welch ein Pech, dass ich nicht in Verona gewesen bin, als sie in Mailand waren. In Österreich, in Wien, erreichte mich ein Telegramm, das mich nach Rom rief, wo ich damit beschäftigt bin, so weit zu kommen, damit diePropaganda Fide in der Versammlung die Angelegenheiten von Zentralafrika dem Vatikan vorlegen kann. (In Wien ging ich nach Frohsdorf, um einen Tag mit dem heiligsten der Könige, Graf de Chambord, zu verbringen). Folglich ist es mir im Moment unmöglich, in die Schweiz zu kommen. Ganz gleich ob in der Schweiz oder in Paris oder in Prat-en-Raz werde ich einige Tage mit Ihnen, den Frauen, den Kindern und meinen lieben Freunden verbringen.
Ich schicke Ihnen die Briefe, die mir die Frau Oberin von Rom gegeben hat, aber ich befinde mich in einer misslichen Lage, sie abzuschicken, weil ich Ihre Anschrift nicht recht verstehe. Aber ich werde es versuchen. Ich werde die Briefe per Einschreiben schicken, um sie im Fall, dass sie nicht ankämen, offiziell reklamieren zu können. Seien Sie so gut und geben Sie mir bitte gleich Bescheid, ob Sie diesen Brief erhalten haben. Ich schicke Ihnen auch den Antrag, der für Carlo Igghiens in Paris genehmigt wurde.
Viele Grüße an Herrn Auguste, an seine Frau und an Sie.
Mit ganzem Herzen Ihr Ihnen immer mit ganzem Herzen ergebener
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
[Übersetzt aus dem Französischen.]
nachdem ich im Bericht vom vergangenen April die Geschichte, die Entwicklung und die inzwischen erreichte Stabilität der Missionen von Zentralafrika geschildert habe, möchte ich noch die von meinen Missionaren vom Institut in Verona in Afrika befolgten Vorschriften erwähnen, die den Fortgang der jetzigen und künftigen Missionen des Vikariats gewährleisten können. Der Bericht über die Verwaltung zeigt zudem, dass auch die materiellen Mittel ausreichen und gesichert sind. Dann will ich auf die Beziehungen zwischen dem Vikariat und den zwei Ordensgemeinschaften sowie auf das Verhalten der Patres Carcereri und Franceschini dem Vikariat gegenüber eingehen. Zuerst aber:
1. Die Missionare, Laien und Priester, die in den Instituten von Verona nach eigenen Vorschriften leben und unter der Leitung eines Oberen stehen, der mit Afrika identifiziert ist, reisen dann ins Vikariat von Zentralafrika aus. Dort kümmern sie sich nicht nur um das materielle, sondern auch um das geistliche Wohl jener armen Seelen, die seit vielen Jahrhunderten der Macht des Teufels ausgeliefert sind. Vergeblich aber oder wenig erfolgreich wäre die Arbeit des Missionars, würden nicht entsprechende Normen ihn selbst und seinen Einsatz regeln. Neben dem höheren Oberen, der für die ganze Mission verantwortlich ist, steht jeder Station ein Rektor vor, dem die Sorge um eine Mission anvertraut ist.
Der Rektor übt für gewöhnlich das Amt des Pfarrers aus. Als solcher muss er unter das Volk gehen, die Familien besuchen, um ihre Bedürfnisse kennenzulernen, Frieden stiften, schlechte Gewohnheiten bekämpfen, die Katholiken zur Beachtung der kirchlichen und göttlichen Gesetze anhalten, überall mit Geduld das Böse verhindern, das Gute unterstützen und gleichzeitig mit seinem Benehmen dazu beitragen, dass die Leute die Religion schätzen und die Mission lieben und respektieren. Er führt das Pfarrregister und verwaltet die Messen; er ist für die Liturgie und die vorgeschriebenen Feste in der Kirche verantwortlich und feiert sie mit besonderem Glanz, soweit es die Finanzen erlauben. Er ist überzeugt, dass der Geist und das Herz des Afrikaners mehr von der äußeren Schönheit als vom Wort angezogen wird. Die Bedürfnisse der Leute sind für den Pfarrer oberstes Gesetz (Ziel des Werkes ist das Wohl der Bevölkerung), das nur mit Klugheit gemildert werden soll. Als Oberer kann und soll er die anderen Missionare, die ihm immer direkt unterstehen, wann immer notwendig zur Mitarbeit heranziehen. Er sorgt sich um die gute interne Ordnung des Hauses, das heißt, er achtet darauf, dass alle so gut wie möglich ihre persönlichen und gemeinschaftlichen Verpflichtungen erfüllen.
Nach dem gemeinsamen Morgengebet zusammen mit den Afrikanern und der Feier der heiligen Messe verrichten die Laienbrüder die verschiedenen Arbeiten im Haus, bearbeiten das Feld und bringen den Jungen ein Handwerk bei. Am Abend begeben sie sich mit den Patres und Jungen zum Rosenkranzgebet und zur Gewissenserforschung in die Kirche. Ebenso versammeln sie sich mit den Jungen in der Kirche zum Abendgebet. Das sind die Hauptverpflichtungen der Laienbrüder. Der Rektor hat auch die Aufgabe, die Arbeiten zu überwachen und zuerst für das Notwendige und dann auch für das Nützliche im Haus zu sorgen. Der Priester, der für die Schule verantwortlich ist, unterrichtet zur festgesetzten Zeit mit Hingabe die Jungen.
Der Direktor und außerordentliche Beichtvater der Schwestern, der nie mit dem Pfarrer identisch ist, der ordentlicher Beichtvater ist, muss sich genau an die Konstitutionen der Kongregation der Schwestern von der Erscheinung des Heiligen Josef halten. Der Direktor muss über seine Aufgabe immer wieder dem höheren Oberen berichten, genauso der Pfarrer und der Verwalter. Dieser muss am Ende eines jeden Semesters einen genauen Bericht an den Generalverwalter schicken.
Jeder Priester ist neben der täglichen heiligen Messe und dem Stundengebet zu einer täglichen, eine Dreiviertelstunde dauernden Betrachtung verpflichtet, wo möglich vor der Messe. Von diesen Verpflichtungen wird nur in Ausnahmefällen dispensiert. Alle Priester und Laienbrüder, die Schwestern und Jugendlichen beiderlei Geschlechtes sind verpflichtet, am Mittwochmorgen an der wöchentlichen Anbetungsstunde teilzunehmen. Am Abend des ersten Freitags im Monat wird nach den festgesetzten Gebeten und einer Herz-Jesu-Ansprache ein feierlicher Segen erteilt. Auch alle anderen Segensandachten und gebräuchlichen Novenen werden regelmäßig gehalten. Für die Laienbrüder und die afrikanischen Mädchen und Jungen ist alle zwei Wochen die Beichte vorgesehen, für die Priester jede Woche. Jedes Jahr machen sie getrennt von den Schwestern achttägige Exerzitien, um ihren Geist zu erneuern und den Eifer für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen neu zu entfachen.
Das sind die allgemeinen und gemeinsamen Vorschriften. Den Laienbrüdern ist es streng verboten, ohne vorherige Erlaubnis des Oberen Familien zu besuchen, die afrikanischen Jungen dürfen ohne Erlaubnis das Haus nicht verlassen, allen, einschließlich den Priestern, ist es untersagt, ohne Notwendigkeit und beruflichen Grund mit den Schwestern in Verbindung zu treten. Damit habe ich die Vorschriften aufgezählt, die für die Missionare meines Instituts von Verona in Zentralafrika gelten. Es sind einfache Normen, aber sie genügen, um die Tugend der Mitglieder zu schützen, und entsprechen den Aufgaben, die es unter der Leitung des Missionsoberen zum Wohl der bedürftigen und vernachlässigten Bevölkerung zu erfüllen gilt. Die Gruppe meiner Missionare hat bis jetzt genau nach den Vorschriften gelebt und mir dadurch Trost und Genugtuung bereitet.
I. Was die Anzahl der Missionare betrifft, möchte ich hier noch hinzufügen, obwohl ich darüber bereits im ersten Generalbericht vom vergangenen April berichtet habe, dass das Institut von Verona genügend Missionare schicken kann, um die heutigen und auch künftige Missionen von Zentralafrika zu betreuen.
Erstens: die Anzahl der Schwestern der Erscheinung vom Heiligen Josef zusammen mit den afrikanischen Lehrerinnen reicht für die jetzigen Missionen aus, was ich im Bericht vom vergangenen April klar aufgezeigt habe. Es wird auch genügend weibliches Personal zur Verfügung stehen, sollte die Mission schnelle Fortschritte machen. Denn einerseits habe ich die Schwestern der Erscheinung vom Heiligen Josef, welche die Generaloberin laut Vertrag von 1874 bereitstellen muss, andererseits wird das von mir in Verona gegründete Institut der Frommen Mütter für Afrika, das bereits fünfzehn Mitglieder zählt, ständig Schwestern nach Zentralafrika schicken.
II. Genauso, wie genügend weibliches Personal für die heutigen und künftigen Missionen des Vikariats zur Verfügung stehen wird, wird das Männerinstitut in Verona für den Fortbestand der künftigen Missionen eine genügend große Anzahl von Missionaren schicken, so wie das bis jetzt geschehen ist. Angesichts der einzigartigen Wirksamkeit der Frau im Sudan und der entsprechend großen Hilfe der Schwestern für die Missionare reichen drei Priester und zwei Laienbrüder pro Mission aus. Abgesehen von der Berber–Mission und meinen Instituten in Kairo, die das notwendige Personal für die eigenen Bedürfnisse haben, entspricht das Personal auf den Stationen von Khartum, El Obeid und Nuba den oben erwähnten Verhältnissen. Dies habe ich bereits im Bericht vom vergangenen April aufgezeigt. Außerdem befinden sich drei Kleriker im Vikariat, die bald das Theologiestudium abschließen. Zudem stellt das Institut in Verona fünf Laienbrüder, sechs Studenten, zwei Kleriker eingeschlossen, und fünf Priester als Missionare für die bestehenden Stationen zur Verfügung.
Daraus ist ersichtlich, dass die Institute von Verona unsere geliebte Mission bis heute ausreichend mit Missionaren versorgt haben. Es gibt also keinen Grund zu bezweifeln, dass sie nicht auch in Zukunft genügend Personal schicken werden. In der Provinz Verona genießen die Missionen von Zentralafrika große Zuneigung. Auch in Deutschland und anderswo herrscht große Begeisterung. Zahlreiche Priester bitten um Aufnahme. Wir dürfen hoffen, dass die wachsende Verbreitung unserer Annalen des Guten Hirten das Werk in einem immer größeren Umfeld bekannt machen und zahlreiche Berufungen unter den Mädchen, dem Klerus und den Handwerkern wecken wird.
III. Nachdem ich aufgezeigt habe, dass das Institut von Verona die Missionen von Zentralafrika bis heute mit genügend Personal versorgt hat, und das auch in Zukunft tun wird, möchte ich jetzt auf die Verwaltung eingehen, die ich in den letzten Jahren selbst geführt habe. Ich möchte:
Große Schwierigkeiten und hohe Spesen verursacht die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln. Da diese nur in Ägypten erhältlich sind, hat die Einkäufe bis jetzt jedes Jahr der Obere der Institute von Kairo auf meine Anordnungen hin besorgt. Zu den hohen Ausgaben für Lebensmittel, Stoffe, Werkzeuge, Holz etc. kommen die Spesen für den Transport auf Booten oder Kamelen bis Khartum und von Khartum zu den einzelnen Stationen hinzu. Nicht zu vergessen sind die Ausgaben, die jede Station zusätzlich zu den genannten Gütern jeden Tag in den sudanesischen Läden machen muss, sowie die Reisekosten für die Missionare und Schwestern von Europa nach Kairo, von Kairo nach Khartum und von Khartum zu den einzelnen Stationen.
Wenn ich zu all diesen verschiedenen Ausgaben jene für Reisen, die fünf bis sechs Monate dauern, hinzuzähle; wenn ich an die Missionare denke, die mit recht einfachen Mitteln auskommen müssen; wenn ich die Schwierigkeiten bedenke, die in Kairo eingekauften Güter zu transportieren, welche deswegen in der Zwischenzeit in sudanesischen Läden teuer eingekauft werden müssen; wenn ich an die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Stationen und an den unterschiedlichen Wert der kleinen Währungen in den einzelnen Ländern und zu verschiedenen Zeiten des Jahres denke, dann ist es ohne weiteres verständlich, dass die Ausgaben des Vikariats von Zentralafrika nicht unbedeutend sind und die Verwaltung alles andere als einfach ist. Das Vikariat hat aber keine Schulden. Jede Station und jede Einrichtung ist bis jetzt immer mit dem Notwendigen versorgt worden, ohne aber übertriebene und unnötige Ausgaben zu machen, weder bei Bauten noch bei Reisen noch bei Einkäufen etc.
Würde aber anstelle des Missionsoberen ein Missionar die Generalverwaltung führen, könnten die vielfältigen Ausgaben besser koordiniert werden. Deswegen habe ich bereits einen geeigneten Priester für dieses Amt ausgewählt und ihn zum Generalverwalter ernannt, da ich durch die vielen anderen Aufgaben, die mit dem Amt des Oberen einer so schwierigen Mission verbunden sind, sehr in Anspruch genommen werde. Dem Vikariat von Zentralafrika werden durch den mächtigen Schutz des glorreichen Patriarchen St. Josef, dem eigentlichen Verwalter von Zentralafrika, nachdem ihn der Heilige Vater zum Beschützer der katholischen Kirche ausgerufen hat, nie die notwendigen Ressourcen fehlen. In diesem Augenblick habe ich keine Schulden, weder in Afrika noch anderswo. Alle Missionen des Vikariats sind für dieses Jahr 1876 mit Geld und Gütern gut versorgt. Ich habe eine Rücklage von 20.000 Goldfranken mit 6% beim englischen Bankier Brown in Rom, und das nötige Geld für die nächste Reise von Missionaren und Schwestern nach Ägypten liegt bereits vor.
Wie könnte man an der göttlichen Vorsehung und am umsichtigen Verwalter St. Josef zweifeln, der mir innerhalb von nur achteinhalb Jahren und in so unheilvollen und schwierigen Zeiten über eine Million Franken geschickt hat, um das Werk der Wiedergeburt von Afrika in Verona, Ägypten und im Inneren Afrikas zu gründen und zu beginnen. Die Geldmittel und materiellen Güter für den Unterhalt der Mission sind meine kleinste Sorge Es genügt das Gebet.
IV. Das Vikariat verfügt über folgende sichere jährliche Einnahmen:
a) der Garten von Khartum erbringt einen Netto Gewinn von jährlich |
3.000 Fr. |
b) die Einnahmen von zwei Lagerräumen in Kordofan belaufen sich auf |
500 Fr. |
c) jährliche Spende eines sizilianischen Kanonikus zum Unterhalt von 30 Afrikanern |
4.000 Fr. |
d) Rendite von 2.000 Gulden von der edlen Familie des Prinzen von Liechtenstein in Wien, eine hundertjährige Anlage zum Loskauf von Sklaven. Diese Rendite wird seit vier Jahren durch das Bemühen dieser edlen Familie nach Zentralafrika überwiesen: im Ganzen sind es |
4.500 Fr. |
e) Messintentionen der Missionare, ungefähr |
3.000 Fr. |
f) Zinsen von einem Vermächtnis von 50.000 Fr. von Seiten des Herzogs von Modena, die mir sicher im Oktober überwiesen werden, wie mir der Testamentsvollstrecker Graf von Chambord vor zwei Wochen versichert hat. Ich werde sie anlegen für ein Jahreseinkommen von |
3.000 Fr. |
|
|
|
18.000 Fr. |
Außer dem bescheidenen Einkommen von den Pfarreien habe ich demnächst bedeutende Vermächtnisse in Aussicht, die ich als fixes Einkommen anlegen werde. Ich habe auch meine privaten Wohltäter, wohlhabende Prinzen, die sich immer großzügiger zeigen. Dann gibt es die Wohltätigkeitsvereine Europas, die mir im Verlauf der letzten vier Jahre, seitdem ich Apostolischer Provikar bin, jedes Jahr durchschnittlich folgende Spenden geschickt haben:
Das Werk der Glaubensverbreitung von Lyon und Paris |
50.000 Fr. |
Der Verein für Afrikaner von Köln |
20.000 Fr. |
Der Marienverein, die Vereine der Unbefleckten Empfängnis und der Hl. Kindheit von Wien; der Ludwigsverein von München |
20.000 Fr. |
wenigstens |
90.000 Fr. |
Für den Unterhalt der Mission, die außerordentlichen Ausgaben für die Bauten etc. ausgeschlossen, genügen 50.000 Franken, einschließlich der Reisen, der Ausgaben für die Missionen etc. Solange die Spenden der europäischen Vereine wie bisher fließen (sie nehmen eher zu), kann ich den Überschuss in Kapitalanlagen investieren und für die Ausbreitung der Mission sorgen. Falls es in Frankreich zu einer Umwälzung kommt und daher die Spenden vom Werk der Glaubensverbreitung ausbleiben, habe ich noch die Ressourcen von Köln und Wien, das heißt von Preußen und Österreich. Sollte in Preußen etwas Ähnliches passieren, hätte ich noch die Ressourcen von Lyon und Wien. Sollte es in Österreich zu einem Umsturz kommen, verblieben mir die Spenden von Frankreich und Preußen.
Käme es in Frankreich, Preußen und Österreich zu einer Umwälzung, dann würde Zentralafrika mit allen anderen Missionen der Welt das gleiche Schicksal teilen. Dann bleibt aber immer noch der hl. Josef, der über alle Kataklysmen der Welt triumphiert. Meine Hoffnung wird nie erschüttert werden. Diese obigen Angaben betreffen alle Missionen von Zentralafrika, aber nicht die Institute von Verona, die eigene Besitzungen für ihren Unterhalt haben. Ich glaube, dass das bisher Gesagte zusammen mit dem Bericht vom vergangenen April klar genug ist, um das solide Fundament der Mission von Zentralafrika aufzuzeigen. So kann ich jetzt übergehen zu den Beziehungen zwischen dem Vikariat und den abhängigen Ordensfamilien.
