Comboni, an diesem Tag

Durante viaggio di animazione missionario (1871), celebra nella cattedrale di Dresda
Al Mitterrutzner, 1877
La mia confidenza è nella giustizia dell’eterna Roma ed in quel Cuore divino che palpitò anche per la Nigrizia

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Datum
691
Opera S. Infanzia
0
Roma
3.
[4512]

gerne entspreche ich Ihrer großen Herzensgüte und der wohlwollenden schriftlichen Einladung vom 28. Juli 1874, Ihnen Nachrichten vom Vikariat Zentralafrika zu schicken. In der Hoffnung auf Hilfe für diese ausgedehnte und interessante Mission beeile ich mich, Ihnen heute einiges über die apostolische Tätigkeit in meinem Vikariat zu berichten, von dem Sie sicher schon klare, genaue und wahrheitsgetreue Vorstellungen haben. Ich zeige Ihnen so ein fruchtbares Arbeitsfeld auf, damit Sie dort das Werk der Heiligen Kindheit nach dem Geist und dem Zweck dieser erhabenen Institution aufbauen und großzügig Mittel für diese riesige Mission bereitstellen können.


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Ich möchte diesmal nicht auf Einzelheiten unseres schwierigen Apostolats eingehen. Ich halte es aber für notwendig, Ihnen einen Gesamtüberblick über die Werke des Vikariats für die Bekehrung Afrikas zu geben, ihre Vielschichtigkeit, Vernetzung und Tätigkeit zu schildern sowie auf Hindernisse und Hoffnungen der apostolischen Arbeit in Zentralafrika hinzuweisen.


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Das Apostolische Vikariat Zentralafrika wurde von Papst Gregor XVI. mit Breve vom 3. April 1846 errichtet. Seine Grenzen sind:

Im Norden das Apostolische Vikariat von Ägypten und die Apostolische Präfektur von Tripolis.

Im Osten die nubischen Küsten des Roten Meeres und die Apostolischen Vikariate von Abessinien und bei den Galla.


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Im Süden die sogenannten Mondberge, die nach den modernen Geografen jenseits des Äquators und der Nilquellen zwischen dem 10. und 12. südlichen Breitengrad liegen.

Im Westen das Apostolische Vikariat Guinea und die Apostolische Präfektur Sahara.


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Das Vikariat ist größer als ganz Europa. Es umfasst alle Besitzungen des Khedive von Ägypten im Sudan, die fünf Mal größer sind als ganz Frankreich.


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Dazu gehören noch einige Königreiche und arabische Nomadenstämme, die von Herrschern oder Scheichs regiert werden, die mehr oder weniger dem Gesetz von Mohammed folgen. Schließlich gibt es noch unzählige Stämme (sie machen den größten bevölkerten Teil des Vikariats aus), die dem Fetischismus anhängen, und viele primitive und unabhängige Staaten, die dem Koran feindlich gesinnt sind oder ihn nicht kennen. Sie haben auch keine Idee vom Christentum, glauben an seltsame Dinge und huldigen einem extravaganten Aberglauben, der ihre sogenannte Religion darstellt.


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Mein gelehrter Vorgänger Monsignore Knoblecher schätzte die Bevölkerung auf neunzig Millionen. Nach meinen eigenen Einschätzungen, die auf gründlichem Studium und auf Schätzungen des Statistikamtes von Washington beruhen, sind es hundert Millionen. Das Apostolische Vikariat Zentralafrika ist also das größte und bevölkerungsreichste der Welt.


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Für dieses große Werk der Wiedergeburt Schwarzafrikas oder des Apostolats von Zentralafrika sind einige Niederlassungen gegründet und errichtet worden, von denen die einen der Vorbereitung und Ausbildung von Berufen beiderlei Geschlechts für das Apostolat in Afrika dienen, die anderen der Akklimatisierung, der religiösen Ausbildung und der Einübung in den heiligen und erhabenen Beruf im schwierigen Weinberg des Herrn. Das Werk besitzt also:


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1. Zwei Niederlassungen in Verona, wo Kandidaten für das Apostolat in Zentralafrika aufgenommen, ausgebildet und vorbereitet werden: Das Missionsinstitut für Priester, Katechisten und Laienbrüder, die einmal den Glauben und die Zivilisation nach Zentralafrika bringen werden, und das Institut der Frommen Mütter für Afrika, das Kandidatinnen für das Apostolat unter den Frauen ausbildet und vorbereitet, die dann in den warmen Regionen von Zentralafrika die katholischen Werke der Frau einführen werden.


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2. Zwei Niederlassungen für die Vorbereitung und Akklimatisierung in Groß-Kairo, wo die durchschnittliche Temperatur zwischen dem europäischen Klima und den warmen Regionen von Zentralafrika liegt. Eine Niederlassung dient den Missionaren, die vom Afrika-Institut in Verona kommen, um sich zu akklimatisieren, ihre Berufung zu prüfen und sich auf das schwierige und mühevolle Apostolat von Zentralafrika vorzubereiten. Das andere Institut dient den Schwestern der beiden Kongregationen, die für die Mitarbeit im Vikariat vorgesehen sind, das heißt, für die Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung von Marseille und für die Frommen Mütter für Afrika.


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3. Eine Niederlassung in Shellal in Unternubien in der Nähe des Wendekreises des Krebses und vor der Insel Philae, die mein Vorgänger Msgr. Kirchner gegründet hatte.


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4. Eine Niederlassung in Obernubien in der Stadt Berber am Nilufer, am Eingang der großen Wüste Atmur, wo sich die aus Ägypten, Khartum und Suakin am Roten Meer kommenden Karawanen treffen. Ich habe sie im November 1874 gegründet. Sie wird zurzeit von den Missionaren meines Instituts von Verona betreut. Ich hoffe, dass ich nach der Rückkehr ins Vikariat ein Haus für die Schwestern bauen kann, die Frauen erziehen, zum Glauben führen und Kinder in den Harems der Muslime taufen werde.


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5. Zwei geräumige Niederlassungen in Khartum, der Hauptstadt der ägyptischen Besitzungen im Sudan. Die Stadt liegt in Obernubien an den Ufern des Blauen Flusses zwischen dem 15. und 16. nördlichen Breitengrad. Das herrliche Haus für Missionare mit großem Garten wurde von meinem verehrten Vorgänger Msgr. Knoblecher mit Spenden des Marienvereins gegründet. Das Haus für die Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung ist gleich groß wie das für die Männer und 112 Meter lang; es wurde 1874 von mir erbaut. Es beherbergt die Mädchenschulen, das Waisenhaus, die Unterkunft für Sklaven und das Krankenhaus.


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6. In El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, die vierzehn Tagesreisen von Khartum entfernt liegt, habe ich zwei große Häuser gebaut, eines für die Missionare vom Missionsinstitut in Verona und das andere für die Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung. Diese zwei Gründungen haben bereits viele Früchte gebracht, werden zum Wohl des Apostolats von Schwarzafrika noch größere bringen und für Christus viele Seelen gewinnen.


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Aber es braucht viel Geld, um die Erdhäuser durch solide Ziegel- oder Steinbauten zu ersetzen. Diese Häuser halten während der neun Monate dauernden Trockenzeit. Aber sobald im Juli die Regenzeit beginnt, zergehen sie wie Schnee in der Sonne. Wenigstens die Kirche und die Häuser der europäischen Missionare und Schwestern sollten aus Ziegeln gebaut sein. Aber solche Bauten kosten dort zwei- oder dreimal mehr als in Paris, da der spärlich vorhandene Kalk auf dem Rücken der Kamele von weit her gebracht werden muss.


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7. Zwei Kolonien oder Unterkünfte in Malbes. Dieser Ort liegt zwei Tagesreisen von El Obeid entfernt. Dort wollen wir die bekehrten afrikanischen Familien von El Obeid ansiedeln. In all unseren Niederlassungen in Zentralafrika und Ägypten habe ich die Erfahrung gemacht, dass die unter großen Opfern von unseren Missionaren und Schwestern bekehrten Afrikaner im Glauben nicht standhaft bleiben, wenn sie bei muslimischen Familien arbeiten. Denn diese legen großen Wert darauf, dass ihre Diener Muslime sind. So laufen die Neubekehrten Gefahr, den Glauben zu verlieren.


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Um die Neubekehrten vor der Pest und der Korruption der Muslime zu schützen, haben wir unter großen Opfern in der Ebene von Malbes ein großes Stück Land erworben, wo genügend Wasser vorhanden ist, um dort Häuser und Hütten zu bauen und alle im Männerinstitut von Kordofan bekehrten Afrikaner anzusiedeln, die mit christlichen Afrikanerinnen verheiratet sind, die im Schwesterninstitut erzogen wurden.


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Jede Familie bekommt ein Grundstück und Saatgut zugewiesen, damit sie es bearbeitet und unabhängig, fern der Pest und Korruption der Muslime, unter Aufsicht der katholischen Mission, von den Früchten ihres Schweißes und dank des in der Mission erlernten Handwerks leben kann. Die katholischen Familien werden langsam ein katholisches Dorf bilden, eine katholische Ortschaft, die sich im Verlauf der Jahre zu einer katholischen Stadt entwickeln wird und der übrigen Bevölkerung als Beispiel dient. Wir werden dieses gut durchdachte System in der Nähe der katholischen Missionen verwirklichen, die in den mehrheitlich muslimischen Ländern gegründet wurden und in Zukunft gegründet werden.


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Dazu braucht es natürlich bedeutende Ressourcen, die wir vom unendlichen Schutz der Heiligsten Herzen, von der großen Spendenfreudigkeit Frankreichs und den Katholiken Europas erwarten.


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Auf diese Weise wird es nicht schwierig sein, dort zur Rettung von vielen Kindern die Werke der Heiligen Kindheit aufzubauen. Aber es braucht Geld, um Unterkünfte zu schaffen, die Schwestern zu unterhalten und mit allem zu versorgen. Wir sind dabei, eine ähnliche Institution auch für die katholische Mission von Khartum in der Ortschaft Geref am Blauen Fluss zu beginnen.


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8. 1875 haben wir endlich die sehr wichtige Mission Ghebel Nuba eröffnet, die sechs Tagesreisen südwestlich von El Obeid liegt, in der Ortschaft Delen, wo der oberste Häuptling seine Residenz hat, der Papst und König zugleich ist. Diese Nuba sind Todfeinde des Islams, der ihre Bevölkerung dezimiert, sie zu Sklaven gemacht und viele zum Militärdienst gezwungen hat. Sie haben beste Voraussetzungen, das Christentum anzunehmen. Die Stammesmitglieder beiderlei Geschlechtes, zu denen ich die Missionare und die Schwestern des Hl. Josef begleitet hatte, kleiden sich wie unsere ersten Eltern Adam und Eva, als sie noch im Stand der Unschuld lebten. Sie haben sehr gesunde Sitten und Gebräuche, eine patriarchalische Kultur und sind sesshaft. Sie besitzen gesunden Menschenverstand, gediegene Urteilskraft und schätzen das Gute. Über die Gründung dieser wichtigen Mission und die berechtigten Hoffnungen werde ich einen eigenen Bericht an die Heilige Kindheit schicken, denn auch diese neue Mission könnte für dieses heilige Werk sehr interessant werden.


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Auf den Niederlassungen von Shellal bis Ghebel Nuba haben wir ziemlich viele Kinder in Todesgefahr taufen können und Jugendliche losgekauft, um sie zu unterrichten und im Glauben und in der katholischen Sittenlehre zu erziehen. Um dieses Werk zu konsolidieren und die unbedingt notwendigen Einrichtungen für die Mütter und die erworbenen oder losgekauften Kinder zu schaffen, brauchen wir viel Hilfe. Gerade dafür erhoffe ich eine bedeutende jährliche Unterstützung vom Werk der Hl. Kindheit von Paris, um diese Werke zur Rettung von Schwarzafrika zu festigen und auszubauen.


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Die Hauptmissionen von Khartum und Kordofan sind die zwei wichtigen Kommunikationszentren, die Stützpunkte und die Operationsbasen, von wo aus das Licht des Evangeliums allmählich zu den großen und bevölkerungsreichen Stämmen, Staaten und Königreichen des Vikariats gebracht wird. Die Mission von Khartum ist das Kommunikationszentrum, der Stützpunkt und die Operationsbasis, von wo aus der Glaube und die wahre christliche Zivilisation im Osten und Süden des Vikariats vom Wendekreis des Krebses bis jenseits des Äquators und der Nilquellen verkündet und verbreitet werden.


