N. 1111; (1065) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 9, ff. 161/166
Nr. 14
Khartum, 29. August 1881
Durchlauchter Kirchenfürst,
Ich schicke Ihnen hiermit die genaueste Landkarte von Dar-Nuba, die ich und meine Begleiter während meiner wichtigen Erkundigungsreise erstellt haben. Wir haben diese Reise mit größter Sorgfalt und unter unsagbaren Mühen und Opfern im Juni vorigen Jahres durchgeführt. Wir hatten sie unternommen, um die notwendigen Maßnahmen zur Abschaffung des infamen Sklavenhandels zu ergreifen, durch den die Bevölkerung jedes Jahr dezimiert wurde, und dort unseren heiligen Glauben zu verkünden. Ich werde einen entsprechenden Bericht verfassen und ihn, sobald es mir wieder besser geht und ich dringende Arbeiten erledigt habe, Eurer Eminenz schicken. In Delen haben wir eine Kirche fertig gestellt, die doppelt so groß ist wie das Haus der Häuptlinge, Kogiuren und Sultane von Dar-Nuba, und von den Leuten bestaunt wird*. Am Fronleichnamsfest habe ich dort ein Pontifikalamt gehalten, acht oder neun Erwachsene getauft und an die vierzig Katholiken gefirmt.
Auf Drängen von D. Giovanni Losi, dem provisorischen Oberen der Mission, habe ich D. Luigi Bonomi zum Oberen ernannt, den ich 1879 von dort abgezogen hatte, damit er mich in Khartum während meiner Abwesenheit vom Vikariat vertreten konnte. Denn D. Losi meinte, dass D. Luigi am ehesten jene Mission in Schwung bringen und der vielen Schwierigkeiten Herr werden kann, was auch stimmt. D. Losi hat ein Wörterbuch von über 3.000 Vokabeln der schwierigen Nuba-Sprache zusammengestellt, die der Wissenschaft noch unbekannt ist, und die Gebete der Kirche und einen Katechismus in die Nuba-Sprache übersetzt. Als ich D. Luigi die Ernennung mitteilte, sagte er zu D. Losi: „Es genügt mir zu wissen, was Monsignore wünscht oder will. Ich bin mit allem äußerst zufrieden, denn ich will nichts anderes als den Willen der Oberen erfüllen“.
Was die Abschaffung des Sklavenhandels unter der Bevölkerung von Nuba betrifft, hat seine Exzellenz Rauf Pascha, Generalgouverneur im Sudan, meine Ratschläge buchstäblich erfüllt. Innerhalb eines Jahres wird die volle Abschaffung des Sklavenhandels eine vollendete Tatsache sein. Die Freude und Begeisterung der Häuptlinge und der Bevölkerung ist unbeschreiblich, denn nach meinem Besuch ist kein Sohn, keine Tochter, keine Kuh und keine Ziege mehr geraubt worden. Sie erkennen einstimmig an, dass ihnen die katholische Kirche die Freiheit gebracht hat, besonders nachdem sie gesehen hatten, dass die Anführer der verbrecherischen Baggara tatsächlich gefangen genommen wurden, was ich ihnen ausdrücklich versprochen hatte. Das wird unser Apostolat dort erleichtern. Auch hat Rauf Pascha meinen Vorschlag angenommen, das Gebiet von Birchet-Koli bis Bahar-el-Ghazal der Jurisdiktion von Kordofan zu entziehen - (im Kordofan sind alle sowohl der Gouverneur als auch die Angestellten und einflussreichen Leute Räuber, Mörder, Förderer und Helfer des Sklavenhandels in Nuba. Mit Seiner Exzellenz habe ich auch über die entsprechenden Gegenmaßnahmen gesprochen, was natürlich ein sehr schwieriges Unterfangen ist), - eine eigenständige Provinz zu errichten und sie einem gewissenhaften Europäer anzuvertrauen. Auch das wird innerhalb eines Jahres geschehen. Der Großpascha ist bereits in Ägypten auf der Suche nach einer geeigneten Person. Er hat darüber auch den Khediven informiert, der den Sklavenhandel wirklich beenden will. Mit Abessinien, an der Grenze von Darfur, sowie in einigen Gegenden der ausgedehnten ägyptischen Monarchie nahe dem Äquator, geht der Sklavenhandel aber noch weiter.
Durch persönliche Gespräche und schriftliche Kontakte ist es mir gelungen, Seine Exzellenz den Generalgouverneur (ich hatte darüber bereits ausführlich mit dem Khediven von Kairo gesprochen, der mir berechtigte Hoffnung gemacht hat) von der Nützlichkeit und Notwendigkeit einer Eisenbahn zu überzeugen, die das Rote Meer mit dem Nil in Khartum verbindet. Neben den enormen, materiellen Vorteilen für Ägypten und den Sudan würde sie auch für die katholischen Missionen von großem Nutzen sein und für den schrecklichen Sklavenhandel in Zentralafrika das endgültige Aus bedeuten. Tatsache ist, dass der Generalgouverneur mich gestern aufgesucht hat und von einer Eisenbahn zwischen dem Roten Meer und dem Nil in Khartum begeistert ist. Er hat auch schon dem Khediven von Kairo geschrieben (der aus politischen Motiven dagegen ist) und wird ihn nicht in Ruhe lassen, bis er zustimmt und er wird zustimmen.
Auch der französische Konsul ist davon überzeugt. Er hat mir versprochen, in Paris Schritte zu unternehmen, damit man diesbezüglich in Ägypten Druck ausübt (wenn er nicht stirbt, denn seit einigen Tagen schicke ich die Schwestern zu ihm, damit sie ihm beistehen, da er unter dem starken Sudanfieber leidet). Inzwischen kümmert sich Rauf Pascha um die entsprechenden Geldmittel, um mit dem Bau der Eisenbahn zu beginnen.
Eure Eminenz wird auf meiner Landkarte ganz unten Bahar-el Arab entdecken. Bahar-el Arab bereitet mir seit September vergangenen Jahres - (als ich in Rom war und in den Missions Catholiques die Nachricht las, dass die Nordgrenze der Mission von Lavigerie, wie dieser Prälat schrieb, Bahar-el-Arab ist) - heftige Zahnschmerzen, die nicht aufhören werden bis ich sterbe oder solange die Heilige Kongregation nicht andere, bessere und notwendige Entscheidungen trifft. Im Süden von Bahar-el-Arab und bis zum Albertsee und Äquator wohnen zahlreiche Völker, die zwei Sprachen sprechen oder verstehen. Von diesen Sprachen haben wir mit enormen Mühen und großem Fleiß im Verlauf von mehreren Jahren ein Wörterbuch, eine Grammatik, einen Katechismus und andere bereits veröffentliche Werke zusammengestellt und herausgebracht - (ich werde die restlichen Arbeiten drucken lassen). - Um in jenen Gegenden den Glauben zu verkünden, ist dieses Material notwendig, aber auch ausreichend. Zudem sind diese Gebiete Teil der ägyptischen Monarchie, die den katholischen Missionen von Zentralafrika so viel Wohlwollen entgegenbringt. Ich vertraue auf das Heiligste Herz Jesu und die Klugheit, Liebe und Gerechtigkeit des Heiligen Stuhles, der alles richtigstellen wird.
Eine unüberbrückbare Meinungsverschiedenheit zwischen mir und meinem Wohltäter Kardinal Canossa haben mir heute weitere Zahnschmerzen bereitet und zwar wegen einer christlichen Jungfrau, d. h., wegen der Berufung einer gewissen Virginia Mansur, an der Seine Eminenz nichts Gutes findet, ich jedoch wenigstens über alle Bäume erhebe. Aber diese Zahnschmerzen lassen langsam nach, denn es scheint, dass Kardinal Canossa Eure Eminenz informiert hat. Das bringt mir großen Trost (denn in Rom triumphiert die Gerechtigkeit), auch weil Eure Eminenz meinem lieben Rektor P. Sembianti beauftragt hat, Virginia mitzuteilen, vorläufig nicht nach Afrika zu gehen. Das ist eine äußerst kluge, würdevolle und sehr gerechte Anordnung, die pünktlich ausgeführt werden wird.
Was Virginia angeht, soll nur unternommen werden, was Eure Eminenz, der wahre Interpret des göttlichen Willens, entscheiden und anordnen wird, nach Anhören von beiden Seiten, d. h. Virginia und Zentralafrika, um der Gerechtigkeit, der Nächstenliebe und der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, deren verehrtes Asyl nur Rom ist.
Da die Post demnächst abgeht, kann ich jetzt auf dieses Argument nicht näher eingehen, wohl aber werde ich mich mit der nächsten Post innerhalb von drei Tagen am Samstag dazu äußern, wenn Gott mir die Kraft und die Gesundheit gibt, da ich noch schwach bin und weder essen noch schlafen kann.
Nach Darlegung der ersten Gründe werde ich Sie bitten, falls es Ihnen opportun erscheint, P. Sembianti zu beauftragen, Virginia anzuordnen, bis auf neue Anweisungen von Seiten Eurer Eminenz als Postulantin, das ist die niedrigste Stufe, im Kloster von Verona zu bleiben. Das Kloster und die Institution gehören mir. Deswegen ist Eure Eminenz dort die höchste Autorität.
Ihr unwürdiger Sohn + Daniele Comboni.
N. 1112; (1066) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/132
Nr. 33
Khartum, 30. August 1881
Mein lieber Pater,
Ich schicke Ihnen einen Teil des kurzen Berichts von D. Vincenzo über unsere Erkundungsreise nach Ghebel Nuba. - (D. Vincenzo ist in Berber angekommen und wird demnächst nach Suakin weiterreisen. Ich habe auch meinen Diener Domenico Correia mit ihm auf die Reise geschickt, denn hier wäre er uns gestorben. Er fährt nach Rom. Er ist es gewohnt, hohen Persönlichkeiten zu dienen, mit der Kutsche herumzufahren, gut zu essen und noch besser zu trinken. Er kann sich hier nicht an die Entbehrungen gewöhnen, usw. Seine Stelle hat Giuseppe aus der Toskana übernommen, der mir zehn Mal mehr hilft als Domenico. Er ist ein guter, fleißiger und arbeitsamer Mann und hat viel guten Willen. Alle sind mit ihm zufrieden. Er hat Arbeit gebraucht. Die Untätigkeit in Kairo hätte ihm geschadet. Ich danke Jesus). - Sie können den Bericht in der nächsten Nummer des Guten Hirten veröffentlichen. Einen ausführlicheren Bericht mit der Landkarte, - diese ist bereits fertig gestellt, - werde ich schreiben, sobald es mir besser geht, ich Zeit habe und nicht vorher sterbe. Die Aufmachung usw. der Annalen ist jetzt viel besser. Das ist Ihrem Fleiß und Ihrer Aufmerksamkeit zu verdanken.
Der Gesundheitszustand von D. Francesco Pimazzoni beunruhigt mich. D. Arturo, einige Schwestern und andere sagen, dass sie ebenfalls besorgt sind. Mein Gott! Wenn ich ihn verlieren sollte? Oh! Ich vertraue auf das Herz Jesu, damit das nicht eintrifft. Wie viele Kreuze und Drangsale lasten auf mir! Jesus hat das Kreuz getragen und alle seine Nachfolger tragen es. Nachts (ich schlafe fast nie. Doch diese Nacht habe ich dreieinhalb Stunden geschlafen) bin ich glücklich, wenn ich in den vorausgegangenen 24 Stunden viel zu leiden hatte. Dann bin ich zufriedener, als wenn ich in London, Paris, Wien oder Petersburg von einem Aristokratenessen heimkehrte. Oh, Jesus erweist seinen Lieben mehr Gnade, wenn er sie in den Dornen besucht. Die Rosen sind für die Welt. Ich bin überzeugt, dass auch die arme Virginia, die Gott meiner Fürsorge anvertraut hat, bis Rom über sie eine Entscheidung trifft, Jesus nahe ist, von dem sie bereitwillig Leiden annimmt.
Jetzt kann ich verstehen, warum sie nachts geweint und gelitten hat. Sie hat gemerkt (ich aber nicht), dass man im Institut von ihr nichts wissen will. Seit Mai ist sie nicht mehr mit den anderen zu den Konferenzen gerufen worden. Weder die Oberin noch Sie, mein lieber Rektor, haben ihr die Gründe mitgeteilt. Sie hat mir einen Brief geschrieben, der eine offene und wahre Sprache spricht. Sr. Vittoria hat den Brief gelesen und mir dann gesagt: „Nach den Gefühlen dieses Briefes zu schließen, muss es sich um eine gute Person handeln, die voll Opfergeist ist und sich danach sehnt, Ordensschwester zu werden. Mir scheint sie, sagte sie mir gestern, eine Art Heldin zu sein“. Sie werden den Kopf schütteln und sagen, dass hier die Leidenschaft mitspielt.
