Nr. 751 (1166) AN DIE PROPAGANDA FIDE IN LYON
„Les Missions Catholiques“ 453 (1878) p. 67
Unsere Karawane ist abmarschbereit. Übermorgen werden wir auf einem großen Schiff nach Assuan aufbrechen. Nach fünf Monaten wurde die Mission von Ghebel Nuba wieder eröffnet und Don Luigi Bonomi, früherer Oberer dieser Mission, hat sich bereits dort niedergelassen. Aber darüber und über viele andere Dinge werde ich vom Schiff aus auf der Reise nilaufwärts schreiben. Ich werde Ihnen auch über meine Gespräche mit dem berühmten Forschungsreisenden Stanley berichten, den ich in Nyanza besucht habe und der den ganzen Verlauf des großen Flusses Kongo erforscht hat.
+ Daniel Comboni
[Aus dem Französischen übersetzt.]
in den wenigen Stunden, die ich auf meiner Reise von Rom im vergangenen Dezember verbracht habe, wollte ich Sie in Ihrer Wohnung besuchen, um sie herzlich zu begrüßen und zugleich Ihnen den Antrag - es sei unter uns gesagt - von der Schwester von D. Vincenzo Rossetti, Sekretär Seiner Eminenz Canossa, zu übergeben, der ihn wärmstens empfohlen hat, denn die zahlreiche Familie seiner Schwester, für die er alle Mühen auf sich nimmt, ist in großer Not und leidet Hunger. Ich bitte Sie, tun Sie in diesem Anliegen alles, was in Ihren Kräften steht, bei Monsignore und seiner Heiligkeit.
Ich werde Ihnen öfter aus Afrika schreiben. Heute bin ich sehr beschäftigt, denn morgen werde ich auf einem großen Schiff von Kairo abreisen, und zwar auf dem Nil mit einer großen Gruppe, und hoffe, in einem Monat die große Wüste zu erreichen. Ich werde Ihnen über viele Dinge schreiben und über das Gespräch mit dem Khediven, der Seine Heiligkeit in den Himmel hoch lobte, und über mein schwieriges Unternehmen und über die Hoffnungen und die Erfolge.
Aber lasst mich Euch zuerst meinen innigsten ewigen Dank aussprechen für alles, was Sie für mich getan haben, für Ihre ehrliche und heilige, wertvolle Freundschaft, die Sie mir gewähren und die ich treu bis an mein Ende bewahren werde. Ich habe mit großem Respekt und Verehrung die Gegenstände bei mir, die der Hl. Vater mir durch Ihre Vermittlung geschenkt hat und die ein Ruhm für mein Vikariat sind. In meinem Testament habe ich verfügt, dass diese Gegenstände nach meinem Tod nur in die Hände des Bischofs und Apostolischen Vikars von Zentralafrika übergehen und nur für den exklusiven Gebrauch bestimmt sind, um sie an großen Festen zu benutzen. Vielen Dank an Ihren Vater und an Sie.
Der Heilige Vater hat auch Viktor Emanuel überlebt. Wie ich in den Zeitungen Ägyptens lese, waren nicht nur Msgr. Sakristan, sondern auch Msgr. Cenni am Sterbebett des Königs. Oh, welch eine Nächstenliebe des Heiligen Vaters.
Ich bitte Sie, Monsignore Cenni, Msgr. Macchi, Ricci, De Bisogno und dem Rektor des Collegio Caparanica meine Grüße zu übermitteln.
Und beten Sie für Ihren ergebenen Freund
+ Daniel Comboni
Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika
entschuldigt bitte mein ungewolltes Schweigen. Heute Nachmittag werden wir auf einer großen Dahabiya von Kairo aus nach Assuan, Korosko, Berber und Khartum aufbrechen, und zwar ich, D. Squaranti, der Generalverwalter des Werkes, D. Giovanni Battista Fraccaro und D. Salvatore Piazza zusammen mit fünf Schwestern (Fromme Mütter für Afrika) und weiteren neun Laien und erfahrenen Handwerkern. Ich werde vom Schiff aus viel schreiben, denn im Moment bin ich sehr ermüdet, denn es braucht viel Zeit und Mühen, eine Karawane von über hundert Kamelen zusammenzustellen.
Die Nachrichten aus Berber, Khartum, Kordofan und Ghebel Nuba (wo der frühere Obere D. Bonomi ist) sind gut, wenn man Don Polycarp ausnimmt, der ein ganz schöner Intrigant und ungehorsam ist, sich als Herr aufspielt, gern trinkt und sich aufführt wie ein vulgärer Soldat und nicht wie ein guter Priester. Aber mit Geduld, Nächstenliebe und Einschränkung (ich werde ihn längere Zeit bei mir behalten) hoffe ich, dass er ein gute Missionar und ein guter Kerl [Zuavo] werden kann.
Betet inzwischen für ihn. Er verbreitet die Meinung, dass er die Wohltäter in Deutschland in der Hand habe und dass er, wenn er wollte, mit einem einzigen Wort alle Hilfen für Afrika austrocknen könnte. Er droht (und sandte diese Drohbotschaft an Gordon Pascha): Wenn man den Sklavenhandel nicht beendet, würde er die Afrikaner gegen die ägyptische Regierung bewaffnen. Er trinkt wie ein schlechter Soldat und möchte, dass ich alle Schwestern wegschicke etc. etc. Er mischt sich in alles ein und behauptet (so sagt er, aber ich glaube ihm nicht, denn er ist ein Angeber), es sei seine Pflicht, die Propaganda Fide über die Angelegenheiten der Mission zu informieren etc. etc. Aber alles lässt sich durch Geduld und Klugheit lösen.