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Die Mission von Kordofan ist das Kommunikationszentrum, der Stützpunkt und die Operationsbasis, von wo aus der Glaube und die christliche Zivilisation allmählich im zentralen und westlichen Teil des Vikariats verkündet und verbreitet werden. In der Mission von Khartum residieren der Konsul Seiner Apostolischen Majestät von Österreich-Ungarn, der erlauchte Schutzherr des Vikariats, und andere europäische Konsuln. Auch die Mission von Kordofan wird bald einen Vertreter Seiner Apostolischen Majestät bekommen.


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Man kann also sagen, dass diese Missionen irgendwie unter einer geordneten Regierung stehen. Das verdanken wir der Klugheit des großen Vizekönigs von Ägypten Mohammed Ali, der Religionsfreiheit verkündet hat, dessen Beispiel auch sein Nachfolger, der großmütige Khedive, nachahmt. Da nun Seine Königliche Hoheit der Khedive die Generalverwaltung aller ägyptischen Besitzungen im Sudan dem erlauchten englischen General Gordon anvertraut hat, werden wir noch größere Freiheit genießen, denn diese bedeutende Persönlichkeit schätzt unser Werk sehr hoch und teilt unsere Einstellung zur Sklaverei und zum Sklavenhandel. Während seiner Herrschaft über den Weißen Fluss und den Äquator versetzte er dieser blutenden Wunde, die die Bevölkerung am Weißen Fluss dezimierte, den Todesstoß, so dass in seinem Jurisdiktionsbereich während seiner Amtszeit der schreckliche Sklavenhandel fast aufgehört hat.


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Aber nur die christliche Religion, die die Gleichheit aller Kinder Gottes verkündet hat, wird diese schrecklich Plage der Menschheit langsam in den Griff bekommen. Nur die Mission und das katholische Apostolat werden den Sklavenhandel allmählich durch die Verkündigung des Glaubens und die Einpflanzung der katholischen Religion in jenen Gebieten besiegen können. Damit ein solch heiliges und mühsames Unternehmen gelingt, braucht es die entsprechenden Geldmittel und die wirksame Unterstützung des großartigen Werkes der Heiligen Kindheit. Nach diesen Vorbemerkungen erwähne ich jetzt kurz und wie im Flug die apostolische Tätigkeit im Vikariat von Zentralafrika und ihre Schwierigkeiten und Hoffnungen.


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Apostolische Tätigkeit im Vikariat

Nach der Ausbildung in den Instituten von Verona und nach der Vorbereitung und Akklimatisierung in Kairo begibt sich der Missionar nach Khartum, um sich auf der Station den ihm übertragenen Aufgaben zu widmen. In seinem apostolischen Dienst begegnet er früher, heute und in Zukunft immer Hindernissen und großen Schwierigkeiten.


[4539]

Sollte ich die verschiedenen Religionen erwähnen, mit denen der Afrikamissionar konfrontiert wird, müsste ich die Gräuel des koptischen Schismas und des Islams beschreiben. Dieser beherrscht Ober- und Unternubien, die Königreiche von Kordofan, Darfur, Waday, Baghermi und Bornu und alle herumziehenden arabischen Nomadenstämme, die ein ausgedehntes Gebiet bewohnen. Sie sind auch zerstreut in anderen Teilen unseres Vikariats anzutreffen, und selbst die zentralen Regionen, wo vor allem das Heidentum und der Fetischismus vorherrschen, sind nicht frei von dieser Pest. Aber um nicht zu langweilen und nicht zu wiederholen, was man darüber in langen Berichten lesen kann, auch wenn sie immer in ungenügender Weise und nicht in ihrer vollen Tragweite jene schrecklichen Zustände darstellen, begnüge ich mich mit einigen kurzen Hinweisen.


[4540]

Mohammed hat mit solchem Geschick Geist und Herz der Orientalen vereinnahmt, dass es keiner menschlichen Macht gelingt, seine so weit verbreiteten Irrlehren zu verdrängen. Der Orient, dem nur äußere Aufmachung imponiert und der den Kontrast der Leidenschaften stärker empfindet, wurde schnell für Mohammed gewonnen. Ohne neue Glaubensinhalte aufzuerlegen, bot er den Leuten ein fürchterliches Gemisch von vulgären und allgemeinen Inhalten an. Seine ganze Religion beschränkte sich auf einen rein äußerlichen Kult. Gleichzeitig ermutigte er sie und erlaubte ihnen, den niedrigsten Leidenschaften zu frönen.


[4541]

Der Koran legitimiert die Sittenlosigkeit und betrachtet die Frau nicht als Tochter der Religion, sondern nur als ein Hausgerät, als ein Instrument für Unsitten. Der Koran hat die Harems geschaffen, wo das menschliche Gefühl verroht, die Tugend des Mannes geschwächt wird und entartet, der Verstand sich eintrübt und dem Menschen die Fähigkeit genommen wird, die Erhabenheit der katholischen Religion und die christliche Zivilisation zu schätzen. Seit geraumer Zeit steht der Islam mit der europäischen Zivilisation in Kontakt, jedoch welche Errungenschaften, welche Fortschritte hat dies unter den Muslimen erzielt?


[4542]

Eher wird die Zivilisation durch den unmittelbaren Kontakt verdorben, als dass der Islam aus seiner Trägheit herauskommt, seine tierischen und unsozialen Prinzipien aufgibt und so gegen den Koran verstößt, der solche Prinzipien legitimiert und einen solchen Zustand vorschreibt. Sehr viel würde die Zivilisation erreicht haben, hätte sie den Islam dazu bewegen können, seine Hütten niederzureißen oder den Zaun zu verlassen, hinter dem er nachts schläft, um bessere Unterkünfte zu wählen. Man glaube aber nicht, dort dann dem Menschen zu begegnen, denn das wird nie gelingen. Immer wird man ein Tier antreffen, das nicht wie ein Mensch denkt, argumentiert, empfindet, lebt und handelt. Man kann vielleicht sein Interesse wecken, aber nie lenken, noch seine Ansprüche oder den Gebrauch der Mittel in angemessener Weise einschränken.


[4543]

Nächstenliebe und Achtung vor dem anderen werden die muslimische Gesellschaft nie vereinen können. Kurz gesagt, sehr viel wird die Zivilisation erreicht haben, sobald es ihr gelingen wird, in den muslimischen Ländern neues Leben zu erwecken, ohne neue Prinzipien einzuführen. Wahrer Fortschritt, wahre Gesellschaft und wahre Zivilisation würden von den Muslimen verlangen, den Koran abzulehnen. Dieser verbietet alles Neue und selbst den Unterricht, erlaubt die volle Befriedigung jeden Lasters und jeder Leidenschaft, wie brutal und grausam diese auch immer sein mögen, und räumt seinen Anhängern alle Hoheitsrechte über jene ein, die einer anderen Religion angehören. Deswegen können wahre Gesellschaft und Koran, wahrer Fortschritt und Koran, wahre Zivilisation und Koran nicht nebeneinander bestehen. Das eine zerstört das andere.


[4544]

Rein menschliche Anstrengungen können gegen den Koran nichts ausrichten, außer man begnügt sich mit den Erfolgen der Protestanten, die die Muslime an den Nilufern bekriegten und zwei Proselyten in Esna gewannen. Nach Zahlung einer hohen Geldsumme mussten sie die Gegend verlassen. Als strikte Anhänger des Korans und fanatische Anbeter des Mohammed betrachten sie es als Sünde, über Religion zu diskutieren. Wer sich vom weißen Pferd des Hohepriesters auf der Wallfahrt nach Mekka zertrampeln lässt oder wer unaufhörlich Mohammed anruft und dann aus Erschöpfung erkrankt oder verwirrt wird, wird als Heiliger angesehen. Alle laufen herbei, um einem solchen Helden beizustehen. Er wird von allen zu Rate gezogen, verehrt, und wenn er stirbt, wird ihm ein Grabmal errichtet. Wie werden neue Sitten und neue Glaubensinhalte Fuß fassen können, wenn Unterricht, jede religiöse Diskussion und alles Neue verboten sind? Wer erwartet, dass sie ohne triftigen Grund auf den Koran verzichten, verlangt Unmögliches. Die Strenge und der Fanatismus, mit dem sie ihn beachten, bezeugen es. Und wenn es möglich wäre, sie zu erziehen, ohne dass sie auf den Koran verzichten müssten, wer würde es wagen, sie zu unterrichten, wo doch die Regierung den Proselytismus verbietet? Wer würde den Glauben annehmen, wenn er anschließend von allen beschimpft würde, sofern er nicht schon von den eigenen Eltern geopfert worden wäre?


[4545]

Folgt man Platons Gedanken, dann wären ein souveränes Licht und eine Wunderkraft notwendig, um die Finsternis des Heidentums aufzuhellen und die gefallene Menschheit aufzurichten. Eine Wunderkraft, ein souveränes Licht, der Beistand der göttlichen Gnade sind unbedingt notwendig, um den Geist und die vom Islam entwürdigten Herzen zu gewinnen. Die menschlichen Mittel allein genügen nicht. Dieser Triumph wäre der katholischen Religion allein vorbehalten. Der Herr, der mit seiner Stimme die Zedern des Libanon fällt und die Säulen des Firmaments zum Erzittern bringt, könnte aus Liebe zu seiner Religion jenen Menschen das Licht bringen.


[4546]

Wer schon einmal die heidnischen Tempel zerstört und die Haine des Aberglaubens in Gebetsstätten seiner Religion umgewandelt hat, könnte dann auf den Ruinen der Moscheen das Kreuz Christi aufrichten. Da die Heiden allein durch das Kreuz auf den Weg des Heils gebracht wurden und in ihren Dörfern die Zivilisation aufgeblüht ist, so könnten auch die Muslime nur durch das Kreuz in den Genuss der gleichen Vorteile kommen.


[4547]

Doch der Herr wollte sich in seinem unergründlichen Ratschluss für seine Werke der menschlichen Mittel bedienen. Die erwähnten Vorschriften des Korans und der geschilderte Fanatismus würden der Glaubensverkündigung allergrößte Hindernisse in den Weg legen. Der Islam würde ja nicht durch irgendeine unbekannte Religion ersetzt, sondern durch die von ihnen verachtete katholische Religion. Der christliche Name ist für sie die größte Beleidigung. Wie könnten sie ihrer äußerst bequemen Religion eine andere vorziehen, die strikte Enthaltsamkeit, Selbstverleugnung und Opfer verlangt?


[4548]

Ihre Köpfe und Herzen dazu zu bringen, die Erhabenheit der katholischen Religion und die Heiligkeit ihrer Praktiken hochzuschätzen, sind, rein menschlich gesprochen, unüberwindbare Hindernisse, da sie wegen ihrer unkontrollierten Freiheit und der gesetzlich erlaubten Verdorbenheit dazu unfähig sind. Trotzdem eilt der Missionar im Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit auf das Schlachtfeld zu und hofft. Schon besteigt er das Schiff; der Wind ist günstig; es fährt los.


[4549]

Oh! Die immer neuen Ausblicke, die immer neuen Wunderwerke dem Nil entlang! Auf der rechten Seite landeinwärts erheben sich die Mokkatan-Berge der nubischen Wüste, auf der linken entlang des Flusses die lybischen Berge, dazwischen eine verlassene, sandige und zum Teil bebaute Ebene. Die vor ihm sich ausbreitende Landschaft ist immer schön. Hier eine Insel, auf deren grüner Weide ein afrikanischer Junge eine Ziegenherde in der Nähe der kleinen Hütte bewacht, die inmitten der Dattelbäume kaum zu sehen ist. Dort ein Akazienwald, der seinen feinen Duft ausströmt, und ein Palmenhain, der seine Früchte zur Schau stellt. Jetzt nähern sich die Ufer einander, um dem Reisenden die eigenen Schönheiten zu zeigen, entfernen sich dann wieder unglaublich weit voneinander und lassen den Pilger gleichsam inmitten eines Sees, um diesen dann zwischen nackten Felsen und kahlen Bergen einzuzwängen, zwischen denen der Fluss, eingeengt und von Winden aufgepeitscht, stürmisch dahinbraust. Der Fluss beendet seine immer neuen und reizenden Anblicke des Tages und zeigt an seinem scheinbar weit entfernten Rand von den reizenden Farben der Sonne beleuchtete Wellen, um im Abendlicht gleichsam in ein Farbenmeer einzutauchen.


[4550]

Aber die guten Gefühle, die der zarte Zauber der Natur erweckt, werden oft von unheilvollen Zwischenfällen und bitteren Gedanken vergiftet. Wenn beim Einbruch der Dunkelheit vom Minarett die raue Stimme des Fakirs ertönt, der die Anhänger des Mohammed zum Gebet aufruft, fühlt der Missionar voll Traurigkeit das Unglück so vieler Seelen. Die tiefe Stille, die über den Ufern und den verstreuten Hütten liegt, erinnert ihn an die Stille des herannahenden Sturms und an die Trauer jener Unglücklichen, die in tiefem Schlaf liegen und erst durch den Blitz der göttlichen Rache aufgeweckt werden. Ringsherum herrscht tiefes Schweigen, und die Matrosen schlafen bei sanftem Wind unter den Schiffsmasten.


