die Ankündigung Eurer Ankunft in Kairo und Eure Bestimmung im Auftrag des Hl. Vaters hat mich sehr gefreut, weil sich so durch eine klare Offenbarung des göttlichen Willens unsere Wünsche von Rom erfüllt haben. Also Mut, mein lieber D. Francesco; bereiten wir uns mit Gebet, Entsagung und Opfer auf die Rettung einer großen Anzahl ungläubiger Seelen vor, die ebenfalls mit dem Blut Jesu Christi erkauft worden sind. Im Schweiß und durch das Martyrium ist die Kirche gegründet worden.
Betet jeden Tag für mich, dass mir Gott in den großen Schwierigkeiten beisteht, die ich in der Leitung des Apostolischen Vikariats zu überwinden habe. Es ist das größte, anstrengendste und wichtigste der ganzen Welt. Wenn Ihr nach Rom schreibt, empfehlt mich Eurer Mutter und grüßt mir Pennacchi. Sagt ihm, er soll mir schreiben.
Verzeiht mir, wenn ich mich so kurz fasse. Alles lastet auf meinen Schultern, ich habe Tag und Nacht zu tun. Außerdem habe ich sehr oft Fieber und schlaflose Nächte. Aber für Jesus zu leiden und für ihn Seelen zu gewinnen ist die größte Fähigkeit des wahren Missionars.
Ich segne Sie.
Ihr ergebener
Daniel Comboni
Bischof und Apostolischer Vikar
Nr. 802 (763) AN DIE GLAUBENSVERBREITUNG VON LYON
APFL, Afrique Taucher – 1879
An den Präsidenten und den Zentralrat
der Glaubensverbreitung von Lyon.
Geehrte Herren,
ich schicke Ihnen meinen Jahresbericht über das zentralafrikanische Vikariat mit etwas Verspätung. Aber es ist nicht meine Schuld. Dieses Jahr war fürchterlicher und schrecklicher als alle vorangegangen Jahre seit Anfang des Vikariats. Die Geschichte kennt in diesen unglücklichen Gegenden Zentralafrikas keine Hinweise auf eine so erschreckende und weit verbreitete Hungersnot und auf so viele Todesfälle wie in diesen letzten zwei Jahren. Doch was die Bekehrungen von Ungläubigen betrifft, ist dieses Jahr eines der erfreulichsten und fruchtbarsten gewesen.
Alle Werke Gottes und insbesondere jene des katholischen Apostolats, welche die Zerstörung des dämonischen Reiches zum Ziel haben, um es durch das Reich Jesu Christi zu ersetzen, müssen am Fuß des Kreuzes entstehen und wachsen und durch das Kreuz gekennzeichnet sein. Sie, meine Herren, sind die wirklich kompetenten Richter, die mit Eifer und wie niemand sonst alle Phasen der Apostolischen Missionen der gesamten Welt mitverfolgen und prüfen.
Alle Missionen sind im Zeichen des Kreuzes und des Martyriums gegründet worden und haben sich so entwickelt. Zentralafrika, die allerletzte und schwierigste von allen, musste auch den gleichen Weg des Kreuzes und des Martyriums gehen und keinen anderen, so wie der göttliche Begründer des Glaubens durch seine Passion und seinen Tod zur glorreichen Auferstehung gelangt ist, und wie die katholische Kirche, die aus seinem unbefleckten Herzen hervorging, eingetaucht ins Blut der Märtyrer, in der Welt triumphiert hat.
Ich möchte hier, geehrte Herren, die schreckliche Hungersnot, den extremen Mangel an allem und die daraus folgende hohe Anzahl an Todesopfern erwähnen, die Zentralafrika in diesem Jahr heimgesucht haben. Die Hungersnot und die Sterbefälle sind schlimmer und schrecklicher gewesen als in Indien, China und den anderen Missionen der Welt. Mit diesem Bericht möchte ich das beweisen, aber gleichzeitig auch kurz auf die Früchte und die Hoffnungen des Apostolats dieser Mission eingehen, und Ihnen unsere dringendsten Bedürfnisse vorlegen, damit sie weitergehen und aufblühen kann.
