Nr. 733 (697) AN DEN KÖLNER VEREIN
„Jahresbericht …“ 24 (1877) S. 3–116
Durch das erhabene Zeichen des Kreuzes sehen wir die christliche Welt nach dem Willen der ewigen Weisheit aus der tiefen Finsternis, in der sie durch das alte Gesetz gehalten wurde, heraustreten; nur allein das Kreuz hatte die Kraft, dieses Wunder zu wirken, und darum entspringen auch alle Werke, die von Gott kommen, am Fuße des Kalvarienberges.
Für die Heiligkeit eines Werkes sprechen deshalb laut die Kennzeichen, welche in Kreuz und Leid bestehen, und in Gegenströmungen, die der Opferliebe oft so schwere Hindernisse in den Weg legen. Ja, nur auf diesem dornenvollen Kreuzesweg reifen die Werke Gottes und gehen ihrer Vollendung und ihrem endlichen Gelingen entgegen. Diesen Weg ging auch der Gottmensch bei Erfüllung seines Welterlösungswerkes.
Die heilige, unbefleckte Jungfrau wurde zuerst Königin der Märtyrer, um dann Königin der Erde und des Himmels zu werden. So sind auch die religiösen Orden und alle Institute und Einrichtungen der Kirche Jesu Christi auf Dornen gegründet, aus denen wir die heldenmütigsten Tugenden hervorgehen sehen, die ihren Segen und ihre Wohltaten über den ganzen Erdkreis ausstreuen.
Die Märtyrer und alle Heiligen wandelten auf diesem Weg, und wir messen die Größe ihrer Heiligkeit nach der Größe der Leiden, die sie auf ihrer irdischen Lebensbahn zu erdulden hatten. Endlich tragen auch die Kirche Jesu Christi und das Papsttum vom hl. Petrus bis zu Pius IX. die Spuren dieses ununterbrochenen Kampfes nach dem Vorbild des göttlichen Stifters.
Die Kirche, die erhabenste Schöpfung der Allmacht und der Liebe Gottes, das Vollendetste, was aus seiner Rechten hervorgegangen ist, dieses höchste Wunderwerk seiner ewigen Ratschlüsse, diese Arche des neuen Bundes, dieses mystische Schiff, welches seit neunzehn Jahrhunderten unversehrt den Anprall der Wogen ertrug, die von den wütenden Mächten der Hölle fortwährend gegen sie erregt werden, wird durch fernere Jahrhunderte majestätisch von den Wellen getragen werden, bis sie in den Hafen der Ewigkeit einläuft.
Nicht anders ist es mit dem erhabenen Werk der christlichen Wiedergeburt Afrikas, welches sich rühmt, von Ihnen und dem ganzen katholischen Deutschland den ersten belebenden Funken und Antrieb und die ersten Hilfsmittel zu seinem Wachstum und seiner gesicherten Ausbreitung erhalten zu haben.
Auch dieses apostolische Unternehmen hat das gleiche Los wie alle heiligen Werke, die aus dem Schoß der Kirche Jesu Christi hervorgehen, insofern als die Hindernisse und Anfeindungen, mit denen dasselbe gleich bei seinem ersten Ins-Leben-Treten zu kämpfen hatte, als untrügliche Bürgschaft seines guten Gedeihens und einer glücklichen Zukunft angesehen werden können.
Da gegenwärtig dieses hl. Werk, dank den weisheitsvollen Bestimmungen des hl. Apostolischen Stuhles, in ein Stadium getreten ist, wo wir die Freude haben werden, demselben eine größere Ausdehnung geben zu können, wird es den verehrten Vereinsgenossen des katholischen Deutschlands nicht unlieb sein, wenn ich ihnen eine Skizze von der Geschichte des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika und den Unternehmungen zur Evangelisierung Afrikas entwerfe, welche die Bekehrung Afrikas am wirkungsvollsten und besten erreichen können. Ich gebe zugleich eine kurze Beschreibung von der augenblicklichen Lage dieses so überaus wichtigen Apostolats.
Das Apostolische Vikariat von Zentralafrika wurde durch ein Dekret Gregors XVI. seligen Andenkens vom 3. April 1846 errichtet. Die Grenzen desselben sind: Im Norden: das Apostolische Vikariat von Ägypten und die Apostolische Präfektur von Tripolis; – im Osten: das rote Meer und die Apostolischen Vikariate von Abessinien und das der Galla; – im Süden: das Gebirge, welches nach den Ansichten der heutigen Geografen zwischen dem 10. und 12. Grad nördlicher Breite liegt; – im Westen: das Vikariat von Guinea und die Präfektur der Saharawüste.
Die Ausdehnung des Vikariats übertrifft an Größe ganz Europa. Es umfasst die Besitzungen im Sudan, welche der Krone des Khediven von Ägypten unterworfen sind, und welche einen Raum einnehmen, der fünfmal größer ist als Frankreich: die dem Fetischismus ergebenen Stämme und die Gebiete wilder Völker, welche nicht zu den zentralen Ländern Afrikas gehören, und einige Reiche, die von Königen und Sultanen beherrscht werden, die mehr oder weniger die Gesetze Mohammeds angenommen haben.
Ungefähr neunzig Millionen macht nach der ungefähren Schätzung meines berühmten und kundigen Vorgängers Dr. Knoblecher seine Bevölkerung aus; nach der meinigen und den statistischen Angaben von Washington beziffert sich die Seelenzahl auf ungefähr hundert Millionen Ungläubige. Hieraus ergibt sich, dass das Apostolische Vikariat von Zentralafrika weitaus das größte und volkreichste der Erde ist.
Nach historischen Gesichtspunkten gibt es drei verschiedener Perioden dieses immensen Vikariats. Die erste Periode ist die, in der es unter der Leitung des P. Ryllo von der Gesellschaft Jesu, welcher 1848 in Khartum den Anstrengungen der Missionsarbeit erlag, des berühmten Dr. Knoblecher, der 1858 in Neapel das Opfer seines Lebens brachte, und des Monsignore Kirchner, der das Vikariat im Jahr 1861 dem verdienten seraphischen Orden abtrat, stand.
Die zweite Periode ist diejenige, in welcher das Vikariat sich von 1861–1872 unter der Verwaltung der hochwürdigen Franziskanerpatres befand, unter der obersten Leitung des hochwürdigen P. Reinthaler und des hochw. Delegaten und Apostolischen Vikars von Ägypten.
Die dritte Periode ist endlich diejenige, in welcher das Vikariat unter meiner Leitung steht, da der hl. Stuhl dasselbe ausschließlich dem von mir gegründeten Missionsinstitut für die Länder Afrikas in Verona anvertraute, dessen Beschützer der ausgezeichnete Bischof Marquis di Canossa ist.
Aus den früheren, gedruckten Jahresberichten des sehr geschätzten Kölner Vereins ersehen wir, wie in der ersten Periode im Vikariat Zentralafrika vier Stationen errichtet wurden:
In der ersten Periode wirkten hier unter den schwierigsten Verhältnissen mehr als vierzig Missionare aus Europa, und beinahe alle wurden sie Opfer ihrer heroischen Nächstenliebe und übermenschlicher Anstrengungen und des ungünstigen Klimas.
In der zweiten Periode, als die entfernteren Stationen von Gondokoro und Heiligkreuz aufgegeben waren, und später auch die nähergelegene von Shellal, konzentrierte sich die ganze apostolische Tätigkeit auf die Mission von Khartum, die durch den Apostolischen Provikar Dr. Knoblecher schon mit einem geräumigen Wohngebäude und mit einem großen, mit Datteln bepflanzten Garten versehen war. Zu alldem war man imstande durch die großherzig gewährten Mittel des Vorstandes des Marienvereines in Wien.
Hier waren 50 Mitglieder des Franziskanerordens, größtenteils Laien, beschäftigt, von denen 22 in den ersten Jahren verstarben; die Überlebenden zogen sich, von Krankheiten und zu großen Anstrengungen hart mitgenommen, größtenteils nach Ägypten oder Europa zurück. Nur einige wenige von den Priestern und Laien verblieben noch im Dienst der Mission und spendeten den Katholiken von Khartum, die zum Apostolischen Vikariat von Ägypten gehörten, geistlichen Trost.
In der dritten Periode wurde eine neue Mission in Kordofan, in der Hauptstadt El Obeid, mit einem Institut für Missionare und einem für die Schwestern vom heiligen Josef errichtet, und eine halbe Tagesreise davon entfernt wurde das Dorf Malbes gegründet, bestehend aus einigen geeigneten Häusern mit etwas Ackerland zur ausschließlichen Nutzung der Mission, um diejenigen afrikanischen Familien hier unterzubringen, die Christen geworden sind, damit sie nach und nach ganze christliche Dörfer bilden können.
In Ghebel Nuba, im Südwesten von Kordofan, zwischen dem 9. und dem 11. Grad nördlicher Breite, wurde ebenfalls eine neue Mission errichtet, und in Khartum ein prächtiges Institut für die Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef nebst Waisenhaus und Hospital eröffnet. Auch wurde in Berber eine neue Mission gegründet, welche zwei Jahre von den Patres des Hl. Kamillus von Lellis geleitet wurde, jetzt jedoch nur Priestern aus meinem Institut von Verona anvertraut ist.
All diese Institute werden von den beiden Instituten zur Vorbereitung und Akklimatisierung in Ägypten mit neuen Kräften versehen. In dieser Periode waren dort Priester aus meinem Institut in Verona für die Missionen der Länder Afrikas, einige Krankenbrüder und die sehr eifrigen Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef aus Marseille tätig.
In diesem Zeitraum erlag kein einziger europäischer Priester der Ungunst des Klimas, sondern alle ohne Ausnahme sind noch am Leben, und ihre Gesundheit ist die beste, ungeachtet der großen Anstrengungen, der vielfachen Beschwerden und der Opfer, die sie bringen müssen. Doch hatten wir den Tod einiger Schwestern zu beklagen, welche dem mühsamen Dienst in der Mission nicht gewachsen waren, da ihre Gesundheit schon nicht die stärkste war, als sie so viele schwere Werke der christlichen Nächstenliebe übernahmen.
Hieraus ergibt sich klar, dass das Apostolische Vikariat schon von Anfang an den unvermeidlichen Weg gegangen ist, den die göttliche Vorsehung ihm vorgezeichnet hat. Jedes hl. Werk muss ja eine Phase der Prüfung durchmachen, welche in einer Kette von harten Kämpfen und Aufopferungen besteht, ehe es seine Vollendung erreicht!
Hier möge mir vergönnt sein, ein flüchtiges Bild von dem Uranfang des von mir gegründeten heiligen Werkes zur Evangelisierung der Länder Afrikas zu geben; wie dasselbe entstand unter dem Schutz des hochverehrten Bischofs von Verona, wie es gelang, dasselbe unter dem Beistand der Hl. Herzen Jesu und Mariens und des hl. Josefs in den ungünstigsten Zeiten, im Kampf mit den größten Hindernissen, dennoch in Verona, in Ägypten und in Zentralafrika Wurzel fassen zu lassen, wodurch jetzt dem Vikariat Leben und Nahrung zugeführt werden.
Unter den ersten fünf Missionaren, welche der Hl. Stuhl 1846 unter der Führung des heldenmütigen P. Ryllo nach Zentralafrika entsandte, war auch der Priester Don Angelo Vinco, aus dem Dorf Cerro in der Diözese von Verona gebürtig, Mitglied des Mazza-Instituts, welches, ein Wunder der christlichen Liebe, jener edle Don Nicola Mazza gründete, dem auch ich meine Erziehung zum Priestertum und Apostolat verdanke, da ich von 1843 bis 1867 Zögling dieses Instituts war.
Nach dem Tod von P. Ryllo kehrte der Missionar D. Angelo Vinco nach Europa zurück, um sowohl Spenden als auch neue Sendboten Jesu Christi zu sammeln, und verblieb zwei Monate in besagtem Institut. Er wurde in der Hand der Vorsehung das Werkzeug, wodurch der ausgezeichnete Priester Don Mazza bewegt wurde, neue Entschlüsse zu fassen, und die geeignetsten Mitglieder seines so blühenden Instituts nach Zentralafrika entsandte, weil der trostlose Zustand und das Elend, worin die afrikanischen Völker schmachten, ihn nach den Erzählungen des zurückgekehrten Missionars aufs tiefste ergriffen hatten.
Es war im Januar 1849, als ich, ein Student von siebzehn Jahren, zu den Füßen meines so hochverehrten Oberen Don Nicola Mazza gelobte, mein ganzes Leben dem Apostolat von Zentralafrika zu weihen; und mit Gottes Gnade bin ich nicht in die Situation gekommen, meinem Gelöbnis untreu zu werden. Und nun begann ich mich für dieses heilige Unternehmen vorzubereiten und wurde dann 1857, während die dritte Missionsperiode im Gange war, von Don Nicola Mazza mit etlichen anderen Priestern unter Führung des tapferen Don Giovanni Beltrame nach Khartum und zu den Stationen am Weißen Fluss gesandt, wo ich eine schwere Probezeit durchmachte und oft von den heftigen Äquatorialfiebern befallen wurde, die mich beinahe ins Grab brachten. Hier hatte ich Gelegenheit, die Dinka-Sprache zu studieren und gründlich kennenzulernen, und mit ihr die Sitten und Gewohnheiten vieler afrikanischer Stämme des Inneren.
Nachdem ich auf Geheiß meines Oberen von dort abberufen und über Dongola und Wadi Halfa nach Europa zurückgekehrt war, hatte ich mich in wichtigen Angelegenheiten nach Ostindien, nach Arabien und an die Ostküsten Afrikas zu begeben. Das Vikariat war unterdessen in die Hände der Franziskanerpatres übergegangen.
Im Jahr 1864, am 18. September, als ich mich in Rom aufhielt und ich im St. Petersdom der Seligsprechung der hl. Margareta von Alacoque beiwohnte, durchzuckte mich wie ein Blitz der Gedanke, einen neuen Plan zur Christianisierung der armen Völker Afrikas zu entwickeln, dessen einzelne Punkte mir wie eine Eingebung von oben kamen. Derselbe erhielt später die Zustimmung Seiner Heiligkeit Papst Pius IX., der ihn dann der ehrwürdigen Kongregation der Glaubensverbreitung vorlegen ließ. Er wurde in verschiedene Sprachen übersetzt, und verschiedene Ausgaben wurden davon angefertigt. Auf diesem Plan fußend war es meine Absicht, der Mission unter den Völkern Zentralafrikas eine Form von größerer Lebensfähigkeit und Festigkeit zu geben. Ich schlug demnach vor, an einer geeigneten Stelle in Europa zwei Institute für jedes der beiden Geschlechter zu gründen, um hierin Personal für die Leitung dieser zentralafrikanischen Missionen, sowohl Missionare als auch Missionarinnen, auszubilden. Und in gesunder Lage an der afrikanischen Küste sollten ebenfalls zwei Institute errichtet werden zur Vorbereitung und Akklimatisierung, bevor das Missionspersonal in die inneren Gegenden Afrikas vordringe.
Da ich aber ohne die nötige Hilfe und die Geldmittel auf mich selbst angewiesen war, um meinen Plan mit Erlaubnis meiner Oberen, Sr. Eminenz Kardinal Barnabò, Präfekt der Propaganda Fide, und des vortrefflichen Don Nicola Mazza, praktisch durchzuführen, war ich genötigt, drei Jahren lang Italien, Frankreich, Spanien, England und Deutschland, besonders Österreich, zu bereisen. Ich bemühte mich dabei ständig, die auswärtigen Missionen und ihre Einrichtungen, die in Frankreich und Irland ausgezeichnet organisiert sind, kennenzulernen. Überall bemühte ich mich, meine Kenntnisse zu erweitern, Unterstützung und Geldmittel durch Darstellung der großen Bedeutung des zu unternehmenden Werkes zu gewinnen. Hierin wurde ich außerordentlich durch Seine Eminenz Kardinal Barnabò und andere hochrangige geistliche und weltliche Persönlichkeiten unterstützt, und hauptsächlich durch die Ermutigung und die prophetischen Worte unseres unvergleichlichen Pius IX., der im September des Jahres 1864 folgende Worte zu mir sprach, die sich mir tief einprägten: „labora sicut bonus miles Christi pro Africa“ (arbeite wie ein treuer Soldat Christi für Afrika).
Obschon ich vor mir beinahe unüberwindliche Hindernisse und ganz enorme Schwierigkeiten erblickte, mit denen ich teils in Europa, teils in Afrika zu kämpfen haben würde, vertraute ich doch immer dem göttlichen Herzen, welches auch für die unglücklichen Länder Afrikas schlug und litt. Niemals verließ mich die Hoffnung auf den endlichen Erfolg meiner so großen und erhabenen Aufgabe.
Als ich im Jahr 1865 dem hochgeschätzten Kölner „Verein zur Unterstützung der armen afrikanischen Kinder“ meinen Entwurf zur Sicherstellung der Missionen in Afrika vorlegte, fand derselbe Beifall, und man erkannte, von der größten Menschenliebe geleitet, die Wichtigkeit, denselben in Ausführung zu bringen; und durch diesen Verein erhielt ich zuerst das Versprechen einer dauernden Unterstützung in Folge der großmütigen, mit der Befürwortung des Hochw. Herrn Dr. Baudri, Bischof von Arethusa i.p.i., und des Generalvikars der Erzdiözese Köln versehenen Erklärung, wodurch der Zentralvorstand des genannten Vereins sich verpflichtete, mir jährlich 5.000 Franken zur Gründung eines Missionsinstituts an der Küste Afrikas zu geben. Dies war der erste Funke begeisterter Opferwilligkeit, welcher überall in Europa, besonders in den Hauptvereinen von Lyon und Paris, die Quellen der Wohltätigkeit eröffnete.
Erst 1867 fand ich den wahren Stützpunkt durch Gottes Hilfe, um auf einer festen Basis das Gebäude meines Planes aufrichten zu können. Der vortreffliche Marquis di Canossa, später Bischof von Verona und jetzt zur Würde des Purpurs erhoben, ein würdiger Spross der berühmten Gräfin Mathilde zur Zeit des denkwürdigen Gregors VII. und würdiger Enkel der Markgräfin Magdalena di Canossa, der Gründerin der Töchter der christlichen Liebe, die ihn in seiner Jugend erzog, geruhte, sich vom frommen P. Olivieri eine Schar afrikanischer Mädchen vorstellen zu lassen, und von tiefem Mitleid bewegt gewährte er ihm nicht nur eine Geldspende, sondern bestimmte auch seinen Freund, den edlen Don Mazza, dieselben in sein Institut von Candarane aufzunehmen, damit sie im christlichen Glauben unterrichtet werden und später fähig wären, denselben unter Leitung der Missionare in ihrem Vaterlande zu verbreiten. Ferner vermittelte er die Aufnahme von Afrikanern in an der Küste Afrikas gelegenen Instituten, die am besten hierzu geeignet schienen, weil die Schwarzen in Europa starben. P. Olivieri, dieser wahre Engel der barmherzigen Liebe, hätte sicher seinen Vorsatz, sie als apostolische Sendboten in das Innere zu verpflanzen, später zur Ausführung gebracht, wenn ihm ein längeres Leben beschieden gewesen wäre.
Da ich den großen Eifer dieses verehrungswürdigen Prälaten, sich für das Seelenheil der unglücklichsten Bevölkerung des Erdkreises einzusetzen, kannte, und wusste, wie teuer seinem Herzen dieser Gedanke war, entschloss ich mich, denselben, dem ich von Jugend auf bekannt war, ganz in meinen großen Plan einzuweihen. Ich bat ihn, meinem Unternehmen seinen kräftigen Schutz zu verleihen und demselben vorzustehen, und gelobte mit Gottes Gnade bis zu meinem Tod meine ganze Tatkraft für dieses heilige Werk einzusetzen und für die Beschaffung der nötigsten Geldmittel und aller sonstigen Unterstützung unter dem Beistand des heiligen Patriarchen Josef sorgen zu wollen. Dieser großherzige Bischof, wahrhaft von apostolischem Geist beseelt, stellte sich nun an die Spitze meines Unternehmens und übernahm den Vorsitz desselben, obschon er die ungünstige Zeitlage und die großen Schwierigkeiten, auf die es stoßen würde, und auch meine schwachen Kräfte, die ich dafür einsetzen konnte, nach allen Seiten erwogen hatte.
Allein er wurde durch den Ausspruch Pius IX. und des Kardinalpräfekten der Propaganda Fide und einer großen Zahl von Kirchenfürsten, mit denen er sich in Rom zur Zeit der Festlichkeiten zur Jahrhundertfeier des glorreichen Märtyrertodes der Apostelfürsten befand, darin bestärkt und ermutigt, so dass nun in Verona ein Institut zur Ausbildung von Missionaren für die Länder Afrikas schon im Jahr 1867 und ein zweites für weibliches Missionspersonal, geleitet von den Töchtern der christlichen Liebe, genannt. „Fromme Mütter für Afrika“, unter seiner fürsorgenden Leitung eröffnet wurde.
Um diesen Instituten Unterstützung zukommen zu lassen; stiftete ich den „Verein zum guten Hirten“, welcher vom Heiligen Vater mit vielen Ablässen ausgestattet wurde, und dem viele durch Frömmigkeit und Opfersinn ausgezeichnete Persönlichkeiten angehören, sowohl aus geistlichem als auch weltlichem Stand in der Stadt. Dies alles wurde ins Werk gesetzt, als ich mich auf den Rat des hochwürdigen Kardinalpräfekten und des Bischofs von Verona für immer vom Mazza-Institut getrennt hatte, damit ich mich fortan nun gänzlich ungehindert meinem Werk hingeben und die Gründungen von Instituten unter Genehmigung des Oberhauptes der Kirche vornehmen konnte, welche ich alle unter den Schutz des Hl. Stuhles stellen wollte.
An die Spitze des Instituts für Missionare für die Länder Afrikas, welche eine Pflanzschule für das Apostelamt in Zentralafrika werden sollte, stellte ich den Priester Don Alessandro Dal Bosco, einen Mann von ausgezeichneten Eigenschaften für diese Stellung, der mein Gefährte bei der Mission im Inneren Afrikas gewesen war, wo sein Name noch immer in Ehren gehalten wird.
An das andere Institut konnte wegen meiner Abwesenheit von Europa und in Folge der schlechten Zeiten erst im Jahr 1872 gedacht werden. Da es von der größten Wichtigkeit war, ebenfalls ein Institut für weibliche Zöglinge in Afrika ins Leben zu rufen, musste ich erst verschiedene Visitationsreisen unternehmen, um mich über die weiblichen Orden, die sich hierzu am besten eignen würden, zu unterrichten. Gott gab es, dass meine Wahl in Übereinstimmung mit den Wünschen des Hl. Stuhles auf die verdienstvolle Kongregation der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef fiel. Dieser Orden entsandte nach den Kreuzzügen die ersten europäischen Schwestern in den Orient, ins gelobte Land, nach Malta, an die nördlichen Küsten Afrikas, nach Indien, Australien, Italien, und ist überdies in Frankreich sehr verbreitet.