[4551]

Inzwischen erhellt der Mond mit seinem trüben Licht die umliegende Ebene, die immer wieder von trostlosen Bergen unterbrochen wird. Er scheint um das Christentum zu trauern, das hier einmal geblüht hat, und von dem er nur mehr einige wenige übrig gebliebene Ruinen beleuchten kann; nur der Missionar betet. In dieser Einsamkeit glaubt er die Stimme des himmlischen Hirten zu hören, der sich auf die Suche des verirrten afrikanischen Schafes gemacht hat, und beginnt zu hoffen, dass entweder alle Hindernisse überwunden werden, die Mohammed der Bekehrung seiner Anhänger in den Weg legt, oder dass der böse Feind seinen Besitz in Afrika schlecht bewacht, wo viele Heiden den Missionar zu größeren Hoffnungen berechtigen.


[4552]

Mögen ihm die Katarakte [Stromschellen] auch den Weg versperren, über deren Klippen gebrochen der Nil in seinem Lauf anschwillt, um sich mit Ungestüm in andere Läufe zu ergießen, auf anderen Klippen zu zerbrechen, sich stürmisch und schäumend zu unterteilen und in ständigem Kontrast mit der Gewalt und dem Getöse in ihrem gewundenen Lauf anzuwachsen. Möge der Tod von jenen schwarzen Felsbrocken herab, die überall im Nil und am Ufer herumliegen, nur drohen, und mögen die versunkenen Schiffsmasten, die bei Ebbe aus dem Wasser herausragen, die Triumphe des Flusses vorzeigen. Es gibt auch andere Wege. Möge die Wüste mit ihrer Unendlichkeit und ihren Entbehrungen ruhig Schrecken einjagen. Der Missionar denkt an die zwölf Fischer, die aus einem verlassenen Winkel Judäas kamen und sich nach einem Blick auf den Hügel von Golgatha die Welt aufteilten. Gestärkt im Glauben an den göttlichen Erlöser und in der Gewissheit des Triumphes frohlockten sie in Leid und Schmerz. Er wird deswegen nicht zurückweichen.


[4553]

Mühsam, schwierig und entbehrungsreich ist das Leben des apostolischen Missionars von Zentralafrika, aber mit Hilfe einiger Vorsichtsmaßnahmen und der Anwendung von bereits durch die Erfahrung erprobte Mittel kann er lange und erfolgreich für die hundert Millionen Seelen arbeiten, zu deren Unheil der böse Feind Jahrhunderte lang voller Anmaßung Intrigen gesponnen hat.


[4554]

Die enormen Entfernungen, die unzulänglichen Transportmittel, der unregelmäßige Wind bei Reisen auf dem Wasser und die Bequemlichkeit der Schiffsmannschaft machen die Reisen in jene Länder lang und mühsam. Wenn der Missionar vom günstigen Wind an einem verlassenen Strand im Stich gelassen wird, kann er vom Glück reden, wenn ein Dornbusch seinen Schlaf bei Nacht schützt. Es kann vorkommen, dass er Tage, Wochen und Monate am Rand der Würste festsitzt und die Trägheit der Kameltreiber ertragen muss.


[4555]

Sobald er das Kamel besteigt und sich anschickt, die unendliche Wüste und die endlosen Wälder von Zentralafrika zu durchqueren und die kahlen Granitberge zu überschreiten, muss er sich auf nicht alltägliche Vorkommnisse vorbereiten. Auch wenn er nicht von Raubtieren überfallen wird, so kann ihn die Nacht in einem Wald einholen, er kann erkranken oder vom Kamel abgeworfen und dabei verletzt werden. Er muss auf alle Fälle und ohne schmerzstillende Mittel die Reise fortsetzen, um nicht vor Durst zu sterben, was die Kameltreiber, die für sein Leben verantwortlich sind, nicht zulassen würden.


[4556]

Hat sich der Missionar einmal auf den endlosen Wüstenweg begeben, ist er schonungslos der Sonne ausgesetzt, und das Kamel, auf dessen Rücken er von morgens bis abends sitzt, strapaziert und ermüdet ihn. Nach Einbruch der Dunkelheit und vor der Nachtruhe sieht man ihn allein zwischen den Bäumen und dürren Sträuchern auf der Suche nach Brennholz, um das einfache Essen vorzubereiten, soweit er sich nicht aus Mangel an anderen Lebensmitteln mit Brot und Zwiebeln und mit Wasser zufriedengeben muss. Dieses ist immer warm, schmutzig und manchmal auch verseucht, aber es ist die einzige Erfrischung des Wüstenpilgers. Zufrieden legt er sich auf dem Sand nieder und fühlt sich überglücklich, wenn ihn nachts eine Felswand vor dem Wind schützt. Er spürt die Härte solcher Entbehrungen nicht, denn er weiß, dass die Bedingungen auf den Missionen nicht viel besser sind. Auch wenn ihn keine Krankheiten plagen, so erlebt er doch oft, ausgelaugt von den Anstrengungen, bittere Enttäuschungen und Schwierigkeiten.


[4557]

Die Sklaverei ist eines der größten Hindernisse, dem der Missionar bei seiner apostolischen Tätigkeit auf afrikanischem Boden begegnet. In dem gebirgigen Hinterland verüben bewaffnete Banden immer wieder blutige Überfälle. Wer sich selbst und seine Familie vor den Angriffen zu verteidigen sucht, riskiert von den Unmenschen, die noch immer unbestraft die friedlichen Gegenden des unglücklichen Afrika durchstreifen, niedergemetzelt zu werden und im eigenen Blut zu sterben. Im Verlauf einer langen und mühevollen Reise auf jenen endlosen und heißen Sandwegen, unter sengender Hitze, trifft man arme, ausgehungerte und unter der Sheva (ein Balken, an dessen Enden ein Dreieck aus Holz angebracht ist, das den Hals eines Sklaven umschließt) gebeugte Hamiten, die von den Giallaba-Barbaren bewacht und weitergetrieben werden. Diese unglücklichen Menschen passieren ferne und unbekannte Länder und markieren nicht selten die eigenen Schritte mit dem Blut, das infolge des langen und quälenden Marsches in den heißen Wüsten aus ihren angeschwollenen Füßen fließt. Der Giallaba kennt aber kein Erbarmen mit jenen unglücklichen Menschen. Sollte bei dem Gemetzel, das die ganze Familie ausgerottet hat, eine einzige Tochter mit ihrer Mutter überleben, hat diese kein Recht, ihrem armen Kind zu Hilfe zu eilen, das ihr als einzige Erbin ihrer Fürsorge und mütterlichen Liebe geblieben ist.


[4558]

Sollte sie aus Rücksicht auf ihr ermüdetes Kind ihren Schritt verlangsamen, entreißt es der barbarische Giallaba ihrer Händen, ersticht es vor ihren Augen und wirft es mit barbarischer Kälte auf den Sand. Möchte die arme Mutter, deren Seele vor Schmerz blutet und das Herz bricht, mit ihrem Kind sterben, würde sie ebenfalls erstochen enden, sollte sie sich weigern, trotz der wütenden Hiebe mit Korbak und Stock stillschweigend weiterzugehen. Zu Tausenden werden die armen Sklaven auf die Märkte gebracht, erschöpft von den Strapazen und Leiden in der Wüste und auf den Booten, auf denen sie zusammengepfercht, verspottet und ohne Essen Tausende von Stunden unterwegs waren.


[4559]

Wer sich selber ein Bild von der Sklaverei, dieser Schande der Menschheit, machen will, die mancher als Mittel zur Zivilisation gutheißen möchte, braucht nur die Märkte besuchen. Aber warum werden die heiligsten Rechte der Natur so mit Füßen getreten? Warum so viel Unverschämtheit, so viel Barbarei, die sogar ein steinernes Herz zu Mitleid rühren würde? Der Menschenhandel ist pures Interesse. Wer immer sich davon überzeugen will, braucht nur die Behandlung der Sklaven zu beobachten, sobald sie vom Markt ins Haus des Käufers kommen. Bei den Heiden geht es ihnen etwas besser als bei den Muslimen.


[4560]

Ohne Recht auf angemessenen Unterhalt müssen die Bedauernswerten dem despotischen Eigentümer dienen und ihm sogar das Wenige abliefern, das sie verdienen können. Manche werden gezwungen, anderer Leute Getreide zu stehlen, das in der Nähe des Hauses von Sklaven bewacht wird. Dabei laufen sie Gefahr, den Stock oder das gestohlene Getreide mit ihrem eigenen Blut zu beschmieren, falls sie von den Wächtern entdeckt werden, oder von ihrem eigenen Besitzer bestraft zu werden, falls sie ihm abends nicht die vorgeschriebene Menge abliefern. Auch die geringste Hilfe bleibt dem Sklaven versagt. Niemand steht ihm beim Sterben bei oder weint bei seinem Tod. Er beendet sein schmerzhaftes und sorgenvolles Leben irgendwo auf dem Sand, wo er verlassen gestorben ist. Sein unbestatteter Körper wird zum Fraß von Hunden und wilden Tieren.


[4561]

Wenn trotzdem die Sklaverei als Mittel zur Zivilisation gutgeheißen wird (die wenigen Ansprüche der Sklaven könnten leicht erfüllt werden), warum denn erlaubt man den Sklaven nicht und verbietet es ihnen, sich an den Missionar zu wenden, von dem sie neben der katholischen Religion auch berufliche Handfertigkeiten erlernen könnten, da sie - wenn nicht jeden Tag, so doch oft - untätig herumsitzen?


[4562]

Aber so ist es. Gelingt es einem Sklaven wegen der schlechten Behandlung, seinem Besitzer zu entkommen und auf der Mission aufgenommen zu werden, was manchmal vorkommt, dann entwickelt der Besitzer eine unglaubliche Schlauheit, um ihn allein anzutreffen, und benützt jedes Mittel, um ihn zurückzuholen. Er würde sogar Gewalt anwenden, wenn das auf der Mission erlaubt wäre. Denn sobald der Sklave auf der Mission unterrichtet worden ist, darf er nicht mehr auf dem Markt verkauft werden, denn am Ende seiner katholischen Ausbildung auf der Mission erhält er einen Freiheitsbrief, den der Konsul zu seinem Schutz unterschrieben hat. Das barbarische Interesse, der einzige Grund für die Sklaverei, ist eines der größten Hindernisse, dem die apostolische Tätigkeit in Zentralafrika begegnet.


[4563]

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum unter den Muslimen die apostolische Tätigkeit so schwierig ist. Auf den Stationen Berber, Khartum und El Obeid ist die apostolische Tätigkeit genauso schwierig, da diese Missionen ziemlich weit voneinander entfernt, zwölf bis fünfzehn Tagesreisen, gegründet werden mussten. Größere Gruppen der Bevölkerung wohnen in solchen Entfernungen, obwohl sich dazwischen hier und dort kleine Dörfer befinden und manch einsame Familie auch auf den kahlen Wüstenbergen lebt. Zur natürlichen Trägheit der Leute kommt die vorgeschriebene Unwissenheit und die vom Islam ermutigte Korruption, die keine Macht der Welt zu überwinden vermag.


[4564]

All das aber sollte den Priester und den katholischen Laien nicht entmutigen, die unermessliche Bevölkerung zu bemitleiden, die vom Teufel und von Menschen unterdrückt wird. Das Kreuz ist das Wahrzeichen der Werke der göttlichen Erlösung, die zu seinen Füßen entstehen und wachsen. Wenn die Erlösung Afrikas auch mühsam ist, umso glorreicher wird sie sein. Solange sie nicht unmöglich ist - was sie nicht ist -, sollen die Schwierigkeiten allein niemanden abschrecken, sondern die Gläubigen vielmehr zu größerer Hilfsbereitschaft anspornen.


[4565]

Unmöglich ist die Mission nicht: Mit Hilfe der entsprechenden Mittel, um mit den Familien in Kontakt zu kommen und ihre Liebe und Achtung zu gewinnen, ist für den Missionar auch dort die apostolische Tätigkeit nicht aussichtslos. Auch wenn seine Arbeit unter den Muslimen erfolglos bleibt, wird er sich bemühen, sie sich nicht zu Feinden zu machen. Sein Einsatz unter den europäischen Familien in Berber, Khartum, El Obeid und in den besetzten Provinzen ist hingegen nicht so unwirksam. Ihre Zahl wird wahrscheinlich noch wachsen, denn die öffentlichen Arbeiten nehmen zu und der Handel belebt sich. Der Missionar ist unter ihnen präsent und bemüht sich, so viel Übel wie möglich auszurotten oder zu verhindern und das Gute zu fördern. Dabei unterlässt er nichts, was ihm die Nächstenliebe eingibt: Besuche, Ermahnungen, Drohungen, Hilfsbereitschaft, kostenlose Behandlung der Kranken auf der Mission.