Der barmherzige Gott hat diese Zeit festgesetzt, um diesen am meisten vernachlässigten, unglücklichsten Teil der Welt und „jüngsten unter allen“ zum wahren Glauben zu führen. Ich freue mich, den hochherzigen Missionaren von Algier, die Erzbischof Lavigerie, ein wahrer Apostel Afrikas, mit bewundernswertem und unermüdlichem Eifer gegründet hat, einen erheblichen Teil meines riesigen Vikariats abzutreten, nämlich den Äquator und die endlosen Regionen südlich davon, die mit einem Breve vom 3. April 1846 von Gregor XVI. dem Vikariat von Zentralafrika zugewiesen worden waren. Auf diese Weise werden die Glaubensverbreitung und die Wohltäter des Katholischen Apostolats einen besseren Einblick in die enormen Schwierigkeiten, die berechtigten Hoffnungen und die große Bedeutung des Apostolats in Zentral- und Äquatorialafrika und in seine über hundert Millionen Ungläubigen gewinnen, die in Finsternis und Todesschatten sitzen.
[Von § 5452 bis § 5492 spricht Comboni von der Hungersnot; siehe Brief Nr. 1005.]
In Zentralafrika bin ich der einzige Bischof und Apostolische Vikar, der erst spät seine Stimme erheben konnte, und zwar zu dem Zeitpunkt, als alle Geister und Blicke des wohlhabenden Europas von der Hungersnot in den anderen katholischen Missionen der Welt in den Bann gezogen wurden. Aber meine Stimme ist schwach, es ist nur eine, und mein Verzweiflungsschrei ist zu spät erhoben worden, wie mir ein verehrungswürdiger kirchlicher Wohltäter aus Belgien schrieb. Folglich musste mein Vikariat all die Schrecken der Hungersnot ertragen und konnte nicht einmal in den dringendsten Notfällen Hilfe leisten.
Mit den hochherzigen Spenden, die ich in der Zwischenzeit erhalten habe, konnte ich in den extremsten Fällen helfen und das Leben im Vikariat aufrechterhalten. Die Mission, die Missionare und auch die bewundernswerten Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung haben aber viel gelitten und größte Entbehrungen auf sich genommen. Das Vikariat hat noch jede Menge Schulden, wie Ihnen die Statistiken zeigen. An den Missionshäusern müssten dringende Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden, um Leben und Gesundheit der Missionare und Schwestern zu schützen, die diese entsetzliche Katastrophe und die vielen Todesfälle dieses Jahres überlebt haben. In den 22 Jahren seit meiner Ankunft in dieser Mission habe ich nie so viele Sterbefälle erlebt. Die Geschichte kennt keine ähnliche Hungersnot und so viele Tote.
Hier sollte ich ihnen Einzelheiten über die guten Ergebnisse unseres mühsamen Apostolats geben, die besser als in den Vorjahren gewesen sind, wie Ihnen die beigelegten Statistiken zeigen. Da ich aber am Ende meiner Kräfte bin und meine Gesundheit angeschlagen ist, erlaube ich mir, den interessantesten Teil dieses Berichtes später zu schicken, sobald sich mein Gesundheitszustand etwas gebessert hat. Deswegen bringe ich jetzt meine dringende Bitte um Unterstützung vor, die mein Vikariat so notwendig braucht. Ich bin sicher, dass Ihre große Hilfsbereitschaft trotz aller Schwierigkeiten und auf die Fürsprache des Heiligsten Herzens Jesu, der Unbefleckten Jungfrau Maria, des hl. Josef und des hl. Franz Xaver meine demütige und innige Bitte erhören wird.
Die Mittel der anderen kleinen Vereine Europas sind in diesem Jahr (mit Ausnahme der Heiligen Kindheit, die mir seit zwei Jahren 5.000 Franken pro Jahr gewährt) weit bescheidener als in den vergangenen Jahren gewesen, da die Spenden der Gläubigen in Deutschland und Österreich für sehr dringende Arbeiten in den Diözesan verwendet werden mussten wegen der feindlichen Haltung der liberalen und von den Freimaurern dominierten Regierungen, sowie für den Peterspfennig und zum Teil auch für die Hungersnot in Indien und China. Dank der außerordentlichen Spenden, die ich von Ihnen erhalten habe, und auch von anderer Seite, wie die Spenden von ‚Universum‘ und den vielen Zeitungen in Italien, Deutschland und Österreich, sind in diesem Jahr zusammen mit den ordentlichen Einnahmen von der Glaubensverbreitung die Einnahmen höher ausgefallen als in den vergangenen Jahren und auf rund 100.000 Franken gestiegen. Mit diesen Spenden musste ich folgenden Verpflichtungen nachkommen:
1. Die Institute unterhalten, in denen mehr europäische und einheimische Leute als sonst wohnten und die unter den schwierigen Verhältnissen der Hungersnot und des allgemeinen Mangels an Grundnahrungsmitteln litten. Lebensmittel und die für den Unterhalt wichtigen Artikel kosteten fünf-, acht-, zwölf-, fünfzehn- und zwanzigmal mehr als in anderen Jahren. Das Gleiche galt für Ärzte und Medikamente für diese Institute, die zu Krankenhäusern wurden.
