N. 811 (772) – AN MONSIGNORE STANISLAO LAVERRIERE
“Les Missions Catholiques”, 508 (1879), SS. 97 – 98
Khartum, 2. Januar 1879
Brief über die Hungersnot
N. 812; (773) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8, ff. 841-84
N. 1
Khartum, 2. Januar 1879
Hochwürdigster Kirchenfürst,
Ich schreibe Ihnen nur ein paar Zeilen, denn Fieber, Müdigkeit und Herzensqualen drücken mich nieder. Die Werke Gottes, durch eine anbetungswürdige Fügung der Vorsehung, entstehen und gedeihen am Fuße des Kreuzes. Das Kreuz und das Martyrium sind das Leben des Apostolats bei den ungläubigen Nationen und auch Zentralafrika wird sicher durch das Kreuz und das Martyrium zum wahren Glauben finden.
Obwohl körperlich erschöpft, ist mein Geist durch die Gnade des Herzens Jesu stark und ungebrochen. Ich bin entschlossen, wie seit 30 Jahren (seit 1849), alles Leid auf mich zu nehmen und mein Leben tausendmal für die Widergeburt von Zentralafrika und Nigritia hinzugeben.
Wie ich Ihnen in meinem letzten Brief N. 8 vom vergangenen Oktober schon teilweise angedeutet habe, ist infolge einer schrecklichen Hungersnot und sehr starker Regenfälle, die auf die große Dürre von fast 20 Monaten gefolgt sind, in Zentralafrika eine tödliche Epidemie ausgebrochen. In einem Teil des Vikariats (von Khartum nach Ost-West und nach Süden), das zwei- oder dreimal so groß ist wie ganz Frankreich, ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung gestorben, in der Stadt Khartum, wo es Ärzte und Medikamente gibt, mehr als ein Drittel. In einigen Orten und Gegenden, die ich besucht habe, ist nicht nur die gesamte Bevölkerung gestorben, sondern auch das Vieh und sogar die Hunde, der einzige Schutz und die Sicherheit der Leute.
Von Berber bis Khartum besuchte ich mit den Schwestern von Verona mehrere Dörfer und die Städte Schendi, Mothamma usw. Ich stellte fest, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung gestorben ist; die noch Lebenden gleichen wandernden Skeletten und nackten Frauenleichen, die sich von Gras und Samen ernähren. Ich verteilte Getreidekörner und Geld, taufte viele Kinder und Säuglinge beiderlei Geschlechtes in Todesgefahr. In Khartum habe ich seit August unter großen Opfern 20 Säcke Weizenmehl zu teurem Preis gekauft, um es den Missionen von Kordofan und Ghebel Nuba zu schicken, die sich seit sechs Monaten nur von Dokhon (einer Art Hirse) und fettarmem Fleisch ernähren etc. wenn sie überhaupt welches finden. Ich habe alle noch lebenden Händler von Khartum, viele Scheiche und sogar die Regierung in Bewegung gesetzt, um 15 Kamele für Kordofan aufzutreiben, aber bis heute, Januar 1879, ohne Erfolg. Die Kamele sind zum Großteil tot und man findet auch keine Kameltreiber, weil sie entweder gestorben oder am Verhungern sind.
Was noch? Nach dem Tod der Oberin von Kordofan im vergangenen August sind dort jetzt nur noch drei Schwestern, von denen zwei mit Erlaubnis der Generaloberin aus Gesundheitsgründen nach Marseille abreisen werden. So habe ich alle drei nach Khartum gerufen. Aber seit mehr als drei Monaten warten sie auf die Kamele für die Abreise. Sie sind bis heute noch in Kordofan, weil sie eben weder Kamele noch Kameltreiber finden können. Wegen der Abreise der beiden erwähnten Schwestern von Afrika verbleiben im Vikariat nur noch vier Schwestern des hl. Josef. Wegen dringender Bedürfnisse auf den zwei wichtigen Missionen von Khartum und Kordofan habe ich mit Zustimmung auch der Oberin von Khartum die vier noch verbliebenen Schwestern des hl. Josef nach Khartum versetzt (bisher habe ich die Generaloberin vergeblich gebeten, mir andere, vor allem arabische Schwestern zu schicken). Die 5 Schwestern der Frommen Mütter des Negerlandes von Verona habe ich nach Kordofan gebracht, die in Berber eingesetzt waren. Vor 20 Tagen habe ich sie auf dem mir von Gordon Pascha zur Verfügung gestellten Dampfer nach Khartum gebracht. Sobald ich Kamele finde, werde ich sie nach Kordofan schicken.