[4566]

Auf diese Weise ist es gelungen, Konkubinate zu regeln oder Ehen zu schließen, indem die Schwestern den afrikanischen oder abessinischen Konkubinen katholischen Unterricht erteilten und andere dazu brachten, die Kirchengebote einzuhalten. Oh! Was für eine Genugtuung erlebt man, wenn so viele Unglückliche, die ihre katholische Heimat hinter sich gelassen haben, dankbar die liebevolle Einladung der katholischen Religion annehmen, die ihnen nachgefolgt ist und sie auch im weit entfernten Zentralafrika erreicht hat. Durch die Religion sind sie Brüder der bekehrten Afrikaner geworden, nehmen zusammen mit ihnen an den heiligen Gottesdiensten teil und trinken mit ihnen aus den Quellen des Heils, zu denen der himmlische Hirte auch sie hinführt.


[4567]

Das Wohlergehen der europäischen Bevölkerung in muslimischen Gebieten und der griechischen und koptischen Schismatiker ist aber nicht das einzige Ziel der apostolischen Tätigkeit. Wenn es unter den Kopten bis jetzt keine Erfolge gegeben hat und nur die Hoffnung auf eine künftige Ernte besteht, so leben sie doch im guten Glauben, besonders jene, denen kein Priester zur Seite steht, und lieben und achten den katholischen Missionar. Einige Erfolge aber hat das Kreuz unter den wenigen griechischen Schismatikern bereits erzielt.


[4568]

Das hoffnungsvollste Arbeitsfeld des Missionars sind die Sklaven. Diese unglücklichen Menschen, hauptsächlich im Dienst von muslimischen Familien, übertreffen die übrige Bevölkerung zahlenmäßig bei weitem. Da sie von den Stämmen aus dem Inneren des Landes kommen, geben sie den Islam leichter auf als die Muslime und Schismatiker, da er ihnen als Sklaven aufgezwungen wurde. Die Erwachsenen sind allerdings ziemlich unbeständig, und im Kontakt mit ihren muslimischen Eigentümern geben sie schnell die katholische Religion auf.


[4569]

Der Missionar muss bei ihrer Aufnahme in die katholische Kirche vorsichtig sein, damit sie nicht Gefahr laufen, vom Glauben abzufallen, wenn sie im Dienst von muslimischen Besitzern stehen. Entweder bleiben sie auf der Mission oder begeben sich in den Dienst einer katholischen Familie, oder sie heiraten eines der bereits bekehrten und erzogenen afrikanischen Mädchen und üben das Handwerk aus, das sie im Katechumenat auf der Mission erlernen müssen. Die Mission hat eine Reihe von Jugendlichen beiderlei Geschlechtes losgekauft oder sie sind ihr überlassen worden, andere sind ihren Besitzern davongelaufen und wachsen auf der Mission auf, wo sie als Adoptivkinder alles erhalten. Diese fast täglich zunehmende Gruppe erhält Unterricht im sittlichen Betragen, im Lesen und Schreiben und erlernt ein Handwerk, ohne dass aber dadurch ihre Bedürfnisse vermehrt werden. Soweit es mit der Tugend und der Religion vereinbar ist, lässt man ihnen ihre eigenen Gebräuche. Diese Jugendlichen sind die Früchte und die Hoffnungen des Missionars und der Lohn für seine Mühen und Sorgen. Stufenweise erzieht er ihren jungfräulichen Geist und ihr junges Herz in der katholischen Religion, im Glauben und in seinen Übungen, bis sie getauft werden und für die katholische Ehe mit Afrikanerinnen reif sind, die gleichzeitig von den Schwestern im katholischen Glauben unterrichtet wurden und ein Frauenhandwerk erlernt haben. Sie bevölkern unsere Institute, und da sie für eine gediegene Erziehung offen sind, werden sie die katholische Herde in der Nähe unserer Häuser und auf dem Anwesen vermehren, das wir in guter Lage und in einiger Entfernung von der Stadt und von der muslimischen Plage für die Mission erworben haben.


[4570]

Sie merken, dass die Auslagen für den Unterhalt des Werkes sehr hoch sind, was der apostolischen Tätigkeit in jenen Ländern keine geringen Schwierigkeiten bereitet. Hoch sind die Auslagen a) für das Missionssystem, das in jenen Gegenden allein möglich und erfolgreich ist. Da es dort keine Gebäude gibt, werden und müssen Niederlassungen gegründet und Häuser gebaut werden, um neben den Missionaren und Schwestern auch die afrikanischen Jungen und Mädchen unterzubringen, um sie abseits des schädlichen Kontakts mit den Muslimen religiös und handwerklich auszubilden. Während ihrer Ausbildung müssen sie vollständig unterhalten und gekleidet werden. Das hat man bis jetzt getan. Nun werden sie außerhalb der Städte auf einem von der Mission gekauften Anwesen angesiedelt. Jeder wird begreifen, dass das bedeutende Unkosten mit sich bringt. Diese werden entsprechend der Zahl der Neubekehrten und Losgekauften noch zunehmen. Hoch sind die Auslagen zudem b) wegen der Beschaffenheit der Gegend. Sie ist ungenügend bebaut, ja zum Großteil handelt es sich um wüstenhafte und unfruchtbare Gebiete, da das Wasser fehlt; in den Städten gibt es zudem fast keine Geschäfte. Und selbst dort, wo es etwas zu kaufen gibt, muss jedes Haus und jedermann mit allem Notwendigen von Europa oder Kairo aus versorgt werden, wobei der Transport in den Sudan hinzukommt;


[4571]

c) Ich übergehe die Auslagen für den Unterhalt der Institute von Verona und Kairo, für neue Expeditionen, Reisen und Transporte. Ich erwähne auch nicht die Verluste durch Verspätungen, die großen Entfernungen und die fast täglichen Schwankungen des Wechselkurses in den verschiedenen Ländern. Ich übergehe das alles mit Freude in der Überzeugung, dass die fruchtbringende apostolische Tätigkeit auch in den muslimischen Ländern von Zentralafrika möglich ist. Der katholische Missionar wird dort zwar nicht in allem begünstigt, aber auch nicht in allem behindert. Die Erfahrung zeigt, dass das Klima für jene, die sich akklimatisieren und die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen einhalten, nicht mehr so schädlich ist. In Verona wurden zwei große Gebäude für das Noviziat gegründet und ebenfalls zwei große Häuser in Kairo für die Akklimatisierung und ein Haus in Shellal. Zudem hat die Mission ein recht geräumiges Haus in Berber, zwei in Khartum, zwei in El Obeid und eines in Malbes errichtet sowie zwei in Ghebel Nuba begonnen, jedes mit einem eigenen Grundstück. Für die Unterbringung der Missionare und Schwestern und für die religiöse und handwerkliche Ausbildung der armen Hamiten ist überall gut gesorgt worden.


[4572]

Zudem braucht es viel Umsicht, um sterbende Kinder der Muslime ausfindig zu machen und zu taufen, das Wohl der europäischen Katholiken zu fördern, das Böse zu unterbinden und Schismatiker zu bekehren. Auch den Sklaven können die Missionare und Schwestern ihre tätige Nächstenliebe zuwenden (was sie in erster Linie tun), nicht nur um sie zu unterrichten, sondern auch um sie im katholischen Glauben zu festigen. Die apostolische Tätigkeit ist in den muslimischen Ländern keineswegs vergeblich, denn auch in ihrer Mitte findet das Kreuz Platz, und es wird, wenn auch langsam, triumphieren. Der Missionar arbeitet unter den unabhängigen und heidnischen Stämmen in der Mitte des Landes, wo er mit mehr Erfolg rechnen kann. Wir haben bereits 1875 versucht, dorthin vorzudringen. Nach sechs Tagesreisen erblickten wir von der Höhe von Delen aus (der erste Hügel des Gebietes der Nuba) den ausgedehnten Weinberg, den wir mit unserm Schweiß fruchtbar machen sollen. Beeindruckt vom höflichen Empfang und den herzlichen Aufmerksamkeiten jener armen Nuba, die sich über unsere Ankunft riesig gefreut haben, ließen wir uns dort nieder. Nach der Errichtung der notwendigen Strukturen und dem Beginn der apostolischen Tätigkeit mussten wir uns wegen widriger Umstände vorläufig nach El Obeid zurückziehen und dem Cogiur (der religiöse und politische Häuptling des Nuba-Stammes) alles anvertrauen, der mit uns die vorläufige Abreise bedauert hat.


[4573]

Die Truppen der Regierung von Kordofan marschierten in feindlicher Gesinnung auf Ghebel Nuba zu; die Nomadenstämme der Baggara, die Feinde des Nuba-Stammes, hätten als fanatische Muslime aus eigenem Entschluss oder von anderen angetrieben den bevorstehenden Krieg ausnützen können, um sich an der Mission für das Unrecht zu rächen, das Mohammed im Namen Christi zugefügt worden war; die Krankheiten, die uns in dem eher gesunden Klima alle erfasst hatten, da wir, durch Fieber und Entbehrungen bereits geschwächt, von der Regenzeit überrascht wurden; die Unmöglichkeit, uns in Kordofan mit Lebensmitteln und Arzneien einzudecken, da die Verkehrswege durch den bereits ausgebrochenen Krieg unterbrochen wurden. All diese Umstände hatten uns überzeugt, dass unsere Anwesenheit in Ghebel Nuba uns und der Mission großen Schaden zugefügt und auch dem Volk der Nuba nichts genützt, wenn nicht sogar geschadet hätte. Nur der Gedanke an eine baldige Rückkehr hat die Trauer wegen des notwendig gewordenen Rückzugs aus jenem Gebiet gemildert, nach dem wir uns so sehr gesehnt hatten. Bereits 1876 bereiteten wir die Rückkehr vor, aber die ägyptische Regierung befahl uns, in El Obeid zu bleiben und nicht nach Ghebel Nuba zu gehen. Oh! Die Feinde des Katholizismus bewachen eifersüchtig jene Gebiete, in denen die katholische Religion schnelle und größere Erfolge erzielen würde, um zu verhindern, dass dort die Zelte des Heils und der Freiheit errichtet werden.


[4574]

Wir aber hoffen und werden kein Mittel unversucht lassen, damit die kriminellen Absichten des grundlegenden Interesses, das in so schändlicher Weise die Menschheit demütigt, endlich überwunden und zunichte gemacht werden. Ist dann der Weg einmal frei, wird die Verkündigung des Glaubens beim Stamm der Nuba viel Erfolg haben. Die göttliche Vorsehung scheint uns durch die Ernennung des bekannten Generals Gordon, der bezüglich der Sklaverei unsere Einstellung und Ansichten teilt, den Zugang zu jenem Stamm bereits erleichtert zu haben. Das allgemeine Hindernis, dem die katholische Religion überall in Afrika begegnet, ist neben der alten Praxis von gewissen unsittlichen Bräuchen, besonders im Inneren Afrikas, die angeborene Arbeitsscheu und Trägheit, mit der ihre Kinder zur Welt kommen und aufwachsen, bedingt durch das warme Klima und das vollständige Fehlen von Komfort und Bedürfnissen. Gewöhnt, sich mit dem Allernotwendigsten zu begnügen, bebauen sie einige Tage vor der Regenzeit ein kleines Grundstück. Es ist kein weiterer Arbeitsaufwand notwendig, um nach drei Monaten die Ernte einzubringen. Diese und die Produkte ihrer Herden, die sich während der Regenzeit auf grünen Weiden und dann von Büschen in der Wüste ernähren, liefern ihnen alles, was sie im Verlauf eines Jahres brauchen. Andere Wünsche haben sie nicht und spüren deswegen auch kein Interesse, sich landwirtschaftliche Kenntnisse anzueignen. Gewohnt, im Freien oder in Erd- oder Strohhütten die Nacht zu verbringen, sehen sie auch keine Notwendigkeit, das Maurerhandwerk zu erlernen. Die Arbeit des Missionars ruft nichts anderes als ihre reine Bewunderung hervor.


