ich habe gerade Ihren geschätzten Brief vom 20. Juni erhalten, der am 29. Juli in Paris abgeschickt wurde. Darin wird mir angekündigt, dass der Zentralrat des Werkes der Heiligen Kindheit in seiner Sitzung vom vergangenen 21. Mai für Zentralafrika die Summe von 5.000 Franken bestimmt hat. Mir fehlen die Worte, um diesem wunderbaren Werk und dem Zentralrat meine Dankbarkeit zu bezeugen. Ich werde alle wirklich praktischen Informationen in Ihren Briefen beantworten und alles ausführen.
Was die Anfrage bezüglich der Überweisung des Betrags der Heiligen Kindheit betrifft, ist vorläufig ein Wechsel von Rothschild in Paris an mich nach Khartum der beste und billigste Weg, denn hier wohnt ein französischer Kaufmann, Mr. Marquet, der alle Wechsel von Rothschild in Paris annimmt und mich hier bar ausbezahlt. Der Wechsel zu meinen Gunsten kann auf zwei Monate ausgestellt werden.
Ein anderer sicherer Weg ist, das Geld durch das Finanzministerium und den Generalkonsul von Frankreich zu schicken oder einen Wechsel von Rothschild in Paris auszustellen und ihn an Don Bartolomeo Rolleri, Oberer der Institute für Afrikaner in Kairo, Ägypten, und Generalprokurator von Zentralafrika zu adressieren. Diesen Weg benützt seit zehn Jahren das Werk der Glaubensverbreitung. Es ist der sicherste.
Sollten Sie diese Summe noch nicht auf dem Weg geschickt haben, den ich Ihnen in meinem Schreiben vom 16. August angegeben hatte, überweisen Sie dann bitte 3.000 Franken in Gold an meinen Bankier in Rom, Mr. Brown und Sohn in der Via Condotti, durch den Generaloberen der Trinitarier und Direktor der Heiligen Kindheit in Rom, Beichtvater der frommen Familie Brown. Die Summe würde ich brauchen, um sechs Missionare über Neapel nach Ägypten auf den Weg zu schicken. Den Rest können Sie so bald wie möglich mit einem Wechsel von Rothschild senden: entweder an Don Rolleri, einen Schüler meines Instituts von Verona und Oberer meiner Institute in Kairo (Ägypten), oder direkt an mich nach Khartum, wie ich Ihnen oben angedeutet habe.
Der österreichische Konsul und konsularische Berater von Frankreich in Khartum sagt mir, dass der Weizen, für den wir früher 20 bis 25 Franken das Ardeb (88 Kilo) gezahlt haben, jetzt hier 360 Franken das Ardeb kostet. Aber fast alle meine Institute des Vikariats essen seit vier Monaten kein Brot mehr, weil mir das Geld fehlt, solches zu kaufen. Wir ernähren uns von Durra, das für die Europäer zu wenig Nährwert hat. Ich spreche von den europäischen Missionaren, den Schwestern des Hl. Josef von Marseille und den Frommen Müttern für Afrika aus Verona, aber nicht von den Schülern, den Waisenkindern und den anderen Eingeborenen, die nie Weizenbrot verkostet haben, sondern immer nur Durra, Dokhon und örtliches Getreide essen. Zudem fehlt uns das Trinkwasser. Sie sehen also, wie misslich unsere Lage ist. Aber das Heiligste Herz Jesu wird durch das Werk der Glaubensverbreitung und die Heilige Kindheit allem abhelfen.
Ich verbleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens
Ihr ergebener
+ Daniel Comboni
Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 792 (753) AN KARDINAL JOHANN BAPTIST KUTSCHKER
AVW
[Brief in lateinischer Sprache über die Hungersnot.]
ANACLETO DALLA CHIARA, FRANCESCO FALEZZA,
GIOVANNI B. PERUZZI, MICHELE FALEZZA
ACR, A, c. 14/134
[Brief in lateinischer Sprache über die Hungersnot.]
Nr. 794 (755) AN BISCHOF GIROLAMO VERZERI
ACR, A, c. 15/144
[Brief in lateinischer Sprache über die Hungersnot.]
aus dem letzten Quartalbericht von D. Paolo Rossi geht hervor, dass die Häuser von Verona bestens dastehen und keinen Kreuzer Schulden haben. Da jetzt das Werk die dringendsten Bedürfnisse im Vikariat hat (auch die Niederlassungen von Kairo haben keine Schulden), so schickt bitte, um so den Zoll von Verona zu umgehen, die gesammelten Spenden direkt an D. Bartolomeo Rolleri, Superior der Institute für Afrikaner in Kairo (Ägypten). Rolleri wird sie mir sofort überweisen. Bitte macht es bis auf Weiteres so. In diesem Monat habe ich an mehr als vierzig österreichische Dekane und Pfarrer geschrieben, vor allem in der Diözese Salzburg. Ich habe an Bischof Gassner geschrieben, alle für Afrika gesammelten Spenden immer an Euch zu schicken.
Alles, was Ihr für mich nach Verona geschickt habt, ist in Verona geblieben und von D. Paolo für die Bedürfnisse jener Häuser zurückbehalten worden. Von jetzt ab aber schickt bitte alles nach Kairo, ohne D. Paolo etwas davon zu sagen oder zu schreiben. Sollten Wechsel über Wien oder Frankfurt oder Paris dabei sein, könnt Ihr sie direkt hierher überweisen, denn hier gibt es Händler, die mich in bar ausbezahlen.
Gordon Pascha geht ganz hart gegen die Sklaverei vor. Seitdem er hier ist (Juni), hat er 36 Karawanen von Sklaven beschlagnahmt. Er ist mir sehr gut gesinnt und besucht mich immer wieder. Er hat beschlossen, unseren Schwestern von Verona, die zurzeit in Berber sind, das Regierungskrankenhaus von Fashoda (der Hauptstadt der Schilluk) anzuvertrauen. Er wird ihnen (sobald neue Schwestern ankommen) auch das von Lado (in der Nähe von Gondokoro) und das am Albertsee am Äquator anvertrauen, und den Schwestern des hl. Josef das Krankenhaus mit vierzig Betten in Khartum. Er hat gemerkt, dass drei Viertel der erkrankten Soldaten weiterleben würden, wenn er das Krankenhaus den Schwestern anvertraut. Alles, sagt der Brief, steht unter der Kontrolle von Bischof Comboni. Durch die Gnade Gottes und des hl. Josef (in dessen Bart es jede Menge Guineas und Gulden gibt) wird die Mission großartige Dimensionen annehmen. Es ist deshalb von großem Interesse, dass sich der Marienverein von Wien entfaltet, denn er ist im Vikariat das Symbol des österreichischen Schutzes. Ich habe bereits an den Kardinalerzbischof von Wien geschrieben.
