Comboni, an diesem Tag

Durante viaggio di animazione missionario (1871), celebra nella cattedrale di Dresda
Al Mitterrutzner, 1877
La mia confidenza è nella giustizia dell’eterna Roma ed in quel Cuore divino che palpitò anche per la Nigrizia

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Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
421
Regole dell'lstituto
0
1871
[2640]

Damit die Regeln eines Instituts, welches Apostel für unzivilisierte und ungläubige Nationen auszubilden hat, von Dauer sind, müssen sie sich auf allgemeine Prinzipien stützen. Würden sie sehr ins Einzelne gehen, würden sehr schnell entweder die Notwendigkeit einer Änderung oder eine gewisse Lust am Ändern das Fundament ihres Gebäudes bedrohen, und sie würden zu einem harten Joch und zu einer schweren Last für denjenigen werden, der sie halten muss.


[2641]

Weil nun das Feld, auf welchem der Kandidat zu arbeiten hat, so ganz verschieden und unermesslich ist, kann es auch nicht auf bestimmte Ämter wie in den Ordensgemeinschaften eingegrenzt werden; wohl aber müssen jene allgemeinen Prinzipien sein Denken und sein Herz beherrschen in einer Weise, dass er sich selber zurecht finden kann, indem er sie mit Umsicht und Urteilskraft zu verschiedensten Zeiten und an ganz verschiedenen Orten und unter ganz anderen Umständen zur Anwendung bringt, in die ihn seine Berufung stellt.


[2642]

Um das Ziel zu erreichen, auf welches das neue Institut der Missionen für Afrika ausgerichtet ist, werden deshalb nur jene grundlegenden Prinzipien aufgestellt, die davon den wahren Charakter ausmachen und die den Schülern als Richtschnur dienen, mit voller Gleichförmigkeit und mit jener Übereinstimmung von Geist und äußerem Benehmen zu prüfen, woran man die Mitglieder einer einzigen Familie erkennen kann.


[2643]

Wie sehr auch die hier aufgestellten Regeln aus der Natur des bescheidenen Instituts hervorgehen, für welches sie bestimmt sind, und wenngleich sie die Frucht von ernstem Nachdenken, langen Studien, sorgfältigen Beratungen und tiefer Sachkenntnis sind, wird es doch nützlich sein, mit der Zeit die Ergebnisse der praktischen Erfahrung abzuwarten, weil es sich um eine große und gewaltige ganz neue und spezielle Mission handelt.


[2644]

Unterdessen werden sie dem weisen Urteil des Papstes und der Hl. Kongregation der Propaganda Fide unterbreitet. Wenngleich diese Regeln an sich nicht unter Sünde, nicht einmal einer lässlichen, zum Gehorsam verpflichten, so ist es doch gewiss, dass ein demütiger Geist, der aufrichtig seine Berufung liebt und Gott gegenüber hochherzig sein will, sie von Herzen beachten wird, indem er sie als den ihm von der Vorsehung vorgezeichneten Weg, als den Ausdruck von Gottes Willen über ihn betrachtet. Er ist sich der Belohnungen [Comboni nennt sie „Kronen“] sicher, die er sich bei ihrer Beobachtung für das andere Leben verschafft und mit der Abtötung und der eigenen Selbstverleugnung verdient, mag er deren Vernünftigkeit einsehen oder nicht. Es wird ihm nicht einfallen, sich ihnen entziehen zu wollen, oder es wagen, sie zu tadeln.


[2645]

Der Herr möge diese Regeln segnen und sie im Herzen der Kinder seiner Liebe mit der Übung und dem Verdienst der ihm teuersten Tugenden Frucht bringen und sie auf eine Weise Wurzeln schlagen lassen, dass sie an jedem Ort und zu jeder Zeit ihre Führer sein mögen.


[2646]

Kapitel 1

Natur und Zweck des Instituts

Das Institut oder Kolleg für die afrikanischen Missionen ist eine Vereinigung von Priestern und Laienbrüdern, welche ohne Bindung durch Gelübde, ohne Verzicht auf das Eigentum, ohne Verpflichtung auf spezielle Regeln, aber immer unter der absoluten Abhängigkeit rechtmäßiger Oberer sich der Bekehrung Afrikas und insbesondere der armen Schwarzafrikaner [Comboni nennt sie ‚neri‘, Schwarze] widmen, die noch in der Finsternis und im Schatten des Todes begraben liegen.


[2647]

Der Zweck dieses Instituts geht nicht über die streng priesterlichen Ämter hinaus und besteht in der Erfüllung der von Christus seinen Jüngern gemachten Verpflichtung, das Evangelium allen Völkern zu verkünden. Er besteht in der Fortsetzung des Apostolischen Dienstes, durch den die ganze Welt an den unaussprechlichen Wohltaten des Christentums Anteil bekommen hat. Er hat als spezielle Zielsetzung die Wiedergeburt der afrikanischen Völker, welche die Bedürftigsten und Verlassensten der Welt sind.


[2648]

Dieses Institut wird deshalb zu einer kleinen Gemeinschaft [Comboni nennt sie ‚coenaculo‘, Abendmahlssaal] von Aposteln für Afrika, zu einer Lichtquelle, die ins Herz Afrikas ebenso viele Strahlen entsendet, als es eifrige und tüchtige Missionare gibt, die daraus hervorgehen. Diese Strahlen, die zugleich leuchten und wärmen, offenbaren notwendigerweise die Natur des Zentrums, von dem sie ausgehen.


[2649]

Das Institut ist dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht unter dem Schutz der Unbefleckten Jungfrau Maria und ihres reinsten Gemahls, des hl. Patriarchen Josef, wie auch des hl. Erzengels Michael, der Hl. Drei Könige, der hl. Apostel Petrus und Paulus, des hl. Franz Xaver, des seligen Petrus Claver, der seligen Maria Alacoque und aller Märtyrer und Heiligen Afrikas.


[2650]

Kapitel 2

Organisation des Instituts

Das Institut hängt seiner Natur nach an erster Stelle vom Papst und der Hl. Kongregation der Propaganda Fide ab und ist ihnen gänzlich und absolut untergeordnet. Einzig der höchsten Autorität des Hl. Stuhles steht es zu, die Organisation und die Regeln des Instituts substantiell zu modifizieren oder in omnibus et quoad omnia [in allem oder in Bezug auf alles] zu verändern.


[2651]

Der unmittelbare Obere des Instituts ist der Bischof von Verona. Er wird von einem Rektor vertreten, welcher für gewöhnlich aus der Reihe der Missionare genommen wird, die Mitglieder des Fundamental-Instituts sind und bei der Ausübung des Apostolates in Afrika bereits Erfahrung gesammelt haben.        Der Bischof von Verona wird in seinen Funktionen von einem Gremium unterstützt, in welchem er den Vorsitz führt und welches aus den besten und angesehensten Priestern und Laien seiner Diözese zusammengesetzt ist und den Titel eines „Zentralrates des Werkes für die Wiedergeburt Afrikas“ trägt.


[2652]

Der Rektor des Instituts wird endgültig vom Bischof von Verona ernannt, und zwar nachdem er das Urteil des Oberhauptes der dem Kolleg anvertrauten Afrika-missionen angehört und die Ernennung dem hochwürdigsten Herrn Kardinal Generalpräfekten der Propaganda Fide unterbreitet hat.


[2653]

Der Bischof von Verona oder der Rektor des Kollegs müssen alle fünf Jahre gewissenhaft der Hl. Kongregation der Propaganda Fide Rechenschaft ablegen mit einem exakten Bericht über die Entwicklung des Instituts in allem, was es betrifft. Dem Bischof von Verona steht die Vollmacht und Autorität zu, Priester- und Laien-kandidaten aufzunehmen. Kein Priester wird im Institut aufgenommen, wenn er nicht im Besitz eines schriftlichen Dokumentes ist, in dem der eigene Ordinarius bestätigt, dass er seine Zustimmung und seinen Segen gegeben hat.


[2654]

Es soll kein Priester oder Laie in das Institut aufgenommen werden, der sich nicht bereit erklärt, sich ganz bis zum Tod dem Werk der Wiedergeburt Afrikas zu weihen, und der nicht den festen und entschiedenen Willen hat, seinen Eigenwillen abzutöten und den rechtmäßigen Oberen vollkommenen Gehorsam zu geloben.


[2655]

Tatsächlich ist der Wiedergeburt Afrikas sowohl derjenige geweiht, der als Spiritual oder Lehrer der Theologie oder Wissenschaften im Kolleg von Verona arbeitet oder auf irgendeine Weise im Institut bei der Vorbereitung in Europa mithilft, die der Ausbildung von Personal für die Missionen Afrikas dient, als auch derjenige, welcher sich unmittelbar der Bekehrung der Ungläubigen in Afrika selbst geweiht hat. Deshalb soll der Bischof von Verona auf die spezielle Berufung und Neigung des Kandidaten achten, um ihn entweder für die Arbeit im Institut von Verona oder für die Institute oder Missionen Afrikas zu bestimmen.


[2656]

Kein Priester oder Laie soll in das Institut aufgenommen werden, der aus gerechten Gründen kein Vertrauen verdient und kein Ansehen genießt oder seinen guten Ruf verloren hat. Wer irgendeinem Orden oder einer Kongregation angehört hat, soll nur unter größten Vorbehalten und nur im Falle eines klaren Nutzens für das Institut zugelassen werden.


[2657]

Die Probezeit eines Kandidaten im Institut beläuft sich von einem bis zu drei Jahren. Da aber derartige Aspiranten unter den tüchtigsten Leuten ausgewählt sind, steht es nur dem Urteil und der Gewissensentscheidung des Bischofs zu, die Probezeit des Kandidaten im Institut zu verkürzen, um ihn für die Institute zu bestimmen, die an den Küsten Afrikas errichtet worden sind. Diese sind auf eine Weise organisiert, dass sie ebenso Anstalten zur Lehr- und Probezeit bilden, um die Eignung festzustellen und die spezielle Berufung für die schwierigen Missionen im Inneren Afrikas heranreifen zu lassen.


[2658]

Es steht dem Bischof von Verona zu, endgültig darüber ein Urteil abzugeben, ob ein Kandidat geeignet sei für das Werk, für welches es gegründet wurde, wie auch den Zeitpunkt der Ausreise desselben zu den Instituten in Afrika festzulegen.


[2659]

Vollmitglied des Fundamental-Instituts ist derjenige, welcher nach einer bestimmten Prüfungszeit auf dem festen Vorsatz beharrt, sich für das ganze Leben dem Dienst des Werkes zur Wiedergeburt Afrikas zu weihen.


[2660]

Dem Bischof von Verona steht das Recht zu, denjenigen zu einem Vollmitglied des Fundamental-Instituts zu erklären, welcher sich zwei Jahre lang den Werken des Kollegs von Verona geweiht hat, ohne in die Missionen Afrikas gehen zu wollen.


[2661]

Wer schon nach Afrika geschickt worden ist, wird erst nach einem oder zwei Jahren Aufenthalt in den Instituten oder Missionen Afrikas Vollmitglied des Fundamental-Instituts. Das Urteil über diese Eignung für das Fundamental-Institut steht dem Oberen der Mission von Afrika zu, der ein diesbezügliches Dokument ins Kolleg von Verona zu schicken hat zur Bestätigung durch den Bischof als Oberen.


[2662]

Wenn ein Kandidat zum Vollmitglied des Fundamental-Instituts erklärt worden ist, entweder durch den Bischof von Verona im Falle derjenigen, die sich dem Werk in Europa geweiht haben, oder durch den Oberen der Missionen Afrikas im Falle jener, die sich dem Werk in Afrika geweiht haben, wird er zu einem Sohn des Fundamental-Institut. Dieses nimmt sich seiner für das ganze Leben an.


[2663]

Kapitel 3

Beendigung der Mitgliedschaft im Fundamental-Institut

Wenn jemand aufhört, Mitglied des Instituts zu sein, ist zu prüfen, ob das im Kolleg in Verona oder in den Instituten Afrikas geschieht. Ferner ist zu beachten, ob er sich frei von sich aus zurückzieht, oder ob er aus gerechten Gründen ausgeschlossen wird.


[2664]

Wenn ein Mitglied des Instituts in Verona glaubt, gute Gründe zu haben, auszutreten, soll er sie gleich dem Rektor mitteilen, der zusammen mit den anderen Mitgliedern des Kollegs ein Urteil darüber abgeben wird. Wenn die Gründe für gerechtfertigt befunden werden und wenn er ein Jahr lang darauf besteht, das Institut verlassen zu wollen, soll er die Angelegenheit dem Bischof von Verona unterbreiten. Dieser soll nach Anwendung der Mittel, die er für geeignet hält, um richtig urteilen zu können, dem Antragsteller den Austritt erlauben. Dieser beendet für immer seine Mitgliedschaft im Institut, ohne je wieder aus welchen Gründen auch immer zugelassen werden zu können.


[2665]

Wenn sich ein Mitglied des Instituts in Verona wegen schlechten Betragens als unwürdig erweist, mit ihm verbunden zu bleiben, soll der Rektor, nachdem er die anderen Mitglieder um ihre Meinung gefragt hat, die Angelegenheit dem Bischof von Verona unterbreiten. Dieser soll sich dann nach seinem Urteil und Gewissen richten, um den Schuldigen einer Prüfung zu unterziehen oder ihn sofort für immer aus dem Kolleg zu entlassen.


[2666]

Betreffs der Mitglieder des Fundamental-Instituts, die schon Missionare Afrikas sind, ist Folgendes zu beachten: Obwohl das Opfer, das sie mit ihrem Leben seit ihrer apostolischen Erziehung in Verona gebracht haben, seinem Wesen nach vollständig und unwiderruflich gewesen ist und einen Willen vorausgesetzt hat, der bereit war, jede Mühe, jede Gefahr und auch den entsetzlichsten Tod auf sich zu nehmen, ist es doch nicht selten der Fall, dass ein Missionar, nachdem er viel zur Ehre Gottes und zum Heil der armen Schwarzen gearbeitet hat, sich an Leib und Seele entkräftet fühlt, so dass er absolute Ruhe zur Erholung benötigt. Ebenso könnte es der Fall sein, dass sich jemand trotz aller Vorsichtsmaßregeln von Seiten des Instituts in der Wahl seiner Laufbahn geirrt hat, so dass sein weiterer Verbleib den Missionen Afrikas eher zur Last fällt als zur Hilfe gereicht.


[2667]

Es könnten auch noch andere gewichtige Gründe hinzukommen, die eine Rückkehr nach Europa als notwendig erweisen würden. In all diesen Fällen hat man sich an die nachfolgenden Anweisungen zu halten: Ob es notwendig oder angebracht sei, dass jemand in die Heimat zurückkehrt, soll ganz dem Urteil der Oberen überlassen werden. Nachdem diese den Fall vor Gott erwogen haben, soll ihnen auch die Entscheidung zustehen, ohne dass die Möglichkeit einer Berufung gegen ihre Entscheidung bestünde, ob die Betreffenden, die zurückkehren müssen, die Unterstützung des Instituts verwirkt haben oder nicht. Stellt der Obere bei manchem zu wenig Opfergeist fest, soll das dem Betreffenden zur Last gelegt werden. Im Falle, dass ihm nichts zur Last gelegt werden kann, soll das Institut für die Heimkehrer nach Europa folgendermaßen Sorge tragen:


[2668]

I. Da das Fundamental-Institut erfahrene, gediente Missionare braucht, die ihm das Wissen, das nur aus der Erfahrung kommt, zur Erziehung der Aspiranten oder um auf irgendeine Weise beim heiligen Werke mitzuhelfen, vermitteln, soll der Betreffende, der wegen seiner angeschlagenen Gesundheit oder wegen andere gerechter Gründe den apostolischen Dienst nicht weiter ausüben kann, ins Fundamental-Institut zurückkehren, indem er dessen Vollmitglied bleibt und den Oberen untersteht.


[2669]

II. Wenn der Missionar, der mit Zustimmung des Oberen zurückkehrt, dann nicht weiter zum Institut als Vollmitglied gehören soll, entweder weil es das Institut nicht zulässt, oder weil es der Betreffende nicht will, soll die Direktion ihn dem Ordinarius empfehlen, zu dem er gehörte, damit er mit den entsprechenden Mitteln versorgt werde, um nach Möglichkeit seinen Dienst in der Heimat auszuüben.


[2670]

Wenn sich ein Missionar, Mitglied des Fundamental-Instituts, wegen schlechten Betragens oder wegen anderer gerechter Gründe als unwürdig erweist, mit ihm verbunden zu bleiben, wird er für immer von der Mission ausgeschlossen. Wenn er keine Mittel hat, um seine Rückreise nach Europa zu bezahlen, wird der Obere dafür sorgen, jedoch nachdem er vom Schuldigen schriftlich eine rechtsgültige Erklärung erhalten hat, in welcher dieser sich verpflichtet, innerhalb eines Jahres dem Rektor des Instituts von Verona die bestimmte Summe zu erstatten, die ihm für seine Rückreise nach Europa bewilligt worden ist.


[2671]

Kapitel 4

Beziehung des Instituts zu den Missionen

und Missionaren in Afrika

Die gleiche Beziehung, welche die Glieder ein und desselben Leibes untereinander haben, besteht auch zwischen dem Fundamental-Institut von Verona und den Instituten und den Missionen Afrikas, die ihm anvertraut sind.


[2672]

Das Fundamental-Institut in Verona ist das Zentrum, mit welchem die Institute und Missionen Afrikas in Kontakt stehen. Es ist das Band, welches sie eint. Es ist das Fundament, welches sie trägt. Es ist die rechtliche und bleibende Institution, welche gegenüber dem Hl. Stuhl und in Europa die allgemeinen und besonderen Interessen der Afrikanischen Missionen und der Missionare vertritt, die dort arbeiten. Nachdem das Oberhaupt der Mission Afrikas vom Hl. Stuhl mit der schwierigen Leitung derselben betraut worden ist, soll er, so schnell und offen es geschehen kann, die Direktion des Fundamental-Instituts in Verona wissen lassen, welches die Missionare sind, die er vor seinem Gewissen für die geeignetsten hält, ihm im Todesfalle in seinem Amt nachzufolgen. Zu diesem Zweck soll er die erfahrensten Mitglieder der Mission um ihr Urteil fragen. Werden ein oder mehrere Mitglieder vorgeschlagen, soll mehr auf die Tugend und Fähigkeit der Kandidaten als auf ihr Alter Rücksicht genommen werden.