Die schreckliche oben erwähnte Epidemie hat auch unsere Missionen sehr hart getroffen. In den sechs Jahren seitdem ich das Vikariat leite, ist dank meines Planes kein Missionspriester in Zentralafrika gestorben. Infolge der schrecklichen Dürre, der Regenfälle und der erwähnten Epidemie sind jedoch drei Priester gestorben, darunter auch der rechte Arm des heiligen Werkes in Zentralafrika, der fromme und tüchtige D. Antonio Squaranti, ehemaliger Rektor meiner Institute von Verona, den ich voriges Jahr als Generalverwalter der Güter des Vikariats hierher gebracht hatte, um ihn zu meinem Generalvikar zu ernennen, sollte es seine Gesundheit erlauben.
Ich hatte ihn nach Berber auf Besuch geschickt, um ihn vor der drohenden Epidemie in Sicherheit zu bringen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass er sich nach der Regenzeit aufgemacht hatte, es war für ihn ja das erste Jahr in Zentralafrika. Als er nach 40 Tagen Aufenthalt in Berber hörte, dass in Khartum alle Priester an Fieber erkrankt und viele Leute der Mission gestorben waren, und ich mich als einziger Priestern noch auf den Beinen halten konnte und über einen Monat lang zugleich Bischof, Pfarrer, Verwalter, Rektor, Krankenpfleger, usw. war, reiste er auf einem Boot von Berber ab und kam nach 15 Tagen mehr tot als lebendig in Khartum an, denn das Fieber und die Epidemie hatten ihn während der letzten 4 Reisetagen ergriffen. Vergeblich war unsere Pflege: brennend vor Liebe und ganz ergeben flog er nach 12 Tagen in die ewige Heimat und ließ mich in großer Trostlosigkeit zurück. Zusätzlich zu den drei Priestern und zwei Schwestern habe ich auch mehr als die Hälfte der Laienbrüder verloren. Die frommen und tugendhaften Männer wurden von der Epidemie erfasst und flogen voll von Verdiensten in den Himmel.
Wegen dieser Todesfälle sind einige Missionspriester und Laienbrüder aus süditalienischen Provinzen in Panik geraten. Ein neapolitanischer Priester und ein Laie aus Rom haben plötzlich die Mission verlassen. Weder Bitten noch Befehle konnten sie davon abhalten (sie wurden nicht in meinem Institut in Verona ausgebildet. Die aus jenem Institut hervorgegangen sind, sind treu geblieben, halten aus und sind bereit, auf dem Arbeitsfeld für Christus zu sterben). Zwei weitere Priester aus Neapel und ein neapolitanischer Laie haben mich gebeten, vorübergehend nach Hause fahren zu können. Die anderen Mitglieder des Instituts von Verona, allen voran die Oberen von Kordofan und Ghebel Nuba, die überlebenden Laienbrüder von Verona und die fünf Frommen Mütter des Negerlandes von Nigritia sind in keiner Weise bestürzt, sie flößen sogar mir Mut ein.
Die Schwestern vom hl. Josef der Erscheinung, besonders die arabische Schwester Germana Assuad von Aleppo, haben inmitten der Stürme Wunder der Nächstenliebe vollbracht, ihr Leben nicht geschont und sich für Christus aufgeopfert. Von so vielen Mühen und Leiden erdrückt, bin schließlich auch ich erkrankt, so dass ich seit mehr als einem Monat Fieber habe und mich nur mit Mühe auf den Beinen halten kann.
Eure Eminenz mögen bei diesen düsteren Nachrichten aus Zentralafrika nicht erschrecken. Das katholische Apostolat ist immer von Opfern und dem Martyrium begleitet worden. Auf die Passion und den Tod Jesu Christi folgte die Auferstehung. Das gleiche wird in Zentralafrika geschehen. Es gibt Fieberanfälle. Ich bitte um den Segen des Heiligen Vaters und Eurer Eminenz.
Ihr gehorsamer Sohn
+ Daniele Comboni,
Bischof und Apostolischer Vikar.
Die Hungersnot geht weiter. Die zeitlichen Güter sind mein letzter Gedanke. Der hl. Josef denkt an alles. Das genügt
N. 813; (774) – AN JEAN FRANÇOIS DES GARETS
APFL (1879) Afrique Central
Khartum, 2. Januar 1879
Brief über die Hungersnot.
