Nr. 262 (247) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA
ACR, A, c. 14/59
Gelobt seien Jesus und Maria!
Hochwürdigste Exzellenz,
vor zwei Tagen traf aus Kairo Ihr wertvoller Brief vom 3. Juli ein, der mich mit großem Trost erfüllte, weil Sie zu mir sprachen wie ein hl. Ignatius zu seinen Söhnen. Ich darf Ihnen ehrlich sagen, dass ich immer mehr den Wunsch verspüre, zu leiden und das Kreuz zu tragen. Ihre vom Geist des Göttlichen Hirten erfüllten Worte haben mich in meinem Herzen tief beeindruckt. Ich brauchte diesen Ihren lieben Brief. Ich küsste ihn zu wiederholten Malen, um mich in meinem Geist zu stärken, um mit entschlossener Ergebenheit und aus Liebe zu Jesus den furchtbaren Schlag zu ertragen, den mir Ihr liebenswürdiger Brief vom 15. August gebracht hat. Ich erhielt ihn heute Morgen und möchte nun gleich auf ihn antworten mit jener Gelassenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, die ein Missionar und Mann Gottes seinem Oberen gegenüber und ein Sohn seinem Vater gegenüber empfinden sollte.
Das Institut für die Mädchen, wie ich Ihnen immer schrieb, funktionierte wie jedes andere gute Institut in Europa. Seit dem ersten Tag habe ich in gegenseitiger Absprache unter uns jene Trennung eingerichtet, die die Enge des Raumes erlaubte und die ausreichend war, um den Anstand und den guten Ruf unserer Mädchen zu wahren. Die Trennung hier ist größer als jene in Lyon in den beiden bedeutenden Seminaren für die Afrikanische Mission und für die Diözese, in denen die Schwestern in der Küche tätig sind und den Haushalt der Missionare führen. Aber da ich in Ägypten mehr auf die Franziskaner als auf das Volk achten musste (die Franziskaner sehen nämlich gemischte Schulen nicht gern), rief ich auf alle Fälle den sehr verehrten Franziskaner Pater Pietro, zugleich Pfarrer von Alt-Kairo, und ich war erst dann beruhigt, als er mir seine Zustimmung gegeben hatte. Ich vertraute ihm alles an, auch um vor dem Apostolischen Vikar abgesichert zu sein.
Gleich von Anfang an habe ich festgelegt, dass P. Zanoni, da er der Ältere ist und einen weißen Bart hat, die Oberaufsicht über das Mädchen-Internat übernehme. Da er Präfekt in seinem Orden in Mantua war, sich immer eines guten Rufes im Veneto erfreute, einen weißen Bart trägt, das alles schienen mir genügend Argumente, um mich auf ihn verlassen zu können und mich ausschließlich den äußeren Angelegenheiten zu widmen und die Jüngeren besser betreuen zu können. Ich glaube, jeder vernünftige Mensch hätte an meiner Stelle ebenso gehandelt. Mein verehrtester Vater, ich und all die anderen haben uns getäuscht. Da der Besuch eines Arztes in Alt-Kairo einen Napoleondor kostet und da P. Zanoni sich in der Medizin ganz gut auskennt, habe ich nach Rücksprache mit dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer dem P. Zanoni erlaubt, sich in unseren beiden kleinen Instituten medizinisch zu betätigen. Das habe ich dann gleich Bischof Ciurcia mitgeteilt. (Der Pfarrer selbst hatte mehrere Male P. Zanoni und die Klarissinnen und Leute von draußen zur medizinischen Betreuung gerufen.)
Bis Mai herrschte unter uns allen eine beneidenswerte Harmonie. Entsprechend menschlicher Klugheit und im Geiste Jesu Christi ist alles gut verlaufen. Der Herr hat allerdings zugelassen, dass uns viele Krankheiten und die furchtbaren Pocken in Ägypten heimsuchten. Also mussten wir natürlich bei einigen festgelegten strengen Anordnungen ein Auge zudrücken. Als wir P. Zanoni die Erlaubnis erteilten, sich medizinisch zu betätigen, setzten wir natürlich voraus, dass er sich dabei wie ein Ordensmann verhalten würde. Aber der arme Kerl ist wohl in seinem Verhalten doch ein wenig zu weit gegangen. Er erlaubte sich einige sehr unschickliche Vertraulichkeiten. Als ich bis Juni bei ihm einige Unregelmäßigkeiten bemerkte, habe ich ihn gleich darauf aufmerksam gemacht und habe ihn mit der Liebe Jesu Christi zurechtgewiesen. Schließlich musste ich ihm die Erlaubnis für diesen Krankendienst entziehen. Man sieht, dass der arme Kerl es nicht allzu gut verstand, mit diesen Dingen umzugehen. Als er auf meine Zurechtweisung hin es erst leugnen und sich dann entschuldigen wollte, sagte er derartige Unklugheiten und einige Ungereimtheiten, so dass er mir genügend Argumente lieferte, die mich in meinem Urteil über ihn nur bestärkten. Da ich mich mit großer Vorsicht bei P. Carcereri erkundigte – wir waren beide gleicher Meinung –, vermutete P. Zanoni, P. Carcereri sei von mir als Spion eingesetzt worden. Von da an erfasste ihn ein tödlicher Hass gegen ihn, der so weit ging, dass er nicht mehr mit ihm sprach. Mit einem Wort gesagt, wir deckten alles auf, was ich hier mit zwei Sätzen sage: „Unter dem Deckmantel der Medizin untersuchte Zanoni einige bildhübsche afrikanische Mädchen in venerendis et pectore (im Schambereich und an der Brust, was ich nicht einmal einem Arzt erlauben würde, bei mir zu tun). Als diese zögerten, ihn das tun zu lassen, zeigte er ihnen das Kruzifix.“ Nach einem Wechsel des Hauses ist nach kurzer Zeit alles wieder in Ordnung gekommen, und jetzt funktioniert das Institut mit entsprechenden Anordnungen, die ich dem Pfarrer vorgelegt habe. Er wird sich darum kümmern.
Schon seit längerem sagte mir Zanoni, dass Franceschini eine gewisse zärtliche Sympathie zu der guten und frommen Petronilla hege. Außer dass ich Stanislao beauftragt habe, ihn zu beobachten, wenn sie sich in der Kirche treffen können, halte auch ich meine Augen ganz offen. Monsignore, ich bestätige Ihnen, dass nichts daran war und daran ist. Franceschini ist ein sehr frommer, braver junger Mann, aufgeschlossen, erfüllt von einem religiösen Geist. Er wird einmal ein guter Kamillianer-Missionar werden. Was nun den Pater Stanislao betrifft (ich spreche von internen Dingen, weil man die Diplomatie nur aus Erfahrungen lernt), hat er sich unter diesen Umständen in seinem Urteil als ein seelenguter Mensch und Heiliger erwiesen. Monsignore, ich bin rasch dabei, andere heiligzusprechen; aber hier sage ich es Ihnen in guter Kenntnis der Sachlage. Stanislao ist ein wirklicher Priester und Ordensmann, und alles, was Zanoni Gegenteiliges über ihn sagt oder gesagt hat, ist falsch.
