Comboni, an diesem Tag

In lettera a Elisabetta Girelli (1870) da Verona si legge:
Noi siamo uniti nel Sacratissimo Cuore di Gesù sulla terra per poi unirci in Paradiso per sempre. È necessario correre a gran passi nelle vie di Dio e nella santità, per non arrestarci che in Paradiso.

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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
761
Dal libro dei battesimi
1
Khartum
1. 5.1878
762
M. Eufrasia Maraval
0
Khartum
5. 5.1878

Nr. 762 (723) AN MUTTER EUFRASIA MARAVAL

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

Nr. 1

Khartum, 5. Mai 1878

Liebe Mutter Eufrasia,

[5100]

vor zwanzig Tagen bin ich nach einer langen und anstrengenden Reise in Khartum angekommen. Im Verlauf dieser langen Reise habe ich folgende Entscheidungen bezüglich der Reisen von Missionaren und Schwestern nach Zentralafrika getroffen. Die bis jetzt für Missionare und Schwestern so anstrengenden Reisen werden in Zukunft eine angenehme und bequeme Spazierfahrt von Kairo nach Khartum sein.


[5101]

1. Die Missionare und Schwestern werden nur noch im September oder Oktober und nur höchst selten im November abreisen, aber nie mehr in den anderen neun Monaten.


[5102]

2. Die Missionare und Schwestern werden von jetzt ab immer die Strecke von Suakin am Roten Meer nehmen, auch wenn sie mehr kostet als die Fahrt auf dem Nil. Sie nehmen nur das persönliche Gepäck und die nötigen Vorräte bis Khartum mit. So können die Schwestern in vierzig Tagen die Strecke von Kairo bis Khartum bei angenehmem Wetter zurücklegen und werden zwischen Suakin und Berber immer Wasser finden.


[5103]

3. Vorräte, Wäsche und alle notwendigen Artikel für die Missionen von Zentralafrika werden von einer neuen französisch-ägyptischen Gesellschaft verschickt, die kürzlich zwischen allen Häfen Europas und dem ägyptischen Sudan errichtet worden ist. Khartum ist eines der Hauptzentren.


[5104]

An den österreichisch-ungarischen Konsul in Alexandria von Ägypten, für Seine Exzellenz Msgr. Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika in Khartum.


[5105]

Auf diese Weise werde ich jedes Jahr Tausende von Franken einsparen. In Khartum und überall im Sudan herrscht wegen der ausgebliebenen Regenfälle eine schreckliche Hungersnot, so dass ich für Durrakorn, von dem bisher ein Ardeb sieben Franken gekostet hat, in Korosko und Berber 60 und hier in Khartum 45 Franken bezahlt habe. In Kordofan zahlen wir für ein Borma Wasser (vier Liter) einen Franken, für eine Rolle Butter, die einen halben Franken gekostet hat, zahlen wir jetzt zwei Franken, drei in Korosko und Berber. Aber der hl. Josef, mein Verwalter, wird uns zur Seite stehen. Er wird Tausende von Moneten aus seinem Bart herausholen müssen.


[5106]

Nun zu unseren Angelegenheiten. Ich habe meine vier lieben Schwestern von Khartum in bester Gesundheit angetroffen, besonders Sr. Severina, die in den letzten zweieinhalb Jahren nie mehr an Kopfschmerzen gelitten hat, obwohl sie Tag und Nacht arbeitet. Unsere vier Schwestern in Khartum sind ein Wunder der Hingabe und Nächstenliebe. Sr. Severina ist eine wahre Mutter, Sr. Germana eine echte Missionarin, Sr. Eufrasia ein Engel und Sr. Enrichetta wahrhaft eine Schwester der Nächstenliebe, der alles gelingt. Diese vier haben den wahren Geist Ihrer bewundernswerten Kongregation. In ihrer Einfachheit und stillen Hingabe haben sie alle Arbeiten in dieser schwierigen Mission mitgetragen. Sie sind vier Priester, die für acht Priester arbeiten.


[5107]

Man muss aber Erbarmen mit ihnen haben. Es braucht in Khartum wenigstens vier Schwestern mehr, zusätzlich zur Provinzoberin vom Sudan, damit sie die anderen Häuser besuchen kann. Für die zwei Häuser von El Obeid und Malbes benötigen wir wenigstens vier Schwestern, zusätzlich zu den vier von Kordofan. Im Juli oder spätestens im September müssen Sie neun Schwestern schicken (ich bitte Sie mit Tränen in den Augen), nämlich eine Provinzoberin und acht Schwestern. Das Vikariat von Zentralafrika ist das umfangreichste und mühevollste der Welt. Das Werk der Schwester ist hier wie ein Priesterdienst. Wo Schwestern sind, steht die Mission auf solidem Fundament.


[5108]

Wir müssen alles erst aufbauen. Deshalb erwerben sich die Schwestern in Zentralafrika tausendmal mehr Verdienste als in allen anderen Missionen der Welt. Die Kongregation des Heiligen Josef mit ihrem Mut und ihrer heroischen Hingabe in Zentralafrika genießt jetzt in den Augen von sehr erlesenen und erleuchteten Personen großes Ansehen. Sie ist durch den Tod von einigen Schwestern, die als Opfer der Nächstenliebe gestorben sind, schwer geprüft worden, aber auf die Prüfungen folgt der Triumph.


[5109]

Die Hauptschwierigkeiten, die den Fortschritt der Mission behindert und das ganze Vikariat in Unordnung gebracht hatten, sind nun überwunden. Ich habe auch Don Polycarp, der die letzten drei Schwestern nach Khartum begleitet und ihnen viel Leid zugefügt hat, von Kordofan abberufen und nach Khartum geholt. Von hier werde ich ihn in seine Diözese zurückschicken.


[5110]

Sie werden sehen, dass das Haus von Kordofan den Erwartungen voll entspricht. Ich weiß, dass Sr. Anna und Sr. Giuseppa schon öfters gebeten haben, nach Europa zurückzukehren. Ich werde ihnen diese Bitte nicht abschlagen, denn diese Schwestern haben viele Ungerechtigkeiten erleiden müssen, besonders Sr. Anna. Diese vorbildlichen Schwestern haben sich für die Mission sehr eingesetzt.


[5111]

Sr. Anna hat um der Gerechtigkeit willen viel Leid und Demütigungen auf sich nehmen müssen und mehr als zwei Priester für die Mission gearbeitet. Sr. Maria hat während der sehr kritischen Zeit zusammen mit den anderen Schwestern die Mission von Kordofan unterstützt. Beide haben sich vor Gott und Zentralafrika große Verdienste erworben, wie ich dem Heiligen Vater und Seiner Eminenz Kardinal Franchi mitgeteilt habe. Da ich meine Leute kenne, hoffe ich, das Haus von Kordofan unter der klugen und edlen Leitung von Sr. Arsenia so vorzufinden wie das von Khartum.


[5112]

Schicken Sie mir um der Liebe Gottes willen dieses Jahr mindestens neun Schwestern. Die Arbeit einer Schwester in Zentralafrika ist verdienstvoller als die von zehn Schwestern in anderen Missionen, denn hier müssen wir alles aufbauen: Hier befinden wir uns in der gleichen Situation wie Marseille nach dem Tod Christi, als der hl. Lazarus mit seinen Schwestern dort ankam. Die Schwestern sind hart geprüft worden, werden aber auch den Triumph erleben. Die Werke Gottes müssen am Fuß des Kreuzes entstehen und sich entwickeln. Die Kongregation des Heiligen Josef wird vom Himmel reichlich gesegnet werden, da sie als erste dem Vikariat von Zentralafrika zu Hilfe geeilt ist, das ihres Eifers würdig ist.


[5113]

Die Sterbegottesdienste für Ihre gute Generaloberin sind mit feierlichen Messen in Verona, Kairo, Berber, Khartum, Kordofan und auf unserem großen Schiff in Shellal gehalten worden, wo mich die traurige Todesnachricht erreicht hatte. Anschließend haben wir 65 Messen gelesen.

Aus Liebe zur Wahrheit muss ich eingestehen, dass ich nicht verstehen kann, warum der Vertrag für unsere Schwestern zwischen mir und der Generaloberin noch nicht in Kraft getreten ist. Kaum war sie im Sommer in Rom angekommen, hatten wir uns über alles geeinigt. Es musste nur noch der Text schriftlich festgehalten werden. Dann kamen die Tage der Vorbereitung auf meine Bischofsweihe. Sie erkrankte, und Sr. Caterina starb. Nach der Bischofsweihe war ich todmüde und verließ sofort Rom, gab aber meinem Sekretär den ausdrücklichen Auftrag, mit der Generaloberin und der Propaganda Fide alles abzuschließen.