[2673]

Die Direktion des Fundamental-Instituts soll strengstens all das geheim halten, was der Obere der Missionen Afrikas für nützlich und geeignet halten sollte, nur der Kongregation der Propaganda Fide über die Missionare mitzuteilen, um nach dem Wunsch des Oberen und der anderen Oberen Afrikas bei der Ernennung eines Nachfolgers aus der Gruppe der von ihnen vorgeschlagenen Männer, soweit möglich, gleicher Meinung zu sein.


[2674]

Die Oberen der Institute und der Missionen Afrikas informieren die Direktion des Fundamental-Instituts in Verona über das Betragen und die Hoffnung von jedem einzelnen Missionar und über den Fortgang aller Werke der Missionen, die ihm anvertraut sind.


[2675]

Das Oberhaupt der Afrikanischen Missionen soll dem Fundamental-Institut das Reglement eines jeden Instituts seiner Missionen wie auch alle Neuerungen mitteilen, die die praktische Erfahrung an Ort und Stelle ihn einzuführen anrät, damit dies dem Rektor als Maßstab zur Vorbereitung der Kandidaten auf das Apostolat in Afrika diene.


[2676]

Das Fundamental-Institut kümmert sich, soweit möglich, auch um die zeitlichen Interessen der Schüler des Kollegs während ihres Dienstes in Afrika. Obwohl das Institut nie die Verwaltung und die Vertretung derartiger Interessen übernehmen darf, soll es, wenn der Interessent es wünschen sollte, doch so vorgehen, dass der rechtlich eingesetzte Vertreter oder Verwalter eine derart abgefasste Vollmacht erhält, dass es vom Recht her möglich ist, dass die Direktion des Instituts den guten Fortgang der Verwaltung überwachen und schützen kann.


[2677]

Kapitel 5

Innere Aufgaben des Instituts

Das Institut nimmt gemäß einer zweckentsprechenden Ordnung für den apostolischen Dienst geeignete Priester und Theologiestudenten wie auch Laien von erprobter Frömmigkeit und mit Eignung auf, hauptsächlich zu dem Zweck, aus ihnen Laienbrüder, Katechisten, Berufsschullehrer und Meister in den für Afrika notwendigen und nützlichen Handwerken zu machen. Folglich obliegen dem Institut notwendigerweise die folgenden Aufgaben:

  1. Die Berufung der Kandidaten für Afrika sorgfältig zu prüfen;
  2. Die Veranlagungen seiner Schüler zu fördern, die erforderlich sind, um einer so hohen Berufung gut zu entsprechen.

Die Regeln des Instituts und die Institutsordnung gehen in der Hauptsache aus dem Geist einer so hohen und wichtigen Sendung hervor.


[2678]

Kapitel 6

Prüfung der Berufung

Die erste und wichtigste Aufgabe des Instituts ist die gute Auswahl der Arbeiter, die für das Apostolat in Afrika in Dienst genommen werden. Davon hängt sein guter Anfang, sein Gedeihen, seine Dauer ab. Darin liegt folglich auch sein höchstes Interesse, verbunden mit dem Interesse der Missionare selbst und der Menschen, die ihnen anvertraut sein werden. Der Bischof von Verona, der Rektor und alle, die ihnen im Institut und außerhalb helfen, sollen daher die große Aufgabe, die Berufung zu prüfen, ganz ernst nehmen und sich mit allem Eifer darum bemühen.


[2679]

Diese Prüfung findet in zwei Etappen statt:

  1.  wenn einer um Aufnahme ins Institut bittet;
  2.  wenn der Kandidat während seines Aufenthaltes im Institut schon aufgenommen worden ist.

[2680]

Kapitel 7

Allgemeine Richtlinien für die Aufnahme ins Institut

Wer Jesus Christus in der Ausübung des apostolischen Lebens nachfolgen will und ins Institut für die Missionen in Afrika eintreten will, muss zuerst seinen Wunsch dem Bischof von Verona oder seinem Stellvertreter, dem Rektor des Kollegs, bekanntgeben, dessen Hauptaufgabe darin besteht, für die Unterscheidung der echten von den falschen Berufungen vor deren Zulassung zu sorgen. In dieser Hinsicht fällt der Rektor für gewöhnlich keine Entscheidung bei der ersten Vorstellung eines Aspiranten, sondern er geht immer langsam vor, bis er alle geeigneten Mittel angewandt hat, um klar Gottes Willen zu erkennen. Diese Mittel sind:


[2681]
  1. Das Gebet

Vor einer Entscheidung soll der Rektor in diesem Anliegen besonders beten, sich Gott in der hl. Messe empfehlen, die Mutter vom guten Rat, den hl. Josef und die anderen Schutzheiligen anrufen, andere gute und echt fromme Menschen beten lassen und die Postulanten selber, die Kandidaten und die Mitglieder des Instituts zu viel Gebet anhalten.

  1. Unterweisung der Postulanten

Sie sollen über die besonderen Schwierigkeiten der apostolischen Laufbahn, die sie anstreben, und über die guten Eigenschaften unterrichtet werden, die dafür erforderlich sind. Die erste Unterweisung, die den Postulanten zu halten ist, soll sie motivieren, ihren Eigenwillen ganz abzutöten und durch einen vollkommenen Gehorsam gegenüber den rechtmäßigen Oberen ihr ganzes Leben bis zum Tod zum Opfer zu bringen.


[2682]

Es soll nicht unterlassen werden, sie darauf hinzuweisen, dass in Anbetracht der Isolierung, in welcher sich der Missionar in Afrika befindet, und der Gefahr, welche die unzivilisierten und rohen Sitten der Völker Afrikas darstellen, die die Urregeln der Scham nicht kennen, ganz besonders die Keuschheit allem standhalten muss. Obwohl man bei jenen, die wirklich für diesen schweren Dienst berufen sind, mit dem speziellen Beistand Gottes rechnen soll und man keinen entmutigen darf, und obwohl die nachdenklichen Charaktere geeigneter sind, mögen sie auch scheinbar weniger bereit sein, die Gefahren zu bestehen, soll man ausdrücklich darauf hinweisen, dass alles, was die Theologen über die Tugend der Reinheit als erforderliche Bedingung für die hl. Weihen oder für die Ordensprofess sagen, in ganz strengem Sinn zu verstehen ist, weil es sich um Aspiranten für den apostolischen Dienst handelt, für welche bestimmt keine einfachen Vorsätze in diesem heiklen Punkt genügen würden.


[2683]

3. Befragung und Informationen

Zu den Unterweisungen sollen sich ebenso, womöglich persönlich durchgeführt, ähnliche Befragungen gesellen. Man soll sich bemühen, von verschiedenen Seiten genaue und gewissenhafte Informationen über den Postulanten einzuholen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass soweit als möglich Stillschweigen bewahrt wird. Man wird dabei bewusst die Richtlinien vor Augen haben, dass einer, der unser Inneres nicht gut kennt, schwerlich eine Entscheidung über die Berufungen fällen kann. Deshalb wird man die Aspiranten fragen, ob sie die Angelegenheit schon mit dem Spiritual besprochen haben.


[2684]

4. Beratungen

Der Rektor wird sich in dieser Angelegenheit an Personen wenden, die durch ihr Wissen, ihre Erfahrung und Gewissenhaftigkeit kompetenter sind, um im Bedarfsfall Hilfe und Rat zu haben, so dass er in der Lage ist, ein richtiges Urteil über den Postulanten abzugeben, wenn er ihn dem Bischof zur Aufnahme vorschlägt. Ebenso wird er sich mit den reiferen Mitgliedern des Kollegs beraten, mit denen er für gewöhnlich die wichtigeren Angelegenheiten des Instituts bespricht.

Hier sind die Richtlinien, die zu beachten sind.


[2685]

Die Berufung zum Apostolat ist nach allgemeiner Ansicht der Theologen „ein übernatürlicher Akt der Vorsehung, wodurch Gott einige vor anderen zum apostolischen Dienst erwählt und sie zur würdigen und lobenswerten Erfüllung ihrer Dienstämter mit entsprechenden Gaben ausstattet“. [Est actus Providentiae, supernaturalis, quo Deus, aliquos prae aliis eligit ad ministerium Apostolicum, eosque congruis dotibus praeparat ad eiusdem ministerii officia digne et laudabiliter obeunda.]


[2686]

Die Berufung zum apostolischen Dienst geht nicht immer Hand in Hand mit einer Neigung zu einer so hohen Laufbahn, die man spürt und der man nicht widerstehen kann, sondern erfordert immer einen konstanten und großherzigen Willen, sein eigenes Leben Gott zum Opfer zu bringen, verbunden mit der Eignung zur Erfüllung der Aufgabe, der man sich widmet.


[2687]

Deshalb ist es notwendig, dass der Anwärter auf das schwierige und harte Apostolat in Afrika eine echte, im Glauben und in der Liebe begründete Bereitschaft besitzt, sich der Bekehrung der verlassensten Menschen der Welt zu widmen und in jenen weiten und unbekannten Gegenden das Reich Christi auszubreiten.


[2688]

Wenngleich Talent und hervorragendes Wissen wünschenswert wären, so sollen doch die Mittelmäßigen nicht ausgeschlossen werden in der Voraussicht, dass sie an der Seite der Fähigsten auch mit Entsagung und Liebe den armen Menschen in Afrika einen unschätzbaren Dienst leisten können.


[2689]

Bezüglich der Gesundheit und Körperkräfte hat die Erfahrung gezeigt, dass man im afrikanischen Klima sehr gute Arbeiter haben kann, auch wenn diese nicht zu den Kräftigsten zählen, und dass der Klimaunterschied einem schwächlicheren Typ zugutekommen kann. Andererseits ist der Preis für einen apostolischen Arbeiter in Afrika so hoch, dass man keinen, der sich anbietet, zurückweisen darf, sofern nicht die wesentlichen Eigenschaften fehlen, auf welche man mehr als auf die Körperstärke Rücksicht zu nehmen hat. Diese Richtlinien beachtet der Rektor, wenn er den Postulanten dem Bischof von Verona vorschlägt. Wenn in ihm keine Anlagen feststellbar sind, die für den Dienst, nach dem er strebt, notwendig sind, soll man ihm davon abraten, und man muss fest darauf bestehen, ihn nicht aufzunehmen. Wenn man glaubt, ihn aufnehmen zu müssen, bittet man ihn, sich an den Ordinarius der Diözese zu wenden, zu der er gehört, um dessen Zustimmung und Segen zu erhalten. Danach wird er ins Kolleg aufgenommen.


[2690]

Sollte einer, den man der Aufnahme für wert hält, starken Widerstand von Seiten der Eltern und der Verwandten erfahren, erkundigt sich der Rektor über die Beweggründe, und zwar dort, woher er kommt. Als Maßstab nimmt man die Liebe, die von der Kirche verlangt wird, welche sogar die Ordensprofessen von ihren Ordensgelübden dispensiert im Falle einer ganz besonderen Notlage der Eltern. In einem solchen Fall soll man der Bitte um Aufnahme nicht stattgeben, sondern den Aspiranten überzeugen, an der Stelle zu verbleiben, wohin ihn die Vorsehung ruft. Wo aber keine familiäre Notwendigkeit zum Vorschein kommt, sondern nur menschliche Interessen und Gefühle im Konflikt miteinander stehen, soll der Rektor trotzdem von den Aspiranten alle Klugheit und viel Feingefühl verlangen, damit sie es nicht im Augenblick, da sie der Stimme Gottes gehorchen, an der geziemenden Hochachtung gegenüber den Angehörigen fehlen lassen, wie man das von gut erzogenen Kindern erwartet, damit sie durch den elterlichen Segen ermutigt werden.


[2691]

Kapitel 8

Allgemeine Richtlinien, die zu beachten sind,

wenn der Kandidat schon während seines Aufenthaltes

im Institut aufgenommen worden ist.

Wenn der Anwärter schon ins Institut zugelassen worden ist, spricht dies für ihn. Da er sich gewissermaßen im Besitz der eingeschlagenen Laufbahn befindet, darf er eigentlich nicht an ihr zweifeln. Wenn nicht ganz klare gegenteilige Anzeichen auftauchen, darf er nicht mehr seine Bestimmung in Zweifel ziehen. Darauf ist hinzuweisen, um den vielleicht Geeignetsten und den am klarsten Berufenen die großen Unsicherheiten zu nehmen, so dass sie sich nicht geistig verzetteln und die Kräfte ihres Willens nicht in überflüssigen Gewissenserforschungen verschleißen, sondern die vorangegangene Probezeit für abgeschlossen erachten und mit Eifer darauf bedacht sind, die für das Apostolat nötigen Anlagen zu fördern.


[2692]

Damit trotzdem keine Mittel ungenützt bleiben, um sich besser des Rufes Gottes zu vergewissern, sollten die folgenden Übungen gemacht werden:

  1. Innerhalb der ersten zwei Monate vom Eintritt ins Institut an soll der Kandidat sechstägige geistliche Übungen machen, um sich gut auf die Lehrzeit vorzubereiten, die er zur Feststellung seiner Berufung durchzumachen hat. Dies trifft dann zu, sofern die jährlichen Exerzitien des Kollegs nicht unmittelbar bevorstehen.
  2. Jährlich soll man achttägige geistliche Übungen machen, damit einer noch stärker erleuchtet und für die Ratschläge der Wahrheit und für die Eingebungen des Himmels noch empfänglicher werde und leichter die Täuschungen von Seiten der Phantasie und des Dämons entlarven kann, falls er eventuell vom Weg abgekommen wäre.
  3. In der ersten Woche eines jeden Monats sollen die Kandidaten einen Tag geistlicher Besinnung zur Vorbereitung auf den Tod halten.
  4. Obwohl eine vernünftige Freiheit bei der Wahl des Beichtvaters bei den regelmäßigen Beichten bestehen soll, soll doch jeder seinen Spiritual haben, den er vollständig über sein ganzes Verhalten unterrichtet und bei welchem er die Generalbeichte, die Jahresbeichte und einige Monatsbeichten ablegt.

[2693]

Schließlich soll dazu auch die Arbeit des Rektors dienen, auf dessen Entscheidungen die Schüler vertrauen sollen. Indem dieser nötigenfalls den Bischof um Rat fragt und dem Betragen, dem Charakter und allen Eigenschaften der Kandidaten seine Aufmerksamkeit schenkt, trifft er vor Gott und nach seinen Eingebungen die endgültige Entscheidung darüber, ob jemand die Berufung hat, und unterbreitet dann alles dem Bischof.


[2694]

Wenn er glaubt, in einem Kandidaten einen Fehler bemerkt zu haben, der verbessert werden kann, spricht er eine Warnung aus und bringt die entsprechenden Mittel zur Anwendung, damit eine Besserung erreicht wird, und verlängert die Probezeit.


[2695]

Wenn eine Besserung überhaupt nicht zu erreichen und das Fehlverhalten mit der apostolischen Laufbahn unvereinbar ist, sorgt er nach Rücksprache mit dem Bischof dafür, sobald es die Klugheit und die Liebe erlauben, und zwar gewiss innerhalb des ersten Probejahres, den Betreffenden zu entlassen, so dass er woanders hingeht, um sich besser einem anderen Dienst zu widmen, zu dem ihn Gott beruft. Wenn aber der Betreffende für fähig befunden wird, widmet sich das Institut der Förderung seiner Anlagen für das Apostolat in Afrika und gibt ihm früher oder später seine Bestimmung je nach den Erfordernissen der Missionen Afrikas.


[2696]

Kapitel 9

Förderung der Anlagen der Kandidaten

für den apostolischen Dienst in Afrika

Das Zusammenleben und die gute Ordnung des Instituts für die Missionen Afrikas sind nicht nur von Nutzen, um die Missionare in brüderlicher Gemeinschaft zu vereinen und um jenen Einklang in Methode und Geist zu schaffen, welche die Schlagkraft der Institute ausmacht und so sehr dazu dient, die Frucht der guten Werke zu erhalten und ihnen Dauer zu verleihen, sondern sie helfen auch mit, die Tugenden wachsen und heranreifen zu lassen, und jenes große Wissen, jene Menge von Hinweisen und von spezielleren Eignungen zu erwerben, die zur nächsten Vorbereitung auf einen so hohen Dienst erforderlich sind. Folglich sind auf Grund einer ernsten Betrachtung des Geistes des Werkes die nachfolgenden Anweisungen von Vorteil:

  1. den Geist und die Tugenden der Anwärter für das Apostolat in Afrika fördern;
  2. die Studien und die Übungen ordnen, die zur Förderung des Verstandes und der zur Ausübung des apostolischen Dienstes in Afrika erforderlichen Eigenschaften dienen; 
  3. die Gesundheit und die Körperkräfte der Kandidaten für die Missionen Zentralafrikas in guter Verfassung erhalten.

[2697]

Zum Schluss folgt auf diese Anordnung zur Förderung der Anlagen für das Apostolat in Afrika das besondere Reglement des Instituts, das heißt der Stundenplan oder die Verteilung der verschiedenen Verrichtungen im Institut je nach Zeit und Anlässen.


[2698]

Kapitel 10

Richtlinien und Anweisungen zur Förderung des Geistes

und der Tugenden der Kandidaten des Instituts

Das Leben eines Menschen, der ganz und für immer alle Beziehungen zur Welt und zu den Dingen abbricht, die ihm seiner Natur nach am liebsten sind, muss ein Leben aus dem Geist und aus dem Glauben sein. Besäße ein Missionar keine starke Beziehung zu Gott und kein reges Interesse für seine Ehre und für das Wohl der Menschen, wäre er nicht geeignet für seinen Dienst, und am Ende befände er sich in einer Art Leere und unerträglicher Isolierung.