2. Die armen Kranken so gut wie möglich nach der Intention der Spender zu pflegen. Vielen konnten wir dadurch das Leben retten. Sie sind uns dafür sehr dankbar.
3. Die Reisen von Missionaren und die Lieferung von Vorräten, soweit es überhaupt möglich war, sind vier- oder fünfmal teurer als gewöhnlich gewesen. Zahlreiche Artikel sind verlorengegangen oder verdorben.
4. Die Schulden von 46.736 Franken abzahlen, die ich bei meiner Ankunft am 12. April im Vikariat vorgefunden habe. Dazu kommen weitere 12.000 Franken, die Schulden in Kairo für die beiden bereits fertiggestellten Häuser zur Akklimatisierung der Missionare, die Ausgaben des Vikariats und für die zwei Häuser meiner Generalprokura in Ägypten, die mein Superior Rolleri in Kairo verwaltet.
Dazu die sechs Elefanten, die Gordon Pascha zu den Seen bringen ließ, für die er hier in Khartum für jedes 20 £ (500 Franken) pro Tag für Futter ausgeben musste, das heißt, alle sechs kosteten 3.000 Franken pro Tag, so groß war die Knappheit an Nahrungsmitteln.
Meine Herren, Sie können meine großen Schwierigkeiten und meine prekäre Lage verstehen. Nun, der Zustand der Finanzlage des Vikariats ist jedoch trotz all dieser Verpflichtungen nicht hoffnungslos, dank eines Wunders der göttlichen Vorsehung, dessen Ausführungsorgan und mächtigstes Instrument die Glaubensverbreitung ist. Alle Schulden in Zentralafrika, die 6.000 Franken eingeschlossen, die ich dem Architekten und Unternehmer in Kairo schulde, übersteigen nicht 30.157 Franken, die ich am 1. September 1879 mit den Zinsen von 1.055 Franken zahlen muss. Um dieses gar nicht hoffnungslose Ziel zu erreichen,
1. haben mein verstorbener Verwalter Don Antonio Squaranti und ich uns um einen strikten Haushalt bemüht, wir sind mit unseren Ressourcen sehr sparsam umgegangen.
2. Wir und die verschiedenen Missionen des Vikariats haben viel gelitten und härteste Entbehrungen auf uns genommen, so dass uns manchmal sogar das Notwendige gefehlt hat.
3. Nach den Todesfällen und den schweren Krankheiten der Missionare, Schwestern und europäischen Laienbrüder habe ich vorübergehend die beiden Häuser von Berber geschlossen, für die ich pro Jahr mehr als 10.000 Franken ausgegeben habe. Mit Ausnahme der Kapelle und einiger Zimmer für die von Kairo kommenden Missionskarawanen habe ich alle Räumlichkeiten an einen französischen Händler für 100 Franken pro Monat vermietet. Einer oder zwei Missionare von Khartum werden zweimal im Jahr nach Berber fahren, um die wenigen Christen der Stadt spirituell zu betreuen.
4. Ich habe auch die Mission Kadaref vorübergehend geschlossen, zu der das gesamte Gebiet der großen Provinzen Taka, Ghalabat, Fazogl etc. bis nach Abessinien gehört, das so groß wie ganz Frankreich ist. Das Personal unter der Leitung eines erfahrenen Missionars habe ich nach Khartum zurückgerufen.
5. Dann habe ich die fünf Schwestern des Instituts der Frommen Mütter für Afrika von Berber nach Khartum gebracht, um sie nach Kordofan zu schicken. Die drei Schwestern des Hl. Josef habe ich von El Obeid hierher geholt, um sie mit den drei Überlebenden von Khartum zu vereinen. Wenn die Generaloberin dieser frommen Kongregation von Marseille weitere Schwestern schickt, wie ich hoffe, werde ich ihnen das Regierungskrankenhaus von Khartum anvertrauen, dessen Leitung Gordon Pascha mir unbedingt übergeben will. Die Schwestern des Hl. Josef haben in sieben Jahren im Vikariat neun Schwestern verloren, davon sieben in Khartum, wenn auch einige schon vorher krank waren. Eine ist von einem Kamel und eine andere von einem Esel gefallen.