Die Schwestern aus Verona werden im kommenden Oktober von Berber nach Fashoda übersiedeln. Ein Regierungsdampfer wird eigens nach Berber fahren, um sie nach Fashoda zu bringen. Ich werde nächste Woche D. Squaranti dorthin schicken, um die von der Regierung zur Verfügung gestellten Häuser herzurichten. Fashoda liegt beim Dinka-Stamm, den D. Beltrame für das Institut Mazza ausgewählt hatte. Dort und in Lado braucht es dann Wörterbücher und Grammatiken der Dinka und Bari, die Ihr mit so viel Liebe zusammengestellt habt. Ihr seht, welch großen Dienst Ihr mit dieser Arbeit der Kirche und Afrika erwiesen habt. Im Verlauf von 1879 werden wir uns an den Seen am Äquator niedergelassen haben. Ich hatte schon alles mit Gordon Pascha für diesen September vereinbart. Aber der Weggang von einigen Missionaren (es braucht große Opferbereitschaft, Tugendgeist und Beharrlichkeit, um in Zentralafrika auszuharren), die Schulden und die schreckliche Hungersnot haben mich gezwungen abzuwarten. Tausend Grüße an Seine Hoheit, an den Msgr. Dekan, an alle Eure Mitbrüder und Professoren. Eure Briefe spenden uns großen Trost. Das Wörterbuch und die Grammatik der Nuba machen gute Fortschritte.
Betet zum Herzen Jesu für Euren teuren und treuen
+ Daniel
Bischof und Apostolischer Vikar
Ich hatte den beigelegten Brief nach Salzburg noch nicht weggeschickt. Ich sende ihn Euch mit der Bitte, ihn weiterzuleiten. Vale. Lest auch den lateinischen Brief an Bischof Gassner von Salzburg, und lest ihn auch den Professoren vor, wenn er Euch gefällt, damit sie beten, und schickt ihn dann weiter. Ich bitte vielmals um Verzeihung.
Nr. 796 (757) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8, ff. 695–99
Nr. 7
Hochwürdigster Kirchenfürst,
mit der letzten Post habe ich Ihren geschätzten Brief vom vergangenen 14. August erhalten, in dem sie mir die Anordnung geben, vorläufig die Expedition zu den Seen aus triftigen und klugen Gründen, die Sie mir in Ihrer Güte genannt haben, zu verschieben. Ich komme selbstverständlich dem Willen Gottes nach, den ich durch meinen Vorgesetzten klar erkannt habe. Ich habe die Vorbereitung für die Expedition sofort eingestellt in der Gewissheit, dass Gott das Beste für diese armen Seelen tun wird.
Als ich 1873 die Tätigkeit des Vikariats in Richtung Ghebel Nuba im Westen auszudehnen begann, schrieb mir der Rektor meines Instituts von Verona, D. Antonio Squaranti, jetzt Generalverwalter der zeitlichen Güter des Vikariats mit Residenz in Khartum, von Verona aus folgende Zeilen: „Ich freue mich, dass Ihr vorangeht, nach Ghebel Nuba und nach ganz Zentralafrika, aber um Himmels willen geht nicht zum Äquator, zu den Seen, denn der Äquator ist für mich.“ Seitdem habe ich mir Gedanken gemacht, Untersuchungen angestellt und alle Phasen der einzelnen Reisenden verfolgt, die in die Fußstapfen von Speke, Grant und Baker getreten sind, und den verschiedenen Sprachen und Völkern im Gebiet des Äquators meine Aufmerksamkeit geschenkt. Aber D. Squaranti und ich freuen uns, den Willen Gottes zu erfüllen, der ganz klar ist. Wir machen weiter.
Im Übrigen halte ich diese Entscheidung Eurer Eminenz für sehr klug und angebracht, da mir augenblicklich die schreckliche Hungersnot viel zu schaffen macht (mein Generalverwalter, der hl. Josef, wird mit Sicherheit innerhalb der festgesetzten Frist, die ich dem Hochwürdigsten Kardinal Bartolini mitgeteilt habe, Abhilfe schaffen), und mehr noch die vorgesehenen Anordnungen oder Verhandlungen mit der neuen Generaloberin der Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung, von denen nur sehr wenige in meinem Vikariat arbeiten (deswegen muss ich notgedrungen in meiner Residenz bleiben). Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, den Ausgang der ersten Expeditionen der Missionare von Algier zu beobachten und zu beurteilen, wie sie ihren Bestimmungsort erreichen und sich niederlassen, wie sie mit den harten und unvermeidlichen Prüfungen zurechtkommen und welche Hoffnungen man auf die Missionare von Algier, auf mich und auf meine Missionare setzen kann.
Dazu sind mindestens zwei Jahre erforderlich. Jede frühere Entscheidung wäre unausgereift und voreilig. Denn ein Besucher, der zum ersten Mal nach Zentralafrika kommt, gewinnt in der einen Jahreszeit Eindrücke und begegnet Erleichterungen oder Schwierigkeiten, die in einer anderen ganz anders sind. Ein Apostolischer Visitator, der im Auftrag des Heiligen Stuhles Zentralafrika besucht und zwischen November und April nach Khartum, Kordofan und zu den Seen reist, würde alles in bester Ordnung und den Normen entsprechend vorfinden, eine regelmäßige Seelsorge und frühlingshaftes Wetter erleben, und alle würden ihm zu Diensten sein. Käme er aber in der Zeit der Fieberanfälle, und sollte er ihnen nicht selbst erliegen oder lange Zeit krank sein, müsste er mit ansehen, wie sich jeder entsprechend seiner Willenskraft aufrechterhält, aber nicht jene Regelmäßigkeit und gute Ordnung beobachten wie zur günstigen Jahreszeit.
In der Annahme, dass einige Missionare von Algier in Tanganjika und einige am Victoriasee während der günstigen Jahreszeit ankommen werden, würden sie ein schönes Land, gute Unterkünfte, gute Aufnahme, guten Service und gute Betreuung finden und würden schnell die ersten Bauten hinstellen. Dann würden sie glänzende Berichte an den Heiligen Stuhl, an die Glaubensverbreitung, an Frankreich, an ‚Univers‘ und an die anderen katholischen Zeitungen schicken.