[2699]

Seine Arbeit wird nicht immer mit ergebener Hochachtung aufgenommen werden, sie wird nicht die Sympathie finden und den Beifall ernten, die einem Priester entgegengebracht werden, der mitten unter Leuten mit Einsicht und empfänglichen Herzen wirkt.


[2700]

Dieser menschliche Trost mag für einen wenig in Gott und der Liebe gegründeten Eifer eine Stütze sein. Doch der Missionar von Zentralafrika kann und darf nicht immer darauf seine Hoffnung setzen. Er arbeitet inmitten von Unzivilisierten, die durch die Schrecken der unmenschlichsten Sklaverei ganz verroht und durch ihre bedauernswerte Lage zu Bestien geworden sind, in welche sie das Unglück und die ungeheure Grausamkeit ihrer Feinde und Unterdrücker gebracht hat. Diese unglücklichen Schwarzafrikaner sind gewohnt zu sehen, wie ihnen mit Gewalt die Kinder entrissen werden, um zur beweinenswerten Sklaverei verurteilt zu sein, ohne Hoffnung, sie je wiederzusehen. Sie sehen oft, wie vor ihren Augen ihre liebsten Angehörigen und sogar die Eltern selbst unbarmherzig abgeschlachtet werden. Und weil die ruchlosen Urheber von solch schrecklichen Verbrechen im allgemeinen nicht zu ihrer Rasse gehören, sondern Fremde sind, begegnen jene unglücklichen Unzivilisierten, die gewohnt sind, von allen immer verraten und auf grausamste Art schlecht behandelt zu werden, manchmal auch dem Missionar mit Misstrauen, weil er ein Fremder ist. Sie zeigen sich deshalb vor seinen Augen wie Unzivilisierte, Stumpfsinnige, Undankbare und Verrohte. Anstatt nun bei ihnen auf Sympathie zu stoßen, muss er sich damit abfinden, gehässigen Widerstand, schmerzliche Unbeständigkeit und viel Falschheit zu sehen. Das ist der Grund, weshalb oft die Hoffnung auf Erfolg in die weite und ungewisse Zukunft rückt. Bisweilen muss er sich damit zufriedengeben, mit unendlicher Mühe unter tausend Entbehrungen und Gefahren ein Samenkorn auszustreuen, das erst den nachfolgenden Missionaren Frucht bringt. Er muss sich selbst als einzelnen Mann betrachten, der unbemerkt in einer Reihe von Arbeitern steht, welche nicht so sehr auf ein Ergebnis ihrer persönlichen Arbeit warten dürfen als vielmehr aus dem Zusammenspiel und aus der Fortsetzung der Arbeiten, die auf geheimnisvolle Weise von der Vorsehung gelenkt werden.


[2701]

Kurzum, der Missionar Afrikas muss oft darüber nachdenken und meditieren, dass er zwar an einem höchst verdienstvollen, aber nichtsdestotrotz schwierigen und mühsamen Werk arbeitet und ein unter der Erde verborgener Stein ist, der vielleicht nie ans Licht kommen wird und dazu bestimmt ist, Teil des Fundamentes eines neuen und gewaltigen Baues zu sein, den erst die Nachfahren aus dem Boden schießen und sich nach und nach über die Ruinen des Fetischismus erheben und als Riese dastehen sehen werden, um dann die mehr als hundert Millionen unglückseliger Nachkommen Hams aufzunehmen, die seit mehr als vierzig Jahrhunderten unter der Last der Herrschaft Satans seufzen.


[2702]

Der Missionar Afrikas, losgelöst von sich selbst und ohne jeglichen menschlichen Trost, arbeitet einzig für seinen Gott, für die verlassensten Menschen der Erde, für die Ewigkeit. Da er seinen Blick einzig auf Gott richtet, stützt und stärkt er damit in seiner Lage reichlich sein Herz, mag er in kurzer oder längerer Zeit, selbst oder durch andere, die Frucht seiner Mühen und seines Apostolates ernten. Sein Geist fragt Gott nicht einmal nach den Gründen, wieso er von Ihm diese Sendung erhalten hat, sondern er arbeitet wie ein gelehriges Werkzeug seines anbetungswürdigen Willens auf sein Wort und das seiner Stellvertreter hin, und bei allem, was geschieht, wiederholt er mit tiefer Überzeugung und lebhafter Freude: „Wir sind unnütze Knechte, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“ (Lk 17,10).


[2703]

Dagegen wehe dem, der sich in diesen schwierigen Aufgaben von etwas anderem leiten ließe, von einem Strohfeuer oder von der Reiselust oder von dem Wunsch, sich in einer außergewöhnlichen Laufbahn auszuzeichnen. Außer dass er in den Augenblicken eines Tiefs und der Entmutigung erliegen müsste, außer dass er ein elendes und entbehrungsreiches Leben nicht aushalten könnte, würde er merken, wie die Neigungen der verkehrten Natur gefährlicher zum Vorschein kämen und er ein Opfer der Verführung und der niedrigsten Leidenschaften werden könnte.


[2704]

Man darf aber weder übertreiben noch leichtfertig über die Zahl und Gewalt der gefährlichen Gelegenheiten urteilen, die sich dem Priester in der Heimat und dem Missionar in Zentralafrika bieten.


[2705]

Die Überlegung ist richtig, dass das schmeichelhafte Prestige, welches unsere Priester hier in Europa genießen, und die Weltluft, die sie manchmal einatmen müssen, sie langsam nicht weniger verderben können als die aussichtslose Konfrontation mit den allerschlimmsten Gefahren. Es muss auch überlegt werden, dass, wenn der Missionar in Afrika auf einsamen Posten in jenen entfernten und unzivilisierten Gebieten vieler Hilfen und Stützen entbehrt, er trotzdem aus diesem Grund ein härteres Leben führt, das ihn notwendigerweise auf höhere Gedanken bringt. Wenn der Missionar Afrikas ein Herz hat, das von reiner Liebe zu Gott brennt, und mit dem Blick des Glaubens den großen Vorteil und die Größe und die Erhabenheit des Werkes betrachtet, für welches er sich abmüht, werden für ihn alle Entbehrungen, das dauernde Elend, die härtesten Nöte zu einem Paradies auf Erden und selbst der Tod und das roheste Martyrium der liebste und ersehnteste Lohn für seine Opfer sein.


[2706]

Man darf deshalb nicht die Ängste übertreiben, wenngleich man bemerken muss, dass der sicherste Schutz des Missionars in Afrika in vielen Fällen sein Gewissen und sein Glaube sind. Aus all diesen und vielen anderen Gründen, die Gegenstand von häufigen Betrachtungen für die Schüler des Instituts, die Anwärter für das Apostolat in Afrika sein sollen, ergibt sich die Notwendigkeit, dass sie gediegene Anlagen zu echtem Eifer, zur reinen Gottesliebe und Gottesfurcht besitzen und so stark in sich gefestigt sind, dass sie ihre eigenen Leidenschaften sicher beherrschen. Obwohl zu diesem Zweck doch immer die Einfachheit, die Fröhlichkeit und ebenso ein gewisser Grad von Lebhaftigkeit aufrechterhalten werden, ist es nötig, dass der Eifer für die geistlichen Dinge, die Pflege des Innenlebens und ein lebhafter Wunsch nach Vollkommenheit stark vorherrschen.


[2707]

Außer den jährlichen geistlichen Übungen, dem monatlichen Einkehrtag, der sakramentalen Beichte wenigstens einmal in der Woche, außer der Betrachtung von einer Stunde am Morgen, den Gewissenserforschungen, der geistlichen Lesung, dem Besuch des Allerheiligsten und der Jungfrau Maria und allen anderen täglichen Gebetsübungen müssen sich die Schüler vertraut und gleichsam zur zweiten Natur machen: die Übung des Wandels in der Gegenwart Gottes und der kindlichen Vereinigung mit Ihm mit Hilfe von häufigen Stoßgebeten, was dann Gegenstand des Partikular-Examens sein soll.


[2708]

Zur Unterstützung der Frömmigkeit und des Geistes sind die Übungen der äußeren Abtötung sehr nützlich, obwohl man da Zurückhaltung üben und sich mit dem eigenen Beichtvater und Spiritual ins Einvernehmen setzen muss, welcher je nach den Kräften eines jeden Einzelnen den einen oder anderen Fasttag oder diese oder jene körperliche Bußübung erlauben soll, hauptsächlich am Freitag und an den Vortagen der kirchlichen Hauptfeste und der Festtage des Instituts. Aber diesbezüglich ist kein allgemeiner Brauch im Kolleg festgelegt.


[2709]

Wichtig ist, dass all diese Gebets- und Bußübungen mit der Gewohnheit zu nichts Abgedroschenem werden dürfen. Deshalb wird man häufig sowohl in den Privatübungen eines jeden Einzelnen als auch in den von allen gemeinsam gemachten Übungen, hauptsächlich in den geistlichen Konferenzen, auf die Notwendigkeit zurückkommen, reichlich und richtig zu beten, in Wahrheit und Geist zu wirken. Um zu unterscheiden, ob die Frömmigkeit wahr oder oberflächlich ist, wird man sie am Erfolg bei der inneren Abtötung und insbesondere in den zwei Grundtugenden des inneren und äußeren Lebens messen, bei der Demut und beim Gehorsam.


[2710]

Es ist nützlich, dass die Kandidaten durch treue Mitarbeit mit der göttlichen Gnade allen Eifer darauf verwenden, ihr Herz von allem Hochmut und Dünkel, von Ehrgeiz und Ansprüchen ganz zu entleeren und tief darin jene heilige Anlage zu verwurzeln, die uns alles von Gott her erkennen und den Verstand, den Willen, die Kräfte Ihm gänzlich unterwerfen lässt, und Ihm und durch Ihn uns alles jenen unterwerfen lässt, die dessen Stellvertreter sind. Insbesondere soll als Stimme Gottes geachtet werden: 1. Die Stimme des Spirituals, dem man vertrauensvoll sein ganzes Inneres und das ganze Betragen darlegt; 2. die Stimme des Bischofs und des Rektors, bei dem sich die Schüler bemühen, nicht nur dessen Befehle auszuführen, sondern sogar die Wünsche und Absichten; 3. die Stimme der Regel und die Anweisungen der Kommunität, zu denen sie mit der gewissenhaftesten Genauigkeit und Vollkommenheit bereit sein sollen.


[2711]

Sofern die Kandidaten diesen Geist einer aufrechten Frömmigkeit, der Demut, des Gehorsams bis hin zum geistigen sich selbst Absterben, das auf den innersten Kern der Eigenliebe zielt, fördern, wird die Gnade Gottes ihnen beistehen, alle anderen Leidenschaften zu besiegen und zu beherrschen, alle anderen Tugenden zu erwerben.


[2712]

Es würde genügen, diese allgemeinen Richtlinien der Vollkommenheit vor Augen zu haben und sie zu befolgen. Doch zur Unterstützung auf diesem Weg des Geistes soll man die Aufmerksamkeit auf die Besonderheit der nachfolgenden Tugenden richten, welche der apostolische Dienst in Afrika unmittelbarer erfordert.


[2713]
  1. Die Keuschheit

Innerhalb des Instituts besteht Klausur für die Frauen. Die Besuche der Verwandten und der anderen Personen, die man anstandshalber und von Amts wegen oder aus der Liebespflicht heraus zuzulassen hat, werden im Aufenthaltsraum und mit allen Vorsichtsmaßregeln an Bescheidenheit und priesterlicher Würde empfangen.


[2714]

Diese Vorsichtsmaßregeln sind auch in der Seelsorge so zu beobachten, dass man nicht nur jede Gefahr beseitigt, sondern keinen Anlass zu Verdächtigungen und zu Gerede gibt, sollte man manchmal auch irgendein gutes Werk unterlassen.


[2715]

Diesbezüglich sollen sich die Schüler so gewissenhaft üben, dass, wenn der Zeitpunkt kommt, da sie sich in unvermeidlichen Gefahren befinden, die Bescheidenheit, die schnelle Erhebung des Herzens zu Gott, die Unbefangenheit derart zur Gewohnheit geworden ist, dass sie das Heil anderer Menschen suchen können, ohne selber Verwundungen und Verdruss zu riskieren.


[2716]

         2. Die Liebe

Man möge sie innerhalb des Kollegs hauptsächlich üben, indem man jedermann fühlen lässt und zeigt, dass man ihm als Priester und Christ gut gesinnt ist, und dabei Partikularfreundschaften, Konkurrenz, Eifersüchteleien, Wortwechsel, Streit sowie zu große Vertrauensseligkeit zum Schaden der eigenen Würde und des Respekts vor anderen ausschließt. Ein jeder muss es sich zur Pflicht machen, schnell und demütig jemanden um Verzeihung zu bitten, wenn man merkt, dass man ihm Anlass zum Ärger gegeben hat. Ein jeder bestellt dann ebenso einen, der ihn auf seine Fehler aufmerksam macht, indem man dafür sorgt, dass immer die Liebe herrscht, nicht nur bei der Bekämpfung der Fehler, sondern auch bei der Gelegenheit der brüderlichen Zurechtweisung.


[2717]

Wenngleich man, was Außenstehende betrifft, kluge Zurückhaltung auch aus der Sorge um die nötige Sammlung heraus üben und deshalb vermeiden muss, ohne wahre Notwendigkeit auf öffentliche Plätze und noch mehr in die Häuser von Privatleuten zu gehen, soll man doch dafür Sorge tragen, sich die Formen der Höflichkeit, echter Leutseligkeit und christlicher Herzlichkeit zur Gewohnheit zu machen. Vor allem soll man darauf aus sein, ein Vorbild zu sein - sowohl im Benehmen als auch in der Kleidung (es ist jene Kleidung, die von guten Klerikern immer einheitlich und im Kolleg und außerhalb und zu jeder Tageszeit und auch im Sommer getragen wird) und im Gespräch, welches ohne jegliche Affektiertheit immer von der Weisheit des Evangeliums gewürzt sein und zu einem, wenn man kann, für Menschen erfreulichen und nützlichen Abschluss geführt werden soll.


[2718]

Umso mehr sollen sich die Alumnen für das Heil der Menschen bei der Seelsorge der Liebe befleißigen. Sie sollen immer freudig Beichte hören, insbesondere bei den Armen, wie auch den Katechismusunterricht bei Unwissenden und Kindern und die Christenlehre und das Predigtamt in einer Kirche annehmen und mit Geduld, Sorgfalt und Liebe ausüben, jedoch immer auf Einladung des Rektors hin und mit seiner Zustimmung. Wenn sie auf das Heil der Menschen in all seinen verschiedenen Möglichkeiten schauen, die sich ihnen in diesen Gelegenheiten bieten, sollen sie sich dabei so verhalten, dass ihr ganzes Tun ein Hauch eifrigen apostolischen Geistes verspüren lässt, wovon sie hier schon erste Zeichen zu geben haben.


[2719]

Wenn sie dabei nicht viel mit Werken vermögen, sollen sie sich wenigstens bemühen, mit dem Gebet das zu tun, wozu sie Gottes Güte befähigt. In all ihren Handlungen sollen sie an die armen Menschen der ganzen Welt und besonders von Zentralafrika denken, welche in den Finsternissen des Unglaubens und des Irrtums begraben liegen, und mit dem Herzen bei ihnen sein. Dabei sollen sie das wenige Gute, das sie mit der Gnade Gottes tun können, dazu verwenden, für sie Barmherzigkeit zu erflehen; bei der hl. Messe, den Stoßgebeten und bei allen Übungen der Frömmigkeit sollen sie um deren Bekehrung beten; sie sollen die Verdienste und die Fürsprache der seligen Jungfrau und unbefleckt Empfangenen und aller heiligen Schutzpatrone ins Mittel legen; sie sollen besondere Gebete verrichten und geeignete Abtötungen und Bußübungen für die Bekehrung der Ungläubigen vornehmen.


[2720]

          3. Opfergeist

Das ständig auf das große Ziel ihrer apostolischen Berufung ausgerichtete Denken muss in den Schülern des Instituts den Opfergeist hervorbringen.


[2721]

Diese Wesenseigenschaft erwerben sie sich dadurch, dass sie fest auf Jesus Christus schauen, ihn innig lieben und sich bemühen, immer besser zu verstehen, was ein am Kreuz für das Heil der Menschen gestorbener Gott zu bedeuten hat.


[2722]

Wenn sie mit lebendigem Glauben ein Geheimnis so großer Liebe betrachten und daran Gefallen finden, werden sie sich gern anbieten, alles zu verlieren und für Ihn und mit Ihm zu sterben. Die Trennung, die sie schon von der Familie und der Welt vollzogen haben, ist der erste Schritt. Sie sollen danach trachten, immer mehr ihr Opfer ganz darzubringen, indem sie auf jede irdische Zuneigung verzichten und sich daran gewöhnen, von ihrer Bequemlichkeit, ihren kleinen Interessen, ihrer Meinung und von allem, was sie betrifft, nicht viel Aufhebens zu machen. Denn auch eine geringe Anhänglichkeit, die zurückbleibt, kann einen hochherzigen Menschen daran hindern, sich zu Gott zu erheben. Es soll deshalb die Selbstverleugnung auch in kleinen Dingen ständig in Übung sein, und sie sollen häufig die Ganzhingabe ihrer selbst, ihrer Gesundheit und auch ihres Lebens erneuern. Um den Geist zu einer solchen Haltung zu bringen, sollen alle bei gewissen Gelegenheiten, bei denen größerer Eifer herrscht, zusammen in aller Form eine ausdrückliche Weihe ihrer selbst an Gott vollziehen, indem sich jeder in Demut und im Vertrauen auf seine Gnade auch für das Martyrium bereiterklärt.


