Schriften

Suche
Erweiterte Suche - Klicken Sie hier, um Ihre Suche zu verbessern
N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
391
Mons. Luigi di Canossa
0
Vienna
2. 4.1871

Nr. 391 (367) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/82

Dominikanerkloster Wien

2. April 1871

Gelobt seien Jesus Christus und Maria in Ewigkeit. 

Es lebe der heilige Josef!

Hochwürdigster Bischof,

[2426]

ich bin etwas beunruhigt, da ich noch nicht weiß, ob Eure Exzellenz die 220 Gulden, die ich Ihnen am 23. schickte, erhalten hat. Ich bitte Sie deshalb, dem guten D. Losi mitzuteilen, ob Sie die Summe bekommen haben oder nicht. Losi wird mir dann gleich schreiben, damit ich mich darum kümmern kann, sollte der Betrag nicht angekommen sein. Aus einigen Briefen von Losi schließe ich, dass er ein ehrenhafter Priester und ein guter, geradliniger Mann ist. In einem Brief aus Rom vom 26. des vergangenen Monats wurde mir mitgeteilt, dass Kardinal Barnabò zwei Minuten nach der hl. Messe im Haus unserer Schwestern auf der Piazza Margana einen Schlaganfall erlitt, dass sich sein Mund verzog, er ein Auge verlor und in Lebensgefahr schwebte. Die Generaloberin schreibt mir von Marseille aus am 30. des Monats: „Mit dem Ableben des guten Vaters werden wir eine Lücke ausfüllen müssen, aber vom Himmel aus wird er uns noch mehr helfen als er schon auf Erden getan hat.“ Ich bin sehr traurig darüber. Er sagte oft, dass er an einem Herzinfarkt sterben werde wie all die Seinigen.


[2427]

Nach eineinhalb Jahren Überlegung habe ich mich entschlossen, Ihnen mitzuteilen, was man mir aus Köln geschrieben hat in Bezug auf die 10.000 Franken, die mir nach dem Vortrag von Bischof Meurin von Bombay nach Kairo geschickt wurden. Der Leiter eines Werkes soll nicht nur die schlechten, sondern auch die guten Nachrichten erfahren. Da das in Deutschland überall von der Presse verbreitet wurde, besonders in den Annalen 1870 von Köln, ist es nur recht und billig, dass Eure Exzellenz davon weiß. Zu diesem Zweck schicke ich Ihnen das Flugblatt, auf dem die letzten Worte des Vortrags stehen, den Bischof Meurin im katholischen Kasino von Köln gehalten hatte. Er spricht vom Werk, der guten Organisation unserer Institute in Ägypten, den Missionaren. Von mir sagt er Dinge, die ich nach meiner Überzeugung nicht verdiene, so wie ich auch überzeugt bin, dass der Mann, der heute die Diözese Verona leitet, nicht jener „buckelige Draufgänger“ ist, der seit 1816 überaus treue und liebenswürdige Diener des Hauses Canossa, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich bin tief überzeugt, dass ich ein Nichts bin, ein armer Sünder, ein unnützer Knecht. Ich hätte nichts zuwege gebracht, hätte nicht die unvergleichliche Liebe und der Eifer Eurer Exzellenz die Verantwortung für das Werk auf sich genommen.


[2428]

Der Rauch des Weltenruhmes, der sich auflöst und verzieht, bedeutet mir nichts. Ich wäre glücklich zu preisen, wenn ich nach einem Gott geweihten Leben inmitten der Mühen des Apostolats meine Seele retten und die Hölle vermeiden könnte. Alles Übrige bedeutet nichts. Wer den Weihrauch vorübergehenden und flüchtigen Lobes genießt, ist bemitleidenswert. Da ich oft mit den Großen dieser Welt zu tun habe, finde ich stets neue Beweggründe, die mich überzeugen, dass der Rauch der Welt, der Lobsprüche und des Ruhmes wertlos ist, sondern dass nur der Dienst an Gott und für ihn zu leiden und zu sterben dem Heil dient. Aber da ein tüchtiger Jesuitenbischof von der Organisation und der Entwicklung unserer Institute in Ägypten Zeugnis ablegt und so das väterliche Herz und das Gewissen Eurer Exzellenz Trost und Stärkung finden, und da meine eigene Armseligkeit, wenn auch bedeutungslos, häufig Angriffen von allen Seiten ausgesetzt ist, so ist es nur gut, dass Eure Exzellenz als Vater, Richter und Arzt über alles Gute und Schlechte Bescheid weiß, damit es in Euren Söhnen korrigiert und gerechtfertigt werden kann. Ich schicke Euch also den beigelegten Artikel „Ein bischöfliches Zeugnis“, den Sie wörtlich übersetzen lassen können von einem, der gut Deutsch kann, oder von D. Caprara oder von seiner Nichte Metilde, mit der Auflage zu schweigen und mit niemandem darüber zu sprechen. Sie können es auch von D. Aldegheri übersetzen lassen.


[2429]

Nur zu seinem Trost möchte ich eine Kopie für Bachit, der für Afrika lebt, in einem Brief beilegen, den ich offen lasse, damit Eure Exzellenz sie herausnehmen kann, falls Sie das für besser halten. Der König von Hannover (er ist blind) ließ mir von seinem Sekretär Baron Jex einen Brief schreiben, in dem er das Werk überaus lobt, und schickte mir 100 Taler. Er ist Protestant. Mit meiner Reise habe ich keine besonderen Erfolge erzielt; ich brachte etwas mehr als 3.500 Gulden zusammen und sicherte mir eine jährliche Hilfe von 3.000 Franken. Aber es besteht die Möglichkeit für mehr, wenn sich die Zeiten bessern. Andere Spenden hängen noch in der Luft.


