Comboni, an diesem Tag

Durante viaggio di animazione missionario (1871), celebra nella cattedrale di Dresda
Al Mitterrutzner, 1877
La mia confidenza è nella giustizia dell’eterna Roma ed in quel Cuore divino che palpitò anche per la Nigrizia

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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
771
Card. Giovanni Simeoni
0
Khartum
5. 6.1878

Nr. 771 (732) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 656–657

Nr. 4

Khartum, 5. Juni 1878

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[5187]

mit diesem Brief möchte ich den guten und geschätzten Herrn Dr. Pellegrino Matteucci aus Bologna vorstellen, der gerade von einer wichtigen Erkundungsfahrt auf dem Blauen Nil zurückgekehrt ist. Er wünscht, Eurer verehrten Eminenz seine Ehrerbietung zu erweisen und durch ein Empfehlungsschreiben von Ihrer Seite der Ehre zuteilwerden, von Seiner Heiligkeit in einer besonderen Audienz empfangen zu werden. Für diesen Zweck stelle ich mich gerne zur Verfügung, da der bereits lobend erwähnte Dr. Matteucci einer der hervorragenden Reisenden ist, der tief überzeugt ist, dass nur die katholischen Missionen das Geheimnis kennen, wie in den bevölkerungsreichen Regionen Zentralafrikas die christliche Zivilisation dauerhaft eingeführt werden kann, und dass die protestantischen Missionen und die wissenschaftlichen Expeditionen von sich aus nie die gleichen Ergebnisse erzielen können.


[5188]

Nun hat er den Blauen Nil erkundet, das heißt einen Teil der östlichen Gegend meines Vikariats, und ist bis nach Fadasi in die Nähe der Grenze zu den Galla vorgedrungen. Er hat sie besucht und sich durch sein Beispiel der Sittlichkeit und Würde des zivilisierten europäischen Menschen Respekt verschafft. Deshalb verdient er die Ehre, zur Audienz Eurer Eminenz und Seiner Heiligkeit zugelassen zu werden.

Kniende küsse ich den hl. Purpur und bin

Euer Eminenz ergebenster und gehorsamster Sohn

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

Ich bitte Eure Eminenz, sich mit Dr. Matteuci über die Nyanza-Seen und über ihre Bedeutung für das Vikariat zu besprechen.


772
Un cardinale
0
Khartum
5. 6.1878

Nr. 772 (733) AN EINEN KARDINAL

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 635–637

Nr. 3

Khartum, 5. Juni 1878

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[5189]

ich erlaube mir, verehrte Eminenz, inständig darum zu bitten, den berühmten Überbringer dieses Briefes, Dr. Pellegrino Matteucci, zu empfangen, der erst vor kurzem den östlichen Teil meines Vikariats besucht hat, das an das Gebiet der Galla grenzt.


[5190]

Da dieser vornehme Erkundungsreisende einen sehr interessanten Teil im Osten meines Vikariats besucht hat, konnte er sich eine Vorstellung von der immensen Arbeit machen, die wir geleistet haben und die uns noch bevorsteht. Nach seinen vielen Beobachtungen ist er zur Überzeugung gelangt, dass nur die katholischen Missionen mit ihrer apostolischen Tätigkeit imstande sein werden, Afrika zum Christentum und zur Zivilisation zu führen. Weder den protestantischen Missionen noch den geografisch-wissenschaftlichen Expeditionen wird es gelingen, ein so schwieriges Ziel zu erreichen. Letztere werden nur durch die gegenseitige Hilfe gute Ergebnisse erzielen. Dr. Matteucci hat sehr gute Berichte über unsere Missionen, die er besucht hat, veröffentlicht. Einige sind auch im ‚Osservatore Romano‘ erschienen.


[5191]

Weiterhin sind ihm die Motive bestens bekannt, warum weder die Seen noch das Gebiet zwischen dem Äquator und dem 5. südlichen Breitengrad von Zentralafrika abgetrennt werden sollen, das Vikariat von Zentralafrika hingegen all jene Königreiche und Gebiete jenseits des 5. südlichen Breitengrades den mutigen Missionaren von Algier abtreten kann. Diese können dort (nach vielen Prüfungen und Erfahrungen) auch drei oder vier große Missionen errichten.


[5192]

Ich habe Kardinal Simeoni gebeten, für Dr. Matteucci eine eigene Audienz bei Seiner Heiligkeit zu erwirken. Diese Bitte richte ich in aller Bescheidenheit auch an Eure verehrte Eminenz. Ich danke Ihnen im Voraus.

Ich küsse den heiligen Purpur und verbleibe mit tiefster Hochachtung

Eurer Hochwürdigsten Eminenz demütiger, gehorsamer und dankbarer Sohn

+ Daniel Comboni

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika


773
Leone XIII
0
Khartum
5. 6.1878

Nr. 773 (734) AN PAPST LEO XIII.

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 635, 638

Khartum, 5. Juni 1878

Heiligster Vater,

[5193]

der geschätzte Dr. Matteucci aus Bologna, Afrikareisender, ist zutiefst davon überzeugt, dass nur die katholischen Missionen die schwierige Aufgabe erfüllen können, die über hundert Millionen Hamiten, die noch im Finstern und im Schatten des Todes begraben liegen, zur wahren christlichen Zivilisation zu führen. Er ist von einer großen Erkundungsreise auf dem Weißen Fluss, der zu meinem Zuständigkeitsbereich gehört, zurückgekehrt und sehnt sich danach, die Füße Eurer Heiligkeit zu küssen, um Euch seine kindliche Verehrung zu bezeugen. Er möchte mit Euch über die Bedeutung der erhabenen und mühevollen Arbeit unserer heiligen Missionen in Afrika sprechen und das Gebiet der Seen oder Quellen des Nils am Äquator besonders hervorheben, das das Ziel der Mission von Khartum ist. Ich hätte es bereits in Besitz genommen, wenn nicht die schreckliche Geißel des Hungers, des Durstes und der Hungersnot mein Vikariat getroffen hätte, und ich deswegen alle meine Ressourcen aufbrauchen musste.


[5194]

Nicht weniger als neun anglikanische Gesellschaften, ausgestattet mit vielen Geldmitteln und bester Ausrüstung, machen sich von verschiedenen Seiten zu jenem Gebiet auf. Aber ich vertraue darauf, dass wir schon bald mit der Hilfe Gottes den Kräften des Irrtums und einer falschen Zivilisation die glorreiche Fahne der Wahrheit und des Kreuzes entgegensetzen und jene Menschen der Herde Christi zuführen können.


[5195]

Nachdem der oben erwähnte Dr. Matteucci würdig ist, die erflehte Gnade zu empfangen, bitte ich Eure Heiligkeit demütig, sie ihm zu gewähren.

Indem ich kniend Eure heiligen Füße küsse, bitte ich für mich und mein gesamtes Vikariat um den Apostolischen Segen. Der, etc. etc.

Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis i.p.i.

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


774
Card. Giovanni Simeoni
0
Khartum
21. 6.1878

Nr. 774 (735) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 668–677 und 603–604

Nr. 5

Khartum, 21. Juni 1878

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[5196]

ich lege einen Brief für Seine Heiligkeit bei, wie es meine Pflicht war, nach seiner so schnellen und wunderbaren Erhebung zum obersten Hirtenamt. Das Schreiben ist zugleich mein Glaubensbekenntnis und das meiner drei Institute, die in Zentralafrika arbeiten. Ich bitte Eure Eminenz, das Schreiben zum Thron des Heiligen Vaters zu tragen und Seiner Heiligkeit meine Ehrenbezeugungen zu überbringen.


[5197]

Wir kämpfen mit Mut und Resignation inmitten der Geißel der Hungersnot. Wenn das Brot in Italien dreimal mehr als gewöhnlich kostet, heißt es, dass Hungersnot herrscht. Brot und die lebensnotwendigen Artikel kosten hier acht bis zwölfmal mehr als bisher. Gestern habe ich beispielsweise für Durra (Maisbrot) elfmal mehr bezahlt als 1875. Für Wasser zahlt man in Kordofan einen sehr hohen Preis. Niemand in dieser Gegend kann sich an so viel Elend erinnern. Aber wir müssen Geduld haben! Im Bart des hl. Josef gibt es Tausende und Millionen. Ich habe ihn sooft bestürmt und so viel zu ihm beten lassen, dass ich absolut sicher bin, dass sich die gegenwärtige kritische Lage in Zentralafrika bald zum Besseren wenden wird. Zeit und Katastrophen gehen vorüber, wir werden alt, aber der hl. Josef bleibt immer jung, hat immer ein gutes Herz und hält den Kopf hoch, er liebt seinen Jesus und die Interessen seiner Ehre. Die Bekehrung Zentralafrikas gereicht zur größeren und ewigen Ehre Gottes.


[5198]

Gott sei Dank, in Ghebel Nuba und in Kordofan wird hart und, wie ich hoffe, auch sehr gut gearbeitet. Auch hier sind schon seit langem viele für die Aufnahme in die Kirche vorbereitet. Aber nach meinem Dafürhalten ist es ratsam, langsam vorzugehen, um die Zukunft der Katechumenen sicherzustellen, damit sie im Kontakt mit den Muslimen ihrem Glauben treu bleiben. Innerhalb von nur vierzehn Tagen hat uns der Herr inmitten so vieler Kreuze wahren Trost gespendet. Neben den sterbenden Kindern (Heidenkindern), die während der grassierenden Typhusepidemie getauft und in den Himmel geschickt worden sind, möchte ich zwei Muslime erwähnen, die ich nach jahrelanger Vorbereitung getauft und ihnen dann eine Anstellung gegeben habe, und einen reichen griechischen Händler, der mich rufen ließ, da er seine Todesstunde nahen fühlte. Nach zwei Besuchen schwor er vor mir seinem Glauben ab etc. etc. Kurz gesagt, letzte Woche hat der Himmel innerhalb von sechs Tagen drei verlorene Seelen gewonnen, die die himmlische Wonne gestohlen haben.


[5199]

In der riesigen Provinz Kadaref an der Grenze zu Abessinien (wo meine Missionare bereits Erkundigungen eingeholt haben, um eine Station zu errichten) starb im vergangenen Jahr ein Grieche aus Smyrna, der österreichischer Untertan war. Er hinterließ zirka 7.000 Scudi, drei abessinische Konkubinen und drei uneheliche Kinder von einer der Frauen. Der österreichische Konsul veräußerte die ganze Hinterlassenschaft und schickte den Erlös an seine legitime Familie in Smyrna. Den drei Konkubinen ließ er das Gold, das sie besaßen, einige Kleidungsstücke und Vorräte. Nachdem diese drei Konkubinen mit den Kindern in Kadaref alles aufgebraucht hatten, kamen sie nach Khartum und reklamierten vom österreichisch-ungarischen Konsul einen Anteil an der Hinterlassenschaft ihres griechischen Liebhabers. Aber da sein Besitz bereits veräußert und nach Smyrna geschickt worden war, schickte der Konsul die Frauen einfach weg.


[5200]

Er gab ihnen aber den Rat, sich an die katholische Mission zu wenden. Sie sagten, sie würden als Muslime nie eine Kirche betreten. Wegen der Hungersnot in Khartum wurden die drei Konkubinen mit den drei Kindern von den Muslimen abgewiesen, und so kamen sie doch zu uns, um Almosen zu erbitten. Angesichts ihrer Situation und eingedenk unserer Armut gewährten wir ihnen Unterkunft und eine Unterstützung von 8 Piaster Khorda (31 italienische Cent) pro Tag. Wir baten dann die Schwestern, sich ihrer anzunehmen und sie im Glauben zu unterrichten. Kurz gesagt, im vergangenen Mai kamen alle drei zu mir mit der Bitte, ich solle mich bei den Erben in Smyrna um Hilfe bemühen etc. und erklärten, zusammen mit ihren Kindern Christen werden zu wollen.


