der Heilige Stuhl hat gerade erst das Vikariat von Zentralafrika meinem Missionsinstitut in Verona und mir die Leitung jener großen Mission mit dem Titel eines Apostolischen Provikars anvertraut.
Fürs Erste werde ich mich auf folgende Werke in meinem ausgedehnten Vikariat begrenzen:
Die Mittel, die ich bis jetzt vom Werk der Glaubensverbreitung, von kleinen Vereinen in Deutschland und von Sammlungen auf meinen langen Reisen in Europa erhalten habe, reichten kaum für die Häuser in Ägypten, und auch das nur dank meiner langen Reisen in Ungarn und Deutschland und meiner vielen Spendenbriefe für die Afrikaner.
Von jetzt an werden die meisten Mittel für die Institute von Ägypten vom Werk der Glaubensverbreitung kommen müssen, da meine Verpflichtungen als Apostolischer Provikar der größten Mission der Welt es mir nicht mehr erlauben werden, nach Europa zu reisen. Ich wende mich deshalb wieder an dieses bewundernswürdige Werk, um die notwendigen Mittel für das Vikariat von Zentralafrika zu erhalten.
Das ist mein Aktionsplan:
Im Juli reise ich mit zwölf Personen von Verona aus nach Kairo. Im September verlasse ich mit dreißig Personen Kairo und fahre nach Shellal, Khartum und Kordofan. Die Reise von Kairo bis Kordofan mit so vielen Personen dauert mindestens drei Monate.
In Kordofan muss alles erst hergerichtet werden. Dort gibt es überhaupt nichts, weder Medikamente, Ärzte, Werkzeuge zum Bauen und um Landwirtschaft zu betreiben und Getreide zu mahlen noch solche, um sich als Schmiede, Maurer oder Schreiner zu betätigen. Man muss alles aus Europa mitbringen. Es ist schon viel, wenn Männer und Frauen ein Kleidungsstück zum Anziehen haben. Der Messwein kostet in Kordofan das Vierfache des Preises von Ägypten, denn alles muss auf Kamelrücken transportiert werden.
Werkzeuge, Maschinen etc. müssen in Europa gekauft werden. In Kairo muss man zwei Boote mieten, das eine für die Männer, das andere für die Schwestern und Mädchen. Diese Bootsreise bis Assuan dauert fünfundzwanzig Tage. Die Seeleute müssen verköstigt werden. Von Assuan bis Shellal geht die Reise auf Kamelen weiter. Von Shellal bis Korosko braucht man mit den zwei Booten fünf Tage, von Korosko durch die Wüste nach Berber mit wenigstens fünfzig Kamelen zum Transport der Leute und des Gepäcks etc. zwanzig Tage. Von Berber bis Khartum fahren wir wieder mit den Booten, von Khartum nach Kordofan reisen wir auf Kamelrücken.
Für die Reise muss man alles kaufen mit Ausnahme des Nilwassers. Die Ausgaben sind enorm. In Kordofan müssen die Häuser bezahlt und umstrukturiert werden, damit man darin ein Jahr lang wohnen kann.
Die Reise der vier Kundschafter, die von P. Carcereri angeführt wurde, kostete 10.000 Franken. Ich schickte ihnen noch zusätzlich 3.000 Franken, damit sie bis zu meiner Ankunft in El Obeid etwas zum Leben haben. Sie haben bereits viele afrikanische Kinder um sich gesammelt. Um die Gründung und Wiederbelebung des Vikariats von Zentralafrika voranzutreiben, bräuchte ich wenigstens 100.000 Franken, von denen mir 6.000 bereits in Europa vor meiner Abreise zum Kauf der oben erwähnten Werkzeuge und Maschinen und für die Reisekosten von zwölf Personen bis Kairo zur Verfügung stehen sollten.
Herr Präsident, wenn Sie meiner Mission helfen, geben Sie dem am meisten verlassenen und unglücklichsten Teil der Welt neue Lebenshoffnung. Mein Vikariat ist das mühevollste, schwierigste und größte der Welt. Es ist aber auch das interessanteste und wichtigste, denn es muss eine Welt erneuern, in der die Kirche bis heute keine Resultate erzielen konnte. Durch die Errichtung einer Mission in Kordofan mit meinem Aktionsplan gründen Sie ein apostolisches Aktionszentrum, um allmählich 60 Millionen Ungläubige, die meinem Vikariat unterstehen, für Christus zu gewinnen. Diese Mission wird Fortschritte machen je nach den Mitteln, die wir von Anfang an durch Ihre Freigebigkeit erhalten können.