[2430]

Heute bin ich bei Altgrave Salm-Clary zum Essen eingeladen. Dieser war vor dreißig Jahren Vize-Gouverneur der Lombardei und Chef der österreichischen Abordnung beim Heiligen Vater. Er erzählte mir gestern in meinem Schlafzimmer, dass er am Montag beim Kaiser war, um ihm mitzuteilen, was der Heilige Vater zu der österreichischen Abordnung gesagt hat. Er wartete eine Viertelstunde im Wartesaal, bis Beust (dem der Zweck der Audienz von Altgrave bekannt war) herauskam. Dann ging er hinein und teilte ihm alles mit. Seine Majestät begnügte sich mit der Bemerkung, dass er sich über die Liebe des Heiligen Vaters freue und auch er ihn liebe. Er sagte aber nicht, was getan werden sollte: Weder machte er Versprechungen noch äußerte er sich zu dem Unbehagen, das er über die Geschehnisse in Rom verspüren sollte. Ich kann Ihnen aber fest versichern, dass der Kaiser von Österreich, obwohl von schwachem Charakter, überaus besorgt ist über das Desaster von Frankreich und die letzten Handlungen der roten Republik von Paris, und dass er Tag und Nacht daran denkt. Er sagte zu zwei mir bekannten Persönlichkeiten, dass Österreich nur bestehen kann angesichts von so vielen verschiedener Volksgruppen, die ihre Nationalität respektiert sehen möchten, wenn es sich auf seine katholischen Prinzipien stützt.


[2431]

Der Kaiser sagte auch, dass das, was in Frankreich geschieht, auch anderswo eintreffen könnte, wo die gleichen Prinzipien gelten. Die Lage der jetzigen österreichischen Regierung und des Ministers Hohenwart ist viel besser als früher und Beust, um seinen Posten zu halten, bewegt sich mehr zum Kabinett hin. Gestern sagte mir Graf Friedrich Thum (der Ihnen und Marchese Ottavio Grüße schickt und nur einige Minuten am Tag im Zimmer herumgeht, aber nur an Krücken, um das Bett zu verlassen), dass der Kaiser auf eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Abgeordnetenkammer und Minister Hohenwart hofft (der sehr begabte Bruder Leone stimmt mit Friedrich überein, wie er mir heute Morgen sagte), damit aus den nächsten Wahlen eine katholischere Abgeordnetenkammer hervorgeht und dann später auch ein Ministerium, das langsam die Konstitution erneuern oder aufheben werde, und dass Österreich wieder seinen Platz einnehmen könne als unermüdlicher Beschützer des Heiligen Stuhles, und dann … Monsignore, ich habe beste Beziehungen zur höchsten und katholischsten Aristokratie von Wien. Viele Leute wiederholen diese Ideen. Was gegenwärtig in Frankreich geschieht, es könnte auch in Italien und Spanien passieren, zeigt uns, dass man mit dem Atheismus, der Freimaurerei und dem modernen Liberalismus nicht weit kommt, dass die Völker und Könige zur Überzeugung kommen müssen, dass man sich allein auf den wahren Glauben stützen muss, und man sich nicht vor dem Untergang rettet, sofern man nicht ausruft: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde.

D. Daniel Comboni


392
Mons. Luigi di Canossa
0
Vienna
8. 4.1871

Nr. 392 (368) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/83

[W.J.M.J.]

Wien, 8. April 1871

Hochwürdigster Herr Bischof,

[2432]

mit diesen paar Zeilen möchte ich Eurer Exzellenz, dem Vater von Afrika und der lieben Stadt Verona, dem Grafen Ottavio und seiner Familie, dem hochwürdigsten Seminarregens, dem unvergleichlichen D. Pietro Dorigotti, dem Monsignore Vikar, Perbellini etc. etc. frohe Osterfeiertage wünschen. Es ist besser mit dem Papst zu leiden als die Welt zu genießen. Ein großer Gedanke! Der Erzbischof von Paris, der beim Konzil mit klaren Worten ankündigte, dass die französische Regierung den Papst verlassen würde, sollte die Unfehlbarkeit definiert werden, ist jetzt von den Roten ins Gefängnis geworfen worden, und sein Herr befindet sich in beschämendem Exil. Bitte sorgen Sie dafür, dass Don Losi mir schreibt, ob er die 220 Gulden erhalten hat. Unser Werk findet auch unter den Protestanten Anklang: Viele besuchen mich, auch einige lutherische Pastoren. Am Dienstag erhielt ich von einem Unbekannten aus Norddeutschland 100 Taler, die mir der Buchhändler Sartori übergab mit der Auflage, den Namen des Spenders geheim zu halten. Gestern schickte ich 39 Napoleondor nach Ägypten. Somit habe ich vom 5. Januar bis heute (innerhalb von drei Monaten) 250 Napoleondor und 2 Sovereign überwiesen. Wir setzen unser Vertrauen auf Gott, denn was Geld anbelangt, segnet er uns mehr als viele andere Missionen und Apostolische Vikare. Frohe Festtage wünsche ich auch D. Vincenzo. Den heiligen Ring küssend verbleibe ich

Ihr ganz unwürdiger Sohn

D. Daniel C.


[2433]

Von Aachen erhalte ich einige Gebete für den Heiligen Vater, die überall im katholischen Deutschland verrichtet werden, besonders in Preußen. Ich finde den Gedanken gut, alle von Pius IX. Heiliggesprochenen für den Papst und den Apostolischen Stuhl anzurufen, wie Sie auf den Seiten 7, 9 etc. des kleinen Büchleins sehen können, das ich beilege.


393
Mons. Luigi di Canossa
0
Vienna
20. 4.1871

Nr. 393 (349) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/84

[W.J.M.J.]

Dominikanerkloster Wien

20. April 1871

Hochwürdigster Herr Bischof,

[2434]

am 23. März schickte ich Ihnen 220 Gulden für 500 Messen. Ich bat Sie, D. Losi zu veranlassen mir mitzuteilen, ob er das Geld erhalten hat. Ich traue unseren Regierungsdieben bei der Post nicht, die mir schon öfters Schaden zugefügt haben. Nachdem ich bis zum 2. April von ihm keine Antwort erhalten hatte, schrieb ich ihm noch einmal und forderte ihn auf, sich unverzüglich bei Eurer Exzellenz zu melden, aber ich erhielt keine Antwort. Am gleichen Tag schrieb ich auch Eurer Exzellenz zum gleichen Punkt, aber ohne Antwort bis jetzt. In der Annahme, dass D. Losi von Eurer Exzellenz in eine Pfarrei geschickt wurde, um bei den Osterbeichten zu helfen, habe ich Ihnen erneut zum gleichen Punkt am 8. April geschrieben, ich bekam aber keine Antwort. So entschloss ich mich, am 14. des Monats eine offizielle Reklamation zu schicken, sie blieb ohne Antwort. Ich beginne nun zu zweifeln, ob das Geld überhaupt angekommen ist. Wir haben eine Regierung wie Gott sie will.


