Nr. 501 (470) AN P. STANISLAO CARCERERI
APCV, 1458/314
[Seine Ernennung zum Generalvikar vom Vikariat Zentralafrika.]
Nr. 503 (473) AN MUTTER EMILIE JULIEN
ASSGM, Afrique Centrale Dossier
[W.J.M.J.]
Meine sehr verehrte Mutter,
ich habe gerade Ihren lieben Brief vom 24. April erhalten, der mir große Freude bereitet hat. Unsere drei Schwestern küssten Ihre Briefe und weinten vor Freude. Groß ist die mütterliche Macht. An keinem Ort der Welt könnten sie ein so erfülltes Leben haben wie in Zentralafrika. Diese drei Töchter sind unvergleichlich. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die vier Schwestern, die Sie mir geschickt haben. Sie sind bereits in Kairo. Ich danke Ihnen auch für jene, die im September kommen werden. Die Mission von Khartum kann ohne mindestens sechs Schwestern nicht aufgebaut werden.
Deshalb bitte ich Sie, alles zu tun, damit im September wenigstens sieben Schwestern dazukommen. Was die Schwestern von Kairo betrifft, werde ich veranlassen, dass Sie sofort Ägypten verlassen und nach Shellal in Obernubien aufbrechen, damit sie im August bei frischem Klima die Wüste durchqueren können. Die Schwestern, die im September nach Kairo kommen, werden im Oktober nach Khartum weiterreisen. Sr. Giuseppina sagte mir, dass einige dieser Schwestern, die nach Kairo gekommen sind, zu Oberinnen ernannt werden können. Denn stirbt eine Oberin, könnte eine Hausgemeinschaft wegen der großen Entfernungen lange Zeit ohne Oberin bleiben müssen. Die Wüste bringt es mit sich, dass wir von Europa weiter entfernt sind als Australien von Japan. Ein Brief von der sudanesischen Hauptstadt kann Marseille in vierzig Tagen erreichen, wir aber brauchten 99 Tage von Kairo bis Khartum.
Ich bitte Sie, mir die Vollmacht zu geben, die Schwestern nach meinem Dafürhalten und zum Wohl dieser beiden Häuser nach Khartum oder nach Kordofan zu versetzen, nach Absprache mit den Oberinnen der beiden Häuser, denn nur von hier aus können wir die Bedürfnisse der Missionen beurteilen. Sie verstehen, was ich meine. Schreiben Sie deshalb in Ihrem Brief nicht, dass Schwester Sowieso nach Khartum oder nach Kordofan, sondern einfach in den Sudan versetzt worden ist. Der Apostolische Provikar und die Provinzoberin vom Sudan werden sich über die Versetzung der Schwester einigen, denn wir müssen uns um ihre kostbare Gesundheit kümmern. Ist eine auf Grund von Fieber oder Arbeit müde geworden, schicken wir sie nach Kordofan und umgekehrt etc. etc. Übrigens sind gute, großherzige und heroische Schwestern wie diese drei hier schwerlich zu finden.
Die Afrikanerinnen, die Ihnen Don Biagio angeboten hat, kann ich nicht annehmen. Ich und Sr. Giuseppina, die Missionare und unsere Schwestern haben beschlossen, keine Afrikanerinnen aufzunehmen, die sich in Europa aufgehalten haben. Sie sind der Ruin der Mission und der Tod der Schwestern. Die Reise von Kairo nach Khartum für 28 Personen hat mich 22.000 Franken gekostet. Die Reisekosten für jede Afrikanerin belaufen sich auf 800 Franken. Mit einer solchen Summe können wir sechs loskaufen. Verpflegung, Kleidung etc. für eine Afrikanerin in Kairo kosten uns viel, wir haben aber keinen Vorteil. Die Afrikanerinnen, die von Europa kommen, denken nur ans Heiraten und kosten uns Zeit und Mittel, die für die Mission bestimmt sind.
Nie mehr werde ich eine Afrikanerin von Don Biagio aufnehmen, denn dieser gute Mann hat den afrikanischen Mädchen, die sich in europäischen Klöstern befinden, stets verboten, zu uns nach Kairo zu kommen: Diese seien für den Ordensstand berufen. Er schickt sie alle zu den Klarissen von Kairo. Er hat es sogar gewagt, mir zu schreiben, dass ich unsere Afrikanerinnen, die Ordensfrauen werden wollen, zu den Klarissen schicken soll. Er schickt jene zu uns, die von den Klarissen abgelehnt werden und nicht in anderen europäischen Klöstern bleiben können. Möge Gott Don Biagio segnen, aber ich werde nie seine Afrikanerinnen aufnehmen, denn diese sind stets eine Qual für die Schwestern und ein Übel für unsere Häuser geworden. Genauso wenig werde ich jemals Afrikaner von P. Lodovico von Neapel aufnehmen: diese sind der Abschaum von Schwarzafrika, denn dieser heilige Mann hat keine geeigneten Erzieher.
Nun zu Khartum. Es ist unmöglich, die Freude über die Ankunft der Schwestern in Khartum zu beschreiben. Der Konsul war in Galauniform zum Schiff gekommen, um uns im Namen des Kaisers von Österreich, des Paschas vom Sudan und der europäischen Kolonie zu empfangen. Er dankte mir, weil ich als erster Schwestern in den Sudan gebracht habe. Der Pascha vom Sudan ist in meine schöne Residenz gekommen, um mir für die Schwestern zu danken. Das hat er auch bei einem großen Gala-Essen, das er zu meinen Ehren veranstaltet hatte, wiederholt. Der Großmufti oder das Oberhaupt des Islam im Sudan hat mich bei einem Trinkspruch beglückwünscht, dass ich Schwestern mitgebracht habe. In der europäischen Kolonie sind die Schwestern meine rechte Hand im Apostolat. Nur zwei katholische Familien leben nach der christlichen Lehre, alle anderen leben im Konkubinat. Zu dieser Stunde, also einen Monat nach unserer Ankunft in Kairo, werden die Konkubinen von unseren Schwestern unterrichtet, und viele werden in Bälde das Ehesakrament empfangen.
Sr. Giuseppina ist eine Apostelin und eine fähige Predigerin. Sie steht bereits mit vielen Familien in Kontakt, spricht zu den Ehemännern, den Frauen, den Konkubinen, zu jedem. Sie hebt die Moral, belebt die katholische Religion und füllt unsere Beichtstühle. Mit einem Wort, wir haben eine große Mission in Khartum zu erfüllen. Die Schwestern werden Wunder wirken, deswegen brauche ich Schwestern. Sie werden in den Annalen viele Nachrichten lesen, die ich aus Zeitmangel hier nicht erwähnen kann, denn in zwei Tagen werde ich nach Kordofan abreisen. Ich bin mit einem Firman [Empfehlungsschreiben] des Sultans von Konstantinopel nach Khartum gekommen, das mir der Kaiser von Österreich erwirkt hat. Der Große Pascha des Sudans ist mein Freund und Beschützer geworden. Er hat mir seinen Dampfer zur Verfügung gestellt, damit ich auf dem Weißen Fluss nahe an Kordofan herankomme. Mit dem Dampfer werde ich bis Abu-Gherab nur fünf Tage unterwegs sein. Wir befinden uns hier in einer glücklichen Lage. In keinem Land der Welt sind Priester und Schwestern so geachtet wie in Zentralafrika.
Ich habe P. Stanislao Carcereri zum Generalvikar ernannt. Er hat viel für Zentralafrika getan. Pasquale Fiore habe ich zum ordentlichen Beichtvater der Schwestern berufen. Er ist ein guter Mann, der die Schwestern auf dem Weg der Vollkommenheit begleiten wird. Sr. Magdalena und die gute Domitilla sind die einzigen gewesen, die während der schrecklichen Reise durch die Wüste und während der 99 Reisetagen von Kairo bis Khartum nie krank gewesen sind und unter keinen Kopfschmerzen gelitten haben. Ich sage Ihnen, was alle sagen: „Gottes Finger ist hier am Werk.“ Ich bin darüber etwas verwirrt, aber bin mir bewusst, dass sich Gott bei schwierigen Unternehmen immer der Schwachen bedient. Gräfin Canossa hat ein großes Wunder gewirkt. Wir sind jeden Tag achtzehn Stunden lang auf Kamelrücken in der Wüste unterwegs gewesen, bei fünfzig Grad Hitze, während der schlimmsten Jahreszeit. Sr. Giuseppina und unsere Schwestern (ich hatte immer die heiligen Öle in der Tasche für die Krankensalbung) haben diese Reise besser überstanden als ich und meine Missionare. Kurzum, nach dreizehn Tagen sind wir in Berber, am Ausgang der Wüste, zur kritischsten Jahreszeit angelangt. Wir werden unsere Verpflichtungen der Gräfin Canossa gegenüber erfüllen. Sie hat uns wie durch ein Wunder in bester Gesundheit nach Khartum geführt.
Einiges zu unseren Häusern. Meine Residenz ist länger als der Propagandapalast von Rom. Dazu gehört ein Garten, der von zwanzig Männern täglich bearbeitet wird und bis zu den Ufern des Blauen Nils reicht. Ich hatte vor, dieses Gebäude mit einer Mauer in zwei Wohneinheiten zu trennen, aber P. Carcereri hatte für die Schwestern bereits ein Haus mit Garten in allernächster Nähe erworben. Es handelt sich um eines der besten Häuser von Khartum in der Nähe meiner Residenz und ist das imposanteste Gebäude nicht nur in Khartum, sondern in ganz Sudan. Es hat meinem Vorgänger Monsignore Knoblecher mehr als eine Million Franken gekostet. Aber Sr. Giuseppina ist nicht begeistert von ihrem Haus. Deswegen wollen wir meine Residenz unterteilen. Ich habe auch beschlossen, eine Kirche zu bauen, die dreimal so groß ist wie die jetzige, die für die Gläubigen viel zu klein ist. Lebensmittel sind sehr billig: Ich kann die Schwestern mit geringen Ausgaben wie Gräfinnen behandeln. Aber nur die Mission kann versorgt werden, denn alles wird in unserem Haus produziert, kommt also von unserem Grundstück.
Es tut mir sehr leid, dass ich in Rom Sr. Genoveva, die frühere Oberin von Kairo, abgelehnt habe, als sie mir angeboten wurde. Wenn sie will, kann sie gleich nach Kairo kommen und mit den vier reisefertigen Schwestern nach Khartum fahren. P. Carcereri wird ihr in diesem Sinne schreiben. Ich kenne die Fähigkeiten der Schwester. Hier in Khartum könnte sie viel Gutes tun. In dieser 50.000 Einwohner zählenden Stadt sind wir mehr als Lehrer als mit anderen Aufgaben beschäftigt. Sie könnte hier sehr viel Gutes tun.
Ich möchte Ihnen noch eines sagen: In fünf Jahren könnte das Vikariat von Zentralafrika wie kein anderes aufblühen, aber nur, wenn Sie mir innerhalb dieser fünf Jahre fünfzig Schwestern schicken, besonders viele arabischer Muttersprache. Sie müssen hier eine Provinz aufmachen und mir eine gute und heilige Provinzoberin geben. Sr. Giuseppina hat alle Fähigkeiten, außer dass sie nicht gesund ist. Sie arbeitet Tag und Nacht, auch mit Fieber, und keine Macht der Welt kann sie bremsen. Das kann nicht so weitergehen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt. Deshalb habe ich immer Angst, sie könnte sterben, auch wenn ich sie immer bei der Arbeit sehe. Es ist Gottes Wille, dass wir für uns selbst Sorge tragen und uns nicht umbringen. Das Wunder, das Canossa gewirkt hat, ist außergewöhnlich, aber wenn eine Person, die auf wunderbare Weise geheilt worden ist, sich umbringen will, dann ist sie selbst schuld, wenn sie stirbt.