Nachdem ich auf diese Weise in Europa Unterstützung für meine Werke gesammelt hatte, konnte ich nunmehr daran gehen, für dasselbe auf der Grundlage meines Planes an den Küsten Afrikas eine Pflanzstätte zu suchen. Nach langer, reiflicher Überlegung fiel meine Wahl auf die Hauptstadt Ägyptens, welche, zwischen Europa und den glühend heißen Gebieten gelegen, ein Übergangsklima besitzt, in dem die für das Apostolat in Zentralafrika bestimmten Europäer ihre Vorbereitungszeit durchzustehen haben, und weil Kairo eine durchaus freie Kommunikation auf dem Nil mit den ägyptischen Provinzen des Sudans hat. Die Ausdehnung des Vikariats von Zentralafrika ist allein fünfmal so groß wie ganz Frankreich.
Mit Zustimmung der Propaganda Fide und von Bischof Luigi Ciurcia vom Orden der Minderobservanten des hl. Franz von Assisi, Erzbischof von Irenopolis und Apostolischer Vikar und Delegat von Ägypten, trat ich im November 1867 mit drei Missionarinnen, drei Schwestern von oben besagtem Orden und sechzehn in europäischen Instituten erzogenen afrikanischen Mädchen (wovon neun Zöglinge des Mazza-Instituts waren), mit dem Segen des Heiligen Vaters und des Bischofs von Verona versehen, die Reise von Marseille aus auf einem kaiserlich-französischen Paketboot an. Durch die außerordentliche Güte des französischen Gouvernements erhielt ich die Reise für 24 Personen von Rom nach Marseille und von dort nach Alexandria kostenlos. Nach meiner Ankunft in Kairo am Vorabend des Festes der unbefleckten Empfängnis Mariens eröffnete ich in Alt-Kairo unter dem Schutz des hochwürdigen Apostolischen Delegaten und Erzbischofs von Ägypten zwei Institute in der Nähe der heiligen Grotte, wo nach der Überlieferung die Heilige Familie den größten Teil ihres siebenjährigen Exils zugebracht haben soll. Die Oberleitung des Instituts für afrikanische Knaben übernahm ich selbst, und die des Instituts für afrikanische Mädchen Schwester Maria Bertholon.
Bei der höchst schwierigen Gründung dieser Institute erhielten wir, ich und meine Missionsgefährten, äußerst effektive Unterstützung mit Rat und Tat durch Bischof Luigi Ciurcia, der mir ein wahrer Vater und Beschützer war, und durch P. Pietro da Taggia, Präsident und Pfarrer von Alt-Kairo, der mir mit seinen vielfältigen Erfahrungen liebevoll zur Seite stand und auf das eifrigste und mit seltener Hingebung bemüht war, mir beizustehen. Dieser unvergleichlich opferfreudige Sohn des hl. Franziskus wirkte schon 35 Jahre als Seelsorger in den Missionen von Ägypten und Syrien, in denen er sich oft in verzweifelter Lage befand und mit Widrigkeiten aller Art belastet war. Wie wohltätig war für uns sein Zuspruch, wie beruhigend seine Worte des Trostes.
Des weisen Rates und Schutzes von Bischof Ciurcia werde ich ebenso bis zu meinem Ende dankbarst gedenken, wie der werktätigen Liebe des hochwürdigen P. Taggia und unseres geliebten Direktors, der mir mit so ausgezeichneter Güte und Teilnahme entgegenkam; ebenso der verdienstvollen Brüder der Pfarrschulen von Kairo, des P. Pietro und seines Nachfolgers P. Fabiano und vieler anderer Franziskaner in Kairo und Alexandria, die ich hier noch erwähnen könnte! Gott vergelte ihnen in der Ewigkeit alles, was sie an mir getan haben!
Über Organisation und Regeln, wie sie in den Instituten von Verona und Kairo bestehen, habe ich Sie schon früher in den Kölner Jahresberichten informiert und werde Ihnen künftig auch über die weitere Fortentwicklung derselben Berichte zusenden.
Zu Gefährten meiner Expedition nach Ägypten im Jahr 1867 hatte ich die Krankenbrüder aus dem Orden des Hl. Kamillus von Lellis, Stanislao Carcereri und Giuseppe Franceschini, welchen infolge der Unterdrückung der Orden in Italien vom Bischof von Verona als apostolischem Visitator der Kamillianischen Häuser der lombardisch-venezianischen Provinz auf Reskript der Kongregation der Bischöfe vom 5. Juli 1867 gestattet wurde, sich fünf Jahre dem afrikanischen Werk anschließen zu dürfen. Ihre Tätigkeit und ihren Eifer, die sie in den ägyptischen Instituten entwickelten, muss ich lobend anerkennen, so dass ich mich entschloss, während meiner zweimaligen Reise nach Europa, die ich mich im Interesse unseres großen Werkes zu machen genötigt sah, P. Carcereri die Leitung der Institute in Kairo bis zum Oktober 1871 zu übertragen, wonach er Hochwürden Kanonikus Don Pasquale Fiore zum Nachfolger erhielt, der jetzt mein Stellvertreter im Vikariat ist.
Im Jahr 1870 hatte ich die große Genugtuung, dem heiligen Ökumenischen Vatikanischen Konzil mein Postulatum für die schwarze Bevölkerung Zentralafrikas, welches in den Annalen des Kölner Vereins abgedruckt und das von vielen Bischöfen der fünf Weltteile unterschrieben worden war, einreichen zu dürfen. Nachdem dasselbe die Approbation der hl. Kongregation erhalten hatte, welche die von den hochwürdigen Konzilsvätern vorgeschlagenen Sachen zu prüfen hat, wurde es durch den ausgezeichneten Msgr. Franchi, Erzbischof von Thessaloniki i.p.i., damals Sekretär besagter Kongregation und jetzt Kardinalpräfekt der Propaganda Fide, dem Hl. Vater Pius IX. vorgelegt. Es war am 18. Juli, dem Tag der Verkündigung des Dogmas der Unfehlbarkeit des höchsten Oberhirten; ich hatte die Freude und die Ehre, dieser feierlichen Sitzung beizuwohnen. Darauf kam dasselbe zu Händen der Kongregation der apostolischen Missionen und der Orientalischen Riten.
Durch den guten Fortgang der Vorbereitungs- und Akklimatisationsinstitute in Ägypten und Verona, die zu den besten Hoffnungen berechtigten, konnte ich nun daran gehen, die Auserlesensten aus diesen ins Innere Afrikas zu verpflanzen. Ich überdachte jeden Aspekt von allen Seiten und ließ auch von anderen die gewissenhaftesten Studien darüber machen. Die Erfahrungen der ersten Periode des Vikariats hatten nämlich gezeigt, dass die Schwarzafrikaner am Weißen Fluss durch den ständigen Verkehr mit muslimischen oder orientalischen Kaufleuten, selbst mit europäischen christlichen Handelsleuten, aber hauptsächlich durch die Giallabas, diese Händler mit Menschenfleisch, moralisch gänzlich zu Grunde gerichtet waren. Letztere hatten alle Laster unter sie gebracht. Ihnen war doch bekannt, dass die ägyptische Regierung selbst ohne Gesetz und ohne Moral handelt, indem sie Expeditionen mit Soldaten aussendet, um den ganzen Handel, besonders mit Elefantenzähnen, unter ihr Monopol zu bringen, und die Sklavenjagden so intensiv betreibt, dass die Bevölkerung, die an beiden Ufern des Weißen Flusses bis zum Äquator wohnt, geradezu auf die schrecklichste Weise dezimiert wird.
Es stellte sich heraus, dass der Zeitpunkt äußerst günstig sei, ins Innere vorzudringen und mitten unter den wilden afrikanischen Stämmen, welche ihre Wohnsitze zwischen dem Weißen Fluss und dem Niger haben, eine Mission zu gründen, denn diese Gegend, weil höher gelegen, bot auch größere gesundheitliche Vorteile als die Sumpfniederungen des Weißen Flusses zwischen Khartum und dem Gebiet der Bari. Noch einen sehr wichtigen Grund hatte ich, für unsere apostolische Tätigkeit gerade diese Länder zu wählen, die westlich des Weißen Flusses liegen, nämlich weil noch niemals dort das Christentum eingedrungen und noch niemals das Evangelium gepredigt worden war; ferner weil sich das Vikariat ausschließlich in Händen des hochverdienten Seraphischen Ordens befand, der seinen Sitz und Stützpunkt in Khartum hatte und sein Arbeitsfeld auf die Gegenden des Weißen und Blauen Flusses ausdehnen konnte. Gewiss würde dieser seine Einwilligung geben, unsere Mission westlich vom Weißen Fluss ins Innere vorrücken zu lassen, um dort Priester aus meinem Institut in Verona und die Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef anzusiedeln.
Zu diesem Zweck stellte ich genaue Erkundigungen an über das Reich Kordofan, mit dessen früherer Geschichte ich vertraut war, sei es vor der ägyptischen Okkupation unter der Herrschaft eigener Sultane, die aus dem Reich Darfur hervorgingen, sei es nach der Inbesitznahme durch den grausamen Defterdar im Namen des großen Mohammed Ali, Vizekönig von Ägypten, im Jahr 1822. Niemals zuvor hatte ein katholischer Missionar Kordofan betreten, und mir war bekannt, dass in der Hauptstadt dieses Reiches ein beständiges Zusammenströmen von Hunderten von Stämmen aus dem Inneren stattfindet; aus den großen Reichen von Darfur, Waday, Baghermi und Bornu, die alle an der Peripherie des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika liegen. Demnach entschloss ich mich, in der Hauptstadt Kordofans eine Niederlassung zu gründen, welche meiner Idee zufolge ein Zentrum und der Ausgangspunkt für die apostolische Tätigkeit unter den Stämmen der mittleren Teile des Vikariats bilden sollte, so dass Khartum der natürliche Stützpunkt und der Ausgangspunkt für die Arbeit in den östlichen und südlichen Gebieten des Vikariats bleiben würde.
Hierin bestärkt durch das einsichtsvolle Urteil von P. Carcereri und der Missionare meines ägyptischen Instituts, die sich inzwischen schon in Kairo an die afrikanische Hitze gewöhnt hatten, entsandte ich P. Carcereri, der sich hierzu angeboten hatte, nebst einem Missionar meines Veroneser Instituts, auf eine Forschungsreise nach Kordofan. In ihrer Begleitung befanden sich außerdem zwei Laienbrüder: Domenico Polinari aus Montorio und Pietro Bertoli aus Venedig aus demselben Institut. Doch da P. Carcereri mich mehrmals bat, ihm statt des Veroneser Missionars einen Ordensgenossen, P. Franceschini, an die Seite zu geben, erteilte ich meine Zustimmung auch gerne hierzu. Ich versah die kleine Schar mit dem nötigen Reisegeld und Lebensmitteln für zwei Jahre und fügte von Dresden aus per Brief die ausführlichsten Instruktionen und Anweisungen an P. Carcereri hinzu, den Weg durch die Wüste Korosko über Khartum zu nehmen, mit Kamelen nach Kordofan vorzudringen und nach Erkundung der wichtigsten Punkte seinen Sitz in der Hauptstadt El Obeid aufzuschlagen.
Sein vorrangiges Erkunden sollte sein, die Verhältnisse des Landes, die Bevölkerung und ihre Charaktereigenschaften, die Landesregierung und die Temperatureinwirkungen kennenzulernen; sodann wünschte ich einen ausführlichen Bericht und des Weiteren sollte er meine weiteren Entscheidungen und das Gutachten der Hl. Kongregation der Propaganda Fide abwarten. Am 26. Oktober 1871 waren die drei Reisenden von Kairo aufgebrochen, und schon im Februar des folgenden Jahres hatte P. Carcereri die geplante Expedition erfolgreich zu Ende geführt, und ich erhielt seinen Bericht in Europa, der in Ihrem Jahresbericht abgedruckt wurde und dessen Inhalt den Vereinsmitgliedern dadurch bekannt wurde.
Da mir P. Carcereri mitteilte, dass zu einem sehr mäßigen Preis ein bequemes, zwar nur aus Lehm und Sand gebautes Haus zu haben sei, beeilte ich mich, ihm von Kairo aus die zum Erwerb desselben nötige Summe zu schicken mit der Weisung, bis auf weitere Entscheidungen sich ruhig dort niederzulassen und sich mit dem Erlernen der Sprache zu beschäftigen, und wenn möglich einige Seelen in articulo mortis für den Himmel zu gewinnen, besonders unter den Kindern. Währenddessen war ich mit meinem Veroneser Werk ganz beschäftigt und bemühte mich, in Österreich, in Deutschland, in Polen und in Russland die nötigen Summen für den Fortbestand der Institute in Verona und Ägypten zu sammeln.
Dann, mit den unentbehrlichen Instruktionen und Empfehlungsbriefen vom Bischof von Verona ausgerüstet, begab ich mich in die ewige Stadt, um nach Unterbreitung aller meiner Pläne und Wünsche von der höchsten Autorität der Kirche das Gutachten für mein Werk zu erhalten.
Hier darf ich eine Gabe von 20.000 Franken in Gold nicht mit Stillschweigen übergehen, die uns durch die erhabene Munifizenz Ihrer Apostolischen Majestäten Kaiser Ferdinand I. und Kaiserin Maria Anna von Österreich gespendet wurde, wodurch es mir ermöglicht wurde, ein Gebäude für ein Missionsinstitut für die Länder Afrikas in der Nähe des Bischöflichen Seminars zu erwerben.
In Rom, wo ich am 7. Februar eintraf, hatte ich die Ehre, mit besonderer Güte und Bevorzugung von der Hl. Kongregation der Propaganda Fide wie auch von unserem unsterblichen Pius IX. empfangen zu werden. Kardinal Barnabò stattete ich Bericht ab bis in alle Einzelheiten über mein Tun, legte ihm die Beglaubigungsschreiben des Bischofs von Verona vor, nebst dem Dekret der kanonischen Gründung des Missionsinstituts für die Länder Afrikas mit einem Verzeichnis aller Praktiken und Regeln in demselben und auch von den ägyptischen Häusern, sowie die Dokumente über die finanziellen Mittel für die Erhaltung des Veroneser Instituts. Schließlich überreichte ich noch eine mit allen Formalitäten versehene Petition, der sich der Bischof von Verona angeschlossen hatte, die vom Kölner und Wiener Verein ausgegangen war, worin gegenüber dem Apostolischen Stuhl mit aller Unterwürfigkeit die Bitte ausgesprochen wurde, dem Veroneser Institut für Afrika eine Mission speziell im Inneren Afrikas gestatten zu wollen, unabhängig von jeder anderen Jurisdiktion.
Der umsichtige und erfahrene Kardinalpräfekt erwog nun die Sache reiflich und zog Erkundigungen ein über die Organisation meiner Institute und die Geldmittel, die mir zu Gebot standen, die unumgänglich nötig sind, um solchen Unternehmungen eine Zukunft zu sichern, und über die Möglichkeit, bei so schwieriger Aufgabe wirklich gute Resultate zu erreichen. Daraufhin beauftragte er mich, einen Generalbericht über den Zustand des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika der Versammlung der Eminenzen der Kongregation der Propaganda Fide vorzulegen, der 1872 entgegengenommen wurde. Ich selber sollte anwesend sein und dort einen Bericht geben über die Mittel, die ich in aller Demut für die geeignetsten hielt, um Verbesserungen vorzunehmen. In einer Generalversammlung der Propaganda Fide wurden meine Ansichten sodann von den hohen Prälaten, welche die geistlichen Obliegenheiten so großer Teile des Erdkreises zu überwachen haben, besprochen. Nach Verteilung meines Memorandums, gedruckt in der Polyglotten-Druckerei, an die hohen Herren im Purpur, hielten dieselben am 21. eine Sitzung Mai im Vatikan ab, woraus folgende Beschlüsse hervorgingen:
Diese Beschlüsse, vom vortrefflichen Msgr. Simeoni, damals Sekretär der Propaganda Fide, dem höchsten Oberhirten vorgelegt, erhielten am 26. Mai die Zustimmung von Pius IX. Jetzt ist dieser ausgezeichnete Prälat Kardinalstaatssekretär geworden. Im darauffolgenden Juni wurde mir von der Propaganda Fide das hierauf bezügliche päpstliche Breve mit meiner Ernennung zum Apostolischen Provikar zugestellt.
Als meine Geschäfte in Rom erledigt waren und der Hl. Vater Pius IX. mich in Privataudienz nebst P. Pio Hadriano empfangen hatte, der aus der Gegend des Blauen Flusses in Obernubien gebürtig und Priester des Benediktinerordens erster Observanz von Subiaco ist, begab ich mich nach Wien, um Seiner Apostolischen Majestät Kaiser Franz Josef, dem hohen Beschützer unserer zentralafrikanischen Missionen, meine Hochachtung zu bezeigen. Ich durfte mich eines sehr gnädigen Empfangs und Wohlwollens und mancher Vergünstigung erfreuen.
Mit Hilfe des sehr aktiven hochwürdigen Don Antonio Squaranti, Rektor der afrikanischen Institute in Verona und mein Generalprokurator, erledigte ich alle noch ausstehenden Angelegenheiten und trat mit einer ansehnlichen Schar von Mitarbeitern des Evangeliums die Reise nach Ägypten an, in dessen Hauptstadt Kairo wir am 20. September 1872 eintrafen. Sogleich entsandte ich einige Missionare in das Vikariat und ernannte P. Stanislao Carcereri auf unbestimmte Zeit zu meinem Generalvikar und beauftragte ihn, in meinem Namen von dem Haus in Khartum, welches eben die Franziskanerpatres zu verlassen im Begriff standen, da sie bereits von ihrem Oberen ihre Abberufung bekommen hatten, Besitz zu ergreifen. Ferner ließ ich ihn zur Aufnahme der schwarzen Schwestern, die ich von Groß-Kairo in den Sudan überführen wollte und die als Lehrerinnen weibliche Zöglinge dort unterrichten sollten, ein geeignetes Haus mieten.
In der Tat, im Januar 1873 schiffte ich mich an der Spitze von mehr als dreißig Personen auf zwei großen Nilbarken ein, mit denen ich die Reise in den Sudan antrat. Die kleine Karawane bestand aus Missionaren, Schwestern, Laienbrüdern, schwarzen Lehrerinnen, Hilfsarbeitern und schwarzen Zöglingen. Die Schwestern brachte ich vorläufig in dem gemieteten Haus unter, bis es uns die Mittel erlauben würden, ein eigenes Missionshaus für sie zu erwerben.
Es war dies das erste Mal, dass Ordensschwestern den afrikanischen Boden betraten. Seit die Jungfrau Maria dort im Tempel von Jerusalem, als erste unter allen Töchtern Evas, die glorreiche Fahne der heiligen Jungfräulichkeit auf Erden aufgepflanzt hatte und darauf in der Kirche der Glanz dieser hohen Tugend sich entfaltete, sahen wir Scharen frommer Jungfrauen sich vereinigen, die in allen Jahrhunderten, sich dem vollkommensten Gehorsam ergebend, in alle Länder geschickt wurden, um überall die Wohltaten der christlichen Liebe auszuteilen. Wir finden heutzutage diese heldenmütigen Frauen, besonders die bewunderungswürdigen Töchter des Hl. Vinzenz von Paul, in beinahe allen katholischen Missionen des Erdkreises beschäftigt: in England, Amerika, Deutschland, Petersburg und Konstantinopel treffen wir sie an; wir finden sie in Syrien, Armenien, Persien, in der Mongolei, in Ostindien, in China, Australien, an allen Küsten Afrikas.
Sogar die Völkerschaften, die fanatische Anhänger des Korans sind und bei denen die Frauen wenig geachtet werden und ein Gegenstand verwerflichster Leidenschaften werden, können ihnen die Achtung nicht versagen und begegnen ihnen mit der größten Ehrfurcht, ja sie sind voller Bewunderung im Anblick solcher hohen Tugenden der christlichen Barmherzigkeit, so dass nicht selten mohammedanische Sultane solchen Gefühlen Ausdruck verleihen. Zentralafrika allein sah nie zuvor auf seinem Boden katholische Ordensfrauen und die wunderbaren Erfolge ihres Wirkens.
Diese hohe Sendung durch Gottes Fügung war der hoch verdienten Kongregation der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef in Marseille vorbehalten, und die ersten drei mutigen Schwestern, die sich dieser erhabenen Aufgabe widmeten, stammten aus dem Orient, sie waren weder im Besitz von großen Talenten noch mit übermäßigen Kenntnissen ausgestattet, und ihre Gesundheit war auch nicht die blühendste. Doch hohe Sittenreinheit schmückte sie und eine brennende Nächstenliebe; sie ersehnten nichts so sehr, als heilbringend zu werden für dieses elendigste Volk der Erde, damit an ihnen die hohe Verheißung des Völkerfürsten, des hl. Paulus, zur leuchtenden Wahrheit würde: „Dass Gott sich der Schwachen bediene, um die Starken zu beschämen, und der Unwissenden, um die Wissenden zu demütigen, und die da nichts sind, sollen diejenigen beschämen, die etwas sind, damit das Fleisch sich nicht vor dem Herrn rühmen solle.“
Von diesen drei Schwestern vollendeten zwei sehr ruhmvoll ihre irdische Laufbahn, und das Andenken an ihre seltenen Tugenden wird sicher ihre Nachfolgerinnen in diesem mühevollen Apostolat begeistern und ihnen ein Ansporn sein, diesen Vorbildern ähnlich zu werden. Es sind die Schwestern Giuseppina Tabraui und Magdalena Caracassian.
Nach einer langen und anstrengenden Reise von 99 Tagen trafen wir in der Hauptstadt der ägyptischen Besitzungen des Sudans ein. Hier wurde uns ein feierlicher Empfang von Seiten des verehrten österreichisch-ungarischen Konsuls, des Paschas von Khartum, der gesamten katholischen Bevölkerung und sogar der Nicht-Katholiken und Muslime zuteil. Die Missionare brachte ich in den großen Räumen des äußerst ansehnlichen Wohngebäudes unter, welches mein Vorgänger Dr. Knoblecher durch die reichen Spenden des katholischen Österreichs dort gegründet hatte. Für die Missionsschwestern und die schwarzen Lehrerinnen mietete ich für ein Jahr ein Haus, welches dem verstorbenen Malteser Herrn Andrea de Bono gehört hatte.
Einen ganzen Monat nahmen die Organisation dieser Häuser und die Einsetzung der neuen Verwaltung für die Mission in Khartum in Anspruch. P. Carcereri ließ ich als Superior hier zurück, und zu seinem Assistenten ernannte ich Kanonikus Don Pasquale Fiore aus der Erzdiözese Trani, Mitglied meines Veroneser Instituts. Darauf verließ ich Khartum auf einem Schiff der Regierung, welches mir durch die Liebenswürdigkeit Seiner Exzellenz Ismail Ayub Pascha, Generalgouverneur, zu meiner alleinigen Benutzung zur Verfügung gestellt wurde. Nachdem wir 127 Meilen gegen den Strom des majestätischen Weißen Flusses gefahren waren, stiegen wir in Tura-el-Khadra an Land, und mit 28 Kamelen durchritten wir die dichten Waldgebiete der Hassaniden und die glühenden Steppen Kordofans. Am 19. Juni erfolgte unsere Ankunft in El Obeid zur großen Freude aller, besonders des Generalgouverneurs von Kordofan, der wahrscheinlich aus Furcht tags zuvor den Sklavenmarkt, der regelmäßig bisher auf den öffentlichen Plätzen dieser bevölkerungsreichsten Hauptstadt stattfand, provisorisch aufgehoben hatte.