N. 814; (775) – AN DEN KLERIKER LUIGI GRIGOLINI
APMR, VI/G/3/1879
Khartum, 3. Januar 1879
Kurze Notiz.
N. 815; (1221) – AN MONS. GIUSEPPE MARINONI
„Le Missioni Cattoliche“ VIII (1879), p. 124
Khartum, 3. Januar 1879
Brief über die Hungersnot.
N. 816; (777) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8 ff. 860-863
Khartum, 16. Januar 1879
N. 2.
Hochwürdigster Kirchenfürst!
Da ich mir als Trost in meinen Leiden einen kräftigen Segen des Heiligen Vaters wünsche, habe ich mir erlaubt, aus Anlass des ersten Jahrestages seiner Erhebung auf den Stuhl Petri ihm meine Ehrerbietung zu erweisen, meine Kreuze anzudeuten und seinen Apostolischen Segen für mich und das Vikariat zu erflehen. Ich bitte Eure Eminenz, den beiliegenden Brief zu Füssen Seiner Heiligkeit niederzulegen und mir den gewünschten Segen zu erbitten.
Ich habe mit großer Freude Ihren geschätzten Brief vom 29. November vorigen Jahres erhalten, sowie jene, die Sie mir durch die beiden Priester des St. Peter und Paul Kollegs geschickt haben, in dem Sie mir wie allen Apostolischen Vikaren den Auftrag erteilen, einen gestrafften aber vollständigen Bericht über die Geschichte, den Fortschritt und die Situation der Apostolischen Vikariate auszuarbeiten. Er soll in Druckform eingereicht werden, um es den Hochwürdigsten Mitgliedern der Heiligen Kongregation leichter zu machen, ihre künftigen, klugen Beschlüsse über die verschiedenen Themen, die jede Mission betrifft, besser formulieren zu können.
Wenn diese überaus weise Anordnung, die den Eifer und Scharfsinn Eurer Eminenz bezeugen, schon für die ältesten und bekanntesten Missionen der Welt von Nutzen sein wird, dann umso mehr für die Missionen von Zentral- und Äquatorialafrika, da diese weniger bekannt und weit schwieriger sind als alle anderen. Sobald ich wieder etwas bei Kräften bin (das Fieber befällt mich alle zwei oder drei Tage) und meine schweren und sehr heiklen Aufgaben mir etwas mehr freie Zeit lassen, werde ich mich mit allem Eifer an diese wichtige Arbeit heranmachen. Anschließend werde ich mich mit den sehr wichtigen Angelegenheiten der Seen beschäftigen, über die man meines Erachtens in Europa zumindest zu diesem Zeitpunkt keine richtigen und wahrheitsgetreuen Informationen zu haben scheint.
Propaganda wird dann zur gegebenen Zeit und nach Erhalt der wohl überlegten und ausgereiften Informationen von Seiten der eifrigen Missionare von Algier einen klaren und richtigen Einblick in die wichtigen Regionen des Viktoriasees gewinnen, wo sie sich niederlassen können. Dazu kommt dann mein Bericht über den Albertsee. Dieser liegt in der Nähe der alten Station Gondokoro, wo ich mich 1859 aufgehalten hatte, und kann in 28 Stunden entweder zu Fuß oder auf Ochsen und nach einer zusätzlichen halbtätigen Fahrt auf dem Fluss mit dem Dampfer von Gordon Pascha erreicht werden. Vom Viktoriasee bis zum Albertsee braucht man 20 bis 30 Tage. Diese Reise ist besonders gefährlich wegen der jahrhundertealten Feindschaft zwischen den beiden sehr mächtigen Königen von Uganda (dem der Viktoriasee gehört) und von Unyoro (dem der Albertsee gehört). Mein guter Freund Seine Exzellenz Emin Bey, dem ich diese guten Missionare von Algier empfohlen habe, steht zumindest bis heute mit beiden in guter, freundschaftlicher Beziehung.
Über die genannten Seen und das riesige Gebiet meines Vikariats, von dem ich einen großen Teil sehr gerne an diese auch zahlenmäßig sehr starke Gruppe der wunderbaren Institution des verdienstvollen und ehrwürdigen Msgr. Lavigerie abtrete, werde ich alle jene Informationen liefern, die ich aufgrund meiner langen Studien und Erfahrungen in Afrika gewonnen habe.