Wenn es einer Provinzoberin gelingt, Sr. Giuseppina zur Ordnung zu rufen, wird diese länger leben zum Heil der Seelen, denn als Missionarin ist sie wie keine andere. Sie haben in Ihrer Kongregation sicher keine zweite wie sie. Ich wäre sehr zu bedauern, wenn ich sie verlieren würde. Sie trinkt weiterhin Eselsmilch. Nachdem mir aber gesagt wurde, dass Kamelmilch besser ist, werde ich eine Kamelkuh kaufen, und sie in den Schwesterngarten bringen. Verpflichten Sie sie, ihre Gesundheit zu pflegen. Schicken Sie mir im September die Schwestern. Die Verzögerung der Versetzungsbriefe im Januar vergangenen Jahres hat mich 12.000 Franken gekostet und zusätzlich die vielen Qualen der 99 Reisetage. Ich hatte Sie früh genug darauf aufmerksam gemacht, aber Sie haben mir nicht geglaubt. Die Schwestern, die im August von Kairo abreisen, werden bequem in fünfzig Tagen in Khartum ankommen. Sie werden von Lyon bereits 5.000 Franken erhalten haben. Ich schreibe für Sie auch nach Köln.
Bischof Ciurcia hat uns auf Druck der Franziskaner hin verboten, in Kairo Taufen zu spenden. In Rom bin ich wegen des afrikanischen Mädchens von Don Biagio, das von den Schwestern davongelaufen ist, verklagt worden. Dass dieses Mädchen (das er mir mit Sr. Germana geschickt hatte) uns verlassen hat, wird als Verbrechen hingestellt, aber dass es nach zwanzig Tagen von den Klarissen weggelaufen ist, dafür gibt es einen vollkommenen Ablass. Die Franziskaner von Kairo sind nicht unsere Freunde, außer P. Pietro und einige andere. Ich halte meine Häuser von Kairo offen, damit ich später meine Pläne verwirklichen kann, aber jetzt muss ich meine Kräfte im Vikariat einsetzen, da wir den direkten Auftrag haben, diese Völker zu bekehren. Wenn wir in Kairo nicht taufen dürfen, wie soll ich dann die 25.000 Franken verwenden? Deswegen stufe ich vorläufig Kairo auf eine Prokura für Zentralafrika herab. Die Anliegen des Vikariats sind wichtiger.
Das Haus von Khartum wird mehr als 100.000 Franken kosten. Seine Fassade ist länger als jene des Propagandapalastes auf der Piazza di Spagna bis zur internationalen Buchhandlung auf der Piazza di S. Andrea delle Fratte. Der Garten ist größer als der Ihre in Cappelletta. Ein gleiches Projekt wie das meiner Residenz, das 600.000 Franken gekostet hat, musste ich für die Schwestern hinstellen. Das Eingangstor mit den Heiligsten Herzen Jesu, Mariens und Josefs kostet 1.000 Franken. Aber das Institut der Schwestern ist von ewiger Dauer, und das Haus wird nach tausend Jahren noch unversehrt dastehen.
Ich erwarte die Provinzoberin von Khartum. Für jede gut ausgebildete arabische Schwester, wie zum Beispiel Sr. Anna, gebe ich Ihnen, wie ausgemacht, 500 Franken. Grüßen Sie mir Sr. Caterina, die Schwestern von Rom, die Mutter Assistentin.
Beten Sie für Ihren ergebenen
Daniel Comboni
Ich bitte die Generaloberin, den Brief an die ‚Unità Cattolica‘ mit 20 Cent zu frankieren und abzuschicken.
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 504 (474) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SOCG, v. 1003, ff. 726–731
Nr. 5
Hochwürdigster Kirchenfürst,
die Nachricht, dass Eure Eminenz durch eine besondere Gnade Gottes wieder gut sehen kann, hat mir unsagbaren Trost bereitet und meine guten Gefährten und Schwestern glücklich gemacht. Wir haben gestern vor dem Altar ein Danklied angestimmt. Es war nur recht und billig, dass Ihnen der Herr eine solche Gnade gewährte als Lohn für die wunderbare Ruhe und beispielhafte Ergebung, mit der Eure Eminenz ein so schweres Unglück auf sich genommen hatte.
Ich möchte jetzt nicht auf die trostlose Lage eingehen, in der ich die Mission von Khartum vorgefunden habe, besonders was die religiöse Betreuung der Leute betrifft. Ohne Messe und ohne Wort Gottes, das seit 1861 nicht mehr verkündet worden ist, verarmt der Geist auch des gut vorbereiteten und willigsten Glaubensboten, der in derart gefährlichen Gegenden allein und isoliert lebt, weit entfernt vom Bischof, ohne Besuch von Seiten der Oberen und ohne Ermutigung anlässlich einer apostolischen Visitation zu erfahren. Das sind nach meiner Meinung die wahren Gründe für diesen bedauerlichen Zustand, in dem ich die kleine Herde von Khartum angetroffen habe, deren größtes Laster nicht das Konkubinat ist.
Wenn ich nicht wüsste, dass Eure Eminenz in anderen Missionen die beklagenswerten Folgen des ‚Vae soli‘ erlebt hat, würde ich Ihnen wärmstens empfehlen, eine Mission nie nur einem oder zwei Missionaren anzuvertrauen. Ich verstehe auch nicht, warum der Heilige Stuhl nie einen Apostolischen Visitator nach Zentralafrika geschickt hat, während er anderen weniger schwierigen und weniger gefährlichen Missionen klug und helfend zur Seite gestanden ist. Sicher hatte Gott auch in diesem Fall seine anbetungswürdigen Pläne.
Ich habe bereits die Predigt beim Hauptgottesdienst an Sonn- und Feiertagen verpflichtend vorgeschrieben; ebenfalls werde ich die Christenlehre nach der Sonntagsvesper einführen. Es bereitet mir großen Trost, dass unsere Kapelle seit unserer Ankunft sehr gut besucht ist. Da sie nicht alle Gläubigen fassen kann, werde ich eine größere Kirche bauen. Deshalb habe ich am Pfingstfest bei der Predigt in arabischer Sprache den Wunsch ausgesprochen, einen neuen Tempel errichten zu wollen, und die Leute eingeladen, den Bau mit ihren Spenden zu unterstützen. Innerhalb von nur drei Tagen habe ich 1256 Taler erhalten, das sind 6280 Goldfranken. Mit diesen und anderen Beiträgen, die ich von Europa, von der türkischen Regierung des Vikariats und von den Gläubigen erwarte, werde ich im Oktober nach meiner Rückkehr von Kordofan den Grundstein des Sakralbaues legen können.
Wir haben im Namen Gottes begonnen, uns mit Eifer der Katholiken anzunehmen, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Gott scheint unsere demütige Arbeit zu segnen. Dabei ist uns die aktive Mitarbeit unserer frommen und guten Schwestern eine sehr große Hilfe. Auf diese Weise werden die Gnade Gottes und die christliche Frömmigkeit in dieser kleinen Herde von Khartum wieder wirksam werden. Die Seelsorge ist bereits voll im Gang, und zwar nicht nur unter den verlorenen Schäflein, sondern auch unter den Ungläubigen. Jeden Tag wird in beiden Instituten Katechumenen Religionsunterricht erteilt.
Am 9. Juni werden wir die Mädchenschulen eröffnen. Dank der eifrigen und fähigen Schwestern, die mir Gott geschenkt hat, und der tüchtigen afrikanischen Lehrerinnen werden wir bald eine blühende katholische Schule in der Hauptstadt haben, die noch nie Schwestern gesehen und nie Liebesdienste von christlichen Frauen erlebt hat. Dank gebührt auch den zahlreichen Lehrern, die gegenwärtig der Mission zur Verfügung stehen. Dadurch konnten wir im vergangenen Monat die Firmlinge gut vorbereiten. Seit 1860 ist dieses Sakrament in Zentralafrika nicht mehr gespendet worden.
Am Pfingstfest habe ich nach der Predigt und dem feierlichen Gottesdienst 35 Männern und Jugendlichen die Firmung gespendet. Eine noch größere Anzahl wird auf das Sakrament vorbereitet. Die Knabenschule wird nicht vor November eröffnet werden können.
Die Stadt Khartum zählt ungefähr 50.000 Einwohner, 200 Katholiken, 1.000 Häretiker verschiedener Sekten und 25.000 afrikanische Sklaven. Der Rest sind muslimische Nubier, Ägypter, Abessinier, Galla, Türken etc. und über 8.000 Soldaten. Zur christlichen Kolonie gehören über 200 Griechen und 70 Aleppiner.
Das Missionshaus ist das solideste und schönste Gebäude von Khartum, ja des Sudans und ganz Zentralafrika. Mit dem dazugehörigen Garten hat es Knoblecher 200.000 römische Scudi gekostet. Es ist ein einstöckiges Haus, eineinhalb Mal so lang wie der Propagandapalast, aber nur der achte Teil des geplanten Projektes ist ausgeführt worden. Der große Garten reicht bis zum Blauen Nil. Jetzt ist der Garten noch unproduktiv, aber in einigen Jahren wird er die ganz Mission von Khartum erhalten.
Meine Beziehungen zu den Katholiken der verschiedenen Riten sind sehr gut. Alle bringen mir, meinen Missionaren und den Schwestern unbegrenztes Vertrauen entgegen. Wir hoffen, dass es uns bei der Seelsorgearbeit zugutekommt.
Meine Beziehungen zu den Muslimen und besonders zur örtlichen Regierung und dem Konsulat könnten auch nicht besser sein. Die katholische Mission ist die erste Macht im Sudan. Alle, groß und klein, respektieren sie und begegnen uns mit Ehrfurcht.
Der Firman von Konstantinopel und der Name des Kaisers von Österreich, die ich rechtzeitig ausspielen konnte, haben mir sehr viel geholfen. Ich kann mir noch nicht alles erklären, aber was sich in diesen Tagen tut, ist nicht unbedeutend. Seine Exzellenz der Generalgouverneur Ismail Pascha, dessen Einfluss bis zu den Quellen des Nils reicht, hat mich besucht, um mir seine Freundschaft anzubieten. Er hat mir seine Unterstützung bei der Verwirklichung meiner Missionspläne zugesagt.
Er ist ein wendiger Mann, ein gebildeter Türke, ein schlauer Fuchs, ein Betrüger und Schwindler erster Klasse, aber mir und der Mission gegenüber äußerst wohlwollend. In kurzer Zeit hat er mir herrlichste Beweise seines Wohlwollens gegeben, indem er mir seinen Dampfer für meine Pastoralvisiten angeboten und für die Mission Holz geliefert hat. Zudem wird er jedem Sklaven oder jeder Sklavin, die ihm in meinem Namen im Diwan vorgestellt werden, die Freiheit geben. So etwas ist noch nie vorgekommen, weder im Sudan noch in Ägypten noch in irgendeinem Gebiet des türkischen Reiches. Ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen, möchte ich nur noch das Diplomatenessen erwähnen, das er mir zu Ehren veranstaltet hat, zu dem er alle Paschas, Beys, die höchsten Beamten der Regierung und der europäischen Kolonie und die Führer der muslimischen Religion eingeladen hatte. Im Verlauf dieses Festmahles, das prächtiger war als viele in Paris, wurde viermal auf mich angestoßen. Diese Trinksprüche haben hier die gleiche Bedeutung wie in England.
Den ersten Trinkspruch brachte mir der große Pascha selbst aus. Er sprach wie ein Katholik voller Bewunderung darüber, dass meine Gefährten und ich die Heimat und den Wohlstand Europas verlassen haben, um in Zentralafrika die Zivilisation zu verbreiten. Er dankte mir im Namen des sudanesischen Volkes und der Regierung, dass ich hierhergekommen bin, um mich an die Spitze der Zivilisation im Sudan zu setzen. Den zweiten Trinkspruch brachte der Großmufti oder das Oberhaupt der Muslime im Sudan aus. Er beglückwünschte mich, dass ich die Schwestern nach Khartum gebracht habe. Der österreichische Konsul brachte den dritten Trinkspruch aus. Er dankte Papst Pius IX., dass er das Vikariat von Zentralafrika wieder zum Leben erweckt, mich zum Provikar ernannt und die Schwestern geschickt hat. Dann brachte er einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser von Österreich aus, der mit neuem Interesse die Schutzherrschaft des Vikariats von Zentralafrika übernommen hat. Den vierten Trinkspruch brachte ich Seiner Hoheit dem Khediven von Ägypten aus und Seiner Exzellenz dem Pascha des Sudans. Ich dankte ihnen für den Schutz, den sie der Mission gewähren, und gab meiner Hoffnung Ausdruck, dass dieser auch in Zukunft gewährt werde, nachdem ich ihnen vorher ein langes Leben und viel Wohlstand gewünscht hatte.