Hier in Kairo wurde ich von allen Paschas und dem tüchtigen Generalkonsul von Schaeffer empfangen. Aber mehr als alle anderen empfing mich wohlwollend der Khedive, mit dem ich ein Gespräch von über einer Stunde führte. Er ließ mir vom Erbprinzen zwei Empfehlungsschreiben überreichen, um meine Expedition allen Paschas und Mudiren von Kairo bis zum Äquator zu empfehlen. Schließlich beten alle für uns. Ich vertraue auf die süßesten Herzen Jesu und Mariens, dass wir dieses Mal einen siegreichen Krieg gegen den Dämon führen und das Kreuz an vielen Orten aufrichten werden.
Vom Schiff aus werde ich weitere Nachrichten zum Ruhm Gottes schreiben. Die göttlichen Werke müssen von Kreuzen geprägt sein, denn alle entstehen am Fuß des Kalvarienberges. Ich bin bereit, alles zu ertragen, ja bis zum peripsema ... für seinen Ruhm, aber Afrika muss gerettet werden. Ich bin sehr froh, D. Squaranti bei mir zu haben, der nicht nur ein guter Verwalter ist, sondern ein engelgleicher Ratgeber. Er sagt, wenn wir auf Polycarp durch Kontrolle und Gehorsam achtgeben, werden wir sicher einen guten Missionar aus ihm machen.
Ich möchte gerne Nachrichten Seiner Hoheit und von Euch. Schreibt mir nach Korosko (Unternubien) oder nach Berber (Obernubien). Inzwischen grüße ich alle in Eurem Konvent und im Schloss Seiner Hoheit.
Euer ergebener Freund
+ Daniel
Bischof
morgen Vormittag werde ich mit einer Karawane von Kairo aus auf einer großen Dahabiya nach Assuan abfahren. Für die Reise durch die Wüste Atmur brauche ich mehr als hundert Kamele. Ich hoffe, in zwei Monaten in Khartum anzukommen. Indem ich Abschied nehme von Eurer Hochwürdigsten Exzellenz, möchte ich mich noch einmal bedanken für Ihre großartige Hilfe für mein schwieriges und arbeitsreiches Werk. Ich empfehle Ihnen wärmstens meine beiden Niederlassungen in Kairo und ganz allgemein all meine Angelegenheiten in Ägypten, so als wären es die Ihren, denn Sie sind für uns wie ein richtiger Vater.
Ich bin der Güte des hervorragenden P. Guardian in Kairo zutiefst dankbar, dass er für meine Schwestern den tüchtigen P. Gesualdo als Beichtvater zur Verfügung gestellt hat. Das ist ein großes Glück. Ich wünsche, dass es noch lange andauert. Herzlichen Dank auch für die Güte und Hochherzigkeit des Diplomaten und Generalkonsuls Cavaliere von Schaeffer. Ich habe zwei Empfehlungsschreiben der ägyptischen Regierung erhalten und hatte ein Gespräch von eineinhalb Stunden mit Seiner Hoheit dem Khediven. Er zeigte seine Anerkennung für das katholische Werk im Sudan und war großzügig mit Hilfsangeboten.
Ich empfehle mich Ihrer Güte und Ihren Gebeten. Ich bitte Sie, Konsul De-Franceschi meine Dankbarkeit und Grüße zu übermitteln und Hochwürden P. Elia, den P. Sekretär, den P. Guardian in Alexandria, den verehrten P. Ventura und alle Ordensleute zu grüßen. Nehmen sie auch die Grüße von meinem Verwalter meiner Missionare, Laienhelfer und meiner Schwestern, D. Antonio Squaranti, entgegen. (Es tut mir leid, dass ich Ihnen in Alexandria nicht die fünf Frommen Mütter für Afrika meines Instituts in Verona vorgestellt habe, aber ich glaubte, dass Eure Exzellenz wie gewohnt im Winter nach Kairo käme.)
Ich bitte um Ihren heiligen Segen und bin
Ihr ergebenster Sohn
+ Daniel Comboni, Bischof
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
An meine vielgeliebten, verehrten Priester-Missionare und Gläubigen aller Riten unseres Vikariates Gruß und Segen!
Welch eine schreckliche Katastrophe hat den katholischen Erdkreis getroffen! Gott hat es gefallen, seiner Kirche einen solchen Schlag zu versetzen. Sein erhabenes Haupt, der strenge Verteidiger seiner heiligen Rechte, erfahrener Pilot, unermüdlicher Apostel, Pontifex der Unbefleckten Jungfrau und der Unfehlbarkeit, der heilige, engelgleiche Pius IX. ist nicht mehr.
Nach einem langen und zugleich stürmischen und glorreichen Pontifikat hat er am Nachmittag des 7. Februar unter den Tränen der erhabenen Kirchenfürsten, die um sein Sterbebett versammelt waren, und unter den Tränen aller guten Menschen seine Seele Gott zurückgegeben. Die Schwere dieses Verlustes kann man zwar spüren, aber nicht beschreiben.
Unser Herz ist bis in die letzte Faser betrübt. Und ich bin sicher, dass auch Ihr, geliebte Söhne, von einem solch großen Schmerz erfüllt seid. Kann man in der Tat an Pius IX. denken, ohne seinen Verlust zu beklagen? Er war ein Mann vieler Tugenden, er war groß wie die Gregore und Leos, er wurde bewundert von der Welt, er war die Zierde der Kathedra Petri, der Herzschlag aller, der Schrecken der Feinde Christi, er, der in so traurigen Zeiten die Kirche leitete. Aber die geheimen göttlichen Ratschlüsse seien gepriesen. Wir neigen unser Haupt vor seinen göttlichen Entscheidungen. Und inmitten einer so großen Trauer ermutigen wir uns mit dem Gedanken, dass er nicht zulässt, dass die heilige Braut lange verwitwet sein wird.