[5114]

Trotz der Schritte meines Sekretärs und der vollen Zustimmung der Generaloberin und des Kardinals hat sich seitdem nichts mehr getan. Die Generaloberin war eine große Frau nach dem Geist des Evangeliums. Sie ist mit der erstaunlichen Bilanz von 43 Jahren Missionsapostolat im Dienst an den Menschen und an der katholischen Kirche vor das Tribunal Gottes getreten. Welcher Bischof oder Patriarch kann mit so vielen Verdiensten, Arbeiten und Unternehmen im Dienst an der Kirche und am Glauben vor Gott erscheinen? Oh, ich glaube, der hl. Petrus hat die Himmelspforten für Mutter Emilie Julien weit geöffnet und sie auf die obersten Plätze im Himmel erhoben.


[5115]

Aber die Angelegenheiten von Zentralafrika haben wir nicht erledigt. Ihnen, gute Mutter, hat der Himmel den Auftrag erteilt, die kanonische Existenz der Schwestern in Zentralafrika zu verewigen, denn diese Mission unterscheidet sich von allen anderen. Gerade deswegen glaube ich, dass man alles tun muss, um mit dem Apostolischen Vikar von Zentralafrika eine ewige Übereinkunft zu schließen. Sie sollen der neuen Provinzoberin von Zentralafrika, die Sie hoffentlich im kommenden September schicken werden, den Auftrag erteilen, nach dem Besuch von Khartum, Kordofan und von den gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitsplätzen der Schwestern die erwähnte Konvention in Kraft zu setzen. Die Mutter wollte es so haben. Ich habe sie angenommen, um das angestrebte Ziel zu erreichen, obwohl alle Oberinnen und Schwestern der Meinung sind, dass sie in Zentralafrika undurchführbar und unmöglich ist.


[5116]

Geben Sie mir eine gute Provinzoberin. Ich werde dann alles tun, was sie nach einem längeren Aufenthalt in Zentralafrika von mir verlangen wird. Mir geht es um das Wohl Afrikas und meiner tapfersten Soldaten, das heißt, der Schwestern und der Kongregation, die sie für das Apostolat ausgebildet hat. Ich hoffe, dass der Heilige Geist Mutter Eufrasia Maraval zur Generaloberin wählt, denn sie kennt diese Missionen, das Hauptarbeitsfeld der Kongregation, besser als alle anderen. Sie haben 1869 meine Schwestern von Kairo gerettet und es trifft nun auch Sie, sie in Zentralafrika bis zum Weltuntergang zu behüten.


[5117]

In Berber arbeiten fünf Schwestern von meinem Veroneser Institut. Sie sind für eine neue Mission vorgesehen, die ich in Kürze gründen werde. Hier ist mein Geheimnis, das auf einer 21 Jahre langen Erfahrung gründet. Auf eine Station oder Mission, auf der sechs oder sieben Schwestern eingesetzt sind, brauche ich nur zwei Missionspriester zu schicken. Zwei Priester und sechs Schwestern auf einer Mission in Zentralafrika wirken mehr Gutes als zwölf Priester ohne Schwestern. Das ist Tatsache.


[5118]

Zudem lauern auf die Priester in einer Mission ohne Schwestern viele Gefahren. Dort, wo die Frau in einem primitiven Zustand lebt, ist die Schwester ein Schild für den Missionar und gewährt ihm Sicherheit. Alle Frauen stehen hier unter der Aufsicht und der Verantwortung der Oberin. Außer der Spendung der Sakramente hat der Missionar mit den Frauen nichts zu tun. Der Missionar betreut nur die Männer. Wie sie sehen, wird sich die Missionsarbeit der Schwester in Zentralafrika vervielfältigen, und in Europa werden die Berufungen zunehmen.


[5119]

Mit dieser Erwartung werde ich Mitte Juni nach Kordofan reisen. Sie können Ihre Briefe immer an meine bischöfliche Adresse nach Khartum senden. Ich bitte Sie, so schnell wie möglich die zwei arabischen Schwestern zu schicken, die mir die Generaloberin in Rom versprochen und für die ich ihr zum Unterhalt des Noviziats 1.000 Franken gegeben hatte. Sollten noch weitere dazukommen, wäre ich überglücklich. Sie kennen die vorteilhaften Angebote, die ich Mutter Emilie für die Provinzoberin, für jede einzelne Schwester und für jede Oberin im Sudan gemacht habe. Die 200 Franken vom Kuraten Capella und die, die Sie noch erhalten werden, können Sie für die Reise der Schwestern nach Kairo zurückbehalten.


[5120]

Grüßen Sie mir die Generalsekretärin Sr. Ignazia, die mir einen Brief versprochen hat, und den Hochwürdigen Pater Superior.

Ich verbleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

ganz Ihr

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis i.p.i.

 Apostolischer Vikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


763
Manfredo Camperio
0
Khartum
10. 5.1878

Nr. 763 (724) AN MANFREDO CAMPERIO

„Esploratore“, II (1878), pp. 44–48

Khartum, 10. Mai 1878

[5121]

Ein bedauerlicher Umstand bietet mir das Vergnügen, mich mit Ihnen kurz zu unterhalten, liebenswürdiger Freund, denn Ihre Liebe für die christliche Zivilisation in den unermesslichen Regionen von Zentralafrika, dessen Bischof und Apostolischer Vikar ich bin, verbindet mich mit Ihnen in aufrichtiger und langer Freundschaft. Im geschätzten ‚l’Esploratore‘, Nummer 9, Seite 278, habe ich Ihren kurzen Artikel ‚Die Sklaverei, Monopol der Regierung‘ gelesen, den Sie in bestem Glauben verfasst und sich dabei auf Informationen von sicher ausgezeichneten Journalisten verlassen haben, die aber diesmal schlecht informiert gewesen sind.


[5122]

Da ich vor Ort wohne, bin ich dank meines Amtes über die Maßnahmen und Schritte des Generalgouverneurs des Sudans, Seine Exzellenz Gordon Pascha, bestens informiert. Da zudem das erste Merkmal der Informationen über ein Land und seine Geschichte die Wahrheit ist, erachte ich es als meine Pflicht, großer Liebhaber der Wahrheit, einige Ungenauigkeiten und Nachrichten in Ihrem oben erwähnten Artikel richtigzustellen.


[5123]

Bei der Lektüre des Artikels gewinnt man anfangs den Eindruck, als würden unsere Freunde Gessi und Matteucci durch die Regierung von Gordon Pascha am Gelingen ihrer Expedition behindert. Das ist aber ganz falsch, denn die beiden konnten dank der Hilfe, die Gordon seinem Stellvertreter Osman Pascha gegeben hatte, mit allen nur möglichen Erleichterungen die schwierige Reise von Khartum nach Fadasi unternehmen, dem letzten Stützpunkt unter der Herrschaft und dem Einfluss Ägyptens in den ausgedehnten Besitzungen im Südosten.


[5124]

Sie konnten auf ihrer Reise unter anderem mit der Unterstützung und den einflussreichen Empfehlungen von Many Bey rechnen, der jetzt Mudir von Khartum ist. Dieser war 25 Jahre lang Minendirektor von Fazogl und Gouverneur von verschiedenen Städten und Provinzen entlang dieser Route. Es gelang ihm nach jahrelangen Schwierigkeiten, die Verbindungen mit Fadasi herzustellen (dessen Häuptling er vor seinen Augen aufhängen ließ). Kein Europäer war jemals so weit vorgedrungen außer Marno, der vor einigen Jahren dank der Hilfe von Bey und der ägyptischen Regierung Fadasi erreichen konnte.


[5125]

Um diese Tatsache zu erhärten, habe ich sehr viele Briefe durchgelesen, die Matteucci und Gessi von vielen Orten entlang dieser Route an Herrn Rosset, Vizekonsul Deutschlands in Khartum, und an einige andere geschrieben haben, in denen sie der sudanesischen Regierung ihre Anerkennung und tiefe Dankbarkeit aussprechen. Sie bitten den oben erwähnten Vizekonsul, an Gordon, Osman Pascha und den Mudir von Khartum ihre Anerkennung zu übermitteln. Ich könnte viele Briefe zitieren. Aber da ich weiß, dass einige nach Alexandria und Mailand gesandt wurden, die Sie sicher in manchen Zeitungen lesen werden, kann ich mir das Zitieren von Texten hier ersparen. Ich brauche auch den mächtigen Schutz nicht zu erwähnen, den Gordon Pascha und die örtliche Regierung den Herren Junker, von Lucas und Marno gewährt haben, denn darüber hat jemand in diesen Tagen ausführlich und wahrheitsgetreu berichtet. Ich war im Sudan Zeuge der gesamten Marno-Affäre. Ich befand mich mit ihm auf dem Dampfer, der ihn auf Anordnung von Gordon Pascha in Berber abgeholt hatte, und der ihm von der letzten Station in Khartum und von Khartum bis Lado kostenlos zur Verfügung gestellt worden war.