Nein, mich bewegt nur eine Leidenschaft, die Leidenschaft für Afrika. Wenn sich in mir ein Funke von dieser Leidenschaft für Virginia entzündet hätte (was mit meinem Charakter und meiner tiefen, langen und außerordentlichen Berufung absolut nicht zusammenpasst), würde ich sie nicht nach Verona geholt und den von mir gegründeten Schwestern anvertraut haben, die Heilige heranziehen sollten. usw. Kurzum, kurzsichtigen, ungebildeten Menschen, die ihre Kompetenzen überschreiten, ist alles möglich. Diesen Brief von Virginia werde ich meinem Oberen, dem Kardinal Simeoni schicken, sobald er mir bezüglich Virginia schreibt. Oh! Wie bin ich froh, dass Gott Seine Eminenz, unseren lieben Bischof von Verona veranlasst hat, an Propaganda zu schreiben. Wäre das nicht geschehen, würden Kardinal Canossa, Sie, mein lieber P. Sembianti, und ich mit einer ganz unterschiedlichen Meinung über Virginia gelebt haben und gestorben sein.
Aber jetzt müssen ich oder Sie und Seine Eminenz die Meinung ändern, je nachdem wie Rom entscheidet, jenes päpstliche, gesegnete Rom, jene von Gott gewollte Oase, wo Wahrheit und Gerechtigkeit Zuflucht finden und inmitten der dichten Finsternis, die das Weltall überschattet, Licht aufstrahlen lässt. Seine Eminenz und Sie sind überzeugt, dass mich die Leidenschaft für Virginia antreibt. Ich hingegen bin der sicheren Meinung, dass Seine Eminenz und Sie, immer vom Geist Gottes und von einem wirklich heiligen Zweck geleitet, auch aus Leidenschaft handeln, aber im entgegengesetztem Sinn. Virginia ist das Opfer, dem niemand etwas Trost spendet (weil die Oberin nicht besonders mitteilsam ist). Der Kardinal hat zu Virginia gesagt, dass er das wahre Motiv, warum sie die Kongregation des hl. Josef verlassen hat, von der Oberin (direkt oder durch den Rektor) erfahren habe. Die Oberin hingegen sagt, dass sie weder mit dem Kardinal noch mit anderen je darüber gesprochen habe. Da Sie mir geschrieben haben, dass es kein guter Grund ist, warum sie die Kongregation verlassen hat, so muss etwas Wahres daran sein, d. h., an dem, was die Oberin gesagt hat, da ich andererseits nicht annehmen kann, dass Seine Eminenz und Sie es erfunden haben.
Ein Jahr bevor Virginia ausgetreten war, habe ich darüber mit den Schwestern gesprochen. In Ägypten wurden die drei schwerwiegenden Gründe erörtert. Ein Bischof, der noch am Leben ist, sagte mir, dass die Gründe überzeugen, usw. Virginia hat sich den Austritt nicht leicht gemacht, sondern alles gut überlegt und sich beraten lassen. Aber Sie und auch Seine Eminenz glauben mir nicht. Sie glauben, dass alles aus Leidenschaft geschehen sei. Sie täuschen sich aber. Virginia betet und findet Trost allein beim Herrn und bei mir. Ich schreibe ihr, um sie zu trösten und ihr Gottvertrauen zu stärken, da mich meine heilige Provinzoberin, ihre Oberin und Mutter, oft darum gebeten hat. Wir alle drei, nämlich ich, Sie und Seine Eminenz hätten mit der eigenen Meinung gelebt und wären damit auch gestorben.
Nachdem jetzt Rom die Sache in die Hand genommen hat und gegen mich entscheiden sollte (ich spreche von meiner Berufung, usw.), werde ich als erster vor Ihnen und Seiner Eminenz erklären, dass ich ein alter Esel bin. Ich denke, dass auch Sie in aller Ruhe das Urteil Roms annehmen, dem ich als erste Sache anfügen werde, dass Sie ein heiliger Mann sind wie auch Ihre Kongregation heilig ist, da Sie sich meiner und Afrikas Anliegen mit genau so viel Einsatz, Eifer und Liebe annehmen als wären es Ihre eigenen. Es ist ein wahrer Segen Gottes, dass er Sie bestimmt hat, die Hauptanliegen von Nigritia als Rektor meiner Afrika Institute wahrzunehmen. Ich wünsche zum Wohle Afrikas vor Ihnen zu sterben.
Jedenfalls geschieht alles nach der anbetungswürdigen Anordnung Gottes. Lieben wir ihn also vom Herzen und setzen wir unsere ganze Hoffnung auf ihn. Haben Sie Mut und gehen Sie Ihren Weg weiter. Eines Tages werden wir Gott lobpreisen, weil er uns, obwohl ganz unwürdig, zu Instrumenten für die Erlösung der Afrikaner gemacht hat, welche die verlassensten Seelen der Welt sind. Mir bedeutet das Geschwätz, mit dem man mich in Verona vielleicht verschmäht und meine Würde, meinen Charakter in Misskredit bringt und dem Gerede glaubt (gegen jede Wahrheit), dass ich in eine Frau verliebt sei, usw., wie gewisse gemeine Bauern denken usw. Cupio anathema esse pro fratribus: Ich möchte für nichts erachtet werden, usw. Das Einzige, was mir etwas bedeutet, (und das war die einzige und wirkliche Leidenschaft meines ganzen Lebens und wird es bis zum Tode sein, und darüber erröte ich nicht) ist die Bekehrung Afrikas und dass Gott mir die Hilfen, die er mir gegeben hat und mir noch geben wird, bewahre und erhalte.
Wissen Sie, was mir die Jesuiten angetan haben? Oh! Ich habe Ihnen schon öfters gesagt, dass wahre und aufrechte Heiligkeit, Feingefühl und Selbstlosigkeit wertvoller sind als alle Kongregationen der Kirche und auch als die Jesuiten, die ich zwar sehr liebe, schätze und verehre. Hören Sie, was D. Dichtl in Gegenwart von D. Francesco, der krank im Bett lag, sagte, als ich ihnen die unrühmliche Geschichte des Belgiers Neefs erzählte, der von Kairo gekommen war. Die Jesuiten haben in Kairo öfters D. Francesco, D. Dichtl und D. Josef Ohrwalder, der in Kordofan arbeitet, in ihr Haus eingeladen und ihnen unmissverständlich angeraten, doch den armen Msgr. Comboni zu verlassen, usw. und sich den Jesuiten anzuschließen, usw. Mehr noch! Als uns P. Villeneuve in unserem Haus die Exerzitien hielt und beim Thema der Standeswahl angekommen war, gab er ihnen die Aufgabe, die eine und die andere Möglichkeit zu überprüfen, d. h. ob sie Jesuiten oder Missionare von Zentralafrika werden sollten, und legte dann alle Gründe auf die Waagschale der Jesuiten. Darauf antworteten D. Dichtl und D. Josef, dass ihnen die Standeswahl nicht mehr zustehe, weil sie sich bei der Ablegung des Missionseids und bei der Diakonatsweihe sub titulo missionis ihrer Berufung für Afrika sicher waren und diese nie mehr ändern werden. D. Francesco fügte hinzu, dass er seit der Ablegung des Missionseids in die Hände von Msgr. Comboni diesen als seinen einzigen Interpreten des göttlichen Willens betrachte, ihm unbegrenztes Vertrauen entgegenbringe und anderslautende Ratschläge von heiligen Männern zurückgewiesen habe, sich von Comboni zu trennen. Msgr. Comboni sei Herr über sein Leben und seinen Tod, usw.
Verfluchte Welt! Verfluchter Ordensegoismus! Alles ist Lüge, Täuschung und Versuchung der Welt. Es gibt nichts Festes und Dauerhaftes außer Christus und sein Kreuz.
Ich segne alle, D. Luciano, den Frauenkonvent; tausend Grüße an Seine Eminenz, den Hochwürdigsten P. Vignola (oh! Dieser überwiegt hundert Jesuiten, die ich jedoch liebe), Bacilieri, und beten Sie für
Ihren ganz unwürdigen + Daniele Comboni,
Bischof und Apostolischer Vikar.
N. 1113 (1067) – AN DON ZEFFIRINO ZITELLI-NATALI
AP AC Afr. C., v. 9, f. 157
August ? 1881
Kurze Bemerkung.
N. 1114; (1068) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 9, ff. 171-191
Nr. 15
Khartum, 3.September 1881
Durchlauchter Kirchenfürst,
D. Giuseppe Sembianti, Rektor meiner Afrika Institute von Verona, hat mir soeben geschrieben, dass Eure Eminenz ihm den Auftrag gegeben hat, Virginia Mansur, orientalische Postulantin meines Instituts der Frommen Mütter des Negerlandes, zu benachrichtigen, dass sie vorläufig nicht nach Afrika reisen soll, und ihn beauftragt haben, dafür Sorge zu tragen, dass diese Anordnung pünktlich ausgeführt wird. Ich weiß, dass meine Provinzoberin von Zentralafrika, Mutter Teresa Grigolini, und Sr. Vittoria Paganini, die Oberin von Khartum, zwei Frauen von hervorragender Tugend und Klugheit, den Sachverhalt gut kennen und Kardinal Canossa demütigst gebeten haben, Virginia die Erlaubnis zu geben, nach Afrika zurückzukehren. Sie würden die volle Verantwortung übernehmen in der Überzeugung, dass sie dadurch der Mission einen Dienst erweisen (weil Virginia für drei arbeitet, gesund und bereit ist, in diesen mörderischen Gegenden zu sterben) und sie gleichzeitig ihren Beruf verwirklichen könnte. Ich weiß aber nicht, ob Virginia bereit wäre, noch in diesem Jahr zu kommen, falls die Oberen den Bitten der Provinzoberin von Afrika stattgeben. Denn sie hat mir kürzlich geschrieben, dass sie vorher Beirut besuchen möchte, um zu versuchen, ihren Bruder Abdalla, der griechischer Schismatiker ist, zu bekehren. Sie hat nämlich von Syrien die Nachricht erhalten, dass er seit vielen Monaten krank ist und keine Hoffnung auf Genesung besteht.
Eure Eminenz können aber beruhigt sein, dass Ihr geschätzter und überaus kluger Befehl pünktlich ausgeführt wird. Sollte jedoch diese unglückliche, junge Frau durch Gottes Fügung nach Afrika zurückgerufen werden, wird das nur mit der Zustimmung und auf Anordnung von Eurer Eminenz geschehen, meinem verehrten Oberen und Vorgesetzten aller Missionen der Welt.
Währenddessen bin ich sehr zufrieden, dass Kardinal di Canossa, wie aus dem obigen Befehl hervorgeht, den Eure Eminenz P. Sembianti erteilt haben, den Fall Virginia an Eure Eminenz weitergeleitet hat. Denn im Zusammenhang mit dieser wichtigen Angelegenheit sind andere wichtige Dinge ans Tageslicht gekommen, die mein Werk angehen. Ich wünsche, dass diese Dinge auch in Rom bekannt werden, in dieser heiligen Arche der Gerechtigkeit und Nächstenliebe, in dieser von Gott gewollten Oase, zu der nur die Wahrheit Zutritt hat, die ihr helles Licht inmitten der dichten Finsternis der Welt ausstrahlt.
Schon seit geraumer Zeit habe ich das Bedürfnis, mich Eurer Eminenz über gewisse Dinge zum Wohl von Nigritia zu eröffnen, aber ich habe immer einen großen, inneren und unüberwindlichen Widerstand gespürt aus Rücksicht auf Kardinal Canossa, der ja mein großer Wohltäter ist und die Gründung meines Werkes von allem Anfang an seit 1867 mit seiner moralischen und tatkräftigen Begleitung unterstützt hat, ohne die ich nichts ausgerichtet hätte. Aber da mir jetzt derselbe Kardinal ein zweites Mal eine Bresche geschlagen hat, um vor Propaganda zu erscheinen und Rechenschaft über alle meine Taten abzulegen, die ausschließlich die Rettung Afrikas betreffen, brauche ich auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen, denn in erster Linie muss es um Gott und die großen Interessen seiner Ehre gehen.
Voriges Jahr habe ich das erste Mal erfahren, dass Kardinal Canossa eine Bresche in Propaganda geschlagen hat, ohne dass ich davon wusste, da er mir gegenüber nie die geringste Andeutung gemacht hatte. Ich habe erst davon erfahren als mir Eure Eminenz den Befehl erteilt hat, die Mission von einer gewissen Virginia zu befreien, die von den Schwestern des hl. Josef entlassen worden war. Ich erhielt den entsprechenden Brief am 3. August in Ischl, wo ich dem österreichischen Kaiser einen Besuch abgestattet hatte. Am 15. August erhielt ich in Wien einen Brief von Verona, in dem mir mitgeteilt wurde, mich am 22. August dort einzufinden, um in der Basilika des hl. Zeno ein Pontifikalamt und die Predigt zu halten, da sich Seine Eminenz nicht wohl fühle. Ich hätte nie daran gedacht, dass der Befehl Eurer Eminenz, Virginia zu entlassen, von Verona ausgegangen war und schon gar nicht von Kardinal di Canossa.