6. Wegen Geldmangels habe ich hier und in Kordofan notwendige Reparaturen eingestellt. Beachten Sie, meine Herren, dass uns auch das viel unvorhergesehenes und ungewolltes Leid und sogar Krankheiten eingebracht hat. Wir befinden uns auf stürmischer See und müssen schwimmen.
Ich möchte hier nochmals betonen, dass in den sieben Jahren, seitdem ich das Vikariat von Zentralafrika leite, kein europäischer Missionspriester gestorben ist, der sich vorher in Kairo akklimatisiert hatte. Die drei, die während der Hungersnot von 1877–1878 gestorben sind, haben sich weniger als zwei Monate in Kairo aufgehalten und sich nicht akklimatisiert, da ich sie im Vikariat dringend brauchte. Da ich aus langer Erfahrung weiß, dass diese Akklimatisierung in Kairo notwendig ist, zumindest im Frühling und Sommer, habe ich strikte Vorkehrungen getroffen und angeordnet, dass jeder Missionar, jede Schwester und jeder europäische Laienbruder sich vor seiner Reise ins Vikariat in Kairo akklimatisieren muss. Das wird den Missionaren in dieser mühsamen Mission das Leben retten, die nach den vergangenen Stürmen eine glänzende Zukunft haben wird.
In der statistischen Übersicht habe ich die dringendsten und unverzichtbaren Bedürfnisse des Vikariats aufgelistet. Zuallererst muss ich meine über 30.000 Franken Schulden abzahlen. Andernfalls, um nicht die Mission zu schwächen, müsste ich weitere Schulden machen (was ich nie tun würde). Der normale Zinssatz beträgt hier 5%.
Ich muss die Häuser und die Mission von Ghebel Nuba erhalten, die eine große Zukunft vor sich haben. Die Hungersnot ist nicht vorbei, und die Lebensmittel werden weiterhin drei- oder viermal mehr als üblich kosten und so auch der Transport. Die Reise einer Karawane mit zwanzig Kamelen von Khartum nach Kordofan zum Beispiel dauerte früher zwölf Tage und kostete etwa 900 Franken. Nun habe ich die Nachricht erhalten, dass die Karawane meiner Veroneser Schwestern mit neunzehn Kamelen, die in Kordofan angekommen ist, 29 Tage gedauert und mehr als 2.305 Franken gekostet hat. Die Kamele sind unterernährt wegen des Futtermangels und können nur eine halbe Last tragen.
Zwei gute europäische Ärzte von Gordon Pascha, die unsere Häuser in Khartum besuchten, haben mir versichert, dass ich das zweite Stockwerk für Europäer bauen muss, denn sonst werden alle nach der Regenzeit sterben, denn der Gifthauch [Gestank] steigt dann mehr als vier oder fünf Meter auf. Auf der zweiten Etage kann man das vermeiden, da dort die Luft reiner ist. Es wäre also notwendig, bis nächsten September wenigstens vier kleine Zimmer für Schwestern und vier für Männer zu bauen. Die Unkosten werden sich auf mindestens 14.000 Franken belaufen.
Alles Übrige finden Sie in den statistischen Tabellen. Hier muss man alles aus dem Nichts hervorzaubern, denn es handelt sich um primitive Völker. Wir müssen alles selber tun, sogar die elementarsten Dinge. Nach diesem ausführlichen Bericht und den Statistiken fasse ich mir nun ein Herz und bitte Sie demütig, mir für zwei Jahre die Unterstützung zu erhöhen, die Sie mir in freundlicher Weise in den letzten Jahren gewährt haben, das heißt, 90.000 Franken für das Jahr 1879, wenn es Ihnen möglich ist. Mit dieser Unterstützung und einer straffen Haushaltsdisziplin hoffe ich, den Kopf aus der Schlinge ziehen und aufatmen zu können. Für meine restlichen, großen Bedürfnisse für dieses mühsame, schwierige aber interessante Vikariat wird Gott mit Hilfe des Nachrichtenblattes ‚Missions Catholiques‘ und einiger Zeitungen Sorge tragen.
Wir hören nie auf, meine Herren, inständig für Sie und die Mitglieder dieses göttlichen Werkes der Glaubensverbreitung zu Gott zu beten, der die wahre Quelle und der direkte Kanal der Erlösungsgnaden der heidnischen Völker des gesamten Universums ist und die unerlässliche Bedingung für die Existenz, Stabilität, Erhaltung und den Wohlstand der Apostolischen Missionen und der christlichen Zivilisation der afrikanischen Nationen, die noch in Todesschatten sitzen.
