bevor dieser Monat zu Ende geht, in dem ich unsere Mutter, die Königin von Zentralafrika, gebeten habe, die Abwicklung dieser Angelegenheit selber in die Hand zu nehmen, möchte ich diese auch Ihnen unterbreiten, damit Sie darüber nachdenken und dann handeln können, wenn Sie es für opportun halten. Monsignore Graf Coudenhove, geboren in Verona 1819, der zwölf Jahre lang Provinzial der Redemptoristen in Amerika war und dann acht Jahre in Wien, musste so wie auch Eure Exzellenz die Jesuiten verlassen. Jetzt ist er Kanoniker der Kathedrale in Wien. Er ist ein heiliger und guter Mann im wahrsten Sinn des Wortes. Er drängt mich jeden Tag, nach Amerika zu gehen, um dort um Spenden zu bitten. 1. Er versichert mir, dass ich aufgrund von tausend Beweggründen, wegen meiner Sprachen und des wichtigen, ganz katholischen Werkes etc. mit der Gnade Gottes Erfolg haben werde. 2. Dort kann ich einige fromme schwarze Priester finden, die von den Redemptoristen ausgebildet wurden. Mit einigen von ihnen könnten wir einen Versuch machen, ob sie für das Apostolat in Zentralafrika geeignet sind. Wohin europäische Priester gehen, dort kann mit umso mehr Berechtigung auch ein schwarzer Priester aus Amerika arbeiten.
Nach Aussagen von Msgr. Coudenhove wird Papst Pius IX. in Amerika von allen guten und schlechten Katholiken und sogar von den Protestanten (die italienische Kolonie ist eine Ausnahme) als Heiliger betrachtet, und sollte er sterben, würde er noch mehr geschätzt werden. Deswegen wäre es unbedingt notwendig, dass unser Anliegen von Pius IX. mit einigen Zeilen in lateinischer Sprache unterstützt wird, wie zum Beispiel dass Gott mit dem Hundertfachen im Himmel dafür belohnt, was jemand für die Armen in Afrika tut etc. etc., öffnen sie ihr Herz für die Afrikaner etc. So ist mein Freund Vaughan aus London vorgegangen, um das Seminar für die Auslandmission in London zu gründen. Er begab sich nach Rom, und Msgr. Talbot ließ ihm vom Papst einige Zeilen auf Briefpapier schreiben. Dann fuhr er nach Amerika und sammelte 300.000 Franken. Msgr. Coudenhove hat Recht.
Nach dieser Einführung zeige ich Ihnen nun die Schritte auf, die zur Ehre Gottes nach meiner Meinung Schritt für Schritt von Eurer Exzellenz unternommen werden sollten.
Sollte aber Eure Exzellenz es vorziehen, nur an Msgr. Pacca zu schreiben und ihn zu ersuchen, bei einer günstigen Gelegenheit mit dem Papst zu sprechen und ihm das Papier vorzulegen, damit er einige Sätze darauf schreibt, so passt das auch. Der erste Vorschlag ist der sicherere Weg, der zweite ist in Amerika wirksamer, da er zeigt, dass die Triebfeder und der erste Befürworter der Heilige Vater Pius IX. selbst ist. Anschließend wird das Blatt mit der Unterschrift des Papstes und den Unterschriften der Befürworter erster Klasse in eine weiße Sammelmappe gelegt.
Ich komme dann nach Verona, besuche kurz Kairo, um nach dem Rechten zu sehen. Dann werde ich Ihnen mein Ehrenwort geben, dass ich Ihnen, so Gott will, innerhalb von zwei Jahren 20.000 Pfund, das sind 500.000 Franken, auf den Tisch Ihres Salons legen werde. Mit dem Geld werden wir dann in Afrika Wunder wirken. Msgr. Coudenhove drängt darauf, dass wir das gleich erledigen, da Pius IX. ein alter Mann ist.
Ich küsse Ihre Hände und verbleibe
Ihr demütiger Sohn
D. Daniel
Auf Bitten von P. Stanislao habe ich 50 Marenghi geschickt: innerhalb von vier Tagen wird er also 150 Napoleondor erhalten.
„Jahresbericht …“ 19 (1871), pp. 10–100
Weshalb musste die Mission von Zentralafrika ihre großartige und erhabene Arbeit unterbrechen und fast die gesamte Tätigkeit einstellen nach den riesigen Anstrengungen, den glorreichen vom Tod geforderten Opfern, als es bereits hoffnungsvolle Anzeichen für guten Erfolg gab, und nach so hohen Auslagen und so vielen Opfern? Warum sah man sich im Jahr 1861 in die traurige Notwendigkeit versetzt, die blühenden Stationen am Weißen Fluss aufzugeben, die jene Missionare hier so mühsam gegründet hatten und die in jenem Bereich die bedeutendsten und wichtigsten waren? Warum musste sich die nunmehr kleine Schar von Missionaren, die solch bewunderungswürdigen Eifer an den Tag gelegt hatte, aus dem Zentrum ihrer Tätigkeit nach Ägypten zurückziehen? Warum trat in dieser erhabenen Mission Zentralafrikas nach 15jähriger Wirksamkeit ein Stillstand ein, und warum war sie in Ungewissheit über ihre Zukunft und sah sich in ihrer Existenz bedroht?
Jedes Unternehmen von hoher Bedeutung, das ein die Menschheit veredelndes Prinzip verfolgt, bedarf, um dieser Aufgabe vollständig gerecht zu werden, einer Organisation, die in jeder Hinsicht zweckentsprechend und klug sein muss. Davon hängt einzig und allein der gute Erfolg eines großen Werkes ab, das gegründet werden soll. Auf ein ganz genau begrenztes, klar ausgesprochenes Ziel muss eine solche Organisation ausgerichtet sein, damit das Gebäude, das man erstellen will, eine feste, unerschütterliche Basis hat. Es braucht ein Zentrum, von dem die Wirksamkeit ausstrahlen kann; es müssen die erforderlichen Mittel und Mitwirkenden vorhanden sein, von denen allein man sich wirkungsvolle Resultate versprechen kann; und endlich muss dieser Organisation das Siegel der Dauerhaftigkeit, des fortschreitenden Wachstums aufgedrückt sein.
Gewiss besaß die zentralafrikanische Mission viele sehr ausgezeichnete Männer, die mit heldenmütiger Energie und mit dem edelsten Mut beseelt den Grundstein legten. Wir sahen hier Missionare mit herrlicher Begabung und ausgestattet mit allen apostolischen Tugenden, die ihre Kräfte der Mission widmeten, die sie zu stützten und zu erhalten suchten. Sie besaß mächtige Beschützer und materielle Unterstützungen im Überfluss, welche durch die wunderbar große Nächstenliebe Österreichs zur Verfügung gestellt wurde. Allein sie entbehrte derjenigen Elemente, die niemals fehlen dürfen, um dauernden Erfolg zu garantieren. Es fehlte an einem Operationszentrum, sowohl in Europa als auch an den Küsten Afrikas, das ihr nach Bedarf die Hilfskräfte hätte liefern sollen, nämlich apostolische Mitarbeiter beiderlei Geschlechts, die den Missionsdienst im Inneren der Länder Afrikas zu leisten imstande gewesen wären. Um es noch einmal zu wiederholen, die Organisation dieser Mission war nicht zweckmäßig und Erfolg versprechend angelegt.
Ganz vortreffliche Priester waren in jener Mission tätig, die aus den Diözesen von Tirol, Bayern, Laibach und aus den kälteren Gegenden Deutschlands und Österreichs kamen. Sie begaben sich von dort aus direkt in die heißen Zonen Zentralafrikas, ohne vorher eine gemeinsame und für alle gleiche Vorbereitung durchlaufen zu haben, die für diesen Zweck geeignet gewesen wäre. Diese unerlässliche Ausbildung und die verschiedenen Etappen muss der künftige Missionar zuerst durchlaufen, bevor er seine eigentliche Missionsarbeit beginnt. Die Missionare begaben sich jedoch in die heißen Gegenden des Weißen Flusses, ohne sich zuvor an verschiedenen Orten akklimatisiert zu haben, die zwischen diesen und Europa liegen. Vorher wäre es dringend notwendig gewesen, in Europa ein wohleingerichtetes Seminar zu gründen, um junge Geistliche für die schwierige und gefahrvolle Mission in Zentralafrika erst einmal vorzubereiten. An den Küsten Afrikas hätte man hier und dort Kollegien gründen müssen, um den Missionaren die Möglichkeit zu geben, sich an das Klima zu gewöhnen, und auch herauszufinden, ob sie die notwendigen Eigenschaften mitbringen, tüchtige Mitarbeiter im schwierigen Apostolat Zentralafrikas zu werden.
Auch hätte man zuvor eine Kongregation von Missionsschwestern ins Leben rufen müssen, mit deren Hilfe man die Mission wesentlich unterstützt hätte in der Verbreitung des Glaubens im Schoß der Familien. Diese weiblichen Missionsmitglieder bilden nämlich ein unentbehrliches, wesentliches Element in dieser Beziehung. Ferner hätte man an den Küsten Afrikas Institute errichten müssen, wo sowohl die Europäer als auch die Afrikaner zu leben und zu arbeiten imstande sind und wo Eingeborene beiderlei Geschlechtes ausgebildet werden, um selbst Sendboten des Glaubens und der Zivilisation bei ihren Stammesgenossen zu werden. Dies ist immer von der Kirche als wirksamstes Mittel betrachtet worden, um einem Volk den wahren Glauben zu bringen und dadurch die Mission des Gott-Menschen am besten zu erfüllen, nämlich die Bekehrung zum Christentum. All diese höchst nötigen Elemente, um der Religion Jesu Christi in diesen so ausgedehnten und entlegenen Ländern Eingang zu verschaffen, fehlten der zentralafrikanischen Mission. Doch müssen wir dabei die Wahrheit beachten, dass die Werke Gottes, - wie dies auch bei den geheimnisvollen Vorgängen der geschaffenen Natur der Fall ist -, als unscheinbarer Keim ihren Anfang nehmen, der sich dann immer mehr entwickelt, aus dem Stadium der Kindheit zu immer größerer Reife gelangt und nur schrittweise zur Vollkommenheit emporwächst. So sollte es auch mit diesem grandiosen Werk erlösender christlicher Nächstenliebe gehen, das, wie das Senfkorn im Evangelium, unbemerkt in die Erde eingesenkt wurde, dann keimte und langsam wachsen und endlich seine Früchte tragen wird.
Was nun diese vorbereitenden, zweckförderlichen Maßnahmen betrifft, so findet man in meinem ‚Plan für die Wiedergeburt Afrikas‘ einen Entwurf all dessen, was dazu notwendig ist, um das großartige Gebäude der Evangelisierung der afrikanischen Länder zu errichten. Dieser Plan, der anfangs rein utopisch und als eine Illusion angesehen wurde, selbst von einigen verdienstvollen Vereinen, wurde jedoch von unserem hoch verehrten Papst Pius IX. in allen Teilen vollständig gutgeheißen. Nach und nach erhielt er auch die Zustimmung einiger durch Autorität und Gelehrsamkeit hervorragender Persönlichkeiten, besonders die vieler verehrungswerter Bischöfe und Apostolischer Vikare Afrikas. Der hochwürdige Herr Lavigerie, Erzbischof von Algier, gestand mir ganz offen, dass die von ihm in seiner Diözese gegründeten großen Institute für die apostolische Sahara auf derselben Basis und ganz nach den Prinzipien meines Planes ins Leben gerufen wurden.
Durch die Worte des Stellvertreters Jesu Christi und des sehr eifrigen Msgr. di Canossa, Bischof von Verona, meines Vorgesetzten, und ganz besonders auch von den hoch verehrten Mitgliedern des Kölner Vereins darin unterstützt, bin ich über alle Schwierigkeiten hinweggekommen, die sich von allen Seiten gegen die Verwirklichung meines Planes erhoben haben; ich habe sie unbeachtet gelassen. Es schien, als ob der Feind des Menschengeschlechtes alles unternommen habe, um auf die Vernichtung dieses heiligen Werkes hinzuarbeiten; geht er ja doch so weit, den Thron unseres Heiligen Vaters Pius IX. mit Zerstörung zu bedrohen. Aber Gott hat in seiner Vorsehung bestimmt, dass jene Werke, die seinem höchsten Ruhm dienen, mit dem Siegel des Kreuzes bezeichnet sind, und weil sie ihren Ursprung vom Fuß des Kreuzes herleiten, müssen sie so wie die Kirche Gottes Verfolgung und Anfeindung in dieser Welt erleiden!
Und er rettete das Werk durch seinen hochheiligen Stellvertreter auf dieser Erde. Durch den Beistand Ihres hoch verdienten Vereines und die Opferliebe des katholischen Deutschland arbeiten wir jetzt an der Verwirklichung meines Planes. Dieser Plan ist nicht nur vom Oberhaupt der Kirche und von Ihnen als durchaus zweckmäßig und vollkommen geeignet anerkannt worden für die Gründung und das Gelingen des großen Unternehmens der Christianisierung der Länder Afrikas, sondern er erfreut sich jetzt auch der Zustimmung sowohl der einsichtsvollsten und urteilsfähigsten weltlichen Persönlichkeiten, wie auch der höchsten und hervorragenden Würdenträger der Kirche und der verschiedenen Vereinsvorstände und solcher Männer, die eine große Erfahrung in der Gründung großer Unternehmen haben, besonders in der Gründung von Missionswerken. Gott allein gebührt der Ruhm dafür; er ist der alleinige Urheber dieses Planes. Doch neben Ihm sind Sie es, meine teuren Freunde, die das größte Verdienst haben. Denken Sie daran, meine Herren, wenn Sie das heilige Werk jetzt auch nur in seinen Anfängen sehen, so werden doch künftige Zeiten die wunderbaren Erfolge der ägyptischen Institute erleben, die den Grundstein dazu gelegt haben und das Zentrum der Operation bilden, von wo aus sich die apostolische Tätigkeit über ganz Zentralafrika erstrecken wird. Und dies alles ist Ihr Werk! Wenn dann unsere Nachkommen Millionen von Seelen in den afrikanischen Ländern unter dem Kreuz erblicken werden, die Vorbild guter Sitten und zivilisierten Lebens sind, so ist das Ihr Werk, weil Sie die Initiative hierzu ergriffen haben.
Ihnen und Ihrem Verein verdankt das große Werk seine Entstehung, wodurch wir die frohe und voll berechtigte Hoffnung haben, das Heil der afrikanischen Länder zu erzielen. Ohne Sie und ohne Ihren Verein hätte das große Werk nicht gegründet werden können, und die Länder Afrikas würden noch viele Jahrhunderte unerweckt bleiben und ihren Todesschlaf weiterschlafen. Von der heiligen Stadt Köln, vom Grab der Heiligen Drei Könige, den ersten Aposteln in den Heidenländern, ging auch der erste Lichtstrahl aus, der für immer die Schatten des Heidentums durchbrechen soll, die seit mehr als vierzig Jahrhunderten den Horizont der Länder Afrikas in Finsternis hüllen.
Jedoch bedarf es für die Verwaltung und Leitung der ägyptischen Institute und der Missionen Zentralafrikas eines Lehrkörpers von guten, eifrigen und ausgebildeten Priestern aus Europa, damit das Werk auch nach meinem Tod weitergehen kann. Dies ist sowohl eine Anordnung in meinem Plan als auch das Verlangen der Propaganda Fide. Deshalb habe ich 1867 unter dem Schutz des hochwürdigen Bischofs di Canossa in Verona ein Missionsseminar für die Länder Afrikas eröffnet, um europäische Missionare für das Apostolat Zentralafrikas auszubilden. Aus Mangel an Mitteln war es mir nicht möglich, ein Haus für dieses Institut zu erwerben, und ich musste für ein Miethaus eine jährliche Miete bezahlen. Aber mit Hilfe Gottes und des hl. Josef, des Beschützers unserer katholischen Kirche, gelang es mir endlich, eine passende Wohnung für besagtes Institut in Verona als Eigentum zu erwerben. Denn durch die außerordentliche Mildtätigkeit Ihrer Apostolischen Majestät Kaiserin Maria Anna Pia von Österreich erhielt ich zu diesem Zweck das großherzige Geschenk von 20.000 Franken. Nun war ich imstande, mit noch einigen anderen kleinen Beträgen, die die Vorsehung uns schickte, das Haus vollständig zu bezahlen. Ihr, die Ihr so viel Eifer für die Bekehrung der Länder Afrikas zeigt, betet, dass Gott diese erhabene Wohltäterin des Menschengeschlechtes und der Länder Afrikas noch lange auf dieser Erde erhalten möge. Gott möge diese fromme Fürstin und ihren hohen Gemahl, Kaiser Ferdinand I., mit himmlischem Segen belohnen! Ihr Gebet wird zum Himmel dringen, und Ihr werdet einst in dieser großen Seele eine unsterbliche Fürsprecherin haben.
Auch das Institut der „Jungfrauen der Liebe“ wurde in Verona gegründet, damit die Mädcheninstitute in Afrika ihre Lehrerinnen von hier beziehen können. Doch darüber später mehr.
Nach diesen vorausgeschickten allgemeinen Nachrichten über den Fortgang des Unternehmens zur Wiedergeburt Afrikas gebe ich jetzt den hochgeehrten Vereinsmitgliedern einen kurzen Überblick, betreffend:
I. Die Institute für Afrikaner in Ägypten;
II. Das dem Hl. Ökumenischen Vatikanischen Konzil vorgelegte Postulatum zum Wohl der Angelegenheiten Zentralafrikas;
III. Die vom Institut der afrikanischen Missionen in Verona kürzlich unternommene kleine Expedition nach Ägypten.
I: DIE INSTITUTE FÜR DIE AFRIKANER IN ÄGYPTEN
Drei Häuser oder Institute für Afrikaner befinden sich gegenwärtig in Ägypten:
A. Das Haus des Hl. Herzens Jesu, ein Institut für schwarze Knaben;
B. Das Haus des hl. Herzens Mariens, ein Institut für schwarze Mädchen;
C. Das Haus der Heiligen Familie, eine Schule für schwarze Mädchen in Alt-Kairo.
A. Das Institut des hl. Herzens Jesu für die Bekehrung Afrikas
Sein Hauptzweck:
1. Religiös-sittliche Erziehung junger Afrikaner und ihre Ausbildung in allen Wissenschaften und Künsten, die für Zentralafrika zweckmäßig erscheinen, damit sie nach vollendeter Ausbildung zu ihren Stämmen zurückkehren können, um dort als Vermittler des Glaubens und der Zivilisation unter der Leitung europäischer Missionare zu wirken.
2. Hier können sich die europäischen Missionare, Lehrer und Handwerker dem Klima anpassen, um es später in den Missionsländern bei der Ausübung des Apostolates besser zu ertragen.
3. Hier erlernen die europäischen Missionare Arabisch und die Sprachen und Dialekte der schwarzen Stämme, ein Haupterfordernis für die Mission, und lernen die Sitten und Gewohnheiten der Muslime kennen, mit denen sie in Afrika in Kontakt kommen. Hier eignen sie sich Erfahrungen an, wie man am besten und behutsamsten mit gänzlich verdorbenen Menschen umgehen muss. Ferner erlernen sie hier den Umgang mit der ägyptischen Regierung und den Konsularbehörden fremder Nationen. Sie eignen sich unentbehrliche Kenntnisse in Medizin und in verschiedenen praktischen Berufen an. Dann müssen sie auch die Art und Weise studieren, wie man am besten und wirksamsten Seelen für Gott gewinnt. Mit einem Wort, dieses Institut ist für den Priester eine Schule der Erfahrung und eine Probezeit, die er durchmachen muss, um sich als Missionar zu vervollkommnen und sein Amt in Zentralafrika in der wirksamsten und würdigsten Art ausüben zu können.