[5201]

Während ich mich beim Konsulat um die Angelegenheit kümmerte, schickte ich die arabische Schwester, ihnen katholischen Unterricht zu erteilen. Da alle drei (vor allem die Mutter der drei Kinder, die mehr einer römischen Matrone glich) intelligent waren, begriffen sie alles sehr schnell. Als eine von ihnen an Pocken und Typhus erkrankte und unaufhörlich um die Taufe bat, taufte ich sie am vergangenen Dienstag und firmte sie am Abend. Noch in der gleichen Nacht verstarb sie überglücklich. Inzwischen war auch die zweite Konkubine, die Mutter der drei Kinder, die die Verstorbene betreut hatte, an der gleichen Krankheit erkrankte, und bat um die Taufe. Sie empfahl mir ihren Sohn und den Schwestern ihre beiden Töchter. Sie wurde getauft, gefirmt und gestern, am Freitagabend, ist sie zufrieden gestorben. Noch am Freitag erkrankte auch die dritte Konkubine, bat um die Taufe, wurde getauft, gefirmt und auch sie ging unter dem Beistand der Schwestern und des Priesters am Montag früh zufrieden in den Himmel ein.


[5202]

So haben drei abessinische Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren innerhalb weniger Tage den Himmel an sich gerissen, und wir erbten einen Sohn und zwei Töchter, die wir im katholischen Glauben erziehen werden. Die Fügungen Gottes sind immer liebevoll und anbetungswürdig! Auf welch erstaunlichen Wegen erreichten diese drei im Laster verlorenen Seelen innerhalb von nur sechs Tagen den Himmel! Solche Fälle haben wir im Vikariat von Zentralafrika immer wieder.


[5203]

Jetzt ein paar Worte zu den Nyanza-Seen. Jene Expedition der Gesellschaft der Schottischen Kirche, die der berühmte Stanley, mein Freund, der 300.000 Franken im Jahr zur Verfügung hatte, zu den Seen holte, scheint sich nach dem Tod von einem der acht anglikanischen Missionare in Tanganjika und nach dem Massaker auf der Insel Kerewe am Victoriasee an zwei weiteren Missionaren aufzulösen, denn ihr Anführer Hochw. Wilson, der ein Jahr am Hof von König M'tesa weilte, kehrt mit den anderen nach England zurück und wird nicht mehr hierher zurückkommen, wie man hört. Hauptmann Etton, der Anführer einer anderen englischen Gesellschaft, starb in der Nähe von Tanganjika. Jetzt aber droht die Gesellschaft von Hochw. Smith, die plant, in Äquatorialafrika das Handwerk einzuführen, Ärger zu bereiten.


[5204]

Als Seine Exzellenz Gordon Pascha, Generalgouverneur des Sudan, Massawa, Zeila und Berbera (die ägyptischen Besitzungen in meinem Vikariat sind ein fünfmal größeres Gebiet als Frankreich) nach Khartum kam, erzählte er mir, dass vier anglikanische Missionare in Suakin angekommen und nach Khartum, zum Weißen Nil und zu den Seen, unterwegs seien, um eine englische Mission zu gründen. Obwohl mir der Anglikaner Gordon Pascha (er meditiert wenigstens drei Stunden am Tag die Bibel, lebt ohne Frauen wie ein vollkommener Mönch und betet viel) wiederholt erklärt hat, dass nach seiner Überzeugung die katholischen Missionen mehr Frucht bringen und mehr Erfolg haben werden als die anglikanischen und alle anderen Religionen der Welt, wie er im Sudan und in China beobachten konnte, so bin ich über die Nachricht von der Ankunft der vier anglikanischen Missionare in Khartum, die zu den Seen unterwegs sind, doch beunruhigt. Ich bin sehr nachdenklich nach Hause gegangen und bin bereit, diese Hochwürdigen Herren wie ein Trüffelhund aufzuspüren, sobald sie nach Khartum kommen.


[5205]

Anlässlich eines Besuchs Seiner Exzellenz General Gordon lenkte ich mein Gespräch auf die Seen und sagte ihm klipp und klar: „Mein lieber Pascha, Sie wissen, dass ganz Zentralafrika inklusive der Seen zu meinem Zuständigkeitsbereich gehört. Ich habe die Absicht, so bald wie möglich zwei katholische Missionen zu gründen: eine am Albertsee und die andere am Victoriasee. Augenblicklich aber fehlen mir die Mittel, ich habe sogar viele Schulden, die ich, so hoffe ich, bald tilgen werde, da ich den hl. Josef habe, dessen Namen Ihnen bekannt ist, aber nicht seine Tugenden. Das wollen wir aber vorläufig beiseite lassen. Ich weiß, dass Sie sich finanziell in größerer Verlegenheit befinden als ich, denn Sie sind voller Schulden und können nicht einmal Ihre Angestellten bezahlen. Aber Sie glauben an einen fürsorglichen Gott. Ich bin arm, aber ich möchte an den Seen Missionen gründen, und Sie müssen mir auf die eine oder andere Weise helfen. Von Europa erhalte ich Hilfe für die bereits bestehenden Missionen meines Vikariats, aber bei den Seen wird es nicht so schnell gehen. Helfen Sie mir also, Sie haben ein gutes Herz.“


[5206]

Er entgegnete mir: „Augenblicklich kann ich weder Euch noch den englischen Missionaren helfen. Ich sagte ihnen in Suakin, dass ich für sie nicht mehr tun werde als ich für Bischof Comboni tun muss, der schon seit vielen Jahren im Sudan weilt und für das Gebiet der Seen die religiöse Zuständigkeit hat. Ich bin Euch sehr wohlgesinnt, aber jetzt kann ich Euch nicht helfen.“ Worauf ich hinzufügte: „Sie wissen, dass wir Katholiken bescheiden sind, und gewöhnlich mit hundert Englischen Pfund so viel tun wie die englischen Missionare mit zehntausend. Ich bitte um nicht viel etc.“ Er gab mir zur Antwort: „Ich will erst einmal sehen und überlegen“, und ging fort. Bei meinem nächsten Besuch fragte er mich, wann ich meine Expedition zu den Seen beginnen würde. Ich antwortete ihm: „Ich würde jene Zeit wählen, die Eurer Exzellenz als die günstigste und sicherste erscheint.“ Er gab mir zur Antwort: „Die sicherste und günstigste Saison wäre nach der großen Regenzeit im September oder Oktober.“ „Gut“, antwortete ich, „zu jenem Zeitpunkt kann ich bereit sein“. „Aber“, fügte er hinzu, „würdet Ihr selbst mitgehen?” „Ich kann jetzt noch keinen Plan machen; aber entweder werde ich selbst mitgehen oder einige von meinen Missionaren als Forscher schicken“, sagte ich.


[5207]

Wir haben seitdem nicht mehr über diesen Punkt gesprochen. Aber zwei Tage später schickte er Kapitän Gessi, den neuen Leiter der nächsten Militärexpedition auf dem Fluss Sobat (der am 9. Breitengrad in den Weißen Nil fließt und den ich vor 19 Jahren im Winter 1859 besucht hatte) mit folgender Botschaft: „Sag Msgr. Comboni, dass ich ihm helfen will. Die Transportspesen für die Missionare und das Gepäck etc. werden ich und die Regierung tragen. Er braucht sich nur um seinen eigenen Unterhalt zu kümmern.“


[5208]

Kapitän Gessi erläuterte mir das Vorhaben von Gordon Pascha: Dieser kümmert sich um den Transport der katholischen Expedition mit dem Dampfer von Khartum nach Lado (zirka 800 Meilen); dort wird er mir die afrikanischen Träger der Regierung zur Verfügung stellen, die unser Gepäck auf den Schultern 120 Meilen zu Fuß bis Dufilé am Nil transportieren werden, der dem Victoriasee entspringt, bis Rejaf fließt und den Weißen Fluss bildet. Er wird auch Ochsen und Kühe für die Reise des Personals stellen. Von Dufilé fahren wir wieder mit seinem Dampfer weiter, der uns bis zur Stadt Magungo am Albertsee bringen wird. Dort stellt er uns die Boote oder Transportmittel für jenen Fluss zur Verfügung, der den Albertsee bildet und dem Victoriasee entspringt (240 Meilen). Mit einem Wort, die Regierung und Gordon Pascha bestreiten neun Zehntel der erforderlichen Auslagen, um meine katholische Expedition zu den Seen zu bringen. Mit einem freundlichen, in englischer Sprache geschriebenen Brief dankte ich Seiner Exzellenz, nahm sein großzügiges Angebot an und werde nun meine Vorkehrungen treffen, um dieses wichtige Ziel zu erreichen.


[5209]

Nun habe ich drei oder vier Monate bequem Zeit, um mir diese wichtige Angelegenheit zu überlegen und die erforderlichen, detaillierten Vorkehrungen zu treffen, denn als Erstes steht eine einfache, aber gründliche Erkundigung an. Nach meiner Meinung hat der Heilige Stuhl dem Erzbischof von Algier hier und jetzt nur den Auftrag erteilt, Äquatorialafrika und das Gebiet der Seen zu erforschen, hat aber in keiner Weise durch ein Apostolisches Dekret für die Missionare von Algier zwei Vikariate errichtet. Dazu ist eine Ponenza und eine Generalkongregation der Hochwürdigsten Kardinäle der Propaganda Fide notwendig und die Ratifizierung durch den Papst, aber dazu war die Zeit zu kurz.


[5210]

Deshalb arbeite ich jetzt an einem kurzen, detaillierten und möglichst genauen Bericht für Eure Eminenz, in dem ich folgende Punkte behandle:

  1. Notwendigkeit und Gründe, warum die Seen weiterhin unter der Jurisdiktion des Vikariats von Zentralafrika bleiben sollen.
  2. Vorteil oder Notwendigkeit, sie von Zentralafrika abzutrennen oder den Missionaren von Algier ein großes Territorium im Inneren Afrikas zuzuweisen, um zwei neue große Vikariate zu errichten und sie ihnen anzuvertrauen.
  3. Neue Definition der südlichen Grenzen von Zentralafrika, das nur bis zur südlichen Grenze der Nilquellen, also der Seen, reichen soll, das ist der 4. oder 5. südliche Breitengrad.

[5211]

Das werde ich mit aller Sorgfalt bis Mitte Juli nächsten Jahres tun, auf der Grundlage von genauesten und zuverlässigsten Informationen, die es gibt. Wenn es den Missionaren von Algier gelingen wird, wie ich hoffe, die zwei neuen großen Vikariate zu gründen und zu konsolidieren, nämlich:

  1. Das neue Vikariat des Reiches oder der Staaten von Kazembe, das viele Millionen von Ungläubigen zählt, die nie von Jesus Christus gehört haben, das im Norden an den dazugehörigen Tanganjikasee angrenzt, und sich einige tausend Meilen nach Süden und Westen erstreckt;
  2. Das neue Vikariat des Reiches oder der Staaten von Muati-Yamvo, das sich etwa 500 Meilen westlich von Kazembe und Tanganjika erstreckt und viele Millionen von Ungläubigen zählt, zu denen das Evangelium noch nie vorgedrungen ist.

Wenn, wie schon gesagt, die Missionare von Algier in der Lage sein werden, diese zwei neuen und wichtigen Vikariate zu errichten, was viele Jahre beanspruchen wird, dann können sie auch an die Seen denken. Wenn bis dorthin das Vikariat von Zentralafrika seine apostolische Tätigkeit noch nicht auf diesen Teil ausgedehnt hat, kann es auch die Seen an die Missionare von Algier abtreten.


[5212]

Ich hoffe, dass mein Schüler Antonio Dobale die Höheren Weihen empfangen hat, falls ihn Eure Eminenz und der ausgezeichnete Rektor des Urbaniana-Kollegs für würdig erachtet haben. In diesem Fall, und soweit es Eure Eminenz für angebracht hält, kann er nach Verona fahren und von dort aus nach Kairo zu meinen Instituten. Was immer Sie entschieden haben oder entscheiden werden, ich werde voll und ganz damit einverstanden sein.

Ich küsse den heiligen Purpur und verbleibe in tiefster Ehrfurcht

Eurer Hochwürdigsten Eminenz demütiger, gehorsamer und ergebener Sohn

+Daniel

Bischof von Claudiopolis

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


775
Leone XIII
0
Khartum
28. 6.1878

Nr. 775 (736) AN PAPST LEO XIII.