Ich begab mich also nach Verona. Am 22. nach dem Pontifikalamt und der Predigt, um die ich gebeten worden war, besuchte ich den Kardinal. Ich erwähnte den Brief und den Befehl von Eurer Eminenz und bat ihn, Virginia beizustehen, sich im Kloster bei der Oberin über die Postulantin Virginia, die meinem Institut beitreten möchte und sie gut kennt, zu informieren und dann Eurer Eminenz zu schreiben. „Gut, gab er mir zur Antwort, ich werde mit der Oberin sprechen und mich dann mit dem Kardinal Simeoni in Verbindung setzen. Beruhigen Sie sich und gehen Sie Ihren Weg weiter“. Dann umarmte er mich, küsste mich zweimal und sagte: „Ich schätze Sie sehr“. Ich ging dann nach Hause, wo ein scharfer Brief von Kardinal di Canossa auf mich wartete, den er mir vor ein paar Wochen geschrieben hatte, mir aber erst jetzt ausgehändigt wurde. Darin schrieb er unter anderem, dass er es bereue, im Juni 1877 sechshundert Lire für die Reise nach Rom ausgegeben zu haben, damit ich zum Bischof ernannt werde!!! Ich werde den Brief hervorholen und Eurer Eminenz schicken.
Ganz trostlos und weinend kehrte ich zu Seiner Eminenz zurück und fragte ihn um die Gründe seiner Reue und jenes Briefes. Voll Güte und Liebenswürdigkeit antwortete er mir: „Nichts Weiteres, nichts Weiteres. Ich werde selbst zur Oberin gehen und Simeoni schreiben. Bleiben Sie ruhig und gehen Sie Ihren Weg weiter“. Dann umarmte er mich, küsste mich drei oder vier Mal, verabschiedete mich und vertraute mir einige Aufträge für Rom an. Erst dann habe ich begriffen, dass der Befehl, den Sie mir betreffs Virginia gegeben haben, von Verona ausgegangen war. Oh! Die vom Herrn auferlegten Kreuze sind liebevoll und verehrungswürdig.
Nach meiner Ankunft in Rom begab ich mich gleich zu Eurer Eminenz, um über Virginia und andere Dinge mit Ihnen zu sprechen. Da ich von Eurer Eminenz erfahren habe, dass Ihnen Kardinal Canossa über Virginia in recht positiver Weise geschrieben hatte, und deswegen der Befehl sie zu entlassen hinfällig geworden war, habe ich darüber geschwiegen und nicht mehr an jenes arme, unglückliche Geschöpf gedacht. Zudem war ich intensiv mit den vier Pro-Vikariaten von Äquatorialafrika, die Msgr. Lavigerie anvertraut worden waren, und mit der Vorbereitung meiner Rückreise nach Afrika beschäftigt.
Einen Tag vor meiner Abreise von Verona nach Afrika hat ein guter Laie meines Instituts, der sich von Anfang an zusammen mit einem anderen der Ankunft der Araber in Verona widersetzt hatte, da er dem Studium der arabischen Sprache nicht gewachsen war (er ist ein guter Mann aber engstirnig und starrköpfig, der Rektor hält aber viel auf ihn) gesagt, mein Kammerdiener Domenico Correia kann es bezeugen: „Nachdem jetzt der Bischof nach Afrika abreist, werden wir uns bald des arabischen Lehrers und der arabischen Lehrerin entledigen“. Ich habe diesen Worten keine Bedeutung beigemessen, aber sie haben sich bewahrheitet. Domenico habe ich nach Rom geschickt, weil er sonst gestorben wäre. Er wird sich mit seinem früheren Herrn dem Hochwürdigsten Sanguigni in Verbindung setzen, um eine Anstellung zu finden.
Ich beginne jetzt mit dem Fall Virginia und werde anschließend noch andere Angelegenheiten erwähnen. Diese werden Eurer Eminenz zeigen, dass mein Werk ganz anders dastehen würde, wenn seit seinem Beginn im Jahre 1867 bis heute in Verona ein wirklich seriöser, positiver, entschlossener, aufrichtiger und großzügiger Bischof gewesen wäre wie ein Verzerri von Brescia, ein Carsana von Como, ein Scalabrini von Piacenza, ein Zinelli von Treviso, usw. Er hätte große Fortschritte erzielt, die Regeln meiner Institute von Verona wären bereits vom Heiligen Stuhl endgültig approbiert und ich hätte nicht mehrere Male mein Vikariat verlassen müssen, um in meinen Instituten von Verona nach dem Rechten zu sehen, usw. Ich hätte bereits unter der Leitung von Propaganda große Fortschritte erzielt, um Zentralafrika endgültig für den Glauben zu gewinnen.
Es fällt mir sehr schwer, mich über Kardinal Canossa mit solch unguten Enthüllungen zu äußern, der andererseits viele schöne und erhabene Tugenden besitzt. Ich würde mich freuen, wenn ich mich in meinem Urteil täuschte, das ich niemandem außer Eurer Eminenz, meinem geschätzten und verehrten Oberen anvertraue, der den Worten die richtige Bedeutung beizumessen vermag, in Rom residiert, alle Angelegenheiten der Kirche wahrnimmt, in Rom, wo der ausgezeichnete Kardinal bestens bekannt sein muss, besonders beim Heiligen Offizium, bei der Riten- und Konzilskongregation, usw. und deswegen meine Worte und Urteile ihrem Wert entsprechend eingeordnet werden können. Eure Eminenz soll aber nicht den Eindruck gewinnen, dass ich den Mut verliere, weil ich mit meinem Werk im Rückstand bin. Nein, ich werde nie den Mut verlieren, weil es das Werk Gottes ist. Obwohl ich eine unnütze Marionette bin, ein servus inutilis in der Hand Gottes, bin ich mir gleichzeitig doch sicher, dass ich mit Gottes Gnade den Rückstand aufholen kann. Mit dem Beistand des Heiligen Stuhles werde ich das Werk so weit bringen, dass die Gewinnung von Zentralafrika für den Glauben vor meinem Tod, wenn dieser mich nicht zu bald ereilt, einen guten Schritt vorwärts gekommen ist.
In jeder Angelegenheit und in der von Virginia verspreche ich Eurer Eminenz vollkommenen Gehorsam, auch wenn ich an gebrochenem Herzen sterben und mein Leben verlieren sollte, denn von meiner Kindheit an bis heute und bis zu meinem Tode habe ich immer gerne den Willen Gottes und meiner Oberen erfüllt und werde ihn auch weiter erfüllen. Ich würde es vorziehen, vom Papst und der Kirche, meiner Herrin und Mutter, zu ewiger Gefangenschaft und zum Tode verurteilt zu werden, denn König zu sein und ein geehrtes Leben in der Welt zu führen. Diese verfluchte Welt ist wirklich ein totus quoties in maligno.
Die hauptsächlichste Unstimmigkeit zwischen dem Kardinal Canossa und mir bezüglich Virginia ist folgende. Er behauptet, dass Virginia für die Mission eine Belastung darstellt, keinen Ordensberuf hat und nie gehabt hat, dass sie unaufrichtig, unbeständig und unwürdig sei, als Missionarin in Afrika zu arbeiten, usw. Ich hingegen behaupte das genaue Gegenteil, usw. Wenn es auch stimmt, dass sie vorläufig keine Berufung zeigt (wovon mir Verona keinen Beweis geliefert hat, sondern es nur grundlos behauptet), dann hat ihn Virginia eben verloren aufgrund der schikanösen Anordnungen, ohne mich anzuhören und zu Rate zu ziehen, was sie hätten tun sollen, und ohne auf mich zu hören (was ich Eurer Eminenz mit klaren und starken Argumenten beweisen werde). Unter einer anderen Führung und ohne die bösen Vorurteile, usw., wird Virginia von ihren Fehlern wieder loskommen, in die sie innerhalb von zwei Jahren durch die Leiden und Verdemütigungen gefallen ist, die sie in Italien im Schatten von meinen Instituten ausstehen musste. Dann wird sie sich wieder fassen und unter der Führung meiner bewundernswerten und heiligen Schwestern ein Segen für mein Werk werden.
Ich muss noch zwei Erklärungen hinzufügen, die ganz der Wahrheit entsprechen. Zunächst die erste. Es ist nicht Kardinal Canossa, der gegen Virginia eingestellt ist und in dieser und in anderen Angelegenheiten handelt, sondern, nach meiner Ansicht, allein mein lieber P. Sembianti. Kardinal Canossa tut im Allgemeinen immer das, was ihm jemand vorschlägt: ein Priester, ein Kleriker kann ihn zum Handeln veranlassen, denn er liebt und will das Gute und will einen Gefallen tun. Im Allgemeinen oder wenigstens in vielen Fällen behält beim Kardinal recht, wer ihm nahe steht und sich ihm im richtigen Augenblick nähert, wenn ihn nicht (wie die alten Veroneser Pfarrer und Adeligen sagen) die canossina befällt, d. h. die schlechte Laune wegen Herzklopfens, usw.
Hier folgt die zweite Erklärung. Sowohl Kardinal Canossa als auch mein Rektor Sembianti handeln im Fall von Virginia nach ihrem Gewissen, verfolgen ein heiliges Ziel und haben nur ihr und mein Wohlergehen im Auge (hingegen glaube ich, dass sie dem Wohlbefinden jener armen, unglücklichen Person und ihres konvertierten Bruders keine Aufmerksamkeit schenken, so als wäre es eine nebensächliche Angelegenheit, obwohl P. Sembianti begeistert war, als ihr Bruder im Auftrag Eurer Eminenz in der schönen Kirche Ihrer Kongregation vor mir die Abschwörungsformel ausgesprochen hatte). Zudem muss ich noch hinzufügen, dass ich sonst vom Hochwürdigen D. Sembianti viel halte, obwohl er wie alle Heiligen etwas stur, pessimistisch und skrupulös ist, denn er ist nicht nur ein frommer Priester, sondern auch ein Ehrenmann. Er bereitet mir gute Kandidaten vor und wird sicher vorbildliche Missionare schicken, die bereit sind, für Afrika zu sterben. Alle diese Unstimmigkeiten sind von Gott gewollt, der das Kreuz angefertigt hat, damit wir es tragen. Gott wird daraus großen Nutzen für Afrika und unsere Seelen ziehen.
Wer ist diese Virginia? Hier gebe ich Ihnen einen kurzen Überblick, anschließend aber werde ich Ihnen alles genau erklären und wahrheitsgetreu beweisen. Es handelt sich um ein Waisenkind, das geboren wurde und lebt, um auf Erden zu leiden und dann umso mehr den Himmel zu genießen. Nachdem sie mit ansehen musste, wie ihr Vater und der älteste Bruder während des grausamen Massakers unter den Christen in Syrien 1860 wie Schafe vor ihren Augen niedergemetzelt und das väterliche Anwesen durch Feuer zerstört wurde, nahm sie die Oberin von den Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung, Sr. Emilienne Naubonnet, im Alter von sechs Jahren in Saïda auf. Sr. Emilienne ist als meine Provinzoberin von Khartum gestorben und hat mir erzählt, was ich Ihnen gerade schreibe. Mit 15 Jahren wurde Virginia durch den griechisch-schismatischen Bischof und ihre schismatischen Verwandten, mit Unterstützung eines französischen Freimaurers zu ihrer Familie nach Beirut zurückgebracht, wo man sie zwingen wollte, einen jungen, schismatischen Mann zu heiraten, der sechs Monate lang hinter ihr her war. Sie aber blieb standhaft wie eine Säule und durfte das Haus nicht verlassen. Es war ihr strengstens untersagt, die Kirche zu besuchen, zu beichten und die Kommunion zu empfangen, denn man wollte, dass sie sich den Schismatikern anschließt. Sechs Monate lang ertrug sie dieses Martyrium, bis ihr eines Nachts, in der sie niemand bewachte, die Flucht gelang. Sie lief die ganze Nacht und den darauffolgenden Tag mit blutenden Füssen, bis sie einem Maroniten begegnete, der sie nach Saïda brachte. Von dort wurde sie von derselben Mutter Oberin nach Frankreich geschmuggelt. Nach ihrem Noviziat in Marseille wurde sie auf Drängen jener Oberin nach Khartum geschickt, die mir anvertraut hatte, dass Virginia (jetzt Sr. Anna) Mansur für drei Schwestern arbeitet
Während der sechs Jahre in meinem Vikariat hat sie sich immer bestens verhalten, mehr als alle anderen gearbeitet, ist von den vier Oberinnen, die innerhalb von sechs Jahren starben, geliebt und geschätzt, jedoch von zwei anderen, die nicht Oberinnen waren, gehasst und verfolgt worden, und zwar ganz mit Unrecht, wie ich Ihnen beweisen werde. Als in Khartum acht oder zehn Mädchen, die sie unterrichtet und vorbereitet hatte, feierlich getauft wurden und sich alle darüber freuten, weinte sie und sagte: „Ich bin hier, um Afrikaner zu bekehren, aber gleichzeitig lasse ich es zu, dass meine Mutter, meine Brüder und Schwestern, die Schismatiker sind, ewig verloren gehen“. Mehrere Male bat ich meine Provinzoberin Mutter Emilienne (die Virginia heimlich nach Frankreich gebracht hatte, um 1870 Ordensschwester zu werden), ihr zu erlauben, für einige Monate nach Hause zu fahren, um ihre Familie in Beirut zu bekehren. Aber jene heilige und gute Oberin antwortete ihr mit Recht, dass die Hochwürdigste Mutter Generaloberin ihr nie erlauben werde, auch nur für kurze Zeit zu ihrer Familie zurückzukehren, denn da Virginia von den Schwestern des hl. Josef heimlich nach Frankreich gebracht worden war und ihre Familie nie Nachrichten von ihr erhalten hatte, würde die Kongregation des hl. Josef in Syrien mit den Schismatikern Schwierigkeiten bekommen. Die Situation ihrer Familie ist immer ein Dorn im Herzen von Virginia gewesen und der Beginn und erste Beweggrund ihrer Überlegungen, die Kongregation zu verlassen, was dann auch eingetreten ist. Drei Gründe haben sie dazu bewogen, die ich später erwähnen werde, da jetzt die Post abgeht.