4. Der Aufenthalt in diesem Institut gilt als Lehr- und Prüfungszeit, während derer man die gewissenhafteste Überzeugung zu gewinnen imstande ist, ob die betreffenden europäischen Missionare und Laienhelfer, die sich in die Missionsländer begeben wollen, auch die erhabene Tugend der Keuschheit besitzen, Glaubensstärke, Demut, Opferbereitschaft, wahre Nächstenliebe, und mit allen für das Apostolat nötigen Tugenden ausgestattet sind. Denn die Missionen in Zentralafrika sind mit großen Schwierigkeiten und Gefahren verbunden für den, der dort das Bekehrungswerk unternehmen will. Diese strenge Probezeit ist deshalb nötig, damit nicht etwa der Fall eintritt, dass jene, die dort die christlichen Tugenden verbreiten wollen, selbst der Sittenlosigkeit verfallen: ne cum aliis praedicavernit, ipsi reprobi efficiantur.
Außerdem hat dieses Institut in zweiter Linie den Zweck, die in Ägypten wohnende schwarze äthiopische Bevölkerung zum Christentum zu bekehren, die nach amtlichem Bericht 1869-870 von Levernay allein in Kairo circa 25.000 Personen zählt. Ferner hat dieses Institut seine eigene Verwaltung, wozu es vom hochw. Vikar autorisiert ist, und so kann durch diese Vollmachten viel zum Nutzen sowohl für die europäische Kolonie als auch für die Eingeborenen jeglichen Ritus und Glaubens getan werden. Die Missionare bedienen sich vorteilhaft dieser Vorrechte zum Wohl der ägyptischen Mission, da sie bei allen Klassen der Gesellschaft in großem Ansehen und in hoher Achtung stehen.
Was die Afrikaner in Ägypten betrifft, haben wir mit großer Vorsicht und Zurückhaltung die Bekehrungsarbeit jener begonnen, die sich in katholischen Familien befinden. Doch mit noch größerer Klugheit und Behutsamkeit gehen wir mit Schwarzen bei Andersgläubigen und Muslimen um. Wir warteten in der Regel, bis die Vorsehung sie in unsere Institute führte. Dies geschah besonders dann, wenn sie krank oder verlassen waren.
Die in katholischen Familien befindlichen Schwarzen sind beinahe alle Heiden oder Muslime. Die Ursache dieser Erscheinung zum Nachteil des Katholizismus liegt darin, dass man selbst bei Katholiken von sonst musterhaften Sitten einer althergebrachten Gleichgültigkeit begegnet, was das Seelenheil ihrer schwarzen Dienerschaft betrifft. Sie betrachten sie mehr als einen Handelsartikel denn als Mensch und wollen durchaus nicht, dass sie katholisch werden, und zwar aus zwei Motiven: Erstens, weil katholisch gewordene Afrikaner dadurch frei werden und ihre Besitzer fürchten, sie könnten nun ihren Dienst bei ihnen aufgeben. (Wir können ihnen aber durch Beispiele beweisen, dass getaufte Afrikaner mit noch größerer Treue ihrer Herrschaft dienen.) Zweitens: Werden sie katholisch und ihre Gebieter wollen sie später aus ihrem Dienste entlassen, so können sie nicht an Muslime verkauft werden, um durch sie Geld zu verdienen, denn diese kaufen keine katholischen Afrikaner, sondern nur heidnische oder muslimische. Über dieses besondere ägyptische Apostolat unserer Institute haben wir bereits vergangenes Jahr in einem Bericht von P. Carcereri geschrieben. Unsere werten Vereinsmitglieder werden daraus die elende Lage der schwarzen Bevölkerung in Ägypten erkannt haben, selbst jener Afrikaner, die sich in katholischen Familien der verschiedenen Riten befinden. Sie werden zu würdigen wissen, welche Schwierigkeiten und Hindernisse der sehr vorsichtigen und geschickten Ausübung des Priesteramtes entgegenstehen und wie viel Scharfblick und behutsames Auftreten nötig sind, um daraus Vorteile zu ziehen. Sie werden die positiven Resultate zu schätzen wissen, die wir dadurch für unsere heilige Mutter Kirche erzielen. Endlich werden sie auch die Überzeugung gewonnen haben, dass das ägyptische Apostolat für die Afrikaner, das zwar nur die zweite Aufgabe unserer Institute bildet, doch an und für sich schon einen sehr wesentlichen Teil der Mission ausmacht.
Das Institut des Heiligsten Herzens Jesu umfasst:
Hier folgen nun die Vorschriften für die Missionare der ägyptischen Institute, die seit 1868 für sie gelten und von mir erstellt wurden.
Das Leben eines Missionars, der sich ganz und für immer von allen Beziehungen zur Welt und von allem, was ihm von seiner Natur nach teuer war, losgesagt hat, muss ein Leben des Geistes und der Treue zu Gott sein. Er muss mit großer Glaubenskraft und Liebe zu den Menschen für die Rettung der Seelen arbeiten. Deshalb ist es nötig, dass er außer der pflichtbewussten Hingebung und einem großen Eifer große Gottesliebe und Gottesfurcht besitzt. Außerdem ist erforderlich, dass er seine Leidenschaften beherrschen kann. Sein Leben muss im Leben des Geistes aufgehen. Zudem sollte ihn eine große Liebe zum Studium und zur Vollkommenheit kennzeichnen.
Darum habe ich für die Missionare der Institute folgende Verordnungen getroffen, die zu ihrer eigenen Heiligung beitragen können.
9. Im März Messe zu Ehren des hl. Josef; im Mai zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria mit Andachtsübungen an jedem Tage der beiden Monate; Novenen, Oktave und Triduen gemeinschaftlich und zuweilen mit Predigt und Liedern zu Ehren des hl. Altarsakramentes, des hl. Herzens Jesu, der hl. Familie, der unbefleckten Empfängnis und an anderen Festen der hl. Jungfrau, des hl. Josef, der hl. Drei Könige, der hl. Apostel und Märtyrer, des hl. Franz Xaver, der afrikanischen Heiligen, der Seelen im Fegfeuer, für unsere hl. Kirche, für das Oberhaupt unserer hl. Kirche, für die Ausbreitung des Glaubens, für die Bekehrung Afrikas und für das Wohlergehen und das Heil der Wohltäter des Werkes für die Wiedergeburt Afrikas.
10. Besondere fromme Exerzitien eines jeden Einzelnen.
Um das Seelenheil zu fördern, habe ich den Missionaren folgende Vorschriften gegeben:
1. Häufiges Studium der Heiligen Schrift, der Dogmatik, Moraltheologie und des kanonischen Rechtes, der Kirchen- und Missionsgeschichte und der Lehren der Anders- und Irrgläubigen. Dieses Letztere bildet einen Hauptgegenstand für das Studium der Missionare und erstreckt sich hauptsachlich auf
d. Über die Irrlehren der Häretiker und Schismatiker jeglicher Art und jeglichen Ritus im Allgemeinen und die besonderen Unterschiede zwischen Häretikern und Schismatikern Ägyptens, besonders der Kopten, Griechen, Armenier, Anglikaner und der Freimaurer.
e. Über die verderblichen Vorurteile, die bei Katholiken unterschiedlichem Ritus in Ägypten und bei manchen orientalischen Mönchen und Priestern herrschen und zu einem Hindernis für den Fortschritt des Katholizismus werden können.
f. Über schädliche Tendenzen und Untugenden, die bei den Katholiken Ägyptens herrschen aus althergebrachter Ignoranz, und die geeigneten Mittel, dem abzuhelfen.
2. Gründliche Erlernung der arabischen und französischen Sprache, der Stammessprachen der Dinka, Berber und Bari.
3. Geschichte, Geografie, Ackerbaukunde und Gebräuche der Völker von Zentralafrika.
4. Etwas Kenntnisse in Medizin, Pharmazie und in den verschiedenen Fertigkeiten, die in Zentralafrika nützlich sind.
5. Krankenpflege, leiblicher und religiöser Beistand.
6. Homiletik, Katechismusunterricht, Spendung der Sakramente in den Instituten und den Kirchen.
Unsere Missionare, Priester oder Laien leben zusammen unter der Leitung und Abhängigkeit des Oberen wie Brüder, die ein und dieselbe Berufung haben. Alles, was ihnen aufgegeben wird, verrichten sie bereitwillig und helfen sich dabei gegenseitig. Den anderen Missionaren in Ägypten begegnen sie mit Hochachtung und versuchen, in besten Beziehungen mit ihnen zu leben, auch bei Ausübung ihrer besonderen Vollmachten. Ihre spezielle Sendung ist die Evangelisierung der Afrikaner. Obschon durch kein Gelübde gebunden, leisten sie dem Superior frommen und kindlichen Gehorsam in allem aus Liebe zu Gott, aus Ordnungssinn und zum Zweck des Gedeihens des erhabenen heiligen Werkes, dem sie sich geweiht haben. Ihre Abhängigkeit betrifft auch die Ausübung ihrer Amtspflichten, die Befreiung von verschiedenen Aufgaben in den Instituten, die Umgangsform mit den Afrikanern, die Erlaubnis das Haus zu verlassen, Aufträge von Fremden anzunehmen. In all diesen Punkten muss jeder genau in Übereinstimmung und nach Anordnung des Oberen handeln. Dieser verhält sich ihnen gegenüber wie ein Vater und Bruder. Bereitwillig sucht er ihre Bemühungen zu unterstützen und ihren gerechten Wünschen zu entsprechen. Um ihren Bedürfnissen verschiedener Art nachzukommen, verteilt er die Arbeit mit Rücksicht auf ihre Neigungen und Geschicklichkeit.
Der Obere hat die Verantwortung für das Institut und seine Bewohner. Die Leitung und Verwaltung desselben steht ihm allein zu, sowohl die Überwachung jedes Einzelnen als auch die Vertretung den lokalen Behörden gegenüber, die Geschäftsbeziehungen mit den Auswärtigen und andere Obliegenheiten, die ihrer Natur nach in das Ressort des Oberhauptes des Institutes fallen. Bei Ereignissen von größerem Belang holt sich der Obere den Rat von erfahrenen und umsichtigen Mitbrüdern, besonders wenn es sich um Abwendung schädlicher Folgen für unser Institut handelt.
Alle leben in Gemeinschaft und sind zufrieden mit der Ernährung, Bekleidung, den Büchern und anderen Gegenständen, die sie je nach den Einkünften des Instituts erhalten. Nur den Priestern ist es erlaubt, für ihre besonderen Bedürfnisse dasjenige zu verwenden, was sie von ihrer Familie erhalten oder was sie selbst einnehmen. Doch ist ihnen nicht erlaubt, direkt ihren Besitz in ihrer Heimat zu verwalten. Auch müssen sie die Einkünfte aus Almosen und Messen dem Institut überlassen. Sie müssen dem Oberen helfen, wenn es darum geht, für den Einzelnen je nach seiner Fähigkeit die richtige Aufgabe beim Unterricht in den verschiedenen Fächern der Wissenschaft und der Künste zu finden, nach den besonderen Vorschriften, die für jedes Institut festgesetzt wurden.
Je nach der besonderen Bewilligung der zuständigen kirchlichen Behörde werden die Priester auch mit der geistlichen Leitung der Institute für die Mädchen betraut, mit der Predigttätigkeit, dem Religionsunterricht in beiden Instituten. Doch wo dies erbeten wird, muss es dem Urteil des Oberen anheimgestellt bleiben.
Was die Beziehungen nach außen betrifft, hat jeder die Pflicht und die Absicht, Seelen für Jesus Christus zu gewinnen, weswegen sie ihr Vaterland, ihre Eltern und Verwandten, kurzum alles verlassen haben. Obgleich sich die Tätigkeit der Missionare auf die armen Afrikaner in unseren Instituten und auf die besondere Art dieser Mission beschränkt, so haben doch vorzugsweise die Priester, wie wir schon angedeutet haben, vielfach Gelegenheit, allen ohne Unterschied so viel Gutes zu erweisen als nur möglich, indem sie eingedenk sind, dass sie sich dem heiligen Amt desjenigen geweiht haben, der für alle litt und starb. Handelt es sich indessen um Bekehrungen von Erwachsenen, so muss sich dazu jeder die Zustimmung des Oberen einholen. Dieser seinerseits wendet sich dann, wenn es ein besonderer Fall nötig machen sollte, an den Apostolischen Vikar von Ägypten und an jene geistliche Behörde, die den Hl. Stuhl vertritt. Nichtkatholischen, schwerkranken Kindern wird die Taufe nicht gespendet, außer im Fall des augenscheinlichen Todes, und dann immer mit größter Vorsicht.
Kein Missionar darf die Institute für schwarze Mädchen betreten oder darin eine religiöse Handlung oder einen frommen Dienst vornehmen, außer wenn er vom Oberen einen Auftrag erhalten oder eine besondere Erlaubnis dazu hat. In einem dringenden, unvorhergesehenen Notfall darf ein solcher Dienst in Anwesenheit des Oberen erfüllt werden. Dieses Verbot erstreckt sich auch auf die Dienerschaft. Eine Umgehung wird als schwerer Fehltritt angesehen.
In unserem Institut wird die unumgänglich nötige Klausur befolgt, die geheiligt ist durch die dauernde Anwendung in allen klösterlichen Gemeinschaften. Doch bei den Missionen richtet sich dieselbe nach den Umständen und dem Dafürhalten des Oberen. Frauen werden nur im Empfangszimmer zugelassen, die wenigen Ausnahmen abgerechnet, die der Obere für fromme Wohltäterinnen machen kann oder wenn außergewöhnlicher Besuch angemeldet ist.
Die Generaldirektion der Institute ‚in omnibus et quoad omnia‘, alle auswärtigen Geschäfte, alle Verhandlungen mit den Behörden, vorzugsweise mit den europäischen Konsuln und der ägyptischen Regierung, und was sich auf Europa bezieht und dort erledigt werden muss, bleibt mir und nur mir allein vorbehalten. P. Stanislao Carcereri übernimmt in meiner Abwesenheit die Leitung des Institutes für die Afrikaner und die Verwaltung für beide Institute im Allgemeinen. Der ausgezeichnete, fromme Don Bartolo Rolleri ist Lehrer der schwarzen Mädchen. P. Giuseppe Franceschini unterrichtet verschiedene Fächer und Handarbeiten. Der Kanoniker Monsignore D. Pasquale Fiore ist Spiritual und Kaplan des Mädcheninstituts des heiligsten Herzens Mariens, und D. Giuseppe Ravignani befasst sich mit der Verwaltung des Knabeninstitutes im Einzelnen. Alle beteiligen sich an der Beaufsichtigung der Schüler und an den anderen Geschäften des Instituts. Pietro Bertoli kümmert sich um die Apotheke und die Krankenabteilung. Domenico gibt Unterricht im Ackerbau.
Das Institut für die Afrikaner nimmt das frühere Maronitenkloster in Alt-Kairo ein; es hat einen großen Hof und die geräumigste und schönste Kirche in Alt-Kairo. Ich habe dieses Haus für 1.200 Franken für drei Jahre gemietet; es liegt dicht neben dem alten Gebäude, das der Legende nach der Hl. Familie in Ägypten als Aufenthalt gedient haben soll.
Die für mein Institut aufgestellten Regeln sind das Ergebnis von vielen Beobachtungen und Erfahrungen. Die von mir dafür festgesetzte Norm bildet den Inbegriff und das Wesentliche jener Verhaltensregeln, die von den Missionaren befolgt werden. Ich habe den Grundsatz, mich nur für solche Regeln zu entscheiden, die ich nach langer Erfahrung als die am besten geeigneten erkannt habe. Sodann unterbreite ich sie der Hl. Kongregation der Propaganda Fide und zur höheren Sanktion dem Heiligen Stuhl.
Gleich bei der Gründung der Institute war ich mir stets meiner höchst schwierigen Stellung bewusst, was die auswärtigen und auch die inneren Geschäfte meines kleinen Instituts betrifft.
Was meine Stellung nach außen und in meinen Instituten betrifft, sah ich mich unter den Schutz und das väterliche Wohlwollen des Vertreters des Heiligen Stuhles gestellt und erkannte, dass die Ausübung der Pflichten in einem so wichtigen und so schwierigen Apostolat wie dem von Ägypten nicht leicht ist, in Anbetracht der vielen verschiedenen Bereiche, die es umfasst.
Bald gilt es mit der kirchlichen Autorität der Mission, bald mit der ägyptischen Regierung und mit den Konsulaten von Frankreich, Österreich und Italien zu verhandeln. Zudem befand ich mich inmitten einer Geistlichkeit der verschiedenen orientalischen Riten, unter Häretikern und der mächtigen Freimaurerloge. Der Obere einer neu errichteten Anstalt muss in der Tat ein wachsames und alles durchdringendes Auge in dieser Beziehung haben und mit Entschlossenheit auftreten. Auch versäumte ich nicht, meine schwierige Lage gegenüber den Institutsmitgliedern richtig abzuwägen, an deren Spitze ich mich gesetzt sah. Es waren Ordensleute, deren Ausrichtung anders als die der Weltpriester war; sodann französische, italienische und orientalische Ordensschwestern; junge schwarze Frauen, die von verschiedenen Wohltätern losgekauft und in verschiedenen Instituten nach verschiedenen Prinzipien erzogen worden waren.
Das waren ganz verschiedene Gruppen, die ich erst zu einer harmonischen Einheit zusammenführen musste. Mit sorgsamster Genauigkeit studierte ich den Charakter, die Eigenschaften und die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen, um jedem die richtige Aufgabe zu geben und mich ihrer zum Wohl und Gedeihen unseres großen Unternehmens zu bedienen. Dass Gottes Gnade über unseren Instituten waltete und sein Segen mit uns war, wurde mir so recht bewusst angesichts der großen Gewissenhaftigkeit, Charakterfestigkeit, Berufstreue, Beharrlichkeit, wahren Nächstenliebe und Entsagung meiner Missionare. P. Carcereri zeichnet sich ganz besonders vor allen anderen in diesen Tugenden aus. Die Vorsehung verlieh uns ferner einen wahren Freund, Vater und Ratgeber im hochwürdigen P. Pietro da Taggia, Vertreter des Apostolischen Vikars und Pfarrer von Alt-Kairo, der schon seit 34 Jahren mit großem Eifer für die Missionen tätig ist. Unserem Institut hat er schon ausgezeichnete Dienste geleistet; er hat das liebevollste Interesse für unsere Sache und ist der heiligen Mission in Zeiten der Not, des Kreuzes und der Leiden ein wahrer Trost und eine wahre Stütze, so dass wir ihm außerordentlich viel verdanken.
Gott erhalte ihn uns noch viele Jahre! Dasselbe kann ich von Bischof Ciurcia sagen, dem Apostolischen Delegaten von Ägypten, Erzbischof von Irenopolis. Er ist uns bei unserer erhabenen Aufgabe ebenfalls ein Vater und Wegweiser. Da ich in nächster Nähe von solch hilfreichen Männern umgeben bin, so unterlasse ich nie, mir bei schwierigen Ereignissen in unserer Mission ihren Rat zu erbitten. Auch lege ich unseren Missionaren alle wichtigen Dinge vor, welche die Institute betreffen, und lasse sie darüber ihr Urteil abgeben; schon darum, weil das ein ganz gutes Mittel ist, sie mit der Geschäftspraxis bekannt zu machen und sie von allem Kenntnis nehmen zu lassen, was unser erhabenes Werk erfordert. Dies wird ihnen später sehr zustatten kommen, wenn es sich weiter entwickelt und größere Dimensionen annimmt. Alle Schritte, die ich im Interesse unserer Institute tat, und all meine Handlungen waren vorher auf das reiflichste überlegt, beraten und besprochen, dann erst entschied ich mich und handelte entschlossen im Namen des Herrn.