[5126]

Die Gouverneure von Berber und Khartum hatten den Auftrag erhalten, der auch ausgeführt wurde, Marno auf Kosten der Regierung großzügig mit allem Komfort auszustatten. Er wurde großzügig versorgt, denn ich saß gemeinsam mit ihm zu Tisch und auf den besten Plätzen, die für uns beide hergerichtet worden waren. Als dann Marno bei den Bari angekommen war, verlangte er sogleich von Gordon, ihm sofort über hundert Soldaten und entsprechend viel Vieh zur Verfügung zu stellen. Als Soldat weigerte sich Gordon, da er nur eine kleine Gruppe von Soldaten hatte, kein Vieh und auch nur wenig Geld. Zudem befand sich Gordon in jenen Tagen in einer sehr verzwickten Lage, denn auch er hatte bei den Bari nur wenige von den ihm zugesagten Soldaten und nicht die Anzahl der Tiere erhalten, die ihm in meiner Gegenwart in Khartum versprochen worden waren. Gordon hatte keine Möglichkeit, die übertriebenen Forderungen von Marno zu erfüllen. Die Folge davon waren jene ganz unangemessenen und ungerechten Beschwerden, die in Europa über diesen Vorfall gegen den illustren Gordon erhoben wurden.


[5127]

Die Behauptung des Artikels, dass seit der Amtsübernahme von Gordon alle Nachrichten vom Landesinneren unterbrochen sind, ist völlig falsch. Die katholische Mission besteht seit dreißig Jahren. Nie sind die Verbindungen mit dem Landesinneren so gesichert und verlässlich gewesen wie jetzt unter Gordon. Allein schon die Arbeiten zur Verbesserung der Verbindung mit Darfur und des zügigen Postdienstes zwischen Khartum und El Fasher, der heute so gut funktioniert wie zwischen Mailand und Neapel, würden genügen, um obige Behauptung zu entkräften. Die telegrafische Leitung ist unter Gordon von El Obeid nach Darfur gelegt worden und wird jetzt bis Fashoda und Ghalabat weitergeführt. Wir erhalten zwischen den Seen und Khartum fast regelmäßig Post.


[5128]

Herr Emin Bey hat unter Gordons Schutz bereits zwei Reisen zwischen Khartum und dem Victoria-Nyanza unternommen. Die Konsuln Hansal und Rosset von Khartum und sehr viele andere von hier haben normale Verbindung mit den Seen. Nach dem Kharif werde auch ich mich dorthin begeben, um eine Mission zu gründen. Unter dem Schutz von Gordon werde ich mein Vorhaben leichter verwirklichen können. Gordon hat zwischen Lado am Weißen Fluss (drei Stunden nördlich der früheren Missionsstation Gondokoro) und Dufilé acht Militärstützpunkte errichtet, um die Verbindungen mit Albert-Nyanza zu erleichtern. Unser Gessi war dabei eine große Hilfe unter Gordons Schirmherrschaft. Diese Stützpunkte sind: Lado, Rejaf, Beden, Kiri, Muggi, Laboré, Aiu, Dufilé. Von Lado bis Dufilé können diese Stützpunkte zu Fuß in sieben Tagen erreicht werden.


[5129]

Die 120 Meilen von Dufilé nach Magungo, einer Ortschaft am Albert-Nyanza, kann man mit dem Dampfer zurücklegen. Die Bemühungen von Baker und vielen anderen, diese Verbindungen herzustellen, sind bekannt. Heute reist man von Khartum bis Albert-Nyanza genauso sicher wie von Mailand nach Genf. All das ist das Verdienst von Gordon Pascha. Von Nyanza Albert bis Victoria hat Gordon verschiedene Stationen eingerichtet; sechs indische Elefanten sind bereits nach Rejaf gebracht worden, um einen Dampfer zu transportieren, der den ganzen Victoriasee abfahren wird.


[5130]

Der von König Kabarega verursachte Krieg, und die daraus entstandenen Behinderungen hatten die freie Verbindung von Albert-Nyanza bis Victoria-Nyanza unterbrochen. Diese sind inzwischen alle behoben worden. Dank der Vermittlerrolle Gordons ist der König jetzt unser Freund und gewährt den Reisenden freien Durchzug, besonders den Europäern. Vor nicht allzu langer Zeit hat er Hauptmann Mason in seiner alten Residenz von Missindi empfangen. Emin Effendi wurde ebenfalls vom König höflich empfangen und bewirtet und wohnte lange Zeit studienhalber in der neuen Residenz von Mpàro Niamòga oder Bogàia (nach Berichten der Botschafter von Kabarega, die erst kürzlich der ägyptischen Regierung hier in Khartum einen Höflichkeitsbesuch abgestattet hatten).


[5131]

Die Verbindungen zwischen Victoria-Nyanza und Khartum sind heute dank der Bemühungen von Gordon Pascha so sicher und pünktlich, dass Herr Wilson, der jetzige Speditionschef der kirchlichen Missionsgesellschaft, der in Dubàga bei König M'tesa wohnt, anstatt die Post über Sansibar zu schicken, sich der Dienste von Konsul Hansal in Khartum bedient, um sie nach London weiterzuleiten. Kürzlich wurde dem erwähnten Konsul (der auch Konsul von Frankreich und Italien ist) ein großes Paket mit Briefen übergeben, die er gleich nach London weiterschickte. Auf diesem Weg haben wir die Nachricht von jener Expedition erhalten, dass einer am Tanganjikasee an Malaria gestorben ist und zwei auf der Insel Ukerewe des Victoria-Nyanza ermordet wurden. Jetzt ist man auf der Suche nach den anderen, von denen niemand etwas weiß.


[5132]

Seitdem Gordon Pascha Gouverneur ist, sind die freien Verbindungen mit dem Inneren des Landes von überall her eine erfreuliche Realität. Früher hörte man nie etwas von der Regierung, jetzt weiß man alles. Gordon beschützt die Reisenden wie keiner vor ihm.


[5133]

Was will man mehr? Jetzt wird ein großartiger Plan ausgearbeitet, um zwischen Europa und Nyanza volle, freie und direkte Handelsverbindungen herzustellen, so dass man in Genua, Triest und Marseille Waren nach Lado verladen kann und Passagiere an Bord gehen können, zu festen und begrenzten Fahrpreisen, die man im Voraus oder im Nachhinein bezahlen kann. Für die Waren wird bis zum Bestimmungsort gebürgt. In Abstimmung mit den Dampfern von Suez und Suakin werden von Gordon zwischen Suakin und Berber Karawanen eingesetzt, zu bedeutend niedrigeren Preisen als bisher. Diese Nachricht ist für unsere Händler von großer Bedeutung, die Gummi und Tamarinde von den Hochtälern des Nils importieren, denn bis jetzt sind die Transportspesen sehr hoch gewesen sowohl über Suakin als auch auf dem Nil.


[5134]

Von Berber bis Khartum werden Dampfer oder Dahabiyas eingesetzt, von Khartum nach Lado ein Dampfer. Von Lado zu den Seen wie oben angedeutet. Wenn das, es gilt als sicher, realisiert wird (innerhalb eines Jahres), werden weder ich noch meine Missionare Güter von Kairo nach Khartum schicken. Meine Missionare können von Suez aus mit dieser Gesellschaft nach Khartum reisen. Die Güter für mein Vikariat (deren Versand sehr teuer ist) werden in Venedig, Triest, Genua, Neapel, Marseille etc. verladen und direkt nach Khartum geschickt. Schon allein diese Arbeiten würden genügen, die Effizienz der Regierung von Gordon Pascha zu bezeugen. Zudem hat er viele Schwierigkeiten überwunden, um zwischen Khartum und den Seen reguläre Verbindungen herzustellen. Schon dieses Werk allein wäre eines Königs würdig.