Was in Verona herumgeredet wird, ist eine Lüge, nämlich dass Virginia von der Kongregation entlassen worden sei, denn als die Schwestern von Zentralafrika abberufen wurden, hatte sie bereits ihre Bestimmung für ein Haus der Kongregation, was ich selbst gesehen habe.
Ich habe mit ihrer Entscheidung, die Schwestern des hl. Josef zu verlassen, überhaupt nichts zu tun. Auf wiederholte, mündliche und schriftliche Anfragen von Virginia, habe ich ihr immer geantwortet, dass ich nie jemandem anraten werde, die eigene Kongregation oder den Orden zu verlassen, und ich prinzipiell niemanden in meine Institute aufnehme, der bereits anderen Kongregationen angehört hatte.
Ich führe hier die Hauptgründe an, warum Virginia das Institut des hl. Josef verlassen hat. Ich erwähne sie hier nur kurz, später werde ich Beweise und Dokumente vorlegen.
1. um ihre Familie zu bekehren;
2. weil sich die Schwestern des hl. Josef von Zentralafrika zurückgezogen hatten, wo nach ihren eigenen Worten in Afrika eine Schwesternstation mehr Menschen bekehrt, als alle Häuser in Syrien zusammen genommen;
3. weil sie von einigen Mitschwestern sehr schlecht behandelt wurde, in den Häusern der Frommen Mütter des Negerlandes hingegen sich die Mitglieder wie Schwestern lieben;
4. in Kairo angekommen, bat sie um ihre neue Bestimmung und wurde nach Marseille versetzt, um der Generaloberin zu sagen und ihr zu versichern, dass die Behauptung, Msgr. Comboni habe die Schwestern in Afrika Hunger leiden lassen, eine verleumderische Lüge ist, denn in Wirklichkeit hat er sie besser behandelt als sich selbst, besser als ein Vater. Als in Kordofan Wassermangel herrschte, haben zuerst immer die Schwestern ihren Durst gelöscht und dann erst Comboni selbst, usw.
Virginia hat im Juli 1879 die Kongregation des hl. Josef verlassen und ist nach Syrien zurückgekehrt. Viele ihrer Mitschwestern haben ihren Schritt bedauert. Sie hat seit 1860 der Gemeinschaft des hl. Josef angehört und bis Mitte 1879 sehr gut gearbeitet, also 20 Jahre lang.
Die Behauptung von Seiner Eminenz Canossa und von P. Sembianti, Virginia habe nie eine Berufung gehabt, ist falsch und sehr gewagt, wenn man bedenkt, dass sie 20 Jahre lang in einem von der Kirche approbierten Institut gelebt und sehr verdienstvoll in der Mission gearbeitet hat.
Nach zwei Monaten hat sie mir von Beirut aus geschrieben und mitgeteilt, dass drei Mitglieder ihrer Familie bereit wären, katholisch zu werden, aber sie müssten von daheim weggehen, da sie zwei Stunden von der nächsten katholischen Kirche entfernt wohnen. Auch sie selbst fühle sich wie im Fegefeuer, nachdem sie ja 20 Jahre lang in einer Ordensgemeinschaft gelebt habe, besonders wegen des langen Weges, um der Messe beizuwohnen. Deshalb fragte sie mich:
1. ob ich sie in meinem Institut aufnehmen würde; sie sei zu allem bereit, auch in Afrika zu sterben und das sofort (sechs Jahre lang hat sie ihre Bereitschaft unter Beweis gestellt):
2. ob ich bereit wäre, ihren Bruder, ihre zwei Schwestern und ihren Vetter Alessandro in einem Haus unterzubringen, um sich auf den Übertritt vorzubereiten.
Auf die 1. Frage habe ich ihr eine zustimmende Antwort gegeben, da ich ja der Gründer und Obere meiner Institute bin, die Bittstellerin kenne und weiß, wie notwendig mein Werk arabisch sprechende Mitglieder braucht. Ich habe mir aber vorbehalten zu überlegen, ob ich sie ins Noviziat von Verona unter der Leitung der Generaloberin oder von Kairo unter der Leitung meiner Provinzoberin Teresa Grigolini schicken werde. Ich schrieb ihr, sie solle sich inzwischen um die Bekehrung ihrer Mutter bemühen.
An meinen heiligen Oberen D. Nicola Mazza gewohnt, der in Jubel ausbrach, wenn ich ihm Ungläubige und Protestanten in sein Institut brachte, um sie zu bekehren, antwortete ich ihr auf die 2. Frage, dass ich alle drei in meinen Instituten entweder in Verona oder in Kairo aufnehmen werde.
Ich halte hier inne, werde aber im nächsten Brief weitererzählen, um Ihnen dann demütigst eine kleine Sache vorzuschlagen. Der Hochwürdigste Kardinal Canossa hat nie über Virginia mit mir gesprochen oder mir geschrieben, mich nie um Auskunft oder um Erklärungen gebeten. Er ist immer unabhängig vorgegangen und hat auf nicht kompetente Leute gehört, wenn man den Rektor ausnimmt, usw., der selbst seinerseits von einem gewissen D. Grieff, den er dann entlassen musste, und von zwei Landarbeitern hinters Licht geführt wurde.
Und doch hat Seine Eminenz sowohl Virginia als auch die zwei Araber, die Engel waren, von den Instituten ausgeschlossen, bevor P. Sembianti die Leitung übernommen hatte. Obwohl ich im Februar 1880 in Rom weilte, hat er mich nicht um Rat gefragt, sondern verbannte sie in ein Haus, das mir gehört, außerhalb meiner Institute und verbot ihnen, mit meinen Niederlassungen Beziehungen zu pflegen, außer wenn sie Arabischunterricht, unter Aufsicht, erteilten. Stellen Sie sich das Martyrium von Virginia in dieser Isolierung vor, nachdem sie doch 20 Jahre lang in Gemeinschaft zu leben gewohnt war, in einer so frohen und aktiven Gemeinschaft der Schwestern des hl. Josef. Das war auch der Grund, warum ich sie nach zwei Monaten nach Sestri geschickt hatte.
Aber der Hochwürdigste di Canossa hat sich nie herabgelassen, mich in seinen Entscheidungen über Virginia zu Rate zu ziehen, obwohl ich ein kompetenter Richter wäre, und nicht einmal die Oberin von Verona und von Sestri befragt, bevor er voriges Jahr an Eure Eminenz schrieb, mir den Befehl zu erteilen, die Mission von der von den Schwestern des hl. Josef entlassenen (sic) Virginia zu befreien. Das sind die Beweise dafür:
1. Nach einer Aussprache mit der Oberin von Verona hat er an Eure Eminenz das Gegenteil geschrieben oder was mit dem nicht übereinstimmt, was er vorher geschrieben hatte.
2. Das beweisen auch die zwei handgeschriebenen Dokumente, die ich Ihnen beilege, d. h., ein Brief meiner Generaloberin Mutter Maria Bollezzoli, die den hervorragenden, religiösen Ordensgeist von Virginia bestätigt: Anhang I; ein Brief von Sr. Metilde Corsi, Oberin von Sestri, die das Gleiche sagt: Anhang II.
Sicher werden Eure Eminenz annehmen, dass Kardinal di Canossa, bevor er Ihnen so negative Einzelheiten über Virginia berichtet und dann angeordnet hat, sie vorläufig nicht nach Afrika gehen zu lassen, ihre Oberin von Verona um Informationen über ihr Verhalten ersucht hat. In keiner Weise, oh Durchlauchter Fürst! Er selbst hat mir in einem langen Brief vom 27. Mai dieses Jahres geschrieben (Anhang III, den ich Ihnen mit der nächsten Post schicken werde, da ich erst eine Kopie machen muss), dass er weder den Rektor Sembianti (sic) noch die Generaloberin konsultiert habe. Das ist der genaue Wortlaut:
„Virginia ist für die Mission eine Belastung; sie ist eine undurchschaubare, eigensinnige und unbeständige Frau, ohne Berufung zum Ordensleben … so sehr, dass jeder dort (d.h. bei den Schwestern des HL. Josef) das Te Deum sang (sic), als sie wegging und das Te Deum singen würde, wenn sie hier wegginge, usw.“
Nach diesem schönen Porträt fügte er hinzu: „Glauben Sie ja nicht, dass mir all das P. Sembianti und die Mutter Oberin mitgeteilt haben; nein, sie haben mir nichts erzählt. Sie wissen auch nicht, dass ich Ihnen schreibe… Aber von Andeutungen von anderen hier und dort (mein Gott!) und von D. Tagliaferro habe ich mir einen Überblick über die Fakten verschafft, die mich veranlasst haben, über Virginia ein solches Urteil zu fällen“
Ganz im Gegenteil, die Oberin von Verona hat mir über Virginia nie etwas Negatives berichtet, sondern nur Gutes. Vor einem Monat hat sie mir geschrieben, dass alle Postulantinnen und Novizinnen Virginia respektieren, sie lieben und ihr wohlgesonnen sind, usw. Nun, wenn alle sie respektieren und lieben, warum behauptet dann Seine Eminenz, dass sie für die Mission eine Belastung ist, usw.? Später werde ich Ihnen die Briefe der Oberin schicken, die ich hervorholen werde, denn jetzt, Eminenz, bin ich zu erschöpft, zu müde und voller Beschwerden, da ich nicht schlafen kann
Jetzt bitte ich Sie um einen Gnadenerweis, mein Hochwürdigster Vater. Ich habe triftige Gründe zu befürchten, dass die von Verona Virginia sofort zu den Schismatikern nach Syrien zurückschicken mit der Gefahr, dass sie ihre Seele verliert, so wie sie es mit ihrem Bruder Giorgio vor zwei Monaten gemacht haben, den sie, ohne Virginia und ihn selbst zu informieren, nach Triest gebracht und nach Syrien geschickt haben.
Da Eure Eminenz so gut gewesen ist und klug gehandelt hat, indem Sie D. Sembianti angeordnet haben, „Virginia mitzuteilen, vorläufig nicht nach Afrika zu fahren, sondern als Postulantin im Institut zu bleiben und neue Anweisungen abzuwarten, so bitte ich Sie jetzt, an den gleichen Sembianti ein paar Zeilen zu schreiben und ihn zu beauftragen, Virginia anzuordnen „als Postulantin im Institut zu bleiben bis Eure Eminenz neue Anweisungen erteilt“. Eine Postulantin ist der niedrigste Grad in meinem Institut. Von Virginia wird viel Demut und Selbstentsagung verlangt, da sie zusehen muss, dass andere, die nach ihr eingetreten sind, vor ihr ins Noviziat aufgenommen werden. Aber sie besitzt diese Tugenden.