Mitarbeiter der Missionare meines Instituts von Verona im Vikariat:
Was die Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung betrifft, ist der Vertrag von 1874 zwischen mir und der Generaloberin von beiden Seiten zur gegenseitigen Zufriedenheit umgesetzt worden. Anfangs hat es kleinere Schwierigkeiten gegeben, die ich und die Oberinnen der Mädcheninstitute als solche erkannt haben; diese waren angesichts der besonderen örtlichen Umstände zu erwarten. Aber beide Seiten haben gemeinsam, nach dem Geist des Vertrags und mit voller Zufriedenheit der Provinzoberin von Khartum, die Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt. Den Eifer, die Opferbereitschaft und die Arbeit der Schwestern auf den Stationen kann ich nur loben und auch sie sind zufrieden, wie ich für sie sorge.
Was die Ordensleute des Hl. Kamillus betrifft, habe ich
Zum ersten Punkt: P. Carcereri schrieb mir am 17. Juli aus Rom: „Es ist meine erste Pflicht, Ihnen aus ganzem Herzen für die von Ihnen ausgearbeitete und unterschriebene Konvention für unsere kanonische Existenz als Kamillianermissionare in Zentralafrika zu danken … jetzt ist es Ihre Aufgabe, das Haus und die Kapelle in Berber vorzubereiten … mit wenigstens zehn Zimmern, Küche, Speisesaal, Empfangsraum … und Kapelle, und wenn möglich Räumlichkeiten für Schule, Krankenstation und Schülerheim.“
Wenn man bedenkt, dass es in Berber damals und auch heute noch nur sechs Katholiken gibt, merkt man sofort, dass die Forderungen stark übertrieben waren. Er hat aber keinen Aufschub gewährt. Er verlangte, dass sofort ein Haus gekauft oder eines gebaut wird. In solchen Tönen schrieb er auch am 18. August 1875 aus Verona an den Oberen der Institute von Kairo: „Mit der nächsten Post werde ich Ihnen eine Kopie der Konvention mit den Kamillianern schicken, die der Bischof von Verona, P. Guardi und der Kardinal bereits approbiert und unterzeichnet haben. (Die Konvention trägt jedoch das Datum vom 24. August 1874.) Schicken Sie den Text an den Provikar mit der Bitte, sofort das Haus in Berber bereitzustellen, da die Propaganda Fide und der Generalobere wünschen, dass bei unserer Ankunft die kanonische Errichtung stattfindet.“
Ich glaube nicht, dass Eure Eminenz einen solchen Befehl gegeben hat. Nach Erhalt dieser Nachricht bin ich weiterhin in Khartum geblieben, denn ich habe es nicht für richtig gefunden, mich in neue Ausgaben zu stürzen (zusätzlich zu den vielen bereits laufenden und angesichts der Geldknappheit, die P. Carcereri verursacht hat, wie ich weiter unten berichten werde), ohne vorher offiziell von der Propaganda Fide den Text der Konvention erhalten zu haben. Schon vor einigen Monaten hatte ich an P. Carcereri geschrieben, seine Mitbrüder sollten solange in Khartum bleiben, bis ich ihr Haus in Berber erworben und eingerichtet habe.
Er jedoch schrieb mir am 27. November aus Kairo: „Ich bin sicher, dass bei meiner Ankunft in Berber alles für unsere Unterbringung bereitsteht: In diesem Punkt kann ich nicht nachgeben. Ich werde meine Mitbrüder auch nicht vorübergehend nach Khartum bringen, was Sie scheinbar wünschen. Da der Vertrag spätestens am 1. Januar in Kraft treten muss, wie sie aus der Approbation durch die Propaganda Fide sehen werden ... Seien Sie also so gut und bereiten Sie sofort das Haus in Berber vor, so dass es Ende November bezugsbereit ist.“
Am 4. Oktober schrieb mir P. Carcereri aus Kairo ganz kategorisch: „Ich sage es ganz deutlich, dass ich auf keinen Fall meine Mitbrüder nach Khartum bringen werde, und wenn das Haus in Berber nicht bereitsteht, kehre ich mit ihnen um, um jenem Rechenschaft zu geben, der ein Recht darauf hat.“
Die gleiche Sprache benützt P. Carcereri mir gegenüber in anderen Briefen und in einem Brief an P. Franceschini, den dieser mir vorgelesen hat. Darin schrieb er, dass er für November ein großes Haus mit dreizehn Zimmern, mit Sälen, Schulen, Krankenstation, Kirche, Apotheke, Garten etc. haben will. Erlauben Sie mir jetzt eine Bemerkung: Anfang November erhielt ich offiziell den Vertrag mit der Anordnung, die anderen Stationen zu erhalten und das Haus von Berber einzurichten. Ich hatte für all das aber nicht genügend Geld, denn P. Carcereri hatte den Oberen von Kairo mit Drohbriefen aus Europa und dann mündlich in Kairo gezwungen, ihm all mein Geld auszuhändigen, denn er wollte es mir persönlich überbringen, und verbot ihm, es mir wie gewöhnlich auf dem sichereren und schnelleren Weg der ägyptischen Regierung zu schicken. Deswegen erhielt ich es nicht nur einen Monat, sondern vier Monate später. Die offizielle Nachricht vom Vertrag erhielt ich erst Anfang November. P. Carcereri wusste, dass ich knapp bei Kasse war, und doch verlangte er mit Drohgebärden, dass Ende November das Haus schon gekauft und eingerichtet sein muss. All das zeigt seinen Charakter.
Ich bin der Ansicht, dass die Propaganda Fide dem Missionsoberen die nötige Frist vielleicht auch von einem Jahr einräumt, um das Projekt zu verwirklichen, sobald sie einen Vertrag zur Gründung eines Ordenshauses in so entlegenen Ländern gutheißt, wo das Handwerk und die Einrichtungen von Europa vollständig fehlen. P. Carcereri wollte sich aber nicht in meine Lage versetzen, sondern verlangte von mir in ungehöriger Weise, sofort ein Haus zu kaufen oder zu bauen, was in jenem Augenblick sehr schwierig war. Solche Vorhaben brauchen Zeit und Ruhe. Ich hätte mir Zeit nehmen können, aber um des Friedens willen, und da ich den Charakter von P. Carcereri kenne, habe ich alles getan, ihn zufriedenzustellen.
Ich eilte nach Berber, das fünfzehn Tagesreisen von Khartum entfernt ist. Der Herr half mir, in der Stadt eines der größten und solidesten Häuser zu finden. Ich beschloss, es gleich zu kaufen, obwohl ich es nach einigen Monaten hätte billiger bekommen können. Ich zahlte 25.200 Berber-Piaster. Ich schickte P. Franceschini mit einem von meinen Laienbrüdern dorthin. Ich kehrte noch im November nach Khartum zurück. P. Franceschini war mit dem gut eingerichteten Haus vollauf zufrieden. Er beschrieb es in einem Brief an den Generaloberen, von dem ich mit seiner Erlaubnis Eurer Eminenz eine Kopie schickte. Bis jetzt habe ich in mehr als großzügiger Weise die Konvention umgesetzt.
Artikel X. der Konvention bestimmt, dass das Vikariat mit 5.000 Franken jährlich zum Unterhalt des Kamillianerhauses in Berber in einer oder zwei Raten jeweils am Semesteranfang beiträgt. Auch das habe ich erfüllt. Den Betrag vom 1. März 1875 bis 1. März 1876 habe ich gleich im ersten Monat für das ganze Jahr vorausbezahlt und die Ausgaben gutgeschrieben, die Carcereri in Europa für seine Mitbrüder gemacht hatte und die von ihm bestätigt worden sind. Da aber P. Carcereri gewisse für mich gemachte Auslagen nicht bestätigen wollte und behauptete, dass diese nicht er, sondern sein Generaloberer begleichen müsse, gab er schließlich im Juni, das heißt nach vier Monaten, dem Verwalter des Kamillianerhauses von Berber, P. Franceschini, den Auftrag, die Abrechnung zu überprüfen und abzuschließen.
Nachdem P. Franceschini alles überprüft hatte, stellte er mir eine Empfangsbestätigung für den ganzen Betrag bis zum 1. März 1876 aus, wie ich Eurer Eminenz von Khartum aus mitgeteilt hatte. Ich verpflichtete mich, ihm 2.000 Franken von der nächsten Rate vorzustrecken (was ich auch getan habe). Da aber P. Carcereri das Vorgehen von P. Franceschini nicht billigte, obwohl dieser und der andere Kamillianer, P. Alfonso Chiarelli, ihm schriftlich versicherten, dass ich ihm um des Friedens willen viel mehr Geld auf das Konto eingezahlt hatte, schickte ich ihm weitere 2.000 Franken, um das Problem loszuwerden. Ich bezahlte nach seinem Wunsch. Am 1. Januar dieses Jahres stellte er mir dann eine richtige Empfangsbestätigung aus und zeigte sich zufrieden. Auf diese Weise habe ich nicht wenig Geld verloren, aber ich habe es in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft getan.
Die Rate vom ersten Semester, also vom 1. März bis 1. September 1876, habe ich folgendermaßen ausbezahlt: Unser Geld wird von Kairo aus stets durch Vermittlung der Regierung nach Khartum geschickt. Da der Pascha/Gouverneur von Khartum dem Khediven die Rendite von allen ägyptischen Besitzungen im Sudan weiterleiten muss, nimmt er gerne die Wechsel des Finanzministeriums von Kairo an und leitet das Geld an die Person weiter, für die es bestimmt ist. Da der Krieg mit Darfur und Äquatoria viel Geld verschlingt, hat der Khedive dem Generalgouverneur des Sudans, Ismail Ayub Pascha, befohlen, die Erträge vom Sudan für den Krieg zu verwenden. Aus diesem Grund ist das Finanzministerium von Kairo nicht mehr berechtigt, meine Beträge in Khartum auszuzahlen, wie aus dem Brief des österreichischen Konsuls von Kairo hervorgeht, aus dem ich einige Zeilen anführe: „Es tut mir leid, dass ich Ihnen die 100 Napoleondor nicht überweisen kann, denn das Finanzministerium erklärt, dass es zu diesem Zeitpunkt in Khartum über diese Summe nicht verfügen kann.“
Angesichts dieser Schwierigkeit, das Missionsgeld ins Vikariat kommen zu lassen, habe ich vorläufig folgenden Modus gefunden: Da eine gute Frau von Berber, die immer in besten Beziehungen mit mir und meinen Vorgängern gestanden ist, in Kairo Ausgaben im Wert von etwa 14.000 Franken machen muss, bat ich sie anlässlich meines Aufenthalts am 1. Januar dieses Jahres in Berber, mich damit zu beauftragen, für sie diese Summe aus meiner Kasse in Kairo auszugeben und ihren Betrag von 14.000 Franken in ihrer Kasse in Berber zu belassen, um ihn dann nach meinen Anordnungen an unsere Häuser des Vikariats zu verteilen. Die Kassenschlüssel dieser katholischen Frau bewahrt P. Carcereri auf, denn ihre Diener und Angestellten sind allesamt Diebe. Wann immer die Frau Geld aus ihrer Kasse herausnehmen will, hängt sie von P. Carcereri ab, der die Schlüssel aufbewahrt und dabeisteht, wenn die Angestellten Geld holen, da die Frau krank ist.
Am 7. Februar habe ich dieser Frau den Auftrag gegeben, an P. Carcereri 2.500 Franken als Vorauszahlung für das Semester zu überweisen, und gleichzeitig P. Carcereri gebeten, von der Frau den Semesterbetrag abzuholen. Dieser Betrag wird ihr von meinem Konto gutgeschrieben. Ich weiß, dass meine Briefe am 2. März in Berber angekommen sind. Diese Frau hat immer auf mich gehört. Andererseits hat P. Carcereri die Schlüssel zu ihrer Kasse. Er braucht also nur den Mund auftun, um von der Frau den Betrag zu erhalten, den er braucht. Ich bin deswegen wie aus allen Wolken gefallen, als ich vom Hochwürdigsten P. Guardi im vergangenen Mai hörte, dass P. Carcereri bis zum 5. April das Semestergeld nicht abholen konnte. Ich fragte deswegen P. Franceschini, der mit ihm bei Magdalena war, ob Carcereri das Geld wirklich nicht erhalten hatte. Was mich betrifft, glaube ich, mein Bestes getan zu haben, um meinen Pflichten nachzukommen. Mehr kann ich nicht tun, denn ich habe keine andere Möglichkeit.
b) Quoad secundum. Der erste Artikel der Konvention bestimmt, dass die für Zentralafrika bestimmten Kamillianer die vier ordenseigenen Gelübde bereits abgelegt haben müssen. Nun hat P. Carcereri mit Zustimmung seines Generals P. Guardi folgende Leute mit dem Kamillianerhabit ins Vikariat gebracht, die weder die vier ordenseigenen Gelübde abgelegt noch das Noviziat gemacht haben, wie er mir am 30. April 1875 nach Khartum geschrieben hat.
Laut Konvention sollte kein Kamillianer ohne Ordensgelübde nach Afrika kommen, um ihres Ordensberufes sicher zu sein und nicht unnötig Geld auszugeben, wenn sie keine Berufung haben. Genau das ist mit dem besagten Bergamaschi geschehen, der erst kürzlich den Kamillianerhabit ausgezogen hat, nach Berber geflohen ist und in der Mission von Khartum Zuflucht gesucht hat, nachdem er auf meine Kosten von Verona nach Kairo und von Kairo nach Khartum und Berber gereist war. P. Carcereri wollte, dass ich das Noviziat von Berber anerkenne. Ich habe mich entschieden geweigert, was Postulanten aus Europa betrifft, denn ich sagte: „Die hohen Reisekosten von Europa nach Afrika sind sicher, der gute Ausgang aber unsicher“, was bei Bergamaschi tatsächlich eingetroffen ist, für den ich vergebens mehr als 1.000 Franken ausgegeben hatte, dank des Dickschädels von Carcereri.
Artikel III. der Konvention schreibt vor, dass die Kamillianer dem Provikar ganz zur Verfügung stehen, der sie zu irgendeinem Amt ernennen und auf irgendeine Station versetzen kann. P. Carcereri hat dagegen gehandelt unter dem Vorwand, dass laut Propaganda Fide (???) alle ein Jahr lang in Berber bleiben müssten. Er hat sich verfehlt:
Artikel VII. überträgt den Kamillianern die ordentliche Pfarrseelsorge mit der Verpflichtung, die Katholiken in den Provinzen von Suakin, Taka und im Königreich Dongola zu besuchen. Sechzehn Monate nach Inkrafttreten des Vertrags hat er noch keine dieser Ortschaften besucht. Auf meiner Reise nach Europa habe ich in der Stadt Suakin Halt gemacht, kirchliche Angelegenheiten geordnet und die erste heilige Messe gefeiert, die in jener Stadt am Roten Meer je gelesen worden ist.
Der XVI. und letzte Artikel schreibt vor, dass der Obere der Kamillianer jedes Jahr dem Apostolischen Provikar einen Bericht über Berber und die Entwicklung des Kamillianerwerkes vorlegen muss, der ihn dann mit seinen eigenen Bemerkungen an die Propaganda Fide weiterleiten muss. In den sechzehn Monaten seit Errichtung des Kamillianerhauses hat mir P. Carcereri noch keinen Bericht geschickt, und deswegen kann ich auch keinen an Eure Eminenz schicken.
Ich glaube, dass ich dieses Kapitel abschließen kann:
Verhalten der Patres Stanislao Carcereri und
Giuseppe Franceschini dem Vikariat gegenüber
Als ich 1874 zugestimmt hatte, mit dem Orden des Hl. Kamillus einen Vertrag abzuschließen, hatte ich nur das eine Ziel vor Augen, nämlich mehr gute, pastorale Mitarbeiter in mein immenses Vikariat zu holen, um eine möglichst große Anzahl von Seelen zu retten. Gleichzeitig wollte ich dem Wunsch von der Propaganda Fide nachkommen (wie es in einigen Briefen heißt, die mir P. Carcereri von Rom aus geschrieben hat und die ich hier wiedergeben werde), im Vikariat ein Haus für die Kamillianer zu gründen, damit sie meinen Missionaren in jenen Werken zur Seite stehen, die dem Geist ihres Instituts, der Krankenpflege, entsprechen.
Es stimmt, dass ich von allem Anfang an gemerkt habe, dass Carcereri danach strebt, sich eines Tages vom Apostolischen Provikar unabhängig zu machen und die dem Institut von Verona anvertraute Mission selbst zu übernehmen. Aber ich habe nie daran geglaubt, dass es ihm gelingen werde:
Um festzustellen, was der Orden des Hl. Kamillus in Zentralafrika zu leisten imstande ist, habe ich der Gründung eines Hauses in Berber für die Kamillianer zugestimmt und mit dem Hochwürdigsten General Guardi einen Vertrag auf fünf Jahre geschlossen. Auch wollte ich klar sehen, welche Vorteile die Kamillianer Afrika bieten könnten. Sollten sie wirklich großen Nutzen bringen, könnte ich mit ihnen einen neuen und endgültigen Vertrag eingehen oder sie nach Europa zurückschicken, sollte der Nutzen unbedeutend oder ihre Präsenz eher nachteilig sein.
Die Patres Carcereri und Franceschini haben nicht nur versucht, sich voreilig vom Apostolischen Provikar unabhängig zu machen, sondern auch alles unternommen, mein Werk mit Verleumdungen, unerlaubten Mitteln und auf eine sehr tadelnswerte Weise zu zerstören und auf den Ruinen das Werk der Kamillianer aufzubauen. Um die Wahrheit meiner Aussagen zu erhärten, könnte ich noch viel mehr Einzelheiten aufzählen. Aber es reicht, wenn ich der scharfen Beobachtungsgabe und der tiefen Weisheit Eurer Eminenz noch einige handgeschriebene Dokumente, die ich aufbewahre, mit einigen kurzen Bemerkungen vorlege.
Zuerst hat Carcereri versucht, die Institute für die Akklimatisierung in Kairo gegen meinen Willen zu zerstören, indem er mich und die Propaganda Fide hinters Licht geführt hat. Hier muss ich vorausschicken, dass ich 1872 nach meiner Ernennung zum Apostolischen Provikar den Rat des Apostolischen Vikars von Ägypten, Ciurcia, ablehnte, das Mädcheninstitut in Kairo aufzulösen und meine für Zentralafrika bestimmten Schwestern vom Hl. Josef der Erscheinung im Kloster der Schwestern des Guten Hirten unterzubringen. Ich begab mich dann nach Zentralafrika. Bald ließ er mich durch den Oberen meiner Institute wissen, er wolle über den modus vivendi meiner Institute in Kairo mit mir einen Vertrag schließen. Ich schickte ihm einen Entwurf nach Kairo, aber es hat sich dann nichts mehr getan.