Am vergangenen 20. Februar versammelten sich die hochwürdigsten Purpurträger in den Sälen des Vatikans und erhoben Seine Exzellenz den Erzbischof von Perugia, Gioacchino Pecci, auf den Thron des Papstes, der den Namen Leo XIII. annahm. Wir sind dem Allerhöchsten von Herzen dankbar, dass er uns einen würdigen Nachfolger für den verstorbenen Pius IX. gegeben hat. Wir ordnen deshalb an, dass von jetzt an bei der Feier der hl. Messe gemäß den heiligen Riten die Gebete Nr. 4 und Nr. 10, das heißt ‚Pro Papa‘ und ‚Contra Persecutores Ecclesiae‘ angefügt werden, damit die unendliche Güte Gottes den neuen Papst und die Kirche erhalte und vor den Anfeindungen und Nachstellungen der Mächte der Finsternis beschütze und dem ganzen Universum wieder den Frieden schenke.
Da die Fastenzeit bevorsteht, benutzen wir die uns vom Apostolischen Stuhl gewährten umfassenden Befugnisse und haben deshalb angeordnet, dass alle Gläubigen unseres Vikariates sich des Genusses von Fleisch enthalten und nur an den Freitagen der Fastenzeit, an der Vigil vom Fest des hl. Josef und an den drei letzten Tagen der Karwoche fasten. Dabei weisen wir darauf hin, dass nur am Karfreitag strenges Fasten vorgeschrieben ist und dass man während der ganzen Fastenzeit kein Fleisch und Fisch in derselben Mahlzeit essen darf.
Wir erlauben auch, dass an allen Samstagen des Jahres Fleisch gegessen werden darf. Dabei beginnt dieses Jahr heute und endet am letzten Samstag vor der Fastenzeit des nächsten Jahres.
Wir danken der heiligen Kirche für so ein großes Entgegenkommen und antworten mit anderen Abtötungen und Verzichten. Vor allem bemühen wir uns, die hl. Sakramente zu empfangen, um das österliche Kirchengebot zwischen dem 1. Sonntag der Fastenzeit und dem Fest der hl. Dreifaltigkeit zu erfüllen. Wir ordnen an, dass an allen Freitagen und Sonntagen der Fastenzeit in den Kirchen das Allerheiligste Altarssakrament für eine halbe Stunde ausgesetzt werde, wobei die von uns festgelegten Gebete verrichtet werden.
Wir ermutigen Euch, aus ganzem Herzen im Glauben treu zu bleiben. Dazu erteilen wir euch unseren apostolischen Segen.
Gegeben in unserer Residenz in Shellal am 1. März 1878.
+ Daniel Comboni
Bischof und Apostolischer Vikar
erst gestern, bei unserer Ankunft in dieser letzten Stadt Ägyptens, habe ich erfahren, dass der Herr Ihrer Familie, die ich sehr schätze, einen großen Besuch abgestattet hat. Don Squaranti war von Kairo aus schon vor einem Monat informiert worden. Da er mich gut kennt, hat er auch mir gegenüber geschwiegen. Als ich es erfuhr, wusste Sr. Teresa noch gar nichts davon. Nur beklagte sie sich auf unseren Reisen auf dem Nil mehrere Male, dass sie nicht eine einzige Zeile von ihrer Familie erhalten habe, während ich von meinem Vater und dem Institut von Verona Briefe bekommen habe.
D. Antonio teilte mir gestern gegen zehn Uhr vormittags die Nachricht mit. Um 13.00 Uhr wollte ich nicht zu Tisch gehen, weil mein Schmerz zu groß war. Ich fürchtete, dass Sr. Teresa, die auf dem Schiff am Tisch zu meiner Rechten saß, mir den Schmerz im Gesicht ablesen würde. Ich ging zu D. Antonio und bemühte mich ernsthaft, mich gelassen zu geben. Das war aber unmöglich. Kaum war das Dankgebet gesprochen, eilte sie in das Zimmer von D. Antonio und bat ihn, ihr klaren Wein einzuschenken. Da ich ihr Seufzen hörte, ging auch ich hin. Sie sagte zu uns: „Bitte sagen Sie mir die Wahrheit. Ich werde stark und ergeben bleiben: Ist mein Vater gestorben?“
Don Antonio und ich blieben wie versteinert und betroffen stehen, ohne ein Wort sprechen zu können. Wir weinten bitterlich. Erst nach zehn Minuten kam ein Ja über unseren Lippen ... Selten habe ich so gelitten. Ich kannte die Familie als eine der glücklichsten Familien der Welt, die bisher noch nicht den Tod eines ihrer Lieben zu beklagen hatte. Teresa hatte noch niemanden von ihrer Familie verloren. Deshalb war mir auch die Größe des Schmerzes bewusst. Sie liebte ihren Vater mit kindlicher Hingabe. Es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht von ihm sprach, so wie sie jeden Tag von ihrer Mama, ihren Brüdern und Schwestern sprach, und von ihrem Onkel.