Da wir nicht genug Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef hatten, um ein ständiges Institut für weibliche Zöglinge in Kordofan einzurichten, und da doch bei allen Missionen Zentralafrikas der Unterricht und die Erziehung des weiblichen Teils der Bevölkerung von Frauen geleitet werden muss, ließ ich meine sehr erprobte Cousine Faustina Stampais, aus Maderno am Gardasee in der Diözese Brescia gebürtig, nach El Obeid kommen, welche bisher in Khartum tätig war. Vorher hatte sie im Institut der schwarzen Mädchen in Groß-Kairo mit außerordentlichem Eifer gewirkt. Sie und zwei afrikanische Lehrerinnen brachte ich in einem geeigneten Haus unter, um den Unterricht der schwarzafrikanischen Mädchen zu leiten, die losgekauft werden sollten oder sich als Sklavinnen dorthin flüchten würden.
Später, als ich ein großes Haus, welches durch die öffentliche Straße vom Institut der schwarzen Jungen getrennt lag, gekauft und eingerichtet hatte, besorgte meine Cousine die Verwaltung desselben bis zum Februar 1874, als die Übergabe an die Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef erfolgte. So gelang es mir in kurzer Zeit mit Hilfe der eifrigen Missionare und Schwestern, die beiden Institute von Kordofan, welche außerordentlich viel Gutes für das bedeutende Apostolat in den Länder Zentralafrikas leisten werden, zu organisieren.
Für jetzt will ich mich nicht in Einzelheiten ergehen über das Apostolat der Missionare und Schwestern, sei es in Kordofan oder Khartum, welches schon so ungemein tröstliche Resultate geliefert hat. Auch werde ich schweigen über meine eigene Tätigkeit und den Zustand des Landes, wie ich ihn angetroffen habe, und über die schrecklichen Vorkommnisse des Unwesens der Sklaverei. Dies alles gehört in einen gesonderten Bericht, den ich mir für die Zukunft vorbehalte. Übrigens habe ich schon verschiedene kurze Mitteilungen darüber in den Jahresberichten der Vereine Frankreichs, Deutschlands, Österreichs und Italiens gegeben. Ich werde damit fortfahren, wie ich zu Beginn beschlossen habe, und hier ein kurzes Gesamtbild des ganzen Werkes entwerfen.
Seit Januar 1849 war ich in Verona mit einem vortrefflichen jungen Afrikaner bekannt geworden mit Namen Bakhit Caenda, der der Familie des Grafen Minescalchi angehörte, geboren in Caco im Stamm von Ghebel Nuba. Er war in ganz Italien wohl bekannt und besonders in der Propaganda Fide geschätzt. Innige Freundschaftsbeziehungen und die gleichen Interessen für sein Heimatland verbanden mich jahrelang mit ihm, diesem begeisterten katholischen Afrikaner. Mit mir sah das sehr gut katholische Verona bewundernd zu diesem Nuba auf, dessen Glaube unerschütterlich und dessen Frömmigkeit so auserlesen war und der mit diesen ausgezeichneten Eigenschaften große Charakterfestigkeit verband. Durch ihn bekam ich einen hohen Begriff von den Nuba, und wohl hundertmal sagte ich zu dem vortrefflichen Bakhit: „Ich ruhe nicht eher, bis ich das Kreuz Jesu Christi in deinem Vaterland aufgepflanzt habe!“ In den ersten Jahren meines Amtes war dieser Wunsch wie unerfüllbar, weil die apostolische Tätigkeit der Missionare Zentralafrikas damals auf den Weißen Fluss beschränkt war. Aber als ich als Verwalter dieses apostolischen Gebietes kam und alle Tage Gelegenheit hatte, vom Land der Nuba sprechen zu hören, von der Treue und dem Mut nubischer Sklaven, die häufig nach El Obeid kommen, da wurde mein Herz von neuem von dem brennenden Wunsch ergriffen, die Glaubensfackel unter sie zu tragen.
Darum gab ich mir alle Mühe, mich über dieses Nachbarvolk kundig zu machen. Ich zog Erkundigungen ein bei einem der Polizeichefs des Diwans, einem häretischen Kopten, dessen eine Frau mit dem ersten Häuptling der Nuba verwandt und mit welchem er eng befreundet war. Die Vorsehung führte bald die erwünschte Gelegenheit herbei, diesen Mann kennenzulernen. In El Obeid war nämlich einer der Nuba-Häuptlinge von Delen mit Namen Said-Aga eingetroffen, und Maximos, jener Polizeibeamte, brachte ihn am Morgen des 16. Juli 1873 zu mir in die Mission, während wir gerade die Kirche verließen, am Schluss der Andacht zur Anbetung des hl. Sakramentes, welche ich in allen Kapellen Ägyptens und des Vikariats eingeführt habe und welche jeden Mittwoch abgehalten wird, um durch das anbetungswürdige Herz Jesu die Bekehrung der Länder Afrikas zu erlangen. Den Nuba-Häuptling behandelte ich mit aller Zuvorkommenheit, zeigte ihm die verschiedenen Werkstätten, worin Handwerk und Kunst betrieben werden, die kleine Schule der afrikanischen Jungen und Mädchen, ich spielte ihm einiges auf dem Harmonium vor und führte ihn vor den Hochaltar, wo ich ihn auf die Statue der Madonna und auf anderes aufmerksam machte.
Als ich sah, wie sehr Said-Aga über alles Freude zu erkennen gab, trug ich ihm meinen Wunsch vor, mit dem ersten Häuptling der Nuba bekannt zu werden, und verhehlte ihm nicht, dass ich vorhätte, eine Mission unter den Nuba zu gründen. Der gute Said-Aga, der sich vor Bewunderung all dessen, was er in der Mission gesehen, nicht fassen konnte, unterließ es nicht, sobald er in sein Land zurückgekehrt war, mit dem Cogiur, ihrem Oberhaupt, davon zu sprechen, so dass sich Cogiur Kakum entschloss, mich in Kordofan aufzusuchen.
So war es denn in der Tat für mich eine höchst angenehme Überraschung, zwei Monate nach der Abreise Said-Agas den ersten Häuptling der Nuba in der Mission von El Obeid mit einem Gefolge von mehr als zwanzig Personen, teils kleinere Häuptlinge und Diener, am Mittwochmorgen, 24. September, während wir wieder aus der Andacht zum hl. Herzen Jesu kamen, eintreffen zu sehen. Den ganzen Tag unterhielt ich mich mit ihm und seiner Begleitung; ich sprach weitläufig mit ihm über mein Vorhaben und zeigte ihm alles. Die Werkstätten und die Klänge des Harmoniums machten ihn aufs höchste erstaunen. Alle Instrumente und Handwerksgeräte, die er sah, Schaufeln, Hacken, Hobeln, Sägen, Feilen, Nägel etc., wünschte er zu besitzen. Als er dann sah, wie ich mit den Füßen den Blasebalg des Harmoniums betätigte, während sich zu gleicher Zeit meine Finger auf den Tasten bewegten, denen ich harmonische Akkorde und Tonverbindungen entlockte, konnten er und sein Gefolge sich vor Verwunderung und Entzücken nicht fassen, und er sagte: „Agiaeb“. (Das ist „das reine Wunder.“) „Du weißt alles, du bist ein Wundertäter!“
Er näherte sich dem Harmonium, und da er vergebens versuchte, Töne hervorzubringen, rief er aus: „Du bist der Sohn Gottes, du vermagst aus einem Stück Holz die herrlichsten Töne erklingen zu lassen, Töne, die noch schöner sind als Vogel- und Menschengesang, meine Nuba werden mir nicht glauben, wenn ich ihnen von all diesen Wundern erzähle.“
Dann führte ich sie in dem Institut der afrikanischen Mädchen umher und stellte ihnen ein im Veroneser Institut ausgebildetes schwarzes Mädchen mit Namen Domitilla Bakhita vor und einige andere nubische Mädchen, die alle so schöne Arbeiten machen und schreiben konnten. Auch dies versetzte sie in das größte Erstaunen, und der Häuptling rief aus: „Du bist der größte Sterbliche auf der Welt, keiner kommt dir gleich!“
Ich sagte ihm, dass es Tausende von Menschen in Europa gäbe, die mehr wüssten als ich; dass es Menschen dort gäbe, die sich sehr viel in Gedanken mit den Afrikanern beschäftigten und uns das Geld spendeten, um zu den Afrikanern zu gehen und sie all das zu lehren, was die Weißen wissen, die Christen sind und welche ein glorreiches, hochweises Oberhaupt verehren, den sie Papst nennen, Oberhirt aller Christen. „Ja, dieses Oberhaupt der ganzen Christenheit der Welt, der Stellvertreter (Ukail) Gottes auf Erden ist, liebt euch sehr, und hat mich in euer Land gesandt, um euch Gutes zu tun, dass ihr die Wahrheit erkennen möchtet, damit ihr auf ewig glücklich werdet.“ Alle antworteten hierauf: „Agiaeb!“ (Wunder!) Und der Häuptling sagte: „Wir sind unwissend, wir wissen und können nichts, komm du zu uns, und sag uns, was wir tun sollen, wie es dir recht ist, und wir und unsere Frauen, Söhne und Töchter, unsere Sklaven, unsere Kühe, unsere Schafe, selbst die Erde und die Blätter der Bäume werden dir zu Diensten sein.“
Er wiederholte seinen Besuch in der Mission an den darauffolgenden vier Tagen, und es wurde verabredet, dass ich den Nuba sogleich nach Beendigung der Regenzeit mit einigen Gefährten einen Besuch abstatten und wahrscheinlich nach genauer Kenntnisnahme des Landes dort unter ihnen eine Mission an einem geeigneten Platz errichten würde. In dieser Hoffnung und voller Freude über mein Vorhaben begaben sie sich auf die Heimreise.
Schon im Juli, als der Nuba-Häuptling Said-Aga zu mir gekommen war, hatte ich meine Gefährten in Khartum von diesem Ereignis und meinem Vorhaben benachrichtigt, eine Expedition zu den Nuba zu unternehmen. P. Carcereri wurde von dieser Nachricht ganz elektrisiert und bat mich wiederholt sehr eindringlich, mich dorthin begleiten zu dürfen, und bot sich sogar an, diese Kundschaftsreise ohne mich zu machen, in welchem Fall er die Reise nach Europa gern noch verschieben wolle, um sich mit seinem Generalsuperior abzusprechen. Ich überlegte mir die Sache und forderte ihn auf, nach El Obeid zu kommen. Meine Absicht war, ihm die Erkundungsreise entweder anzuvertrauen oder ihn als meinen Stellvertreter in El Obeid zurückzulassen, falls ich selbst gehe würde.
Derselbe traf am 1. Oktober in El Obeid ein, und ich entschied mich schließlich, ihn reisen zu lassen, und wie er es wünschte in Begleitung eines Mitgefährten, des P. Franceschini; doch bestimmte ich noch einen zweiten Begleiter in der Person von Herrn August Wisniewski, eines außerordentlich mutigen und erfahrenen Mannes aus der preußischen Diözese von Ermland, der schon mehr als zwanzig Jahre der Mission verbunden war. Dieser hatte ununterbrochen mit unermüdlichem Eifer, mit großer Klugheit und Ausdauer in den alten Stationen des Vikariates gute Dienste geleistet und war vertraut mit dem Reisen in das Innere der Länder Afrikas. Diese drei begaben sich also auf die Erkundungsreise zu den Nuba. Zur größten Sicherheit verwendete ich mich beim Pascha von Kordofan um eine militärische Begleitung für meine Reisenden, welche von dem früher genannten Polizeibeamten Maximos angeführt wurde. Mit allem Nötigen ausgestattet, verließen sie El Obeid am Abend des 16. Oktober 1873.
Nach meinem Dafürhalten hätte diese Reise mehrere Monate in Anspruch nehmen sollen, allein man kehrte in der allerkürzesten Zeit schon zurück, indem nur das nächste Gebiet der Nuba, Delen, einer Untersuchung unterzogen worden war, die nicht länger als zwei Tage dauerte. Allerdings hatte man sich mit dem ersten Häuptling, dem Cogiur Kakum, in Verbindung gesetzt, welcher ihnen von einer Anhöhe aus die vielen Dörfer gezeigt hatte, welche am Fuß der ringsum liegenden Hügelreihen ausgebreitet sind, die P. Carcereri auf einer in Verona erschienenen Landkarte namhaft gemacht hat. Schon am 28. desselben Monats befand er sich wieder in El Obeid. Er konnte mir alles bestätigen, was mir Said-Aga und der Häuptling bei ihren Besuchen gesagt hatten.
Nachdem ich die bestmöglichsten Anordnungen für die Mission in Kordofan getroffen hatte, begab ich mich in Gesellschaft von P. Carcereri und der Laienbrüder Wisniewski und Domenico Polinari zu meiner Hauptresidenz Khartum. Auf dieser außerordentlich mühseligen Reise hatte ich das Missgeschick, den linken Arm zu brechen, nachdem wir einen beschwerlichen Wüstenweg von acht Tagen hinter uns hatten. An dem der hl. Katharina von Alexandria geweihten Tag scheute mein Kamel vor einer Hyäne, die in der Nähe war, und das ohnehin sehr ängstliche, furchtsame Tier jagte nun wie gehetzt davon, indem es kreuz und quer durch die Wüste stürmte, wobei es mich mit solcher Heftigkeit zur Erde schleuderte, dass mir das Blut aus dem Mund kam und ich die Besinnung verlor und wie tot dalag.
Nachdem ich vierundzwanzig Stunden unter einem Zelt geruht hatte, welches der brave Wisniewski und Domenico aufgerichtet hatten, die mir auch den Arm mit nassen Tüchern verbanden und in eine Schlinge legten, musste ich wieder aufs Kamel steigen und dankte der Vorsehung innigst dafür, die mich erbarmungsvoll wenigstens Wasser finden ließ als einziges Hilfsmittel bei diesem Unglücksfall. Die vier Tage, die ich auf dem Kamel zuzubringen hatte, wurden mir sehr schwer, denn das Tier hatte eine unregelmäßige, schwerfällige Gangart und drehte sich fortwährend nach allen Seiten, um sich der Fliegen zu erwehren, wodurch die Schmerzen, die ich litt, äußerst heftig wurden, und ich mit großer Anstrengung endlich Omdurman erreichte, welches der Mündung des Weißen und Blauen Flusses gegenüber liegt. Auf einem Schiff, das durch die Güte des Generalgouverneurs für mich bereit lag, machte ich die Fahrt bis zur Mission. Zwei arabische Ärzte und Chirurgen nahmen meinen Arm in Behandlung, und ich musste denselben drei Monate in der Schlinge tragen. In dieser langen Zeit konnte ich nur sehr wenig schlafen, da ich mich nicht ausstrecken durfte. Das Zelebrieren des hl. Messopfers war mir in dieser Zeit auch nicht möglich.
Am 11. Dezember, bald nach der Abreise von P. Carcereri nach Europa, trafen vier neue Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef in Begleitung des Priesters Don Giovanni Losi aus meinem Veroneser Institut und mehrerer weißen und schwarzen Laienbrüder ein. Jetzt war ich genötigt, ein größeres Gebäude zu erbauen, weil das frühere, gemietete Haus aus der Hinterlassenschaft von Herrn Andrea de Bono, genannt Latif Effendi, von den Erben reklamiert wurde zur Unterbringung des preußischen Vizekonsuls Herrn Rosset, und weil es überdies zu klein war. Dem neuen, großartigen Etablissement gab ich eine Länge von 112 Metern und ließ dasselbe auf guten Fundamenten aus Ziegel- und Felssteinen bauen von den Spenden, die ich teils von den Wohltätigkeitsvereinen Europas, teils durch die Großzügigkeit Seiner Apostolischen Majestät Kaiser Ferdinand I. und seiner Gemahlin Kaiserin Anna von Österreich und Seiner Königlichen Hoheit, des verstorbenen Erzherzogs von Österreich-Este Franz V., Herzog von Modena, erhalten hatte. Dieses Haus bestimmte ich für das ganze weibliche Personal des Missionswerkes in Khartum.
Während ich mit den Gefährten auf dem Missionsfeld tätig war, schloss P. Carcereri in meinem Namen einen fünfjährigen Vertrag ab mit Hochwürden P. Kamillo Guardi, Generalvikar der Krankenpfleger. In diesem Vertrag wurde festgelegt, dass die Ordensleute der Kamillianer dem Provikar von Zentralafrika in der Weise, wie die Pfarrer einer Diözese ihrem betreffenden Bischof bezüglich der Jurisdiktion und der Seelsorge unterworfen sein sollten. Ferner sollte ein Haus in Berber mit einem Oberen gegründet werden, welcher sich der Pfarrseelsorge der Katholiken, die in der Provinz Suakin am Roten Meere und in Taka, nicht weit von der nördlichen Grenze Abessiniens, zerstreut wohnen, sowie der katholischen Bewohner des alten Reiches von Dongola, westlich vom Nil in Obernubien, annimmt. Beide Teile unterschrieben dieses Übereinkommen, worin die Vertragspartner sich verpflichten, die einzelnen Rechte und Bedingungen auf einen Zeitraum von fünf Jahren einzuhalten, nach deren Ablauf ein neuer auf Erfahrungen sich stützender Vertrag zu Gunsten des Apostolats der Länder Afrikas gemacht werden soll.
Inzwischen hatte sich die Hl. Kongregation der Propaganda Fide in Rom in ihrer Generalversammlung im Vatikan am 14. August 1874 mit den Angelegenheiten des Vikariats von Zentralafrika sehr eingehend beschäftigt, um demselben in seinen Einrichtungen ein Sicherheit und Dauer versprechendes System an die Hand zu geben, wodurch demselben eine größere Entfaltung ermöglicht würde. Durch ihr Organ Kardinal Franchi, Präfekt der Kongregation der Propaganda Fide, beauftragten mich die Eminenzen, eine neue Mission in Ghebel Nuba zu errichten mit den Mitteln, die mir im Augenblicke zu Gebot ständen, damit jene Unglücklichen zum Christentum bekehrt würden. Man geruhte, mich mit Instruktionen voll praktischer Weisheit und erhabenen Anleitungen zum Besten des so schwierigen und mühevollen Vikariats zu versehen; besonders wurden mir Verhaltungsmaßregeln bezüglich der schrecklichen Geißel der Sklaverei und der daraus folgenden furchtbaren Lage der Schwarzen gegeben.
Endlich wurden die Grundsätze festgelegt, die zu befolgen seien bei der Erziehung der Afrikaner zum Priesterstand, sowie die Art und Weise, die bösen Neigungen, die vorherrschend sind bei diesen Völkerschaften, zu bekämpfen, sowie den eingewurzelten schlechten und lasterhaften Gewohnheiten bei den Christen im Vikariat entgegenzuwirken. Der hohe Kirchenfürst schloss diese Anweisungen mit einigen für mich ehrenvollen Worten, die ich nicht ohne Widerstreben hier mitteilen und nur deshalb auf das genaueste wiedergeben will, damit die Wohltäter unseres großen Werkes in Kenntnis von meinen und der Mitgefährten Bemühungen für die Christianisierung der unglücklichen Länder Afrikas gesetzt werden und erfahren, wie viel uns schon mit Gottes Gnade gelungen ist; damit die Opferliebe und der Eifer für unsere Sache bei all denen, die uns durch ihr Wohlwollen immer unterstützt haben, noch zunehme und sie für diese wichtigen Missionen uns immer reichlichere Mittel zufließen lassen. Möchten sie es im ganzen katholischen Deutschland verbreiten, was der hoch verdiente Kölner Verein zum Loskauf und für die Erziehung armer Afrikaner sich vorgenommen hat. Der Schluss des Schreibens des Kardinals lautet:
„Im Übrigen macht es mir Freude, Ihnen mitteilen zu können, dass die Eminenzen, meine Herren Kollegen, Ihre große Tätigkeit im Interesse des von Ihnen unternommenen schwierigen Werkes der Evangelisierung dieser barbarischen Völker sehr lobend anerkennen und Sie auffordern, sich durch kein Hindernis beirren zu lassen, Ihren Weg weiter zu gehen, im vollsten Vertrauen auf die göttliche Hilfe, die Ihnen nicht fehlen wird. - Alessandro Kardinal Franchi, Präfekt“
Als mich das offizielle Schreiben der Kongregation der Propaganda Fide in Khartum erreichte, worin ich ermächtigt wurde, eine neue Mission in Ghebel Nuba zu gründen, schickte ich eine kleine Karawane, die mit allem Nötigen ausgerüstet war, nach Kordofan ab, um gleich ans Werk zu gehen. Dem Superior in El Obeid, Don Salvatore von Barletta, gab ich die Weisung, sich der neuen Expedition zu den Nuba anzuschließen. Zu gleicher Zeit kam ich den übernommenen Verpflichtungen nach, welche vertraglich mit dem P. General der Krankenbrüder festgehalten waren, indem ich mich nach Berber begab und dort eines der schönsten und bequemsten Häuser der Stadt gegen sofortige Zahlung erwarb; und dort quartierte ich P. Franceschini nebst einem Laienbruder meines Instituts ein und wies sie an, die nötigen Renovierungen darin vorzunehmen, um einen religiösen Orden anständig dort unterzubringen.
Kaum war ich wieder in Khartum zurück, als eine Karawane von sechzehn Personen aus meinen Instituten dort eintraf. Es waren Missionare, Brüder des Hl. Kamillus von Lellis und Schwestern, welche unter Führung von P. Carcereri den Weg über Wadi Halfa und Dongola genommen und die Reise von Kairo nach Khartum in 103 Tagen zurückgelegt hatten.
Ich schickte sogleich einige Priester und Laienbrüder nach Kordofan und befahl den Aufbruch nach Ghebel Nuba, mit der Ernennung des vortrefflichen, unermüdlich tätigen Don Luigi [Aloysius] Bonomi aus dem Veroneser Institut als Leiter jener Mission.
Im April 1875 kam Oberin Emilienne Naubonnet in Begleitung einer jungen frommen Ordensschwester auf dem Weg über das Rote Meer und die Wüste Suakin nach Khartum. Diese mutige Oberin, aus Pau in Frankreich stammend, übernahm die Leitung des Haupthauses der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef in Khartum. Sie hatte die Jurisdiktion über alle Häuser und Ordensschwestern, die von dieser religiösen Gesellschaft schon gegründet sind oder noch in Zentralafrika gegründet werden. Die barmherzige Gnade Gottes schickte uns zum größten Segen diese seltene Frau, denn die Tätigkeit der weiblichen Gemeinschaften ist in diesem so wichtigen, höchst schwierigen Vikariat unentbehrlich und bildet eine der Hauptbedingungen des Gelingens, sowohl was den Unterricht als auch alle Werke der christlichen Liebe anbelangt, und bildet eine Schutzwache für die Schwestern, die in die Missionen des Landesinneren entsandt werden.