Als P. Carcereri 1874 nach Europa reiste, gab ich ihm den Auftrag, dem er zustimmte, den gewünschten Vertrag abzuschließen, wie aus den Briefen hervorgeht, die er mir am 8. und 13. März 1874 von Kairo aus schrieb. „Am vergangenen Montag war ich bei Bischof Ciurcia … als ich den Vertrag erwähnte, antwortete er mir, dass D. Comboni wohl schon die Antwort von der Propaganda Fide erhalten hat … Ich gab ihm nur zur Antwort: Wenn sich Seine Exzellenz nach dem allgemeinen Recht richten will, ist es schwer verständlich, dass er einen Vertrag verlangt hat, denn es sei nicht notwendig etwas niederzuschreiben, was bereits gedruckt ist.“ Er verstand die Logik meiner Bemerkung und erwiderte: „Wollt ihr, dass ich mich von meinem Nachfolger einen Esel nennen lasse?“ Ich schwieg daraufhin und er auch.
„Am letzten Montag ging ich, wie in meinem letzten Brief versprochen, zum Apostolischen Delegaten und versetzte ihm einen weiteren Schlag. Er versuchte, mir zu erklären, dass ein Vertrag nutzlos sei, selbst wenn man einen schließen wolle… Jetzt ist er gegen einen Vertrag und lobt Sie in indirekter Weise, dass Sie keinen gemacht haben, und klagt sich selbst an, obwohl er ihn unbedingt haben wollte. Ich versuchte, ihn in vornehmer Weise auf seinen Widerspruch aufmerksam zu machen, aber ohne Erfolg. Ich habe zwei Dokumente, die beweisen, dass er in dieser Sache mit der Propaganda Fide in Widerspruch steht …“
Hieraus geht klar hervor, dass P. Carcereri von mir nicht beauftragt worden war, die Institute von Kairo zu schließen, sondern mit dem Apostolischen Delegaten einen Vertrag zu schließen, der deren Existenz voraussetzt. Als er mir aber zum ersten Mal am 7. April 1874 von Rom aus schrieb: „Ich komme von der Propaganda Fide zurück … In der Angelegenheit des Vertrages mit dem Erzbischof antwortete ich comme il faut und zeigte einen handgeschriebenen Brief, in dem er gestand, dass er nicht weiß, von wem die Schwestern in spiritualibus abhängen. Das zeigt, dass er den Vertrag angeregt hat. Sie schüttelten die Köpfe, sagten aber, dass ich richtig gehandelt hätte, die Institute von Kairo aufzulösen. Die Propaganda Fide wünscht darüber ein offizielles Dokument.“
Völlig überrascht von dieser ersten unerwarteten und sogar von der Propaganda Fide wärmstens empfohlenen Nachricht erhielt ich einige Tage später vom Oberen der Institute in Kairo, D. Rolleri, den Brief, den P. Stanislao in Rom am 18. April 1874 geschrieben hatte und in dem steht: „Der neue Vertrag mit den Schwestern ist mehr oder weniger fertig. Es fehlt nur noch die formelle Unterschrift, die wir voraussichtlich am kommenden Montag leisten werden … Für die Schwestern ist vereinbart worden, dass keine in Kairo bleiben soll. Die für Zentralafrika vorgesehenen werden auf unsere Kosten im Krankenhaus untergebracht. Die Anordnungen werden nach der Unterschrift des Vertrags gegeben … Sagen Sie vorläufig nichts zu den Schwestern, sondern verhalten Sie sich klug und reserviert, wenigstens bis die Generaloberin ihnen schreiben wird. Das wird sie nach der Unterschrift tun, das heißt nächste Woche …“
Die Institute von Kairo standen also vor dem Aus, und er verkündet die endgültige Entscheidung als von der Generaloberin praktisch schon umgesetzt. So schreibt er ihm aus Verona am 11. Mai: „Was das Haus betrifft, falls für das Grundstück Hoffnung besteht, von dem Du sprichst, nimm es an; es wird jetzt ein einfaches Haus für die Missionare, da die Schwestern im Krankenhaus wohnen werden und die anderen in Miete. Ich spreche von den Schwestern, die sich akklimatisieren müssen und für das Landesinnere vorgesehen sind. Die übrigen sind bereits der Generaloberin zur Verfügung gestellt worden …“
Wenn die Auflösung der Institute von Kairo tatsächlich von der Propaganda Fide empfohlen und wirklich mit der Generaloberin vereinbart wurde und diese schon dabei war, die getroffene Entscheidung auszuführen, wie die angeführten Briefe von P. Carcereri offenbaren, habe ich das nicht geglaubt. Aber P. Carcereri hat sicher in dieser Weise geschrieben. Er hat ja auch D. Rolleri mitgeteilt, dass die Propaganda Fide ihm unbedingt eine von meiner Jurisdiktion unabhängige Apostolische Präfektur im Vikariat anvertrauen wollte, was er aber als Gentleman abgelehnt habe, aber seinen Hochwürdigsten General Guardi zu Propaganda Fide schicken musste, um seine Eminenz zu bitten, von besagter Präfektur abzusehen (???).
Aus den drei erwähnten Briefen geht zudem klar hervor, dass P. Stanislao übereingekommen war, die Institute von Kairo nicht nur vorübergehend für jenes Jahr, sondern für immer zu schließen. Dass P. Stanislao gegen meinen Willen diese Absicht hatte, geht klar aus dem Brief hervor, den er von Verona aus am 18. August 1874 an D. Rolleri schrieb: „Ich stimme mit Ihnen überein, dass es wirklich eine unnütze Ausgabe wäre, vier oder zwei Schwestern ständig ohne Arbeit in Kairo zu stationieren, während sie bestens ersetzt werden können, was in dem bereits mit Siegel und Unterschrift versehenen Vertrag vorgesehen ist … Bei der Propaganda Fide haben sie mir alle Recht gegeben, dass wir in Kairo keinen ständigen Schuldenmacher brauchen.“
Wenn dem so ist, dann kann seine Antwort an die Generaloberin nicht stimmen, wie er mir am 3. Juli 1874 von Rom aus schrieb: „Die Generaloberin hat mich angeklagt … über Nacht die Schwestern entlassen zu haben … Ich sagte, dass ich im April die Generaloberin gebeten hatte, die Schwestern abzuziehen, die nicht in das Landesinnere gehen wollen. Und da nur eine bereit war, mit uns zu gehen, falls ihr das befohlen würde, bat ich die Generaloberin, ihr die endgültige Versetzung zu geben und sie bis September bei den anderen Schwestern unterzubringen, bis ich sie mitnehmen werde … da sie allein war, konnte sie sich vorübergehend auf Kosten der Mission den anderen anschließen. Jetzt sagt sie, ich hätte sie auf die Straße gesetzt?“
Es kann auch nicht stimmen, was er in seinem Brief aus Verona vom 26. Juni 1874 mit einem Eid bekräftigt hat, dass er nämlich mit der Generaloberin den Umzug der Schwestern ins Krankenhaus bis zu seiner Abreise ins Innere ausgemacht hatte. Ich gebe einen großen Teil des besagten Briefes wieder wie auch jenen, der den unbeugsamen Charakter von P. Carcereri und seinen Hass gegen die Generaloberin jener Schwestern offenbaren, gegen die er in verschiedenen Briefen protestiert; er schrieb, dass diese, was ihn beträfe, ob sie sich gut oder schlecht verhalte, sich meinetwegen aufhängen könne, denn sie sei so anspruchsvoll und unsympathisch geworden, dass er sie nur mehr als eine Sache betrachte, unnütz, faul etc. etc. „Die Generaloberin spielt oder will mit Dir, mit mir und mit ganz Zentralafrika spielen. Ich schwöre, dass ich mit ihr vereinbart habe: 1. den Umzug der Schwestern ins Krankenhaus nur bis zur Abreise ins Landesinnere in Vollpension; 2. den neuen Vertrag. Sie klagt mich jetzt vor der Propaganda Fide an; aber armes Ding! ... Sie glaubt, dass P. Stanislao wie Comboni ist, weiß aber nicht, dass ich ein Zimbrer (1) bin.
Ich habe sie mit den Dokumenten fest in der Hand und beeile mich jetzt, sie in ihrem Haus aufzusuchen, so groß ist meine Angst geworden. Diesmal steht sie schlecht da. Kardinal Franchi ist nicht Barnabò, er steht mehr auf meiner als auf ihrer Seite. Sie wird es an den Tatsachen merken. Ich weiß nicht, ob sie Ihnen etwas geschrieben hat. Ich rate Ihnen, nicht zu urteilen, bevor Sie nicht auch meine Glocken gehört haben. Haben Sie keine Angst, ich bin ein Zimbrer! Sie werden später urteilen. Ich habe schon mehr als einen fertiggemacht. Wenn ich im Recht bin, bin ich ein Biest, dann kommt niemand gegen mich an. Arme Frau! Falls sie noch nie reingefallen ist, dann aber diesmal. Sie hat Barnabò genug herumkommandiert. Jetzt ist eine andere Ära angebrochen, die sie noch nicht kennt. Ich habe sie wie ein Trüffelsuchhund aufgespürt.“
Aus diesem Brief geht hervor, dass die Generaloberin P. Stanislao bei der Propaganda Fide angeklagt hat. Wenn dem so ist, dann konnte es nur im Anschluss an einen Brief sein, den ich der Oberin meiner Schwestern aus Kairo geschrieben habe. Darin erklärte ich, dass die Schwestern nicht ins Krankenhaus umziehen, sondern vielmehr im Institut bleiben sollen, und ordnete die Oberin an, keinen Schritt ohne die Propaganda Fide zu unternehmen. Ich schrieb diesen Brief, als ich vom bevorstehenden Umzug der Schwestern Anfang Juli ins Krankenhaus gehört hatte, wie aus dem erwähnten Brief von P. Stanislao vom 11. Mai 1874 hervorgeht. Ich hatte den Brief an meine Oberin der Institute von Kairo und nicht an P. Stanislao geschrieben, da ich die Nachricht vom Umzug zu spät erhalten hatte, und nicht mehr genügend Zeit vorhanden war, an P. Stanislao selbst zu schreiben, um den Umzug zu verhindern.
Die Oberin hatte wohl meinen Brief an ihre Generaloberin weitergeleitet und diese ihn dann benutzt, um bei Propaganda Fide zu verhindern, was dort ohne meinen Willen vereinbart worden war. Deswegen verstehe ich nicht, warum P. Carcereri mir gegenüber so aufgebracht ist, dass er auf die Würde des Generalvikars verzichten, kein Interesse an der künftigen Entwicklung des Vikariats haben würde etc. und solche Verbitterung und Respektlosigkeit zeigt. Er möchte sich rechtfertigen. Aber als Gründe führt er nur Widersprüche an wie im Brief vom 18. August 1874 an D. Rolleri, wo er schreibt: „Die Unklugheit, mich vor der Generaloberin und der Oberin von Kairo bloßzustellen, ohne mich vorher angehört zu haben, und ihnen in einem Punkt, der noch nicht beschlossen war, Glauben zu schenken, macht mich sehr nachdenklich.“
Er stellt nur leere Behauptungen auf, wie im bereits erwähnten Brief an D. Rolleri: „Man soll nach vollendeten Tatsachen urteilen, nachdem man beide Seiten angehört hat, und nicht vorher“, als ob nicht er 1. geschrieben hat, dass bereits alles entschieden sei, und dass man 2. die Ausführung des Beschlusses abwarten soll, um eine Sache zu verhindern.
Aus dem Gesagten geht klar hervor, dass P. Carcereri gegen meinen Willen die Institute von Kairo zerstören wollte, und dann Zuflucht zu Lügen und Widersprüchen nehmen musste, um sich zu rechtfertigen. Aus seinem an mich gerichteten Brief über die Generaloberin werden zudem die Sturheit seines Charakters und seine Abneigung gegen sie offenbar. Das würde noch klarer zum Vorschein kommen, würde mir die Liebe zur Kürze nicht nahelegen, Auszüge aus anderen Briefen, in denen er die Generaloberin und die Schwestern erwähnt, zu übergehen. Viele Briefe an mich und an andere offenbaren seinen Stolz, den despotischen Geist und die Respektlosigkeit mir gegenüber.
Um diese Punkte zu erhellen, zitiere ich nur aus einem seiner Briefe aus Turin vom 18. Mai 1874. Es geht um die Afrikanerin Marietta Maragase, eine große Freundin der ehemaligen Franziskanerin Sr. Caterina Valerio, die ich auf Bitten einer frommen Wohltäterin von Marseille nach Kairo gebracht hatte, da sie bei den guten Franziskaner-Tertiarinnen eintreten wollte, die sie laut ihrer Aussage bereits aufgenommen hätten. Da sie dann aus mir unbekannten Gründen nicht eingetreten war, fand sie bei meinen Schwestern vom Heiligen Josef Aufnahme. Sie verließ diese aber schon nach drei Monaten, um die Mädchenschule von Alt-Kairo in einem Haus nahe der lateinischen Franziskanerpfarrei zu leiten. Einige meiner afrikanischen Lehrerinnen und meine Kusine Faustina halfen ihr dabei.
Diese zwei Frauen, Marietta und die ehemalige Schwester Caterina Valerio, waren nach meinem Dafürhalten der Anfang der negativen Haltung der Patres Carcereri und Franceschini. All das trug sich während meiner Abwesenheit zu, vom 15. März 1870 bis 15. September 1872, als ich wegen der oben erwähnten Geschäfte für die Mission zweieinhalb Jahre in Europa weilte. Während meiner Abwesenheit leitete P. Stanislao die Institute von Kairo. Sr. Caterina Valerio war zehn Jahre lang Novizenmeisterin der Tertiarinnen vom hl. Bernardino gewesen. Sie hatte mir gegenüber immer betont, dass sie wegen der Auflösung der Orden in Italien ihr Kloster verlassen musste. In Europa versicherte man mir jedoch, dass sie selbst um Dispens von den Gelübden angesucht und sie auch erhalten hatte. Da die Berichte über sie aus Ägypten nicht besonders gut waren, ordnete ich ihre Entlassung aus meinem Institut an und ließ sie durch Bischof Ciurcia ausführen.
[Seite 46 fehlt und die Seiten 47 und 48 sind unvollständig: Wir veröffentlichen, was erhalten geblieben ist].
[Seite 47]
P. Stanislao erfuhr irgendetwas und bestrafte deswegen P. Giuseppe mit zehn Tagen Exerzitien. Aber mit was für Exerzitien! Er machte sie im Haus von P. Pietro (P. Pietro da Taggia ist ein sehr frommer Franziskaner und Pfarrer von Alt-Kairo). Von seinem Zimmer aus konnte er auf dieses Haus blicken. Die Exerzitien, die er macht …
[Auf der Seite 47 finden sich folgende zwei Notizen:]
In meinen Instituten hat es immer die Regel gegeben und wird es immer geben, dass kein Missionar das Mädcheninstitut ohne Erlaubnis des Oberen betreten darf. P. Carcereri, der 1871 von Kairo aus einen frommen Missionar bei mir in Verona verklagt hatte, da dieser einmal ohne Erlaubnis die Oberin meiner Schwestern des Hl. Josef aufsuchte, war mit P. Franceschini aber immer sehr nachsichtig. Für diesen hat es nie eine Regel gegeben.
Innerhalb von sechzehn Monaten, von 1870 bis 1871, gab P. Stanislao mehr als 30.000 Franken aus, ließ aber die armen Schwestern des Hl. Josef in großer Armut und behandelte sie hart, während Marietta und Sr. Caterina reichlich mit Geld für Kleider, Fahrten und aufwendige Ausflüge versorgt wurden. Die Schwestern des hl. Josef können das bezeugen.
[Seite 48]
... in Begleitung von P. Franceschini in Männerkleidung, wie aus seinem Brief hervorgeht, den er mir in Verona am 27. August 1871 geschrieben hatte. Diese Stelle löschte ich, um nicht ein solches Dokument zu hinterlassen, sollte ich sterben, aber sie ist mit bloßem Auge oder mit Hilfe eines kleinen Mikroskops ohne weiteres leserlich. „Ich glaube nicht, dass es eine schwere Sünde ist, Marietta oder Caterina oder beide zu verkleiden … außerhalb Kairo, ohne dass es andere wissen, auch die unsrigen nicht, und so weiter … Denken Sie darüber nach und antworten Sie mir vertraulich!“
Ich gab ihm natürlich auf diese Frage (die ich aber damals nicht so ernst nahm, sondern als einen übereilten und unüberlegten Gedanken von Carcereri hielt, der sonst großen Eifer für die Bekehrung Afrikas zeigte und mir bisher keinen schwerwiegenden Grund gegeben hatte, an seinem Ordensgeist zu zweifeln) eine negative Antwort. Die Frage stimmte mich jedoch sehr nachdenklich. Das war der Grund, warum ich nach der Abreise von Carcereri und Franceschini aus Kairo meine Missionare um Informationen über Sr. Caterina und Marietta bat und sie auch erhielt. Diese veranlassten mich dann, die beiden aus meinen Instituten zu entfernen und die ehemalige Franziskanerin durch die überaus fromme Sr. Giuseppina Tabraui von der Erscheinung des Hl. Josef zu ersetzen.
Nach meiner Ankunft in Kairo 1872 weigerte ich mich trotz seines wiederholten schriftlichen Drängens, Marietta zu den Schwestern zu nehmen. Mit dieser Weigerung zog ich seinen Zorn auf mich. Als P. Carcereri 1874 auf seiner Reise nach Europa in Kairo Halt machte, arbeitete er ohne mein Wissen, der ich in Khartum war, den Plan aus, nach seiner Rückkehr von Europa Marietta nach Zentralafrika mitzunehmen, um ihr die Mädchenschule von Berber anzuvertrauen. Das erfuhr ich durch D. Rolleri, den Oberen meiner Institute von Kairo, und auch von anderen. Um Carcereri nicht vollends zu verbittern, kannte ich doch seine Wutausbrüche, schrieb ich an D. Rolleri, er solle verhindern, dass Marietta, die bereits vor drei Jahren das Institut verlassen hatte, mit Carcereri nach Zentralafrika reist.