Zentralafrika wird dank dieses göttlichen Werkes sicherlich bald in den Schafstall Christi einziehen.
Ich sende Ihnen meinen aufrichtigen Dank, meine demütige Hochachtung und verbleibe stets in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens
Ihr
+ Daniel Comboni
Bischof von Claudiopolis i.p.i.
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
Ich erwarte natürlich nicht, dass Sie noch in diesem Jahr den Beitrag für nächstes Jahres bestimmen können. Nein, ich kenne Ihre bewundernswerte Klugheit. Falls es Ihnen möglich ist, gewähren Sie mir bitte, was Sie für dieses Geschäftsjahr planen. Das Übrige werden Sie im März oder April 1880 behandeln und sehen, was Sie für jenes Geschäftsjahr tun können.
[Übersetzung aus dem Französischen.]
[PS: Comboni schickt den gleichen Brief (Nr. 802) auch nach Paris, mit kleinen Variationen und ohne Nachschrift.]
Nr. 803 (765) AN DIE GLAUBENSVERBREITUNG VON PARIS
APFP, Boîte G 84
[Statistiken und administrative Notizen.]
Gerade habe ich der verehrten Generaloberin Mutter Emilie Julien, einer in Afrika und im Orient alt gewordenen Missionarin, meine Projekte vorgelegt; sie hat zugesagt, mich dabei zu unterstützen.
Im November 1867 verließ ich Marseille mit einer kleinen Schar von drei Missionaren, drei Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef und sechzehn in verschiedenen Häusern Europas ausgebildeten Afrikanerinnen.
Am 26. Januar 1873 reiste ich mit dreißig Personen, Missionaren und Schwestern, von Kairo ab. Nach 99 Tagen kamen wir glücklich in Khartum an. Wir wurden vom österreichischen Konsul, dem Pascha, dem Generalgouverneur des Sudan, der christlichen und muslimischen Bevölkerung und vom Chef der Mufti sehr feierlich empfangen. Letzterer trug mir in fehlerfreiem Arabisch eine Hymne im Stil der Psalmen vor.
Die Schwestern und Lehrerinnen wurden so lange in einem Mietshaus untergebracht, bis ich ausschließlich für sie entweder ein Haus erwerben oder eines bauen würde. Zentralafrika hatte noch nie Ordensschwestern gesehen. Die aus Asien stammenden Schwestern der Kongregation von der Erscheinung des Hl. Josef von Marseille haben sich als erste diesem Apostolat verschrieben. Von den ersten drei sind Sr. Giuseppina Tabraui und Sr. Maddalena Caracassian bereits gestorben.
Sr. Giuseppina Tabraui, von griechisch-katholischen Eltern in Tiberias geboren und in Jerusalem erzogen, wurde mit der Ausbildung der Mädchen in Jaffa, Saïda und später in Deir-el-Kamar betraut. Sie setzte ihre Jugend und ihre Kräfte ein, um Tag und Nacht den unzähligen Waisenkindern jener Christen zu helfen, die 1860 in Syrien Opfer von Massakern geworden waren. Gemeinsam mit der verehrten Mutter Emilienne Naubonnet, der gegenwärtigen Provinzoberin der Schwestern in Zentralafrika, betreute sie auch die Cholerakranken. Sr. Giuseppina hat sich mit großem Eifer für die Seelen eingesetzt. Den armen Schwarzen von Kairo war sie eine Mutter. Sie segelte nilaufwärts, durchquerte die heißen Wüsten Nubiens und verzehrte sich im Apostolat von Zentralafrika. Sie war ein Vorbild heroischer Tugenden, wurde von der Bevölkerung sehr geschätzt und von den muslimischen Gouverneuren bewundert, weil sie frei und offen stets die Menschenrechte verteidigte, die diese mit Füßen traten. Als erste Oberin von Zentralafrika starb sie am 16. April 1874 im Alter von 33 Jahren, reich an Verdiensten und von allen beweint. Sie wurde mit einem feierlichen Sterbegottesdienst geehrt.
Sr. Maddalena Caracassian, geboren in der Hauptstadt Armeniens, Erzerum, legte 1867 in Rom die einfachen Ordensgelübde im Institut der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef ab. Sie unternahm sehr riskante Reisen und weihte ihre Jugend der Bekehrung der Afrikaner in Ägypten und auf den Missionsstationen von Khartum, Kordofan und Ghebel Nuba. Sie sprach gut armenisch, türkisch, arabisch, französisch und italienisch. Nach einem Leben voller Entsagungen und Opfer starb sie am 7. August 1876 im Alter von 27 Jahren in El Obeid.