[2435]

Der Apostolische Delegat von Ägypten setzt sich laut P. Stanislao sehr dafür ein, dass der österreichische Generalkonsul ein Schreiben nach Wien schickt, in dem er sich für das Haus in Kairo stark macht. Ein Werk der Vorsehung! Die Gemeinde von Paris war einverstanden, dass der Erzbischof einen Brief an Thiers in Versailles schreibt, mit dem Vorschlag, dass die ordentliche Versammlung den gottlosen, roten Revolutionär Blanqui freilässt unter der Bedingung, dass die Gemeinde den Erzbischof aus dem Gefängnis entlässt. Thiers und die Versammlung lehnten ab, weil Blanqui für Frankreich gefährlicher sei als der Erzbischof nützlich sein könnte. Der Revolutionär Blanqui hatte größeres Gewicht als Msgr. Darboy. Gericht Gottes! Eine große Demütigung für den armen Erzbischof, der nach seiner Unterwerfung unter die Unfehlbarkeit jetzt mit dieser Demütigung seine früheren Fehler bezahlt.

Tausend Glückwünsche für die Karfreitagsfeier, bei der Eure Exzellenz den Kreuzweg betete. Ein großartiger Protest!

Segnen Sie Ihren ganz unwürdigen Sohn

D. Dan. Comboni

Ap. Missionar


394
Mons. Luigi di Canossa
0
Vienna
26. 4.1871

Nr. 394 (370) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/85

[W.J.M.J.]

Wien, 26. April 1871

Hochwürdigster Herr Bischof,

[2436]

hier sind die Statuten der katholischen Arbeitergesellschaft, die am 2. April gegründet wurde und um die Eure Exzellenz gebeten hat. Der Präsident selbst hat sie mir überreicht, den ich am 2. April bei der ersten Versammlung getroffen hatte. Sie ist sehr nützlich und praktisch. Sollten Sie in Zukunft Erklärungen brauchen, können Sie ohne weiteres mit Abt Karl Dittrich, dem Berater im Fürstlichen Erzbistum Wien und Seminarregens im Knabenseminar Mariahilf von Wien (Mariahilfstraße), in Verbindung treten. Er wird Ihnen gerne behilflich sein.


[2437]

Ich erhielt Ihren letzten Brief mit der Mitteilung, dass Sie das Geld erhalten haben. Ich bin sehr froh darüber. Ihr erster Brief ist nicht angekommen. Der Brief von P. Guardi ist sehr wertvoll, sei es was das Grundstück anbelangt, sei es um weiter zu sehen. Übermorgen werde ich Msgr. Pelami 52 Napoleondor, 4 Franken und 25 Centimes mit den entsprechenden Formularen für 1.000 Messen übergeben. In wenigen Tagen werde ich den Wallfahrtsort Mariazell besuchen, wo ich weitere Messen erhalten werde. Ich küsse Ihren heiligen Ring.

Segnen Sie Ihren ganz unwürdigen Sohn

D. Daniel

Viele Grüße an den Seminarregens und an D. Vincenzo, und natürlich auch an Graf Ottavio.


395
Don Gioacchino Tomba
0
Vienna
30. 4,1871

Nr. 395 (371) AN DON GIOACCHINO TOMBA

AMV, Cart. „Missione Africana?

[W.J.M.J]

Dominikanerkloster Wien

30. April 1871

Mein sehr geschätzter D. Gioacchino,

[2438]

der Überbringer dieses Briefes ist ein vornehmer Priester, der beim Konklave dabei war, in dem Pius IX. zum Papst gewählt wurde. Im Auftrag des Papstes hat er mehrere große Institute reformiert, zum Beispiel jenes von S. Michele in Rom. Jetzt ist er Erzpriester des Basilikakapitels von S. Eustachio in Rom und Dekan der Kapläne, die für die Zeremonien des Papstes zuständig sind etc. etc. Er möchte das Institut Cantarane von S. Carlo besuchen. In Wien wohnte er mit mir im Dominikanerkloster und hat herrliche Stickarbeiten gesehen. Ich glaube, er wird ganz überrascht sein beim Anblick so vieler Stickarbeiten des Instituts. Ich bitte Sie, ihm das berühmte Bild und die Blumen zu zeigen etc.


[2439]

Ich schicke Ihnen die Broschüre der Afrikanerkolonie von Zentralafrika zu Füßen von Pius IX. Es handelt sich um die schwarzen Mädchen von Verona. In Deutschland ist sie sehr gut aufgenommen worden und hat großes Interesse für Zentralafrika ausgelöst. Ich schicke Ihnen auch das Flugblatt „Ein bischöfliches Zeugnis“, das von meinen Instituten und von mir berichtet. Ich bin zutiefst überzeugt, dass ich auf keinen Fall die im Flugblatt enthaltenen Lobsprüche verdiene, vielmehr, wer weiß wie viel Rechenschaft ich vor dem Herrn ablegen muss. Obwohl ich Scham verspüre, wage ich, es Ihnen zu schicken, weil es von der guten Entwicklung der Institute berichtet. Das Zeugnis eines Jesuitenbischofs bedeutet schon etwas, denn die Jesuiten sind keine Dummköpfe.


[2440]

Meine Geschäfte fallen etwas mager aus. Jedoch haben mir alle Erzherzöge und Prinzen etwas zugesteckt. Seine Majestät Kaiser Franz Joseph hat mir eine lange Audienz gewährt und viel Interesse gezeigt, ob ich dabei auch Erfolg hatte, weiß ich noch nicht. Aber immerhin hat er den reaktionären Beust beauftragt, beim Generalkonsul von Ägypten nachzufragen, wie viel der Bau kosten könnte. Beim Auswärtigen Amt sagte man mir, dass er mir sicher einen bedeutenden Betrag geben würde. Den Baugrund habe ich bereits, und so hoffe ich auf gute Zeiten.


[2441]

Sie wissen ja schon, dass mir die Kaiserin nach mehreren Briefen, die ich ihr von Kairo, Rom und Verona aus geschrieben hatte, 1.000 Napoleondor gewährte, um das Haus von Verona zu bezahlen. Es ist bereits bezahlt, und einige hundert Taler sind übrig geblieben. Das ist nicht schlecht für diese Zeiten. Ein Unbekannter schickt mir von Norddeutschland 100 Taler mit der Bitte, für ihn zu beten. Ein Bündel von 55 Gulden wurde mir im Kloster übergeben mit folgenden Zeilen: „Eine Familie, die einen Beitrag zur größeren Ehre Gottes leisten möchte, übergibt Msgr. Comboni ihren Obolus und empfiehlt sich seinen Gebeten.“ Der König von Hannover ließ mir einen Brief schreiben (er ist blind), in dem er das Werk lobt, und schickte mir 100 Taler. Er ist Protestant etc. etc. etc. Wir müssen bedenken, dass die Zeiten überall sehr schwierig sind. Gott ist also am Werk, wir sind Harlekine. Aber es macht traurig, wenn man die Gräuel der modernen Demoralisierung sieht. Hier in Österreich merkt man eine leichte Besserung, aber es herrschen immer noch die Juden.


[2442]

Grüßen Sie mir die Lehrerinnen, D. Beltrame, Brighenti, alle. Eines unserer schwarzen Mädchen wird einen braven Afrikaner heiraten. Raten Sie, um wen es sich handelt? ... Luigia Mittera. Sie ist buckelig, hinkt, zwergwüchsig ist die, die nur an Gott zu denken schien, denn sie war immer fromm, jetzt will sie heiraten. Ich glaube es aber erst nach erfolgter Trauung. Der Afrikaner hat den Kopf verloren, obwohl er ein guter Mensch ist. Beten Sie und bitten Sie um Gebete.

In Liebe und Gehorsam

Ihr

D. Daniel Comboni


396
Postilla a una lettera
1
Vienna
4.1871
397
Luigi Grigolini
0
Vienna
2. 5.1871

Nr. 397 ( 373) AN HERRN LUIGI GRIGOLINI

ACR, A, c. 15/50

[W.J.M.J.]

Wien, 2. Mai 1871

Sehr geschätzter und lieber Freund,

[2443]

Sie sollten keine vorschnellen Urteile fällen und glauben, dass ich wegen meiner sicher ernsten und sehr beschwerlichen Beschäftigungen einen so guten und geschätzten Ehrenmann und Freund, wie Sie es sind, vergesse, mit dem ich beim Klang von Gläsern und bei erlesenen schäumenden Weinen im Beisein unseres unvergleichlichen und sehr verehrten Seminarregens und meines stets überaus liebenswürdigen Professors, des würdigen Erzpriesters von S. Martin, eine ganz feste und unerschütterliche Freundschaft geschlossen habe. Das bringt es mit sich, dass Ihr Name in meiner Erinnerung nie gelöscht wird und ich bei meinen armseligen Gebeten nie vergesse, die Heiligsten Herzen Jesu und Mariens, meinen Verwalter den hl. Josef und meine lieben Heiligen Petrus, Paulus und Franz Xaver für Sie und Ihre gute Familie anzurufen. Aber unsere Freundschaft, die zwischen dampfendem Wildbret und duftenden Pasteten begann, wurde durch die gemeinsame Liebe und unerschütterliche Verehrung für die Kirche und den Papst bekräftigt und verankert. Oh, wenn das zutrifft, dann ist der einfache Bauer größer und schätzenswerter als ein Herrscher und Gebieter über die halbe Welt, der aber den Stellvertreter Jesu Christi nicht respektiert und das was er lehrt, denkt und liebt.


[2444]

Wer den Papst wirklich liebt, wird zum Apostel unter den Seinen, inmitten eines erschreckenden Sittenverfalls der modernen Gesellschaft, wenn er sich an die gesunden Prinzipien hält, die Rom lehrt, und überdies noch seine Untergebenen in diesen heiligen Pflichten unterweist. Ich bin sicher, dass alle seine Angestellten den Papst als Pontifex und König lieben werden, der uns die Lehre der Kirche beibringt, und die Bischöfe, die den heiligsten Interessen der Seelen dienen. Es lebe Pius IX., der Papst und König von Rom! Wir denken wie er, denn der Papst, der Bischof von Verona, der Seminarregens, der Erzpriester von S. Martin lehren uns die Wahrheit, viel mehr als ein Visconti Venosta, ein Lanza, ein Sella und andere solche Barabbasse.


[2445]

Würde ich Ihnen alle meine persönlichen Neuigkeiten mitteilen, bräuchte es eine weitere Sitzung von drei Stunden … zwischen Gläsern … aber einiges möchte ich doch aufzählen. Meine Institute von Ägypten arbeiten sehr gut. Der Apostolische Vikar von Arabien und Ägypten, Bischof Ciurcia, stattete am zweiten Ostersonntag meinen Instituten einen Besuch ab und feierte in meiner Kirche (an den Ufern des Nils, ganz in der Nähe des Ortes, in dem die Heilige Familie sieben Jahre in Ägypten gewohnt hatte) ein Pontifikalamt, spendete einigen Ungläubigen, die sich in meinen Instituten bekehrt hatten, die Taufe und firmte eine Gruppe von Konvertiten aus den gleichen Instituten. In Wien hatte ich eine längere Audienz beim Kaiser von Österreich, den ich mit Nachdruck bat, mir beim Bau meines neuen Hauses in der Hauptstadt von Ägypten zu helfen. Seine Majestät nahm meine Bitte wohlwollend auf und beauftragte seinen protestantischen Minister Graf von Beust, vom Generalkonsul von Ägypten offizielle Informationen anzufordern. Aber jener Mann, der an nichts glaubt, der nur in die Kirche geht, um sich beweihräuchern zu lassen, wenn auch dem Namen nach mein Freund, hätte mir auch einen Scherz spielen können. Aber dank der göttlichen Vorsehung und der Tatsache, dass er vom Erzbischof und von anderen, die ich im Voraus informiert hatte, bearbeitet wurde, schrieb er einen sehr ausführlichen Bericht zu meinen Gunsten an den Kaiser von Wien, so dass ich mir einen bedeutenden Beitrag erhoffe ... Aber wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben. Auch der protestantische König von Hannover hat mich sehr freundlich empfangen. Danach ließ er mir durch seinen Minister einen Brief schreiben, in dem er das Werk für die Wiedergeburt Afrikas lobte. Er schickte mir 100 Taler. In wenigen Tagen werde ich nach Sachsen und Berlin fahren. Ich bitte Sie, für mich zu beten und für mich beten zu lassen.


[2446]

Grüße an Ihre Familie und an meinen geliebten Erzpriester von S. Martin, den ich um Gebete für mich bitte. In den heiligsten Herzen Jesu und Mariens verbleibe ich mit Hochachtung und Liebe

Ihr aufrichtiger Freund

D. Daniel Comboni

Falls Sie nach Lonigo gehen, grüßen Sie mir den Prinzen, die Gemahlin und die Mutter Giovanelli.


398
Mons. Luigi di Canossa
0
Vienna
3. 5.1871

Nr. 398 (374) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/86

[W.J.M.J.]

Wien, 3. Mai 1871

Hochwürdigster Herr Bischof,

[2447]

den Tag des Guten Hirten, den II. Ostersonntag, wird Erzbischof Ciurcia in unseren Instituten von Kairo verbracht haben. Er wird ein Pontifikalamt gefeiert, Taufen gespendet und Erwachsenen, die durch unsere Institute zum Glauben gefunden haben, die Firmung erteilt haben. Nächste Woche werde ich Ihnen mehr darüber schreiben. Bis jetzt habe ich über 9.400 Franken gesammelt. Mit der Angelegenheit des Kaisers sieht es nun so aus:


[2448]

Mein Gesuch, das ich der Apostolischen Majestät präsentiert hatte, wurde von Beust nach Ägypten geschickt. Dort ist es dann eine Zeit lang auf dem Schreibtisch des Konsuls liegen geblieben. Aber da ich den Erzbischof darüber informiert hatte, ging dieser am Oktavtag von Ostern zum Konsul und empfahl ihm die Angelegenheit. Der Konsul sagte ihm: „Comboni bat den Kaiser, dass ich den Pascha um ein Haus für ihn bitte. Aber da ich es schon einmal versuchte (???), glaube ich nicht, dass er der Bitte nachkommt.“ Bischof Ciurcia antwortete darauf: „Es handelt sich um etwas ganz anderes: Comboni bat den Kaiser, ihm beim Bau eines Hauses in Kairo auf einem Grund, der bereits in seinem Besitz ist, zu helfen etc.“ Der Konsul fiel wie aus allen Wolken. Er ließ die Depesche holen, sie lasen gemeinsam mein Bittgesuch mit dem roten Zeichen vom Kaiser gekennzeichnet und er ließ sich von der Sache überzeugen. Er fragte den Erzbischof um seine Meinung, der sich ganz klar dafür aussprach. Dann werde ich eine positive Antwort geben, erwiderte der Konsul. Ich hatte angeordnet, den Plan des Hauses und der Kirche zu erstellen. Bischof Ciurcia hatte P. Stanislao aufgetragen, am 7. dieses Monats die Pläne ins Konsulat zu bringen, aber Gott verfügte es anders. Der Konsul schrieb gleich nach Wien zu meinem und des Werkes Gunsten, ohne Seiner Majestät den Plan vorzulegen. Als sich dann heute die Räte unter dem Vorsitz von Beust versammelten, beschlossen sie, folgenden Bericht zu erstellen: 1. Seine Majestät zu fragen, wie viel er von seiner Privatkasse beisteuern wolle. 2. Seine Majestät zu fragen, wie viel das Außenministerium von seinen geringen Mitteln für die Orientmission geben solle. 3. Seine Majestät zu bitten, dass er dem Generalkonsul von Ägypten den Auftrag gibt, die Institute ganz besonders dem Khediven von Ägypten zu empfehlen und darauf hinzuweisen, dass all das, was er für Comboni und die Institute für Afrikaner tun wird, er für seine Apostolische Majestät und für die österreichisch-ungarische Regierung tut. Dieser letzte Punkt ist wertvoller als alle anderen. Das Interesse für die Mission in Österreich ist sehr groß. Wenn wir dann ins Innere vordringen, werden uns auch die Hilfsmittel des Marienvereins zur Verfügung stehen.

Tausend Grüße!

Segnen Sie Ihren ganz unwürdigen Sohn

D. Daniel C.

Ich hoffe, dass Sie die Statuten des katholischen Arbeitervereins von Wien erhalten haben.


399
Friedrich F. von Beust
0
Vienna
18. 5.1871
[2449]

ich habe mit aufrichtiger Dankbarkeit Ihr Schreiben vom 15. dieses Monats erhalten, das das Außenministerium in wohlwollender Weise an mich gerichtet hat. Sie haben sich herabgelassen, mir das Ergebnis Ihrer Schritte bei Seiner kaiserlichen Majestät und die starke Empfehlung, die er an Ägypten zu Gunsten meines Werkes für die Wiedergeburt des unglücklichen Afrika gerichtet hatte, mitzuteilen. Ich habe deshalb die Ehre, Eurer Exzellenz meinen großen Dank für die Unterstützung auszusprechen, die Sie mir in gütiger Weise gewährt haben, und für all das Gute, das Sie mir erwiesen haben. Ich versichere Ihnen, dass ich mich einer so hohen Gunst immer würdig erweisen werde sowie des Schutzes, den mir die Regierung Seiner Kaiserlichen und Apostolischen Majestät in ihrer großen Weisheit gewährt hat.

Nehmen Sie, Herr Minister, die Erweise meiner tiefen Hochachtung entgegen.

Eurer Exzellenz, des Herrn Minister, demütiger und ergebener Diener

Don Daniel Comboni

[Übersetzung aus dem Französischen.]


400
Mons. Luigi di Canossa
0
Vienna
21. 5.1871

Nr. 400 (367) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/87

Wien, 21. Mai 1871

Gepriesen seien Jesus und Maria in Ewigkeit!