D. Rolleri beging aber die Unklugheit und machte Carcereri, der bereits von Rom nach Verona aufgebrochen war, darauf aufmerksam, dass ich mit seinem Plan betreffs Marietta nicht einverstanden sei. Deswegen schrieb mir Carcereri am 18. Mai 1874 aus Turin einen Brief, in dem er das Los von Marietta übertreibt (die eine gute Stelle in Kairo hatte) und sich mir gegenüber unbotmäßig und respektlos benimmt, obwohl ich ihn in vornehmer und korrekter Weise zum dritten Mal wissen ließ, dass ich im Fall von Marietta mit ihm nicht übereinstimmte.
„Ich komme nun zu einem Punkt, der nur mich und Sie angeht. Es handelt sich um die unwürdigen Maßnahmen gegen Marietta, mit denen Sie D. Bartolo beauftragt haben. Ich spreche ganz offen … Ich hatte geglaubt, selbst alles regeln zu können. Aber jetzt merke ich, dass sich ein Unbefugter einmischen will. Sie haben tausend Mal Ihr Urteil (sic) über sie geändert und werden es nicht vergessen haben. Ich sage es ganz entschieden, es ist Zeit aufzuhören, ein armes Wesen wie Marietta zu plagen. Sie war und ist das Opfer von Neid und Rache. Ich sage das, bekräftige es und schwöre es vor Ihnen, vor D. Pasquale, vor allen Schwestern und Afrikanerinnen. Marietta hat das Institut verlassen, weil sie gezwungen wurde, auszutreten. Sie befindet sich jetzt in einem Zustand, der außer ihren Verrätern alle zu Mitleid anregen würde. Es fehlt ihr nur noch die Verzweiflung, vor der sie vielleicht nicht weit entfernt ist. Lassen Sie sie endlich in Ruhe, so dass sie wenigstens verraten auf einer Straße sterben kann, wegen all der Versprechen, die Sie ihr gegeben haben. Sie zu veranlassen, in einen Fluss zu springen, ist unmenschlich. Sie wurden und werden bereits auch in Rom wegen Ihrer Haltung ihr gegenüber genug kritisiert (sic) … aber Sie wurden angetrieben, sie wie ein Henker zu behandeln. Das soll genügen!“
Wenn schon meine einfache und erste Entscheidung, die seinen Plänen nicht entspricht, den unbotmäßigen Geist von P. Stanislao zu solchem Ärger und solcher Indisposition veranlasst hat, kann Eure Eminenz sich vorstellen, welche Gefühle P. Stanislao jetzt gegen mich hegt, da ich von der Notwendigkeit gezwungen wurde, entgegen seiner Entscheidung der Oberin von Kairo zu schreiben, die Institute erst zu verlassen, sobald sie von der Propaganda Fide dazu aufgefordert wird. Ohne es zu wollen, bereitete ich ihm Unbehagen und demütigte ihn. Nach diesem Vorfall erklärte er verärgert, dass er jeder künftigen Entwicklung des Vikariats gegenüber gleichgültig bleiben und auf das Amt des Generalvikars verzichten werde. In der falschen Annahme, ich hätte für meine Karawane, obwohl sie größer war als seine (32 Personen), nur 5.000 Franken ausgegeben, betonte er, dass er mehr ausgeben wollte, und fügte die Lüge hinzu, dass sich die Schwestern das letzte Mal bei ihrer Generaloberin über das Verhalten von D. Losi beklagt hätten.
„Sie rechnen mit den 20.000 Franken, die ich in Köln erhielt, und glauben, dass ich mit 5.000 bis Khartum reisen kann. Schlagen Sie sich diesen Gedanken aus dem Kopf. Sie werden erhalten, was übrig bleibt. Für mich gebe ich keinen Pfennig aus. Sie wissen es bereits, dass ich D. Squaranti schon 5.000 Franken gegeben habe. (2) Mit dem Rest werde ich meine Karawane gut versorgen (18 Personen). Ich muss lachen, wenn Sie behaupten, dass Sie mit 5.000 Franken ihre Karawane transportiert und sie jeden Tag mit frischem Fleisch und allem Nötigen versorgt haben. Wenn D. Losi für sieben oder acht Personen 2.000 Franken ausgegeben hat, dann ist das seine Sache. Ich weiß nur zu gut (sic), wie sich die Schwestern bei der Generaloberin beklagt haben.“
„Ich werde mich als Gentleman benehmen und nur so viel als notwendig ausgeben und nicht mehr. Aber meine Karawane Mangel leiden lassen, niemals! Eher lasse ich sie in Kairo zurück und bleibe auch selbst dort. Ich sage Ihnen die Wahrheit, dass es mir leid tut, auf Kosten von tausend persönlichen Opfern gewisse Schritte unternommen zu haben … Ich bin wirklich empört und denke bereits daran, mich in Frieden in meinem Berber niederzulassen … und mich nicht mehr um die Angelegenheiten des Vikariats zu kümmern. Sie werden gut daran tun, mich zu ersetzen ... Was Sie in letzter Zeit getan haben, nämlich die Angelegenheit der Schwestern zu missbilligen, ohne mich vorher angehört zu haben, bin ich nun bezüglich der kommenden Ereignisse und den Schwestern gegenüber gleichgültig geworden.“
Nach dieser Angelegenheit schrieb er mir am 4. Oktober 1874 aus Kairo: „Ich wollte die Schwestern vorübergehend im Krankenhaus unterbringen ..., aber es ist anders entschieden worden. Sie haben das Recht, nach Ihrem Dafürhalten Geld zu sparen und auszugeben, in Kairo ein Haus für untätige Schwestern zu erhalten, Afrika mit unnützen Schwestern zu bevölkern und für jede 500 Franken auszugeben. Aber auch ich habe das Recht, die Verantwortung nicht mittragen zu wollen … Die Zukunft ist wohl düsterer als Sie glauben, und die Möglichkeit eines Scheiterns von Msgr. Brunoni in Konstantinopel beunruhigt mich … Sie allein wissen, auf wen Sie zählen müssen und können … Ich sage es Ihnen ganz klar, dass ich meine Mitbrüder nicht nach Khartum bringen werde. Sollte das Haus in Berber nicht fertig sein, kehre ich gleich um und gebe dem Rechenschaft, der ein Recht darauf hat. Es soll Klarheit herrschen … Ich halte es für angebracht und inzwischen auch für notwendig, mich als Generalvikar zurückzuziehen …“
Doch meine Worte, um die Zerstörung der Institute in Kairo zu verhindern, waren weder so viele noch so schwerwiegend, wie ich bereits erklärt habe. P. Stanislao Carcereri selbst musste das vor Eurer Eminenz eingestehen. Er selbst bestätigte das in seinem Brief vom 11. Oktober 1874 aus Kairo, in dem er eine weitere Probe seines gekränkten Stolzes liefert.
„... Ich werde persönlich mit der Generaloberin abrechnen … Ich sagte es ganz deutlich vor dem Kardinal, dass sie die unschuldigsten Worte von Bischof Comboni weiterleitete, um mich zu bekämpfen … Ich werde es ihr selber beibringen, wie man sich in der Welt zu benehmen hat. Sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich ihr sagen, was sie ist, und ihr zeigen, wie viel Nächstenliebe wir bis jetzt aufgewendet haben, um über sie und ihre Schwestern zu schweigen. Sie haben bereits begriffen, dass sie von mir wohl keine Liebenswürdigkeiten und kein Entgegenkommen mehr erwarten können. Sie sind mir so gleichgültig geworden, dass ich sie nur mehr als eine Sache betrachte. Mögen sie sich gut oder schlecht verhalten, meinetwegen können sie sich auch aufhängen … In Rom ist mir aufgegangen, wer sie sind, und ich weiß, dass wir dem Dummen entsprechend seiner Dummheit antworten sollen, damit er nicht frech wird: Das empfiehlt der Heilige Geist.“
Nun kann Eure Eminenz urteilen, ob es sich um Ungehorsam oder Stolz handelt, was den Geist von P. Stanislao Carcereri beherrscht. Gleichzeitig ist er jedoch ein sehr eifriger Missionar. Aber zuerst muss man mit dem Geist und der Demut rechnen können.
Würde ich auf die Verwaltung von P. Stanislao Carcereri eingehen, wäre klar ersichtlich, wie mangelhaft er sie zu Beginn in Kairo geführt hatte. Wegen der Aufmerksamkeiten, die er der ehemaligen Franziskanerin und Marietta entgegenbrachte, hat er dort die Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung und die Mädchen vernachlässigt. Genau das Gleiche geschah in Khartum, wo er Einnahmen und Ausgaben länger als ein Jahr nicht registrierte. Als er 1874 nach Europa reiste, schrieb er ins Register, dass bis jetzt die Verwaltung unregelmäßig gemacht wurde, sie aber in Zukunft genau sein werde. Auch in El Obeid war sie mangelhaft. Sechs Monate lang ersuchte ich ihn, die Abrechnung der letzten zwei Jahren zu schicken, aber umsonst. Da P. Franceschini mit unserem Prokurator jener Station Probleme hatte, schickte er mir die seine, in der viele viel zu hohe und unnütze Ausgaben zu Lasten der beiden Patres aufschienen, zum Beispiel 687 Franken für einen Esel und 10.505 Franken Schulden, die ich dann begleichen musste.
Aber aus Liebe zur Kürze übergehe ich das. Dieser Hinweis genügt, um zu sehen, wie P. Stanislao sein Vertrauen in mich ausnützt, um die schlechte Verwaltung zu rechtfertigen. Das trifft auch für seine Europareise, für den Aufenthalt, die Ausgaben und die Rückreise 1874 nach Afrika zu. Trotz meiner Beschwerden wegen der früheren Verwaltung und der schriftlichen Empfehlung, über alles eine genaue Abrechnung mitzubringen, hat er es nicht getan.
Da P. Stanislao den Schwestern feindlich gesinnt ist, die Institute in Kairo nicht zerstören konnte und die Generaloberin bemerkt hatte, dass er in diesem Punkt mir zuwider gehandelt hatte, missbilligte er meinen Plan in Europa, eine ausreichende Anzahl von Schwerstern nach Afrika zu bringen und für jede 500 Franken zu zahlen, obwohl er wusste,
P. Stanislao kritisierte meine Verwaltung, wie aus den bisher zitierten Briefen hervorgeht, wegen der Ausgaben für die Häuser von Khartum, El Obeid und Kairo, ohne dabei zu bedenken, a) dass die Bauten absolut notwendig waren, da den Schwestern weder in Khartum noch in El Obeid der Konvention entsprechend genügend Räumlichkeiten zur Verfügung standen, und mich die Häuser in Kairo zusätzlich zum Vorteil des Grundstücks, das mir der Khedive für diesen Zweck nach jahrelangen fruchtlosen Bemühungen geschenkt hatte, vom jährlichen Mietzins von 100 Napoleondor entlasten und mir noch andere wichtige Vorteile bringen; c) dass diese Bauten zur Stabilität der Mission beitragen; d) dass ich sie also errichten sollte, da ich das laut meiner Berechnung ohne Finanzkrise tun konnte, was auch stimmte. Ich möchte hier einige Zitate aus dem Brief von P. Franceschini vom 3. Februar 1875 an P. Stanislao anführen, von dem mir P. Franceschini eine Kopie schickte: „… Du bist also fest entschlossen, auf das Amt des Generalvikars zu verzichten … wegen der Schwierigkeiten, in denen sich Monsignore jetzt befindet, da er sich gegen Deine Ratschläge gestellt hatte.
Was sind das für Schwierigkeiten...? Dass er die Institute in Kairo behalten wollte, auf deren Zerstörung Du hingearbeitet hast, für deren Unterhalt er nun eine sehr hohe Summe ausgeben muss? Aber konnte er anders handeln? Wo sollen sich die Missionare und Schwestern akklimatisieren …? Die Schwestern im Krankenhaus in Miete unterzubringen, würde bedeuten, die besten Mitarbeiterinnen zu verlieren ... Die Mission braucht in Kairo unbedingt ein Haus für die Verbindungen nach Europa, für den Transport von Gütern und Vorräten etc. Und dann die großen Hindernisse, die in Kairo überwunden werden mussten, und gegen die man bis heute ankämpft, und jetzt soll plötzlich alles aufgegeben werden … das würde dem Ansehen und der Ehre des Monsignore nur schaden … Du selbst hast geschrieben, dass die Gründung der Institute notwendig und wichtig war. Deine Artikel an die Presse sind in der ganzen Welt veröffentlicht worden. Was würden jetzt die Wohltätigkeitsvereine und die privaten Spender sagen, wenn sie erfahren, dass wir die Institute so schnell aufgeben, wie wir sie aufgebaut haben? Was dann mit all den Spenden für die erwähnten Institute? ... Wenn Monsignore also all diese Schwierigkeiten auf sich genommen hat (Schwierigkeiten nach Deiner Meinung), dann weil ihn die Notwendigkeit, die dringlichen Umstände, die Abmachungen mit den Vereinen, die Nützlichkeit und seine Ehre dazu gezwungen haben …
Du meinst, dass Monsignore mit dem Haus in Khartum Schwierigkeiten hat, da er Ausgaben macht, die seine Finanzen übersteigen, und er deswegen nicht mehr für die anderen Häuser sorgen oder neue Missionen gründen kann. Ich kann Dir versichern, dass er bis jetzt wegen des Gebäudes keinen Cent Schulden hat, obwohl er seit Juli letzten Jahres von den 73.000 Franken, die Du und D. Bartolomeo von den Vereinen entgegengenommen habt, nur 10.000 erhalten hat. Die Häuser und Stationen sind immer gut mit dem Notwendigen versorgt worden. Ja, ich habe noch nie so viel Überfluss gesehen, trotz mehrerer Reisen von Khartum nach Kordofan auf Grund von Personalwechseln. Wird er in Zukunft Schwierigkeiten haben?
Aber sind die 73.000 Franken wirklich verschwunden? Du hast einen schönen Betrag von den Wohltätigkeitsvereinen erhalten. Die Vorräte für die Karawane hat D. Bartolo besorgt, wie aus seinen Monatsabrechnungen hervorgeht. Willst Du also dem Monsignore nichts mehr geben? Ich kann das nicht glauben. Zudem wird Monsignore im Januar von Lyon den üblichen Betrag erhalten. In Köln stehen ihm 20.000 Franken zur Verfügung, wie Du selbst geschrieben hast. Auch das Komitee von Wien schickt ihm immer etwas … Dann verfügt Monsignore noch über andere Geldkanäle … Das Gebäude von Khartum war unbedingt notwendig: das Latif-Haus (das die Schwestern anfangs bewohnten) war nicht zu haben. Zudem war es sehr ungeeignet, und andere Häuser in der Nähe gab es nicht … Ich weiß von keinen anderen Schwierigkeiten, in die sich Monsignore gegen Deine Ratschläge begeben hätte. Sollte es solche geben, würde ich sie gerne kennen, um sie dann zu überprüfen. Wir haben auch in Deiner Abwesenheit immer unseren Verstand walten lassen, reiflich überlegt und nichts übereilt.“
Zu Unrecht hat mir also P. Stanislao in mehreren Briefen wegen meiner Verwaltung in unwürdiger Weise Vorwürfe gemacht, und das auch vor Leuten in Europa: „Du beziehst Dich auf das Gebäude von Khartum (P. Franceschini schreibt so in seinem bereits zitierten Brief an P. Stanislao), und ich habe Gründe das anzunehmen, nach dem, was Du an Monsignore geschrieben und in Kairo und Europa herumerzählt hast, wie wir aus Briefen von D. Bartolo und D. Squaranti erfahren haben ... Die Worte, die Du in den letzten Monaten Monsignore gegenüber gebraucht hast, sind sicher nicht die Sprache der Liebe. Ich habe mehrere Male die Gelegenheit gehabt, einige Deiner Ausdrücke in den Briefen an ihn zu lesen … würde ich Deinen Charakter nicht kennen, hätte ich nicht glauben können, dass Du das geschrieben hast. Dein herber, bitterer, verletzender und herrischer Stil würde sogar dem Gefühllosesten auf die Nerven gehen, wenn nicht sogar einem Toten.“
Ohne auf die respektlosen Briefe von P. Stanislao einzugehen, möchte ich gleich den Plan vorstellen, der am 15. Juni 1874 in Wien vorgelegt wurde, nachdem der meine abgelehnt worden war. Er schaut folgendermaßen aus. Es sollen kleine Stationen errichtet werden: In Shellal, Berber, Khartum, Ghebel Nuba, Kordofan, Sennar und Faschoda sollen kleine Hütten gebaut und je ein Missionar mit einem Laienbruder dorthin geschickt werden. Dieser Plan ist von mir aus verschiedenen Gründen abgelehnt worden.
Dieses Projekt mit seinen geringeren Vorteilen würde aber nicht billiger kommen. Selbst P. Stanislao, der die enormen Ausgaben für meinen Plan und mein Vertrauen in den hl. Josef missbilligte, gab zu, dass sein Plan keine geringeren Kosten verursachen würde, und ermahnte mich, auf den hl. Josef zu vertrauen. Natürlich kostet dieses Projekt viel mehr, als wenn sie beisammen wohnen. Aber Gott wird mehr schicken ...“
Ob es in Europa und besonders in Rom als sehr vorteilhaft angesehen wird, in obiger Weise die Stationen und Missionen zu vervielfachen, wie P. Stanislao meint, - „in Europa und besonders in Rom glaubt und hofft man, dass so vorgegangen wird“, - weiß ich nicht. Eines ist sicher, wenn ich das vorgeschlagene System nicht angewandt habe, dann weil es nach meiner Meinung damals wie auch jetzt in jeder Hinsicht Nachteile mit sich bringt.
Trotzdem verkündet P. Stanislao das baldige Ende aufgrund meiner schlechten Verwaltung, da er verärgert ist, dass ich seinen Plan nicht angenommen habe, der nach seinen eigenen Worten höhere Kosten verursacht hätte. Diese Krise ist nicht eingetroffen, aber P. Stanislao wollte seinerseits alles unternehmen, um sie herbeizuführen. Er sah das Ende kommen, und trotzdem wollte er die Karawane gut behandeln, wie man sehen kann, was er dann auch tat, ja weit mehr als notwendig. Am 4. Oktober 1874 schrieb er mir aus Kairo, dass er Ende November für seine Kamillianer in Berber ein fertiges und eingerichtetes Haus beziehen wolle, von dem er mit mir aber nicht vor dem 18. August 1874 gesprochen hatte, und drohte mir, anderenfalls mit all seinen Ordensleuten umzukehren. Obwohl laut Konvention das Haus nicht so bald zur Verfügung hätte stehen müssen, musste ich für den sofortigen Kauf des Hauses 25.200 Piaster ausgeben.