„Museo delle Missioni Cattoliche“ XXI (1878), pp. 577–579

Khartum in Obernubien

28. Juni 1878, Herz-Jesu-Fest

Heiligster Vater,

[5213]

schon früher hätte ich meine ehrerbietige Hochachtung, meine Huldigung und unbegrenzte Wertschätzung vor dem Thron Eurer Heiligkeit aussprechen sollen. Denn bei meiner Ankunft Mitte April in Khartum erhielt ich die trostreiche Nachricht von Eurer glücklichen und wunderbaren Erhebung auf den Stuhl des hl. Petrus. Aber die unsagbaren Mühen einer zermürbenden Reise von 77 Tagen von Kairo bis hierher, die überaus anstrengende Überquerung der großen Wüste bei fast 60 Grad Hitze, die Beschäftigung mit den schwerwiegenden Sorgen meines mühevollen und arbeitsreichen Vikariats, das von der Geißel der Hungersnot heimgesucht wird, hat dazu geführt, dass ich - fast ohne es zu merken - bis heute meine ehrfurchtsvolle, herzliche und kindliche Huldigung verschoben habe. So begnügte ich mich fürs Erste einmal, durch den verehrten Kardinalpräfekten der Propaganda Fide und den würdigen Herrn Kardinalstaatssekretär meine Verehrung und Glückwünsche überbringen zu lassen.


[5214]

Erlauben Sie mir jetzt, o Heiligster Vater, dass ich, alle Priester und apostolischen Mitarbeiter des Missionsinstituts für Afrika, die guten Schwestern vom Hl. Josef der Erscheinung, die mit großem Eifer in meinem Vikariat arbeiten, und die Missionsschwestern von meinem Institut der Frommen Mütter für Afrika, die ich in Verona unter der Schirmherrschaft von Kardinal di Canossa gegründet habe, erlauben Sie mir also, dass wir zu Ihren heiligsten Füßen mit allen Gläubigen, Euren Söhnen, die auf der ganzen Welt zerstreut sind, unseren demütigen und wärmsten Beifall spenden und Sie als Pontifex und König begrüßen, als Stellvertreter Jesu Christi auf Erden und würdigen Nachfolger des engelgleichen Pius IX., jenes heiligen, starken, großen Papstes, dem die Allmacht und Liebe Gottes ihr so erhabenes Ebenbild aufgedrückt hatte. Heiligster Vater, nehmen Sie unsere tiefe, von Herzen kommende Ehrerbietung, die herzlichsten und aufrichtigsten Gefühle unserer demütigen, vollen und unbegrenzten Huldigung, Verehrung und Anhänglichkeit entgegen.


[5215]

Sie sind, o Leo, der Auserwählte Gottes, das kostbare Geschenk, das sein Herz unter den unendlichen Schätzen seiner Liebe für die Kirche aufbewahrt hatte, um sie in ihrer schmerzlichen Witwenschaft zu trösten, in der sie Euer heiliger Vorgänger zurückgelassen hatte: Sie sind der Hohepriester des Neuen Bundes, der erfahrene Pilot der mystischen Arche des ewigen Bundes, außerhalb der es kein Heil gibt, der große Mittelpunkt jener katholischen Einheit, die der große Pius IX. zum Gipfel ihrer Vollkommenheit und Größe geführt hat. Ihr seid der Grundstein der Kirche Jesu Christi, der aufrichtige Steuermann ihrer Offenbarung, der treue Hüter ihrer Lehre, der unfehlbare Interpret ihrer Geheimnisse [Orakel], der unerschrockene Beschützer ihrer Altäre und Gesetze, der legitime Verkünder ihrer Religion, der unbesiegte Löwe Judas, der über seine Feinde triumphiert, der strahlende Stern, der das wahre Licht im Dunkel des Alls aufleuchten lässt, der Hohepriester, der unfehlbare Lehrer der Wahrheit, der Oberste Seelenhirte, von dem die Welt den Frieden erwartet, und der alles im Schatten des einen Schafstalls Jesu Christi zusammenführt.


[5216]

Unter diesen Seelen, die vom Stellvertreter Jesu Christi Segen und Leben erwarten, sind die über hundert Millionen Ungläubige des Vikariats von Zentralafrika. Es ist die größte und am dichtesten bevölkerte, die mühsamste und schwierigste apostolische Mission der Welt. Wir, die Mitglieder dieser drei oben erwähnten Institute, sind bereit, alle Strapazen, Entbehrungen und Gefahren, das heiße Klima und jede Art von Leiden und Mühen zu ertragen, die unser gefährliches und dorniges Apostolat ständig begleiten, und das Martyrium zu erleiden, um für die katholische Kirche ein so großes und trostloses Gebiet für die Herde Christi zu gewinnen. Wir setzen unser ganzes Vertrauen auf das Heiligste Herz Jesu, das Heiligste Herz unserer Frau vom Heiligen Kreuz, den heiligen Josef und auch auf Euch, wieder erwachter Petrus, o sichtbares Haupt des mystischen Leibes des Mensch gewordenen Wortes, aus dem das Heil fließt und die Quelle wahren Lebens sprudelt.


[5217]

Richtet, o Leo, von der Höhe Eures Thrones aus Euren mitleidigen Blick auf diesen verlassenen Teil des erhabenen Erbes Christi, für dessen Erlösung wir Verstand und Herz, Blut und Leben weihen. Erteilt diesen Menschen Euren ganz besonderen Segen, damit er sie auferweckt und mit wahrem Leben erfüllt.

Während ich vor Eurer Heiligen Majestät, dem Pontifex und König knie, und vor Euch meine volle und aufrichtige Huldigung, meine Dienstbereitschaft und meine grenzenlose Verehrung erneuere, küsse ich ehrfurchtsvoll Eure heiligen Füße und bitte für alle um Euren Apostolischen Segen.

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis i.p.i.

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


776
Dott. Gustavo Frigotto
0
Khartum
29. 6.1878

Nr. 776 AN DR. GUSTAVO FRIGOTTO

ACR, A, c. 15/162

Nr. 1

Khartum, 29. Juni 1878

Mein liebster Doktor,

[5218]

kann es wahr sein, dass Gott jenen kleinen Engel Nina, den ich seit 1852, also 26 Jahre lang, geliebt und geschätzt habe, in den Himmel gerufen hat, um den Lohn für ihre Unschuld und ihre leuchtenden Tugenden zu empfangen? Ich hätte mir das nicht träumen lassen. Die Nachricht erreichte mich in Bure am Blauen Fluss, wohin ich mich zur Luftveränderung begeben hatte und noch einmal begeben werde. Ich überlegte, überprüfte und bediente mich der Genealogie. Clementina (ich dachte immer, sie sei die Mutter von D. Luciano) ist also Nina, Ihre Tochter, Ihre einzige Tochter, der ganze Reichtum von Ihnen und Angelina, auf die Sie Ihre Hoffnung gesetzt und auf die sich all Ihre Gedanken konzentriert haben. Nina, dieser wahre Engel! Ich weiß nicht, ob ein besserer geformt werden könnte mit einem so klugen Köpfchen, gutmütigem Herzen, gebildet, eine ausgezeichnete Tochter, Gemahlin und unübertroffene Mutter. Was soll ich also meinem lieben Freund Dr. Frigotto sagen?


[5219]

Was soll ich Angelina sagen? Was soll ich dem lieben jungen Creazzo sagen, dem Nina so wertvoll war? Ah! Ich bekenne, dass es eine bittere Pille ist, und dass man diese Bitterkeit jahrelang spüren wird. Aber vor allem müssen wir unsere Gedanken nach oben richten und die immer anbetungswürdigen Ratschlüsse Gottes anbeten, die jene reine Seele stets so sehr geliebt hat, so dass sie für den Himmel reif gewesen ist. In Gott, im Himmel, inmitten der ewigen Freuden finden wir unseren wahren Trost.


[5220]

Aber auch Sie, Angelina und der Gemahl dürfen sich trösten und die Pille zuhause in milderer Dosierung zu sich nehmen. Es sind jene lieben kleinen Engel, die das lebendige Abbild und Ninas Portrait sind. Sie verstehen mich wohl, was ich meine. Alles spiegelt in jenem gesegneten Haus Ninas Bild wider. Sollte ich nochmals nach Lonigo kommen, würde ich dort vielleicht mehr als früher Nina gegenwärtig finden. Haben Sie Mut, mein lieber Doktor, meine liebe Frau, mein lieber Gemahl: In Ihren Herzen hat die Religion einen hervorragenden Platz, Ihre Seele ist rein, und rein Ihre Urteilskraft, tief verwurzelt Ihre Religion. Erhebt Eure Augen zum Himmel. Das ständige und inbrünstige Gebet für Nina sei nun der Ring, der Euch mit ihr verbindet: Der Glaube! Der Glaube! Oh, wie gut ist der Herr. Ich habe bereits zwei Messen für Nina gefeiert, und sobald die Hitze etwas nachlässt, werden wir einen Sterbegottesdienst halten und weitere Messen lesen.


[5221]

Mit ein paar Worten möchte ich Ihnen meine gegenwärtige Lage schildern. Ich bin sehr glücklich, für Christus und die am meisten verlassenen Seelen der Welt leiden zu können. Meine Mission ist die schwierigste und mühsamste der Welt. Aber ich hoffe, wir werden dorthin gelangen, wo Nina ist, denn hier befinden wir uns wie im Fegefeuer. Nach einer überaus anstrengenden Reise von 77 Tagen von Kairo nach Khartum bei mehr als 60 Grad Hitze in der Wüste und 17 Stunden am Tag auf dem Rücken des Kamels hielt ich meinen feierlichen Einzug in Khartum. Der Empfang, der dem ersten Bischof und Apostolischen Vikar des Sudans bereitet wurde, war ein wahrer, in dieser Gegend nie gesehener Triumph der katholischen Religion. Doch schon bald verwandelte sich die Poesie in Prosa, denn der ganze Sudan ist von einer schrecklichen Hungersnot heimgesucht worden, so dass auch die allernotwendigsten Dinge zum Leben fehlen.


[5222]

Sobald im Veneto die Polenta oder das Brot viermal mehr als üblich kosten, dann heißt es, eine Hungersnot ist ausgebrochen. Jetzt, wo ich Ihnen diesen Brief schreibe (Khartum allein muss ich mehr als hundert Menschen ernähren), habe ich für Durra oder Mais (von dem die Armen leben) 67 Franken in Gold für ein Ardeb (ein Sack aus Dattelrinde) bezahlt, während man im Jahr 1875 dafür 5 bis 6 Franken pro Ardeb bezahlte. Rinder, Kamele, Ochsen sind verendet. Butter und Öl gibt es nicht mehr. Die elf Ochsen, die meinen Garten pflügten, ernährten sich mit Durra, nachdem das Heu ausgegangen war. Inzwischen sind die meisten tot.


[5223]

Was soll ich noch hinzufügen? In Kordofan (wo ich drei Niederlassungen mit Schwestern und Missionaren habe) begeben sich die armen Schwestern bereits um vier Uhr morgens zu den weit entfernten Brunnen (die unseren sind ausgetrocknet). Manchmal müssen sie bis Mittag warten, bis sie für 75 Cent pro Liter schwarzes und trübes Wasser bekommen. In Kordofan kriegt man nur mit viel Mühe schmutziges Wasser zum Trinken, Waschen und Kochen, und es kostet mehr als Wein in Lonigo. Die Ursache all dieser Übel sind die seit Menschengedenken geringsten Regenfälle im vergangenen Jahr. In meinen bischöflichen Zimmern hat es 30 Grad Hitze, im Zimmer von D. Squaranti 32. Außerhalb des Zimmers steigt das Thermometer auf 50 bis 55 Grad. Sie können sich ausmalen, was das für ein Leben ist. Die Vorratskammern sind leer, ich habe mehr als 50.000 Franken Schulden, und alle meine Vorräte sind aufgebraucht. Ich selber bin erschöpft und mager, mit so vielen Niederlassungen auf meinen Schultern etc.


[5224]

Was kann man tun? Wer den Kirschen die Stiele gemacht hat, wird sich drüber Gedanken machen, denn er hat seinen Kopf, sein Herz und sein Gewissen auf dem rechten Fleck. Es ist sein Werk, er wird nach dem Rechten sehen: Ich bin sein Diener. Ich habe meinen Verwalter, den hl. Josef, zur Ordnung gerufen, ihm zugesetzt und gedroht, mich an seine Frau zu wenden, sollte meine Jahresbilanz innerhalb eines Jahres, vom 12. Mai dieses Monats an gerechnet, nicht ausgeglichen sein, aber nicht ein Ausgleich wie jener von Lanza, Sella, Minghetti oder Federico Semits Doda, dem gegenwärtigen italienischen Finanzminister, sondern ein wirklicher: Andernfalls gehe ich zu seiner Frau. Das genügt!