Ich werde Sie über alles auf dem Laufenden halten, ich werde Ihnen alle Informationen geben, die diese immense Mission betreffen. Legen Sie bitte vor dem Komitee von Lyon und Paris für diese heilige Sache Fürsprache ein. Der Bericht, den ich Ihnen von der Erkundigungsreise nach Kordofan geschickt habe, wird Ihnen eine kleine Idee von dem Unternehmen vermittelt haben, das ich bald in die Tat umsetzen werde.
Mir scheint, dass Gott das Apostolat von Zentralafrika segnen wird, wenn Sie es in den Annalen bekannt machen und es den Gebeten und der Liebe der zwei Millionen Mitglieder des Werkes der Glaubensverbreitung empfehlen, die über die ganze Erde verstreut sind.
Ich danke Ihnen im Voraus für die Liebe, die Sie für Zentralafrika zeigen und zeigen werden. Mein letztes Wort und das meiner Mitbrüder wird immer lauten: „Afrika oder Tod!“ Wir tun alles aus Liebe zu Gott, der sein göttliches Blut am Kreuz auch für Afrika vergossen hat. Nehmen Sie, Herr Präsident, in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens meine Hochachtung entgegen.
Ihr ergebener Diener
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Nr. 453 (424) AN MARIA DELUIL MARTINY
AFCG, Berchem Anvers
[J.M.J.]
Am Fest des Heiligsten Herzen Jesu, 7. Juni 1872
Mademoiselle Maria,
auch wenn ich Ihnen lange Zeit nicht geschrieben habe, kann ich Ihnen aber versichern, dass kein Tag vergangen ist, an dem ich nicht an Sie gedacht und für Sie gebetet habe. Ich bin bestens informiert über Ihre derzeitigen Leiden, die Ihnen der gute Jesus auferlegt hat, und vor allem über den Tod und die Auferstehung von zwei lieben Mitgliedern Ihrer Familie. Ich bin mir sicher, dass Sie dieses Opfer Jesus dargebracht haben und dadurch noch inniger mit dem Herzen Jesu verbunden sind, bei dem Sie den Weg zum Paradies gefunden haben.
Ich bitte Sie, mir einen langen Brief zu schreiben und mir von den Wundern der Ehrenwache und von Ihnen selbst zu erzählen. Momentan habe ich keine Zeit zu schreiben, aber ich werde dies tun, bevor ich nach Zentralafrika aufbreche. Ich schicke Ihnen mein Postulatum an das Konzil.
Grüßen Sie mir Ihren guten Vater und Ihre Mutter und beten Sie für mein Werk, nachdem mich Seine Heiligkeit Pius IX. mit der größten und schwierigsten Mission der Welt betraut hat. Ich erwarte einen langen Brief.
Im Herzen Jesu verbleibe ich
Ihr
Daniel Comboni
Provikar von Zentralafrika
[Übersetzt aus dem Französischen.]
NR. 454 (425) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SC Afr. C., v. 8, f.8
Erlauchter und Hochwürdigster Kirchenfürst,
seit dem Tag, an dem mir mitgeteilt wurde, dass der Hl. Stuhl das Vikariat von Zentralafrika meinem Institut in Verona anvertraut hat und ich zum Verantwortlichen dieser schwierigen und anstrengenden Mission erwählt wurde, kam mir folgende Idee, die ich in aller Demut dem Urteil Eurer Eminenz vorlege, um erleuchtet zu werden und mich danach richten zu können.
In Khartum gibt es zwei Franziskanerpatres aus der deutschsprachigen Provinz Tirol, welche meinen Informationen zufolge gut und eifrig sind. In Jerusalem weilt P. Bonaventura aus Khartum, ein ehemaliger Schüler meiner Mission und des Mazza-Instituts von Verona. Er ist zurzeit Vikar der Pfarrei zum Hl. Erlöser, und erst kürzlich hat ihn die Heilige Kongregation zum Apostolischen Missionar befördert. Er hat mir gegenüber schon öfters den Wunsch geäußert, sich dem Apostolat in seiner Heimat weihen zu wollen, auch in der Absicht, seine in Khartum lebenden muslimischen Eltern für den Glauben zu gewinnen.