Diesem zweckmäßigen und vorsichtigen Verfahren verdanke ich, nach Gott und der ehrenhaften Gesinnung unserer Missionare, die Einmütigkeit, den Gehorsam, die pünktliche Ordnung und die vollkommene Harmonie, die in unseren ägyptischen Instituten herrscht. Außerdem sind hierdurch unsere Missionare in den Stand gesetzt, ein Institut selbstständig zu leiten. Ich gebe meinen teuren Missionsgefährten die Geistesrichtung und bin Lenker ihrer Herzen. Sie genießen aber auch meine ganze Achtung und Liebe. Alle sind wir nur von dem einen Gedanken beseelt, von dem einen feurigen Verlangen: unser Leben aus Liebe zu Gott zu opfern, aus Liebe zu seiner heiligen Kirche und für die unglücklichen afrikanischen Völker. Wir sind bereit, hoch geehrte Herren des edlen Kölner Vereins, als Märtyrer für den Glauben zu sterben! (Sie werden sich erinnern, dass beinahe alle Missionare Afrikas schon gleich zu Beginn ihres Apostolats starben.) Ja, wir sind darauf gefasst zu sterben; aber wir wollen mit Besonnenheit, mit weiser Vorsicht sterben, indem wir am großen Werk arbeiten, Seelen zu retten bei einem Volke, welches das hilfloseste der Welt ist. Für dieses Ziel setzen wir uns mit Freuden den größten Lebensgefahren aus, doch mit jener Klugheit und Hochherzigkeit, welche die wahren Apostel und Märtyrer Jesu Christi kennzeichnet.
B. Das Institut des Heiligen Herzens Mariens
Diesen Namen gab ich dem Institut für junge Afrikanerinnen, das der Leitung der Schwestern des Hl. Joseph von der Erscheinung anvertraut ist. Es liegt in der Nähe des Nils, im Angesicht der Pyramiden und dreißig Schritte von dem Ort entfernt, wo die Tochter Pharaos den kleinen Moses im Wasser entdeckte.
Der Zweck dieses Institutes stimmt mit dem der Institute für afrikanische Jungen überein, aber natürlich mit einigen Unterschieden in der Erziehung und Ausbildung, da die Mädchen einmal beim Apostolat der Afrikanerinnen sowohl in Ägypten als auch in Zentralafrika mithelfen sollen.
Dieses Institut umfasst:
Die Ordensschwestern, deren Oberer ich bin, sind verpflichtet, genau die Regeln ihres eigenen Instituts zu befolgen, von dem ich bei einer anderen Gelegenheit berichten werde. Es wurde vom Heiligen Stuhl 1831 mit der ausdrücklichen Bestimmung gegründet, Kräfte heranzubilden, die den auswärtigen Missionen zu Hilfe kommen.
Folgende religiöse Übungen werden unter der Leitung der Ordensschwestern und unter Beteiligung der Afrikanerinnen von allen Klassen des Instituts, besonders von den Missionarinnen, eingehalten, um sich für ihren hl. Beruf zu stärken:
Die Ordensschwestern und jungen Afrikanerinnen, die für das Seelenheil arbeiten sollen, bereiten sich durch folgende Studien vor, um das Apostolat in ihren Heimatländern zu übernehmen:
Alle feineren und kostbaren Arbeiten, die von auswärtigen, besonders europäischen Geschäftsleuten in Auftrag gegeben werden, werden unter Anleitung der Ordensschwestern und der tüchtigsten schwarzen Lehrerinnen von den Afrikanerinnen angefertigt. Dies sind Stickereien in Gold und Seide jeglicher Art sowie Schneiderarbeiten, Leintücher und Wäsche für die Institute. Die Küche, die Wäsche und der Krankendienst werden in wöchentlichem Turnus von den Mädchen versorgt.
Unter den schwarzen Missionarinnen sind sechzehn von erprobter Sittlichkeit, Befähigung und klarer Berufung, die gänzlich ausgebildet und bereit sind, ihr Amt in Zentralafrika mit bestem Erfolg anzutreten. Sie sind sehr geübt und vortrefflich unterrichtet in der Art, wie sie am überzeugendsten auf ihre Stammesgenossinnen einwirken können, um sie für den Glauben zu gewinnen, und sollten sie noch so sehr in ihrem Aberglauben verhärtet oder fanatisch dem Islam ergeben sein.
Die Erfahrung hat uns bestätigt, dass dieses Institut für Afrikanerinnen ein sehr wichtiger Bestandteil des Apostolats ist, um die weibliche schwarze Bevölkerung der verschiedensten Stämme zum Christentum zu führen. Denn oftmals, wenn heidnische oder muslimische junge Mädchen mit den unsrigen verkehrten und sahen, welch gute Erziehung und Kenntnisse sie hatten und wie schön sie in der Kirche sangen, wurde das Verlangen in ihnen geweckt, auch katholisch zu werden. Viele nahmen tatsächlich unseren heiligen Glauben an und beharren darin mit großer Treue. Die Zahl der Bekehrten würde sicher noch größer sein, wenn sie nicht mit dem herzlosen Widerstand ihrer Gebieter zu kämpfen hätten. Viele dieser Bekehrten, obgleich sie gewaltsam den Armen ihrer Familien entrissen, oftmals von grausamen Menschen gekauft und wieder verkauft wurden und den schrecklichsten Gefahren ausgesetzt waren, legten doch nach dem Empfang der heiligen Taufe eine große Sittenreinheit an den Tag und lebten in ihrer Taufunschuld. Da wir nun schon in Ägypten mit den jungen Missionarinnen so schöne Erfolge haben, wo so viele Hindernisse zu überwinden sind, um wie viel größer müssen die Wirkungen sein, wenn sie erst einmal unter den Stämmen Zentralafrikas arbeiten, wo es keine Schwierigkeiten mit dem Fanatismus der Muslime oder mit den verderblichen Vorurteilen unnachgiebiger Gebieter gibt. Es ist unsere Überzeugung, dass sie binnen kurzer Zeit ihre schwarzen Schwestern für unsern heiligen Glauben gewinnen werden. Dies ist ein Beweis mehr für die Zweckmäßigkeit meines Planes für die Wiedergeburt Afrikas.
Der Unterricht in den Häusern katholischer Familien, die in bestem Ruf stehen, erfolgt so, dass immer zwei schwarze Mädchen von einer Ordensschwester begleitet werden. In der Regel trägt eine solche Mission zum Wohl eines heidnischen oder muslimischen schwarzen Mädchens noch andere Früchte. Denn auch andere finden sich dazu ein, teils aus Neugierde oder von der Gnade Gottes geführt, und werden aus innerer Überzeugung katholisch.
Hier sei es mir erlaubt, eine kleine Unterbrechung zu machen und unseren Vereinsmitgliedern eine hübsche Begebenheit vom Mädchen Josephine Conde zu erzählen. Diese war mit äußerster Sorgfalt und Liebe von den Ursulinen in Salzburg erzogen worden und wurde mir vom hochw. Herrn Primas Uacnoscy, Erzbischof von Salzburg, im September 1869 nach Kairo geschickt. Josephine Conde stammt aus Süd-Darfur. Sie wurde im Februar vorigen Jahres von einer unserer Schwestern und von zwei schwarzen Frauen in das Haus eines Kopten begleitet, wo drei schwarze Frauen in der katholischen Religion unterrichtet werden sollten. Ein junges Mädchen gesellte sich aus reiner Neugierde zu ihnen, um unsere Missionarinnen zu sehen und mit ihnen zu reden. Sie waren kaum eine Viertelstunde da, als dieses Mädchen den Blick unaufhörlich auf Josephine Conde richtete und plötzlich schrecklich zu weinen anfing. Josephine, ohne es sich erklären zu können, fing nun auch zu weinen an, was alle verwunderte, und sie taten ihr Bestes, um beide zu trösten. Auf einmal näherte sich das weinende Mädchen unserer Josephine und schaute an ihrem Nacken nach einer Narbe. Darauf fragte sie, ob ihr Vater nicht so und so geheißen habe. Josephine bejahte es. Der Tränenstrom der beiden verdoppelte sich nun und sie hörten nicht auf sich anzusehen. Das unbekannte Mädchen stellte immer neue Fragen: „Deine Mutter, hieß sie vielleicht so und so? Das Land, wo du geboren bist, heißt es nicht so?“ Und zu allem nickte Josephine bejahend. Das Weinen der beiden ließ nicht nach, endlich fragte sie Josephine erneut: „Als du noch in deinem Lande warst, nanntest du dich nicht so und so?“ „Ja, so hieß ich.“ „Erinnerst du dich in euerm Hause an deine ältere Schwester und an ihren Namens?“ „Ja”, antwortete Josephine „und wie liebte ich meine älteste Schwester!“ „Weißt du noch, wie die Giallabas dich aus den Armen dieser Schwester rissen?“ „Daran erinnere ich mich sehr wohl“, antwortete Josephine. „Nun, so wisse denn, ich bin deine ältere Schwester!“
Und nun stürzten sich die beiden Schwestern in die Arme. Josephine erfuhr jetzt, dass ihre Schwester einen Tag nach ihr ebenfalls gewaltsam ihrer Mutter weggenommen worden war. Nach dreimonatiger Reise kam sie nach Kordofan, wo sie an einen Nubier verkauft wurde, der sie nach Dongola und Assiut führte, wo sie in den Besitz eines türkischen Händlers kam. Dieser verkaufte sie an einen Eunuchen aus dem Serail des Sultans in Kairo, welcher sie nach Konstantinopel bringen ließ, wo sie eine der Frauen eines reichen Muslims wurde, der im Dienst des kaiserlichen Serails stand. Von diesem wurde sie gut behandelt und mit Kleidern, Edelsteinen und Diamanten ausgestattet. Doch als derselbe starb, geriet sie ins Elend und wurde an einen Tabakhändler verkauft, der nach Kairo reiste. Ein Kind von ihr wurde an einen Kaufmann in Smyrna verkauft. Seit ungefähr einem Jahr befand sie sich in Ägypten, als sie eines Morgens in das Haus des Kopten kam und durch Zufall hier ihre Schwester wiederfand. „Ich freue mich“, sagte sie zu Josephine, „dich wiedergefunden zu haben, aber es schmerzt mich zu sehen, dass du Christin bist; doch hoffe ich, du wirst Muslimin wie ich.“ „Nein, meine Liebe, ich hoffe im Gegenteil, dass du Christin wirst. Ich bin in Europa gewesen, habe viele Jahre in Deutschland zugebracht, und dort haben sie mich mit Wohltaten überhäuft und haben mir den Weg gezeigt, der zum Himmel führt. Sie haben mir Liebe eingeflößt zur hl. Jungfrau Maria, und ich bin Christin geworden. Auch du sollst erfahren, wie schön es ist, Christin zu sein!“ Die andere ging nicht auf diese Worte ein, freute sich aber doch, dass Josephine in Deutschland gewesen war. Nur wollte es ihr nicht in den Sinn, dass sie Christin geworden war. Josephine forderte sie auf, mich zu besuchen, was sie jedoch ablehnte, aus Furcht, ich könnte sie stehlen und sie zur Christin machen. „Komm“, sagte Josephine, „wir wollen gleich zu unserem Vater gehen, du wirst sehen, wie gut er ist.“
Doch an diesem Tag wollte sie von dem guten Vater nichts wissen. Am anderen Tag kam sie, jedoch hatte sie immer noch große Furcht. Sie wünschte, ich solle ihre Schwester mit ihr in ihr Haus gehen lassen, was ich aber entschieden ablehnte. Bald darauf besuchte sie häufig Josephine im Institut, und sie scheint sehr geneigt zu sein, das Christentum anzunehmen. Doch war ich bis jetzt noch nicht imstande, sie ihrem Gebieter abzukaufen, der einen ungeheuren Preis für sie verlangt und geringe Lust hat, sie zu verkaufen. Bitten wir die Mutter und Königin Afrikas, die Unbefleckte Jungfrau Maria, um ihren Beistand, damit auch diese Seele gerettet wird. Das kleine Krankenhaus des Instituts hat eine Apotheke, die 2.000 Franken kostet und die Medizin auch für die beiden anderen Häuser liefert, außerdem für viele Arme in der Stadt.
Die Schwestern sind voll guten Geistes, vorbildlich in ihrem Ordensleben und voller Hingebung und Eifer für unsere Sache, und wir unserseits versäumen auch nicht, sie in ihrer Berufung zu stärken, zu stützen und zu vervollkommnen. Oberin ist Schwester Veronica Pettinati aus Empoli, die früher Oberin in Malta und Jerusalem war. Sie ist in Wahrheit eine echte Missionarin. Das Haus des Hl. Herzens Mariens ist ein geräumiges, solides Gebäude mit einem kleinen Garten, das ich vom griechisch-katholischen Bahari Abut für 1.600 Franken jährlich gemietet habe.
C. Das Institut der Heiligen Familie
Erbarmungswürdig und höchst traurig ist die Lage der armen Schwarzen in Ägypten. Die Erfahrung vieler Jahre hat mich darin bestärkt, dass nicht allein der Muslim und der Ungläubige, sondern auch der Christ, der katholische Christ von Charaktergüte und untadelhaftem Ruf, mit geringen Ausnahmen die unglücklichen Afrikaner nicht als Menschen und als vernünftige Wesen betrachtet, sondern als gewinnbringende Gegenstände. Man schätzt ein Pferd, ein Lama, einen Esel, einen Hund, eine Gazelle weit mehr als einen Afrikaner oder eine Afrikanerin. Der Wert dieser Letzten steht nur im Verhältnis zu dem Preis, den sie gekostet haben, oder dem Geld, das sie durch ihre Dienste und Anstrengungen oder gar durch ihre Leidenschaften einbringen. Als vernünftiges Wesen hat der Schwarze hier gar keinen Wert. Nur eine Klasse von Afrikanern steht in höherer Achtung, das sind die Eunuchen, die Haremswächter. Von hundert, die mit acht oder neun Jahren dieser grausamen Operation unterzogen werden, bleiben vielleicht zwanzig am Leben. Da nun ein Eunuch 500 bis 1.000 preußische Taler kostet, wird er je nach dem hohen Preis auch am meisten geschätzt. Unsere geschätzten deutschen Wohltäter werden daraus ersehen, wie viel Gutes sie damit tun, wenn sie den unglücklichen Völkern Afrikas ihre Almosen zuwenden. Diese Armen, durch Gewalttätigkeit den Ihrigen entrissen, müssen die mühseligsten, gefahrvollsten Reisen auf sich nehmen, um dann in die Hände barbarischer Gebieter zu fallen, die sie acht- bis zehnmal wechseln müssen, um dann zum Schluss ein Gegenstand der Verachtung und ein Opfer der Grausamkeit zu werden. Die deutschen Spenden, mit denen unsere Institute unterstützt werden, sind die herrlichste zivilisatorische Tat zum Wohl eines Teiles der Menschheitsfamilie, der am meisten auf der Erde leidet und ganz verlassen ist. Die Afrikaner gelangen dadurch nicht nur zum christlichen Glauben, sondern auch zur europäischen Zivilisation.
Afrika wird einst einen Lobes- und Dankeshymnus anstimmen zu Ehren des hochherzigen katholischen Deutschland, dem es seine Auferstehung verdankt. Die Existenz eines Instituts, in dem Afrikaner im Glauben und in allen Zweigen der Kultur wie in europäischen Instituten erzogen werden, hat in Ägypten schon Wunder getan. Denn vielen Ägyptern schien es eine reine Unmöglichkeit, dass Afrikaner für die Zivilisation erzogen werden könnten und Fähigkeiten wie die Weißen haben sollten. Heute sind sie davon überzeugt, dass das eine glänzende Wirklichkeit geworden ist. Auch wenn ein solches Institut in den Augen der ägyptischen Muslime ein klares und beredtes Zeugnis hierfür sein muss, so war doch seine Tätigkeit nicht nach außen gerichtet, weil wir zu viele Rücksichten nehmen mussten, um durch den Fanatismus der Muslime nicht in gefährliche Streitigkeiten zu geraten und um die Empfindlichkeit der verschiedenen Sekten im Land der Pharaonen nicht zu reizen. Ich dachte dann über ein Mittel nach, um die afrikanische Rasse noch mehr zu erheben und sie vor jenen Menschen in ein günstiges Licht zu stellen, die nur einen Anflug von Zivilisation haben. Das Recht, das die schwarze Rasse hat und das man ihr neben der weißen zuerkennen soll, sollte für die Ägypter noch einleuchtender werden. Ich wollte den Völkern immer klarer zeigen und durch ein sprechendes Beispiel beweisen, dass nach dem erhabenen Geist des Evangeliums alle Menschen, weiße und schwarze, vor Gott gleich sind und ein Recht haben auf die Errungenschaften und Segnungen des Glaubens und der christlichen Zivilisation Europas.
Unter den Mitteln, die ich mir ausgedacht hatte, um diesem Zwecke zu entsprechen, wählte ich die Errichtung einer öffentlichen Schule in Alt-Kairo, an der nur schwarze Lehrerinnen tätig sein sollten. Dieses Projekt konnte ohne größere Schwierigkeiten realisiert werden. Es sollte eine ganz nach europäischer Art eingerichtete Schule sein, und sie sollte von jungen Mädchen jeglicher Rasse besucht werden. Nach meinem Dafürhalten würde sie sehr viel Einfluss haben, um die schwarze Rasse in Ägypten mehr zu Ehren kommen zu lassen. Die afrikanischen Missionarinnen könnten ihr Wirken in dieser Schule gleichzeitig als eine Art Noviziat und Probezeit betrachten und sich hier auf ihr künftiges Apostolat als Lehrerinnen und Missionarinnen in Zentralafrika vorbereiten.
Diese beiden Gründe, zusammen mit dem wirklich dringenden Bedürfnis, in Alt-Kairo eine öffentliche Schule für Mädchen zu gründen, bewogen mich, ein kleines Institut „der Heiligen Familie“ zu errichten. Dank der Erlaubnis des hochw. Erzbischofs, des Vikars und Delegaten von Ägypten, mit Dekret vom 25. Mai 1869, war es nun möglich, im Zentrum des alten ägyptischen Babylon eine Schule zu eröffnen, wenige Schritte von der heiligen Grotte entfernt, in der die Heilige Familie Jesus, Maria und Josef auf ihrer mühsamen Flucht ausruhten.
In dieser Schule geben fünf schwarze Missionarinnen unter der Leitung von Schwester Caterina Valerio, einer Franziskanerin des dritten Ordens von Verona, und von Schwester Faustina Stampais, meiner Cousine aus Maderno (Diözese Brescia) Unterricht, und zwar in folgenden Fächern: Katechismus, Sittenlehre, alle Elementarfächer, Arabisch, Französisch, Italienisch, Deutsch, Armenisch und alle weiblichen Handarbeiten vom Stricken bis zur feinsten Stickerei in Gold und Seide. Die Schule wird von orientalischen katholischen Mädchen jeglichen Ritus besucht und von europäischen, griechischen, armenischen, schismatischen und muslimischen Schülerinnen. Da jedoch der schismatisch-koptische Patriarch den jungen Mädchen seiner Kirche den Schulbesuch in unserem Institut verboten hat, kommen nur wenige von diesen. Ich hatte deshalb eine Besprechung mit ihm, die jedoch zu keinem Ergebnis führte. Er sagt: „Ich will nicht, dass koptische Mädchen Ihre Schule besuchen; von den Afrikanern können sie doch nichts lernen und zudem fürchte ich, sie könnten protestantisch werden.“ Man sieht, wie weit die Weisheit eines solchen Patriarchen gehen kann. Ich suchte ihm vergebens zu beweisen, dass die protestantische Religion viel weiter vom wahren katholischen Glauben entfernt ist als vom koptischen, und dass seine koptischen Priester eher den Protestantismus zu lehren imstande wären als den katholischen Glauben.