Das reicht aber nicht, um sagen zu können, dass sich die Missionare wirklich gut eingerichtet haben. Man muss wenigstens zwei schlechte Jahreszeiten abwarten, um die Standfestigkeit der Einrichtungen erproben zu können, wenn alle erkrankt und einige gestorben sind, und einige in Anbetracht von Krankheiten, Schwierigkeiten und Hindernissen von Seiten der Einwohner oder der verschiedenen protestantischen Gesellschaften oder anderer Probleme den Mut verlieren und umkehren. Erst nach diesen Erfahrungen, das heißt nach mindestens zwei Jahren, kann man sich eine richtige Vorstellung vom guten Ausgang des Unternehmens machen. Da ich nur für das wahre Wohl und die Rettung Afrikas lebe, wäre ich über die Erfolge der Missionare von Algier in ihrer schwierigen Mission überaus glücklich. Ich sage Ihnen ganz aufrichtig, dass ich im Innersten meines Herzens hoffe, dass sie Erfolg haben, denn unter den 160 und mehr Missionaren, die Erzbischof Lavigerie zur Verfügung stehen (ich habe die Namen aller hier auf meinem Tisch liegen), gibt es ganz bestimmt mindestens zwei oder drei Dutzend, die allen Hindernissen widerstehen und aus Liebe zu Gott und den Seelen bereit sind, vor der Zeit auf dem Schlachtfeld (nicht auf dem europäischen, wo sie sicher sind, denn dann sind alle zum Martyrium bereit) für Afrika zu sterben.
Ich bin sicher, dass der Kirche und Afrika aus einer solchen heiligen und großzügigen Einrichtung große Vorteile erwachsen werden. Es ist aber klug und angebracht, zwei Jahre oder zwei schlechte Jahreszeiten, die in Zentralafrika je nach dem Breitengrad variieren, abzuwarten, bevor man sich ein Urteil bildet und eine Entscheidung über die Demarkationslinie der neuen zukünftigen Missionen und der südlichen Grenze meines Vikariats trifft. Der Erfolg der Missionare von Algier in ihrem heiligen Unternehmen wäre für die Kirche äußerst wichtig und hilfreich, denn dann würde Frankreich in Äquatorialafrika an Bedeutung gewinnen, da allein Frankreich (wenn es nicht in die Hände von Gambetta fällt) den englischen Einfluss aufwiegen kann, der von bestimmten Zielen nicht weit entfernt ist, der jedoch zunehmend mäßiger werden würde, je mehr sich England, wie es scheint, dem Katholizismus nähert.
Bezüglich der Absicht, Entscheidungen hinauszuschieben, halte ich es nicht für unangebracht, Ihnen eine andere Tatsache zu unterbreiten, die der Propaganda Fide und der ganzen Welt bekannt ist. 1874 veröffentlichte Erzbischof Lavigerie einen großartigen Rundbrief, in dem er die bevorstehende Aussendung seiner Missionare nach Timbuktu angekündigt hatte. Die katholische Presse reagierte mit Begeisterung auf das heilige Unternehmen, und von überall her kamen Spenden. Die Reiseroute durch das Gebiet der Tuareg und der Stämme, das sie durchziehen müssten, und die Jahreszeit, in der sie in diesem geheimnisvollen Reich ankommen würden, wurden genau beschrieben. Die Wissenschaft und die geografischen Gesellschaften brachten ihre allgemeine Freude und Begeisterung zum Ausdruck.
Ich befand mich damals in Kordofan, als ich sowohl den Rundbrief als auch die deutschen, französischen und englischen Zeitungen las, die darüber berichteten, einschließlich der ‚New York Herald‘, den mir sein Berichterstatter gab. Ich frohlockte anfangs. Aber als ich von der Reiseroute, von der Art des Transports und besonders von der Jahreszeit ihrer Ankunft in Timbuktu las, sagte ich zu meinen Missionaren, dass sie ihren Bestimmungsort nicht erreichen, alle unterwegs umkommen oder umgebracht oder die Rückreise antreten werden. Denn ich wusste nur zu gut, dass den Missionaren für jene Route oder für jene Art in Afrika zu reisen die Erfahrung fehlte. Diese kann man nicht plötzlich mit einer langen Reise gewinnen. Man muss sie allmählich sammeln, indem man die gleiche Strecke nach und nach zurücklegt, nicht in fünf oder sechs Monaten, wie sich das die Zeitungen vorstellen, sondern in fünf oder sechs Jahren.
Nach meiner Ankunft in Khartum und in Anbetracht der ausgezeichneten Beziehungen zu Erzbischof Lavigerie und zum damaligen Generalvikar Msgr. Soubiranne schrieb ich ihm einen langen Brief und machte ihn auf die Ergebnisse meiner langjährigen Reiseerfahrungen in der Wüste und unter den afrikanischen Stämmen aufmerksam. Ich teilte ihm in bescheidener Weise meine Meinung mit, wie er am besten, aber zu einem späteren Zeitpunkt, sein heiliges Ziel erreichen könnte. Auf dieses Schreiben erhielt ich nie eine Antwort. Vielleicht hat es den Erzbischof nie erreicht. Tatsache aber ist, dass ich nach meiner Ankunft in Kairo im Februar 1876 in den ‚Missions Catholiques‘ las, dass die Missionare auf ihrem Weg nach Timbuktu ermordet worden waren. Ich las auch den schönen Rundbrief, mit dem Erzbischof Lavigerie seiner Diözese das Martyrium seiner besten Söhne etc. unter Anführung von tausend Gründen mitgeteilt hatte. Wer spricht aber heute noch von Timbuktu? ... Das Unternehmen war wirklich schwierig. Gott hat sich in seiner Barmherzigkeit diese großartige Gruppe von Missionaren, die sehr viel guten Willen haben, für ein größeres, fruchtbringenderes und wichtigeres Unternehmen vorbehalten, nämlich für die Missionen am Äquator, die nicht vom Islam beherrscht sind, wie jene von Timbuktu.
Ich erkläre also vor der heiligsten Kongregation, vor Eurer Eminenz und vor dem Heiligen Vater, dass die heilige Kongregation anhand der bereits angelaufenen Expeditionen und der möglichst genauen Berichte, die Ihnen der Erzbischof von Algier und ich selbst zur gegeben Zeit schicken werden, sicher jene klugen und festen Beschlüsse fassen wird, die ihr angemessen scheinen und die ich froh und bereit als Ausdruck des göttlichen Willens annehmen werde.
Mein Herz war tief betrübt, ist es immer noch und wird es für lange Zeit sein, als mich die Nachricht vom Tod des Hochwürdigsten Kardinals Franchi erreichte, für dessen Seelenruhe ich im Vikariat und hier in Khartum feierliche Sterbegottesdienste angeordnet habe mit der Teilnahme des österreichisch-ungarischen Konsuls und der Katholiken. Ich ersuche Eure Eminenz, falls Sie es für angebracht halten, dem Heiligen Vater mein tiefes Beileid für diesen großen Verlust auszusprechen, den die Kirche getroffen hat. Ich bitte Sie, dem Hochwürdigsten Kardinal Nina meine demütigen Glückwünsche zu überbringen, der zum Nachfolger des unvergesslichen Kardinals Franchi und Eurer Hochwürdigsten Eminenz ernannt worden ist. Eure Eminenz ist die Krone des glänzenden und stürmischen Pontifikats des heiligen Pius IX., von der die zwei erlesenen, sehr berühmten und unvergesslichen Botschaften an die Apostolischen Nuntien zum Rundbrief von Mancini und zum Tod von Vittorio Emanuele noch wie ein Dorn in der Seite des Revolutionsgeistes stecken, und die immer als sprechendes Denkmal der Weisheit des römischen Pontifikats und der Wahrheit, die ihn umgibt, bleiben werden.