Der österreichische Konsul ist ein früheres Mitglied der Mission. Er heißt Martin Hansal. Der verstorbene Provikar Knoblecher hatte ihn nach Afrika gebracht. Er ist ein bekannter Geograf und ein wahrer Freund und Diener der Mission.
Aus all dem kann Eure Eminenz schließen, dass ich mich zurzeit in einer äußerst günstigen Lage befinde. Aber ich lasse mich von eitlen Schmeicheleien nicht beeindrucken. Nach so vielen Hosannas erwarte ich standhaft das ‚Crucifige‘. Ich setzte mein ganzes Vertrauen auf das Kreuz und auf die Heiligsten Herzen Jesu und Mariens. Ich habe deswegen den 3. Sonntag im September ausgewählt, das Fest der Kreuzerhöhung, um das ganze Vikariat von Zentralafrika feierlich dem Herzen Jesu zu weihen.
An jenem Tag werden die frommen Mitglieder des Gebetsapostolats, die Leser des ‚Messager du Sacré Coeur‘, auf den fünf Erdteilen meinen feierlichen Weiheakt mit inständigen Gebeten zum Göttlichen Herzen begleiten. Dieses muss ganz Zentralafrika erleuchten und seine Völker und unglücklichen Stämme, auf denen immer noch der Fluch Hams lastet, zum Glauben führen. Dazu habe ich ein lateinisches Gebet verfasst, das wir jeden Tag für die Bekehrung von Schwarzafrika verrichten. Es ist im Anhang A angeführt.
Ich möchte Eure Eminenz bitten, unseren Heiligen Vater zu ersuchen, jedem Gläubigen, der dieses Gebet ‚Pro Conversione Chamitarum Africae Centralis ad Ecclesiam Catholicam‘ verrichtet, folgende Ablässe zu gewähren:
Auch wenn die Mühen und Opfer groß sein werden, die wir aus Liebe zu Christus auf uns nehmen, so scheint mir doch für Zentralafrika eine glückliche Zukunft anzubrechen. Das Klima von Khartum war früher für den Europäer tödlich, heute ist es bedeutend besser. Der Bau der Eisenbahn von Kairo bis Khartum in Richtung Shellal, Wadi Halfa, Dongola und Shendi ist beschlossene Sache. Ich erfuhr es offiziell von Seiner Exzellenz dem Pascha. Ich sprach auch mit der englischen Kommission, die die Trasse abgesteckt hat. Mit den Dampfern und der Eisenbahn wird dann die Reise von Alexandria bis Gondokoro einen Monat dauern. Und das schon in vier Jahren.
Morgen werde ich nach Kordofan abreisen. Seine Exzellenz Ismail Pascha hat mir seinen Dampfer zur Verfügung gestellt. Er selbst wird mich 110 Meilen weit bis Abu-Gharat am Weißen Nil begleiten. Von dort geht die Reise auf Kamelrücken weiter. In acht Tagen erreiche ich die Hauptstadt El Obeid.
Mit der Bitte um den besonderen Segen des Heiligen Vaters für uns alle küsst Ihren heiligen Purpur
Eurer Eminenz gehorsamer und ergebener Sohn
Daniel Comboni
PS: Ich bitte Eure Eminenz, für alle Gläubigen des Vikariats, die meiner Jurisdiktion anvertraut sind, sowie für die Mitglieder der kleinen Institute von Kairo vom Heiligen Vater einen vollkommenen Ablass zu erbitten. Diese werden nach Empfang der Beichte, der Kommunion und nach Verrichtung der Gebete für die Kirche und den Heiligen Vater am Sonntag, 14. September, an der Feier teilnehmen, bei der ich Zentralafrika dem Heiligsten Herzen Jesu weihen werde. Die Weihe wird gleichzeitig, zur selben Stunde und am gleichen Tag von den Oberen in Khartum und in Kairo und von mir selbst in Kordofan vorgenommen werden.
Ich küsse Ihren heiligen Purpur und verbleibe in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens.
Eurer Eminenz gehorsamer und ergebener Sohn
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
[Es folgt das lateinische Gebet für die Bekehrung Afrikas.]
Nr. 505 (475) AN P. STANISLAO CARCERERI
„Annali Buon Pastore” 5 (1873), pp. 11–13
„Das ist der erste Brief, den ich von ‚Porta Nigritiae haec‘ aus schreibe, und zwar an den mir sehr geliebten Erstgeborenen. Ich sage Euch, dass mich die Ehrenbezeugungen und der feierliche Einzug in El Obeid verwirrt haben. In Fula (einem zwei Stunden von El Obeid entfernten Ort) erwartete mich die ganze orientalische Kolonie, um mich zu empfangen … Auf halbem Weg kamen mir die schismatischen Kopten mit ihrem Priester entgegen, so dass ich in einer Prozession in El Obeid einzog. Vor der Mission, wo mich die großartige Inschrift ‚Porta Nigritiae haec‘ überraschte, wartete die Militärmusikkapelle des Paschas. Nach einem Gebet in unserer schönen Kapelle betrat ich den Diwan [vermutlich Amtssitz des Paschas], wo mich die Katholiken, Kopten und griechischen Schismatiker begrüßten, dann die Türken, die Richter, die hohen Vertreter des Militärs etc. sowie ein Abgesandter des Paschas, das heißt, sein erster Assistent, der mir im Namen Seiner Exzellenz des Mudirs Glückwünsche überbrachte.
Am nächsten Morgen besuchte ich den Pascha, der mich feierlich empfing. Gestern stattete er mir mit allen Würdenträgern des Diwans einen Gegenbesuch ab, hoch zu Ross und in Begleitung einiger Truppenabteilungen, umgeben von einer Menschenmenge, die den ganzen Platz und die breite Hauptstraße vor dem Missionshaus füllten. Hier in El Obeid haben alle, angefangen vom Pascha bis zu den Händlern und dem Volk, dem unwürdigen Vertreter des Papstes im Sudan die höchsten Ehren erwiesen. Ich war dann ganz erstaunt über die hervorragende Arbeit, die Ihr und P. Giuseppe in dieser neuen Mission geleistet habt: Der Herr segne Eure großen Mühen! Ich bin mit P. Giuseppe sehr zufrieden, der hier mit einer Ausdauer und einer Umsicht gehandelt und gearbeitet hat, die man von einem seines Alters nicht erwartet hätte. Er ist ein echter und gediegener Missionar und fähig, große Taten zur Ehre Gottes zu verrichten. Gott hat ihm reichlich gegeben und er hat davon einen guten Gebrauch gemacht …“
In einem anderen Brief schreibt Monsignore: „Das Klima von Kordofan könnte nicht besser sein. Die Lage von El Obeid als Porta Nigritiae [Pforte zu Schwarzafrika] ist von allergrößter Wichtigkeit für unser Ziel. Ich kann nicht verstehen, warum unsere ersten Missionare nicht zuerst an diese Hauptstadt gedacht haben. Ihr habt in einem knappen Jahr Wunder vollbracht. Ich würde jetzt die Station El Obeid für keine von Oberägypten hergeben, die bereits mehr als ein Jahrhundert alt sind. Den Namen und den Ruf, die Ihr, meine zwei lieben Erstgeborenen, hier bei allen genießt, ist viel versprechend. Deswegen wird der Herr Euch und die Mission segnen. Das Fundament ist gelegt, jetzt müssen wir weiterbauen. Das göttliche Herz Jesu wird Euch begleiten.“
Daniel Comboni
Nr. 507 (477) AN EINEN PRIESTER AUS TRIENT
„La voce cattolica“ IX (1874) n.5–8
[J.M.J.]
El Obeid, Hauptstadt des Kordofan
Erhabener und hochwürdiger Herr,
ich möchte Ihnen jetzt einiges über das Werk erzählen. Es wurde bereits begonnen und ich versichere Ihnen, dass es ganz gewiss Erfolg haben wird. Es werden sich viele Millionen Menschen bekehren. Und das nicht, weil wir Missionare und Schwestern und Helfer entschlossen sind, zu siegen oder zu sterben, sondern weil das Werk dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht ist, das ganz Zentralafrika entflammen und mit seinem göttlichen Feuer erfüllen wird. Am kommenden 14. September werde ich die feierliche Weihe des Vikariats an das Heiligste Herz Jesu hier in El Obeid vornehmen. Mein Generalvikar wird am gleichen Tag die gleiche Weihe in Khartum vornehmen. An diesem Tag werden die Mitglieder des Gebetsapostolats die gleiche Weihe vollziehen. Die Weiheformel hat unser sehr lieber Freund P. Ramière verfasst.
Sie lesen ja sicherlich den ‚Messager du Sacré Coeur‘. Wie kann es möglich sein, dass das Herz Jesu die innigen Gebete so vieler gerechter und dem ‚Messager‘ verbundener Menschen nicht erhöre, die die Blüte der Frömmigkeit und der Tugend sind? Jesus Christus ist der König der Ehrenleute und hat immer sein Wort gehalten. Er hat immer auf das bittet … suchet … klopfet an … geantwortet und wird immer mit ihr werdet empfangen … finden … es wird Euch aufgetan werden antworten. Afrika wird das Licht sehen, und seine hundert Millionen unglücklicher Menschen werden durch das Herz Jesu zu einem neuen Leben gelangen.
Als es Dank königlicher Hochherzigkeit möglich wurde, das Haus Caobelli in der Nähe des Seminars von Verona zu kaufen, war ich noch auf Reisen unterwegs in Deutschland und begann die Regeln für das Institut zu entwerfen, um sie in Rom vorzustellen. In der Zwischenzeit versuchten meine Gefährten, vor allem der hervorragende P. Carcereri, herauszufinden, wo auf Grund eines guten Klimas und der strategischen Lage die geeignetsten Plätze wären, an denen sich jene Mitglieder des Instituts niederlassen könnten, sobald sie reif wären für das Apostolat im Inneren Afrikas. Man studierte, man schrieb, man redete, man reiste. Schließlich einigte man sich, eine Erkundungsreise nach Kordofan zu unternehmen.
Da die Erfahrungen, die zwischen 1848 und 1864 am Weißen Fluss gemacht wurden, die wegen der ausgedehnten Sumpfgebiete unglücklich waren und vor allem den Europäern tödliche Fieber und Krankheiten verursachen, wandte ich meine Blicke auf die innerafrikanischen Stämme zwischen dem Weißen Fluss und dem Niger. Dort gibt es Berge und gesunde Luft. Ich nahm den Vorschlag von P. Carcereri bezüglich des Kordofan gerne an. Mit einem Brief vom 15. August 1871, den ich in Dresden schrieb, forderte ich ihn auf, die notwendigen Vorkehrungen für eine baldige Erkundungsreise nach Kordofan zu treffen. Von Mainz aus erteilte ich am 14. September den Kundschaftern den Auftrag, im kommenden Oktober von Kairo aus aufzubrechen, weil dies eine günstige Zeit ist, um mit Segelschiffen den Nil zu befahren. Und in der Tat kam der mutige Carcereri zusammen mit Franceschini und zwei Laien in 82 Tagen über Khartum in Kordofan an. Sie erkundeten Kordofan von Darfur aus südlich über Tekkela bis in die Gegend der Nuba-Berge. Sie beurteilten El Obeid als einen günstigen Standort, um hier eine Missionsstation zu gründen. Ich habe selber festgestellt, dass es das Zentrum der Kommunikation im Inneren Afrikas ist. Hier ist auch die Luft viel besser als in Khartum und am Weißen Fluss.
In drei Tagen auf dem Kamel erreicht man tatsächlich das Gebiet von Darfur und in fünfzehn Tagen die Hauptstadt des Sultans. In drei Tagen gelangt man zu den ersten Bergen der weiten Stämme der Nuba, Heimat von Bachit Miniscalchi. Hier gibt es noch einige Millionen von unverdorbenen Afrikanern, die noch nie etwas von Mohammed wissen wollten. In dreißig Tagen gelangt man in das weite Reich von Bornu. Wer dagegen nach Tripolis oder Algerien reisen müsste, bräuchte mehr als hundert Tage, und die Reise wäre sehr gefährlich. Hier in El Obeid sind die Prokuratoren und die Vertreter der Sultane von Darfur und Bornù. Sie versorgen diese Gebiete im Tauschhandel mit europäischen Waren und Produkten.
Im vergangenen September kam ich mit einer großen Karawane in Kairo an. Dort hatte mir der Dämon – so ließ es der Herr zu – große Schwierigkeiten in den Weg gestellt. Durch sie lief ich Gefahr, die Expedition mit der großen Karawane nach Zentralafrika nicht antreten zu können und das Vikariat, gemäß den Anordnungen der Propaganda Fide und wie ich es den Wohltätigkeitsvereinen in Europa angekündigt hatte, in Besitz zu nehmen. Sie hatten mir zu diesem Zweck auch schon Gelder zur Verfügung gestellt. Ganz zu schweigen von sehr schweren Widerständen, die sich durch Gottes Zulassung und durch meine Unwürdigkeit ergaben. Es gab da einige hoch angesehene Persönlichkeiten, die Briefe an die ehrwürdige Mutter Generaloberin meiner Schwestern von Marseille geschrieben haben. Darin beschworen sie die Generaloberin, keiner Schwester mehr die Erlaubnis zu erteilen, nach Zentralafrika zu gehen. Dort würden sie den sicheren Tod erleiden, wie es allen vorausgegangenen Missionaren ergangen ist.
Die Generaloberin, die acht Schwestern bereit hatte, um sie mir im November nach Kairo zu schicken, erschrak, und deshalb schickte sie diese Schwestern nach Belgien, um eine neues Haus zu eröffnen. In ähnlicher Weise versuchte man mit allen Mitteln, die drei Schwestern, die schon die Sendung von der Generaloberin erhalten hatten, mir nach Afrika zu folgen, und die sich schon seit über zwei Jahren in meinem Institut befanden, nicht nach Zentralafrika gehen zu lassen. Aber das gelang nicht. Sie blieben ihrem heiligen Vorsatz treu, da sie ja schon die Erlaubnis hatten. Sie waren bereit, für Christus zu sterben.
Ich war vor eine schwierige Situation gestellt. Denn obwohl die Generaloberin überzeugt war, in eine Falle getappt zu sein, und mir erneut versprochen hatte, die Schwestern nach dem Fest des hl. Josef zu schicken, an dem mehr als dreißig Novizinnen ihre erste Profess ablegten, sah ich mich daran gehindert, die Expedition zu unternehmen. Dazu fühlte sich die für Khartum bestimmte Oberin gesundheitlich gar nicht gut. Und ich hielt es nicht für klug, die sechzehn schwarzen Lehrerinnen mit zwei oder drei Schwestern in ein Abenteuer zu schicken. Um auf die Generaloberin und einige andere Schwestern ein wenig Druck auszuüben, unternahm ich einen neuen Versuch, der von den gleichen Personen abgeschmettert wurde, die die Generaloberin und die Schwestern eingeschüchtert hatten. Das geschah folgendermaßen:
Da die Kongregation der Schwestern vom Hl. Josef mehr als sechzig Niederlassungen in Europa, Asien, Afrika und Australien hat, muss die Generaloberin für alle sorgen. Ich weiß ganz sicher, dass alle Bischöfe und Apostolischen Vikare, in deren Diözesen sich diese Niederlassungen befinden, ständig darauf drängen, neue Schwestern zu bekommen, da die Kongregation von gutem Geist und für die Mission bestimmt ist. Ihr Protektor ist gleichzeitig der Kardinalpräfekt der Propaganda Fide. Aber die Generaloberin kann nicht alle Wünsche von allen erfüllen.
Ich sah voraus, dass auch ich von dieser Kongregation nicht die Zahl an Schwestern werde bekommen können, die notwendig ist für das riesengroße Vikariat von Zentralafrika. Nachdem ich mich unnützerweise durch Bischof Canossa erkundigt hatte, ob die Canossianerinnen die Leitung eines Knabeninstituts in Zentralafrika übernehmen würden, erhielt ich zur großen Freude von Canossa die Zustimmung von Papst Pius IX. und habe ein weibliches Institut in Verona gegründet, um Frauen als Missionarinnen für Afrika auszubilden. Vorübergehend habe ich sie ‚Pie Madri della Nigrizia‘ genannt. Zu diesem Zweck habe ich den Konvent Astori a S. Maria in Organis gekauft. In diesem Haus habe ich die Pie Madri della Nigrizia untergebracht. Es ist ein Institut, das schon sehr gut läuft, wie mir Monsignore schreibt, und das mir in einigen Jahren gute Missionarinnen hervorbringen wird.
Nun haben meine lieben Freunde in Kairo, als sie darüber informiert worden waren, an die Generaloberin vom Hl. Josef geschrieben und gaben den Schwestern in Kairo zu verstehen, dass Comboni die Schwestern vom Hl. Josef solange benötigen werde, bis seine Schwestern aus Verona einsatzbereit wären. Aber sobald er seine eigenen Schwestern haben werde, würde er jene des Hl. Josef heimschicken. Er werde ihnen danken, dass sie ihm in den ersten Phasen des Werkes geholfen haben. Dann wird er sie wegschicken. Das hat die Generaloberin ganz schön erschüttert. Aber schließlich, Dank der Gnade Gottes und meines Gebetes und meiner Versicherungen, entschied sie, mir all jene Schwestern auf die gleiche Weise zur Verfügung zu stellen, wie sie es mit anderen Missionsvorstehern zu tun pflegt. Und das sollte in einem Dokument festgehalten werden, das von ihr und von mir und vom hochwürdigsten Herrn Kardinalpräfekten der Propaganda Fide unterschrieben werden sollte. Sie sehen, wie gut doch Jesus ist, und wie er die Mutter Gottes und ihren heiligen Bräutigam, den hl. Josef, behandelt.
Ich spreche nicht über andere Stürme, die durch Gottes Willen über mich hereinbrachen, wie zum Beispiel der Versuch, die Standhaftigkeit meiner Missionare zu erschüttern, oder die Anzeige bei der türkischen Polizei, weil ich Afrikaner getauft hätte, die bereits Moslems waren (das stimmt allerdings) etc. etc. Wir alle wären allzu glücklich, wenn die Türken uns des Glaubens wegen den Kopf abschlagen würden. Ja, wir sind sogar schon seit einiger Zeit darauf vorbereitet, in der Gewissheit, dass Gott gemäß dem weisen Heilsplan der göttlichen Vorsehung nach uns andere erwecken würde.
Obwohl ich weiß, was in Europa gegen mich geschrieben worden ist, das bis nach Rom gelangte, nämlich dass ich die Schwestern und Missionare in den Tod geführt hätte, obwohl ich nicht mehr als drei Schwestern hatte und diese gesundheitlich angeschlagen bereits die Sendung von der Generaloberin erhalten hatten, entschied ich mich doch, von Kairo aus aufzubrechen. Dabei weiß ich, dass ich widrigen Stürmen entgegengehe, nämlich dem schrecklichen Khamsin der Wüste, und das in der kritischsten Jahreszeit. Nachdem ich meine Gefährten konsultiert hatte, haben wir beschlossen, uns ganz der göttlichen Vorsehung zu überlassen und den Wünschen der Propaganda Fide zu entsprechen, die ja zur Genüge bekannt sind.
Am 26. Januar brachen wir in zwei großen Booten, Dahabiya genannt, von Kairo aus nach Zentralafrika auf. Auf dem einen Boot waren die Missionare und die Laienbrüder und auf dem anderen die Schwestern und die afrikanischen Mädchen. Nach einer verheerenden Reise von 99 Tagen, auf der wir in Täbis einen Laienbruder durch die Pockenkrankheit verloren, erreichten wir fast wie durch ein Wunder gesund und unversehrt Khartum. In weiteren zehn Tagen erreichte ich mit anderen von Khartum aus El Obeid. Da Ihnen die Beschreibung dieser furchtbaren Reise von Verona aus in gedruckter Form geschickt wird, brauche ich hier nichts mehr dazu zu sagen.
Die Stadt Khartum und vor allem der Große Pascha, der über das Gebiet von Meroe bis zu den Quellen des Nils herrscht, empfingen mich mit allzu großen Ehren. Ich dachte daran, wie unseren Herrn Jesus Christus nach dem ‚Hosanna‘ dann das ‚Crucifige‘ traf. Der Pascha empfing mich allerdings wie einen Freund. Er bot mir alle seine Hilfe an, um das zu unternehmen, was ich zum Wohl der Zivilisation und der Religion will. Er gab mir zu Ehren ein großes Fest, er bot mir seine Dampfschiffe unentgeltlich für meine pastoralen Reisen auf dem Blauen und Weißen Fluss bis nach Gondokoro an, was ich tatsächlich tat, als ich jetzt nach Kordofan kam, weil er mir seinen Dampfer zur Verfügung stellte, der mich 127 Meilen weit auf dem weißen Fluss bis nach Tura-el-Khadra brachte. Dort ging ich an Land und erreichte in neun Tagen auf dem Kamel El Obeid.
Nicht nur die Türken kamen, um mich zu beglückwünschen, dass ich in Khartum eingetroffen bin, sondern auch der Große Mufti, der Chef der muslimischen Religion, beglückwünschte mich dazu, dass ich die Schwestern mitgebracht habe, um die Kinder zu unterrichten. Das gleiche geschah in El Obeid, wo der Pascha einen Tag vor meiner Ankunft den Sklavenhandel verbot. Er veröffentlichte zum ersten Mal die Dekrete von 1856 des Kongresses von Paris und gewährte über 300 Sklaven seines Hauses die Freiheit. Er kam mit großem Gefolge, begleitet von zwei Generälen und von den Capos seines Diwans, um mich zu besuchen. Er bot mir seine Hilfe in all meinen Vorhaben an.
Diese Huldigungen sind nicht etwa spontan, denn der Türke hasst das Christentum. Die Sklaverei ist auch nicht wirksam abgeschafft, im Gegenteil – wie ich Ihnen später erklären werde – in Zentralafrika und in Ägypten ist der Sklavenhandel voll im Gange, da der Türke diesen niemals abschaffen wird. Er wird zwar Verträge unterschreiben, auf dem Papier wird er Sklaverei abschaffen, er wird so tun, als ob er sie nicht wollte, um den Schwachköpfen Sand in die Augen zu streuen. Der Moslem, solange er Anhänger Mohammeds ist, wird nie den Sklavenhandel aufgeben. Jedoch wollten sie mich, der ich vielen Paschas diesbezüglich gedroht habe, mit Ehren überhäufen, da sie offiziell vom Diwan in Kairo daran erinnert wurden, dass ich ein strenger Gegner des Sklavenhandels bin. Aber Sie dürfen wissen, dass ich ausgestattet bin mit einem wichtigen Empfehlungsschreiben des Sultans von Konstantinopel, das ich durch die Vermittlung unseres großartigen Kaisers von Österreich-Ungarn erhielt. Durch dieses Schreiben beauftragt der große Sultan den Pascha von Ägypten, das Vikariat von Zentralafrika zu beschützen. Von Zeit zu Zeit zog ich dieses wunderbar verfasste Schreiben hervor mit dem Resultat, dass die österreichische Flagge gefürchtet und respektiert wird, und alle Gouverneure und Paschas haben mir während meiner langen Reise ihre Dienste angeboten.