Dieses Haus gehört den ehrwürdigen Franziskanern vom Heiligen Lande, denen ich dafür eine jährliche Miete von 360 Franken zahle. Der Schulunterricht wird gratis gegeben. Nur etliche deutsche Familien aus Bayern bezahlen monatlich etwas dafür.
AUSGABEN UND MITTEL ZUM LEBENSUNTERHALT
Was die Geldmittel und die materiellen Bedürfnisse für unsere Institute betrifft, habe ich tausend Gründe, der Vorsehung zu danken. So ungünstig jetzt auch die Zeiten sind, und obschon mancherlei Missgeschicke und Stürme seit 1867 unsere Institute heimgesucht haben, hat ihnen bisher durch Gottes wunderbare Fügungen nie das Nötige gefehlt. (Es ist wahr, dass der böse Feind jedes gute Werk bedroht.) Wir sind glücklich bis hierher gelangt und hoffen so weiterarbeiten zu können, bis unsere Institute einmal ihre eigenen Einkünfte haben werden.
Die bedeutendste Unterstützung leistete uns bisher das katholische Deutschland, vertreten durch den hoch verdienten Verein von Köln, welcher der eigentliche Begründer unserer ägyptischen Institute für die Afrikaner ist und der beste Förderer des Werkes für die Wiedergeburt Afrikas. Gott möge ihn dazu bewegen, dass er seine Unterstützungen fortsetzt und verstärkt! Der Schirmherr des großen Werkes ist dieser hoch verdiente Kölner Verein. Er ist in Wahrheit ein erhabenes Werk Gottes! Unser Flehen zu Gott geht dahin, dass es sich immer mehr entwickelt und immer größere Ausmaße annehmen kann.
Es ist ein großer Nachteil, dass unsere ägyptischen Institute noch kein eigenes Haus besitzen. Die drei Häuser kosten uns jährlich 3.160 Franken Miete; mit den nötig werdenden Reparaturen beläuft sich die Summe jedes Jahr auf 4.000 Franken, doch künftig wahrscheinlich nur auf 3.550 Franken. Ein eigenes Haus für die Mission würde 80.000 Franken kosten. Das Haus des Heiligen Herzen Mariens wurde mir für 60.000 Franken angeboten. Einige Veränderungen und Ausbesserungsarbeiten erfordern aber zusätzliche 20.000 Franken. In Ägypten sind die Häuser sehr teuer. Um ein eigenes Haus erwerben zu können, hat mir der verdiente Kölner Verein mit unvergleichlicher, edler Bereitschaft die schöne Summe von 10.000 Franken überwiesen, um wenigstens den Anfang dazu zu machen. Dieses lobenswerte Beispiel fand bei einem ausgezeichneten Wohltäter Nachahmung, der weitere 2.000 Franken dazugab. Es fehlt freilich immer noch sehr viel zum Erwerb eines eigenen Hauses. Gott möge noch anderen Wohltätern eine ähnliche Opferbereitschaft einflößen, damit dieses wichtige Anliegen unseres großen Werkes bald in Erfüllung geht.
Die notwendigen Ausgaben allein für die dringendsten Bedürfnisse der drei ägyptischen Institute belaufen sich jährlich auf 25.000 Franken. Trotz größter Sparsamkeit ist diese Summe jährlich erforderlich. Hier folgt nun eine kurze Aufzählung der Einkünfte und Ausgaben unserer ägyptischen Institute während der letzten drei Jahre, das heißt von ihrer Gründung bis heute; Reisen, Geldspenden und Lebensmittel und Einrichtung mit eingerechnet.
EINKÜNFTE UND AKTIVA DER INSTITUTE VON KAIRO
IN DEN DREI ERSTEN JAHREN SEIT IHRER GRÜNDUNG
Geldspenden in Franken
1) Der verehrte Kölner Verein für den Loskauf von Afrikanern |
Fr 3.050 |
2) Werke der Glaubensverbreitung von Lyon und Paris |
Fr 11.000 |
3) Ludwig-Missionsverein von München |
Fr 500 |
4) Verein der Unbefleckten Empfängnis von Wien |
Fr 1.000 |
5) Werk der Schulen des Orients von Paris |
Fr 1.200 |
6) Verein des Heiligen Grabes von Köln |
Fr 500 |
7) Institut der Zisterzienserinnen von Landshut in Bayern |
Fr 2.000 |
8) Institut der Heimsuchung zu Beuerberg in Bayern |
Fr 1.260 |
9) Spenden verschiedener Wohltäter, unter anderen Ihre Majestäten Kaiser Ferdinand I. und Kaiserin Maria Anna von Österreich, Seine Hoheit der Herzog von Modena Franz V., Seine Königliche Hoheit Prinz Georg von Sachsen und Gemahlin, Seine Durchlaucht Fürst Karl von Löwenstein etc. etc. |
Fr 19.470 |
10) Ertrag der Arbeiten der Afrikaner der Institute von Kairo |
Fr 3.680 |
11) Messstipendien der Missionare |
Fr 5.400 |
Geschenke von nützlichen Gegenständen verschiedener Art
12) Madame Duchene von Paris, M. Maurin Bié, M. Dephies vom Apostolischen Verein in Rom: Stoffe, Kleider, Hemden etc. im Werte von |
Fr 2.640 |
13) Kaffee, Zucker, Käse, Mehl, Lebensmittel aller Art |
Fr 4.000 |
14) Von der Familie des Missionars D. Rolleri, den Nonnen von der seligsten Jungfrau Maria in Cremona: Korn und Schinken |
Fr 700 |
15) Neun Fässer Öl von meinem Vater Luigi Comboni |
Fr 750 |
Summe |
Fr 89.150 |
Ersparnisse durch meine Bemühungen und durch außerordentliche Begünstigungen
16) Verschiedene Eisenbahngesellschaften von Paris; Herr Pointu, Direktor der Südbahn in Wien; Herr Behm, Direktor in Innsbruck; Herr Talabot in Paris etc. Sie bewilligten mir freie Eisenbahnfahrten in Italien, Frankreich und Deutschland. |
Fr 1.600 |
17) Freie Fahrt für afrikanische Mädchen nach Kairo als Postulantinnen der Mission, der Laienbrüder und Handwerker; freier Transport von 274 Frachtstücken von Marseille nach Alexandria dank Seiner Exzellenz des Ministers des Auswärtigen von Frankreich (die französische Regierung bewilligte freie Fahrt nur für Missionare und auch dies nicht immer, sondern nur für einige) und durch die ägyptische Regierung |
Fr 12.000 |
Summe der Einkünfte |
102.750 |
AUSGABEN UND PASSIVA DER INSTITUTE VON KAIRO
IN DEN DREI JAHREN SEIT IHRER GRÜNDUNG
1) Reisekosten für 26 Personen und Warentransport von Europa nach Kairo |
Fr 15.600 |
2) Meine Reise nach Europa |
Fr 2.200 |
3) Häusermiete in Kairo |
Fr 8.160 |
4) Korrespondenz von mir und den Instituten, Paketsendungen und Empfang |
Fr 2.600 |
5) Ausgaben für Kult, Licht, Öl, Wein, Mehl, Blumen, Bänke, Beichtstühle, Waschbecken etc. |
Fr 2.900 |
6) Apotheke, Arzthonorar und für besondere Fälle, Ausgaben für das Krankenhaus |
Fr 4.800 |
7) Nahrung, Kleidung, Unterhalt von 72 Personen, Fuhrwerk, Wagen, Esel, für den Loskauf von afrikanischen Knaben und Mädchen |
Fr 29.000 |
8) Eisenbetten, Waschbecken, Möbel, Werkzeug etc. für Kunst und Handwerk. Gegenstände für den Altar. Alle diese Gegenstände gehören den drei Instituten und belaufen sich auf |
Fr 26.000 |
Summe der Ausgaben |
Fr 101.260 |
Gesamtsumme der Einkünfte und Aktiva |
Fr 102.750 |
Gesamtsumme der Ausgaben und Passiva |
Fr 101.260 |
Kassenstand |
Fr 1.490 |
Die unvermeidlichen Almosen, die in jeder Mission an die Armen in Geld oder sonstigen Dingen gegeben werden müssen, sind nicht mitgerechnet. Somit haben Sie jetzt in groben Zügen eine Einsicht bekommen in die Gründung und die Vorhaben unserer drei Institute in Ägypten und in die Regeln, die dort befolgt werden. Sie sind ein erster Stein jenes großartigen Gebäudes christlicher Nächstenliebe und Zivilisation, das die göttliche Vorsehung in ihrer wunderbaren Voraussicht für die moralische und religiöse Erneuerung der Länder in Zentralafrika errichten zu wollen scheint. Es wäre jetzt nur noch über die Erfolge in Bezug auf die zwei Ziele zu berichten, die in diesen Instituten verfolgt werden. Aber das wird Gegenstand eines anderen Berichtes sein, den ich mir noch vorbehalten will.
Ich will hier noch andeuten, dass der Vertreter des Heiligen Stuhles, der hochw. Bischof Ciurcia, Vikar und Apostolischer Delegat von Ägypten und Arabien, mir und den Instituten großes Wohlwollen zeigt und in liebenswürdiger Weise stets seine Zufriedenheit zum Ausdruck bringt und sehr wohlwollend an die Hl. Kongregation der Propaganda Fide über sie berichtet hat. Auch hinterließen die Institute einen sehr guten Eindruck bei den Bischöfen und Apostolischen Vikaren von China, Indien, Amerika und denen des Orients, die sie anlässlich ihrer Reise zum Ökumenischen Vatikanischen Konzil mit einem Besuch beehrten. Mit ganz besonderer Dankbarkeit und Verehrung denke ich an den hochw. Herrn Leo Meurin aus der Diözese Köln. Er ist eine Zierde des Apostolats in Indien, Bischof von Askalon, Apostolischer Vikar von Bombay und vorläufiger Administrator des Vikariats von Poona. Als Mitglied der Gesellschaft Jesu hat er mit besonderem Scharfsinn unser Missionsinstitut beurteilt, und er versteht es zu ergründen, ob eine neu errichtete apostolische Anstalt Grund zur Hoffnung gibt und Fortschritte macht. Die hoch geehrten Herren, die das Glück hatten, sich mit diesem ausgezeichneten Apostel Indiens zu unterhalten, werden von ihm Auskunft über die Leistungen und den Fortgang unserer Institute erhalten haben (vgl. den Bericht vom vergangenen Jahr). Die liebenswürdige Güte, die er mir in Ägypten, Rom und überall erwies, wird mir unvergesslich bleiben. Dieser würdige Sohn des hl. Ignatius, betraut mit dem Apostolat in Indien, seines glorreichen Vaters und seines Vorgängers Franz Xaver, ist ein Nachahmer dessen herrlichen Tugenden geworden. Indien und das Vatikanische Konzil verdanken Monsignore Meurin außerordentliche und wichtige Beiträge. Für mich ist es eine Freude und eine Ehre, dass dieser ausgezeichnete Bischof ein Kölner ist.
Ägypten wurde bei der feierlichen Eröffnung des Suezkanals mit der hohen Gegenwart der mächtigsten Fürsten Europas beehrt, unter denen auch der ruhmreiche Preußische Kronprinz und Kaiserin Eugenie waren. Aus Liebe zur Wahrheit und um eine Dankespflicht zu erfüllen, muss ich das wahrhaft apostolische Auftreten Seiner Majestät des Kaisers von Österreich erwähnen.
Das glückliche Ereignis der feierlichen Eröffnung des Suezkanals, das Mitte November 1869 stattfand, warf auch seine Strahlen auf die heiligen Missionen des Orients und insbesondere Ägyptens. Auch Seine Majestät der Kaiser von Österreich befand sich unter den Fürsten Europas, die den Festlichkeiten beiwohnten, die Seine Hoheit der Khedive von Ägypten, Ismail Pascha, mit orientalischer Pracht und Großartigkeit veranstalten ließ. In den Augen der Menschen ist das Erscheinen des edlen Abkömmlings der Habsburger in Ägypten ein Akt großer Ehrenbezeugung für den großen Moment der Einweihung eines ruhmreichen Werkes von weltbewegender Bedeutung, aber in den Augen Gottes, nach den geheimen Ratschlüssen der Vorsehung, war es ein höchst glückliches Ereignis für den Katholizismus im Orient. Ja, es war in Wahrheit ein Apostolat zu Gunsten der katholischen Missionen. Wenn ein so mächtiger Kaiser es nicht verschmäht, am Grab des Erlösers niederzuknien und den heiligen Orten seine Verehrung zu bezeugen, die durch die Gegenwart des Gott-Menschen während seines Erdenlebens geheiligt sind, im Heiligen Land und in Ägypten, so gibt er dadurch ein herrliches und beredtes Beispiel. Auch versäumte er es nicht, den Priestern dieser Heiligtümer, die in diesen Ländern den Ungläubigen das Evangelium des Friedens und der Güte verkünden, seine Hochachtung zu erweisen. In der Tat, kaum war der hohe Monarch in der Stadt Jerusalem angekommen, so kniete er vor einem armen Franziskaner nieder und legte seine Beichte ab, um dann das Brot der Engel zu empfangen am Grab desjenigen, welcher der König der Könige ist und der Herr der Heere. Das war ein erhebendes Schauspiel nicht allein für die Katholiken, sondern auch für die Türken und Häretiker. Nach seiner Ankunft in Suez und Kairo war es sein erster Wunsch, in den schlichten Tempeln des Herrn dem Gottesdienst beizuwohnen, und erst danach besuchte er die stolzen und herrlichen Wunder vergangener Jahrhunderte.
Der 23. November wird für mich immer ein denkwürdiger Tag bleiben. An jenem Tag, um 11 Uhr vormittags, geruhte Seine K. K. Majestät das diplomatische Corps und die Konsuln Ägyptens zu empfangen. Eine Stunde vorher versammelte der hochw. Bischof Ciurcia alle katholischen orientalischen Bischöfe und die Oberen der Institute der Hauptstadt Ägyptens bei sich, und um 11 Uhr begaben wir uns zum herrlichen Palast von Gezira. Kaum war Seine K. K: Majestät von unserer Ankunft unterrichtet, als wir Repräsentanten der katholischen Religion in Ägypten auch sogleich empfangen wurden, obschon wir um keine Audienz gebeten hatten und das diplomatische Corps warten musste. Eine kurze, kraftvolle Ansprache von Bischof Ciurcia beantwortete der Kaiser mit gütigen, ermutigenden Worten und mit dem Versprechen, die Interessen der katholischen Religion im Orient unterstützen und schützen zu wollen. Darauf wandte sich der Kaiser an jeden einzelnen Bischof und Oberen und sprach einige huldvolle Worte. Mit ganz besonderer Liebenswürdigkeit wurden dieselben auch an meine Wenigkeit gerichtet, und Seine K. K. Majestät drückte mir sein Interesse an der Wiedergeburt Zentralafrikas aus, dessen mächtiger Beschützer der Kaiser seit der Gründung des ausgedehnten Vikariats immer gewesen ist. Diese Anerkennung und Achtung, die der Katholizismus und seine geistlichen Vertreter von Seiten eines solchen fürstlichen Oberhauptes erfuhren, rief unter den Türken Erstaunen und Gefallen hervor.
Sie sahen, dass ein Kaiser vor aller Welt vor seiner heiligen Religion die aufrichtigste Hochachtung und Ehrerbietung an den Tag legte und allen Priestern von den Bischöfen abwärts mit hochherzigster Zuvorkommenheit begegnete. Sie mussten hieraus den einleuchtenden Schluss ziehen, dass sie ihrerseits nun auch dem katholischen Apostolat kein Hindernis mehr in den Weg legen und unserer heiligen Religion vollkommene Freiheit lassen und die Missionare und Vertreter dieser heiligen Religion im Orient respektieren sollten. Denn ein so mächtiger europäischer Herrscher könnte durch seine Vertreter Rechenschaft von ihnen fordern im Fall, dass sie dem zuwider handelten, und könnte sie der Gewalttätigkeit und Ungerechtigkeit anklagen. Weil diese Handlungsweise des Kaisers von Österreich von wahrhaft apostolischem Erfolg war, wird dieser auch in den Annalen der Mission zu ewigem Gedenken aufbewahrt bleiben, und die Missionare Ägyptens werden sich mit ewiger Dankbarkeit dessen erinnern. Unter den hohen Persönlichkeiten, die bei der Eröffnung des Suezkanals anwesend waren und unsere Institute mit einem Besuch beehrten, muss ich ferner nennen: Seine Hoheit Erzherzog Rainer mit seiner Gemahlin sowie Erzherzog Ernst, die sich alle auf das freundlichste mit den afrikanischen Mädchen unterhielten und sich herabließen, über manches von ihnen Aufschlüsse geben zu lassen.
Das Werk für die Wiedergeburt Afrikas ist ein äußerst dringendes, schwieriges und wie nie zuvor umfassendes Werk. Um das Projekt in seinen großen Linien, wie ich es in meinem Geist durchdacht habe, zu realisieren und ihm ein dauerhaftes Fundament zu geben, bräuchte es die Mitarbeit aller Katholiken des Erdkreises, um diese armen Völker Afrikas aus der Nacht des Heidentums zu befreien und sie zum belebenden Licht des Glaubens an Jesus Christus hinzuführen. Wir müssen immer daran denken, dass es der zehnte Teil der ganzen Menschheit ist! Mit Worten kann ich die Schmerzen und mein tiefes Herzeleid nicht beschreiben, und mit welcher Schwere und Intensität der Gedanke an ihren trostlosen Zustand und die Lethargie, in der sich diese Unglücklichen befinden, auf mir ruht. Ich war ja Augenzeuge dieser geistlichen Fesseln und des tiefen Elends dieser Armen. Der Gedanke an so großes menschliches Elend, das auf meinen teuren Ländern Afrikas lastet, raubt mir in vielen Nächten den Schlaf, und morgens erhebe ich mich müder, als ich am Abend vorher gewesen war nach vollbrachter Tagesarbeit. Und in diesen langen, kummervollen Nächten, ehe ich es merke, verirrt sich meine Fantasie in diese glühenden Landstriche des Inneren Afrikas, die noch unerforscht und der Schauplatz der trostlosesten Zustände sind. Dann wieder durchlaufe ich in der Fantasie das ganze zivilisierte Europa und sehe mich um, wo mir wohl ein Hoffnungsstrahl aufleuchtet, der meinen armen schwarzen Völkern zugutekommen könnte!
Ach, und dann wieder werfe ich mich den Monarchen und den Großen dieser Erde entschlossen zu Füßen, um sie unter Tränen anzuflehen, ihre Hand aufzutun und einen Teil ihrer Schätze zum Heil dieser Unglücklichen zu verwenden! Dann wieder lasse ich die Blicke auf den auserlesenen Teil der Herde Jesu Christi schweifen und sehe die blühenden Seminare in den großen Diözesen der katholischen Welt und möchte mir die kräftigsten jungen Leute unter ihnen auswählen, die Blüte und die Hoffnungen des Priesterstandes, und sie bewegen, mit heldenmütigem Schritt der Welt den Rücken zu kehren, ihr Vaterland zu verlassen und jenen Unglücklichen zu Hilfe zu eilen, die Ketten ihrer Sklaverei zu zerbrechen und ihnen die frohe Kunde des katholischen Glaubens zu bringen.