Was die beiden römischen Kandidaten vom St. Peter und St. Paul Kolleg betrifft, habe ich angeordnet, dass sie mindestens ein Jahr bleiben, um sich zu akklimatisieren und in meiner Niederlassung von Kairo arabisch lernen. Vom dortigen Oberen habe ich gute Informationen erhalten, aber leider sind sie schon eher alt. Ich hege den Wunsch, dass mir jenes Kolleg viele Kandidaten für Zentralafrika schickt. Sie sollten jedoch jünger als 35 Jahre sein, weder die Hitze noch den Tod fürchten und bereit sein, viel für Jesus Christus zu leiden. Mit einem Wort, die Liebe zu Jesus und zu den armen Seelen der Afrikaner sollte stärker sein als alle Anhänglichkeiten an die Welt. Das habe ich auch dem ausgezeichneten und frommen Rektor jener guten Einrichtung ans Herz gelegt.
Vorgestern sind die fünf Frommen Mütter des Negerlandes, die vorher in Berber stationiert waren, auf einem prächtigen Boot von Khartum abgereist, das mir Seine Exzellenz der großmütige Gordon Pascha, Generalgouverneur des Sudans, gratis zur Verfügung gestellt hat. Sie werden bis Duèn auf dem Weißen Fluss fahren und von dort aus auf Kamelen, die mir ebenfalls Gordon Pascha besorgt hat, ihre Reise in die Hauptstadt von Kordofan fortsetzen.
Die drei Schwestern vom hl. Josef werden in diesen Tagen von Kordofan kommend Khartum erreichen. Zwei von ihnen reisen gleich nach Marseille ab. Somit verbleiben in Khartum nur noch vier. Ich hoffe, dass die neue Generaloberin mir bald neue schicken wird.
Da ich jetzt nicht genügend Zeit habe, werde ich Ihnen später von den neuen Bekehrungen in Kordofan und Ghebel Nuba erzählen: ein kleiner Gewinn in den Augen jener, die keine Ahnung von einer schwierigen und sich im Aufbau befindlichen Mission haben, aber ein großer für jene, die wissen, was Missionsarbeit in Zentral- oder Äquatorialafrika bedeutet.
Indem ich den Heiligen Purpur küsse, verbleibe ich Eurer Hochwürdigsten Eminenz gehorsamer und ergebener Sohn
+ Daniele Comboni,
Bischof und Apostolischer Vikar.
N. 817; (777) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8 ff. 864868
Nr. 3
Khartum, den 23. Januar 1879
Hochwürdigster Kirchenfürst
Obwohl ich gesundheitlich sehr angeschlagen bin, denn das Fieber befällt mich häufig, und ich die Last so vieler Kreuze spüre, wird mein Vertrauen in Gott trotzdem immer stärker und kräftiger (denn das Kreuz ist das Zeichen der Werke Gottes). Ich möchte es jedoch nicht unterlassen, Sie über das Gute zu informieren, das die Hl. Kongregation wissen sollte.
Khartum ist einer der dreizehn Bischofssitze der häretischen Patriarchal Kirche der Kopten. Als ich vor 22 Jahren das erste Mal nach Khartum kam, traf ich den häretisch-koptischen Bischof, einen tatsächlich hervorragenden Mann in Sachen Wissenschaft und kirchlicher Disziplin. Auf unsere Einladung hin, ob er nicht in unsere Kirche eintreten möchte, antwortete er immer, dass seine Kirche unsere Kirche sei. Sollte sich sein Patriarch mit dem Papst versöhnen, wäre er bereit ihm zu folgen, solange er seine Würde behalten oder ihm eine noch höhere gegeben würde.
Er starb zur Strafe in einem der schismatischen Konvente Ägyptens. Der Bischofssitz von Khartum blieb gut 18 Jahre vakant. Aber als der koptich-häretische Patriarch erfuhr, dass die katholische Kirche einen Bischof als apostolischen Vikar nach Khartum gesandt hatte, beeilte er sich, gleich einen Mönch aus dem Konvent San Macario zum Bischof zu ernennen. Dieser ist vorgestern in Khartum eingetroffen. Er kam mich zu besuchen und wir schlossen eine Art Freundschaft.
Er ist ein Mann von ca. 58 Jahren, fromm und gut. Er betet immer. In der Bibel ist er gut bewandert, aber sonst ist er ein Ignorant. Was die katholischen Interessen betrifft ist er weder heiß noch kalt, denn unsere Mission ist die einzige wahre Macht in Zentralafrika, die als solche anerkannt ist sowohl von der Regierung wie von den Muslimen und auch von den Heiden und den verschiedenen häretischen Bekenntnissen.