Alles ist innerhalb der Familie geblieben. Und alles ging mit Klugheit zu Ende. Da es sich um eine ernste Angelegenheit handelt, wollte ich alles wissen, ehe ich Ihnen schrieb. Ich hatte schon einen langen Brief vorbereitet, als mich eine furchtbare Augenkrankheit befiel, so dass ich glaubte, ich würde das Augenlicht verlieren. Ich hatte mich noch nicht ganz erholt. Da P. Zanoni sah, dass der Ruf des Institutes beschädigt worden war und dass es mit dem anderen gegenwärtigen Personal nicht gut gehen würde, bat er mich um Erlaubnis, nach Jerusalem und anschließend nach Europa gehen zu dürfen. Da ich kein Geld mehr hatte und mit dem Apostolischen Vikar beschlossen hatte, dass ich eine Reise nach Europa unternehme, bat ich P. Zanoni, bis zu meiner Rückkehr zu bleiben, (denn, wenn in 7 Monaten die beiden ältesten Missionare zugleich weggingen, würde das zu großes Aufsehen erregen). Deshalb habe ich beschlossen, zu warten und erst nach meiner Ankunft in Verona Ihnen mein Herz zu öffnen, um gemeinsam kluge Maßnahmen zu treffen, wie wir in Zukunft vorgehen werden und dann P. Zanoni mit seinem guten Ruf und dem guten Ruf des Institutes heimkehren zu lassen.
Um seine Rückkehr zu rechtfertigen, scheint mir der arme Pater die Dinge und die Armut des Institutes zu übertreiben. Es scheint, er will, um sich selbst zu retten, die anderen ruinieren. Aber der Herr wacht über die Unschuld [Anmerkung des Übersetzers: gemeint ist wohl der gute Ruf des Instituts] und sein ganzes Werk. Es ist total falsch, dass uns die Schulden zu Grunde richten. Ich habe ein gutes Ansehen in Ägypten, so dass ich Schulden nach Belieben machen könnte. Aber ich, der ich Furcht vor Schulden habe, und nicht möchte, dass sie unser Werk belasten, habe Schulden nur bei sicheren und zuverlässigen Personen gemacht. Im Moment habe ich hier in Ägypten keinen Centime Schulden, denn von den 3.000 Franken, die ich gestern geschickt habe, können wir einen Monat lang leben. Mit dem, was ich habe, und dem, was ich von dem Verein bekommen werde, hoffe ich fest, die Unkosten der beiden kleinen Institute von Kairo decken zu können. Köln hat mir jetzt 5.000 Franken gegeben. Und um Ihnen zu zeigen, was für ein Ansehen ich in Köln habe, schicke ich Ihnen den Jahresbericht von diesem Jahr.
Mehr sage ich jetzt nicht, weil ich mich in einem Ozean von Schmerzen befinde. Ihr Brief, der Inhalt, sind Dornen, die auch meinem Herzen Schmerzen bereiten, das schon von anderen Kreuzen geplagt wird. Fiat! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, denn außer dass ich Sie wie einen wirklichen Vater verehre, habe ich die Gnade, einen klugen Arzt zur Seite zu haben. Der gekreuzigte Jesus, die schmerzensreiche Muttergottes, sie sind mir Trost und Ermutigung. Da Gott Ihnen einen großen Eifer für die Seele gegeben hat, hoffe ich, dass er Ihren Mut nicht bremsen wird, um in dem heiligen, äußerst schwierige Unternehmen zu verbleiben, das uns noch weit größere Kreuze bescheren wird, als wir sie jetzt zu tragen haben. Segnen sie mich Armen.
Ihr ergebener und von Sorgen geplagter
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar
An die hl. Messen habe ich schon gedacht. Carcereri wird Ihnen schreiben. Unsere Institute haben in sechs Monaten mehr Seelen gewonnen als die Franziskaner in zwei Jahren. Haec inter nos [das nur unter uns]. P. Artini kennt Zanoni sehr gut.
Nr. 263 (248) AN P. LUIGI ARTINI
APCV, 1458/151
[W.J.M.J.]
Köln am Rhein (Preußen) 20. August 1868
Hochwürden, lieber Pater,
mich überrascht es außerordentlich zu erfahren, dass unser lieber guter P. Franceschini von Rom noch nicht den Bescheid bekommen hat, bald zum Priester geweiht zu werden. Aus meiner Sicht neige ich dazu, anzunehmen, dass unser verehrter Vater, der Herr Bischof von Verona, irgendeinen Grund gehabt haben muss, um die Bitte zur Weihe hinaus zu zögern. Ich kenne diesen jungen und würdigen Sohn des hl. Kamillus sehr gut. Er ist erfüllt von religiösem Geist. Deshalb könnte ich mit reinem Gewissen an seiner Stelle antworten. Ich bitte Sie, den Hochwürdigsten Herrn Bischof in aller Demut inständig zu bitten, er möge sich doch bemühen, die Erlaubnis vom Hl. Stuhl so rasch als möglich zu erbitten, damit er vom Apostolischen Vikar von Ägypten dann gleich geweiht werden kann. Franceschini verdient diese Gnade. Es gibt überhaupt keinen Grund für einen Aufschub.
Es scheint, dass der Herr in seiner unermesslichen Güte ihm einen dornenreichen Weg bereithält, der seit geraumer Zeit auch mein Herz bedrückt. Der Feind des Menschengeschlechtes ist immer bereit, die Werke Gottes zu stören. Aber Mut, mein lieber Pater. Der Gottessohn konnte seine Weisheit nicht besser unter Beweis stellen als dadurch, dass er das Kreuz schuf. Und das sind der wahre Trost, die Stütze, das Licht und die Kraft der gerechten Seelen. Es ist das Kreuz, das die großen Seelen formt und sie befähigt, große Dinge zu ertragen und zu wirken zur Ehre Gottes und zum Wohl der Seelen.
Erheben Sie also Ihren Geist auf den anbetungswürdigen Altar des Kreuzes und denken Sie: Wenn Eure Paternität nichts anderes getan hätte, als einen Stanislao Carcereri in der Religion und im Geiste Jesu Christi erzogen zu haben (ich möchte dazu auch einen Tezza zählen), dann hätten Sie schon genug getan. Ich fühle mich berechtigt, so ein Urteil zu sprechen. Ich kenne Ihre drei geistlichen Söhne nur allzu gut, denn ich hatte das Glück, die Mühsale des Apostolates in Ägypten mit ihnen zu teilen.
Ich bin sicher, dass Sie auch P. Zanoni sehr gut kennen, deshalb enthalte ich mich, meine Meinung über ihn zu äußern. Wenn ich mich eines Fehlers bezichtigen muss (und wer begeht keine Fehler), dann ist es der, dass ich ihm zu viel Vertrauen geschenkt habe. Aber ich muss mich auch in diesem Fall entschuldigen, denn Eure Paternität weiß, wie leicht es ist, dass man sich durch einen weißen Bart täuschen lassen kann. Außerdem wusste ich, welch großes Vertrauen Zanoni durch Jahre hindurch bei vielen, auch bei erlesenen Persönlichkeiten, genoss und dass er ehrenwerte Posten in der angesehenen Provinz Lombardei-Veneto des verehrten Ordens der Kamillianer innehatte. Mit den Augen zum Himmel erhoben und den süßen Schatz des Kreuzes an die Brust gedrückt, bereiten Sie unseren lieben P. Tezza und den guten Savio auf die bevorstehende Reise nach Ägypten vor.
Vertrauen Sie auf den großen gekreuzigten Gott und die Mutter, unsere Königin Afrikas, und die Mutter allen Trostes, denn trotz des Drachens des Abgrundes, der im unglücklichen Italien gegen die verehrten Institutionen angeht, ist die Zeit nicht mehr fern, in der das Kreuz des heiligen Kamillus unter den Stämmen des unglücklichen Afrika, die noch in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen, hell aufleuchten wird. Das Kreuz hält den Geist aufrecht gegen die menschlichen Schicksalsschläge. Carcereri, Tezza und Franceschini werden drei mutige Beispiele für das afrikanische Apostolat sein. Sie werden das Herz Eurer Paternität wirksam stärken, das dazu bestimmt ist, sich an den Früchten dieser erlesenen Pflanzen in Ihrem Garten zu freuen. Dieser Garten erweist sich Ihrer Mühen würdig.