Eines Nachts, als ich ganz in solche Gedanken vertieft war und gerade vom Sterbebett eines armen Mannes zurückgekehrt war, der am Ufer des Nils wohnte, von wo man den Anblick der berühmten Pyramiden genießt, hatten mir eben diese Pyramiden, ein wahres Symbol der Sklaverei der Afrikaner, so recht die Knechtschaft des jüdischen Volkes ins Gedächtnis gerufen, das beim Bau dieser uralten, berühmten Monumente mitgearbeitet und seinen Schweiß dabei vergossen hatte. Und wie ein Blitz traf der Gedanke meine Seele, das hochheilige Ökumenische Konzil zu benutzen, mich all den Bischöfen der katholischen Welt vorzustellen, die sich um das Grab des heiligen Petrus geschart hatten, um mit dem Statthalter Jesu Christi über die wichtigsten Interessen der katholischen Kirche und deren Wirkung auf die ganze Welt zu beraten. Einige Zeit trug ich diesen Plan mit mir in der Seele herum. Dann betete ich und ließ die besten Früchte des christianisierten Afrikas für mich beten. Nach längerer Beratung mit meinen Missionsgefährten und reiflichster Überlegung beschloss ich, nach Rom zu fahren, wo ich über Messina am 15. März, an meinem Geburtstag, anlangte. Nachdem ich alles erwogen hatte, was meinem Vorhaben am besten dienen könnte, und nach häufigen Unterredungen mit den berühmtesten Prälaten des Ökumenischen Konzils, besonders mit Kardinal Barnabò, wurde ich eingeladen, ein ‚Postulatum pro Nigris Africae Centralis‘ zu verfassen, das die nötigen Erfordernisse enthalten müsse, damit es vor der Konzilsversammlung in Betracht gezogen werden kann.
So gelang es mir dann mit der besonderen Hilfe der göttlichen Gnade und nach großer Mühe, das Postulatum der Kommission vorlegen zu dürfen. Ich hatte sechshundert Bischöfe zu besuchen, von denen sehr viele das Postulatum unterschrieben haben. Die Kommission bestand aus Kardinälen, Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen, die von seiner Heiligkeit Pius IX. ernannt worden waren, um die Vorlagen der Konzilsväter anzunehmen und zu prüfen. Mein Postulatum wurde von der Kommission gutgeheißen, da sein Gegenstand zum Nutzen der Gesamtkirche gereiche, und so gab sie ihre Zustimmung, dass es dem Konzil vorgelegt werde. Endlich, an dem für die katholische Kirche denkwürdigen Tag, am 18. Juli 1870, wurde das Postulatum vom Sekretär der Kommission für die Postulate, Monsignore Alessandro Franchi, Erzbischof von Thessaloniki, Seiner Heiligkeit unterbreitet. Pius IX. geruhte, es zu unterschreiben und anzuordnen, dass es im Konzil unter der Rubrik ‚de Missionibus Apostolicis‘ zur Beratung komme.
Ich kann Ihnen nicht alle Vorteile aufzählen, welche das Postulatum einmal bringen wird, da es die großen Anliegen der Länder und Völker Afrikas der Gesamtkirche empfiehlt. Die Bischöfe des Konzils haben dem Postulatum großes Interesse entgegengebracht, obschon ihre Gedanken gerade mit dem Unfehlbarkeitsdogma beschäftigt waren, das ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Ich möchte zwei Vorteile, die das Postulatum mit sich bringen wird, hier hervorheben:
1. Sobald auf dem Konzil das große Problem, auf welches das Postulatum hinweist, zur Sprache kommt und das Konzil zu Gunsten des Apostolats der Länder Afrikas einen Beschluss fasst, würde das ohne Zweifel ein ewiges Denkmal zum Schutz aller Völker Zentralafrikas sein. Die ganze katholische Welt würde das für ewige Zeiten als eine vom Heiligen Ökumenischen Konzil ans Herz gelegte Angelegenheit betrachten, und darin eine immerwährende Aufforderung erkennen, die an alle Völker der katholischen Christenheit ergeht: die Bekehrung der Afrikaner mit Eifer zu betreiben und die Missionen für das Innere Afrikas für alle Zeiten zu unterstützen, bis die afrikanischen Länder christlich geworden sind.
2. Ist einmal das Prinzip des Apostolats der afrikanischen Länder durch das Ökumenische Vatikanische Konzil feierlich sanktioniert, werden wir danach auch wunderbare Erfolge sehen. Aus den katholischen Diözesen werden nicht allein eifrige Mitarbeiter und Apostel für Zentralafrika hervorgehen, sondern auch die Katholiken des ganzen Erdkreises werden sich bemühen, die nötige finanzielle Hilfe zu gewähren, damit alle Unternehmungen für die Bekehrung der afrikanischen Völker guten Erfolg haben.
Wahrscheinlich gab das Postulatum auch die Anregung für die neueste kleine Expedition nach Ägypten, die ich Ende Oktober vorigen Jahres organisierte! Auf den folgenden Seiten berichte ich, wie es dazu kam. Es war am 29. Juni, dem Tag, der durch das Andenken des glorreichen Apostelfürsten geheiligt ist. Die Vatikanische Basilika bot der Welt ein einzigartiges Schauspiel. Das Oberhaupt der Kirche zelebrierte das Pontifikalamt und entfaltete in prunkvoller Weise die ganze Majestät und die ganze Herrlichkeit und Schönheit des sichtbaren Kultes der Kirche Jesu Christi. Niemals war diese Zeremonie so erhaben und so prachtvoll wie bei dieser Gelegenheit durch die Anwesenheit der über sechshundert Konzilsväter, die in ihren reichen und kostbaren Ornaten in der ersten Basilika der Welt erschienen waren.
Um einen möglichst günstigen Platz und den besten Überblick zu haben, hatten mich einige wichtige Personen gebeten, sie in den Vatikan zu begleiten und sie in die Nähe der Confessio des hl. Petrus auf die Evangelienseite zu bringen. Sie wünschten aber nicht bloß die Feier des Pontifikalamtes gut zu sehen, sondern ich sollte ihnen auch die Namen und die Diözese der einzelnen Bischöfe nennen, die hier an uns vorbeizogen, um sich in den Chor von St. Peter zu begeben. Sie wussten wohl, dass ich ihnen beste Auskunft über sie geben konnte, da ich sie beinahe alle kannte, hatte ich ja in der Angelegenheit des Postulatums Unterredungen mit ihnen oder war in ihren Diözesen mit ihnen bekannt geworden, oder bei anderen Anlässen schon früher in Rom. Während der Zug der Kardinäle und Prälaten an dieser Stelle vorbeikam und ich die Namen und Diözesen der einzelnen nannte, umringten mich viele Personen, um die Namen auch zu hören. Unter diesen war ein junger Kanonikus aus der Erzdiözese Trani im Neapolitanischen, der mehr als alle anderen auf das achtete, was ich sagte, ohne dass es mir besonders auffiel. Viele Prälaten folgten nacheinander. Als gerade einer an uns vorbeizog, näherte sich plötzlich der junge Kanonikus und fragte mich: „Wer ist jener Prälat?" Ich antwortete sogleich: „Es ist Monsignore Bianchi Dottula, Erzbischof von Trani, Nazareth und Barletta und Ständiger Administrator der Diözese Bisceglie.“ Der Kanonikus lächelte mit zustimmender Miene und wandte sich wieder an seine Freunde. Ich gab mich dann nicht mehr weiter mit ihm ab. Jetzt erschien der Heilige Vater auf der Sedia Gestatoria, bestieg den Thron, und das Pontifikalamt begann. Ich näherte mich nun den Bischöfen und sprach arabisch mit einigen orientalischen Prälaten, mit anderen wieder, die mich umgaben, war ich gezwungen, in anderen Sprachen zu reden, denn Rom war in diesem Augenblick das Universum.
Jetzt bemerkte ich, dass der junge Kanonikus mir auf Schritt und Tritt folgte und jedes Wort auffing, das ich auf Lateinisch, Italienisch oder Französisch sprach. Zwei Monate später sagte er mir, dass er damals nicht gewagt habe, mit mir zu sprechen, aber einen seiner Gefährten gebeten habe, mich anzusprechen. Da ich seinen Gefährten durch ein freundliches Wort zufrieden gestellt hatte, fasste der junge Mann Mut und begann folgendes Gespräch mit mir: „Verzeihen Sie meine Frage, mein Herr, Sie müssen wohl ein sehr wichtiges Ziel verfolgen, um so viele Reisen zu unternehmen, wie ich aus ihren Worten entnommen habe.“ „Der Zweck meiner Reise ist Spenden zu sammeln, Unterstützung für meine Mission und Missionare zu suchen, die vom wahren Geist der Entsagung und von Eifer beseelt sind, um mir bei meinem großen Unternehmen zu helfen.“ Als der junge Kanonikus diese Antwort vernahm, trafen seine Augen die meinigen mit einem lebhaften, warmen Blick. Ich sprach nun wieder mit den anderen und nannte ihnen die Prinzen und Prinzessinnen, die sich in der Fürstenloge befanden. Da kam dann gleich darauf wieder mein Kanonikus und fragte mich: „Welche Mission halten Sie für einen Neapolitaner für geeignet?“ „Die Mission in Afrika“, antwortete ich schnell. Den jungen Kanonikus bewegte dies auf das Lebhafteste. Jetzt ging mir ein Licht auf, und plötzlich kam mir der Gedanke, diesen jungen Mann für Afrika zu gewinnen. Ich wandte mich von den Übrigen freundlich ab, um mich ihm zu widmen und das Terrain zu sondieren. Da fragte er mich wieder: „Oh, sagen Sie mir doch, in welcher Gegend Sie als Missionar arbeiten.“ „In Ägypten“, war die Antwort, ohne hinzuzufügen, dass ich Missionar für Zentralafrika sei. Der junge Kanonikus sagte sogleich: „Welche Freude würde es für mich sein, unter Ihrer Leitung Missionar zu sein. Aber Ägypten ist nicht die Mission, die ich mir erwählt habe. Es ist Zentralafrika und die schwarzafrikanischen Stämme, denn ich habe das ‚Postulatum pro Nigris Africae Centralis‘ gelesen, das von einem gewissen Don Comboni dem Konzil vorgelegt worden ist; auch las ich dessen Plan zur Evangelisierung der Afrikaner, und seitdem fühle ich tiefes Mitgefühl für diese Völker.
Ja, es scheint mir, dass es nichts Wichtigeres und Verdienstvolleres auf der Welt gibt als diese hohe Aufgabe. Obgleich ich mich schon meinem Erzbischof vorgestellt habe und er meinetwegen bereits mit einem Lazaristen-Bischof aus Amerika in Verbindung getreten ist, damit ich mich dessen Mission anschließe, bemächtigte sich meiner, sobald ich das Postulatum und den Plan gelesen hatte, den mir mein Erzbischof übereichte, eine so starke Liebe für Zentralafrika, ein so mächtiges Gefühl für diese Völker, dass mir mein Erzbischof kein Hindernis in den Weg legen wollte und nur sagte: ‚Beten Sie, damit Gott Ihnen seinen Willen kundtut.‘ Haben Sie denn nie von den afrikanischen Ländern gehört und von jenem großen Missionswerk?“ Ich wusste nicht, wie mir geschah, als ich den jungen Mann so reden hörte: „Ja“, sagte ich, „ich kenne dieses Missionswerk für die Länder Afrikas. Da alle Missionare, die sich nach Zentralafrika begeben, nach Ägypten gehen müssen, habe ich Gelegenheit gehabt, sie alle kennenzulernen und bin genau mit dem Zweck ihrer Mission vertraut.“ „Oh, wie freue ich mich”, erwiderte der junge Kanonikus, „dass Sie über alles so gut unterrichtet sind. Dann kennen Sie sicher auch den Mitarbeiter an diesem Werke, den Abt Comboni?" „Ja, den kenne ich sehr gut.“ „Er ist es, mit dem ich sprechen muss, ich habe schon meinen Erzbischof nach der Wohnung von Comboni gefragt, er konnte sie mir aber nicht angeben. Er kenne ihn selber sehr wohl, sagte er mir und riet mir, seine Wohnung vom Bischof von Verona zu erfragen, der würde es sicher wissen. Sogleich nach dem Pontifikalamt will ich zu ihm hingehen und mich danach erkundigen.“ Ich antwortete: „Ich kann es Ihnen auch sagen, wo Comboni wohnt, wenn Sie das wissen wollen, er wohnt in der Piazza del Gesù 47, im 3. Stock.“ „Danke sehr“, sagte der junge Kanonikus ganz vergnügt und schrieb sich die Adresse auf. „Nun brauche ich nicht mehr zum Bischof von Verona zu gehen, ich gehe sofort zu Comboni.“ „Das wird aber vergebens sein, mein Lieber, wenn Sie gleich zu ihm hingehen, den Comboni treffen Sie sicherlich nicht zu Hause an. Er ist nie zu Hause, er ist ein Vagabund erster Klasse, denn er ist so mit Geschäften überhäuft, dass er nur zu Hause schläft. Wollen Sie ihn übrigens treffen, gehen Sie morgen Nachmittag um zwei Uhr zu ihm. Vielleicht, wenn er ermüdet von der Pauls-Basilika zurückkommt, treffen Sie ihn zu Hause.“
Absichtlich setzte ich diesen Besuch auf den anderen Tag an, um Zeit zu gewinnen und mich ausführlich beim hochverehrten Erzbischof nach meinem Mann zu erkundigen, ehe ich mich mit ihm einlassen und ihm eine Antwort geben wollte. „Also morgen um zwei Uhr werde ich bei Don Comboni sein.“ Diese Gespräche hatten stattgefunden, während das Pontifikalamt von Pius IX. zelebriert wurde. Als der Heilige Vater mit seiner sonoren Stimme, welche hell und deutlich in der großen Basilika widerhallte, das Paternoster sang, wandte sich der junge Kanonikus wieder zu mir, da er jetzt von den Umstehenden gehört hatte, dass ich D. Comboni sei und sagte: „Sie sind also selbst Don Comboni?" „Ja, denken Sie nur, ich bin es“, antwortete ich. „Nun denn“, fügte er hinzu, „von diesem Augenblick an weihe ich mich Ihrem großen Werk und will mich allen Gefahren des Apostolats in Zentralafrika aussetzen. Verfügen Sie sogleich über mich, behandeln Sie mich ganz wie ein Stück Holz. Nur um eins bitte ich Sie, gehen Sie zu meinem Erzbischof und bewegen Sie ihn dazu, dass er mir erlaubt, mich Ihrem Werk zu widmen. Ich vertraue auf Gott, dass mir durch den hochwürdigsten Herrn Erzbischof diese Gnade bewilligt wird. Ihnen unterwerfe ich mich in alle Ewigkeit und verspreche Ihnen unbedingten Gehorsam!“
Welch wunderbare Fügung! Wie bist du gut, mein Gott! In dem Augenblick, in dem der junge Kanonikus sich mit Leib und Seele dem Missionswerk Zentralafrikas anzuschließen gelobte, in demselben Augenblick, wenige Schritte vom Grab der Apostelfürsten entfernt im Angesicht des Statthalters Jesu Christi und der Repräsentanten des Katholizismus, bot auch der hochwürdige Erzbischof von Trani dem Bischof von Verona den jungen Kanonikus Pasquale Fiore für die Mission in Afrika an. Nach dem Pontifikalamt empfahl ich dem neuen Aspiranten, seine Gebete zu Gott und der Königin der Apostel zu verdoppeln, um den Willen des Himmels kennenzulernen. Ich befand mich jetzt beim Bischof von Verona, der mir sofort sagte, dass die Vorsehung uns vielleicht einen ausgezeichneten Mann als Mitarbeiter am afrikanischen Werk in der Person des vortrefflichen jungen Kanonikus zugewiesen habe, den ihm der Erzbischof von Trani hierzu angeboten habe. Er beauftragte mich, mit dem Erzbischof zu sprechen und den Kandidaten zu prüfen, ob er wirklich eine Berufung dafür habe. Dies sei jedoch eigentlich unnötig, denn für uns reiche das Urteil von Monsignore Bianchi Dottula, eines ganz vorzüglichen Prälaten, eines tiefen Kenners des menschlichen Herzens, der die Wichtigkeit und Größe dieser Missionstätigkeit sehr wohl verstand, der sich der neue Kandidat widmen wollte.
Gegen Abend, als ich Erzbischof von Trani aufsuchte, erzählte mir dieser die ganze Geschichte der Berufung von Pasquale Fiore zum geistlichen Stand. Er sagte mir, dass er selber ein großes Opfer bringt, wenn er sich dieses Mannes beraubt, der einer der vorzüglichsten und eifrigsten Geistlichen seiner Diözese ist. Da er aber einsieht, dass es der Wille Gottes ist, ist er jetzt auch ganz dafür und will ihm seine Einwilligung dazu gerne geben. Ehe übrigens in einer so wichtigen Sache ein Entschluss gefasst werde, sollten wir eine dreitägige Andacht zur Mutter Gottes halten, um den göttlichen Willen kennenzulernen. Als wir am dritten Gebetstag angelangt waren, am 2. Juli, Maria Heimsuchung, kehrte ich zum Erzbischof zurück und schon nach wenigen Worten sagte er mir, dass Gott den Kanonikus Fiore wirklich für das Apostolat Afrikas berufen habe. Somit fand die Sache ihren Abschluss. Fiore erzählte mir später die Geschichte seiner Missionsberufung, worin man deutlich die Hand Gottes erkennt. Wir beschlossen, dass er fürs erste in seine Heimat zurückkehren sollte, um alle Angelegenheiten seiner umfangreichen Pfarrei und seiner Familie zu erledigen. Im Herbst werde ich ihn in Verona in das Institut der afrikanischen Mission aufnehmen. Dort werden der Bischof von Verona und ich entscheiden, wie wir ihn zum Nutzen des großen Werkes auf das Zweckmäßigste einsetzen können.
Es wird Sie wohl interessieren, die näheren Umstände zu erfahren, wie Fiore dazu kam, sich für Afrika zu entscheiden. Der Kanonikus Fiore ist ein junger Priester von dreißig Jahren, dessen Familie in ziemlich guten Verhältnissen in der Stadt Corato lebt. Seine Mutter, eine ausgezeichnete, fromme Frau im Alter von 48 Jahren hatte immer eine ganz außerordentlich große Liebe zu ihrem Sohn, und dieser seinerseits erwiderte die Liebe seiner Mutter mit derselben Zuneigung, so dass er nur für Gott und seine Mutter lebte. Diese starke Liebe zu seiner Mutter war schuld, dass er sich nicht schon gleich am Beginn seiner priesterlichen Laufbahn den auswärtigen Missionen zuwandte, wozu er einen mächtigen Trieb in sich fühlte. Er genoss die beste häusliche Erziehung und zeichnete sich im Seminar seiner Erzdiözese durch seine Intelligenz, Frömmigkeit und Liebe zu den Studien in so hohem Grad aus, dass er nach Beendigung der theologischen Studien von seinem Erzbischof beauftragt wurde, verschiedene kirchliche Angelegenheiten von großer Wichtigkeit zu erledigen. Er zeigte dabei so viel Klugheit, Eifer und Geschicklichkeit, dass ihm schon mit 26 Jahren die große Pfarrei von Corato übertragen wurde, die 32.000 Seelen zählt. Wahrhaft bewunderungswürdig war seine Aufopferung zur Zeit der Cholera, die zweimal furchtbar in dieser Stadt wütete. Im Jahr 1867, während die Epidemie in Corato am heftigsten wütete, starben täglich 140 bis 150 Personen. Wegen seines aufopfernden Einsatzes und wahrhaft apostolischen Eifers, den er während der Epidemie in seiner Vaterstadt gezeigt hatte, ernannte ihn der Erzbischof auf Bitten vieler zum Kanonikus des Stiftes von Corato. Gleichzeitig betreute er die Pfarrei und war Beichtvater vieler Ordensfrauen in den Klöstern der dortigen Gegend.