[4575]

In ihren Hütten findet man neben einem Topf zum Kochen der Getreidekörner und einer Eisenplatte für die Zubereitung des zerkleinerten Getreides keine anderen Möbel oder Geräte, außer zwei irdenen Behältern zur Aufbewahrung des Getreides und des Wassers. Sie zeigen kein Bedürfnis für Fertigkeiten, die der Komfort erfordert, wie das Schneiderhandwerk, denn vielerorts sind sie halb oder ganz nackt, wie im Inneren des Landes. Die Völker, die nichts haben und sich auch nach nichts sehnen, sind die reichsten und glücklichsten. Die Vorteile des Handwerks sind ihnen unbekannt, und sie sind deswegen nicht daran interessiert. Sie sehen auch nicht die Möglichkeit, dass sie ein Handwerk zum Wohl anderer und ihrem eigenen ausüben könnten. Das alles verurteilt sie zur Untätigkeit, die eine der größten Schwierigkeiten bei der apostolischen Tätigkeit in jenen Ländern darstellt. Um diese primitiven und ungebildeten Völker zu missionieren, muss mit ihnen der Kontakt gepflegt und ihre Achtung und Liebe gewonnen werden.


[4576]

Jeder wird zustimmen, dass Schule und Handwerk wichtige Mittel sind, um unter diesen materialistisch eingestellten Völkern, die nur die Sprache des eigenen Interesses verstehen, erfolgreich arbeiten zu können. Die angeborene Trägheit der Afrikaner, die keine Bedürfnisse kennen und deshalb kein Interesse am Handwerk haben, ist eines der schwerwiegenden Probleme, die sich der apostolischen Tätigkeit in jenen Gebieten entgegenstellen. Aber es wäre falsch zu behaupten, dass die Bemühungen des Missionars, ihnen Liebe zur Arbeit beizubringen, fruchtlos bleiben. Es ist nur am Anfang schwierig. Es wäre auch falsch zu glauben, dass der Einsatz des Missionars angesichts ihrer angeborenen Arbeitsscheu erfolglos bleiben wird. Vielmehr soll man versuchen, die Beziehungen mit ihnen zu verbessern und sie katholisch zu erziehen, ihnen aber ihre Gebräuche lassen, soweit sie mit der Tugend vereinbar sind.


[4577]

Ein Handwerk erlernen und ausüben ist keine unnütze Sache. Wenn der Missionar damit auch nicht ihre Liebe gewinnt, so doch ihre Achtung. Um ihre Zuneigung zu gewinnen, gibt es andere Mittel wie kostenlose medizinische Behandlung, Besuche, Gespräche, Geschenke, vornehme Umgangsformen und nützliche Unterweisungen. Während der Missionar so das Terrain vorbereitet, praktiziert er jene religiösen Grundhaltungen, die er später mit Klugheit auch mündlich zu verkünden sucht. Diese müssen das Saatgut des Evangeliums sein, das in angemessener Weise ausgestreut und von der göttlichen Gnade befruchtet wird, um sich dann mächtig zu entwickeln. Um das Heidentum im Stamm der Nuba auszurotten und ihn zum Christentum zu führen, bietet die geografische Lage besondere Vorteile. Die Leute wohnen in größeren Gruppen auf zwanzig Hügeln, die eine Ebene umgeben. Das erleichtert die Arbeit, da man kleine Stationen errichten kann, die von einer Hauptstation abhängen. Es ist ebenfalls hilfreich, dass der gesamte Stamm einem einzigen Häuptling untersteht und gehorcht. Alle Schwierigkeiten konzentrieren sich so auf eine einzige Person, und ihre Lösung gereicht allen zum Vorteil. Der gutmütige Charakter und der gesunde Hausverstand der Stammesmitglieder, die Fürsprache der von den Missionaren in Todesgefahr getauften Kinder, die im Himmel leuchtenden Erstlingsfrüchte des Apostolats von Ghebel Nuba, berechtigen zur Hoffnung, dass diese vom Teufel und den Menschen verachtete Bevölkerung unter dem großen Baum der katholischen Religion aus Dankbarkeit ein Loblied für ihre Rettung und ihr Heil anstimmen wird.


[4578]

Gott will es! Wir bleiben unserem Programm treu: Afrika oder Tod. Wir weichen vor den enormen Kosten, den Schwierigkeiten und den Opfern nicht zurück. Dem Herrn gebührt Ehre, und den großherzigen Wohltätern ewiger Lohn. Da diese zum Triumph der katholischen Religion in den unglücklichen Ländern von Zentralafrika nicht direkt beitragen können, werden sie mit ihren großzugigen Spenden und eifrigen Gebeten mitwirken.

Diese kurzen Hinweise auf das Apostolat in Zentralafrika und auf den wichtigen Beitrag, den das Werk der Hl. Kindheit leisten wird, mögen genügen. Der Schutzengel Afrikas begleite die demütige Bitte, die ich dem erhabenen Komitee des heiligen Werkes vorlege, das den Himmel mit so vielen Anbetern des göttlichen Kindes bevölkert hat.

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


692
Mgr. Joseph De Girardin
0
Roma
3. 5.1877

Nr. 692 (658) AN MSGR. JOSEPH GIRARDIN

AOSIP, Afrique Centrale

[J.M.J.] Nr. 1

Rom, Via Margana 40, A, 1. Stock

3. Mai 1877

Monsignore,

[4579]

die Hoffnung gibt der Mensch zuletzt auf. Bisher sind meine Gebete um Hilfe für dieses bewundernswerte Werk immer erhört worden. Allemal haben der gute Gott, das Heiligste Herz Jesu, mein Verwalter, der hl. Josef, die heiligen Apostel Petrus und Paulus, der hl. Judas Thaddäus, der hl. Franz Xaver und die selige Margareta Alacoque in mir die große Zuversicht geweckt, dass auch diesmal meine Bitten wegen Ihrer Großherzigkeit, Monsignore, und durch die bekannte Güte der verehrten Mitglieder des Zentralrates der Hl. Kindheit erhört werden. Ich bin sicher, dass die Nächstenliebe dieses heiligen Werkes sich in Zentralafrika ausbreitet, welches das größte, umfangreichste und am dichtesten besiedelte Vikariat der ganzen Welt ist.


[4580]

Die Geschichte dieses Vikariates kann man in drei Perioden oder verschiedene Epochen einteilen, und zwar: Die Mission unter Leitung von P. Ryllo SJ, von Msgr. Knoblecher und von Msgr. Kirchner, die fünfzehn Jahre gedauert hat. In dieser Zeit haben gut vierzig Missionare, zu denen auch ich gehörte, im Vikariat gearbeitet. Fast alle sind gestorben und wurden Opfer der immensen Anstrengungen, des tödlichen Klimas und der Nächstenliebe. Ich allein bin auf dem Schlachtfeld geblieben (auch wenn ich schon mehrere Male dem Tod ins Auge geschaut habe).

Während der 2. Periode haben in Zentralafrika mehr als fünfzig Franziskaner zehn Jahre lang gearbeitet: 22 wurden Opfer der Nächstenliebe und des mörderischen Klimas, alle anderen sind nach Ägypten oder Europa zurückgekehrt ohne jede Hoffnung auf Wiederkehr.


[4581]

Die 3. Periode begann fünf Jahre später, als das Vikariat einer eigenen Kongregation anvertraut wurde, die ich selber mit der Unterstützung Seiner Eminenz di Canossa, Kardinal und Bischof von Verona, gegründet habe. Er ist der Schwager der Schwester von Frau Teresa Durazzo, ein Mitglied vom Hl. Herzen in Paris, die mir das Glück und die Ehre verschafft hat, Sie und das Werk der Heiligen Kindheit kennenzulernen. Zu dieser Zeit wurde das Vikariat gemäß meinem Plan für die Wiedergeburt Zentralafrikas geleitet, den ich am Tag der feierlichen Seligsprechung von Margareta Alacoque im Vatikan konzipiert hatte. In dieser Zeit ist kein einziger europäischer Priestermissionar gestorben, sondern alle sind gesund geblieben, trotz unglaublicher Mühen, Entbehrungen und größter Hitze, die man sich in anderen Missionsgebieten der Welt gar nicht vorstellen kann.


[4582]

Aus diesem Grund, und weil den Missionaren und Schwestern die Opferbereitschaft und der Geist des wahren Apostolats erhalten geblieben sind, wurden die Missionen Zentralafrikas so stabil und beständig, dass die Hl. Kongregation der Propaganda Fide dabei ist, der Mission Zentralafrikas eine verbindliche Regelung zu geben, wie sie ältere, bewährte Missionen schon besitzen. Für die großen gefährlichen Reisen, die fünf oder sechs Monate lang dauern, ist viel Geld erforderlich. Es braucht viel Geld, um in diesen grenzenlosen Regionen alles aufzubauen. Es gibt dort nichts als den heißen Himmel, Sand und kaum Wasser. Man muss mit dem Wasser haushalten, damit man sich waschen kann. Es gibt fast nie Wein, wir trinken immer schmutziges Wasser.


[4583]

Dies, wohlgemerkt, ist in den Gegenden abseits der Ufer des Nils und des Weißen und Blauen Flusses der Fall. Der Messwein ist sehr teuer. Eine Flasche kostet in Kairo 10 Soldi, aber bis die Flasche in Kordofan oder in Ghebel Nuba ankommt, kostet sie zwischen sieben und zehn Franken und der Wein ist fast verdorben. Ein Tuch aus Leinen, das wir in Kairo für 10 Franken kaufen, kostet uns zwischen 50 und 80 Franken, bis es in Kordofan, in Darfur oder in Ghebel Nuba ankommt.


[4584]

In jenen Gegenden gibt es keine Werkzeuge für den Bau von Häusern, für die Landwirtschaft etc. Man muss alles aus Europa mitbringen und auf dem Rücken der Kamele befördern. Ich kann nicht alle Einzelheiten unseres Apostolats beschreiben. In Zentralafrika finden wir nur verlassene Seelen vor; gänzlich nackte Frauen und Männer, die man bekleiden muss, bevor sie getauft werden; unwissende Menschen, die wir belehren, und hundert Millionen von Ungläubigen, die wir für Christus gewinnen wollen.


[4585]

Deshalb, Monsignore, bitte ich Sie mit offenen Armen und Tränen in den Augen darum, mein Vikariat kräftig zu unterstützen. Es wird sich Ihrer Nächstenliebe und der großen Hilfe der Hl. Kindheit als würdig erweisen. Auch wenn mich alle verlassen würden, gilt für mich das unsterbliche Wort von Pius IX., der im Monat der Seligsprechung von Margareta Alacoque 1864 im Vatikan zu mir gesagt hat: „Arbeite wie ein guter Kämpfer Christi für Afrika.“ Ich habe keine Angst vor der Welt. Ich werde auf dem Schlachtfeld sterben, meinem Kriegsruf folgend, der auch für meine eifrigen Mitarbeiter Gültigkeit hat: „Afrika oder Tod!“


[4586]

Nachdem ich Sie eindringlich gebeten habe, mir die gewünschte Hilfe zu gewähren, bitte ich Sie noch um eine andere Gefälligkeit, und zwar darum, in den Annalen der Hl. Kindheit das Gebet zu veröffentlichen, das ich Ihnen in diesem Brief schicke: „Gebet für die Bekehrung der Hamiten Zentralafrikas zur katholischen Kirche“, sowohl in lateinischer als auch in französischer Sprache. Die Menschen, die das Glück haben, der Hl. Kindheit anzugehören, sind bessere, auserwählte Menschen und einflussreich bei Gott, so dass sie vom Jesuskind und von der Hl. Familie die Bekehrung meiner hundert Millionen Ungläubigen erwirken und auch die nötigen Mittel finden werden, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu gehört die jährliche Zuweisung einer beträchtlichen Summe vom Werk der Hl. Kindheit für Zentralafrika.

In der Hoffnung, dass meine bescheidene Bitte bei Ihnen Gehör findet, entbiete ich Ihnen im Voraus meinen innigsten Dank und verbleibe

Ihr ergebener und dankbarer Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


693
Can. Giovanni C. Mitterrutzner
0
Roma
6. 5.1877
[4587]

morgen ist der große Tag der Generalversammlung der Kardinäle im Vatikan, in der darüber entschieden wird, wie das geistliche Wohl von Zentralafrika gefördert werden kann. An den vorhergehenden Montagen haben sich die Kardinäle mit den Orientalischen Riten befasst. Sie wollen Richtlinien festlegen, welche die Bischöfe und Apostolischen Vikare bei der Leitung ihrer Missionen angesichts des schrecklichen Krieges zwischen Russland und der Türkei befolgen sollen. Sobald ich das Ergebnis kenne, werde ich es Euch telegrafisch oder brieflich mitteilen. Dies wird nicht vor dem 14. der Fall sein, weil der Hl. Vater am 13. über meine Ernennung entscheiden muss. Ich bitte Euch nur, das Komitee von Wien zu informieren, sobald Ihr meine Depesche, in der das bestätigt wird, erhalten habt. Ich werde dann in Ruhe dem Erzbischof von Wien und Steiner schreiben.