[2723]

Kapitel 11

Anweisungen zur Regelung der Studien und Übungen, die zur Förderung des Verstandes und der zur Ausübung des apostolischen Dienstes in Afrika erforderlichen Eigenschaften dienen

Bei einigen besteht eine übertriebene Ansicht über Umfang und Kenntnisse und über die bei einem Missionar erforderliche Bildung des Verstandes. Andere möchten in einem Institut wie dem unsrigen eine Akademie der Wissenschaften und Künste finden, eine Schule für alle Sprachen. Um jenen nicht zu enttäuschen, der sich einen großen Studienbetrieb erwartet, und um weit mehr die Schüler dazu zu bringen, Sorge zu tragen für die Sammlung, die Bescheidenheit und eine bessere Ausrichtung des Geistes auf jenen Punkt, der weit wichtiger ist als jeder andere, wird es von Nutzen sein, hier die große Leitlinie des größten aller Missionare unter den Ungläubigen, des Apostels Paulus, zu zitieren: Die höchste Wissenschaft, die einzig echt notwendige ist die von Jesus, dem Gekreuzigten.


[2724]

„Denn ich hatte mich entschlossen“, schreibt der Apostel an die Korinther, „bei Euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten“ (1 Kor 2,2).


[2725]

Diese Leitlinie sollten sie gut festhalten und zur Richtlinie für den Geist nehmen, mit welchem sie studieren. Dabei sollen sie bei sich selbst aufpassen, dass nicht manchmal der übergroße Fleiß bei den Studien die Zeit für die Übungen der Frömmigkeit wegnehme oder das Herz dabei verdorre, und der Erfolg es nicht stolz mache. Sie sollen auf die Zeit des Studiums hauptsächlich die empfohlenen Stoßgebete verlegen. Die Schüler sollen sich dem Studium mit allem Eifer widmen und vor Gott die nötige Überlegung über seine Wichtigkeit anstellen. Sie sollen an die Notwendigkeit denken, in der sie sich befinden werden, um den protestantischen Missionaren, der bunten Schar der orientalischen Häretiker, den Rationalisten und Ungläubigen aller Nationen, den Muslimen und den Götzendienern entgegenzutreten, entweder auf den langen Reisen oder auf dem Feld ihrer apostolischen Arbeit. Sie sollen das Ansehen und den Zulauf bedenken, welche die Redegewandtheit und die kulturelle Bildung des Religionspredigers verursacht. Sie werden auch die Notwendigkeit schneller Lösungen in verwickelten Fällen erwägen, in denen sie keine Möglichkeit mehr haben, um Rat zu fragen, und nicht einmal lange überlegen können.


[2726]

Des Weiteren hat die Erfahrung gezeigt, wie sich die Vorsehung zur Bekehrung der Völker häufig der Geschicklichkeit der Missionare in den rein menschlichen Wissenschaften und in den weltlichen Berufen und sogar in den Hobbys bedient. Unter der Leitung des Rektors sollen sie nichts, was sich auf diesen Punkt bezieht, für unnütz erachten. Sie sollen alles, was man nach ihrer Meinung für ihren Einsatz und für die Ehre Gottes und das zukünftige Wohl der Menschen einsetzen könnte, für wertvoll halten.


[2727]

Um mit einer gewissen Genauigkeit die Art der Studien anzugeben, die für die Kandidaten für die Missionen Afrikas unerlässlich sind, wird festgelegt:

  1. Die Schüler, die Kleriker sind, sollen den theologischen Unterricht im benachbarten bischöflichen Seminar besuchen und mit Fleiß und Ausdauer den Vorlesungen in allen Gegenständen folgen, die dort unterrichtet werden. Man soll darauf hinweisen, dass von dem Einsatz, mit welchem sie diese wichtigste Pflicht erfüllen, das Urteil abhängen wird, welches man über ihre apostolische Berufung fällt. In den Herbstferien sollen sie sich dem besonderen Reglement der Priester angleichen, abgesehen von jenen Änderungen, welche nach dem Urteil des Rektors ihrer speziellen Situation angepasst sind. 
  2. Für die Schüler, die bereits Priester sind, wird in einem besonderen Reglement Studiengegenstand, Studienordnung und Studiensystem festgelegt, nach welchem sie sich auf die apostolische Laufbahn vorbereiten.

[2728]

Im Allgemeinen verwenden die Schüler allen Fleiß für die Studien, welche für die Ausübung des priesterlichen Dienstes am allernotwendigsten sind. Sie haben die Absicht, die meiste Zeit und den größten Einsatz darauf zu verwenden, sich eine gute Grundkenntnis im Katechismus zu verschaffen, um alle Irrtümer des Fetischismus und des Islam kennen und bekämpfen zu lernen, die Systeme und die Trugschlüsse aller Häresien der orientalischen und der protestantischen Sekten und die rationalistischen Irrtümer zu widerlegen. Das Institut beschäftigt sich ernsthaft mit diesen kontroversen Studien, verbunden mit denen der Heiligen Schrift und der Kirchengeschichte.


[2729]

Bezüglich der Sprachen sollen der Unterricht des Französischen und der Grundkurs des Arabischen genügen. Wer mehr Zeit und Eignung hat, soll sich die Kenntnis einer der zahlreichen Sprachen der Stämme Zentralafrikas aneignen, wie der Sprache der Dinka und der Bari. Die Erfahrung hat aber in diesem Punkt gelehrt, dass man nicht die Zeit in ganz schwierigen und häufig unnützen Übungen verschwenden darf, weil man die Sprachen der ungläubigen Völker in der Regel an Ort und Stelle lernen muss.


[2730]

Da bei den ausgedehnten Stämmen Afrikas diejenigen fehlen, die sich um die Gesundheit der Ausländer wie auch der Einheimischen kümmern, sollen sich einige unter den Priestern und Laienbrüdern, die mehr Eignung dazu haben, unter Führung eines erfahrenen und geschickten Lehrers dem Studium der praktischen Medizin, der Chirurgie, der Phlebotomie [Aderlass] und der Pharmazie widmen, wobei sie dem Grundtext von Antoniacci folgen, wie auch dem Studium der Astronomie, der Landwirtschaft und verwandter Wissenschaften. Diese tragen sehr viel dazu bei, dass die Missionare unter den Schwarzafrikanern ein wirksames Apostolat betreiben können.


[2731]

Um aber diese Studien aufzulockern und gleichzeitig wesentlich intensiver und ergiebiger zu betreiben, sollen sie sich gegenseitig durch die üblichen und regelmäßigen täglichen Konferenzen helfen. Dabei geht man gemeinsam gleich schnell vor, nimmt als Vorlage den gleichen Autor, jeder bringt die schriftliche Zusammenfassung des studierten Kapitels, legt kurz und bündig ohne Umschweife die Schwierigkeiten dar, die er in dem einen oder anderen Punkt gefunden hat und für die er eine klarere Lösung haben will. Ja, da es von Nutzen ist, dass ein jeder nach seiner eigenen Fähigkeit sich besser in den Gegenstand zu vertiefen sucht, indem man mit dem Studium des zur Verwendung stehenden Grundtextes die Lektüre von umfangreicheren und gut ausgewählten Traktaten verbindet, soll jeder zur allgemeinen Unterweisung und zum Vorteil aller zu den Konferenzen das Ergebnis seiner persönlichen Studien mitbringen.


[2732]

Der Rektor des Instituts hat die Aufgabe, regelmäßig daran teilzunehmen, und wenn er manchmal verhindert ist, bestimmt er einen, der ihn vertritt. Er leitet die Studien und legt die Richtlinien vor, denen man dabei zu folgen hat, wobei er den Bischof als Oberen um Rat gefragt hat.


[2733]

Bei der Methode, die Studien durchzuführen, ist es nützlich, darauf hinzuweisen, sie nicht auseinanderzureißen und so zu teilen, dass man seinen Eifer für Gegenstände verwendet, die nichts miteinander zu tun haben. Vielmehr sollen nach und nach die Haupttraktate erschöpfend behandelt werden und ihnen ein anhaltendes und vollständiges Studium gewidmet werden.


[2734]

Um das Studium praktisch anzuwenden, sollen die Schüler schriftlich Aufsätze für die Glaubensunterweisung des Volkes verfassen, die sie vorher einem Experten vorlegen, und die sie zur Probe in der Kapelle des Instituts vortragen, und auch auf Anordnung des Rektors in den Kirchen oder in den öffentlichen Oratorien. Die Schüler sollen sich schulen, klar, genau, leicht und gefällig sowohl den Kindern als auch den Erwachsenen Glaubensunterricht zu geben, welcher die hauptsächlichste und wichtigste Übung des Missionars der Ungläubigen ist. Sie sollen sich auch schulen, das Evangelium zu erklären, Moralpredigten zu halten, und besonders mit den Kindern und den Unwissenden sollen sie sich in den üblichen Unterweisungen und frommen Ermahnungen üben, die auch improvisiert werden können.


[2735]

Kapitel 12

Anweisungen, um die Gesundheit und die Körperkräfte

der Schüler des Instituts für die Missionen von Afrika

in guter Verfassung zu erhalten.

Da im Leben desjenigen, der sich auf das Apostolat in Afrika vorbereitet, die Übung der Abtötung und die Gewohnheit, Entbehrungen zu ertragen, notwendig ist, und weil man andererseits große Rücksicht auf die Gesundheit und die körperlichen Kräfte der Schüler, speziell der schwächeren, nehmen muss, soll der erste Hinweis, den man aus der Sorge für die Gesundheit herauszugeben hat, der sein, eine kluge Auswahl jener Übungen der Abtötung zu treffen, die nicht der Gesundheit schaden, und mehr noch jene zu wählen, die ihr nützen. Die Schüler sollen Gelegenheit haben, ihren Eifer zu zeigen, ohne der Gesundheit zu schaden.


[2736]

Die Schüler sollen also ihren Eifer zeigen, ohne der Gesundheit zu schaden:

1. In der schnellen und genauen Einhaltung der Satzungen des Instituts. Denn wenn die Regel das Maß für ihre Handlungen auf Schritt und Tritt aufstellt und ihnen die Gelegenheit zu häufigen Entsagungen gibt, dann sorgt sie dadurch für die Gesundheit, dass die Beschäftigungen wechseln und auf jene, die körperliche Anstrengung erfordern, die anderen folgen lässt, die nur die Beschäftigung des Geistes erfordern.


[2737]

2. In der Übung gegenseitiger Liebe zueinander. Denn da sie dazu bestimmt sind, unter den unzivilisiertesten Völkern zu leben, und da sie sich an Gebräuche, Gewohnheiten, entgegengesetzte Charaktere und unterschiedlichste Temperamente anpassen müssen, sollen sie sich auf nützliche Weise darin üben. Von der Zeit des Kollegs an soll sich jeder vornehmen, sich der Meinung, dem Temperament, dem Charakter der anderen anzupassen. So werden sie bestimmt umso kostbarere und häufigere Gelegenheiten haben, die Zahl ihrer ungefährlichen Abtötungen zu vermehren, je geringer und unbemerkter sie sind.


[2738]

3. Hinsichtlich des Anstandes, der Höflichkeit und des guten Benehmens, welche so sehr dazu dienen können, ihnen das Wohlwollen im Umgang mit den Personen jeder Nation und jeder Religion zu erwerben, mit welchen sie in Zukunft zusammentreffen werden. Diese ausdauernde Beherrschung der eigenen Person, der Manieren, beim Gespräch, in der Kleidung und im Zimmer, wird sie eine ununterbrochene Reihe von kleinen Opfern kosten und ihnen kleine Siege gegen die Trägheit, die der menschlichen Natur innewohnt, verschaffen. Es wird dann auch Gelegenheit geben, sich abzutöten und zugleich die Gesundheit zu pflegen und die körperlichen Kräfte zu stärken.


[2739]

1. In Bezug auf die Achtsamkeit und Zurückhaltung, die eine vernünftige Mäßigkeit nicht nur im Gebrauch von Speise und Trank fordert, sondern auch beim Eifer im Studium und beim Einsatz für lobenswerte und gute Dinge. Es ist notwendig und für die Gesundheit auch ganz nützlich, dass sich die Schüler in der Hand haben und sich kräftig im blinden Eifer und beim Überschwang, bei der Unternehmungslust zu mäßigen verstehen, mit welcher sie manchmal handeln. Nichts ist nützlicher als es sich zur Gewohnheit zu machen, die Ruhe zu bewahren, Ordnung zu halten, sich heiter und gelassen zu geben, was dem Geist die nötige Freiheit lässt, ohne jähe Verwirrung das Gute zu tun, und die Gefahr von Spannung und Anstrengung beseitigt, die Geist und Körper belasten.


[2740]

2. Sehr von Nutzen wird auch die Arbeit in der Landwirtschaft oder die Mithilfe bei Bau- und Renovierungsarbeiten sein, bei welchen man eine nützliche Ablenkung haben kann, verbunden mit einer Ausbildung, die den Erfordernissen der Missionen in Afrika zugutekommt, wo man alles erst schaffen muss. Im Übrigen hat man jeden Tag freie Zeit zur Erholung, zum Beispiel beim Bocciaspiel oder anderen ähnlichen Unterhaltungen und hauptsächlich bei einem Spaziergang am späten Nachmittag. So soll man auch an gewissen außerordentlichen Ferientagen und im Herbst Ausflüge und kleine Fußmärsche ins Freie oder zu einem Heiligtum in unserer Umgebung zu unternehmen, um die Kandidaten in lange Wanderungen einzuüben.

Letztes Kapitel

Besonderes Reglement des Instituts, das heißt

der Stundenplan, oder Verteilung der verschiedenen

Verrichtungen je nach Anlässen


422
Il Piano (IV edizione)
0
Verona
1871
[2741]

Ein geheimnisvolles Dunkel bedeckt noch bis heute die fernen Landstriche im Inneren Afrikas, die es in seiner immensen Ausdehnung einschließt. Auch wenn von den Regierungen und durch Privatunternehmungen vielfältige Anstrengungen unternommen wurden, um jenen dichten Schleier wenn auch nur für einen Augenblick zu heben, indem man diesen Gegenden ein Fünkchen jener Zivilisation zuzuwenden suchte, deren sich das heutige Europa rühmt, so sind doch bei den unüberwindlichen Hindernissen alle Bemühungen jener Edelmütigen und ihre großen Opfer vergebens gewesen. Selbst die Natur schien dabei mitzuwirken, diese unwirtlichen Lande von der Kultur des übrigen Erdkreises auszuschließen. Von dem Gedanken beseelt, auch in diesen unermesslichen Landstrichen die Natur zu zwingen, die unberührten Schätze ihrer Produktionsfähigkeit zum Nutzen der menschlichen Gesellschaft zu öffnen, sind zu den verschiedensten Zeiten Expeditionen dorthin unternommen worden. Gefahren jeglicher Art und unüberwindliche Schwierigkeiten, mit denen diese bewundernswerten Helden zu kämpfen hatten, erschöpften ihre Kräfte und entmutigten sie mitten in ihren Bestrebungen.


[2742]

Doch der Katholik, gewohnt alles in jenem Lichte zu sehen, das ihm von oben leuchtet, betrachtete Afrika nicht durch das traurige Prisma nur irdischer Vorteile, sondern im reinen Lichte seines Glaubens. Hier erblickte er Millionen seiner Brüder, die derselben menschlichen Familie angehören, denselben Vater im Himmel haben, jedoch noch unter dem Joch des Bösen [Satan] stöhnend seufzen und unter Zulassung der göttlichen Vorsehung sich am Rande des schrecklichsten Verderbens befinden. Nur jene Liebe entflammte ihn und ließ sein Herz höher schlagen, die ihren Ursprung auf der Höhe von Golgatha genommen hat und ausgegangen ist aus der Seite des Gekreuzigten, um die ganze Welt als eine Familie zu umfassen. Eine göttliche Kraft trieb ihn gleichsam in diese barbarischen Länder, um jene unglücklichen Brüder, auf denen noch der Fluch Kanaans zu lasten scheint, in seine Arme aufzunehmen und ihnen den Kuss des Friedens zu geben.


[2743]

Ich möchte gar nicht von den vielen verschiedenartigen kirchlichen Vereinigungen und geistlichen Ordensgemeinschaften sprechen, die in den vergangenen Jahrhunderten mit dem Segen des Statthalters Christi und begleitet von den Segenswünschen und Gebeten so vieler guter Menschen den Weg durch die Wüste betraten und in die von den Schwarzafrikanern bewohnten Gebiete vordrangen mit der Absicht, unter jenen rohen Menschen, die noch dem abscheulichen Fetischdienst ergeben sind, das Banner des Kreuzes aufzupflanzen. Hier sei nur angefügt, dass Seine Heiligkeit Gregor XVI., ehrwürdigen Andenkens, während seines Pontifikates das Apostolische Vikariat von Zentralafrika errichtete. Es ist das ausgedehnteste der Welt und umfasst eine Fläche, die mehr als zweimal so groß ist wie unser zivilisiertes Europa. Der glorreich regierende unsterbliche Pius IX., nicht weniger beseelt vom Eifer für die erhabenen Aufgaben des Apostolischen Amtes, bestätigte nicht nur die Dekrete seines Vorgängers, sondern entsandte Missionare, welche im Jahr 1848 diese neue, ihrem Wirken anvertraute Mission zu gründen unternahmen. Sie folgten dem Lauf des Nils und drangen bis zum 20. Grad nördlicher Breite vor.