Ich war überrascht über die heroische Haltung dieser Ihrer und meiner Tochter. Sie ist eine unvergleichliche Tochter, sie ist eine wirkliche Heilige, sie ist eine meiner größten Tröstungen auf dem sehr dornigen apostolischen Weg. Kaum war das Ja von unseren Lippen gekommen, kniete sie sich nieder, breitete die Arme vor Gott und uns beiden aus und rief: „Mein Jesus, Herz meines Jesu, Unbefleckte Jungfrau Maria, heiliger Josef, Euch empfehle ich von ganzem Herzen meinen lieben Papa. Empfangt ihn im Paradies. Ja, ich übergebe ihn Euch. Es geschehe der Wille der heiligsten Dreifaltigkeit, aber gebt ihm das Paradies, wo ich ihn wiedersehen werde, wann es Euch gefallen wird. Aber tut mir den Gefallen, meine liebe Mama zu beschützen, zu trösten und zu verteidigen, und meine Familie, o mein Jesus. Ich empfehle Euch meinen lieben Papa, meine Mama und meine Familie. Ich lege in das Herz Jesu meine Mama, meine Familie. Es möge immer Dein heiliger Wille geschehen, o mein Gott. Das Kreuz ist schwer, außerordentlich schwer, aber Ihr habt es für mich getragen. Seid immer gebenedeit. Oh, mein Papa, ich werde dich auf dieser Erde nicht mehr wiedersehen, aber ich werde Dich im Paradiese wiedersehen. Bete für uns, für die gute Mama, für die Familie.“
Sie blieb eine Viertelstunde lang auf den Knien vor Gott und uns. Die Worte, die sie sprach, waren von der reinsten Heiligkeit und tiefem Glauben. Nur selten habe ich eine Tochter gesehen, die sich so innig und liebevoll mit ihren Eltern verbunden wusste. Und noch nie habe ich eine so starke und großherzige Frau gesehen, so nobel, so christlich. Ja, sie ist würdig der Mission und der Aufgabe, zu der sie Gott gerufen hat. Wenn ich mich einer so großen und so heiligmäßigen Tochter rühmen muss, darf ich mich auch Ihrer rühmen, Frau Stella, und meines lieben Herrn Lorenzo. Sie haben im Herzen dieser unvergleichlichen Tochter die Frömmigkeit, den Eifer, die Lauterkeit, die Großherzigkeit grundgelegt. Ihr habt sie so erzogen, dass man sie mit den hohen Frauen des Evangeliums vergleichen kann, die die Apostel bei ihrer Predigttätigkeit begleiteten und ihnen dienten.
Schwester Teresa ist eine Perle, sie ist Ihrer und des Herrn Lorenzo würdig. Sie ist vergleichbar mit den Lucinen, den Petronillen und den Frauen des Evangeliums. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass jener Vater, der eine solch großartige Tochter großgezogen hat, im Paradies ist und jetzt den Preis seiner Tugenden, seines Glaubens und seines religiösen Lebens genießen darf. In einem Wort, Herr Lorenzo, dessen tiefer Glaube, dessen Tugenden und dessen Treue zur Kirche und zu Pius IX. allen bekannt war, ist im Paradies und auf einem hohen Rang der Glorie. Von dort aus wird er für Sie, für Schwester Teresa und Ihre Familie beten. Nehmen wir einmal den Fall an, ein Engel würde ihn fragen, ob er bereit wäre, noch einmal auf die Erde zurückzukehren, um sich dort noch einmal hundert Jahre lang des Lebens zu erfreuen, würde er ein klares Nein sagen. Denn im Himmel erfreut er sich der Anschauung Gottes, und vom Himmel aus kann er seiner Familie viel nützlicher sein, als wenn er auf Erden leben würde.
Nachdem Sie Ihren Mann gebührend beweint haben, dürfen Sie zufrieden und froh sein, denn Ihr lieber Lorenzo ist im Paradies, wo er sich des Lohnes seines Lebens erfreut, das er als echter Christ geführt hat. (Das Weinen ist etwas Heiliges, eine Pflicht und lobenswert, denn die Tränen sind der heilige Ausdruck der vollkommenen Liebe, wie sie von Gott in den Söhnen und in der Ehegattin gewollt ist.) Vom Paradies aus ist er in der Lage, Ihnen hier auf Erden zu helfen. Er kann Ihre Familie von dort aus besser beschützen und ihr helfen, die irdische Pilgerfahrt zu einem glücklichen Ende zu führen, dann, wann es der Herr will.
Das, was ich Ihnen sage, sage ich auch Ihren Söhnen und Töchtern, und Don Luigi (dem ich schreiben werde, sobald ich dazu komme), und meinem lieben Freund, Herrn Francesco, dem würdigen Bruder von Herrn Lorenzo, und wahrem Vater aller. Ja, Sie dürfen zufrieden, froh und ergeben sein. Für Sr. Teresa sorge ich. Sie wird eine meiner größten Tröstungen sein. Gott liebt die Familie Grigolini auf besondere Weise, weil es eine wirklich christliche Familie ist, ganz erfüllt vom Geist des Herrn und unerschütterlich in ihrem Glauben und ihrer Religion. Und Gott liebt diese liebenswürdige Familie. Das hat er dadurch bewiesen, dass er Herrn Lorenzo, den guten Vater, den guten Bruder und guten Christen zu sich gerufen hat. Hat nicht Gottvater seinen göttlichen Sohn geliebt? Er hat ihn mit einer unendlichen Liebe geliebt, und deshalb wollte er, dass er unter Qualen am Kreuz starb.
Jesus liebte seine heiligste Mutter. Auch wenn sie die Mutter Gottes war, wollte er, dass sie die Königin der Märtyrer werde. Jesus Christus liebt seine Kirche, die unbefleckte Braut. Und trotzdem lässt er zu, dass sie bis zum Ende der Welt Leiden zu ertragen hat. Er wollte, dass sie in das Blut der Märtyrer getaucht werde. Und heute betrübte er sie mit dem Tod Pius IX. Die Heiligen haben alle möglichen Leiden ertragen. Ja, man kann ihre Größe und ihre Erhebung sogar an der Schwere und Menge der Kreuze und Schmerzen ermessen, die sie ertragen haben. Was hat nicht alles die hl. Elisabeth als Königin erduldet. Nachdem sie die Freuden des königlichen Lebens genossen hatte, war sie auf sich allein gestellt und musste mit ihren Kindern betteln gehen. Oh ja, Gott liebt seine Bevorzugten, mutet ihnen aber Kreuze zu. Darum sage ich jetzt, Gott liebt Ihre Familie, denn er schickte Ihnen ein schweres Kreuz, indem er Ihnen Herrn Lorenzo genommen hat. Wenn es Gott nun so gewollt hat, müssen Sie den Mut aufbringen und sich sagen, dass Gott sie liebt. Seien Sie also voller Trost und Zuversicht. Möge die ganze Familie Mut fassen. Das tut auch ihre liebe Tochter Teresa.