[4588]

Die Kamillianer sind alle nach Verona und nach Rom zurückgekehrt. Nur P. Johann Baptist Carcereri, Bruder des Protagonisten, und P. Alfonso Chiarelli befinden sich noch hier. P. Stanislao ist noch in Kairo; aber anscheinend ist er am vergangenen Dienstag nach Europa abgereist.


[4589]

Nun bitte ich Euch um einen sehr großen Gefallen zum Ruhm des Papstes und für Afrika. Am 27. dieses Monats organisiert das Collegio Urbano der Propaganda Fide im Vatikan eine kleine Veranstaltung in vielen Sprachen. Ich wurde vom werten Rektor und vom Komitee, dem Msgr. Agnozzi angehört, gebeten, kurze Beiträge in Dinka, Bari, Abessinisch und in der Galla-Sprache zu verfassen, die nicht weniger als eine Minute und nicht mehr als zwei Minuten dauern sollen. In Dinka könnte ich ein bisschen antworten: Doch habe ich weder Bücher noch Übung und enorm viel zu tun, mit meinen Kopfschmerzen etc.


[4590]

Ich habe der Propaganda Fide versprochen, bezüglich der Galla und der Abessinier an meinen Freund Antonio D’Abbadie, Mitglied des Instituts von Frankreich, zu schreiben. Bezüglich der Bari und Dinka werde ich dem zukünftigen Konsultor der Propaganda Fide schreiben, Euch, dulcissime rerum, als dem Einzigen, der die römischen Wünsche erfüllen kann. Macht mir den Gefallen; ich lege die mir übergebenen Argumente bei: Zieht zwei Sätze heraus. Es wird keine philologischen Kritiken geben, niemand wird ein Wort sagen, wenn ein Zeitwort, ein Hauptwort oder eine Mehrzahl falsch ist. Es handelt sich um einige Sätze von ungefähr drei oder vier Minuten in Dinka-Bari. Macht das sobald wie möglich und schickt es mir nach Rom.


[4591]

D. Squaranti habe ich schon 42 Seiten des Generalberichts über Afrika und über die gegenwärtige Situation des Vikariats geschickt. Ich habe ihn gebeten, Euch die 42 Seiten für den Jahresbericht in Wien zu schicken, auch für die katholischen Zeitungen von Tirol und Wien. Dies sollte er erledigen, nachdem er daraus eine Zusammenfassung für die Annalen des Guten Hirten erstellt hat. Am nächsten Tag wurde bei einem Treffen in London beschlossen, Monsignore Comboni Missionare für die Zivilisierung Afrikas zu schicken. Das Treffen fand unter Vorsitz des Herzogs von Norfolk statt.  Derzeit schreibe ich ein kleines Werk von 150 Seiten, das den Titel trägt: Historischer Abriss und aktuelle Lage des apostolischen Vikariats von Zentralafrika und seine Werke


[4592]

Das Werk entspricht ungefähr dem 42-seitigen Bericht, den Ihr von Squaranti erhalten werdet. Die Person Mitterrutzner wird darin klar hervorgehoben, da die Geschichte Zentralafrikas von Eurem wichtigen und umfangreichen Beitrag nicht zu trennen ist. Mir scheint, dass der eigentliche Missionsgedanke von Euch stammt, auch die Idee der Koordinierung des ganzen Werkes, da unser Apostolat in Rom, Italien, Frankreich, England und Amerika wenig bekannt ist, mehr hingegen in Österreich und Deutschland. Ich hoffe, dass Ihr Korrekturen anbringt, Fehler ausbessert etc., denn Ihr in Brixen wisst mehr als wir in Afrika. Oh! Wenn ich anstatt der englischen Missionare, Laienbrüder und Handwerker gute deutsche und italienische Tiroler wie einen Gostner, einen Lanz, einen Überbacher und andere haben könnte, wäre Afrika bekehrt. Gordon ist Generalgouverneur des Sudans. Die Briefmarken werden eintreffen.

Seid gegrüßt, Engel der Kirche von Brixen.

Tuissimus

Daniel

Die Wallfahrten nach Rom aus der ganzen Welt sind ein großartiger Volksentscheid gewesen. Katholische deutsche Persönlichkeiten etc.


694
Propagaz.della Fede, Lione
1
Roma
20. 5.1877

Nr. 694 (1164) AN DIE GLAUBENSVERBREITUNG VON LYON

„Les Missions Catholiques” 417 (1877), p. 263

Rom, 20. Mai 1877

[Kurze Notiz.]

695
Can. Giovanni C. Mitterrutzner
0
Roma
21. 5.1877
[4593]

ich habe die telegrafische Nachricht mit großer Freude erhalten. Sie ist ein Denkmal Eurer Güte und Eures großen Interesses für meine Wenigkeit. Ich habe bereits die zwei schönen, inhaltlich guten und ganz katholischen Bari- und Dinka-Gedichte erhalten. Meine zwei Alumnen im Kolleg der Propaganda Fide, Antonio Dubale und Giovanni Farag, haben sie bereits auswendig gelernt. Tausend Dank! Ich habe D. Beltrame gebeten (er ist hier in Rom, um an den Sitzungen der italienischen Geografischen Gesellschaft teilzunehmen …), die Gedichte in der Sprache der zwei Acca-Jungen von Verona vorzubereiten (die Geografische Gesellschaft hat bereits eine kleine Grammatik und ein kleines Wörterbuch veröffentlicht). Er wird wohl nein sagen, da er keine Bücher hier hat.


[4594]

Meine Karawane mit Polycarp, einem weiteren Missionar, drei Schwestern und zwei ausgezeichneten Laien sollte jetzt in Berber via Suakin am Roten Meer angekommen sein.


[4595]

Ich habe gerade die Gedichte in Abessinisch und in der Galla-Sprache von Mr. d'Abbadie, einem ganz katholischen Mitglied des Instituts von Paris, erhalten. Die Ponenza hat wegen der Angelegenheiten des Orients noch nicht stattgefunden, das heißt, von den über 200 Vorschlägen sind erst 96 bearbeitet worden. Ich weiß nicht, wann sie sein wird. Manche hätten zu wenig Seeleneifer, meinten einige heilige Persönlichkeiten. Gestern wurde in S. Pietro in Vincoli ein großes Fest veranstaltet. Der Abt hat die Crème der deutschen Gesellschaft empfangen. Nach der Ponenza werde ich Euch gleich benachrichtigen. Ich habe von einem Mann aus Jerusalem viele Rosenkränze gekauft, die der Papst gestern gesegnet hat. Alle Kamillianer befinden sich in Verona, nur der ‚große Oriente‘ P. Stanislao [so bezeichnete ihn Comboni] ist noch hier, und droht mit Feuer und Flamme, aber er wird nichts ausrichten.


[4596]

Ich setze mein Vertrauen auf die Gerechtigkeit der ewigen Stadt und auf jenes göttliche Herz, das auch für Schwarzafrika geschlagen hat. Ich warte auf den Engel von Brixen, dem ich alles übergeben werde. Ein Blick auf meinen Bericht wird Eurem umsichtigen Geist genügen, um für den Jahresbericht von Wien das Brauchbare auszuwählen.


[4597]

Ich bin sehr beschäftigt gewesen und bin es noch immer. D. Martini Gennaro hat seine Erkundungsreise bis zu den Grenzen Abessiniens abgeschlossen. Gordon Pascha hat den preußischen Vizekonsul Herrn Rossel, den Bismarck von Khartum, entlassen (30 englische Guineas im Monat), mit dem Carcereri sehr befreundet war.

Danke! Lebe wohl! Lass etwas hören!

Tuissimo

Daniel


696
Mons. Luigi di Canossa
0
Roma
10. 6.1877
[4598]

Um des lieben Friedens willen habe ich den Brief entgegengenommen, den mir P. Franceschini in vollem Einvernehmen mit P. Alfonso Chiarelli übergeben hat, nachdem ich ihm Tausende von Franken nachgelassen hatte, die er zu Unrecht meinem Konto angerechnet hatte. Dieser hält sich in Verona auf und kann dort angehört werden. Mit diesem Brief habe ich das erste Jahr der Kamillianer in Berber beglichen, mit dem schriftlichen Versprechen, für das zweite Jahr 2.000 Franken vorauszubezahlen. Nach Bezahlung der 2.000 Franken hat aber Carcereri in unverschämter Weise die Handlung von Prokurator Franceschini nicht anerkannt und die 2.000 Franken als Anzahlung für das erste Jahr eingetragen. Er verlangte dann noch hunderte von Franken und nötigte mich auf diese gewaltsame Weise, ihm 2.500 Franken auszuzahlen.


[4599]

Zudem hat er ganz zu Unrecht zum jährlichen Betrag von 5.000 Franken noch 316 Franken hinzugerechnet oder, besser gesagt, gestohlen, also 616 Franken vom 1. März 1875 bis 1877 etc. Das kann ich mit dem Beleg des österreichischen Konsuls beweisen etc. In Italien gab er mehr als 7.000 Franken aus (ich habe den Verdacht, dass es nicht einmal die Hälfte war, denn fürs Vikariat hat er nichts mitgebracht außer der Uhr und einigen kleineren Sachen), mir aber hat er 7.000 Goldfranken in Rechnung gestellt. In Kordofan kaufte er sich ein Wrack von einem Esel für 115 Taler (26 wären genug gewesen), und für 76 Piaster das Geschirr, das ich bezahlen musste. In Rom kaufte er eine Uhr für 500 Lire (ich habe den Beleg in der Hand; sie kostet nicht einmal die Hälfte), und von mir verlangte er 500 Goldfranken. Zu meinem Schaden verrechnete er sich um 120 Franken, weigerte sich aber, sie mir zurückzuzahlen. Für die Reise der acht Missionare von Verona nach Kairo verlangte er 1.943 Goldfranken, die aber nicht er, sondern D. Squaranti bezahlt hatte etc. etc. etc. Aus meiner Kasse bei Madame Lafargue in Berber nahm er tausend Franken mehr als ausgemacht (er rechnete die Waren dazu, die zurückgegeben wurden etc.) … etc. etc. etc.


[4600]

Nach all diesen Vorfällen und anderen Rechnungen, kann ich im Gewissen bezahlen, was Carcereri verlangt? … Ich habe das Recht, dank der Güte Unseres Hochwürdigsten Vaters, das Urteil einer kleinen Kommission bestehend aus D. Peloso, Aldrighetti, Bacilieri etc. ... anzurufen … Carcereri ist ein gewalttätiger, ungerechter Mensch, und noch schlimmer. Ich sehne mich danach, dass alle die Wahrheit erfahren, die sie kennen müssen. Das Herz Jesu, auf das wir vertrauen, wird Gerechtigkeit walten lassen. D. Paolo kann bezeugen, wie und warum ich gezwungen wurde, Carcereri die Quittung für einige bereits abgeschlossene Rechnungen auszustellen. Auch die anderen werden erfahren, was es heißt, mit jenem Mann zu verhandeln, dem Gott auch durch meine Fürsprache vergeben möge.

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar


697
Can. Giovanni C. Mitterrutzner
0
Roma
11. 6.1877
[4601]

ich schicke Euch einen Entwurf des Generalberichts, eine Skizze oder Kurzfassung eines Artikels, den ich bald veröffentlichen werde, um mein Werk bekannt zu machen. Diese sechs kurzen Seiten sind der weniger interessante Teil. Der wichtigere, der noch in keinem Jahresbericht weder in Italienisch, noch in Deutsch, noch in Französisch, noch in Englisch erschienen ist, folgt später. Wenn Ihr darin etwas Unschickliches findet, Fehler oder Übertreibungen oder anderes, dann benachrichtigt mich bitte. Ich werde gleich die Korrekturen anbringen, denn Ihr wisst besser Bescheid als ich. Sobald morgen mein Sekretär zurückkommt, wird er für Euch die restlichen Seiten abschreiben, die ungefähr so lang sind wie die ersten sechs Seiten. Euch fällt es leicht, schnell eine Kurzfassung für Wien vorzubereiten.


[4602]

Den ersten Bericht hatte ich für Wien vorbereitet, aber da mich D. Squaranti von Verona bestürmte, der seit achtzehn Monaten die Jahresberichte des ‚Guten Hirten‘ nicht mehr veröffentlicht hatte, da er das Ergebnis von Rom abwarten wollte, habe ich den Artikel zuerst dorthin geschickt. Ich war der Meinung, D. Squaranti würde gleich eine Kurzfassung vorbereiten und sie dann nach Brixen schicken. Er hatte aber Probleme und viel Arbeit, so wie ich in Rom viel zu tun hatte (wo ich die Freude erlebte, zweimal den Engel von Brixen zu treffen). In vier bis fünf Tagen werdet Ihr von mir die fehlenden Seiten erhalten. Das Wichtigste ist die apostolische Tätigkeit im Vikariat.