Hochwürdigster Bischof,

[2450]

Sie haben sicher ein wenig Geduld, wenn dieser Brief etwas lang wird. Ich möchte nämlich auf das eingehen, was Sie in Ihrem geschätzten Brief vom 17. dieses Monats aus Grezzano erwähnten bezüglich des Inneren von Afrika und des neuen mir geschenkten Grundstückes, das zehn Minuten von unserem Haus in Kairo entfernt liegt. Nehmen wir einmal an, dass das moderne Königreich Italien Gesamtafrika ist; dass die Toskana und der Kirchenstaat von Ferrara bis Frosinone das Innere Schwarzafrikas sind; dass Tirol Europa ist. Nach einer solchen Hypothese würde Verona der Stadt Rovereto entsprechen, Kairo der Stadt Venedig, Assuan der Stadt Ferrara, Khartum jener von Pistoia. Der Dinka-Stamm würde Florenz und der Bar-Stamm Siena entsprechen, die Quellflüsse des Nils Rom.


[2451]

Ziel unseres Werkes ist die Gewinnung von Zentralafrika oder Schwarzafrikas, und zwar nicht durch einen Angriff, sondern durch eine Belagerung mit Hilfe unserer Institute, die wie zahlreiche Versuche sind, die große Belagerung an der schwächsten Stelle des Feindes, die der große Nil ist, zu beginnen. Was haben wir bis jetzt getan? Nur einen sehr kleinen Schritt. Wir haben in der Stadt Rovereto mit einer kleinen Schule begonnen, um Missionare für das Königreich Italien vorzubereiten, besonders für die Toskana und den Kirchenstaat. Wir haben drei Institute in Venedig errichtet, um dort Leute aus der Toskana und der Romagna zu erziehen, damit sie nach ihrer Ausbildung, unter der Leitung der Tiroler, die nach ihrer Ausbildung in Rovereto und in Venedig den Glauben und die Zivilisation in ihren Heimatländern Toskana und dem Kirchenstaat verkünden. Das erste Ziel der Institute von Venedig ist also die Ausbildung von einheimischen Aposteln der Toskana und der Romagna. Das zweitrangige Ziel ist die Seelsorge unter den Einwohnern der Toskana und der Romagna, die in Venedig leben. Mit anderen Worten: In Kairo werden Apostel ausgebildet, die aus Zentralafrika stammen, und wir arbeiten gleichzeitig für die Bekehrung der Afrikaner aus dem Inneren Afrikas, die in Ägypten leben, wohin sie von muslimischen Händlern, die sie in ihren Dörfern im Inneren Afrikas geraubt hatten, gebracht wurden.


[2452]

Was bleibt uns noch zu tun? Wir müssen auf unser erstes Ziel hinsteuern und etappenweise in das Innere Afrikas vordringen, denn einige Priester und viele schwarze Mädchen und Schwestern stehen bereit für das Apostolat im Inneren Afrikas. Andernfalls werden die schwarzen Mädchen (das nützlichste Element unseres Apostolats), die schon erwachsen sind (18 von 54), aus Altersgründen in Kairo sterben, ohne zum Nutzen der Menschen in ihren Heimatländern beigetragen zu haben, wo sich tausend bekehren im Vergleich zu den nur fünf in Ägypten. Wir müssen uns Zentralafrika nähern, die Haupthäuser in Kairo aber müssen weiter bestehen. Dort gewöhnt sich der Missionar an das Klima, studiert die Sprachen, lernt die orientalischen Gebräuche kennen und macht Pastoralerfahrung. Dort werden stets neue einheimische Apostel beiderlei Geschlechts herangebildet, und man hilft dem Apostolischen Vikar von Ägypten, besonders bei der Bekehrung der Afrikaner von Ägypten, die unter seiner Jurisdiktion stehen. Aber in Venedig (Kairo) bewohnen wir kein eigenes Haus. Wir müssen vom Patriarchen und seiner Kurie abhängen, um unsere priesterliche Tätigkeit auszuüben (das heißt, wir hängen für unser Apostolat vom Apostolischen Delegaten von Ägypten und von den Ordensleuten ab). Was müssen wir also auf unserem Weg unternehmen, um in Ägypten (Venedig) zu erstarken und unser Ziel zu erreichen, uns im Inneren von Afrika festzusetzen (Toskana und Kirchenstaat)? Folgendes:


[2453]

Wir müssen die Propaganda Fide und den Papst bitten (beide wünschen es), unseren Instituten von Verona und Kairo einen Teil von Zentralafrika für unsere Missionsarbeit und für die unserer Nachfolger zuzuweisen, und den uns zugewiesenen Teil als ein von jeder Jurisdiktion unabhängiges Apostolisches Vikariat zu errichten, das nur von der Propaganda Fide abhängt, wie alle anderen Vikariate. Diese Praktiken brauchen zwei oder drei Jahre. Nehmen wir an, die Propaganda Fide würde den Instituten von Rovereto und Venedig die Missionsarbeit in der Toskana anvertrauen und das Apostolische Vikariat Toskana errichten. Sofort ernennt die Propaganda Fide, auf Vorschlag des Bischofs von Rovereto, dem das Werk untersteht, einen Oberen und nach Rücksprache mit dem Apostolischen Vikar von Venedig, der auf dem Papier der vorläufige Obere der Toskana ist und Jurisdiktion über die Institute von Venedig hat. Nehmen wir an, D. Ravignani würde der neu ernannte Obere sein. Was wird dieser Obere des Apostolischen Vikariats der Toskana tun? Er würde Folgendes tun:


[2454]