Ebenfalls, wie Eure Eminenz wissen, ist in Abessinien der koptisch schismatische Bischof gestorben. Er war der einzige Hirte, der mehr als eine Million dort lebender Abessinier. Da die Wahl dieses Bischofs vom Patriarchen von Alexandrien abhängt, der in Kairo wohnt, und vom Khediven von Ägypten, der es gewohnt war, eine Million Pfund Sterline als Entschädigung zu zahlen, und dieser unlängst einen erbitterten Krieg gegen den König von Abessinien Johannes führen musste, den er verlor und wofür er gezwungen war, dem König eine gewaltige Summe zu zahlen. So erklärte er dem koptischen, dass er auf keinen Fall den Abessiniern den erbetenen Bischof schicke werde, denn sie seien seine Feinde. Und so blieb die Situation bis zu den ersten Tagen des Januar.
Aber was hat Seine Exzellenz Gordon Pascha getan? Da es zwischen Ägypten und Abessinien gewisse Verträge gibt, und da zwischen den beiden Souveränen beschlossen wurde, dass ihre Vertreter des Königs Johannes nach Ghadaref zu Verhandlungen kommen sollten, (8 Tagereisen von Khartum, wo ich bald eine Mission eröffnen werde, sobald meine Kundschafter nach Khartum zurückgekehrt bin) mit Gordon Pascha als Vertreter der ägyptischen Regierung, hatte dieses diplomatische Treffen der Vertreter beider Parteien vor zwei Wochen stattgefunden. Um die Angelegenheit zu einem guten Ende zu führen, hat sich Gordon Pascha erlaubt im Namen des Khediven den Bischof von Abessinien zu ernennen und ihn auf seine Kosten bis zu seinem Bischofssitz auf dem Weg über Ghalabat zu begleiten.
Der Khedive teilte telegrafisch mit, dass der Bischof ernannt und geschickt werde.
Der mächtige König Johannes unterwarf noch seinem Königtum den König von Sciòa Menelik, wo sich Msgr. Massaia aufhält, der vor einiger Zeit dem Heiligen Vater Geschenke schicken ließ und der die guten Kapuziner Patres und Msgr. Massaia beschützt. Aber der König von Scioa Menelik bleibt zwar König, muss aber Tribut zahlen. Er zahlt dem überaus mächtigen König Johannes jährlich eine beachtliche Summe an Tribut. Jetzt aber besteht zwischen dem König Johannes und Menelik eine große Freundschaft. Trotz allem hat mir Gordon Pascha gesagt, dass unser Apostolischer Vikar Monsignore Touvier von der Regierung des Königs sehr geschätzt sei und dass er nichts verlieren werde.
Gordon Pascha, der von kirchlichen Angelegenheiten nicht viel versteht, hatte der Antwort auf die Frage der abessinischen Botschafter des Bischof folgendes hinzugefügt: „Habt Ihr nicht in der Person von Monsignore Touvier einen geschätzten Mann als Bischof?“ Daraufhin antworteten sie, (Unter ihnen befand sich ein Verwandter des Königs und zwei abessinische Priester.) dass der Bischof nicht vom Papst geschickt werden müsse, sondern er müsse geweiht und gesandt werden vom koptischen Patriarchen von Alexandrien.
Die Hungersnot und die Sterblichkeit haben viele Arbeitskräfte vernichtet. In einigen Gegenden meines Vikariates wird die Hungersnot lange andauern. Aber das ist der letzte Gedanke in meinem Kopf, denn es gibt meinen Generalverwalter, den Hl. Josef .Während meiner Abwesenheit hatte ich einen schlechten Verwalter, den ich aber schon heimgeschickt habe. Und da außerdem mein heiliger und tüchtiger Verwalter D. Antonio Squaranti gestorben ist, habe ich die allgemeine Verwaltung bis zum 12. Mai des Jahres selber übernommen. Gemäß der Abmachung, die ich im vergangenen Jahr am 3. Sonntag der Osterzeit mit dem Hl. Josef getroffen habe, dem Patronatsfestes meines lieben Verwalters, muss sich nicht nur die Bilanz des Vikariates, sondern auch der General Prokura in Ägypten ausgleichen. Sie wird vorübergehend vom Superior der Institute in Ägypten wahrgenommen. (Es handelt sich um einen Schuldenberg von 70.000 Franken). Während ich mich um die allgemeine Verwaltung kümmere, bin ich dabei, einen meiner tüchtigen und besten Priester-Missionare, den ich hier in Khartum habe, in diese Arbeit einzuführen. Sobald die Finanzen des Vikariates und des ganzen Werkes wieder in Ordnung und ohne einen Centesimo an Schulden sind, werde ich ihm die allgemeine Verwaltung übertragen, die er dann unter meiner Aufsicht führen wird. Der hl. Josef ist der König der Gentlemen. Und ich habe volles und absolutes Vertrauen in ihn.