P. Franceschini, der bei der Einrichtung des Hauses dabei war, machte ihm im oben erwähnten Brief von Berber Vorwürfe. „Du fragst nicht, Du bittest nicht Monsignore um ein Haus: Du befiehlst ihm, als wäre er Dein Untergebener; Du drohst ihm wie damals, als es um den Kauf des Hauses für die Kamillianer ging. Du schreibst schroff: ich will, ich will nicht, wie damals, als Du die Schwestern und die Afrikanerinnen für Berber mit der Bemerkung abgelehnt hast, dass Du sie in der Mission von Berber auf keinen Fall haben willst … Wenn Du vorausgesehen hast, dass Monsignore wegen der vielen Ausgaben in Schwierigkeiten geraten wird, warum verlangst Du dann mit solcher Vehemenz den Kauf des Kamillianer-Hauses und drohst … Du könntest mehr Verständnis für seine Stellung haben und Dich mit einem gemieteten Haus zufriedengeben …“
Mir scheint, P. Stanislao wollte fast aus Rache das angekündigte Ende herbeiführen. Er sah die Krise wirklich kommen, und trotzdem hat er nichts dagegen getan. Er hätte mit dem österreichischen Lloyd die ganze Reise von Triest bis Alexandria gratis haben können unter der Bedingung, dass jeweils nur zwei Missionare mitfahren. Er nützte diese Gelegenheit aber nicht und schickte vier Kamillianer gleichzeitig auf die Reise und übernahm den vollen Preis für zwei. Er sah das Ende voraus, und trotzdem verursachte er die Ausgabe einer enormen Summe, um die Institute in Kairo zu versorgen, die er, nachdem er sie nicht zerstören konnte, gegen den Willen des dortigen Oberen vollständig ausgeraubt hat. Der Obere selbst hat mir davon in einem Brief vom 14. Dezember 1874 berichtet: „Sie haben beide Häuser aller Güter beraubt, die ich sofort ersetzen musste, wie Sie in meinem letzten Trimesterbericht erfahren werden. Sie haben den kleinen Eisenherd mitgenommen, alle Eisenwaren und Werkzeuge, ohne einen Nagel zurückzulassen, und sogar die alten Moskitonetze etc. etc. All diese Dinge waren für uns sehr nützlich und ersparten uns viele Ausgaben, für sie aber erhöhten sie nur die Transportkosten…“
Carcereri sah das Ende voraus! Und trotzdem wollte er - gegen den Willen des Oberen, der mir das Geld wie immer durch die Regierung schicken wollte - , es unbedingt selbst mitnehmen, obwohl er voraussah, dass er es mir nicht früher als die Regierung übergeben konnte, was dann auch eintraf. P. Stanislao wollte gegen alle Praxis die mit Gütern voll beladenen Boote über die Stromschnellen von Assuan bringen, dabei prallte aber eines gegen eine der vielen Felsklippen, ging unter, verursachte große Verluste und beschädigte die Güter (3). Da er dann entgegen der Gewohnheit aller, die nach Khartum reisen, den Weg über Wadi Halfa nahm, verlängerte sich für das Personal die Reise um 103 Tage und um siebeneinhalb Monate für die Güter. So zwang er mich, Tag für Tag die Missionen zu erhalten und zu hohen Preisen in sudanesischen Läden einzukaufen.
Er sah das Ende voraus. Trotzdem besteht er auf jener Gesamtsumme, die er in seiner Abrechnung eingetragen hat, in der er bei genauer Nachprüfung 120 Franken zu viel verlangt. In der gleichen Abrechnung steht zu meinen Lasten der von ihm ausgegebene Betrag von 100 Franken, Skonto auf einen Wechsel von Lyon, obwohl er vom Oberen der Institute von Kairo bezahlt wurde, wie aus der Trimesterabrechnung des Oberen hervorgeht. Er bucht auch auf meine Kosten seine Reise von Köln nach Bamberg, obwohl sie in großzügiger Weise vom Wohltätigkeitsverein von Köln beglichen wurde und nicht von ihm, wie mir der Präsident anhand der Rechnungsbücher zeigte. Ebenfalls setzt er die Reisespesen von 115 Goldfranken von Verona nach Rom auf meine Rechnung, ein anderes Mal den Betrag von 80 Goldfranken, obwohl die Fahrkarte zweiter Klasse mit dem Schnellzug nur 47 Lire kostet. Er verbucht zu meinen Lasten 420 Goldfranken für die Reise von Brindisi nach Alexandria für sich und den Priester D. Domenico Noja, obwohl ihm der Außenminister Visconti-Venosta eine Gratisfahrt gewährt hatte, durch Vermittlung seines Mitbruders P. Baccichetti, der in Rom wohnt, und die Reise nur 225 Goldfranken kostet, wie man im Büro in Via Condotti Nr. 48, 2. Stock erfahren kann. Ohne Auftrag von mir kauft er in Rom auf der Piazza Minerva eine silberne Uhr für 500 Lire in Banknoten (die nach Ansicht von mir befragten Kennern nicht mehr als 250 Lire kosten dürfte). In seiner Abrechnung belastet er aber mein Konto mit 500 Goldfranken.
Carcereri sah einen Kollaps voraus. Und trotzdem gibt er in Italien 7.650 Lire in Banknoten aus (ohne eine Nadel ins Vikariat zu bringen außer der silbernen Uhr und einiger unnützer Dinge). Diese Ausgaben verrechnet er auf seiner Abrechnung in Gold und verursacht mir den großen Verlust von 765 Lire, was aus seiner Abrechnung hervorgeht.
Den jährlichen Betrag von 5.000 Franken, den ich für das Haus von Berber zahle, wollte er unbedingt in Napoleondor erhalten, und zwar zum Wechselkurs von 77 Piaster und 6 Parà, obwohl man im Sudan für einen Piaster 86 bis 90 ausgibt, was mir in ganz ungerechter Weise 8% Verlust einbringt. Auch die Autorität des Konsuls von Österreich-Ungarn in Khartum und die ehrlichsten Händler des Sudans richteten nichts aus. Um des Friedens willen musste ich zahlen wie er wollte.
Viele andere Posten seiner Abrechnung führen übertriebene und erfundene Summen an. Es würde zu weit führen, weitere aufzuzählen. Ich möchte aber diesen Bericht nicht schließen, ohne Eurer Eminenz gegenüber noch den Betrag von 1.943 Goldfranken zu erwähnen, den Carcereri als Reisespesen der Missionare von Verona nach Kairo auf mein Konto gesetzt hat, obwohl D. Squaranti diese Reise aus meiner Kasse in Verona bezahlt hatte.
Ich überprüfte in Khartum auf der Abrechnung von Carcereri diesen Betrag von 1.943 Goldfranken, mit dem er mein Konto belastet hatte. Es war mir bekannt, dass die Missionare von der Propaganda Fide mit einem Ausweis ausgestattet worden waren, der vom österreichisch-ungarischen Botschafter in Rom unterschrieben wurde, demzufolge die Fahrt von Triest nach Alexandria gratis war. Von den Missionaren hatte ich erfahren, dass der Rektor von Verona selbst einige nach Triest begleitet hatte. Da ich bezüglich Reisen ziemlich viel Erfahrung habe, hegte ich Zweifel an der Richtigkeit dieser Ausgaben. Deswegen schrieb ich an Carcereri nach Berber und bat ihn um Aufschluss über die Spesen von 1.943 Goldfranken. Gleichzeitig ersuchte ich schriftlich auch den Rektor von Verona, D. Squaranti, um die gleiche Auskunft. Die Missionare reisten über Triest nach Ägypten, Carcereri über Brindisi.
Carcereri schrieb mir postwendend mit unschuldiger Miene, erfand plötzlich Zahlen und täuschte kleinlichste Genauigkeit bis zur Angabe von Cents vor, und schickte mir folgende Aufschlüsselung nach Khartum:
Erklärung zu den Ausgaben von P. Stanislao Carcereri
anlässlich der Reise von Missionaren und Laien nach Kairo
„7. August 1874 – D. Paolo Rossi und Kleriker Loreto Carmine:
Für Reisepass, Koffer, Uhr, Kreuz und andere kleinere Sachen, laut Rechnung von D. Antonio Squaranti |
73,75 Fr. |
Reise bis Triest, Lebensmittel, kleine Ausgaben |
140,50 Fr. |
An D. Paolo Rossi für notwendige Ausgaben |
103,00 Fr. |
Für Aufbewahrung und Verladung von Koffern aus Deutschland, die D. Squaranti an Msgr. Schneider übergeben hatte |
50,00 Fr. |
Gesamtsumme |
367,25 Fr. |
|
367,25 Fr. |
13. August 1874 - D. Martini Gennaro und Kleriker Marzano Vincenzo und Br. Avesani Giuseppe
Für Reise und Verpflegung |
386,61 Fr. |
Für verschiedene Ausgaben |
90,00 Fr. |
Gesamtsumme |
476,61 Fr. |
|
476,61 Fr. |
16. August 1874 - P. Chiarelli Alfonso und P. Camillo Bresciani
bis Triest über Udine, um Verwandte zu besuchen |
71,30 Fr. |
20. August - Reisespesen für meinen Bruder und Br. Righetti Giuseppe
nach Triest über Venedig und von dort mit zwei anderen bis Kairo |
546,79 Fr. |
Zusätzliche Ausgaben für diese Reise, laut Rechnung von meinem Bruder |
151,51 Fr. |
Gesamtsumme |
769,60 Fr. |
|
769,60 Fr. |
7. September 1874 – D. Luigi Bonomi und Br. Giuseppe Bergamaschi:
An D. Squaranti für ihre Reisekosten, kleine Einkäufe |
300,00 Fr. |
24. September 1874 – Vergütung an Germano Carcereri in Alexandria
für Trinkgeld an die Besatzung des Schiffes, Zoll, Konsulat und Bahnfahrt |
30,00 Fr. |
Zusätzlich Fr. 10; oder ohne sie auf das Missionskonto zu setzen, wie er selbst erklären kann. |
|
Gesamtsumme in Goldfranken |
1.943,46 Fr. |
P. Stanislao Carcereri.“
Im April erhielt ich von Carcereri diese völlig erfundene Abrechnung, als ob er selbst diese Ausgaben, mit denen er mein Konto belastet, getätigt hätte. Zwei Monate später antwortete mir der Rektor von Verona, D. Squaranti, und bestätigte mir, dass er selbst die Reise der Missionare von Verona bis Kairo bezahlt hatte und nicht Carcereri. Auch die von mir darüber befragten Missionare beteuerten, dass Carcereri für ihre Reise keinen Cent ausgegeben habe und seine Behauptung völlig falsch sei, er habe ihnen die auf seiner Abrechnung aufscheinenden Beträge gegeben, denn sie hätten alles von D. Squaranti erhalten. Dieser schrieb mir am 29. Mai 1875 von Verona aus unter anderem Folgendes:
„Zweiter Posten. Für Vorräte und Reisespesen bis Kairo,
alles eingeschlossen |
1.943,00 Fr. |
Dieser Posten ist falsch. Alle Vorräte und Reisespesen der Missionare bis Kairo habe ich bezahlt und sie machen in Banknoten aus |
1.426,30 ITL |
Aufschlüsselung: |
|
Für D. Rossi und Loreto |
355,25 ITL |
Für Martini, Marzano, Avesani |
479,86 ITL |
Für die vier Kamillianer |
332,69 ITL |
Für Bonomi und Bergamaschi |
203,50 ITL |
An Monsignore Schneider in Triest für gemachte Ausgaben |
55,00 ITL |
Gesamtsumme |
1.426,30 ITL |
Diese Summe wurde zu Unrecht von Carcereri im Ausgabenteil seiner Abrechnung vermerkt.
D. Antonio Squaranti“
Die über 100 Goldfranken, welche die Missionare von D. Squaranti erhalten hatten, übergaben sie in Kairo Carcereri, der sie aber nicht als Guthaben auf meinem Konto verbuchte. Carcereri hat sich immer geweigert, mir diese 1.943 Goldfranken zurückzuerstatten, wie auch alle oben erwähnten und die vielen anderen, die in diesem Bericht nicht erwähnt werden, und mir widerrechtlich angelastet wurden (es handelt sich um Tausende von Franken), wozu er aus Liebe zur Gerechtigkeit verpflichtet gewesen wäre. Er wollte mir auch nie eine Quittung ausstellen, mit der er sich als Schuldner erklärte, schrieb aber an andere darüber und ließ mir durch P. Franceschini ausrichten, ich solle mich an seinen Orden wenden, wenn ich das Geld haben wolle, oder es mir von seinem General Guardi auszahlen lassen, falls er dazu bereit ist. Während er mein Konto mit der oben erwähnten Summe von 765 Franken in Gold belastete, falls er sie, wie wir sagten, überhaupt ausgegeben hat, dann aber in italienischen Banknoten. Sobald es aber um seine Ausgaben (für das Kamillianerhaus in Berber) ging, die er in Verona für 706 Franken in Banknoten gemacht und mir in Gold angelastet hatte, wie aus der Abrechnung auf Beilage Y hervorgeht, schrieb er sich diese in Banknoten gut, mein Konto aber belastete er in Gold, indem er mir nur 623,30 Goldfranken als Vorauszahlung verrechnete (von der jährlichen Zuweisung an die Kamillianer von 5.000 Franken), anstatt 706 Goldfranken, mit denen er mein Konto vorher belastet hatte.
So stehen die Dinge. Ich überlasse es Eurer Eminenz, die Verwaltung von P. Carcereri zu begutachten und zu beurteilen, und ob ich richtig sehe, wenn ich behaupte, dass er alles versucht hat, mich zu ruinieren und im Vikariat jene Finanzkrise heraufzubeschwören, die er mir wegen meiner Verwaltung ankündigte, nur weil ich seinen krummen Ratschlägen nicht Folge geleistet hatte.
Mit Schmerz unterbreite ich Eurer Eminenz mein demütiges Urteil über P. Carcereri. Ich würde dieses Urteil voll Freude zurücknehmen und Eure Eminenz und Carcereri selbst um Verzeihung bitten, sollte ich mich getäuscht haben. Carcereri scheint mir ein ganz sturer Mensch zu sein, sehr hartnäckig in seinen Ansichten und übereilt in seinem Handeln, ein Mensch ohne Gewissen, ohne Kopf, ohne Herz und ohne Geist, ohne kirchliche, religiöse und apostolische Gesinnung. Eure Eminenz kann sich vorstellen, wie viel Geduld ich mit ihm haben musste und wie viel ich seinetwegen zu leiden hatte. Aber Jesus hat mehr gelitten als ich: das durchbohrte Herz Jesu sei stets gepriesen!
3. Der stolze Geist von P. Stanislao hat sich nicht nur auf die oben angeführten Handlungen allein beschränkt, sondern ist noch weitergegangen.
a. Nach seiner Rückkehr aus Europa lud P. Carcereri einen gewissen Giuseppe Bergamaschi ein, Kamillianer zu werden. Dieser Laie, Mitglied meines Instituts von Verona, hatte einen Eid abgelegt, mir und der Mission zehn Jahre lang dienen zu wollen. Eines schönen Morgens und ohne Rücksprache - weder mit dem Oberen meiner Institute von Verona noch mit dem Oberen der Institute von Kairo oder mit mir-, kleidet er ihn als Kamillianer ein mit der Erlaubnis, wie er sagte, von P. Guardi. Dann schrieb er an Eure Eminenz, dass Bergamaschi Mitglied meines Instituts von Verona sei, und an den Direktor der Missions Catholiques, dass er Kamillianer sei, und das wurde auch gedruckt. Nach seiner Ankunft in Khartum kam Bergamaschi zu mir, um das Ordenskleid der Kamillianer abzulegen und wieder Mitglied meines Instituts in Afrika zu werden.
Ich habe ihn abgelehnt. Er ging nach Berber und blieb dort ein Jahr als Kamillianer. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit P. Carcereri verließ er kürzlich den Orden, suchte Zuflucht in Khartum, wo man auf meine Genehmigung wartet. Den gleichen Versuch machte er mit dem Priester D. Domenico Noja, wie aus dem erwähnten Brief des Oberen der Institute in Kairo vom 14. Dezember 1874 an mich hervorgeht: „Sie könnten P. Stanislao auch fragen, mit welchem Recht er jenen Giuseppe Bergamaschi einkleidete und ihn als Kamillianer ausgab … Sie können ihn auch fragen, warum er zu einem unserer Diözesanpriestern sagte, er könne auch bald Kamillianer werden, das wäre auch besser. Als P. Stanislao dem Kardinal der Propaganda Fide die Abreise der Karawane und die Namen der einzelnen Mitreisenden beschrieb (er übergab mir die Briefe offen, damit ich sie abschicke), zählte er Br. Bergamaschi zu den Studenten unseres Instituts von Verona, aber im Brief nach Lyon zu den Mitgliedern des Hl. Kamillus. Warum das?
Auch die drei Kleriker, die in El Obeid sind, sagten mir, dass sie von P. Stanislao eingeladen wurden, Kamillianer zu werden. Ich bin auch bestens darüber informiert, dass P. Carcereri in Europa das Gerücht verbreitet hat, dass es für die Missionare von Zentralafrika besser, ja notwendig sei, Kamillianer zu sein. P. Franceschini machte ihm darüber in seinem bereits erwähnten Brief aus Berber vom 3. Februar 1875 Vorwürfe: „Du hast einen gewissen Bergamaschi in Kairo eingekleidet … ohne wenigstens aus Anstand die Zustimmung von Monsignore einzuholen … Du hast versucht, andere anzuwerben, indem Du gesagt hast, dass das besser sei, und Du hast andere ähnliche Behauptungen aufgestellt, die Du in Europa zum alleinigen Vorteil der Kamillianer verbreitet hast und zum Nachteil des Diözesanklerus … Falsche Aussagen sind eine sehr heikle und empfindliche Angelegenheit.“
P. Stanislao war damit nicht zufrieden, sondern fuhr fort, meine Stellung zu erschweren, direkt oder indirekt im Vikariat Schwierigkeiten heraufzubeschwören, überall Vorteile für sich zu suchen, mich in Misskredit zu bringen und meine Leute aufzuwiegeln, Dokumente gegen mich zu verbreiten etc. etc. Dabei hat auch P. Franceschini voll mitgewirkt und sich ganz auf die Seite von P. Stanislao und gegen mich gestellt, nachdem dieser nach Berber gezogen war. Ich will nicht die Briefe erwähnen, die P. Stanislao an die afrikanischen Helferinnen der Schwestern in Khartum geschrieben hat, um sie auf seine Seite zu ziehen. Ich schweige über die häufige geheime Korrespondenz mit der Mission von El Obeid, über die der Obere jener Station meinen Sekretär informierte, ohne aber Genaueres sagen zu können.