Zudem gibt es in Neapel drei afrikanische Franziskanerpatres, die mir ihr Oberer P. Lodovico da Casoria für Zentralafrika in Aussicht stellt.
Dies alles habe ich mir gut überlegt; sollte der Seraphische Orden zustimmen, dass diese seine Mitglieder meinen Missionaren zu Hilfe kommen, wäre es von Nutzen, an einem bestimmten Ort des Vikariats eine Franziskanische Niederlassung zu gründen, die zunächst der Leitung des Apostolischen Provikars unterstellt wird. Nachdem man die Nützlichkeit von deren Arbeit festgestellt und sich über die Möglichkeit dieses Vorhabens erkundigt hat, könnte man ihnen zu einem späteren Zeitpunkt einen Teil des Vikariats anvertrauen, ihn dann in eine Präfektur umwandeln und ausschließlich dem Minoritenorden zuweisen.
Ich erlaube mir, Eure Eminenz zu fragen, ob es hilfreich und nützlich wäre, wenn ich mich an den hochwürdigsten General von Ara Coeli wende, um ihn inständig darum zu bitten, mir die oben erwähnten Mitglieder der Franziskanischen Familie als Hilfe für das Vikariat zu überlassen. Im Fall einer Zustimmung würde ich die Kosten für ihre Reise und ihre Unterkunft in der Mission übernehmen.
Wenn auch die Erfahrung gezeigt hat, dass Priester und Ordensleute bei der Arbeit im selben Weinberg nur schwer miteinander auskommen, berechtigt mich dennoch die Zusammenarbeit bei diesem schwierigen Vorhaben, die Natur des Apostolats unter den Afrikanern und die oben dargelegten Bedingungen zu großer Hoffnung, dass das besagte Projekt Erfolg haben wird und die Anwesenheit der oben erwähnten Franziskaner im Vikariat die Arbeit und den guten Fortschritt der Missionare meines Instituts nicht beeinträchtigen würde.
Es ist mein inniger Wunsch, für das mir anvertraute große Missionsgebiet aufrechte Apostel zu gewinnen, auch wenn sie anderen kirchlichen oder religiösen Gruppen angehören. Doch halte ich es nicht für klug, nun Schritte zu unternehmen und Verhandlungen zu beginnen, ohne vorher die Heilige Kongregation zu Rate zu ziehen. Deshalb bitte ich Eure Eminenz um Rat. Ich bin fest entschlossen, mich in jeder Beziehung an das zu halten, was mir Eure Eminenz in dieser sehr delikaten und wichtigen Angelegenheit empfehlen oder anordnen wird.
Indem ich den heiligen Purpur küsse, verbleibe ich in den Herzen Jesu und Mariens
Euer demütiger, gehorsamer und ergebener Sohn
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
ich hatte versprochen, Dir zu schreiben: Aber ich habe es nicht getan wegen meiner ständigen Verpflichtungen und weil es D. Pietro für mich erledigt hat. Nun allerdings, da er sich in S. Eusebio befindet, um an den heiligen Exerzitien teilzunehmen, die morgen zu Ende gehen, schreibe ich Dir. Uns geht es gesundheitlich sehr gut, und das Gleiche erhoffen wir auch von Dir, Deinem unvergleichlichen Oberen P. Conobio und von den anderen werten Patres von Moncalieri, für die ich eine besondere Verehrung und Zuneigung empfinde. Der Hl. Stuhl hat mir die Leitung des ausgedehnten Missionsgebietes von Zentralafrika anvertraut, das größer ist als ganz Europa und mehr als sechzig Millionen armer Heiden umfasst. Sei so gut und bete für mich. Ich hoffe, dass ich Dich zusammen mit D. Pietro noch vor unserer Abreise nach Wien und Afrika besuchen kann.
Ich empfehle Dir wärmstens, Dich gut zu betragen und das Gebet zu pflegen, fleißig zu lernen und Deinen Vorgesetzten zu gehorchen, die über Dich wachen und sich für Dich einsetzen. Auf keine andere Weise wirst Du Gott gefallen und das feinfühlige Herz Deiner Mutter trösten, die sich so sehr um dich bemüht. Verehre vor allem die Mutter Gottes und befolge die heilsamen Lehren, welche Dir deine geschätzten und liebevollen Oberen während der schwierigen Zeit Deiner Erziehung eingeprägt haben.