Seine Exzellenz Msgr. Bianchi, Erzbischof von Trani, der mir immer ein echter Freund war, hat mir im Vertrauen zu meinem Wohl darauf hingewiesen, dass er vor kurzem nach Rom gereist sei, um dem Hl. Vater seine Aufwartung zu machen, dabei auch viele Kardinäle und bekannte Persönlichkeiten besuchte, die ihm dort zu verstehen gaben, dass man nicht einverstanden sei, dass von mir so hohe Summen für unnütze Gebäude ausgegeben werden.
Um allen Missverständnissen vorzubeugen, erkläre ich jetzt Eurer Exzellenz, dass seit meiner Ankunft in Afrika als Bischof und Apostolischer Vikar weder ich noch mein verstorbener Verwalter D. Squaranti bis heute den 23. Januar, an dem ich schreibe, wir keinen einzigen Pfennig für unnütze Gebäude ausgegeben haben. Die Person, die gegen mein ausdrückliches Verbot für den Bau von unnützen Gebäuden hier in Khartum mehr als 16.000 Franken ausgegeben hat, war derjenige, der als erster an meiner Stelle zwei Jahre die Verwaltung inne hatte. In vielen Briefen hatte ich ihm das im Jahr 1877 von Rom aus mitgeteilt. Das gleiche hatte ihm auch mein Sekretär D. Paolo Rossi geschrieben, der gegenwärtig der Superior der Afrika Institute in Verona ist und dem Eure Eminenz mehrfach begegnet ist. Ihn habe ich inzwischen nach Hause geschickt.
Sie darüber zu informieren halte ich für angebracht für den Fall, dass Sie in Rom derartige Stimmen hören sollten, dass ich Gelder für Gebäude verwende, Sie in der Lage seien, die reine Wahrheit zu vertreten.
Ich errichte selbstverständlich Gebäude und zwar wichtige, aber nur wenn sie für das Gelingen des Werkes notwendig sind und die notwendigen Gelder vorhanden sind, wie das Evangelium lehrt anlässlich des Berichtes über den, der einen Turm bauen wollte etc. Und außerdem wird in solchen Fällen der Hl. Josef immer den Vorsitz führen.
Indem ich Ihren heiligen Purpur küsse, bin ich Ihr ergebener und Seiner Eminenz gehorsamer Sohn
+ Daniele Comboni
Bischof von Claudiopoli, Apostolischer Vikar von Zentral Afrika
N. 818; (779) – AN MONS. GIUSEPPE MARINONI
APIME., v.2 8 ff.15 – 30
Khartum, den 23. Januar 1879 Fest der Hochzeit des Hl. Josef
Erhabener und Hochwürdigster Monsignore!
Mit großem Interesse habe ich das Vorwort zum Piccolo Ambrosiano, dem Mailänder Kalender für das Jahr 1879, gelesen. Er ist mir im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gegangen. Die Geschichte des Osservatore Cattolico, die Ideen, die in jenen großartigen Zeilen entwickelt werden, das klare und reine Konzept der Werke des Osservatore Cattolico, all das hat mir überaus gefallen. Diese Gedanken stimmen mit den meinen und meinem Empfinden überein, aber ich wäre niemals in der Lage gewesen, sie so gut auszudrücken und darzulegen. Es ist der Ausdruck dessen, was ein ehrlicher Katholik glauben und denken sollte inmitten einer so verworrenen Zeit und solcher Verwirrungen des modernen Geistes. Das ist der Ausdruck des rechten Denkens des Königs der Zeitschriften, la Civiltá Cattolica, das großartige und erhabene Werk, das allein schon genügt, um den bewundernswerten Orden zu rühmen, der es mit so viel Weisheit leitet.