Ich möchte nur sagen, dass sich P. Stanislao immer wieder, aber ohne Erfolg, um Beschwerden gegen mich von den Diözesanpriestern wegen Verletzung des Briefgeheimnisses bemüht und gedroht hat, sich an den italienischen Konsul von Kairo zu wenden. Er versuchte und drohte weiterhin, auch nachdem ich mich mit ihm am 2. Januar in Berber um eines höheren Gutes willen ausgesöhnt hatte. Und in der Tat, am 4. Februar 1876 schrieb er mir wegen der vermeintlichen Verletzung des Briefgeheimnisses: „Ich werde meine Gründe beim Italienischen Konsulat vorbringen, damit der Schuldige mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft wird.“
b) Wenn D. Bartolo Rolleri, Oberer der Institute von Kairo, P. Carcereri unterstützte, war es infolge des sehr interessanten Briefwechsels zwischen ihm und P. Stanislao. Vorher hatte D. Rolleri die Vorgehensweise von P. Stanislao in Europa und Kairo verurteilt und stand ganz auf meiner Seite, wie aus der Korrespondenz hervorgeht, die ich aufbewahre. Zu diesem Zweck könnte ich seine vollständige Korrespondenz seit 1874 vorzeigen. Aber es genügt, wenn ich zum gerade zitierten Brief jenen hinzufüge, den er am 20. Februar 1875 an P. Stanislao schrieb, und den dieser am 26. März 1876 von Berber mit vier schroffen Zeilen zurückgeschickt hatte: „Zu behaupten, dass Du den Weg über Dongola eingeschlagen hast, da die Regierung alle Kamele beschlagnahmt hatte, scheint mir kein logisches Argument zu sein. Denn für die gewählte Route brauchte es mehr Kamele (was sich gezeigt hatte) als für die normale.
Kürzlich schickte er mir am 17. Januar aus Dongola zusammen mit den vielen Briefen einen Zettel mit folgenden Worten: Man sagte mir (Wer? - eine Erfindung seines Hitzkopfes), dass der Provikar bis an den Hals in Schulden steckt, und ich versorge seit sechs Monaten meine Karawane. Was werde ich ihm überbringen können? Ich frage mich: als die Karawane in Verona weilte, ist nicht D. Squaranti für den Unterhalt aufgekommen? Und hat sie in Kairo nicht D. Bartolo Rolleri versorgt? Und man kann auch sagen, dass es derselbe D. Bartolo war, der sie auf der Reise versorgt hat, da er die vielen Vorräte besorgte (mehr als 14.000 Franken), die nicht nur für die Reise reichten, sondern auch noch für eine Zeitlang auf der Mission?
Liebster P. Stanislao! Es fehlt mir die Zeit. Ich möchte Dir jetzt nur wärmstens ans Herz legen, dem Oberen gut und respektvoll zu begegnen, um unseren geliebten Provikar nicht noch trauriger zu stimmen, sondern ihn wegen der vielen bisherigen Leiden zu trösten und ihm wegen der vielen Wohltaten Dir und Deinem Orden gegenüber zu danken.“
Nach diesem sehr interessanten Briefwechsel zwischen P. Stanislao und D. Rolleri begann dieser sich auf die Seite von P. Carcereri zu stellen. So ist es weitergegangen mit dem ergebnislosen Versuch, das Vikariat mit Briefen zu beunruhigen und die Diözesanpriester zu veranlassen - aber ohne Erfolg, - einen Bericht gegen mich zu schreiben und mir vorzuschlagen, P. Stanislao wieder zu meinem Generalvikar zu ernennen. Während P. Stanislao von Berber aus in dieser Weise agierte, verhielt sich P. Franceschini, der mit mir die Stationen besuchte, nicht anders und nicht besser. Während er mir größte Anhänglichkeit zeigte, unterstützte er gleichzeitig die ungerechten Klagen von zwei Schwestern, die er selbst verursacht hatte. Mit den beiden arbeitete er gegen mich, öffentlich und privat und bei Außenstehenden der Mission von Berber.
Auch in Ghebel Nuba, wohin er mich begleitete, hörte er nicht auf, zum Ärgernis der Missionare jener Station, durch eine der beiden gerade erwähnten Schwestern zu meinem Schaden Lügen und Anschuldigungen zu verbreiten. Darüber informierte D. Martini, Pfarrer von Ghebel Nuba, meinen Sekretär in einem Brief vom 2. Dezember 1875. Nachdem er einige Anklagen als ungerecht bezeichnete, die D. Rolleri in einem Brief an ihn erhoben hatte, fährt er so fort: „Unter uns gesagt, ich bin schockiert über das Benehmen gewisser Leute, die Lügen verbreiten und versuchen, gewisse Personen in Misskredit zu bringen. Ich war so verärgert, dass ich mehrere Male mit P. Giuseppe und Sr. Germana, die ich am liebsten nie gesehen hätte, in einen Streit geriet. Aber genug damit! Die Wahrheit ist eine, sie ist heilig und triumphiert immer.“
Wieder in El Obeid und im Einvernehmen mit denselben Schwestern führte er den Krieg gegen mich weiter und legte noch zu. Er riet den Schwestern, sich bei ihrer Generaloberin über mich zu beklagen. Eine von ihnen (Sr. Germana) bestätigte prahlend mehrere Male, dass er der zweiten (Sr. Maddalena) unter Androhungen den Rat gab, der Provinzoberin und mir den Gehorsam zu verweigern, da ich ihr im Namen der Provinzoberin angekündigt hatte, dass sie in El Obeid bleiben muss und nicht nach Khartum gehen soll. In diesem Zusammenhang griff er mich öffentlich in ganz skandalöser Weise an, wie D. Martini und D. Bonomi meinem Sekretär am 19. Dezember 1875 berichteten: „Als Zeuge werde ich berichten, dass er (P. Franceschini) in El Obeid … öffentlich, in Gegenwart von uns allen und unseres Prokurators, seinen und unseren Oberen unverschämt behandelt hat. Auch ein Muslim war anwesend, der sich darüber sehr gewundert hat, wie er mir nach einigen Tagen anvertraute …D. Bonomi.“
„Ihr habt bereits in Khartum die Gelegenheit gehabt, das Verhalten von Sr. Germana zu beobachten. Ich will hier aber nicht auf unguten Klatsch eingehen. Es ist eine unleugbare Tatsache, dass sich P. Franceschini am letzten Abend wirklich schamlos verhalten hat. Unerhört waren seine Frechheit, Respektlosigkeit und sein Zorn dem Monsignore gegenüber wegen einer Angelegenheit, mit der er überhaupt nichts zu tun hatte. Monsignore hatte es nämlich nicht für notwendig erachtet, Sr. Maddalena nach Khartum reisen zu lassen!!! Der Skandal war überaus gravierend, da alle Patres, Kleriker, Schüler, der Prokurator und sogar ein reicher Muslim dabei waren. Dieser hat sich darüber sehr gewundert … D. Martini.“
c) Diese öffentlichen und privaten Verleumdungen, die Sammlung von Aussagen der Missionare und Schwestern gegen mich, die Versuche, die Zahl meiner Gläubigen zu verringern, hatten meine Absetzung zum Ziel. P. Franceschini verkündete es in El Obeid und sagte zu mir: Entweder Sie setzen P. Stanislao wieder auf seinen Posten, oder Sie werden am Boden liegen. Der despotische Geist von P. Stanislao, der zum gleichen Zweck die Institute von Kairo zerstören und eine Finanzkrise herbeiführen wollte, und die Aufsässigkeit von P. Franceschini haben nichts unterlassen, um ihr Ziel zu erreichen, nämlich mich von der Mission zu entfernen und sie dem Kamillianerorden zu übertragen.
Nur der Rektor meiner Institute in Verona ist dank seiner Treue mir und meinem Werk gegenüber noch nicht öffentlich angegangen worden. P. Franceschini hat vergeblich versucht, ihn zu verstimmen, indem er meinen Sekretär und mich in einem scharfen Brief aus Kairo vom vergangenen Februar verleumdete, sich dabei aber als Freund ausgegeben hat. Er schrieb, dass er meinem Sekretär keinen Glauben schenken könne, da er ein Lügner sei, obwohl niemand eine solche Anklage gegen ihn erheben kann. Er stellte die falsche Behauptung auf, mein Sekretär, den Eure Eminenz gut kennt, mache sich bei allen Missionaren wegen seines unwürdigen Benehmens unbeliebt, während er, wie früher einmal, das freundliche Bemühen meines Sekretärs hätte erwähnen müssen, der sich trotz der Beleidigungen und der Verdächtigungen von Seiten des P. Stanislao bemüht hatte, seine Angelegenheiten in Frieden zu beenden. In jenem Brief schrieb er, ich sei unfähig zu regieren, denn a) niemand sei unter mir sicher, auf seinem Posten bleiben zu können.
Er konnte das nur gesagt haben, da P. Stanislao vom Amt des Generalvikars enthoben und er selbst 1874 von El Obeid entfernt wurde. Jedoch habe nicht ich P. Stanislao abgesetzt, er selbst hat sich mehrere Male schriftlich und auch mündlich und immer in respektloser Weise geweigert, weiterhin im Amt zu bleiben, vielleicht in der Hoffnung, ich würde ihn beschwören zu bleiben. Das aber habe ich nicht getan, sondern seinen Verzicht angenommen, aber nicht aus Groll, sondern weil das Amt eines Präfekten der Kamillianer mit dem des Generalvikars unvereinbar ist. Auch P. Franceschini legte P. Stanislao im erwähnten Brief vom 3. Februar 1875 diesen Verzicht nahe und zwar aus diesem Grund: „Es ist jetzt notwendig, dass Du tatsächlich verzichtest. Wäre ich der Provikar, würde ich ohne weiteres Deinen Verzicht annehmen, um nicht die unangenehme Aufgabe zu haben, Dich zu entlassen … Es ist jetzt für Dich ehrenvoller zurückzutreten mit der Angabe des Grundes, nämlich dass Du jetzt für das Haus von Berber verantwortlich bist.“
P. Franceschini habe ich aus El Obeid wegen Alkoholmissbrauch und wegen gewisser Unklugheiten entfernt, die er mit einer abessinischen Sklavin begangen hatte, so dass in der Kolonie herumerzählt wurde, er habe eine Konkubine. Um diesem unguten Klatsch entgegenzutreten, dessen Wahrheit er selbst praktisch bezeugt hat, habe ich ihn unter dem Vorwand von Gesundheitsproblemen versetzt. Er war tatsächlich nicht gut beisammen. In jenem Brief an den Rektor der Institute von Verona schrieb er, dass ich unfähig zum Regieren sei, weil ich b) ein schlechter Verwalter sei, obwohl er mich im Brief vom 3. Februar 1875 gegen P. Stanislao gerade in diesem Punkt laut verteidigte. Wegen der hier angefügten Gründe beendete er seinen Brief an den Rektor mit den Worten, dass die Mission nicht weitergehen kann, wenn der Herr Euch nicht einen fähigeren Oberen schickt. Mit diesen Worten warb er für P. Stanislao, dessen Fähigkeiten er stets in unrealistischer Weise propagierte.
Der Hochmut hat P. Stanislao angetrieben, überall sich selbst und die Kamillianer hervorzuheben und mir und den Diözesanpriestern sowohl in Afrika als auch in Europa zu schaden. In Rom hat er in der Überzeugung seiner eigenen Fähigkeiten den Eindruck verbreitet, dass ich ungeeignet sei. Bei den Wohltätigkeitsvereinen in Köln, Salzburg und in Verona etc. etc. behauptete er, ich sei unfähig für die Verwaltung etc. etc. Der Hochmut redete P. Stanislao ein, dass ihn die Mission unbedingt braucht, wie er einigen von der Karawane anvertraute, und dass die Mission ohne ihn nicht weitergehen kann. Aber sie ist ohne ihn ausgekommen und wird auch ohne ihn auskommen, und in jeder Hinsicht besser.
d) Nach der Vorbereitung des Terrains in Europa wäre P. Stanislao mit P. Franceschini direkt und indirekt mit den Mitteln, die in diesem letzten Punkt angeführt sind, daran gegangen, mich abzusetzen und selbst die Mission zu übernehmen. Dass P. Stanislao das im Sinn hatte, bezeugte P. Franceschini mit seinen Äußerungen in Kairo, die im folgenden Schreiben enthalten sind:
„Ich, der Priester Domenico Noja ..., im September 1874 von P. Carcereri in die Institute der Afrikaner gebracht, bestätige mit einem Eid, dass P. Giuseppe Franceschini vom Krankenpflegerorden zu mir kürzlich ganz offen gesagt hat: Falls die Propaganda Fide die Anschuldigungen gegen den Provikar als wahr und gerecht beurteilt, was sehr wahrscheinlich ist, werde ich sogleich mit weiteren acht oder zehn Kamillianern, die schon bereit sind, nach Zentralafrika zurückkommen. Er erklärte mir, dass die angezettelten Anklagen gegen Msgr. Comboni nicht so sehr das Ziel verfolgen, ihn als Provikar der zentralafrikanischen Mission abzusetzen, sondern diese nicht mehr den Mitgliedern des Seminars von Verona zu überlassen und sie ganz und ausschließlich den Kamillianern anzuvertrauen. Ob Priester, die sich jetzt in der Mission befinden, weiterhin bleiben können oder in Zukunft hier arbeiten, das werden immer die Kamillianer frei entscheiden. Das stimmt genau mit dem überein, was mir kürzlich ein Mitglied des Franziskanerordens sagte, nämlich dass die Mission von Zentralafrika ganz den Kamillianern anvertraut werden soll. Das bezeuge ich mit einem Eid.
Aus dem Institut für Afrikaner in Alt – Kairo, am 20. Februar 1876.
Priester Domenico Noja.“
Voller Schmerz lege ich heute Eurer verehrten Eminenz diesen Bericht vor. Anlass dafür war nicht so sehr die Überzeugung, dass P. Stanislao zusammen mit Franceschini versucht hat, mich zu stürzen, da ich weiß, dass ihre Bemühungen erfolglos gewesen sind,
Mich hat also nicht der oben erwähnte Angriff veranlasst, diesen Bericht zu schreiben, sondern einzig und allein die Annahme, dass ich bei der Hl. Kongregation der Glaubensverbreitung angeklagt worden sei, wie P. Franceschini behauptet hatte.
Ich bekenne, dass ich wegen der Maßnahmen, die mir Eure Eminenz vielleicht nahelegen wird und die P. Carcereri schaden werden, bei der Abfassung dieses Berichtes tiefen Schmerz empfunden habe, denn ich habe ihn trotz seiner Verfehlungen immer sehr geliebt. P. Franceschini schrieb am 3. Februar 1875 an P. Stanislao: „Ich weiß genau, dass er (der Provikar) in der Vergangenheit immer großes Vertrauen in Dich hatte; auf Dich hat er all seine Hoffnungen gesetzt. Mehr als einmal hat er sich glücklich gepriesen, in Dir einen unermüdlichen Mitarbeiter für sein Werk gefunden zu haben. In ganz Europa hat er Dich in den siebten Himmel gehoben. Dir hat er die Institute von Kairo und die Expedition nach Kordofan anvertraut (1871) und Dir das erste Amt des Vikariats übertragen, indem er Dich zum Generalvikar ernannt hatte. Dir hat er die Expedition von Ghebel Nuba (1873) und schließlich die delikatesten Aufträge in Europa (1874) anvertraut, indem er Dir ein Empfehlungsschreiben ausgestellt hat, das ich kopiert habe und deshalb gut kenne. Es ist überaus ehrenvoll und großzügig. Aus all diesen Gründen hat er in der Vergangenheit sein volles Vertrauen in Dich gesetzt. Ich täusche mich nicht, wenn ich sage, dass kein anderer so sein Vertrauen genossen hat wie Du.“
Ich füge mich jedoch ganz der Entscheidung Eurer verehrten Eminenz, da ich das Wohl Zentralafrikas immer in den Mittelpunkt meines Handelns und Strebens gestellt habe. Gerade deshalb behielt ich immer P. Stanislao Carcereri an meiner Seite, weil ich nie geglaubt hätte, dass sein übertriebener Einsatz für den eigenen Vorteil und das Wohl seines Ordens so weit gehen würde, seinen Seeleneifer zu ruinieren, von dem er zum Wohl Zentralafrikas beseelt schien. Er schlug vielmehr die Gegenrichtung ein und versuchte, die Mission und ihren Oberen mit Worten und Taten in Verruf zu bringen. Mit seinen unsinnigen Forderungen und unnützen und zum Teil vorgetäuschten Ausgaben wollte er die Mission in den Ruin treiben. Er versuchte, die Kräfte für den Einsatz zu Gunsten von Zentralafrika zu lähmen, indem er unter den Mitarbeitern und ihrem Vorgesetzten Zwietracht zu säen versuchte. Zum Wohl von Zentralafrika hatte ich mich um P. Carcereri besonders angenommen. Doch ich hätte nie geglaubt, dass er so undankbar sein könnte, die Wohltaten und Zeichen der Liebe so schnell zu vergessen, die ich ihm immer erwiesen hatte.