Hier folgen die Hauptgründe für meine Bitte:
1. Gleich nach der Ankunft des Bruders und Vetters von Virginia und Bescir in Verona, haben die zwei Landarbeiter und Grieff meinen guten P. Sembianti so stark beeinflusst, dass er ihnen hunderte Male mehr Glauben geschenkt hat als mir. Sie wiederholten monatelang, dass diese Araber nie katholisch werden würden. Diese mussten größte Demütigungen, Beleidigungen, Grußverweigerungen und Ausschluss aus der Gemeinschaft hinnehmen, wurden vom Haus entfernt, und mussten, wie gesagt, das alles mit heroischer Geduld ertragen. Da ich an ihrer Bekehrung in Verona meine Zweifel hatte, schickte ich Alessandro, den Vetter von Virginia und Bescir, nach Rom zu P. Dionisio Sauaia, damit er mir helfe, sie zum katholischen Glauben zu führen. Der gute P. Dionisio, der in Via Frattina 17 wohnt, und Prokurator der griechischen Mönche vom Monte Libano ist, nahm sich ihrer an. Kurz gesagt, Eure Eminenz mag mit P. Sauaia sprechen und er wird Ihnen bestätigen, dass die beiden Orientalen gut Leute sind. Der eine wurde von Msgr. Sallua in die Kirche aufgenommen, der andere nach dem Katechumenat von einem Bischof getauft. Ich habe sie dann nach Kairo mitgenommen.
P. Sembianti war voller Verwunderung über das, was in Rom geschehen war, und brachte als wahrer Ehrenmann Giorgio, den Bruder von Virginia, zu den Patres seiner Kongregation. Dort hat man ihn einige Tage lang geprüft und dann entschieden, ihn sofort den Abschwörungseid ablegen zu lassen. Auf Anordnung von Seiner Eminenz habe ich in der Kirche der Bertonianer in Anwesenheit des Generaloberen seinen Eid entgegengenommen.
P. Sembianti hat Giorgio sehr geschätzt und ihn oft in sein Institut mitgenommen, usw. Was aber ist dann geschehen?
Vor meiner Abreise nach Kordofan schrieb mir D. Sembianti einen Brief und teilte mir mit, dass er auf den Rat Seiner Eminenz und der üblichen Räte hin (es handelt sich um sehr fromme Männer) „habe ich Giorgio in einer Kutsche nach S. Martino gebracht. Von dort aus sind wir mit der Eisenbahn nach Triest gefahren, wo ich Giorgio auf einem Lloyd nach Syrien geschickt habe: Virginia weiß noch nichts davon und ahnt es auch nicht. Morgen werde ich es ihr mitteilen und dann sehen, was sie sagt. Ich musste so handeln zum Wohl des Instituts, aus Klugheit und auf den Rat Seiner Eminenz hin, usw.
Ich nehme an, obwohl ich es nicht weiß, dass sie aus gerechten und heiligen Motiven heraus gehandelt haben. Aber Eure Eminenz wird zugeben, dass es nicht verwunderlich ist, wenn Virginia, durch diese Nachricht ganz erschüttert, entsprechend reagiert hat. Ich hätte noch schlimmer reagiert.
„Am nächsten Tag“, schreibt Sembianti, „ging ich ins Sprechzimmer, ließ Virginia rufen und teilte ihr in Gegenwart der Oberin ohne Umschweife mit, dass ich ihren Bruder per Schiff nach Syrien geschickt habe. Aus Gründen der Klugheit hatte es Kardinal di Canossa nicht für opportun gehalten, es ihr mitzuteilen, sie solle sich einfach damit abfinden, usw.“. Virginia, ganz entsetzt, konnte es nicht glauben und fragte, was Giorgio denn verbrochen habe, usw. Darauf sagte sie, schreibt Sembianti, dass sie abreisen und nicht mehr unter ihm stehen wolle, usw. Aus diesen Antworten, usw. zieht P. Sembianti den Schluss, dass Virginia keinen Beruf oder keine Geduld hat, dass sie ein unruhiger Geist ist, usw. Mutter Oberin hingegen schrieb mir, es stimmt, dass sie nach zwei Tagen geweint hat, aber die Ruhe wiedergefunden und sich nicht mehr über P. Sembianti beklagt habe, zu dem sie gesagt hatte, er sei ein herzloser Mensch. Hätte er ihr erlaubt, mit ihrem Bruder vorher zu sprechen, würde sie ihn korrigiert und um Verzeihung gebeten haben, usw. Aber mit P. Sembianti war nichts zu machen.
Ich werde Ihnen die beiden Briefe von P. Sembianti schicken. Daraus können Sie sich ein Urteil bilden. Aber hat Virginia keinen Grund, traurig zu sein, wenn ihr ein Bruder weggenommen wird, ohne sich von ihm verabschieden zu dürfen, und ihn nach Syrien zu den Schismatikern zurückzuschicken mit der Gefahr, den Glauben zu verlieren aufgrund des wenig erbaulichen Verhaltens Virginia gegenüber; ein Bruder, um den sie in Afrika sooft geweint, der ihr so viele Opfer abverlangt und sie die Kongregation verlassen hatte, um ihn und die Ihren zu bekehren?
Das ist die Wahrheit. Ich bitte also Eure Eminenz, nach Verona zu schreiben, wie ich Ihnen vorgeschlagen habe.
P. Sembianti hat auch die Schwestern und das Institut von Sestri zurückgezogen (er hatte tausend Gründe dafür, denen ich zustimme, wegen der Meinungsänderung von Tagliaferro, der, wie man hört, seit 30 Jahren nicht mehr zur Beichte geht, lebt und sich kleidet wie ein Bauer; und weil Virginia als wahre Missionarin Tagliaferro zweimal ermahnte, sich als Priester zu kleiden, um Monsignore (mir) seine Ehre zu erweisen und sich mit Gott zu versöhnen, um in den Himmel zu kommen. Tagliaferro sagte zu mir, dass Virginia eine Intrigantin sei. Kein Wunder also, dass er zum Kardinal di Canossa über Virginia schlecht geredet hat, der, wie gesagt, Tagliaferro als Quelle für seine schlechte Meinung von Virginia angibt. Er verließ um 1 Uhr nachts mit den Schwestern das Haus, ohne sich zu verabschieden und den Eigentümer des Hauses darüber zu benachrichtigen. Ich will mir darüber kein Urteil anmaßen, aber diese Art von Klugheit gefällt mir im Allgemeinen nicht.
Ich küsse den Heiligen Purpur, usw.
Ihr gehorsamer und ergebener Sohn + Daniele Comboni,
Bischof und Apostolischer Vikar.
N. 1115 (1069) – AN DEN FÜRSTEN DI TEANO
ASGIR, v. IV, (18700), Esplorazioni e Spedizioni, c. 4
Khartum, 3. September 1881
Durchlauchter Fürst,
Ich bitte Sie um Entschuldigung, dass ich Eurer Exzellenz, den ehrenhaften Herren Commendatore Malvano, Professor Dalla Vedova und den Ratsmitgliedern der italienischen, geographischen Gesellschaft für die mir erwiesene Ehre, mich zum korrespondierenden Mitglied dieser erlesenen Gesellschaft zu ernennen, der Eure Exzellenz mit soviel Sachkenntnis und Klugheit vorsteht, mit viel Verspätung danke. Das Dokument mit dem Begleitschreiben ist mir kurz vor meiner Abreise von der Hauptstadt, um die Missionen im Inneren des Landes zu besuchen, übergeben worden. Bevor ich Ihnen ein Antwortschreiben schicke, wollte ich Ihnen einen praktischen Beweis liefern, dass ich nicht nur dem Namen nach sondern auch de facto ein korrespondierendes Mitglied bin.
Da ich mit einigen meiner Missionare eine wichtige Erkundungsreise in die Berge von Dar Nuba unternommen habe, um dort nicht nur die katholischen Missionen einzurichten und auszubreiten, sondern auch mit Entschiedenheit dem infamen Sklavenhandel ein Ende zu bereiten, dank der mächtigen Hilfe und des entschlossenen und loyalen Willens Seiner Hoheit des Khediven und seines würdigen Vertreters Rauf Pascha, dem Generalgouverneur vom Sudan, die mir ihre volle Unterstützung zugesagt haben, beeile ich mich jetzt, Eurer Exzellenz eine Kopie der Landkarte zu schicken, die ich anhand von sorgfältigen Beobachtungen mit meinen Missionaren erstellt habe, und die sehr genau ist. Ich versichere Ihnen gleichzeitig, dass ich einen entsprechenden Bericht über diese äußerst interessante Bevölkerung schreiben werde, sobald ich etwas freie Zeit habe. Mit einer Gruppe von Missionaren und Schwestern von Verona habe ich mit der Hilfe Gottes und unter großen Schwierigkeiten begonnen, diese Bevölkerung zu erziehen und zu zivilisieren.
Ich bin zuversichtlich, dass innerhalb eines Jahres die vollständige Abschaffung des Sklavenhandels in Dar-Nuba, wo jedes Jahr jene kräftige und unglückliche Bevölkerung dezimiert wurde, eine vollendete Tatsache sein wird, und mein Vorschlag, den ich dem weisen Ehrenmann, dem Generalgouverneur unterbreitet habe, verwirklicht wird, nämlich jene Berggebiete von Kordofan abzutrennen und eine eigene Provinz mit Namen Dar-Nuba daraus zu machen, die sich von Birkat-el Koli am 12. nördlichen Längengrad bis Bahar-El-Arab und Bahar-El-Ghazal erstreckt, mit einem Mudir oder einem europäischen Gouverneur an der Spitze. Ich hoffe ebenfalls, dass der gute Wille Seiner Hoheit des Khediven und die Klugheit seiner Minister bald die Erlaubnis geben, zwischen dem Roten Meer und dem Nil in Khartum eine Eisenbahn zu bauen, da einige bereit sind, die Geldmittel dazu zu beschaffen. Rauf Pascha ist begeistert davon und versteht es, die materiellen Vorteile herauszustellen, die dem Sudan und Ägypten daraus entstehen und auch die moralischen, unter denen das Axiom „Eine Eisenbahn im Sudan bedeutet das endgültige Aus der Sklaverei“ nicht das letzte ist.
Neben anderen Arbeiten haben wir mit unsagbaren Mühen ein Wörterbuch von über 3000 Vokabeln von der interessanten Sprache von Dar-Nuba, der Wissenschaft noch unbekannt, zusammengestellt, das ich bald veröffentlichen werde. Nur wer darin erfahren ist und es selber ausprobiert hat, kann ermessen, wie schwierig es ist, direkt von den Lippen der Eingeborenen, von denen nur einige etwas aber schlechtes Arabisch sprechen, eine der Wissenschaft unbekannte Sprache zu erlernen. Ich selbst habe es versucht, als ich mich 1858-1859 mit dem vorzüglichen D. Beltrame und dem verstorbenen D. Melotto auf der Hl. Kreuz Missionsstation beim Stamm der Kich aufhielt, deren Oberer der sehr intelligente Tiroler D. Josef Lanz war, (der 1860 in Khartum starb). Gemeinsam ist es uns gelungen, unter enormen Schwierigkeiten und Anstrengungen ein Wörterbuch, eine Grammatik und eine kurze Abhandlung unserer Religion in der Dinka Sprache herauszubringen (die Manuskripte haben wir nach Brixen geschickt), die vom gelehrten Professor Mitterrutzner und später vom tüchtigen Beltrame veröffentlicht wurden.
Demnächst werde ich eine wichtige Arbeit von D. Josef Lanz veröffentlichen, mit dem ich und D. Beltrame ein Jahr lang beim Stamm der Kich gemeinsam die Dinka Sprache studiert hatten. Ich fand seine Arbeit in dieser Bibliothek. Es handelt sich um einen ausführlichen Katechismus, eine Anzahl von Ansprachen für die Bevölkerung in der Dinka Sprache und andere Arbeiten, die wir gemeinsam erarbeitet hatten. All das wird den Missionaren, Schwestern und Laienbrüdern eine große Hilfe sein, die ich bald zu diesen Völkern schicken werde, um neue Missionen zu gründen. Als ich die Station Delen in Dar-Nuba gründete, folgten dort alle Männer und Frauen der Mode von Adam und Eva. Wir führten den Brauch ein, besonders meine guten Missionare D. Luigi Bonomi aus Verona und D. Giovanni Losi aus Piacenza, dem wir in erster Linie das Wörterbuch der Nuba Sprache verdanken, von den Einheimischen die nötigen Lebensmittel zu kaufen und sie dafür mit Stoffen zu bezahlen. Als ich jetzt jene Gegenden aufsuchte, stellte ich fest, dass ein Teil der Bevölkerung von Del außerhalb ihrer Hütten in Dordor Kleider tragen. Sonst tragen weder der Häuptling noch Männer und Frauen Kleider, alle laufen vollständig nackt herum.
Ich freue mich sehr über die Ergebnisse der langen Reise, die Dr. Matteucci und Massari durchgeführt haben. Sie sind bis nach Guinea gekommen und werden inzwischen bereits in Italien sein. Es ist bis jetzt die einzige Reise in jene Richtung und in jenes Gebiet gewesen. Das gereicht ihnen zu großer Ehre, nach den erlittenen Misserfolgen der Expedition Antinori und des glücklosen Giuletti.