Die tägliche Ausübung seines geistlichen Amtes hinderte ihn nicht daran, seiner Mutter die zärtlichsten Liebeserweise zu zeigen. Wenn er mittags nach Hause kam, verlangte er immer zuerst seine Mutter zu sehen, und jedes Mal, ehe er in die Kirche ging, schaute er zuerst noch bei seiner Mutter vorbei. Beide schienen nicht ohne einander leben zu können. Als er jedoch die Berufung immer mächtiger in sich fühlte, sein Leben den heiligen Missionen zu weihen, spürte er Unruhe in seinem Gemüt und fürchtete, dass diese starke Liebe seiner Mutter ein großes Hindernis für die Ausführung seines Planes werden könnte. Wie oft war der junge Kanonikus schon im Begriff, sich von diesen Banden des Blutes loszusagen, in die weite Welt zu ziehen, nur um sich ganz Gott übergeben zu können. Wie oft konnte er kaum der Versuchung widerstehen, sein Haus zu verlassen und in ein Missionsinstitut einzutreten. Aber immer siegte wieder die Mutterliebe.
In diesem Zustand befand sich seine Seele, als ihn ein Amtsgeschäft von ganz besonderer Dringlichkeit nach Rom rief, und nur mit großer Not gelang es ihm, sich einige Tage von seiner geliebten Mutter loszumachen. Bei seiner Ankunft in Rom traf er einen Gefährten, der in einem Kloster geistliche Exerzitien machen wollte, aber noch keine Gelegenheit dazu hatte finden können. Da traf es sich, dass Fiore eines Morgens nach der Messe in einer Jesuitenkirche eine Einladung für geistliche Exerzitien bei den Jesuiten in St. Eusebio mit der genauen Zeitangabe entdeckte. Er fragte nun einen Jesuitenpater, ob sein Freund diese Exerzitien mitmachen könne. Als er eine bejahende Antwort erhielt, lief er eiligst zu seinem Freund, um ihn zu informieren. Fiore wurde von diesem eingeladen, mit ihm die Exerzitien zu machen; doch der junge Kanonikus lehnte dies anfänglich ab mit der Bemerkung, dass er solche erst kürzlich gemacht habe. Der Freund aber drängte ihn mitzukommen. Hier erfuhren sie nun, dass nur noch Platz für einen vorhanden sei. So kehrte denn Fiore betrübten Herzens wieder um, denn jetzt fühlte er, dass eine innere Stimme ihn mehr und mehr dazu trieb, gerade jetzt von neuem Exerzitien zu machen, weil ihm die Gelegenheit dazu geboten war. Hierüber besprach er sich mit seinem Erzbischof, und dieser riet ihm, nach St. Eusebio zurückzukehren und noch einmal zu versuchen, ob es ihm nicht doch gestattet würde. Nach inständigen Bitten wurde er doch angenommen. Der berühmte Pater Curci SJ hielt diese Exerzitien. Es waren fünf Vorträge über die Berufung des Menschen. P. Curci sprach mit erhabenen Worten und mit so mächtigen Argumenten und schilderte die Eitelkeiten dieser Welt und die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge mit solcher Überzeugung, dass der Kanonikus keinen Augenblick mehr schwankte, den Missionsberuf zu ergreifen und seine teure Mutter zu verlassen, für die er so viel Liebe empfand. Die Liebe zu den unglücklichen Seelen, die noch unter der Herrschaft des bösen Feindes schmachteten, und der Eifer, sie daraus zu befreien und zu erlösen, siegte über die Liebe zu seiner Mutter! Seinem Erzbischof eröffnete er jetzt ganz seinen Seelenzustand und bat ihn, er möge ihm eine Mission angeben, in der er sein Leben für das Heil der Seelen darbringen könne. Sein Erzbischof hielt deshalb Rücksprache mit einem Bischof aus Amerika, und schon sollte mit diesem eine definitive Verabredung in dieser Sache getroffen werden, als die Vorsehung, wie ich vorhin erzählte, es anders entschied.
Noch ein anderer ausgezeichneter Mann ist uns von Gott zugewiesen worden, dessen Erfahrung in der Seelsorge uns in den unglücklichen afrikanischen Ländern von großem Nutzen sein wird. Es ist D. Giuseppe Ravignani, 36 Jahre alt, Pfarrer von Povigliano, der sein Amt mit großer Klugheit und außerordentlicher Hingebung elf Jahre lang versah und bei seinen Pfarrkindern ein so gutes Andenken hinterließ, dass sie ihren Pfarrer nie vergessen werden. Schon lange hatte er den Wunsch, sich den heiligen Missionen zu widmen. Doch stellte sich ihm so manches Hindernis in den Weg, das er nicht vorausgesehen hatte und seinen Entschluss verzögerte. Seine Arbeit in der Pfarrei war bestens organisiert und erfolgreich, so dass er gleichsam in seiner Heimat eine Tätigkeit entfaltete, als gelte es, sie in fremden Ländern auszuüben. Seine Handlungsweise war immer so, als wäre es die letzte seines Lebens, immer mit Wohltaten für die Menschen verknüpft und in jeder Hinsicht zum Heil der Seelen.
Im Dezember 1869 wurde er in einer ziemlich wichtigen Angelegenheit nach Jerusalem geschickt. In Ägypten besuchte er unsere Institute und sah, wie viel Gutes dort geleistet wird. Als er sich mit dem Geist, der dort herrscht, vertraut gemacht hatte, der nichts anderes erstrebt als das Seelenheil der ganz verlassenen und unglücklichen Menschen dieser Erde, reifte in ihm der Entschluss, sich dem Apostolat von Zentralafrika zu widmen. Er setzte seine Reise ins Gelobte Land fort, besuchte die heiligen Orte, die vom Blut und Schweiß unseres göttlichen Erlösers getränkt sind. Seine zutiefst fromme Seele wurde beim Anblick des Kalvarienberges, des Hl. Grabes, der Grotte von Bethlehem mit glühendem Eifer erfüllt. Auf dem Berg Golgatha bemächtigte sich seiner eine tiefe Sehnsucht, auch sein Leben für dasselbe hohe Ziel hingeben zu können, für das ein Gott in Menschengestalt sein Leben und sein kostbares Blut hingab. Darauf kehrte er nach Kairo zurück, stellte sich unseren Missionaren vor und bot sich ihnen für die Mission an. Da ich aber schon nach Rom abgereist war, um unser großes Anliegen für Afrika den dort zum Konzil versammelten Vertretern der Kirche zu empfehlen, begab auch er sich nach Rom und stellte sich Monsignore Canossa, Bischof von Verona, für unser Missionswerk zur Verfügung. Nach reiflicher Überlegung und eingeholten Erkundigungen schickten wir ihn einstweilen nach Verona. Für September wurde eine neue Expedition nach Ägypten verabredet, der sich Ravignani anschließen sollte.
Ein äußerst vortrefflicher Mann ist auch Pietro Bertoli aus Venedig. Dieser war lange Mitglied des Institutes der Krankenbrüder und zehn Jahre Erster Krankenpfleger des großen Krankenhauses in Mantua. Er besitzt sehr schöne Geistesgaben, eine starke Gesundheit und ist in moralischer Beziehung untadelig. Hätte er regelrechte Studien gemacht, hätte er es in der geistlichen Karriere gewiss auch sehr weit gebracht, aber die Armut seiner Familie war zu groß. Er musste zu Hause bleiben und das Geschäft seines Vaters weiterführen. Seit dem Tod seines Vaters arbeitet er in der Krankenpflege bei den Oblaten von St. Kamillus. Auch hatte er in Mantua die günstige Gelegenheit, durch die ständige Krankenpflege in dem großen Krankenhaus, das sechshundert Kranke aufnehmen konnte, und durch den Kontakt mit erfahrenen Ärzten der Stadt, sich viele theoretische und praktische medizinische und chirurgische Kenntnisse anzueignen. Da er sich in Italien auf diesem Feld schon so brauchbar gezeigt hat, wird er auch für unsere Mission von großem Nutzen sein, wo er in Afrika als erster Arzt fungieren kann. Er hat sich schon drei Jahre mit seiner Berufung für die afrikanische Mission beschäftigt, weswegen ich beschloss, ihn nach Kairo zu schicken.
Ferner möchte ich den Laienbruder Domenico Polinari erwähnen. Er ist ein ausgezeichneter Lehrer im Bereich der Landwirtschaft, die er durch und durch beherrscht. Außerdem besitzt er noch andere nützliche Kenntnisse.
Von Schwester Josephine will ich ein anders Mal erzählen. Sie stammt aus Tiberias und wurde am See, der in so vielen biblischen Erzählungen eine wichtige Rolle spielt, geboren. In Bethlehem trat sie ins Noviziat ein. Dann wurde sie an ein Kloster in Jerusalem berufen und später nach Deir-el-Zamar in Syrien, wo sie längere Zeit junge arabische Mädchen unterrichtete. Darauf wurde sie mir von der Generaloberin Schwester Emilie Julien zugewiesen, die sie in einer Angelegenheit nach Marseille geschickt hatte. Sie sollte in unserem Institut des hl. Herzen Mariens arbeiten. Ich schickte sie über Messina gegen Ende Oktober nach Ägypten.
Im September sollte unsere kleine Expedition nach Ägypten aufbrechen, aber es fehlten noch immer die Geldmittel dazu. Der schreckliche Krieg, der zwischen zwei mächtigen Nationen, die zu den fortschrittlichsten der Welt gehören, ausgebrochen war, beschäftigte alle Gemüter und entfremdete sie den Interessen für unsere heiligen Missionen. Gott allein weiß, wann die Welt wieder einen festen, dauerhaften Frieden haben wird! Ich weiß, wie sehr das opferwillige Deutschland unter den traurigen Folgen des Krieges, dieses Feindes des Menschengeschlechtes, zu leiden hat, obgleich es immer siegreich war und den Gipfel des Ruhmes erreicht hat und die herrlichsten Triumphe feiert; und dennoch war es wieder der großherzige Kölner Verein, der mir die Mittel für die kleine Expedition nach Ägypten schickte. Mit der ‚Saturn‘ verließen die Reisenden am 30. Oktober Triest, wohin ich sie begleitet hatte, und kamen nach schrecklichen Stürmen am 8. November 1870 über Alexandria in Kairo an.
Und ich? ... Der Kapitän muss immer dort sein, wo im Kampf seine Anwesenheit am unentbehrlichsten und wichtigsten ist und wo er das große Werk am besten fördern kann. In Ägypten geht unser Missionswerk gut weiter, unsere Institute können sich selbst weiterbringen. Eines nur fehlt ihnen, nämlich die Geldmittel. Da die Welt von einer dichten Finsternis umhüllt und der Horizont überall so düster ist, dass man nicht weiß, woher man in Zukunft sichere Hilfe erhalten wird, bleibe ich in Europa, wo ich mich so gut wie möglich bemühe, Hilfsmittel zu bekommen. Aber was werde ich in Italien und in Frankreich unter so traurigen Verhältnissen erreichen? Es ist vergebens, von diesen Ländern finanzielle Unterstützung zu erwarten. Und das katholische Deutschland? Das neue Rom ist das katholische Deutschland, es heilt alle Wunden und ist unerschöpflich in seiner Unterstützung. Es wird seine Hilfe nicht vermindern wegen des Auftrags, den ihm die Vorsehung zum Schirm und Schutz der afrikanischen Länder anvertraut hat. Sie, meine Herren, haben das heilige Werk gründen helfen, das inmitten schrecklicher Stürme und aus unsicheren Anfängen Wirklichkeit geworden ist, und Sie helfen es fortzusetzen. Der Krieg lässt freilich viele Hilfsquellen versiegen, der Handel gerät ins Stocken, und das Almosen der Witwe und der Waise wird geringer, aber lassen Sie es mich wiederholen, die Wohltätigkeit Deutschlands ist unerschöpflich! Denken Sie an das schreckliche, unerhörte Blutvergießen in diesem gegenwärtigen Krieg, der Hunderttausende von Menschenleben forderte, aber das ergibt doch nur ein schwaches Bild vom großen Elend, in dem sich die Millionen armer Kinder Hams befinden. Also Mut! Non pervenitur ad magna praemia nisi per magnos labores. „Man gelangt zu keinen großen Erfolgen außer durch große Anstrengungen.“ Ihr nie erlöschender Wohltätigkeitssinn hat schon viele Seelen gerettet, denn er hat ein Werk unterstützt und ins Leben gerufen, welches das katholischste der Welt ist. Die Standhaftigkeit und Unerschütterlichkeit in Ihren Werken der Nächstenliebe werden auch helfen, es zu festigen und auszubreiten!
Damit die Institute Ägyptens und die Missionswerke, die bald auf dem Boden Zentralafrikas entstehen sollen, den Stempel einer dauerhaften Gründung tragen, eröffnete ich 1867 unter dem Schutz des hochwürdigen Monsignore von Canossa in Verona ein kleines Seminar für die afrikanische Mission, um europäische Priester darin auszubilden, damit unsere Institute und die Mission von Zentralafrika immer neue Missionare und Laienhelfer erhalten. Den frommen und gelehrten D. Alessandro Dal Bosco, der früher mit mir als Missionar in Zentralafrika tätig war, ernannte ich zu seinem Leiter. Man konnte sich für diese Aufgabe keine geeignetere Persönlichkeit vorstellen. Er war ein Mann von großer Sittenreinheit, ein guter Menschenkenner und erfahren in der schwierigen Mission Zentralafrikas, liebenswürdig im Umgang, überzeugend in seinen Argumenten, gründlicher Kenner der Dogmatik, der Morallehre, des Kanonischen Rechts, der Geschichte und Gebräuche des Orients, der afrikanischen Stämme, vertraut mit der arabischen, lateinischen, deutschen, französischen, englischen, nubischen und griechischen Sprache. Es war, als ob der Himmel uns mit diesem Mann ein Gnadengeschenk für das neu ins Leben gerufene Werk, für das er sein Leben einsetzte, gemacht habe. Doch leider hatten ihn die Anstrengungen des Apostolats in Afrika geschwächt, umso mehr, da er an einer Unterleibskrankheit litt, die sich schon in Khartum zu entwickeln begann und die er bei seinem anstrengenden Dienst während der vier Jahre, die er in Legnago zubrachte, vernachlässigt hatte. Als er von der Generalversammlung in Bamberg zurückgekehrt war, musste er mehrere Monate das Bett hüten und starb am 18. Dezember 1868; er ließ unser kleines Missionsseminar von Verona verwaist zurück und auch das Werk des Guten Hirten, bei dem er das Amt eines Sekretärs innehatte.
Sein Tod war für das Seminar von Verona ein bitterer Verlust. Denn es ist von der größten Wichtigkeit, dass sich die ägyptischen Institute und das Seminar von Verona die Hand reichen, gleichzeitig gedeihen und sich ergänzen, damit wir das eine hohe Ziel erreichen: die Verkündigung des christlichen Glaubens in Zentralafrika. So musste ich also in Verona bleiben, wo ich mich noch einige Zeit aufhalte, um das Seminar gut einzurichten und zu konsolidieren, besonders auf Wunsch des hochw. Kardinals Barnabò, der in seiner scherzhaften Art mir schon mehrere Male folgende Worte sagte: „Mein lieber Comboni, entweder Sie bringen es mir schwarz auf weiß, dass Sie noch fünfunddreißig Jahre leben, oder Sie bauen das Seminar Verona so aus, dass es gute Missionare für Afrika hervorbringt. In diesem oder jenem Fall haben Sie große Aussichten, recht bald in Zentralafrika eine große Missionstätigkeit zu entfalten. Sorgen Sie mir nicht für das Veroneser Seminar oder sollte Ihnen etwas zustoßen, was Sie in die andere Welt befördert, so könnte Ihr schönes Werk in Rauch aufgehen!“ Da ich aber bis jetzt noch niemanden gefunden habe, der mir eine Lebensversicherung auf weitere fünfunddreißig Jahre gibt, noch nicht einmal für einen Tag, so ist es also notwendig, dass ich mich um das Seminar von Verona kümmere. Obwohl ich mit voller Aufrichtigkeit meines Herzens mit dem hl. Paulus ausrufe: servus inutilis sum, ich bin ein unnützer Knecht, und da ich sehr gut weiß, dass ich wenig oder nichts vermag, gebe ich dem Kardinal Recht, welcher der Vorsteher von Propaganda Fide ist. Ein großer Diener Gottes, der ehrw. Benaglio Corte aus Bergamo, der 1836 im Ruf der Heiligkeit starb und dessen Seligsprechungsprozess bevorsteht, sagte: „Die großen Werke Gottes werden weder von gelehrten noch von heiligen Männern vollbracht, sondern von solchen, die dazu eine Inspiration von Gott erhalten haben.“
Dieser Ausspruch, von dem auch die Heiligen Väter reden, tröstet mich etwas, denn ich weiß mit großer Gewissheit, dass mir sehr viel zur Heiligkeit und zur höheren Wissenschaft fehlt, ja sogar die ersten Anfänge zur Vollkommenheit und göttlichen Klugheit. Und dennoch bin ich überzeugt, dass ich den Willen Gottes erfülle, indem ich mich zum Vorkämpfer des afrikanischen Werkes mache. Gott hat mir durch seinen Stellvertreter auf Erden diese Mission übertragen, und ich setze mein Leben für dieses heilige Werk ein, das ich begonnen habe. Darum musste ich mich jetzt mit meiner ganzen Kraft dem Seminar von Verona widmen, denn es soll mir tüchtige Mitarbeiter für das Missionswerk in Zentralafrika und für die Institute in Ägypten zur Verfügung stellen. Ich hoffe, dass diese dann auf dem Schauplatz ihrer apostolischen Tätigkeit durch die Gnade Gottes zahlreiche Bekehrungen machen werden, und dass sich sowohl in Ägypten als auch in den Ländern Afrikas unsere Missionen gut entwickeln werden. Wenn die edelmütigen Katholiken der großen deutschen Nation sich dann von diesen Fortschritten überzeugen, werden sie sich mit immer größerem Eifer für das Wachstum und die Entwicklung des heiligen Werkes einsetzen und den Kölner Verein immer mehr unterstützen, der dann Großes zu leisten imstande sein wird. Auf diese Weise wird das afrikanische Missionswerk von Köln und Verona aus gleichermaßen zum Wachstum beitragen, und so wird das Endziel nicht mehr weit sein: die Verkündigung und der Sieg des katholischen Glaubens in ganz Afrika. Hier lege ich noch ein kurzes Programm bei von der gesamten Tätigkeit unserer Mission, das ich als Flugblatt in Deutschland drucken ließ.
PROGRAMM FÜR DIE WIEDERGEBURT AFRIKAS
Die christliche Religion, diese Quelle des Heils und Grundlage der Zivilisation der Völker, konnte trotz großherziger und wiederholter Bemühungen im Lauf von achtzehn Jahrhunderten unter den Völkern Zentralafrikas niemals feste Wurzeln fassen. Ungefähr der zehnte Teil des Menschengeschlechtes, oder hundert Millionen unglücklicher Söhne Adams, die zum größten Teil der schwarzen Rasse angehören, sitzen noch in der Finsternis und im Schatten des Todes. Europa, das die Aufgabe hat, der ganzen Welt die Zivilisation zu bringen, nachdem es selbst durch die wunderbare Macht des Evangeliums dem schmählichen Joche des Heidentums entrissen wurde, muss nun mit neuem Eifer seine gewaltige Macht entfalten zu Gunsten der Erleuchtung und Rettung dieses so unglücklichen und verlassenen Kontinents, um ihn in den großen Schafstall unseres gemeinsamen Hirten zu rufen.