Dennoch hatte er nicht das geringste Mitleid mit mir. Nicht einmal die widrigen Umstände, in denen ich mich befand, ließen ihn einlenken. Er wusste, dass ich in den Jahren 1874–1875 allein die Sorgen und die Verantwortung für die Leitung und die Verwaltung des Vikariats innehatte. Ich musste für den Unterhalt der Häuser innerhalb und außerhalb des Vikariats sorgen, mich um die geplanten Bauvorhaben kümmern und die Bauten in Khartum leiten und beaufsichtigen. Ich hatte die ganze Korrespondenz mit den Stationen und Europa und besonders mit den Wohltätern zu erledigen und mich um harmonische Beziehungen zur Regierung zu bemühen. Dass diese notwendig sind, muss jeder zugeben, der die Entfernung der Missionen von den zivilisierten Ländern, die besondere Wesensart der Muslime und ihre Einstellung dem Katholizismus gegenüber kennt. Er selbst weiß, welche Mühe dies kostet und wie viel Klugheit und Geschick es braucht, um nicht in jene immer schmerzhafte abweisende Haltung zu verfallen wie 1873, weswegen er bei der türkischen Regierung immer unbeliebt war.
Diesbezüglich schrieb mir Seine Exzellenz Ismail Ayub Pascha, Generalgouverneur der ägyptischen Besitzungen im Sudan und Eroberer des Reiches von Darfur, ein Türke wie alle anderen, der jedoch mir und der Mission viel Gutes getan hat. Hier gebe ich das wieder, was mir diese hohe Persönlichkeit am 17. August aus Khartum nach El Obeid geschrieben hat, wo Carcereri sich als mein Generalvikar aufhielt. Diesen Brief hat er eigenhändig geschrieben:
„Seit Ihrer Abreise aus Khartum ist nichts Wichtiges vorgekommen, außer der Rückkehr von Sir Samuel Baker nach Ägypten, worüber Sie die Zeitungen informieren werden. Nachdem Sie selbst einen großen Teil der Orte gesehen haben, die er aufgesucht hat, können Sie besser als jeder andere die Ergebnisse seiner Erkundungen beurteilen und sehen, ob er wirklich das ganze Aufsehen verdient, das er ausgelöst hat. Ich danke Ihnen vielmals, Monsignore, für das Gute, das Sie in Ihrem Brief über mich geschrieben haben. Ich nehme es als eine Ermutigung an, immer meine Pflicht zu erfüllen.
Es tut mir sehr leid, Monsignore, dass ich gezwungen bin, mich über Ihren Vikar (P. Carcereri) zu beschweren. Es geht um folgendes: Vor einigen Tagen haben vier Afrikanerinnen in Khartum einen Diebstahl verübt und verschiedene Gegenstände entwendet. Während die Polizei sie suchte, hatten sie sich in der Mission versteckt, ohne dass jemand um ihren Aufenthalt wusste. Am Tag darauf hat sie Herr Hansal (österreichischer Konsul) mit einem amtlichen Schreiben zu mir geschickt, in welchem er behauptete, die Afrikanerinnen seien in die Mission gegangen, um sich über ihre Vorgesetzten zu beschweren und ihren Freiheitsbrief zu verlangen. Da sie aber gleich als die vor einigen Tagen verschwundenen Diebinnen erkannt wurden, habe ich sie fürs erste zu dem geschickt, der die Anklagen von Amts wegen zu überprüfen hat. Noch vor Abschluss des Prozesses schickte mir Ihr Vikar am gleichen Tag über das Konsulat einen Brief, in dem er mir anordnete, die vier Afrikanerinnen innerhalb von 24 Stunden freizulassen. Gleichzeitig beschuldigte er alle Regierungsbeamten, die Anordnungen Seiner Hoheit nicht zu befolgen, so dass er deshalb gezwungen sei, sich bei Seiner Majestät dem Kaiser von Österreich zu beschweren etc.
Monsignore, ich glaube, dass die Kirche nicht dafür verantwortlich ist, ob die Beamten ihrer Pflicht nachkommen oder nicht. Deshalb hat der Herr Vikar kein Recht, sich bei den Untertanen der Regierung einzumischen. Ich bedauere sehr, dass er überhaupt nicht Ihrem guten Beispiel folgt … und deswegen zwischen der örtlichen Regierung und der Katholischen Mission Missstimmung hervorruft. Sie haben uns in Khartum oft genug mit Ihrer Anwesenheit beehrt, um beurteilen zu können, wie sich unsere Verwaltung verhält, um wen immer es auch gehen mag. Deshalb schreibe ich Ihnen, Monsignore, damit Sie Ihrem Vikar den Rat geben, sich nicht um Dinge zu kümmern, die nichts mit der Mission zu tun haben …, weil ich es nicht tolerieren kann, dass sich die Kirche in Angelegenheiten der Verwaltung einmischt, für die ich in letzter Instanz verantwortlich bin etc.
Verzeihen Sie, Monsignore, dass ich Ihnen so ausführlich über diesen bedauerlichen Vorfall berichtet habe, den Ihr Herr Vikar angestellt hat. Sie mögen versichert sein, dass ich trotzdem immer Ihr folgsamer und respektvoller Diener bleibe etc.
Ismail Ayub Pascha“
P. Carcereri kannte also all meine großen Sorgen und wusste auch, dass ich wegen der vielen Krankheitsfälle in jenem Jahr weder von den Missionaren noch von den Schwestern genügend Unterstützung bekam. Er konnte sich also gut vorstellen, dass ich auch noch den Kranken beistehen und mich um die Pfarrei kümmern musste. Er konnte erahnen, wie viele schlaflose, kummervolle Nächte ich wegen der vielen Sorgen und Kreuze hatte. (4) Dennoch hatte er nicht das geringste Mitgefühl mit mir, vermehrte meinen Kummer, ordnete mir an, für das Haus in Berber mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, auf P. Franceschini zu verzichten und ihn nach Berber zu schicken, um das Haus einzurichten. Er korrespondierte mit mir weiterhin ausgesprochen hart, trocken und respektlos. Er wusste nach der Ankunft der Karawane und der Erholung der Missionare und Schwestern um meine großen überstandenen und neuen Schwierigkeiten wegen der verspäteten Ankunft der Vorräte, die er in Wadi Halfa hätte zurücklassen sollen, und wegen der Vorbereitungen für die Mission von Ghebel Nuba etc. Aber dennoch hörte er mit den Belästigungen und Beleidigungen nicht auf: Im Gegenteil, umso energischer und offener ging er gegen mich vor mit der Absicht, mich vom Vikariat zu entfernen. P. Carcereri beweist damit seine tiefe Undankbarkeit.
Alles ist vergebens gewesen, das stimmt. Im Vikariat herrscht trotz allem Frieden. Die Missionare stehen wie immer treu zu mir. Der moralische und finanzielle Zustand hat sich nicht verschlechtert, sondern gebessert. Alles ist umsonst gewesen, ja. P. Carcereri hat mir aber die größten Sorgen bereitet, zuerst er allein, später zusammen mit P. Franceschini, (5) der genauso die Wohltaten, die ich ihm und seiner Familie erwiesen hatte, vergessen hat. Zu meinem Schmerz ist mir klar geworden, dass ich von ihm wenig bis gar nichts Gutes mehr erwarten kann, genauso wenig wie von seinen Mitbrüdern, die ihn anscheinend unterstützten.
Jedenfalls fühle ich mich nach so vielen Leiden durch die Gnade Gottes stärker als je zuvor. Es stärkt mich die Überzeugung, dass das Kreuz das Siegel der göttlichen Werke ist. Indem ich auf das Heiligste Herz Jesu vertraue, das auch für Zentralafrika geschlagen hat und das allein die Seelen bekehren kann, bin ich noch bereiter zu leiden und mich bis zum letzten Atemzug abzumühen. Ich bin bereit, für Jesus Christus und das Heil der unglücklichen Völker Zentralafrikas zu sterben. Ich bin fest überzeugt, dass das Heiligste Herz Jesu aus diesem Ansturm viel Gutes für das heilige Werk der Befreiung Zentralafrikas hervorbringen kann. Ich glaube, dass mein geliebtes Vikariat nach diesen harten Prüfungen, die mich fast das Leben gekostet haben, neu gestärkt wird und auf einem festeren Fundament steht, so wie die Kirche aus jeder Verfolgung gestärkt hervorgeht, die Bekehrungen zunehmen und das Tugendleben aufblüht.
Am Fuß des Kreuzes entspringt die Kraft der Kirche und der Werke Gottes. Vom Kreuz Jesu Christi geht jene wunderbare Kraft und jene göttliche Tugend aus, welche die Herrschaft des Satans in Zentralafrika brechen muss, um das Reich der Wahrheit und der Liebe an seine Stelle zu setzen, das die unübersehbaren Völker Zentralafrikas für die Kirche gewinnen wird.
Eurer Eminenz demütiger, ergebener und gehorsamer Sohn
D. Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
[PS: Seite 46 fehlt, die Seiten 47 und 48 sind unvollständig.
Comboni selbst hat die alphabetische Ordnung der Anlagen nicht eingehalten.]
AP SC Afr. C., v. 1005, f. 1434
[Einige von Comboni geschriebene Worte.]
DEM KAMILLIANERWERK VON ZENTRALAFRIKA 1876
AP SC Afr. C., v. 1005, ff. 1531–1534; 1543; 1545
[Einige Bemerkungen Combonis zu den Rechnungen.]
Nr. 657 (1216) BERICHT ÜBER DIE REISEKOSTEN
NACH EUROPA 1873–74
AP SC Afr. C., v. 1005, ff. 1496–1506v
[Einige Bemerkungen Combonis zu der Abrechnung von P. Carcereri.]
Nr. 658 (624) AN MSGR. JEAN FRANÇOIS DES GARETS
APFL, 1876, Afrique Centrale, 6
[J.M.J.]
Rom, Piazza del Gesù 47, 3. Stock
Herr Präsident,
ich hoffe, Sie nach Erledigung meiner Geschäfte mit der Propaganda Fide besuchen zu können. Ich bitte Sie, Herr Präsident, mir nach der Generalkongregation der Kardinäle, die, wie ich hoffe, im August oder September stattfinden wird, den Scheck nach Rom zu schicken, den die beiden Komitees der Glaubensverbreitung meinem Vikariat für das Jahr 1875 bewilligen werden. Hier habe ich nämlich die Möglichkeit, das Geld ohne Abzug ins Vikariat weiterzuleiten. Ich ersuche Sie gleichzeitig, vom Scheck den Betrag von 800 Franken abzuziehen und ihn an Mutter Emilie Julien, Generaloberin der Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung, nach Marseille, Rue Capelette, zu schicken, um die Reisespesen der neuen Schwestern, die für Zentralafrika bestimmt sind, bis Kairo zu bezahlen.
Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für Ihre Güte, die Sie mir mit der Überweisung von 10.000 Franken für den Bau meiner beiden Institute von Kairo erwiesen haben. Ich kann Ihnen mitteilen, dass dank Ihrer Hilfe die Missionare und Schwestern in den ersten Julitagen in die neuen Räumlichkeiten einziehen können, das heißt jetzt, während ich Ihnen schreibe.
Momentan bin ich noch mit der Ausarbeitung des dritten Berichts für die heilige Kongregation der Propaganda Fide sehr beschäftigt. Anschließend werde ich mit Freude zusammen mit meinem Sekretär einen Generalbericht für dieses bewunderungswürdige Werk der Glaubensverbreitung schreiben, das der schwierigsten und mühsamsten Mission der Welt das Leben geschenkt hat, für die ich mein Blut und mein Leben hinzugeben hoffe.
Der böse Feind, der heute die ganze Welt durchstreift, um die Werke Gottes zu vernichten, hat umsonst versucht, mein Werk zu zerschlagen, und mich und das Werk zu zerstören. Das Herz Jesu, das immer meine Stärke gewesen ist, hat es nicht zugelassen. Für Sie wird das ein weiteres Zeichen sein, dass der Heilige Stuhl von der Dauerhaftigkeit und der Standfestigkeit der Mission von Zentralafrika überzeugt ist.
Nehmen Sie, Herr Präsident, meine Hochachtung und meine ewige Dankbarkeit entgegen! Ich habe die Ehre, mich in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens als Ihren ergebenen Diener zu bezeichnen.
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 659 (625) AN DON FRANCESCO BRICOLO
ACR, A, c. 14/28
[J.M.J.]
Rom, Piazza del Gesù 47, 3. Stock
Mein allerliebster D. Francesco,
Du kannst mir wegen meines Schweigens keine Vorwürfe machen, wir sind jetzt quitt, und mir auch nicht Mangel an Zuneigung vorwerfen, denn ich schätze Dich. Sobald ich an D. Bricolo denke, gerate ich aus dem Häuschen. Das weiß unser unvergleichlicher Sciauri und auch in S. Carlo weiß man es. Schon in Kairo, vor meiner Abreise nach Triest, hatte ich beschlossen, zuerst in Vicenza haltzumachen und dann erst in Verona. Aber ein Hindernis hat es vereitelt. Kaum war ich in Rom angekommen, erkrankte ich und fuhr, um mich zu erholen, nach Köln, Mainz, nach Sesslitz zu Msgr. Kirchner, nach München, Salzburg, Wien und Frohsdorf zum einzigen König, der eines Thrones würdig wäre (Graf de Chambord), und Brixen. Von Verona aus wollte ich im Juni einen Ausflug machen. Doch eine telegrafische Mitteilung rief mich nach Rom.
Die Moral der Geschichte ist, dass ein armer Teufel, der täglich wenigstens 500 bis 600 Lire ausgeben muss, um die Einrichtungen und die Mission zu erhalten, alles aus dem Bart des heiligen Josef herausziehen und deswegen schreiben, reden und reisen muss; ein armer Teufel, der die schwierigste und mühsamste Mission der Welt leiten, sich mit Priestern, Ordensleuten und Schwestern aller Rassen und Nationen herumschlagen muss, mit Türken, Freimaurern und besonders mit Heiligen …. Verrückten, und bemitleidet wird, wenn er nicht schreibt, während Ihr, mein lieber Freund, bequem hinter dem Schreibtisch sitzt, Eure angenehmen Ferien genießt (während für mich das Wort Urlaub nicht existiert). Für Euch gibt es keine Entschuldigung, und ich, um Klartext zu sprechen, übertreffe Euch an ... Liebenswürdigkeit.
Nach dieser demütigen Beichte, würdig eines Mannes, der vielleicht bald Bischof sein wird, lade ich Euch ein, mir zu schreiben und genaue Nachrichten von Euch zu geben, und von jetzt an die Gebete zu den Herzen Jesu und Mariens und zum heiligen Beppo, meinem Verwalter, für mich und mein Werk zu vervielfachen. Ich erzähle Euch nichts von meinem Vikariat, das von Gott gesegnet worden ist. Ich teile Euch nur das Eine mit, dass in den fünf Jahren, seitdem mir der Heilige Stuhl das Vikariat anvertraut hat, dank der Wirksamkeit meines Planes kein einziger meiner europäischen kirchlichen Mitarbeiter gestorben ist, die unter meiner Flagge nach Zentralafrika ausgereist sind, während früher alle oder fast alle starben. Ich sage nichts vom Haus der Schwestern, das ich in Khartum als Unterschlupf für Sklaven, für Schulen etc. … gebaut habe, das 112 Meter lang ist, also länger als das Seminar von Vicenza.
Ich lade Euch aber ein, mich in Kairo zu besuchen, wo seit dem 1. Juli in meinen beiden neuen Instituten, die ich von Grund auf neu gebaut habe, die Missionare und Schwestern wohnen. Sie stehen auf einem Grundstück, das mir der Khedive geschenkt hat. Ich lade Euch in mein afrikanisches Institut in Verona neben dem Seminar ein und in mein Landhaus in der Nähe von Parona, das ich heuer gekauft habe, wo ein ausgezeichneter Wein wächst (vierzig Fass voriges Jahr), um eine Zeitlang gemeinsam auf dem Land zu verbringen. Solltet Ihr dann nach Rom kommen, werde ich Euch zum Heiligen Vater Pius IX. begleiten und werde Euch zufriedenstellen.
Viele Grüße an den Bischof, an Professor Sartori und an all meine Bekannten in Vicenza. Ich aber wünsche (entschuldigt die Liebenswürdigkeit), dass Ihr mir wenigstens eine volle Seite Nachrichten von Euch schickt. Ich soll an D. Luciano schreiben, aber ich bin sehr beschäftigt. Zu meinem Unglück liegt mein unvergleichlicher Sekretär D. Paolo Rossi mit Pocken im Bett.
Morgen Abend werde ich den Heiligen Vater um einen Segen für Euch bitten. Es geht ihm sehr gut. Er hat ein Bombengedächtnis und tröstet mit seiner päpstlichen Tugendhaftigkeit und seinem langen Leben die Welt.
Betrachtet mich immer in Christus als Euren innigen Freund
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Erschöpft durch Krankheiten, Kummer und Müdigkeit reiste ich im Dezember 1875 nach Berber, um dann meine Fahrt nach Europa fortzusetzen, wohin ich mich wegen wichtiger Angelegenheiten begeben musste. In Berber regelte ich die finanziellen Geschäfte mit P. Stanislao, die durch seine Schuld noch nicht bereinigt worden waren. Ich war zwar nicht überzeugt, dass es gerecht war, aber um im Vikariat nichts Unerledigtes zurückzulassen, schloss ich alle Streitpunkte mit einem Generalfrieden ab und gab ihm die erbetenen Garantien. Sie baten um Steine und Ziegel. Ihrem Wunsch entsprach ich gerne und gab dem Oberen von Khartum den Auftrag, das Material zu liefern, was auch geschah. Froh über die erzielte Einigung benachrichtigte ich Hochwürdigen P. Guardi darüber, der sie zur Kenntnis nahm und guthieß.
Von meiner Seite wurde also, obwohl es nicht gerecht war, wahrhaft und wirklich Frieden geschlossen, so dass sich mein Sekretär nach seiner Ankunft in Rom im Februar 1876 weigerte, bei der Propaganda Fide einen Bericht über die Meinungsverschiedenheiten mit den Kamillianern einzureichen, obwohl er von Gerüchten zu meinen Lasten über die Beziehung mit den Kamillianern gehört hatte und ihm bekannt war, dass die Patres Carcereri und Franceschini in Wort und Tat weiterhin gegen mich hetzten, denn die Propaganda Fide glaubte an den Frieden, den P. Carcereri und ich geschlossen hatten. Ich glaube sagen zu können, dass von meiner Seite der vereinbarte Frieden nicht nur ganz ehrlich, sondern auch echt und effektiv war.