Nach einer Viertelstunde erhob sie sich und zog sich in ihr Zimmer zurück, wo sie ihre Mitschwestern traf, die weinten, sie mit ihren Tränen übergossen und sie küssten. Ich war immer an ihrer Seite. Ich ließ sie längere Zeit lang weinen. Aber dann erklärte ich die oben erwähnten Wahrheiten und andere Gedanken; unter anderem, dass die Menschen, die keinen Glauben haben, nichts verstehen. Teresa hat das sehr gut verstanden. Wir haben den Abend zusammen verbracht. Gegen zehn Uhr zog ich mich in mein Zimmer zurück. Sie verbrachte die Nacht mit Weinen, Beten und Schlafen. Am Morgen nahm sie an allen heiligen Messen teil, die wir auf dem Schiff für Herrn Lorenz zelebrierten. Alle opferten die hl. Kommunion für ihn auf. Den gestrigen Tag verbrachte sie mit Weinen, mit Beten, mit Arbeit und sprach fast immer von Herrn Lorenzo, von Ihnen und der Familie.
Vergangene Nacht hat Teresa geschlafen und sich ausgeruht. Jetzt hat sie sich wieder recht gut gefangen. Ich denke, sie wird bald wieder wohlauf sein, vor allem durch ihr ständiges Beten für ihn und für Sie. Sie lebt in einem Herzensfrieden. Die Schwestern lieben sie und verehren sie wie eine Mutter. Seit dem Tag, an dem sie von Verona aufbrachen, bis heute (sie war immer bei ihnen) führen diese fünf Töchter ein harmonisches Leben. Ich habe kaum eine Wolke gesehen. Sie lieben sich mehr als leibliche Schwestern. Sie helfen sich gegenseitig, die Freude der einen ist die Freude der anderen, der Wille Teresas ist der Wille aller. Ihre Interessen sind die Interessen Gottes, und täglich höre ich sie von Ihnen sprechen.
Teresa ist eine wirkliche Tochter. Sie ist mein großer Trost und der meines lieben Don Squaranti. Wir alle sind vom gleichen Geist erfüllt. Wir wollen nichts anderes als das Heil der Seelen und unsere Pflicht erfüllen. Wir tauschen unsere Situation nicht für eine Krone, für einen Thron. Wir sind glücklicher als die Könige. Wir sind bereit für Christus zu leiden und zu sterben. Die Tage gehen dahin wie im Flug. Morgen Nachmittag erreichen wir Nubien. Dort beginnt mein Vikariat. Es ist die größte und bevölkerungsreichste Diözese und Mission der Welt, denn es gehören zu ihr hundert Millionen Ungläubige, und ist sie größer als ganz Europa.
Ich möchte noch an Don Luigi (der einen wunderbaren Charakter und einen klaren Menschenverstand haben muss, wie ich aus den Gefühlen ersehe, die in den Briefen an seine Schwester sichtbar werden) und an meinen lieben Herrn Francesco schreiben. Aber vor mir liegt ein Berg von Dingen, die im Zusammenhang mit der Verladung unserer beiden großen Schiffe stehen und zu erledigen sind. Außerdem habe ich noch eine Menge Briefe zu schreiben in verschiedene Länder Europas und der Welt. In diesen Tagen feiern wir die hl. Messen für unseren lieben Herrn Lorenzo, der ganz zu uns gehört, weil er uns unter anderem eine so würdige und liebe Tochter geschenkt hat, die wir zum Himmel führen wollen. Aber, verstehen Sie es recht, Frau Stella, wir gehen nicht allein in den Himmel. Wir ziehen eine ganz Prozession von Seelen, die wir dem Schlund der Hölle entrissen haben, hinter uns her. Ja, wenn wir Missionare und Schwestern einmal ans Himmelstor kommen, wird der hl. Petrus beide Türflügel des Paradieses weit öffnen müssen. So hoffen wir wenigstens, nachdem uns der Herr die Gnade geschenkt haben wird, viel für ihn zu leiden und zu ertragen.
Grüßen Sie mir jeden Einzelnen ihrer Familie, Francesco, seine Frau, und ganz besonders meinen lieben Erzpriester Gazzolato. Indem ich Sie von ganzem Herzen segne, bin ich Ihnen in der Liebe der heiligsten Herzen Jesu und Mariens verbunden.
Ihr ergebenster im Herrn
+ Daniel Comboni
Bischof von Claudiopolis i.p.i.
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
Nr. 757 (719) AN MADAME ANNA H. DE VILLENEUVE
AFV, Versailles
[J.M.J.]
Sehr verehrte Frau Villeneuve,
schon lange habe ich keine lieben Nachrichten von Ihnen wie auch von den beiden Eheleuten. Es sind schon 45 Tage her, seit ich von Kairo mit einer großen Gruppe aufgebrochen bin. Die Reise auf dem Schiff war sehr anstrengend, und nun befinde ich mich am Rand der großen Wüste Atmur. Ich brauche wenigstens hundert Kamele, und es gibt nur ganz wenige, und die sind schwach und ausgehungert. Es hat nämlich in diesem Jahr nicht geregnet, und der Nil hat einen niedrigen Wasserstand, so dass es Hungersnot gibt und die Kamele an Hunger sterben.