[2744]

Auf diesem noch dem göttlichen Evangelium verschlossenen immensen Gebiet gelang es unter unendlichen Mühsalen drei Söhnen des hl. Ignatius, vielen würdigen Priestern aus Österreich, Deutschland und Bayern und dem deutschsprachigen Tirol, welche vom Komitee des Marienvereins in Wien erwählt waren, und den ständigen Bemühungen des so verdienten Professors Mitterrutzner, vier Stationen an den Ufern des majestätischen Nils zu gründen, und zwar dort, wo derselbe zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Äquator fließt. Es sind vier Missionsstationen von allergrößter Bedeutung. Die Hauptstadt des ägyptischen Sudan nahmen sie als zentralen Stützpunkt, denn dies war aus geografischer und politischer Sicht der letzte Stützpunkt für Europäer, die sich in jene entlegenen Gegenden begeben wollten. Auch das kleine, vom edlen Don Nicola Mazza in Verona gestiftete Institut, dessen Namen man in der Kirche Christi immer in Ehren halten wird, bemühte sich, das Almosen der christlichen Barmherzigkeit jenen armen, hilfsbedürftigen Brüdern zu spenden. Die Namen der Alumnen dieses Instituts, die sich als Opferlämmer auf dem Altare christlicher Liebe geopfert haben und deren Leiber ein Hügel afrikanischen Sands bedeckt, werden immer in dankbarer Erinnerung derer bleiben, die ihren Fußstapfen folgen werden. Außerdem sind auch die Franziskaner in die Arbeit dieses trostlosen Weinberges des Herrn eingestiegen. Sie gehören zu jenem Orden, der sich vielleicht mehr als jeder andere durch den Geist seiner inneren Berufung und die Bereitschaft, die größten Entsagungen im Leben auf sich zu nehmen, für diese Aufgabe in diesem verlassenen Weinberg als geeignet erwies.


[2745]

Gleichwohl muss ich bekennen, dass, wenn auch auf der einen Seite die Anstrengungen und das mühevolle Wirken dieser tapferen Streiter Jesu Christi den höchsten Grad an Aufopferungsfähigkeit erreichten, der erzielte Erfolg doch nur verschwindend klein war. Und so wie die Spuren, die sie auf ihrem Weg durch den Sand hinterließen, durch die Wüstenstürme verwischt wurden, so wurden wohl auch die kleinen Keime, getränkt mit ihrem Schweiß und Blut, durch die Glut des heiß brennenden Feuers der Leidenschaften bei diesem unglücklichen afrikanischen Volk versengt und verbrannt, unter einer Sonne, welche versengender ist als die Glut der Tropen, unter der das arme Schwarzafrika liegt.


[2746]

Als Teilnehmer an diesen apostolischen Expeditionen war ich, Gott sei Dank, unter der Zahl der wenigen Überlebenden von mehr als hundert, die wir uns auf dieses gewagte Unternehmen eingelassen hatten. Wir hatten vorher sorgfältig den Charakter, die Sitten dieser fernen Stämme und ihre sozialen Verhältnisse studiert. Wir fanden, dass die Mission in Zentralafrika sich der apostolischen Tätigkeit wie eine gut ausgerüstete Festung darbietet, die nicht durch einen Angriff erobert werden kann, sondern nur durch eine Belagerung. Und in der Tat, die gewaltigen, oftmals von gut ausgerüsteten katholischen Expeditionen wiederholt geführten Angriffe endeten immer mit dem Tod der unerschrockenen Angreifer. Deshalb ist es unbedingt notwendig, sich ernsthaft auf eine Angriffstaktik vorzubereiten und Maßnahmen zu ergreifen, mit denen man seine Positionen sichert, die als Verschanzungen und Laufgräben dienen, um auf diese Weise den Zweck des Unternehmens zu erreichen.


[2747]

Jede Mission, wenn man ihr auf Dauer Erfolg garantieren will, bedarf eines sicheren Zentrums, von wo aus sich eine geistige Lebensquelle unaufhörlich ergießt und sich mächtig über den ganzen Organismus verbreitet, denn nur so kann ihre Existenz gesichert und ihr in ihrem Dienst geholfen werden. Es muss ein lebenserhaltendes Zentrum sein, das die jährliche Rekrutierung ermöglicht, aus der die Reihen der Missionare wieder ergänzt werden, die durch die Ungunst des Klimas, durch große Anstrengungen und durch den Märtyrertod gelichtet werden.


[2748]

Dieser lebenswichtige Mittelpunkt scheint am ehesten vorhanden zu sein in den Instituten und Seminaren Europas, die sich zu Gunsten der Missionen in Asien, Amerika und Australien engagieren. Zwischen Europa und diesen drei Erdteilen besteht eine gewisse Gleichartigkeit der Eigenschaften und Gewohnheiten bei ihren Bewohnern, wenn auch vielleicht nicht in der Natur begründet, dann wenigstens durch die Möglichkeit der ständigen Kommunikation zwischen diesen Erdteilen. So ist denn auch eine größere Empfänglichkeit in diesen Ländern vorhanden für die wunderbaren Eindrücke, welche der Geist des Evangeliums in der menschlichen Gesellschaft hervorzubringen pflegt und dem Leben aufprägt. Aber jener wohltuende Mittelpunkt, aus dem dieser lebendige Geist hervorgehen soll, der so dringend notwendig ist für die Erhaltung und Fortsetzung der Missionen in fremden Ländern, zeigt sich in Europa nicht geeignet und wirksam genug für die Arbeit zur Bekehrung der Schwarzafrikaner. Die Erfahrung hat nämlich klar gezeigt, dass einerseits der europäische Missionar zur Rettung der Seelen in den heißen Regionen des Inneren Afrikas nicht hinreichend wirken kann, weil die Arbeit zu anstrengend ist und das Klima ihn aufreibt; und es hat sich andererseits herausgestellt, dass der Schwarzafrikaner in Europa keine vollkommene katholische Ausbildung erhalten kann, die ihn befähigt, sich später mit ganzer Hingabe und dem Einsatz aller Kräfte für die Verbreitung des Glaubens in seinem Heimatland einzusetzen; denn entweder kann er in Europa nicht leben oder es werden ihm, wenn er nach Afrika zurückgekehrt sein wird, die in Europa angenommenen Lebensgewohnheiten dort hinderlich und schädlich sein.


[2749]

Ich selbst bin in jenen Gegenden, in denen ein schreckliches Klima herrscht, oft von fürchterlichsten, den Menschen aufreibenden Krankheiten heimgesucht worden, die mich an den Rand des Grabes gebracht haben. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die robustesten Missionare den Anstrengungen und Folgen des afrikanischen Klimas erlegen sind. Selbst diejenigen, die die gefahrvolle Reise auf dem Weißen Fluss überstanden hatten und eben mit dem Erlernen der Sprache jenes afrikanischen Stammes beschäftigt waren, in dessen Mitte sich eine katholische Mission befand, starben doch sehr bald eines beinahe plötzlichen Todes. Ihr Einsatz bei der Bekehrung der Schwarzafrikaner blieb ohne Erfolg. Wegen der fortwährenden Dezimierung der Missionare schmachtet deshalb dieses arme Volk noch immer unter der Last des erniedrigenden Fetischismus.


[2750]

Die Propaganda Fide, die alle Institute kennt, die sich der Ausbildung von Menschen der äthiopischen Rasse in Europa annehmen, kann bestätigen, wie ungeeignet und unzulänglich ein auf diese Weise in unseren Breitengraden ausgebildeter einheimischer Klerus, der in Europa gelebt hat, ist, um in Zentralafrika später in der Evangelisierung zu arbeiten.


[2751]

Unter diesen Umständen sah sich die Hl. Kongregation der Propaganda Fide zu ihrem innigsten Bedauern in die traurige Notwendigkeit versetzt, die wichtige Mission in Zentralafrika aufzugeben, falls keine anderen Wege gefunden würden, einen besseren Erfolg in der Bekehrung der Schwarzafrikaner zu garantieren.


[2752]

„Die bedrückende [trostlose] Idee, mit ansehen zu müssen, dass vielleicht für viele Jahrhunderte das Werk der Kirche zu Gunsten von so vielen Millionen Seelen, die noch in der Finsternis und im Schatten des Todes seufzen, abgebrochen würde, muss das vom Geist der Nächstenliebe entflammte Herz eines jeden katholischen Gläubigen zutiefst schmerzen und brutal zerreißen. Um dem Impuls dieser übermenschlichen Kraft zu folgen, und um für immer vom menschenfreundlichen Katholiken den Gedanken abzuwenden, diese vielen Menschen dieser weiten und bevölkerten Regionen einfach dem Unglauben und der Unmenschlichkeit zu überlassen, ist es notwendig, den bisher verfolgten Weg aufzugeben, das alte System zu ändern und einen neuen Plan zu erstellen, der uns wirksamer an das ersehnte Ziel führt, denn diese Menschen sind zweifellos die Ärmsten und Verlassensten der Welt.


[2753]

Angesichts einer so wichtigen Angelegenheit habe ich zu mir selbst gesagt: „Könnte man nicht die Bekehrung der unglücklichen Stämme Afrikas sichern, indem wir unsere Aktionsbasis dorthin verlegen, wo der Afrikaner lebt und bleibt, und der Europäer arbeitet und nicht erliegt? Könnte man nicht die Bekehrung Afrikas durch Afrika selbst fördern?“ Auf diesen großen Gedanken hat sich meine ganze Aufmerksamkeit konzentriert. Und die Bekehrung Afrikas durch Afrika selbst schien mir der einzige Weg, den wir einschlagen müssen, um diese großartige Eroberung durchzuführen. Nach menschlich schwacher Einsicht habe ich mir demütigst erlaubt, einen Weg anzugeben, der mit größter Wahrscheinlichkeit im Stande ist, uns diesem hohen Ziel näher zu bringen. Alle Gedanken meines Lebens sind auf dieses Ziel gerichtet, für das ich sogar freudig mein Blut bis zum letzten Tropfen vergießen würde.


[2754]

In meiner Unwürdigkeit wage ich kaum, mich zur Besprechung eines so erhabenen katholischen Problems zu erheben, welches vielleicht den Geist der tiefsten Denker schon ermüdete. Aber man verzeihe mir, wenn der Drang meines Herzens, in welchem ich den Hilferuf jener unglücklichen Söhne Adams, unserer Brüder, höre, mich verleiten sollte, über die Grenze der Wahrheit und der Gewissheit hinauszuschießen. In dem Augenblick, als meine Seele sich mit Seufzen und innigem Gebet diesen Regionen zuwandte, wurde dieser Plan meinem Geist eingegeben. Wenn er einmal in die Tat umgesetzt nicht so schnell Erfolg haben sollte wie die mühevollen apostolischen Arbeiten in anderen Missionen, so gibt er doch die Richtung an, dasselbe Ziel zu erreichen. Sollte die vollständige Durchführung dieses Planes selbst die mir von Gott auf seinem ewigen Thron zugedachten Tage verkürzen, so habe ich doch kein anderes Verlangen als dieses.


[2755]

Nicht allein die Schwarzafrikaner im Inneren Afrikas, auch jene an den Meeresküsten und in anderen Teilen dieses Kontinents – obwohl aufgegliedert in Tausende von Stämmen – haben mehr oder weniger doch dieselben Naturanlagen, Gewohnheiten, Sitten und Neigungen miteinander gemein. Diese sind denen allzu bekannt, die sich schon seit langem zu ihrem Wohl einsetzen. Deshalb, scheint es mir, müsse die christliche Nächstenliebe auch gemeinsame Hilfsmittel zur Anwendung bringen, die geeignet wären, der großen Familie der Schwarzafrikaner Zugang zu den kostbaren Segnungen des katholischen Glaubens zu verschaffen. Deshalb scheint es mir angemessen, ja geradezu notwendig, bei den vielen Vorschlägen, die man zu Gunsten der Wiedergeburt der Schwarzafrikaner vorbringen könnte, demjenigen den Vorzug zu geben, der in sich ein klares Konzept enthielte und wirklich absolut einfach anzuwenden wäre. Solcher Art scheint mir nun der Plan zu sein, den ich zur Evangelisierung der Schwarzafrikaner entworfen habe. Denn obgleich er groß an Umfang ist und sehr mühevoll sein wird in seiner Durchführung, scheint er mir doch schlüssig und einfach in seiner Ausführung und seiner Anwendung zu sein.


[2756]

Dieser neue Plan würde sich indessen nicht nur auf die bisherigen Gebiete der zentralafrikanischen Mission beschränken, in denen ihre Wirksamkeit aus den oben erwähnten Gründen ohne Erfolg blieb, sondern würde das ganze Geschlecht der Schwarzafrikaner umfassen. Somit würde sich die Missionstätigkeit über fast ganz Afrika erstrecken, das heißt über die Teile, die von der äthiopischen Rasse bewohnt werden.


[2757]

Auch wenn es dem Hl. Apostolischen Stuhl leider nie gelungen ist, das Christentum bei den Stämmen der Schwarzafrikaner in Zentralafrika dauerhaft einzuführen, schenkte er doch den Küsten und Inseln Afrikas seine wohlwollende Aufmerksamkeit und gründete zwölf Apostolische Vikariate, neun Apostolische Präfekturen und zehn Diözesen. Sie alle entwickeln sich mehr oder weniger zufriedenstellend. Es sind:


[2758]

In Nordafrika:

Das Apostolische Vikariat von Ägypten, das den Minderbrüdern der Observanz anvertraut ist; das Apostolische Vikariat von Tunis, das den Minderbrüdern der Kapuziner anvertraut ist; die beiden Apostolischen Präfekturen von Oberägypten und Tripolis, die die reformierten Minderbrüder betreuen; und das von Marokko, das die Patres der Observanz aus der Provinz San Diego in Spanien betreuen.


[2759]

In Westafrika:

Die drei Apostolischen Vikariate von Senegambia, Sierra Leone und Guinea, die den Vätern vom Hl. Geist und den Missionaren vom Herzen Mariens anvertraut sind; und das Apostolische Vikariat von Dahomey, das dem Seminar für die afrikanischen Missionen in Lyon anvertraut ist. Die Apostolischen Präfekturen von Senegal und vom Kongo werden von den Vätern des Hl. Geistes und den Missionaren vom Herzen Mariens betreut. Die Apostolischen Vikariate von Annobon, Corisco und Fernando-Po werden von den Jesuiten betreut.


[2760]

In Südafrika:

Die beiden Apostolischen Vikariate der östlichen und westlichen Distrikte vom Kap der Guten Hoffnung sind den Missionaren aus dem Vereinigten Königreich (UK) anvertraut, und jenes von Natal den Oblaten von der Unbefleckten Empfängnis Mariens aus Marseille.


[2761]

In Ostafrika:

In Ostafrika ist das Apostolische Vikariat von Madagaskar den Jesuiten anvertraut; die Apostolische Präfektur von Sansibar den Missionaren vom Hl. Geist und den Missionaren vom Herzen Mariens; jenes von Nossibé, S. Maria und Mayotte den Jesuiten; und jenes der Seychellen den Kapuzinern der Provinz von Savoyen.


[2762]

In Nordostafrika:

Das Apostolische Vikariat von Abessinien ist den Patres der Kongregation für die Mission anvertraut, und das der Galla den Kapuzinern der Provinz von Frankreich.


[2763]

Von den zehn Diözesen im Norden Afrikas blüht ganz besonders die von Algier und im Osten jene von Port Louis auf der Insel St. Maurice und die von St. Denis auf der Insel Réunion im Indischen Ozean. Um den von mir vorgeschlagenen Plan zur Ausführung zu bringen, müsste selbstverständlich die Hilfe und Mitwirkung dieser schon bestehenden Präfekturen und Diözesen in Anspruch genommen werden. Denn von hier aus hat man einen besseren Einblick in die traurige Misere und das äußerste Elend der Bewohner im Inneren Afrikas, denen der leuchtende Glaubensstern noch nicht aufgegangen ist. So könnte mit der kräftigsten Unterstützung durch Rat und Tat das größte Unternehmen zur christlichen Wiedergeburt sämtlicher Stämme Schwarzafrikas wesentlich gefördert werden.


[2764]

Der Plan, den ich vorschlage, würde Folgendes beinhalten: Errichtung von Instituten sowohl für Mädchen wie für Jungen in allen Teilen Afrikas, die in geringer Entfernung von jenen Gebieten liegen, die von den Schwarzafrikanern bewohnt sind, und zwar an Orten, die sicher und schon einigermaßen zivilisiert sind und wo sowohl der Afrikaner als auch der Europäer leben und arbeiten könnte.


[2765]

Diese genau nach den kanonischen Vorschriften gegründeten Institute müssten Knaben und Mädchen aus den afrikanischen Stämmen aufnehmen, um sie in der katholischen Religion und den christlichen Sittenlehren zu erziehen, so dass später männliche und weibliche Gesellschaften gegründet werden könnten, die dann Schritt für Schritt in das Innere Afrikas vordringen könnten, um die Fahne des Glaubens zu entfalten und die empfangene Zivilisation weiterzugeben.


[2766]

Um diese Institute zu leiten, müssten die religiösen Orden und die Knaben- und Mädcheninstitute, die von der Kongregation der Propaganda Fide zugelassen sind, mit deren Zustimmung und in gegenseitigem Einvernehmen mit den Generaloberen dieser Institute berufen werden.


[2767]

Diese Institute würden unter der Jurisdiktion der schon an den Küsten Afrikas bestehenden Apostolischen Vikariate und Präfekturen stehen oder unter der Jurisdiktion jener Apostolischen Vikariate und Präfekturen, die von der Kongregation der Propaganda Fide im Zusammenhang mit dem neuen Plan gegründet würden.


[2768]

Das Leitungspersonal dieser Institute würde die Leitung über die eigenen äthiopischen Alumnen nach den Regeln und dem Geist ihres eigenen Instituts übernehmen, allerdings angepasst an die Bedürfnisse und Gegebenheiten des Inneren Afrikas. Man würde sehr darauf achten, dass diese Institute für Afrikaner gut geführt und entwickelt würden. Dabei würde man natürlich nichts unterlassen, um das Gute und Nützliche in dem Land zu fördern, in dem sich die Institute befinden.


[2769]

Zum Zweck der Errichtung von europäischen Missionsgesellschaften, welche auf der Basis der vorher erwähnten Bedingungen die afrikanischen Institute zu leiten und neue Missionen unter den afrikanischen Völkern zu gründen hätten, werden in Europa kleine Kollege für die afrikanischen Missionen gegründet mit dem Zweck, den Weg zum Apostolat in Afrika für alle Weltpriester der katholischen Nationen zu öffnen, die von Gott für eine so bedeutsame Mission berufen würden.