Oder hatten mich die Kamillianer schon vor der Aussöhnung direkt oder indirekt bei der Propaganda Fide verklagt? Haben die Kamillianer diese Anklagen nach der Einigung nicht zurückgezogen und werden sie von der Propaganda Fide im Nachhinein nicht als hinfällig betrachtet? In diesem Fall hätte ich das Recht, mich zu verteidigen und gegen sie vorzugehen, da diese Angelegenheit nicht zur Sprache gekommen war, als die Streitigkeiten gütig beigelegt wurden. Es ist immer meine Absicht gewesen, kein endgültiges Urteil auszusprechen, sondern nur das zu bewerten, wozu mich die Wahrheit der erwiesenen Tatsachen zwingen würde.
Haben mich die Kamillianer, nicht zufrieden mit den Anfeindungen gegen mich in Wort und Tat, auch nach der Aussöhnung, an die ich mich aber gehalten habe, noch bei der Propaganda Fide verklagt, und zwar auf Grund von Angelegenheiten, die sie nichts angehen? Dies wäre der Beweis dafür, dass sie mich unbedingt und um jeden Preis in Verruf bringen wollen: und ich würde mich umso berechtigter fühlen, mich zu verteidigen und gegen sie vorzugehen. Es scheint also, dass sich P. Franceschini damals so verhalten hat, als ich ihm ohne dazu verpflichtet zu sein eine Gunst erwiesen habe, indem ich ihm jenen Betrag schenkte, um den er mich für seine Bedürfnisse gebeten hatte.
Das vorausgesetzt, füge ich nun hinzu, was für meine Rechtfertigung genügt: Vor allem möchte ich betonen, dass die gegen mich gerichtete Anklage, dass all meine Missionare gegen mich sind, falsch ist. Sollte es der Wahrheit entsprechen, dass alle Missionare gegen mich sind und die Schuld auf meiner Seite liegt, müsste wenigstens bewiesen werden, dass die Missionare Grund und Berechtigung dazu haben. Das aber wird man nie beweisen können, denn a) ich könnte triftige, aber geheime Gründe gehabt haben, jene Handlungen, welche die Missionare verstimmt haben, den Untergebenen vorzuenthalten, b) weil die Voraussetzung selber falsch ist.
Meine Missionare sind außer D. Rolleri nicht gegen mich, im Gegenteil, sie unterstützen mich alle gegen jene, die mich verfolgen möchten. Hier spreche ich nicht von meinem Sekretär, meinem Stellvertreter, vom Bischof und von meinen Instituten von Verona und ihrem Rektor: ich beziehe mich nur auf meine Missionare und die Institute in Khartum, El Obeid und Ghebel Nuba. Außer einiger Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und meinen Missionaren von El Obeid über die Führung der Mission - sie haben sich aber inzwischen meiner Meinung angeschlossen, die ich im dritten Teil des Generalberichts vom vergangenen April dargelegt habe - hat es zwischen mir und den Missionaren von Khartum, El Obeid und Ghebel Nuba keine nennenswerten Differenzen gegeben.
P. Franceschini hat zwar versucht, mich bei meinen Missionaren in Verruf zu bringen, aber ohne Erfolg. Der ganze Weltklerus hat mir einen spontanen Brief geschrieben, den Luigi Bonomi aufgesetzt hat, um mich in meinen Sorgen und Mühen zu trösten. Darin haben sie mir ihre Treue, Dankbarkeit und Liebe bezeugt und meinen Führungsstil und meine Verwaltung gutgeheißen.
P. Franceschini hat dann die Meinung verbreitet, dass jenes Schreiben nicht spontan gewesen sei und ich es veranlasst hätte. Von diesem Gerede hatte mein Sekretär gehört und befragte daraufhin in vertraulicher Weise die Missionare. Er erhielt zur Antwort, dass es sich um ein spontanes Schreiben gehandelt habe, das für mich positive Urteil sei das Resultat einer gewissenhaften Überlegung gewesen. Es wäre absolut falsch, dass ich das Schreiben veranlasst hätte. Nach seinem Eingang habe ich es verlegt, so dass ich es jetzt nicht mehr finden kann. Um die Sache nicht in die Länge zu ziehen, zitiere ich die Antwort vom Oberen von Ghebel Nuba, D. Luigi Bonomi, der jenes Schreiben verfasst hat, und die Antwort von D. Gennaro Martini, der die Natur des Briefes klarstellt. Beide Schreiben wurden am 19. Dezember 1874 an meinen Sekretär geschickt.
„Ich wundere mich sehr darüber, dass andere bezweifeln und mir unterstellen konnten, dass ich den Brief gegen meinen Willen aufgesetzt und unterschrieben habe und mich von Motiven leiten ließ, die meinen Gefühlen nicht entsprachen. Deswegen protestiere ich gegen diese falsche und verleumderische Unterstellung. Weder Monsignore noch irgendeiner in der Welt, auch selbst der Papst nicht, hätte mir ein Dokument oder eine Aussage entlocken können, die gegen meine Überzeugung gewesen wäre. Das Gleiche, glaube ich, gilt auch für all meine Mitbrüder, die unterschrieben haben, wenn ich daran denke, wie sorgfältig sie jedes Wort des Briefes vor ihrer Unterschrift diskutiert, abgewogen und überlegt hatten.“
(D. Luigi Bonomi)
Der Brief von D. Gennaro Martini unterstreicht neben der Spontaneität auch den Inhalt jenes Schreibens, das sich auf meinen Führungsstil und meine Verwaltung bezieht. Was den von mir unterschriebenen Brief an Monsignore betrifft, sagt dem P. Giuseppe, dass ich ihn mit meinem vollen, vollkommenen und überlegten Willen unterschrieben habe, denn ich konnte mich im Gewissen nicht anders verhalten: Denn wenn ich geglaubt hätte, mich anders verhalten zu müssen, hätte ich es, ohne irgendetwas und irgendjemanden zu fürchten, getan. Leider ist der Teufel sehr, sehr aktiv in unserer armen Mission! ... Ich sagte, dass ich mit der Verwaltung und dem Führungsstil von Monsignore sehr zufrieden bin, deswegen habe ich jenen Brief aus Überzeugung unterzeichnet, denn ich habe von Monsignore, seitdem ich zu dieser Mission gehöre, nur Wohltaten und Ermutigung erfahren, für das Seelenheil zu arbeiten.“
(D. G. M.)
Es ist also eine reine Lüge, dass meine Missionare gegen mich sind, wie es auch eine reine Lüge ist zu behaupten, dass die Schwestern gegen mich sind, außer zwei von ihnen (Sr. Germana und Sr. Maddalena), alle anderen missbilligen das Benehmen der beiden und stehen in Dankbarkeit und Treue auf meiner Seite. Die Gründe des Unbehagens der zwei Schwestern mir gegenüber waren folgende:
Wie ungerechtfertigt diese Gründe waren, sich unzufrieden zu zeigen, wird sofort verständlich, wenn man bedenkt, dass nicht alle Gebäude gleichzeitig errichtet werden können. P. Franceschini habe ich versetzt, weil über ihn gewisse Gerüchte kursierten, die für die Mission nicht förderlich waren. Wegen des ersten Grundes waren die zwei Schwestern nur gegen mich aufgebracht, wegen des zweiten Grundes gegen mich und gegen den neuen Oberen. Ich habe aber weder ihnen noch anderen gegenüber jemals beleidigende Worte gebraucht oder Klagen erhoben, sondern sie immer zum Guten angehalten. Die Verbitterung der beiden Schwestern, die beteuerten, mit den Kamillianern leben zu wollen, nahm noch zu, als P. Franceschini Sr. Germana mitteilte, dass ich ihn wegen seines nicht sehr lobenswerten geheimen Briefwechsels mit den beiden Schwestern zurechtgewiesen hatte.
Nur diese zwei Schwestern stellten sich 1876 auf die Seite von P. Franceschini und schlossen sich ihm an, um mir Schwierigkeiten zu bereiten und die Sorgen zu vervielfachen. Es war in diesem Zusammenhang, dass auch eine gewisse Sr. Anna, die viel Unrecht und viele Beleidigungen ertragen musste, in den Strudel der Spannungen von P. Franceschini und den beiden Schwestern hineingerissen wurde. Die Gründe für die ungerechte Behandlung dieser Schwester waren folgende:
Wie ungerecht es war, Sr. Anna zu verfolgen, scheint klar auf, wenn man bedenkt, dass ich keinerlei Gründe hatte, Sr. Anna schlecht zu behandeln, war sie doch aktiv und treu. Und wenn ich sie bat, gewisse Ausgaben zu tätigen und einige die Frauen betreffende Geschäfte für die Mission zu erledigen, dann weil sie treu war und ist und es auch hilfreich war, denn als Araberin spricht sie fließend die Landessprache, kennt die Gebräuche etc. etc.
Deswegen nahm die Eifersucht besonders von Sr. Germana zu und wuchs die Verstimmung von P. Franceschini Sr. Anna gegenüber;
(1) über mich wurde gesagt und man versuchte vergeblich andere davon zu überzeugen, dass ich Sr. Anna vorziehe und mich in der Leitung des Vikariats von ihr beeinflussen lasse;
(2) mit der Trennung der beiden Schwestern hat alles aufgehört und Ruhe ist eingekehrt. Deshalb hoffe ich, dass die beiden in Zukunft gut mitarbeiten werden, wie sie es bis 1874 getan hatten. Wie viel Falschheit und Leidenschaft in der obigen Anklage steckte, zeigen die dargelegten Motive, welche die Unzufriedenheit der beiden Schwestern und von P. Franceschini mir und Sr. Anna gegenüber verursacht und angeheizt hatten.
Um abzuschließen: Wenn es falsch ist, dass meine Missionare gegen mich sind; wenn es falsch ist, dass die Schwestern gegen mich sind; wenn die vorübergehende Opposition von zwei Schwestern ungerechtfertigt war; wenn es falsch ist, was über meine Beziehungen zu Sr. Anna gesagt und sie ungerechterweise bekämpft wurde; die Anklagen, die gegen mich betreffs der Messe, des Breviergebetes und der Beichte erhoben wurden, sind wahr, wenn sie folgendermaßen lauten:
Der Provikar hat, wenn es ihm möglich war, im August und September 1875 in El Obeid immer täglich die Messe gefeiert; im Oktober und November 1875 in Ghebel Nuba nur an Festtagen und an einigen Wochentagen. Der Provikar hat während der gerade erwähnten Monate nicht immer das Brevier gebetet. Der Provikar, der immer wenigstens jede Woche zur Beichte gegangen ist, ist während der Monate Oktober und November in Ghebel Nuba nur einmal zur Beichte gegangen. Wenn die Anklagen in dieser Form ausgesprochen werden, dann entsprechen sie der Wahrheit, andernfalls sind sie falsch.
Auch wenn diese Anklagen wahr sind, kann man sie mir, so glaube ich, nicht als Schuld anrechnen. Wenn ich die Vollmacht habe, mich und meine Missionare aus gutem Grund vom Breviergebet zu dispensieren, dann haben mir die Umstände in El Obeid genügend Gründe geliefert, an mehreren Wochentagen die Messe und das Breviergebet auszulassen. In der Tat, inmitten hektischer Tätigkeiten, die mit der Organisation der Mission von El Obeid nach innen und außen verbunden waren; inmitten der Verwaltungssorgen, die wegen der Schwierigkeit, Geld von Kairo in den Sudan zu schicken, und wegen der hohen Ausgaben, die gemacht werden mussten, immer peinlicher und schwieriger wurden; unter der Last der Korrespondenz mit dem Sekretär und der Aufrechterhaltung der nützlichen Beziehungen mit Europa; zusätzlich litt ich unter den tausend Unannehmlichkeiten, die mir besonders Carcereri bescherte, war ich niedergedrückt wegen des Todes von einigen großen Wohltätern, wegen der Vorgangsweise von P. Franceschini, der beiden Schwestern und den wöchentlichen respektlosen Briefen von D. Rolleri etc.
Zur physischen Ermüdung und moralischen Indisposition kamen bald auch noch ständiges Kopfweh, Appetitlosigkeit und Dauerdurst hinzu, die mich in El Obeid ununterbrochen plagten. Die Ursache war das hartnäckige Fieber, das mich befallen hatte. Mehr noch, zwei Monate lang habe ich in El Obeid kaum schlafen können (im Gesamten habe ich über sieben Monate kaum geschlafen), so dass ich morgens immer völlig erschöpft war und am Altar nicht stehen konnte. Wenn man schwer krank ist und große Sorgen auf einem lasten, ist es unmöglich, das Brevier zu beten und die Messe zu feiern. Aber es vergehen nie drei Stunden, ohne dass ich bete, wo immer ich mich auch befinde.
Diese Umstände allein genügen, glaube ich, um zu rechtfertigen, dass ich an manchen Wochentagen die Messe und das Stundengebet im August und September in El Obeid unterlassen habe. Ich bin aber regelmäßig zur Beichte gegangen und mehrere Male sogar bei Franceschini, da sonst niemand da war. Ähnliche, wenn nicht sogar schwierigere Umstände begleiteten mich in Ghebel Nuba, wo zwei meiner Priester und ein Laie mit der Vorbereitung des Hauses beschäftigt waren.
Da es dort vorübergehend keine Transportmöglichkeiten gab, wurde mir die Last der Korrespondenz etwas erleichtert. Aber ich wusste, dass die Unzufriedenheit von P. Stanislao in Berber und von D. Rolleri in Kairo anhielt und sich das auf die anderen Stationen auswirken musste. Mein Unbehagen über das Benehmen von P. Franceschini und der beiden Schwestern mir gegenüber hörte nicht auf. Da ich sie nicht in El Obeid lassen konnte, nahm ich sie mit mir nach Ghebel Nuba.
In Ghebel Nuba musste ich die Arbeiten abschließen und die Beziehungen zum Häuptling Cogiur und zur Bevölkerung herstellen. Wegen der ständigen Erkrankungen gestaltete sich der Beginn der Mission schwieriger als in El Obeid. Seit Mai litt der Laienbruder, den meine beiden Priester hierher gebracht hatten, an Fieber. Im September erkrankte P. Alfonso Chiarelli kurz nach seiner Ankunft an Hitzepickeln und wurde sterbenskrank. Bald darauf erkrankte auch der Obere, der sich erst in El Obeid erholte, wohin wir uns begeben hatten. Die Genesenen wurden vom Fieber erfasst und bald auch der Laienbruder, der mitgekommen war, sowie die Schwestern, P. Franceschini, D. Gennaro Martini, ich selbst und alle übrigen.
Bei so viel Arbeit und so vielen physischen und moralischen Beschwerden glaubte ich von der Fakultät Gebrauch machen zu können, mich vom Stundengebet zu dispensieren. Ich glaube zudem, dass die Umstände meines sich verschlechternden physischen Zustandes schon eine ausreichende Rechtfertigung waren, an verschiedenen Wochentagen die Feier der Messe zu unterlassen.
Da ich gleichzeitig mit allen Priestern daniederlag und der Obere jener Station selbst sehr schwer krank war und ich zu keinem anderen Zutrauen hatte, verschob ich die Beichte (in der Hoffnung bald beichten zu können), die ich aber in keiner Weise nötig hatte. Ich glaube, dass diese kurzen Hinweise genügen, um mich vor den Anklagen zu rechtfertigen, die gegen mich erhoben worden sind wegen der Unterlassung der Messe an mehreren Wochentagen, des Breviergebetes und der Aufschiebung der Beichte um zwei Monate in Ghebel Nuba.
Nach Überwindung von tausend Schwierigkeiten und der Fertigstellung der neuen Mission bei den Nuba wurden wir wegen der Entbehrungen alle krank. Wir hatten weder Medikamente noch Vorräte und konnten vorläufig nicht versorgt werden, da es mit El Obeid wegen der Feindseligkeiten, die zwischen der Regierung von El Obeid und den Nuba ausgebrochen waren - diese weigerten sich, den jährlichen Tribut zu zahlen-, keine Verbindung gab. Was hätte ich in einer solchen Lage tun sollen, war ich doch für die Gesundheit der Missionare und Schwestern verantwortlich? Die Gebäude waren fertig, die guten Beziehungen aufgebaut, die Mission angefangen. Jetzt musste ich mich um die Gesundheit der Leute kümmern. Das war aber in Ghebel Nuba wegen der oben angeführten Umstände unmöglich. Andererseits wurde die Präsenz der Missionare in Ghebel Nuba wegen der Krankheiten zwecklos, und diese würden in einer solchen Lage wegen der Krankheiten unter den erwähnten Bedingungen und wegen des Krieges, den die Regierung von Kordofan in jenen unabhängigen und entfernten Ländern anzufangen schien, in Gefahr kommen.
Angesichts dieser Lage fragte ich alle Missionare um Rat und alle, P. Franceschini nicht ausgenommen, waren gleich einverstanden, alles sofort unter die Aufsicht des Stammeshäuptlings, unseres Freundes, zu stellen und uns eine Zeit lang nach El Obeid zurückzuziehen.
(3) Der Gouverneur von El Obeid, der mit Waffengewalt nach Ghebel Nuba marschierte, schickte mir eine ausreichende Anzahl von Kamelen, und sagte mir, ich solle sie benützen, falls ich von hier wegzuziehen gedenke. Alle nahmen die Gelegenheit wahr, obwohl wir die Reisestrapazen wegen der Krankheiten vorausahnen konnten. Ich glaube, dass eine solche Entscheidung auf Grund der erwähnten Umstände in keiner Weise unklug, sondern vielmehr sehr klug war.
Wir übergaben alles dem Stammeshäuptling und verließen vorübergehend die Mission, die bereits eröffnet und begonnen worden war, und kehrten nach El Obeid zurück, wo ich gleich beim Oberen jener Station beichtete. Ich ließ das gut organisierte Vikariat in Frieden, stabil und sicher zurück und reiste nach Europa, um dort neben anderen Dingen gewisse Angelegenheiten zum Wohl des Vikariats zu erledigen.
In Bezug auf die Anklagen, die P. Franceschini gegen mich erhoben hat, fühle ich mich im Gewissen nicht schuldig, auch keiner lässlichen Sünde. Es tut mir aber seinetwegen leid. Denn er wird seine Seele verlieren, wenn er nicht, bevor er stirbt, vor der Autorität widerruft, gegen die er in lügnerischer Weise so viele Anklagen erhoben hat. Ich meinerseits verzeihe ihm von Herzen.
D. Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika