Nr. 181 (170) AN DON GIOACHINO TOMBA
AMV;cart. „Missione Africana“
Mein lieber und verehrter Superior,
nach meiner Rückkehr in Kairo fand ich keinen Brief aus Verona vor. Sie können sich, mein lieber Superior, kaum vorstellen, wie sehr ich betrübt war, keine Nachrichten über unser geliebtes Institut erhalten zu haben, seitdem D. Giovanni aus Triest gekommen ist. Ich habe volles Vertrauen auf Gott, dass es allen gut geht und dass das Institut gut läuft. Wir brauchten 32 Tage, um von Kairo nach Shellal zu kommen. Am Dreikönigstag betraten wir das Haus. Am Tag danach reiste P. Lodovico überstürzt auf einem Dampfer der Regierung nach Neapel ab. Zusammen mit P. Samuele aus Negadeh brach ich sieben Tage später auf. Ich besuchte eingehend alle katholischen Stationen von Oberägypten, und ermutigt von allen Missionaren konnte ich in Kairo vom apostolischen Präfekten die Erlaubnis erhalten, in Negadeh ein kleines Institut für Mädchen zu gründen. Dort steht mir ein Haus bereits zur Verfügung. Das Institut werde ich einer Kongregation der Töchter der Nächstenliebe anvertrauen, sofern es die Propaganda Fide gut heißt. Wir erwarten voller Ungeduld die Genehmigung der Propaganda Fide.
Ich habe dem Apostolischen Präfekten von Oberägypten einen Vorschlag gemacht, um durch die Anwendung des Planes für die Wiedergeburt Afrikas seine Mission zu stärken. Aber das werde ich Ihnen mündlich erklären. Dieser Vorschlag ist sehr nützlich sowohl für Oberägypten wie für die Missionen von Zentralafrika. All diese Missionare freuen sich darüber und haben mich sehr ermutigt. Die Aufteilung des Apostolischen Vikariates von Zentralafrika in mehrere Missionen könnte sich noch einige Zeit hinziehen, deshalb glaube ich, durch die Gründung von kleinen Instituten zur Ausbildung von Hilfskräften etwas Notwendiges und Nützliches zu tun. Diese Institute würde ich den Schwestern der Nächstenliebe, den Schulbrüdern etc. anvertrauen. Diese würden sich verpflichten, den Missionen in Afrika zu Hilfe zu kommen. Darüber werde ich mündlich berichten.
Unsere afrikanischen Mädchen, die mir das Gründungsinstitut mit einem Brief von Ende Oktober letzten Jahres zur Verfügung gestellt hat, werde ich den Schwestern vom Guten Hirten anvertrauen. Sie würden sie gern, ja sogar sofort, aufnehmen, sobald ich es entscheide. Aber da ich noch nicht weiß, welche Kongregation mir Propaganda Fide für Negadeh zuteilen wird, ist es besser mit der Entscheidung etwas zu warten, bis ich nach Verona komme. Dann werde ich das hören, was Sie in Ihrer Weisheit für angebracht halten. Auf alle Fälle wird das Institut innerhalb von zwei bis drei Monaten von afrikanischen Kindern frei werden.
Ich kehre nach Verona über Rom zurück, wo ich der Propaganda Fide über vieles zu berichten habe. Sobald ich die afrikanischen Mädchen untergebracht habe, werden Sie mich einspannen (immer vorausgesetzt, dass es Ihnen angenehm ist), um Ihnen die Hand zu reichen, um die Schulden des Instituts abzutragen, so dass Sie dann in der Lage sind, eine Mission in Afrika zu übernehmen. Ich hoffe, dass innerhalb eines Jahres alles geregelt sein wird, denn unterstützt durch die moralische Kraft des Instituts wird es an Wegen zum Erfolg unseres Versuches nicht fehlen.
Ich höre jetzt auf. Mein Kopf ist schon ganz durcheinander, so dass er nichts mehr auf die Reihe bringt. Eines der vielen Dinge, die ich Ihnen mündlich mitteilen werde, ist der Umstand, dass P. Lodovico in Shellal einen großen Mist bauen wird. Einer von den sechs, die wir nach Shellal begleitet haben, ist gestern nach Kairo zurückgekehrt. Seine Berufung für Zentralafrika dauerte nur 28 Tage. Es handelt sich um den Frater Giuseppe Habaschy. Er hat seine Unterstützung in Shellal aufgekündigt und droht sogar, seinen Oberen zu vertreiben, um selber Oberer zu werden. Die beiden afrikanischen Ordensleute, die Sie in Verona gesehen haben, haben die Absicht abzuhauen.
P. Lodovico sagte mir dann: Sobald er in Neapel angekommen sei, würde er um die Dispens wegen Alter bitten und würde einen anderen Afrikaner zum Priester und zwei Diakone weihen lassen. Hier in Kairo gibt es große Zweifel am Werk von P. Lodovico. Soweit ich ihn kenne, scheint mir, dass sein Verstand und sein Herz nicht im Einklang stehen. Auch wenn er gesagt hat, dass er in unserem Institut viele bereitwillige Mädchen gesehen habe, scheinen doch seine Mitbrüder in Kairo zu sagen, dass nur das Institut Mazza etwas in Zentralafrika ausrichten könne. Und alle bekennen sich mit dem Mund für den Plan der Wiedergeburt Afrikas. Kurzum, nachdem ich so viele andere kennen gelernt habe, glaube ich, dass unser Institut eines der perfektesten und schönsten der Welt ist. Hier herrscht echte Nächstenliebe zusammen mit Wissen und echter Frömmigkeit, die sich nicht in Äußerlichkeiten zeigen. Deshalb bin ich ihm mit Leib und Seele verbunden.
Grüßen Sie mir sehr herzlich unseren lieben D. Giovanni, dessen Namen hier in Kairo und überall verehrt wird. Grüße für ihn [Beltrame] auch vom Bischof, der in Kairo ist, von P. Venanzio vom kleinen Konvent, von P. Samuele aus Negadeh, dem österreichischen Generalkonsul Schreiner, und allen Brüdern. Das Institut steht hier in hohem Ansehen. Mündlich werde ich Ihnen einen Wunsch des Bischofs Msgr. Vuicic mitteilen bezüglich eines Werkes von großer Nützlichkeit für Ägypten, von großer Ehre für das Institut. Es wird keine großen Opfer kosten. Es wird den Weg dafür öffnen, dem Institut viel Gutes zu tun.
Inzwischen entbiete ich Ihnen meine Hochachtung. Viele Grüße an D. Beltrame, D. Cesare, D. Donato, D. Fochesato, D. Poggiani, Tregnaghi, Garbini, den Pfarrer von Santo Stefano, an die Lehrerinnen und die beiden protestantischen Marias.
Von ganzem Herzen bin ich
Ihr demütiger und ergebener Sohn
D. Daniel
nachdem ich so viele Wohltaten empfangen habe, spürte mein Herz die mächtige Notwendigkeit, Sie über das zu informieren, was ich in meiner Schwachheit tue für das Wohl dieses schwarzen Afrika. Über ihm liegt schon seit Jahrhunderten der furchtbare Fluch Hams. Deshalb bin ich sicher, dass aus Ihrem eminent katholischen und hilfsbereiten Herzen die innigsten Gebete zu Gott aufsteigen, der ebenso für die Schwarzen am Kreuz sterben wollte. Deshalb hatte ich schon am 7. Januar aus Nubien einen Brief an Sie geschrieben. Aber es ist etwas passiert, was noch nie geschehen war. Zusammen mit vielen anderen Briefen blieb mein Brief fast ein Monat lang in der Jacke unseres Prokurators in Kairo liegen. So bekam ich ihn hier zurück, zusammen mit einem Brief an S. Exzellenz, den Apostolischen Nuntius, und einen an Msgr. Mislin.
Dank der Empfehlungen, die wir aus Wien bekommen haben, brauchten wir nur ein Drittel des Fahrpreises beim österreichischen Lloyd zahlen und fuhren am 12. November von Triest ab. Auf all meinen Reisen, die ich im Mittelmeer, auf dem Atlantik, auf dem Roten Meer und im Indischen Ozean unternommen habe, habe ich nie einen so gewaltigen Sturm erlebt wie jenen von Korfu bis Alexandria. 37 Stunden lang waren wir ständig in Gefahr, Schiffbruch zu erleiden. Bei der Fahrt zwischen Zakynthos und dem äußersten Zipfel von Candia brach über unser Schiff der furchtbarste Sturm herein. Auf der linken Seite lösten sich die Eisenplanken, ein Teil des Hecks wurde schwer beschädigt, 48 ungarische Ochsen starben, und das Schiff wurde ein Spielball der Winde. Das Meer war so stürmisch, dass ich 37 Stunden von P. Lodovico getrennt war. Ich durfte mich nicht bewegen, weil ich sonst Gefahr lief, ins Meer gespült zu werden. P. Lodovico versichert, dass er lieber tausend Mal eher sterben wolle, als noch einmal einen solchen Sturm miterleben zu müssen. Er sagt, dass er den Rest seines Lebens als ein besonderes Geschenk Gottes betrachte. Er versprach dem Herrn, nie mehr nach Afrika zu gehen. Nachdem man die Kadaver der Ochsen ins Meer geworfen hatte, kamen wir mehr tot als lebendig in Alexandria an.
In Kairo habe ich ein Boot bis zu den ersten Nilfällen gemietet. Zur Rechten grüßten uns die berühmten Pyramiden. Umgeben von einem wunderbaren Frühling, der von den Ufern und den Feldern des historischen Ägyptens herüber lächelte, fuhren wir Nil aufwärts. Wir fuhren vorbei an den majestätischen Ruinen von Theben mit seinen hundert Toren. Dahinter liegen die Wüsten, die einmal von Hunderten von Anachoreten geheiligt wurden. Und jetzt werden sie entheiligt durch die Profanierung durch die Söhne des arabischen Propheten. Nach 32 Tagen langweiliger Fahrt warfen wir in Assuan Anker. Nachdem wir eine kleine Wüste durchquert hatten, betraten wir den Boden von Nubien und eröffneten das Haus von Shellal. Das ist die erste Missionsstation des Apostolischen Vikariates von Zentralafrika.
Nach zwei Tagen verließ uns P. Lodovico auf einem Dampfschiff der Regierung, und nachdem ihn in Kairo Seine Majestät der Prinz von Hohenzollern empfangen hatte, reiste er nach Neapel. Ich bin später abgereist und habe aufmerksam alle Missionsstationen in Oberägypten besucht, um zu sehen, ob man den Plan für die Wiedergeburt Afrikas dort anwenden kann. Und in der Tat, ich fand nicht nur günstige Möglichkeiten, sondern die Zustimmung aller Missionare. Sie baten mich, diesen Weg weiter zu verfolgen zum Wohle auch ihrer Mission. Ich habe mich jetzt entschlossen, ein Institut für afrikanische Mädchen in Negadeh, in der Nähe von Thebaidi, zu gründen. Dort werde ich im Mai die Schwestern der Nächstenliebe einführen. Sie werden außer dem vielen Guten, das sie der ägyptischen Jugend tun werden, auch eine Anzahl von afrikanischen Mädchen ausbilden. Das Haus wird auf meine Kosten gerade hergerichtet. Ein weiteres Institut habe ich in Absprache mit den Schwester-Missionarinnen vom Guten Hirten von Angers in Planung.
Seine Hoheit der Vizekönig von Ägypten hat sieben Feddan Land in einer der besten Gegenden Alt-Kairos an der Straße nach Sciubra zur Verfügung gestellt. Deshalb werde ich am 9. nach Rom reisen, um mir die Genehmigung geben zu lassen, und dann werde ich nach Verona gehen, um die bereits ausgebildeten afrikanischen Mädchen zu holen. Ich werde sie aufteilen auf die beiden Häuser in Kairo und Negadeh in Oberägypten, um diese Institute zu festigen. Ich hoffe innerhalb eines Jahres ein Institut für afrikanische Jungen in Kenne in Oberägypten einrichten zu können. Damit beabsichtige ich, Hilfskräfte im Inneren Afrikas auszubilden, was es vorher noch nicht gab. Ich empfehle mich Ihren Gebeten und den Gebeten guter Menschen. Nun, wie geht es Ihrer Gattin und Ihren Kindern? Ich bitte Sie, Ihre Gattin herzlich zu grüßen und mich bei Ihren Kindern in Erinnerung zu rufen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht im Memento Ihrer frommen Familie gedenke.
In meiner Fantasie stelle ich mir vor, wie Sie mit einigen jener Personen, die die katholische Kirche nicht lieben, plaudern, das Apostolat ausüben und den Papst und die gerechte Begründung seiner Rechte verteidigen. Sicherlich ist das Wort eines Mannes von Welt wirksamer als das eines Kirchenvertreters. Deshalb sage ich, dass mich das Wort eines Laien mehr beeindruckt als das eines Bischofs, sofern es sich darum handelt, den Papst zu verteidigen. Der Herr wird Ihr offenes Wort stützen und Ihr Apostolat segnen in diesen Zeiten des Stolzes und der Verblendung, in denen man die Autorität missachtet und die Welt sich blind einer zügellosen Freiheit hingibt. Um den Unterschied aufzuzeigen, der zwischen den Türken und den Häretikern und unseren modernen freiheitlichen Denkern besteht, möchte ich Ihnen eine kleine Begebenheit berichten.
Abgestumpft durch die lange Fahrt auf dem Schiff erreichten wir Esna. P. Lodovico war eilends nach Neapel abgefahren. Dort sah er seine Werke bedroht. Zwei von uns stellten uns dem Pascha vor, der diese Provinz von Shellal aus regiert, und baten ihn um die Erlaubnis, das Haus für die Ausbildung von afrikanischen Kindern zu eröffnen und uns auf einem Dampfer der Regierung sobald als möglich eine Freifahrt von Assuan nach Kairo zu gewähren. Es ist kaum zu glauben, mit welcher Güte und Freundlichkeit er uns empfing. Es war neun Uhr abends. Er ließ sofort ein Schreiben aufsetzen, mit dem wir autorisiert wurden, das Haus zu eröffnen. Er versprach, uns zu besuchen, und ließ uns wissen, dass er uns jegliche Hilfe geben würde, die wir notwendig hätten. Er überhäufte uns mit Freundlichkeiten. Er kam dann nach Assuan und tat alles für uns und gewährte uns drei Plätze auf dem Schiff der Regierung, um nach Kairo zurückzukehren, wann wir wollten. Stellen sie sich vor, er ist ein Türke, der sich mit Personen des katholischen Glaubens einlässt, die diesen Glauben verbreiten und den Islam hassen.
Hinzu kommt, dass es in Negadeh 3.000 häretische Kopten gibt. Ich führte lange Gespräche mit ihrem Chef, der der reichste und einflussreichste Mann ist. Nach langen Diskussionen bekannte er sich zu den zwei Naturen in Christus. Er gestand mir, dass er nahe dran sei, katholisch zu werden. Ich hoffe, dass die Werke und der Einfluss der katholischen Frau und der Töchter der Nächstenliebe ihn mit den anderen 3.000 schließlich bekehren werden. Ich sprach zu ihm über den Papst. Er wusste recht gut Bescheid. Er fragte mich, warum er Krieg führe. Ich gab ihm zur Antwort, weil sie ihm seine irdischen Güter rauben wollen. Er sagte, dass er Grund habe, sich zu verteidigen und auf seine Rechte zu bestehen. Wollen jetzt unsere Barrabasse von Freimaurern dem Papst seinen irdischen Besitz wegnehmen und aus dem Herzen der Gläubigen die Liebe zum Haupt ausreißen? Die Hörner Christi sind härter als die Hörner des Teufels. Portae inferi non praevalebunt.
In Rom werde ich den Hl. Vater um einen besonderen Segen für Sie und Ihre Familie bitten. Überbringen Sie bitte meine aufrichtigen Grüße der nach dem Evangelium gebildeten Seele seiner Exzellenz dem Nuntius, Msgr. Capri, Leonard und allen anderen der Nuntiatur. Natürlich herzliche Grüße an Ihre gute Gattin. Und nehmen Sie meine herzlichsten Grüße entgegen.
Ihr ergebener
Daniel Comboni
Nr. 183 (172) AN KARDINAL PATRIZI
„Jahresbericht..“ 14 (1866), SS. 7-76
[Wie im Brief Nr. 188, nos. 1357-1365.]
bei meiner Ankunft in Rom fand ich Ihren lieben Brief, der mich trotz seiner Kürze sehr gefreut hat, denn er brachte mir Nachrichten von Ihnen und von unserem lieben Institut, die mir seit November, als D. Beltrame nach Triest kam, fehlten. Ich wünsche Ihnen und dem ganzen Institut, einschließlich meinem Gläubiger Tregnaghi, frohe und heilige Osterfeste und bitte die Heiligsten Herzen Jesu und Mariens, dass Sie uns alle zum Wohl des Instituts und Afrikas erhalten bleiben.
Kardinal Barnabò erwähnte seinen Brief an Sie und teilte mir seinen Inhalt mit. Ich gab ihm mündlich Auskunft über den Inhalt des Briefes, den ich vom Hauptsitz des Instituts in Wien erhielt. Es tut ihm leid, dass alles so in die Länge gezogen wird. Aber dann fügte er hinzu: „Ihr habt so viele Jahre abgewartet, mit Geduld kann man sicher noch eine Zeitlang warten. Nur möchte ich ganz sicher sein, dass das Institut dann die Mission übernehmen wird.“ Seine Eminenz verlangte einen Bericht über unsere Reise nach Shellal und wünscht eine Antwort auf folgende Punkte:
Dann bat er mich um einen Bericht über den Stand des Katholizismus und die apostolische Arbeit, die ich in der Delegation von Ägypten und in der Apostolischen Präfektur von Oberägypten beobachtet hatte, und was nach meiner Meinung zum Wohl von ganz Ägypten verbessert werden sollte. Als ich mich aus berechtigten Gründen weigern wollte, antwortete er mir: „Ich will, dass Sie eine Generalbeichte ablegen, denn es kann Ihnen nicht entgangen sein, dass sich Ägypten nicht genug um die Entwicklung des Glaubens einsetzt etc.“ Bitten Sie also den Herrn und lassen Sie beten, dass es mir gelingt, einen wahrheitsgemäßen, gewissenhaften und hilfreichen Bericht zu erstellen, denn er wird in der Kongregation verlesen werden.
Überbringen Sie bitte meine Grüße dem Bischof, den Priestern des Instituts, D. Cesare und den Protestanten. Ich wünsche von ganzem Herzen, dass wir unsere Geschäfte gut abwickeln, die Schulden bezahlen etc. Die Afrikanerinnen sind versorgt. Um das Reisegeld muss ich mich noch umsehen. Nachdem sich Gott um das Größere gekümmert hat, wird er sich auch um das Kleinere sorgen, und so wird uns alles gut gelingen.
Rom ist voll von Ausländern. Auch die Königin von Sachsen ist hier. Unter ihnen befindet sich auch mein großer Freund von Paris, Baron von Havelt, der Kustos des Heiligen Landes.
Mir geht es gut, nur spüre ich etwas Müdigkeit, die während der Karwoche noch zunehmen wird. Grüßen Sie mir auch D. Poggiani. Senden Sie mir Ihren väterlichen Segen, den ich erwidern werde, indem ich den Heiligen Vater um einen kräftigen Segen für Sie bitte.
Ihr gehorsamster und in Liebe verbundener
D. Daniel Comboni
ich sende Ihnen nur ein paar Zeilen, da ich immer wieder Fieberanfälle habe, die mich sehr geschwächt haben. In Kairo habe ich Ihren Brief erhalten. Er hätte etwas länger ausfallen und mehr Nachrichten enthalten können, er hat mich aber sehr gefreut. Von Kairo fuhr ich weiter nach Alexandria, Malta, Meson, Neapel und Rom, wo ich am 15. April, am Donnerstag vor dem Passionssonntag, ankam. Ich will jetzt die bewegenden Zeremonien der Karwoche, den Segen und das Pontifikalamt am Ostersonntag nicht erwähnen. Ich schreibe Ihnen nur wegen einer Sache, die mich interessiert.
Mein Freund von Chambéry, M.r Abbé Nicolet, früher Privatlehrer von Prinz Tommaso Duca di Genova, ist von Rom in den Veneto abgereist. Dieser gute Mann hat meinen Plan ins Französische übersetzt. Er fuhr nach Venedig und wird dann nach Vicenza zum Rektor des Cordellina-Kollegs weitereisen. Alle Aufmerksamkeiten, die Sie diesem meinen Freund entgegenbringen, sind wie mir getan, und ich werde Ihnen sehr dankbar dafür sein. Auch wenn Sie ihm nur für einen oder zwei Tage, die er in Vicenza verbringt, ein kleines Zimmer zur Verfügung stellen, wird er sich wohler fühlen als am Königshof von Turin, wo er viele Jahre gelebt hat. Bringen Sie ihn zum Bischof und zeigen Sie ihm die Schönheiten von Vicenza und den Monte Berico. Wenn Sie ihn zudem, da ich noch sehr schwach bin, in Venedig gleich D. Clerici oder einem anderen empfehlen würden, um ihm die Sehenswürdigkeiten von Venedig zu zeigen, wäre ich sehr froh. Er wohnt in Calla del Ridotto Casa Fumagalli. Ich selbst habe ihn an diese Adresse geschickt. Ich empfehle Ihnen diesen meinen Freund.
Ich bin hier mit meinem Fieber. Ich werde wahrscheinlich zwei Wochen in Frascati verbringen, wo die Luft gut ist, denn es gibt kein andres Mittel, das Fieber loszuwerden. Ich muss auf Einladung vom Kardinal Barnabò für Propaganda Fide einen Bericht über meine Beobachtungen während meiner Reise schreiben. Der Bischof von Verona schrieb mir, dass einer von unserem Institut mit seiner Empfehlung nach Wien fährt, um die Befreiung von einer Steuer zu erwirken. Viele Grüße an den Bischof von Vicenza, Dalla Vecchia, an den Präfekten etc. Einen Gruß an D. Tilino und an unsere guten Kleriker von San Carlo.
Ihr ergebener
D. Daniel
Nr. 186 (175) NOTIZEN VON P. G. TOMBA
AUS EINEM BRIEF AN BISCHOF CANOSSA
AMV, Cart. „Missione Africana“
NR. 187 (176) AN DON GIOACCHINO TOMBA
AMV, Cart. „Missione Africana“
Liebster Herr Superior,
ich schicke Ihnen einige Nachrichten. Ich kann Ihnen versichern, dass es mir zurzeit recht gut geht. Das römische Fieber, das Chinin und viele andere Probleme haben mich sehr geschwächt, so dass ich den ganzen Monat nichts tun konnte, auch die übrige Zeit tat ich nicht viel. Jetzt spüre ich wieder mehr Arbeitsfreude und bereite den Bericht für Kardinal Barnabò vor. Er teilte mir die Antwort mit, die ihm das Institut über die Übernahme einer Mission in Afrika gegeben hat.
Der Wille des Herrn sei stets gepriesen. Sobald es Gott gefällt, wird das Institut wieder an Afrika denken. Jetzt will es der Herr nicht, wir müssen uns damit abfinden. Ich kann aber meinen Schmerz über diese Entscheidung nicht verbergen. Aber die Güte Gottes hat mir inmitten meines Kummers einen großen Trost geschenkt, denn letzte Woche erhielt ich aus der Hand des Heiligen Vaters die heilige Kommunion. Während der Unterhaltung mit seiner Heiligkeit habe ich ihn um einen besonderen Segen für Sie gebeten, einen für D. Poggiani und einen für alle Mitglieder unserer beiden Institute.
Der Papst ist trotz des Kriegsgeschreis voll Frieden und vertraut ganz auf den Herrn. Eine höhere Macht steht dem Stellvertreter Christi bei, und die Mächte dieser Erde können ihn nicht erschüttern. Rom ist eine Oase des Friedens, die Stadt ist ruhig. Der Maimonat wird in hundert überfüllten Kirchen gefeiert, und die Gläubigen schicken ihren Lobpreis zur Königin des Himmels empor. Gott hat scheinbar noch nicht den Zeitpunkt für die Berufung der armen Afrikaner zum Glauben bestimmt, aber wir sind voller Hoffnung und beten für sie. Bischof Massaia hält sich in Ägypten auf. Der Bischof von Ägypten ist nach Rom gerufen worden und wird eine andere Bestimmung erhalten.
Da mir unser D. Beltrame nicht schreibt und nicht antwortet, nehme ich an, dass er sich bereits in der Hauptstadt des Kaiserreiches befindet, wo ihm die Apostolische Kaiserliche Majestät seine Bitte sicher erfüllt hat. Richten Sie ihm herzliche Grüße aus, sollte er bereits zurückgekommen sein. Grüßen Sie mir den Bischof, Marchese Ottavio, die Mitglieder des Instituts, Garbini und Tregnaghi, die Lehrerinnen, die Afrikanerinnen und die Protestanten.
Ich bitte um Ihren Segen. Empfehlen Sie mich den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens.
Ihr gehorsamer und ergebener
D. Daniel
Kardinal Barnabò ist sehr enttäuscht darüber, dass das Institut die Mission in Afrika nicht angenommen hat. Wir hoffen, dass der Herr in einigen Jahren anders verfügen wird.
Nr. 188 (177) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABò
AP SC Afr. C., v. 7, ff. 873–890v
über meine kurze Reise nach Afrika von 1865 bis 1866
an die Kongregation der Propaganda Fide
Erlauchter Kirchenfürst,
auf Ihre Einladung hin, Hochwürdigste Eminenz, einen Bericht über die Ergebnisse der Reise zu schreiben, die ich mit P. Lodovico da Casoria nach Shellal unternommen hatte, mache ich mich gleich an die Arbeit und beantworte Ihre drei Fragen:
Ich will hier nicht auf die Geschichte der afrikanischen Mission vor unserer Reise nach Shellal eingehen, da sie Eurer Eminenz bereits bekannt ist. Ich möchte nur erwähnen, dass Sie mir im Anschluss an den Brief von meinem verstorbenen Oberen D. Nicola Mazza vom 24. Juni 1865, in dem er Propaganda Fide um eine Mission in Zentralafrika für sein Institut bat, den Auftrag gaben, mit dem Generalobern des Seraphischen Ordens in Kontakt zu treten, um einen Teilungsplan für das Vikariat von Zentralafrika auszuarbeiten, damit sowohl die Franziskaner als auch das Institut Mazza ihre Aufgabe zum Wohl der Afrikaner wirksamer erfüllen könnten.
Ich führte meinen Auftrag getreu aus, sprach mit dem Hochwürdigsten General, der sich für eine Teilung offen zeigte. Mit seinem handgeschriebenen Brief, mit dem er P. Lodovico beauftragte, sich mit mir über die Grenzen zu einigen, begab ich mich nach Neapel, um mit ihm ausführlich die Angelegenheit zu besprechen. Mit P. General in Rom einigten wir uns über ein Teilungsprojekt mit folgenden Grenzen, das dann P. Lodovico in meiner Gegenwart Eurer Eminenz vorgelegt hatte:
1. Die Mission östlich des Nil wird dem Institut Mazza mit folgenden Grenzen anvertraut: Im Norden der Wendekreis des Krebses, im Osten die Vikariate von Abessinien und der Galla, im Süden der Äquator, im Westen der Nil und der Weiße Fluss.
2. Die Mission westlich des Nil wird dem Seraphischen Orden übertragen und zwar mit folgenden Grenzen: Im Norden das Vikariat Ägypten, im Osten der Weiße Fluss, im Süden der Äquator, im Westen ... in infinitum.
Ich hatte immer gehofft, dass der Hochwürdige P. General, der fünfzehn Jahre lang unter großen Opfern für jene Mission gearbeitet hatte, bereit gewesen wäre, einen Teil jenes Vikariats an das Institut Mazza abzutreten. Jedoch merkte ich sehr bald, dass der sehr geehrte Definitor von Ara Coeli und P. Lodovico da Casoria, selbst ein Gegner des Projektes, die geplante Teilung zu Fall bringen wollten. Meine Überzeugung wurde zur Gewissheit, als ich zum Zeitpunkt, zu dem Eure Eminenz öffentlich erklärte, dass Sie das Vikariat zwischen dem Seraphischen Orden und dem Institut Mazza aufteilen wollten, in einer katholischen Zeitung eine Nachricht las. Ich lege Ihnen eine Abschrift bei, die im September vorigen Jahres von den Brüdern des P. Lodovico in St. Peter ad Aram und in anderen Kirchen Neapels bekannt gegeben wurde.