Jetzt sage ich noch etwas über dieses Vikariat. Es ist das größte der Welt, das schwierigste und dasjenige, das am mühsamsten zu bearbeiten ist. Es bräuchte zweitausend Jesuiten, fünfzig Stigmatiner aus Verona, fünfhundert Benediktiner der neuen Reform von Casaretto etc., die jetzt in Subiaco leben. Im Moment sind wir wenige, aber ich werde sie über meine Vorhaben informieren, die ich schon dem guten P. Beck, dem amtierenden General der Grenadiere des Papstes, vorgestellt habe, und die ihm gefallen haben.
Das Vikariat von Zentralafrika grenzt im Norden an Ägypten, Barca, Tripolis und Tunesien; im Osten an das Rote Meer, Abessinien und das Gebiet der Galla. Im Süden dehnt es sich aus bis zum 12. südlichen Längengrad einschließlich der Seen und der Quellen des Nils, Udschidschi etc. und dem Kongo. Im Westen befinden sich die beiden Guineas und die direkte Linie vom südwestlichen Punkt der Apostolischen Präfektur von Tripolis bis zum Niger. Dabei berührt es im Norden das Apostolische Vikariat von Benin. Sie sehen also schon, dass dieses Vikariat größer ist als Europa.
In diesem immensen Vikariat wurden unter der Leitung meiner Vorgänger Knoblecher und Kirchner von 1848 bis 1861 die vier folgenden Stationen errichtet, die sich gut entwickelten. Sie liegen entlang des Nils und des Weißen Flusses und sind der östliche Teil des Vikariates. Es sind:
Während der Leitung der Franziskaner von 1861 bis 1872 verließen diese in den ersten beiden Jahren die drei Stationen Gondokoro, Heiligkreuz und Shellal. Und neun Jahre lang hielten sie nur die Missionsstation Khartum mit zwei oder einem Missionar aus der sehr guten Provinz Tirol. Den armen Franziskanern, die in Italien die Aufhebung erwarten, fehlen viele Männer, um all die unzähligen Missionen, die sie haben, zu betreuen, wie mir der Generalsuperior, der verehrte P. Bernardino, sagte.
Die Häuser und die Gärten von Gondokoro und Heiligkreuz sind total zerstört. In Shellal besteht noch das Haus, aber in einem bedauerlichen Zustand. In Khartum ist das Haus gut erhalten geblieben. Es ist zweifelsfrei das schönste und solideste Gebäude im ganzen Sudan. Aber der Garten hat sich in einen Wald verwandelt, und ich werde ein Jahr brauchen, um der angrenzenden Mission den jährlichen Ertrag von 2.000 Franken zu erbringen. Hinzu kommt, dass das Gebäude von Khartum total ausgeplündert wurde. Diese Missionsstation war zu meinen Zeiten unter Knoblecher wie eine Niederlassung der Benediktiner in Europa mit allem ausgestattet. Die guten Franziskaner befanden sich dort in einer kritischen Zeit. In Europa herrschte Revolution, und der Verein von Wien war auf ein Minimum zusammengeschrumpft, fast wie jetzt. Wie leidet der Papst darunter. Alle Glieder der Kirche leiden.
Um nun eine solide Basis zu legen, um das Vikariat gut zu gründen, beschränke ich mich darauf, nur zwei zentrale Stationen zu errichten, die für alle Missionen, die in Zukunft im Inneren Afrikas errichtet werden, als Ausgangsbasis dienen werden. Es sind dies Khartum und El Obeid. Und da die Reise von Kairo nach Khartum ausreicht, um den Missionar zu töten und außer Gefecht zu setzen, beabsichtige ich, um den Wunsch Seiner Eminenz Kardinal Barnabò zu erfüllen, den er in einem Brief vom 29. April äußerte, nämlich Shellal zu eröffnen.
Die Institute von Kairo habe ich erheblich reduziert, denn ich selbst habe mehr als dreißig für das Apostolat reife Personen ins Innere Afrikas gebracht. Weitere zwanzig werde ich im August bei einer zweiten Expedition hinbringen. Es werden in Kairo immer zwei kleine Niederlassungen notwendig sein, damit sich die Missionare und die Schwestern an das Klima gewöhnen, und um ihre Berufung zu erproben. Sie dienen auch als Prokura des Vikariates für die Beziehungen nach Europa und für die Versorgung der Mission. Der Weg von Kairo nach Khartum ist zu gefährlich und zu strapaziös für die Gesundheit der Missionare. Deshalb brauchen wir Shellal, das auf halber Strecke zwischen Kairo und dem Sudan liegt. Nachdem ich den Tod so vieler Missionare miterlebt habe, müssen wir Mittel und Wege studieren, um ihr Leben zu erhalten.
Sobald der Generalkonsul von Wien zurückkehrt, wird uns das Stück Land, das uns der Khedive geschenkt hat, zur Verfügung stehen, auf dem wir die beiden Gebäude errichten werden. Das Grundstück in Kairo kostet 20 Franken pro Quadratmeter. Der Pascha wird uns deshalb einen großen Liebesdienst erweisen. Seit dem Bau des Suezkanals sind die Lebenskosten in Kairo zwei- oder dreimal so hoch wie in Deutschland. Daher habe ich die Absicht, die beiden Institute so klein als möglich zu halten. Das heißt, sie werden nur für die Europäer und Europäerinnen offen stehen, die sich auf das Apostolat im Inneren Afrikas vorbereiten.
In Kairo sind die Afrikaner teuer (einer kostet 500 Franken) und sind von den Moslems bereits verdorben. Hier kosten sie fast nichts, so zwischen 15 und 30 Talern. Sie sind auch besser, unverdorben und von den Muslimen nicht korrumpiert. Also: Wenn mich die Institute in Kairo bislang jährlich 34.000 Franken kosteten, hoffe ich, dass sie mir von 1874 an nur noch den vierten Teil davon kosten werden. In Shellal besitzen wir außer dem Haus für die Jungen 12 Feddan (64.000 Quadratmeter) guten Bodens. Mit den Ausgaben für einige Maschinen, um Wasser aus dem Nil zu pumpen, können wir die Hälfte der Nahrungsmittel für die Missionsstation erzeugen. Aber wir müssen ein Haus für die Schwestern bauen, ganz aus orientalischem Granit wie die Obelisken in Rom, die alle in Shellal gebrochen wurden oder in der Nähe von Shellal. Also wird das Haus nicht viel kosten, und die Kirche wird ebenfalls aus Granit sein. In Shellal laufen Kranke über sechzig Meilen zur Mission, um geheilt zu werden. Am 16. März habe ich an einem einzigen Tag vier sterbenskranke Kinder getauft, die dann alle ins Paradies gegangen sind.
In Khartum brauchen wir ein Haus für die Schwestern und die Kirche. Khartum zählt etwa 50.000 Einwohner. Das Klima hat sich durch die großen Gebäude und Gärten, die angelegt wurden, verbessert. Jetzt kann man hier fast so leben wie in der südlichen Gegend von Verona und Padua. Seit ich meinen Generalvikar diese Station bewohnen ließ, hat sich in Khartum ein neues Leben entwickelt. Ich hoffe, dass wir bald eine gute christliche Gemeinde haben werden. Es gibt viele Katechumenen. Am Pfingstfest habe ich 34 Neubekehrten die Firmung gespendet. Jetzt wird der Katechismus fleißig gelehrt, es wird gepredigt und die Seelsorge wird betrieben wie in der Pfarrei in Verona. Ich hoffe in einigen Jahren, wenn Gott mir das Leben gibt, Euch über einen großen Erfolg dieser Mission berichten zu können. Hier in El Obeid, wo zum ersten Mal katholische Missionare in der Person meiner Kundschafter Carcereri und Franceschini eintrafen, hat sich schon eine kleine christliche Gemeinde gebildet.
Wir haben nun ein eigenes Haus und eine kleine nette Kirche. Dies müsste für die Schulen und die Werkstätten erweitert werden. Unterricht halten wir unter einem großen Baum. Von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr ist es heiß. Dann brauchen wir ein Haus für die Schwestern. Jetzt habe ich hier drei Institute für afrikanische Mädchen mit meiner Nichte. Sie ist Lehrerin von der Gesellschaft der hl. Angela Merici. Sie wohnen in Strohhütten. Die Häuser hier sind nur Hütten. Da es aber immer wieder Brände gab und gibt, werden sie auf Anordnung der Regierung mit Sand gebaut, denn hier gibt es weder Steine noch Lehm, um Ziegel zu brennen. Diese Häuser aus Sand werden vor der Regenzeit mit einem Brei bestrichen, der aus Sand und Kuhmist hergestellt wird. Auf diese Weise halten die Häuser dem Regen in diesem Jahr stand. Diese Prozedur muss jedes Jahr wiederholt werden. Unser jetziges Haus mit Kirche hat uns 13.000 Franken gekostet, aber jedes Jahr brauchen wir weitere 600 Franken für Balken und den Lehm, um es zu erhalten. Es ist eines der solidesten und schönsten Häuser dieser Hauptstadt.
Alles Ansehen dieser Mission verdanken wir den Patres Franceschini und Carcereri aus dem Orden des Hl. Kamillus. Mit Zustimmung ihres Generalsuperiors und einem päpstlichen Schreiben schlossen sie sich mir an. Ich hoffe, sie werden für immer in der Mission bleiben, so wie sie es selbst wünschen. Wie ich ihrem General versprochen habe, werde ich der Mission später ein Krankenhaus zuordnen. Das wäre ein Segen Gottes in dieser Hauptstadt. Denn hier werden mehr als die Hälfte der Schwerkranken, manchmal bevor sie sterben, nach außerhalb der Stadt gebracht, ohne sie zu beerdigen. Sie werden dann von Hyänen und den Raubvögeln gefressen.
Mit meinen eigenen Augen habe ich vorgestern mehr als sechzig Tote gesehen, die auf diese Weise vor die Stadt geworfen worden waren. Es waren alles Schwarzafrikaner. Ich habe dem Pascha von Kordofan einen Brief geschrieben, in dem ich ihm vorschlug, anzuordnen, dass alle, die sterben, zu beerdigen sind. Denn dieser vorherrschende Brauch ist gegen die Religion und gegen die Zivilisation, da doch diese unglücklichen Menschen wie wir sind. Er gab sofort das von mir gewünschte Gesetz heraus. Jetzt laufen Verkünder und Boten durch die Stadt und verkünden diese Anordnung. Wer sich nicht daran hält, muss mit sehr strengen Strafen rechnen. Unter den Bekehrten ist der bekannteste (griechisch-schismatische) Händler von El Obeid. Vor sieben Monaten hat er dem Treiben in die Hände meines Generalvikars P. Carcereri abgeschworen. Zusammen mit ihm hat sich seine ganze Familie bekehrt. Sie führen jetzt ein vorbildliches Leben.
Jetzt will ich Ihnen über eine der schmerzlichsten Plagen berichten, die mein Vikariat bedrückt. Es ist der Sklavenhandel. Er ist hier in vollem Schwung. Schuld daran ist der Atheismus und zum Teil die Schwärmereien der heutigen europäischen Großmächte und vor allem der Islam, der alles verspricht und auf dem Papier alle Verträge der europäischen Mächte unterschreibt, aber sie in Wirklichkeit nicht hält. Ich in meiner Position kann diesbezüglich viel Gutes tun. Die katholische Mission ist eine Kraft im Sudan. Großes Verdienst hat hier die österreichische Flagge, die über der Mission flattert.