Ich habe schon viele andere Zeitschriften abboniert, (Ich möchte gern, dass die Institute und viele andere Einrichtungen, die ich leite, so denken, wie man es heutzutage sollte, wofür ich Gott danke, dass sie alle so denken), einschließlich la Cviltá Cattolica, la Voce della Veritá, l’Unità Cattolica, la Libertá Cattolica, etc. etc., ohne die deutschen, französischen und englischen katholischen Zeitschriften zu erwähnen. Da ich von Geburt ein Lombarde bin und mich für die Angelegenheiten der Religion in der Lombardei interessiere, und das, was in meiner Heimat passiert, wende ich mich an Ihre außerordentliche Güte mit der Bitte, den Osservatore Cattolico und Ihre anderen Veröffentlichungen für mich zu abbonieren. Den Leonardo da Vinci bekomme ich schon. Die Zeitschrift Popolo Cattolico bitte ich meinem Vater Herrn Luigi Comboni in Limone di San Giovanni di Lago di Garda zu schicken. Nachdem er sie gelesen hat, schickt er sie mir regelmäßig nach Afrika.
Ich bitte sie also, den Osservatore Cattolico, le Missioni Cattoliche, il Leonardo da Vinci direkt in den Sudan zu schicken und il Popolo Cattolico nach Limone am Gardasee Provinz Brescia. Und da ich eine Anzeige gesehen habe, dass die Libreria Ambrosiana Bestellungen aller katholischen Zeitschriften entgegen nimmt, bitte ich Sie, die englische Zeitschrift The Tablet (ich glaube sie kommt in London heraus) für mich zu abonnieren und sie an meine Adresse hier in Khartum schicken zu lassen.
Wenn Sie den Bischöfen von S. Calocero, Hyderabat, Hong-Kong und Honan und an (den Verlag) Marietti schreiben, empfehlen sie mich ihren innigen Gebeten, denn meine Mission ist die dornenreichste und schwierigste von allen.
Erschöpft von den enormen Anstrengungen, Ängsten, hohen Fieberanfällen, die meine Gesundheit schwer geschädigt haben, konnte ich den Missions Catoliques noch keinen Bericht über die Schäden und die Verwüstungen geben, die durch die Hungersnot, den Mangel an Wasser und die vielen Toten in meinem Vikariat entstanden sind. Aber so Gott will, werde ich es sobald als möglich tun.
Der Mangel an Lebensmittel, der Hunger, der Durst, die Todesfälle verursachten eine furchtbare Epidemie, die viel schrecklicher und schlimmer war als die Hungersnot in Indien und China.
In einem Teil meines Vikariates, das ausgehend von Khartum drei mal größer ist als ganz Italien, ist in den letzten drei Monaten nach der Regenzeit September, Oktober und November die Hälfte der Bevölkerung gestorben. In vielen Städten und Dörfern in einem großen Gebiet sind fast alle umgekommen. Die Leichname blieben oft lange Zeit unbestattet. In vielen Ortschaften und größeren Ortschaften nicht weit von Khartum sind nicht nur fast alle Einwohner gestorben, sondern auch die Kamele, die Tiere bis hin zu den Hunden, die in diesen Ländern die Sicherheit darstellen.
Im Königreich Kordofan kennen die drei Niederlassungen, die ich vor gut acht Monaten gegründet habe, kein Brot mehr aus Getreide. Sie leben nur noch von Dokhon (Penicillaria). Meine Oberin von El-Obeid bat in den letzten Tagen dringend um ein Stückchen Brot mit Wasser als letzte Stärkung. Nicht einmal für einen Goldpreis konnte man es finden und so starb sie. Das schmutzige brackige Wasser zum Trinken und Kochen hat uns mehr gekostet als der Wein in Italien. Meine sorgenvollen Bedrängnisse sind groß. Nur der Hl. Josef, mein Verwalter, kann sie lindern.
Was mir das Herz zerbrach ist die Tatsache, dass wir alle, sowohl die Missionare und Schwestern und die Laienbrüder krank wurden und viele vor allem hier in Khartum an der Epidemie starben. Unter ihnen befand sich die rechte Hand meines Werkes. Er war zunächst der Obere der Institute in Verona und dann hier mein Generalverwalter nämlich D. Antonio Squaranti, den Sie sicher kennen, da er mehrmals nach Mailand gekommen ist. Es war eine Zeit, in der ich allein als Priester noch auf den Füßen stand und ich zugleich Bischof und alles … und Krankenpfleger aller sein musste. Aber das reicht jetzt, denn ich fühle mich schwach.
Beten Sie für mich. Das Kreuz ist der einzige und wahre Trost, denn es ist das Kennzeichen der Werke Gottes. Nach der Passion und dem Tod Jesu Christi kam die Auferstehung. Das gleiche wird in Afrika geschehen.