[2770]

Indem wir die Freiheit und das System eines jeden männlichen wie weiblichen Ordens respektieren, die Eingeborenen nach den Ideen ihrer Ordensgemeinschaft und entsprechend ihrer Talente zu erziehen, wagen wir unser Urteil abzugeben und Folgendes vorzuschlagen: Der Unterricht in den Instituten, die in ganz Afrika zu errichten wären, müsste darin bestehen, in den Seelen der Alumnen den Geist Jesu Christi einzupflanzen und zu festigen, sie zur Treue im Glauben und zur Unversehrtheit in den Sitten und der christlichen Moral zu erziehen und ihnen die Inhalte des katholischen Katechismus sowie Grundkenntnisse des menschlichen Wissens zu vermitteln. Außerdem würde jeder Mann Anleitung für den landwirtschaftlichen Anbau oder in dem einen oder anderen nützlichen Handwerk erhalten. Die Mädchen würden Unterricht in den wichtigsten Handarbeiten erhalten, damit die Ersteren brauchbare, ehrenhafte, tüchtige, nützliche und aktive Männer würden und die Mädchen rechtschaffene, tugendhafte und geschickte Familienmütter. Wir glauben, dass diese aktive Anleitung zur Arbeit, die wir allen Schülern der afrikanischen Institute erweisen würden, sich stark zum moralischen und geistlichen Vorteil der Individuen der äthiopischen Rasse auswirken würde, die ja eher zur Bequemlichkeit und zum Müßiggang neigt.


[2771]

Ist die Erziehung in den Instituten auf diese Weise zur Vollendung gebracht, wird die Leitung den Individuen beiderlei Geschlechts, welche aus der Jurisdiktion des eigenen Instituts heraustreten, alles Gute erweisen, was innerhalb der Grenzen ihrer Möglichkeiten liegt. Man wird ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit sie befähigt werden, die gesunden Grundsätze der Religion und der Moral, die ihnen durch diese Erziehung in die Seele geprägt wurden, zu bewahren.


[2772]

Aus jedem dieser Institute, welche ringsum in den Küstengebieten des afrikanischen Kontinents angelegt werden sollen, werden sich ebenso viele männliche wie weibliche Genossenschaften bilden, die bestimmt sind, in die Regionen des Inneren Afrikas verpflanzt zu werden, um dort das segensvolle Werk des katholischen Glaubens zu beginnen und einzupflanzen und Missionsstationen zu gründen, aus denen das Licht der Religion und der Zivilisation ausstrahlen werde.


[2773]

Die Gemeinschaft junger Afrikaner, die sich zusammensetzt aus Individuen, die man für geeignet hält für dieses großartige Werk, wird sich wie folgt zusammensetzen:

  1. Die Katechisten. Ihnen wird man eine umfassendere Ausbildung in den Glaubenswahrheiten geben.
  2. Die Lehrer. Ihnen wird man eine Ausbildung in den notwendigen Grundkenntnissen ermöglichen, damit sie diese im Inneren Afrikas weitergeben können. 
  3. Die Handwerker. Ihnen wird man die praktischen und notwendigen Kenntnisse des Handwerks vermitteln, die ihnen im Inneren des Kontinents nützlich sein werden, um tüchtige und geeignete Landwirte, Mediziner, Wundärzte, Krankenschwestern, Apotheker, Schreiner, Schneider, Kürschner, Schmiede, Maurer, Schuhmacher etc. auszubilden. Diese Gruppe von Handwerkern wird ebenso ehrenhafte und tüchtige Händler heranbilden, um den Handel mit nationalen und exotischen und für das Leben nützlichen Objekten zu fördern, um allmählich jene Quelle des Wohlstandes zu erschließen und die afrikanischen Völker aus ihrer Verschlafenheit und Bequemlichkeit auf das Niveau zivilisierter Völker zu führen. Dabei sollen dann durch den Fleiß der Eingeborenen die materiellen Mittel entstehen, die geeignet sind, die katholischen Missionen im Inneren Afrikas zu entwickeln und zu erhalten.

[2774]

Die Gemeinschaft der jungen Afrikanerinnen, zu der die für dieses hohe Ziel geeignetsten Individuen gehören, wird sich folgendermaßen zusammensetzen:

  1. Die Erzieherinnen. Ihnen wird man eine Ausbildung in Religion und katholischer Moral ermöglichen, damit sie diese Grundsätze und ihre Praxis in die weibliche afrikanische Gesellschaft hineintragen, von der, wie wir meinen, hauptsächlich die Wiedergeburt der großen afrikanischen Familie abhängen wird. 
  2. Die Lehrerinnen und Familienmütter. Diese müssen die Ausbildung der Frauen fördern im Lesen und Schreiben, im Rechnen, im Spinnen, im Nähen, Weben, im Krankendienst und in allen häuslichen Diensten, die am nützlichsten sind für die Länder Zentralafrikas.

[2775]

Diese Gruppen, die aus den verschiedenen Instituten hervorgehen, welche in den Küstenregionen Afrikas angesiedelt sind, werden allmählich in die verschiedensten Länder des Inneren Afrikas vordringen. Die einzelnen Individuen werden sich für die Verbreitung der Religion und der Zivilisation einsetzen, wofür sie in ihrem Institut vorbereitet wurden. Sie werden außerdem in diesen jungfräulichen Ländereien, die zur Besiedlung frei stehen, den Ackerbau fördern. Jeder wird den Lebensstand ergreifen können, zu dem er sich am meisten hingezogen fühlt.


[2776]

Aus der Klasse der Katecheten wählt man diejenigen jungen Afrikaner aus, die sich am meisten durch Frömmigkeit und Wissen auszeichnen und an denen man vorzugsweise eine Neigung zum geistlichen Stand bemerkt. Diese sollen für den Dienst am Altar bestimmt werden. Aus dem Lehrplan für diese bevorzugte Klasse wird man eine Menge von Lehrgegenständen herausnehmen, die (üblicherweise) den Alumnen in Europa vorgetragen werden. Man wird sich dabei auf die notwendigsten theologischen und wissenschaftlichen Disziplinen beschränken, die ausreichend sind für die Bedürfnisse und Anforderungen jener Länder. Angesichts der raschen körperlichen und geistigen Entwicklung der eingeborenen Afrikaner braucht sich dieser Unterricht nicht, wie es in Europa der Fall ist, über zwölf oder mehr Jahre erstrecken. Wir würden ihn gern auf sechs bis acht Jahre beschränkt sehen, so wie man es für angebracht hält. Doch wegen der Unbeständigkeit und der Verweichlichung, die den Charakter der äthiopischen Rasse kennzeichnen, ist äußerste Vorsicht geboten bei der Auswahl und Zulassung der Kandidaten zu den heiligen Weihen. Wir sind fest überzeugt, dass es absolut notwendig ist, es zur Vorschrift zu machen, dass nur diejenigen in der Vorbereitung auf die Priesterweihe vorrücken können, die einige Jahre Standhaftigkeit in den erlernten Grundsätzen bewiesen und in strengstem untadeligem Zölibat auf Missionsstationen im Inneren Afrikas gelebt haben. Die gleichen Vorsichtsmaßnahmen halten wir für notwendig bei der Ausbildung von Ordensfrauen und Ordensmännern, ganz gleich welcher Ordensgemeinschaft.


[2777]

Ebenso müsste sich aus der Schar der jungen Afrikanerinnen, die nicht in den Ehestand treten wollen, die Gruppe der Schwestern [Jungfrauen] der Barmherzigkeit bilden. Sie müssten aus solchen bestehen, die sich auszeichnen durch Kenntnisse des Katechismus, der Sprachen und der weiblichen Hausarbeiten. Diese privilegierte Gruppe bildet die auserlesenste Schar der weiblichen Familie. Sie ist dazu bestimmt, die Volksschulen zu leiten, die wichtigsten karitativen Dienste auszuüben sowie den Dienst der katholischen Frau unter den Stämmen Afrikas zu verrichten.


[2778]

Dank der höchst bedeutungsvollen Berufserfüllung des einheimischen Klerus und der Schwestern der Nächstenliebe, unterstützt durch das segensvolle Wirken der Katecheten, der Lehrer, Handwerker, Lehrerinnen und Familienmütter werden auf diese Weise allmählich zahlreiche katholische Familien entstehen, die zu einer blühenden christlichen Gesellschaft heranwachsen. Indem sie ihren segensreichen Einfluss auf die afrikanische Familie ausweitet, wird unsere heilige katholische Religion ihre wohltuende Macht über die weit ausgedehnten und noch unerforschten Regionen des Inneren Afrikas erstrecken.


[2779]

Die Erfahrung hat gezeigt, dass nur ein fortwährender Aufenthalt, nicht ein vorübergehender, in den Ländern im Inneren Afrikas dem Europäer gefährlich und tödlich werden kann. Deshalb sollen die Gründungen von Missionen und christlichen Gemeinden, die im Lauf der Zeit in Zentralafrika stattfinden, nur von den zu diesem Zweck von den zuständigen Apostolischen Vikaren und Präfekten beauftragten europäischen Missionaren begonnen und eingeführt werden. Diese müssen jedes Jahr oder alle zwei Jahre wechseln und sich in der Leitung der zentralen Missionsstationen ablösen, und zwar solange, bis die Erfahrung gezeigt hat, dass man die ständige Leitung der von den europäischen Missionaren gegründeten Missionsstationen und der christlichen Gemeinden im Inneren Afrikas erprobten einheimischen Priestern oder Katechisten anvertrauen kann.


[2780]

Auf der anderen Seite haben statistische Daten über die afrikanischen Missionen gezeigt, dass die europäische Frau wegen ihrer körperlichen Anpassungsfähigkeit, wegen ihrer beständigen Moral sowie aufgrund der häuslichen und sozialen Gewohnheiten den harten klimatischen Bedingungen weit besser widersteht als der europäische Missionar. Deshalb könnte man im Einverständnis mit den Apostolischen Präfekten Ordensinstitute in Gebieten im Inneren Afrikas errichten, die für Europäer weniger gesundheitsschädlich sind, und diese könnten von europäischen Ordensfrauen geleitet werden, um durch den wunderbaren und wichtigen Dienst der katholischen Frau die Wiedergeburt der großen afrikanischen Familie noch wirksamer voranzubringen.


[2781]

Außerdem halte ich es für zweckmäßig und nützlich, dass die Hl. Kongregation der Propaganda Fide die Apostolischen Präfekten und Vikare mit gesetzmäßiger Jurisdiktion bevollmächtige, häufige apostolische Visitationen in den im Inneren gelegenen Missionen und christlichen Gemeinden vorzunehmen, um das religiöse Leben dort zu stärken und zu korrigieren und die Bedingungen des katholischen Glaubens in diesen Gegenden zu verbessern, wo häufig ein hässlicher Egoismus und der Fanatismus des Islam das Werk des christlichen Priesters zerstört und wo außerdem die Lebensart, das Klima und viele andere besondere Umstände den Geist und den Körper erlahmen lassen und die Gefahr droht, dass durch ein Nachlassen der geistlichen Disziplin der Glaube in Gefahr geraten könnte. Die zu diesem Zweck entsandten tüchtigen europäischen Missionare könnten ohne die geringste Gefahr für ihr Leben aus den vorher erwähnten Gründen mit großem Erfolg ihre wichtige Mission ausfüllen.


[2782]

Um den Talentiertesten, die aus den jungen einheimischen Missionaren hervorgehen, eine noch höhere Ausbildung zu gewähren und um sie zu ausgezeichneten geistigen Spitzen der Missionen und der christlichen Gemeinden im Inneren Afrikas zu befähigen, könnte die Gesellschaft, die zur Durchführung und Leitung des Planes errichtet würde, im Verlauf des Fortschrittes des großen Werkes kleine theologische und wissenschaftliche Universitäten gründen, und zwar an den wichtigsten Punkten rings um den afrikanischen Kontinent. Diese könnten sein Algerien, Groß-Kairo, S. Denis auf der Insel Réunion im Indischen Ozean und einige wichtige Städte an der Westküste Afrikas am Atlantischen Ozean.


[2783]

In diesen Universitätszentren wie auch an verschiedenen wichtigen und bedeutenden Orten auf den Inseln und an der Küste, die Afrika umgibt, können im Laufe der Zeit kleine Institutionen zur Weiterbildung im Handwerk errichtet werden für jene jungen Afrikaner, die am geeignetsten erscheinen, um eine weitere Ausbildung zu erhalten. So könnten sie durch die Einführung des Handwerks die materiellen Bedingungen der ausgedehnten Stämme Afrikas verbessern und den Missionaren den Weg vorbereiten, um den Glauben noch radikaler und dauerhafter einzupflanzen.


[2784]

Um diesen neuen Plan durchzuführen wird eine Gesellschaft gegründet, die sich zusammensetzt aus intelligenten Personen mit Herz und Unternehmungsgeist. Sie wird den Namen tragen: GESELLSCHAFT DER HEILGSTEN HERZEN JESU UND MARIENS FÜR DIE WIEDERGEBURT AFRIKAS unter der Schutzherrschaft der UNBEFLECKTEN JUNGFRAU MARIA, DES HL. JOSEF, BRÄUTIGAM MARIENS, UND DER APOSTELFÜRSTEN.


[2785]

Die besondere Mission dieser Gesellschaft wird es sein, erklärende Informationen zu geben und alle Kräfte der katholischen Kirche zu Gunsten Afrikas einzusetzen. Aufgabe der Gesellschaft würde es sein:

  1. Mit der Kongregation für die Glaubensverbreitung in ständigem Kontakt zu bleiben, um über jede einzelne der wichtigsten Unternehmungen des Werkes zu verhandeln.
  2. Kontakt zu halten mit den Generalleitungen der weiblichen und männlichen Orden und Kongregationen, um sich über das notwendige Personal zu einigen, das für die Gründung afrikanischer Institute oder die Errichtung von Apostolischen Vikariaten oder Präfekturen in Afrika notwendig ist.
  3. Mit dem frommen Werk der Glaubensverbreitung und den Vereinigungen, die das gleiche Ziel verfolgen, zu verhandeln mit dem Ziel, sich der finanziellen und materiellen Mittel zu versichern, die notwendig sind für die Missionen und die Gründung von Instituten auf afrikanischem Boden, denen die Genehmigung der Kongregation der Propaganda Fide vorausgehen muss. 
  4. Die nötigen finanziellen und materiellen Mittel zu besorgen für den Aufbau und den Unterhalt der vorbereitenden Werke in Europa, die dazu dienen, Personal für die Missionen in Afrika auszubilden.

[2786]

5. kleine Schulen für die afrikanischen Missionen zu gründen, und zwar in den günstigsten Zentren der verschiedenen katholischen Nationen zu dem Zweck, den Weg zum Apostolat in Afrika allen Personen des Weltklerus, die von Gott zu diesem hohen Dienst berufen sind, zu öffnen. Außerdem kleine Gewerbeschulen zu errichten, in denen geeignete Personen ausgebildet werden, damit der Unterricht in allen im Leben der Gesellschaft notwendigen Handwerke in den afrikanischen Instituten erteilt werden kann.


[2787]

6. Wenn der Verein über das notwendige Personal zur Gründung eines Instituts in Afrika verfügt und ihm von Seiten der frommen Vereinigungen für die Glaubensverbreitung in Absprache mit seiner Eminenz, dem Kardinalpräfekten der Kongregation für die Glaubensverbreitung, die besondere Unterstützung zugesagt ist, wendet er sich an den Apostolischen Vikar oder Präfekten jener afrikanischen Mission, in dessen Jurisdiktionsbereich das erwähnte Institut errichtet werden soll, um die erforderliche Genehmigung zu erhalten. 

7. Der Verein steht in direktem Kontakt mit den Apostolischen Vikaren oder Präfekten aller afrikanischen Missionen, um sich über die topografischen Bedingungen, die Sitten und Gebräuche und die Geschichte der afrikanischen Völker zu informieren. Auf Grund der praktischen Erfahrungen in ihrem Apostolat können wir die geeignetsten Personen für einen wirksamen und umfassenden Einsatz zur Verbreitung des katholischen Glaubens unter den Stämmen im Inneren Afrikas vorbereiten.


[2788]

8. Der Verein wird schließlich die wirksamsten Mittel für die Durchführung des Planes studieren und wird all jene Elemente der katholischen Kirche aufwecken und in Aktion versetzen, die gegenwärtig noch nicht an der Wiedergeburt der Afrikaner beteiligt sind. Sie wird jene, die bereits bestehen, mit neuem Leben und Schwung erfüllen. Wenn also alle Kräfte der katholischen Kirche zu Gunsten Afrikas zum Einsatz kommen, werden aus diesem Werk neue Ideen hervorgehen, neue Einsichten, neue Institutionen und neue Pläne, die geeignet sind, den Dienst am Evangelium noch weiter und wirksamer auszubauen in den weiten und unerforschten Regionen des Inneren Afrikas.


[2789]

Unser Plan stellt sich also, bildlich gesprochen, wie ein Schlachtfeld dar. Er ist dazu bestimmt, die Festung des bis jetzt uneingenommenen Afrika zu belagern. Da es wiederholten Versuchen verschiedener apostolischer Expeditionen nicht gelungen ist, die Festung durch einen Angriff einzunehmen, und ihr Bemühen immer mit dem Opfer der unerschrockenen Angreifer endete, haben wir die Taktik der Belagerung angewandt. Und unsere Institute, gegründet in den Grenzgebieten der großen afrikanischen Halbinsel, stellen sich dar wie kleine Brückenköpfe, die wir für diesen Zweck brauchen.


[2790]

Wir sind erfüllt von der stillen Hoffnung, dass der neue Plan für die Wiedergeburt Afrikas die Zusammenarbeit all jener heiligen Institutionen erhalten wird, die sich bis jetzt bemüht und versucht haben, der äthiopischen Rasse die geistlichen Vorteile zu bringen. Der Plan gefiel unserem Heiligen Vater, dem unsterblichen Pontifex Pius IX., und wurde mit großer Begeisterung von vielen bekannten Prälaten und Bischöfen der katholischen Kirche und den berühmtesten kirchlichen und weltlichen Intellektuellen in der Welt angenommen. Wir hoffen, dass er beschützt und begleitet wird von jenen frommen Vereinen, die den von der Propaganda Fide errichteten frommen Werken Gelder und materielle Mittel zur Verfügung stellen. Er wird auch Annahme finden und wohlwollende Unterstützung in den Herzen der Katholiken der ganzen Welt, die erfüllt sind vom Geist jener übernatürlichen Nächstenliebe, die das ganze Universum umfasst und die der göttliche Heiland auf die Welt gebracht hat.