Alle Paschas und Sklavenhändler fürchten uns und versuchen, unseren Blicken zu entkommen. Ich habe dem Pascha von Khartum und Kordofan erklärt, dass ich alle Sklaven, die ich in der Stadt oder außerhalb in Ketten finde, in die Mission bringen lasse und sie nicht wieder hergebe. Außerdem behalte ich all jene zurück, die sich auf der Mission einfinden, um ihre Herren, die sie schlecht behandeln, anzuzeigen. Sofern ihre Anklage der Wahrheit entspricht, behalte ich sie da und gebe sie nicht zurück. Ich beschränke mich nur darauf, den Diwan zu informieren, dass ich den und den auf der Mission behalte, bis der Prozess gemacht werde, dessen Urteil dann von mir oder von meinem Stellvertreter in meiner Abwesenheit zugestimmt wird. Der Angeklagte muss in der Mission bleiben. Die besagten Paschas oder Gouverneure, die sich ihrer Schuld bewusst sind, haben mir mit keiner Silbe widersprochen und haben mir zugestimmt, denn der größte Sklavenhändler ist die Regierung. Bis zur Stunde habe ich bereits 500 Sklaven frei bekommen. „Die Hörner Christi“, pflegte D. Mazza zu sagen, „sind härter als die Hörner des Teufels.“
Aber o weh! Es ist schrecklich, wie der Sklavenhandel in diesen Gegenden triumphiert. Aus El Obeid und Khartum und aus dem Gebiet, das zwischen ihnen liegt, kommen jedes Jahr mehr als eine halbe Million Sklaven. Es sind meistens Frauen, aber auch mit Männern gemischt ohne Rücksicht auf ihr Alter. Die meistens sind zwischen sieben und achtzehn Jahre alt. Alle sind ganz nackt. Die meisten gehen in Ketten gefesselt. Sie werden gewaltsam entführt und aus ihren Familien in den Stämmen und Reichen im Süden oder Südwesten von Khartum und Kordofan herausgerissen. Die Sklavenhändler entführen sie, und wenn die Eltern alt sind, töten sie diese bisweilen auch. Wenn die Eltern jung sind, schleppen sie die Kinder und Eltern weg. Alle kommen hier vorbei, wenn sie nach Ägypten oder ans Rote Meer geführt werden, wo sie verkauft werden. Frauen, die noch gut aussehen, erhalten eine etwas diskretere Behandlung für ihren Einsatz in der Prostitution oder in den Harems und für andere Dienste.
Von Kairo bis Khartum begegneten wir vierzig Schiffen mit Männern und Frauen, zusammengepfercht wie Sardinen. Auf unserem Weg durch die Wüste begegneten wir mehr als dreißig Karawanen. Sie waren nackt und liefen zu Fuß, die Mütter mit ihren Kindern und Jungen und Mädchen von sieben bis acht Jahren. Zu Fuß auf dem glühenden Sand. Das ermüdet selbst kräftigere Reisende auf Kamelen. Man gab ihnen nicht jeden Tag etwas zu essen. Nur ein wenig Durra oder Millet oder Malega-Korn in Wasser aufgeweicht.
Aber was mich am meisten von allem traurig stimmte, war das, was ich auf dem Weg zwischen Khartum und El Obeid sah. Ich sah mehr als tausend Sklaven, meistens Frauen, aber auch gemischt mit Männern, ohne jegliche Kleidung als Sonnenschutz. Die kleinen, bis dreijährigen Kinder wurden von anderen Sklavinnen getragen, die ihre Mütter schienen. Auch diese gingen zu Fuß. Andere Männer und Frauen waren zu acht und zehnt zusammengebunden an einem Stamm, der auf ihren Schultern lastete und den sie tragen mussten. Das sollte sie an der Flucht hindern. Andere waren zu zehnt bis fünfzehnt am Hals mit einem Seil aus Ziegenfellen an ein noch größeres Seil gebunden, das ein Giallaba oder Sklavenhändler in der Hand hatte. Andere waren zu zweit am Hals in einen Block gespannt, der eine auf der einen Seite, der andere an der anderen.
Andere hatten die Sheva, das ist ein in drei Spitzen auslaufender Holzblock, der mit einem Strick an den Hals des Sklaven gebunden war und den er zu Fuß gehend hinter sich herziehen musste. Anderen waren die Hände auf den Rücken gebunden und zugleich mit einem langen Seil verbunden, das ein Wächter in Händen hielt. Andere trugen an den Füßen Ketten. Wieder andere, ebenso angebunden, trugen Ballen und Sachen der Sklavenhändler. Die Alten waren nicht angebunden. Alle wurden brutal mit Lanzen und Stöcken vorangetrieben, wenn sie langsamer oder müde wurden. Oder sie ließen sie einfach am Straßenrand liegen. Unsere armen Katechisten waren sehr bedrückt und voller Angst.
Das ist nur eine bescheidene Idee von dem, was ich berichten kann. Sehen sie, mein Herr, das ist eine der Aufgaben unserer Mission. Kein Vertrag, keine Macht wird hier den Sklavenhandel abschaffen können, weil ihn Mohammed zulässt. Die Muslime glauben, sie hätten das Recht, Sklavenhandel zu betreiben. Man wird ihn nur durch die Verkündigung des Evangeliums und durch die endgültige Einpflanzung des katholischen Glaubens in dieser Gegend ausrotten. Die Regierung, die sich dem Vertrag von 1856 angeschlossen hat, hat dies nur auf dem Papier getan, nicht aber im praktischen Leben. Die Gouverneure des Sudans sind die ersten, die diesen Menschen verachtenden Handel betreiben, an dem sie gut verdienen. Und selbst die Paschas unternehmen Streifzüge durch das Gebiet der Nuba, der Teggala, am Weißen Fluss etc. Sie führen dabei Soldaten mit Gewehren mit, und immer kehren sie mit sechs- bis achttausend Sklaven zurück. Das alles weiß man in Kairo, sowohl der Diwan als auch der Vizekönig. Ich glaube, auch viele europäische Konsuln wissen darum. Aber heutzutage sind ja alle gekauft, und der Schmerzensschrei dieser Völker dringt nicht nach Europa. Dort herrschen der Atheismus und die Freimaurer. Und so geht die Trostlosigkeit dieser Gegenden weiter und wird noch lange Zeit andauern.
Aber das Herz Jesu, angefleht von den gerechten Seelen, und die Nächstenliebe der heiligen und frommen Seelen, die dem katholischen Apostolat dieser heiligen und dornenreichen Mission zu Hilfe eilen, werden allein die Tränen dieser unglücklichen Völker abtrocknen. Für ihre Rettung opfern wir unser Leben. Aus dieser Sicht beachten Sie auch die Bedeutung dieses Apostolischen Vikariates.
Im vergangenen Dezember besuchte mich der Botschafter von England in Kairo. Wir hatten ein langes Gespräch und versprachen, im Briefkontakt zu bleiben. Aber wie groß war meine Überraschung, als er mir sagte, dass er nicht zuständig sei für Zentralafrika, wo sich das gewaltige Drama des Sklavenhandels abspielt, sondern für Sansibar und Muskat. Er sei beim Vizekönig von Ägypten gewesen und sei mit dem Treffen sehr zufrieden, weil der Khedive seine philanthropische Mission lobte und ihm diesbezüglich alle Hilfe anbot. Da ich weiß, wie die Dinge stehen, schwieg ich und ließ ihn in seinem guten Glauben. Ich sagte ihm nur, dass die Türken sich auf die Aussagen ihrer Muftis, Interpreten des Korans, berufen, der den Sklavenhandel erlaubt, ja sogar als verdienstvoll ansieht etc. Dann fragte mich seine Exzellenz: „Glauben Sie, dass mir meine Mission beim Sultan von Sansibar gelingen wird?“
Ich antwortete ihm: „Herr Botschafter, der Sultan wird sie großartig empfangen, er wird Ihnen fürstliche Gastfreundschaft gewähren. Aber er wird sich weigern, auf Ihre Wünsche einzugehen, denn da nach seiner Überzeugung der Koran Wort Gottes ist, wird er den Menschenhandel nicht verbieten. Oder aber, wenn der Sultan auf Ihren Wunsche eingeht, wird er zwar einen Vertrag mit Ihrer Majestät der Königin von England unterschreiben, aber sobald Ihr von Sansibar abgereist seid, wird er wie vorher den anderen Muslimen den Menschenhandel erlauben.“ Seine Eminenz [der Botschafter] war mit meiner Meinung nicht besonders zufrieden. Aber er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass er mit den Briefen seiner Regierung und mit Kanonen Erfolg haben werde. „Mit Kanonen, ja“, antwortete ich ihm, „aber nur an den Orten, an denen man den Donner der Kanonen wird hören können.“
Nach einem langen Mittagessen zusammen mit seinem großen Anhang gingen wir auseinander. In ihnen befand sich auch der anglikanische Erzbischof. Er war sehr bewandert in der arabischen und persischen Sprache. Er war meiner Meinung. Er war der Sekretär dieser Botschaft. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, denn ich kam nach Zentralafrika. Ich bin aber immer noch der gleichen Meinung. Nur der Glaube an Jesus Christus, eingepflanzt im Inneren Afrikas, und das Heiligste Herz Jesu und die Unbefleckte Jungfrau Maria und der hl. Josef werden mehr als die Königin von England und der Vertrag von 1856 von Paris den Sklavenhandel abschaffen …
Dem Hl. Vater Pius IX. liegt diese Mission am Herzen. Er hatte mir gesagt, dass er für mich gebetet hat und es auch weiterhin tun wird. Nachdem wir hier in Zentralafrika über die Dreieinigkeit, die Erlösung und die Muttergottes gepredigt haben, werden wir dann auch über den Papst predigen, der umso größer wird, je mehr er verfolgt wird. Oh, wie angenehm ist es, mit dem Papst zu leiden.
Ihr ergebener und demütiger
Daniel Comboni
Apostolischer Vikar von Zentralafrika
Nr. 508 (478) AN P. CAMILLO GUARDI
AGCR, 1700 / 33
[J.M.J.]
El Obeid (Kordofan), 5. Juli 1873
Hochwürden Herr P. General,
ich hätte Ihnen schon längst schreiben sollen, um Sie über Ihre würdigen Söhne und meine lieben Söhne und Brüder Carcereri und Franceschini zu informieren. Aber ich konnte mich einfach nicht recht entscheiden, bis ich sie auf dem Feld der apostolischen Mühen umarmen und mit eigenen Augen sehen konnte, was sie alles getan haben, um Ihnen, verehrtester Vater, ein gewissenhaftes und genaues Urteil zur Sache abzugeben.
Ohne im Einzelnen aufzuzählen, was die beiden guten Patres in meinen Instituten in Ägypten getan haben, wofür ich diesen beiden und Ihnen ewig dankbar bin, muss ich ehrlicherweise gestehen, dass sie hier in meinem Vikariat Großartiges geleistet haben. (Im Vikariat haben sie mehr als sechzig Missionare verloren.) Sie haben in einem Zeitraum von siebzehn Monaten die Mission von El Obeid mit Leben erfüllt, das durch seine topografische Lage das Eingangstor zum Inneren Afrikas und vielleicht sogar der wichtigste Stützpunkt ist, um den Glauben im Herzen der riesigen Stämme des Vikariates von Zentralafrika einzupflanzen. Sie haben in wenigen Monaten das vollbracht, was eine gute Schar von Missionaren nur in einigen Jahren fertig bringen könnte. Tatsächlich haben sie mit den wenigen Mitteln, die ich ihnen zur Verfügung stellen konnte, in El Obeid eine Missionsstation aufgebaut mit Haus, Kapelle und Garten, die für eine Kommunität, die voll im apostolischen Einsatz steht, ausreicht. Sie haben eine kleine christliche Gemeinde gegründet, und zwar so, dass sie hier wie eine reguläre Pfarrei in Europa funktioniert. Und sie haben sich mit ihrem würdigen Auftreten und Wirken die Wertschätzung von allen erworben, angefangen von den Paschas über die reichsten Händler bis hin zum einfachen Volk. Mit einem Mut, der nur vom Glauben und der Mission Gottes inspiriert ist, haben sie es verstanden, dass unser heiliges Werk von den türkischen Behörden und den größten Feinden des Glaubens als eines der ersten Werke in dieser Hauptstadt respektiert wird. Sie zählt mehr als hunderttausend Einwohner.