[5135]

Ich möchte noch etwas zu bedenken geben: Gordon Pascha hat nicht genügend europäische Mitarbeiter, die ihm helfend zur Seite stehen. Er verfügt nicht über genügend Mittel, um das riesige ihm anvertraute Gebiet zu verwalten, und über kein gut ausgebildetes Heer. Bei der Erfüllung seiner Mission stellen sich ihm viele Hindernisse in den Weg. Er muss langsam den Sklavenhandel unterbinden, hat aber nur die gleichen Leute wie die frühere Regierung zur Verfügung, nämlich jene Mudire und Sangiaks, jene Paschas und Beys, die vorher dieses schamlose Geschäft erlaubt oder es selbst betrieben haben. Nach meiner Ansicht grenzt es an ein Wunder, dass es Gordon und seiner beharrlichen Willenskraft allein gelungen ist, dem Sklavenhandel und der Sklaverei einen solchen Schlag zu versetzen.


[5136]

Es ist eine unleugbare Tatsache, dass man heute auf dem Weg nach Kordofan, Fashoda, Dongola und dem Nil entlang nicht mehr jenen endlosen Sklavenzügen begegnet wie vor zwanzig Jahren. Die Sklaverei aber geht weiter und wird noch viele Jahre fortdauern, denn ihre Aufhebung ist eine Jahrhundertaufgabe. Aber sie ist in Oberägypten und im gesamten Sudan zurückgegangen. Das ist Gordons einzigartiger Erfolg. Das weit verbreitete Gerede, die Regierung habe mit Gordons Zustimmung Leute nach Bahr-el-Ghazal geschickt, um zehntausend Sklaven zu fangen, ist heller Wahnsinn. Das sind Erfindungen von Leuten, die nicht mehr ungestraft lukrative Geschäfte machen und wie früher am Sklavenhandel verdienen können, und deswegen Gordon in Misskredit zu bringen versuchen. Aber die Wahrheit muss triumphieren. Gordon Pascha ist ein erbitterter Gegner der Sklaverei. Ich könnte unwiderlegbare Beweise vorbringen. Das soll aber vorläufig genügen.


[5137]

Sobald ich Zeit habe, werde ich Ihnen über das Thema Sklaverei berichten, bei deren Bekämpfung sich Gordon schon große Verdienste erworben hat. Man muss Zeuge der Widerstände und Behinderungen sein, denen er entgegentreten muss, um die Sklaven zu befreien in einem Land, in dem die Sklaverei eine jahrhundertealte Plage ist, die seit Erschaffung der Welt existiert, und wo der Sklavenhandel zu den wichtigsten Einnahmequellen des Landes zählt. Wir kämpfen seit vielen Jahren, um die Sklaven zu retten etc. und können das Ausmaß der Schwierigkeiten ermessen, denen Gordon bei der Erfüllung seiner wichtigen Mission begegnet und auch in Zukunft begegnen wird.


[5138]

Bedenken Sie zudem, mein lieber Freund, die Größe des Gebietes, für das Gordon Pascha als Hoccomdar oder Generalgouverneur verantwortlich ist. Er herrscht über die Länder, die sich vom Wendekreis bis zum Äquator, von Suakin bis zum fernen Darfur, Massawa, Berbera und Zeila und bis zu den Ländern am Roten Meer und im Osten von Schioa erstrecken, die von der ägyptischen Regierung erneut annektiert worden sind. Vor einigen Tagen zum Beispiel erhielten wir von ihm Telegramme von Berbera, gestern aus Massawa etc. Ist seine Aufgabe nicht außerordentlich groß, aufreibend und schwierig? Und über welche Art von Menschen muss dieser Mann regieren? Eine solche Persönlichkeit, glaube ich, verdient größtes Verständnis, wenn er nicht alles, was er möchte, verwirklichen kann. Zudem muss man auch bedenken, dass er in seinen Unternehmungen nicht immer unterstützt wurde.


[5139]

Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Gordon eine große Persönlichkeit ist und seiner großen, aufreibenden und schwierigen Aufgabe voll gewachsen ist. Man kann nur hoffen, dass er nicht ermüdet, sondern viele Jahre auf seinem Posten bleiben und sein Amt ausüben kann. Die Menschheit wird ihm dafür dankbar sein.


[5140]

Wir erwarten hier in Khartum unsere Freunde Matteucci und Gessi, denn sie konnten nicht weiter als bis Fadasi kommen. Die Expedition ist nicht gut organisiert gewesen, und für einen guten Ausgang hat das Wichtigste gefehlt: das Geld. Es tut mir besonders für Matteucci sehr leid, denn alle hatten von ihm erwartet, er würde nicht aufgeben, da es seine erste Reise war. Aber macht nichts! Es ist gut, dass sie zurückgekehrt sind. Diese Erfahrung wird ihnen bei späteren und größeren Expeditionen von Nutzen sein. Matteucci ist ein intelligenter und vielversprechender junger Mann. Er hat gelernt, in Zentralafrika zu reisen. Afrikareisen können nicht mit Reisen in anderen Teilen der Welt verglichen werden.


[5141]

Ich bin überzeugt, dass ihm auch dieser rechtzeitige und sehr kluge Rückzug als Vorbereitung für nützlichere und schönere Unternehmen in Zukunft als Ansporn dient. Gessi werde ich den Rat geben, sich weiterhin Gordon zur Verfügung zu stellen, der ihn liebt und schätzt, denn er ist ihm wirklich treu geblieben. Matteucci muss vor seiner Rückkehr nach Europa noch eine andere Aufgabe erfüllen. Jetzt befinden sich beide in Fazogl. Sie wollen anscheinend Ghedaref und Gallabat besuchen. Aber in Erwartung des starken Kharif habe ich ihnen geraten, gleich nach Khartum zu kommen.


[5142]

Beide werden Ihnen schreiben, wie gut und vornehm sie von der Regierung Gordon behandelt und unterstützt wurden. Gordon war etwas ungehalten darüber, dass ihn unser lieber Gessi nach seiner Ankunft nicht besucht hatte. Aber es ist meine Aufgabe, die beiden zusammenzubringen. Für beide wird es vorteilhaft sein. Ich beende nun dieses Schreiben, indem ich Sie zu Ihrer großartigen Zeitschrift ‚l'Esploratore‘ beglückwünsche, die dem erhabenen Titel voll gerecht wird. Ich danke Ihnen für die freundliche und regelmäßige Zusendung. Sobald es mir meine vielen und schwierigen Arbeiten und die Unbilden dieses Klimas erlauben, das sicher nicht dem Klima der Lombardei entspricht, werde ich Ihnen genaue Nachrichten vom Sudan geben.


[5143]

Nach Fashoda wird man freien Zugang haben, sobald ich an einem strategischen Punkt eine Mission eröffnet habe, entweder am Weißen Fluss oder in Fashoda selber. Das aber kann ich erst tun, wenn ich an den Seen Stationen gegründet habe, die in meinem Jurisdiktionsbereich liegen. Eine Sache ist es, wie Sie wohl wissen, als Reisender eine Erkundungsreise zu unternehmen, der wie ein Meteorit erforschte Gebiete passiert, und etwas anderes, eine christliche Mission nach unseren erprobten Vorschriften aufzubauen, um den Afrikanern ein dauerndes Gut zu vermitteln, ihre Sitten zu ändern und sie in unsere Religion und Zivilisation einzuführen.


[5144]

Da Sie die Geschichte von Zentralafrika genau kennen, ermessen Sie mit Ihrem scharfen Geist auch die vielen ausgegebenen Millionen und die zahlreichen Expeditionen, die von den ersten Forschern bis Stanley im Jahr 1877 unternommen worden sind. Was ist an Gutem, Wahrem und Dauerhaftem geblieben, das die Sitten, die Zivilisation und den Fortschritt der Afrikaner von Zentralafrika wirklich beeinflusst hat? Fast nichts, außer in Europa die Erinnerung an berühmte Erkundungsreisende, an geografische Beschreibungen mancher Orte, aber von wirklich Gutem, von Zivilisation, moralischem, intellektuellem und materiellem Fortschritt fast nichts. Die katholischen Missionen sind in der Lage, Gründungen zu machen, sie weiterzuführen und das Gute zu verewigen. Die katholischen Missionen von Khartum, Kordofan und Ghebel Nuba sind ein kleines Denkmal europäischer Zivilisation in Zentralafrika.


[5145]

Wissenschaft und Religion müssen gemeinsam vorgehen, sich gegenseitig helfen und gemeinsam jene Verbesserungen, jene Wiedergeburt und wahre Zivilisation fördern, denn das ist das Ziel jenes erhabenen Planes, um den es der Wissenschaft geht. Ohne die aufrichtigen Bemühungen von vielen berühmten Engländern, Italienern, Deutschen und Amerikanern eigens zu erwähnen, weisen wir besonders auf die überaus lobenswerte Initiative des belgischen Königs Leopold II. hin, dem in erfreulicher Weise fast alle zivilisierten Länder gefolgt sind.