Bezüglich der erwähnten Abbonements lege ich Ihnen einen Scheck für meinen Bankier in Rom Brown et Fls, den päpstlichen Bankier, bei, von können Sie sich immer auszahlen lassen. Er wohnt in der via Condotti in der Nähe von San Carlo, dem Seminar von Mailand. Wenn Spenden für die katholischen Missionen eingehen für Zentral Afrika, bitte ich Sie, sie meinem erwähnten Bankier zu übergeben, wie es die Propaganda Fide auch macht und es auch jetzt noch tut, wie mir Kardinal Simeoni schreibt. Herr Brown ist ein Freund von Msgr. Agnozzi.
Grüßen Sie mir den tüchtigen und frommen Scurati mit allen von S. Calocero, die ich wie Brüder ins Herz geschlossen habe. Und dann bin ich in der Herzen Jesu und Mariae
Ihr ergebener im Herrn + Daniele Comboni,
Bischof und Apostolischer Vikar.
Nr. 819; (780) AN KANONIKUS CRISOSTOMUS MITTERRUTZNER
ANB
Khartum; den 23. Januar 1879
Vollmacht, Spenden für die Mission in Empfang zu nehmen
Nr. 820; (781) AN MADRE EUFRASIA MARAVAL
ASSGM; Afrique Centrale Dossier
Khartum, den 30. Januar 1879
Meine sehr verehrte Mutter (Oberin)!
Seit langem schon bin ich krank, auch wenn ich das größte Vertrauen in Gott habe, für den ich einzig und allein mein Leben opfere in der schwierigsten, aber glorreichsten Mission der Welt. Denn es handelt sich um das letzte Volk, das zum Glauben berufen ist. Es ist auch das unglücklichste, für das die Kongregation des Hl. Josef sich so verdient gemacht hat durch die hochherzigen Opfer, die sie gebracht hat.
Ich habe keine Kraft mehr zum Schreiben. Meine Gesundheit hat schwer gelitten unter den Bedrängnissen und dem Verlust von Menschenleben. Aber Gott hat mir das Kreuz gegeben, so wird er mir auch den Trost schenken. Die Hungersnot und die Epidemie haben in den vergangenen vier Monaten unerhörten Schaden angerichtet. Nie hat Zentral Afrika so viel Unglück und so viele Tote zu beklagen gehabt. In vielen Orten ist nicht nur die ganze Bevölkerung gestorben, sondern auch das Vieh, die Kamele, ja sogar die Hunde, die normalerweise für die Sicherheit in diesen Ländern sorgen. Aber Gott wird unsere Opfer segnen.
Sr. Germana war für alle die Quelle des Trostes. O, ich möchte 50 Sr. Germanas haben. Sie hat sicher viele Fehler, die Sie kennen, aber trotz all dem praktiziert sie die Nächstenliebe in heroischer Weise. Sie hat eine wunderbare Fähigkeit, die Menschen zu gewinnen.
Schwester Maria und Schwester Anna werden jeden Tag abreisen, ich glaube morgen. Es sind vier Schwestern hier. Ich warte schon seit langer Zeit auf Ihre Entscheidung. Meine Entscheidungen kennen Sie bereits aus den vielen Briefen, die ich Ihnen geschrieben habe. Das Wetter hat doch nicht so viel Schaden angerichtet, wie man vermuten wollte. Schwester Arsenia ist gestorben, weil sie vom Muli gefallen ist und Schwester Theresa vom Kamel. Die beiden Schwestern Giuseppina und Magdalena waren lange Zeit schwindsüchtig, haben aber durch ihren Aufenthalt hier in Afrika ihr Leben verlängert. Alle anderen Schwestern mit Ausnahme von Schwester Genoveva haben sich in Kairo nicht akklimatisiert. Die Gruppe von Sr. Severina, Maria, Ana und Ignazia ist in Ordnung, weil sie den Sommer in Kairo verbracht haben und die Reise zu einer guten Jahreszeit antraten.
Außerdem bräuchte ich gute und tüchtige Oberinnen und eine Provinzoberin in Khartum.
Schließlich kennen Sie meine Absichten, aber ich kenne die Ihren nicht und befürchte, dass Sie sich entmutigt haben. Aber das Herz Jesu wird Sie wieder voll aufrichten.
Ich bekomme gerade einen Fieberanfall. Grüßen Sie meinerseits alle Schwestern in Rom und die Sekretärin und beten Sie für mich.
Ihr ergebener + Daniele Comboni
Bischof und Apostolischer Vikar von Zentral Afrika