Auch können die Missionare in einem Land, wo die primitivsten Sitten herrschen, ohne die Hilfe der Frauenarbeit nicht auskommen. Mutter Naubonnet ist eine Missionsveteranin des Orients, sie war eine der ersten Schwestern, die sich seit den Kreuzzügen dort niederließen. In Zypern war sie neun Jahre Oberin und in Syrien mehr als zwanzig Jahre, wo sie in Saïda, in Devir-el-Zamar und in Beirut Häuser gründete. Beim schrecklichen Gemetzel in Syrien 1860 tat sie Wunder der christlichen Liebe und stand Tausenden von Unglücklichen bei. Die armen Waisen, deren Familien unter dem Messer der grausamen Drusen ihren Tod gefunden hatten, sammelte sie mit liebevollstem Eifer auf und brachte sie in ihr auf den Ruinen des alten Sidon erbautes Haus. Groß war meine Freude, dass eine Frau den reichen Schatz ihrer Erfahrungen zum Besten der unglücklichen afrikanischen Völker Zentralafrikas anwenden will. Nachdem diese ausgezeichnete Frau schon dreißig Jahre rastloser Tätigkeit im Orient hinter sich hat, unterwirft sie sich in Demut und Gehorsam dem Ruf, der an sie ergeht, begibt sich auf das Meer, fährt den Nil stromaufwärts, legt die heißen Wüstenstrecken zurück und erscheint in Zentralafrika, wo sie ein neues Feld für ihre Aufopferungsfähigkeit, für ihre Ausdauer in harter Arbeit, für ihren Scharfblick findet.
Als ich die Brüder des Hl. Kamillus in Berber unter Leitung von P. Carcereri installiert hatte und die Mission von Khartum an Kanonikus Pasquale Fiore übergeben war, schiffte ich mich in ansehnlicher Gesellschaft von Missionaren und zwei Schwestern auf einem Regierungsdampfboot ein, um Kordofan und Ghebel Nuba einer Inspektion zu unterwerfen. Am Fest der Himmelfahrt Mariens kamen wir mit dreißig Kamelen in El Obeid an. Hier spendete ich das hl. Sakrament der Taufe sechzehn Erwachsenen, die von den Missionaren und den Schwestern vorbereitet waren, und das hl. Sakrament der Firmung verschiedenen Katholiken; trostreiche Zeremonien, die ich und meine Missionare zu wiederholten Malen auf den Hauptmissionsstationen des Vikariats vornahmen, wie in den französischen, deutschen und italienischen Jahresberichten schon mitgeteilt wurde. Am 15. September machte ich mich mit einigen Missionaren und Schwestern auf die Reise nach Ghebel Nuba, indem wir zwölf Kamele mit uns führten.
Als wir schon fünf Tage unterwegs waren und uns mitten im Wald von Singiokae befanden, begegnete uns ein räuberischer Baggara-Araber von der Rasse der Omur zu Pferd; ich schenkte ihm eine Kopfbedeckung, nämlich ein langes und breites Stück Seide, das er sich um den Kopf wand zum Schutz gegen die sengenden Sonnenstrahlen, und beauftragte ihn, unsere baldige Ankunft bei den Nuba, dem ersten Häuptling und den Missionaren zu melden. Der Araber, in Erwartung eines weiteren Trinkgeldes, gab seinem Pferd die Sporen und brauste nach Delen davon. Zu unserer freudigen Überraschung kam uns der große Häuptling schon eine halbe Tagesreise von Delen entfernt entgegengeritten, von Lanzenträgern und mehr als fünfzig Nuba gefolgt, die zum Teil mit Gewehren bewaffnet und voller Freude über unsere Ankunft waren. Kaum wurde der Häuptling meiner ansichtig, als er vom Pferd stieg, sich meinem Kamel näherte, mir die Hand küsste und sich wiederholt tief vor mir verneigte, und in dem arabischen Dialekt von Kordofan sagte: „Gott hat dich uns gesandt, alles ist zu deiner Verfügung, unsere Familien, unsere Kinder, Kühe, Schafe, Ziegen, unsere Hütten, unsere Äcker. Du bist unser Vater, und wir sind deine Kinder; alles, was du uns zu tun befiehlst, werden wir ausführen, und wir werden glücklich sein!“
Zu so viel Höflichkeit machte ich gute Miene und erwiderte, dass ich gerade deshalb gekommen sei, um ihr Vater zu sein, und wenn sie sich als gute Kinder zeigten und die Lehren der Missionare und Schwestern befolgten und unseren Vorschriften willig nachkämen, würden sie schon in diesem Leben und dereinst im Himmel glücklich werden. Dem geistlichen und weltlichen Oberhaupt bedeutete ich, dass er seinen Untergebenen mit gutem Beispiel in der gehorsamen Annahme all dessen vorangehen müsse, was wir sie im Namen Gottes lehren würden, und nun stieg ich, unterstützt von Cogiur Kakum, vom Kamel.
Die Nacht war prachtvoll, der Mond stand silbern am Himmel, und eine Myriade von Sternen funkelte hernieder; auf einer lieblichen Ebene breiteten wir unsere Matratzen aus, und auf einer Decke, die wir auf die Erde legten, bereiteten wir das Mahl und erquickten uns fröhlich und tranken das Wasser, das uns die Nuba brachten. Diese guten Wilden standen die ganze Nacht bei uns Schildwacht und zündeten große Feuer an, um die wilden Tiere zu verscheuchen und sich selbst etwas zu erwärmen. Der oberste Häuptling dünkte sich in der Tat der reichste König zu sein im Besitz einer gewöhnlichen Soldatendecke, in die er sich während der Nacht einhüllte; denn als ich bei Anbruch des Tages fragte, ob er gut geschlafen habe, erwiderte er mit sehr fröhlichem Gesichtsausdruck: „Wie sollte ich unter dem Schutz Gottes und einer so schönen Decke nicht gut schlafen?“ (In Europa hätte dieselbe fünf Franken gekostet!) „Ich nehme dein Geschenk mit auf mein Pferd und werde mich in meiner Residenz immer nachts damit zudecken.“
Nun bestieg ich das Pferd des Häuptlings, aber ein Diener musste es an der Hand führen, denn seit mich das Kamel abgeworfen hatte und ich mir den linken Arm gebrochen hatte, war mir das Reiten zuwider. Um die Mittagszeit trafen wir unter Freudenschüssen und dem Jubel des Volkes und der Unter-Cogiuren (Priester) vor der Umfriedung des Missionshauses ein und wurden mit außerordentlicher Freude vom Oberen daselbst und den übrigen Gefährten der Mission willkommen geheißen. Die Aufnahme, die ich bei den Nuba und ihrem Oberhaupt fand, war voll zuvorkommender Freundlichkeit. Auch erhielt ich den Besuch von verschiedenen „Gnuma“, ein äußerst tapferes, wildes Volk, welches ganz nackt geht; sie sind groß und wohl gebaut und sehr kriegerisch. Sie töten bei räuberischen Überfällen der muslimischen Giallaba, die sie zu Sklaven machen wollen, alle unbarmherzig. Die Bewohner der nächstliegenden Anhöhen kamen auch zu mir, so dass ich berechtigte Hoffnung habe, in diesen Gegenden viel Gutes tun zu können, viel mehr als es bei den Völkern möglich ist, die von den Irrtümern des Islam angesteckt sind. Doch da auch hier sehr vielem Aberglauben entgegenzuwirken ist, die sonderbarsten Zeremonien und Gebräuche unter dem sie gänzlich beherrschenden Einfluss eines Geistes, den sie ‚Okuru‘ nennen, vorkommen, so ist es vor allem notwendig, ehe wir mit dem apostolischen Werk der Verkündigung des Evangeliums beginnen, dass wir gründlich die Dialekte der Nuba studieren, denn mit dem Arabischen kommt man hier nicht aus.
Ohne Zeit zu verlieren, nahm ich mir deshalb das Studium dieser Sprache vor unter Mithilfe des vortrefflichen Don Luigi Bonomi, der schon mit Don Gennaro Martini bei seinem halbjährigen Aufenthalt unter den Nuba viele Wörter von ihnen selbst erlernt hatte. Der oberste Häuptling, mit dem ich mich in kordofanischem Arabisch, das ihm ganz geläufig war, verständlich machte und der überhaupt einen ungewöhnlichen Verstand zeigte, bemühte sich selbst, mir vieles von ihrer Sprache mitzuteilen.
Die Leser, die von Flintenschüssen gehört haben, um meine Ankunft zu feiern, werden gewiss denken, die Nuba seien schon so in der Zivilisation vorgeschritten, dass sie sich der Feuerwaffen bedienten, wie wir sie in Europa haben. Aber so verhält es sich doch nicht. Die Giallaba, diese Händler mit Menschenfleisch, verließen gewöhnlich Kordofan mit Lanzen und vergifteten Pfeilen bewaffnet, und machten Raubzüge in die Gebirgsländer von Ghebel Nuba, in die Gebiete der Gianghe, der Schilluk, der Fertit und anderer Stämme, und griffen die armen Schwarzen an, um sie zu Sklaven zu machen und nackt, an den Füßen gebunden, mit einem Strick um den Hals und in Joche von großen Balken gespannt auf die Sklavenmärkte in El Obeid, Dongola, Khartum zu führen, wo sie dann nach Ägypten oder in die Gegenden des Roten Meeres oder nach Syrien verkauft werden.
Aber seit durch die zunehmende Zivilisation in Ägypten und durch verschiedene syrische, türkische und europäische Kaufleute die Zündnadelwaffe in Gebrauch kam und im Sudan eingeführt wurde, sowohl das Remington- als das Chassepot-Gewehr mit guter Munition versehen, gaben die Giallaba Bogen und Pfeile und Lanzen auf, und machten jetzt Jagd auf die Schwarzen mit Pulver und Blei. Die Nuba, ein sehr mutiges, kriegerisches Volk, in den Bergen versteckt, konnten sich häufig sehr gut gegen ihre Angreifer verteidigen, und es gelang ihnen nicht selten, sich ihrer Schusswaffen und Munition zu bemächtigen. Seit der Zeit sind sie bei ihren Angreifern gefürchtet und sind jetzt besser imstande, dieselben von ihrem Gebiet fernzuhalten. So kam es denn, dass, sobald sie mich erblickten, sie Kugeln und Pulver von mir haben wollten, denn das war ihnen ausgegangen, und sie hatten nur kleine Steinchen, die sich in dem Granitgebirge in Menge vorfanden, womit sie sich behalfen.
Hier muss ich auf die außerordentlich schwere Aufgabe aufmerksam machen, der sich der Missionar in Zentralafrika zu unterziehen hat, wo so viele Völker mit den verschiedensten Sprachen wohnen. Man zählt deren mehr als hundert, welche semitischen Ursprungs sind und meistens nur aus einsilbigen Worten bestehen; in Ermangelung jeglicher Kultur und Schriftkunde beschränken sie sich nur auf die notdürftigsten Begriffe, also das Wenige, was diese primitiven Völker in ihrem Alltag ohne jegliche Tragweite benötigen. So ist es denn sehr schwierig, ihnen die Erhabenheit unserer hl. Religion verständlich zu machen. Außer der arabischen Sprache, die in viele afrikanische Dialekte geteilt ist, welche die muslimische Bevölkerung in den ägyptischen Besitzungen des Vikariats spricht, sind es die eben erwähnten über hundert verschiedenen Sprachen, die der europäischen Forschung noch unbekannt geblieben sind. Es gibt weder ein Wörterbuch noch eine Grammatik, noch irgendein Buch bei ihnen. Die einfachsten Worte selbst für „lesen“, „schreiben“, „lernen“, „buchstabieren“ etc. fehlen.
Während der für Indien, Persien, China, die Mongolei, Amerika und Australien bestimmte Missionar vorher in Europa in den Ausbildungsinstituten die Sprachen dieser Völker mit Hilfe von Wörterbuch, Grammatik und Büchern zu erlernen imstande ist, muss der arme Missionar in Zentralafrika mit den unglaublichsten Anstrengungen alles aus dem Mund der Eingeborenen ziehen, die im besten Falle, wenn sie als Sklaven bei Muslimen waren, etwas Arabisch verstehen. Der Missionar der Länder Afrikas ist nicht nur allen Entbehrungen und dem sengenden Klima ausgesetzt, sondern hat auch, wie wir sehen, mit den ungeheuren Mühen beim Erlernen und Erforschen der Sprachen zu kämpfen, und ist gezwungen, Wörterbuch und Grammatik, die Zeitwörter mit ihren Abwandlungen, die Beugungen der Wörter etc. niederzuschreiben. Und das alles geschieht nicht mit Hilfe geschickter Lehrer und Bücher, die uns darüber Auskunft geben, nein, irgend ein Wilder, der nichts weiß und versteht und keine Ahnung hat von dem, was Grammatik ist, und der nur die Kenntnis einiger weniger arabischer Worte hat, muss das tun. Alle, die sich mit dem Erlernen von Sprachen beschäftigt haben, werden also ermessen, wie unendlich groß die Schwierigkeiten sind, die ich soeben geschildert habe.
Ich selbst habe in den Jahren 1858 bis 1859 solche Erfahrungen gemacht, als ich mich beim Stamm der Kich in der Station „Heiligkreuz“ zwischen dem 6. und 7. Grad nördlicher Breite mit den Tiroler Gefährten Josef Lanz, Johann Beltrame und Angelus Melotto aufhielt. Wir waren die ersten, die mit Ausdauer und Geduld das erste Wörterbuch, die erste Grammatik und den ersten ausführlichen katholischen Katechismus in der Dinka-Sprache verfassten. Don Bartholomäus Mosgau, Gründer dieser Station, aus Laibach gebürtig, hatte vor uns nur eine Anzahl Wörter aufgeschrieben und sie seinem Nachfolger Lanz hinterlassen. Dieses Manuskript benutzten wir zu unserem Studium, wie auch zwei Alumnen, die etwas Arabisch verstanden, uns behilflich waren. Die Ergebnisse unserer Forschungen wurden dem gelehrten Kanonikus Dr. Mitterrutzner, Direktor des bischöflichen Gymnasiums in Brixen und Sekretär von Bischof Fessler, während des allgemeinen Vatikanischen Konzils mitgeteilt. Dieser ausgezeichnete Mann ist der beste Kenner des Apostolats von Zentralafrika, er ist eines der bedeutendsten und tätigsten Mitglieder des Komitees des Marienvereins.
Zwei junge Schwarze aus dem Stamm der Dinka und Bari unterstützten ihn bei der Abfassung eines Wörterbuches, einer Sprachlehre und der Evangelien für die Sonn- und Festtage in der Bari-Dinka-Sprache nebst deutscher Übersetzung, deren Herausgabe mit lateinischen und italienischen Anmerkungen in Brixen 1864 erfolgte und die sich durch große Genauigkeit und sehr tiefes Studium auszeichnete. Dieser Mann, der ein großes Talent für die Sprachen und hervorragende Kenntnisse in der Philologie besitzt, ist von unsäglichem Nutzen für die Missionare in den Gegenden dieser wilden Völker gewesen, wir verdanken seiner wackeren Mithilfe und Förderung den Fortgang des hl. Missionswerkes; er war es auch, der bei den guten Katholiken Tirols und Bayerns für uns sammelte, und für unsere Sache sehr tätige und ausgezeichnete Missionare, Gostner, Überbacher, Lanz und viele andere, angeworben hat.
Der unermüdliche Beltrame ließ später eine sehr klar abgefasste Grammatik der Dinka-Sprache auf Italienisch drucken, und gegenwärtig besorgt die italienische geografische Gesellschaft die Herausgabe seines Bari-Dinka-Wörterbuches zur Bereicherung der Wissenschaft und zur besonderen Benutzung der künftigen Missionare am Weißen Fluss. Da die Dinka und Bari keine Schriftzeichen haben und diese bei all den noch unbekannten Sprachen Zentralafrikas, wie auch bei den Nuba-Völkern, von denen die Rede ist, fehlen, so habe ich mich auf den Rat vieler Autoritäten hin entschlossen, die lateinischen Schriftzeichen anzuwenden, wie Mitterrutzner und viele andere es taten, weil dies von ganz großer Bedeutung ist für die Missionare der katholischen Kirche, die sich in jene Länder begeben haben. Was die Aussprache dieser afrikanischen Sprachen betrifft, um dieselbe so gut als möglich in Annäherung mit dem Lateinischen zu bringen, habe ich beschlossen, zum Teil das von Lepsius und von dem ausgezeichneten gelehrten Sprachforscher Graf Francesco Miniscaldi-Evizzo von Verona aufgestellte System zu befolgen, was letzterer dem Venezianischen Institut vorschlug.
Was die Terminologie der katholischen Kirche angeht, um in den afrikanischen Sprachen die hl. Sakramente und die Glaubenssätze auszudrücken, die Eucharistie, die Transsubstantiation, die hl. Messe etc., habe ich angeordnet, die Ausdrücke der lateinischen Kirche auf Lateinisch anzunehmen, und dann den zentralafrikanischen Völkern in ihrer Sprache die Erklärung darüber zu geben und eine möglichst klare Umschreibung in ihrer Sprache von den Gegenständen des Katechismusunterrichts folgen zu lassen. Es ist ein System der Klugheit und von großer Bedeutung, welches wir hier in Anwendung bringen, und das jedem einleuchten wird, der sich in der Geschichte der Häresien in den ersten Jahrhunderten der Kirche Jesu Christi auskennt.
So ging ich denn daran, zusammen mit Don Luigi Bonomi, mit der größten Sorgfalt die Sprache des interessanten und intelligenten Nuba-Volkes zu studieren, in dessen Mitte ich weilte. Wir durchliefen beide die Umgebung, um Erfahrungen bei den Eingeborenen zu sammeln über die Art ihres religiösen Aberglaubens, ihre Sitten, Gewohnheiten und ihre Kunstfertigkeiten, die sich noch in den Anfängen befinden, und ihre Überlieferungen. Über die Resultate unserer Untersuchungen sind schon einige vorläufige Ergebnisse von den Missionaren Martini und Bonomi veröffentlicht worden. Eine eingehendere Beschreibung wird nachfolgen, wenn wir Sprache und Land noch besser studiert haben werden, denn es ist mein fester Grundsatz, nichts davon zu veröffentlichen, bevor ich es nicht selbst auf das gründlichste untersucht habe.
Einen amtlichen Bericht vom 8. Oktober 1875, den ich von der ersten Station aus, unter den Nuba in Delen, an die Hl. Kongregation der Glaubensverbreitung schickte, will ich hier einschalten. Derselbe lautet:
[Siehe Brief an Kardinal Franchi vom 8. Oktober 1875]
Da, wie ich schon von Anfang an erwähnte, die Werke Gottes alle vom Kalvarienberg ihren Ursprung nehmen, hat auch die Mission unter den Nuba diesen Leidensweg gehen und die Merkmale des Kreuzes tragen müssen. Während ich vorstehenden Bericht an die Hl. Kongregation schrieb, erkrankte Don Gennaro Martini am Wechselfieber, zwei Tage darauf erkrankten auch die beiden Kamillianerpatres Franceschini und Chiarelli. Pollinari litt schon längere Zeit daran. Schwester Germana Assuad aus Aleppo, Oberin des Instituts für die Afrikaner, wurde schon seit längerer Zeit von heftigen Fieberanfällen heimgesucht. Weil sich ihr Zustand so sehr verschlimmerte, glaubten wir, auch sie zu verlieren. Sämtliche Schwarzafrikaner, Männer wie Frauen, die im Dienst der Mission standen, erkrankten einer nach dem anderen. Ich selbst wurde auch heftig vom Fieber geschüttelt und am selben Tag auch Don Luigi Bonomi, der sich seit seiner Abreise aus Europa stets der besten Gesundheit erfreute hatte. Bei ihm nahm die Krankheit gleich eine gefährliche Wende.
Die barmherzige Liebe des Allmächtigen hatte allein noch August Wisniewski und Schwester Magdalena Caracassian verschont. Sie wenigstens konnten den anderen beistehen. Doch nach wenigen Tagen erkrankten auch diese, und der gute Wisniewski fing an, sich hinfällig zu fühlen, so dass zuletzt alle Mitglieder, welche die Mission von Nuba ausmachten, von Krankheit heimgesucht waren und unsere Mission sich in ein Hospital verwandelt hatte. Mit Worten lässt es sich nicht beschreiben, wie meine Seele litt, denn das ganze Gewicht der Verantwortung lastete in jener Zeit auf mir. Eine große Niedergeschlagenheit befiel mich. Das Fieber stellte sich bei allen als ein Wechselfieber heraus, so dass diejenigen, die heute unter der Heftigkeit des Fiebers stöhnten, am anderen Tag Ruhe empfanden und den anderen beistehen konnten, die gerade vom Fieber heimgesucht wurden. Mit Don Bonomi stand es so übel, dass ich an seiner Wiedergenesung zweifelte. In solcher Bedrängnis griff ich zu dem Mittel, das sich immer in meiner zwanzigjährigen Erfahrung in solchen afrikanischen Fieberanfällen als das beste erwiesen hatte, nämlich Luftveränderung gemäß dem Ausspruch des Hippokrates: „Fuge coelum in quo aegrotasti“ [Fliehe den Himmel, in dem du erkrankt bist].
Da ich verschiedene Mitglieder religiöser Gemeinschaften hier vereinigt hatte, fühlte ich diesen gegenüber eine große Verantwortung auf mir ruhen, und dies sowie auch meine eigene Erkrankung bewog mich, an eine Luftveränderung zu denken, denn ich fühlte, dass bei diesem Notstand nicht das geringste Nützliche zu erreichen war, und dass es wohl so Gottes Wille sein müsse. Mein Plan war, uns auf unbestimmte Zeit nach Singiokae zurückzuziehen, das vierzehn Stunden von Delen entfernt ist. Aber wie sollte dies ins Werk gesetzt werden? Zu Fuß diese Reise zu machen, würde für alle der gewisse Tod gewesen sein, und weder Kamele, Pferde noch Esel standen zu unserer Verfügung, denn im ganzen Land gab es deren nur vier oder fünf, zudem reichte unser Salzvorrat, um die Speisen und die wenige Brühe zu würzen, die einzige Nahrung für die Fieberkranken, nur noch für zwanzig Tage. Die meisten der unsrigen waren es sicher auch nicht gewöhnt, nach Landesbrauch auf Kühen oder Stieren zu reiten.
Ach, was für Tage schwerer Heimsuchung waren das für mich, und wie zermarterte ich meinen Geist, um in unserer elenden Lage die beste Entscheidung zu treffen. Sie sollte sich noch verschlimmern durch die Ankunft einer Botschaft von Seiten des Gouverneurs von Kordofan, der mir von Birch aus, drei Tagesreisen von Delen entfernt, schrieb, ich möchte die Station in Delen für den Augenblick aufgeben, denn er könne auf Grund der Drohungen des benachbarten Stammes der Baggara-Nomaden für unser Leben nicht einstehen. Zu gleicher Zeit hatte der Mudir zwanzig Kamele zu unserer Weiterbeförderung mitgeschickt. Der Überbringer der Botschaft hatte außerdem der kranken Oberin erzählt, dass sich tausend Mann Soldaten in Birch und Umgebung beim Gouverneur befänden mit vier Kanonen, und dass dieser Letztere vorhabe, die dem Häuptling Kakum unterstehenden Dörfer anzugreifen, da sie den pflichtmäßigen Tribut nicht bezahlt hätten. Auf diese Mitteilung hin kam die Oberin sofort zu mir gelaufen und beschwor mich, doch augenblicklich unsere Abreise anzuordnen, sonst würden wir noch alle von den muslimischen Soldaten massakriert, die bei solchen Anlässen immer sehr grausam zu sein pflegten.