Eure Exzellenz und die hehre Gesellschaft können auch mit meiner Mitarbeit rechnen soweit diese für die Wissenschaft und die wahre Zivilisation von Zentralafrika von Nutzen sein kann, denn der Wahlspruch meines schwierigen und mühevollen Werkes, dessen Gründung mir so viel Schweiß gekostet hat, ist immer gewesen: Katholische Religion und christliche Zivilisation. Das können Sie meiner Broschüre entnehmen, die ich in Sestri Levante in acht Tagen verfasst habe und in Verona veröffentlichen ließ, ohne dass ich den Druck begleiten und Tippfehler vermeiden konnte. Der Titel der Broschüre lautet:
Geschichtlicher Überblick über die Afrikanischen Entdeckungen, vor meiner Abreise nach Afrika im vergangenen September. Ich erlaube mir, sie Ihnen zu schicken.
Zusätzlich zu dieser Broschüre schicke ich Ihnen auch eine in deutscher Sprache, die ich in Wien veröffentlicht habe. Diese enthält einen kurzen Abriss der Geschichte des Apostolischen Vikariats von Zentralafrika, von seiner Gründung bis zu meiner Ernennung 1877 zum ersten Bischof und Apostolischen Vikar von Zentralafrika. Ich schicke Ihnen noch eine dritte, nämlich die Nr. 25 der Annalen des Guten Hirten, die ich in Verona gegründet habe. Diese enthält einen Brief von Seiner Exzellenz Rauf Pascha, der mich beauftragt hat, die Sklaverei im Dar-Nuba zu studieren und ihm geeignete Gegenmaßen vorzuschlagen. Das habe ich genauestens durchgeführt. Der Gouverneur hat sie voll und ganz umgesetzt, wie Sie aus meinem kurzen Bericht erfahren werden, den ich fertig stellen werde, sobald ich meine Kräfte wieder gewonnen habe.
Ich wäre Eurer Exzellenz sehr dankbar, wenn Sie mir das Bulletin der Gesellschaft nach Khartum in meine Residenz schicken könnten, um über die Veröffentlichungen dieser berühmten Gesellschaft auf dem Laufenden zu sein. Ich werde Eurer Exzellenz Beiträge liefern.
Ich habe die Ehre, Eure Exzellenz ehrfurchtsvoll zu grüßen und verbleibe Ihr ergebener und aufrichtiger Diener
+ Daniele Comboni, Bischof.
N. 1116 (1070) – AN SEINEN VATER
AFC
Khartum, 6. September 1881
Liebster Vater,
Heute Nacht habe ich um 3 Uhr in meinem Zimmer die heilige Messe gefeiert (da ich kaum schlafen kann). Denn am Morgen bin ich wegen Atembeschwerden nicht in der Lage, sie weder zu feiern noch ihr beizuwohnen. Deswegen zelebriere ich nach Mitternacht in meinen Zimmern, denn um diese Zeit kann ich gut atmen. Ich habe sie für Euch zelebriert, um Euer 78. Jahr zu feiern, seitdem Ihr in diese Welt gekommen seid, um die Erde durcheinanderzubringen und für andere ein Rätsel zu sein.
Ich habe zu Gott gebetet, dass er Euch zur Heiligkeit führe und viele geistliche Gnaden schenke, um Euer Seelenheil sicherzustellen.
Ich habe nicht eigens gebetet, dass er Euer Leben verlängert, denn das ist eine sehr diesseitige und weltliche Bitte, obwohl es für mich eine sehr große Freude sein würde, wenn Ihr hundert Jahre erreichen könntet und sie dazu dienten, die Gnaden und Verdienste zu vermehren.
Aber abgesehen davon, für was dient diese armselige Welt?
Ich bete aber viel, dass Gott jenem das Leben verlängert, der fern von Gott ein schlechtes Leben führt, damit er ihm Zeit zur Buße gibt, wenigstens sobald die Welt seiner müde wird und nicht mehr weiß, was mit ihm anfangen.
Ich bete für unsere Verwandten, weil sie eine Familie haben, usw., aber ich denke keinen Augenblick daran, weder für Euch noch für mich zu beten, damit wir lange leben.
Wir müssen jedoch beten, damit viele Seelen gerettet werden und wir nicht allein, sondern mit einer großen Schar von Bekehrten in den Himmel kommen.
Vor mehr als zwei Wochen ist D. Vincenzo Marzano mit meinem Kammerdiener Domenico abgereist. Dieser weinte beim Abschied, ging zu den Schwestern und zur Oberin und sagte: Ich empfehle Euch Monsignore. Der arme Mann hat niemanden, der sich um ihn kümmert, usw.
Um die Wahrheit zu sagen, nach der Abreise von Domenico habe ich Giuseppe aus der Toskana zu meinem Kammerdiener bestimmt, usw., jenen starken Mann, den Ihr in Verona getroffen habt. Er kommt zwar aus Piacenza, stammt aber aus der Toskana. Dieser aufrechte Mann ist hundert Mal mehr wert als Domenico, denn abgesehen davon, dass er mir zehn Mal besser zur Seite steht und mit größerem Geschick als Domenico, ärgert er mich nicht mit dem Geschwätz und den Dummheiten von Domenico, sondern er arbeitet, handelt, tut etwas und schweigt. Er ist ein vornehmer Mensch, voll Liebe und Respekt, usw. Kurz gesagt, er ist einer, der eines Bischofs würdig ist.
Zudem trinkt er nicht. Domenico hat im Geheimen getrunken, usw., ständig gelogen, usw., so dass ich mich seiner in Verona, Rom und Afrika geschämt habe.
Oh! Wie bin ich doch jetzt zufrieden, auch die Missionare und Schwestern. Aber ich habe Domenico dankbaren Herzens und in liebenswürdiger Weise nach Europa geschickt, denn mit seiner frechen Zunge und seiner Unverschämtheit hätte er in Rom manchem Missionar schaden können, besonders D. Luigi Bonomi, den er nicht in Ghebel Nuba haben wollte, denn dieser brauchte zwei Diener. In Rom hingegen lebt er in Frieden und ist für mich und die anderen begeistert. Er möchte Euch schreiben und besuchen (er hat kein Geld und deswegen wird er nicht kommen). Alles was mir gehört, betrachtet er als sein Eigentum.
Ich danke dem Himmel, dass er abgereist ist. Giuseppe hat mir bis jetzt kein einziges Mal einen Anlass zum Ärger gegeben, sondern ganz im Gegenteil, er flößt mit seiner Liebenswürdigkeit, Aufmerksamkeit und Bescheidenheit Respekt ein. Zudem hilft Giuseppe allen Missionaren, alle sind für ihn begeistert.
Ich grüße unsere lieben Verwandten, die im Oktober von Mailand und der Schweiz nach Limone kommen; Pietro und seine Frau, die von Riva, Teresa und Faustino, usw.
Euer teurer Sohn + Daniele, Bischof.
P.S. Domenico glaubt, dass ich wegen seiner Abreise trostlos bin.
N. 1117; (1071) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/134
Nr. 35
Khartum, 6. September 1881
Mein lieber Padre,
In Ihrem Brief Nr. 30 vom 11. Juni schreiben Sie mir: „Ich möchte diesen Brief nicht beenden, ohne Eurer Exzellenz eine Sorge anzuvertrauen. Es handelt sich um Folgendes: Auf die Schwestern von Afrika sollte kein unguter und unangemessener Druck ausgeübt werden, Virginia ins Vikariat zu holen. Ich weiß von nichts; aber die Vergangenheit gibt mir Anlass zur Sorge für die Zukunft. Es könnte dann Opfer geben, die nicht mehr aufschreien, usw“.
Da es wirklich in keiner Weise der Wahrheit entspricht, dass ich in der Vergangenheit auf eine Schwester oder die Oberin der Frommen Mütter des Negerlandes Druck ausgeübt hätte (das ist eine der vielen, falschen Behauptungen, die Sie mir in den Briefen der letzten drei Monate im Zusammenhang mit der unglücklichen und arg mitgenommenen Virginia geschrieben haben) und ich Ihnen von Afrika aus jene Schwestern von Verona, auf die ich nach Ihrer Meinung Druck ausgeübt hätte, nicht gegenüberstellen kann; damit Sie aber die Wahrheit über die Schwestern von Afrika erfahren können (da mir das Wohl des Werkes und unsere gegenseitige, ehrliche, offene und aufrichtige Wertschätzung am Herzen liegt und so das Ziel sicherer erreicht wird), habe ich mich nach Erhalt Ihres Briefes in Kordofan entschlossen, Sr. Teresa Grigolini nach Verona zu schicken und sie unter Ihren Einfluss zu stellen. Dann werden Sie hinter die Wahrheit kommen und sich überzeugen können, dass ich nie Druck ausgeübt habe, da niemand ein größeres Interesse als ich hat, dass alles gut läuft und die Schwestern von niemandem instrumentalisiert werden und schon gar nicht von mir, der ich doch ihr erster Vater, Lehrer und Gründer bin. Ich habe diese heilige Schwester ausgewählt, die ohne Zweifel das erste und beste Modell der wahren Schwester, der Tochter der Nächstenliebe für die Notleidenden von Zentralafrika ist. Sie ist jetzt nicht mehr die Hälfte von dem, was sie einmal war und braucht deshalb etwas Erholung. Ich habe sie ausgewählt, obwohl es für mich ein großes Opfer bedeutet, denn sie ist nach den Worten der besten Missionare, die sie kennen, und von Sr. Vittoria, die sie bewundert, die stärkste Stütze von Zentralafrika und mein Trost. Sie gehört ganz Gott.
Als ich dann in Ihrem Brief Nr. 35 vom 24. Juli gelesen habe: „Man muss bedenken, dass die Mutter (von Verona) nicht mehr ihre frühere Energie besitzt, sich nicht mehr wie gewohnt einsetzen kann und deshalb jemanden braucht, der ihr in ihrem Amt als Hilfe zur Seite steht, usw.“, bin ich in meiner Entscheidung noch bestärkt worden. Ich habe bereits Grigolini nach Kordofan geschrieben, dass sie sich vorbereiten soll, nach der Regenzeit nach Khartum zu kommen. Auch habe ich ihr aufgetragen, in meinem Namen die Schwester zu benachrichtigen, die sie nach ihrer Abreise ersetzen soll. Ich werde mich um eine gute Reisebegleitung bis Kairo kümmern. Die Reise selbst wird kein Problem aufwerfen. Ich bin sicher, dass ihr mehrmonatlicher Aufenthalt in Verona dem Werk, dem Institut und besonders der Oberin von Nutzen sein wird. Diese kann dann eine Ruhepause von einigen Monaten einlegen, eine Heilquelle aufsuchen, usw. Sr. Grigolini wird im Frühjahr nach Verona kommen.
Als ich dann im Brief von Seiner Eminenz an Sr. Vittoria gelesen habe, dass diese in untertäniger Weise und auf Druck von einer Person hin (d.h. von mir) um Virginia angesucht hatte, habe ich mich entschlossen, Mutter Grigolini auch nach Rom zu schicken, um vor der Propaganda Fide über das Apostolat der Frommen Mütter des Negerlandes Rechenschaft abzulegen, über den Stand der Dinge in Zentralafrika zu informieren und Kardinal Simeoni ganz klar antworten zu können, ob ich auf die Schwestern Druck ausübe, sollte Kardinal di Canossa an Propaganda berichtet haben, dass ich Druck auf die Schwestern ausübe und sie schikaniere.
Es kommt mir gelegen, Grigolini nach Kairo zu schicken, um über eine ägyptische Postulantin zu entscheiden, die uns die Franziskanerinnen (!) anbieten (!), sich über den Gesundheitszustand der Schwestern zu interessieren und auszumachen, welche ich nach Zentralafrika kommen lassen kann.
Brown hat mir von Malta aus geschrieben und mitgeteilt, dass er vor seiner Abreise von Rom angeordnet hatte, die von mir erbetenen 400 englischen Pfund (10.000 Franken) auf die Seite zu legen, damit sein Sohn sie mir aushändigt. Es sei nicht seine Schuld (des alten Brown), wenn sein Sohn der Cav. Giuseppe Brown sie mir nicht übergeben habe. Zudem habe er ihm angeordnet, mir oder meinen Bevollmächtigten einen herrlichen Ring von Pius IX. mit der Beglaubigung von Msgr. Ricci zu übergeben (ich habe den Ring selbst gesehen und auch die Beglaubigung; laut Brown ist er 20.000 Franken wert). Auch diesen Auftrag hat er nicht erfüllt. Ich lege Ihnen sowohl den Brief, den Brown seinem Sohn nach Rom geschrieben hat, als auch den von Brown an mich bei. Ich bitte Sie, Dr. Graf Teodoro Ravignani zu Rate zu ziehen, um herauszufinden, ob man Giuseppe Brown gerichtlich belangen kann, da er Dinge zurückhält, die er mir aushändigen muss.