[4603]

Entschuldigt mich, mein liebster Freund. Ich bin todmüde und ungehalten angesichts des geringen Seeleneifers von so manchem Kardinal, wie Kardinal di Canossa richtig bemerkt hatte, der den Kardinälen Orelia von S. Stefano und Sacconi richtig die Leviten gelesen hat. Sie sind schuld daran, dass meine Angelegenheiten sich verzögern, während die Kardinäle Franchi, Bilio, Bartolini, de Pietro und alle anderen meine Ernennung gleich möchten.


[4604]

Wir wollen geduldig abwarten. Gott will es so. Wenn meine Angelegenheiten Ende November nicht abgeschlossen sind, gehe ich zur Propaganda Fide und lasse sie wissen, dass ich nicht mehr länger warten kann, denn es ist meine Pflicht, in die Mission zu gehen, wo ich mit offenen Armen erwartet werde. Schon siebzehn Monate halte ich mich in Rom auf. Es stimmt natürlich, dass die wesentliche Angelegenheit erledigt worden ist, und Rom durch die Ausweisung von Carcereri und den Kamillianern Afrika einen großen Dienst erwiesen hat und mich von diesem Gipfel der Niedertracht, von diesem Mann ohne Geist und ohne Gewissen befreit hat, der stolz wie Bismarck ist, wie die Propaganda Fide feststellen konnte. Aber es fehlt noch etwas.


[4605]

Wenn ich Kardinal Franchi glauben darf, wird er am Montag, den 18. dieses Monats, der Hl. Kongregation meine Ernennung erneut vorschlagen. Kardinal Bartolini hat mir durch Msgr. Caprara, Assessor der Ritenkongregation, mitteilen lassen: „Sagt Comboni, dass ich ihn schätze, dass ich ihn immer verteidigen werde, dass er getröstet werden wird.“


[4606]

Warten wir ab. Ich werde immer mit Freude den Willen Gottes erfüllen. Seid gegrüßt und lasst es Euch gut gehen. Ich bitte um ein Memento am nächsten Monat.

Tuissimo

Daniel


[4607]

Ich bin öfters zum Kardinal und zum Sekretär der Propaganda Fide bezüglich ausländischer Briefmarken gegangen. Sie haben mir immer Versprechungen gemacht. Aber als ich am Tag der Abreise des Bischofs wieder hinging, sagte er mir, er habe sie anderen gegeben, ich solle später kommen, er werde mir auch einige für den Hochwürdigsten Bischof von Verona und für uns geben.


[4608]

Ich habe die letzten erfreulichen Nachrichten vom Vikariat vergessen.

1. Die Stadt Suakin am Roten Meer, von wo aus D. Polycarp am 14. Mai mit den Schwestern nach Berber aufgebrochen war, hat mich gebeten, eine katholische Kirche und eine Schule zu errichten.


[4609]

2. Gordon Pascha hat in Khartum die englischen Protestanten zurückgewiesen, da wir schon dort sind.


[4610]

3. Er sagte, dass er sich immer nach der Mission richtet, im Einvernehmen mit dem Provikar. Im Fall von Meinungsverschiedenheiten werde er sich immer an den Papst und an den Kardinalstaatssekretär wenden.


[4611]

4. Er wird die Mission stets begünstigen und ihr die befreiten Sklaven überlassen etc. Ich werde Euch das alles für den nächsten Jahresbericht schicken.


 


698
Mgr. Joseph De Girardin
0
Roma
25. 6.1877

Nr. 698 (663) AN MSGR. JOSEPH DE GIRARDIN

AOSIP, Afrique Centrale

[J.M.J.]

Rom, 25. Juni 1877

Monsignore,

[4612]

tief gerührt schreibe ich Ihnen diese wenigen Zeilen, um Ihnen, Monsignore, und dem ehrwürdigen Zentralrat des bewunderungswürdigen Werkes der Hl. Kindheit meinen innigsten Dank auszusprechen für den Scheck von 5.000 Franken, den Sie mir überwiesen haben, und der mir durch die Güte des Hochwürdigsten Generaloberen der Trinitarier, Martin y Bieues, von meinem Bankier Brown und Sohn in Rom überreicht wurde.


[4613]

Ich danke Ihnen zudem, Monsignore, für die Hinweise zu meinem nächsten Bericht. Das hilft mir, auch die Werke zu organisieren, die die Hl. Kindheit unterstützen kann.


[4614]

Tausend Dank, Monsignore, für Ihre große Nächstenliebe. Ich hoffe, dass ich mit der Gnade Gottes dem großen Eifer entsprechen kann, der in den Herzen der Mitglieder und der Wohltäter des Werkes der Hl. Kindheit brennt.

Nehmen Sie bitte, Monsignore, meine Grüße und die Gefühle von Dankbarkeit und Hochachtung entgegen. Ich bleibe immer in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Ihr demütiger und ergebener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


699
Mons. Giovanni Agnozzi
0
Roma
29. 6.1877

Nr. 699 (664) AN MSGR. GIOVANNI AGNOZZI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 491–494

[J.M.J.]

Rom, 29. Juni 1877

Hochwürdigste Exzellenz,

[4615]

ich habe das geschätzte Schreiben vom Kardinalstaatssekretär bezüglich der zwei klaren Anfragen an den Vatikan von Seiten des illustren Generals Gordon, Generalgouverneur aller ägyptischen Besitzungen im Sudan, sehr aufmerksam durchgelesen. Diese Besitzungen in meinem Vikariat sind vier- oder fünfmal größer als Frankreich.


[4616]

Ich schätze den gesunden Menschenverstand und die Loyalität dieser lobenswerten Persönlichkeit hoch ein. Obwohl Anglikaner, verhandelt er auch mit der höchsten kirchlichen Autorität und sucht ihren Rat, wenn es um die Beziehungen mit der katholischen Mission geht. Das kann den katholischen Interessen von Zentralafrika große Vorteile bringen.


[4617]

Zum ersten Punkt: Das Grundstück von Khartum war nicht ein Geschenk des Khediven an die Mission, sondern es wurde 1849 von meinem verehrten Vorgänger Dr. Knoblecher mit Hilfe der Propaganda Fide gekauft. Das Gesuch des Khediven von Khartum, die Mission möge der Regierung einen Teil des Grundstücks zur Verbreiterung des Ufers des Blauen Flusses abtreten, hatte 1874 Seine Exzellenz Ismail Ayub Pascha, der damalige Generalgouverneur von Nubien und Kordofan, an mich gerichtet. Ich war damit voll einverstanden unter der Bedingung, dass die Regierung auf ihre Kosten um den östlichen Teil unseres Gartens herum eine Ziegelmauer aufführt.


[4618]

Als aber der Pascha dann zur Eroberung von Darfur ausgezogen war und der Khedive ihn als Mitglied des Ministerrates nach Ägypten berufen hatte, wurde diese Vereinbarung nicht eingehalten. Da aber sein Nachfolger die vereinbarte Vergütung nicht bewilligte, hatte mein Stellvertreter auch das Grundstück nicht abgetreten. General Gordon hat die Angelegenheit dann abgeschlossen, indem er der Mission hundert Pfund bezahlte.


[4619]

Was den zweiten Punkt der Anfrage von General Gordon betrifft, die von größerer Bedeutung ist, muss Folgendes vorausgeschickt werden: Sowohl in Ägypten als auch in Aden und an vielen Orten der orientalischen Küsten Afrikas, wo es europäische Konsulate und katholische Missionen gibt, wird ein Sklave, der seinem muslimischen Besitzer davonläuft, entweder vom Konsulat oder von der Mission zur ‚Zaptia‘ (Polizeiquästur) gebracht, wo ihm auf seine Bitte hin ein Dokument ausgestellt wird, das ihn für frei erklärt.


[4620]

Ich habe sehr viele Sklaven beiderlei Geschlechts getroffen, die auf diese Weise die Freiheit erlangten. Ihre Besitzer haben infolgedessen kein Recht mehr auf sie.


[4621]

In Nubien jedoch hat sich die Lage der Sklaven verschiedentlich geändert, obwohl die gleichen Gesetze wie in Ägypten angewandt werden, da ein Drittel der Bevölkerung aus Muslimen und zwei Drittel aus Sklaven bestehen, die alle ausnahmslos Eigentum der muslimischen Familien sind.


[4622]

Als 1851 in Khartum das österreichische Konsulat zum Schutz der katholischen Kirche errichtet wurde, genossen sowohl das Konsulat als auch die Mission de facto Asylrecht. Doch infolge der dauernden Beschwerden der Besitzer der geflohenen Sklaven haben sich die Gouverneure geweigert, dem Konsulat und der Mission dieses Recht zu gewähren (dank des Asylrechts wurden nicht wenige Sklaven für den Glauben gewonnen). Daraus erwuchsen Streitigkeiten zwischen dem Vizekönig von Ägypten und Wien, bis der Khedive dem Gouverneur des Sudans den Befehlt erteilte, die in das Konsulat und auf die Mission geflüchteten Sklaven den muslimischen Besitzern zurückzugeben, wenn nötig mit Gewalt.


[4623]

Die Konsulate haben sich dem Willen der Regierung gebeugt, die Mission hingegen ist diesem Befehl nicht immer nachgekommen, einerseits aus Mitleid mit dem erbärmlichen und trostlosen Zustand der Sklaven, andererseits aus begründeter Angst, dass die Besitzer die Sklaven als Strafe für ihre Flucht umbringen, was manchmal geschehen ist, oder sie grausam misshandeln.


[4624]

Deshalb hat sich der Konsul an das Ministerium von Wien gewandt und dieses an Rom. Daraufhin hat Kardinal Barnabò seligen Angedenkens 1864 oder 1865 an den Apostolischen Vikar Msgr. Vuicic in Ägypten geschrieben, der ad interim für Zentralafrika verantwortlich war, und ihn beauftragt, dem Oberen von Khartum die Anweisung zu geben, jeden geflüchteten Sklaven dem österreichischen Konsul zu übergeben, damit dieser mit der Regierung über sein Los verhandeln kann. Eine solche Anordnung befindet sich im Archiv von Khartum.


[4625]

Nachdem ich die Leitung des Vikariats übernommen hatte, konnten wir sehr viele Sklaven retten, obwohl der Khedive es verboten hatte, da ich mit dem Gouverneur gute Beziehungen und die Oberin großen Einfluss auf ihn hatte. Aber es hat immer Probleme und Streitigkeiten zwischen der Mission, der Regierung und den Sklavenbesitzern gegeben, und auch mit dem österreichisch-ungarischen Konsul. Denn ich konnte feststellen, dass der Konsul so viele Sklaven an die Regierung auslieferte als ihm übergeben wurden. Die Regierung gab sie dann den Besitzern zurück. Dadurch schwand jede Hoffnung, jemals irgendetwas für ihr Wohl tun zu können.


[4626]

Nach vielen Streitigkeiten und Beschwerden, und angesichts der Tatsache, dass die Regierungen, der Khedive und auch der Konsul die Causa der Sklavenbesitzer unterstützten, habe ich 1875 um des Friedens folgende Anordnungen erlassen, und sie den Missionsoberen des Vikariats zugeschickt:


[4627]

1. Sobald ein Sklave oder eine Sklavin auf die Mission von Khartum flüchtet, wo sich das Protektoratskonsulat befindet, meldet der Obere innerhalb von 24 Stunden dem Konsul die Ankunft des Sklaven und sucht die Flucht zu rechtfertigen, um seine Freiheit zu garantieren. Wenn das Konsulat oder der Diwan ihn dann bittet, den Sklaven vorzustellen, begleitet ihn der Obere, falls es ein Mann ist, oder die Oberin, falls es sich um eine Frau handelt. Sollten diese verhindert sein, begleiten ihn ein Missionar oder zwei Schwestern, um vor den Behörden ihre Rechte zu verteidigen. Wenn die Gründe nicht anerkannt werden, überlassen sie den Sklaven den Behörden, werden ihn aber immer wieder in vornehmer und motivierter Weise reklamieren.


[4628]

2. Die Missionen von Kordofan und Berber, wo es kein europäisches Konsulat gibt, sollen in der gleichen Weise mit den Ortsbehörden zusammenarbeiten.


[4629]

3. Auf der Mission von Ghebel Nuba und in den unabhängigen Ländern, die nicht der ägyptischen Regierung unterstehen, soll man sich dafür einsetzen, de facto Asylrecht für die geflüchteten Sklaven zu erhalten und es einzuführen. Dabei soll man sich immer den Grundsatz vor Augen halten, dass die katholische Mission für jene Stämme Gesetzgeberin ist, und deswegen in der Praxis die Normen und der Geist des Evangeliums und der Kirche beobachtet werden sollen, nämlich die Freiheit und die geistlichen Interessen der Sklaven zu schützen, das heißt, sie vor den Herrschern und Häuptlingen entschieden zu verteidigen, um sie dann in die Herde Christi aufzunehmen.