Angesichts dieser gefahrvollen Lage ließ ich den Häuptling Kakum zu mir rufen und ermahnte ihn, den schuldigen Tribut zu entrichten, wie er es in früheren Jahren auch getan habe. Er erklärte mir jedoch, dass dies momentan durchaus unmöglich sei, und ich möchte dies dem Gouverneur schreiben und ihn bitten, bis zur nächsten Ernte zu warten, dann würde alles bezahlt werden. Sogleich schickte ich einen Boten mit einem Schreiben zum Gouverneur, worin ich ihm hiervon Mitteilung machte.
Diese neue Verlegenheit erhöhte noch beträchtlich unseren Notstand, so dass, nachdem ich inbrünstig zu dem göttlichen Herzen Jesu und unserer Herrin vom hl. Herzen und allen hl. Beschützern gebetet hatte, ich alle vier Missionare in unserer Hütte versammelte, um ihren Rat zu hören. Sie waren alle für das einstweilige Verlassen der Station, und verpflichteten sich, im Fall der wiedererlangten Gesundheit dahin zurückkehren zu wollen. Don Bonomi fügte hinzu, dass, wenn er sich nicht gegenwärtig so übel fühlte, er trotz aller Depeschen des Gouverneurs auf seinem Posten verbleiben würde; er unterwerfe sich schließlich gänzlich meinen Entscheidungen.
Auch die Schwestern waren dieser Meinung, so dass ich auch in Anbetracht des Umstandes, dass uns die Medikamente ausgingen, in meinem Plan, uns nach Singiokae zurückzuziehen noch mehr bestärkt wurde, wo wir so uns lange aufhalten wollten, bis alle wiederhergestellt wären. Dort würde es auch möglich sein, durch die Güte des Gouverneurs das uns fehlende Salz und andere notwendige Dinge zu erhalten. Ich hatte gleich den Verdacht, dass der Gouverneur eigentlich mit seiner Depesche nichts anderes bezwecken wollte, als uns im Interesse der nichtswürdigen Sklavenjägerei von den Nuba zu entfernen, denn ich hatte sichere Kunde bekommen, dass der Baggara-Häuptling dem Gouverneur erklärt habe, dass, so lange wir unter den Nuba seien, er den Sklavenraub nicht hinreichend ausüben könne, um den jährlichen Tribut damit zu bezahlen, den das Gouvernement von Kordofan ihnen auferlegt habe.
Ohne Zeit zu verlieren, wurden die Kamele mit den Kisten beladen, und die ganze Station mit den Hütten und was sich darin befand in die Obhut von Häuptling Kakum gegeben, worauf unsere Abreise am Morgen des 30. Oktober erfolgte. Auf den Reisen durch die Wälder und heißen Wüstenstrecken Afrikas ist es immer meine Gewohnheit, einer der Letzten zu sein, die das Kamel besteigen, um das Aufladen zu überwachen und das ganze Personal im Auge behalten zu können, damit niemand zurückbleibt, und damit ich überall nach dem Rechten sehen kann. Die Kamele mit ihren Lasten gehen in den Wäldern, durch die keine Pfade führen, niemals in geordneter Weise, und oft entfernt sich eins vom andern auf einer Fläche von ein bis zwei Meilen, ohne dass die übrigen Teile der Karawane dessen gleich gewahr werden. Am Morgen des 30. Oktober ließ man die Kamele aufbrechen, nachdem sie beladen oder bestiegen waren, wobei es allmählich sieben Uhr geworden war. Und nun bestieg ich mein Tier mit dem Janitscharen, den der Gouverneur zu meiner Begleitung geschickt hatte. Um 7.15 Uhr war die ganze Karawane, die einen Wald von vierzehn Stunden zu passieren hatte, in dem Löwen und andere wilde Tiere hausten, in Bewegung.
Wir waren kaum eine Stunde unterwegs, als P. Franceschini sich in so jammervollem Fieberzustand befand, dass er absteigen musste, und ich und die Schwestern eilten herbei, um ihm Hilfe zu leisten. Nachdem er eine gute halbe Stunde auf dem Gras gelegen hatte, fühlte er sich wieder fähig, das Kamel zu besteigen. Indes ordnete ich an, dass die Schwestern, August und der Janitschar an seiner Seite bleiben sollten. Mühsam ging es vorwärts, doch schon nach einer Stunde anstrengenden Rittes erklärte P. Franceschini, dass er nicht mehr weiter könne, er habe zu große Atembeschwerden. Wir führten den Schwankenden unter einen Baum, befeuchteten seine Stirn mit Wasser und versuchten, ihm in jeder Hinsicht Erleichterung zu verschaffen. Doch da das Fieber fortwährend zunahm, er außerdem schreckliche Magenbeschwerden hatte, und das Wasser, welches wir in zwei kleinen Schläuchen bei uns führten, zu Ende zu gehen begann, die Küchenvorräte und Matratzen sich bei dem von uns getrennten Teil der Karawane befanden, schickte ich unverzüglich zwei Führer mit Kamelen in vollem Lauf ab, um Don Luigi und P. Alfonso zu benachrichtigen, dass sie die Kamele, die mit Proviant und Matratzen etc. beladen waren, sofort umkehren ließen, da die Reise für den Augenblick nicht fortgesetzt werden könnte. Zum Glück führte ich das hl. Öl bei mir für alle Fälle, wofür ich der Vorsehung sehr dankbar war.
Der Zustand Franceschinis verschlimmerte sich sehr, und dabei war kein Wasser mehr vorhanden, um ihm die Stirn zu kühlen und Umschläge auf den Magen zu machen. Wir alle fühlten schmerzlich das Elend, in dem wir uns befanden, und wir sahen auch keinen Ausweg und keine Hilfe, um aus diesem Notstand herauszukommen. Nach dreistündigem, unsäglichem Leiden verfiel Franceschini, der auf der Erde auf einer Decke lag, in einen tiefen Schlaf und schwitzte eine gute Stunde. Bei seinem Erwachen fühlte er sich, - Gott sei Dank! - bedeutend besser. Schon war es zwei Uhr geworden, und diejenigen, die uns Matratzen, Wasser und Lebensmittel bringen sollten, waren immer noch nicht zurückgekommen. Ein brennender Durst verzehrte uns. Wir hatten nichts zum Essen, um den Hunger zu stillen. Alle lagen wir ausgestreckt auf der Erde. Da sich Franceschini etwas erleichtert fühlte, und ich ihn als einen mutigen, willenskräftigen jungen Mann kannte, schlug ich ihm vor, die Kamele wieder zu besteigen und den Versuch zu machen, die Gefährten einzuholen. So setzten wir denn unsere Reise bei der furchtbarsten Hitze fort, unter der wir unsäglich litten.
Nach vierstündigem, äußerst beschwerlichem Weg gewahrten wir von weitem eine jener Pfützen schmutzigen, schwarzen Wassers, in welche die Kühe, Schafe und Ziegen hineinzutreten pflegten, um nach Bedürfnis ihren Durst zu stillen. Wir ließen die Kamele hier trinken, und obgleich das Wasser ekelhaft und übel riechend war, löschten wir damit auch unseren brennenden Durst. Es kam uns vor wie die beste Erquickung. Der Abend war indes herangekommen, und das Gebrüll der Löwen ließ sich vernehmen. Wir hatten jetzt einen dichten Wald zu durchreiten, zwei Stunden lang, wobei unsere Burnusse und Kopfbedeckungen und die Schleier und Kleider der Schwestern durch die stacheligen Gewächse total zerrissen wurden. Da ich das Weitergehen in der finsteren Nacht für höchst gefährlich hielt und das Gebrüll der Löwen stärker wurde und wir von der Anstrengung im höchsten Grad mitgenommen waren, bestand ich darauf, Halt zu machen, obschon ich mich in Opposition befand mit den Ansichten von August, dem Janitscharen und den Kamelführern, die behaupteten, wenn wir hier anhielten, würden wir eine Beute der Löwen werden.
Ich befahl also, sie sollten sofort alle absteigen, und bot den Kamelführern und dem Janitscharen 3 Megedi-Taler (14 Franken), wenn sie die Reise fortsetzten und die übrige Karawane einholten, die so lange warten sollte, bis wir sie erreicht hätten. Sie sollten dann sofort wieder umkehren und uns Matratzen und alles Nötige mitbringen. Doch sie weigerten sich hartnäckig und sagten, sie könnten sich unmöglich allein durch den Wald schlagen, sie würden sicher von den Löwen zerrissen. Darauf ließ ich rund herum hohe Feuer anzünden, die die ganze Nacht unterhalten werden mussten, um die Löwen abzuhalten. Wir breiteten sodann unsere Satteldecken am Boden aus und legten uns nieder.
Von Hunger und Durst gequält, brachten wir eine schreckliche Nacht zu, und wie groß waren erst meine Seelenqualen! Denn ich war ja gänzlich ohne Nachricht über das Schicksal der übrigen Karawane und fürchtete, sie habe sich verirrt, oder sie sei umgekehrt oder zu Grunde gegangen. Wir waren alle vom Fieber geschwächt, der eine mehr, der andere weniger, und hatten so lange gefastet, und wussten nicht, in welcher Gegend wir Halt gemacht und wie weit von unserem Reiseziel wir noch entfernt waren. Da fand der Janitschar zum Glück noch in seiner Tasche ein kleines Stückchen rohes Fleisch von einem Hammel, der vor drei Tagen geschlachtet worden war. Es waren aber nur fünf bis sechs Unzen, und dabei war es halb schon in Fäulnis übergegangen. Beim Durchsuchen meiner Reisetasche kam ebenfalls noch eine kleine Schachtel zum Vorschein mit einem Stückchen Salzfleisch ungefähr von acht Unzen, welches ich in Khartum gekauft hatte. Wie froh waren wir über diese Entdeckung! Und in Ermangelung eines Gefäßes, um das bisschen Fleisch zu kochen, taten wir beides in die Doka (ein Stück Eisen zum Wiegen, worin die Araber des Sudans ihr Brot bereiten), und nachdem es einige Minuten auf dem Feuer gewesen war, teilten wir das Fleisch unter uns. Das Fleisch war schneller verschwunden als ich es niederzuschreiben vermag.
Wie priesen wir den Herrn, der sich beim Brüllen der Löwen, mitten in den Wäldern, unser erbarmend erinnert hatte! In der Morgendämmerung, erschöpft von Hunger und Durst, zitternd von Kälte und ermattet von den Strapazen, setzten wir unseren Weg fort, und gelangten nach achtstündigem Ritt nach Singiokae, wo wir den übrigen Teil der Karawane in den Hütten der Wilden untergebracht fanden, denn sie waren einige Stunden früher als wir dort eingetroffen. Jetzt wurde das Rätsel aufgeklärt, und ich erfuhr den Zusammenhang der ganzen Geschichte. Die Kamelführer, die ich von dem Baum aus entsandt hatte, worunter wir mit P. Franceschini Zuflucht gesucht hatten, trieben unsere Gefährten zum Weitergehen an, anstatt die Karawane zum Stillstand zu bringen, wie ich ihnen aufgetragen hatte, um uns zu erwarten, und sagten, ich hätte befohlen, sie möchten nur immer weiter vorangehen, wir kämen ihnen auf einem kürzeren Weg nach.
Da Don Bonomi uns nach mehreren Stunden nicht eintreffen sah, hieß er die Kamelführer anhalten und schickte sich an, uns Wasser und Vorräte entgegenzuschicken. Doch diese blieben bei ihrer ersten Behauptung und wollten nicht zurückbleiben; so sahen sie sich denn gezwungen, die Reise fortzusetzen, und waren in völliger Unkenntnis, wo wir geblieben wären, so dass sie dieselbe Angst um uns ausstanden, wie wir um sie. In Singiokae blieben wir einige Tage zu unserer Erholung; erst war es mein Plan, die Kranken hier länger verweilen zu lassen, und dann erst nach Delen zurückzukehren; da aber deren Zustand nicht der beste war, schickte ich sie in unser Missionshaus von Kordofan. Überdies waren in dem Dorf Singiokae alle Einwohner geflüchtet und hatten ihre Herden mitgenommen, damit sie nicht in die räuberischen Hände der Truppen des Mudirs fallen sollten; diese hätten nicht nur den schuldigen Tribut gefordert, sondern sich in den Besitz ihres Viehes und ihrer Vorräte und ihrer Sklaven gesetzt, und sie wären auch genötigt gewesen, das Militär zu beköstigen. Deshalb fanden wir dort weder Fleisch noch Butter noch Sonstiges, um die Kranken damit angemessen zu ernähren. Dadurch wurde ich gezwungen, mit allen die Reise bis nach Berket Koli fortzusetzen, wo sich der Mudir und seine Leute befinden sollten, durch den wir uns das Notwendige beschaffen konnten.
Damit meine Leser die Notwendigkeit meines Entschlusses noch besser einsehen, sei es mir erlaubt, Folgendes hier einzufügen: Die Regierung von Kordofan hat schon seit längerer Zeit die Absicht, die angrenzenden, von verschiedenen arabischen Nomaden-Rassen bewohnten Gebiete endlich ganz zu erobern und von diesen Völkern jährliche Steuern zu erheben, sei es an Geld, Vieh, Getreide oder Sklaven. Da man aber hierbei auf Widerstand stieß, und sie sich weigerten, diese Abgaben zu bezahlen, wurde der Brauch eingeführt, dass die Regierung jedes Jahr einige höhere Offiziere mit einer Anzahl Truppen in diese Gegenden schickt, die diese Abgaben mit Gewalt erzwingen, wobei nicht selten Stockschläge und Peitschenhiebe angewandt werden. Aber außerdem, wie ich vorhin schon erwähnte, machen sich diese Regierungstruppen Beraubungen aller Art schuldig und plündern und zerstören die Hütten der armen Eingeborenen.
Nachdem wir eine Tagesreise von Singiokae entfernt waren, hörte ich, dass Berket ebenfalls von der Bevölkerung aus demselben Grund verlassen worden wäre und dass der Mudir mit seinen Soldaten in die Berge von Tegheta marschiert sei. Er habe einige Offiziere und einige Soldaten zurückgelassen, die er mir zur Verfügung gestellt habe. Leider ließ das Fieber unter den Missionaren und Schwestern nicht nach, und weil uns alle Hilfsmittel fehlten, entschloss ich mich, meine Karawane nach El Obeid zu führen, wo die Kranken alle Bequemlichkeit im eigenen Haus und die geeigneten Medikamente finden konnten, und Hoffnung vorhanden war, dass alle wiederhergestellt würden. Auch diese Reise war mit viel Sorge und Angst verbunden, denn es war äußerst mühselig, die Kranken auf dem Rücken der Kamele mitzuführen, bei sengender Sonnenhitze am Tage und sehr kühlen Nächten. Und so ging es immer weiter durch die nicht enden wollende Ebene.
Hoffentlich wird alles in das große Buch desjenigen eingeschrieben, dem wir unser Leben ganz geweiht haben, ein Leben voller Gefahren und Leiden, nur allein um das hohe Ziel zu erreichen, die Seelen der Gewalt des bösen Feindes zu entreißen. So gelangten wir dann achtzehn Tage, nachdem wir die Nuba verlassen hatten, lebendig, jedoch sehr mitgenommen und erschöpft, in unserer Niederlassung in El Obeid an. Der göttlichen Gnade verdankten wir, dass wir so vielen Gefahren entgangen sind. Mit unbeschreiblicher Freude wurden wir von den Unseren empfangen, die nicht wenige Sorgen um uns ausgestanden hatten. Durch Gottes Fügung traf es sich, dass gerade der ausgezeichnete Dr. Pfundt, ein Arzt und Naturforscher, in dieser Hauptstadt anwesend war. Diesem vortrefflichen Mann übergab ich meine Kranken, welche nach wiederholten sehr heftigen Fieberanfällen, die die verschiedensten Formen annahmen, und nachdem sie viele Medikamente zu sich genommen hatten, durch Gottes Beistand alle ohne Ausnahme ihre Gesundheit wiedererlangten, denn Gott verlässt den nicht, der auf ihn vertraut.
Nur allein der unerschöpflichen Güte Gottes verdanke ich es, dass es mir gelungen ist, allen Mitgliedern der gefahrvollen Mission von Ghebel Nuba das Leben zu erhalten.
In der Hauptstadt Kordofans fand ich sehr wichtige Depeschen vor, die meine sofortige Abreise nach Khartum und Ägypten nötig machten. Ohne Zeitverlust wurde dieselbe ins Werk gesetzt, nachdem ich mit den Gefährten und dem Gouverneur meine Anordnungen getroffen hatte. Don Bonomi wies ich an, die Mission von Ghebel Nuba mit etlichen Gefährten wieder aufzunehmen, sobald seine Gesundheit ihm dies erlauben würde. Die Schwester Germana und August waren in meiner Begleitung. Als wir die unermesslichen Ebenen und dichten Gummiwälder hinter uns hatten, bestiegen wir in Tura-el-Khadra in Gesellschaft des amerikanischen Generals Colston das Dampfschiff, welches ihm entgegengeschickt worden war, und so kamen wir glücklich und wohlbehalten in Khartum an.
Ehe ich die Hauptstadt der ägyptischen Besitzungen im Sudan verlasse, ist es meine Schuldigkeit, einige Andeutungen über einen kleinen Teil des Apostolats von Zentralafrika zu machen und bezüglich der aus einigen tausend Personen bestehenden häretisch christlichen Kopten, welche Nubien bewohnen und dem bischöflichen Stuhl von Khartum unterworfen sind. Dies kleine Fünkchen Christentum, welches an dessen glorreichste Zeiten erinnert und welches sich inmitten der Finsternis des Islam und des Heidentums bis zu unseren Zeiten erhalten hat, ist der Erwähnung wert, sowohl im Interesse der Kirchengeschichte als auch in Hinsicht der Mission von Zentralafrika.
Wie ich schon sagte, besteht Nubien zu einem großen Teil aus den gewaltigen Gebieten Äthiopiens, welche beinahe alle die ausgedehnten Länder Afrikas unter den beiden Wendekreisen, dem Roten Meer und dem Indischen Ozean bis zum Niger und nach Guinea umfassen. Die Alten teilten Äthiopien in Gebiete mit unterschiedlichen Namen ein. Die bekannteste Einteilung stammt von Ptolemäus: die Insel Meroe, Äthiopien südlich von Ägypten, und das Innere von Äthiopien. Die Insel Meroe umfasste die Länder zwischen dem Nil jenseits der Wüste und dem Blauen Fluss. Nach Meinung einiger dehnte sich dieses Gebiet ins Unermessliche rechts vom Weißen Fluss aus. Nubien, das heutige Äthiopien und die Gebiete der Galla, welche von Ptolemäus als Troglodyten-Land der Alten bezeichnet wurden, ein Gebiet, das man für Indien hielt, bildeten den größten Teil Äthiopiens unter ägyptischer Herrschaft.
Das Innere Äthiopiens umfasste alle Länder zwischen dem südlichen Niger und dem Südwesten von Abessinien sowie die Länder jenseits der Linie des Äquators. Einige alte Geschichtsschreiber verstehen im Allgemeinen unter Äthiopien die eine Hälfte Afrikas, und teilen es in Ober- und Unterafrika, bestehend aus einem unermesslich großen Reich, das durch die Araber, die Türken und Nachbarvölker wieder bis zur Hälfte verkleinert wurde. Abessinien, Nubien und ein Teil von Guinea bildeten Oberäthiopien. Die Äthiopier, einst eine große, mächtige Nation, dehnten ihre Herrschaft bis nach Syrien aus; doch der große Sesostris, König von Ägypten, unterjochte sie. Äthiopien war im Altertum berühmt auf Grund der Kriege, die seine Bewohner gegen die Ägypter führten, und auch wegen seines Reichtums durch Handel. Dieses Land brachte Kupfer und Eisen und andere Mineralien hervor, auch war sein Reichtum an kostbaren Edelsteinen sehr groß, besonders an Smaragden.
Abt Terzi von Laurier gibt uns eine Beschreibung von Äthiopien und seinen Provinzen. Er sagt, das große Reich von Ober- und Unteräthiopien habe aus vierzig Königreichen bestanden, die er aufzählt, und sei bewohnt gewesen von häretischen Christen und götzendienerischen Schwarzen, und er gibt uns ein Bild von den vielerlei Sprachen, Sittenzuständen, Trachten dieser Völker, welche einem Monarchen, ‚Negus‘ genannt, Gehorsam leisteten, der sich rühmte, von König David durch seinen Sohn Salomon und die Königin von Saba abzustammen. Er berichtet, dass dieser Monarch zu einer gewissen Zeit 72 tributpflichtige Könige gehabt habe, und spricht von Unteräthiopien mit seinen Provinzen und von der berühmten Insel Meroe mit ihren Hauptstädten und mit der Burg der Königin Kandake, und gibt eine chronologische Reihenfolge aller Fürsten Äthiopiens von der Königin von Saba an bis zum Kaiser Fasilides, Verfolger der Katholiken im Jahr 1660. Die Tradition sagt, diese Königin habe die Stadt Soba erbaut oder vergrößert, von der man im Dorf Soba heute noch einige Ruinen am rechten Ufer des Blauen Flusses, drei Stunden von Khartum entfernt, erblickt.
Rinaldi berichtet, dass die Äthiopier von den Juden die Beschneidung annahmen, dass ihre Weisen einen unsterblichen Gott, die Ursache aller Dinge, und einen sterblichen Gott ohne Namen anbeteten, ehe der Eunuch der Königin Kandake sich zum Christentum bekehrt hatte, der der erste Heide war, der sich taufen ließ. Er fügt hinzu, dass Äthiopien, mit Ausnahme von Abessinien, den alten Römern unbekannt gewesen sei. Zur Zeit der Regierung Konstantins des Großen sei dieser Teil Äthiopiens von den Römern entdeckt worden. Es finden sich noch Spuren römischer Macht an einigen Punkten in Unternubien aus der Zeit vor Christi Geburt, besonders auf der Insel Philae. Auf zwei Wegen wurde das Evangelium in Äthiopien verbreitet. Der erste war der durch den Eunuchen der Königin Kandake, von dem in der Apostelgeschichte die Rede ist. Sie residierte in Axum, Hauptstadt des Reiches in Gugi Nyam Nyam, nicht weit vom Blauen Fluss, wo sie auf Geheiß einer göttlichen Eingebung einen prachtvollen fünfschiffigen Tempel zu Ehren Gottes und der hl. Maria von Sion erbauen ließ. Nachdem der Eunuch vom hl. Philippus die Taufe empfangen hatte, verkündete er in den Provinzen, die am Roten Meer liegen, das Evangelium, und drang vor nach Äthiopien, wo er eine große Menge Ungläubiger zur Religion Jesu Christi bekehrte.
Der andere Weg ist uns durch den hl. Matthäus bekannt, der in Unteräthiopien das Evangelium lehrte, und einige behaupten, dass der hl. Markus in Unternubien das Christentum gepredigt habe. Außerdem bediente sich die göttliche Vorsehung eines anderen sehr wirkungsvollen Mittels, um diese Völker zu Anfang des vierten Jahrhunderts unter der Herrschaft von Constantius und Maximian zu erleuchten. Meropius, ein Philosoph aus Tyrus, unternahm eine Reise nach Indien oder nach Äthiopien, unterhalb Ägyptens gelegen, mit zwei Knaben, die in verschiedenen Sprachen unterrichtet waren; der eine hieß Aedesius, der andere Frumentius. Allein, da die Äthiopier im Aufstand gegen die Römer waren, wurde Meropius getötet, und die zwei Kinder wurden vor den König von Äthiopien gebracht, der sie lieb gewann, und als sie herangewachsen waren, ihnen Ehrenstellen bei Hofe übertrug, wo sie bald in solchem Ansehen standen, dass ihnen nach dem Tod des Königs die Regierung und die Sorge für den Thronerben übertragen wurde.
Als dieser volljährig geworden war, kehrte Aedesius nach Tyrus zurück, wo er zum Priester geweiht wurde, und Frumentius stattete bei seiner Ankunft in Alexandria dem hl. Athanasius über den Zustand Äthiopiens Bericht ab, wurde von demselben zum Bischof geweiht und zurückgesandt, um sich der Bekehrung der Äthiopier anzunehmen. Dies gelang ihm auf bewunderungswürdige Art zur Zeit der Regierung von Abraha.
Frumentius errichtete seinen bischöflichen Stuhl mit Hilfe einiger Kleriker, die der hl. Athanasius ihm beigegeben hatte, in Auxuma oder Axum, welches die Hauptstadt des Reiches war. Seit jener Zeit wurde Äthiopien von mehreren Bischöfen regiert, in Abhängigkeit vom betreffenden Metropoliten, und blieb immer dem Patriarchen von Alexandria unterworfen. Das Klosterleben fand damals ebenfalls durch die berühmten Einsiedler und Mönche aus Theben und Ägypten Eingang in Äthiopien. Die Überreste vieler Klöster, die an verschiedenen Orten des Landes nach der Regel des hl. Antonius und des hl. Basilius errichtet worden waren, geben hiervon Kunde, so wie auch die Berichte der Kirchengeschichtsschreiber. Bis in die Hälfte des fünften Jahrhunderts erhielt sich das Christentum in Äthiopien in seiner Reinheit.
Doch Dioscorus, Patriarch von Alexandria im Jahr 449, verfiel zum Unglück in die Irrtümer des Eutychius, Archimandrit von Konstantinopel. Dioscorus war ein ehrgeiziger, gewaltsamer Mann, der trotzdem in dem großen Patriarchat viel Geltung besaß. Er wollte die Sache des Eutychius auf dem unbefugten Konzil von Ephesus (Latrocinium) vertreten und zog beinahe alle Bischöfe, die dem alexandrinischen Patriarchat unterworfen waren, mit in den Irrtum. So entstand die eutichianische Ketzerei, die die berühmte Kirche von Alexandria von der katholischen Einheit trennte, so dass nach und nach ganz Äthiopien, welches einen Teil von diesem bedeutenden Patriarchat ausmachte, derselben verfiel. Die Bewohner dieses großen Reiches, obschon beinahe von allen Seiten von barbarischen Völkerschaften umgeben, erfreuten sich immer der erbarmenden Güte des Allmächtigen, der im Alten und Neuen Testament sehr schöne Strahlen der heiligen und wahren Religion über sie ergoss. Doch verstrickt in die Finsternis der Irrlehre, entblößt von Bischöfen, die dem Hl. Stuhl von Rom gehorsam waren, und jeglicher Hilfe beraubt, verloren sie die Glaubensreinheit und wurden die unglücklichen Opfer falscher Lehren. Sie blieben unter der Ägide häretischer Bischöfe, die ihnen vom Patriarchat von Alexandria geschickt wurden.
Der ‚Oriens Christianus‘ zählt die Namen und Geschichte von vierzig Metropoliten Äthiopiens auf. Nach dem 52. arabischen Kanon können die Äthiopier keinen Patriarchen unter ihren gelehrten Männern wählen, weil dieser der Jurisdiktion des Patriarchen von Alexandria unterstellt ist, und weil diesem Sitz die Ernennung und Weihe des sogenannten katholischen Metropoliten für Äthiopien zusteht, der mehr in Abhängigkeit ist und nicht das Recht hat, Metropoliten einzusetzen, wie der Patriarch von Alexandria; obschon er gleiche Ehre genießt, hat er doch nicht die gleiche Macht. Der katholische Metropolit ist also in der Tat der Patriarch der Äthiopier, aber er ist doch nur Vikar des Patriarchen von Alexandria, obschon er eine größere Zahl Untertanen als jener hat.
Die Äthiopier haben sich stets eine hohe Meinung für den erhabenen Patriarchensitz von Alexandria bewahrt, der ihnen die Bischöfe schickte, und sie blieben ihm auch immer treu; sie ließen niemals zu, dass von ihrem Metropoliten mehr als sieben Bischöfe gewählt wurden, aus Furcht, es möchte in der Kirche von Äthiopien zwölf Bischöfe geben. Bei dieser Zahl verlangen die Orientalen, einen eigenen Patriarchen zu haben; so war sichergestellt, dass sie das Joch der Kirche von Alexandria nicht abschüttelten und einen von jenem Sitz unabhängigen Patriarchen erwählten. Heutzutage würde diese Befürchtung schwerlich eintreffen, denn es existieren nur zwei Bischofssitze, deren Inhaber ihre Sendung vom Patriarchen in Alexandria erhalten: der von Abessinien mit sehr ausgedehnter Jurisdiktion, und der von Khartum mit der Jurisdiktion über ein paar Tausend Kopten, die zum großen Teil der Diözese Esna zugehören und auf den weiten ägyptischen Besitzungen des Sudans, welche zu unserem Vikariat gehören, zerstreut leben.
Die religiösen Unterschiede der christlichen Dissidenten Äthiopiens bestehen in der Beschneidung, der Reinigung, der Feier des Sabbats, im Fasten bis zum Abend, in der Enthaltung vom Schweinefleisch in vielen Gegenden und von Fischen ohne Schuppen, in der Verstoßung der Frau, und in der Vielweiberei, welche jedoch im Allgemeinen selten vorkommt. Sie verwerfen das Fegefeuer und glauben, dass der Hl. Geist nur aus dem Vater allein hervorgehe und dass die menschliche Natur in Christus der göttlichen gleich sei. In Christus nehmen sie nur einen Willen an, sie erneuern die Taufe und sagen, dass die Seelen der Gerechten sich Gott erst am Ende der Welt erfreuen. Sie kennen die hl. Wegzehrung nicht und machen keine Unterscheidung in der Zahl und der Art der Sünden. Gedankensünden und das Verlangen, die zehn Gebote zu übertreten, rechnen sie sich nicht an. Ferner glauben sie, dass die Seele nicht von Gott erschaffen sei, sondern aus der Materie hervorgehe. Sie verwerfen das Ökumenische Konzil von Chalcedon, in welchem Dioscorus verurteilt wurde, und den Primat der Heiligen Katholischen Apostolischen Römischen Kirche und den Papst als Stellvertreter Christi. Wenn sie die Taufe erteilen, so bezeichnen sie nicht selten einen Teil des Gesichtes mit einem glühenden Eisen. Die katholische Kirche unternahm viele Versuche, sie wieder auf den richtigen Glaubenspfad zu bringen, allein sie hatte äußerst geringen Erfolg darin.
Die römischen Päpste ließen es sehr ihre Sorge sein, für das geistige Heil der Äthiopier zu wirken, darunter besonders: Alexander III. im Jahr 1177, Innozenz IV. im Jahr 1243, Alexander IV. im Jahr 1254, Urban IV. im Jahr 1261, Klemens IV. im Jahr 1265, Innozenz V. im Jahr 1276, Nikolaus III. im Jahr 1277, Nikolaus IV. im Jahr 1288, Benedikt IX. im Jahr 1303, Klemens V. im Jahr 1305, Johannes XXII. im Jahr 1316. Sie gaben sich die größte Mühe, Äthiopien den Fluten der Irrlehre und des Islams zu entreißen, von denen ein großer Teil sich leider hatte mit fortreißen lassen. Auf Bitten des Königs von Äthiopien gewährte Alexander III. dieser Nationalität in Rom und Jerusalem sogar eine Kirche, um Angehörige derselben in den katholischen Lehren erziehen zu lassen. Kirche und Kloster von San Stefano dei Mori (hl. Stefan zu den Mohren) hinter der Vatikanischen Basilika wies er den Äthiopiern zu, und Innozenz III. bestimmte den Predigerorden für diese Mission.
Eugen IV. war der erste Papst, welcher die Vereinigung der Kopten oder Jakobiten Ägyptens und Äthiopiens mit dem Hl. Apostolischen Stuhl auf dem Ökumenischen Konzil zu Florenz anstrebte, und lud den Patriarchen Johann liebevoll dazu ein, weil dieser dem höchsten Oberhirten den Abt Andreas des Klosters vom hl. Antonius von Ägypten gesandt hatte. Dieser erschien vor dem Papst als Abgesandter des Patriarchen der Jakobiten und des Königs von Äthiopien, in Begleitung eines Diakons, dreier Deputierten des Königs Zereiacob und des Kaisers Konstantin von Äthiopien, und des Abtes Nikodemus, Legat der Äthiopier, die in Jerusalem ihren Wohnsitz hatten. Eugen IV. hatte im Jahr 1442 die väterliche Genugtuung, die Kopten oder Jakobiten mit der katholischen Kirche wiederzuvereinigen, worüber er eine Instruktion und ein Dekret erließ.
Während die Häresie Luthers ihr Zerstörungswerk im katholischen Deutschland verfolgte, verband sich David, König der Äthiopier, in Auflehnung gegen den Patriarchen in Alexandria mit Portugal und schickte Francesco Alvarez mit Vollmachtsbriefen zu Klemens VII., in welchen er denselben als Oberhaupt der Universalkirche anerkannte und ihn bat, die christlichen Fürsten Europas zu seiner Verteidigung gegen die Muslime aufzurufen. Der Papst entschied sich, die Kirche Äthiopiens mit der Primatial-Würde zu zieren, und ernannte zu dieser Würde Giovanni Bermodes.
König Claudius, der sich immer mehr von den Türken bedroht sah, suchte Hilfe bei Johann III., König von Portugal. Im Einvernehmen mit dem Papst und dem hl. Ignatius von Loyola wurden zwölf Jesuiten nach Äthiopien gesandt und P. Giovanni Nuñez, ein Portugiese, zum Patriarchen eingesetzt. Die beiden Patres Andreas Oviedo und Melchior Cornaro wurden ihm als Koadjutoren beigegeben. Es dauerte nicht lange, und König Claudius zeigte darüber eine große Verstimmung. Der Patriarch wurde nicht in Äthiopien zugelassen, und Bischof Oviedo wurde auf seinem Sitz die Beute von Verfolgungen, ohne der Religion von Nutzen sein zu können.
Als Claudius im Jahr 1559 getötet und Neva sein Nachfolger wurde, zeigte dieser sich als so großer Feind der römischen Kirche, dass er Oviedo ins Gefängnis werfen ließ und auf seinen Tod sann. Doch als er im Jahr 1562 starb und sein Sohn Sarezza Denghal ihm auf dem Thron folgte, und dieser mildere Gesinnungen gegen die Katholiken an den Tag legte, war es diesen möglich, ungehindert ihre Religion auszuüben. Doch die Äthiopier verharrten noch immer in ihren alten Irrtümern. Nachdem das Konzil von Trient beendet war, ließ Pius IV. König Sarezza auffordern, ihm Gesandte zu schicken, und schickte den Jesuitenpater Christophorus zum Patriarchen von Alexandria, jedoch ohne Erfolg. Darauf schrieb Pius IV. an Sebastian, König von Portugal, und an seinen Oheim, Kardinal Heinrich, der später König wurde, er möchte sich mit dem König der Äthiopier ins Einvernehmen setzen. Doch da dieser Fürst so viel Widerstreben zeigte und die Bevölkerung ebenfalls, befahl er dem Patriarchen Oviedo, sich nach Japan zu begeben. Man ließ ihn jedoch nicht aus Äthiopien hinaus, und er verlor auf elende Art sein Leben im Tigris, wobei auch seine Gefährten umkamen.
Im Jahr 1597 starb P. Supi in Äthiopien, und als seine Mitbrüder versuchten, dort vorzudringen, wurden sie von den Türken, die Herren der Küste des Roten Meeres geworden waren, getötet. Indes gelang es P. Paes im Jahr 1603, sich dort Eintritt zu verschaffen, und König Zadanguel, voll Ergebenheit für den Heiligen Stuhl, beauftragte ihn, dem Papst zu schreiben, dass er einen Patriarchen bestimmen möchte, wogegen der Abuna oder ketzerische Metropolit sich auflehnte und eine Rebellion gegen den König ins Werk setzte, der dabei ums Leben kam. Sein Nachfolger Susneos schmeichelte den Jesuiten, um sich bei den Portugiesen beliebt zu machen, und berief P. Paes an den Hof. Auch schrieb er dem Papst, er möge ihm Missionare schicken, während sein Bruder Zela sich öffentlich zum Katholizismus bekannte und durch ein Edikt verkünden ließ, man möge die katholische Lehre annehmen. Er tadelte den häretischen Metropoliten, die Mönche und Geistlichen, die sich gegen ihn verschworen hatten, und seinen früheren Irrlehren entsagend entließ er seine Konkubinen und erklärte in aller Form, nur den Hl. Stuhl anzuerkennen und nur dem Papst gehorchen zu wollen. Gregor XV., hiervon unterrichtet, machte Alfons Mendez aus der Gesellschaft Jesu zum Patriarchen von Äthiopien, der sich eines sehr guten Empfangs von Seiten Susneos‘ erfreuen durfte und von der kaiserlichen Familie viele Beweise von Glaubenstreue und Ergebenheit für den Hl. Stuhl empfing. Doch als es infolgedessen bei den Äthiopiern, die ihre alten Gewohnheiten liebten, zu Tumulten kam, war der Kaiser so schwach, dass er das alexandrinische Schisma erneut übernahm mit der Erklärung, dass die alexandrinische Kirche dieselbe sei wie die römische.
Alle Großen traten den Jesuitenpatres gegenüber in Feindschaft, und nach dem Tode von Susneos wurden alle Europäer aus Äthiopien verbannt. Indessen wurde als Nachfolger von Mendez Apollinaris von Almeida zum Patriarchen ernannt, der 1638 getötet wurde. Peter II., König von Portugal, bestimmte P. Luigi da Silva zum Primas. Obgleich sich alle Bemühungen der Fürsorge von Innozenz X. für die Äthiopier als fruchtlos erwiesen, erhielt jedoch Urban VIII. ein Unterwerfungsschreiben vom Patriarchen der Kopten, Matthäus, und unter Alexander VII. nährte man die Hoffnung, den Patriarchen von Alexandria zum Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückkehren zu sehen, da er durch Einfluss von P. Salemma von den reformierten Minderbrüdern ein Glaubensbekenntnis nach den Satzungen der katholischen Kirche aufgestellt hatte. Aber auch jetzt siegte wieder die Furcht vor den Türken, und die gewohnte Unbeständigkeit und der verkehrte Sinn der Kopten und Äthiopier, die immer stark zum Schisma hinneigten, und die Freude an der wahren Lehre Jesu Christi schwanden dahin.
Innozenz XII. gab 50.000 Scudi für die Mission unter den Äthiopiern. Zu Missionaren wurden die reformierten Minoriten-Patres von St. Peter in Montorio in Rom ernannt, deren Oberer der oben wähnte P. Salemma war, der, mit apostolischen Briefen und Geschenken ausgerüstet, sich nach Ägypten begab und den Patriarchen von Alexandria aufforderte, sich der katholischen Einheit anzuschließen. Doch dieser, obschon er Briefe und Geschenke entgegennahm, erklärte, die Einheit zu wünschen, sie indessen wegen der in Ägypten entbrannten Kriege und der Uneinigkeit der Großen des Landes nicht vollziehen zu können. Daraufhin beschränkte sich die Hl. Kongregation der Propaganda Fide darauf, nur Missionare nach Kairo zu schicken. Clemens XI. traf alle möglichen Maßnahmen, um Äthiopien für den wahren Glauben wiederzugewinnen und ließ König Dodemanut ermahnen, die gewünschte Versöhnung anzustreben. Zu diesem Zweck entsandte er P. Josef von den Minderbrüdern des hl. Franziskus und empfahl ihm wärmstens den Erzbischof von Äthiopien und dem Generalabt der Mönche des hl. Antonius.
Verschiedene Male versuchte der Hl. Stuhl, Männer aus diesem Orden wie auch Karmeliter und Kapuziner in jene Gegenden zu schicken; aber alle erfreuten sich keiner guten Aufnahme, und viele von ihnen wurden von den Türken und selbst von den Äthiopiern getötet. Endlich blieb über ein halbes Jahrhundert Äthiopien ohne christliche Sendboten, bis durch Gregor XVI. die Mission von Abessinien zum Zweck des Apostolats unter den Äthiopiern auf Betreiben meines sehr lieben Freundes, des vortrefflichen Herrn Anton d'Abbadie, der dieses Land mit seinem Bruder viele Jahre hindurch nach allen Richtungen bereiste, gegründet wurde. Die Mission wurde in die Hände der Lazaristen gegeben; das Vikariat der Galla wurde 1846 den Kapuzinern anvertraut, das Apostolische Vikariat von Zentralafrika aber in der Weise, wie ich berichtet habe, hergestellt.
Augenblicklich ist der bischöfliche Stuhl der Kopten von Khartum vakant und wird von einem Gumus (Erzpriester) mit Namen Abuna Hanna, mit welchem die katholische Mission in guten Beziehungen lebt, provisorisch verwaltet. Die Kopten treiben Handelsgeschäfte und sind im Diwan der Regierung angestellt; häufig fungieren sie dort als Schreiber. Man findet sie an allen Orten der ägyptischen Besitzungen des Sudans zerstreut lebend, von Suakin bis nach Darfur, von Taka bis Dongola, und von Khartum bis zum Land der Bari. Am häufigsten sind sie in Khartum, Dongola, Kordofan, Suakin, Berber und Kassala. Das Oberhaupt der abtrünnigen koptischen Kirche entsendet an all diese Orte zuweilen Priester zur Spendung der Sakramente.
Da die Kopten seit so vielen Jahrhunderten in Berührung mit den Muslimen stehen, haben sie natürlich viele Gewohnheiten von diesen angenommen. Trotz Jahrhunderte langer Verfolgung, zum Teil durch die Anhänger des Islams, welche die koptische Nation buchstäblich dezimierten, hat sich bei denselben der eutichianische Irrglaube erhalten. Da die Ehe der einfachen Priester bei den getrennten Kirchen des Orients zugelassen ist, rekrutieren sich die Bischöfe unter den Mönchen, die allein das Zölibat halten. Obschon die koptischen Mönche im Grund hinreichend in der Hl. Schrift und besonders im Hl. Evangelium bewandert sind, bleibt in ihren Klöstern doch sehr viel zu wünschen übrig, was das Gebetsleben und den Gehorsam betrifft. Dies sind zwei wesentliche Dinge, welche den Ordensstand ausmachen. Übrigens sind die erhabenen Traditionen der ersten Eremiten und Zönobiten unter den koptischen Dissidenten nicht verloren und stehen in ehrenhaftem Andenken. Trotz der großen Anzahl von Klöstern, welche am Nilufer sowie in Theben zu finden sind, gibt es doch nur drei, aus denen der Episkopat gewählt wird; es sind die Klöster zum heiligen Antonius, Paulus und Macarius.
Das ist Zeichen einer großen Verehrung, welche die Kopten den drei großen Männern entgegenbringen, welche in den Wüsten von Theben so mächtig den Sieg des Geistes über das Fleisch zum Ausdruck brachten. Die Klöster des hl. Antonius und Paulus finden sich am Roten Meer in den Wüsten, die sich rechts vom Nil und beinahe dem Sinai gegenüber erstrecken. Das Kloster des hl. Macarius liegt auf dem rechten Nilufer, gleich unterhalb des Deltas. Das Kloster des hl. Antonius hat allein das Recht, den Stuhl des Patriarchen zu besetzen, der, einmal im Besitz seiner Würde, keine Autorität über die Priester in Bezug auf die kirchlichen Verrichtungen ausübt, da dies der bischöflichen Jurisdiktion zusteht.
Das Vikariat von Zentralafrika erfreut sich des hohen Schutzes Seiner Majestät Joseph I., Kaiser von Österreich und Ungarn, unter Repräsentanz eines Konsuls in Khartum, und die Mission steht in gutem Einvernehmen mit der Lokalbehörde, durch welche wir schätzenswerte Vergünstigungen erhalten, unter denen die Befreiung von Steuern aufzuzeichnen ist. Mein Hauptaugenmerk war es, sobald ich in Besitz des Vikariats kam, mit allem Fleiß den beiden Hauptmissionen von Khartum und Kordofan eine solide Grundlage zu geben, als sichere Stütz- und Mittelpunkte, um von dort aus die apostolische Tätigkeit über die wichtigsten Plätze des Vikariats ausdehnen zu können.
Die Mission von Khartum ist die Operationsbasis und der Kommunikationsmittelpunkt, um den wahren Glauben und die Zivilisation in alle Reiche und Stämme zu tragen, welche die östlichen Teile des Vikariats ausmachen, die an die Vikariate Abessiniens angrenzen, und bis zu den Stämmen der Galla und zum Weißen Fluss jenseits des Äquators und der Quellen des Nils. Die Mission von Kordofan hat dieselbe Aufgabe in den weiten Reichen und bei den Stämmen, welche die mittleren und westlichen Teile des Vikariats bilden. Dort begegnet die Mission nicht geringen Hindernissen bei den Lokalbehörden, was die Missstände der Sklaverei und des so bejammernswerten Handels mit Schwarzen betrifft.
Über diesen Punkt beabsichtige ich, einen gesonderten Bericht zu schreiben, denn diese Sache verdient eine eingehende Besprechung. Doch dämmert schon ein Hoffnungsfunke in Bezug auf diese so wichtige Angelegenheit, welche die Menschheit mit so hoher Teilnahme erfüllt. Der Vizekönig von Ägypten ernannte vor kurzem Oberst Gordon zum Generalgouverneur der ägyptischen Besitzungen des Sudans, einen ausgezeichneten englischen Offizier im Rang eines Ferik-Paschas. Derselbe hatte sich im Krieg Chinas gegen die Rebellen glänzend hervorgetan und gibt die besten Absichten kund, sich für die Abschaffung der Sklaverei verwenden zu wollen. Diese hochbegabte und hochherzig gesinnte Persönlichkeit, zu gleicher Zeit ein Mann von unerschrockenem Mut und Ausdauer, wird dem Sklavenhandel einen tödlichen Schlag versetzen, das glaube ich mit Zuversicht. Zu befürchten ist jedoch noch immer, dass die Bevölkerung des Sudan, die arabischen Handelsleute und die muslimischen Gouverneure ihm Hindernisse in den Weg legen werden, weil diese aus dem Sklavenhandel beträchtlichen Gewinn ziehen. Der Sklavenhandel bildet eine der ansehnlichsten Erwerbsquellen für die Lokalbehörden.
Um diese offene Wunde an der Menschheit, dieses schreiende Unrecht zu heilen, gibt es nur ein Mittel, nämlich das Einpflanzen des katholischen Glaubens und die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi in diesen Gegenden, welches die Gleichheit aller verkündet, des Sklaven und des Freien, und auf Erden allen Kindern Gottes die Freiheit brachte. Allein die katholische Religion vermag dem berühmten Engländer bei diesem menschenfreundlichen Werk beizustehen, um diese seit vielen Jahrhunderten bestehende Geißel von diesen unglücklichen Völkern zu verbannen. Der berühmte General Gordon wird in den katholischen Missionen die wirksamste Hilfe und den mächtigsten Beistand bei Ausführung seiner hohen Aufgabe finden.
Der hochherzige und gelehrte König der Belgier hat vor kurzem, von denselben Motiven geleitet, die ruhmvolle Initiative ergriffen, den ganzen Einfluss der Wissenschaft und alle Kräfte der modernen Zivilisation dafür zu verwenden, damit die Schmach der Sklaverei und des Sklavenhandels von der afrikanischen Erde getilgt werde, und er wird ebenfalls die wirkungsvollste Unterstützung durch das apostolische Werk der Verkünder des Evangeliums erfahren, und ganz besonders in Zentralafrika, wo das Zentrum des Sklavenhandels ist. Ehre sei diesem erlauchten katholischen Monarchen, in dessen edelmütigem Herzen der Schmerzensschrei dieser unglücklichen afrikanischen Völker einen Widerhall fand, die ihre Hände flehend nach der katholischen Kirche ausstrecken, und die Zivilisation und die Völker Europas anrufen, damit man ihnen Hilfe bringe in dem seit vielen Hunderten von Jahren andauernden Notstand, der auf ihnen lastet.
Dem erlauchten Monarchen Belgiens ist es gelungen, die Mächte Europas und Amerikas aus ihrer Lethargie zu rütteln (England machte schon immer eine sehr anerkennenswerte Ausnahme, da es zu diesem Zweck immense Mittel und Kräfte aufwendete) und sie für dieses große Unternehmen einzusetzen. In unserem modernen Zeitalter, wo wir auf so viele Ruinen stoßen, wird dieser belebende Funke die Herzen, die bisher gefühllos geblieben waren und in denen der Sinn für Gerechtigkeit und Nächstenliebe noch nicht geweckt war, mit Begeisterung erfüllen. Das Vorgehen des hochherzigen Königs Leopold II. entspricht ganz der hohen Mission eines katholischen Fürsten, und er wird den unvergänglichen Ruhm haben, während seiner Regierungszeit eine der edelsten menschenfreundlichen Unternehmungen christlicher Jahrhunderte ins Werk gesetzt zu haben, die ihre Segnungen und ihre Wohltaten über den verlassensten Teil der Erde ergießen wird.
Und die Mission von Zentralafrika, welche die bevölkerungsreichste und ausgedehnteste des Erdkreises ist, wird die hohe Genugtuung haben, an diesem großen Werk, welches den wahren Fortschritt bekundet und von hoher Weisheit inspiriert war und von der christlichen Nächstenliebe diktiert wurde, mitgewirkt zu haben. Es wird denen zu höchstem Ruhm gereichen, die dem Aufruf des erhabenen Monarchen folgten und ihn unterstützten.
Am 19. Februar 1875 verließ ich in Begleitung meines Sekretärs, Herrn Paolo Rossi aus Legnano, und einiger anderer meine Hauptresidenz, nachdem ich einigen Erwachsenen beiderlei Geschlechts, die von den Missionaren und den Schwestern vorbereitet waren, die Taufe gespendet hatte. Ich besuchte die Station in Berber, und mit zehn Kamelen betraten wir den heißen Sandboden der Wüste und überschritten die versengte Gebirgskette, die zu dem äthiopischen Gebiet gehört, welches den Nil vom Roten Meer trennt, auf welchem Weg man ganze Wälder von Versteinerungen antrifft und Gelegenheit hat, Granitsteinbrüche und orientalischen Alabaster zu bewundern. Nach vierzigtägiger höchst mühsamer Reise machten wir in Suakin am Roten Meer Halt, wo ich vielleicht zum ersten Mal nach dreizehn Jahrhunderten das unblutige Opfer der hl. Messe nach katholischem Ritus an den anmutigen nubischen Ufern des Erythräon (Rotes Meer der Alten) feierte. Nachdem ich die Christen jeglichen Ritus besucht hatte, erreichte ich auf einem Dampfschiff der ägyptischen Regierung in vier Tagen den Hafen von Suez, wo wir gastfreundlich von den hochwürdigen reformierten Minderbrüdern aufgenommen wurden. Zwei Tage darauf trafen wir in bestem Wohlsein in Kairo ein.
Hier kann ich die großen Bemühungen und Gefälligkeiten nicht mit Stillschweigen übergehen, die Zentralafrika von Seiten des vortrefflichen Kommandanten Ceschini erhielt. Derselbe ist diplomatischer Agent und Generalkonsul Seiner Apostolischen Majestät des Kaisers von Österreich und Ungarn am Hof des Khediven von Ägypten. Ihm verdanken wir, dass dieser Souverän des klassischen Landes der Pharaonen uns einen Baugrund zum Zweck der Errichtung zweier Häuser in Kairo, als Vorbereitungs- und Akklimatisationsstationen für die Missionare und Schwestern, die in dem Apostolat von Zentralafrika arbeiten sollen, geschenkt hat.
Durch die Freigebigkeit des Vizekönigs von Ägypten erhielten wir völlig umsonst einen Bauplatz im Wert von 43.000 Franken im Ismailia-Viertel gelegen, eine der besten Stadtgegenden von Kairo. Ich ließ die Gebäude bis zum zweiten Stock aufrichten und installierte dort seit Juli vorigen Jahres die Missionare aus dem Veroneser Institut und die Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef, welche seit 1867 in Alt-Kairo in zwei gemieteten Häusern untergebracht waren. Meine zuversichtliche Hoffnung geht dahin, dass mir meine europäischen Wohltäter behilflich sein werden, diese Häuser weiter auszubauen, denn daran knüpft sich der Erhalt des Lebens und der Kräfte der Arbeiter im Dienst des Evangeliums, die für das heiße Klima Zentralafrikas bestimmt sind.
Der Einladung des hochwürdigen Kardinalpräfekten der Propaganda Fide in Gehorsam folgend, begab ich mich im April 1876, den durch das Exil der Hl. Familie geweihten klassischen Boden verlassend, in die Metropole des Katholizismus. Während meiner Abwesenheit vom Vikariat werden sich die Missionare des Veroneser Instituts, gemäß meinem Plan zur Wiedergeburt Afrikas, mit der Ausbildung der schwarzen Jungen und Mädchen beschäftigen, für die ich Wohnplätze, anderthalb Tagesreisen von Kordofan entfernt, angewiesen habe, damit sie nicht mit den Muslimen in Berührung kommen und dadurch den Glauben verlieren. In der Ebene von Malbes, die gut mit Wasser versehen ist und kultivierbaren Boden aufweist, sind die schwarzen Konvertiten sesshaft geworden, die aus den Instituten von El Obeid hervorgegangen sind.
Die Ebene von Malbes bietet nicht nur den Vorteil, nicht mit den Muslimen in Kontakt zu kommen, sondern ermöglicht den Neophyten, Ackerbau und Gewerbe betreiben zu können, wodurch sie ihren Lebensunterhalt gewinnen; und dann eignet sich diese Einrichtung auch gut dazu, unsere Kranken aus der Mission von Kordofan dorthin zu schicken, damit sie sich bei diesem Landaufenthalt erholen. Diese Kolonie wird zu einem Dorf, zu einem Flecken und später zu einer Stadt anwachsen, nur von Katholiken bewohnt, unter Oberleitung der Missionare und Schwestern, was das ewige Seelenheil angeht. Wo der Islam vorherrscht, wird man überall nach diesem System verfahren, und so wird es dem katholischen Apostolat mit der Zeit gelingen, die Fahne des Kreuzes aufzurichten, und das Gesetz des Evangeliums wird die zahlreichen Völker Zentralafrikas beherrschen, auf denen seit so vielen Jahrhunderten noch immer der Schatten des Todes ruht.
Nachdem ich diese geschichtlichen Notizen über das Vikariat und das Werk der Wiedergeburt Afrikas vorausgeschickt habe, will ich dazu übergehen, einen Überblick zu geben in Bezug auf die Ausübung, die Schwierigkeiten und die Hoffnungen des apostolischen Werkes des Vikariats.
Hat der Missionar in dem Veroneser Institut seine Ausbildung erlangt, so wird er in das Institut zur Akklimatisierung in Kairo versetzt, und dann erst dringt er vor nach Khartum, um in der Station dort, oder wo er seinen Platz sonst angewiesen bekommt, seine ganzen Kräfte zum Besten der unglücklichen Länder Afrikas einzusetzen. Überall muss er den Kampf mit großen Hindernissen aufnehmen, nirgends entgeht er diesen. Hauptsächlich sind es die verschiedenen Religionen, denen er begegnet, die ihm sein Wirken erschweren. Ich müsste hier all die Irrtümer des koptischen Schismas und des Islams anführen, welcher sich über beide Teile Nubiens und über die großen und kleinen Reiche von Kordofan und Darfur, Waday, Bahermi, Bornu verbreitet und bei allen arabischen Nomadenstämmen angetroffen wird, die ein so außerordentlich großes Gebiet wechselnd einnehmen.
Dahingegen sind wieder andere Teile des Vikariats vor dieser Verderbnis bewahrt, die mehr in Richtung Zentrum liegen, wo das Heidentum vorherrschend ist. Um jedoch meine Leser nicht zu ermüden mit Wiederholungen einer Sache, worüber man schon ausführlich gelesen hat, obschon man der Wahrheit in all diesen Schilderungen noch lange nicht nahe genug gekommen ist, will ich nur einige wenige Andeutungen hierüber machen.
Mohammed bediente sich so schlauer Künste, um die Geister und Herzen der Orientalen für sich zu gewinnen, dass kaum menschliche Kraft ausreicht, die verderblichen Einflüsterungen dieser Lehre zu vernichten. Der Orient, der schon durch seine ganze Lebensweise den Sinnen schmeichelt und in dem der Kontrast der Leidenschaften so stark hervortritt, wurde schnell eine Beute Mohammeds. Er fügte nicht etwa neue Glaubenslehren hinzu, sondern er verführte das Volk durch eine monströse Menge der gewöhnlichsten allgemeinen Glaubenssätze und einen Kultus, der nur in Äußerlichkeiten besteht und zu gleicher Zeit den niedrigsten Trieben und Leidenschaften Vorschub leistet.
Der Koran legitimiert ein zügelloses Leben und sieht in dem Weib, welches nicht durch die Religion geheiligt ist, nur ein Instrument für die Unmoral, und betrachtet dasselbe überhaupt nur als Hauszubehör. Der Koran lässt in den Harems jedes menschliche Gefühl bestialisch verkommen, und jeglicher hohe Gedanke im Menschen und alles Tugendbewusstsein müssen hier in den Staub sinken. Der Verstand verdunkelt und kann nichts Höheres mehr fassen, die Seele wird erniedrigt und kann sich nicht aufschwingen zur Erhabenheit der katholischen Religion.
Obgleich die christliche Zivilisation nun vielfach Eingang findet und der Islam jetzt mit europäischen Sitten in Berührung kommt – was für Eroberungen und welchen Fortschritt kann sie aufweisen, was die Mohammedaner betrifft? Wird es ihr gelingen, den Moslem aus seiner Untätigkeit aufzurütteln und seine tierischen und antisozialen Neigungen aufzugeben? Läuft das nicht dem Koran gänzlich zuwider, der solches ausdrücklich befiehlt? Die europäische Zivilisation würde in der Tat viel erreicht haben, wenn der Moslem sich dadurch bewegen ließe, die Hütte oder den Lagerplatz unter offenem Himmel zu verlassen, um sich bessere Wohnungen zu bauen. Aber niemals wird sie erreichen, dass der Mensch nun auch ein edlerer wird, dass er menschenwürdiger denkt und fühlt und handelt! Der Geist des Eigennutzes, des gemeinen Interesses mag durch sie [die Zivilisation] geweckt werden, aber niemals wird sie Einfluss auf seine Seele gewinnen, niemals wird sie bewirken, dass das Gerechtigkeitsgefühl erhöht werde. Die Liebe und die Achtung des Anderen wird niemals der Kitt sein, der die muslimische Gesellschaft verbindet.
Sehr viel wird die europäische Zivilisation erreicht haben, wenn sie sagen kann, dass sie in den Muslimen den Sinn geweckt hat, eine Veränderung der auf dem Koran basierten Prinzipien anzustreben, denn der Koran verbietet jede Neuerung und höhere Ausbildung und gewährt dagegen jede Befriedigung der bösen Lüste und der tierischen Leidenschaften und gestattet seinen Anhängern die Anwendung äußerster Gewalt gegen Andersgläubige. Die menschliche Gesellschaft, wie wir sie uns im wahren Sinn des Wortes denken, verträgt sich nicht mit dem Koran, der wahre Fortschritt und die wahre Zivilisation und der Koran können nicht zusammen existieren. Das eine vernichtet das andere. Keine menschliche Kraft vermag also den Koran zu besiegen, ebenso wenig richtete der Protestantismus etwas gegen ihn aus, der ihm am Ufer des Nils den Krieg erklärte, indem er nur zwei Bekehrungen in Esna gegen eine gewisse Summe Geldes zu verzeichnen hatte, und sich gezwungen sah, diese Gegenden aufzugeben. Die strengen Anhänger des Korans, die fanatischen Anbeter Mohammeds, verdammen schon jedes Gespräch über Religion und erklären den für heilig, der sich vom weißen Pferd des hohen Priesters treten lässt, auf welchem sich jener zur Zeit der großen Pilgerzüge nach Mekka auf die Moschee zubewegt. Heilig ist derjenige, der in Folge fortgesetzter religiöser Ovationen für Mohammed krank oder verrückt wird. Alle steuern sie sofort etwas bei, um einen solchen Helden zu unterstützen, der verehrt und um Rat gefragt wird von jedermann. Stirbt er, wird ihm ein Denkmal gesetzt. Nubien bietet in dieser Beziehung ein bedauernswertes Schauspiel.
Da eine höhere Erziehung und Gespräche über Religion verboten sind, wie sollen dort wohltätige Neuerungen und neue Glaubenslehren Wurzel fassen können? Es ist unmöglich, das Aufgeben des Korans, an dem sie mit Fanatismus und Strenge festhalten, zu erreichen, wenn man ihnen nicht vorher die Gründe dafür klarmachen kann. Ohne auf den Koran zu verzichten, ist eine bessere Erziehung undenkbar, und wer würde es wagen, dies zu versuchen, da die Regierung selbst alle Bekehrungsversuche verbietet?
Wer sich einer höheren Ausbildung teilhaftig machte, würde von allen getadelt und von den eigenen Eltern sogar verstoßen werden. Plato glaubte, dass eine mächtige Leuchte, eine wundertätige Kraft nur allein imstande sei, die Finsternis des Heidentums zu durchdringen und die gefallene Menschheit wieder aufzurichten. So ist auch eine wahrhaft wundertätige Kraft und übernatürliche Erleuchtung, die wir in der Gnade Gottes finden, nötig, um Geist und Herzen, die durch den Islam entwürdigt sind, zu erneuern. Menschliche Mittel sind dazu nicht imstande, nur der katholischen Religion mag es vorbehalten sein, hier Triumphe zu feiern, und der Herr allein, der in seiner Macht die Zedern des Libanon erschüttert und die Säulen des Firmaments erzittern macht, könnte mit Hilfe seiner Religion Licht in so viel geistigen Irrtum bringen.
Er, der einst die Haine und Tempel des Götzendienstes in heilige Stätten seiner wahren Religion verwandelte, er allein könnte auf den Ruinen der Moscheen das Kreuz aufpflanzen. Und nur allein auf diese Weise auf den Pfad des Heils geführt, könnten die Muslime auch in den Besitz aller mit der christlichen Zivilisation verbundenen Vorteile gelangen. Auch wenn der Herr sich nach seinen unergründlichen Ratschlüssen bei seinem Wirken rein menschlicher Mittel bedienen wollte, wer würde nicht durch die fanatischen Vorschriften des Korans die größten Hindernisse erblicken, um Erfolge zu erringen? Und dabei handelt es sich darum, an die Stelle der muslimischen eine Religion zu setzen, die sie verabscheuen, so dass der christliche Name ihnen schon wie die größte Schmach und Beleidigung klingt.
Die katholische Religion, welche Verleugnung seiner selbst, Abtötung des Fleisches und das Opfer verlangt, sollten sie willig für ihre so bequeme Religion eintauschen? Ihnen die Erhabenheit der katholischen Religion, die Heiligkeit ihrer Lehren und die Schönheit ihres Gottesdienstes begreiflich zu machen, stellt beinahe unüberwindbare Hindernisse und Schwierigkeiten dar, denn sie sind unfähig, das Erhabene zu fassen, da ihr geistiger Zustand durch die gesetzlich zugestandenen Verderbtheiten bejammernswert ist.
Der Missionar vertraut jedoch der Barmherzigkeit Gottes und begibt sich kampfgerüstet auf das Arbeitsfeld, getragen von der Hoffnung, die ihn nie verlässt. Schon besteigt er das Schiff, ein günstiger Wind weht, und die Fahrt beginnt.
Welche Szenerie! Die immer neuen Wunder des Nils breiten sich vor ihm aus! Auf dem rechten Ufer erblickt er das Mokkatan-Gebirge, in der Wüste Nubiens, und links die lybischen Höhenzüge, die parallel zum Fluss liegen, jedoch durch eine Ebene von ihm getrennt sind, die bald bebaut ist, bald nur eine sandige Wüste bildet. Immer hat man das schönste Panorama vor Augen. Hier eine Insel mit grünen Weideplätzen, auf denen ein junger schwarzer Hirte eine Herde Ziegen hütet, nicht weit von einer kleinen Hütte, die man kaum unter den dichten Dattelbäumen erkennt, mit welchen sie umgeben ist. Dort erblickt man einen Wald von Dattel- und Dong-Bäumen, prangend mit Früchten. Bald nähern sich die Ufer und zeigen dem Reisenden in nächster Nähe ihre Schönheiten, bald treten sie zurück, und er befindet sich plötzlich in einem See. Dann wieder schließen nackte, raue Felsen ihn ein und umgeben ihn mit Schauder, während der Fluss in dieser Felsenenge von den Winden hoch aufgepeitscht wird. Und am Ende dieses Tages mit den wechselvollen Bildern sehen wir die fernen, bewegten Wassergrenzen des Flusses in die lebhafteste Farbenglut verwandelt durch die untergehende Sonne; wir glauben in ein Meer von Glanz und Flammen zu sehen.
Doch bei all diesen herrlichen Naturzaubereien schweifen oft die Gedanken des Missionars ab und werden von bitteren Erwägungen getrübt, wenn er in der Abenddämmerung vom hohen Minarett die raue Stimme des Muezzin hört, der die Anhänger Mohammeds zum Gebet aufruft. Und Trauer bemächtigt sich seiner, wenn er an den unglücklichen Seelenzustand dieser Armen denkt. Bei dem tiefen Schweigen, welches die Ufer umgibt, auf denen hier und dort eine Hütte hervorschaut, denkt er an das Schweigen, das dem Sturm vorausgeht, es dünkt ihm, diese Unglücklichen schliefen einen eisernen Schlaf, um erst beim Blitzen des göttlichen Zornes zu erwachen. Alles muss er in sich verschließen. Weht der Wind günstig, dann schlafen die Schiffer unter dem Segelmast. Der Mond ergießt jetzt sein bleiches Licht über die Ebene, die von Zeit zu Zeit von schauervollen Felsenmassen unterbrochen wird.
Es ist in solchen Augenblicken, als wenn er um das Christentum trauere, das hier einst in Blüte stand und dessen spärliche Ruinen er bescheint; der Missionar, vertieft in stillem Gebet, scheint inmitten dieser großartigen Einsamkeit die Stimme des göttlichen Hirten zu vernehmen, der das schwarze verirrte Schäfchen aufsucht, und sein Vertrauen belebt sich wieder, er hofft fest, dass die Hindernisse, die der Islam der Bekehrung seiner Anhänger gegenüber erhebt, fallen werden, und dass die Macht des Bösen nicht mehr lange die Länder Afrikas umschlinge, wo eine so große Menge von Ungläubigen dem Missionar die besten Aussichten für seine Wirksamkeit gibt – in solchen Gegenden vorzugsweise, die von der muslimischen Verderbnis noch nicht angesteckt sind. Die Katarakte [Stromschnellen] unterbrechen jetzt seine Fahrt, da der Nil, in seinem Lauf durch Felsen gehemmt, sich mit Getöse und schäumend durch die Klippen stürzt und sie zerklüftet in gewundener Strömung. Durch diese Felsbrocken, die im Nil und an seinem Ufer entlang liegen, entsteht für die auf Schiffen Fahrenden Lebensgefahr. Man sieht an den aus dem Wasser hervorragenden Masten versunkener Schiffe, wenn das Wasser fällt, dass es oft traurige Siege errungen hat. Es gibt noch einen anderen Weg. Allein die Wüste mit ihrer Endlosigkeit hat auch ihre großen Nachteile.
Der Missionar muss sich stets daran erinnern, dass zwölf Fischer, die aus einem unbedeutenden Dorf Judäas hervorgingen, nachdem sie zu der Höhe von Golgatha aufgeschaut hatten, sich über die ganze Welt verteilten, und durch den Glauben an den göttlichen Erlöser gestärkt und des Sieges sicher in ihren Schmerzen und Leiden hohe Freude empfanden. So wird den Missionar Zentralafrikas auch nichts zurückschrecken, so mühevoll und voller Entsagung auch sein Leben sein mag. Wenn er vorsichtig und mit den Mitteln zu Werke geht, die die Erfahrung ihm an die Hand gibt, wird seine Tätigkeit die besten Früchte tragen zum Vorteil der hundert Millionen Seelen, die schon seit vielen Jahrhunderten in der Gewalt des Bösen sind.
Wenn man nun die großen Entfernungen, die Armseligkeit der Reisemittel, die man benutzen muss, das Fehlen an günstigem Wind bei den Flussfahrten, die Trägheit der Schiffer in Erwägung zieht, so ist das Reisen in diesen Ländern außergewöhnlich langwierig und oft gefährlich. Bei ungünstigem Wind ist der Missionar genötigt, auf einsamer Uferstrecke, wo höchst selten ein stacheliger Baum ihn beschützt, die Nächte zuzubringen. Es kommt vor, dass er auf diese Weise viele Tage und Nächte aufgehalten wird. Dann hat er Wochen und Monate hindurch in der Wüste die Gleichgültigkeit der Kamelführer zu ertragen. Er muss sich auf schwere Opfer gefasst machen, wenn er allein auf dem Rücken des Kamels die endlosen Wüstenstrecken zurücklegt und das nackte Granitgebirge oder die unermesslichen Wälder des Inneren durchzieht. Hier hat er die Begegnung mit wilden Tieren zu befürchten, den Sturz vom Kamel vielleicht mit einer Verwundung, wenn er nicht gar von einer Krankheit befallen wird. Jedenfalls muss er unter diesen Umständen die Reise einfach unter Schmerzen fortsetzen und ohne dass ihm Erholung gewährt werden kann; denn bliebe er zurück, müsste er vor Durst verschmachten. Das Zurückbleiben aber lassen die Kamelführer, die für sein Leben verantwortlich sind, unter keiner Bedingung zu.
In der endlosen Wüste trifft ihn die Sonne ungehindert mit ihren sengenden Strahlen, und das Sitzen auf dem Rücken des Kamels vom Morgen bis zum Abend macht ihn lendenlahm und erschöpft seine Kräfte. Hat sich der Abend niedergesenkt, darf er auch noch nicht an Ruhe denken, denn erst muss er einsam über die wüste Ebene schweifen und sich trockene Pflanzen und Strauchwerk zusammensuchen, um damit das bescheidene Mahl zu kochen; doch kommt es auch öfter vor, dass er nichts anderes hat als Brot und Zwiebeln mit ein wenig Wasser aus dem Schlauch, welches, obschon immer warm, unsauber und verdorben, doch die einzige Erquickung des Wüstenreisenden bildet. Dann legt er sich auf den Sand nieder und ist sehr froh, wenn ein Felsstück ihm vor dem Wind Schutz gibt. All diese Reisemühsale schlägt er indes nicht hoch an, denn in den Missionsstationen ist sein Leben nicht viel besser; quälen ihn nicht Krankheiten, so ist er doch meistens überangestrengt, und die vielen Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hat, und manche Enttäuschung, die er erlebt, erfüllen seine Seele mit Traurigkeit.
Ein großes Hindernis findet der Missionar in der freien Ausübung seines apostolischen Berufs durch das Unwesen der Sklaverei. Ich kann sagen, dass es das hauptsächlichste von allen ist. Immer noch wiederholen sich jene blutigen Menschenjagden, und Scharen von bewaffneten Menschen werfen sich auf das innere Gebirgsland, und die armen Überfallenen sind genötigt, ihre Familien zu verteidigen und bleiben durch die Grausamkeit dieser Unmenschen tot auf dem Platz, und diese Menschenräuber in den friedlichen Gebieten der unglücklichen Länder Afrikas sind bisher noch straflos geblieben. Wie vielen solchen Sklavenzügen begegnet man, die bei sengender Sonne auf glühendem Sand, von Hunger und Durst gequält, die mühseligsten Märsche machen müssen. Dabei sind diese Unglücklichen in die Sheva gespannt, das ist ein Joch, worin der Hals des Sklaven gezwängt wird. Und diese armen Hamiten werden erbarmungslos von den schändlichen Giallabas immer vorangetrieben und markieren nicht selten den Pfad mit dem Blut, das aus ihren geschwollenen Füßen tropft.
Manche von ihnen erreichen nicht das Reiseziel, und ihre toten Leiber dienen den Hyänen zum Fraß. Wenn bei solchen Überfällen, die das Glück ganzer Familien zerstören, eine Mutter und Tochter entführt werden, erlaubt der barbarische Menschenhändler nicht, dass die Mutter ihrem geliebten Kind, das ihr als einziges noch geblieben ist, unterwegs Hilfe leistet. Dem Kind zuliebe mäßigt sie ihren Schritt, doch gleich entreißt der Giallaba es der Mutter und durchbohrt es mit kalter Grausamkeit, dass es in den Sand sinkt. Das Mutterherz der Armen blutet, und gerne möchte sie mit ihrem Kind sterben, doch fühlt sie schon die Peitsche und den Stock auf ihrem Rücken und muss lautlos den Weg weiter fortsetzen.
Und wie viele Tausende halbverhungerte, durch das Elend aufgeriebene arme Schwarze sieht man auf den Sklavenmärkten; dort kann man erkennen, wie entwürdigend die Sklaverei für die Menschheit ist. Einige meinen in der Sklaverei ein Mittel der Zivilisation zu finden; aber wie lässt sich das Niedertreten der heiligsten Rechte der Natur verteidigen? Was sieht man dort für schamlose Behandlung und Grausamkeit, dass sogar ein Herz aus Stein erweichen müsste? Da wird mit Gold gefeilscht um Menschenblut, und nur das gemeinste, niedrigste Interesse hat Geltung. Und jeder kann sich überzeugen, dass das Geschick, das sie erwartet, wenn sie auf dem Sklavenmarkt gekauft und in das Haus eines Gebieters geführt werden, mitten unter dem Heidentum weniger barbarisch ist als inmitten des Islam. Ihr Herr kann über ihr Leben und ihren Tod gebieten, und das Wenige, was sie verdienen, müssen sie ihm aushändigen. Bei einigen werden sie gezwungen, von den Getreidehaufen anderer, die in einiger Entfernung vom Haus des Gebieters von Sklaven bewacht werden, zu stehlen.
Entweder steht ihnen nun bevor, dass die Rute des Beraubten, wenn sie entdeckt werden, oder die Rute des eigenen Herrn, wenn sie ihm abends nicht die verlangte Menge Getreide bringen, sich von ihrem Blut rötet. Der Sklave findet nirgends Hilfe, er stirbt allein, man überlässt ihn sich selbst, und keine mitleidige Träne wird an seinem Sterbebett vergossen. So endet sein Leben voll Entsagung und Qualen, sein toter Leib liegt im Sand, unbegraben, und wird bald die Beute der Hunde und wilden Tiere. Wenn man nun die Sklaverei trotz all dieser Dinge für ein Mittel zur Zivilisation halten wollte, warum lässt man dann zu, dass die Sklaven oft ganze Tage in Trägheit zubringen?
Warum verbietet man ihnen, mit dem Missionar zu verkehren, von dem er in der katholischen Religion und in allen nützlichen Dingen unterrichtet werden würde? Es verhält sich aber so: Wenn es einem Sklaven gelingt, zu entfliehen, weil er die schlechte Behandlung nicht länger ertragen kann, und Zuflucht in der Mission gefunden hat, wendet sein Gebieter die erdenklichste List an, um sich wieder seiner zu bemächtigen; dabei wird sogar Gewalt angewandt, doch im Haus der Mission geht das nicht. Und all das geschieht deshalb, weil der Sklave, wenn er unterrichtet wird, sich in der Mission befindet, nicht mehr auf dem Sklavenmarkt verkauft werden darf, denn er empfängt von der Mission mit der Unterschrift des Konsuls, der unser Beschützer ist, am Ende seiner Erziehung einen Freibrief. Die hässlichste Gewinnsucht ist die alleinige Ursache, warum die Sklaverei noch besteht; und sie ist ein großes Hindernis für die Ausübung des apostolischen Amtes. Nicht allein unter den Muslimen macht dies unser Wirken sehr schwer, sondern auch dort, wo wir Stationen haben, wie in Berber und El Obeid.
In Khartum ist das Missionswerk gleich schwierig, denn wir mussten die Stationen, zwölf bis fünfzehn Wegstunden voneinander entfernt gründen, weil allein in solchen Entfernungen die Bevölkerung zahlreich in Städten von 50.000 oder 100.000 Einwohnern lebt, sonst werden nur vereinzelte Dörfer mit wenigen Familien angetroffen, die sich auf den nackten Bergen der Wüste angesiedelt haben. Außerdem begegnet man hier nur der natürlichen Gefühllosigkeit der Eingeborenen, die nach Vorschrift des Islams unwissend bleiben sollen, und die Verderbnis darf hier ungestört um sich greifen.
All dies darf den Priester und katholischen Laien jedoch keineswegs entmutigen, im Gegenteil muss er aufs tiefste bewegt werden, wenn er eine so zahlreiche Bevölkerung in so großem Elend schmachten sieht. Umso größeren Ansporn muss er fühlen, alles daranzusetzen, um zu dem hohen Ziel zu gelangen, das er sich gesetzt hat.
Das Kreuz ist das Kennzeichen aller erlösenden Werke Gottes, und deshalb, wenn auch die Wiedergeburt dieser Völker schwer ist, ist doch der Sieg desto schöner, den wir erringen. Und da er kein Ding der Unmöglichkeit ist, so sollen uns diese Schwierigkeiten auch durchaus nicht niederschlagen, sondern die Liebe zu den Losgekauften soll bei uns immer lebendiger werden, und unser Interesse dafür soll sich erhöhen.
Wenn uns die nötigen Mittel zur Hand sind, zu den Familien Zugang zu bekommen, um deren Liebe und Achtung zu gewinnen, so wird der Missionar auch hier einen Boden finden, der zum Bebauen geeignet ist und wo er mit Erfolg wirken kann.
Wenngleich der katholische Missionar unter den Muslimen, die er auf alle Fälle zu gewinnen sucht, sein Wirken fruchtlos sieht, hat er doch Gelegenheit, unter den Europäern in Berber, Khartum, El Obeid und in den unterworfenen Provinzen, die dort mit ihren Familien zerstreut leben, viel Gutes zu stiften. Dieselben werden sich durch den Handel, der sich immer stärker ausbreitet, und durch die Arbeiter, die dort hingezogen werden, voraussichtlich sehr vermehren. Auch unter diesen ist schon viel Übles verhütet und viel Gutes getan worden, und der Missionar hat dort auch ein reiches Feld für die Ausspendung geistiger Wohltaten. Mit Besuchen, Ermahnungen, Drohungen erreicht er viel, und dem Unglücklichen, der krank wird, gewährt er unentgeltliche Aufnahme in dem zur Mission gehörenden Krankenhaus.
Durch den Einfluss der Missionare wurden legitime Ehen geschlossen anstelle des Konkubinats, und die schwarzen oder abessinischen Konkubinen ließen sich durch die Einwirkung der Schwestern katholisch ausbilden. In manchen Familien, in denen das kirchliche Leben eingeschlafen war, wurde es neu belebt. Und mit welcher Genugtuung sieht man viele jener Armen, die die Gewinnsucht aus ihrer katholischen Heimat in diese fernen afrikanischen Gegenden verschlagen hat, zu den Gnadenmitteln der katholischen Religion zurückkehren und nun vereinigt in brüderlicher Gleichheit mit den schwarzen Neubekehrten den gottesdienstlichen Übungen beiwohnen und sich sättigen an den Quellen des Heils, die der himmlische Hirte ihnen auch hier zugänglich macht.
Allein die apostolische Wirksamkeit beschränkt sich nicht nur auf das Wohl der Bevölkerung aus Europa, wo dieselbe unter Muslimen lebt, sondern sie erstreckt sich auch auf die schismatischen Griechen und Kopten, woran es dort ebenfalls nicht mangelt. Wenn wir auch bei diesen so gut wie nichts erreicht haben, hoffen wir doch auf gute Erfolge für die Zukunft, namentlich an solchen Orten, wo sie nicht von den Priestern beherrscht werden; sie haben im allgemeinen einen starken Glauben, und deshalb steht auch der katholische Missionar bei ihnen in Ansehen und Achtung. Immerhin müssen einige wenige Eroberungen des Kreuzes unter schismatischen Griechen erwähnt werden.
Die Sklaven jedoch, die im Dienst muslimischer Familien stehen, übertreffen an Zahl bei weitem den übrigen Teil der Bevölkerung. Da sie aus heidnischen Stämmen kommen, sind sie viel leichter geneigt, den Islam aufzugeben, den sie häufig durch ihre Lage gezwungen waren anzunehmen. Deshalb findet der Missionar hier ein Arbeitsfeld, das zu mehr Hoffnungen berechtigt als unter den Muslimen und Schismatikern.
Die Erwachsenen wurden freilich mitunter wieder wankelmütig, wenn sie erneut in Berührung mit muslimischen Gebietern kamen. Wenn der Missionar sie in die katholische Religion aufnimmt, hat er sehr darauf zu achten, dass sie entweder in der Mission verbleiben oder in den Dienst einer katholischen Familie treten oder auch sich mit einer der katholisch gewordenen Schwarzen, die in unseren Instituten ihre Ausbildung bekommen, verheiraten. Durch bei uns erworbene Geschicklichkeit sind sie in der Lage voranzukommen. Diejenigen, die sich in die Mission flüchten, werden wie Adoptivkinder gehalten und mit allem versorgt, was die moralische Erziehung und das materielle Wohl verlangt. Lesen und Schreiben und nützliche Handarbeiten erlernen sie, ohne dass sie mit größeren Bedürfnissen bekannt gemacht werden. Außer dem, was christliche Sitte und Religion verlangen, lassen wir sie bei ihren Gewohnheiten. Auf diese jungen Leute setzen wir die besten Hoffnungen, und sie bilden einen Trost für das Herz des Missionars, das sie mit liebevoller Sorge umgibt.
Aus meinen Schilderungen werden Sie klar ersehen, wie hoch sich die Kosten dieses apostolischen Werkes belaufen müssen; das ist ein Punkt, der sehr mit dazu beitragen muss, unser Unternehmen in diesen Ländern mit Erfolg zu krönen.
a) Bedeutend sind die Kosten für ein Missionssystem, welches in diesen Gegenden das allein mögliche ist und allein Resultate in Aussicht stellt. Da es dort keine passenden Gebäude gibt, sind wir immer gezwungen, zu bauen, um das ganze Missionspersonal mit den schwarzen Jungen und Mädchen unterzubringen. Während ihrer Erziehung haben wir für Ernährung und Kleidung aufzukommen; dann muss die Mission für Orte sorgen, wo sie wohnen können, wie ich früher dargelegt habe. Man wird sich leicht überzeugen, dass sich die Kosten in dem Maß vermehren werden, wie die Bekehrungen zunehmen.
b) Weil die Plätze oft abgelegen sind, fehlt es häufig an Wasser und in den kleinen Städten an Handelsverkehr. Deshalb müssen wir alles von Europa oder Kairo aus in den Sudan herschaffen lassen.
c) Was für Kosten erfordern erst die Institute von Verona und Kairo, die fortwährenden neuen Expeditionen, die Transportsendungen, die Verluste durch Versäumnis, die enormen Entfernungen, die Wechselkurse des Geldes in den verschiedenen Ländern? Ich freue mich indes darüber, dass selbst in den muslimischen Gegenden des Vikariats unser afrikanisches apostolisches Werk nicht unmöglich erscheint, wie es manchem vorkommen mag, wenn er erfährt, wie wenig der Missionar dort begünstigt wird; doch sind die Anfeindungen noch zu ertragen. Lebt der Missionar mit erfahrungsgemäßer Vorsicht, wird ihm das Klima auch nicht tödlich sein.
Zieht man in Betracht, dass zwei große Einrichtungen für das Noviziat in Verona und zwei in Kairo gegründet wurden - abgesehen von dem Haus in Shellal, eines großen Gebäudes in Berber und zweier in Khartum und in El Obeid und in Malbes - und man in Ghebel Nuba auch mit zwei Gebäuden begonnen hat, alles auf eigenem Grund und Boden, so wird man erkennen, dass für alle Bedürfnisse gründlich Sorge getragen wurde.
Gott sei für alles gedankt, und mögen unsere großmütigen Wohltäter ewigen Lohn dafür haben, dass sie uns mit ihren reichen Spenden und ihren inbrünstigen Gebeten bei unserer hohen Aufgabe unterstützt haben, wenn sie auch in anderer Weise nichts für dieses Werk zum Triumph der katholischen Kirche beitragen konnten. Der geschichtliche Abriss, den ich für dieselben zusammengestellt habe - wobei ich noch manche Wechselfälle übergangen habe - ist ein Beleg dafür, dass dieses Werk am Fuß des Kreuzes entsprungen ist und den Stempel dieses anbetungswürdigen Kreuzes trägt, wodurch es zum Gotteswerk wird.
Der Heiland der Welt vollführte seine wunderbaren Eroberungen der Seelen durch die Kraft dieses Kreuzes, welches das Heidentum zerstörte, die unheiligen Tempel umwarf, die Mächte der Hölle überwand, und nach dem Ausspruch des hl. Papstes Leo nicht zum Altar eines einzigen Tempels wurde, sondern zum Altar der ganzen Welt. Dieses Kreuz begann seinen Siegeszug von der Höhe von Golgatha. Es erfüllte mit seiner Kraft das Universum. In den Tempeln wurde es angebetet, in den Königsburgen genoss es höchste Verehrung; als Zeichen auf den Fahnen wurde es gefürchtet, an den Schiffsmasten wurde es angerufen. Es gab den Häuptern der Priester die Weihe, und der Stirn des Monarchen die ehrenvolle Krönung. Auf der Brust der Helden verlieh es Begeisterung. Erde, Meer und Himmel weisen das Kreuz auf, und überall wird es verehrt.
Unter Schmerzen und Dornen ist das Werk der Wiedergeburt entstanden und gewachsen, und deshalb zeigt es auch eine bewunderungswürdige Entwicklung und eine sehr trostreiche, glückliche Zukunft. Das Kreuz hat die Macht, Zentralafrika in ein Land der Segnungen und des Heils zu verwandeln. Von ihm geht eine Kraft aus, die mild ist und nicht tötet, die erneuert und wie erfrischender Tau auf die Seele fällt, eine große Kraft entströmt ihm, weil der Nazarener, am Kreuzesstamm erhoben, mit einer Hand nach Osten, mit der andern nach Westen zeigend, seine Auserlesenen der ganzen Welt in den Schoß der Kirche zog und mit seinen durchbohrten Händen, gleichsam ein anderer Samson, die Säulen des Tempels erschütterte, wo seit so vielen Jahrhunderten die Gewalt des Bösen angebetet wurde.
Auf diesen Ruinen richtete er das wunderbare Kreuz auf, das alles an sich zog: „Si exaltatus fuero a terra, omnia traham ad me ipsum.“ (Wenn ich aber von der Erde erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen.)
+ Daniel Comboni
Mühsam. 1) Langsames und fortdauerndes Martyrium wegen der unvermeidlichen, starken Fieberanfälle, des heißen Klimas und der unerhörten Strapazen.
Schwierig. Jesuiten haben es versucht; Franziskaner, tüchtige deutsche und italienische Missionare, die sich entweder zurückgezogen haben oder auf dem Missionsfeld gestorben sind; 2) wegen des Charakters der Ungläubigen und der Behinderungen von Seiten der Muslime; da sich der Heilige Stuhl außerstande sah, diese Mission entsprechend zu konsolidieren. Österreich hat beigetragen, das Vikariat zu organisieren etc. etc.
Die schwierigste Mission. Alle Anstrengungen von Seiten der Kirche, das Vikariat von Zentralafrika voranzubringen, sind bis jetzt ergebnislos geblieben, so dass jene Völker immer noch unter dem eisernen Joch des Teufels seufzen und in größtem Elend leben. Zentralafrika ist das letzte Land, das der Herr zur elften Stunde ruft. Es ist ein unglückliches Volk, das unter der fortdauernden Sklaverei leidet, ganz zu schweigen vom unseligen Sklavenhandel, der dort noch immer praktiziert wird. Beschreibung des Sklavenhandels.
2. Das ist so, weil sie als Letzte gerufen worden sind, und deswegen länger als alle anderen Völker der Welt vor dem Abgrund gestöhnt haben. Zentralafrika ist die heiligste Mission wegen der erhabenen Berufung seiner Missionare und Schwestern, die stets mit dem Tod rechnen müssen: deshalb braucht es Liebe zu Christus und zu den Seelen etc.
3. Wegen der großartigen Hilfsbereitschaft der Wohltäter, die für eine so heilige und erhabene Sache spenden. Es ist verdienstvoller, einen Pfennig für die Rettung eines Menschenlebens auszugeben, als einen Armen zu sättigen.
Es ist ein humanitäres Werk, denn es gilt, ungebildete Geschöpfe in Menschen umzugestalten; den mittellosen und unglücklichsten Menschen der Welt zu helfen; Kannibalen, Dahomey, zu zivilisieren. Sie erdulden alles und sind so armselig, dass kein König oder kein Land ihr Los bisher erleichtern konnte.
Die glorreichste Mission wegen der großen christlichen Tugenden, des Opfergeistes und der Opferbereitschaft der Missionare etc., ohne die sie in Afrika nicht bestehen und ausharren können, sondern sich zurückziehen müssen. Es ist für einen Hauptmann sicher ruhmreicher, eine große Festung als ein Dorf zu erobern.
4. Die ruhmreichste Mission, denn es ist das Werk der Zivilisation des Jahrhunderts. Der belgische König, internationale Vereine, die ganze Welt blickten nach Afrika, die glorreiche österreichische Fahne wird wehen etc. etc.
5. Die ruhmreichste Mission wegen der großen Verdienste, der Erhabenheit und erlesenen Spendenfreudigkeit der Wohltäter und Wohltätigkeitsvereine, die die größte und heiligste Mission der Welt unterstützen.
Sie ist die dringendste und bedürftigste Mission und verdient schon deswegen als erste die Unterstützung der Wohltäter etc. Die interessanteste Mission.
Beurteilt nun, Hochwürdigster Kirchenfürst und edle Herren, die außerordentlichen Verdienste Eurer verstorbenen Vorgänger, des Bischofs Mechatur, Hurter, Dworzak und besonders vom vorbildlichen Baron von Spens etc. Beurteilt die Verdienste Seiner Majestät, der großherzigen Bischöfe, des Klerus und der frommen Katholiken, die so großartig zum Bestand beigetragen haben etc. Es ist nun Euer Verdienst, dass Ihr das Werk Eurer Vorgänger mit Ausdauer weitergeführt habt; trotz der Schwierigkeiten, mit denen das Apostolat in Zentralafrika zu kämpfen hatte und des Rückgangs der Spenden wegen der momentanen Misserfolge; trotz der Gründung von neuen Vereinen und der akuten Bedürfnisse der Kirche, des Papstes und der katholischen Werke innerhalb des Kaiserreiches, oh! Aus Liebe zu den hundert Millionen Seelen, lasst es nicht an Eifer fehlen und gebt dem Marienverein einen kräftigen Ansporn etc. etc.
Bischofsitz in Partibus Infidelium von Armenien in Kleinasien, der seit seiner Errichtung im vierten Jahrhundert dem Metropolitansitz von Seleucia unterstand. Es war eine blühende Stadt an der Grenze von Zilizien, zwischen Comana und dem Fluss Cidnus. Diese, wie auch einige andere Städte, wurde nach Claudius Cäsar, dem Sohn des Drusus, benannt, der viele Kolonien in verschiedenen Teilen des römischen Reiches errichtet hatte, besonders im Osten. Sechs Bischöfe residierten dort. Die letzten Bischöfe in partibus infidelium waren Msgr. Giovanni Gaetano Giuseppe Maria Gomez Portugal, dem Gregor XVI. am 23. Februar 1831 die Kirche von Mechoacan anvertraut hatte; und der kamerunische Erzdiakon Antonio Maithenyi, den derselbe Papst im Konsistorium vom 14. Dezember 1840 dazu ernannt hatte, und dem der Erzbischof von Esztergom als Weihbischof zur Seite gestellt wurde, wie aus den Vorschlägen und Akten des Konsistoriums hervorgeht.
CLAUDIOPOLIS
Franciscus Latoni
SS.mi Auditor
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
Titulus Episcopalis Ecclesiaein Partibus Infidelium
Claudiopolis Civitas Asiae in Armenia minori et confinio Ciliciae sub Archiepiscopo Seleuciensi vacat per translationem R. P. D. Ildephonsi Infante et Macias ad Sedem Cathedralem S. Christophori de Laguna.