Und in der Tat, angesichts des Widerstandes des Seraphischen Ordens hielt es Eure Eminenz nicht für opportun, über die vorgeschlagene Teilung zu entscheiden. Sie ordneten aber in kluger Weise an, dass einer oder zwei Vertreter des Instituts Mazza P. Lodovico auf seiner Reise nach Afrika zur Übernahme der Station Shellal begleiten sollten, um gemeinsam an Ort und Stelle die Angelegenheit zu besprechen und nach Anhören des Apostolischen Vikars von Ägypten, dem über drei Jahre lang vorübergehend die Leitung des Vikariats von Zentralafrika anvertraut worden war, leichter ein für beide Teile gerechtes und angemessenes Teilungsprojekt auszuarbeiten, um es dann der Kongregation von Propaganda Fide vorzulegen.
Nach dieser Entscheidung reiste P. Lodovico am 10. Oktober von Neapel ab und kam nach einem kurzen Romaufenthalt in Verona an. Er hatte bereits von Messina aus vier Brüder nach Afrika geschickt, begleitet von P. Bonaventura von Khartum und von zwei afrikanischen Tertiaren im Franziskushabit. Nach einer Unterredung mit meinem neuen Oberen D. Gioacchino Tomba kam man überein, dass ich allein ihn nach Afrika begleiten solle. Ohne Zeit zu verlieren, fuhren wir am 26. Oktober nach Deutschland und besuchten die Städte, in denen ich P. Lodovico vorstellen und ihn mit den vornehmsten Wohltätern der afrikanischen Mission bekannt machen wollte.
In Brixen wohnt ein Mann mit seltenen Talenten, dem Afrika zu großem Dank verpflichtet ist. Es handelt sich um den frommen und tüchtigen Professor Johannes Chrysostomus Mitterrutzner, Chorherr des Ordens des hl. Augustinus, Doktor der Theologie, Mitglied mehrerer Akademien und des Zentralkomitees des Wiener Marienvereins etc. etc. Er studierte eingehend afrikanische Sprachen, begleitete alle Phasen der afrikanischen Mission und veröffentlichte die wichtigen Ereignisse und ihre Geschichte. Seit 1850 sammelt er jedes Jahr für die Mission mehrere tausend Scudi. Er vermittelte Zentralafrika fast die Hälfte der Missionare, die in jenem weiten Gebiet vor den Franziskanern das Evangelium verkündeten. Mit seiner Feder und seinem Werk entfachte er in Deutschland große Begeisterung für die afrikanische Mission und ist ihr treuester Freund und wertvollster Beschützer. Mit Hilfe der Handschriften, die ihm die Missionare schickten (besonders D. Giov. Beltrame und Msgr. Matthäus Kirchner), und mit Hilfe von einheimischen Afrikanern, die bei ihm in Brixen wohnten, setzte er ein Wörterbuch und eine Grammatik der Bari-Sprache zusammen. Er veröffentlichte für Deutsche und Italiener ein Wörterbuch, eine Grammatik, einen Katechismus und einige Zwiegespräche in der Dinka-Sprache. Er übersetzte das ganze Lukasevangelium, die Evangelien der Sonn- und Feiertage des Jahres, und gab auf diese Weise den neuen Missionaren das nötige Material für die apostolische Arbeit in dem weiten Gebiet, das zwischen dem 13. und dem 1. nördlichen Breitengrad im Gebiet des Weißen Flusses liegt, an die Hand.
Nach meinem Dafürhalten wird P. Lodovico (der Afrika nicht kennt und nie dort gewesen ist) niemals imstande sein, eine für beide Teile gerechte und angemessene Teilung vorzunehmen. Um jede Verzögerung meinerseits zu vermeiden, das das Vorgehen der Franziskaner behindern könnte, riet ich ihm, sich an den verehrten Professor Mitterrutzner zu wenden, der am besten in dieser Sache eine Entscheidung treffen kann, und ihn um einen Teilungsplan für das Vikariat von Zentralafrika zu bitten. Nachdem er sich dazu bereit erklärt hatte, besprachen wir die Angelegenheit gemeinsam mit Professor Mitterrutzner. Gemeinsam arbeiteten wir ein Projekt aus, das nach der Meinung des Professors beiden Instituten am besten entspricht. Er versprach, es bald nach Wien zu schicken. Dort erhielten wir es am 1. November zusammen mit einem Brief an P. Lodovico in lateinischer Sprache, in dem das Projekt beschrieben wird, dessen Inhalt ich hier getreu wiedergebe.
[Übersetzung aus dem Lateinischen]
„Hochw. Pater,
Ich freute mich sehr, als ich Dir, Hochwürdiger Pater, vor einigen Tagen begegnete. Schon seit langem habe ich mit größter Bewunderung und Interesse Deinen apostolischen Eifer für Afrika und Dein großartiges Werk der Nächstenliebe beobachtet. Nun habe ich nicht nur Dich gesehen, den wahren Sohn des hl. Franziskus, sondern auch die Frucht Deiner Mission: P. Bonaventura, den ich vor neun Jahren von Ägypten hierher gebracht hatte. Du hast ihm zur priesterlichen Würde verholfen und führst ihn jetzt als Apostel in seine Heimat zurück. Die Freude ist noch größer, da auch der geschätzte D. Comboni an Deiner Seite steht, der sich seit vielen Jahren für die Gewinnung Afrikas für Christus abmüht. Ihm gebührt das Verdienst, dass die katholische Mission von Zentralafrika, die fast erloschen war, wieder aufblühen kann.
Ich habe von Euch selbst gehört, dass die Heilige Kongregation der Propaganda Fide in Rom daran denkt, das Apostolische Vikariat von Zentralafrika zwischen der franziskanischen Familie und dem Institut von D. Nicola Mazza, jenem Apostel der Liebe, aufzuteilen. Jetzt fragst Du mich, was ich zu dieser Teilung sage: ich kann Deiner Bitte nur zustimmen und klar und aufrichtig sagen, was ich denke. Unter anderem möchte ich meine Überzeugung aussprechen, dass diese wirklich sehr schwierige Mission ganz katholisch sein muss, was ohne Zweifel auch alle Wohltäter wünschen, die mit ihren Spenden diese Mission unterstützt haben. Christus soll verkündet und die Seelen sollen für Christus gewonnen werden, ohne darauf achten zu müssen, ob Ordensleute oder Diözesanpriester, Italiener oder Deutsche die Mission durchführen. Die Missionare von Zentralafrika müssen durch und durch Apostel und Männer Gottes sein.
Da mir bereits bekannt ist, was Du, Hochwürdiger Pater, für Afrika unternommen hast, und was das verdienstvolle Institut des verehrten Don Nicola Mazza geleistet hat, halte ich es für eine ausgezeichnete Sache, das Vikariat so zu teilen, dass sein nördlicher Teil vom 24. Grad bis zu den Dinka-Bergen (Ghebel Nuba oder Ghebel Nyuemati) und bis zum 12. Grad der franziskanischen Familie, das heißt Dir, Hochwürdiger Pater, zugeteilt wird, der südliche Teil hingegen, von den Dinka-Bergen bis zum Äquator und darüber hinaus, dem Institut Mazza.
Die Gründe für meinen Vorschlag sind folgende:
Die Gründe, weshalb ich dem verehrten Institut Mazza den südlichen Teil zuweisen würde, sind folgende:
1. Der ehrwürdige Greis Don Nicola Mazza hatte immer erklärt, wenn von der afrikanischen Mission gesprochen wurde, dass er für seine Missionare von Muslimen bewohnte Gebiete nicht annehmen würde. Gerade bei den Dinka-Bergen beginnen die afrikanischen Stämme, so dass sich die Wünsche des verehrungswürdigen Mannes erfüllen werden.
2. Schon viele Missionare dieses Instituts haben in jenen Regionen bei den Dinka hart gearbeitet. Besonders erwähnenswert sind D. Giovanni Beltrame und D. Daniel Comboni, die dank ihrer Erfahrung vieles, was nicht zur Mission gehört, vermeiden werden.
3. Diese Missionare werden sich mit den nicht arabischen Sprachen leichter tun, da sie mit der Dinka-Sprache vertraut sind, die von den Afrikanern vom 12. bis zum 5. Grad gesprochen wird. Don Beltrame hat bereits in dieser Sprache geschrieben.
Ich selbst kenne beide Sprachen, jene der afrikanischen Mädchen, die im Veroneser Institut erzogen wurden, und die der Dinka. Damit Deine Wünsche voll erfüllt werden, lege ich die Landkarte bei, welche die Gebiete der katholischen Mission am Weißen Fluss anzeigt. Mögest Du erhalten, um was Du gebeten hast: Mach guten Gebrauch davon! Ich empfehle mich Deinen Gebeten. J. C. Dr. Mitterrutzner.“
Das Komitee des Wiener Marienvereins, das P. Lodovico alle Möbel und Einrichtungen der Station Shellal überlassen hat, erklärte, dass es keine finanzielle Unterstützung für unsere Mission zur Verfügung stellen kann. Deswegen mussten wir uns ernstlich Gedanken machen, wie die Mittel für diese Reise aufzubringen seien. Der Apostolische Nuntius hat uns mit der neuen Gesellschaft der Unbefleckten Empfängnis, die der berühmte Historiker des österreichischen Kaiserreiches, Konsistorialrat Fedde Hurter, gegründet hatte, in Verbindung gesetzt. Diese Gesellschaft verfolgt den Zweck, die im Türkischen Reich verstreut lebenden Katholiken zu unterstützen. Ihn ersuchten wir um Hilfe. Da aber die Gesellschaft nach dem Tod seines berühmten Präsidenten noch nicht gut durchorganisiert ist und die aktivsten Mitglieder nicht in der Hauptstadt waren, wurde uns mitgeteilt, dass unsere Bitte bei der nächsten Sitzung dem Komitee vorgelegt werden wird. Im Falle einer positiven Antwort würde der gebilligte Betrag an den Apostolischen Delegaten von Ägypten überwiesen werden. Da auch ein Bittgesuch von P. Lodovico an den König von Neapel erfolglos war, beschlossen wir, uns an Professor Mitterrutzner und den Kölner Verein zu wenden.
Professor Mitterrutzner, der bereits die Reisekosten von Brixen nach Wien übernommen hatte, schickte uns 400 Franken, der Kölner Verein sofort 200 Taler. Cavaliere Noy, Berater der österreichischen Bundesbahn, bezahlte uns die Reise bis Triest. Nachdem uns auch der österreichische Lloyd eine bedeutende Ermäßigung gewährt hatte, verließen wir am 12. November den Hafen. Nach einem heftigen Sturm im Mittelmeer erreichten wir Alexandria in Ägypten. Dort trafen wir die anderen vier Reisegefährten, die vorausgefahren waren. Wir fuhren dann alle neun nach Kairo weiter. Dort nahmen wir einen kleinen Kredit auf. Ausgestattet mit einer Empfehlung des österreichischen Generalkonsuls Cavaliere Schreiner und mit Hilfe von Cavaliere F. Mardus mieteten wir eine Dahabiya und verließen Bulacco. In Kenneh baten wir um den Beistand von P. Samuele d’Accadia, Präsident von Negadeh, der uns bis zu unserem Ziel begleitete. Er leistete uns sehr nützliche Dienste. In 32 Tagen Fahrt auf dem Nil erreichten wir den ersten Katarakt (Stromschnellen). Unter dem Schutz der Regierung von Esna und Assuan konnten wir in aller Ruhe am 6. Januar 1866 von der Station Shellal Besitz ergreifen.
Shellal ist der erste Ort Unternubiens mit ungefähr 1.000 muslimischen Einwohnern. Er liegt auf der rechten Seite des Nils und zwei Meilen von der letzten Stadt Oberägyptens entfernt, von der ihn die Katarakte von Assuan trennen. Der Vizekönig, der erst den Thron bestiegen hat, beauftragte den Effendi von Assuan, über die Missionare von Shellal zu wachen, damit sie nicht den Glauben der Muslime mit ihrem katholischen Proselytismus stören. Das Missionshaus gegenüber der Insel Philae ist solide gebaut, bequem, gut eingerichtet, und verfügt über Werkzeuge und eine elegante Kapelle. Die Missionare, die nach Zentralafrika reisen oder von dort zurückkommen, können sich auf der Station ausruhen. Sie ist auch bestens als Kolleg für zahlreiche Afrikaner geeignet. Das Klima ist recht gesund. Da die Gegend sehr trocken und die Bevölkerung arm ist, müssen die Lebensmittel vom nahen Assuan geholt werden, besser noch von Kairo oder Europa. In dieser Jahreszeit ist der Unterhalt der Station sehr kostspielig. P. Lodovico ließ dort zwei Franziskanerpatres, zwei Laientertiaren und zwei afrikanische Tertiaren zurück. Zwei Tage nach unserer Ankunft kehrte er nach Kairo und von dort nach Neapel zurück.
Was hat nun unsere Afrikareise erbracht? Nichts von dem, was unsere Aufgabe war. Es war vorgesehen, das Teilungsprojekt für Zentralafrika auszuarbeiten, es mit dem Apostolischen Delegaten von Ägypten zu besprechen, über unsere rechtmäßigen Oberen an Propaganda Fide weiterzuleiten und ihre Entscheidungen abzuwarten. Das war unsere Aufgabe, denn es war der Auftrag Eurer Eminenz. Der Grund, warum sich P. Lodovico der Ausarbeitung der Teilung entzog, lag nicht darin, dass er in Triest gehört hatte, dass mein Institut im Verlauf der nächsten Jahre keine Mission in Afrika übernehmen könne, denn ich begleitete ihn ja nach Afrika mit der Zustimmung meines Oberen, mit dem er alles besprochen hatte. P. Lodovico ist ganz strikt dagegen, dass irgendeine andere Institution neben der seinen gemeinsam mit den Söhnen des hl. Franziskus in der Mission von Zentralafrika arbeitet. Ohne jemals über diesen Punkt mit dem Apostolischen Vikar von Ägypten gesprochen zu haben, sagte er nach langen Unterredungen und vor seiner Abreise von Shellal, dass er das Projekt von Professor Mitterrutzner vorlegen würde, sollte Eure Eminenz ihn um den Plan der gewünschten Teilung fragen.
Nachdem nun der Hauptzweck meiner Reise nach Afrika hinfällig geworden war, ich aber den armen Afrikanern nützlich sein wollte, besichtigte ich sorgfältig die katholischen Stationen von Oberägypten, um herauszufinden, ob dort einige Institute aufgemacht werden könnten, um auf der Grundlage meines Planes Afrikaner und Afrikanerinnen für die Missionen von Zentralafrika auszubilden.
Ich bin überzeugt, dass ich auf jeder Station von Oberägypten, die jeweils nur von einem Franziskaner betreut wird, mit einem jährlichen Betrag von 300 Franken zwei oder drei Barmherzige Schwestern für die Erziehung von koptischen Mädchen unterhalten könnte und zwei oder drei Christliche Schulbrüder oder andere Ordensleute einer neueren Gründung für die Ausbildung von koptischen Knaben. Auf diese Weise würde ich nicht nur der Apostolischen Präfektur von Oberägypten wertvolle Dienste leisten, sondern könnte auch durch die Aufnahme von Afrikanern und Afrikanerinnen in diesen Instituten mit der Zeit Katechisten, Handwerker und gute Mitarbeiter für jene Missionen von Zentralafrika ausbilden, die dort errichtet und wem immer anvertraut würden.
Die kleine Stadt Negadeh, die hundert Meilen von Shellal und zwei Meilen von den Ruinen von Tebe entfernt liegt und von 150 Katholiken und 3.000 koptischen Christen bewohnt wird, dessen Oberhaupt dem katholischen Glauben sehr nahe steht, wie er mir versicherte, wäre ein günstiger Ort für ein Mädcheninstitut nach meinem Plan. Da ein an die Kirche angrenzendes Haus bereit steht und ich die Hoffnung habe, dass die wirksame Mitarbeit der katholischen Frau nicht nur den Frauen selbst von Nutzen sein wird, sondern auch der Bekehrung von Häretikern, bin ich mit dem Präsidenten übereingekommen, drei Schwestern nach Negadeh zu schicken, mit einem jährlichen Höchstbeitrag von 500 Franken für jede, den das fromme Werk der Glaubensverbreitung zu gewähren pflegt. In Kairo überreichte ich dem Apostolischen Präfekten P. Venanzio folgendes Bittgesuch, das eine kurze Zusammenfassung der Lage jener armen Mission enthält:
„Hochwürdigster Pater!
Die Präfektur von Oberägypten, die seit einem Jahrhundert den Reformierten anvertraut ist, hat die Aufgabe, die orthodoxe koptische Kirche in den Städten und Ortschaften Ägyptens zu betreuen, damit die Gläubigen den wahren Glauben bewahren und dieser sich entwickelt. Sie sind von fanatischen Muslimen umgeben und werden nicht selten vom Hass der Häretiker bedroht und schikaniert. Dem Seraphischen Orden ist es trotz des Personalmangels und der geringen finanziellen Mittel gelungen, in den wichtigsten Städten Oberägyptens, in denen katholische Kopten wohnen, überaus eifrige Missionare zu stationieren, die mit bewundernswerter Opferbereitschaft und Ausdauer ihre schwierige Mission erfüllen.
Wegen der Ausweitung des Handels und des Anwachsens der europäischen Kolonie in den fruchtbarsten Gegenden Ägyptens, wegen der bestehenden Verbindungen zwischen Unter- und Oberägypten per Schiff und per Eisenbahn, die zwischen Kairo und Assuan im Eiltempo erbaut wird, ist es notwendig geworden, in der Präfektur, die unter Ihrer Obhut steht, die Seelsorge zu intensivieren, da zudem die Propaganda der Protestanten in ganz Oberägypten zunimmt und in Assiut eine große anglikanische Schule zum großen Nachteil des katholischen Glaubens errichtet wurde. Es ist deshalb notwendig, dass Gott in seiner liebevollen Vorsehung in dieser schwierigen Lage seinen barmherzigen Blick auf Oberägypten richtet und seine gnädige Hand ausstreckt, um die Arbeit des Missionars zu unterstützen, ihm mit seiner Macht die Arme stärkt, nicht nur um das Glaubensgut unter den koptischen Katholiken zu bewahren, sondern auch um ihm die Mittel an die Hand zu geben, die Abtrünnigen auf den Weg der Wahrheit zurückzubringen, die seit vierzehn Jahrhunderten im Schoß des Irrtums dahindösen.
Nach meiner Rückkehr von Nubien und meinem vierten Besuch der katholischen Stationen von Oberägypten glaube ich, in die Lage des orthodoxen Apostolats und der dringendsten Bedürfnisse in den Ihnen anvertrauten Gebieten eine gute Einsicht gewonnen zu haben. Mit dem großen Wunsch, Ihnen in Ihrem apostolischen Dienst, wenn auch nur in bescheidener Weise, beizustehen und Mitarbeiter für die Missionen von Zentralafrika vorzubereiten, wende ich mich deshalb an Sie und bitte Sie um die Vollmacht, auf den Hauptstationen von Oberägypten kleine Institute für Jungen und Mädchen zu errichten mit der Zusicherung, dass die Außentätigkeiten immer unter der Abhängigkeit des Ortsobern und der Jurisdiktion des Missionsoberen stehen.
Da ich selber nur über geringe finanzielle Mittel verfüge, aber bereits mit dem zuständigen Präsidenten, der mir ein Lokal zur Verfügung stellt, eine Abmachung getroffen habe, bitte ich Sie um die Erlaubnis, in Negadeh ein kleines Institut für Mädchen errichten zu dürfen. Zu diesem Zweck würde ich drei Schwestern einer Kongregation hinschicken, die Ihnen und Propaganda Fide genehm sind. Zudem würde ich einige Afrikanerinnen hinbringen, die im Glauben, in den Sprachen und Hausarbeiten in meinem Institut von Verona ausgebildet wurden. Diese kleine Gruppe würde die Erziehung der koptischen Mädchen übernehmen und Werke der Barmherzigkeit zum Wohl der Häretiker in jener wichtigen Station verrichten. Da ich gleichzeitig vorhabe, auch Leute für die Bekehrung der Afrikaner auf der Grundlage meines Planes vorzubereiten, möchte ich, dass sich die Schwestern mit Unterstützung der oben genannten Afrikanerinnen auch verpflichten, all jene Mädchen im Glauben und in den Handwerken zu unterrichten, die ich entsprechend meiner Geldmittel dem Institut übergeben kann, damit sie nach dem Abschluss ihrer Ausbildung und nach dem Dafürhalten von Propaganda Fide in die Missionen Zentralafrikas geschickt werden, wobei das Institut Mazza immer bevorzugt werden soll, falls es dort eine Mission hat.
D. Daniel Comboni“
Der Präfekt von Oberägypten zeigte sich sehr erfreut über diesen Vorschlag und wäre bereit, meine Wünsche zu unterstützen. Er schrieb gleich an Eure Eminenz um die entsprechende Erlaubnis. Mit Zustimmung des Apostolischen Delegaten bin ich mit der Provinzoberin der Schwestern vom Guten Hirten in Kairo übereingekommen, ein kleines afrikanisches Institut mit Hilfe von einigen Afrikanerinnen, die in Verona ausgebildet wurden, zu errichten und mit noch anderen, um die ich mich umsehen werde. Es wird der Kongregation vom Guten Hirten anvertraut, die eine Sektion für Afrikanerinnen in einem Haus neben ihrem Konvent errichten wird.
Ich hoffe, dass ich weitere Afrikanerinnen vom Werk des P. Olivieri, die bei den Franziskanerinnen in Kairo wohnen, gewinnen kann. Das habe ich also bis jetzt ausgeführt. Ich hoffe, dass ich bis Jahresende alles abschließen kann, damit meine Reise nach Shellal Früchte trägt.
Was sollte hier und jetzt mit den Leuten und den bereits vorhandenen Kräften getan werden, um die Lage des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika zu verbessern? Dieses Problem zu lösen ist schwierig. Ich werde versuchen, es klar darzulegen, damit man wenigstens anfangen kann etwas zu tun.
Die Grenzen dieser Mission laut Apostolischem Dekret von Gregor XVI. sind folgende: Im Osten das Vikariat von Ägypten und die Präfektur von Äthiopien; im Westen die Präfektur von Guinea; im Norden die Präfektur von Tripolis, das Vikariat von Tunesien und die Diözese von Algier; im Süden die Ghamar-Berge, die auch Mondberge genannt werden. [Annalen der Glaubensverbreitung. F. 20 Nr. 121 Seite 593]. Ohne die Missionen, die später errichtet wurden, umfasst das Vikariat von Zentralafrika das Gebiet, das zwischen dem 5. südlichen und dem 24. nördlichen Breitengrad liegt, zwischen dem 10. und dem 35. östlichen Längengrad nach dem Meridian von Paris. Dazu kommt das Gebiet, das sich vom 10. bis zum 29. nördlichen Längengrad und zwischen dem 9. westlichen und dem 10. östlichen Längengrad erstreckt nach dem gleichen Meridian. Damit ist das Vikariat von Zentralafrika etwa zwanzig Mal so groß wie Frankreich.
Von diesem ausgedehnten Vikariat sind seit seiner Errichtung bis jetzt erst ein Teil Nubiens und die Ufer des Weißen Flusses bis zum 4. nördlichen Längengrad, etwas mehr als ein Längengrad, betreut worden, also nicht einmal der zwanzigste Teil. Nach heutigen Schätzungen der Geografen der berühmtesten geografischen Gesellschaften Europas grenzt Zentralafrika im Osten an den Nil und den Weißen Fluss. Die Mission von Zentralafrika hat daher bis jetzt ihre Tätigkeit nur am rechten Nilufer und am Weißen Fluss entfaltet, das heißt an der nordöstlichen Grenze von Ostafrika. Von Zentralafrika hat sie sich nur um einen Teil des Kich-Stammes (Station vom Heiligen Kreuz zwischen dem 6. und 7. nördlichen Längengrad) angenommen, um ein Gebiet, das kleiner ist als der vierte Teil des gegenwärtigen Kirchenstaates.
Die Antwort auf die eine Frage „Was kann nach meiner Meinung mit dem heute zur Verfügung stehenden Personal für das Wohl des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika, das zu evangelisieren von 1846 bis 1866 versucht wurde, getan werden?“ Später komme ich dann darauf zurück, wie man die Regeneration des restlichen Vikariats, das den Missionaren bis jetzt ganz unbekannt geblieben ist, angehen könnte.
Es ist Ihnen bekannt, was in Afrika unter der Führung der drei Apostolischen Provikare Ryllo, Knoblecher und Kirchner getan wurde. Man kann es so zusammenfassen: Es wurden vier Stationen gegründet und zwar:
Die Missionare tauften ungefähr hundert Ungläubige, Kinder und Erwachsene, sie lernten die Sprache der Bari und Dinka, gaben dazu Wörterbücher, Grammatiken und Katechismen heraus und übersetzten viele Teile der Heiligen Schrift. In Brixen veröffentlichte der verdienstvolle Professor Mitterrutzner den äußerst wichtigen Band der Dinka-Sprache. Sie erforschten das Land, die Einwohner, die Gewohnheiten vieler Negerstämme und erprobten die einfachste Methode der Glaubensverkündigung. All diese Arbeiten wurden von Jesuitenmissionaren, von Deutschen und besonders vom Institut Mazza unter der Leitung des Provikars Knoblecher ausgeführt.
Auf diese folgte 1861 der Seraphische Orden, der an die sechzig Priester und Laien einsetzte. Mit welchem Erfolg? All das bisher Erreichte ging wieder verloren. Eure Eminenz weiß, dass die beiden Stationen Heiligkreuz und Kondokoro, das eigentliche Missionsfeld und der Nerv der Mission, die die größten Früchte brachten, aufgegeben wurden. Die Station Khartum wird schon über drei Jahre von einem einzigen Franziskanermissionar, P. Fabiano, und von zwei Laien betreut. Diese nahmen bis zu zwanzig Sklavinnen auf, von denen die meisten ihren Besitzern entlaufen waren. Einige Besitzer wandten sich an den österreichischen Konsul, um ihre Sklaven zurückzubekommen. P. Fabiano wollte sie aber nicht mehr herausgeben. So wurde beim österreichischen Generalkonsul von Ägypten Rekurs eingelegt. Obwohl dieser das Vorgehen von P. Fabiano nicht billigt und die europäische Kolonie über sein Verhalten zu den erwähnten Sklavinnen schlecht redet, obwohl sie nicht mehr in seinem Haus wohnen, sondern in schon bestehenden Hütten im Garten der Mission, glaube ich an seine Unschuld. Positiv am Ganzen aber ist, dass der österreichische Generalkonsul von Ägypten an den Minister von Wien einen Bericht über P. Fabiano erstellt hat. Das ist aber kein Ruhmesblatt für den Missionar.
Ich würde es nie dulden, dass ein Missionar allein gelassen wird, ohne die Möglichkeit zum Beichten, und das drei Jahre lang in einer entfernten und so gefährlichen Umgebung, wo vor einiger Zeit eine protestantische Schule eröffnet wurde, die fast die ganze europäische Kolonie an sich zieht und ihren Proselytismus bis nach Sennar und zu den Hauptorten Nubiens ausdehnt. Kürzlich übernahm P. Lodovico die Station Shellal, die acht Monate unbesetzt war.
Anhand dieser Tatsachen wollen wir nun überlegen, was für das Wohl jenes Teiles des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika unternommen werden kann, das wir bis jetzt mit den hic et nunc zur Verfügung stehenden Kräften zu evangelisieren versuchten. Diese Kräfte befinden sich in der Hand des Seraphischen Ordens. Ich will hier das Institut Mazza nicht erwähnen, das erklärt hat, vorläufig keine Mission unter den afrikanischen Völkern übernehmen zu können, obwohl es weiterhin entschlossen ist, sich später am schwierigen afrikanischen Apostolat zu beteiligen.