[5146]

Es gilt nun mit unerschütterlichem und ausdauerndem Eifer diesem edlen Anstoß zu folgen, der in Europa und Zentralafrika geweckt worden ist. Auch die großen Vorhaben, die zu diesem noblen Zweck ausgeführt werden, dürfen wegen der schrecklichen Prüfungen, Katastrophen und Schwierigkeiten, denen man entgegengehen wird, nie aufgegeben werden. Fehler, Enttäuschungen und Schicksalsschläge sind praktische Erfahrungen, die auf wirksamere Wege und Mittel hinweisen, um das edle Ziel zu erreichen. Wenn die Hauptakteure den Geist der Ausdauer besitzen, wird der Triumph nicht ausbleiben.


[5147]

Hier herrscht eine schreckliche Hungersnot: Die Lebensmittelpreise sind um das Vierfache gestiegen; Durra (eine Art Mais), das Hauptnahrungsmittel des Landes und der Armen, ist von sieben Franken das Ardeb (ein aus Dattelblättern gemachter Sack) auf wenigstens sechzig Franken gestiegen. Sie können sich vorstellen, welchen Schaden mir diese Hungersnot allein durch den Preisanstieg von Durra verursacht, was aber noch das Kleinste ist. Ich muss jedes Jahr für meine Häuser und Gebäude über tausend Ardeb Durra kaufen.... In Kordofan (ich habe gestern von dort Post erhalten) wurden für ein Borma (ungefähr vier Liter) Wasser vorige Woche elf Piaster (ungefähr drei Franken) bezahlt, so dass in Kordofan, wo ich drei Gebäude habe, das Wasser teurer ist als der Wein in der Lombardei. Wir müssen noch zufrieden sein, wenn es so bleibt. Die Wassernot wird aber täglich alarmierender.

Ich benütze diese Gelegenheit, um Ihnen meine aufrichtige Wertschätzung und Hochachtung zu bezeugen.

Ihr ergebener Freund

Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis i.p.i. und

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


764
Appello per la carestia
0
Khartum
12.5.1878
[5148]

Hungersnot! Diese schreckliche Geißel, die schon seit längerer Zeit Teile der Welt heimsucht, wird immer spürbarer und hinterlässt auch in Zentralafrika ihre katastrophalen Spuren. 

Ich bin am 28. Januar mit einer Gruppe von Missionaren, Schwestern und Laienbrüdern von Groß-Kairo aus in mein Vikariat abgereist. Ich stellte fest, dass die Hungersnot sogar das fruchtbare Niltal erreicht hat. Die Landschaft ist um diese Zeit normalerweise grün und die Erntezeit nahe, jetzt aber schaut sie öde und verlassen aus wie die gegenüber liegenden Bergketten. Die Fellachen, die sonst immer auf ihren Nabar unterwegs sind, sitzen jetzt nichts tuend am Ufer herum und bitten die Passanten um Brot. Die Besitzer liegen stumm und schweigsam auf ihrem Angareb, ohne sich um die Feldarbeit zu kümmern. Die Lebensmittel und notwendigen Artikel sind teurer geworden.


[5149]

Während unserer Reise wurde das Elend immer größer. Als wir in Korosko an der Grenze zur großen Wüste ankamen, glaubte ich umkehren oder haltmachen zu müssen, da keine Kamele aufzutreiben waren. Man sagte mir, dass fast alle an Hunger verendet sind. Nur durch die einflussreichen Empfehlungen Seiner Exzellenz Gordon Pascha, Gouverneur des Sudans, den ich glücklicherweise in Assuan getroffen hatte, und dank meiner alten Freundschaft mit dem Scheich oder Großen Häuptling der Wüste, konnte ich fünfzig Kamele bekommen, nur ein Drittel der für die Wüstenreise benötigten und für einen außergewöhnlich hohen Preis. Und was für Kamele! Sie waren abgemagert, voller Wunden und müde. Man konnte ihnen nur die Hälfte des normalen Gewichts aufladen. Trotzdem verendeten viele auf der Reise und vermehrten die Skelette und weißen Knochen entlang des Weges.


[5150]

In Berber und Khartum fand ich die Lage noch schlimmer als befürchtet. Ein Ardeb (Sack) Durra (eine Art Mais, das Hauptnahrungsmittel des Landes), das früher sieben Franken kostete, ist auf fünfzig, ja sogar auf sechzig angestiegen. 45 Gramm Butter sind von einem Franken auf drei bis vier Franken gestiegen. Ein Ghera (der einen Liter fasst) Milch kostet einen Franken. Ein Kilogramm Fleisch ist von fünfzig Cent auf drei bis fünf Franken gestiegen. Noch mehr! In Kordofan müssen unsere Missionare und Schwestern das Trinkwasser kaufen und für einen Borma (ungefähr vier Liter) Wasser zum Kochen und Waschen eineinhalb bis zwei Franken ausgeben. Auf diese Weise ist dort das Wasser teurer als der gewöhnliche Wein in Europa. Hunderte von hungrigen und verzweifelten Menschen verlassen die Dörfer. Die Behörden haben große finanzielle Schwierigkeiten, da sie die normalen Steuern nicht eintreiben können. Die im vorigen Jahr ausgebliebenen Regenfälle haben dieses Elend, diese so fürchterliche Hungersnot und den Mangel an allem Lebensnotwendigen verursacht.


[5151]

Der Wasserstand des Nils ist um einige Meter gesunken, was die Aussaat beeinträchtigt hat, so dass die Ernte entsprechend schlecht ausgefallen ist. Das Elend ist groß, und niemand weiß, wie lange das so weitergehen wird. Das Vieh ist dezimiert worden. Die Besitzer haben weder Geld noch Saatgut, deswegen wird die nächste Ernte im Dezember auch bei günstiger Witterung schlecht ausfallen. Alle unsere gelagerten Vorräte sind aufgebraucht und unser Bargeld ausgegeben, um Lebensmittel für die Bewohner unserer zahlreichen Häuser in Khartum, Berber, El Obeid und Ghebel Nuba zu kaufen.


[5152]

Wir haben den Familien unserer Christen geholfen, die in äußerster Armut leben. Nach Möglichkeit helfen wir auch den bedürftigen Muslimen, denn die Nächstenliebe unterscheidet in solchen Fällen nicht zwischen Griechen, Arabern und Syrern. Jetzt sind wir aber gezwungen, den vielen Unglücklichen, die uns um Brot bitten, die Tür vor der Nase zuzumachen. Das bringt uns spirituelle Nachteile ein, verhindert Bekehrungen und könnte auch Glaubensabfall zur Folge haben, denn heldenhafter Glauben ist nicht Sache aller Christen und Neubekehrten.


[5153]

Wenn schon die trostlosen Berichte von meinen Mitbrüdern den Apostolischen Vikaren, den Missionaren, Gouverneuren und Reisenden über die Hungersnot in China, in der Mongolei und in Ostindien mein Herz brechen, dann kann sich jeder ausmalen, wie mir zumute ist, wenn sich solche Szenen jetzt auch vor meinen eigenen Augen in den mir anvertrauten Gebieten abspielen. Die Werke Gottes müssen zu Füßen des Kalvarienberges entstehen. Kreuz und Leid sind die Merkmale der heiligen Unternehmen. Der Heilige Stuhl hat meiner Schwachheit die außergewöhnliche Aufgabe übertragen, das Kreuz Jesu Christi unter den zahllosen Stämmen von Zentralafrika aufzurichten, auf denen noch der Fluch Kanaans lastet. Die Stunde der Erlösung von Schwarzafrika hat geschlagen. Das gegenwärtige Leid, das mein Vikariat getroffen hat, ist eines der Merkmale dafür, dass diese Stunde geschlagen hat. Es ist das umfangreichste, mühsamste und bevölkerungsreichste Vikariat der Welt.


[5154]

Ich weiß um die vielen Spenden, die viele Helfer in die weit entlegenen Regionen der Welt schicken, um den vielen von Hungersnot betroffenen Menschen beizustehen: Deswegen appelliere auch ich voll Vertrauen an die edle Spendenfreudigkeit der Katholiken und bitte sie innständig, ihren mitleidigen Blick auch den unglücklichen Söhnen Hams zuzuwenden und ihnen großzügig zu helfen. Alle Welt blickt heute auf Zentralafrika, europäische Länder und verschiedene Gesellschaften schicken Kundschafter dorthin, um jene unbekannten Länder kennenzulernen und das Licht der Zivilisation dorthin zu bringen. Was aber nützen die vielen Opfer und die großen Geldsummen, wenn man gleichzeitig jene Völker verhungern lässt?