[5225]

Alle meine Freunde von Lonigo sind in meinem Herzen präsent. Ich schulde D. Luciano eine Antwort auf seinen Brief, es wird ein langer werden. Möge er mir mein Schweigen verzeihen. Ich muss schreiben, um zu bitten. Ich kann nachts nicht schlafen, habe keinen Appetit, bin immer müde ... Richtet ihm Grüße aus. Grüßen Sie mir alle ... alle … Priester ... Laien ... Herren ... Frauen ... Kinder ... Nonnen ... den Hochwürdigen Erzpriester. Angelina ... den Gemahl ...

Ihr in Liebe verbundener

+ Daniel

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika


777
Leopoldo II, Re del Belgio
0
Khartum
30. 6.1878

Nr. 777 (738) AN KÖNIG LEOPOLD II. VON BELGIEN

ACR, A, c. 15/54

Nr. 1

Khartum, 30. Juni 1878

[PS: Am Ende des Briefes schrieb Comboni: 5. Juli 1878]

Sire,

[5226]

die beschwerliche Reise meiner Karawane von Missionaren und Schwestern, mit der ich zu einer recht ungünstigen Jahreszeit unterwegs war, die heiklen Aufgaben meines apostolischen Dienstes, die Leiden und sehr ernsten Sorgen aufgrund der schrecklichen Geißel der furchtbaren Hungersnot, die mehr als die Hälfte meines riesigen Vikariats im Griff hat, der fast völlige Mangel an Lebensmitteln, der all meine Finanzen und Vorräte aufgebraucht hat, um wenigstens in den größten Notfällen helfen zu können, das alles hat mich daran gehindert, meinem großen Wunsch nachzukommen, Eurer Majestät zu schreiben und mit Ihnen einen Briefwechsel zu beginnen, der für die Interessen der Zivilisation in Zentralafrika nicht nutzlos sein wird.


[5227]

Zuallererst möchte ich Eurer Majestät schriftlich meinen aufrichtigsten Dank für den freundlichen Empfang aussprechen, den Sie mir voriges Jahr am Allerheiligenfest nachmittags gewährt haben. Gleichzeitig möchte ich meine tiefe Ehrfurcht und unbegrenzte Bewunderung für Eure Majestät ausdrücken, denn Sie haben eine neue Ära der Wiedergeburt für die unglücklichen und am meisten vernachlässigten Völker der Erde eröffnet, die im gesamten zivilisierten Europa eine günstige Bewegung ausgelöst und in allen großmütigen Herzen ein heiliges Feuer entzündet hat, um am großen Unternehmen zur Erlösung von Zentralafrika mitzuarbeiten, nicht nur in wissenschaftlicher und zivilisatorischer, sondern auch in religiöser und katholischer Hinsicht.


[5228]

Dieses Werk ist unübertroffen. Es ist das beste und menschenfreundlichste dieses Jahrhunderts, das interessanteste und edelste des Fortschritts und der Erhebung des christlichen und menschlichen Geistes, zudem höchst dringend und notwendig, um die anbetungswürdigen Pläne des göttlichen Erlösers der Menschheit zu erfüllen, der die wahre Freiheit und Brüderlichkeit des ganzen Menschen verkündet und als erster die Sklaverei abgeschafft hat. Nach ernsthafter Prüfung bin ich nun zutiefst davon überzeugt, dass dieses große Werk gelingen und langsam gute und kostbare Ergebnisse erzielen wird. Nach einer Reihe von verschiedenen und vielseitigen Wechselfällen und praktischen Erfahrungen wird es der Kirche und der christlichen Zivilisation zu großem Vorteil gereichen und die katholischen Missionen Afrikas stärken.


[5229]

Ich bin sehr glücklich und fühle mich geehrt, mit Eurer Majestät durch unauflösbare Bande des Geistes und Herzens verbunden zu sein, die dank der Übereinstimmung unserer lebendigen und beharrlichen Bestrebungen, das geliebte Zentralafrika zu zivilisieren und neu zu beleben, entstanden sind. Zentralafrika ist jener Teil der Welt, der vor allen anderen die Sympathien und die Aufmerksamkeit der gesamten Menschheit verdient, dem ich Seele und Herz, Blut und Leben geweiht habe; ein unauflösbares Band zwischen dem edlen Initiator dieses großen Erlösungswerkes von Zentralafrika und seinem ersten legitimen Hirten und ersten Bischof und Apostolischen Vikar, wenngleich unwürdig und unbedeutend, der zusammen mit den anderen Missionaren dieses bewundernswerte Werk in die Tat umsetzt, das Ihre große königliche Seele ausgerufen und Gott selbst inspiriert hat.


[5230]

Es ist das unauflösbare Band zwischen Zentralafrika und dem geliebten Brüssel, dieser edlen Stadt, die das wahre Hauptquartier der zivilisatorischen Bewegung für die Wiedergeburt Zentralafrikas geworden ist und immer bleiben wird. Die Güte Eurer Majestät ist so groß, dass Sie mir erlauben werden, Ihnen von nun an in aller Demut einige kleine Anregungen zu unterbreiten, die nach meiner bescheidenen Erfahrung in afrikanischen Angelegenheiten das Wohl dieses großen Unternehmens wirksam und angemessen fördern werden.


[5231]

Die Grundvoraussetzung, um ein großes Unternehmen zu leiten, nachdem es zuerst auf seine Nützlichkeit, Notwendigkeit, Güte und Erhabenheit hin überprüft wurde, ist die unerschütterliche Beharrlichkeit bei seiner Ausführung. Man darf sich von keinem Hindernis und keiner Schwierigkeit abschrecken lassen, und sollte die ganze Welt in Trümmer fallen. Das begonnene große Werk darf man nie aufgeben oder verlassen. Alle großen Werke der Welt haben immer mit Hindernissen und derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen, so dass oft selbst die Existenz der Werke bedroht ist. Das Ihre, Sire, wird auch mit Hindernissen und enormen Widersprüchen zu tun haben: Es wird Momente geben, in denen man Sie drängen wird, das Werk aufzugeben, und Ihnen berechtigte, einleuchtende und augenscheinliche Motive und Gründe vorlegt, damit Sie von ihm ablassen. Weisen Sie diese Gründe ohne Angst zurück und denken Sie daran, dass Ihr Werk Gottes Werk ist, das Jahrhundertwerk, das hundert Millionen von unglücklichen Menschen erlösen wird, um sie hier auf Erden frei und glücklich zu machen.


[5232]

Dieses Werk wird mehr als den zehnten Teil der gesamten Menschheit auf das Niveau der am meisten zivilisierten Nationen heben. Die majestätische Stimme eines katholischen, aufgeschlossenen Königs ist sehr mächtig, wenn es um die großen Interessen der Menschheit geht. Möge Eure Majestät als Grundlage für Ihr großes Werk das Prinzip unerschütterlicher Beharrlichkeit bei der Umsetzung befolgen und vor keinem Hindernis zurückweichen. Dieses großartige Werk wird der glanzvollste und hellste Edelstein Ihres königlichen Diadems und der höchste, dauerhafteste und wertvollste Ruhm Belgiens sein.


[5233]

Ich habe den Tod von Herrn Crespel und Herrn Maës nach ihrer Ankunft in Sansibar sehr bedauert. Ich benütze diese Gelegenheit, um der Weisheit Eurer Majestät einen der ersten Artikel aus meinem Plan zur Wiedergeburt Afrikas zu unterbreiten, den ich am 18. September 1864 dem Heiligen Stuhl vorgelegt hatte und der bereits approbiert worden ist. Diese kleine Idee rettet drei Viertel der Reisenden in Zentralafrika das Leben. Es handelt sich um die Gründung einer Station für die Akklimatisierung der Forscher, bevor sie sich in die heißen Gegenden Zentralafrikas begeben. Diese Station sollte sich in einer Stadt oder an einem Ort befinden, dessen Temperatur etwas höher ist als die Durchschnittstemperatur zwischen Europa oder der Heimat der Forscher und den inneren Regionen Afrikas, wohin diese sich begeben wollen.


[5234]

Die Forscher müssen sich mindestens einen oder zwei Sommer auf dieser Station aufhalten und ein aktives Leben führen, indem sie besonders ihren Beruf ausüben oder sich mit ihrer bevorstehenden Arbeit in Zentralafrika beschäftigen. Zudem müssen sie sich auf diesen Stationen allmählich an einen Lebensstil und an die Ernährung gewöhnen, an die sie sich im Land halten sollen, wie den mäßigen Genuss von Fleisch, Likören und Wein, deren Missbrauch in Zentralafrika sehr schädlich ist. An all das gewöhnt man sich leicht und allmählich, besonders wer gerne Hülsenfrüchte isst, die hier sehr bekömmlich sind.


[5235]

Kräftige Männer, die sich auf diesen Stationen nicht akklimatisieren, erliegen als erste dem Klima. Dementsprechend braucht ein kräftigerer Mann längere Zeit, um sich zu akklimatisieren. Diese Tatsache, die in Europa kaum bekannt ist, habe ich hier oft feststellen können.


[5236]

Früher legte ich großen Wert auf die Mitarbeit von europäischen Ärzten in Zentralafrika, die bereits ihr Studium an den Universitäten und ihre Praxis in den europäischen Krankenhäusern abgeschlossen hatten. Ebenso wollte ich unbedingt Apotheken einrichten, versehen mit allen erdenklichen europäischen Medikamenten und Heilmitteln. Diese Ideen habe ich inzwischen fallengelassen. Ich selbst habe mein Medizinstudium in Europa abgeschlossen mit dem alleinigen Zweck, mich dessen in Zentralafrika zu bedienen.


[5237]

Der europäische Arzt sollte in Zentralafrika das europäische Medizinsystem nur teilweise anwenden. Die Hälfte der europäischen Medikamente und Heilmittel sind in Zentralafrika für die Europäer und besonders für die Eingeborenen sehr schädlich. Für Letztere gibt es hier vom Schöpfer bestimmte Heilmittel. Heilmittel für äußere Anwendung und alle Arten von Chirurgie sind hier sehr nützlich, wie die hauptsächlichsten Heilmittel der europäischen Medizin, zum Beispiel Chinin, Kampferpulver, Digitalis, Ipecacuanha etc.


[5238]

Und noch ein letzter Grundsatz, der für das große Unternehmen Eurer Majestät wichtig ist: die Wahl der Forscher [Kundschafter]. Ihr moralisches Benehmen muss man kennen (ich bin überzeugt, dass in Belgien und Polen eine gute und vorzügliche Auswahl möglich ist), denn sonst wird man anstatt die Zivilisation nach Zentralafrika zu bringen, Unmoral, Skandal und Hass gegen den Europäer importieren, was schon vorgekommen ist.


[5239]

Die Afrikaner haben genügend Taktgefühl und gesunden Menschenverstand, um zwischen den europäischen Reisenden und den katholischen Missionaren und Schwestern genau zu unterscheiden, und sie wissen die guten Sitten zu schätzen, so dass sie die Frauen in ihren Hütten oder in der Wüste verstecken, wenn sie einen europäischen Reisenden das erste Mal sehen. Hingegen, wenn sie die Missionare und Schwestern auf sich zukommen sehen, begegnen sie ihnen voll Freude, bringen ihre Kinder und ihre Frauen, die uns um Arzneien und Münzen bitten und uns Essen bringen etc.


[5240]

Hier füge ich einen kurzen Exkurs als Hilfe ein, um zu sehen, wie man in Europa alles, was die afrikanische Bevölkerung betrifft, beurteilt. Im Jahr 1875 unternahm ich mit Oberst Colston eine Reise von El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, nach Khartum. Der Oberst, ein ehemaliger amerikanischer Armeegeneral, der seit 1874 die ägyptische Expedition anführte, die Kordofan erforschen und sich dann geradewegs zum Äquator bis Mombuttu aufmachen sollte, musste aus Gesundheitsgründen seine Expedition abbrechen. Als Militärkommandant wurde er von dreißig Soldaten begleitet. Wo immer wir auf unserer zwölftägigen Reise vorbeikamen, sahen wir kaum einen Menschen, und nur selten trafen wir einen Brunnenwächter an, wenn wir Wasser holten.