P. Stanislao hatte ich beauftragt, in meinem Namen die Missionsstation Khartum zu übernehmen, denn nach meiner Ernennung zum Apostolischen Provikar ließ man dort alles zugrunde gehen. Innerhalb von drei Monaten verkaufte man das Schöne und Wertvolle dieser einst so reichen Mission, während ich mit einer Karawane unterwegs war. Er [P. Stanislao] richtete jene niedergeschlagenen Katholiken so gut wieder auf, dass es uns jetzt gelingen kann, darüber ein neues geistliches Gebäude einer kleinen blühenden katholischen Gemeinde zu errichten. In einem Wort, P. Stanislao ist ein wahrer und heiligmäßiger Ordensmann, ein würdiger Sohn des hl. Kamillus, ein wagemutiger Missionar, der scheinbar von Gott besondere Fähigkeiten erhalten hat für das mühsame Apostolat in Afrika.
P. Franceschini ist nicht geringer als Carcereri in dem, was die wesentlichen Fähigkeiten betrifft, die einen wirklichen Arbeiter des Evangeliums ausmachen. Er scheint auch genau für Zentralafrika geschaffen zu sein. Er besitzt eine Reife und ein gesundes Urteil, das sein Alter weit übersteigt, so dass er wie ein Experte und ein erfahrener Mann in schwierigen Situationen handelt. In der Tat, er ist ein erfahrener und mutiger Missionar. Er steht treu zu seinem Ordensleben und liebt seine Kongregation der Kamillianer, in der er seine geistliche Ausbildung erhalten hat. Alle beide sprechen und predigen fließend Arabisch. Sie meinen, dass sie in den vergangenen sechs Jahren, die sie unter meiner Leitung schon in Afrika sind, viel bei ihrer apostolischen Arbeit gelernt haben. Sie sind auch gut motiviert für das Apostolat in Zentralafrika, so dass alle beide bereit sind, ihr ganzes Leben hier zu verbringen und tausendmal ihr Blut für die Erlösung der armen Afrikaner zu vergießen, sofern sie die Zustimmung und den Segen Eurer Paternität haben, der sie unter allen Titeln unterstehen und die sie ehrlichen Herzens verehren und lieben.
Ich war sehr zufrieden, als ich in Khartum den geschätzten Brief Eurer Paternität las, in welchem Sie mir zusicherten, dass es nicht gegen den Geist und die Regel Ihres geschätzten Ordens sei, dass ein Diener der Kranken – attentis cirumstantiis – auch das Amt eines Generalvikars ausüben könne. Das ist der Grund, warum ich mit dem entsprechenden Dokument vom vergangenen Mai den oben erwähnten P. Carcereri zu meinem Generalvikar ernannte. Jetzt habe ich ihn vorübergehend zum Oberhaupt der Missionsstation Khartum ernannt, um das Gute zu vervollständigen und fortzuführen, das er für diese christliche Gemeinde begonnen hat. Obwohl ich hier in El Obeid einen vierzigjährigen Missionar von hervorragendem Geist und Klugheit bei mir habe, habe ich P. Franceschini zum Oberen der Missionsstation ernannt. Sein kritisches Urteil und seine Klugheit entsprechen nicht einem Mann von 27 Jahren, sondern einem von 50 Jahren. Ich bin überzeugt, dass er dieses schwierige und delikate Amt gut ausüben wird, da er dafür auch entsprechende Fähigkeiten besitzt.
Nun, sobald ich mit meiner Karawane meinen vorrangigen Wohnsitz in Khartum erreiche, dachte ich, das wortwörtlich zu erfüllen, was ich formal versprochen habe. Und das ist der Grund, warum ich zu Ihnen, was Ihren geschätzten Orden in Zentralafrika betrifft, sprach: Nämlich an jenem Ort eine Missionsstation zu errichten, die Ihren und meinen lieben Söhnen am besten zusagen würde, eine ‚Casa Camilliana‘ mit allen Voraussetzungen, die Eure Paternität mir gegenüber geäußert hat, d.h. ein eigenes Haus und ein entsprechendes Einkommen für den notwendigen Unterhalt. Ich wäre jetzt in der Lage, diese Ihnen in Rom gemachten Vorschläge zu erfüllen.
Darüber sprach ich bereits mit dem hochwürdigen Generalvikar Carcereri. Aber er ließ mich wissen, dass zwei Ordensleute allein all diese von mir geforderten Bedingungen für eine gut geführtes Casa Camilliana nicht erfüllen könnten. Er überzeugte mich von dem, was mir in Verona P. Giovanni Battista Carcereri gesagt hatte, nämlich, dass es für die beiden hic et nunc wesentlich einfacher wäre und für die Mission nützlicher, wenn sie weiterhin für eine gewisse Zeit zusammen und unter meiner Leitung arbeiten würden. Die beiden Patres seien aber weiter der Meinung, dass sie, sobald weitere Ordensmitbrüder aus Europa kämen, den von Eurer Paternität und mir vorgetragenen Gedanken sehr gut in die Tat umzusetzen könnten.
Tatsächlich, ich sehe ein, dass sie, solange sie nur zu zweit allein sind, mit mir zusammen viel mehr tun können, als wenn sie in einem Haus für sich eingegrenzt sind. Und umso mehr, wenn Eure Paternität mir die Gnade gewährt, mich ihrer mit Ihrem Wohlwollen für die jeweiligen Bedürfnissen des Vikariates zu bedienen. Es ist tatsächlich schwierig, zwei Missionare und Ordensleute wie diese von einem solchen Geist und solcher Entschlossenheit für ein Apostolat zu finden, das so mühsam und aufreibend ist wie das von Zentralafrika. Seit sechs Jahren kenne ich sie gut. Ich habe verschiedene Missionen in Europa, in Afrika, in Syrien, in Indien besucht und weiß, was Missionar-Sein heißt. Ich bin nun schon sechzehn Jahre Missionar in Zentralafrika und habe mich an der Seite der besten und härtesten Vorkämpfer Zentralafrikas abgemüht. Deshalb kann ich mit Kenntnis des Sachverhalts wiederholen, dass es Missionare wie Carcereri und Franceschini, die den wahren Charakter als Vorkämpfer dieses mir vom Hl. Stuhl anvertrauten mühevollen und harten Weinberges haben, nur wenige auf den fünf Erdteilen gibt.
Sie sind hervorragende Ordensleute. Sie leben – so würde ich fast sagen – als ob sie im Noviziat wären. So kommt es, dass ich zufrieden wäre, wenn Eure hochwürdige Paternität es mir erlauben würde, dass sie zusammen mit mir arbeiten, wie sie es bisher getan haben. Es sollte klar sein, dass diese Zustimmung Eurer Paternität nicht in perpetuum gelten kann, sondern nur solange, bis in Europa der Horizont klarer würde für die Ordensgemeinschaften und besonders für die Kamillianer, und bis ich das so schwierige Werk meines Vikariates auf den Weg bringen kann. Und dabei helfen mir in hohem Maße die Erfahrung, die besonderen Talente und die unbestreitbare Beständigkeit dieser beiden unvergleichlichen Ordensmänner und Arbeiter für das Evangelium. Ihren Eifer und ihren Tatendrang muss ich eher bremsen und besänftigen, anstatt anzuregen und zu inspirieren.
Aus diesem Grund wende ich mich an die Güte Eurer Paternität, um Sie inständig zu bitten, mir diese beiden Patres, Ihre und meine Söhne, zur Verfügung zu stellen, damit sie einige Jahre zusammen mit mir und unter meiner Leitung arbeiten können. Das wäre für mich eine Gnade, die über Sie und Ihren ganzen Orden den göttlichen Segen bringen würde, damit Tausende von Ungläubigen, die von diesen beiden bekehrt werden, am Thron Gottes den Erhalt und das Anwachsen des Kamillianer-Ordens erflehen.
Hier also meine Vorstellung für die Zukunft, die ich dem Urteil Eurer Paternität unterbreite. Ich glaube fest und unerschütterlich an den nicht allzu weit entfernten Triumph der Kirche und an ein Aufblühen der Regular-Orden und der Kamillianer, der sich ausbreiten wird in Frankreich und in Afrika, und besonders nach dem Sturm der gegenwärtigen höllischen Verfolgung und nach dem Abschluss des Vatikanischen Konzils. Das hohe und großherzige Programm des Ordens der Kamillianer steht im Einklang mit den Erfordernissen der Zeit und mehr noch ist es ein mächtiges Mittel, um die Sympathie der Völker zu gewinnen und über die Ungläubigen zu triumphieren.
Ich bin also bereit, diesen Plan gegen allen Widerstand in die Tat umzusetzen, sofern die Hl. Kongregation der Propaganda Fide zustimmt, der ich all meine Unternehmen vorlege. Mein Vikariat ist größer als Europa, es ist das ausgedehnteste der Welt. In ihm leben über hundert Millionen Ungläubige. Bis jetzt stehen wir nur an den Pforten zum Inneren Afrikas und an der Schwelle zum Zentrum des Vikariates. Dort wohnen riesige, unberührte Stämme, die noch nicht von den Koran-Anhängern verdorben wurden und denen wir viel Gutes tun könnten. All jene, die in das Innere Afrikas vordringen wollen, wo sich noch unverdorbene Volksstämme befinden, müssen durch Khartum oder durch Kordofan ziehen.
Ich bin also voll und ganz bereit, für die Kamillianer ein Haus nach ihren Erfordernissen und dem Geist ihrer Regeln in jeglichem Ort in Nubien oder Kordofan zu errichten, oder selbst in der Hauptstadt Khartum oder El Obeid. Es soll als Stützpunkt dienen für eine Mission der Kamillianer im Inneren Afrikas, die man zu gegebener Zeit dem hl. Kamillus anvertrauen könnte. Für dieses Unternehmen fehlen die Gelder und materiellen Mittel nicht und werden auch zukünftig nicht fehlen. Denn ich bin sicher, dass sie mir jetzt und in Zukunft zur Verfügung stehen werden, wie allen Missionen der Welt, die sich vor allem auf die Hilfe der Wohltätigkeitsvereine von Europa stützen können, die auch mein Vikariat unterstützen. Und das käme zusätzlich zu dem Einkommen, das ich im Vikariat erhalte, hinzu. Schließlich hat mir die Vorsehung in den sechs Jahren so schwieriger und verheerender Zeiten eine halbe Million Lire gegeben, um meine Werke am Leben zu erhalten und sie weiterzuführen. Die Vorsehung wird mir auch helfen, in Zentralafrika eine Niederlassung der Kamillianer zu gründen, die so großen Anteil haben an dem guten Ausgang meines Unternehmens contrariis quibuscumque non obstantibus [trotz aller Schwierigkeiten].
Hier also die Gedanken und die Vorstellungen, die ich der Weisheit und dem Herzen Eurer Paternität vorlege. Und ich erkläre mich bereit, das zu tun, was Sie für angebracht halten und verlangen und was in meiner Macht steht. Das Einzige, dem ich nicht zustimmen könnte, wäre die Abberufung dieser beiden Vorkämpfer des afrikanischen Apostolats nach Europa. Das wäre für mich und die beiden der größte Schmerz. Aber ich vertraue auf die Unbefleckte Jungfrau Maria, Königin Afrikas, und in jenen hl. Kamillus, der mich durch den lieben P. Giovanni Battista Peretti seligen Angedenkens im Institut Mazza in Verona untergebracht und mir damit den Weg zum afrikanischen Postulatum geebnet hat. Und diese Gnade hat er mir vor 28 Jahren erwiesen. Diese beiden von mir verehrten Männer werden mir zum Wohl des Apostolischen Vikariates von Zentralafrika diese Gunst erweisen. Es ist die größte und mühsamste Mission der Welt. Und dafür sind wir, ich und Ihre beiden Söhne, bereit, hundertmal unser Leben hinzugeben. Unser Kriegsruf lautet: „O Nigrizia o Morte“ [Entweder Afrika oder Tod]. Dieses Unternehmen ist tatsächlich eines heiligen Kamillus und unserer würdig.
Ich vertraue auf Ihr Verständnis und Ihr großzügiges und seeleneifriges Herz, das ich in kindlicher Dankbarkeit verehre. Ich empfehle mich Ihren Gebeten und habe die Ehre, Sie in den Herzen Jesu und Mariens zu grüßen.
Ihr demütiger und ergebener Diener
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika
Nr. 509 (479) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SOCG, v. 1003, 732–733 Nr. 6
El Obeid, Hauptstadt von Kordofan
Erhabener Kirchenfürst,
wie ich in meinem letzten Brief vom 5. Juni Nr. 5 andeutete, hat mir der Pascha von Khartum ein Dampfschiff der Regierung gratis zur Verfügung gestellt, um mich und meine kleine Karawane auf dem Weißen Fluss bis zu dem Ort zu bringen, wo man an Land geht und die Route nach Kordofan nimmt. Am Morgen des 8. des vergangenen Monats fuhr das Dampfschiff vom Garten der Mission ab. In Begleitung meines Generalvikars legten wir in achtzehn Stunden den Weg von ungefähr 120 Meilen auf dem Weißen Fluss bis nach Tura-el-Khadra zurück. Das ist nicht weit weg vom großen Stamm der Schilluk. Dort habe ich den Oberen der Mission von El Obeid getroffen. Er war gekommen, um mich zu treffen und an meinen Bestimmungsort zu begleiten. Wir gingen an Land. Ich verabschiedete mich von meinem Generalvikar. Er fuhr sofort wieder mit dem Dampfschiff nach Khartum zurück. Ich machte mich mit unserer Karawane von neunzehn Kamelen auf den Weg. Wir durchquerten dichte Wälder und sandige Ebenen, in denen es Gummibäume gab, und erreichten in nur neun Tagen die Hauptstadt von Kordofan.
Vor zwei Stunden besuchte mich fast die ganze christliche Gemeinde, einschließlich der schismatischen Kopten, die die ersten Posten im Diwan einnehmen. Nachdem ich die Glückwünsche von allen entgegengenommen hatte, betrat ich die festlich geschmückte Missionsstation unter Glockenklang und den harmonischen Klängen der Musikkapelle des Militärs (dreitausend Soldaten von Infanterie und Kavallerie). Die Mitglieder unseres Hauses und der kleinen katholischen Gemeinde dieser Hauptstadt mit über hunderttausend Einwohnern waren voller Jubel. Sie dürfen auch wissen, dass selbst der große Pascha von Kordofan (der angesichts der großen Entfernung von Kairo hohe, weit reichende Vollmachten hat und ein kleiner König ist) in Begleitung eines Trupps von Soldaten – unter ihnen zwei Generäle und hohe Vertreter der Behörden seines Diwans – mit großem Pomp kam, um mich zu begrüßen. Er bot mir seine Freundschaft und Zusammenarbeit an. Er sei bereit, alles zu tun, was ich für die hohen Ziele der Zivilisation und das Wohlergehen [des Volkes] wünsche. Er wisse, dass ich deshalb gekommen sei.
Das ist der gleiche Pascha, der im vergangenen April die katholische Mission des Kordofan nicht anerkennen wollte. Über diesen Tatbestand und einige andere konsularische Affären hat Eure Eminenz voriges Jahr in einem Brief von Bischof Ciurcia erfahren. Aber nach dem Memini, das ich in Wien im Namen seiner Apostolischen Majestät Kaiser Franz Joseph I. hervorgerufen hatte, und durch die Empfehlungsschreiben des erlauchten österreichisch-ungarischen Konsuls, das er auf Anordnung von Wien an den Diwan von Kairo gerichtet hatte und mit denen ich ausgestattet war, wurde ich nicht nur vom Pascha von Kordofan, sondern auch von jenem in Khartum und von Berber mit größter Freundlichkeit empfangen. Sie überließen es mir, mit den Sklaven, die an den Toren unserer Missionen vorstellig werden, so zu verfahren, wie ich es wollte. Das habe ich bis jetzt ausgenützt und auf diese Weise Hunderten von unglücklichen Menschen, die unter der Willkür der Despoten seufzten, die Freiheit verschafft.
Am Tag vor meiner Ankunft in der Hauptstadt von Kordofan hat der erwähnte Generalgouverneur dieser ausgedehnten Region angeordnet, dass in El Obeid der Sklavenhandel abgeschafft sei. (Er tat das mündlich und schriftlich, um die Schwachköpfe zu täuschen.) Er selbst entließ mehr als zweihundert Sklaven aus seinem Haus und seinen Harems in die Freiheit. Auf diese Weise wurde am 18. Juni, dem Tag meines Einzuges in diese Hauptstadt, der Sklavenhandel in El Obeid abgeschafft. Und es sind nicht mehr Hunderte und Tausende unglücklicher Menschen beiderlei Geschlechts nackt und gefesselt durch die Stadt gezogen. Sie waren mit Stricken um den Hals und an den Beinen gebunden oder hatten die Hände auf dem Rücken zusammengebunden mit Eisenketten oder mit einer Sheva. Das ist ein langes Holz, das in einem Triangel endet, an das die Sklaven am Hals mit einem Eisen angehängt waren. So warteten sie, dass jemand käme, sie zu kaufen.
Ich möchte Ihnen über die Grausamkeiten des Sklavenhandels berichten, der in ganz Zentralafrika voll im Gange ist trotz der Verträge der europäischen Mächte und der vorgetäuschten Verbote des Paschas und der Gouverneure des Sudans. Auch wenn ich in diesen Dingen eine günstige Position einnehme und das wirkliche Ansehen der Mission in der Lage ist, unendlich viel zur Zivilisation beizutragen und das Grauen dieser Plage der Menschheit einzuschränken, ist dies doch eine Angelegenheit, über die nachgedacht werden muss und die die Hl. Kongregation ernsthaft prüfen muss. Darüber werde ich in Zukunft mehr schreiben. Jetzt möchte ich Ihnen nur kurz über die wichtige Mission in Kordofan berichten.
Ich bin überzeugt, dass es eine wirkliche Eingebung Gottes gewesen ist, eine Mission in El Obeid zu errichten. Sie ist vielleicht die bevölkerungsreichste Stadt des Sudans. Und das vor allem wegen ihrer äußerst wichtigen und strategischen Lage. Sie ist das wahre Tor zu Zentralafrika. Ohne viele andere Stämme zu benennen, betritt man in drei Tagen von hier Richtung Nordwest das Territorium des Reiches von Darfur, und in fünfzehn Tagen gelangt man zur Residenz des Sultans. In drei Tagen Richtung Südwest erreicht man das ungeheuer große und dicht bevölkerte Gebiet, das von Millionen von Menschen der großen Stämme der Nuba bewohnt wird. Sie wurden bisher noch nicht von den ägyptischen Waffen unterworfen. Für uns ist es relativ leicht, von El Obeid aus mit ihnen Beziehungen zu knüpfen. In einem Monat erreicht man auf dem Kamel das Reich von Bornu, während man von Tripolis aus unter größeren Gefahren mehr als hundert Tage braucht. Hier in El Obeid wohnen (sie sind unsere Freunde) die Prokuratoren der Händler und der Sultane von Darfur und von Bornu, die sich Stoffe und sonstige europäische Waren durch sie besorgen lassen. Hier ist außerdem das Klima gut, absolut gut, und die Hitze ist ganz gewiss weniger bedrückend und extrem als in Rom. Hier kennt man auch nicht die Fieber und Krankheiten, die am Weißen Fluss vorherrschen.
Ich bin überzeugt, dass auf dieser entstehenden Mission von El Obeid der Segen Gottes ruht. Wir besitzen hier ein entsprechend großes Haus, in dem eine Gemeinschaft von sechs Missionaren, vier Laienbrüdern und zwanzig Schülern wohnen kann. Es gibt dabei auch Räume für Schulunterricht und Ausbildung im Kunsthandwerk und in den Handwerksberufen. Zudem eine elegante Kapelle, die hundert Personen Platz bietet. Außerdem gibt es einen Garten, der gegenwärtig das Jahr über die Mission mit Gemüse versorgt. Darüber hinaus haben wir daneben noch ein kleines Haus, in dem die afrikanischen Katechumenen leben, die vorübergehend der Sorge meiner guten Nichte Stampais (die bereits fünf Jahre bei unseren Schwestern in Kairo war) und zwei schwarzen Lehrerinnen, die ich von Khartum hergebracht habe, anvertraut sind. Dieses Haus kann leicht vier Schwestern und dreißig Schülerinnen beherbergen. Ein weiteres anschließendes Haus bin ich dabei zu mieten. Es würde als Unterkunft für die Schwestern dienen, die im Oktober kommen. Es ist viel bequemer und größer als das der Schwestern des Hl. Josef in Piazza Margana in Rom.
Hier läuft die Seelsorge auf vollen Touren mit Predigten, Katechismusunterricht und Christenlehre an jedem Festtag für dreißig Katholiken, aus denen die neu entstehende Mission besteht. Unter anderem muss ich erwähnen, dass sich unter den Katholiken der reichste Händler der Stadt befindet. Er ist ein vorbildlicher Mann. Zusammen mit seiner Frau hat er in die Hände der beiden Patres Stanislao Carcereri und Giuseppe Franceschini, beide Kamillianer, dem griechischen Schisma abgeschworen. Voriges Jahr hatte ich sie als Kundschafter nach Kordofan geschickt.
Um fair zu sein, muss ich Eurer Eminenz gegenüber erwähnen, dass wir die Gründung dieser entstehenden Mission den beiden würdigen Söhnen des Hl. Kamillus verdanken. Sie waren es, die mit den bescheidenen Mitteln, mit denen ich sie ausgestattet hatte, die schwierige Erkundung Kordofans unternahmen. Sie erkannten die tatsächliche Bedeutung von El Obeid und begannen, diese Missionsstation zu gründen. Durch ihr vorbildliches und erbauliches Verhalten gewannen sie die Wertschätzung der ganzen Stadt vor allem der wichtigsten Angestellten und der Händler. Beide sprechen Arabisch, predigen auf Arabisch und unterrichten den Katechismus auf Arabisch. Sie würden sich glücklich schätzen, wenn sie ihr Leben im Einsatz für die Wiedergeburt Afrikas aufopfern könnten.
Um angesichts dieser Umstände diese beiden hervorragenden, eifrigen und reifen Männer, wenn es Gottes Wille ist, für den harten und dornenreichen Dienst zu bewahren, habe ich an den Hochw. P. General geschrieben, mit der Bitte, einen regulären Vertrag zu schließen, der seinen Vorstellungen und den Interessen von Zentralafrika entspricht. Den Vertrag würde man dann der Kongregation der Propaganda Fide vorlegen.
Ich küsse Ihren heiligen Purpur und bin
Ihr demütiger Sohn
D. Comboni
Apostolischer Provikar
für die Weihe von D. Stefano zum Subdiakon benötigt er – und er hat genug Vermögen – so viel, dass es für eine Jahresrente von 250 Lire ausreicht. Falls sich seine Weihe aus anderen Gründen verzögern sollte, erteile ich Euch die Erlaubnis, ihn unter Titulo missionis zu weihen, gemäß der Genehmigung, die ich ad hoc vom Hl. Stuhl erhalten habe, allerdings mit der Verpflichtung, dass D. Stefano seinen jährlichen Ertrag aus seinem Vermögen in Empfang nehme und ihn der Mission gebe, denn der Hl. Stuhl hat dieses Privileg allein und ausschließlich nur für die wirklich Armen gegeben.
Beten Sie für Ihren ergebensten
Daniel Comboni
Apostolischer Provikar von Zentralafrika