oder König seinen Sitz hat.

16. Bischofssitz von Esna, das alte Latopolis. Der Bischof heißt Mattha oder Matthäus, der seit einigen Monaten in Luxor residiert, dem alten Theben.

17. Bischofssitz von Khartum in Zentralafrika, gegründet 1840. Der neue Bischof ist noch nicht ernannt, denn heute gibt es keinen Patriarchen, wie die Kopten sagen, und nur der Patriarch kann Bischöfe ernennen und weihen. Aber dieser Grund ist nicht stichhaltig, denn Matthäus, der Bischof von Esna, wurde 1873 ernannt und geweiht.


[3454]

Sobald ich einmal die praktische Möglichkeit gut studiert habe, wie die koptischen Schismatiker in meinem Vikariat bekehrt werden könnten, was aber sehr schwierig sein wird wegen der weit verbreiteten Korruption, die unter ihnen in den weit entfernten und warmen Gegenden herrscht (ich werde mich sicher damit befassen, sobald ich Zeit habe, in der Hoffnung, wenigstens einige zu gewinnen), werde ich Ihnen darüber berichten. Ich möchte Sie auf den nicht unbedeutenden und Ihnen wohl schon bekannten Umstand aufmerksam machen, dass das eutichianische Patriarchat seit vier Jahren ohne Bischof ist und es wahrscheinlich für viele Jahre bleiben wird, solange der heutige Khedive im Amt bleibt, der strengstens verboten hat, einen neuen Patriarchen zu wählen.


[3455]

Der Grund für diesen Umstand soll darin liegen, dass ein hoher Funktionär koptischen Glaubens aus persönlicher Feindschaft gegenüber einem Bischof, dem man Ambitionen auf den Patriarchensitz nachsagte, der überaus abergläubischen Mutter des Khediven von Kairo einflüsterte, ihr königlicher Sohn würde unter der Regierung des neuen eutichianischen Patriarchen sterben. Nachdem die Mutter ihren Sohn beschworen hatte, die Neuwahl des Patriarchen mit allen Mitteln zu verhindern, ging der Khedive, der seine Mutter sehr verehrt und auch selber abergläubisch ist, voll auf ihren Wunsch ein. Die Eutichianer, denen die Gnade und die Inspiration des Heiligen Geistes fehlen, da sie außerhalb der Wahrheit stehen, unterwarfen sich in Demut diesem Dekret.


[3456]

Könnte der Heilige Stuhl in seiner außerordentlichen Weisheit und seinem Scharfsinn nicht diese lange Sedisvakanz des eutichianischen Patriarchates ausnützen und einige dieser Schismatiker zu bekehren versuchen? Außer einigen wenigen dogmatischen Irrtümern, aber sicher mit vielen Lastern behaftet, was besonders die concupiscentiam oculorum et carnis betrifft, zeigen sie einen nicht geringen Glauben und viele sichtbare Tugenden. Seit fünfzehn Jahren bearbeiten die englischen und amerikanischen Protestanten viele koptische Schismatiker, und viele Tausende sind ihnen gefolgt (nur äußerlich natürlich und nicht aus Überzeugung). Viele von denen, die ich getroffen habe, sprechen jetzt englisch und besuchen in Kairo, in Alexandria, in Tanatah, in Fayum und in Assiut amerikanische und englische Schulen, wo sie die Reichsten und Mächtigsten gewonnen haben. In Fayum, wo seit 23 Jahren ein katholisches Hospiz besteht, habe ich mit Schrecken festgestellt, dass mehr als hundert jugendliche Kopten, Schismatiker und Katholiken die protestantische Schule besuchen.


[3457]

Es muss natürlich betont werden, dass unsere Missionare arm sind, die protestantischen aber sehr reich. Aber nach meiner Ansicht gibt es unter den Schismatikern gute Leute, und ich habe mich davon persönlich überzeugt dank der Bekanntschaft mit fast allen koptischen Bischöfen, mit vielen Priestern und zahlreichen Gläubigen. Die Gnade ist in Gottes Hand. Dem Heiligen Stuhl fehlen sicher nicht die Mittel, um einen Versuch zu wagen, was meinem Vikariat großartige Früchte bescheren würde, aber ganz besonders in Abessinien, wo ein einziger nichtswürdiger Bischof über eine oder zwei Millionen Menschen Jurisdiktion ausübt.


[3458]

Ich verlange danach, meine demütige Bitte und meinen Wunsch zu erneuern, die ich in meinem Brief vom 15. September anlässlich des Herz-Jesu-Festes vorgebracht habe, nämlich den Heiligen Vater zu ersuchen, das Herz-Jesu-Fest mit doppeltem Ritus Erster Klasse mit Oktav für mein ganzes Vikariat auszustatten, denn vom Herzen Jesu erhoffe ich mir die Bekehrung der über hundert Millionen hier wohnenden Heiden. Mein Vorgänger Ignaz Knoblecher, der das Vikariat genau erforscht hat, sprach von neunzig Millionen, was auch in seiner Biografie vom gelehrten Mitterrutzner steht. Damals aber kalkulierten die Geografen die sogenannten Mondberge als die südliche Grenze des Vikariats am 3. nördlichen Breitengrad. Heute aber verlegen die Geografen die so genannten Mondberge zum 15. südlichen Breitengrad, wo es laut Speke und Grant sehr große Stämme gibt und man deshalb nicht weit von der Wahrheit entfernt ist, wenn man von hundert Millionen Ungläubigen im Vikariat spricht.


[3459]

Das Heiligste Herz Jesu, das heute seine Gnadenschätze in reicherem Maß als bisher austeilt, da sich seine Verehrung in wunderbarere Weise ausgebreitet hat, wird alle bekehren.

Ich benütze diese Gelegenheit, Ihnen meine tiefe Verehrung auszudrücken und bleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Eurer hochwürdigsten Eminenz gehorsamster und unwürdigster Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


528
P. Stanislao Carcereri
1
El-Obeid
29.10.1873

Nr. 528 (498) AN P. STANISLAO CARCERERI

ACR, A, c. 19/31

El Obeid, 29. Oktober 1873

[Aussage zu seinen Gunsten.]

529
Card. Alessandro Barnabò
0
El-Obeid
4.11.1873

Nr. 529 (499) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP. SOCG, V. 1003, ff 760-761

[J.M.J] Nr. 12

El Obeid, Hauptstadt des Kordofan

4. November 1873

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[3460]

es scheint, dass die Stunde der Erlösung für Nigrizia geschlagen hat und dass Gott in seiner unermesslichen Barmherzigkeit sein Werk auf seinen liebenswürdigen Wegen leitet. Die Kundschafter, die von mir unter der Leitung von P. Carcereri in das Gebiet der Nuba geschickt wurden, wurden mit größter Begeisterung von dem großen Magier und den Einwohnern empfangen. Diese haben ihnen alles angeboten, was sie brauchten, unter anderem Grundstücke, Häuser, ja sogar die Wohnung ihres Häuptlings. Ja, sie baten sie, für immer bei ihnen zu bleiben. Diese Menschen dort sind tatsächlich Götzendiener. Sie betreiben so manchen Aberglauben, aber sie wollen sich nie dem Koran unterwerfen. Sie sind sehr intelligent, belehrbar und fähig, die Vorteile des katholischen Glaubens zu schätzen. Der große Häuptling, den ich hier in El Obeid kennenlernte, ist ein Mann mit Urteil. Er hat ein gutes Herz. Als solcher wurde er von unseren Kundschaftern erlebt.


[3461]

Nachdem P. Carcereri die ersten Ortschaften der Nubier erkundet hatte, legte er einen Ort fest, der günstig wäre, um dort die erste Mission unter den Nuba zu gründen. Es ist Uàco, bei den Baggara Delen genannt. Das Dorf liegt in einer schönen und gesunden Umgebung vier Tagesreisen von El Obeid entfernt. Das ist der erste vollständig götzendienerische Ort, von dem aus wir uns Schritt für Schritt in das Innere Afrikas ausweiten werden. Wie gesagt, gibt es hier viel Aberglauben, und dem Teufel wird reichlich Tribut gezollt. Aber das Kreuz wird ihn in die Flucht schlagen, und der Löwe aus Juda wird siegen. Diese Völker scheinen sehr bereit zu sein, den Glauben anzunehmen. P. Carcereri hat dem großen Häuptling versprochen, dass wir bald eine katholische Mission in Delen, oder Uàco, eröffnen werden. Er und alle anderen kehrten gesund und heil nach El Obeid zurück. Ich werde morgen mit ihm nach Khartum aufbrechen. Ich hoffe, dort in fünfzehn Tagen auf Kamelrücken anzukommen. Von dort aus werde ich Eurer Eminenz einen genauen Bericht über dieses neue Unternehmen bei den Nuba schicken. Es wird uns, wie mir scheint, einen sicheren und festen Weg öffnen, um das Evangelium in die Gebiete zu tragen, die den zentralen Teil des Vikariates ausmachen.


[3462]

Die Mission bei den Nuba hat Vorteile von großer Reichweite und ist größer als jegliche Initiative, die je von der Kirche in Zentralafrika unternommen wurde seit der Errichtung des Vikariates bis heute. In der Tat, die alten Missionsstationen von Gondokoro am 4. Grad und von Heiligkreuz am 7. Grad nördlicher Breite, die von meinem verehrten Vorgänger Knoblecher am Weißen Fluss errichtet wurden, befanden sich in Gegenden, die total heidnisch waren und im Götzendienst lebten. Sie wurden aber seit vielen Jahren ständig von muslimischen Horden und korrupten europäischen und orientalischen Händlern bedrängt. Dabei halfen ihnen der bequeme Weg des Weißen Flusses und der Handel mit Elfenbein und Sklaven etc. Mit ihrem schlechten Lebenswandel und ihrer verabscheuungswürdigen Gewalt brachten sie die Pest aller Laster ins Land. Aber zu den Nuba drang kein Europäer vor, noch konnte der Islam dort Wurzel fassen. Dort wurde auch nie ein Handelshaus errichtet. Diese Menschen sind sozusagen noch unberührt und bringen alle Vorteile mit, die das Vikariat bis heute noch nie bekommen konnte.


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Das ist ein neuer Beweis, dass es wirklich der Herr war, der den Hl. Stuhl geführt hat, den von uns gewählten Weg nach Kordofan zu genehmigen und El Obeid als Pforte zum Inneren Afrikas und als Operationsbasis zu erwählen, um so das Zentrum Afrikas für die katholische Kirche zu gewinnen. Damit steht außer Zweifel, dass die Stabilität und die Zukunft der Mission von Zentralafrika gesichert ist, sei es in Bezug auf das Klima, das in diesen Gegenden erträglich, ja – ich würde fast sagen – sehr gesund ist, sei es in Bezug auf den Charakter dieser heidnischen Völker, die aus vielen Gründen dem Glauben gegenüber offen zu sein scheinen.


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Ruhm sei dem Heiligsten Herzen Jesu, das das Heil dieser Seelen unbedingt zu wünschen scheint.

Empfangen Sie meine aufrichtige Hochachtung.

Ihr in den Herzen Jesu und Mariens ergebener und unwürdiger Sohn

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


530
P. Stanislao Carcereri
1
El-Obeid
4.11.1873

Nr. 530 (500) AN P. STANISLAO CARCERERI

APCV 1458 / 319

El Obeid, 4. November 1873

[Bestätigung zu seinen Gunsten.]