Zu diesem Zweck schreibe ich Brown auf Italienisch, damit Sie und auch er den Inhalt des Briefes verstehen. Darin ersuche ich ihn, eine rechtsgültige Erklärung abzugeben, und sich dabei der Form zu bedienen, die ihm mein Prokurator P. Sembianti senden wird, und sie dann von Malta direkt an Sie zu schicken. In Rom wird Ihnen Msgr. Antonio Grasselli, Erzbischof von Kolosse i.p.i. und Sekretär der Apostolischen Visitenkongregation mit seinen Englischkenntnissen behilflich sein. Er wohnt in Rom im Griechischen Kolleg in Via Babbuino und kennt seine Eminenz gut. Er kennt auch die Brown Familie, für die ich Ihnen ebenfalls einen Brief beilege.
Anhang I
Hier folgt die Übersetzung des Briefes, den Brown an seinen Sohn in Rom von Malta aus geschrieben hat.
(aus dem Englischen) „Malta, 22. Juli 1881
Herrn Giuseppe Brown Junior,
131 Via Rassella, Roma
Wie es scheint, habt Ihr Msgr. Comboni das Geld, das ich vor meiner Abreise von Rom hergerichtet und für ihn bestimmt hatte, nicht ausbezahlt. Ich habe Euch auch gebeten, ihm oder seinem Beauftragten den kostbaren Ring (von großem Wert) von Pius IX. mit den Beglaubigungsdokumenten auszuhändigen, den ich bei Euch zurückgelassen habe oder den Gegenwert, falls er verkauft worden ist.
H. G. Brown“.
Der alte Brown hat mir einen langen Brief geschrieben (Anhang II), dem ich folgende Passagen entnehme.
42, Strada Cattedrale
Sliema – Malta
22. Juli 1881
„Sie klagen mich an, vorsätzlich gehandelt zu haben! Aber ich kann belegen, dass ich einige Tage vor meiner Abreise von Rom die 400 englischen Pfund (10.000 Franken), um die Sie mich ersucht hatten, für Sie vorbereitet und bestimmt hatte und dort für Sie bereit lagen, usw… Soviel zur Vorsätzlichkeit, die Sie mir vorwerfen!!! Ich bin außerordentlich überrascht, dass Giuseppe zu Ihnen sagen konnte, ich hätte die 400 englische Pfund in Neapel für Sie besorgt, während er doch bestens Bescheid wusste, dass ich Ihre Anordnungen direkt ausgeführt hatte… (In der Tat, er hat in vielen Dingen gefehlt, usw. und mich ohne Anstand behandelt). Giuseppe (der Sohn) ist unser Ruin geworden, usw.
Was den wertvollen Ring von Pius IX. betrifft, habe ich immer gehofft, dass Sie ihn verkauft hätten (er hatte mich damit beauftragt, aber ich konnte keinen Käufer finden. Er hat mir den Ring selbst nicht in die Hand gegeben, sondern nur eine gedruckte Erklärung). Der Sachwert betrug 2.000 Franken, aber mit der schriftlichen Beglaubigung konnte er auch 20.000 und mehr kosten und man sagte, er könnte sogar mehr als zwanzigtausend Lire wert sein. Diesen Ring hatte ich immer für Euch vorgesehen. Ich schicke jetzt sogar einen schriftlichen Befehl, denn ich fürchte, Ihr könntet nicht mehr in seinen Besitz kommen“.
Denken Sie darüber nach und holen Sie sich bei Ravignani Rat, auch um diesen Ring von jenem Dieb zurückzuerhalten (ich habe das Recht, den Cav. Brown Giuseppe Sohn in Rom so zu heißen) aufgrund dessen, was mir sein armer Vater in diesem Brief erzählt, dem ich von jetzt ab in liebevolleren Tönen schreiben werde.
Neben Msgr. Grasselli (der Ihnen mit dem Englisch behilflich sein kann) kann Ihnen auch mein Prokurator Cav. Luigi Pelagallo, ein ausgesprochener Ehrenmann, der in Via Capo le Case 4° p. o. Roma 9 wohnt, beistehen, um das Guthaben Brown zu löschen, der nur 5% von den 13.000 Franken, die sie in den Rechnungsbüchern des alten Brown fanden, abgezogen hat.
Der alte Brown schreibt mir in dem gleichen Brief, dass er im August von mir keine Geldeinlage erhalten habe. Ich habe ihm aber Geld geschickt, jedoch im August hat man mit dem Sohn verhandelt, auch was Überweisungen betrifft, usw. Aus meinen Rechnungsbüchern geht klar hervor und ich bin mir darüber ganz sicher, dass ich im August an Brown in Rom Geld geschickt habe (vielleicht hat es der Sohn entgegengenommen, ohne dem Vater etwas zu sagen).
Am 7. August 1880 habe ich von Wien aus einen Wechsel von Lyon (Witwe Guerin et Fils à Lyon, Compte N° 355, Mandat 393) von 12.000 Goldfranken geschickt. Ich selbst habe ihn abgeschickt. Aber, wie gesagt, der Sohn hatte mir bezüglich meines Auftrags, an Giulianelli 5.000 Franken zu schicken, geschrieben, dass er nicht sicher war, ob der Anfangsbuchstabe G oder J war und er deswegen den Wechsel nicht überweisen konnte (der Dieb). Kurzum, ich schicke alles Ihnen. Ich bin sicher, dass für die Institute von Verona etwas herausschauen wird. Ah! Der Ring von Pius IX.! Für mich ist er zu klein, aber Prinzen würden ihn sehr gut bezahlen.
Ich wollte Seiner Eminenz die 5 großen Seiten schicken, die auf die 4 folgen, die ich ihm bereits von El Obeid aus zugeschickt hatte, um seinen Brief vom vergangenen 27. Mai von Verona und Montefiore zu beantworten und mich vor ihm zu rechtfertigen. Nachdem sich aber jetzt der Kardinal di Canossa bei Kardinal Simeoni beklagt hat, ist es nicht mehr notwendig, sie nach Verona zu schicken, wo ich sicher angehört würde wie bisher, d.h. überhaupt nicht. Ich behalte sie zurück, denn sie können mir für Rom dienen, wenn mir Kardinal Simeoni über die Angelegenheit schreibt.
Es entspricht nicht der Wahrheit, dass der Erzpriester von Sestri über die Berufung von Virginia mit mir ausführlich gesprochen hat. Ich habe ihm sofort geschrieben und von ihm Rechenschaft verlangt über das, was er mir gesagt haben will. Nie hat er sich zu mir über Virginia geäußert weder in gutem noch in schlechten Sinn. In Sestri ging es nicht um die Berufung. Dort hat Virginia vielmehr Schwierigkeiten mit ihrer Schwester gehabt, die manchmal vom Kloster weggelaufen ist und sie hinter ihr herlaufen musste. Ich werde dem Erzpriester wieder schreiben und ihm sagen, dass es eine Lüge ist zu behaupten, dass er mit mir über Virginia gesprochen hat und noch viel weniger über ihre Berufung.
Ich möchte diesen Brief mit einer Anekdote des großen Pius in Rom abschließen, in die ich mit hineingezogen worden war.
Als ich mich 1864 in Rom aufhielt, schickte mich Kardinal Barnabò, seligen Angedenkens, nach der Seligsprechung von Alacoque ins Hospiz der Katechumenen (wo Bescir Unterricht erhalten hatte), um einen jungen Mann von Damaskus abzuholen, der vom Islam zur Katholischen Kirche übergetreten war (heute ist er ein reicher Mann und lebt in London), um ihn Pius IX. vorzustellen, nachdem er bereits getauft worden war. Ich begebe mich also ins Hospiz und treffe dort auch jenen armen, zehnjährigen, jüdischen Schuster, der zugleich mit dem jungen Mann aus Damaskus die Taufe erhalten hatte. Der Rektor des Hospizes und ich mit den glücklichen Konvertiten besteigen dann die Kutsche von Msgr. Jacobini, damals ein junger Prälat der Katechumenen und heute Kardinalstaatssekretär von Leo XIII., und begeben uns zum Papst. Danach bringt mich Msgr. Jacobini zur Propaganda Fide, wo er dem Kardinalpräfekten etwas ausrichten musste. Bei jener Gelegenheit lernte ich also den jungen Schuster aus dem Ghetto gut kennen, der viel ungehobelter und weniger ausgebildet war als unsere Landschuster, aber jetzt glückselig, ein Christ zu sein.
Am darauffolgenden Sonntag im Oktober war ich zum Mittagessen bei Graf Sartiges, dem Botschafter Frankreichs beim Heiligen Stuhl, in Begleitung von Baron Visconti, Kommissar für Antiquitäten, und Msgr. Place, damals Revisor bei der Heiligen Rota Romana, später Bischof von Marseille und heute Erzbischof von Rennes. Der Botschafter erzählte uns, er sei im Auftrag von Kaiser Napoleon III. gestern bei Pius IX. gewesen, um ihm mitzuteilen, dass nach dem Willen des Kaisers der Papst dafür Sorge tragen soll, damit der junge, jüdische Schuster, der getauft worden war, seinen jüdischen Eltern zurückgegeben wird, worauf der Papst mit einem entschiedenen und endgültigen Nein geantwortet hatte. „Welcher Wahnsinn!, sagte Graf Sartiges, welche Dummheit!, was für ein Fanatismus!, dass der Papst dem Kaiser eine so kleine Geste verweigert! Ein Schuster!, das ist Fanatismus! Das geht zu weit, dem Kaiser der Franzosen eine so kleine Bitte zu verweigern.
Das ist nicht in Ordnung: das ist nicht Politik, usw.“
Nachdem der Komtur Visconti und Msgr. Place versucht hatten, die Haltung des Papstes zu rechtfertigen, wandte sich der Botschafter an mich und fragte: „Und was denken Sie, mein lieber Abbé? Ihr hättet nicht so gehandelt“. „Verzeihen Sie mir bitte, mein lieber Botschafter, erwiderte ich. Sehen Sie nicht, dass der Papst ein vollkommener Jünger Jesu Christi ist, der sein Blut für eine einzige Seele vergossen hätte? Sehen Sie nicht das herrliche Schauspiel eines Papstes, der der Welt über den Wert einer Seele, für die der göttliche Erlöser gestorben ist, eine großartige Lektion erteilt? In dieser erhabenen Tat des Papstes können wir die Poesie unseres heiligen Glaubens erblicken. Ja, die Tatsache, dass die höchste Autorität der Welt dem Ansuchen des mächtigsten Kaisers der Welt nicht stattgibt, nämlich dem jüdischen Vater seinen armen, bekehrten Sohn zurückzugeben, ist wirklich ein erhabenes Schauspiel, das die Bewunderung der Welt verdient. Dieser überraschende Mut von Pius IX., das Ansuchen von Napoleon III., einen jungen Schuster auszuhändigen, zurückzuweisen, zeugt von der Seelengröße, dem apostolischen Eifer und der übermenschlichen Nächstenliebe des größten Papstes der modernen Zeit, den ich bewundere, und Pius IX. wirklich ins hellste Licht stellt“.
Oh! Sie sind wirklich ein Dichter, mein lieber Freund“, erwiderte lächelnd der Botschafter. Die anderen zollten mir Beifall.
Daraus können Sie schließen, mein lieber Pater, dass Virginia in Rom mehr Nächstenliebe als in irgendeinem anderen Teil der Welt erfahren wird, obwohl sie ein unglückliches und unbedeutendes Geschöpf ist.
Beten Sie für mich! Indem ich Sie und die Institute herzlich segne, verbleibe ich Ihr in Liebe verbundener
+ Daniele, Bischof.
N. 1118 (1072) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/135
Nr. 36
Khartum, 10. September 1881
Mein lieber Padre,
Lesen Sie zuerst den Brief, den ich an D. Rolleri geschrieben habe. Dann brauche ich Ihnen nicht mehr die Gründe angeben, warum ich ihm die Erlaubnis für die Reise nach Europa gegeben habe. Damit beantworte ich auch Ihren Brief, in dem Sie schreiben, man hätte ihn als Verwalter in Khartum behalten können (über Rolleri und seine Gesundheit kann ich keine positiven Schlüsse ziehen).
Ich schicke Ihnen verschiedene Briefe von Sestri und Browns Erklärung zum Ring von Pius IX., den ich an irgendeinen Prinzen hätte verkaufen sollen (nur mit der Beschreibung, den Ring behielt er zurück), aber in Wien hatte ich keine Gelegenheit ihn herumzuzeigen.
Ich schicke Ihnen Briefe von Properzi und von Tagliaferro und einen Beleg für sein Versprechen. Die 6.300 Franken von Paris können Sie behalten. Die Post geht jetzt ab. Bis zum nächsten Postdienst.
Ich habe die herrliche Decke von Virginia erhalten, die 32 Tage von Berber bis Khartum unterwegs war. Die Schwestern waren davon begeistert und meinten, sie wäre ein würdiges Geschenk für den großen Pascha.
Ich segne alle.
Ihr in Liebe verbundener + Daniele, Bischof.