[5241]

Was für ein Unterschied zwischen dieser Reise mit ägyptischen Soldaten und den Reisen auf derselben Straße mit meinen Missionaren und Schwestern, um meine Pastoralvisite in Kordofan zu machen! Damals begegnete ich immer wieder Leuten und Viehherden, die auf uns zukamen, um Arzneien zu erbitten, und uns mit Hammeln, Durra und Milch beschenkten.


[5242]

Warum dieser Unterschied? Wenn Afrikaner bewaffnete Männer sehen, glauben sie, es handle sich um Soldaten oder Giallabas, die ihre Kinder und ihr Vieh rauben, und so fliehen sie mit ihren Kindern, den Familien und dem Vieh in die Wüste. Oberst Colston hat einen Bericht für den ägyptischen Generalstab geschrieben, der gedruckt wurde. Darin hat er die gesamte Bevölkerung von El Obeid und vom Königreich Kordofan auf 130.000 Einwohner geschätzt ... Ich kann Seiner Majestät aber versichern, dass es über eine Million sind.


[5243]

Das größte Hindernis übrigens, das sich der Abschaffung des Menschenhandels, der Sklaverei, und der Verbreitung der Zivilisation in Zentralafrika entgegenstellt, ist der Islam. Die Muslime sind fast überall eingedrungen. Die Muslime oder die zum Islam übergetretenen Afrikaner sind die Satelliten der kleinen Küstenherrscher, von wo aus die muslimischen Herrscher, die selbst aus dem Inneren Afrikas stammen, ihren schrecklichen Sklavenhandel betreiben und pflegen und die Sklaverei verewigen.


[5244]

Ich werde Ihnen später einmal beweisen, dass der Nil und der Blaue Nil wahrscheinlich der einfachere und günstigere Weg ist als jener von Sansibar, um zu den Seen zu gelangen. Ich sage vielleicht, denn bevor ich einen positiven Vorschlag zu diesem Thema mache, will ich persönlich die Route ausprobieren. Nach Informationen, die ich von den Seen erhalte, scheinen die Bewegungen der anglikanischen Missionare in Äquatorialafrika gewaltige Ausmaße anzunehmen. Sie verfügen über große Mittel. Ich hoffe, dass manche von ihnen für uns katholische Missionare arbeiten, da vielen von ihnen die wesentliche Eigenschaft fehlt: die Ausdauer. In wenigen Tagen werden vier anglikanische Missionare in Khartum ankommen, werden gleich auf einem Regierungsboot nach Lado weiterreisen und von dort ihre Reise zum Victoriasee fortsetzen.


[5245]

Rev. Wilson, Leiter der Expedition der schottischen Missionare, der zwei Mitglieder verloren hat, Smith und O'Neil, die vom Sultan auf der Insel Ukerewe am Victoriasee ermordet wurden, und einen weiteren, der am Tanganjikasee an Malaria gestorben ist, wird über Sansibar nach England zurückkehren, soweit ich das aus den Nachrichten erfahren konnte, die er alle über Khartum nach London geschickt hatte. Gordon Pascha, Generalgouverneur des ägyptischen Sudans, von Massawa, Zetim und Berbera, der in Khartum residiert, hat gerade Herrn Emin Effendi (sein eigentlicher Name ist Dr. Schnitzer, ein Deutscher) zum Generalgouverneur vom Weißen Nil und von Äquatoria ernannt. Es ist ein guter Mann, den ich bestens kenne. Er hält sich derzeit am Weißen Fluss auf.


[5246]

Gordon Pascha hat gestern auch Herrn Rosset, Vizekonsul von Deutschland und England in Khartum, zum Generalgouverneur von Darfur ernannt und Hauptmann Gessi zum Anführer der Truppen in Darfur, aber beide haben die Ernennung noch nicht angenommen, denn sie möchten die Erforschung des Flusses Sobat leiten (den ich im Winter 1859, vor fast zwanzig Jahren, besucht hatte), um die Verbindungen zwischen dem Weißen Fluss und dem Königreich Kaffa bei den Galla zu entdecken.

Mr. Mason hat eine hervorragende Landkarte von seiner Rundfahrt um den Albertsee gezeichnet. Laut dieser Landkarte wäre Stanleys Beatrice-Bucht nicht ein Golf des Albertsees, sondern ein neuer See, denn die letzte Spitze des Albertsees liegt ungefähr siebzig englische Meilen nördlich des Beatrice-Golfs.


[5247]

Seine Exzellenz Gordon Pascha ist keineswegs ein guter Verwalter, aber er ist ein erbitterter Feind der Sklaverei und des Menschenhandels. Ich kann sagen, dass er dieser beschämenden Plage an vielen Orten, die seiner Verwaltung unterstehen, einen empfindlichen Schlag versetzt hat. Auf dem Weißen Nil und auf den großen Straßen trifft man jetzt selten Sklaven an. Ebenso wenig begegnet man im Niltal, auf der Straße nach Kordofan und auf dem Blauen Nil oder in der Wüste Suakin jenen zahlreichen und großen Sklavenkarawanen, die man früher zu sehen gewohnt war. Die Sklaverei gibt es, den Menschenhandel gibt es und wird es noch lange geben, aber es geschieht hinter dem Rücken von Gordon Pascha, der sehr hart gegen die Menschenhändler vorgeht.


[5248]

Man kann also sagen, dass die Sklaverei jetzt in den Besitzungen des Khediven im Sudan etwas zurückgegangen ist. Die Menschenhändler meiden die Hauptstraßen und begeben sich ins Landesinnere, um ihre Raubzüge zu unternehmen und sich der armen Afrikaner zu bemächtigen, um ihr berüchtigtes Geschäft weiterhin zu betreiben. Es muss gesagt werden, dass diese Giallabas große Angst vor den Europäern haben, seien diese Laien oder Missionare, weil sie wissen, dass diese Europäer gegen die Sklaverei sind. Deswegen werden die wissenschaftlichen Stationen, Krankenhäuser und Erkundungen im Auftrag der Konferenzen von Brüssel immer von Nutzen sein, um den Sklavenhandel abzuschaffen, genauso wie die Anwesenheit der Missionare und Schwestern immer wie ein Stein auf dem Herzen der Giallabas liegen wird.


[5249]

Hier ein Beispiel dafür. Im Jahr 1874 gründete ich beim Stamm von Ghebel Nuba eine Mission. Dieses Stammesgebiet ist ein weites Feld für die Menschenhändler. Jährlich ziehen mindestens 30.000 Sklaven hier vorbei. Einer der aktivsten und mächtigsten Giallabas, der zum arabischen Nomadenstamm der Baggara Omur gehört, besuchte mich immer, um Medikamente zu erbitten. Dieser hat den Generalgouverneur von Kordofan aufgesucht und zu ihm gesagt: „Solange Du diesen Christen erlaubst, in Ghebel Nuba zu bleiben, können wir unmöglich unseren Tribut (die jährliche Steuer) bezahlen, da wir unsere ‚Farkhat‘ (Hühner, das ist der Name, der in das Regierungsregister von El Obeid eingetragen wird, in Wirklichkeit aber junge Sklavenmädchen bedeutet) und unsere Khorfans und Gional nicht mehr holen können (Schafe und Kamele, diese Namen werden in die gleichen offiziellen Register eingetragen und bedeuten ‚kleine und große Kindersklaven‘. Denn bis vor einigen Jahren, und im Geheimen bis heute, haben die Gouverneure von Kordofan als Tribut von den steuerpflichtigen Völkern immer eine Unmenge von Sklaven und Vieh erhalten). Wir können Dich nicht bezahlen, da wir nicht mehr stehlen und unsere Sklaven fangen dürfen.


[5250]

In der Tat, seitdem die katholische Mission in Ghebel Nuba besteht, ist kein Sklave dieses Stammes mehr gefangen worden und keine Sklavenkarawane hier durchgezogen, aber die Händler, die bei den Giangheh oder in Dar Fertit ihre Überfälle organisieren, nehmen eine andere Straße, die von der normalen weit entfernt und kürzer ist als jene von Ghebel Nuba.


[5251]

Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr am Albertsee eine neue Mission gründen kann und im nächsten eine weitere am Victoriasee. Es ist schwieriger, eine normale katholische Mission irgendwo in Zentralafrika zu gründen, als eine einfache Forschungsreise nach Art der Kundschafter zu unternehmen.


[5252]

Die Reisenden und Entdecker besuchen diese Orte wie Meteore und nehmen ein Quäntchen Wahrheit mit heim, denn man braucht viel Zeit, und man muss die Sprachen beherrschen. Das können vor allem die Missionare leisten, die lange Zeit oder für immer dort bleiben.


[5253]

Ich weiß aber nicht, wann ich Khartum verlassen kann wegen der Schwierigkeiten, da auch die schmerzhafte Hungersnot und der Mangel an Nahrungsmitteln mich und mein Vikariat gegenwärtig belasten. Für Durra und Getreide zahlen wir jetzt zehnmal mehr als voriges Jahr aufgrund der geringen oder fehlenden Niederschläge im letzten Jahr. Das Wasser zum Trinken, Waschen und Kochen kostet in Kordofan mehr als der Wein in Frankreich. Die Vorsehung wird uns helfen.


[5254]

Ich erlaube mir, Eurer Majestät das Gebet für Zentralafrika zu schicken, das Pius IX. seligen Angedenkens approbiert hat. Ich bitte Eure Majestät um Vergebung, dass mein Brief so lang geworden ist. Ich bin sicher, dass Sie mir großmütig vergeben werden.

Mich in Demut vor dem Thron Eurer Majestät verneigend, bitte ich Sie, die tiefe Huldigung meines Geistes und meines Herzens entgegenzunehmen. Ich verbleibe für immer

Eurer Majestät demütiger, ergebener und gehorsamer Diener

+ Daniel Comboni

 Bischof von Claudiopolis i.p.i.

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]
 


778
P. Henri Ramière
0
Khartum
12. 7.1878

Nr. 778 (739) AN P. HENRI RAMIERE

„Messager du Cœur de Jésus“ 34 (1878), v. 2, pp. 323–326

Khartum (Obernubien), 12. Juli 1878

Mein Hochwürdiger Pater,

[5255]

da ich die Hilfe des Heiligsten Herzens Jesu, des Herrschers von Zentralafrika, die Freude, die Hoffnung, das Glück seiner armen Missionare und ihr alles, bitter nötig habe, wende ich mich an Sie, den Freund und Apostel und treuen Diener dieses göttlichen Herzens, das den unglücklichsten und am meisten verlassenen Seelen der Erde seine Barmherzigkeit schenkt.


[5256]

Oh, wie glücklich bin ich, eine halbe Stunde mit Ihnen zu verbringen, um dem Heiligsten Herzen die teuersten Anliegen meiner schwierigen und anstrengenden Mission zu empfehlen und anzuvertrauen, der ich Seele und Leib, Blut und Leben geweiht habe!


[5257]

Eine bittere Hungersnot, ein extremer Mangel an Nahrungsmitteln und gefährliche Krankheiten verwüsten seit einem Jahr mein riesengroßes Vikariat. Infolge dieser Geißeln sind all meine Vorräte aufgebraucht. Die großen Sorgen erdrücken mich. Deshalb komme ich mit einem brennenden Wunsch zu Ihnen: dass Sie im ‚Messaggero‘ die Freunde des Heiligsten Herzens bitten, für mein teures Vikariat, für mich und meine Missionare sowie für die Schwestern meiner beiden Institute vom Hl. Josef der Erscheinung und der Frommen Mütter des Negerlandes, die in Zentralafrika ihren Dienst tun, inständig zu beten.


[5258]

Mit diesen Gebeten erflehen wir die Bekehrung meiner lieben Ungläubigen und die nötigen Mittel für alle Arbeiten im Vikariat. Mit dieser Bitte verfolgen wir nicht den Zweck, Kreuze, Kummer, Leiden und die außerordentlichen Entbehrungen abzuwenden, denen wir und unsere Missionare ausgesetzt sind. Denn Kreuze und große Drangsale sind für die Bekehrung, die Beständigkeit und den Fortschritt der Werke Gottes notwendig, die immer zu Füßen des Kreuzes entstehen, wachsen und gedeihen müssen. Oh, wie schön ist es, für Jesus und die am meisten verlassenen Seelen der Erde zu leiden, die uns der Stellvertreter Christi anvertraut hat! Das göttliche und anbetungswürdige Herz Jesu stärkt uns und hilft uns durch das Kreuz.