Der Seraphische Orden hat in einem Rundbrief von 1861 an verschiedene Ordensprovinzen appelliert mit dem Ziel, eine starke Gruppe von apostolischen Arbeitern aufzustellen, um die Afrikamission zu übernehmen. Trotz bereits großer Verluste wurde ein neuer Versuch unternommen: bis zu 22 Mitglieder starben in jenem heißen Land, ohne irgendwelche Erfolge erzielt zu haben. Nach all den vergeblichen Mühen entschloss sich dieser erlauchte Orden, P. Lodovico da Casoria mit der Mission zu betrauen. Wer sind die „Grauen Brüder“, die in La Palma bei Neapel gegründet wurden? … Folgender Brief gibt Eurer Eminenz eine genaue Idee von der entstehenden Institution, die das Institut für Afrikaner leiten und die Werke in Afrika weiterführen wird. Diesen Brief hat P. Lodovico am Nilufer an seine Söhne geschrieben, er gibt nach seinen eigenen Worten das Wesen des neuen Instituts wieder. Er gilt als Testament des frommen Gründers, das in seinen Gemeinschaften jede Woche verlesen wird.
Am Weißen Nil, 17. Dezember 1865
Ave Crux etc.
„Meine sehr geliebten Grauen Brüder,
der Herr hat Euch von der Welt in den Dritten Seraphischen Orden und mich in den Ersten Orden berufen. Was für armselige Menschen wären wir, wollten wir diese unendliche Liebe Gottes nicht nützen! Ihr und ich haben neue Pflichten neben den Geboten Gottes und der römisch katholischen Kirche: ich wegen der feierlichen, Ihr wegen der einfachen Profess; ich für den priesterlichen Dienst, Ihr für den Liebesdienst; ich für die Rettung von Seelen, Ihr für den Unterricht; das eine wie das andere ist Gottesdienst: Priester ist der eine, Priester der Liebe der andere. Diese zwei erhabenen Dienste geben sich gegenseitig die Hand. Der erste kann nicht die Seelen retten, wenn sie der andere nicht vorbereitet. Der Herr hat mich kleinen Bruder zu dieser Institution inspiriert, um die verdorbene Welt mit dem Beispiel und der Liebe zu Christus zu führen. Franziskus ist der heilige Vater dieses Instituts, damit es von äußerster Armut nicht nur im Geiste, sondern auch in der äußeren Armut, wie sie Jesus Christus, der hl. Franziskus und alle seine wahren Söhne gelebt haben, geleitet wird.
Zu dieser Armut verpflichte ich im Gehorsam alle Grauen Brüder. Jenen, die sie wegen ihrer Strenge nicht annehmen wollen, befehle ich durch die Oberen, dass sie in die Welt zurückkehren und als gute Christen leben oder sich als Tertiaren anschließen. Dieses Werk wird sich rasch ausbreiten, wenn die Oberen an diesem himmlischen Schatz festhalten. Christus selbst liebte ihn. Er wollte arm zur Welt kommen, arm leben und arm sterben. Wer mit der Armut regiert, regiert mit der Demut und der Liebe Christi: Gemeinschaftsleben mit allen, in allem und für alle, ohne irgendwelche Ausnahme wegen Titel oder Würde, ausgenommen die Kranken, die das lebendige Abbild Christi sind. Diesen gebühren alle Ausnahmen und Erleichterungen, solange die Krankheit dauert, jedoch müssen sie von der Gemeinschaft getrennt im Krankenzimmer wohnen. Ich empfehle Euch, die Tugend der Barmherzigkeit und den Dienst geistlicher Nächstenliebe bis ans Lebensende zu üben.
Jene Grauen Brüder, die sich vom Gemeinschaftsleben entfernen und Geld bei sich haben, müssen sofort als Besitzer und Reiche ausgeschlossen werden. Jene, die nicht Geld in die Hand nehmen müssen, sollen es nicht tun. Jene, die es in die Hand nehmen müssen, sollen es tun, aber es sofort an den Hausverwalter weitergeben. Ich bitte die Brüder, weder zu schlafen noch zu übernachten, wo Geld aufbewahrt wird, damit sich dieser Teufel nicht in der Zelle befinde, sollte ganz unerwartet Bruder Tod kommen. Ich empfehle Euch und wiederhole es, meine innig geliebten Brüder, nehmt Euch vor dem Gebrauch von Geld in Acht.
Der Orden der Grauen Brüder kann auch Priester aufnehmen, aber mit den gleichen Regeln und der gleichen strengen Armut der Brüder. Ihre Zahl muss niedrig gehalten werden, aber doch groß genug sein, um den Regeln des Instituts entsprechend im Mutterhaus die Ordensleitung zu bilden. Die Priester dürfen weder predigen noch Beicht hören. Ihre Hauptaufgabe ist, das Institut zu verbreiten, für die Beobachtung der Regel zu sorgen, die Häuser zu besuchen und sich um das Wohl der Armen Jesu Christi zu kümmern.
Ich lege allen Brüdern die Betrachtung und die Meditation [Kontemplation] morgens und abends über das Leiden Christi ans Herz: betrachtet so, als spielte sich das, was Ihr lest und betrachtet, vor Euren Augen ab. Was nützt es über Jesus Christus zu betrachten ohne Demut und Bruderliebe? Ohne dem Oberen zu gehorchen? Ohne eine Beleidigung oder eine Missachtung zu ertragen? Was nützt es über Jesus Christus zu betrachten ohne gegenseitiges Mitleid? Den gekreuzigten Jesus zu beweinen, heißt den Bruder lieben und ihn ertragen. Wenn Ihr von der einen Betrachtung bis zur nächsten, das heißt vom Morgen bis zum Abend, die Schwachheiten eines Bruders, der wie Ihr mit Fehlern behaftet ist, ertragen könnt, sollt Ihr bei der Abendbetrachtung Christus für die während der Morgenbetrachtung erhaltene Gnade danken.
Handelt und leitet mit dem Beispiel und der Liebe: alle werden Euch lieben und Euch Liebe und Gehorsam entgegenbringen. Liebt, geliebte Brüder, das Stillschweigen: redet wenig, vermeidet Diskussionen, Ja, Ja, Nein, Nein, und geht weiter. Haltet Euch für die geringsten im Haus, und wenn Ihr Obere seid, habt Ihr noch mehr Grund dazu, denn Ihr seid Diener der Diener des Herrn.
Euer täglicher Unterhalt ist die Handarbeit, und sollte es für die Liebesdienste nicht reichen, dann sollen die Brüder aus Liebe zu Gott von Haus zu Haus gehen, um Almosen bitten und alles annehmen, was ihnen die göttliche Vorsehung für sie und die Armen, seien es Kinder oder Kranke, gibt. Ich bitte die Brüder, den Priestern immer zu gehorchen, ihnen Demut und Untergehung entgegenbringen, denn sie sind das wahre und wirkliche Abbild Christi. Jenen, die Euch nicht wohlgesinnt sind, sollt Ihr wohlgesinnt sein. Wenn sie Euch verachten, dann redet nicht schlecht über sie, sondern bemitleidet sie und tut ihnen Gutes, denn sie verachten Eure Sünden. Wenn Ihr armen und kranken Priestern begegnet, nehmt sie auf, wenn Ihr könnt, und behandelt ihre Wunden.
Euer grauer Habit schaue immer gleich aus, entsprechend der Regel des Seraphischen Dritten Ordens, Sandalen, barfüßig, die Kranken dürfen Socken und Leinenunterwäsche tragen; Hanfstrick, Leinenkutte und Rosenkranz aus Weinstockholz. Das Ganze soll arm sein, man schläft in der Kutte, und wenn es wegen Krankheit unmöglich ist, frage man den Oberen um Erlaubnis. In den Kapellen, den Schlafsälen und den Zellen herrsche Sauberkeit, auch die Brüder sollen sauber sein. Die Priester beten das Brevier und benützen den franziskanischen Ordo des Ersten Ordens. Die Brüder, die lesen können, beten das Offizium der Passion vom hl. Bonaventura. Jene, die nicht lesen können, beten Vaterunser etc. Ich empfehle den Brüdern, alle Freitage des Jahres zu fasten, zusätzlich zu der Fastenzeit, nach der Regel der Grauen Brüder. Spezialfreundschaften sind den Brüdern nicht erlaubt, um dem Beispiel des Heiligen Vaters zu folgen. Sobald ihr die Kirche betretet, sagt: „Wir beten Dich an, o allerheiligster Herr Jesus Christus, und in allen deinen Kirchen auf der ganzen Welt, und preisen dich, denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst“.
Ich bitte, beschwöre und ermahne Euch aus Liebe zu Gott und zu Eurer heiligen Vollkommenheit, alle diese Vorschriften, die in Euren Regeln und Konstitutionen enthalten sind, zu beobachten und in Wort und Beispiel für ihre Einhaltung zu sorgen. Der Herr Jesus Christus sei in Eurem Sinn, in Eurem Herzen und in Euren Taten. Ich kleiner Bruder werde immer bei Euch sein: wenn Ihr mich nicht liebt, ich liebe Euch; wenn Ihr mir nicht wohlgesinnt seid, ich bin Euch wohlgesinnt. Missachtet nicht, was ich Euch geschrieben habe, denn ich habe es im Angesicht Gottes geschrieben, mit dem Ihr leben, sterben und in alle Ewigkeit regieren müsst. Amen.
Bitte macht Abschriften von diesem Brief und schickt ihn an alle Oberen der Grauen Brüder mit der Auflage, ihn einmal in der Woche in jeder Gemeinschaft vorzulesen. Ich bitte Br. Diego darum.
Fra Lodovico da Casoria“
Wenn ich an den Inhalt dieses Briefes, an die Erfolge der Häuser der Grauen Brüder, die ich in Neapel beobachten konnte, und an die Qualität der Brüder von La Palma, die nach Afrika gingen, denke, muss ich sagen, dass die Institution von Lodovico da Casoria von sich aus in keiner Weise in Afrika eine Mission übernehmen kann. Sollte sie aber vom Seraphischen Orden unterstützt und geleitet werden, dann kann sie der Mission nach meiner Meinung von großem Nutzen sein.
Diese Institution hat nämlich bis jetzt nur Handwerker ausgebildet, aber keinen Priester hervorgebracht. Auch wenn sie in Zukunft Priester ausbilden sollte, welche Art von Apostolat könnten diese ausüben, wenn es ihnen nicht erlaubt ist Beicht zu hören, zu predigen, seelsorglich außer Haus tätig zu sein, und wenn ihre ganze Mission sich darauf beschränkt, die Gemeinschaften zu leiten und die Handwerker zu betreuen? Wie könnte man ohne die nötige Ausbildung und ohne eine solide und entsprechend lange moralische Erziehung eine Mission übernehmen? Diese Institution wird nie auf eigenen Füßen stehen können, auch wenn sie den Ideen und dem Wunsch des frommen Gründers entsprechend wachsen und gedeihen sollte. Wenn ich zudem an die Leute denke, die dieser gute Pater in sein Institut aufnimmt, die vielleicht nur den Rosenkranz beten oder ein Handwerk ausüben können, oder an die Unklugheit, mit der er Werke aufzubauen pflegt, an die Gefahren dieser schwierigen Mission, ohne notwendige Ausrüstung und Berufsausbildung, dann wage ich zu behaupten, dass seine Institution Afrika zum Schaden gereichen wird. Ohne zu erwähnen, was sich manchmal in seinen Häusern von Neapel tut, kommen wir nun zu den Beispielen auf dem Missionsfeld.
1861 und 1862 schickte P. Lodovico acht Leute nach Afrika, nämlich:
Von diesen starben die ersten zwei in Khartum, der dritte in Kairo im Haus des Apostolischen Delegaten; der vierte hält sich in Bethlehem auf, der fünfte in Ismaelia am Suezkanal. Die zwei letzten kenne ich nicht persönlich. Der sechste und siebte, die im Kloster von Kairo wohnen, sagten zu den Franziskanern vom Heiligen Land, dass weder sie selber noch jene je nach Zentralafrika zurückkehren werden und auch nicht mehr ins Institut von P. Lodovico da Casoria. Der achte, Fr. Corrado, wohnte in Shellal. Nachdem er sich lasterhaft benommen hatte, und um dem Tadel seines Oberen auszuweichen, der jetzt Guardian von Bethlehem ist, wandte er sich an einen Beamten der ägyptischen Regierung mit der Bitte, zum Islam übertreten zu können, da ihm die Freiheit der Anhänger des Islam gefalle. Zu seinem Glück brachte ihn der ägyptische Beamte, der die Ansicht vertrat, dass man die Religion der eigenen Eltern nicht aufgeben soll, zum Guardian von Alexandria, der ihn gleich nach Neapel schickte. Dort hielt er sich noch fünf Monate ohne Ordenskleid in einem Haus von P. Lodovico auf und verließ dann das Institut. Jetzt arbeitet er als Gas-Anzünder in der Via della Chiaia von Neapel.
Von den ersten sechs Mitgliedern, welche die Institution der Grauen Brüder für Afrika ausbildete, starben drei, die anderen fünf verließen ihren Orden. Beschäftigen wir uns nun mit der letzten Expedition nach Shellal.
P. Lodovico bestimmte sechs Leute für diese Station:
1. Br. Bonaventura da Casanova als Präsidenten. Er gehört zur reformierten Provinz von Neapel und ist seit zwei Jahren assoziiertes Mitglied des Werkes von La Palma. Er ist ein guter Ordensmann und macht seine Sache gut. Er war Guardian von Caserta. Obwohl er etwas engstirnig ist, halte ich ihn für fähig genug, das ganze Haus gut zu leiten. Nach außen wird er nicht viel tun können, da er die Gebräuche des Landes und die arabische Sprache nicht kennt. Er sagte, dass zwischen P. Lodovico und dem Provinzial und den Brüdern von Neapel keine Einheit besteht, da diese der Institution nicht wohlgesinnt sind und Nachteile für die franziskanische Familie befürchten. P. Lodovico gab P. Bonaventura ein strenges Verbot, von Shellal aus weder mit dem Apostolischen Delegaten von Ägypten, noch mit dem Provinzial von Neapel und auch nicht mit dem Generalobern und Propaganda Fide Kontakte zu pflegen, und zwar unter Androhung von Lebensmittelentzug. Er bat mich, das seinen Oberen, dem Provinzial, dem Generalobern und Eurer Eminenz mitzuteilen, ich sage es aber nur Ihnen.
2. P. Bonaventura von Khartum, der beste Mann, der je aus La Palma hervorgegangen ist, nachdem er vier Jahre lang in meinem Institut von Verona gewesen war. Ich brachte ihn Ende 1860 nach Neapel. Er ist fromm, eifrig, kritisch veranlagt, fähig, ein hoffnungsvoller Mann, der sich aber noch nicht von der übereifrigen Mentalität der Orientalen befreit hat. Ohne die Theologie abgeschlossen zu haben, von der er nur eine unzulängliche Idee hat, legte er vor zwei Jahren die Ordensgelübde ab und wurde voriges Jahr am 8. Oktober zum Priester geweiht. Zwei Tage später reiste er nach Rom und von dort nach Afrika. Da er die arabische Sprache und das Land kennt, machte er in Shellal auf das Volk einen großen Eindruck, so dass es zwischen ihm und dem Präsidenten zu Meinungsverschiedenheiten kam. Ich glaube, P. Lodovico wird das Problem nicht lösen können, ohne die beiden vollständig zu trennen.
3. Br. Pietro, Prokurator von Shellal. Er war sieben Jahre lang beim Militär und kämpfte 1860 gegen Garibaldi in Capua. Einige Jahre später wurde er von P. Lodovico aufgenommen und nach einigen Monaten zum Verantwortlichen der Handwerker in Capo del Monte ernannt, da er ein guter Schreiner ist. Er reiste mit uns nach Afrika. Obwohl er ohne Schulbildung ist und die arabische Sprache nicht kennt, wurde er zum Prokurator von Shellal ernannt. Nach nur 28 Tagen verließ er infolge der oben erwähnten Meinungsverschiedenheiten Shellal und fuhr nach Kairo. Dort teilte er den Brüdern mit, dass er weder in die Mission noch zu P. Lodovico zurückkehren würde.
4. Br. Innocenzo, Krankenpfleger; er ist ein guter junger Mann, voller Nächstenliebe, und der Mission von großem Nutzen.
5. Br. Lodovico und 6) Br. Giovannino; die beiden Afrikaner sind musikbegabte, gute, junge Leute, obwohl ihnen der Habit und das franziskanische Leben nicht liegen. Die Erfahrungen von diesen beiden können später als Kriterium dienen, um den Erfolg eines in Europa ausgebildeten Afrikaners zu beurteilen, der als Laie nach Afrika zurückgekehrt ist.
D. Francesco Palmentieri, Neffe von P. Lodovico, gehörte auch zur Gruppe. Dieser junge, aktive, umsichtige und gut ausgebildete Priester, voll Eifer für die Werke von La Palma, ist der stärkste Arm von P. Lodovico, dem er seit Jahren nützlichste Dienste leistet. Er ist jetzt mit einem neuen Grauen Bruder nach Afrika abgereist, der den Prokurator ersetzen wird und bringt Lebensmittel für Shellal mit. Vielleicht richtet er in Alt-Kairo ein neues Haus für die afrikanischen Handwerker her, das P. Geremia da Livorno für P. Lodovico vom frommen Dragomanno des englischen Konsuls erwarb.
Nach meinem Gewissen kann ich sagen, dass für mich Lodovico ein herzensguter Mensch ist, sich mutig an große Werke heranmacht, dass er die Armut und das Gebet liebt und die Ordensregel beispielhaft lebt. Seine Talente, seine Ausbildung, die Kenntnis der europäischen und afrikanischen Welt haben ihre Grenzen, und ganz allgemein gesagt, sein Verstand hält mit seinem Herzen nicht Schritt. Er hält an seinen Ideen fest und gibt viel auf Schein und Äußerlichkeit. Seine Liebe und Demut sind nicht ohne menschliche Schwächen: er ist nicht immer aufrichtig, und viele verstehen sein Handeln nicht. Seine Propaganda wird nur selten die tatsächliche Wahrheit von dem, was in der Mission vor sich geht, wiedergeben, außer die Dinge laufen großartig. Trotzdem tut P. Lodovico für die Armen und Kranken außerordentlich viel Gutes. Die Adeligen und das Volk von Neapel lieben und respektieren ihn. Er erfüllt vor Gott und den Menschen eine einzigartige Aufgabe, so dass sein Name unter den Helden der neapolitanischen Wohltätigkeit unsterblich bleiben wird.
Nach all dem, was ich vor dem Angesicht Gottes mit genauer Kenntnis und aus Pflichtbewusstsein niedergeschrieben habe und mit tausend anderen Beispielen erhärten könnte, möge Eure Eminenz beurteilen, ob Propaganda Fide vom Institut von P. Lodovico da Casoria für Afrika Nutzen ziehen kann. Es besteht kein Zweifel, dass sein Werk in Neapel gut arbeitet, und ich hoffe und wünsche, dass die Zeit, die Erfahrung und die Prüfungen das Institut in die Lage versetzen werden, auch Afrika nützlich zu sein. Aber vorläufig bin ich überzeugt, dass es allein sehr wenig leisten kann und auf die Unterstützung und Führung des Seraphischen Ordens angewiesen ist, um für die Mission Früchte zu bringen. Nach meiner Meinung sollte vorläufig Propaganda Fide nur dem Seraphischen Orden die Verantwortung der afrikanischen Unternehmen übertragen und der Institution von P. Lodovico keine Station oder Mission anvertrauen, der trotz der Tatsachen, die ich dargelegt habe, irgendwie die Hoffnung hegt, für sein Institut die volle Jurisdiktion über das ganze Zentralafrikanische Vikariat zu erhalten. Nach diesen Darlegungen spreche ich nun aus, was man nach meiner Meinung tun könnte, um das franziskanische Apostolat in den Ländern von Zentralafrika wirksamer zu gestalten.
Es ist notwendig, dass Propaganda Fide dem Seraphischen Orden einen solchen Teil des Vikariats von Zentralafrika überträgt, den er zu bewältigen imstande ist. Zudem ist es notwendig, dass der Orden formell auf den restlichen Teil verzichtet, damit anderen Institutionen, die in jenen Gebieten arbeiten möchten, kein Hindernis im Wege steht. Nach meiner Ansicht sollte der franziskanische Orden jene Länder übernehmen, die an seine ägyptischen Missionen angrenzen, das heißt, Nubien mit 18795 Quadratkilometern, ein Gebiet doppelt so groß wie Frankreich, und das Propaganda Fide zu einer Apostolischen Präfektur erheben könnte. Nubien ist heute in sechs große Provinzen unterteilt: Dongola, Kordofan, Berber, Taka, Khartum und Fazogl und hat fast zwei Millionen Einwohner, von denen mehr als 80.000 Afrikaner sind, sowie eine kleine Gruppe von orthodoxen Kopten unter einem Bischof, der in Khartum residiert. Sollte der Propaganda Fide diese Mission für den Seraphischen Orden zu ausgedehnt scheinen, könnte sie dem Orden das ganze Gebiet auf der rechten Seite des Nil, das zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Blauen Fluss liegt, übertragen, oder das Gebiet auf der linken Seite bis zum 16. nördlichen Längengrad, zu dem die Provinzen Berber, Taka, Dongola und Fazogl gehören, die eine Million Einwohner zählen.
Ich bin überzeugt, dass der Seraphische Orden die Präfektur Nubien übernehmen und leiten könnte, indem er sie provisorisch gemeinsam mit jener von Oberägypten verwaltet. Der Präfekt von Oberägypten könnte ad interim zum Unterpräfekten von Nubien ernannt werden und vom Apostolischen Vikar von Ägypten und Delegaten abhängen, bis durch die positive Entwicklung des Instituts von P. Lodovico oder durch die steigende Anzahl von franziskanischen Missionaren die vorgesehene Präfektur von Nubien auf eigenen Füssen stehen kann.
Eure Eminenz wird mir erwidern: „Wie kann die Präfektur von Oberägypten, die selbst so dürftig und schwach ist, dass sie sich kaum selber genügt, ihre Arbeit auch auf Nubien ausdehnen?“ Sicher müsste und könnte der Seraphische Orden Oberägypten mit mehr Missionaren versorgen. In der Zwischenzeit müssten die Präfekturen von Oberägypten und Nubien, die provisorisch zusammengelegt werden, zusammenarbeiten, sich gegenseitig die Hände reichen und die apostolische Arbeit zum beiderseitigen Vorteil vorantreiben. Die nun folgenden Beobachtungen machen das klar.
Die Missionare von Oberägypten sind reformierte Minoriten: zu ihnen gehören auch P. Lodovico und alle Brüder seiner Institution. Zudem hat die Apostolische Präfektur von Oberägypten, ohne von Suez zu sprechen, in Kairo ein Zentralhaus, das mit allen notwendigen Dingen ausgestattet ist, damit die neuen Missionare in die Sprache und orientalischen Gebräuche eingeführt werden können. Im Haus herrscht ein guter religiöser Geist. In Oberägypten arbeiten in sechs Stationen sechs Franziskaner, die perfekt arabisch sprechen und recht fähig, opferbereit und seeleneifrig sind.
P. Federico, der von den Arabern Abuna Botros genannt wird und Präsident von Assiut ist, er war bereits vor einigen Jahren Präfekt, und P. Samuele d'Accadia, Präsident von Negadeh, sind zwei verdiente Männer und fähig, eine Mission zu leiten. Letzterer, ein guter Kenner des Charakters und der Gebräuche der Orientalen, obwohl er von häretischen Priestern und von manchen koptischen Katholiken verfolgt wird, die vergeblich seinen Ruf zu schädigen versuchten, hat mehr denn alle anderen zum Wohl der Mission beigetragen und viel Erfolg unter den Ägyptern gehabt. Im Verlauf von 26 Jahren Missionsdienst erbaute er trotz großer Hindernisse drei Kirchen, baute die Stationen von Negadeh und Farshiut zu Ende und führte einige hundert Häretiker, Afrikaner und Muslime zum Glauben. Er genießt die Wertschätzung des Vizekönigs, der muslimischen Autoritäten, der europäischen Konsuln und besonders des österreichischen Generalbevollmächtigten. Sein Einfluss auf die katholischen Kopten, Häretiker und Muslime in ganz Oberägypten ist groß. Er genießt auch das Vertrauen seiner franziskanischen Mitbrüder, die in ihm einen klugen und erfahrenen Ratgeber und in den heikelsten Angelegenheiten einen wertvollen und gefürchteten Verteidiger vor der türkischen Regierung und den geheimen Ränkespielen der Häretiker haben. Alle sind überzeugt, dass die Präfektur von Oberägypten anders dastehen und bessere Früchte hervorbringen würde, wenn P. Samuele der Missionsobere wäre.
P. Serafino da S. Antimo, Präsident von Kenneh, und P. Alfonso da Cava, Präsident von Kackmin, sind zwei gute Missionare, die seit acht Jahren mit viel Eifer arbeiten und für die Zukunft vielversprechend sind. P. Giuseppe da Napoli hat im Verlauf von 22 Jahren in Tahhata viele zum Glauben geführt. P. Andrea, Präsident von Girgeh, ein opferbereiter Mann, hatte viel zu leiden. Diese eifrigen Missionare wohnen ziemlich weit voneinander entfernt und arbeiten dort, wohin sie der Gehorsam geschickt hat. Es vergehen oft Jahre, bis sie sich wieder einmal treffen.
Der Missionar von Oberägypten, der allein auf einer Missionsstation lebt, kann trotz seines Eifers und seiner Fähigkeiten nicht viel zur Förderung des Glaubens tun, denn es fehlen ihm die Arme, um Schulen für Jungen und Mädchen zu errichten und die Verlassenen in einem Handwerk auszubilden. Die Apostolische Präfektur von Oberägypten ist ein moralischer Körper, der in der Person der Missionare wohl ein Haupt hat, aber ihre Glieder sind schwach oder fehlen ganz, um ihn zu stützen und zu kräftigen. Das Institut von P. Lodovico, nach Nubien verpflanzt, wäre ein Körper ohne Kopf. Auch wenn es ihm an fähigen Männern fehlt, eine Mission zu leiten, hat es doch viele Arme und materielle Mittel, die, wenn sie klug eingesetzt werden, von großem Nutzen sein können. In der Tat, aus den Kollegien von Neapel kommen Handwerker aller Art und Katechisten hervor, schwarze und weiße. Vom Institut der Stigmatinerinnen, die P. Lodovico für die Erziehung der Afrikanerinnen von Florenz nach Neapel brachte, werden europäische und afrikanische Schwestern im Glauben und für häusliche Aufgaben gut ausgebildet. Wenn die beiden Präfekturen unter dem geistlichen Einfluss einer einzigen Institution vorübergehend zusammengelegt werden, können sie sich nach meiner Meinung gegenseitig von Nutzen sein. Die eine kann der anderen die Führung gewährleisten und die andere die Arbeitskräfte. Dabei wird es an der Klugheit des Apostolischen Präfekten liegen, um viele Vorteile einerseits von den eigenen reformierten Ordensleuten und andererseits vom Institut von Lodovico zu ziehen.
Mehr noch, nach dem festgelegten Prinzip von P. Lodovico (P. Lodovico selbst und der Generalobere sprachen mit mir verschiedene Male darüber) soll sich kein reformierter Franziskaner auf die afrikanischen Missionen Hoffnung machen, außer er wurde im Kolleg La Palma erzogen und ausgewählt. Alle guten Ordensleute aus den Provinzen von Deutschland, Österreich und dem Veneto (welches die besten sind, was Begabung und Ordensdisziplin anbelangt) sollen vom Apostolat der zentralafrikanischen Mission entfernt werden. Als Folge davon würde Afrika nicht nur viele Vorteile verlieren, die eine größere Zahl von guten Missionaren mit sich bringt, sondern auch die spontane Unterstützung des Marienvereins von Wien kaum aufrecht erhalten können, der immer den Wunsch geäußert hat, dass im Apostolat von Zentralafrika besonders die Deutschen unterstützt werden.
Mit der vorübergehenden Zusammenlegung der beiden Präfekturen könnte der Seraphische Orden gute Missionare aus Deutschland und dem österreichischen Kaiserreich erhalten, wo der missionarische Geist für die afrikanische Mission in keiner Weise erloschen ist. In diesem Fall würden einige Franziskanermissionare, die kein großes Vertrauen in die afrikanischen Werke von P. Lodovico setzen, gleich zur Stelle sein, wie zum Beispiel P. Meinrad aus Preußen, der bereits in Zentralafrika war und jetzt sehr eifrig in Alexandria (Ägypten) als Priester wirkt, wo er besonders das Vertrauen der deutschen Kolonie genießt.
Für das franziskanische Unternehmen in Oberägypten und Nubien wird der Bau der Eisenbahn von großem Nutzen sein. Die Strecke zwischen Kairo und Assuan ist bereits im Bau und wird laut Aussagen des Vizekönigs von Ägypten in ungefähr sechs Jahren die Wüste Korosko überqueren und Khartum erreichen. Sollte Propaganda Fide mein Projekt der vorübergehenden Zusammenlegung von Oberägypten und Nubien nicht für durchführbar halten, dann muss der Seraphische Orden aus seinen Orient-Missionen einen erfahrenen Missionar auswählen, um die afrikanischen Missionen zu leiten, und vom bisherigen System Abstand nehmen, jungen und unerfahrenen Oberen das schwierige Apostolat in jenen gefährlichen Gegenden zu übertragen.
Es steht meiner Schwachheit nicht zu, Ratschläge zu erteilen, wie diese neue Organisation der franziskanischen Operation an den Ufern des Nil allmählich verwirklicht werden kann. Nach meiner Ansicht ist es aber einfacher, damit anzufangen, bevor das Apostolische Vikariat von Ägypten in jene neue Phase eintritt, zu welcher es sich hinzubewegen scheint.
Sollte das Institut Mazza nicht bald die Mission am Weißen Fluss übernehmen, dann hoffe ich in naher Zukunft Ihnen ein Projekt vorzulegen, das Missionare einer anderen Institution, mit der ich bereits Verhandlungen aufgenommen habe, für jene Gegenden vorsieht (wo die ägyptische Regierung bereits eine Muderia für die Schilluk eingerichtet hat und dabei ist, auch andere Provinzen zu organisieren).
So viel kann nach meiner Meinung zum Wohl jenes Teiles des Vikariats von Zentralafrika unternommen werden, das man seit seiner Errichtung bis zum heutigen Tag mit den hic et nunc zur Verfügung stehenden Elementen und Kräften zu evangelisieren versucht hat. Bis jetzt haben wir nur vom zwanzigsten Teil dieser ausgedehnten Mission gesprochen. Was kann ich zur Evangelisierung des übrigen Teiles dieses Vikariats schon sagen, das nie besucht wurde, den Missionaren unbekannt blieb und fast die ganze Mitte der afrikanischen Halbinsel ausmacht und größer als ganz Europa ist?
Dieses Problem ist noch schwerer zu lösen. Da wir uns bei der Diskussion über ein so schwieriges und wichtiges Unternehmen nicht auf festem Boden bewegen, müssen wir uns begnügen, unsicheren Schrittes vorzugehen und das vorzuschlagen, was vernünftig und in der Substanz richtig ist, aber nur wahrscheinlich durchführbar ist, solange niemand mit besseren Vorschlägen kommt und stärkere Motivierungen hat, um die Bekehrung der unbekannten Stämme Afrikas zu versuchen. Propaganda Fide weiß um die Unterstützung, die religiöse Körperschaften und die Seminare für die ausländischen Missionen garantieren, und weiß auch um jene, die sich an einem so schwierigen Unternehmen beteiligen können. Aber all das bringt uns nicht weiter, um Zentralafrika zu evangelisieren. Müssen wir deshalb mit den Überlegungen aufhören und jene unglücklichen Gegenden aufgeben, die vielleicht von mehr als sechzig Millionen Menschen bewohnt werden? Wir müssen alles versuchen, für alle vertretbaren Opfer bereit sein und auf Jenen vertrauen, der alles sieht, alles vermag, der uns liebt und will, dass alle Menschen gerettet werden.
Da ich immer fester von seiner Wirksamkeit überzeugt bin, scheue ich mich nicht, noch einmal auf meinen Plan zur Wiedergeburt Afrikas hinzuweisen, der 1865 in Venedig veröffentlicht wurde und den ich auf der Grundlage der Grenzen des Vikariats ausgearbeitet habe, die Gregor XVI. anlässlich seiner Errichtung festgesetzt hatte. Es handelt sich um ein Projekt für die Evangelisierung Afrikas, das einfach, gerecht, praktisch und den Bedürfnissen der zahlreichen Stämme Zentralafrikas angepasst ist. Wenn ich mich nicht irre, wurde er von allen gutgeheißen. Sein Anliegen ist es, zum Wohle Afrikas alle bereits vorhandenen Elemente und Kräfte des Katholizismus zu nutzen und neue zu schaffen, besonders durch die Errichtung von neuen Seminaren für das Apostolat im Zentrum der verschiedenen orthodoxen Länder. Das wird dort einen religiösen Enthusiasmus für den unglücklichsten und am meisten verlassenen Teil der Welt auslösen, Berufe wecken und Geldmittel locker machen.
Hätte ich einen Plan für eine einzige Korporation erstellen müssen, hätte ich ihre Kräfte und Geldmittel in Betracht gezogen und ein für sie entsprechendes Projekt ausgearbeitet. Aber da ein einziges Institut das ausgedehnte Vikariat von Zentralafrika, das an fast alle Missionen jener großer Halbinsel grenzt, nicht betreuen könnte, fand ich es für richtig, einen grandiosen, aber ganz einfachen Plan vorzuschlagen, der unter dem Vorsitz von Propaganda Fide und mit der Mitarbeit der Apostolischen Vikariate der afrikanischen Küsten, die sich dazu bereit erklären, einer großen Schar den Weg zum Apostolat in Afrika auftun und eine neue Ära des Heiles unter jenen unberührten und unglücklichen Nationen einleiten wird, die sich noch unter dem schrecklichen Fluch Hams befinden.
Um es mir leichter zu machen, etwas für das Wohl der Afrikaner zu unternehmen, bitte ich Eure Eminenz nur um eine Gunst, nämlich ‚einen Brief an D. Comboni zu schreiben, in dem Eure Eminenz ihn auffordert und ermutigt, tatkräftig in die Tat umzusetzen, was an seinem Plan für die Wiedergeburt Afrikas gut, gerecht und praktisch ist (ohne etwas von dem zu erwähnen, was unklar und unrealisierbar ist), und hervorhebt, dass der Heilige Vater und Propaganda Fide seine armen Anstrengungen mit Wohlgefallen begleiten.‘
Ich hoffe, dass Eure Eminenz diese demütige Bitte erfüllen kann, denn die Substanz des Planes im Allgemeinen ist angenommen. Was darin unrealisierbar ist, ist eher zweitrangig. Wenn wir auf bessere Zeiten und auf einfachere Mittel warten, um Nigrizia zu bekehren, werden wir ins Grab hinabsteigen, ohne etwas erreicht zu haben. Alles, was Zentralafrika betrifft, ist schwierig. Die Missionsgeschichte zeigt uns, dass bis jetzt alle anderen Systeme und Versuche erfolglos geblieben sind. Die langsame Umsetzung meines Planes wird den Vikariaten und Apostolischen Präfekturen Afrikas, in denen er angewandt werden wird, große Vorteile bringen. Die allgemeine Erfahrung hat zwar gezeigt, dass zwei verschiedene Institutionen in einem einzigen Missionsgebiet nicht von Vorteil sind. Aber wenn eine einzige Institution den Bedürfnissen der Leute nicht genügen kann, was jetzt im Apostolischen Vikariat von Oberägypten der Fall ist, scheint es ein kleineres Übel zu sein, wenn die eine leitet und arbeitet, und die andere in Abhängigkeit von der ersten arbeitet. In Afrika, wo immer Opfergeist notwendig ist, wird der Friede zwischen zwei verschiedenen Institutionen nicht so schnell zerbrechen, besonders wenn es sich um neuere Institutionen handelt, die noch nicht vom Kastenegoismus angesteckt sind, und unter denen der Geist Christi und der Seeleneifer herrschen und gedeihen.
Auf jeden Fall wird ein Brief von Eurer Eminenz immer Gutes stiften, denn er wird mir eine große Hilfe sein bei der Suche nach Personal und Geldmitteln, um langsam in Europa wie in Afrika meinen Plan zu verwirklichen. Er wird mir auch helfen, das Werk zum Loskauf von Sklaven des verstorbenen P. Olivieri ausschließlich für die Regeneration von Nigrizia zu gewinnen.
Was das Personal betrifft, wird mir ein Brief von Eurer Eminenz
1. den Weg öffnen, um die neueren Institutionen für einen Einsatz in Afrika zu bewegen. Ich schätze die Vorteile hoch ein, die diese durch die Errichtung von kleinen Instituten für afrikanische Jungen und Mädchen in den Vikariaten und Präfekturen Afrikas bieten werden, sollten sie sich an diesem Werk beteiligen, auch im Hinblick auf die Vorteile für ihre Missionen. Sollten zum Beispiel in den Vikariaten von Ägypten oder der Galla einige Priester von Don Bosco oder Cottolengo von Turin einsteigen, bräuchten Franziskaner oder Kapuziner nicht zu befürchten, dass diese die Übernahme ihrer Vikariate im Sinne haben, und das umso weniger, wenn man die Bedingungen betrachtet, unter denen sie sich dort gemäß der Organisation des Planes niederlassen. Mancher Obere der afrikanischen Missionen wird gegen dieses Projekt sein, weil er jene fernhalten möchte, die ihnen gegenüber kritische Beobachtungen machen … und nach Rom berichten könnten. Ich hoffe, dass Eure Eminenz dieses Werk mit Wohlwollen betrachtet, denn es ist geeignet, auch in Afrika heilige Nachahmung zu finden und den guten Fortgang der Missionen besser zu gewährleisten.
2. Ihr Brief wird es mir erleichtern, einige Knabenseminare für die afrikanische Mission in den wichtigsten Zentren Europas zu errichten. Die Missionsberufe nehmen zu entsprechend der Instrumente und Mittel, mit denen Ideen für einen so erhabenen Zweck gefördert werden. Frankreich stellt die meisten Geldmittel und Missionare zur Verfügung dank der frommen Werke der Glaubensverbreitung und des Seminars für die Auslandmissionen von Paris, das eine große Blüte erlebt. Verona und Brixen schickten mehr Missionare nach Afrika als das übrige österreichische Kaiserreich dank des Mazza-Instituts und des Einsatzes von Professor Mitterrutzner. Wenn Gleiches auch in Deutschland, England, Brasilien, Spanien etc. unternommen wird, dann wird in diesen gebildeten Nationen ein großes Interesse für das Apostolat erwachen.
3. Die Kongregationen, die in Afrika Missionen unterhalten, werden angeregt werden, ihren Missionseinsatz mit mehr evangelischen Arbeitern zu verstärken, indem sie Missionare ausbilden, um die Arbeit langsam ins Innere auszudehnen und dort neue Missionen zu übernehmen. Die Vorteile für die Mission im Inneren Afrikas hängen zu einem großen Teil von der Stärke der Missionen an den afrikanischen Küsten ab. Zudem werden weitere Orden neue Missionen in Afrika gründen. Es darf nicht vergessen werden, dass es Geldmittel für die Vorbereitungsarbeiten in Europa und für die Aufbauarbeiten in Afrika braucht. Ihr Schreiben wird mir bei meinen Sammlungen für beide Zwecke hilfreich sein.
Um die entsprechenden Strukturen in Europa für die Ausbildung von Personal für die afrikanischen Missionen aufzubauen, wie Knabenseminare und Berufsschulen etc., möchte ich nach dem Vorbild der Satzungen von Propaganda Fide einen frommen Verein gründen und damit im Veneto beginnen. Sobald er auf festen Füßen steht und von den Bischöfen approbiert worden ist, werde ich Sie darüber unterrichten. Im katholischen Deutschland gibt es über hundert solche Vereine für verschiedene fromme Zwecke. Ich hoffe, dass ich mit diesem so vorteilhaften Werk Glück habe, das alle Institutionen im gleichen Geist vereinigen wird und eine überaus nützliche Konföderation bilden kann, die für Afrika arbeitet und in Europa Seminare und Kollegien unterhält.
Was die Geldmittel für diese in Afrika zu errichtenden Werke betrifft, werden die bereits bestehenden Frommen Werke der Glaubensverbreitung die notwendige Unterstützung garantieren:
1. Der Missionsverein von Köln für den Loskauf und die Ausbildung von Afrikanern ist von einem hervorragenden katholischen Geist erfüllt und frei von jenem nationalistischen Egoismus, von dem einige andere ähnliche Werke geprägt sind. Der Präsident des Komitees Hochw. D. Nöcker, der Gründer eines großen vom verstorbenen Kardinal Geißel genehmigten Instituts, ist ein großherziger, intelligenter und fähiger Mann, der sich einsetzt, damit dieses Werk vom deutschen Episkopat wohlwollend angenommen wird. Dr. Sticker, der sich viele Verdienste um religiöse Vereine erworben hatte, wirkte als Sekretär mehr als alle anderen bei der Errichtung dieser hehren Gesellschaft mit. Dieser hat den Plan für die Wiedergeburt Afrikas adoptiert in der Überzeugung, dass er den armen Afrikanern helfen wird. Er hat mir fast alle Spenden überwiesen mit dem festen Versprechen, seine Unterstützung jedes Jahr je nach seinen Möglichkeiten und dem Fortgang des Unternehmens zu erhöhen. Diese Gesellschaft ist jetzt noch klein, wird aber im katholischen Deutschland stärker werden, entsprechend dem Fortschritt des Werkes in Afrika, und stark aufblühen, wenn die Leute erfahren, dass Eure Eminenz jenen Plan unterstützt. [Brief an den Kölner Missionsverein, Venedig 1865, Seite 12].
2. Herr Bérard de Glajeux, Präsident des Rates von Paris, hat mich während der Sitzung in Anwesenheit von Bischof Massaia gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass das Werk der Glaubensverbreitung seine besondere Unterstützung den Missionen, Instituten und Kollegien von Zentralafrika gewähren wird, sobald das Missionspersonal bereit steht und in Afrika der Ort der Mission und das Institut oder Kolleg feststehen.
3. Das Werk für die Schulen im Orient, der Heiligen Kindheit von Paris und die Gesellschaft der Unbefleckten Empfängnis von Wien haben mir Unterstützung für die in Afrika zu gründenden Institute versprochen.
4. Ich hoffe, dass das kleine Werk für den Loskauf von Sklaven gedeiht, das von einem Pfarrer von Amiens in Spanien gegründet wird.
Schließlich wird mir Ihr ersehnter Brief helfen, das Werk für den Loskauf ganz für die Wiedergeburt [rigenerazione] Zentralafrikas zu gewinnen. Um dieses heilige Werk für meine Zwecke zu gewinnen, verhandelte ich mit D. Biagio Verri, dem Nachfolger von P. Olivieri. Im Mai antwortete er mir von Marseille aus, dass er nach einem Weg suchen wird, um uns gegenseitig die Hand zu reichen, sobald die kleinen Institute für Afrikanerinnen in Ägypten zu arbeiten beginnen. Deswegen habe ich dem Kardinalvikar Seiner Heiligkeit in Rom, dem das Werk von P. Olivieri als Protektor untersteht, folgendes Promemoria geschickt, das ich auch Eurer Eminenz vorlege, damit Sie sich vom Nutzen überzeugen können, das Afrika aus diesem Werk ziehen kann, wenn es das alte Programm, losgekaufte Sklavinnen nach Europa zu transportieren, modifiziert, und bereit ist, uns beim Aufbau der neuen Institute in Afrika zu helfen.
an Seine Eminenz Kardinal Patrizi, Vikar von Rom
Das großartige Liebeswerk des verstorbenen P. Olivieri hat als Ziel, afrikanische Kinder beiderlei Geschlechtes der Barbarei zu entreißen und sie an einen sicheren Ort zu bringen, um ihre Seele zu retten. Bisher wurde dieses Ziel dadurch erreicht, dass in Ägypten afrikanische Knaben und Mädchen losgekauft, nach Europa gebracht und in Italien, Frankreich und Deutschland auf verschiedene Klöster und Einrichtungen verteilt wurden. Das viele Gute, das dadurch erreicht wurde, erstreckt sich allein auf die Person des Losgekauften, aber nicht auf die afrikanische Rasse selbst. Dafür gab man große Geldsummen aus und nahm ungeheure Mühen auf sich, sowohl auf Seiten des Gründers und der Wohltäter des Werkes als auch der Institute, die die Kinder aufnahmen. Infolge des Pariser Vertrags von 1856, der die Sklaverei verbietet, und des entschlossenen Willens des Vizekönigs von Ägypten und der Vertreter der europäischen Mächte, die den Transport von Afrikanern gestoppt haben, kann der Verein, so wie er strukturiert ist, nur mehr heimlich wirken, das heißt, Mädchen kaufen, sie für eine gewisse Zeit in einem ägyptischen Institut unterbringen und dann geheim zu zweit oder dritt, von Schwestern begleitet, auf dem beschwerlichen Umweg über Syrien nach Europa bringen.
Sollte der Direktor des Werkes von P. Olivieri bereit sein, die Mädchen in Ägypten loszukaufen und sie dann den Knaben- und Mädcheninstituten anzuvertrauen, die bereits bestehend und zusätzlich in Kairo und Oberägypten gegründet werden, um Personal für die Bekehrung von Zentralafrika auszubilden, anstatt sie nach Europa zu bringen, würden dem Werk folgende Vorteile erwachsen:
1. Jedes Mädchen, das nach Europa gebracht wird, kostet das Werk von P. Olivieri etwa 400 Scudi: 100 Scudi kostet der Loskauf, 130 Scudi werden für den Aufenthalt in Ägypten ausgegeben, bis es nach Europa reisen kann, und 170 Scudi für die Reise über Syrien nach Europa unter Begleitung der Schwestern. Würde das Mädchen gleich nach dem Loskauf den Instituten in Ägypten anvertraut, würden die Ausgaben für die Unkosten für das Werk ungefähr 100 Scudi betragen, da sich die Institute um alles weitere kümmern würden. Mit 400 Scudi, die für ein Mädchen ausgegeben werden, könnten vier losgekauft und anstatt einem Mädchen vier gerettet werden. Die Berechnung ist mathematisch.
2. Das Werk von P. Olivieri würde so nicht nur den losgekauften Personen allein dienen, sondern diese würden dann zu Instrumenten für die Rettung vieler anderer werden und den Missionen von Zentralafrika von großem Nutzen sein. Nachdem die Erfahrung gezeigt hat, dass der europäische Missionar unter den afrikanischen Stämmen nicht leben kann und der Afrikaner nicht in Europa, wird jetzt der Plan verwirklicht, in Ägypten für Knaben und Mädchen Institute zu errichten, in denen diese im Glauben und in den Künsten unterrichtet werden, um ebenso viele Kräfte für die afrikanischen Missionen auszubilden. Das Werk von P. Olivieri ist also nützlich und notwendig für die Bekehrung von Zentralafrika.
3. Das Werk von P. Olivieri muss heimlich die Afrikanerinnen nach Europa bringen und ist ständig von der Auflösung bedroht. Würde es den Instituten in Afrika zu Hilfe kommen, könnte es in Ägypten ganz offen auftreten, sich bestens entwickeln und seine weitere Existenz sichern.
4. Da das Werk von P. Olivieri Afrikaner nach Europa bringt, ist es bei den Bischöfen und Gläubigen nicht gut angesehen, während mein modifizierter Vorschlag besser ankommt. Bei meinen Reisen durch ganz Europa versicherten mir das über vierzig Bischöfe, Erzbischöfe, Kardinäle, auch Seine Eminenz De Angelis und die meisten Wohltäter des Werkes, unter ihnen auch der Kölner Verein.
5. Es ist moralisch unmöglich, dass die 800 von P. Olivieri losgekauften afrikanischen Mädchen zum Zölibat und Ordensleben berufen sind. Soweit ich in den fünfzehn Jahren, die ich dem Werk der Afrikaner gewidmet habe, ihr heißes Temperament kennenlernen konnte, und meine Erfahrung in Europa und in Afrika haben mich vom Gegenteil überzeugt. Wenn die Mädchen in Instituten in Afrika untergebracht werden, würden sie von einem fatalen Zwang befreit werden und unter der Leitung der Schwestern jenen Stand auswählen, zu dem sie der Herr beruft.
6. Würde das noch immer unvollständige Werk von P. Olivieri modernisiert (was die Mitarbeiter betrifft) und einem weit reichenden Zweck zugeführt (wie oben erwähnt), würden es die Gläubigen kräftiger unterstützen.
Aus diesen und vielen anderen Gründen bin ich überzeugt, dass Olivieris Werk, würde es die Verbesserungen und Änderungen akzeptieren, für die Bekehrung der Afrikaner von sehr großem Nutzen wäre. Aus diesem Grund bitte ich diesen Verein, den afrikanischen Knaben- und Mädcheninstituten zu Hilfe zu kommen, die ich unter dem Schutz der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens an den afrikanischen Küsten auf der Grundlage meines Planes für die Regeneration Afrikas zu gründen hoffe.
Ich habe mich bemüht, Durchlauchter Kirchenfürst, Ihnen mit meinen schwachen Kräften in diesem kurzen Bericht klarzumachen, was nach meiner Meinung für die Bekehrung Zentralafrikas in angemessener Weise getan werden kann. Ich tue dies, um den Anordnungen Eurer Eminenz zu gehorchen mit dem einzigen Ziel, die größere Ehre Gottes und das Heil der Afrikaner zu fördern, denen ich mein Leben geweiht habe. Sollte Eure Eminenz noch genauere Angaben über einige Punkte wünschen, die ich nicht klar genug dargelegt habe, werde ich sie auf Ihren Wink hin erfüllen.
Indem ich immer für Ihre Anweisungen bereitstehe und diese Gelegenheit benütze, Ihren heiligen Purpur zu küssen und Ihnen meine Ehrfurcht und Verehrung auszudrücken, verbleibe ich
Ihrer Eminenz gehorsamer, untergebener und unterwürfiger
D. Daniel Comboni
vom Mazza-Institut
ich hoffe, dass D. Beltrame meine Briefe erhalten hat, die ich ihm vor dem 24. des vorigen Monats schrieb. Ich hoffe ebenfalls, dass Sie dieser Brief erreichen wird, den ich über Frankreich schicke. Mir geht es gesundheitlich sehr gut. Ich warte sehnsüchtig auf Nachrichten von unserem geliebten Institut und besonders von Ihnen. Ich muss mit Ihnen über den kleinen Hans sprechen.
Ich habe mich informieren lassen, dass Propaganda Fide in Rom Jugendliche aufnimmt, die aus ungläubigen und häretischen Ländern kommen. Als ich deshalb gestern Abend Kardinal Barnabò bat, Hans aufzunehmen, sollte ich ihn für geeignet finden, sagte er zu, auch für das neue Schuljahr 1866/67. Das wäre gut für den Jungen und für mich, und das Institut könnte stattdessen einem anderen helfen. Das vertraue ich nur Ihnen an, damit Sie mit Klugheit nach eigenem Gutdünken entscheiden und Maria Kessler überzeugen, ihrem Neffen auf diese Weise zu helfen. Bitte berichten Sie mir darüber und lassen Sie mich durch D. Giovanni oder durch einen anderen wissen, wie es mit den Studien von Hans aussieht, damit er diesen Monat kommen und im November ins Kolleg aufgenommen werden kann.
Ich habe die mir von Barnabò aufgetragene Arbeit abgeschlossen, nämlich die Frage zu beantworten, was für Zentralafrika mit den zur Verfügung stehenden Mitteln getan werden kann. Zu unserem Institut habe ich bemerkt, dass es vorläufig nicht in der Lage ist, eine Mission zu übernehmen, habe aber die Möglichkeit offen gelassen, dass es binnen einiger Jahre unter veränderten Umständen seine Mitarbeit in Afrika vielleicht wieder aufnehmen oder eine Mission übernehmen kann. Möge Gott es fügen!
Ich bin stets um Ihre Gesundheit besorgt. Don Beltrame schrieb mir, dass ich nach Wegen suchen soll, dem Institut zu helfen. Ich hoffe, dass ich mit der Zeit etwas tun kann. Die Anliegen und das Wohl des Instituts liegen mir sehr am Herzen, denn ihm verdanke ich mein zweites Leben. Wie ich Ihnen von Afrika aus schrieb, werde ich alles tun, was in meinen schwachen Kräften steht. Es freut mich, dass mit großem Eifer daran gearbeitet wird, das Institut zu festigen, und dass unser D. Beltrame ein brauchbarer Mitarbeiter dabei ist. Hat seine Familie in Valeggio unter den Ereignissen vom 24. gelitten? Ich nehme an, dass sie jetzt in Verona sind. Ich bitte jeden Tag den Herrn für Sie und für das Institut. Bitte beten Sie für mich zu den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens. Der Bischof von Ägypten, den Propaganda Fide von jenem Vikariat abberufen hat, um ihn nach Bosnien zu schicken, hält sich in Rom auf. Der neue Delegat von Ägypten ist Bischof Luigi Ciurcia. Er wurde 1818 in Rom geboren, gehört zur franziskanischen Observanz, war Bischof von Alessio und dann 1853 von Scutari. Sobald ich in Verona bin, werden wir uns der Afrikanerinnen annehmen.
Bitte grüßen Sie mir den Bischof, den Marchese Ottavio und Tregnaghi, aber besonders D. Beltrame, D. Brighenti, D. Poggiani, D. Bolner, D. Fochesato, D. Lonardoni etc. etc., die Failoni Bevilacqua... die Protestantinnen...
Segnen Sie Ihren ergebenen
D. Daniel
obwohl ich Euch schon öfter geschrieben habe, möchte ich doch auch einige Zeilen für Euch dem Brief des Superiors beilegen. Es grüßt Euch Msgr. Vuicic. Ich hätte gerne Nachrichten von Euch und von Valeggio. Ich kann mir vorstellen, dass es ein großes Durcheinander gegeben hat. Ich denke immer an Euch und Ihr wisst, dass ich Euch schätze. Ihr kennt mein Gemüt. Es ist für mich ein großer Trost zu wissen, was Ihr alles für unser geliebtes Institut tut. Ich hoffe, dass meine Mitarbeit, sobald ich in Verona bin, nicht unnütz sein wird. Ihr kennt meine Absichten. Bitte schreibt mir via Deutschland und Marseille und schickt mir Nachrichten vom Institut und Verona. Ich erwarte einen sehr langen Brief. Teilt mir mit, wie es mit der Hand des Superiors aussieht. Msgr. Nardi, den ich jetzt oft treffe, schickt Euch Grüße. Grüßt mir D. Girolamo, Eure Familie, Garbini und besonders die Familie Pompei und D. Beltrame, den Prediger. Bis bald!
Wie herzlich werden wir bei meiner Rückkehr lachen! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich mich sehne, wieder einmal im Institut zu sein. Wie viele Veränderungen! Eine neue Welt! Es wird mir sicher alles komisch vorkommen: neue Ideen, neues Leben, neue Dinge, wenig Leute, wenig Priester, kein Kleriker, wenig Jugendliche! Dann wie Einsiedler ins Haus Zenati verbannt werden! Stellt Euch den Eindruck vor, den das auf mich machen wird. Ich hatte mich doch in den letzten zwei Jahren nur einige Tage im Institut aufgehalten, da ich immer auf Reisen war und mich in Hauptstädten aufhielt etc. Lasst uns fröhlich sein, auch wenn die Welt zusammenbrechen sollte; lasst uns mit unserem Doktor D. Brighenti und unseren Kumpanen lange, frohe Abende verbringen. Grüßt mir auch Baschera, Betta und, falls Ihr Zeit habt, auch jene Protestantinnen, die mir nie geschrieben haben, obwohl ich mich für sie eingesetzt habe.
Bis bald, mein lieber D. Giovanni, bleibt gesund, froh, jugendlich, springt herum, damit auch ich fröhlich sein kann.
Euer
D. Comboni,
der Euch wie einen Bruder schätzt