Ich bitte Dich, P. Conobio, P. Denza und die guten Patres, die ich wiederzusehen hoffe, zu grüßen. Wenn Du nach Verona schreibst, grüße Deine gute Mutter und Deinen Großvater und versichere ihnen, dass wir sie nie vergessen werden.
In tiefer Zuneigung grüßt Dich
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Nr. 456 (427) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SC Afr. C. v. 171, f. 532
Erhabener hochwürdigster Kirchenfürst,
seit einigen Jahren habe ich in meinem Institut in Kairo den Kleriker D. Elia Calis Gerosolimitano vom lateinischen Ritus. Er hat bereits die niederen Weihen empfangen und ist im Theologiestudium bereits gut fortgeschritten. Seine Berufung hat sich bewährt nicht nur für den Klerikerstand, sondern auch für die Mission in Zentralafrika. Da er das kanonische Alter erreicht hat und eine gute Berufung zeigt, bitte ich Eure Eminenz demütig, mir die Erlaubnis zu erteilen, ihn zum Subdiakon sub titulo Missionis zu weihen und mir den dafür von der Hl. Kongregation vorgesehenen Ritus zukommen zu lassen.
Da in Bälde noch zwei weitere Kleriker mit den gleichen Voraussetzungen wie der Kleriker Calis um die Weihen bitten werden, würde ich Sie bitten, mir die Erlaubnis für alle drei zu erteilen.
Indem ich den hl. Purpur küsse, habe ich die Ehre, in den Heiligsten Herzen zu unterschreiben als
Eurer Eminenz gehorsamer und ergebener Sohn
Daniel Comboni
Provikar von Zentralafrika
im Kloster der Heimsuchung in Pinerolo, das aus Nächstenliebe einige afrikanische Mädchen aufgenommen hat, die von P. Olivieri, einem Priester heiligen Angedenkens, losgekauft wurden, befinden sich noch drei Professen aus Afrika, nämlich Schwester Maria Benedetta, Schwester Maria Fedele und Schwester Maria Concetta. Sie wurden dort aufgenommen und erzogen. Sie bewahrten ihre einheimische Sprache in der Hoffnung, dass sie eines Tages die Früchte ihrer religiösen Erziehung, die sie erhalten haben, ihren Landsleuten weitergeben könnten.
Auf diese Weise sollte jener fromme und sehr eifrige Diener des Herrn durch die unerforschlichen Wege der göttlichen Vorsehung die wirksamsten Elemente für die Bekehrung jener Völker vorbereiten. Seine Exzellenz, der Bischof dieser Stadt, hat mit einem respektvollen Brief vom 27. Februar gebeten, dass Eure Heiligkeit den erwähnten afrikanischen Mädchen gütig die Erlaubnis erteile, Teil jener sein zu können, die entweder in den Instituten für Afrika oder auf andere Weise an der Evangelisierung Afrikas mitarbeiten. Ihr, Heiligster Vater, habt zuerst durch Seine Eminenz Kardinal Altieri seligen Angedenkens, dann durch Seine Eminenz den gegenwärtigen Präfekten der Propaganda Fide mit einem Brief vom 16. dieses Jahres geantwortet, dass die vorgeschlagene Teilung der Mission in Zentralafrika durchgeführt werden könne, sobald sie sich stabilisiert habe.
Der Zeitpunkt, Heiliger Vater, ist gekommen. Der Tod mäht jene armen afrikanischen Mädchen hinweg, die nicht länger diesem ganz anderen Klima standhalten können. Auf der anderen Seite würde sich dagegen ihr Leben verlängern, wenn sie in ihre Heimatdörfer zurückkehren könnten und die Erziehung, die sie empfangen haben, weitergeben könnten. Da sie die gleiche Sprache sprechen und die gleiche Stammeszugehörigkeit besitzen, würden sie für unsere Missionen von großem Vorteil sein. Diese Mädchen, die aus Geldgier und menschlicher Grausamkeit aus ihrer Heimat entführt worden waren, würden als Verkünder der Wahrheit zurückkehren in ihre Heimatdörfer. Diese Wunder kann – wie bekannt – nur die katholische Religion bewirken. Zusammen mit dem, den Ihr, Heiliger Vater, obwohl er dessen unwürdig ist, beauftragt habt, Euch in der Leitung dieser unendlich weiten Mission zu vertreten, erwartet der außerordentliche Bischof von Pinerolo sehnlichst Eure Antwort.