Ich brauche noch eineinhalb Monate, um zu meinem Hauptwohnsitz nach Khartum zu gelangen. Außerdem brauche ich, um die Last von zwanzig Kamelen zu befördern, vierzig Kamele, denn ein Kamel trägt weniger Lasten und von vierzig sterben mir zehn. Hinzu kommt, dass man nur ganz wenige Kamele findet. Ich befinde mich in den größten Schwierigkeiten: Doppelte Mühen, doppelte Ausgaben, doppelter Schaden und doppelte Unsicherheit. Ich schreibe Ihnen unter einem großen Baum (eine Akazie), der im Moment meine Wohnung ist. Zehn Meter von meiner Kiste entfernt herrschen 45 Grad Hitze im Schatten, und wir haben erst Mitte März. Was ist also zu tun? Das ist unsere Situation.
Ich, meine Missionare, meine fünf „Frommen Mütter für Afrika“ (sie sind wahre Engel), meine Handwerker, wir sind die glücklichsten Menschen auf Erden, denn wir sind in den Händen Gottes und der Gottesmutter Maria und des tüchtigen hl. Josef. Wir leiden für Jesus. Wir haben alles der göttlichen Vorsehung anvertraut. O, wie süß ist es, für Jesus und mit Jesus für die Seelen zu leiden, die wir für Jesus Christus gewinnen müssen. In meinem gegenwärtigen Zustand kommen Sie mir häufig in den Sinn, denn Sie haben viele Prüfungen mit Ergebung und einem heroischen Glauben durchgestanden, das heißt, dass Sie bei Gott großen Trost gefunden haben, den Gott Ihnen geschenkt hat.
Schreiben Sie mir nach Khartum (ägyptischer Sudan) und erzählen Sie mir von sich, von Auguste und seiner lieben Ehefrau [Ehehälfte], von Ihrer Schwester und Ihrer Mutter und von Ihrer bretonischen Nichte. Wir haben es nie unterlassen, für Sie alle zu beten. Ach, welch schöne Erinnerungen an Prat-en-Raz und an Quimper! Ich mache jetzt Schluss. Ich werde Ihnen von Khartum aus wieder schreiben. Zusammen mit den Schwestern breche ich zur großen Wüste auf. Die Hälfte der Karawane nimmt die Route durch das Reich von Dongola.
Tausendmal Ihr
+ Daniel, Bischof
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 758 (1169) AN DON BARTOLOMEO ROLLERI
„Les Missions Catholiques“ 463 /1878) S. 184
[Kurze Notizen von Comboni.]
Nr. 759 (720) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C. v. 8 ff. 627–629
Nr. 2
Hochwürdigster Kirchenfürst,
im Moment bin ich noch nicht in der Lage, Ihnen einen Überblick über die Situation des Vikariates zu geben, wie ich es in meinem letzten Brief Nr. 1 versprochen habe, den ich in Berber schrieb. Ich bin sehr damit beschäftigt, die Dinge zu ordnen und den Weg in eine gute Zukunft zu bahnen, trotz der großen Schwierigkeiten, die sich in diesem Jahr außerordentlicher Weise wegen des allgemeinen Mangels an Nahrungsmitteln und Wasser eingestellt haben, und wegen der außergewöhnlichen Hitze, die im Schatten über 40 Grad steigt. Wie in der Sonne der Wüste haben wir jeden Tag 55 bis 60 Grad. Wir haben sehr gelitten und leiden noch sehr. Aber wir sind zufrieden, denn wenn das Werk am Fuß des Kalvarienberges wächst, wird es gewiss reiche Früchte tragen. Jetzt muss ich hart arbeiten in diesen Missionen, um das geistliche Wohl zu fördern. Ich muss viel an meine privaten Wohltäter in Europa schreiben, um aus dem Bart des hl. Josef finanzielle Hilfe herauszukitzeln und meinem rechten Arm, Don Antonio Squaranti, Generalverwalter meiner zeitlichen Güter des Vikariates, zu helfen, der mir hier zur Seite steht.
Aber ich werde Eurer Eminenz später detailliert über das Apostolat in Zentralafrika und die Methode berichten, um in allem Erfolg zu haben. Eure Eminenz wird dann sehen, dass die angestrebte Zivilisation, die die internationalen Komitees von Europa einführen wollen, im Vergleich zum Werk der katholischen Missionen nur wie ein kleiner Meteorit ist, und wenn die Mächte irgendeinen Erfolg haben wollen, dann sind sie gezwungen, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unsere Missionen zu stützen, denn nur Jesus Christus und die göttliche Braut sind die wahren Träger der Zivilisation der ungläubigen Völker.
Ich bitte in aller Demut Eure erhabene Eminenz, die Güte zu haben, den Kleriker Antonio Dobale zum Priester für Zentralafrika zu weihen. Er ist Alumnus im Kolleg Urbaniana und gehört zu mir und wurde von mir 1860 losgekauft und von Aden nach Verona gebracht. Der gute Herr Rektor hatte mir Hoffnung gemacht, dass er am vergangenen Osterfest zum Priester geweiht werden würde. Für den Fall, dass er bald geweiht würde, würde ich ihn von Verona mit der nächsten Expedition im September abreisen lassen. In meinem Vikariat gibt es Tausende von Galla, und in den gegenwärtigen Missionsstationen, die wir unterhalten, befinden sich viele Abessinier und Galla. Deshalb würden mir die Dienste von Dobale sehr nützlich sein.
Mit der nächsten Post werde ich einen Glückwunschbrief an den Hl. Vater schicken, den uns Gott als würdigen Nachfolger des Höchsten Pontifex Pius IX. gegeben hat. Inzwischen bitte ich Sie, Papst Leo XIII. meine Glückwünsche und die aller Mitglieder des Vikariates zu übermitteln.
Ich küsse Euren hl. Purpur und bin
Ihr gehorsamster und ergebenster Sohn
+ Daniel Comboni
Bischof von Claudiopolis
und Apostolischer Vikar von Zentralafrika
+ Daniel Comboni
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
In der großartigen Zeitschrift von Lyon ‚Les Missions Catholiques‘, die ich gestern Nachmittag erhielt, steht in Nr. 459 vom 22. März 1878 auf Seite 135 unter der Rubrik ‚Äquatorialafrika‘ Folgendes:
„Äquatorialafrika: Der Gesellschaft der Missionare von Algerien wird vom Heiligen Stuhl die Verantwortung der Gründung der beiden großen Missionen von Äquatorialafrika anvertraut. Die eine muss ihr Zentrum am Tanganjika-See haben und die andere an den Viktoria-und-Albert- Nyanza-Seen. Zwölf Missionare seien bereit, in diese weit entfernten und gefährlichen Gegenden aufzubrechen. Ihre Oberen seien schon ernannt. Sie haben die Vollmachten von Apostolischen Präfekten erhalten. Einer ist P. Livinhac, der das künftige Vikariat der Nyanza-Seen gründen soll; der andere ist P. Pascal, der jenes am Tanganjika See gründen und die Errichtung einer ähnlichen Mission in den Staaten von Muati-Yamvo vorbereiten wird.
Man erkennt die Bedeutung, von Äquatorialafrika. Die Forschungsreisen von Livingstone, Cameron und Stanley haben in Europa die Aufmerksamkeit für Äquatorialafrika sehr auf sich gezogen. Das erklärt die Bedeutung, warum der Hl. Stuhl der Gesellschaft der Missionare von Algerien diese Aufgabe übertragen will.“
Da diese beiden neuen Missionen, die sogenannte von Tanganjika und die von den Nyanza-Seen, zu meinem Vikariat gehören (wie aus dem Breve vom 3. April 1846 ersichtlich ist, in welchem Gregor XVI. als südliche Grenze die sogenannten Mondberge festlegt, die nach dem bekanntesten modernen Geografen noch weit südlicher als der Tanganjika-See liegen, entdeckt von meinem Freund Burton), und da das künftige Vikariat der Nyanza-Seen zwischen dem 2. Längengrad südlicher Breite liegt (das heißt nur zweieinhalb Grad von unserer alten Mission von Gondokoro) und dem 3. südlichen Längengrad; und jenes des Tanganjika zwischen dem 5. und 6. südlichen Längengrad, d.h. im Norden der sogenannten Mondberge und daher innerhalb meines Vikariates, würde ich Eure Eminenz höflichst bitten, mir eine Kopie von den beiden Breves und kanonischen Errichtungsdekreten der beiden künftigen Vikariate oder der beiden großen Missionen zu geben, von denen im erwähnten Artikel der ‚Missions Catholiques‘ die Rede ist, um zu wissen wie ich dran bin.
Im Übrigen habe ich meine Zweifel, ob es wahr ist, dass die Errichtung der beiden oben erwähnten Missionen in den Worten und im Sinn des erwähnten Artikels so improvisiert errichtet wurden, denn ich weiß, mit welcher Gründlichkeit, Weisheit und kluger Bedächtigkeit die Hl. Kongregation bei Entscheidungen und Unternehmungen vorgeht. Ich erlaube mir Eurer Eminenz diesbezüglich eine kleine Bemerkung zu machen. Dabei behalte ich mir vor, später noch genauere und durchdachtere Angaben auf Grund meiner Studien über Äquatorialafrika vorzulegen.
Ich halte es überhaupt für unangebracht und gefährlich, von Sansibar aus eine Mission direkt an den Nyanza-Seen zu gründen, ohne eine solide und sichere Station an den Küsten oder etwas im Landesinneren von Sansibar zu haben, die dafür bestimmt sind als Ziel die Seen von Nyanza zu haben. Die Kommunikationsschwierigkeiten und die Entfernungen sind zu groß. Der Erfolg wäre unsicher, um nicht zu sagen unmöglich. Denn eine Sache ist eine Expedition von Reisenden und Forschern in einer entfernten Region, durch die sie wie ein Meteor durchziehen, um wieder nach Hause zu kommen, um die Welt mit Wahrheiten und Lügen über die erforschte Region zu blenden. Eine andere Sache ist es, eine reguläre katholische Mission zu errichten, Zentren der Kommunikation und solide Stützpunkte einzurichten, um die Zielsetzung stabil und dauerhaft zu erhalten. Andernfalls arbeitet man umsonst und verheizt Missionare und verschwendet Geld.
Mir hätte es gefallen, wenn die Missionare von Algerien, die seit zwölf Jahren existieren, ein wenig Erfahrung bei der Gründung der Mission in der Sahara und Timbuktu gemacht hätten, die das Ziel der großartigen Niederlassungen in Algerien sind, die von Erzbischof Lavigerie gegründet wurden. Dann würde ich an einen Erfolg bei der Gründung von Missionen in Äquatorialafrika glauben, die viel schwieriger sind als die ersteren. Dagegen sind die Seen von Nyanza das natürlich Zielgebiet der Missionsstationen am Weißen Fluss und in Khartum, wo es heute per Boot Kommunikation gibt mit Ladò (drei Stunden von Gondokoro), und von hier nach Ladò fährt man mit dem Dampfer fünfzehn Tage. Zu diesem Zweck hatte ich im vergangenen Januar lange Gespräche in Kairo mit dem berühmten Stanley, der mir Empfehlungsschreiben für König M’tesa gab, der Sultan der Nyanza-Seen ist, die zum Ausgangspunkt und zum Zentrum der Kommunikation mit den Völkern der Akka, mit dem Königreich von Mombuctu und anderen werden. Also wäre das Abtrennen hic et nunc der Nyanza-Seen von meinem Vikariat ein großer Schaden für meine harte und arbeitsreiche Mission. Zu diesem Zweck sind wir erfahren in den sehr gefährlichen afrikanischen Reisen; wir sind abgehärtet durch das Klima, durch die außerordentlichen Entbehrungen, wir sind es gewohnt bei Nacht sub Dio (unter freiem Himmel) zu schlafen und die Wechselwirkungen der verschiedenen Jahreszeiten zu ertragen.
Ich glaube nicht, dass das bei der neu entstehenden Institution von Erzbischof Lavigerie der Fall ist, auch wenn sie eine große Zahl von Priestern und Mitgliedern hat. Ich glaube nicht, dass sie die gleichen Erfahrungen von afrikanischen Reisen, von ausgereiften Konzepten, von örtlicher Klugheit und der außerordentlichen Selbstverleugnung in den unvermeidlichen Verzichten, denen sie begegnen werden, haben. Als ich vor drei Jahren im Kordofan den Rundbrief von Erzbischof Lavigerie las, in welchem er die direkte Abreise von drei Missionaren von Algerien nach Timbuktu verkündete, rief ich sofort: Die werden massakriert werden. Auf dem Weg nach Europa in Kairo angekommen las ich mit größtem Schmerz, dass sie von den Tuareg getötet worden sind. In Afrika muss man deshalb Schritt für Schritt und mit größter Umsicht vorgehen. Die Erfahrung braucht Jahre der Arbeit.
Das Gleiche würde ich von Tanganjika sagen, auch wenn dies nicht so schwierig ist. Doch auch für das Zielobjekt Tanganjika wäre eine Aktionsbasis in einem der günstigen Punkte notwendig, die sich nicht allzu weit von Sansibar oder Bagamoyo befinden. Jedoch wäre Tanganjika nicht die geeignete Operationsbasis und Ausganspunkt für das Reich von Muati-Yamvo oder besser gesagt von Muati-Yamvo, das etwa 700 Meilen von Tanganjika entfernt ist. Das heißt, die Staaten von Tanganjika wären nicht das natürliche Zielobjekt der künftigen Mission von Tanganjika. Zielobjekte wären eher die Staaten und Reiche oder Königreiche von Kazembe, die ungefähr 400 Meilen von Muati-Yamvo entfernt sind. Jedoch, sei es, dass man die Operationsbasis für Muato-Yamvo in Tanganjika errichtet, sei es, dass man Kazembe dafür auswählt, mit der Zeit könnte es gelingen. Und sollte der Hl. Stuhl die beiden Missionen von Tanganjika und von Muati-Yamvo den vom hochwürdigsten Herrn Erzbischof von Algerien gegründeten eifrigen Missionaren anvertrauen, hätten sie auf dem unendlich weiten Feld in den beiden zitierten Missionen einen fruchtbareren Weinberg als in der Sahara.
Da die Bekehrung Afrikas schon immer mein ganzes Leben lang mein brennendster Wunsch war, ist es für mich ein großer Trost zu sehen, dass die eifrigen Missionare von Algerien sich für das Heil der Afrikaner einsetzen. Aber so aus freiem Himmel und ohne die Höhepunkte eines wahrscheinlichen Erfolges zu sehen, ohne die Mitteln, die ich besitze, meine Jurisdiktion über die Seen von Nyanza abzugeben, für die ich seit einiger Zeit meine Bemühungen aufwende, scheint es mir im Moment absolut nicht ratsam zu sein. Und dafür bin ich und meine Missionare nicht bereit - und das zum Wohl der Bevölkerung, die das natürliche Ziel der künftigen Missionen am Weißen Fluss ist. Und dass umso mehr, als die Seen von Nyanza bald vom Khedive von Ägypten erobert werden. Dieser hat durch Gordon Pascha nur drei Stunden entfernt von Victoria-Nyanza im vergangenen Jahr ein Fort als Kaserne für die Ägypter gebaut.
Im Übrigen erkläre ich mit ehrlichem Herzen, dass ich zu allem bereit bin, was der Hl. Stuhl von mir verlangt, und von daher nicht nur auf Äquatorialafrika, sondern auch auf Khartum und Kordofan und was immer dem Hl. Stuhl gefallen möge, zu verzichten, denn er ist der Herr und Schiedsrichter von allem.
Für den Fall, dass die beiden Missionen von Tanganjika und von Muati-Yamvo für die Missionare von Algerien errichtet würden, wäre es gut, wenn die Hl. Kongregation die neuen Grenzen des Vikariates von Zentralafrika genau bestimmen würde. Dafür habe ich einen Vorschlag bereit, den ich Eurer Eminenz vorlegen kann.
An den Nyanza-Seen sind bereits acht protestantische Missionare aus Schottland angekommen, ausgestattet mit 300.000 Franken, das sind im Jahr 12.000 Pfund Sterling. Aber warten wir ab, wie lange sie [die Mission] bestehen wird. Wahrscheinlich wird es ihnen ähnlich ergehen wie es Khartum ergangen ist, an das man sich heute kaum noch erinnert. Von der Expedition der Belgier, die zu fünft im vergangenen Juli aufgebrochen sind - unter ihnen der mir bekannte Deutsche Marno -, sind zwei in Sansibar gestorben. Zu gegebener Zeit wird die großzügige Institution des belgischen Königs den katholischen Missionen von Zentralafrika, Äquatorialafrika etc. sehr nützlich sein.
Ich küsse den hl. Purpur und bin
Ihr gehorsamster Sohn
+ Daniel
Bischof