[5259]

Die Gebete sollen helfen, dass das Werk der Erlösung meiner hundert Millionen Ungläubigen aufblüht und sich entfaltet, ohne dass diese Entwicklung wegen der fehlenden Mittel behindert wird. Mein teurer Vater, Sie haben meine Gedanken wohl verstanden, auch wenn ich sie nicht gut ausdrücken kann. Außerdem möchte ich Sie bitten, meinen ersten Brief an unseren Hl. Vater Leo XIII., den ich ihm zum Fest des Heiligsten Herzens am vergangenen 28. Juni geschickt habe, ins Französische zu übersetzen und im ‚Messaggero‘ zu veröffentlichen. Es ist eine Art Glaubensbekenntnis von mir, von meinen Missionaren und Schwestern an den neuen Papst. Ich schicke Ihnen den Brief mit der Überschrift: Msgr. Comboni und Zentralafrika zu Füßen von Leo XIII.


[5260]

Nun möchte ich noch ein paar Worte über mein Vikariat hinzufügen, über das ich einen kurzen geschichtlichen Artikel verfasst habe, der voriges Jahr in den ‚Missions Catholiques‘ von Lyon veröffentlicht wurde, beginnend mit der Nr. 13 vom letzten Oktober.


[5261]

Als ich 1872 zum Apostolischen Provikar des Vikariats von Zentralafrika ernannt wurde, gab es nur das allein stehende Haus in Khartum und den verwahrlosten Garten, der vom verehrten P. Pedemonte von der Gesellschaft Jesu, der 1848 nach Khartum kam, angelegt worden war. Dank dem Heiligsten Herzen Jesu, dem ich, wie Sie wissen, am 14. September 1873 das Vikariat geweiht habe, besitzen wir heute zwei große Häuser in Khartum, drei im Reich von Kordofan, zwei in Berber und zwei bei den Volksstämmen von Ghebel Nuba. Ich habe auch schon Missionare nach Kadaref an der Grenze zu Abessinien geschickt und werde bald eine Mission am Albertsee gründen.


[5262]

Im Zeitraum von fünf Jahren konnte eine große Anzahl von Seelen gerettet werden. Wir haben mit vielen Völkern Kontakt aufgenommen und Missionen gegründet. Das Heiligste Herz Jesu hat dieser riesigen Mission viele Gnaden erwiesen.


[5263]

Nachdem die Werke Gottes vom Kreuz begleitet werden müssen, hat es der Herr zugelassen, dass nach ungefähr einem Jahr eine schreckliche Hungersnot und ein furchtbares Elend dieses große Vikariat getroffen und diese ausgebrannten Regionen verwüstet haben. Als Folge davon sind böse Krankheiten ausgebrochen, so dass diese unglücklichen Völker dezimiert werden. Ursache dieser großen Übel waren die ausgebliebenen Regenfälle im letzten Jahr. Ein großer Teil des Viehs und der Kamele sind verhungert. Die Felder liegen brach, und der Boden ist ausgetrocknet. Es gibt weder Getreide noch Heu etc.


[5264]

Hunderte, ja Tausende von Siedlungen sind von der ausgehungerten Bevölkerung verlassen worden; die Armen sterben vor Hunger wie Fliegen. Wenn man in Frankreich für das Brot fünf- oder sechsmal so viel wie üblich bezahlt, spricht man von Hungersnot. Nun, hier ist der Preis für Durra (oder Mais, die übliche Volksnahrung) um das Zehnfache gestiegen. Vergangene Woche musste man das Zwölf- oder Dreizehnfache bezahlen …

Ich werde an meinem Bericht weiter schreiben und ihn mit der nächsten Post abschicken, denn das Dromedar ist beim Aufbrechen und ich bin sehr beschäftigt.

Voller Erwartung verbleibe ich etc.

Ihr ergebener

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


779
M. Eufrasia Maraval
0
Khartum
22. 7.1878

Nr. 779 (740) AN MUTTER EUFRASIA MARAVAL

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

Nr. 2

Khartum, 22. Juli 1878

Meine Ehrwürdigste Mutter,

[5265]

soeben habe ich Ihren geschätzten Brief vom 20. Juni erhalten, der mich traurig gestimmt hat, weil Sie mir nichts über die Schwestern und die Provinzoberin von Khartum schreiben, um die ich eindringlich gebeten habe. Doch es kann sein, dass Sie die Entscheidung über diese wichtige Angelegenheit zum Wohl Zentralafrikas klugerweise der künftigen Generaloberin (ich hoffe, dass Sie es sein werden) überlassen wollen.

Ich habe nur eine halbe Stunde Zeit, um Ihnen zu antworten, und Sr. Arsenia die Anweisung zu geben, Sr. Maria Josepha und Sr. Anna nach Khartum abreisen zu lassen, um Ihrem Wunsch nachzukommen.


[5266]

Ich weiß nichts von dem, was Sie mir über meinen Sekretär berichten. Die Bedingungen, die er der Generaloberin gegeben hat, waren von dieser selbst (wie er mir geschrieben hat) und auch von Kardinal Franchi approbiert worden. Ich habe viele andere Verträge als Grundlage genommen, die die Kongregation mit Tripolis und mit vielen Bischöfen geschlossen hat, die ich genau studiert habe.

Meine Sr. Caterina, der ich meine Vorstellungen erklärt hatte, versicherte mir, dass meine angebotenen Bedingungen für die Kongregation viel vorteilhafter waren als jene vieler anderer Missionen.


[5267]

Das ist alles, was ich weiß. Um nach dem Gewissen und mit Sachkenntnis handeln zu können, muss der Vertrag in Zentralafrika und von den Schwestern hier ausgearbeitet werden, denn diese kennen die Umstände und das Umfeld der Mission. Andernfalls ist es unmöglich, die Genauigkeit und Notwendigkeit der Artikel zu beurteilen. Das ist das System der Kirche.


[5268]

Ich habe nie einen Einspruch gegen die Rückkehr der beiden Schwestern nach Frankreich erhoben, die mich darum gebeten hatten. Sr. Severina hat mir gesagt, dass Sr. Josepha und Sr. Anna die Erlaubnis hatten, zurückzukehren, hat aber auch betont, dass sie nicht vor der Ankunft anderer Schwestern aus Europa abreisen sollten.


[5269]

Darüber haben Sie nichts geschrieben …

… Alle Werke Gottes müssen ihre Prüfungen durchmachen. Das Blut der Märtyrer ist immer ein Same von Christen. Der Tod einiger Schwestern in diesem großen Weinberg Jesu Christi ist eine Weihe der Kongregation des Hl. Josef von der Erscheinung in Zentralafrika. Wegen des Todes einiger Schwestern diese große Mission zu verlassen, hieße die Verdienste und den Ruhm anderen zu überlassen. Ihre Kongregation genießt in Europa großes Ansehen, weil sie die Mission von Zentralafrika übernommen hat. Sollten sie diese aufgeben, würde sie viel verlieren.

Ich bitte Sie, mir so schnell wie möglich eine Oberin und Schwestern für Khartum zu schicken.

Beten Sie für mich!

+ Daniel Comboni

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


780
M. M. Annunziata Coseghi
0
Khartum
24. 7.1878

Nr. 780 (741) AN MUTTER MARIA ANNUNZIATA COSEGHI

(aus Ghebel Nuba)

ANCELLA DELLE MADRI SERVITE DI ARCO

APA, fasc. n. 107, „Monastero Servite"

Khartum (Oberägypten)

24. Juli 1878

Meine liebste Tochter in Jesus Christus, Sr. Maria Annunziata,

[5270]

heute Morgen habe ich Deinen lieben Brief vom 21. Juni erhalten. Die Verbindungen zwischen Zentralafrika und Europa werden immer schneller, denn heute verkehren Dampfer auf dem Nil und fährt die Eisenbahn. Am 9. Januar habe ich einen überaus lieben Brief von Deiner Oberin erhalten. In Korosko am Rand der großen Wüste hat mich die Nachricht von Deiner schweren Krankheit erreicht. Mit meinen Frommen Müttern für Afrika vom Institut (fünf reisten mit mir), das ich in Verona gegründet hatte, und mit den Missionaren haben wir auf dem Kamel bei 60 Grad Hitze für Deine Genesung gebetet, während wir uns auf dem heißen Sand siebzehn Stunden am Tag dahinbewegten. Aber wie soll ich mehr als tausend Briefe beantworten, die ich von überallher bekommen habe, unter der Last von so viel Kreuz und Leid, von denen ich Dir nun ganz kurz berichten will? Mache Dir wegen meines Schweigens keine Sorgen, auch wenn es lange dauern sollte.


[5271]

Solange Du und ich leben, sollst Du mir immer nach Khartum schreiben, auch wenn ich in meinem riesigen Vikariat unterwegs bin. Es ist die größte, bevölkerungsreichste, mühsamste und schwierigste Diözese der Welt. Du musst mir Nachrichten geben 1. von Dir, 2. von den Müttern, den Töchtern meiner lieben Falconieri, 3. von allen anderen afrikanischen Mädchen, mit denen Du in Verbindung stehst, indem Du mir Name, Stamm, Alter, Kloster, religiösen Stand etc. angibst. Nachdem Du eine Nuba bist, sollst Du wissen, dass sich die Mission, die ich bei den Nuba-Stämmen gegründet habe, gut entwickelt. Ich habe neben anderen einen heiligen Priester von meinen Missionaren dorthin geschickt, der bereits die Sprache lernt. Es ist D. Luigi Losi aus Piacenza, den ich zum Gemeindepfarrer ernannt habe. D. Luigi Bonomi aus Verona ist der Obere. Sie arbeiten mit großem Eifer. Männer und Frauen tragen keine Kleider, sind uns aber wohlgesinnt. Als ich 1875 jene Mission gründete, forderte ich den großen Häuptling auf, die Frauen zu bekleiden. Er erwiderte, das sei unmöglich, denn dann würden sie keine Kinder bekommen.


[5272]

So schickte ich einige neu bekehrte afrikanische Familien als Dienstpersonal auf jene Mission, deren Frauen immer Kleider tragen. Als einige von ihnen Kinder zur Welt brachten, rief der große Häuptling aus: „Agiab, der Provikar hat recht gehabt.“ Jetzt beginnen sie, sich zu kleiden, soweit sie einige Lumpen finden. Im Oktober werde ich mich ins Königreich Kordofan begeben, um Ghebel Nuba zu visitieren und alles vorzubereiten, um die Schwestern von Verona einzuführen, die ich vorübergehend in Berber zurückgelassen habe.


[5273]

Ich berichte Dir jetzt in aller Kürze über den tiefen Kummer, der mich fast erdrückt, mir aber immer willkommen ist, weil er von Gott kommt. Sprich auch zu den afrikanischen Schwestern darüber, damit sie selbst und die Schwestern in ihren Klöstern für mich und die Bekehrung Afrikas beten. Nach meiner Abreise aus Kairo mit den Missionaren und Schwestern auf einem der größten ägyptischen Segelboote, stieß dieses vor der schönen oberägyptischen Stadt Minia auf einen unter Wasser versteckten Anker, der ein Loch im Boot aufriss, so dass es sich in weniger als einer Stunde fast bis zum Rand mit Wasser füllte. Mit Hilfe der Regierung erreichten wir alle gesund und wohlbehalten, aber voller Angst das Ufer. Ich erlitt einen Schaden im Wert von über 10.000 Gulden durch den Verlust von Vorräten, Arzneien, Büchern und Esswaren.


[5274]

Nach meiner Bischofsweihe hatte ich in Europa mit viel Mühe Geld gesammelt, für zehn Niederlassungen Vorräte gekauft und sie mit ins Boot genommen. Als wir in Nubien am Rand der Wüste angekommen waren, hörte ich, dass die Kamele zum Großteil an Hunger und Erschöpfung verendet waren. Ich traf dort viele arabische Kaufleute, die seit sechs Monaten vergeblich auf Kamele warteten, um mit ihrer Ware weiterzureisen. Der Große Häuptling der Wüste riet mir, nach Kairo zurückzukehren (44 Tage, nachdem ich von dort abgereist war) und den Weg über das Rote Meer und Suakin entlang zu nehmen. Aber wie soll ich das mit so vielen Menschen und mit so wenig Geld in der Tasche anstellen?


[5275]

Ich setzte dem hl. Josef, meinem Verwalter, arg zu, und beschloss dann, meine Karawane in zwei Gruppen aufzuteilen (die hundert Kamele benötigte). Ich schlug mit dem Personal die schwierigere, aber kürzere Route durch die Wüste Korosko und Berber ein. Das Gros der Karawane schickte ich mit den übrig gebliebenen und haltbaren Vorräten (wie Eisen, Glasperlen etc. etc.) auf den längeren, aber weniger schwierigen Weg durch das Königreich Dongola. Den Großen Häuptling, meinen alten Freund, bearbeitete ich so lange, bis er mir fünfzig Kamele gab (und schickte das Gros der Karawane auf dem Weg über den Nil nach Wadi Halfa, wo sie mit sechzig Kamelen weiterreisen sollten). Vierzig Kamele wurden mit Wasser (das schnell verfaulte), dem Personal, dem Reiseproviant und den dazugehörigen Koffern beladen. Am 17. März abends erreichten wir die schauerliche Wüste, gingen im Eilschritt voran und ersetzten die Kamele, die hinfielen und starben, mit den zehn, die ich zusätzlich mitgenommen hatte.


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Überall in der Wüste sah man Kamelskelette liegen und Waren, die auf dem Sand zurückgelassen wurden. Ich kann Dir nicht beschreiben, wie wir alle bei 60 Grad Hitze unter Durst und Müdigkeit litten. Ich würde nicht einmal den hundertsten Teil erdulden wollen, um der mächtigste König der Welt zu werden, wohl aber um Afrika zu retten, die Afrikaner für Christus zu gewinnen, oh! unsere Leiden haben wir als Kleinigkeit betrachtet, etwas ganz Unbedeutendes. Hundertmal sterben und das Martyrium erleiden sind nichts im Vergleich zu dem erhabenen Ziel, Afrika zu retten. Nach dreizehn Tagen Wüstenwanderung erreichten wir Berber. Ich brachte einige Konkubinate in Ordnung, spendete das Sakrament der Firmung, ließ die Schwestern von Verona dort zurück und reiste nach Khartum weiter.


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Mein Einzug in der sudanesischen Hauptstadt als erster Bischof von Schwarzafrika war ein wahrer Triumph der Religion. Paschas, Konsuln, Muftis, Christen, Häretiker und Muslime liefen zusammen, um meinen Triumph schön zu gestalten, oder besser, den Triumph des Glaubens. Aber, o weh! Diese ganze Poesie verwandelte sich innerhalb von drei Tagen in Prosa! Nachdem sich die Begeisterung etwas gelegt hatte, begann ich meine Geschäfte und Angelegenheiten zu sichten. Ich entdeckte mehr als 40.000 Franken Schulden im Vikariat, von denen ich nichts wusste. Und was war die Ursache? Die Ursache ist von Gott verfügt und gewollt worden.


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Eine erschreckende Hungersnot verwüstet seit fast einem Jahr das Vikariat, da im vergangenen Jahr die Regenfälle teilweise oder ganz ausgefallen sind. Sobald in Italien der Weizen dreimal mehr als üblich kostet, dann heißt es, dass Hungersnot herrscht. Hier kosten Weizen, Durra, Milch, Eier, Fleisch und Grundnahrungsmittel drei-, zehn- oder sogar zwölfmal mehr als gewöhnlich. Die acht Ochsen, mit denen wir meinen Garten in Khartum bearbeiteten, sind fast alle verendet, da es kein Heu mehr gibt. Die zwei Verbliebenen werden mit Getreide am Leben erhalten und müssen auf diese Weise gefüttert werden, da sonst die Arbeit von 27 Jahren zerstört wird. Dieses Jahr erleiden wir große Verluste. Um zum Beispiel die afrikanischen Jungen und Mädchen der beiden Institute von Khartum, die Gartenarbeiter und die armen Familien zu ernähren, die uns meine Vorgänger zurückgelassen hatten, und die jetzt alt und schwach sind, habe ich allein an Durra (Mais) 300 Ardeb (Säcke) pro Jahr kaufen müssen, für die ich früher drei Gulden pro Sack bezahlt habe. Jetzt findet man nur schwer einen Ardeb Durra für 35 oder 40 Gulden. Rechne Dir aus, wie viel ich für die anderen Niederlassungen im Vikariat ausgebe.


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Was mehr? Im Königreich von Kordofan herrscht extremer Wassermangel. Seit sechs Monaten können die Schwestern ihre Wäsche nicht mehr waschen, denn das trübe und salzige Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen kostet viel mehr als der Wein in Tirol. Um vier Uhr morgens steht eine Schwester auf, nimmt vier oder fünf Mädchen mit und geht zu den weit entfernten öffentlichen Brunnen (unsere Brunnen sind seit sechs Monaten ausgetrocknet). Dort müssen sie manchmal bis zum Mittag warten, um vier Liter trübes und schlammiges Wasser für eineinhalb Gulden kaufen zu können. Hunderte und Tausende von Dörfern sind von der hungernden Bevölkerung verlassen worden, um Nahrung zu suchen. Sie sterben wie die Fliegen dahin. Wir nehmen uns um extreme Notfälle an und helfen Christen und auch Muslimen. All unsere Vorräte sind inzwischen aufgebraucht. Ich muss nun noch mehr Schulden machen, um die Niederlassungen zu erhalten.


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Dazu kommen schwere Krankheiten, Typhus und Pocken, so dass die Leute wie Fliegen dahinsterben. In einer Woche habe ich in Khartum sieben Todesfälle gehabt. Was noch? Mein Kammerdiener, den ich aus Rom mitgebracht hatte, ein wahrer Engel, ist nach ein paar Stunden an Hitzschlag gestorben. Innerhalb von ein paar Stunden ist am 30. Juni auch der junge Priester D. Polycarp Genoud aus Bozen gestorben, der im Herbst 1876 in Trient zum Priester geweiht worden war. Ich stöhne also unter vielen Kreuzen, schwimme in Angst und Sorgen und sehe eine düstere Zukunft vor mir. Auch ich war zweieinhalb Monate krank und außerordentlich schwach. Wir trinken immer nur Wasser und wissen nicht mehr, was Wein und was Wasser ist. Zweieinhalb Monate lang habe ich während 24 Stunden nicht mehr als fünf Minuten geschlafen. In unseren Zimmern haben wir 32 bis 34 Grad Réaumur, und wir müssen jederzeit bereit sein, unseren Priesterdienst zu erfüllen, besonders zu taufen, zu firmen etc. Am Morgen bin ich so erschöpft, dass ich nur selten die heilige Messe feiern konnte. Jetzt schlafe ich vielleicht eine knappe Stunde innerhalb von 24 Stunden, bin aber immer müde bei der Arbeit wie beim Schreiben von Briefen nach Europa, um Spenden und Hilfe zu erbitten. Kurzum, es ist ein langsames, schmerzliches Martyrium.


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Inmitten von so viel Leid bereiten mir jedoch die Seelenrettung und der Fortschritt des Werkes für die Bekehrung von Schwarzafrika großen geistlichen Trost. Die Werke Gottes müssen am Fuß des Kreuzes entstehen und wachsen. Das Kreuz ist das Kennzeichen der Heiligkeit eines Werkes. Die Mutter Gottes selbst war die Königin der Märtyrer. Man muss das Martyrium, das Blut und das Kreuz erfahren. Ich bin körperlich erschöpft, vertraue aber auf das Herz Jesu, so dass ich fester und entschlossener denn je - möge auch die Welt in sich zusammenfallen - zu meinem Schlachtruf stehe, mit dem ich gegen viele Hindernisse und auf Kosten vieler Leiden das Werk der Erlösung Afrikas gegründet und begonnen habe. Ich stehe entschiedener denn je, wie ich sagte, zu meinem ersten Schlachtruf: Afrika oder Tod.


[5282]

Ja, sollte auch die Welt untergehen; aber solange mir das Herz Jesu mit seiner Gnade beisteht, werde ich fest und standhaft auf meinem Platz ausharren und auf dem Schlachtfeld sterben. Um meinen Kummer noch zu steigern, hat mich ein guter Missionar, D. Stefano Vanni aus Apulien, gebeten, nach Hause zurückkehren zu dürfen, und hat die Erlaubnis dazu auch erhalten, unter dem Vorwand, dass eine frühere Krankheit wieder aufgetreten sei (aber in Wirklichkeit sagte er zu seinem Kollegen, er könne eine Last von zwölf, aber nicht von dreizehn Schwierigkeiten tragen). Er sprach bereits fließend Arabisch.


[5283]

Was noch? Auch der Generalvikar, der während meiner letzten Reise nach Europa das Vikariat geleitet hatte, hat mich verlassen, ermüdet von den vielen Leiden (er hat viel gelitten und nicht aus eigenem Verschulden so viele Schulden hinterlassen). Er ist vorige Woche nach Europa zurückgekehrt. Ich fürchte, dass mich auch noch zwei andere bitten werden, im kommenden Herbst heimgehen zu dürfen. Drei französische Schwestern vom heiligen Josef, die sehr viel zu leiden hatten, werden ebenfalls heimfahren. Zentralafrika ist die schwierigste und mühevollste Mission der Welt: Die Jesuiten haben als erste versucht, dort zu arbeiten (will man oder will man es nicht wahrhaben, sie sind die ersten und würdigsten Missionare der katholischen Kirche), sind aber dann wieder gegangen.


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Die guten Franziskaner haben es versucht, die immer ausgezeichnete und heilige Leute haben; aber auch diese mussten sich zurückziehen. Warum ist es jetzt dem kleinsten und unscheinbarsten Institut, dem meinigen, dem mikroskopischen, das ich in Verona gegründet habe, gelungen, das Apostolat von Zentralafrika zu konsolidieren und seine Zelte weiter als meine Vorgänger auszudehnen? Warum habe ich im Einvernehmen mit Pius IX. das Vikariat feierlich den Heiligsten Herzen Jesu und unserer Lieben Frau und dem heiligen Josef geweiht, und warum betet man in allen Heiligtümern der Welt, die ich aufsuchte, und in den eifrigsten Klöstern und Instituten Europas für die Bekehrung Afrikas, und warum habe ich als erster die Frau zum umfassenden Dienst am Evangelium und als Schwester der Nächstenliebe zur Mitarbeit im Apostolat nach Zentralafrika geholt? Sie ist für den Missionar ein Schild, eine Stütze und eine Gewähr.


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Vor allem aber ist das Gebet wichtig, denn Jesus Christus ist ein Gentleman, der sein Wort hält. Er hat die Worte ausgesprochen ‚petite et accipietis, pulsate et aperietur‘. Das ist mehr wert als alle Verträge von den Königen und Mächtigen der Erde. Du bist berufen worden, im Schutz eines Klosters zu dienen und heilig zu werden. Du kannst eine wahre Missionarin und Apostelin in Deiner afrikanischen Heimat sein, wenn Du immer betest, um Gebete bittest und andere Klöster ersuchst und aufforderst, für die Bekehrung und die Rettung von hundert und mehr Millionen von Deinen afrikanischen Brüdern und Schwestern mit Eifer und Ausdauer zu beten, die mir der Heilige Stuhl anvertraut hat.


[5286]

Du sollst aber nicht nur beten und um Gebete bitten. Du musst vielmehr die Klöster der Dir bekannten afrikanischen Mädchen dazu bewegen, und auch einige große Wohltäter, von denen es im katholischen, frommen und sehr großzügigen Tirol viele gibt, Zentralafrika mit ihrer materiellen Hilfe liebevoll beizustehen und ihre Spenden, seien es große oder kleine, dem Hochwürdigsten Professor Mitterrutzner, Direktor des bischöflichen Gymnasiums von Brixen zu schicken, der seit fast dreißig Jahren ein unermüdlicher Wohltäter Afrikas ist, ein wahrer Vater und treuer und ewiger Freund von Schwarzafrika.


[5287]

Zentralafrika wird aus der gegenwärtigen Trostlosigkeit herauskommen. Werde ich mich von so viel Kummer und Elend erheben können? Oh! meine liebe Tochter, die Herzen Jesu und Mariens haben viele Heilmittel zur Hand, während sie die notwendigen Pillen des Leids zu verabreichen wissen. Im Bart des ewigen Vaters und des hl. Josef gibt es viele Pfund Sterling, viele Napoleondor und viele Gulden. Deshalb stellte ich mich vor ihn hin und sagte ihm am 12. Mai an seinem Patroziniumsfest nach der heiligen Messe klipp und klar und in aller Deutlichkeit (denn der Verwalter muss seinem Herrn gehorchen): „Mein lieber Verwalter, ich bin in großer Verlegenheit und voller Schulden, muss aber zur gleichen Zeit meine dreizehn Niederlassungen ernähren und unterhalten, die ich von Verona bis Ghebel Nuba gegründet habe und besitze. Wenn Du innerhalb eines Jahres nicht einen Ausgleich findest, das heißt, wenn Du innerhalb eines Jahres nicht alle meine Schulden bezahlst und mein ganzes Werk unterhältst, so dass ich im nächsten Jahr das Kreuz Jesu Christi, Deines Ziehsohnes, an den Nilquellen, am Äquator, an den Seen aufrichten kann, werde ich mich an deine Frau wenden ... und sie wird dann das tun, was Du nicht getan hast.“


[5288]

Willst Du, meine Tochter, dass mir mein Verwalter, der heilige Josef, die kalte Schulter zeigt und meine Wünsche nicht berücksichtigt? Er kann unmöglich nein sagen, da er der König der Gentlemen ist, und es um die Ehre seines Adoptivsohnes Jesus geht, der in einigen Teilen des Vikariats noch kaum bekannt ist. Es geht darum, den zehnten Teil des Menschengeschlechtes von den Ketten und dem ewigen Tod zu befreien. Schließlich hat mich der heilige Josef stets gut behandelt, vornehm und untertänig, wie ein guter Arbeiter seinen Herrn. Deshalb bin ich sicher, dass er innerhalb eines Jahres den Finanzausgleich im Vikariat herstellen wird, nicht einen, den die Minister Lanza, Sella, Minghetti, Cairoli und alle anderen der italienischen Futterkrippe hundertmal versprochen, aber nie erfüllt haben, sondern einen echten und wirklichen, der des heiligen Josef würdig ist.


[5289]

Hier könnte ich Dir von den Bekehrungen und den geretteten Seelen erzählen, die Gott bewirkt hat. Unter diesen waren zwei erwachsene Muslime (was in den östlichen Missionen äußerst selten vorkommt), die ich nach vier Jahren Katechumenat getauft habe, und ein reicher häretischer Händler, der vor mir seinem Glauben abgeschworen hat etc. etc. Ich möchte Dir unter anderem in aller Kürze auch vom unglaublichen Abenteuer von drei abessinischen Sklavinnen berichten. Nach einem Leben inmitten der falschen Freuden der Welt als Konkubinen eines wohlhabenden Kaufmanns haben sie sich nach nur zwei Tagen auferlegter oder freiwilliger Buße dank der Mission und besonders unserer Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung das Paradies angeeignet. Hier folgt ihre Geschichte in wenigen Worten.


[5290]

In der an Abessinien angrenzenden Provinz Kadaref kaufte ein reicher griechischer Kaufmann von Smyrna und österreichischer Untertan eine überaus schöne Abessinierin und brachte sie als Konkubine in sein Haus. Sie war ungefähr 17 Jahre alt. Ein paar Monate später kaufte er noch eine und brachte sie zur ersten und gab ihr die gleiche Arbeit. Schließlich kaufte er noch eine dritte von 16 Jahren. Diese schenkte ihm in vier Jahren drei Kinder, die noch am Leben sind. Die Kinder der anderen sind alle gestorben. Im vergangenen Jahr starb dieser Geschäftsmann in Kadaref. Der österreichische Konsul in Khartum wurde von Wien beauftragt, das ganze Vermögen zu verkaufen und den Erlös an seine rechtmäßige Familie nach Smyrna zu senden. Den drei armen jungen Konkubinen von 20 bis 24 Jahren verblieben nur die Vorräte im Haus und etwas Goldschmuck, den sie von ihrem Herrn erhalten hatten.


[5291]

Alle drei waren Musliminnen. Sie schlugen sich eine Zeitlang irgendwie durch, aber wegen der Hungersnot waren ihre Vorräte und ihr Geld schnell aufgebraucht. So machten sie sich auf den Weg nach Khartum, um den österreichischen Konsul um Hilfe anzugehen. Sie legten die Strecke in dreizehn Tagen zurück. Der Konsul antwortete ihnen, dass er auf Anordnung seiner Vorgesetzten den ganzen Geldbetrag nach Smyrna geschickt hatte. Er schlug ihnen aber vor, auf der katholischen Mission um Unterkunft zu bitten. Die Mutter der drei Kindern gab ihm zur Antwort: Uaikh, wir gehen nicht zu den christlichen Hunden ... Aber der gute Jesus erwartete sie gerade auf der Mission, um Rache zu nehmen, die des Welterlösers würdig ist. Auch die Jungfrau Maria, Mutter und Zuflucht der Sünder, erwartete sie bei uns, um sich für die schwere Beleidigung (christliche Hunde) zu rächen.


[5292]

Diese drei jungen Konkubinen mit einem einjährigen Sohn und zwei Töchtern im Alter von drei und fünf Jahren irrten einige Tage und Nächte in Khartum umher. Bei den Muslimen fanden sie wegen der Hungersnot keine wirkliche Hilfe. Deshalb suchten sie auf Empfehlung des österreichischen Konsuls die Mission auf, wo man ihnen acht Khorda-Piaster (fünfzehn österreichische Münzen) pro Tag und zwei Zimmer in der Abteilung für Flüchtlingsfrauen zuwies. Wegen der schwierigen Lage konnte die Mission nicht mehr tun. Die gute arabische Schwester vom Heiligen Josef, Sr. Germana aus Aleppo, nahm sich dann ihrer an. Sie ist eine wahre Missionarin und Apostelin, aber eine von den seltenen, die ich zur Oberin von Kordofan befördert und nach Ghebel Nuba mitgenommen hatte. Jetzt ist sie hier in Khartum. Kurz gesagt, in weniger als einem Monat hat Sr. Germana alle drei Konkubinen zum katholischen Glauben geführt und sie in den Hauptwahrheiten unterrichtet. Noch während des Unterrichts Mitte Juni erkrankte eine an Pocken und wurde von den anderen gepflegt. Sie lässt mich rufen und bittet um die Taufe.


[5293]

Getauft und gefirmt wünscht sie sich in ihrem Glück nur noch den Himmel. Sie stirbt am 16. Juni (vor vierzig Tagen) und geht in den Himmel ein. Noch während ihrer Krankheit erkrankte auch die Mutter der drei Kinder an Pocken, da sie die andere gepflegt hatte. Sie lässt mich rufen, übergibt mir ihren Kleinen mit der Bitte, sein Vater zu sein, und ihre zwei Töchter Sr. Germana mit der Bitte, ihre Mutter zu sein. Dann bittet sie um die Taufe, die ihr gewährt wird. Sie stirbt zwei Tage nach der ersten und fliegt mit der Beute ins Paradies. Diese junge Mutter könnte 22 Jahre alt gewesen sein und besaß hervorragende physische und geistige Eigenschaften. Sie hatte den Charakter und den Menschenverstand eines Mannes. Ihr Benehmen und ihr Denken könnten nach meinem Dafürhalten den Vergleich mit einer Matrone oder einer europäischen Frau aushalten. Sie besuchte mich öfters, damit ich mich ihrer Sache annehme, nachdem ihr der Liebhaber für ihre Kinder das Blaue vom Himmel versprochen hatte.


[5294]

Nach der Taufe zeigte sie sich überaus zufrieden und glücklich, sterben zu können, und war voll Zuversicht, dass die Mission für ihre Kinder mehr als eine Mutter sein würde. Noch bevor diese starb, erkrankte auch die dritte Konkubine an Pocken. Ich taufte und firmte sie, und nach drei Tagen ist auch diese voller Trost gestorben. So eigneten sich diese drei ehemaligen Konkubinen und berühmten Diebinnen innerhalb von nur fünf Tagen Krankheit das Paradies an, dank der Gnade Jesu und der Jungfrau Maria und der Arbeit der 32 Jahre alten Sr. Germana Assuad, nachdem sie ein paar Jahre die Welt genossen (ihr Liebhaber hatte sie sehr gut behandelt) und sich nach Laune unterhalten hatten. Sie überließen mir das Erbe von drei Kindern mit der ausdrücklichen Anordnung, sie zu Christen zu machen.


[5295]

Ich überlasse es Dir, die bewundernswerten Wege zu betrachten, deren sich die göttliche Vorsehung bedient, um die am meisten verlassenen Seelen Deines geliebten Afrika zu retten, denn Du denkst gerne an Gott und fühlst Dich in den heiligen Räumen glücklich. Ich möchte noch hinzufügen, dass sich Gott dieses Anlasses bedient hat, um in Kadaref (wohin noch nie ein katholischer Priester gekommen war außer D. Gennaro Martini, den wir im September 1876 dorthin geschickt hatten) eine neue Mission zu gründen. Letzte Woche habe ich meinen oben erwähnten Missionar D. Martini von Turin dorthin geschickt, damit er die Provinz Kadaref erforscht, die größer als Tirol ist. Sobald er mir einen ausführlichen Bericht geschickt hat, werde auch ich mich mit meinem D. Squaranti dorthin begeben, um die neue Mission zu errichten.


[5296]

Ich komme nun zum Schluss, denn Du wirst müde sein so wie ich, da ich diesen Redeschwall in einer einzigen Sitzung niedergeschrieben habe. Vergiss nicht, viel zu beten, damit sich Dein Afrika bekehrt, dem ich Geist und Herz, Blut und Leben geweiht habe. Ich wünsche, mein Leben für seine Rettung hinzugeben. Afrika ist der am meisten verlassene und vernachlässigte Teil der Welt. So viele fromme, gute und heilige, gebildete und sehr gelehrte Priester aus dem italienischen und deutschen Tirol vergossen ihren Schweiß hier und starben, die der unvergleichliche Apostel, Freund und Gönner von Zentralafrika, der Wohltäter und wohlverdiente Professor Mitterrutzner von Brixen geschickt hatte. Er war das Vorbild für einige dieser heiligen Tiroler Priester, mit denen ich selbst eine Zeitlang gelebt habe. Ich empfehle ihn meinen Missionaren als Vorbild der Ausdauer, Festigkeit und des apostolischen Eifers. Wir sind nicht einmal würdig, Missionaren wie Gostner, Lanz, Überbacher, Pircher und anderen die Füße zu küssen. Aber genug damit!


[5297]

Ich beglückwünsche Dich, dass Dich die selige Jungfrau Maria, die die sieben heiligen Gründer des Servitenordens inspiriert hat, in diese auserlesene Schar von Jungfrauen, von Bräuten Christi aufgenommen hat. Ich danke Deinen frommen Müttern, die Dich zu diesem glücklichen Leben zugelassen haben. In Deiner vollkommenen Observanz im heiligen Institut musst Du eine aktive und eifrige Missionarin zum Wohl von Schwarzafrika sein und wie Moses stets Deine Arme zum Himmel erheben, um die Bekehrung Afrikas zu erbitten und die notwendigen Gnaden für mich, den ersten Bischof dieser riesigen Diözese, für meine Missionare und meine französischen und Veroneser Schwestern zu erflehen.


[5298]

Ich danke Dir für die Wünsche zu meinem Namenstag. Die Kirche feiert den heiligen Propheten Daniel in der Löwengrube am 21. Juli (auch ich befinde mich inmitten von Löwen, einen schickte ich gestern dem österreichischen Konsul nach Kairo zusammen mit einem Leoparden). An jenem Tag gab es ein großes Fest hier auf der Mission. Neben allen Mitgliedern besuchten mich auch die Paschas, die Konsuln und die Großen des Sudans. Ich habe die Rolle eines Harlekins gespielt, eines vorgetäuschten Prinzen.


[5299]

Der Oberin, allen ehrwürdigen Müttern, dem Hochwürdigsten Dekan, der barmherzigen Schwester Rosa Carolina, und allen, die ich kenne, und den afrikanischen Mädchen, die mit Dir in Briefverkehr stehen, tausend Grüße und Segen.

Dein im Herrn liebevoll verbundener

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis

Apostolischer Vikar von Zentralafrika