Zu Ihren Füßen kniend erbitte ich ergebenst den Apostolischen Segen.
Euer gehorsamer und ergebener Sohn
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Nr. 458 (428) AN Msgr. GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8, f. 96 r
Der Bischof von Pinerolo hat an Seine Heiligkeit eine Petition geschrieben, die ich Seiner Eminenz, dem Msgr. Sekretär, Ende Februar ausgehändigt habe. Es handelte sich darum, einige afrikanische Mädchen von den Schwestern der Heimsuchung von Pinerolo zu bekommen, um deren Leben zu retten und ihrem Verlangen entgegenzukommen, ihr Leben der Rettung ihrer schwarzen Schwestern zu weihen. Es ging um die Erlaubnis, dass sie den Schwestern, die in Zentralafrika dienen, beitreten dürften. Im März erhielt der Bischof ein positives Schreiben von Seiner Eminenz dem Kardinalpräfekten. Im Auftrag von Bischof Pinerolo möchte ich den Msgr. Sekretär dran erinnern, sich der Sache erneut anzunehmen.
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar
erst diese Nacht sind wir in Rom angekommen. Ich habe noch nicht alle Brief gelesen, die ich in Rom vorgefunden habe. Die Ihren habe ich gelesen und werde Ihre Anweisungen befolgen. Jetzt kann ich Ihnen mitteilen, dass ich damit rechne, in vier oder fünf Tagen Rom verlassen zu können, um über Florenz und Piacenza nach Verona zu kommen. Da Sie mich vor zwei Monaten gebeten haben, Sie zu benachrichtigen, ehe ich Rom verlasse, warte ich deshalb ungeduldig auf Ihre Anordnungen.
Ich habe versucht, einen Scheck an Mr. Brown im Wert von 10.000 Franken zu verkaufen. Er hat mir 10.715 italienische Lire dafür bezahlt. Mich würde interessieren, ob Gregor ebenso viel zahlen würde. Auf alle Fälle, da die Wechselschecks in blanko sind, wollen wir sehen, ob das mit den 10.000 in Ordnung geht. Ich wäre dafür, sie alle zu verkaufen, um nicht die Zinsen einiger Monate zu verlieren.
Ich werde den Papst von Ihnen grüßen. Unser lieber Jesus hat uns oft Trost gespendet durch den guten Ausgang unserer Angelegenheit mit dem Heiligen Stuhl und der Propaganda Fide, auch durch die 45.000 Franken in Lyon, durch alle Spenden aus Wien, durch das Haus in Kordofan, das am 5. Juni 17 Personen beherbergt (zu viele!!!) etc. etc. Es wäre also würdig und recht, dass uns, die wir Christus nachfolgen, ein großes Kreuz geschickt würde. Ich wartete schon darauf und habe Jesus darum gebeten. Hier haben wir die Geschichte mit Ravignani und mit Bischof Ciurcia. Das ist eine harte Angelegenheit. Oh, Ihr lieben Kreuze! Ganz sicher, wegen meiner Nutzlosigkeit bin ich die Ursache dafür gewesen. Deshalb ist es angebracht, dass ich die größte Strafe dafür erdulde. Natürlich war es nicht meine Nachlässigkeit, denn ich kann ja nicht überall sein. Ich verehre, respektiere und liebe unseren lieben Bischof Ciurcia, aber ich verehre auch den Erzbischof von Trani. Bischof Ciurcia würde dem Kanoniker Fiore nicht einmal die Hühner anvertrauen, um sie zu betreuen. Der Erzbischof von Trani vertraute dem Kanoniker Fiore eine Stadt mit 36.000 Seelen an und unterstellte seiner Leitung zwanzig Kanoniker und dreißig Benefiziate. D. Perinelli und ich verbrachten zwei Tage in jener Stadt von Corato und waren Zeugen der Begeisterung, die Fiore geweckt hat, und des guten Rufes, den er in den vier Diözesen von Trani, Barletta, Bisceglie und Bari genießt. Ich glaube, er kann Hennen und Gockel führen.