Für das Gelingen dieses so erhabenen und nützlichen Unternehmens ist es notwendig, dass sowohl in Europa als auch an den Küsten Afrikas all diese Werke errichtet werden, die das katholische Apostolat in Zentralafrika beginnen werden mit Hilfe des Planes für die Wiedergeburt Afrikas, der auf dem Grundsatz beruht, Afrika durch Afrika selbst zu retten. Bis jetzt umfasst das heilige Unternehmen folgendes, und zwar:
A. Das Haus zum Hl. Herzen Jesu, geleitet von den Mitgliedern des Seminars für die afrikanischen Missionen von Verona. Sein Zweck ist folgender:
B. Das Haus zum Heiligen Herzen Mariens, geleitet von den Schwestern des Hl. Joseph. Sein Zweck ist die sittliche Bildung junger afrikanischer Mädchen und ihre Ausbildung in den Frauenberufen, damit sie mit der Zeit unter ihren Stammesgenossen mit Erfolg zum Glauben und sittlichem Benehmen beitragen können.
Dieses Haus umfasst:
C. Das Haus der Heiligen Familie. Es ist eine öffentliche Schule in Alt-Kairo, die von den afrikanischen Missionarinnen (oben B Nr. 2) geleitet wird. Sie ist für Mädchen jeglicher Farbe und Religion. Der Unterricht umfasst hautsächlich den katholischen Glauben, die katholische Sittenlehre, die Grundelemente der Wissenschaften und Frauenarbeiten. Der Unterricht wird in verschiedenen Sprachen erteilt. Diese Institute stehen unter der Jurisdiktion Sr. Exzellenz des hochw. Herrn Apostolischen Vikars und Delegaten.
3. Der fromme Verein des Guten Hirten, der in Verona kanonisch errichtet wurde. Papst Pius IX. hat es mit Ablässen ausgestattet. Sein Zweck ist die Sammlung von Spenden, um das Seminar der afrikanischen Mission von Verona und jenes der Schwestern zu erhalten. Seine Exzellenz der Hochw. Luigi di Canossa, Bischof von Verona, ist der Präsident des großen Werkes der Wiedergeburt Afrikas.
Don Daniel Comboni
apostolischer Missionar von Zentralafrika und
Oberer der Institute für die Afrikaner in Ägypten
Nr. 403 (379) AN DAS WERK
DER GLAUBENSVERBREITUNG VON LYON
APFL, 1871 Zentralafrika
Meine Herren,
in Nummer 255 ihres Heftes vom März 1871 haben Sie in wohlwollender Weise einen sehr kurzen aber wahrheitsgetreuen Auszug aus meinem ausführlichen Bericht über die Geschichte des Apostolischen Vikariats Zentralafrika von seiner Errichtung 1846 bis zum Jahr 1867, in dem die Institute von Ägypten für Schwarzafrikaner errichtet wurden, veröffentlicht. Die Institute wurden mit dem edlen Ziel gegründet, Einheimische beiderlei Geschlechtes zu erziehen, um den Glauben fest und für immer unter den Stämmen von Zentralafrika zu verwurzeln. Ich gebe Ihnen eine Kurzfassung von dem, was unternommen wird, um auf einem neuen und sichereren System die Tätigkeit des katholischen Apostolats in dieser ausgedehnten und schwierigen Mission aufzubauen.
Da die Erfahrung gezeigt hat, dass der europäische Missionar dieses Klima und die apostolischen Beschwerden in jenen heißen Regionen nicht lange ertragen kann, und dass sich der Afrikaner nicht lange genug in Europa aufhalten kann, um eine Ausbildung zu erhalten, die ihn befähigt, den heiligen Kirchendienst auszuüben, haben wir nach langen Überlegungen beschlossen, einige Orte an den Küsten Afrikas auszuwählen, wo sowohl der Europäer als auch der Afrikaner leben kann. Das Ziel ist, einen afrikanischen Klerus heranzuziehen und Männer und Frauen vorzubereiten, die langsam und in dauerhafter Weise den Glauben und die Zivilisation unter den vielen Stämmen Zentralafrikas verbreiten. Man wird stufenweise vorgehen, nachdem entlang der erkundeten Strecke an günstigen Punkten sichere Zwischenstationen errichtet worden sind, um Missionsstationen aufzubauen.
Zu diesem Zweck und mit Zustimmung des Heiligen Stuhles wurden die Institute für Schwarzafrikaner in der Hauptstadt Ägyptens gegründet (der Ort wurde mir vom unvergesslichen Pius IX. empfohlen) als Ausgangspunkt und als erstes und am besten geeignetes Aktionszentrum zur Erreichung unseres heiligen Zieles. Grundlage und Plan für diese Institute finden sich im Plan für die Wiedergeburt Afrikas durch Afrika selbst. Dieses neue System der apostolischen Arbeit zu Gunsten von Schwarzafrika wurde von Seiner Heiligkeit unserem Papst Pius IX., vom sehr weisen Vikar, dem Apostolischen Delegaten, von über dreihundert Kardinälen und Bischöfen, von den bekanntesten Missionsoberen Afrikas und von einer großen Zahl vornehmer und prominenter Persönlichkeiten aller sozialen Schichten, die zu Rate gezogen wurden, als das ausgewogenste und am besten geeignete beurteilt.
In Kairo stehen die zwei für das Apostolat in Zentralafrika errichteten Hauptinstitute: 1. Die Knabenschule ist dem Herzen Jesu geweiht und wird von den Missionaren des in Verona gegründeten Missionsinstituts unter dem Schutz des ehrwürdigen und eifrigen Bischofs Msgr. Luigi di Canossa geleitet. 2. Die Mädchenschule ist dem Heiligen Herzen Mariens geweiht und wird von den Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung in Marseille geführt. Ein kleines Haus, das der Heiligen Familie geweiht ist, betreut Mädchen aus Alt-Kairo und steht unter der Leitung von schwarzen Lehrerinnen. Diese Häuser stehen unter der väterlichen Jurisdiktion von Bischof Luigi Ciurcia, Erzbischof von Irenopolis, Vikar und Apostolischer Delegat von Ägypten. Die Institute für die Schwarzafrikaner in Ägypten haben einen doppelten Zweck.
1. Der erste Zweck ist die religiöse, moralische, intellektuelle und berufliche Erziehung der afrikanischen Knaben und Mädchen, um sie im Glauben, in der Moral und in den Wissenschaften zu unterrichten, sowie in den Berufen, die in Zentralafrika notwendig sind, damit sie nach ihrer Ausbildung ein jeder mit seinem Beruf, den ihm die Vorsehung eingeben wird, zu ihren Stämmen zurückkehren und Apostel des Glaubens und der Zivilisation für ihre Landsleute unter der Direktion der Missionare werden.
2. Der zweite Zweck ist, den Missionaren, Schwestern und Laienbrüdern aus Europa die Möglichkeit zu geben, sich an das Klima zu gewöhnen, damit sie besser mit dem heißen Klima, den Plagen und Mühen in Zentralafrika zurechtkommen.
3. Die Missionare und Schwestern erhalten dort die Möglichkeit, Arabisch und die verschiedenen afrikanischen Sprachen, die für die Mission notwendig sind, zu erlernen. Sie können sich mit orientalischen Gebräuchen, den Gewohnheiten und Charaktereigenschaften der Muslime, mit denen man immer zu tun hat, vertraut machen. Zugleich eignen sie sich Kenntnisse an in Medizin, in der Chirurgie, in Chemie und Arzneikunde, sowie Fertigkeiten in den wichtigsten Handwerken, aber besonders machen sie sich mit den Methoden der Pastoral vertraut. Mit einem Wort, die Institute von Ägypten sind für die Missionare eine Schule der Einführung, um sich auf die Aufgaben der Mission und des heiligen Missionsdienstes entsprechend vorzubereiten.
4. Die Institute von Ägypten sind auch eine Art Lehrzeit und Erprobung, um sich zu vergewissern, ob die Missionare, Schwestern und Laienbrüder, die für das Apostolat im Inneren Afrikas bestimmt sind, die Tugend der Keuschheit in hohem Grad besitzen, fest sind im Glauben, in der Demut, der Beharrlichkeit, der Nächstenliebe, der Abtötung und in den apostolischen Tugenden. Denn diese sind wichtig, um in den schwierigen und gefährlichen Missionen im Inneren Afrikas standhaft zu bleiben, damit die Missionare bei ihrem Bemühen, Menschen zum Glauben zu bekehren, nicht Gefahr laufen, selbst verworfen zu werden.
Das sekundäre Ziel dieser Institute ist die Evangelisierung der Schwarzafrikaner und Äthiopier in Ägypten, von denen laut offiziellem Jahrbuch 1870 von Leverney allein in Kairo 25.000 wohnen. Zudem betreuen unsere Missionare sowohl die europäische Kolonie als auch die Gläubigen aller anderen Riten, und zwar auf Wunsch und mit Erlaubnis des Apostolischen Vikars und Erzbischofs von Ägypten.
Die Erfahrung hat gezeigt und klar bewiesen, dass unsere Institute von Kairo eines der wichtigsten Elemente des Apostolats unter den in Ägypten lebenden Schwarzafrikanern sind. Schon der Anblick unserer Schülerinnen und der gut ausgebildeten und erzogenen schwarzen Lehrerinnen, ihre Art sich zu unterhalten, ihr Singen von geistlichen Liedern, lässt in vielen Heidinnen und muslimischen Frauen das Verlangen aufkommen, katholisch zu werden. Im Verlauf von drei Jahren haben viele ihrem Aber- und Irrglauben abgeschworen, sich unserer heiligen Religion angeschlossen und sind treu geblieben. In beiden Instituten gibt es Katechumenate, eine Schule, eine Krankenstation für die kranken Afrikaner, wo viele Einheimische von Zentralafrika mit der körperlichen Gesundheit auch ihr Seelenheil finden; andere gehen direkt von der körperlichen Krankheit in die ewige Glückseligkeit hinüber.
Was die Schwarzen von Ägypten betrifft, kommen die meisten von den Stämmen aus dem Inneren Afrikas. Sie wurden von verbrecherischen Nubiern, den sogenannten ‚Giallaba‘ oder Sklavenhändlern, gewaltsam ihren Familien entrissen. Nach vielen Leiden, schlimmer und unglaublicher Behandlung, nach langen und anstrengenden Märschen durch unwirtliche, ausgebrannte Wohngebiete und endlose Wüsten erreichen sie Ägypten, wo sie für teures Geld verkauft werden. Die Institute werden für diese Unglücklichen zu Orten der Vorsehung. Wir versuchen mit viel Geduld und Zurückhaltung, aber mit größter Sorge, die Bekehrung von jenen, die katholischen Familien oder Muslimen gehören. Gott hat die Bemühungen unseres Institutes reichlich gesegnet.
Die Schwarzen im Besitz von katholischen Familien sind ausschließlich Heiden und Muslime. Der Grund dieses Übels, das die afrikanische Rasse in Ägypten aufzehrt, auch im Schatten der katholischen Kirche, ist die säkulare und traditionelle Nachlässigkeit der Sklavenbesitzer dem Wohlergehen ihrer Sklaven gegenüber, die sie als Sache und nicht als Personen betrachten. Sie wollen auf keinen Fall, dass sie katholisch werden und zwar aus zwei Gründen. 1. Sind die Schwarzen einmal katholisch, werden sie frei, und die Sklavenbesitzer fürchten, sie zu verlieren ohne zu bedenken, dass sie mit der Gnade der Taufe (wir können das mit verschiedenen Beispielen beweisen) ihren Herren treuer dienen und arbeitsamer und nützlicher werden. 2. Sind sie einmal katholisch, dürfen sie nicht mehr an Muslime verkauft werden, da diese keine christlichen Sklaven kaufen.
Um zu veranschaulichen, wie wichtig dieser sekundäre Teil des Apostolats in unseren Instituten von Ägypten zu Gunsten der Schwarzafrikaner ist (das immer noch ein Nebenziel unserer Häuser ist), schicke ich Ihnen durch einen meiner sehr geschätzten Missionare, den Vize-Oberen meiner Institute P. Stanislao Carcereri, einen ausführlichen und gewissenhaften Bericht. Nach dieser Lektüre werden Sie die missliche Lage der Schwarzafrikaner in Ägypten beurteilen und die Schwierigkeiten und Hindernisse in unserem priesterlichen Dienst verstehen können, sowie die Klugheit und Vertraulichkeit, die von uns verlangt wird, und welch gute Erfolge die Kirche erzielen kann. Sie werden daraus schließen, dass allein schon die Missionsarbeit für die Afrikaner in Ägypten, welches der zweitrangige Zweck unserer Institute ist, eine wichtige Mission ist.
Schon bald werde ich einen Bericht über die Organisation und die schönen Erfolge der Institute mit Afrikanern in Ägypten von Kairo aus abschicken. Ich hoffe, dass ich mit den Leuten, die für die Missionsarbeit bereits vorbereitet sind, in naher Zukunft mit dem Segen des Heiligen Stuhles eine große Mission in Zentralafrika eröffnen kann. In der Zwischenzeit, meine Herren, erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass die Institute für die Afrikaner in Ägypten die Grundlage des wichtigen und schwierigen Apostolats in Zentralafrika sind, und ich habe alle Mittel zur Hand, ihr gedeihliches Wirken zu garantieren, außer einem, das von außerordentlicher Wichtigkeit ist, nämlich das Geld. Die Katastrophe von Frankreich, die sich auf alle Missionen in der Welt ausgewirkt hat, hat auch mich in große Schwierigkeiten gestürzt. Meine Institute sind arm und appellieren an Ihre Großherzigkeit und bitten um Ihre Hilfe.
Das heilige Unternehmen wird entsprechend der Geldmittel Fortschritte machen. Wenn Ihre außerordentliche Liebe uns großzügig hilft, wird die Kirche Jesu Christi das Glück und die Freude erleben, die Kreuzesfahne unter den am meisten verlassenen und unglücklichen Völkern der Welt, der Schwarzen des Inneren Afrika, aufzupflanzen, das zweimal so groß ist wie Europa und von über hundert Millionen unglücklicher Söhne des Ham bewohnt wird, das ist der zehnte Teil der Menschheitsfamilie.
Unsere guten Missionare und Schwestern sind bereit, Schwierigkeiten, sengende Hitze, Leiden, Beschwerden, Entbehrungen und Opfer auf sich zu nehmen, um diese verlassenen und unglücklichen Menschen zu retten. Sie sind bereit, ein hartes Leben, langsames Martyrium, das Klima von Äquatorialafrika und einen schmerzlichen Tod zu ertragen, um unserem heiligen und mühevollen Unternehmen zum Erfolg zu verhelfen. Das ist unser kleiner und schwacher Beitrag, den wir Gott für die Bekehrung des unglücklichen Negerlandes anbieten können. Wir brauchen Ihre Nächstenliebe und die der großherzigen Mitglieder des unvergleichlichen Werkes der Glaubensverbreitung, die uns aus Liebe zu Gott mit ihren frommen Almosen helfen. Dann werden die Afrikaner von Zentralafrika innerhalb weniger Jahre durch den Glauben und die christliche Zivilisation erobert werden.
Hochachtungsvolle Grüße
von
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar von Zentralafrika
Oberer der Institute für Afrikaner in Ägypten
[Übersetzung aus dem Französischen.]
NR. 404 (380) an MSGR. François A. Des Georges
APFL, 1871 Zentralafrika
Hochwürdigster Pater,
da ich Herrn Laverrière einige Berichte in italienischer Sprache über mein Missionswerk zuschicken lasse, benütze ich die Gelegenheit, mich mit einer großen Bitte und mit Tränen in den Augen an Sie zu wenden, damit Sie mein Anliegen vor dem Rat unterstützen. Mein Anliegen ist eines der wichtigsten des katholischen Apostolats, da ich mit viel Erfolg arbeite, um das Christentum unter den hundert Millionen Ungläubigen zu verbreiten, dort, wo bis jetzt die Auslandsmission, die Afrikanischen Missionen, die Väter des Heiligen Geistes, Dominikaner, Jesuiten, Benediktiner und Franziskaner etc. es nicht gewagt haben, die Missionsarbeit zu beginnen. Man muss unbedingt und trotz der Hindernisse den Glauben in Zentralafrika verkünden, wo seit vierzig Jahrhunderten Satan regiert.
Da ich augenblicklich ziemlich gut ausgebildete einheimische Kräfte habe, um in Zentralafrika eine Mission zu gründen, wurde ich gezwungen, das Missionsseminar von Verona zu konsolidieren, da Propaganda Fide und der Papst dies als notwendige Bedingung gestellt haben, um uns eine ausgedehnte Mission im Zentrum anzuvertrauen. Gott sei Dank ist das Unternehmen gelungen. Ihre Majestät Kaiserin Anna Maria hat das Haus vollständig bezahlt. Es schließen sich uns immer wieder junge, eifrige Männer an, so dass ich mich innerhalb von einigen Monaten mit neuen Missionaren nach Ägypten begeben kann.
Der Bischof von Verona und ich sind jetzt dabei, nach der Zustimmung des unvergleichlichen und verehrten Bischofs Ciurcia, die Berichte über die notwendigen Schritte beim Heiligen Stuhl vorzubereiten, so dass ich bald eine Expedition nach Zentralafrika schicken werde.
Ich bin in großer Sorge bezüglich der Institute von Ägypten. Ich schicke Ihnen die Liste der Personen, die ich ernähren, bekleiden, unterbringen etc. muss, ohne aber zu wissen, was ich in Zukunft tun werde. Wie Sie sehen, gilt es 102 hungrige Mägen zu füllen. Viele sind gestorben, viele habe ich in katholischen Familien untergebracht. Ein Missionar ist gesundheitshalber nach Europa zurückgekehrt, eine Schwester ist in Südafrika. In den Instituten wohnen auf meine Kosten 64 Personen, die alle den Brief an Pius IX. unterschrieben haben. Rechnen Sie dann noch die 13 afrikanischen Jungen und Mädchen hinzu, die kürzlich angekommen sind. Das sind dann 77 ständig hungrige Personen.
Da ich nicht weiß, wie ich meine Institute unterhalten soll, nachdem mir die Propaganda Fide nur 1.400 Franken geschickt hat (3.600 für 1870 wurden später überwiesen), habe ich mich nach Deutschland begeben, um von jenen Vereinen Hilfe zu bekommen wie das Missionsseminar für Afrika von Lyon, das durch Vermittlung des Apostolischen Internuntius von Luzern sich an Wien wandte. Oh weh, Köln hat mir nach wiederholten Bitten nicht einen Pfennig gewährt, da sie keine Einnahmen hatten. Der Missionsverein von München hat mir 300 Gulden (640 Franken) und der Marienverein für Zentralafrika (von dem fast nur mehr der Name besteht) nach vielen Bitten 50 Gulden (101 Franken) gewährt. Ich habe meine Könige besucht, meine Prinzen, meine Prinzessinnen, meinen lieben Grafen Chambord, meine Freunde. Alle haben mir ihren Obolus gegeben, aber jetzt ist schon alles aufgebraucht. Meine Institute haben nichts zu essen. Ich bin sicher, dass Gott ihnen helfen wird, aber es ist das Werk der Glaubensverbreitung, dem allein ich vertraue.
Ich bitte nun um Gottes Willen das Werk der Glaubensverbreitung um zwei Gunsterweise:
Ich ersuche Sie, von der Leitung die Gewährung dieser Ansuchen zu erlangen und bitte Sie, ihnen folgende Überlegungen vorzulegen:
3. Die afrikanischen Schüler tragen nichts für die Institute bei außer ihrer Haut. Ich muss für Ernährung, Kleidung, Unterkunft, Arbeitswerkzeuge aufkommen etc.
4. Ich habe auch noch die Auslagen für ihren Loskauf, und jeder kostet 300 bis 600 Franken. Ich bekomme nur die Kranken umsonst, für die gesunden muss ich zahlen.
5. Die Institute betreuen eine Krankenstation für die Kranken. Bis jetzt habe ich 38 Kranke aufgenommen.
Wenn mir das Werk der Glaubensverbreitung 6.000 Franken pro Jahr gewährt, wie vielen anderen, verspreche ich, dass ich im Zeitraum von fünfzehn Jahren vier Apostolische Vikariate in Zentralafrika gründen und 60.000 Heiden bekehren werde. Aber wenn ich nichts habe, kann ich wenig tun. Das Werk der Glaubensverbreitung ist in der Lage, mir zu helfen, und kann für mich tun, was es für andere getan hat.
Ihr sollt wissen, dass mir sehr wohl bekannt ist, was in der Welt geschieht, und dass ich bei vielen Einschätzungen recht habe. Gott und das Werk! Das sind meine Hoffnungen!
Unterzeichnet
Daniel Comboni
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 405 (381) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA
ACR, A, c. 14/89
Gepriesen seien Jesus und Maria in Ewigkeit. Amen.
Hochwürdigster Bischof,
ich lege zwei Briefmarken für Ihre braven Neffen bei. Ich erhielt mehrere Nachrichten aus Kairo. Den Missionaren geht es sehr gut. Sie verlangen wirklich danach, dem Ziel des heiligen Unternehmens näher zu kommen und ins Zentrum vorzudringen. Das ist eine große Gnade Gottes. Hüten Sie sich aber, Eure Exzellenz, das, was P. Stanislao sagt, wörtlich zu nehmen. Lassen wir ihn nur reden. Wir aber verfolgen mit klarem Kopf unseren Plan. Damals, als er wollte und darauf bestand, dass wir den Kamillianern das Haus von Kairo samt den Einnahmen übergeben, bedeutete Kairo alles, war es eine große Mission, etc. Als ich ihm aber sagte, dass wir niemals jemandem unsere Hauptinstitute anvertrauen, wohl aber allen Ordensgemeinschaften helfen werden, einen Teil von Zentralafrika zu übernehmen, seitdem ist Kairo eine Zeitvergeudung für ihn und man muss, wie er sagt, einen Staatsstreich verüben und nach Kordofan ziehen, ohne besondere Erlaubnis von Rom. Jetzt besteht er darauf, im September nach Nubien aufzubrechen etc. Alle anderen schreiben mir wie Heilige und wollen nichts anderes, als dem Oberen gehorchen etc. Konzentrieren wir uns also auf die besten Eigenschaften von P. Stanislao, lassen wir alles Übertriebene beiseite und setzen wir mit ihm die Theorie der berühmten Schnur [spaghetto] in die Tat um.
Nachdem im September eine große Karawane in Assiut oder Taka in Oberägypten ankommen wird (drei Tage Schiffsfahrt von Kairo), habe ich P. Stanislao nach vielem Bitten die Erlaubnis gegeben, für einige Wochen mit D. Rolleri dorthin zu gehen, und habe den guten Kanoniker mit der Direktion ad interim betraut.
Seit zwei Wochen erreichen mich ständig Briefe voller Schwermut von P. Stanislao, er wisse nicht, was er essen solle etc. Ich habe ihm dauernd Geld geschickt und ihn aufgefordert, mir über die 1.100 Napoleondor Rechenschaft zu geben, die ich ihm in den fünfzehn Monaten ausgehändigt hatte. Endlich schickte er dann den Rechenschaftsbericht, den ich nach Verona mitnehmen werde. Hier ist die Liste der Ausgaben und Einnahmen etc. Sie werden sehen, Exzellenz, dass nur wenige Missionen in diesen schwierigen Zeiten sich solcher Vorsehung erfreuten. Hier nun die Summe, die mir von P. Stanislao geschickt wurde:
1) Gesamtausgaben bis einschließlich Juli 1871 |
Fr 30.292,00 |
2) Gesamteinnahmen bis einschließlich Juli 1871 |
Fr 28.061,50 |
Fehlbetrag |
Fr 2.230,50 |
In fünfzehn Monaten hat er 30.292 Franken ausgegeben, ohne den Proviant, den ich ihm schickte, und das Öl (17 Flaschen) fürs ganze Jahr von meinem Vater zu berechnen. Neben den 28.061 Franken, die er von mir bekam, muss er Anfang August auch 400 Taler erhalten haben, die ich ihm von Dresden aus überwies, und zudem Getreide.
Eure Exzellenz wird einsehen, dass man Gott loben und ihm mit einem Te Deum danken sollte, anstatt sich zu beklagen. Ich weiß von anderen Missionen, wo es einen Apostolischen Vikar und einen Weihbischof sowie viele Missionaren und Institute gibt, die nicht einmal 10.000 Franken erhielten. Der arme Erzbischof und Apostolische Vikar Bischof Ciurcia ging auf Reisen nach Belgien und wird dann nach Prag weiterreisen, um Geld zu sammeln. Die Frati [Brüder] wissen nicht, von woher das Geld kommt und wie viel Schweiß es kostet. Ich habe es tausend Mal festgestellt. In Verona werden wir alles vereinbaren, in Übereinstimmung mit der Klugheit und den Wünschen Eurer Exzellenz. Ich glaube, wir können D. Ravignani für die Zeit meiner Abwesenheit die Verwaltung übergeben und den Rücktritt als Verwalter annehmen, den mir P. Stanislao schon oft angeboten hat.
Morgen fahre ich nach Köln, wo ich die ganze Woche hindurch viel Arbeit haben und Ihnen schreiben werde. Von Köln aus werde ich einen weiteren Wechsel nach Kairo schicken. Ich versuche, P. Stanislao so kurz wie möglich zu halten. Ich hätte ihm mehr Geld schicken können, habe es aber nicht getan, denn ihn kurz zu halten bedeutet für mich Gewinn. Im Schreiben ist er recht unklug. Eure Exzellenz erinnert sich sicher an die Szenen bei der Ankunft von Frau Falezza in Kairo. Er schrieb an Eure Exzellenz, an den Apostolischen Vikar und nach Rom und weiß Gott an wie viele andere über meine Unklugheit. Es schien, als hätte ich eine Schlange geschickt, um die Institute zu ruinieren. Die Oberin hingegen schrieb mir mehrere Male, dass sie mit jener Frau sehr zufrieden ist. Bedienen wir uns trotz allem der hervorragenden Eigenschaften von P. Stanislao, aber nicht seiner Fehler. Der gute P. Peter, der ihn sehr liebt, sieht nur mit der Brille von P. Stanislao, solange ich weg bin. Bin ich aber in Kairo, sieht er mit der meinen. Wir hingegen verwenden unsere eigenen Brillen.
Segnen Sie diesen Ihren unwürdigen Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 406 (382) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SC Afr. C., v. 8, ff. 22–23v
[W.J.M.J.]
Köln (Preußen), 15. August 1871
Fürstliche Eminenz,
eingedenk der Anweisungen, die Eure Eminenz uns in gütiger Weise gab, sind der Bischof von Verona und ich mit großem Eifer daran gegangen, die Gründung des ‚Seminars für die Missionen Afrikas‘ in Verona zu festigen.
Obwohl die Zeiten in jeder Hinsicht überaus stürmisch sind, so ist es uns mit der Gnade Gottes doch gelungen, das ganze Grundstück des Gebäudes zu erwerben und ihm ein Jahreseinkommen zu sichern, um einige Kandidaten für die afrikanischen Missionen zu unterhalten. Für diesen Zweck spendete uns die sehr fromme Kaiserin Maria Anna von Österreich, die ich dringend darum gebeten hatte, 20.000 Franken in Gold. Da das heilige Werk in Europa immer mehr bekannt wird, erreichen mich von vielen Gegenden Gesuche von Aspiranten für dieses schwierige Unternehmen. Vorläufig begnügen wir uns, nur einige sehr hoffnungsvolle Kandidaten aufzunehmen. Wir werden uns so lange beschränken, bis uns der Heilige Stuhl eine besondere Mission in Zentralafrika anvertrauen wird, für die viele Mitglieder der Institute in Ägypten bereits vorbereitet sind. Bald werden wir der Heiligen Kongregation die Regeln und das kanonische bischöfliche Errichtungsdekret des neuen Institutes von Verona vorlegen.
Die göttliche Vorsehung hat uns zudem recht großzügig gesegnet, denn ich konnte alle meine Auslagen für meine drei Häuser in Ägypten decken. Viele meiner kaiserlichen, königlichen und fürstlichen Wohltäter aus Deutschland zeigen großes Interesse an meinem Werk und ersetzten mit ihren Spenden die gewaltigen Einbußen der Beiträge von den wohltätigen Vereinen des Werkes der Glaubensverbreitung. Ich bin dem Herrn dankbar. Die Niederlassungen in Ägypten laufen sehr gut und zur großen Zufriedenheit des Apostolischen Vikars, der uns sehr gewogen ist. Sieben sehr eifrige und fähige Missionspriester sind bereit, von Kairo aus in die heißen Gegenden des Inneren Afrikas vorzudringen. In Bälde werde ich weitere drei Priester und einige Missionsbrüder nach Ägypten bringen. Ich bin dabei, das Baumaterial für das Gebäude vorzubereiten. Sobald es Gott und dem Heiligen Stuhl gefällt, wird man mit dem Bau beginnen.
Ich erlaube mir, Eurer Eminenz eine Bitte vorzutragen, nämlich unserem verehrten Heiligen Vater Pius IX. die wärmsten und respektvollsten Glückwünsche von meiner Seite und von meinen Instituten in Ägypten und Verona zu überbringen anlässlich des außergewöhnlichen Ereignisses, das nächste Woche stattfindet. Als einziger von allen Päpsten wird er die Jahre des hl. Petrus auf dem päpstlichen Stuhl in Rom übertreffen. Schon zum Fest am 16. Juni verzichteten die 65 Mitglieder meiner Institute von Ägypten und in besonderer Weise die afrikanischen Lehrerinnen auf vieles, um ihm den Peterspfennig und alle sich in Ägypten im Umlauf befindenden Münzen zu überreichen. Afrika war bei den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Wahl des glorreichsten Papstes gut vertreten. Er gewähre uns allen seinen Apostolischen Segen, der uns in unserem mühevollen und arbeitsreichen Unternehmen, dem wir uns geweiht haben, zu großem Trost gereicht.
Ich werde nie aufhören, für das Wohlergehen und die Gesundheit Eurer Eminenz zu beten; ich küsse den heiligen Purpur und verbleibe mit aller Hochachtung in den Heiligen Herzen Jesu und Mariens
Eurer Eminenz demütiger und ganz unwürdiger Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 407 (383 ) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA
ACR, A, c. 14/90
Gepriesen seien Jesus und Maria in Ewigkeit. Amen.
Hochwürdigster Bischof,
ich habe den berühmten Brief vom 27. und einen Abschnitt von jenem des 21., den P. Stanislao an Eure Exzellenz geschrieben hat, erhalten. Da ich noch ganz unter dem starken Einfluss jenes Briefes stehe, warte ich mit der Antwort, bis ich ruhiger geworden bin. Ich bete die liebevolle Güte Gottes an, die mir solche Kreuze schickt und uns auf dem steinigen Leidensweg begleitet, zu dessen Füßen unser mühevolles und heiliges Werk geboren wurde. Auf dem Kalvarienberg wird Gott dieses apostolische Werk sich entwickeln und stark werden lassen, um mit seinen Tröstungen das großmütige Herz Eurer Exzellenz zu belohnen, das so viel gelitten hat, vielleicht auch wegen meiner Unfähigkeit und Unausgeglichenheit. Dieses Kreuz drückt ganz schwer auf mein Herz, und da ich die Wege der Vorsehung und die übergroße Liebe Gottes in etwa kenne, die ihre Werke am Fuß des Kreuzes errichtet, erblicke ich im klaren Sonnenlicht die Morgendämmerung großer Tröstungen, um uns schwache Menschen vorzubereiten, noch heftigere Stürme und härtere Kreuze zum Wohl Afrikas zu ertragen.
Hier füge ich einige Worte über die Finanzen hinzu. Am 31. Juli übergab mir P. Carcereri sich beklagend die Abrechnung unserer Institute in Ägypten seit meiner Abreise von Kairo.
Die Ausgaben belaufen sich auf 30.292 Franken, die für die Häuser bis Ende Juni 1872 bezahlt wurden. Die Einnahmen durch mich oder auf meine Anweisung belaufen sich auf 28.061 Franken und 50 Centesimi. Dazu kommen:
400 Taler von Preußen, die ich von Dresden und Bamberg aus überwies.
Nahrungsmittel, die ich nach Kairo schickte.
Mein Vater schickte Öl für das vergangene und für dieses Jahr.
Über 3.000 Franken an Kultgegenständen und liturgischen Gewändern, die ich von Wien über Marseille schickte.
Ich hätte noch mehr schicken können, aber eingedenk der Nachteile des Systems meines verstorbenen D. Mazza habe ich stets vermieden, ihn in diesem Punkt nachzuahmen. Zudem halte ich die Herrn von Kairo kurz, um sie an ein gesundes Finanzgebaren zu gewöhnen. Was die Einnahmen und Auslagen betrifft, müssen wir nach meiner Meinung der göttlichen Vorsehung danken, die uns reichlicher bedacht hat als viele arme Missionsbischöfe, die in diesen sehr schwierigen Zeiten nicht einmal die Hälfte unserer Einnahmen hatten.
Was die übertriebenen Schulden von 10.000 Franken in Marseille betrifft, erhielt Eure Exzellenz genaue Informationen von P. Stanislao im Sommer 1869. Nachdem unsere Schwestern von Marseille bei meinem Gläubiger einen Kredit von über 30.000 Franken haben, baten sie mich, um das Geld sicher zu erhalten, dass ich das Geld an sie schicke und nicht an Herrn Laurent. So habe ich es mit der Generaloberin im vergangenen März vereinbart. Ich schrieb dann an die Generaloberin, dass ich den übertriebenen Preis von vielen Artikeln, die mir geschickt wurden und die ich gar nicht bestellt hatte, nicht annehmen kann, sondern nur das, was ich nach Recht und Gewissen bezahlen kann. Diese Schulden übersteigen nicht einmal die Summe von 9.000 Franken, davon habe ich bereits 3.500 bezahlt. Ich erwarte von Marseille die genauen Rechnungen und die entsprechende Lösung dieser Affäre. Die Frati von Kairo haben über 100.000 Franken Schulden, die Frères 20.000, alle Missionen haben heutzutage Schulden. Sollten wir nicht Gott danken, dass wir in diesen schwierigen Zeiten nur vier- bis fünftausend Franken Schulden haben und um mehr als 30.000 Franken Gegenstände in Kairo besitzen? Zudem haben wir über 100.000 Franken für unser Werk ausgegeben.
Danken wir Gott aus ganzem Herzen, Monsignore!
Ihr armer und ganz unwürdiger Sohn
D. Daniel
Zum letzten Mal spreche ich Ihnen von den Kamillianern und möchte, dass Sie mir dazu nicht antworten. Also, tut alles, damit diese Erkundung gelinge und überzeugt Euch von der Nützlichkeit entweder von Kordofan oder wo wir sonst als zweite Etappe Fuß fassen werden. In drei Jahren werden wir ein großartiges Apostolisches Vikariat haben und ein großartiges Haus der Kamillianer an jenem Ort in Zentralafrika, den Ihr für geeignet erachtet. Mein Ziel für die Kamillianer ist vor allem die Erziehung der einheimischen Kinder, Ausbildung des einheimischen Diözesan- und Ordensklerus. Und zu diesem Zweck wird uns die Erfahrung von drei Jahren gezeigt haben, dass es leichter ist, Menschen in Zentralafrika zu finden als in Kairo, sei es wegen der Kosten, sei es wegen der Qualität der Personen. Also muss der hl. Kamillus seine Zelte im Zentrum aufschlagen. Bewahrt diesen Brief auf, und Ihr werdet nach drei Jahren sehen, wenn ich noch lebe, dass Ihr ihn mir nicht ins Gesicht werfen werdet.
D. Daniel Comboni
[Es handelt sich hier um ein Fragment eines Briefes Combonis, den Carcereri in einem seiner Berichte zitiert.]
im Bulletin Nr. 4 von 1871 las ich vom Werk der Schulen des Orients, dass Ihre Exzellenz über einige Landwirte und arabische Arbeiter verfügt, die bereits imstande sind, anderen beizubringen, was sie selber gelernt haben, und dass sie zudem treu bis zu ihrem Tode wären.
Ich unterbreite Ihrem großen apostolischen Herzen meine Idee. Am 21. Oktober schickte ich von Kairo vier Missionare als Kundschafter über Karthum nach Kordofan, um zwei Häuser vorzubereiten, eines für afrikanische Knaben, ein anderes für afrikanische Mädchen, um eine erste Karawane von Einheimischen zusammenzustellen, die in meinen Instituten von Kairo schon bereitstehen. Ich brauche aber einige Lehrer für den Unterricht in Landwirtschaft und Handwerk, sind es Araber, umso besser. Könnten Sie mir, Monsignore, für März sechs oder sieben dieser braven Konvertiten zur Verfügung stellen, vorausgesetzt, dass sie untadelig im Glauben und fähig sind, den Afrikanern ihr Wissen beizubringen? Ich hoffe, mein lieber und verehrter Monsignore, dass wir uns mit unseren Werken innerhalb von wenigen Jahren in der Wüste treffen werden. Sie werden vom Norden und ich vom Südosten kommen. Ich hoffe sehr, dass es Ihnen möglich sein wird, uns mit Ihrer großartigen Einrichtung von Brüdern zu helfen, die in Landwirtschaft und Krankendienst ausgebildet sind. Ich habe vor, Sie in Algier zu besuchen.
Gleichzeitig bitte ich Sie, mir per Post einige Exemplare der ausgezeichneten Konstitutionen Ihres Institutes der Brüder-Landwirte nach Verona zu schicken, denn jene, die mir Eure Exzellenz in Rom gegeben hat, wurden mir von vielen guten Persönlichkeiten aus der Hand gerissen, besonders in Deutschland, damit sie Einsicht in Ihr ausgezeichnetes Unternehmen nehmen können.
In Erwartung Ihrer Antwort braucht es eine Gebetskette, die uns in den Heiligen Herzen Jesu und Mariens verbindet zum Wohl der Mission, die uns Gott anvertraut hat. Beim Generalkongress von Mainz sagte ich, dass mein letztes Wort stets „Afrika oder Tod“ sein wird. Viel treuer und loyaler als Garibaldi, der sich in schändlicher Weise von Mentana zurückgezogen hat, nachdem er ausgerufen und gesagt hatte: „Rom oder Tod“, werden wir unsere Pflicht erfüllen.
Ich bitte Sie, Monsignore, meinen lieben schwarzen Francesco Ambar zu grüßen. Ich hoffe, dass er sich weiterhin gut benimmt. Tausend Komplimente von Msgr. Canossa! Indem ich respektvoll Ihre geweihte Hand küsse, bleibe ich in tiefer Verehrung und ewiger Ergebenheit
Ihr demütiger
Don Daniel Comboni
Apostolischer Missionar von Zentralafrika
Oberer der Institute für Afrikaner in Ägypten
[Übersetzung aus dem Französischen.]