[5155]

Ah! Ich bin überzeugt, dass sich viele hilfsbereite Menschen auf diesen schmerzerfüllten Aufschrei hin beeilen werden, jene unglücklichen Völker aus ihrem Elend zu befreien, obwohl sie eine andere Hautfarbe, andere Sitten und eine andere Heimat haben, aber trotzdem unsere Brüder sind. Möge der Herr meine demütige und inbrünstige Bitte erhören, meine Wünsche erfüllen und die unermessliche Herde der unglücklichen Völker von Zentralafrika trösten, die der Heilige Stuhl meiner Sorge anvertraut hat.


[5156]

In diesem heißen Sand ruhen die Gebeine von vielen seeleneifrigen Missionaren, Perlen apostolischen Eifers und ausgestattet mit glänzenden Tugenden. Ich durfte mit ihnen die Mühen des schwierigsten und mühsamsten Apostolats der Welt teilen. Oh! Verehrte Namen wie Gostner, Pircher, Viehweider, Überbacher, Lanz und die Namen von vielen frommen und eifrigen Priestermissionaren und Tiroler Franziskanern klingen weiter, die mit ihrem Schweiß das unglückliche Zentralafrika getränkt haben. Das Blut der Märtyrer ist der Same von neuen Christen. Mit ihrem Tod und ihren Opfern haben sie dazu beigetragen, das beschwerliche Apostolat in Zentralafrika aufzubauen. Ich empfehle mich ihrer Fürsprache, damit andere großmütige Katholiken ihrem Beispiel folgen, und die anderen von ihrer Heimat aus unsere Mission mit ihren Spenden unterstützen.

Bischöfliche Residenz von Khartum

12. Mai, Fest des heiligen Josef, 1878. (L.S.)

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis i.p.i.

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


[5157]

Ich schicke diesen Aufruf an D. Bortolo. D. Antonio hat ihn aufgesetzt, und ich habe ihn approbiert und unterschrieben. Eine Kopie haben wir nach Frankreich, Deutschland, Österreich, England etc. geschickt, um Euch darüber zu informieren, was wir unternehmen. Wir vertrauen auf Gott, die Jungfrau Maria und den hl. Josef. Betet für uns und lasst für uns beten.

Ich grüße Euch im Namen aller, D. Antonio. Betet und schwitzt, und der hl. Josef wird Guineas [gemeint sind wohl Münzen] schwitzen. Ich segne Euch.

Tuiss.

+ Daniel Bischof


765
Appello per la carestia
1
Khartum
12.5.1878

Nr. 765 (799) SPENDENAUFRUF FÜR DIE HUNGERNDEN

APFL (1878) Afrique Centrale

Khartum, 12. Mai 1878

[Französische Fassung des Aufrufs von Nr. 764.]

766
Jean François des Garets
0
Khartum
17. 5.1878

Nr. 766 (727) AN GRAF JEAN FRANçOIS DES GARETS

APEL (1878), Afrique Centrale

Nr. 2

Khartum, 17. Mai 1878

Herr Präsident,

[5158]

seit einem Monat bin ich wieder in meiner Residenz. Die Reise von Kairo nach Karthum ist recht anstrengend gewesen und hat 72 Tage gedauert. In Assuan, dem letzten Punkt von Ägypten und dem Beginn meines Vikariats, hatte ich das Glück, Seine Exzellenz Hoccomdar Gordon Pascha, zu treffen. Er ist Generalgouverneur der ägyptischen Besitzungen im Sudan und am Roten Meer bis zur Grenze von Schioa. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass man keine Kamele auftreiben kann, da fast alle verhungert sind. Er hat mir angeraten, mit der Karawane nach Kairo zurückzukehren, um den Weg dem Roten Meer und Suakin entlang zu nehmen.


[5159]

Da sich alles in mir widersetzte, seinem Rat zu folgen, bat ich ihn inständig, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen und mir wenigstens so viele Kamele zu beschaffen, um das Personal nach Berber und Khartum zu bringen. Er hat dann in seiner Güte viele Telegramme verschickt und den großen Wüstenhäuptlingen (Scheich Kalifa) und den Mudiren des Sudan den Auftrag gegeben, mir achtzig Kamele zu besorgen. In Korosko traf ich viele Händler an, die schon vier bis sechs Monate auf Kamele gewartet hatten. In vier Tagen wurden unter Hunderten von verwundeten und erschöpften Kamelen fünfzig ausgewählt. Dem Herrn sei dafür gedankt. In elf Tagen habe ich die Wüste von Atmur bis Berber durchquert. Den Rest der Karawane habe ich mit 190 Kamelen über Dongola auf den Weg geschickt und erwarte sie Ende Mai in Khartum.


[5160]

In Berber habe ich vorübergehend fünf Schwestern der Kongregation der Frommen Mütter für Afrika untergebracht, die ich 1872 in Verona gegründet hatte. Sie sind für die Mission von Ghebel Nuba bestimmt, die sie im Dezember oder Januar erreichen werden. Hier sind die Namen:

  1. Sr. Teresa Grigolini von der Diözese Verona
  2. Sr. Marietta Caspi von der Diözese Verona
  3. Sr. Maria Giuseppa
  4. Sr. Concetta Corsi von der Diözese Trani
  5. Sr. Vittoria Paganini von der Diözese Padua

[5161]

Es ist die erste Gruppe der neuen Institution, die für die apostolische Tätigkeit in den vielen Regionen von Zentralafrika bestimmt ist. Möge Gott sie erleuchten und begleiten!


[5162]

Die Kongregation der Frommen Mütter für Afrika von Verona teilt die apostolischen Mühen der Frau des Evangeliums im Vikariat von Zentralafrika mit der Kongregation der Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung von Marseille, die ich für Khartum und das Königreich von Kordofan bestimmt habe, wo sie schon seit mehreren Jahren mit bewundernswerter Opferbereitschaft und Hingabe arbeiten und viele Opfer gebracht haben. Damit das Werk des Heiligen Josef besser funktioniert, habe ich mit der Propaganda Fide und der Generaloberin ausgemacht, eine Provinzoberin oder Hauptoberin einzusetzen. Diese wird in der Bischofsstadt Khartum residieren und volle Jurisdiktion über alle Schwestern und Oberinnen der bereits bestehenden und der noch zu gründenden Institute des Heiligen Josefs im Vikariat von Zentralafrika haben.


[5163]

Bei der nächsten Expedition im September erwarte ich die neue Provinzoberin. Sie wird Sr. Emilienne Naubonnet aus Pau ersetzen, die voriges Jahr in Khartum verstorben ist. Diese großartige Frau hat dreißig Jahre lang in Syrien und Zypern als Oberin gearbeitet und unglaublich viel Gutes gewirkt, besonders zur Zeit des Massakers und der Cholera in Saïda.


[5164]

Bei meiner Ankunft in Khartum haben mich sowohl die Christen aller Riten als auch die Muslime feierlich empfangen. Es war ein wahrer Triumph des Glaubens, Jesu Christi und der katholischen Kirche. Ich habe Personal zur Verstärkung nach Kordofan und Ghebel Nuba geschickt, viele Erwachsene feierlich getauft und gefirmt und an Ostern ein Pontifikalamt gehalten. Zentralafrika hat so zum ersten Mal seinen Bischof und Apostolischen Vikar zu Gesicht bekommen.


[5165]

Aber der äußere Glanz des großartigen Empfangs, der ansehnlichen Schar von Bekehrungen und der prächtigen Pontifikalämter ist bald dem Schrecken der traurigen und erschreckenden Hungersnot gewichen, unter der ein Großteil meines Vikariats leidet, und der Überraschung über die ziemlich hohen Schulden, die infolge dieser schrecklichen Geißel gemacht werden mussten.


[5166]

Als ich in Shellal mein Vikariat betrat, fiel mir der enorme Preisunterschied unter den notwendigsten Lebensmitteln auf. In Korosko habe ich für ein Ardeb Mais 65 Franken bezahlt (vorher kostete er etwas über sieben Franken). Butter und Fleisch gab es nicht mehr. Ohne auf anderes einzugehen, möchte ich nur erwähnen, wie viel ich für die Kamele ausgegeben habe. Früher kostete ein Mietkamel zum Durchqueren der Wüste vierzig Franken, und es konnte sechs Kantare tragen (600 Pfund oder 200 Kilo). Jetzt kostet ein Kamel siebzig Franken und trägt nur zwei Kantare (200 Pfund oder 67 Kilo). Von zehn angemieteten Kamelen verenden wenigstens drei unterwegs an Hunger und Erschöpfung.