[4630]

Obwohl die Oberen grundsätzlich meine oben erwähnten Anordnungen eingehalten haben, sind sie jedoch während meiner zwanzigmonatigen Abwesenheit vom Vikariat davon abgegangen, entweder aus Mitleid mit dem elenden Zustand der zerlumpten und verwundeten Geflüchteten; oder aus Überzeugung, die Sklaven könnten nach der Auslieferung an ihre Besitzer grausam zugerichtet werden; oder aus Angst, die Mission könnte an Achtung verlieren, wenn sie diese Unglücklichen nicht schützen und verteidigen kann; oder aus anderen Gründen.


[4631]

Das hatte Klagen von Seiten der Regierung, Reklamationen von Seiten der muslimischen Familienoberhäupter und heftige Proteste zur Folge, die bis zum Khediven von Ägypten gelangten, der deswegen jetzt auf die Mission sehr schlecht zu sprechen ist. General Gordon selbst hat das meinem Stellvertreter und der Provinzoberin bestätigt.


[4632]

Da mir diese Schwierigkeiten zu Ohren gekommen waren, habe ich an General Gordon geschrieben und ihn um seinen Schutz gebeten. Im vergangenen Mai habe ich meinem Stellvertreter im Vikariat, Kanonikus Fiore, ganz strenge Anordnungen gegeben, meine Verordnungen von 1875 bezüglich der geflüchteten Sklaven genauestens einzuhalten. Sie werden voll in Kraft treten, sobald ich die Heilige Kongregation zu Rate gezogen und ihre Anweisungen erhalten habe, die sie mir hoffentlich bald mitteilen wird.


[4633]

Da nun der Gouverneur General Gordon selbst den Kardinalstaatssekretär drängt, der Mission entsprechende Anleitungen zu geben (ein Beweis für die Loyalität und die ausgezeichnete Haltung dieser illustren Persönlichkeit der Mission gegenüber), hoffe ich, dass sich die Heilige Kongregation beeilen wird, mir genaue Verhaltensrichtlinien zu geben, die ich und alle Missionare von Zentralafrika in Zukunft ganz genau einhalten werden.


[4634]

Um die einzelnen Punkte dieser äußerst wichtigen Angelegenheit vollständig zu klären, erachte ich es als meine Pflicht, Eurer Exzellenz folgende Mitteilungen zu machen:

1. Gemäß den Informationen, die ich von meinem Stellvertreter Kanonikus Fiore und von anderen erhalten habe, hat General Gordon offiziell erklärt, dass er im Einvernehmen mit dem Khediven alles unternehmen will, den Sklavenhandel zu verbieten und zu zerschlagen, dessen größter Schauplatz unser Vikariat ist.


[4635]

a) Deshalb ist es den Giallaba oder Sklavenhändlern – muslimische Eingeborene von Nubien und Kordofan – unter schwersten Strafen verboten, mit europäischen Waffen in die Gebiete der schwarzen Stämme einzudringen, Jagd auf Menschen zu machen, sie zu Tausenden gewaltsam aus ihren Häusern zu schleppen, sie als Sklaven nach Kordofan, Nubien, ans Rote Meer und nach Ägypten zu bringen und Männer und Frauen barfuß, nackt und an Balken gebunden zu langen Fußmärschen zu zwingen.


[4636]

b) Die vielen Stämme und untergebenen Länder dürfen ihre Steuern an die Regierung nicht mehr in Form von Sklaven beiderlei Geschlechtes bezahlen (für jeden Sklaven macht das ungefähr 14 römische Scudi aus). Das muss ab jetzt in Bargeld erfolgen, oder mit Vieh, Elefantenzähnen und anderen Waren.


[4637]

c) Er hat angeordnet, unter den kräftigeren Sklaven Soldaten anzuwerben.


[4638]

2. Gordon hat zudem bestimmt, dass das Gesetz des Khediven, die Sklaven ihren Besitzern zurückzugeben, nur für ungefähr zwölf Jahre in Kraft sein soll. Nach dieser Zeit sind alle Sklaven im Besitz von Muslimen frei und können sich ihren Dienstherrn selber wählen.


[4639]

3. Ich selbst habe General Gordon in bescheidener Weise schriftlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Verordnungen der englischen Regierung an ihre Konsuln bezüglich der Sklaven, die auf europäische oder amerikanische Frachtschiffe flüchten – diese werden in seinem Brief an den Kardinalstaatssekretär und auch im Brief an meinen Stellvertreter, der vor mir auf dem Tisch liegt, erwähnt –, äußerst opportun zu sein scheinen. Denn es handelt sich um Sklaven, die auf Schiffe von sogenannten zivilisierten Nationen von Europa und Amerika geflüchtet sind, die zumindest auf dem Papier das Gesetz der Aufhebung der Sklaverei und des Sklavenhandels akzeptiert haben, ihre Würde respektieren und den Sklavenbesitzern das Recht absprechen, die Ehrlichkeit und Sittlichkeit der Sklaven zu missbrauchen und sie umzubringen.


[4640]

Aber dieses englische Gesetz scheint mir für die Sklaven der Muslime in Zentralafrika nicht besonders geeignet zu sein, da hier die Sklaverei nicht nur legal ist, sondern fast die Haupteinnahmen des Landes ausmacht. Hier kann der Besitzer über Leben und Tod der Sklaven entscheiden, mit den Sklavinnen nach Belieben Handel treiben und ihre Sittlichkeit und Ehrlichkeit missbrauchen, indem er sie den Launen und der Lust der Gäste preisgibt, um den Pflichten perfekter Gastfreundschaft nachzukommen, die der Koran vorschreibt und die im Sudan voll und ganz beachtet werden.


[4641]

Dieser traurige Zustand der Sklaven von Zentralafrika ist ein ganz anderer als die Lage der Sklaven in Amerika und jener, die sich auf die europäischen Frachtschiffe flüchten. Deswegen hätte Gouverneur Gordon in Anbetracht der äußerst beklagenswerten Bedingungen der Sklaven von Zentralafrika für diese ein etwas hilfreicheres Gesetz als das englische erlassen müssen, denn er erkennt auch diese unglücklichen Sklaven als menschliche Wesen an, die ein Recht auf das Leben und auf die Achtung ihrer Unschuld und Sittlichkeit haben und nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen sind.


[4642]

4. Dank meiner langen Erfahrung mit Sklaven, die auf der Mission Zuflucht gesucht haben, kann ich sagen, dass vier Fünftel von ihnen wegen ihres Zusammenlebens und Kontakts mit den Muslimen lasterhafte, verkommene, verdorbene Menschen und Räuber geworden sind und keine Hoffnung auf ihre Bekehrung besteht. Sie stehlen dann auch in der Mission, weigern sich zu arbeiten, verüben tadelnswerte Handlungen, geben den anderen Ärgernis, so dass sie schließlich von sich aus weglaufen oder von der Mission weggeschickt werden.


[4643]

Nur ein Fünftel von ihnen entspricht den Erwartungen der Mission und lässt auf Bekehrung zum wahren Glauben hoffen. Die meisten Sklavenbesitzer sind grausame Barbaren. Aber es gibt auch gute unter ihnen, die von ihren Sklaven nicht mehr verlangen, als europäische Gutsbesitzer von ihren Arbeitern erwarten, oder von ihren Dienern, die im Haus oder in Lagerräumen arbeiten.


[4644]

5. In dieser Zeit von Kriegswirren im Orient breitet sich unter den Muslimen der religiöse Fanatismus auf der ganzen Welt aus, und der Hass gegen das Christentum könnte auch auf den Sudan übergreifen. Deshalb bin ich der bescheidenen Ansicht, dass die Heilige Kongregation eine Resolution formulieren soll, die nur geringfügig vom doch gut fundierten Urteil von General Gordon abweicht, um die muslimischen Sklavenbesitzer des Sudans nicht zu irritieren. Zudem kann das Gesetz des Khediven, das die Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten der Sklavenhändler in Schutz nimmt, angesichts der schwierigen Zeitumstände nicht länger als zwölf Jahre Gültigkeit haben. Aus Prinzip sind dem Heiligen Stuhl Stabilität und Erhalt der Mission wichtiger als momentane Ergebnisse von einigen Bekehrungen.


[4645]

6. Ich kann der Heiligen Kongregation zusichern, dass trotz aller Gesetze des Khediven und von Gordon, trotz aller Widersprüche der Muslime, der Häretiker und der schlechten Christen, die Mission alle Anstrengungen unternimmt und es ihr mit der Gnade Gottes wie in der Vergangenheit gelingen wird, viele Seelen und auch entflohene Sklaven zu retten, mit wohlüberlegtem Eifer, mit Klugheit, Zurückhaltung, Nächstenliebe und dank des Ansehens des katholischen Apostolates, das in ganz Zentralafrika geschätzt wird.


[4646]

Ich beende meinen Brief und die Informationen und bitte Eure Exzellenz mit Nachdruck, diese wichtige Angelegenheit mit der Heiligen Kongregation zu besprechen, damit ich genaue und detaillierte Anweisungen erhalte, um mein Gewissen zu beruhigen und entsprechende Normen für mein zukünftiges Handeln zu haben. Gleichzeitig möchte ich die Heilige Kongregation ersuchen, wenn es ihr angebracht erscheint, dem klugen und gesunden Urteil des Kardinalstaatssekretärs nahezulegen, mich und die Mission von Zentralafrika dem Wohlwollen und Schutz des illustren Generals Gordon zu empfehlen.


[4647]

Versichern Sie ihm auch, dass die Mission im Rahmen ihrer Macht und ihrer Möglichkeiten stets mitarbeiten und die Förderung der christlichen Zivilisation unter den zahlreichen Völkern von Zentralafrika, die dem Khediven von Ägypten unterstehen, unterstützen wird.

Indem ich Ihre Hände küsse, verbleibe ich voller Hochachtung

Eurer Eminenz gehorsamster und wahrer Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika


700
Jean François des Garets
0
Roma
5. 7.1877

Nr. 700 (665) AN GRAF JEAN FRANÇOIS DES GARETS

APFL (1877), Afrique divers, 4

[J.M.J.]

Rom, Via Margana 40, A

5. Juli 1877

Herr Präsident,

[4648]

da das Werk der Glaubensverbreitung demnächst die Spenden verteilen wird, bitte ich Sie, Herr Präsident, von der Spende für Zentralafrika 1.000 Franken an Mutter Emilie Julien, Generaloberin der Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung, nach La Capelette in Marseille zu schicken. Den Rest können Sie an meine römische Adresse überweisen.


[4649]

Gott sei Dank, Seine Eminenz der Kardinalpräfekt der Propaganda Fide hat angeordnet, dass die letzte Generalkongregation, welche die Angelegenheiten von Zentralafrika abschließen wird, am 9. dieses Monats im Vatikan stattfindet, das heißt am kommenden Montag. Am 15. werden die Beschlüsse der Kardinäle dem Papst vorgelegt. Ich hoffe, dass ich nach dem Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel gute Nachrichten über den positiven Ausgang meiner Geschäfte in Rom geben und im nächsten Monat in die Mission zurückkehren kann.


[4650]

Ich kann Ihnen versichern, dass mir der aufgezwungene Aufenthalt von sechzehn Monaten in Rom und weit weg von Zentralafrika größere Qualen bereitet hat als die drückende Hitze, die großen Mühen, das Fieber, die Hyänen und Löwen von Zentralafrika.


[4651]

Aber der Wille Gottes und die höchste kirchliche Autorität haben mich hier festgehalten, und auch die großen und schwerwiegenden Interessen der Mission. Ich hoffe, dass diese Mission, die Gott in wunderbarer Weise beschützt hat, bald einen großen Aufschwung erleben wird. Ich wünsche, für sie zu sterben und mein ganzes Leben einzusetzen.


[4652]

Der aus England stammende General Gordon, Gouverneur der ägyptischen Besitzungen im Sudan, wird dem Sklavenhandel und den Schrecken des Sklaventums den Todesstoß versetzen. Ich hoffe, dass das für die Kirche bei der Bekehrung der Ungläubigen von großem Vorteil sein wird.


[4653]

Im Vertrauen gesagt, Seine Eminenz Kardinal Canossa wird einen Pastoralbrief für die Verbreitung des Glaubens schreiben. Wir werden unser Möglichstes tun, damit die Bischöfe vom Veneto seinem Beispiel folgen.


[4654]

Indem ich Ihnen für Ihren außerordentlichen Schutz unendlichen Dank ausspreche, den die Glaubensverbreitung der Mission von Zentralafrika gewährt,

verbleibe ich in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Ihr ergebener Diener

Daniel Comboni

Apostolischer Provikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]