[2791]

Wir hoffen, ja wir hoffen wirklich, dass die heilige Kirche, als Echo des ewigen Wortes des Sohnes Gottes, der dazu bestimmt ist, durch die Jahrhunderte hindurch über alle Nationen der Welt zu herrschen, ihren glorreichen Mantel über jenen großen Teil seiner Erbschaft ausbreiten wird. Wir hoffen, dass ihre hochherzigen Söhne voll Eifer aus allen Ecken der Welt zusammenkommen werden, um ihrem Werk zu Hilfe zu eilen, um den verirrten afrikanischen Stämmen das Christentum und die Zivilisation zu bringen, die von der glühenden Hitze verbrannt sind, aber nach über vierzig Jahrhunderten noch immer nicht vom wahren Licht erleuchtet wurden. Die Apostel, die an diesem großen Unternehmen teilnehmen, werden nicht die Beutestücke der Besiegten nach Europa bringen. Sie werden vielmehr den Besiegten den Schatz des katholischen Glaubens und der europäischen Zivilisation bringen. Sie werden diese Völker nicht wie Eroberer unterwerfen, sondern nach dem Vorbild des guten Hirten die sich in die Dornen verlorenen Schafe auf ihre Schultern nehmen und sie aus der Unterdrückung, in der sie seufzen, herausführen und triumphierend auf freie und fruchtbare Weiden der Kirche führen. Ja, sie werden nicht durch Gewalt erobert, sondern werden Sieger über sich selbst und über ihre Natur sein, sie werden mit der Taufe die wahre Religion erobern und die große Wohltat der Zivilisation.

D. Daniel Comboni

Afrikamissionar

[Vom Plan haben wir den Text des ersten Manuskripts aus dem Jahr 1864 gebracht und diese letzte Ausgabe als Dokumentation, um die Änderungen, die er bis zu dieser Ausgabe erfahren hat, zu dokumentieren.]


423
Propagaz.della Fede, Lione
1
1871

Nr. 423 (396) AN DIE Glaubensverbreitung VON LYON

„Annales de la Propagation de la Foi“

v. XLIV (1872), SS. 21-25, Lyon

1871

[Auszug]

424
Estratto (spagnolo)
1
1871

Nr. 424 (397) AUSZUG AUS DEN ERINNERUNGEN

VON BISCHOF COMBONI

„Mensajero del Sagrado Corazón” 1871, v. II, SS. 33-39

1871

425
Mons. Luigi di Canossa
0
Inizio 1872

Nr. 425 (398) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/91

Anfang 1872

[Der erste Teil des Briefes fehlt.]

[2792]

His positis, nach meiner Meinung sollte Eure Exzellenz einen Brief folgenden Inhalts an den guten P. Callisto schreiben und ihn an die Propaganda Fide verweisen, sollte er seine afrikanischen Projekte gleich verwirklichen wollen.


[2793]

„Es freut mich sehr, dass Sie fest entschlossen sind, die französischen Trinitarier für das Apostolat unter den armen Afrikanern einzusetzen. Ich würde Sie gerne bei Ihrem heiligen Vorhaben mit all meinen Kräften wirksam unterstützen. Aber gegenwärtig ist mir das aus folgenden Gründen unmöglich:

  1.  Wegen der Nachwirkungen des Krieges unterstützen weder die Werke der Glaubensverbreitung von Lyon und Paris noch der kleine Verein von Köln meine Institute von Kairo wie früher. Deswegen musste ich D. Comboni in verschiedene Städte schicken, um zusätzliche Spenden zu sammeln. Nur mit großer Mühe können die Institute weitermachen.
  2. Nach meiner Erfahrung mit zwei Kamillianern, die mit einem päpstlichen Schreiben ausgestattet waren, möchte ich keine Ordensleute mehr ohne vorherige Abmachung mit den entsprechenden Generaloberen in meinen Instituten von Ägypten anstellen, da ich diesen und auch der Propaganda Fide, die alles genau geregelt wissen wollen, große Unannehmlichkeiten verursachen würde. 
  3. Dass meine Institute von Ägypten gegründet werden konnten, verdanke ich der besonderen Erlaubnis des Apostolischen Delegaten von Ägypten. Es wäre jetzt nicht ratsam, ihn zu ersuchen, die Trinitarier bei uns aufzunehmen, ohne vorher meine Institute entsprechend konsolidiert zu haben. Um das zu erreichen, müssen einmal die stürmischen Umwälzungen aufhören und Ruhe eintreten und die großzügigen Spenden der Wohltätigkeitsvereine wieder regelmäßig fließen.

[2794]

Das ist die jetzige Lage. Wenn wir dann einmal mehr Ruhe haben und der Heilige Stuhl meinen Instituten ein weites Missionsgebiet mit eigener und unmittelbarer Jurisdiktion übergibt, was bald zutreffen wird, dann werden wir gemeinsam den bestmöglichen rechtlichen und angemessenen Weg finden, um Ihren heiligen Wünschen entgegenzukommen. In der Zwischenzeit können Sie sich um die Vorbereitung von guten Ordensleuten in Frankreich bemühen, das so reich an Berufungen für Liebeswerke ist.


[2795]

Ich lege Ihnen eine Kopie der Antworten auf Ihre fünf Fragen bei, die mir D. Comboni zuschickte, der Ihnen seine herzlichsten Grüße sendet.“

  1. Sollte der Bischof von Verona, der Obere des Werkes, die Trinitarier bei uns in Ägypten aufnehmen wollen, dann werde auch ich dafür stimmen; sollte Ihre Exzellenz dagegen sein, werde auch ich dagegen sein.
  2. Es ist wohl besser, wenn sich die Trinitarier in Ägypten wie wir kleiden. Ihr Habit, der auf den Loskauf von Sklaven hinweist, ist allzu sehr bekannt. Er könnte unseren Feinden auf die Nerven gehen und dem Werk Nachteile bringen.
  3. Die Franzosen sollten besser von Marseille aus aufbrechen. Wer kein Beglaubigungsschreiben der Propaganda Fide und der österreichischen Botschaft mitbringt, erhält in Triest nur eine unbedeutende Ermäßigung, welche die Reisespesen von Frankreich nach Triest oder Brindisi nicht wettmacht.
  4. Das Konzil hat für Afrika nichts erreicht, da es vorzeitig abgebrochen wurde. Der Papst nahm jedoch das ‚Postulatum pro Nigris Africae Centralis‘ an und stimmte zu, dass es in der Gruppe ‚De Missionibus Apostolicis‘ behandelt werde.
  5. Die Trinitarier müssen die Dokumente ihrer Oberen von Rom mitbringen, zusammen mit dem bereits erfolgten Einvernehmen der Propaganda Fide.

Indem ich um Ihren Segen bitte und Ihren heiligen Ring küsse, verbleibe ich in den heiligsten Herzen Jesu und Mariens

Ihr gehorsamer und unwürdiger Sohn

D. Dan. Comboni

M. A.


426
Sorelle Girelli
0
Verona
1.1872
[2796]

in seiner Güte und Weisheit hat der Verwalter (der ein gutes Herz und einen klaren Kopf hat) jene gute Nonne aus Padua, von der sie sprachen, inspiriert, sich dem heiligen Werk von Zentralafrika zu weihen. Deswegen holte ich sie ab und brachte sie mit einer anderen Postulantin nach Montorio Veronese, in die Nähe von Verona. Deswegen möge die gute Postulantin, die ich in Brescia traf, doch gleich hierher kommen.


[2797]

Bald komme ich nach Brescia, und wir können dann unsere Angelegenheiten ausführlich besprechen. In der Zwischenzeit können Sie über das, was ich Ihnen sagte, nachdenken. Mit einem Wort, Sie können ihr sehnliches Verlangen nach guten Werken stillen und Europa und Afrika wie ein Arbeitsfeld unter sich aufteilen, indem sich die eine um das Werk der hl. Angela Merici und die andere um das unglückliche Afrika kümmert. Da ich wie Sie sehr beschäftigt bin, wünsche ich Ihnen ein glückliches Neues Jahr. Schicken Sie mir gleich die brave Postulantin, die ich in Ihrem Haus kennenlernte. Der Herr fülle Ihre Herzen mit seinem Segen.

Das sind die Wünsche Ihres ergebenen und ehrerbietigen

D. Daniel Comboni


427
Don Negroni Lorenzo
1
Verona
13. 1.1872

Nr. 427 (1205) AN DON LORENZO NEGRONI

ACR

Verona, 13. Januar 1872

[Widmung auf einem Antiphonarium Romanum.]

428
Regole e Organizzazione
0
Verona
2.1872
[2798]
  1. Generalpräsident: Exzellenz Luigi di Canossa, Bischof von Verona.
  2. Vizepräsident: Msgr. Luigi Perbellini, Kanoniker und Erzpriester des Domes von Verona.
  3. Generaldirektor: D. Daniel Comboni, Oberer der afrikanischen Institute von Ägypten.
  4. Vizegeneraldirektor: D. Antonio Squaranti, Rektor des Missionsinstituts für Afrika in Verona.
  5. Generalsekretär: D. Tommaso Toffaloni, Direktor der Glaubensverbreitung von Verona.

Beiräte

  1. Msgr. Stefano Crosatti, Geheimkämmerer seiner Heiligkeit und Generalvikar von Verona.
  2. Dr. Msgr. Giuseppe Codognola, Bußkanoniker im Dom.
  3. D. Pietro Dorigotti, Rektor des bischöflichen Seminars von Verona.
  4. Marquese Ottavio di Canossa
  5. Marquese Francesco Fumanelli
  6. Marchese Giuseppe Fumanelli 
  7. Don Agostino Mosconi, Direktor der Kirche zur hl. Klara in Verona.

[2799]

Missionsinstitut für Afrika in Verona

I. Kapitel

Ziel und Zweck des Instituts

Letztes Ziel des Missionsinstituts für Afrika ist die Hinführung der armen Afrikaner von Zentralafrika zum katholischen Glauben. Diese sind die unglücklichsten und am meisten Vernachlässigten der Welt und stöhnen in der dichten Dunkelheit des Heidentums.


[2800]

Das unmittelbare Ziel ist die Vorbereitung und Aussendung von Aposteln, die sich der Wiedergeburt der Afrikaner von Zentralafrika weihen mit Hilfe von Liebesdiensten, Unterricht und anderen Mitteln apostolischen Dienstes, ohne andere Möglichkeiten auszuschließen, die sich ihnen an Ort und Stelle zufällig anbieten sollten.


[2801]

Das Institut ist ein Seminar, das immer und in erster Linie dem Stellvertreter Jesu Christi, dem römischen Papst, und der Heiligen Kongregation der Propaganda Fide untersteht. Es nimmt Kandidaten auf, die von Gott für diese schwierige Mission berufen sind, erzieht sie und bildet sie für den apostolischen Dienst aus. Es steht unter dem Vorsitz des Bischofs von Verona und wird von ihm als Generalpräsident geleitet. Ihm zur Seite steht ein Rat (Zentralrat des Werkes für die Wiedergeburt Afrikas), bestehend aus kirchlichen Vertretern und Laien, die der Bischof selbst unter den vornehmsten Persönlichkeiten seiner Diözese auswählt. Sie treffen sich unter seinem Vorsitz, um geistliche und praktische Angelegenheiten des Instituts zu besprechen.


[2802]

Das Institut wird von einem Superior mit dem Titel Rektor geleitet, der aus den altbewährten Missionaren gewählt wird, von einem Novizenmeister und Spiritual, von einem Verwalter für die Verwaltung der zeitlichen Güter und von einem Fremdsprachenprofessor. Alle werden vom Bischof ernannt. Diese Letztgenannten bilden den Rat des Rektors, der sie in wichtigen Fällen zu Rate ziehen muss. Da das Institut an das bischöfliche Seminar angrenzt, kann es sich für die theologische und wissenschaftliche Ausbildung seiner Professoren bedienen.


[2803]

II. Kapitel

Mittel zur Erreichung des Zieles des Instituts

Die Mittel, um den Zweck des Instituts zu erreichen, sind zweifacher Art: formaler und materieller. Zuerst sprechen wir von den formalen Mitteln. Darunter sind die Personen zu verstehen, die in die Mission geschickt werden. Die Personen, die Mitglieder des Instituts werden wollen, können Geistliche sein, das heißt entweder Kleriker oder Priester, oder einfach nur Laien; beide Gruppen kommen vom weltlichen Stand.


[2804]

Erster Artikel

Eigenschaften der Aspiranten für die Aufnahme im Institut

Folgende Eigenschaften werden von den Aspiranten verlangt, die im Institut für die Missionen von Nigrizia aufgenommen werden wollen:

  1. Jeder Aspirant muss von kräftiger Gesundheit [Konstitution] sein, gesunden Menschenverstand haben und wenigstens durchschnittlich begabt sein.
  2. Er darf nicht unter sechzehn Jahre und nicht über fünfunddreißig Jahre alt sein.
  3. Ein Kleriker oder Priester darf nicht ohne Zustimmung seines Bischofs aufgenommen werden. Ist er minderjährig, braucht er die Erlaubnis der Eltern oder ihrer Vertreter.
  4. Er muss besten Ruf genießen bezüglich Frömmigkeit und Lebensführung, Charakterfestigkeit und Benehmen. 
  5. Er muss fest entschlossen sein, sich Gott für die Wiedergeburt Afrikas zu weihen, und für jene Dienste bereit sein, die ihm im Gehorsam übertragen werden, und das bis zu seinem Tod.

[2805]

Der Rektor des Instituts muss sich genauestens über die Eigenschaften des Aspiranten erkundigen. Sind diese vorhanden, muss er die Aufnahme dem Bischof vorschlagen, von dem allein die Zulassung abhängt.

PS: Vom Alter und von der Aufnahme von Aspiranten aus dem Ordensstand (die vom Orden oder der Kongregation rechtskräftig entbunden sind), die außerordentliche Fähigkeiten haben und wenn außerordentliche Umstände es nahe legen, kann der Bischof als Präsident dispensieren.


[2806]

Zweiter Artikel

Normen, die der Rektor bei der Aufnahme

von Aspiranten befolgen soll

Bei der Aufnahme eines Kandidaten ins Institut soll der Rektor stets die Ehre Gottes und das Seelenheil im Auge haben, ohne Rücksicht auf Empfehlungen, Herkunft oder Beziehungen des Aspiranten. Da der Fortschritt der Mission von der guten Auswahl der Arbeiter abhängt, wird er mit größter Sorgfalt jeden Aspiranten prüfen, ob er die im obigen Artikel verlangten Eigenschaften besitzt.


[2807]

Nach innigem Gebet, und nachdem auch der Aspirant selbst angeleitet wurde, um das notwendige Licht bei der Berufswahl zu beten, wird der Rektor mit dem Aspiranten über das beschwerliche und erhabene Unterfangen sprechen, dem er sich anschließen möchte. Er wird die Mühen und Entbehrungen aufzählen, die er auf sich nehmen muss, und die Lebensgefahr erwähnen, der er oft ausgesetzt sein wird. Er wird auf die Einsamkeit hinweisen, in der er sich nicht selten befinden wird, und auf die Gefahren, denen er durch die Sitten und Gebräuche jener Völker ausgesetzt sein würde ohne solide Tugenden und dauerhafte und standfeste Keuschheit.


[2808]

Er muss den Aspiranten auch ermahnen, sich in seinen Erwartungen ja nicht von irgendeinem zweitrangigen Motiv leiten zu lassen wie weltlichem Ruhm, Abenteuerlust nach fremden Ländern etc. Er muss ihm beibringen, dass er in der Mission nichts zu leisten imstande sein wird, wenn er nicht bereit ist, den letzten Platz einzunehmen und damit zufrieden zu sein. Er wird oft arbeiten, Mühen ertragen und schwitzen müssen, ohne dass jemand außer Gott weiß, was er leistet, und oft ohne dass eine Erinnerung daran bleiben wird. Er wird dem Aspiranten beibringen, dass er manchmal wegen der ungünstigen Umwelt nicht das geringste Entgegenkommen bei den Afrikanern finden wird, die dem Fremden gegenüber stets misstrauisch sind und ihm nicht trauen. Deswegen wird er sich manchmal niedergeschlagen und einsam fühlen, so dass er versucht sein wird, die Arbeit aufzugeben. Wenn er sich aber nur aus Liebe zu Gott der Mission widmet, wird er von ihm mit innerlichen Tröstungen gestärkt werden, die ihm jede Mühe leicht, jede Qual süß und jede Gefahr erträglich machen werden.


[2809]

Der Rektor muss dann genaueste Informationen einholen und sich vergewissern, dass der Aspirant alle vom Institut erwarteten Eigenschaften besitzt. Er muss auch die Mitglieder seines Rates und andere kluge Personen fragen, ob sie nach gründlichen Überlegungen in ihrem Gewissen der Meinung sind, dass der Postulant ins Institut aufgenommen werden soll. Sollte der Aspirant jung sein und noch einen guten Teil seines Studiums vor sich haben, muss ihn der Rektor davor warnen, sich nicht etwa nur dem Institut anschließen zu wollen, um seine Studien fortsetzen zu können im Hinblick auf eine Laufbahn als Welt- oder Ordenspriester oder nur auf eine kirchliche Karriere, ohne sich aber der Mission weihen zu wollen. In diesem Fall wäre er verpflichtet, dem Institut die Unterhaltskosten zurückzuzahlen, die für ihn zweckentfremdet ausgegeben wurden. Sind alle Informationen positiv ausgefallen, legt der Rektor das Gesuch dem Generalpräsidenten vor, damit er, falls er einverstanden ist, die Erlaubnis zur Aufnahme erteilt.


[2810]

Dritter Artikel

Ausbildung der Kandidaten des Instituts

Die Alumnen des Instituts müssen im Verlauf des ersten Monats nach ihrem Eintritt zehntägige Exerzitien machen und eine Generalbeichte bei einem vom Oberen ernannten Beichtvater ablegen. Dann beginnen sie das zweijährige Noviziat. Die Kandidaten werden in das Gebet eingeführt und gewöhnen sich an Abtötungen, Zurückgezogenheit und an den Verzicht auf den eigenen Willen, um für jedes Opfer bereit zu sein, das für den Missionar von Zentralafrika außerordentlich wichtig ist.


[2811]

Was die religiöse Erziehung und Ausbildung der Novizen betrifft, hält sich der Novizenmeister im Allgemeinen an die Regeln, die im Noviziat der Gesellschaft Jesu angewandt werden. Nach erfolgreichem Abschluss des Noviziats legt jeder Kandidat in die Hände des Bischofs, seiner Nachfolger und der Vertreter sowohl von Verona als auch von Afrika das Glaubensbekenntnis und das Gelübde des Gehorsams ab. Dieses Gelübde muss alle zwei Jahre in Gegenwart des Hausoberen erneuert werden.


[2812]

Nach Ablegen des Gehorsamsgelübdes nehmen die Kleriker ihr Studium wieder auf und besuchen die Vorlesungen des bischöflichen Seminars. Die Priester und Kleriker, die das Studium bereits abgeschlossen haben, werden in die Filiale von Ägypten versetzt.

PS: Der Bischof kann einen Aspiranten, der außerordentliche Eigenschaften und Tugenden besitzt, oder aus Gründen der Seelsorge, in Ausnahmefällen und nach Anhören des Zentralrates des Werkes von einem beträchtlichen Teil des Noviziats dispensieren, so dass er nach einigen Monaten der Erprobung in die Filiale von Ägypten versetzt werden kann.


[2813]

Vierter Artikel

Stundenplan der Kleriker und Alumnen

nach Abschluss des Noviziats

Am Morgen

5.00 Uhr: Erheben des Geistes zu Gott, Kreuzzeichen, Aufstehen. Betten machen, Reinigung des Zimmers und der Person, immer in Stillschweigen.

5.15 Uhr: in der Kapelle kurzes Morgengebet, Engel des Herrn, Psalm: Laudate Deum omnes gentes; Betrachtung der Punkte, die am Abend vorher vorgetragen wurden, im eigenen Zimmer; Reflexion über die Betrachtung.

6.45 Uhr: Messe und dann Aufenthalt im Zimmer bis zum Frühstück. Wer bei der Messe die Kommunion empfängt, soll nachher eine Viertelstunde in der Kapelle bleiben.

Die Priester zelebrieren nach der Betrachtung die Messe in der Reihenfolge, an dem Ort und zu der Zeit, die der Obere festsetzt. Diese Pflicht soll mit größter Sammlung und Andacht erfüllt werden und zwar mit einer Viertelstunde Vorbereitung und einer Viertelstunde Danksagung. Anschließend wird das Frühstück eingenommen.

7.15 Uhr: Frühstück für die Studenten, Laien und Novizen. Anschließend ist Erholung und Freizeit.

8.00 Uhr: Die Studenten widmen sich dem Studium und begeben sich um 9.00 Uhr zum Unterricht in das bischöfliche Seminar bis 11.00 Uhr. Die Novizen beschäftigen sich mit den Aufgaben, die ihnen der Rektor oder der Novizenmeister zuteilt. Bei ihrer Beschäftigung im Verlauf des Tages hält er sich an die Methode der Gesellschaft Jesu.

Nach Messe, Frühstück, Erholung und Breviergebet widmen sich die Priester bis 11.00 Uhr dem Studium, besonders der Sprachen.

11.15 Uhr: Studenten, Novizen und Priester machen eine Viertelstunde Erholung.

11.45 Uhr: Allgemeine und besondere Gewissenserforschung im eigenen Zimmer.

12.00 Uhr: In der Kapelle Angelusgebet, dann Mittagessen mit Lesung aus dem Neuen Testament, aus Lebensbeschreibungen der Märtyrer, Heiligen und sowie berühmtesten Missionare und den Annalen der Glaubensverbreitung. Die Lesung wird vom Rektor ausgewählt. Anschließend Besuch des Allerheiligsten und Erholung.

Am Nachmittag / Abend

13.45 Uhr: Im Winter Studium (im Sommer eine Stunde Mittagsschlaf oder Ruhe) bis zum Unterricht für die Studenten. Gleich nach der Schule Spaziergang; nach dem Spaziergang Besuch des Allerheiligsten in der Kapelle, geistliche Lesung und ein Terzett des Rosenkranzes; dann Studium bis zum Abendessen. Im Sommer finden der Besuch und die geistliche Lesung in der Kapelle nach dem Mittagsschlaf oder nach der Nachmittagsruhe statt. Anschießend Studium bis zum Unterricht.

Die Priester nützen ihre Zeit für eine Stunde Studium. In der letzten Stunde findet eine Konferenz statt, in der sie dem Rektor über den behandelten Stoff berichten.

20.00 Uhr: Abendessen, Besuch des Allerheiligsten in der Kapelle und Erholung bis 21.00 Uhr.

21.00 Uhr: In der Kapelle allgemeine und besondere Gewissenserforschung, Vorbereitung der Betrachtungspunkte für den nächsten Tag; dann geht jeder auf sein Zimmer.

21.45 Uhr: Nachtruhe.


[2814]

Was den Stundenplan für die Sonntage, Festtage und die Ferien betrifft, wird der Rektor dem Geist und der Ordnung von oben folgen und nach dem Urteil des Bischofs jene Änderungen vornehmen, die den Umständen entsprechen. Der Rektor wird mit größter Sorgfalt und im rechten Geist über die pünktliche Erfüllung der geistlichen Übungen wachen und Sorge tragen, dass der Novizenmeister jeden Sonntag den Novizen und den Mitgliedern des Instituts eine Predigt hält. Er wird sie in die Pflichten des von ihnen gewählten neuen Standes und der Vollkommenheit einführen, nach denen sie mit allen Kräften streben müssen. Er ermutigt sie, sich selbst ganz abzusterben [so Comboni] und nach tiefer Demut zu streben, die das Fundament aller Tugenden ist; nach inniger Liebe, die zu jedem Opfer zum Wohl des Seelenheils bereit ist; nach blindem Gehorsam, indem sie sich von der Hausglocke und den Winken irgendeines Oberen wie von der Stimme Gottes leiten lassen. Deswegen werden sie die Aufträge freudig erfüllen und immer auch mit dem letzten Platz zufrieden sein, da sie so sicher sind, immer den Willen Gottes zu tun. Er wird auch allmählich über die besondere Natur und die Bedingungen der schwierigen Missionen von Zentralafrika sprechen und über die Notwendigkeit, zum Leben und Sterben bereit zu sein, ohne die Früchte der apostolischen Mühen zu sehen. Sie müssen zufrieden sein, an den Fundamenten eines Gebäudes mitzubauen, das erst die Nachkommen aus dem Boden herauswachsen sehen werden. Er soll sie besonders daran gewöhnen, sich selbst zu entsagen, nur für Gott zu arbeiten und sich mit seinem Trost zu begnügen.


[2815]

Neben den oben erwähnten Beschäftigungen machen die Alumnen jedes Jahr zehntätige ignatianische Exerzitien, halten einen monatlichen Besinnungstag und beichten wenigstens einmal in der Woche beim ordentlichen Beichtvater des Instituts. Für die Zeit der Exerzitien und des Triduums zur Erneuerung des Gehorsamsgelübdes wird ein außerordentlicher Beichtvater bestimmt. Die Alumnen halten auch Novenen zur Vorbereitung auf Weihnachten, Erscheinung, Herz-Jesu und Herz-Mariens, Fest der Apostel Petrus und Paulus und Franz Xaver; die Triduen zu den heiligen Patronen, kurze Maiandachten, Andachten zum hl. Josef im März, Kreuzweg jeden Freitag und andere Andachten nach dem Gutachten des Rektors.


[2816]

Die Ausbildung der Laienbrüder zu Katechisten und Berufslehrern, um die Missionare bei den verschiedensten Arbeiten zu unterstützen, erfolgt nach den geltenden Richtlinien für Laienbrüder der Jesuiten.


[2817]

Fünfter Artikel

Filiale von Ägypten

(Siehe Bericht vom 15. April 1870 an die Propaganda Fide)

Zweck des Instituts von Kairo

  1. Die Missionare, die vom Institut in Verona kommen, verrichten ihre ersten Apostolatsdienste in erster Linie für die in Ägypten lebenden Afrikaner und lernen mit Gottes Hilfe, echte Missionare in der Praxis zu werden.
  2. Im Institut werden auch einheimische Priester, Katechisten und Berufslehrer ausgebildet, um Boten des Glaubens und der Zivilisation für ihre Landsleute zu werden.
  3. Die aus Verona kommenden Missionare und Laienbrüder gewöhnen sich an das Klima, lernen Stammessprachen und machen sich mit den orientalischen Gebräuchen vertraut.
  4. Im Institut bereiten sich die Missionare auf jene Ämter und Liebesdienste vor, die in der Mission notwendig sind und die Propaganda Fide dem Institut von Verona in Zentralafrika anvertrauen wird. 
  5. Das Haus bietet denjenigen Missionaren gastliche Aufnahme, die sich von den apostolischen Mühen in Zentralafrika erholen wollen.

[2818]

Im Institut werden die von Verona kommenden Missionare einer zweiten Probe oder einem zweiten Noviziat unterzogen, um ihre Berufung für die afrikanischen Missionen festzustellen und ihre apostolischen Tugenden weiterzuentwickeln, die bei jener schwierigen und mühevollen Arbeit unerlässlich sind.


[2819]

Das Haus wird von einem Superior geleitet, von dem alle Missionare und die Häuser der Frauen, die in der Mission mitarbeiten, abhängen. Ein Rektor vertritt den Superior während seiner Abwesenheit. Er verwaltet das Haus und die Spenden, die zum Unterhalt geschickt werden, aber immer in Abhängigkeit vom Superior.


[2820]

Wenn die Propaganda Fide unserem Institut einmal eine eigene Mission in Zentralafrika zuweist, wird der Bischof von Verona den Superior des Hauses von Ägypten der Heiligen Kongregation als Missionsoberen für das ganze Missionsgebiet vorschlagen. Nach seiner Ernennung obliegt ihm die Leitung des ganzen Werkes. Er wählt die Missionare für die verschiedenen Missionen aus, legt den Standort fest und trifft alle Entscheidungen.


[2821]

Er muss mit dem Institut von Verona ständig in Kontakt bleiben und über den Gang der Mission informieren. Er berichtet in vertraulicher Form dem Bischof über das Verhalten der einzelnen Missionare, die in Kairo oder verstreut im Inneren Afrikas leben. Auf diese Weise kann der Bischof seinen Fünfjahresbericht über den Stand der Mission, den Fortgang des Instituts und des gesamten Werkes an die Propaganda Fide schicken.


[2822]

Der Missionsobere, der dem Bischof von Verona Informationen über die Missionare geben muss, wird einen oder zwei Missionare vorschlagen, die er im Gewissen als die am besten geeigneten und würdigsten hält, ihn im Fall seines Todes zu ersetzen.


[2823]

Sechster Artikel

Wie Alumnen ordentliche Mitglieder des Instituts werden

und wie ihre Mitgliedschaft erlischt.

Die Alumnen des Instituts bleiben nach dem Noviziat entweder im Institut von Verona, um ihre apostolische Ausbildung fortzusetzen und praktische Arbeiten zu verrichten, oder werden nach Afrika geschickt.


[2824]

Die Alumnen, die nach dem Noviziat in Verona bleiben, werden drei Jahre nach Ablegen des Gehorsamsgelübdes ordentliche Mitglieder des Instituts, vorausgesetzt, dass sie ihrer Berufung treu bleiben. Die Alumnen, die nach Afrika ausreisen, werden ebenfalls ordentliche Mitglieder des Instituts, vorausgesetzt, dass sie zwei Jahre lang treu ihren Beruf leben. Der Rektor des Instituts von Verona und auch der Missionssuperior von Afrika müssen dem Bischof von Verona die einzelnen Alumnen zugleich mit den notwendigen Informationen vorschlagen, damit er sie zu ordentlichen Mitgliedern des Instituts erklärt. Das Institut muss für sie sorgen, solange sie Mitglieder sind, auch wenn sie ihren Dienst nicht erfüllen können.


[2825]

Die Zugehörigkeit der ordentlichen Mitglieder zum Institut kann entweder durch eigenen Entschluss oder durch persönliche Schuld erlöschen. Im ersten Fall muss das ordentliche Mitglied, welches das Institut verlassen will, ein Gesuch an den Rektor richten, sollte er sich im Institut von Verona befinden, oder an den Superior, sollte er sich in Afrika befinden, und die Gründe darlegen, weshalb er den eingeschlagenen Weg nicht mehr weitergehen will. Wenn der Rektor nach Anhören seines Rates die Gründe für ausreichend hält, schickt er dem Bischof einen Bericht, der dann dem Bittsteller erlaubt wegzugehen und ihm die Mittel für die Heimreise gibt. Die gleiche Vorgehensweise ist vorgesehen, wenn der Missionssuperior von Afrika die vom Postulanten vorgebrachten Gründe für ausreichend hält. Dann informiert er den Bischof, der die Entlassung anordnet und das Haus beauftragt, ihm die Mittel für die Heimreise zu geben. Hält der zuständige Obere die Gründe für nicht ausreichend, wird er mit allen Mitteln versuchen, den betreffenden Postulanten von seinem Entschluss abzubringen. Sollte das zu keinem Erfolg führen und er weiterhin darauf besteht, heimzugehen, dann wird zuerst der Bischof informiert. Stimmt dieser zu, kann der Postulant die Heimreise anatreten.


[2826]

Es kann vorkommen, dass ein ordentliches Mitglied mit seinem schlechten Betragen trotz der Ermahnungen des Superiors dem frommen Werk Schaden zufügt und deswegen entlassen werden muss, sei es, dass er sich in Verona, sei es, dass er sich in Afrika befindet.


[2827]

Wohnt der Postulant in Verona, wird der Rektor den Bischof benachrichtigen und nach seiner Entscheidung das Mitglied entlassen. Lebt er in Afrika, hat der Superior die Vollmacht, ihn nach reiflicher Überlegung und nach Anhören seines Rates, der sich aus seinen besten Missionaren zusammensetzt, auch sofort zu entlassen und ihn nach Europa zurückzuschicken, sollten die Umstände das verlangen. Anschließend wird der Bischof von Verona genau darüber informiert. Sollte es möglich sein, den Bischof vor der Entlassung zu Rate zu ziehen, soll der Superior seine Entscheidung abwarten.


[2828]

III. Kapitel

Materielle Mittel, um das Ziel des Instituts zu erreichen

Zusätzlich zum Besitz der Wohnung und der Niederlassung verfügt das Institut über jene Mittel, die im Brief des Bischofs von Verona an den Kardinalpräfekten vom 1. Februar 1872 angegeben sind.


429
Mons. Giuseppe Marinoni
0
Verona
3. 2.1872

Nr. 429 (401) AN MSGR. GIUSEPPE MARINONI

APIME, v. 28, p. 15

Verona, 3. Februar 1872

Hochwürdigster Monsignore,

[2829]

sehr viele Angelegenheiten hinderten mich, nach Rom zu fahren. Aber jetzt habe ich alles erledigt, und so werde ich am Mittwoch abreisen. Ich hoffe, Sie am Donnerstag oder Freitag begrüßen zu können. Ich werde Ihnen die Regeln mitbringen, die mir sehr gute Dienste geleistet haben. Ich kenne sie nun fast auswendig. Nach meiner Rückkehr aus Rom werde ich entweder in Mailand vorbeikommen oder Sie per Brief benachrichtigen, denn ich werde in zwei Wochen nach Ägypten reisen. Ich bin überaus froh, dass ich Ihre Wünsche voll erfüllen kann, was unser Gespräch betrifft. Sie sollen über mich wie über eine Sache verfügen, in omnibus et quoad omnia. Wäre der Bischof hier, würde er mich beauftragen, Sie aus ganzem Herzen zu grüßen, aber er ist leider vor zwei Stunden abgereist.

Grüßen Sie mir alle im Haus. Ich danke Ihnen erneut für Ihre grenzenlose Liebe und grüße Sie ganz herzlich.

Ihr demütiger

D. D. Comboni


430
Abbadessa Serafina Oberbizer
0
Verona
5. 2.1872

Nr. 430 (402) AN ÄBTISSIN SERAFINA OBERBIZER

ACR, A, c. 15/156

[W.J.M.J.]

Verona, 5. Februar 1872

Ehrwürdigste Mutter Äbtissin,

[2830]

von Rom aus werde ich Ihnen den Brief für Hochw. D. Nicola Negrelli schicken, denn 1. ist er zurzeit in Bayern und 2. bin ich bis zu meiner Abreise mit Arbeit überlastet, so dass ich ihm nicht schreiben konnte. Aber da mir die Sache der Anbetung Tag und Nacht am Herzen liegt und Gott Ihnen und Ihren heiligen Schwestern in diesem erhabenen und für die Kirche so nützlichen Werk beistehen muss, werde ich das nicht vergessen. Ich habe meinen Sekretär gebeten, mich daran zu erinnern. An D. Negrelli schreiben ist wie an die Kaiserin schreiben. Bereiten Sie aber ein Ansuchen an die Kaiserin als Beilage zu meinem Brief vor, den ich Ihnen offen aus Rom schicken werde. Beten Sie und bitten Sie um Gebete, und Sie werden alles erreichen, denn Christus ist ein Mann des Wortes und hat gesagt, ‚bittet und ihr werdet empfangen‘. Ihre heiligen Töchter sollen fest zur hl. Klara beten.

Ich grüße Sie herzlich. Beten Sie für

Ihren ergebenen und demütigen Diener

D. Daniel Comboni