Ich wünsche mir, dass meine Bemerkung über P. Zanoni unter uns bleibe, das heißt unter Ihnen, dem Bischof, dem P. Tomelleri und, wenn Sie meinen, dem guten Tezza. Später werde ich Ihnen noch mündlich erklären, was mir das Gewissen eingibt, wenn ich den Fall noch bessere kennengelernt habe, auch wenn unser lieber P. Carcereri Sie gut über den Stand der Dinge informieren wird.
Inzwischen bitte ich Sie, P. Peretti, Tomelleri, Tezza, Savio und alle zu grüßen.
Ich küsse Ihre Hände und bin
Ihr in Ehrfurcht Ihnen ergebener
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar
tun Sie mir bitte den Gefallen, dem Stanislao mit dem ersten italienischen Dampfschiff einen Brief zu schicken, mit der Bitte, er möge mir umgehend nach Paris die Liste mit all dem schicken, was er für die Kapelle braucht. Ich meine, ich habe ihm in Frankreich bereits alles gesagt. Aber es ist besser, sicherzugehen.
Haltet Euch für den kommenden Monat bereit: Ihr, Savio, Ferroni und Rollerei. Wir werden zusammen mit drei Afrikanerinnen und mir nach Groß-Kairo gehen, um dort frische Datteln zu essen. Wir haben eine erhabene Mission zu erfüllen, die wahre Priester Christi und echte Söhne des heroischen heiligen Kamillus braucht. Also habt Mut! Lassen wir uns nicht von dem Wind eines Sturmes entmutigen. Wir haben den wahren Geist Jesu Christi und wollen einzig und allein seinen Ruhm und das Heil der Seelen. Also vorwärts! Die Kreuze werden unsere Begleiter sein, aber wir werden zusammen mit Christus und dem hl. Kamillus leiden.
Ich bin schon ganz ungeduldig, nach Paris zu kommen, um lange und ausführliche Briefe von Stanislao und vielleicht von Zanoni lesen zu können und Nachrichten aus Kairo zu erhalten. Ich reise heute Morgen ab. In Straßburg werde ich mich nur zwei Stunden aufhalten. Küsst bitte in meinem Namen die Hand des verehrten und lieben P. Provinzials, und grüßt mir Tomelleri, Peretti, Bresciani, Carcereri etc.
Mit einer lieben Umarmung von Eurem
D. Daniel
mit dem nächsten französischen Dampfer werde ich Eurer Exzellenz einen ausführlichen Brief schicken. In diesem ist es mir nicht möglich, da ich heute Morgen aus Bamberg und München kommend in Paris eingetroffen bin. Auch wenn die Dinge in Deutschland recht gut verlaufen sind und ich 400 Napoleondor bekommen habe, bin ich doch ein wenig besorgt wegen der Nachrichten, die ich in postlagernden Briefen in Paris vorgefunden habe. Die schwerwiegendste Nachricht ist das traurige und schändliche Verhalten von P. Giovanni Battista Zanoni, der schließlich Gott sei Dank abgereist ist. Ich reserviere mir einen Platz auf dem nächsten Dampfschiff und werde Ihnen dann alles berichten. Jetzt beschränke ich mich darauf, Sie zu bitten, sich an den verehrten P. Pietro zu wenden, der im Wesentlichen über den Fall Bescheid weiß. Ich bitte sie demütig um Verzeihung, dass ich Eure Exzellenz in Alexandria nicht über das informiert habe, was geschehen war, und über das, was man zum damaligen Zeitpunkt voraussehen konnte. Ich wollte und war auch entschlossen, Ihnen den ganzen Fall des unbelehrbaren P. Zanoni vorzulegen, aber dann hatte ich nicht den Schneid, zumal ich auch sah, dass Eure Exzellenz sehr beschäftigt war.
Inzwischen hat mir jemand nach Rom geschrieben, dass ich die Trennung zwischen dem Institut der Mädchen und uns nicht genügend durchgeführt hätte, und da mir Kardinal Barnabò in einem Brief, den sie mir aus Ägypten nachgeschickt haben, und den ich heute Morgen erhielt, darauf aufmerksam gemacht hat, halte ich es für notwendig, den halben Konvent der Maroniten zu mieten, den mir der neue Superior und Pfarrer angeboten hat. Also habe ich P. Carcereri beauftragt, sich in dieser Angelegenheit mit P. Pietro zu besprechen und wenn notwendig auch mit Eurer Exzellenz, um umgehend den Umzug vorzunehmen. Und dies, obwohl es sowohl in den beiden Konventen der Maroniten wie auch in dem aktuellen Konvent eine entsprechende Trennung gegeben hat, die ganz ähnlich ist wie jene des Seminars der Afrikanischen Missionen in Lyon und des Instituts der Schwestern von der Erscheinung in Rom, als Mutter Emilia Julien von 1856 bis 1861 mit ihren Schwestern den ersten und zweiten Stock der Casa Castellacci bewohnte und im 3. Stock Monsignore mit seinem Bruder und dessen neun Kindern wohnte.
Seine Exzellenz Msgr. und Erzbischof von München (dank Ihrer wirksamen Empfehlung hat er mir tausend Franken gegeben) lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen wie auch die Herren Baudri und die Mitglieder des Heiligen Grabes in Köln.
Ich bitte Sie noch einmal herzlich um Entschuldigung und um Ihren besonderen moralischen Beistand in der gegenwärtigen stürmischen Situation, die scheinbar über die beiden kleinen entstehenden Institute hereinbricht. Ich bin aber voll Vertrauen auf jenen anbetungswürdigen Jesus, für dessen Ehre ich einzig und allein zu arbeiten und zu leiden bereit bin. Ich küsse Ihr heiliges Gewand und bin Ihnen in tiefer Dankbarkeit verbunden.
Ihr gehorsamer und demütiger Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 266 (251) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÓ
AP SC. Afr. C. v. 7, ff. 1307–1310 v
Erhabenster Fürst,
ich rechnete damit, dass der Präsident der O. P. [Päpstlichen Werke] von Lyon, um mir auf meine Bitte eine endgültige Antwort zu geben, einige Zeit brauchen würde, um sich mit der Hl. Kongregation in Verbindung zu setzen, deshalb habe ich beschlossen, die Einladung, die an mich ergangen ist, anzunehmen, auf dem Generalkongress der Katholiken Deutschlands in Bamberg zu sprechen, um zusammen mit meinem Mitbruder Dal Bosco über die Situation der Schwarzafrikaner zu informieren.
Ich bin erst gestern in Paris angekommen und habe ihre geschätzten Briefe Nr. 3, 4 und 5 erhalten, die Sie die Liebenswürdigkeit hatten, mir zu schicken. Ich danke Ihnen ganz herzlich für die nützlichen und wertvollen Hinweise, die in allen drei Briefen enthalten sind. Ich werde sie mir zu Herzen nehmen, damit sie mir eine wirksame Hilfe sein mögen. Ich antworte jetzt auf die beiden bedeutenden Punkte, die in ihrem letzten Brief zur Sprache kommen, das heißt 1. Die Antwort, die Eure Eminenz dem Präsidenten von Lyon gegeben hat, und 2. Das Zusammenleben von mir und meinen Gefährten mit den Schwestern und den Afrikanerinnen, worauf mich Eure Eminenz in besonders gütiger Weise bereits schon am 4. August angesprochen hat.
Der erste Punkt ist für mich ein Kreuz, das viel schwerer auf mir lastet als das Kreuz, das Viktor Emanuel mir an die Brust heften wollte, und von dem ich mich viel schwerer werde befreien können als von dem, von dem ich mich bereits befreit habe. Ich habe berechtigte Gründe anzunehmen, dass die Antwort, die Eure Eminenz dem Präsidenten gab, meinen guten Ruf bei dem erlesenen Vorstand zerstört hat und dass ich dadurch in eine wirklich peinliche Situation geraten bin. Das hat zur Folge, dass ich in Zukunft weder den Mut haben werde, mich ihm erneut vorzustellen, noch die Hoffnung, jemals eine Hilfe von dort zu erhalten. Und was meinen Kummer noch vermehrt, ist der Umstand, dass ich fürchte, dass durch diese Antwort auch mein verehrter Superior, der würdige Apostolische Vikar Ägyptens, in ein falsches Licht geraten ist, er, der mich mit einem aufrichtigen Empfehlungsschreiben unterstützt hat.
Eure Eminenz hat es für seine Pflicht gehalten, Lyon über den wahren Sachverhalt der Dinge zu informieren. Und was ist der wahre Sachverhalt der Dinge? … Ich bin unglücklich, Eminenz, weil Eure Eminenz, ohne es zu wissen und zu wollen, vor allem zwei Dinge gesagt und erklärt hat, die mit der Wahrheit überhaupt nicht übereinstimmen. In allen meinen Aktionen war ich immer ehrlich und wahrhaftig. Ich habe Eure Eminenz immer über meine Schritte informiert, auch wenn ich fürchten musste, nicht klug und weise gehandelt zu haben. Mir scheint es unmöglich, dass meine Mitteilung, die ich Ihnen über das Werk des Guten Hirten gemacht habe, Ihrem guten Gedächtnis entschwunden sein kann. Hier also zwei Dinge:
Ad primum: Eure Eminenz hat die falsche Meinung des Präsidenten von Lyon bekräftigt, dass das Werk des Guten Hirten geführt werde, um die Gründung für die Afrikaner in Kairo am Leben zu erhalten. Und Sie bekräftigen in der Weise, dass Sie sich erlauben dies noch hinzuzufügen: „Wenn die Hl. Kongregation die Zivilisation Afrikas möchte, kann sie nicht zustimmen, dass man dafür Mittel zum Nachteil des verdienstvollen frommen Werkes aufbringt.“ Es genügt, wenn Eure Eminenz den 1. Artikel der Generalstatuten durchsieht, um sich zu überzeugen, dass das Werk des Guten Hirten sich zum Ziel gesetzt hat, die vorbereitenden Werke Europas zu erhalten und zu vermehren. [Anmerkung: gemeint sind die Werke zur Vorbereitung von Missionaren für Afrika]. Das heißt hic et nunc, das wachsende kleine Seminar von Verona ist eine Sache, die ganz außerhalb des Bereiches der Nächstenliebe des heiligen Werkes der Propaganda Fide liegt (die nur die Missionsgründungen ‚in partibus infidelium‘ unterstützt), so wie die Seminare der Äußeren Mission von Mailand, Lyon, Paris, London etc. nichts damit zu tun haben. Das Seminar von Paris hat eigene Einkünfte, das von Lyon erhält sich mit täglichen Spenden, jenes von London mit einer außerordentlichen Zuwendung aus Amerika.
Um das Seminar von Verona zu gründen, habe ich überlegt, dass in den gegenwärtigen schwierigen Zeiten private Wohltäter kirchliche Gründungen nie unterstützen würden wegen der berechtigten Furcht, dass im Strudel einer Revolution alles durch die Gesetze konfisziert werden könnte. Deshalb habe ich, indem ich das Gesetz der Vereine anwandte, die theoretisch von den liberalen Regierungen anerkannt sind, das Werk des Guten Hirten geplant. Es hat zum Ziel, die Seminare in Europa zu unterhalten, in denen Kleriker für das Apostolat in Afrika herangebildet werden, wie jenes von Paris solche für das Apostolat in Indien, China und Japan heranbildet. Über diese Gründung habe ich in dem Bericht informiert, den ich 1866 auf Wunsch Eurer Eminenz erstellt habe. Ehe ich dieses Werk ins Leben rief, habe ich zwei Jahre lang darüber nachgedacht, habe bekannte Persönlichkeiten, Bischöfe und erfahrene Personen in ähnlichen Werken konsultiert. Von allen wurde ich ermutigt. Ganz ähnlich ist es Msgr. Canossa ergangen, der ebenfalls sehr dazu ermutigt wurde. Mir scheint, dass auch Eure Eminenz mir verschiedene Male Eure Zustimmung signalisiert hat. Daraus kann Eure Eminenz ersehen, dass das Werk des Guten Hirten nichts damit zu tun hat. Weder bringt es den Päpstlichen Werken von Lyon und Paris Nachteile, noch hat es etwas mit den 53 anderen ähnlichen Werken zu tun, die mit dem Segen der Kirche in Deutschland, Belgien und Frankreich blühen. Ich vertraue darauf, dass das Werk des Guten Hirten in wenigen Jahren dazu beitragen wird, gute Apostel für Zentralafrika hervorbringen.
Ad secundum: Eure Eminenz hat dem Präsidenten von Lyon erklärt, dass das Werk des Guten Hirten nur mit einem Ablass von vierzig Tagen vom Bischof von Verona versehen ist, ohne anzumerken, dass es auch mit sechs vollkommenen Ablässen vom Hl. Vater ausgestattet wurde. Dies geschah mit einem handgeschriebenen Reskript, das gegen 16.00 Uhr am Nachmittag eines Julitages des Jahres 1867 in meine Hände gelangte, ich meine, es war der 25. Juli. Gegen Abend hatte ich die Ehre, Eurer Eminenz dieses Schreiben vorzustellen. Ich durfte es Ihnen von Anfang bis zum Ende vorlesen. Sie zeigten sich sehr erfreut darüber. In Verona ließ ich dann das Beglaubigungsschreiben drucken. Eine Kopie davon liegt diesem Brief bei. Ich war bis heute der Meinung, dass ich Ihnen im vergangenen November bereits eine Kopie ausgehändigt hatte. Da Sie aber nichts davon erwähnt haben, vermute ich, dass ich wegen der Turbulenzen, die ich von Seiten des Generalvikars durchstehen musste, vergessen habe, es Ihnen mitzuteilen. Ich bitte deshalb um Entschuldigung.
Diesen beiden Punkten füge ich noch eine weitere schmerzhafte Beobachtung bei. Eure Eminenz hat dem Präsidenten von Lyon erklärt, dass das Programm ohne Ihr Wissen in der Propaganda Fide gedruckt worden sei, und ich diesbezüglich mit Cavaliere Marietti verhandelt hätte. Sie haben sich noch zu anderen Einzelheiten geäußert, so dass aus dem Komplex Ihres geschätzten Berichtes der Eindruck entsteht, als ob ich in dieser Angelegenheit nicht ehrlich gehandelt und bei besagtem Druck gewisse Ausflüchte gesucht hätte. Die reine Wahrheit ist folgende: Da die Programme mit einigen zusätzlichen Änderungen zur Veroneser Ausgabe gedruckt werden sollten, habe ich dem Generalvikar empfohlen, sie in Rom drucken zu lassen. Als Grund gab ich an, dass die in Rom gedruckten Erzeugnisse im Ausland einen höheren Stellenwert haben. Ich war in meinem Inneren viel stärker geneigt, sie in Rom drucken zu lassen, denn in diesem Fall hätte nicht ich, sondern der Generalvikar den Druck zu bezahlen, wie er mir versprochen hatte. Tatsächlich gab mir Monsignore selbst das Geld, um Marietti zu bezahlen.
Alle diese Dinge, zusammen mit anderen Einzelheiten, die Eure Eminenz der Meinung war darlegen zu sollen, und dem Präsidenten von Lyon mitzuteilen, wo ich bestens aufgenommen worden war, haben mir sehr weh getan. Dadurch, dass Eure Eminenz von Zeit zu Zeit wiederholt hat, D. Daniel Comboni sei ein Schwachsinniger, ein Verrückter, der in Ketten gelegt werden müsse etc., haben Sie mir Schaden zugefügt – und tun es noch –, weil ein erlauchter Wohltäter, der bereit war, mich zu unterstützen, davon Abstand genommen hat und viele andere, die gute Gründe hatten, das von mir konzipierte Werk zu unterstützen, ihr Interesse daran aufgaben. Das ist keine Klage, die ich Ihnen, Eminenz, vortrage. Es ist nur das Aussprechen eines tiefen Schmerzes, weil ich sehe, dass Sie mich nach so vielen Mühsalen und Gefahren, denen ich mich ausgesetzt habe, nach so vielen Überlegungen, Reisen und Ausgaben, die ich selber getragen habe, ohne die Propaganda Fide zu belästigen, nach fünfzehn Jahren härtester Leiden und Arbeit an einem Werk, das an sich schon äußerst schwierig ist und von dem sich viele schon getrennt haben, scheinbar mit einer gewissen Strenge behandeln. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nichts zustande gebracht habe, das Opfer aber habe ich ständig gebracht.
Ich verdiene mehr als das, denn ich bin ein großer Sünder und habe große Schulden bei Gott abzuzahlen. Daher danke ich Ihnen von ganzem Herzen, weil Eure Eminenz (die mir bei anderen Gelegenheiten Gutes getan hat) als Oberhaupt aller Missionen von Gott geführt und unterstützt wird. Und deshalb hilft mir bei meinem aufrichtigen Dank zu wiederholen: „hic ure, hic seca, hic non parcas, ut in aeternum parcas.“ [Sinngemäß: Hier brenne, hier schneide, hier verschone mich nicht, damit ich in Ewigkeit verschont bleibe.]
Nach all dem erlaube ich mir Folgendes hinzuzufügen: Wenn Eure Eminenz in Eurer tiefen Weisheit es für angebracht erachtet, dem Präsidenten von Lyon das oben Dargelegte zu unterbreiten, und Sie ihn auch ermutigen würden, mir bald eine Hilfe für die beiden Einrichtungen in Kairo zu geben und ihm ans Herz legen würden, sie auch in Zukunft über den Apostolischen Vikar als Diözesanes Werk Ägyptens zu unterstützen, so dass die Frères, die Klarissinnen und die Schwestern vom Guten Hirten in Kairo Hilfe erhielten, würden Sie mir damit einen ganz großen Gefallen tun. Das würde mir in Momenten großer Not sehr helfen.
Denken Sie daran, wie viele Kreuze in einem Jahr auf mir lasteten. Ich weiß nicht, wie ich sie aushalten konnte. Die Gnade Gottes ist groß. Denken Sie daran, dass das Institut Seelen gerettet hat. Allein im vergangenen August wurden drei Erwachsene und ein muslimisches Kind in articulo mortis [in Todesgefahr] getauft. Wenn Eure Eminenz es nicht für angebracht hält, meine demütige Bitte zu erhören, bin ich Ihnen trotzdem dankbar. Es ist dann ein Zeichen Gottes, dass er es nicht will. Es geschehe sein heiliger Wille. Gott wird wissen, wie er mich auf andere Weise von so vielen Bedrängnissen befreien wird. Maria wird helfen.
Zum zweiten Punkt bezüglich des angeblichen Zusammenwohnens mit den Schwestern und den Afrikanerinnen werde ich Ihnen morgen antworten. Solange die besonderen Feinde bei der Propaganda Fide über mich berichten, habe ich nichts zu fürchten, denn die Kirche lässt sich nicht betrügen, und früher oder später lernt sie die Wahrheit kennen.
Während ich um Verzeihung bitte für das, was ich gewagt habe, Ihnen auf diesem Briefbogen darzulegen, küsse ich den heiligen Purpur und empfehle mich als
Ihr unwürdiger und gehorsamer und von Sorgen bedrückter Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 267 (252) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SC, Afr., v. 7 ff. 1311-1313
[W.J.M.J.]
Hochwürdigster Kirchenfürst,
heute komme ich auf das angebliche Zusammenleben von mir und meinen Gefährten mit den Ordensfrauen und den Afrikanerinnen zu sprechen. Eure Eminenz hatte mich diesbezüglich in ganz besonders väterlicher Güte in Ihren verehrten Briefen, die ich erst gestern in Paris erhalten habe, zurechtgewiesen.
Nach unserer Ankunft in Kairo am Vorabend des Festes der Unbefleckten Empfängnis im vergangenen Jahr brachte ich die Schwestern und die Afrikanerinnen im Europäischen Krankenhaus unter. Wir wurden liebenswürdig von den Franziskanern und von den Christlichen Schulbrüdern aufgenommen. Das Ganze dauerte zehn Tage, bis ich den Konvent der Maroniten in Alt-Kairo mieten konnte. Der Konvent besteht aus zwei Häusern, eines auf der östlichen Seite der Kirche und das andere auf der westlichen. Beide sind voneinander getrennt und haben einen Ausgang Richtung Wüste. Im Jahre 1838 kauften die Maroniten ein weiteres Haus auf der westlichen Seite der Kirche, das sie durch eine große Mauer in den Komplex des Konventes einbezogen. Dieses Haus hat einen eigenen Ausgang nach Westen, der genau diametral gegenüber dem Ausgang der anderen beiden Häuser liegt. In diesem Haus hatten orientalische Schwestern gewohnt. Alle diese drei Häuser stehen mit der Kirche in Verbindung dank dreier Türen, die in einen großen Innenhof führen. Im ersten Haus sind die Maronitischen Brüder zu Gast, wenn sie nach Alt-Kairo kommen, im zweiten lebte ich mit meinen Gefährten, im dritten wohnten die Schwestern und die Afrikanerinnen. Wenn diese in den Innenhof gehen wollen, müssen sie durch die innere mit Schlüssel geschlossene Tür und dann im Erdgeschoss durch einen Gang, der auch geschlossen ist.
Obwohl ich mit dieser Einteilung nicht zufrieden war, denn ich bin ja Italiener und kein Franzose, beriet ich mich (da es sich um eine vorübergehende Lösung handelte) mit unserem Pfarrer, dem Franziskaner P. Pietro da Taggia. Er ist ein alter, verehrungswürdiger Mann mit einem klaren Gewissen. Er versicherte mir, dass diese Lösung keine Probleme bereite. In der Tat ist dort eine so große Trennung zwischen diesen beiden Häusern, wie sie auch in dem Afrikanischen Seminar in Lyon und vielen anderen Einrichtungen von bestem Ruf existiert, die ich besucht habe, in denen die Schwestern den Küchendienst versehen, wie es bei uns die Schwestern und die Afrikanerinnen tun.
In diesen beiden Häusern wohnten wir bis zum 15. Juni. An diesem Tag nahm ich ein wesentlich größeres Haus als die eben erwähnten in Miete, das dem Herrn Bahhary Bey gehört. Dieses besteht aus zwei großen Wohnungen und zwei Stockwerken. Über eine große Treppe gelangt man in den Garten. Diesem ist ein weiterer kleinerer Garten mit Dattelpalmen angeschlossen, aber getrennt durch eine Mauer. In diesem kleineren Garten befindet sich die Kapelle. Im ersten Stock würden die Schwestern und die Afrikanerinnen wohnen, im zweiten wir. Den Schwestern würden der erste Garten und die Tür zum Nil hin zur Verfügung stehen, uns stünde der kleinere Garten mit Ausgang zur Stadt zu. Wenngleich unser Aufenthalt nur als vorübergehend gedacht war, bis ich eine bessere Lösung mit einem anderen Haus gefunden hätte, habe ich, ehe wir in das Haus von Herrn Bahhary Bey einzogen, den Franziskaner P. Pietro und den koptischen Pfarrer konsultiert, um sie zu fragen, ob es angebracht sei, dass wir hier vorübergehend wohnen könnten. Beide hielten diese Lösung für sehr angebracht. Und in der Tat ist hier die Trennung zwischen den Missionaren und den Schwestern größer als in Rom, wo die Schwestern des Hl. Josef im ersten Stock der Casa Castellacci wohnten, während im obersten Stockwerk Msgr. Erzbischof di Petra und die zahlreiche Familie seines Bruders ihre Wohnung hatten.
Schließlich bot uns der neue Superior der Maroniten seinen Konvent zu wesentlich günstigeren Bedingungen an. Ich nahm natürlich bereitwillig an. Jetzt also wohnen die Schwestern und die Afrikanerinnen im Haus von Herrn Bahhary Bey. Die Schule für Jungen und die Wohnung für meine Gefährten befindet sich im Konvent der Maroniten. Beide Häuser sind nur so weit entfernt wie die Propaganda Fide von der Piazza Venezia.
Seit ich die Idee hatte, diese Institute einzurichten, habe ich immer die Absicht gehabt, sie im Geiste des Herrn zu führen und zwar so, dass sie – wie es einem Werk Gottes angemessen ist –, ihr angestrebtes Ziel erreichen. Der Anfang einer Gründung ist immer hart und beschwerlich, und man braucht viel Zeit, bis es einen normalen Gang nehmen kann. Das, was man im ersten Jahr zustande bringt, ist immer nur provisorisch. Dies geht langsam voran und braucht Zeit, ähnlich wie beim Senfkorn. Die Werke Gottes entwickeln sich Schritt für Schritt. Nach eingehender Reflexion habe ich in dieser provisorischen Phase drei Dinge zugelassen:
Von Beginn an hatte ich eine entsprechende Hausordnung eingeführt. Von mir wurde eine sehr strenge Aufsicht geführt. Ich habe alles überwacht, auch den P. Zanoni – (denn, o Eminenz, gegenwärtig traue ich niemandem, nicht einmal meinem Vater, da ich sogar schon von Erzbischöfen und Ordensleuten [Frati] hintergangen wurde) – und die Dinge verliefen recht gut. Die beiden kleinen Institute erfreuten sich eines guten Rufes, was die Moral betrifft, und erfreuen sich bis zur Stunde dessen immer noch. Sie haben bei den Christen und bei den Türken einem guten Ruf. Sie wurden besucht von Laien, von Priestern, von Ordensleuten, von Nonnen und von Bischöfen. Und nie hat mir gegenüber jemand die geringste kritische Bemerkung gemacht. Sicher ist, dass ich nie ganz zufrieden gewesen wäre, bis ich nicht zwei Häuser gefunden hätte, die eine halbe Meile auseinanderliegen.
Im März überfiel uns eine Unmenge von Krankheiten, vor allem die Pocken, die bis Juli andauerten. Alle Schwestern, fast alle Afrikanerinnen, zwei Jugendliche, der P. Franceschini und ich waren davon betroffen. Die Oberin lag drei Monate krank im Bett. Ein Genesender, drei Afrikanerinnen und ein Afrikaner starben. Es ist eigentlich ganz natürlich, dass bei einem solchen Durcheinander die Hausordnung nur bis zu einem gewissen Grad beobachtet wurde, und ich war so beschäftigt, dass ich nicht nach allem schauen konnte.
Es war genau in dieser verworrenen Zeit, als P. Johannes Baptist Zanoni (der sich immer bester Gesundheit erfreute) seine Vertrauensstelle missbrauchte. Er nutzte den Zeitpunkt, als ich wegen geschäftlicher Angelegenheiten nach Groß-Kairo fahren musste, und ließ zu verschiedenen Zeitpunkten nacheinander je ein afrikanisches Mädchen sich völlig entkleiden unter dem Vorwand, sie zu heilen und vor dem Tode zu bewahren. Als diese sich weigerten und wegliefen, sperrte er sie ein, und mit dem Kruzifix in der Hand (unerhört!) forderte er sie auf, sich im Namen Gottes aus Liebe zum Gekreuzigten und aus Liebe zu ihrem Leben untersuchen zu lassen. Es gelang ihm tatsächlich, eine solche Untersuchung teilweise durchzuführen, was sich allerdings nicht geziemt, beim Namen genannt zu werde. Außerdem hatte er eine besondere Zuneigung zu Maria Zarea, einer der Afrikanerinnen, die Schwestern werden wollten. Diese Zuneigung wandelte sich in Hass, als diese das merkte und ihn nicht mehr sehen wollte. Trotz seiner 49 Jahre, seiner Gerissenheit, trotz der außergewöhnlichen Bedingungen, in denen sich das Mädcheninstitut befand, konnte Zanoni meiner Überwachung nicht entgehen. Mit der größtmöglichen Vorsicht unternahm ich genaueste Nachforschungen: Ich betraute auch P. Carcereri, einen gewissenhaften und erleuchteten Ordensmann, die Augen offen zu halten. Und so erfuhr ich die absolute Wahrheit dieser Angelegenheit. Gott allein weiß, wie schwer dieses Kreuz auf mir lastet. Zanoni, den ich rief, um Rechenschaft zu geben [redde rationem], hatte die Unverfrorenheit, alles zu leugnen und das mit so kindischen Argumenten, dass sie mich von der Wahrheit überzeugt hätten, wenn ich nicht schon davon überzeugt gewesen wäre. Das Gleiche stellte P. Carcereri fest.
Das war zu dem Zeitpunkt, als ich das Haus Bahhary übernahm und einteilte, wie oben dargestellt. Ich verfügte eine entsprechende Hausordnung, um jeglichen Unannehmlichkeiten zuvorzukommen. Zanoni war sich seiner Situation voll bewusst und wusste, dass sein Ruf dahin war, dass er nicht mehr länger im Institut bleiben konnte. Als er sah, dass sich seine beiden Kamillianer-Mitbrüder auf die Seite der Wahrheit schlugen, das heißt, dass sie zu dem standen, was ich unternommen hatte, und dass sie sein Verhalten entschieden missbilligten, wurde er zornig und dachte sich, um seine Haut zu retten, einen bösen Plan aus, um die beiden Einrichtungen in Misskredit zu bringen und ihnen einen tödlichen Schlag zu versetzen, ebenso wie mir, dem Franceschini und Carcereri. Gegen den Letzteren hegte er eine Abneigung und einen tödlichen Hass, obwohl ihn Carcereri besser behandelte als einen Bruder.
Ich weiß nicht, was für Schritte Zanoni tatsächlich unternommen hat. Mir scheint, dass er versucht hat, seine Ideen dem Apostolischen Delegaten, einigen Franziskanerpatres und dem Pater, der die Schwestern vom Heiligen Josef im Krankenhaus betreut, unterzujubeln. Mit diesem verstehe ich mich nicht sonderlich. Ich glaube er [Zanoni] hat aus seiner Sicht dem P. Guardi geschrieben und vielleicht auch Eurer Eminenz. Ich glaube, er hat vielen in Verona geschrieben und hat ihnen zu verstehen gegeben, dass er zurückkehren werde, weil es hier nicht genügend Geldmittel gibt.
Was immer er getan hat, ich habe volles Vertrauen auf Gott. Jesus ist der einzige Freund der von Sorgen geplagten Menschen. Wenn die anderen jüngeren Missionare sich in irgendeinem Punkt hätten etwas zuschulden kommen lassen, hätte ich Gewissensbisse und würde befürchten, dass ich nicht genügend für die Trennung gesorgt hätte. Aber ein Mann im Alter von 49 Jahren!!! Ich glaube, dass Zanoni nicht auf einmal so weit gekommen ist. Zur Bosheit gelangt man stufenweise. Tatsache ist, dass Zanoni aus Kairo abreiste, nachdem er sich falsche medizinische Zeugnisse hatte ausstellen lassen und tausend Betrügereien begangen hatte. Er war der Gesündeste und Robusteste von uns allen. Das Institut der Mädchen funktioniert jetzt sehr gut und erfreut sich eines sehr guten Rufes bei den Christen wie bei den Türken und führt seine Mission weiter, ungläubige Seelen der Finsternis zu entreißen. Am Tag Christi Himmelfahrt empfingen drei afrikanische Mädchen die hl. Taufe. Darüber hatte ich Eurer Eminenz schon im vergangenen Juni berichtet.
Über den Fall Zanoni werde ich wieder schreiben. Die Vergangenheit ist immer eine Schule für die Zukunft. Der Apostolische Delegat wird den Sachverhalt über den Vorfall der S. C. [Hl. Kongregation] dargestellt haben. Eure Eminenz wird erkennen, dass auch in diesem neuen Sturm der Feind des Heils der Menschen versucht hat, mir übel mitzuspielen. Sie werden verstehen, dass es so viele Stürme sind, die mich bedrängen, dass es ein Wunder ist, wenn ich das Gewicht so vieler Kreuze ertragen kann. Aber ich fühle mich derart voller Kraft, Mut und Vertrauen auf Gott und die Selige Jungfrau Maria, dass ich sicher bin, alles zu überwinden und mich auf weitere noch größere Kreuze in der Zukunft vorzubereiten.
Schon sehe und begreife ich, dass das Kreuz mir so sehr zum Freund geworden und mir stets nahe ist, dass ich es seit geraumer Zeit zu meiner untrennbaren, immerwährenden Braut erwählt habe. Und mit dem Kreuz als geliebter Braut und weisester Lehrmeisterin der Besonnenheit und Klugheit, mit Maria, meiner allerliebsten Mutter, und mit Jesus, der mein ein und alles ist, fürchte ich, Hochwürdigster Kirchenfürst, weder den Sturm aus Rom noch die Unwetter aus Ägypten noch die Gewitterwolken aus Verona noch die Sturmböen aus Lyon und Paris. Sicherlich wird es mir mit bedächtigem und sicherem Schritt auf dornenvollem Weg gelingen, das geplante Werk zur Erlösung Zentralafrikas, das alle aufgegeben haben und das sicher das schwierigste und dornenreichste katholische Apostolat ist, solide zu beginnen und einzupflanzen. Obwohl unwürdig, von Ihnen erhört zu werden, empfehle ich mich natürlich Eurer Eminenz. Seien Sie mir Gebieter, Arzt, Lehrer und Vater. Ich hege im Moment keinen anderen Gedanken, als das kleine Seminar in Verona und die beiden Institute in Kairo gut auf den Weg zu bringen. D. Alessandro Dal Bosco ist eine Perle für das Seminar von Verona. Er sagte mir, dass D. Rolleri ein guter Missionar sei. Schritt für Schritt werden wir schon alles schaffen. Ich sehe, dass sich in der Praxis das verwirklicht, was Eure Eminenz die Güte hatte mir zu schreiben: Zeit, keine Eile, Klugheit, Gebet. Ich füge noch hinzu: Kreuze. Ich höre Sie gleichsam sagen, aber Kreuze, die von Gott kommen, nicht etwa Kreuze, die aus fehlendem, eigenem Urteilsvermögen entstehen.
Ich empfinde Ihnen gegenüber tiefe Verehrung und Dankbarkeit. Mit der Bitte um Verzeihung küsse ich Ihren heiligen Purpur und empfehle mich als
Ihr demütiger und gehorsamer Sohn
D. Daniel Comboni
Diesen Brief schicke ich über die Apostolische Nuntiatur, weil er vertrauliche Mitteilungen enthält.
außerordentliche Umstände haben mich daran gehindert, Ihnen seither zu schreiben. Ich freue mich sehr zu hören, dass Sie nach Orleans fahren werden. Denn es ist der stärkste Grund, der mich bewegt, nach Orleans zu reisen. Aber bis zur Stunde war ich so beschäftigt, der verehrten Frau Gräfin von Havelt zur Seite zu stehen. Deshalb konnte ich meine Reise nach Orleans noch nicht festlegen. Jetzt aber, da die Frau Gräfin im Himmel ist, werde ich wohl reisen können. Schreiben Sie mir gleich nach ihrer Ankunft in Orleans nach Paris und sagen Sie mir, wo sie wohnen. Ich werde auf alle Fälle kommen. Ich brauche Sie und Ihren Rat, denn seit meiner Rückkehr aus Deutschland habe ich kein Geld mehr verdient und habe auch keines zum Ausgeben. Gott befohlen! Viele Grüße an die ganze Familie
Ihr ergebener Freund
Comboni
Der Krieg mit P. Zanoni ist furchtbar. Er hat nach Rom geschrieben etc. etc. Aber der gute Gott wird ihn erreichen. Mit schwarzen Lügen triumphiert nur die Ungerechtigkeit. Er hat versucht, mich in Rom und Verona und dann beim Apostolischen Delegaten zu ruinieren. Und das alles, weil ich gerecht gehandelt habe, indem ich meine Pflicht erfüllte und erklärte, dass er sich falsch verhalten und falsch gehandelt hat. Aber, mein lieber Freund, Comboni fürchtet weder die Stürme in Rom noch die Ungewitter Ägyptens noch die Gewitterwolken von Verona. Mit mir sind die Herzen Jesu und Mariens, und das genügt mir. Das, was ich durchgemacht habe, und das, was ich noch zu erleiden habe, reicht nicht aus, um mein Herz niederzuschlagen. Das Werk der Bekehrung und der Wiedergeburt der Afrikaner wird gegründet werden trotz aller Hindernisse der Hölle, denn die Hörner Jesu Christi sind stärker als die des Teufels. Also Mut, Gott wird mit uns sein. Gott befohlen, mein lieber Freund.
Ihr ergebener
D. Daniel Comboni
[Übersetzt aus dem Französischen.]
als ich in Paris einen Brief seiner Eminenz, des Kardinal Präfekten, erhielt, der die Antwort seiner Eminenz an den Vorstand von Lyon enthielt und über das angebliche Zusammenleben meiner Person und meiner Gefährten mit den Ordensschwestern und den Afrikanerinnen handelte, habe ich mir gedacht, Eurer Exzellenz eine Kopie der Antworten zu schicken, die ich Seiner Eminenz auf diese wichtigen Punkte gegeben habe. Aber da diese jetzt zu lang wären, war ich der Auffassung, dass Eurer Exzellenz eine kurze Zusammenfassung genügen würde. Bei meinem nächsten Besuch könnte ich Ihnen alles ausführlich darlegen und Rechenschaft über mein Verhalten geben.
Bezüglich des ersten Punktes, das heißt der Antwort seiner Eminenz nach Lyon, fürchte ich, dass er beim Vorstand in Lyon meine Sache zu wenig unterstützt hat. Er hat nämlich die falsche Meinung bekräftigt, die der Vorstand hat, das heißt, dass das Werk des Guten Hirten geführt werde, um die Einrichtung der Afrikaner in Kairo zu unterstützen. Außerdem hat er wohl dem Präsidenten erklärt, dass das Werk von Rom nicht approbiert sei und auch keinen Ablass von vierzig Tagen durch Msgr. Canossa erhalten habe. Auf diesen Fehler habe ich geantwortet, es genüge, wenn Seine Eminenz das Programm dieses Werkes durchgeht und sich die vollkommenen Ablässe anschaut, die mit einem handschriftlichen Reskript von Pius IX. gewährt wurden (Kopien davon habe ich selbst dem Kardinal im Oktober 1867 persönlich übergeben), um sich davon zu überzeugen, dass das Werk des Guten Hirten den Zweck hat, das kleine Seminar in Verona zu unterstützen, und dass es bereichert wurde mit sechs vollkommenen Ablässen durch seine Heiligkeit Papst Pius IX. Im Übrigen wurde mir von einem der aktivsten Mitglieder des Rates in Lyon, dem Hochwürden De Georges, Oberer des berühmten Seminars von Chartreux, gesagt, dass die Propaganda Fide immer Ihr verehrtes Empfehlungsschreiben berücksichtigt und dass sie mein Institut als diözesanes Werk Ägyptens unterstützen werde, denn der Vorstand weiß gut, dass unser verehrter Kardinal einem Trugschluss erlegen ist.
Was den 2. Punkt betrifft, nämlich das angebliche Zusammenleben, habe ich seiner Eminenz eine genaue Beschreibung sowohl der beiden Häuser, die den Konvent der Maroniten umfassen, als auch des neuen Hauses der Bahri, das wir seit dem 18. Juni bewohnen, gegeben. Ich habe ihm erklärt, dass im Haus der Maroniten größere Trennung zwischen den Missionaren und den Schwestern vorhanden ist, als sie gegenwärtig in dem angesehenen Seminar von Lyon existiert, in dem die Schwestern im gleichen Haus wie die afrikanischen Schüler, aber getrennt leben und den Küchendienst versehen etc. Hier haben wir eine größere Trennung als in allen weiblichen Klöstern in Deutschland, in denen der Beichtvater und Kaplan im gleichen Haus des Konventes wohnen, nur getrennt durch Türen. Was das Haus des Bahri betrifft, herrscht größere Trennung zwischen den beiden großen Stockwerken als sie in der Casa Castellacci herrscht, in der seit 1856 bis 1862 die Generaloberin mit den Schwestern im ersten und zweiten Stock wohnten, während Monsignore mit seinem Bruder und dessen neun Kindern im dritten Stock wohnte. Ich ließ Seine Eminenz auch wissen, dass unsere gegenwärtige Situation nur eine provisorische ist. Es sei immer meine Absicht gewesen, sobald sich die Zeiten gebessert hätten, zwei Häuser zu mieten, die wenigstens eine halbe Meile voneinander entfernt sind. Da ich aber erst am Beginn dieser Gründung stehe, sollte man mit der entsprechenden menschlichen Klugheit weitermachen.
Ich weiß mit Sicherheit, dass es der arme P. Zanoni gewesen ist, der dieses Unkraut gesät hat. Da er seinen Ruf ruiniert sah und sich bewusst wurde, dass es unmöglich war, weiter in meinem Institut zu verbleiben, hat er versucht, seine Abreise mit einem Schlag gegen mein Institut, gegen mich und die anderen zwei zu rechtfertigen, und uns in Rom und Verona und wo immer er konnte in Misskredit zu bringen. (Wegen seinem Vergehen hat ihn P. Stanislao Carcereri wissen lassen, dass er nicht mehr bleiben könnte. Für mich war das Ursache eines großen Schmerzes). Das tat er [Zanoni] nach meiner Abreise. Als P. Guardi, intimster Freund unseres Kardinals, dem P. General der Crociferi [Anmerkung: gemeint sind die Kamillianer] schrieb, und zwar in seiner Art und mit viel Bosheit, musste ich durch seine Eminenz sehr viel leiden, die mich mit vollem Recht nicht beim Vorstand in Lyon unterstützt hat.
Ein Fehlverhalten muss ich mir vorwerfen, nämlich, dass ich mein Herz nicht gleich Eurer Exzellenz geöffnet und über P. Zanoni gesprochen habe. Sie hätten gleich geeignete Maßnahmen ergriffen und die Dinge wären gut ausgegangen. Aber ich habe es nicht getan, weil die plötzliche Abreise von P. Zanoni meine Abreise verhindert hätte, die aber unbedingt notwendig war. Und außerdem, weil es meinem Herzen unendlich wehtat, darüber zu sprechen, warum P. Zanoni hätte gehen müssen, konnte ich mich nicht für eine Lösung entscheiden. Ich hoffe, dass Ihr väterliches Herz mir in Güte Verzeihung gewähren werde, denn von heute an lasse ich mich nicht mehr durch irgendein Hindernis niederschlagen, und Sie werden in mir einen Sohn haben. Außerdem bin ich schon recht ungeduldig, nach Ägypten zurückkehren zu können. Hier in Paris ziehen sich die Dinge lange hin, weil alle auf dem Lande sind. Allenfalls hoffe ich, Europa in den ersten Tagen des kommenden Monats zu verlassen.
Wenn der Herr mir hilft, habe ich das Vertrauen, von der Heiligen Kindheit Hilfe zu bekommen, eine weitere kleine Hilfe von Msgr. Soubiranne und vom Minister für den orientalischen Fonds und etwas vom Institut d’Afrique, in dem ich seit vergangenem Jahr Ehrenpräsident bin. Die Gräfin von Valenza lässt Sie herzlich grüßen. Der Herr Baron von Havelt, bei dem ich zu Gast bin und der ein großer Förderer der Mission ist, lässt ebenfalls herzlich grüßen.
Ich küsse Ihren Ring und empfehle mich Ihrem Herzen, das mehr als väterlich für mich war und ist.
Ihrer Exzellenz ergebener Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 270 (255) AN MADAME A. H. DE VILLENEUVE
AFV, Versailles
[W.J.M.J.]
Meine liebe verehrte Frau Villeneuve,
ich befinde mich seit einigen Tagen in Paris und werde nicht abreisen, ohne Sie besucht zu haben. Ich hoffte, Sie würden im Oktober nach Paris kommen, aber man sagte mir, dass Sie bis November in Quimper bleiben werden. Gut, ich werde Sie in diesem Monat besuchen. Ich freue mich, Sie sehen zu dürfen. Heute werde ich versuchen, Frau Maria zu treffen. Ich denke viel an Sie, an meinen lieben Auguste und an Ihre liebe Familie.
Ich bin soeben bei Frau Baronin von Havelt gewesen und habe ihre letzten Momente miterlebt. Schon zuvor bin ich viele Nächte bei ihr gewesen, ich habe ihr den Päpstlichen Segen und 18 Mal die Absolution erteilt. Sie ist in den Himmel gegangen. Ich bin glücklich, von Herrn Désirée gute Nachrichten über meinen lieben Auguste zu hören. Eine einzigartige und unvergleichliche Mutter wie Sie muss vom Guten Gott erhört werden. Ihre Hingabe und Ihre mütterliche Liebe beeindrucken den Guten Gott mehr als ein Gebet. Trotzdem werden wir immer beten. Ich bitte Sie, dem Herrn Auguste meine Grüße zu übermitteln und meinem guten Burschen Urbansky, über den mir Désirée gute Nachricht brachte.
Behüte Sie Gott, verehrte Frau de Villeneuve. Ich bin schon ganz ungeduldig, Sie zu sehen und mit Ihnen und mit dem lieben Auguste einen Tag zu verbringen. Mit diesen Gefühlen habe ich die Ehre, mich im Heiligsten Herzen Jesu zu empfehlen.
Ihr ergebener
D. D. Comboni
[Übersetzt aus dem Französischen.]