Ich habe auf dem Schreibtisch den Brief, den Ravignani an Fiore geschrieben hat. Ravignani schreibt an Fiore wie ein Herr seinem Sklaven schreiben würde, der nichts taugt. Es fehlen ihm überhaupt die gewöhnlichsten Anstandsregeln. Fiore hofft, ihn zurechtweisen zu können. Ich dagegen werde Ihre kostbaren Briefe an Ravignani und Fiore schicken. Sie scheinen mir sehr angebracht. Vielleicht geraten sie Ravignani in die falsche Kehle … Fiore dagegen wird sie sicherlich als Stimme Gottes ansehen und sie recht demütig annehmen. Aber ich werde über die vielen Dinge schreiben, die ich in Neapel, Trani etc. erledigt habe.
Viele tausend Grüße vom Erzbischof von Trani, Bari, Neapel etc. Wir haben viel mit Melania di Salette gesprochen.
Comboni
seit langem schon möchte ich Ihnen schreiben, aber Bequemlichkeit, Hitze und eine Menge Dinge haben mich daran gehindert. Hinzu kommt eine lange Reise, die ich mit meinem sehr guten Sekretär D. Perinelli nach Neapel und Bari etc. unternommen habe. Die Moral von der Geschichte ist, dass auf meinen Schultern mehr als 60 Millionen Ungläubige lasten, die zu bekehren sind. Nachdem die Regeln fertig waren und vom Bischof von Verona approbiert wurden, kam ich nach Rom und habe gut vier Monate gearbeitet. Es fand eine großartige Ponenza statt. Nachdem der Hl. Stuhl darüber diskutiert und alles durchdacht hatte, hat die Generalkongregation der Eminenzen Kardinäle im Vatikan am 21. Mai unter Zustimmung des Papstes das ganze Vikariat von Zentralafrika bis zum 12. südlichen Längengrad etc. dem neuen Institut von Verona für die Missionen Afrikas anvertraut. Ich wurde mit Apostolischem Dekret vom 26. Mai zum Oberhaupt dieser Mission ernannt. Es ist die härteste und arbeitsreichste der Welt. Sie ist die größte des Universums, größer als ganz Europa zusammen.
Kaum dass man in Deutschland und Frankreich von meiner Ernennung zum Apostolischen Provikar und zum Ordinarius des Vikariates erfuhr, sahen sich der Marienverein von Wien und der Verein in Köln verpflichtet, mir all ihre Einkünfte zur Verfügung zu stellen. Die kleinen Vereine ließen mir Spenden zukommen. Die Glaubensverbreitung von Lyon und Paris schickten mir sofort 45.000 Franken mit dem Versprechen, mir in Zukunft jährlich noch höhere Beträge zu geben. Die oben erwähnte Summe von 45.000 Franken gaben sie mir als Zuteilung für das Jahr 1871.
Ich werde in fünf Tagen nach Verona abreisen, dann weiter nach Wien und Ende August nach Kairo. Die Propaganda Fide hat mich beauftragt, umgehend das ganze Vikariat bis zu den Quellen des Nils zu besuchen. In der Zwischenzeit werde ich in El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan mit 100.000 Einwohnern und 17 Katholiken ein Haus und eine Kirche bauen. Dort haben sich meine vier Kundschafter seit sechs Monaten niedergelassen. Das Vikariat wurde also den Franziskanern genommen und uns mit einem fantastischen Breve vom 1. Juni 1872 übertragen. Daraus ergibt sich, dass die Häuser in Khartum, Shellal, Gondokoro und Heiligkreuz mir gehören.
Da ich außerordentlich beschäftigt bin, höre ich jetzt auf. Entweder in Verona oder in Vicenza werden wir uns sehen. Schau, dass sie mir einige gute Priester ausfindig machen, die Missionare werden könnten. Viele Grüße an D. Primo, Consolaro und an alle. Tausend Grüße an den Herrn Bischof. Propaganda Fide sagt mir, niemand in der Welt habe größere Vollmachten erhalten, als sie mir von Pius IX. übergeben wurde. Ich bin ein kleiner Papst in Afrika.
Tuissimus in D.no.
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar für Zentralafrika