[5167]

Für meine Spedition benötigte ich achtzig Kamele für die ich die alten Preise einkalkuliert hatte. Ich dachte, mit 3.500 Franken die große Wüste überqueren zu können (dazu kommen noch vier Piaster pro Kamel für die Regierung, die zwei Führer und das Trinkgeld). Da die Kamele nur ein Drittel der Last tragen konnten, musste ich dreimal so viele mieten und den Preis fast verdoppeln, so dass ich anstatt der 3.500 vorgesehenen Franken 12.000 ausgeben musste und über 4.000 Franken werde ich am Monatsende zahlen müssen, sobald meine Karawane von Dongola in Khartum ankommt. Von Khartum bis Kordofan kostet jedes Kamel 7 Megdis (33 Franken). Vorige Woche war es äußerst schwierig, Kamele für 15 Megdis (70 Franken) zu finden.


[5168]

Ich bitte Sie nun, Herr Präsident, meinen Bericht über die Kamele mit dem Inhalt meines Aufrufs an das Werk der Glaubensverbreitung und an die christliche Nächstenliebe zu vergleichen (ich bitte Sie, falls Sie es für angebracht halten, den beigelegten Aufruf durch Msgr. Laverrière in den ‚Missions Catholiques‘ sobald wie möglich veröffentlichen zu lassen). Berber, Khartum und Kordofan haben während meiner Abwesenheit zusammen 38.000 Franken Schulden gemacht. Ich habe alles überprüft und bin nach genauer Einsichtnahme zum Schluss gekommen, dass sie für das Allernotwendigste ausgegeben worden sind und meine Missionare und Schwestern die größten Entbehrungen auf sich genommen und viele Opfer gebracht haben. Sie haben keinen Cent unnützerweise ausgegeben. Die schreckliche Hungersnot und der besorgniserregende Mangel an Lebensmitteln, die diese Länder so hart treffen, sind an allem schuld.


[5169]

Nach all dem Gesagten hätte ich nicht den Mut, einen außerordentlichen Beitrag von einigen tausend Franken zu erbitten, nachdem das Werk der Glaubensverbreitung Zentralafrika ja schon mit so hohen Summen kräftig unterstützt hat. Es hat dieser so wichtigen Mission das Leben geschenkt. Doch angesichts des Ausmaßes dieser außergewöhnlichen Hungersnot in meinem Vikariat wage ich zwei Bitten auszusprechen:


[5170]
  1. Mir einen außerordentlichen Betrag für dieses Jahr zusätzlich zum gewöhnlichen Beitrag zu gewähren, den die großzügige Nächstenliebe der Glaubensverbreitung Zentralafrika zuweist. Ich werde mit jedem Betrag zufrieden sein, wenn mein Wunsch gemäß den Vorschriften und dem Geist des Werkes erfüllt werden kann;
  2. dass der oben erwähnte Aufruf mit Ihrer Erlaubnis in den ‚Missions Catholiques‘ durch Laverrière veröffentlicht wird, wenn es Ihnen angebracht erscheint.

[5171]

Wir werden uns aber in keiner Weise von dieser schweren Prüfung entmutigen lassen, sie stärkt vielmehr unseren Mut. Wir sind überzeugt, dass es ein liebes und anbetungswürdiges Kreuz ist, das uns das Heiligste Herz auferlegt, um das große Erlösungswerk in Zentralafrika besser voranzubringen. Oh, welche Freude empfindet ein frommes Herz, wenn es für Jesus Christus und für das Heil der am meisten verlassenen und unglücklichen Seelen der Welt leidet. Es scheint, als ob Gott, als er das Kreuz aufrichtete, mehr Liebe und Weisheit gezeigt habe, das Kreuz zu machen, als bei der Erschaffung der Welt. Es ist das Kreuz, das Afrika retten wird. Es ist das Kreuz, das uns stärkt und hilft, unserem Schlachtruf treu zu bleiben: Afrika oder Tod!


[5172]

Wir beten ständig für das Werk der Glaubensverbreitung, damit das göttliche Werk gedeiht und die schwierige Epoche, in der wir leben, unbeschadet überleben kann.

Nehmen Sie, Herr Präsident, meine tiefe Hochachtung und meine ewige Dankbarkeit entgegen.

Ihr ergebener Diener

+ Daniel Comboni

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika


[5173]

PS: Sobald ich Zeit habe, werde ich Sie über die Studien informieren, die zur Zeit durchgeführt werden, um die Grenzen von Zentralafrika neu zu ziehen, sollten die Erforschungen der Missionare von Algier in Äquatorialafrika erfolgreich sein. Um diesen eifrigen Missionaren ein neues Arbeitsfeld für ihre apostolische Tätigkeit zu erschließen, trete ich gerne alle Gebiete südlich der Nyanza-Seen ab, um zwei große Missionen zu errichten, nämlich:


[5174]
  1. das Vikariat Kazembe (Reich oder Vereinigung mehrerer Staaten inklusive des Tanganjikasees);
  2. das Vikariat Muati-Yamvo (Reich oder Vereinigung von mehreren Staaten, die 200 Meilen von Tanganjika entfernt sind). Es ist schwieriger, in Zentralafrika 200 Meilen zurückzulegen, als von Lyon nach Australien zu reisen. Die Gründung einer normalen Mission in Äquatorialafrika ist viel schwieriger als eine einfache Forschungsreise durchzuführen wie jene von Stanley, Burton, Livingstone, Speke und Grant etc.

[5175]

Sobald die tüchtigen Missionare von Algier die zwei oben erwähnten großen Missionen gegründet und konsolidiert haben, werden wir über diese Angelegenheit verhandeln, sollte ich die Mission der Nyanza-Seen nicht gegründet haben, denn in erster Linie geht es um die Ehre Gottes und das Heil der Seelen. Im Übrigen sind die Nyanza-Seen das natürliche Umfeld der alten Missionen von Gondokoro und Heiligkreuz, wo ich 1858 zwei Jahre als Missionar gewirkt hatte. Eine Reise von Gondokoro bis Albert-Nyanza dauert acht Tage. Ein Großteil des Seengebietes steht unter ägyptischer Herrschaft. Gordon Pascha hat zwei Dampfer von Khartum dorthin gebracht: Der eine ist seit zwei Jahren auf dem Albert-Nyanza eingesetzt und der andere ist bereits in der Hauptstadt Kubaga von Uganda, in der König M'tesa residiert, angekommen.


[5176]

Dieser von Khartum kommende Dampfer wurde von Rejaf (jenseits von Gondokoro) von sechs Elefanten auf dem Landweg von Fatiko nach Kubaga (drei Stunden von Victoria-Nyanza) transportiert.


[5177]

Nach meiner Rückkehr aus Kordofan und Ghebel Nuba im kommenden Januar oder Februar, und wenn mir die Vorsehung des Werkes der Glaubensverbreitung ihre Unterstützung zusagt, werde ich in Albert-Nyanza eine Mission gründen, denn wir bereiten uns schon seit langem auf eine Gründung an den Seen vor. Das ist die Straße von Khartum nach:

Von Lado

Von Lado nach Dufilé geht man zu Fuß,

da die Kamele und Esel sterben,

und diese Strecke bewältigt man

in sieben Tagen.

nach Rejaf

nach Beden

nach Kiri

nach Muggi

nach Laboré

nach Ayu

nach Dufilé

 


[5178]

Ab Dufilé fährt der Dampfer. Nach einer Tagesfahrt auf dem Fluss erreicht er den See Albert-Nyanza und hält in Magungo, wo Gordon Pascha einen Militärstützpunkt errichtet hat. Von Khartum bis zum Victoriasee steht man unter ägyptischem Schutz. Von Sansibar bis Nyanza wird die Reise schwieriger, obwohl mir der belgische König das Gegenteil versichert hatte. Von den acht anglikanischen Missionaren der Church Missionary Society, die 1876 zu den Nyanza-Seen abgereist sind und 12.000 Pfund jährlich zur Verfügung hatten, ist einer in Tanganjika gestorben, zwei sind auf der Insel Kerewe in Victoria-Nyanza ermordet worden, von vier weiteren gibt es keine Nachrichten; der achte, Herr Wilson, hält sich in Kubaga auf, in der Residenz von König M'tesa, der mit Khartum in Verbindung steht und von hier aus seine Korrespondenz nach London schickt.


[5179]

Von den fünf Mitgliedern der belgischen Expedition sind zwei in Sansibar gestorben, nämlich Crespel und Maës. Ich hoffe, dass dieses wissenschaftliche Interesse für Zentralafrika, angeregt besonders durch den großen Eifer des ausgezeichneten Königs von Belgien, nach vielen Prüfungen und Erfahrungen zur größeren Ehre Gottes und der katholischen Missionen gereichen wird. Nach den vielen Erfahrungen wird man zur Überzeugung gelangen, dass man ohne die sofortige Tätigkeit der Kirche und der katholischen Missionen Zentralafrika nie zivilisieren kann. Die Vorsehung lenkt alles zum Guten.

Ihr ergebener

+ Daniel

Bischof und Apostolischer Vikar

[Übersetzung aus dem Französischen.]


767
Can. Giuseppe Ortalda
0
Khartum
27. 5.1878

Nr. 767 (728) AN KANONIKUS GIUSEPPE ORTALDA

„Museo delle Missioni Cattoliche“, XXI (1878), pp. 417–421

Khartum, 27. Mai 1878

[5180]

Ich schicke Ihnen diesen bescheidenen Aufruf, und bitte Sie dringend, ihn im ‚Museum‘ zu veröffentlichen und zur Nächstenliebe für Zentralafrika, das von der fürchterlichsten Hungersnot heimgesucht wird, aufzurufen. Diesen Aufruf habe ich am 12. des Monats geschrieben, am Fest unseres lieben hl. Josef. Doch seither, also innerhalb von nur zwei Wochen, haben sich die Dinge weiter verschlechtert. Aus den Briefen, die ich gestern aus Kordofan erhalten habe, geht hervor, dass das Wasser so knapp werden wird, dass man es bald zu keinem Preis mehr bekommen kann. Die armen Schwestern und einige Mädchen stehen um vier Uhr morgens auf, um sich zu den Wasserquellen aufzumachen. Manchmal müssen sie dort bis zehn Uhr warten, um trübes Wasser zum Preis von vier oder auch fünf Franken pro Borma (vier Liter) kaufen zu können, also trübes, schmutziges, salziges Wasser für mehr als einen Franken pro Liter, also teurer als der Wein von Barolo.


[5181]

Sie können sich meinen Seelenzustand vorstellen, Herr Kanonikus, die außerordentlichen Spesen, die Schulden, die man machen muss, um den Missionaren und Schwestern trübes Wasser zum Trinken zu geben. Wir dürfen uns noch glücklich schätzen, dass wir noch mit trübem Wasser unseren Durst stillen können. Aber glauben Sie ja nicht, dass ich wegen des großen Elends den Mut verliere. Nein, Afrika oder Tod! Wir werden bis zum letzten Atemzug kämpfen, so lautet mein Schlachtruf. Die allgemeine Trostlosigkeit in der größten, bevölkerungsreichsten und schwierigsten Mission der Welt, was für Zentralafrika zutrifft, ist ein sicheres Siegeszeichen, weil das Kreuz das Siegel der Dauerhaftigkeit der göttlichen Werke ist, die alle am Fuß des Kreuzes entstehen müssen. Zentralafrika wird von Gott gesegnet und bekehrt werden. Oh! Wie kostbar sind die Kreuze, wenn sie schmerzhafte Stellen berühren, denn sie sind Vorahnungen des wahren Glücks. Wir befinden uns auf dem Leidensweg, doch einmal wird der Tag der Auferstehung und des Lebens anbrechen.


[5182]

Letztlich ruht mein Vertrauen auf dem Herzen Jesu Christi und auf unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen, denen diese riesige Mission geweiht ist, und auf dem hl. Josef, dem Patron des katholischen Apostolats und Zentralafrikas, der uns sicher zu Hilfe kommen wird.

+ Daniel Comboni

[Einleitung zum Spendenaufruf für die Hungernden.]


768
Can. Cristoforo Milone
1
Khartum
27. 5.1878

Nr. 768 (729) AN KANONIKUS CRISTOFORO MILONE

„La Libertà Cattolica“, XII (1878), n. 139

Khartum, 27. Mai 1878

[Einleitung zum Spendenaufruf für die Hungernden.]

769
Card. Giovanni Simeoni
0
Khartum
1. 6.1878

Nr. 769 (730) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 653–655

Nr. 3

Khartum, 1. Juni 1878

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[5183]

Ihren geschätzten Brief habe ich am 28. März erhalten. Er enthält die mir schon von Papst Pius IX. seligen Angedenkens erneuerten Vollmachten, die am 27. Januar unterschrieben wurden. Ich danke Ihnen dafür.

In diesen Briefen berichte ich Ihnen nicht über die Entwicklung und den konkreten Fortschritt im Vikariat und über all das Gute, das man in allen Missionen tun kann. Meine ganze gegenwärtige Arbeit als wahrer Apostel Jesu Christi besteht darin, die furchtbare Not, die seit über sechs Monaten das Vikariat heimsucht, und deren Folgen zu lindern: nämlich den Hunger, den Durst, den Mangel an allem.


[5184]

Fast das gesamte Vieh, Ochsen, Schafe, Kamele sind mangels Gras und Futter tot. Einen Sack Durra (Nahrungsmittel des Landes), für den ich früher ca. sechs Franken gezahlt habe, findet man gerade noch für sechzig Franken. Für Fleisch, Milch, Butter und andere lebenswichtige Artikel bezahlt man sagenhafte Preise. Im Gebiet von Kordofan, wo wir drei Niederlassungen haben, die viele Seelen retten, findet man nur mit großer Mühe trübes, schmutziges Wasser zum Preis von drei Franken die Borma (ein Behälter von ca. vier Litern). In Kordofan kostet das Wasser zum Kochen, Trinken und Waschen jetzt mehr als in Rom der Wein von den Castelli Romani. Zudem sind vor vierzehn Tagen in Khartum und Nubien ansteckende Krankheiten, Typhus und Pocken, ausgebrochen. Hunderte Dörfer sind verlassen, die ausgehungerte Bevölkerung irrt umher auf der Suche nach Hilfe, Leute sterben vor Hunger und Durst wie Fliegen, Tote werden nicht mehr begraben. Seit Menschengedenken hat es im Sudan keine so große Hungersnot gegeben. Nur die Mission Ghebel Nuba ist von dieser Geißel verschont geblieben. Der Grund für diese schreckliche Hungersnot sind die ausgebliebenen oder spärlichen Regenfälle im vergangenen Jahr. Ich sehe voraus, dass auch das kommende Jahr schlimm sein wird, da das Saatgut fehlt und deswegen die Ernte ganz ausfallen oder sehr spärlich sein wird.


[5185]

Die Werke Gottes müssen am Fuß des Kreuzes entstehen und wachsen. Die gegenwärtige Not ist ein weiterer Beweis dafür, dass das Werk der Erlösung Zentralafrikas das Werk Gottes ist. Das Heilige Herz Jesu und unsere Frau vom Heiligen Herzen, denen Zentralafrika geweiht ist, werden ihr Werk beschützen. Ich habe all meine Möglichkeiten ausgeschöpft, meine Missionen zu unterstützen, stehe aber jetzt mit über vierzigtausend Franken Schulden da. Seit langem haben sich die Ausgaben verdreifacht, obschon sowohl Muslime als auch der Pascha der Mission helfen. Seien Sie versichert, verehrte Eminenz, dass der hl. Josef, der Ökonom von Zentralafrika, innerhalb eines Jahres alles in Ordnung bringen und der Mission beistehen wird.


[5186]

In einem Jahr wird der hl. Josef einen Finanzausgleich erzielen, aber nicht den von den Minghetti, den Lanza, den Sella, den Depretis und anderen von der italienischen Futterkrippe großspurig versprochenen Ausgleich, sondern einen wirklichen Ausgleich. Dann wird die Mission keinen Cent an Schulden mehr haben und den Weg hin zu ihrem hohen Ziel fortsetzen. Die besten meiner Missionare teilen meine Hoffnungen, meine Zuversicht und meinen Glauben. Unterdessen beten wir und befolgen alle Bedingungen, die Gott von uns verlangt. Das famose ‚petite et accipietis‘ ist sicherer und gewisser als alle Abmachungen und Kongresse der Weltmächte, auch des bekannten Berliner Kongresses, der wahrscheinlich stattfinden wird, um den Vertrag vom hl. Stephan zu ändern.

Kniend küsse ich den heiligen Purpur und verbleibe

Eurer Hochwürdigsten Eminenz demütiger, dankbarer und respektvoller Sohn

+ Bischof Daniel

Apostolischer Vikar von Zentralafrika


770
P. Stanislao Laverriere
1
Khartum
5. 6.1878

Nr. 770 (731) AN STANISLAO LAVERRIERE

„Les Missions Catholiques“ 477 (1878), p. 353

Khartum, 5. Juni 1878

[Kurze Bemerkung zur Hungersnot.]