D. Ravignani wird seine Kräfte abwägen und überlegen, wie viele und welche Mitarbeiter das Institut von Rovereto in zehn Jahren anbieten kann und wie viele und welche die Institute von Venedig. Mit einigen Gefährten erkundet er die Toskana und stellt fest, dass er mit seinen Kräften den großen Stamm Florenz und die Provinz evangelisieren kann. Er stationiert dort die Männer und Frauen, die bereits in den Instituten von Venedig ausgebildet wurden, nachdem er vorher die Zwischenstationen von Bologna und Pistoia mit ebenso vielen Instituten errichtet hat, für die ihm mit Sicherheit die Geldmittel vom Marienverein von Wien zur Verfügung stehen. Aber D. Ravignani ist nicht nur von Seiten des Heiligen Stuhles beauftragt, Florenz und seine Provinz für Christus zu gewinnen, sondern als Apostolischer Vikar der Toskana muss er auch an Lucca, Pisa, Livorno und Siena denken. Deswegen sind seine Kräfte nicht ausreichend, die ihm die Häuser von Rovereto und Venedig zur Verfügung stellen. Er denkt daran, einige Orden zu Hilfe zu rufen. Deshalb schreibt er oder versucht mit dem Bischof von Rovereto, dem Oberen des Werkes, die Angelegenheiten zu regeln. Dann kümmert er sich um die bürokratische Prozedur mit dem Papst oder der Propaganda Fide und mit den Wohltätigkeitswerken, um zu entscheiden, welcher Orden zur Mitarbeit im Apostolischen Vikariat Toskana gerufen werden soll. Nehmen wir zum Beispiel an, wir denken an die Kamillianer. Gleich muss nun mit P. Guardi Kontakt aufgenommen werden, man wägt die Kräfte ab, die dieser kleine Orden anbieten kann, und man überträgt ihm beispielsweise den Stamm Lucca und errichtet die Pfarrei, so wie wenn der Bischof von Verona die Dominikaner rufen würde, um ihnen die Pfarrei S. Anastasia anzuvertrauen.


[2455]

Anschließend muss an Pisa, Livorno, Siena und Arezzo gedacht werden. Dazu können Jesuiten oder Dominikaner oder das Institut Don Bosco oder jenes von Mailand eingeladen werden etc., um dieses freie Gebiet zu besetzen. Wie Eure Exzellenz sieht, sobald das katholische Apostolat in der Toskana errichtet ist, wird die Kirche daran denken, Perugia, Viterbo, Rom, Frosinone für das Werk zu gewinnen, um den Stationen der Toskana mit Rat und Tat beizustehen. Werden aber diese Orden in das Vikariat Toskana gerufen, dann werden sie nicht von den Weltpriestern von Florenz und von einem Oberen wie Ravignani abhängen wollen. In diesem Fall würde Ravignani den Kamillianern in Lucca und den Dominikanern in Pisa etc. die Führung einer Station zutrauen. Er würde die Propaganda Fide bitten, sein Vikariat der Toskana (das über 40 Millionen Einwohner zählt) abzutrennen, um die Vikariate Lucca für die Kamillianer, Pisa für die Dominikaner, Livorno für die Jesuiten, Siena für das Seminar von Mailand zu errichten. Sind dann die Orden unter sich und nicht mehr von den Priestern von Rovereto und Venedig abhängig, dann werden wir das Verdienst haben, zur Ausbreitung des Reiches Gottes in der Toskana beigetragen zu haben, indem wir für dieses schwierige Apostolat tüchtige Vorkämpfer wie die Jesuiten, Dominikaner, Kamillianer etc. gerufen haben.


[2456]

Mit diesen Ideen, die der Kern unseres Planes sind, werden wir das Problem der Kamillianer von Kairo lösen können, und zwar in rechtlicher und kanonischer Hinsicht. Jedoch den beiden Kamillianern unser Knabeninstitut übergeben, ihnen dutzendweise unsere Kandidaten von Verona anvertrauen und sie dafür jährlich mit 300 Franken und den täglichen Messspenden vergüten, und uns, die wir an gewisse Freiheiten gewohnt sind, in die Sklaverei von jenen begeben, die wir selbst als Hilfskräfte gerufen hatten und nicht als Obere, dem würde Eure Exzellenz nie zustimmen. Das aber war der Plan von Carcereri, demzufolge ich für ewige Zeiten für die Kamillianer Spenden sammeln sollte, um für sie ein Kapital von einer halben Million anzulegen und von ihnen abzuhängen. Jetzt aber scheint er seinen Fehler eingesehen zu haben.


[2457]

Somit habe ich den heißen Wunsch der schwarzen Mädchen, die nun vorbereitet sind, um in ihre Heimatländer zu gehen, und der Missionare, sich auf den Weg zu machen, dargelegt, sowie auch die Notwendigkeit eines festen Sitzes des Instituts in Kairo. Neben den bereits angeführten Gründen ist es nützlich und zudem notwendig festzustellen, ob man den Priester aus Europa dem harten und gefährlichen Apostolat im Inneren des Landes aussetzen soll; in Kairo gibt es kleinere Skandale, kleine nackte Mädchen, Homosexuelle etc., jedoch im Inneren des Landes ganz oder fast ganz nackte Männer und Frauen. In Kairo haben wir Frühling im Winter und auch im Sommer ist es nur mäßig warm, man isst und trinkt wie in Europa; aber im Inneren des Landes heißt es mehr leiden und ertragen für Christus. Ein Priester kann tauglich sein für Kairo und Ägypten, aber untauglich für Zentralafrika. Der Obere der Institute von Kairo überlegt, beobachtet und stellt in drei oder vier Jahren fest, ob ein Missionar ins Innere des Landes geschickt werden kann, damit er nicht während er anderen predigt, selbst verloren geht. - Und die Mittel? … Wir werden darüber in Verona sprechen. Indem wir ganz auf Gott vertrauen, suchen wir sein Reich und seine Gerechtigkeit, und alles Übrige wird uns dazugegeben werden. Nachher etc.


[2458]

Ich hoffe, dass ich meine Sache klar dargelegt habe; sie ist sehr einfach und steht mit den Normen des kanonischen Rechtes, den Ansichten und Gesetzen Roms im Einklang. Ich möchte gerne wissen, ob Sie alles gut verstanden haben. Ich glaube, dass das Ihre Gedanken sind. Vor einigen Jahren wurde all dies von einigen Menschen als Luftschloss hingestellt. Jetzt steckten sie die Nase hinein und sagten, dass sie das auch so gemeint hatten und es ihr Plan gewesen sei. So bestätigen sie jetzt den unsrigen.


[2459]

Ich habe nur noch eines hinzuzufügen. Wir werden aus Liebe zu Christus viel leiden müssen, uns mit den Mächtigen auseinandersetzen, mit Türken, Atheisten, Freimaurern, Barbaren, mit den Naturelementen, mit Priestern, Ordensleuten, der Welt und mit der Hölle. Aber wer auf sich selbst vertraut, vertraut auf den größten Esel dieser Welt. Unser ganzes Vertrauen setzen wir auf den, der für die Afrikaner gestorben ist und der die schwächsten Mittel auswählt, um seine Werke zu verwirklichen. Er will zeigen, dass Er der Ursprung des Guten ist, wir können aus eigener Kraft nur Böses tun. Nachdem er uns für dieses Werk gerufen hat, werden wir mit seiner Gnade über die Paschas, die Freimaurer, die gottlosen Regierungen, über die krummen Gedanken der Wohlmeinenden, über die Schlauheit der Bösen und über die Nachstellungen der Welt und der Hölle die Oberhand behalten. Wir werden unseren Vormarsch erst beim letzten Atemzug unseres Lebens einstellen. Wenn wir dann im Himmel sind (und wir wollen unbedingt dorthin), werden wir mit unseren ständigen Bitten Jesus und Maria ans Kreuz heften und beten, bis er entweder aus Liebe oder aus … gezwungen wird, Wunder zu wirken und Apostel wie Paulus, Franz Xaver zu berufen; bis die hundert Millionen unglücklicher Menschen von Zentralafrika so schnell wie möglich zum Glauben gefunden haben.


[2460]

Ich sage jetzt nichts über Hohenwart, der Ihnen Grüße schickt; nichts von meinem Prinzen Löwenstein, der in Wien ist und sich zusammen mit Prinz Liechtenstein um eine Hinterlassenschaft für unsere afrikanischen Institute bemüht; nichts von dem, was Henri V von Chambord am 16. Februar 1869 zu mir sagte: Sollte ich einmal den Thron von Frankreich besteigen, wird Eurer Mission von Zentralafrika nichts fehlen; nichts von der Beteuerung des Nuntius von Wien, der in unserem Werk den besonderen Segen Gottes sieht; von meiner Reise nach Österreich, von den dortigen Hoffnungen; vom Abkommen mit dem österreichischen Lloyd; von meinen Glückwünschen zum Fest des St. Josefs-Domes; von den 100 Napoleondor, die ich nach Kairo schickte; von den 1.400 Franken für Kairo von Lione; von den 12.347 Franken und 62 Centimes, die ich von Januar bis heute ausbezahlt habe; von den 1.347 Briefen, die ich in dieser Zeit geschrieben habe; von meinem Wunsch, Msgr. Pelami während der zwei Tage, die er in Verona verbringen wird, im Seminar zu beherbergen; von den Briefmarken, die ich von Deutschland mitbringen werde (ich lege eine kostbare aus Luxemburg bei von einem Brief, den mir Bischof Adames schrieb); von der Begeisterung für Afrika, die in Deutschland entfacht worden ist; von den großartigen Worten des Erzbischofs von Wien: „Man kann sagen, dass die Hoffnung auf die Bekehrung Zentralafrikas nicht verloren ist dank dieses klugen Systems“ (in Österreich war diese Hoffnung verloren gegangen und man sagte und schrieb mir: wozu diese Verschwendung, und dabei verweigerten sie mir ihre Unterstützung); von der Hilfe des Nuntius; von den Zeugnissen vieler Bischöfe; von den stillen Spenden, die ich von Personen erhalte, die ich nie gekannt habe und die sich nicht zu erkennen geben (ich sprach mit Msgr. Pelami über die Person Barnabò); vom Grafen Thum, der im Rollstuhl außer Haus geht, von seinen Grüßen, von denen seiner Frau an Eure Exzellenz und den Grafen etc. etc. Jetzt komme ich noch zu der traurigen und wenig erfreulichen Mitteilung (Gott sei auch in Widerwärtigkeiten gepriesen) vom 15. April, die so lautet:


[2461]

Vom Außenministerium

„Hochwürdigster Herr!

Auf den bescheidenen Vorschlag dieses kaiserlichen österreichisch-ungarischen Außenministeriums hat sich Seine Kaiserliche und Königliche Majestät mit souveräner Resolution vom 6. Mai dieses Monats in gütiger Weise gewürdigt, Ihnen aus den Fonds des Ministeriums eine Unterstützung von 300 Gulden in österreichischer Silberwährung zu gewähren. Zusätzlich hat es Seiner Majestät gefallen, mit Resolution vom 7. Mai eine weitere Unterstützung von 300 Gulden zu gewähren, in Banknoten auf Ihre Privatkasse.

Während dieses kaiserliche und königliche Ministerium die Ehre hat, Euer Hochwürden diese Mitteilung zu machen in Antwort auf Ihr demütiges Gesuch vom Monat März an Seine Majestät im Interesse für die Ihnen anvertraute Apostolische Mission, sind Sie eingeladen, in diesem Ministerium vorzusprechen, wo Ihnen die oben angeführten Beträge ausgehändigt werden.

Was Ihr letztes Gesuch betrifft, Ihr Werk seiner Hoheit dem Khedive von Ägypten zu empfehlen, möchte ich Ihnen mitteilen, dass der Kaiserliche und Königliche Generalkonsul von Ägypten zur gleichen Zeit mit den entsprechenden Instruktionen und Informationen ausgestattet wurde. Mit der Versicherung meiner Hochachtung, für das Außenministerium

Baron Belieben, Hofrat.“


[2462]

Der Streich einer so kalten Empfehlung an den Vizekönig von Ägypten von Seiten des Ministers Beust, nach den schönen an mich gerichteten Worten, hat mir nicht gefallen. Damit eine solche Empfehlung an den Khedive eine sehr kräftige Wirkung hat, müsste sie im Namen des Kaisers ausgesprochen werden. Am 16. des Monats schrieb ich einen Dankesbrief an Seine Apostolische Majestät und bat ihn um diese Gnade. Unsere gute Mutter Maria erfüllte meine Bitte. Ich selbst brachte den Brief in den Palast und übergab ihn einer Vertrauensperson. Gestern wurde mir mitgeteilt, dass Seine Kaiserliche Majestät dem Hofrat Braun, dem Chef seines Privatkabinetts, den Auftrag gegeben hat, dem Generalkonsul von Ägypten zu schreiben, das Werk im Namen des Kaisers selbst zu empfehlen. Gelobt seien Jesus und Maria.

Segnen Sie Ihren ganz unwürdigen Sohn und beten Sie für ihn.

D. Dan. Comboni

Das Interesse Seiner Apostolischen Majestät ist für uns ein Gut in Gegenwart und Zukunft.