N. 1119; (1073) – AN D. FRANCESCO GIULIANELLI
ACR, A, c. 15/32
Khartum, 13. September 1881
Mein lieber D. Francesco,
Ich bestätige, was ich Euch in meinem letzten Brief Nr. 1 vom 6. September geschrieben habe, nämlich dass ich Euch zum Generalprokurator ernannt habe mit der Vollmacht, nach Eurem Gewissen über die Euch anvertrauten Geldmittel zu verfügen, zum Wohl des Werkes und einzukaufen, wo Ihr wollt, usw. Ich lege Euch ans Herz, gewissenhaft und sparsam mit den Mitteln umzugehen.
Ich habe Ihre Briefe vom 10, 15. und 22. August mit der sorgfältigen Abrechnung vom Monat Juli erhalten.
Ich werde Euch nach und nach alle Einnahmen schicken, die ich im Verlauf dieses Jahres erhalten habe und die nicht über Euch gelaufen sind, damit Ihr sie in den Büchern der Generalverwaltung registrieren könnt.
Von jetzt ab und bis Ende 1881 braucht Ihr kein Geld mehr an P. Sembianti zu schicken. Die Mittel, über die er verfügt und die er noch erhalten wird, reichen ihm das ganze Jahr für die Institute von Verona.
Das Geld, das Euch geschickt wird, sollt Ihr, nach Deckung der notwendigsten Ausgaben für Kairo, nach meinen Anordnungen für mich bereithalten.
Legt mir alle drei Monate über die Generalverwaltung Rechenschaft ab und schickt mir eine monatliche Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben.
Schreibt auf jeden Brief zuerst die Protokollnummer, der Ordnung wegen, wie ich und auch Propaganda es machen.
Ich hoffe, dass Ihr Domenico Donizzoni heimgeschickt habt, und Domenico Polinari bereit ist, nach Kordofan zu gehen. Für Khartum ist vorgesorgt worden. Informiert mich immer über das Betragen der Laien und Eurer Angestellten.
Schon seit langem bemühe ich mich bei der Regierung von Khartum, vom katholischen Kopten Armenios das Geld zu erhalten. Die Regierung scheint anzuerkennen, dass am Weißen Fluss Waren im Wert von 47.000 Piaster verkauft worden sind, aber bis jetzt habe ich nichts tilgen können. Grüßt mir den Apostolischen Delegaten der Kopten Abuna Marco. Sobald Ihr dem Apostolischen Delegaten Anacleto da S. Felice begegnet, überbringt ihm meine Grüße und bietet ihm meine Dienste an.
[Hier folgt eine Verwaltungsnotiz]
Die Kinini habe ich erhalten, usw.
Ich werde Euch über andere Beträge informieren, die ich von Verona erhalten habe und über Renditen im Vikariat, usw. Grüße an P. Pietro, Germano, usw.
Ich segne alle.
Euer in Liebe verbundener Daniele, Bischof und Apostolischer Vikar.
Beginnt das Register der Generalverwaltung mit dem 1. Januar 1881.
N. 1120; (1074) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/136
J.M.J. Nr. 37
Khartum, 13. September 1881
Mein lieber Rektor,
Zusammen mit meinem Schreiben Nr. 36 habe ich Ihnen einige Brief von D. Tagliaferro und Properzi geschickt, der unser Vermittler war. D. Properzi ist ein sehr intelligenter und vernünftiger Mensch. Er hat alles vorausgesehen, dass nämlich Tagliaferro zu einer solch großzügigen Tat unfähig ist und mir seinen Besitz in Sestri nie überlassen wird (wie er mir und ihm versprochen hatte). Properzi ist Rechtsanwalt und scharfsinnig. Ich würde Tagliaferro soweit bringen, versicherte ich ihm, mir das Kloster zu überlassen und sich auf diese Weise mit Gott auszusöhnen, denn er sei schon jahrelang nicht mehr zur Beichte gegangen, usw., sei ein Wucherer, usw. Mein Gott! Und er war doch einmal ein Ordensmann! Corruptio optimi pessima. Brechen Sie mit Properzi nicht endgültig alle Kontakte ab (aber bleiben Sie eher auf Distanz wegen der Angelegenheit von Tagliaferro, die er an mich herangetragen und angefangen hat, und auch aus anderen Gründen), sondern sagen Sie ihm, wenn er Ihnen seine Dienste anbietet, dass er handeln soll, wenn er will. Properzi hat ein großes Herz, der sich zum Wohl anderer selbst verkaufen würde. Er ist ein Mann voller Tugenden und Laster: Er ist ein Neapolitaner.
Ich habe Tagliaferro klipp und klar gesagt, dass er mich getäuscht hat und Sie nicht umhin konnten, die Schwestern von Sestri abzuziehen, denn ihr Verbleib hätte dem Institut geschadet. Ein Mann, schrieb ich weiter, der sich die Möbel, die armseligen Betten, usw. bezahlen lässt, ist nicht fähig, das Geschenk zu machen, dessen er sich so rühmt. Bezahlen Sie auf keinen Fall die Gegenstände, sondern antworten Sie ihm einfach, dass ich Ihnen keine diesbezügliche Bevollmächtigung gegeben habe. Er solle sich an mich wenden. Übrigens verstehe ich nicht, warum man Angst haben soll. Der Vertrag ist wertlos und deswegen konnten wir ihn auch nicht der Regierung vorlegen. Was die Miete betrifft, die er einfordert, können Sie ihm sagen, dass er uns kostenlose Unterkunft gewährt hat (was auch stimmt), usw.
Ich schulde Rolleri keinen Pfennig. Die Bankeinlage von 2.200 Lire auf seinen Namen, die ich im November getätigt hatte, hat er sich in Khartum selbst ausbezahlt mit dem Betrag, den ich ihm als Verwalter für seine Reise von Kairo nach Khartum gegeben hatte.
Vor 10 Tagen las ich in der Gazzetta von Graz, dass Seine Majestät Kaiserin Marianne von Prag 500 Gulden (wenige) an Msgr. Comboni überwiesen hat. Ich habe ihm geschrieben (dem Msgr. Gaspardis), er soll die Spende nach Verona schicken. Allgemeine Regel! Sowohl die 6.300 Franken von der Hl. Kindheit von Paris als auch die 500 Gulden und andere Spenden, die Sie erhalten sollten, behalten Sie für die Bedürfnisse von Verona zurück. Ich wiederhole nochmals, sollte ich für dringende Bedürfnisse im Vikariat Geld von Verona abheben müssen, werde ich es tun und Ihnen den Auftrag geben, eine bestimmte Summe nach Kairo zu überweisen. Auf Gott vertrauen! Wie selten ist es doch auch bei frommen Seelen, denn man kennt und liebt Gott und Jesus Christus wenig. Wenn man Jesus Christus wirklich kennen und lieben würde, könnte man Berge versetzen. Das geringe Gottvertrauen ist fast allen guten Seelen gemeinsam, auch denen, die viel beten (so sagt mir eine lange Erfahrung und so dachte der Hochwürdigste Barnabò). Sie haben viel Vertrauen auf den Lippen und in den Worten, aber wenig oder keines, wenn Gott sie auf die Probe stellt und ihnen manchmal nicht gibt, was sie wollen.
Das habe ich selbst bei Ordensleuten, Jesuiten, Karthäusern und bei vorbildlichen Priestern beobachtet. Ich hatte nicht geglaubt, dass es so war, aber es ist so. Das sage ich Ihnen, um Sie zu ermutigen, ein festes und entschlossenes Vertrauen auf Gott, die heilige Gottesmutter und den hl. Josef zu haben. Dass Sie sich in einem Brief an mich beklagten, als Sie erfuhren, dass ich Ihnen von den Geldmitteln von Lyon nur 6.000 Franken überwiesen habe, hat mich unangenehm berührt. Modicae fideli, quare dubitasti? (Du Kleingläubiger, warum hast Du gezweifelt?). Festeren Glauben und Gottvertrauen als Sie, ich und die meisten Gläubigen in Europa haben die Schwestern Teresa Grigolini, Vittoria Paganini, M. Giuseppa Scandola, manche meiner Missionare, der Pfarrer und Präsident Nöcker unseres Kölner Missionsvereins und viele Weltleute, die ich persönlich kenne. Also beten Sie und haben Sie Vertrauen. Beten Sie nicht mit Worten, sondern mit dem Feuer der Liebe. So hat man das afrikanische Werk, die Religion und alle Missionen der Welt aufgebaut.
Ich hatte keine Zeit, Sie über Domenico Polinari zu informieren. Der einzige, der seine Anwesenheit in Afrika befürwortet, bin ich, da er, obwohl er spinnt, sittlich einwandfrei und ein guter Arbeiter ist. Er ist von der ersten Stunde an im Vikariat tätig gewesen, das heißt, seitdem mir und dem Institut von Verona das Vikariat anvertraut ist. Aber D. Bouchard, der Konsul, die Missionare, die Schwestern (sie haben tausend Gründe) wollen nicht einmal seinen Namen hören. Denn er wollte die Gartenabrechnung mir geben. Er sollte sie aber dem Hausoberen D. Luigi vorlegen und ihm gehorchen. Hingegen hat er Produkte in der Stadt verkauft und nichts im Haus abgeliefert. D. Luigi hat nie einen Pfennig gesehen. Jetzt aber, zusätzlich zu dem, was an das Haus geliefert wird, werden dem Oberen jeden Tag ein oder zwei Taler für Zitronen abgegeben, und noch mehr, sobald andere Früchte reif sind, usw. Neben den 400 Talern für Datteln werden Okalib und Zuckerroh verkauft, usw. und der Erlös fließt in die Missionskasse. Unter Polinari hat die Mission nie einen Pfennig gesehen und er wollte niemandem Rechenschaft geben. Und jetzt will er mir die Verwaltung übergeben. Er spinnt wirklich. D. Giulianelli hat mir von Khartum telegraphiert, dass Polinari nicht dort bleiben will. „Entweder der Sudan oder er wird heimgehen“. So habe ich D. Fraccaro gebeten, ihn in Kordofan aufzunehmen. Er hat zugestimmt. Ich habe ihm telegraphisch mitgeteilt, dass ich Battista für Khartum bestimmt habe (aber er untersteht dem Afrikaner Leonardo, der für den Garten verantwortlich ist. Diesen hatte Polinari weggeschickt, ohne mit dem Oberen zu reden, obwohl er doch schon 22 Jahre lang im Garten angestellt war) und Polinari für Kordofan.
Ich weiß noch nicht, wie Domenico nach dem Empfang meines Telegramms entschieden hat. Ich werde dem Baron de Bruck nach Triest schreiben, den ich gut kenne. Er ist ein Sohn des Finanzministers des österreichischen Kaiserreiches und, wie mir gesagt wurde, sich selber das Leben genommen hatte. Ich kannte ihn sehr gut. Den jungen Baron von Triest lernte ich in Wien im Finanzministerium kennen.
Die Quittung von Tagliaferro über 1.299,50 Lire, die ich im November bezahlt hatte, habe ich noch nicht gefunden, aber vielleicht finde ich sie doch noch.
D. Francesco Pimazzoni, der sich etwas besser gefühlt und im Garten Spaziergänge gemacht hat (vielleicht zu viele), hat einen Rückfall erlitten. Augenblicklich weiß ich wirklich nicht, was ich sagen soll. Für mich würde es ein arger Verlust sein, sollte ich dieses liebe Mitglied verlieren.
Armer Matteucci! Er begann eine Reise zwischen dem Roten Meer und dem Atlantischen Ozean, die noch nie jemand unternommen hatte und sich dadurch mit Stanley messen konnte, usw. ist in London gestorben, wie Gessi Pascha in Suez, als ihm der Ruhm der Welt schon greifbar nahe war. Eine böse Welt. Porro unum est necessarium: die Seele, die Sorge um die Ehre Gottes und die Seelenrettung. Viele Grüße an den Kardinal, an P. Vignola, Bacilieri, Ravignani und P. Luciano. Ich segne alle.
+ Daniele, Bischof.
Mit diesem Schreiben sende ich Ihnen auch die Briefe von Tagliaferro und Properzi. Ich würde mich sehr freuen, von Brown den Ring von Pius IX. zu bekommen.
[Oben auf Seite 1] Oh! Ich würde Gott sehr dankbar sein, den Ring von Pius IX. zu bekommen, den ich in Paris oder anderswo für etwa 20.000 Franken verkaufen könnte.
Versuchen Sie alles und lassen Sie in diesem Anliegen zum hl. Josef beten.
[Am Rande der 1. und 3. Seite] Alle Schwestern hier aber besonders Sr. Vittoria, Sr. M. Giuseppa, die von Piemont, usw. sind voll des Lobes für die kleine Elvira dell’Astori, deren Herkunft niemand kennt. Sr. Vittoria und Sr. M. Scandola würden sie nach ihrer Profess gerne in ihrer Gemeinschaft haben.