Ich hatte meine Verwandte Faustina Stampais nach Khartum begleitet, die in Maderno am Gardasee (Diözese Brescia) geboren wurde. Seit vier Jahren gehörte sie zu unserem Institut in Ägypten, sprach ziemlich gut arabisch und hatte sich mit Hingabe der Erziehung der Afrikanerinnen in Alt-Kairo gewidmet. Ich hatte ihr zwei afrikanische Lehrerinnen zur Seite gegeben. Sie bewohnten einen Teil des Hauses der Missionare, bis ich ein großes Haus bauen konnte. Sr. Faustina leitete das Werk bis zur Ankunft der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef 1874 in El Obeid.
So ist es mir mit der Hilfe meiner tüchtigen Mitbrüder in kurzer Zeit gelungen, zwei Häuser in Kordofan zu bauen. Am 11. Dezember kamen in Begleitung von Don Giovanni Losi, einem Priester des Instituts von Verona, und einigen Laien vier Schwestern vom Hl. Josef in Khartum an. Die anderen Schwestern bewohnten ein Haus, das sie von den Erben von Herrn Andrea de Bono, genannt Latif Effendi, gemietet hatten. Dieses Haus war sehr klein, und außerdem wollten die Besitzer dort den preußischen Vizekonsul, Herrn Rosset, unterbringen. Also habe ich mit den Spenden der Wohltäter aus Europa ein 112 Meter langes Haus gebaut. Beträchtlich waren die Spenden vom Kaiserpaar Ferdinand und Maria Anna von Österreich und von Erzherzog d’Este, Francesco, Herzog von Modena. Hier habe ich die Schwestern vom Hl. Josef untergebracht.
Im April 1875 kam die verehrte Mutter Emilienne Naubonnet in Begleitung einer jungen arabischen Schwester über das Rote Meer und die Wüste von Suakin nach Khartum. Mutter Emilienne aus Pau war gekommen, um die Leitung des Instituts der Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef in Khartum zu übernehmen mit Jurisdiktion über alle Häuser und Schwestern der Kongregation von Zentralafrika. Diese Kongregation hatte sich als eine der ersten nach den Kreuzzügen im Orient niedergelassen. Neun Jahre lang war die Schwester Oberin auf Zypern und mehr als zwanzig Jahre in Syrien, wo sie die Häuser von Saïda, Deir-el-Kamar und Beirut gegründet hatte.
Während der Massaker von 1860 beherbergte sie in ihrem Institut, das auf den Mauern des alten Sidon erbaut worden war, Hunderte von Waisenkindern von Christen, die von den Drusen umgebracht worden waren. Nach dreißigjähriger Tätigkeit im Orient fuhr diese bewundernswerte Frau über das Meer und dann nilaufwärts, durchquerte die Wüste und gelangte bis nach Zentralafrika, wo sie heute ihre unermüdliche Nächstenliebe ausübt.
Im ‚Bene Pubblico‘ vom 3. Oktober 1878 steht zu lesen, dass die Priester des Instituts der Missionen für Zentralafrika, das in Verona gegründet worden war, sowie die Schwestern von der Erscheinung des Hl. Josef bereit sind, Entbehrungen, Gefahren und das glühend heiße Klima in ihrem schwierigen Apostolat zur Rettung der armen Seelen auf sich zu nehmen.
+ Daniel Comboni
[Übersetzung aus dem Französischen.]
N. 805; (767) – LISTE VON ANGLIKANISCHEN MISSIONEN IN AFRIKA
ACR, A, c. 18/4 n 4.
1878
N. 806; (768) – ADRESSEN DER LATEINISCHEN BRIEFE
ACR, A, c. 18/24
1878
N. 807 (769) – NOTIZEN GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK DER AFRIKANISCHEN ENTDECKUNGEN
ACR, A, c. 18/14 nn. 1-9
1878
N. 808; (770) – DIÖZESEN UND DEKANATE IM ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN KAISERREICH
ACR, A, c. 18/25 nn 1-3
1878
N. 809 (771) – MEMORANDUM
ACR, A, c. 20/36
1878
N. 810; (1170) – AN LINANT PASCHIA
ASGEC, Cart. Personalité
1878
Widmung.