In meinem letzten Brief vom vergangenen Juni habe ich ein Glückwunschschreiben für den Heiligen Vater Leo XIII. zusammen mit dem Glaubensbekenntnis beigelegt. Ich hoffe, dass es angekommen ist und Sie es dem Heiligen Vater vorgelegt haben.
Kniend den heiligen Purpur küssend, grüßt Sie in tiefster Ehrfurcht
Eurer Hochwürdigsten Eminenz demütiger, ergebener und gehorsamer Sohn
+ Daniel
Bischof von Claudiopolis
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
Nr. 797 (758) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8, ff. 700–710
Nr. 8
Hochwürdigster Kirchenfürst,
ich schreibe Ihnen von der Hauptmission Khartum, wo ich der alleinige Priester bin und zugleich Bischof, Pfarrer, Superior, Aushilfspriester, Arzt, Krankenpfleger und Leichenbestatter. Ich lebe hier mit zwei Laienbrüdern meines Instituts von Verona, das heißt mit dem Gärtner und dem Lagerarbeiter, die beide ihre Fieberanfälle hatten, aber inzwischen wieder gesund sind. Von den Schwestern ist nur eine auf den Beinen; die übrigen und fast alle Mädchen liegen im Bett mit Fieber, das bereits einen Monat wütet. Die Priester, Laien und fast alle Jungs habe ich nach dem schrecklichen Fieber zur Luftveränderung auf einem großen Boot zum Blauen Nil geschickt. Mehr als die Hälfte der Einwohner von Khartum sind krank und sterben wie Fliegen.
Die erschreckende Zahl der Todesfälle ist die Folge des Hungers. In den Gebieten bis zu 200 Meilen von Khartum entfernt (nur bis dorthin habe ich sichere Nachrichten) ist die Bevölkerung durch Hunger, Durst und Todesfälle mehr als halbiert worden, so dass zum Beispiel von 50.000 Leuten mehr als 25.000 gestorben sind. Meine Priester, die sich auf Luftveränderung befinden und sich auf meinen Rat hin nur in bestimmten Dörfern aufhalten, teilen mir mit, dass diese verlassen worden sind, man nur Kranke antrifft und die fehlende Bevölkerung in den letzten Monaten gestorben ist. Meinen Verwalter Don Antonio Squaranti, der mit mir hierhergekommen ist, ohne sich in Kairo akklimatisieren zu können, habe ich vorsichtshalber, um ihn am Leben zu erhalten, bis Mitte des vergangenen Monats nach Berber geschickt. Mit der Pflege der guten Frommen Mütter für Afrika, die ich in Verona gegründet und die Don Squaranti im Noviziat für das apostolische Leben in Afrika vorbereitet hatte, ist er wieder zu Kräften gekommen und vollständig wiederhergestellt worden.
Obwohl allein in der Verwaltung und Leitung, bin ich Tag und Nacht in den Häusern, besser gesagt Spitälern unterwegs, wo man das ganze Ausmaß des Elends sehen kann, bin vollkommen gesund, führe ein geregeltes Leben, esse zweimal am Tag, trinke weder Limonade noch Wein, der einen in dieser Hitze umbringt, sondern nur Wasser. Ich esse weder Fleisch noch Geflügel noch andere Speisen, die die Galle erhöhen, keine Suppen etc., die Fieber verursachen, sondern nur Biftek, das eine Minute lang gekocht wird. Ich trinke Nilwasser, habe nie Kopfschmerzen und verschicke mit jeder Post mehr als zwanzig Briefe. Ich arbeite pausenlos und freue mich darüber, dass ich viele vom Typhus gerettet habe und niemand ohne Sakramente und Firmung gestorben ist.
Der Wassermangel in Kordofan ist vorbei, da wir sehr starke Regenfälle gehabt haben. Diese verursachen jetzt viele Todesfälle. Damit die Ansteckungsgefahr nicht vom Sudan nach Ägypten übergreift, hat die ägyptische Regierung Berber und Suakin abgesperrt und das Gebiet unter Quarantäne gestellt, so dass wir im Gefängnis sitzen.
Ich bin überzeugt, dass die Hungersnot in Zentralafrika noch viel schlimmer und beängstigender war und ist als in Indien und China… Der Tatsache, dass ich in Europa als einziger Apostolischer Vikar die Stimme erhoben habe, und der angeborenen Apathie dieser Eingeborenen, eine Tochter des muslimischen Fatalismus, die sie stillschweigend leiden und sterben lässt, ist es zuzuschreiben, dass die Hungersnot und der Wassermangel (schlimmer als der Hunger) in Zentralafrika die Europäer, die so viel für die Hungernden in Indien und China getan haben, überhaupt nicht berührt hat. Manche Zeitungen, darunter auch ‚La Voce della Verità‘, denen ich mehrere Male vom schrecklichen Unglück berichtet hatte, haben sich nicht einmal herabgelassen, die Hungersnot von Zentralafrika zu erwähnen. Gepriesen sei der Herr!
Ich glaube, dass die Hungersnot in Zentralafrika aus folgenden Gründen schrecklicher ist als der Hunger in Indien und China:
1. Hier, und das Gleiche gilt vom großen, erst kürzlich eroberten Reich Darfur, mit dem ich in ständigem Kontakt stehe, und in anderen Teilen des Vikariats ist über die Hälfte der Bevölkerung gestorben. Ich habe noch nie gelesen, dass in einer Provinz Asiens über die Hälfte der Bevölkerung der Hungersnot zum Opfer gefallen ist.
2. In Asien gibt es neben dem gesunden Klima frische Luft und ordentliche Häuser. Hier haben wir neben dem Hunger den Albtraum und die Last der drückenden Hitze, die die Kräfte aufzehrt und die Schrecken des Hungers intensiviert (ich erwähne nicht den Durst in jenen Gebieten, die vom Nil und dem Weißen Nil weit entfernt sind, was die Sache noch verschlimmert), und von neun Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags 50 Grad übersteigt. Zu bedenken ist auch, dass ein Drittel der Bevölkerung kein Haus hat, um sich etwas schützen zu können.
3. Die Bedingungen für die Missionare in Zentralafrika inmitten der afrikanischen Hungersnot sind schlimmer und erschreckender als jene für die Glaubensboten in Indien und China, denn ich bin der Meinung (ich kann es zwar nicht beweisen, sondern mich nur darauf berufen, was ich vor vielen Jahren in Indien gesehen hatte), dass den europäischen Missionaren, Bischöfen und Schwestern in Asien nie das Notwendige gefehlt hat und sie neben einem gut gedeckten Tisch (wofür man Gott loben und seiner Vorsehung danken soll) frische Luft, gesundes Klima, Nachtruhe und viele andere Ressourcen vorfinden, die wir in Zentralafrika nicht haben. Darüber freue ich mich sehr mit meinen Mitbrüdern in Asien. Die Missionare von Kordofan und Ghebel Nuba haben zusätzlich zu den Beschwerden der Hitze, dem salzhaltigen und knappen Wasser etc., sechs Monate lang kein Weizenbrot mehr gegessen und müssen sich von Dokhon ernähren (eine Art wild wachsender Hirse, die in Europa nicht einmal die Hühner fressen würden). Dank der Gnade Gottes und des Opfergeistes der Missionare und der Schwestern vom Hl. Josef haben wir etwas Getreide aufbewahrt, um Hostien für die Feier der hl. Messe zu backen und die Kommunion zu empfangen.
Dieser Dokhon bzw. die Hirse ist jetzt teurer als Weizen. Das Brot, das wir in Khartum essen, nennt sich zwar Weizenbrot und ist zehnmal teurer als zu normalen Zeiten. Ich würde aber die Messe keinesfalls mit einer Hostie aus diesem Mehl aus Khartum feiern.
Trotzdem beten wir die Anordnungen Gottes an und leiden gerne aus Liebe zu Gott in der Gewissheit, dass Gott aus diesen Leiden sein Bestes für das Apostolat in Zentralafrika herausholen wird. Ich halte mich ganz an das Herz Jesu, dem ich mit Zustimmung von Pius IX. seligen Angedenkens im Jahr 1873 das ganze Vikariat geweiht hatte.
Wie gesagt habe ich meine Stimme erhoben, aber die Europäer, tief betroffen von den beklagenswerten Folgen der Hungersnot in China und Indien, haben für Zentralafrika nichts übrig gehabt. Es stimmt, dass mir die Glaubensverbreitung die außerordentliche Spende von 12.000 Franken geschickt hat, aber diese Spenden wurden im Zusammenhang mit meinen Briefen in England und anderswo gesammelt. Am besten hat sich mein kleiner, verdienstvoller Kölner Verein für den Loskauf von Afrikanern verhalten, der mit der Aktion in katholischen Zeitungen und meinen Aufrufen bis jetzt 20.000 Franken geschickt hat. Aber was bedeutet das angesichts der Not des Vikariats? Hier kosten die Grundnahrungsmittel zehn- bis zwölfmal mehr als gewöhnlich. Butter gibt es nicht mehr, wir überleben auch ohne sie, denn die Leute von Vicenza verzichten auf das, sagt man in Verona, was sie nicht haben. In Kordofan gibt es kein Brot. Ein kleines Ei (dreimal kleiner als ein römisches) kostet eine halbe Lira. Und so geht es weiter, ohne die Toten zu zählen.
Ich hatte vor, die heilige Kongregation um Hilfe zu bitten, wie es einige Missionen von Indien und China getan haben, aber ich glaubte und bin immer noch der Meinung, ich würde meinem lieben Verwalter ein Unrecht antun, wenn ich den Heiligen Stuhl und die Propaganda Fide stören würde, die an die ganze Welt denken müssen. Deswegen verlange ich nichts von der heiligen Kongregation außer ihrer klugen Leitung, ihren Anordnungen bezüglich meines Verhaltens und ihren Zurechtweisungen, wenn es ihr angemessen und nützlich erscheint. Aber kein Geld: das würde ich mit demütiger Unterwerfung ablehnen. Mir genügt ein besonders kräftiger Segen vom Stellvertreter Christi, Papst Leo XIII., und von Eurer Eminenz.
Ich wollte Eure Eminenz bitten, mich der Propaganda Fide zu empfehlen. Aber ehrlich gesagt, ich halte es nicht für richtig, weil jenes heilige Werk mir ja schon einen beträchtlichen jährlichen Beitrag gewährt, und ich fürchte, ich könnte mit neuen Bitten die Gemüter erhitzen. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn die jährlichen Zuweisungen weitergehen und die Existenz und die Erhaltung der Mission sichergestellt sind. Es würde aber sicher nicht schaden, wenn Eure Eminenz ein Schreiben an sie richten würde und ihr immer wieder das Vikariat von Bischof Comboni im Allgemeinen ans Herz legt, besonders in dieser Zeit der großen Hungersnot, des Wassermangels, der Sterbefälle und der bereits lang andauernden Folgen dieser Geißeln. Was Eure Eminenz unternehmen will, werde ich als den Willen Gottes verehren.
Ich wollte Eure Eminenz bitten, an den Kölner Verein ein Empfehlungsschreiben zu schicken. Der Verein hat ausgezeichnete katholische Mitglieder vom Format eines Löwenstein und eines Barons Löe, den Eure Eminenz persönlich kennt; die Mitglieder des Kölner Komitees unter dem Vorsitz von Hochwürden Nöcker, Pfarrer von St. Jakob in Köln, der ein wahrer Heiliger ist, sind Kinder und aktive Mitarbeiter dieser beiden Helden. Aber da jene großen Seelen ja schon für die alleinige Ehre Gottes arbeiten, habe ich meine Bitte aus folgenden Gründen unterlassen:
1. Dieser würdige und fromme Verein, der mit wahrer Begeisterung und ständiger Opferbereitschaft seit über 25 Jahren Schwarzafrika und mir beisteht, hat dem Heiligen Vater Pius IX. seligen Angedenkens und dem Kardinalpräfekten der Propaganda Fide 1876 schriftlich mitgeteilt, dass er dem Apostolischen Vikar von Zentralafrika Daniel Comboni auf Lebenszeit jährlich 10.000 Franken spenden und alle seine Einnahmen mir zur Verfügung stellen will. Das ist eine großzügige und nützliche Aktion für die afrikanische Mission, die ich nur unter der von mir gesetzten und vom Verein approbierten Bedingung angenommen habe, nämlich dass die Spende von 10.000 Franken nicht nur auf meine Person beschränkt bleibt, sondern auch allen meinen Nachfolgern nach meinem Tod zugutekommt, was auch angenommen wurde. Auf dieses großzügige Angebot hat jener fromme Verein weder vom Heiligen Vater noch von der Propaganda Fide je eine Antwort erhalten, so dass ich zweifle, ob die Briefe an Seine Heiligkeit und an die heilige Kongregation überhaupt angekommen sind.
Es ist wahr, dass der Hochwürdigste Kardinal Franchi seligen Angedenkens und wahrscheinlich auch sein Sekretär mir sagten, dass sie das Schreiben beantwortet und seinen Erhalt bestätigt hatten. Der Verein jedoch hat nie etwas erhalten. Ein paar anerkennende Worte von Seiten der heiligen Kongregation hätte jenen großherzigen Katholiken große Freude bereitet, die Hunderttausende für Afrika gespendet und dem Apostolischen Vikar von Zentralafrika eine große Hilfe bedeutet haben. Deswegen erscheint es mir nicht opportun, dass die Propaganda Fide jetzt diesem Verein das oben Dargelegte empfiehlt, und deswegen habe ich auch nicht darum gebeten.
2. Als ich 1872 zum Provikar ernannt wurde, hatte ich Eurer Eminenz, damals Sekretär, mein Vorhaben mitgeteilt, den Hochwürdigsten Kardinal Barnabò seligen Angedenkens zu ersuchen, den zwei aktivsten und fleißigsten Mitgliedern, die sich seit 22 Jahren für das Werk einsetzen, einen Ritterorden zu verleihen. Da Eure Eminenz damals meinte, es sei besser, noch etwas abzuwarten, um ihre Ausdauer zu beobachten, habe ich bis Dezember vorigen Jahres nichts mehr unternommen. Inzwischen aber hat seine Eminenz Kardinal di Canossa die Propaganda Fide um die oben erwähnten Ritterorden von Köln ersucht, da seitdem noch mehr Motive für eine Ehrung jener beiden Herren (es sind Herr Schnitzler und Dr. Sticker II.) dazugekommen sind, und wegen des großen Einsatzes und der großzügigen Spende von 10.000 Franken in perpetuo für den Apostolischen Vikar von Zentralafrika, um ihn in seinem Bischofsamt zu unterstützen, wie es in der Ponenza vom 27. November 1876 heißt. Er hat auch um einen Ritterorden für den verdienstvollen Vizepräsidenten des Marienvereins von Wien angesucht und um den Titel eines Konsultors der Propaganda Fide für den hervorragenden Chorherren Mitterrutzner vom Orden des hl. Augustinus vom Lateran (St. Peter in Vincoli) aus Brixen. Dieser ist ein sehr gelehrter Mann und hat sich viele Verdienste für Afrika erworben etc. Er hat zwei Wörterbücher und zwei Katechismen von zwei großen zentralafrikanischen Sprachen zusammengestellt und herausgegeben. Da ich damals keine Zeit hatte, dem Hochwürdigsten Kardinal di Canossa die Einzelheiten für die Eingabe genau anzugeben, holte ich das dann in einem Brief vom 14. Januar dieses Jahres Nº. 1 an den Hochwürdigsten Kardinalpräfekten von Kairo aus nach.
Das traurige Ereignis des Hinscheidens von Papst Pius IX. und seine Folgen etc. sind meines Erachtens wohl der Grund gewesen, warum diese Angelegenheit (die Afrika zugutekommt und in sich richtig und gerechtfertigt ist) im Sand verlaufen ist, und ich weder eine Antwort noch eine Nachricht erhalten hatte.
Wenn es deshalb Eure Eminenz für gut erachtet mir zu helfen (Sie würden mir einen Liebesdienst erweisen) und mich dem hehren Kölner Verein zu empfehlen, der vom Hochwürdigsten Kardinal Geissel gegründet wurde und unter der Schirmherrschaft des überaus frommen und glorreichen Erzbischofs Melchers von Köln, meines besonderen Wohltäters, steht, der immer seine großzügige Spende an jenen Verein schickt, dann wäre es eine großzügige und großmütige Geste, wenn Sie vorher:
Sollte Eure Eminenz das zu tun geruhen, würde mein Verwalter, der hl. Josef, eine großartige Figur machen, und mir zur gegebenen Zeit sicher, absolut sicher an seinem diesjährigen Festtag das schicken, um was ich ihn gebeten und wozu ich ihn herausgefordert habe. Ich habe es jener Säule der Kirche, dem Hochwürdigsten Kardinal Bartolini, genau erklärt, nämlich:
Ich werde sicher die Ehre haben, zu gegebener Zeit Eure Eminenz wissen zu lassen, dass der hl. Josef seiner Pflicht nachgekommen ist und alles ausgeführt hat, was ich ihm in freundlicher Weise nahegelegt hatte. Der hl. Josef ist einer der kostbarsten Schätze der Kirche und Afrikas und mein eigentlicher Verwalter. Angesichts der gegenwärtigen Todesfälle habe ich ihm klargemacht, dass ich nicht nur nicht sterben, sondern auch kein Fieber haben will (hier haben es alle gehabt, auch Gordon Pascha), weil ich es jetzt nicht brauchen kann. Seitdem alle anderen erkrankt sind, habe ich nicht nur kein Fieber gehabt, sondern auch kein Kopfweh. Der hl. Josef wird alles tun. Trotz der hohen Lebensmittelpreise und der Gleichgültigkeit Europas ist das Finanzproblem oder vielmehr die Angst, nicht über das Notwendige zu verfügen, das Letzte, worüber ich mir den Kopf zerbreche, obwohl ich jeden Tag hart arbeite, was meine Pflicht und der Wille Gottes ist, denn es geht darum, das Werk Gottes zu erhalten und zu entwickeln.
Verzeihen Sie mir, o erlauchter Kirchenfürst, dass der Brief so lang geworden ist. Sie dürfen mir glauben, dass ich mich sehr erleichtert fühle, wenn ich mich mit meinem Oberen unterhalten und ihm mein Herz öffnen kann, lebe ich doch in der Einsamkeit und habe keine materiellen Ressourcen.
Ich küsse den heiligen Purpur und verbleibe
Ihr gehorsamer, ergebener und demütiger Sohn
+ Daniel
Bischof und Apostolischer Vikar
Nr. 798 (259) AN KANONIKUS CRISTOFORO MILONE
„La Libertà Cattolica“ XII (1878), p. 1114 und S. 1118
Sehr geehrter Herr Kanonikus, Direktor der ‚Libertà Cattolica‘,
ich habe Ihre Briefe erhalten und immer beantwortet, obwohl ich sehr viel Arbeit habe. Ich bin hier in Khartum, um geistlichen Beistand zu leisten: Ich bin Bischof, Pfarrer, Hilfspriester, Superior, Verwalter, Arzt, Krankenpfleger. Ich habe zwei Laien bei mir, der eine stammt aus Verona, der andere aus Lodi. Von den vier Schwestern ist nur eine wohlauf und auf den Beinen, alle anderen mit den afrikanischen Lehrerinnen und Mädchen liegen mit Fieber im Bett, wahrscheinlich für längere Zeit. D. Carmine Loreto aus Neapel, D. Salvatore Piazza aus Sizilien mit allen anderen dreizehn vom Fieber Befallenen sowie den ausgezeichneten Schreiner Francesco Papagni aus Bisceglie, den Mechaniker Antonio Iseppi von Verona, den Schmied Francesco Serrarcangeli von Rom und die anderen habe ich zur Luftveränderung zum Nil auf ein großes Boot geschickt. In Vorausahnung der außerordentlichen Epidemie und der starken Fieberanfälle im Sudan als Folge der eingesetzten starken Regenfälle habe ich meinen Generalverwalter D. Antonio Squaranti, meinen rechten Arm im großen Werk der Wiedergeburt, nach Berber geschickt, wo er zu tun hatte.
So bin ich der einzige Priester in Khartum, der die Sakramente spenden kann und Tag und Nacht auf den Beinen ist. Khartum ist ein einziges Krankenhaus. Die Dörfer in allen vier Richtungen bis über hundert Meilen gleichen einem Friedhof und einem Krankenhaus. In den 21 Jahren, seitdem ich in Zentralafrika bin, habe ich noch nie so viel Elend, so viele Tote und so viele Krankheitsfälle erlebt. Baumstarke Männer werden von einer nervösen, bösartigen Epidemie befallen und sind innerhalb von fünfzehn Minuten in der anderen Welt. Es bleibt kaum Zeit, den Katholiken die Sterbesakramente zu spenden und ihnen die Absolution zu erteilen. Ich kann es versichern und sage es ganz bewusst unseren Lesern, dass vielerorts über hunderte Meilen über Khartum hinaus und den Blauen Nil entlang etc. der Hunger und der Durst und die auf dem Fuß folgende nervöse, bösartige Epidemie die Bevölkerung dezimiert hat und mehr als die Hälfte verstorben ist.
Der schreckliche Durst und der Wassermangel, die in Kordofan so viele Opfer gefordert und unserer Mission so zugesetzt hatten, sind jetzt dank der außerordentlichen Niederschläge während der vergangenen Jahreszeit vorbei. Aber die Hungersnot ist weiterhin groß und noch schrecklicher und schwerwiegender als die erste. Ich werde lange Zeit die Folgen der vergangenen und gegenwärtigen Hungersnot spüren, denn Grundnahrungsmittel kosteten und kosten immer noch acht- bis zehnmal mehr als üblich. Um die Mission zu unterhalten und den Unglücklichen zu helfen, musste die Mission hohe Schulden machen und hat sie noch nicht tilgen können, da die Mittel nur langsam fließen.
Die Hungersnot in Indien und China hat die Leute in Europa so beeindruckt, dass sie sich von der furchtbaren Hungersnot in Zentralafrika kaum berühren lassen, obwohl ich besonders aus Frankreich, Deutschland und England bedeutende Hilfe erhalten habe. Vielleicht ist es meine Schuld, denn ich habe nicht rechtzeitig auf das schreckliche Elend aufmerksam gemacht. Ich wollte mich zuerst einmal gut vergewissern, mich umsehen und genau informieren, bevor ich etwas als sicher hinstellte, auch aus Rücksicht auf meine Mitbrüder, die Apostolischen Vikare von Indien und China, um ihren wichtigen und teuren Missionen nicht die so nötige Unterstützung wegzunehmen.
Nun aber kann ich mit gutem Gewissen und mit voller Kenntnis der Sachlage alles bestätigen und übernehme die volle Verantwortung für diese Aussage, dass nämlich die Hungersnot und die Sterblichkeit in Zentralafrika beängstigender und schrecklicher sind als in Indien und China, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Indien und China haben neben der Hungersnot ein erträgliches Klima, in vielen Provinzen sogar ein gesünderes als in Europa, es gibt gute Luft und frisches Trinkwasser. Frisches Wasser und gute Luft bringen dem Hungrigen große Erfrischung. Das zentralafrikanische Klima ist im Vergleich zum europäischen viel schlechter: übermäßige Hitze zwischen 36 und 40 Grad im Haus und zwischen 55 und 58 Grad in der Sonne. In den Königreichen und Stammesgebieten weit entfernt vom Nil, dem einzigen Wasserlieferanten in jenen Gegenden, herrscht Wassernot, eine schlimmere Geißel als der Hunger. Dort gibt es nur, aber auch nicht genügend, warmes und schmutziges Wasser, das aus dreißig bis vierzig Meter tiefen Brunnen aus dem Inneren der Erde heraufgeholt wird. Man bedenke diese Dinge, die jeder Mitfühlende als schwerwiegend erkennen wird.
2. Den Berichten der Zeitungen und denen der Missionare von Asien kann man nicht entnehmen, dass in einer indischen oder chinesischen Provinz wegen der Hungersnot und der damit verbundenen Krankheiten die Hälfte der Bevölkerung gestorben ist. Von Zentralafrika kann ich nach einer ernsthaften Überprüfung und zuverlässigen, wiederholten Berichten behaupten, dass an vielen Orten nah und fern von Khartum die Hälfte der Bevölkerung gestorben ist. Es muss hinzugefügt werden, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Afrika keine Häuser hat und manche auch keine Hütten. Bei den starken Regenfällen sind viele Häuser eingestürzt, da alle - außer jenen der Mission und den etwa hundert Häusern in Khartum - aus Schlamm erbaut sind, auch jene dem Weißen Fluss entlang und anderswo. Deswegen sind diese ausgehungerten Menschen, die auch ihre Häuser verloren haben und der Witterung ausgesetzt sind, der extremen Armut zum Opfer gefallen und gestorben. Die Entvölkerung der Dörfer geht immer noch weiter.
3. Der Fatalismus der Muslime und die überaus harten Lebensbedingungen der Afrikaner und Sklaven, die zum Leiden auf die Welt kommen, sind die Ursache, warum man bei einem großen Unglück und einer Hungersnot keinen Lärm schlägt. Der Muslim, der Hunger spürt, aber nichts zum Essen hat (und so auch der afrikanische Sklave, der von seinem muslimischen Herrn gelernt hat) glaubt, dass es Gottes Wille ist zu sterben. Deshalb verlässt er das Haus oder die Hütte und legt sich unter einen Baum und sagt: Allah Kerim! Gott ist verehrungswürdig und groß, und erwartet dann teilnahmslos und kaltblütig den Tod, ohne zu klagen oder etwas zu tun, um die Geißel oder das Unglück abzuwenden. In Indien und China sind die Leute viel kultivierter und bemühen sich viel mehr, und die Regierungen, die sich so sehr von den afrikanischen unterscheiden, kümmern sich um sie. Es sind die katholischen Missionen, die Missionare und Bischöfe, die ihre Stimme erheben, sich an die christliche Nächstenliebe wenden und die großzügigen Seelen über das Ausmaß des Unglücks informieren.
In Zentralafrika bin ich der einzige Bischof und Apostolische Vikar. Erst nachdem ich alles gut überprüft und mich vergewissert hatte, konnte ich meine Stimme erheben. Aber diese eine Stimme verliert sich inmitten von hundert ehrwürdigen Stimmen aus Asien. Ich hoffe jedoch fest auf das göttliche Herz Jesu, das auch für Afrika geschlagen hat, auf Unsere Liebe Frau vom Herzen Jesu und auf den hl. Josef, meinen teuren Schatzmeister von Zentralafrika und Schutzpatron der katholischen Kirche, in dessen Bart Millionen verborgen sind. Er kann dieser schwierigen, mühsamen und wichtigen Mission helfen, weil Jesus auch für Afrika gestorben ist. Weit davon entfernt, den Mut zu verlieren, spüre ich Kraft und Mut und vertraue mehr denn je auf die außerordentliche christliche Nächstenliebe, vor allem auf die eifrigen Katholiken Europas, die Freunde und Liebhaber des Herzens Jesu und meines lieben hl. Josef. Jesus, Maria und Josef werden an das Herz der guten Katholiken klopfen.
Geben Sie nicht auf, tun Sie das Gleiche mit der ausgezeichneten ‚Libertà Cattolica‘, und Sie werden den Erfolg mit Händen greifen, auch wenn das Elend in Italien und in den neapolitanischen Provinzen groß ist, weil Gott es so will und er alles in gütiger Weise zur Buße für unsere Sünden verfügt. Die Zeiten sind zudem schwierig, vor allem wegen der nichtsnutzigen italienischen Regierung, was alle Minister wissen sollten, die die Wirtschaft des armen Italien ruiniert haben. Sie alle sind ja Revolutionskinder und drängen die Kirche ins Abseits, ja verfolgen sie, die Arche des Heils, die Lehrerin der Zivilisation und die einzige Quelle, aus der die Welt Frieden, Sicherheit und Wohlstand schöpfen kann.
Solange sie das nicht einsehen, die Monarchen und Regierungen sich nicht vor dem Papsttum und der katholischen Kirche verbeugen und ihre Lehre nicht in die Praxis umsetzen, werden alle Königreiche und die ganze Bevölkerung im Elend leben, verarmen und zusammenbrechen. Nebenbei, wenn jeder Monarch statt so vieler Minister, die aus dem modernen Liberalismus kommen, sechs Jesuiten von der Redaktion der ‚Civiltà Cattolica‘ zu Ministern wählen, ihnen das Auswärtige Amt, das Innen-, Finanz-, Landwirtschafts-, Handels- und Unterrichtsministerium anvertrauen würden und dem sechsten das Amt des Ministerpräsidenten, dann versichere ich Ihnen, Herr Direktor, würde jenes Königreich oder Kaiserreich in zehn Jahren keine Schulden mehr haben. Es könnte in vollkommenem Frieden und großem Wohlstand leben, weil der Glaube und die Religion seine Grundlage wären. Ich würde jedoch nicht erwarten, dass sie Ordensleute zu Ministern wählen, wohl aber herausragende Laien und gläubige Menschen, die es zur Genüge gibt.
Kehren wir zu unseren Angelegenheiten zurück. Ich sagte, dass ich auf Gott, Maria und den hl. Josef, auf die guten Katholiken und die christliche Nächstenliebe vertraue. Wie groß das Elend auch in Europa, Italien und bei den guten Neapolitanern sein mag, die christliche und katholische Nächstenliebe ist immer größer. Setzen Sie sich in der ‚Libertà Cattolica‘ dafür ein, denn Christus ist ein Gentleman, der sein Wort hält, wie man in Verona sagt. Dem Suchen, Bitten und Anklopfen, unter den richtigen Bedingungen ausgesprochen, folgen wie der Ton einer Klaviertaste das Empfangen, Finden und Öffnen.
Ich bin sehr beschäftigt, so dass ich meinem guten Verwalter aufgetragen habe, einen Bericht über unser Apostolat zu verfassen. Sobald er ihn fertig gestellt und ihn mir nach Berber geschickt hat, werde ich ihn sofort von Berber weiterschicken. Inzwischen bin ich nicht nur einverstanden, sondern wäre vielmehr überaus dankbar, wenn Sie sobald wie möglich eine ständige Sammlung für die Mission in Zentralafrika veranstalten könnten, denn sie würde diesem riesigen Vikariat zusätzlich zu den materiellen Mittel auch einige gute Berufungen zuführen, seien es Priester oder Laienbrüder oder Schwestern, um den Afrikanern zu helfen. In Berber habe ich eine ausgezeichnete Ordensschwester, die sich bald zu einer Mission im Inneren aufmachen wird. Sie gehört zum Institut der Frommen Mütter für Afrika, das ich in Verona gegründet habe. Es handelt sich um Concetta Corsi aus Barletta. Sie ist eine gute Schwester und wird in der Mission sehr viel Gutes tun, wo die Frau nicht als Person betrachtet wird, sondern als Handelsware gilt und zur Laune dient, so wie Schafe und Ziegen, die der Besitzer schätzt, nur weil sie ihm nützlich sind und ihm etwas einbringen. Sobald sie aber alt sind und zu nichts mehr taugen, werden sie wie ein unbrauchbar gewordenes Ding weggeworfen.
Die Schwester der Nächstenliebe in Zentralafrika ist genauso nützlich wie der Missionar, ja der Missionar würde ohne die Schwester wenig ausrichten. In muslimischen Ländern kann nur die Schwester in die Geheimnisse des Harems Einblick bekommen und mit den Frauen in Verbindung treten, die im Leben und in der Ausrichtung der Männer eine so wichtige Rolle spielen. In jenen Ländern, wo Männer und Frauen wie unsere ersten Eltern vor ihrem Sündenfall nackt herumlaufen, ist die Schwester wichtiger als der Missionar und ein Garant für ihn, wie auf der Mission von Ghebel Nuba, die ich eröffnet habe. Ich schicke nur sehr bewährte und erfahrene Schwestern in jene Länder. Nur sie nähern sich dem weiblichen Geschlecht, um den Frauen Religionsunterricht zu erteilen, anständiges Benehmen beizubringen und sie wenigstens teilweise zu bekleiden, um sie in die katholische Kirche aufzunehmen. Die Schwester hat nur die Verantwortung für die Frauen und leitet sie an und führt sie in die Zivilisation ein, während sich der Missionar der Armen annimmt.
Jesus Christus ist auch für die über sechzig Millionen Seelen meines Vikariats gestorben, die noch rückständiger sind als es Adam und Eva waren, was die Kleidung anbelangt. Ich bin vom Stellvertreter Christi ernannt worden, diese Seelen zu retten, und muss mich dabei der sichersten Mittel bedienen. Ich habe mit vielen frommen deutschen und italienischen Missionaren unter jenen Völkern ohne Schwestern gearbeitet und nichts erreicht. Wir verdanken es der Gnade Gottes, dass wir nicht selbst Gefahr gelaufen sind, denn Gott steht immer ganz besonders jenen bei, die er in diesen verlassenen und überaus mühsamen Weinberg ruft. Nachdem mir der Heilige Stuhl diese große Aufgabe anvertraut hatte, habe ich sofort die ausgezeichneten Schwestern des hl. Josef von Marseille hierher gebracht und eine neue Frauenkongregation mit entsprechenden Regeln für das Apostolat in Zentralafrika gegründet.
Ihr treuer Freund
+ Daniel Comboni
Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika