Comboni, an diesem Tag

Tiene una relazione (1871) al Consiglio centrale dell’Opera del Buon Pastore
A don Bricolo, 1866
Dio mi ha dato una illimitata confidenza in Lui, che non mi allontanerò dall’impresa per verun ostacolo

Schriften

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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
1121
An schwester Matilde Corsi
0
Khartum
13. 09. 1881

N. 1121; (1075) – AN SCHWESTER MATILDE CORSI

APMR / F 1 / 2812

Khartum, 13. September 1881

[7068]

Ich habe Deine lieben Briefe von Sestri und Verona erhalten und Dein Bedauern über jenen Rückzug mitgefühlt. Aber es ist Gottes Anordnung und der Rektor konnte nichts anderes tun angesichts jenes gemeinen Wucherers, der vielleicht die letzte und mächtigste Gnade, die ihm Gott für seine Umkehr angeboten hatte, und durch ein großzügiges Geschenk zum Wohl von Nigritia in den Augen der Welt wieder zu etwas Ansehen zu kommen, verspielt hat. Er hat mir geschrieben, dass mir das Kloster immer zur Verfügung steht. Ich antwortete ihm und warf ihm vor, dass er mich getäuscht hat und auch die Welt täuschen wollte. Ich bin nicht imstande, einen solchen unverschämten Geiz mit einem Anzeichen von Freiheit zu vereinbaren, wovon auch Du eine Augenzeugin gewesen bist. Wenn er mir nicht nach allen gesetzlichen Normen Kloster und Garten schenkt,  und zwar ohne Lasten und ohne selbst die Verwaltung führen zu wollen, werde ich mich nie mehr mit ihm einlassen. Also Mut, wir werden andere Häuser gründen.


[7069]

Du sollst jetzt der Oberin zur Seite stehen. Im kommenden Frühling wird Mutter Teresa kurz Europa besuchen und etwas Schwung ins Institut bringen. Du wirst Dich sicher darüber freuen. Sie ist eine wahre Perle von Zentralafrika, meine wertvollste Bürgin für die Bekehrung der afrikanischen Frau. Im Grunde bin ich mit allen Schwestern und mit jeder einzelnen zufrieden. Sie scheuen den Tod nicht, achten die Welt gering und gehen treu ihren Weg. Erhole Dich gut! Sag Sr. Costanza, sie soll mir schreiben und mir von ihr und ihrem Bruder Nachrichten schicken. Ich segne alle Schwestern. Grüße an die Oberin und Virginia.

Dein in Liebe verbundener Daniele, Bischof.


1122
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
17. 09. 1881

N. 1122; (1076) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr.  C., v. 9 ff. 203/203v; 208-208v

Nr. 18

Khartum, 17.  September 1881

Durchlauchter Kirchenfürst,

[7070]

Gestern habe ich von P. Sembianti einen Brief erhalten, den ich Ihnen als Anhang V weiterleite. Aus dem Brief geht hervor, dass P. Sembianti selbst mich vor Kardinal di Canossa in Schutz genommen hat, was die Unwahrheit über Sestri betrifft, die mir der Kardinal angelastet hat.

Zudem habe ich in Kordofan für P. Sembianti einen Abschnitt des an mich gerichteten Briefes vom Kardinal abgeschrieben, nämlich Anhang III, in dem das verleumderische und falsche Urteil des Kardinals über Virginia ausgesprochen worden ist. Es handelt sich um den Abschnitt auf Seite 2: „Leidenschaft. Erlauben Sie mir, dass ich ganz offen rede, usw. Wer Sie mit Hintergedanken gedrängt hat, usw., ist Virginia… sie ist für die Mission ein Übel, usw.“, bis zum Abschnitt auf der Briefseite 3: „Wie viel Unbehagen hat doch die Parteilichkeit des hl. Jakob seinem heiligen Josef verursacht“. P. Sembianti, für den ich diesen Abschnitt abgeschrieben habe, in dem Virginia so verleumdet wird, hat mir darauf geantwortet, dass er vor dem Kardinal nie solch betrübliche Gefühle für Virginia erwähnt hat. Ganz im Gegenteil, beim Lesen dieses Abschnittes über Virginia sei er in Empörung geraten. Er tröstet mich mit dem Hinweis, dass er, tief betrübt, mit mir dieses Kreuz trägt, das uns zusammen in den Himmel geleiten wird, und ermutigt mich, zum Wohl des Werkes durchzuhalten.


[7071]

Da sich Eure Eminenz schwer tun wird, die unschöne Handschrift von P. Sembianti zu lesen, schicke ich Ihnen eine klare Abschrift seines Briefes.

„Nr. 39

Verona, 17. Januar 1881

Hochwürdigste Exzellenz,

Ihr letzter Brief vom 9. Juli aus El Obeid hat mich mit großem Schmerz erfüllt. Oh! Was für eine Qual ist es doch, in dieser Welt zu leben. Wie viel Leid trifft uns oft und drückt uns nieder aufgrund von Missverständnissen, ohne dass jemand schuld daran ist. Das hat mir auch der vortreffliche Rechtsanwalt Brasca beteuert, nämlich, dass das Leben des Menschen voll Kummer und Bitterkeit ist, so sehr man dem auch auszuweichen versucht. Man ist ihnen unabsichtlich und schuldlos ausgesetzt. Das alles ist nichts anderes als das Kreuz, jenes liebe Kreuz, wie Eure Exzellenz oft betont, das wir tragen müssen, wenn wir Jesus nachfolgen wollen. Aber beschäftigen wir uns wieder mit uns selbst.


[7072]

Mein Schmerz und Ihr Leid, das Ihnen der Brief von Seiner Eminenz di Canossa bereitet hat, wie Eure Exzellenz schreiben, hat uns beide ohne Schuld und aufgrund eines Missverständnis getroffen. In der Tat, ich befand mich mit Seiner Eminenz in seiner Residenz, als er mich fragte: „Stimmt es, dass Comboni 20.000 Lire zahlen muss, wenn er die Schwestern von Sestri abzieht?“ Er schien eher aufgeregt zu sein, als er mir diese Frage stellte. Angesichts seiner Aufregung und dieser falschen Behauptung antwortete ich verwundert und mit Nachdruck: „Keineswegs, Eminenz, er braucht nichts zu zahlen, denn folgende Worte sind klar niedergeschrieben worden: Msgr. Comboni wird die gleiche Summe zahlen (20.000 Lire), sollte er die Gebäude für andere Zwecke als für sein Werk, dem er vorsteht, benützen.“  Damit hat er sich wieder beruhigt. Aber er hat nicht die Person genannt, die ihm das gesagt hatte (Kardinal di Canossa hat sich sein verleumderisches und falsches Urteil über Virginia anhand der Worte des Schwindlers Tagliaferro gebildet, wie der Kardinal selbst im Anhang III schreibt). Er hat auch nicht gesagt, dass er das Eurer Exzellenz geschrieben hatte.


[7073]

Im letzten Brief schiebt Eure Exzellenz anderen die Schuld für das Unbehagen und die Verbitterung in die Schuhe, die aus dem Schreiben von Seiner Eminenz hervorgehen: An wen Sie dabei denken, kann ich mir nicht vorstellen. (Ich hatte an P. Sembianti selbst gedacht. Es würde mich freuen, wenn ich mich täuschte). Ich möchte Ihnen nur eines sagen, dass ich nämlich zu Seiner Eminenz in keiner Weise von den Gefühlen gesprochen habe, die ich vor Eurer Exzellenz über Sie und Virginia kundgetan habe. Im Gegenteil, um es Ihnen ganz offen zu sagen, ich war empört, als ich von diesen von Eurer Exzellenz erwähnten Gefühlen gelesen hatte. D. Luciano kann es bestätigen, denn ich konnte nicht umhin, ihn den ganzen Brief lesen zu lassen.


[7074]

Oh! Wie viel Leid, ohne dass jemand schuld daran ist. (Hier trägt Kardinal di Canossa die Schuld, der ohne zu überlegen und aufs Geratewohl schreibt). Was für eine Qual ist es, in dieser Welt zu leben! Haben Sie Mut, Monsignore! Tragen wir das Kreuz gemeinsam und es wird uns den Himmel öffnen. Eure Exzellenz sagt, dass Sie zusammenbrechen werden. Es wird nicht so kommen. Andere Unternehmen, andere Werke und noch kostbarere Kronen warten auf Sie.

In Ergebung G. Sembianti.

Ich küsse den Heiligen Purpur.

Anhang V


[7075]

Handgeschriebener Brief von P. Sembianti, in dem er mich vor dem Kardinal di Canossa in Schutz nimmt wegen der nach dessen Meinung unglücklichen Angelegenheit von Sestri.

Er erklärt, dass er über das Urteil des Kardinals über Virginia sehr empört und wegen der ganzen Angelegenheit betrübt und entrüstet sei. Er ermutigt mich, zusammen mit ihm das Kreuz zu tragen, das uns den Himmel öffnen wird, und zum Wohl des Werkes durchzuhalten.


1123
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
17. 09. 1881

N. 1123; (1077) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI

ACVV, XVII, 5, B

J.M.J. Nr. 39

Khartum, 17. September 1881

Mein lieber Rektor,

[7076]

Ich beginne jetzt für D. Francesco zu hoffen. Ich habe ihm ein Senfpflaster aufgelegt, usw. Jetzt atmet er durch, schläft und ist gut aufgelegt. Er ist zwar ein tugendhafter, junger Mann, aber wir haben doch festgestellt, dass er noch ein Anfänger ist, wenn es gilt, für Christus zu leiden und mit dem Tod zu rechnen. Beim Endgericht werden die Missionare von Zentralafrika gut dastehen, die von Leuten wie D. Bortolo geringgeachtet werden, dessen Urteile man aber nicht ernst nehmen darf und den auch Propaganda nicht gut kennt, da wir zu wenig schreiben, denn mit der Hilfe Gottes sind wir bereit, für Christus zu leiden. Ich spreche von solchen, die drei Jahre lang im Landesinneren ausgehalten haben. Von den anderen kann man nichts mit Sicherheit sagen, obwohl es Gründe gibt, Gutes zu erwarten. Ich hoffe, dass alle der Erhabenheit ihrer Berufung entsprechen, die Sie ausbilden.


[7077]

Mit meinem Diener Giuseppe Fortini bin ich mehr als zufrieden. Bis jetzt habe ich über ihn nie etwas auszusetzen gehabt, obwohl Sie wissen, dass er mit dem Amerikaner Domenico wegen seiner offenkundigen Lügen und seiner Oberflächlichkeit schon öfters Krach gehabt hat. Er arbeitet immer im Haus, gehorcht allen, ist sehr glücklich und sagte, dass er sein gewünschtes Ziel erreicht hat.

Auch mit D. Giulianelli bin ich äußerst zufrieden. Ich habe ihn auf jede Weise geprüft, ihn versucht, gedroht und ihn in seinen Kompetenzen eingeschränkt. Er ist ein heiliger Mann. Ich habe ihn dann zum Generalverwalter ernannt, denn fast alle Geldmittel nimmt er entgegen und verteilt sie. Drei Jahre lang habe ich überlegt, wo der Generalverwalter residieren soll. Vorübergehend möchte ich ihn jetzt in Kairo ausprobieren. Zur gegebenen Zeit werde ich ihn einladen, das ganze Vikariat zu besuchen, damit er die Bedürfnisse der einzelnen Stationen kennenlernt. Dann kann er nach Kairo zurückkehren.


[7078]

In Khartum ist das Leben eines Verwalters nicht sicher und alle mir zur Verfügung stehenden Missionare muss ich einsetzen. Ich habe bereits alles an Giulianelli geschickt, was im Vikariat eingegangen ist, usw. Sie können aber weiterhin alles mir schicken, denn als mir Propaganda den Vorschlag machte, einen Verwalter meines Vertrauens einzusetzen, hat man mir gesagt, dass die letzte Verantwortung ich trage, was ja selbstverständlich ist. Wenn das für alle Apostolischen Vikare gilt, dann umso mehr für mich, da ich mich mehr als alle anderen persönlich um die Ressourcen kümmere.


[7079]

Ich empfehle Ihnen D. Bortolo. Nach Recoaro könnte er die Acidule Catuliane zuhause nehmen. Nächstes Jahr soll er von anfangs Juli bis Ende August dort bleiben, nach meinen Angaben. Ich segne alle.

+ Daniele, Bischof.


[7080]

Kurz gesagt, nach meiner bescheidenen Meinung ist die Genesung von Sr. Vittoria ein Wunder oder zum mindesten ein auffallender Gnadenerweis Unserer Lieben Frau vom Herzen Jesu gewesen, der Gemahlin meines Beppo. Entschuldigen Sie meine Vertraulichkeit. Auch hier weht der Wind von Montebaldo. Wir geben hier täglich drei Taler für Wasser aus. Gestern und heute sind es vier Taler pro Tag gewesen und von jetzt ab noch mehr. Aber Beppo zahlt.

Mein lieber D. Luciano, ich grüße und segne Dich mit deiner Schwester Angelina, der ich schreiben werde, und Deine Familie von Kordofan aus.

Dein in Liebe verbundener + Daniele, Bischof.


1124
An Kard. Giovanni Simeoni
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Khartum
24. 09. 1881

N. 1124; (1078) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 9, ff. 209-209v;

220-223v; 229-241v; 85-90v

Nr.19

Khartum, 24. September 1881

Fest der Jungfrau Maria vom Loskauf

Durchlauchter Kirchenfürst,

[7081]

Unter dem Schutz der Gottesmutter von der Barmherzigkeit hoffe ich, Nigritia gut weiterzuführen und vor Gott Verdienste zu erwerben, indem ich mich um die heilige Causa von Virginia annehme, die in Verona so ungerecht und lieblos behandelt worden ist. Ich hoffe, dass ich mit der Hilfe der Muttergottes beide Ziele erreiche. Denn Propaganda wird diesen Fall mit Gerechtigkeit und Nächstenliebe behandeln. Zudem bin ich zutiefst überzeugt, dass nicht nur ich aus Pflichtbewusstsein und um eines heiligen Zweckes willen, sondern auch Kardinal di Canossa und mein lieber Pater Sembianti um einer heiligen Sache willen handeln, nämlich zum Wohl der Mission und zur Heiligung der vortrefflichen und heimgesuchten Virginia.


[7082]

Wir bewegen uns in völlig entgegen gesetzten Lagern, ohne dass jemand die Schuld daran trägt. Vielleicht ist der Grund die unverschuldete Unerfahrenheit des überaus würdigen P. Sembianti. Er hat durch Gottes liebevolle Fügung sein Kloster verlassen, ohne vorher die Welt gekannt zu haben. Der heimtückische Grieff und der Landarbeiter Giacomo haben ihn gegen Virginia aufgehetzt, so dass sie das unschuldige Opfer geworden ist. Ich fahre mit der Erzählung weiter.


[7083]

Trotz aller oben angeführten Unannehmlichkeiten, ihr Ausschluss von der religiösen Gemeinschaft und ihre Unterbringung in einem meiner kleinen Häuser, obwohl sie seit ihrem sechsten Lebensjahr fast zwanzig Jahre lang in einer Ordensgemeinschaft gelebt hatte, hat sich Virginia als aufrechte Christin gezeigt und alles sowohl in Verona als auch in Sestri mit erbaulicher Ergebenheit ertragen. Das geht aus den beiden ersten Beilagen klar hervor, die ich Eurer Eminenz am 3. September mit dem Brief Nr. 15 geschickt habe. Jetzt müssen wir sehen, wie sie sich seit ihrem Eintritt als Postulantin in Verona betragen hat, d. h., vom vergangenen November bis Mai als Kardinal di Canossa erklärte, sie habe keine Berufung, und sie dann nie mehr mit den anderen Kandidatinnen zu den Noviziatsübungen gerufen wurde. Die Oberinnen und besonders die Generaloberin jubelten, als Virginia ins Postulat aufgenommen wurde. Nicht so P. Sembianti, der mir zu verstehen gegeben hat, ohne sie je bei der Arbeit beobachtet zu haben, dass sie es nicht schaffen wird. Und der einflussreiche Landarbeiter hat vor meiner Abreise nach Afrika gesagt: „Nachdem jetzt Monsignore nach Afrika abreist, werden wir die beiden Araber, Bruder und Schwester, loswerden.“


[7084]

Virginia sagte zu mir: „Ich bleibe hier, um Schwester zu werden und bin zum Sterben bereit. Aber sobald Monsignore in der Mission ist, werden Sie mit großem Bedauern hören, dass man mich weggeschickt hat, denn sowohl Seine Eminenz als auch P. Sembianti wollen nichts von mir wissen. Ich werde aber aus Liebe zu Gott und zu Ihrer lieben Mission auch diesen Versuch machen: Sie werden keinen Grund haben, sich über mich zu beklagen, denn mit der Hilfe Gottes werde ich meine Pflicht erfüllen“.


[7085]

Nach meiner Abreise hat man Virginia mitgeteilt, dass sie mit ihrem Bruder nie Arabisch sprechen soll. Dieser besuchte sie ab und zu, aber sie empfing ihn meistens nicht, das heißt, sie ging nur in Begleitung der Oberin ins Sprechzimmer. Die in arabischer Sprache geschriebenen Briefe von ihrer Mutter und ihrer Familie von Beirut wurden zur Übersetzung nach Kairo geschickt, was mir der Jesuitenobere bezeugt hat, und dann erst ihr übergeben. Virginia jedoch hat mir immer nach Kairo geschrieben, dass sie von der Oberin und allen anderen liebevoll behandelt wird, sich aber durchaus bewusst ist, dass P. Sembianti und Seine Eminenz sie nie zulassen werden, weil sie nie wie die anderen an den Konferenzen teilnehmen darf und die Oberin ihr deswegen nie einen Vorwurf gemacht hat.


[7086]

Wenigstens acht Mal hat Virginia die Oberin um die Einkleidung gebeten. Diese hat ihr stets zur Antwort gegeben, dass sie mit ihr zwar zufrieden sei, die Einkleidung aber vom Rektor abhängt. Dieser wiederum hat immer zu ihr gesagt, dass er sie noch nicht genügend kennt, aber mit dem Kardinal darüber sprechen wird. Virginia, die äußerst scharfsinnig ist und sich in allem auskennt, hat mir geschrieben, dass sie das unglücklichste Geschöpf der Welt ist, denn es ist ihr klar geworden, dass weder der Kardinal noch der Rektor sie als Ordensfrau haben wollen. Das stimmt ungefähr mit dem überein, was mir P. Sembianti selbst geschrieben hat, dass er nämlich Virginia noch nicht genügend kennt und er von ihrer Berufung nicht überzeugt sei, ohne mir jedoch jemals einen Grund für sein hartes und sehr ungerechtes Urteil angegeben zu haben.


[7087]

Nur einmal hat mir P. Sembianti über Virginia ausführlicher als gewöhnlich berichtet und mir gesagt, dass sie keinen religiösen Geist und keine Berufung habe, als er mir am 16. Februar dieses Jahres mitteilte, dass er Virginia über die Heimreise ihres Bruders nach Syrien informiert hat.


[7088]

Am 9. Februar hat mir P. Sembianti nach Khartum geschrieben, dass sich Giorgio, der Bruder von Virginia (P. Sembianti hatte selbst Seine Eminenz gebeten, Giorgio in die Katholische Kirche aufzunehmen, da er fest in unserem Glauben steht und sich vorbildlich beträgt), schlecht aufgeführt hat. Deshalb habe er ihn auf den Rat Seiner Eminenz hin nach Triest gebracht, um ihn mit dem Lloyd nach Beirut zu schicken. Giorgio hat sich geweigert abzureisen, denn er wollte sich vorher wenigstens von seiner Schwester verabschieden. Schließlich wurde er mit Gewalt gezwungen, die Reise anzutreten. Er fügte hinzu, dass er es aus Gründen der Klugheit und zum Wohl des Instituts für angebracht gehalten hat, seiner Schwester nichts zu sagen, die glaubt, dass ihr Bruder noch in Verona weilt. Nach seiner Rückkehr von Triest werde er Virginia informieren und mir über das Ergebnis berichten.


[7089]

In der Tat, am 16. Februar hat er mir geschrieben, dass er am 13. Februar in Gegenwart der Oberin Virginia informiert hat, dass Giorgio nicht mehr in Verona ist, da er ihn auf Anordnung Seiner Eminenz nach Syrien schicken musste, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, sich von ihm vorher zu verabschieden. „Ich habe, schreibt P. Sembianti, Virginia alle Einzelheiten der Abreise von Giorgio mitgeteilt. Sie hat sich die ganze Geschichte angehört, ohne sich überrascht zu zeigen. Nach meinen Worten verlangte sie in gebieterischem Ton und mit Tränen in den Augen die Ausstattung, die ihr Eure Eminenz versprochen hatte“ (als sie getrennt von der Gemeinschaft in dem kleinen Haus wohnte und mir gestand, dass sie ohne Ausstattung in keinem Institut Aufnahme finden werde, usw., versprach ich ihr, mit der Hilfe meiner vielen Wohltäter für ihre Ausstattung zu sorgen, sollte Gott sie in ein anderes Institut rufen; P. Sembianti schrieb mir, dass das stimmt), „denn sie wolle bei belgischen Schwestern eintreten, die auch in Afrika arbeiten“ (Virginias Sehnsucht ist immer Afrika gewesen und wird es immer bleiben. Ich würde wirklich verrückt sein, sie weglaufen zu lassen, wo ich doch ihre Talente und Tugenden kenne).


[7090]

„Gemeinsam mit der Mutter habe ich versucht sie zu beruhigen und ihr den Rat gegeben (nachdem er ihr den Todesstoß versetzt hat, versucht er sie wieder zu beleben), sich Zeit zu lassen, denn in einem solchen Gemütszustand könnte sie eine falsche Entscheidung treffen. Sie gab mir zur Antwort: entweder bekomme ich die Ausstattung, um bei den belgischen Schwestern einzutreten oder ich werde eingekleidet oder nach Afrika geschickt. Heute am 15. (zwei Tage später) macht sie die gleichen Vorschläge: entweder die Ausstattung oder sie so bald wie möglich nach Afrika zu schicken, denn hier kann sie nach ihrem Gewissen nicht mehr länger bleiben. Sie sagt, sie will zum Kardinal gehen, um ihm die gleichen Vorschläge zu machen. Da aber der Kardinal in diesen Tagen mit Pastoralvisiten beschäftigt ist, muss sie den Besuch aufschieben. Am meisten verdrießt sie, dass man Giorgio weggeschickt hat, ohne sie darüber zu benachrichtigten (und sie hat recht und tausendmal recht). Sie würde ihn korrigiert haben. Hätte er sich nicht gebessert, würde sie ihn unter irgendeinem Vorwand heimgeschickt haben (auch in diesem Punkt hat sie recht). Ich habe das auch ins Auge gefasst, erwiderte ich ihr. Der Grund warum ich Giorgio nicht zu ihr gebracht habe, damit sie ihn korrigiert, war die Angst, er könnte durch ihre Besserungsversuche merken, dass seine Fehler bekannt geworden sind, und dann einen Skandal auslösen. Dieser Fehler wäre dann größer gewesen als der erste“.


[7091]

„Alle, die ich um Rat gefragt habe, haben das auch so gesehen. Was die Einkleidung von Virginia und ihre baldige Abreise nach Afrika betrifft, versuchte ich ihr klar zu machen, dass sie eine bestimmte Zeit hier verbringen muss“ (Virginia hat acht Mal sowohl die Oberin als auch P. Sembianti um das Ordenskleid gebeten und gesagt: „wenn sie wollen, dass ich etwas anderes tue,  dann sollen sie es mir sagen, ich bin zu allem bereit. Wenn es ihnen nicht gefällt, dass ich Monsignore schreibe, werde ich ihm nicht mehr schreiben, aber sie sollen es mir sagen“. Und sie sagte weiter: wie lange ich hier bleiben muss (das sagte P. Sembianti, aber man muss ihre Herzensangst an jenem Tag in Betracht ziehen, das heißt, am 15. Februar, zwei Tage nachdem ihr P. Sembianti die Abreise ihres Bruders mitgeteilt hatte … ohne ihn vorher sehen zu können … und auf welche Art und Weise). Ich bin schon zwei Jahre hier (das ist das große Verbrechen, das P. Sembianti veranlasste zu glauben, dass Virginia keine Berufung hat) und wenn ich auch 30 Jahre hier bliebe, würde ich immer die gleiche sein, ich werde mich nicht mehr ändern (Virginia war ein Jahr lang so wie sie von den beiden Oberinnen von Verona und Sestri beschrieben wurde. Und wenn sie sich nicht mehr änderte, könnte man nicht damit zufrieden sein? Jene Oberinnen als auch Seine Exzellenz di Canossa schrieben mir und im August des vergangenen Jahres auch an Eure Eminenz, dass Virginia eine gute Person ist und würdig, ins Institut aufgenommen zu werden).


[7092]

Ich glaube, wenn Virginia jemals etwas ganz klar und deutlich ausgesprochen hat, dann ist es dies, dass sie sich nicht ändern wird. In ihrem Alter ist das nicht mehr möglich (sie ist 27 Jahre alt oder etwas weniger), denn so wie Virginia heute ist, so wird sie immer sein. Sie selbst gibt das zu. Ich behaupte, (die Begründung ist nicht gerecht, besonders nicht für den Augenblick heftiger Gefühlserregung, in dem sie die Worte ausgesprochen hat. Als zudem Virginia sagte, dass sie sich nicht ändern wird, ist sie überzeugt gewesen, was auch die Oberin sagt, ihre Pflicht erfüllt zu haben. Wer 20 Jahre lang bei den Schwestern des hl. Josef seine Pflicht erfüllt hat, darf sagen, dass sie immer so handeln und sich nicht mehr ändern wird. Aber Sembianti dreht sein Argument um und geht von seinem falschen Prinzip aus, dass Virginia nie zum Ordensstand berufen war – und damit tut er der Kongregation des hl. Josef Unrecht, deren Mitglied sie 20 Jahre lang gewesen war – auch jetzt nicht berufen ist, was erst bewiesen werden muss) und nie berufen sein wird (das geht zu weit, denn weder P. Sembianti noch Seine Eminenz di Canossa können die Fülle der göttlichen Gnade ermessen, die Heilige hervorbringt), so wie Virginia heute ist (am 16. Februar, das heißt, 3 Tage nach der schrecklichen Nachricht über die Abreise ihres Bruders, von dem sie sich nicht verabschieden durfte), so wird sie immer sein, wie sie selber eingesteht.


[7093]

„Sie passt nicht zu unseren Schwestern, meine ich, zu keiner Schwesterngemeinschaft (sic), die wahre Schwestern sind“ (nach Ansicht von P. Sembianti sind also die von der Kirche approbierten Schwestern des Hl. Josef, die in der Mission gut arbeiten und deren Kardinalprotektor Eure Eminenz ist, keine wahren Schwestern, haben keinen guten Geist. Das ist eine Beleidigung der Heiligen Kirche, die die Kongregation des Hl. Josef approbiert hat, in deren Mitte Virginia mit großer Zufriedenheit zwanzig Jahre lang gelebt hat; eine Beleidigung der Propaganda, die mehr als dreißig Häuser jener Schwestern unter ihrer Aufsicht hat; das ist eine Beleidigung Eurer Eminenz, ihrem Protektor). Sie ist für keine Schwesterngemeinschaft geeignet, die wahre Schwestern sind (die von mir gegründeten Frommen Mütter des Negerlandes sind ausgezeichnete Schwestern und arbeiten ohne Ausnahme sehr gut hier in Afrika. Ich würde mich freuen und stolz darauf sein, wenn es mir gelänge, eine von der Kirche approbierte Kongregation zu formen wie jene des Hl. Josef von der Erscheinung. Ich hoffe es, bin aber noch weit von diesem Ziel entfernt).


[7094]

„Die ihr anhaftenden Mängel (nach der Meinung von P. Sembianti), an die sie sich scheinbar gewöhnt hat, möchte ich sagen (P. Sembianti ist erst seit drei Monaten ihr Rektor, vom 15. November 1880 bis 16. Februar, als er diesen Brief geschrieben hat) lassen mich nichts Gutes erhoffen, hingegen viel Übles befürchten“.


[7095]

Sie ist aufdringlich (sic), falsch (sic, usw.), verlogen, immer geneigt, das Schlechte zu sehen und vorauszusetzen (P. Sembianti sollte mir als dem Gründer, Bischof und Generaloberen meiner Institute das mit Tatsachen und nicht nur mit leeren Worten bezeugen. Alles aber beruht auf dem oben erwähnten Gespräch, in dem er Virginia mitteilte, dass er ihren Bruder, ohne sie vorher zu benachrichtigen, heimgeschickt hat, und zwar nicht von Rom nach Frascati, sondern von Verona nach Beirut zu den Schismatikern mit der Gefahr, ewig verloren zu gehen. Andere Beweise hat er mir nie erbracht); sie ist unruhig und ungeordnet; es fehlen ihr jene Offenheit (sic, sic, sic, usw. in omnibus et quoad omnia) und jene Aufrichtigkeit, die in anderen Schwestern ihre Herzenstiefe offenlegen; es fehlen ihr Einfachheit und Rechtschaffenheit des Geistes, spontane Bereitschaft und Vertrauen in die Oberen (wie kann sich Virginia einem Mann wie P. Sembianti anvertrauen, der das Rektorenamt in meinem Institut nicht übernehmen wollte, wenn nicht vorher Virginia aus der Gemeinschaft entfernt werde, nach zwanzig Jahren Gemeinschaftsleben; der sie immer schief angeschaut hat – Frauen sind feinfühlig und merken alles schnell – und ihr bei allen Begegnungen zu verstehen gegeben hat, dass er nichts von ihr wissen will; hat Virginia nicht allen Grund entmutigt zu sein und P. Sembianti ihr Vertrauen zu entziehen, (obwohl sie sich ihm lange Zeit anvertraut hatte?


[7096]

Vertrauen setzt Vertrauen voraus. Die Regeln betonen, dass solche Haltungen für eine Schwester sehr notwendig sind, um ein glückliches Leben zu führen und nicht zu einer Last und zu einem Hindernis für die anderen zu werden. Es fehlt ihr der gesunde Hausverstand (sic), der den Dingen den richtigen Wert beimisst, und dazu hilft, besonnen zu reden und zu handeln (es scheint mir vielmehr, dass P. Sembianti den Dingen nicht den richtigen Wert beimisst, wenn er den kritischen Augenblick der Abreise des Bruders nicht in Betracht gezogen hat, die ihr so viele Tränen gekostet hat); sie ist unbeständig (ich frage mich, ob Virginia unbeständig ist, wo sie doch so viele Prüfungen auf sich genommen hat und mit 15 Jahren von ihrer Familie, die ihr schon den Bräutigam ausgesucht hatte, weggelaufen ist, um Ordensschwester zu werden, usw., und nach so vielen Prüfungen weiterhin und bis zu ihrem Tod Ordensfrau und Missionarin sein will). Ich wiederhole also, dass sie nach meiner Ansicht für unsere Schwesterngemeinschaft nicht geeignet ist, für keine geregelte Ordensgemeinschaft.

D. Giuseppe Sembianti“


[7097]

Dieses negative Urteil über Virginia hat mir P. Sembianti mitgeteilt, nachdem er sie drei Tage vorher über die Entlassung ihres Bruder aus dem Institut und seine Abschiebung nach Syrien zu den Schismatikern informiert hatte, wo er Gefahr läuft, ewig verloren zu gehen. Er hat dieses Urteil in einem äußerst kritischen Augenblick gefällt, in dem sich eine Schwester, eine Missionarin, eine christliche Jungfrau befinden kann, die nie etwas anderes im Sinn gehabt hat als Seelen zu retten, in einem Augenblick allergrößten Schmerzes… Angesichts dieses ungerechten und unvernünftigen Vorgehens der Heiligen… die sich ernähren wie mein lieber P. Sembianti, aber anscheinend die Königin der Tugenden, die Nächstenliebe, nicht kennen, ohne die, laut Aussagen der Schrift, weder ein heiliges Leben noch die Prophetengabe, weder Wunder noch viele guten Werke einen Wert haben.


[7098]

Ich will jetzt nicht, Durchlauchter Kirchenfürst, über die Gründe diskutieren, warum Seine Eminenz di Canossa und P. Sembianti Virginias Bruder, ohne die Schwester zu verständigen, aus dem Institut entlassen und nach Syrien zurückgeschickt haben (bei dieser Vorgansweise vermisse ich die Nächstenliebe, denn Seine Eminenz und P. Sembianti tragen die Schuld, wenn Giorgio jetzt der Gefahr ausgesetzt ist, ewig verloren zu gehen). Ich gebe aber zu, dass sie aus guten Gründen heraus und nach ihrem Gewissen gehandelt haben. Ich habe P. Sembianti geantwortet (ich erhielt die Nachricht am Mittag und beantwortete seinen Brief gleich um drei Uhr nachmittags), dass sie gut gehandelt haben und dass ich ihnen von Herzen danke. Das habe ich jedoch nicht aus Überzeugung geschrieben, sondern in verba magistri, da ich in jenem Augenblick von der Autorität des Kardinals und von der Hochachtung, die ich für meinen P. Sembianti und seine beiden Ratgeber habe, wie geblendet gewesen bin.


[7099]

Aber erwarten, dass sich Virginia eine so schmerzliche und unerwartete Nachricht von der Entlassung und der wahrscheinlichen, ewigen Verdammnis eines Bruders, der ihr viele Tränen und Opfer abverlangt hat, passiv anhört; erwarten, dass sie nicht reagiert, sich zufrieden zeigt, den Urhebern einer so sonderbaren, wenn auch berechtigten Entscheidung dankt; dass man aus der Verwirrung und Erschütterung von Virginia wegen ihres großen Unglücks folgert, dass sie keinen religiösen Geist und keinen Ordensberuf gehabt habe, keinen hat und nie einen haben wird, das geht entschieden zu weit, und kann von mir nicht mit vollzogen werden. Das Urteil über Virginia von Seiner Eminenz di Canossa und von P. Sembianti ist nicht gerecht, sondern verstößt gegen die Gerechtigkeit und Nächstenliebe.


[7100]

P. Sembianti hat mir vom 16. Februar bis heute immer im gleichen Sinn geschrieben, aber ohne je etwas mit Fakten und greifbaren Gründen zu belegen, sondern mir nur sein unwiderrufliches Urteil verkündet. Von jenem Tag an (nach drei Monaten Postulatszeit) und ohne jemals zur unglücklichen Virginia ein Wort gesagt zu haben, ist sie nicht mehr zu den Übungen und den praktischen Arbeiten der Postulantinnen zugelassen worden, sondern sich selbst überlassen worden. Seitdem weint sie ständig und schreibt mir, dass sie sich eher den Tod herbeiwünscht, als in einer so schmerzlichen und untragbaren Situation zu leben.


[7101]

Eure Eminenz kennt das Urteil Seiner Eminenz di Canossa und von P. Sembianti über Virginia.

Wie lautet nun das Urteil der Generaloberin der Frommen Mütter des Negerlandes und Oberin des Mutterhauses von Verona, Mutter Maria Bollezzoli, über Virginia, das Seine Eminenz di Canossa nicht eingeholt oder in Betracht gezogen hat, wie er mir in Beilage III selbst versichert hat?... Die Generaloberin hat mir, seitdem Virginia im vergangenen November ins Postulat von Verona aufgenommen worden ist, sechzehn Briefe geschrieben. In neun Briefen erwähnt oder berichtet sie mir über Virginia, aber ohne sie groß zu loben. Sie ist eher wortkarg und zurückhaltend, da sie weiß, wie Seine Eminenz di Canossa und P. Sembianti über sie denken.


[7102]

Mutter Maria Bollezzoli ist eine fromme Frau mit gesundem Menschenverstand, sie ist scharsinnig, aber schüchtern, demütig, traut sich sehr wenig zu und verhält sich äußerst respektvoll den unmittelbaren Oberen und besonders Seiner Eminenz gegenüber, was so weit gehen kann, dass sie auf ihr eigenes Urteil verzichtet, um sich ihren Oberen anzupassen. Anhand dieser wenigen und kurzen Briefe der Generaloberin über Virginia, die ich Eurer Eminenz als Beilage V schicke, können Sie sich überzeugen, dass das Urteil der Generaloberin dem von Seiner Eminenz und P. Sembianti diametral entgegengesetzt ist. Ich zitiere einige kurze Abschnitte, denn ich möchte Eure Eminenz nicht zu sehr langweilen.


[7103]

Am 16. Dezember 1880 hat mir die Mutter Oberin geschrieben:

(Beilage VII)

„Diese guten Töchter sind alle hervorragend, gesund und fröhlich, Virginia nicht ausgenommen, die manchmal erheiternde Kurzgeschichten erzählt. Alle beten für die Gesundheit und ein langes Leben ihres Hochwürdigsten Vaters und sehnen sich danach, sich ihren Schwestern auf dem großen Arbeitsfeld anschließen zu können. “Daraus ist klar ersichtlich, dass Virginia ein gutes Mädchen ist, mit den anderen betet und es eilig hat, bei ihren Schwestern in Afrika zu sein, die sich bereits auf dem Schlachtfeld befinden.“


[7104]

Am 25. Januar dieses Jahres hat mir Mutter Oberin geschrieben:

(Beilage VIII)

„Virginia ist glücklich und redet auch freundlich mit P. Rektor, was mich sehr freut. Seit dem 3. dieses Monats erhalten sieben gut ausgebildete Kandidatinnen Arabischunterricht. Ich hoffe, dass sie ihrer Lehrerin Ehre machen.“

Hier folgt als Beilage IX ein Brief, in dem mir Mutter Oberin erzählt, dass P. Rektor Virginia die Nachricht von der Abreise ihres Bruder Giorgio nach Syrien mitgeteilt hat, ohne dass er sich vorher von seiner Schwester verabschieden konnte. Das ist die erste und einzige Klage der Oberin über Virginia, seitdem diese in Italien weilt.


[7105]

Und wie lautet diese Klage? Die Oberin sagt, dass sich Virginia in jenem schrecklichen Augenblick dem Rektor gegenüber nicht gut verhalten, ihm nicht besonders respektvoll geantwortet und ihm ihr Misstrauen gezeigt habe. Ganz vertraulich gesagt, Virginia verhält sich auch ihr gegenüber stur, wenn sie ihr helfen will, gewisse, negative Vorurteile abzulegen (es ist unmöglich, dass Virginia die negativen Vorurteile P. Sembianti gegenüber ablegt, der schon vom ersten Tag an, an dem er sie gesehen hat, in Wort und Tat gegen sie eingestellt gewesen ist, wie ich oben dargelegt habe). Die Oberin hingegen hat immer größtes Interesse für Virginia gehabt und bittet mich, ihr zu schreiben und zu helfen, damit sie sich wieder beruhigt.


[7106]

„Verona, 16. Februar 1881. Mit schwerem Herzen schreibe ich diesen Brief, denn ich muss Ihnen einige nicht besonders erfreuliche Nachrichten mitteilen, aber es ist meine Pflicht, die ich erfüllen muss.

In diesen Tagen hat sich Virginia dem Rektor gegenüber nicht gut benommen, ihm in unfreundlichem Ton geantwortet und ihr Misstrauen kundgetan. (Mein Gott! Kann Virginia in P. Sembianti ihr Vertrauen setzen?). Im Vertrauen gesagt, sie verhält sich auch mir gegenüber etwas bockig, da ich ihr zu helfen versuche, gewisse Vorurteile dem Rektor gegenüber abzubauen, über den sie sich nicht positiv äußert. Keine andere weiß etwas davon, aber ich möchte Eure Exzellenz darauf aufmerksam machen, damit Sie mit Ihrer angeborenen Nächstenliebe Virginia beruhigen können. Ich ermahne sie, demütig zu sein, aber… sie lässt sich nicht viel sagen (Eure Eminenz werden aus der nächsten Beilage erfahren, dass sie sich sehr wohl verdemütigt, gebeugt und wenige Tage später um Entschuldigung gebeten hat). Mögen Eure Exzellenz in dieser Angelegenheit um Gebete bitten, hier bemühe ich mich darum. Ich beende den Brief gleich, denn ich erhoffe mir viel von Ihren eifrigen Gebeten. Viele Kreuze lasten auf uns, aber auch der göttliche Beistand fehlt uns nicht.

Ihre demütige Dienerin Maria Bollezzoli“.  


[7107]

Am 14. März hat mir Mutter Oberin geschrieben (Beilage X), dass sich Virginia, obwohl sie wegen der Abreise ihres Bruders nach Syrien noch traurig ist, in Demut gebeugt und den Rektor auf den Knien um Verzeihung gebeten hat, zur großen Zufriedenheit der Oberin, die sich für Virginia sehr interessiert und ihr zugetan ist.

„In diesen Tagen hat sie nach dem Rektor gefragt, der sie dann bereitwillig besucht hat. Sie hat ihn mit guten Manieren empfangen. Dann hat sie ihn noch einmal treffen wollen, ihm für alles gedankt und ihn um Entschuldigung gebeten. Er hat sich darüber sehr zufrieden gezeigt. Auch ich habe mich über diesen Akt der Demut sehr gefreut, denn das kann für Virginia nur von Vorteil sein. Sie ist jetzt gut aufgelegt und zu allen nett.


[7108]

Am 19. April hat mir die gleiche Oberin wieder geschrieben (Beilage XI):

„Ich habe mit dem Schreiben dieses Briefes einige Tage gewartet in der Hoffnung, Eurer Exzellenz tröstliche Nachrichten geben zu können. Ich habe mich nicht getäuscht, denn Gott hat meine Bitte erhört. Gestern haben Virginia und ich uns länger mit P. Rektor unterhalten, der wirklich mit väterlicher Liebenswürdigkeit mit Virginia gesprochen hat. Sie hat gekonnt und vornehm geantwortet. Ich bin sehr glücklich darüber, denn ich hatte mir Sorgen gemacht wegen ihres etwas spröden Benehmens. Ich will hoffen, ja ich bin sicher, dass sie sich auch weiterhin so benimmt und dadurch zufriedener wird. Beruhigen auch Sie sich, Exzellenz, und ermutigen Sie Virginia, sich liebenswürdig zu zeigen, was ihr nur nützlich sein wird. Ich kann nur wenig tun, werde aber mit Entschiedenheit ausführen, was ich tun kann. Denn das Wohl von Virginia, die noch jung ist und noch viel im Weinberg des Herrn arbeiten kann, ist mir wichtiger als das meine.“


[7109]

Wenn meine Generaloberin (die sehr zurückhaltend und nachdenklich ist) so weit geht und erklärt, dass ihr Virginias Wohl mehr als ihr eigenes am Herzen liegt, da sie im Weinberg des Herrn noch  viel arbeiten kann, dann muss Eure Eminenz aus dieser schönen Aussage schließen, dass die Generaloberin von Virginia eine hohe Meinung hat, sie schätzt, von ihr überzeugt ist und deswegen das Urteil der Generaloberin über Virginia dem vom Kardinal di Canossa und P. Sembianti diametral entgegengesetzt ist. Das Interesse an der Mission und das Wohl Zentralafrikas sind die Gründe, warum ich mich für diese großartige Mitarbeiterin einsetze, die im Weinberg des Herrn noch viel arbeiten kann. Ich würde eine Dummheit begehen, wenn ich anders handelte, denn Virginia ist fähig, folgsam, gesund, hat Opfergeist und heroischen Mut, für Christus und Afrika zu sterben, was ich während der sechs Jahre, die sie unter meiner Jurisdiktion hier in Afrika gearbeitet hat, mit eigenen Augen feststellen konnte.


[7110]

Als mir P. Sembianti im Brief vom 16. Februar (Beilage VI) von der Unterredung mit Virginia nach der plötzlichen Abreise von Giorgio nach Syrien und von seinem negativen und erschreckenden Urteil über sie berichtet hatte, dass nämlich Virginia für keine Ordensgemeinschaft berufen sei, die einen guten Geist hat und ein geregeltes Leben führt (Virginia hat zwanzig Jahre lang zur vollen Zufriedenheit der General- Provinzial- und Hausoberin zur Kongregation der Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung gehört), habe ich Virginia geschrieben, sie soll sich für die Abreise von Verona vorbereiten, da sie dort unter der Last von solch negativen Urteilen von Seiten Seiner Eminenz und P. Sembianti nicht ruhig leben kann (natürlich habe ich ihr das nicht gesagt) und dass ich ihr im nächsten Schreiben den Ort angeben werde, wohin sie inzwischen gehen kann.


[7111]

Als ich ihr von meinem Versprechen schreiben wollte, habe ich darüber nachgedacht, wohin ich sie schicken könnte und wusste nicht, wie das Problem zu lösen wäre. Ich hatte Angst, sie nach Beirut zu ihrer schismatischen Familie zu schicken wegen der Gefahr, verloren zu gehen; ihre Familie wollte sie ständig zurück haben, und ihr Bruder, der in so unguter Weise und plötzlich von Verona weggeschickt worden war, wird sicher nicht positiv von der Nächstenliebe der Katholiken von Verona gesprochen haben. Sie in ein anderes Institut schicken? aber wie könnte ich sie von Afrika aus empfehlen, nachdem sie in Verona abgelehnt worden ist, und bereits einer anderen Ordensgemeinschaft angehört hat? Sie in ein Beginenhaus schicken, wie P. Sembianti vorschlägt, aber dort würde sie aus Verdruss sterben. Das ist nicht ihre Berufung.


[7112]

Ich gestehe, Eminenz, dass ich tagelang Fegefeuerqualen erduldet habe und keinen Entschluss fassen konnte. Ich habe mich dann im Vertrauen an die Provinzoberin von Zentralafrika, Mutter Teresa Grigolini, gewandt. Sie ist in jeder Hinsicht eine der hervorragenden Frauen, die Virginia nie gesehen hat, aber alle ihre Tugenden, Fähigkeiten, erlittenen Qualen, ihren Mut, ihre Opferbereitschaft und besonders ihre Güte kennt. Sie weiß, dass ihre Oberinnen Vieles mit ihr vorgehabt hatten. Sie sagte zu mir: „Beruhigen Sie sich, Monsignore. Alle diese Widersprüche sind zum Wohl jener großen Seele, die in Afrika und Verona viel gelitten hat und zum Nutzen unserer heiligen Mission verfügt worden sind, die Virginia auf diese Weise früher zurückerhalten wird. Ich selbst werde dem Bischof und dem Rektor schreiben, damit sie Virginia ohne Zögern ins Vikariat ziehen lassen. Ich werde die volle Verantwortung über Virginia, ihr Verhalten, ihr Noviziat und über alles übernehmen. Ich werde veranlassen, dass auch Sr. Vittoria (Sr. Vittoria Paganini ist die Oberin unserer Gemeinschaft von Khartum, eine tugendhafte und fähige Frau, eine wahre Missionarin und tüchtige Oberin), die sich nach Virginia sehnt, an den Bischof und den Rektor schreibt. Ich bin sicher, dass Virginia eine gute Schwester wird, denn hier wird sie sich in ihrem Element befinden und soll ihre große Tätigkeit entfalten.


[7113]

Sollte uns das aber nicht gelingen, weil sie wegen der vielen Widrigkeiten oder aus anderen Gründen ihren religiösen Geist verloren hat, werde ich ganz offen mit ihr reden und Eure Eminenz bitten, sie in eine andere Mission zu schicken. Manchmal können Leiden und Kreuze so schwer drücken, besonders wenn ein Trostengel wie Eure Eminenz fehlt, um den Geplagten Mut zu machen, dass jemand die Orientierung und den ersten Eifer verliert, schwach wird und aufgibt. Ich hoffe, dass Virginia das nicht passieren wird. Beten wir und vertrauen wir auf das Herz Jesu, die Muttergottes und den hl. Josef, die uns nie verlassen haben.“


[7114]

Die obigen Worte haben mich getröstet, denn das wäre eine praktische und für Virginias Berufung  angepasste Lösung. Ich habe mich damit zufrieden gegeben und die beiden Oberinnen eingeladen, in diesem Sinn zu schreiben. Auch ich habe Seiner Eminenz geschrieben. Die negativen Antworten von Seiner Eminenz und P. Sembianti haben die beiden überzeugt, dass man in Verona leidenschaftlich gegen Virginia vorgeht und sie vom Werk ausschließen will, ob sie nun gut oder schlecht ist. Beide sind nun mehr denn je überzeugt, dass man Virginia so schnell wie möglich aus ihrer kritischen Lage in Verona befreien und sie ins Vikariat holen muss, damit sie von den beiden Oberinnen geprüft werden kann, denn sie könnte sonst den Kopf verlieren und bis zu ihrem Tod eine unglückliche Frau sein, ohne Gewinn für sich selbst noch für andere. Die Oberinnen haben die ganze Korrespondenz betreffs Virginia von Seiner Eminenz, P. Sembianti und von ihr selbst gelesen und sich darüber ihre Gedanken gemacht. Die Oberin von Khartum Sr. Vittoria Paganini, die einige Briefe von Virginia gelesen hatte, hat mir daraufhin gesagt: „Virginia muss eine große Seele sein, offen und ehrlich. Es ist sonnenklar, dass ihre einzige Sehnsucht Afrika ist. Es wäre grausam und falsch sie aufzugeben, man muss vielmehr schnell handeln.“


[7115]

Den Vorschlag der beiden Oberinnen und besonders den der Provinzoberin Mutter Grigolini werde ich Eurer Eminenz am Ende meines Berichtes im Namen der Gerechtigkeit und Nächstenliebe unter Tränen und Seufzen als Bitte vorlegen. Möge Gott die demütige Bitte erhören! Meine Generaloberin von Verona, die mir kürzlich geschrieben hat, wird Ihnen die Provinzoberin von Zentralafrika Mutter Teresa Grigolini vorzustellen (die sich in Kordofan aufhält), (Beilage XII).


[7116]

Meine Generaloberin hat mir am 21. Mai von Verona geschrieben:

„Ihr geschätzter Brief vom 13. April hat mich getröstet, als ich vom guten Verhalten von Sr. Teresa Grigolini gehört habe. Ja, Exzellenz, Sr. Teresa ist wirklich eine große Seele. Sie ist von der Gnade Gottes geformt worden und ist sich ihrer erhabenen Berufung voll bewusst. Ich bekenne, dass sie mir bei unserer ersten Begegnung eine Art Verehrung eingeflößt hat, so dass ich ihr lieber dienen würde als… Nachdem sie sich jetzt auf dem Tätigkeitsfeld befindet, für das sie von der Vorsehung ausgewählt worden ist, und ihren großen Eifer voll entwickelt kann, kann ich mir gut vorstellen, was aus ihr geworden ist. Oh! Was für eine großherzige Seele! Könnte ich sie wenigstens von der Ferne aus nachahmen! Aber für mich ist die Zeit bereits abgelaufen und mir bleibt nur noch eine fruchtlose Reue.“ Meine Generaloberin, die so spricht, ist erst 54 Jahre alt.


[7117]

Nach ihrer Rückkehr aus Kordofan und Ghebel Nuba wird Mutter Teresa Grigolini nach Kairo reisen, um jene Gemeinschaft nach den Vorstellungen und Wünschen des neuen Apostolischen Delegaten Msgr. Anacleto auszurichten und sich mit ihm zu besprechen. Anschließend wird sie geschäftehalber nach Verona fahren und die Oberin Metilde Corsi nach Kairo bringen, die für die Hauptstadt vorgesehen ist. Diese ist in Verona zurückgehalten worden, um der Generaloberin zur Seite zu stehen. Es ist auch ein Besuch in Rom geplant, damit ihr der Trost gewährt wird, die Füße des Heiligen Vaters zu küssen, und mit Eurer Eminenz über die schwierige aber äußerst wichtige und notwendige Mitarbeit der Schwestern im Apostolat von Zentralafrika zu sprechen. Dabei kann meine tüchtige Oberin die weisen Antworten und Unterweisungen von Eurer Eminenz über das Vorgehen entgegennehmen. Eure Eminenz können der Provinzoberin von Zentralafrika alle jene Empfehlungen für Virginia anvertrauen, die sie für opportun halten. In Verona nimmt man immer mehr Anstoß daran, dass ich mich mit so viel Interesse um Virginia annehme. Aber ich würde für jede Schwester, auch die einfachste, das Gleiche tun, wenn sie solchen Widerständen ausgesetzt wäre und so ungerecht behandelt würde wie Virginia, denn das ist meine Pflicht, die mir die Gerechtigkeit und Nächstenliebe auferlegen.


[7118]

Ich merke jetzt, dass ich zu ausführlich geworden bin. Ich kehre nun wieder zum Thema zurück. Nachdem P. Sembianti Virginia die Abreise ihres Bruders nach Syrien mitgeteilt hatte und nach seinem endgültigen Urteil, dass Virginia in keiner geregelten Ordensgemeinschaft (sic) leben kann, habe ich ihr geschrieben, sie soll sich für die Abreise von Verona bereit halten. Im Brief vom 16. Februar (Beilage VI) hat mir Virginia auch geschrieben, dass sie unglücklich sei und sich verlassen fühle, da Seine Eminenz und P. Sembianti sie nicht als Schwester in unserem Institut haben wollen, und sie deshalb Tag und Nacht weint. Sie hat die Generaloberin darüber informiert, die mir ganz bestürzt am 26. April folgenden Brief (Beilage XIII) geschrieben hat, den ich Ihnen beilege.


[7119]

„Ihr geschätzter Brief vom 15. März hat mich überrascht und bestürzt, als ich von Ihrer Angst für Virginia und Ihrem Beschluss erfahren habe.

Es stimmt, dass Virginia wegen der Abreise ihres Bruders gelitten hat. Aber ich habe alles versucht, sie zu trösten (alles in Ordnung, aber inzwischen läuft der Bruder Gefahr, ewig verloren zu gehen. Virginia hat also allen Grund zum Weinen). Wie Sie schon aus einem anderen Brief von mir erfahren haben, hat Virginia anschließend mit dem Rektor gesprochen und sich dann gelöst und bis heute liebenswürdig gezeigt.


[7120]

Gestern hat sie eine Stunde lang mit dem Rektor gesprochen. Ich habe sie dann zufrieden angetroffen (sic). (Der Rektor tut das alles, um der Oberin einen Gefallen zu tun, aber in Übereinstimmung mit dem Kardinal hat er über Virginia bereits das endgültige Urteil gefällt). Daher bitte ich Eure Exzellenz aus ganzem Herzen, sich zu beruhigen, denn der Fall ist nicht so wie Sie ihn sich vorstellen. (Aber inzwischen haben die beiden sowohl die Oberin als auch Virginia fest im Griff und Kardinal di Canossa hat über Virginia an Eure Eminenz geschrieben, was er eben geschrieben hat. Virginia ist nach deren Sicht verdorben. Aber ich werde diese Ungerechtigkeit und Grausamkeit nie auf sich beruhen lassen, auch wenn es mich das Leben kosten sollte. Das Herz Jesu wird jenem unglücklichen und unschuldigen Opfer helfen, das eine solche Behandlung nie verdient hat).


[7121]

Hier wird sie von allen geachtet und das Wenige, das ich tun kann, usw. Der Rektor will, dass ich in einigen Tagen eine Spazierfahrt nach Trient mache und Virginia mitnehme, was ich sehr gerne tue. Trösten Sie Virginia, schreiben Sie ihr ab und zu einen Brief und versichern Sie ihr, dass ihr alle wohlgesinnt sind.“

Das ist alles schön und gut. Aber wie wird man sie achten und sie wohlwollend behandeln, sobald bekannt wird, dass die Kandidatinnen, die nach ihr eingetreten sind, ins Noviziat aufgenommen werden, sie aber nicht, weil der Rektor und seine Eminenz dagegen sind? Sie wollen sie loswerden.


[7122]

Die Oberin ist bestürzt, da ich Virginia geschrieben habe, sie soll sich für die Abreise von Verona bereithalten. Die Oberin hat auch an meinen Vater geschrieben (das muss P. Sembianti eingefädelt haben, um die ganze Angelegenheit noch mehr zu erschweren und zusätzliche Beweise in der Hand zu haben, dass Virginia keine Berufung hat). Sie hat ihm auch mitgeteilt, dass ich der Oberin geschrieben habe, dass Virginia unglücklich ist und Tag und Nacht weint. Hier folgt der entsprechende Brief (Beilage XIV) vom 15. April.

„Sehr geehrter Herr,

Ich weiß nicht, was Virginia an Monsignore geschrieben hat, das ihn in solche Bestürzung versetzt hat. Er schrieb mir, dass sie unglücklich ist und Tag und Nacht weint, dass sie von allen beobachtet wird (natürlich, da sie nicht mehr mit den anderen zu den Unterweisungen zugelassen wird. Sobald bekannt wird, dass sie auch nicht eingekleidet wird, wird man sie noch genauer beobachten). Deswegen hat er beschlossen, sie wegzunehmen.


[7123]

Virginia hat unter der Abreise des Bruders gelitten. Ich habe aber immer versucht, sie zu beruhigen, so dass sie sich nach einigen Tagen wirklich gelöst und fröhlich gezeigt hat und zwar bis heute. Sie wird von allen geachtet (Virginia hat mir geschrieben, dass sie mit der Oberin und allen anderen sehr zufrieden ist und alle sie als Schwester betrachten, aber Seine Eminenz und der Rektor wollen sie weder als Schwester noch als Missionarin: hat sie also keinen Grund zum Weinen?) Als ich sie gestern nach dem Empfang des Briefes von Ihrem Hochwürdigsten Sohn tief bestürzt angetroffen habe, wo er ihr sein Vorhaben mitteilt, dass sie Verona verlassen wird (Virginia weiß noch nicht, wohin ich sie schicken werde), habe ich ihr geraten, Ihnen zu schreiben und bei Ihnen Rat zu holen. Ich möchte Sie auch persönlich bitten, ihr alles mitzuteilen, was Ihnen Ihre Liebe und Klugheit eingibt, denn die Zeit drängt, usw.“ Da der Rektor sehr wohl weiß, dass mein Vater durch die Lügen des Landarbeiters Giacomo hinters Licht geführt, wie ich schon gesagt habe, oder durch das, was ihm der inimicus homo weisgemacht hat, von Virginias Reise nach Afrika nicht begeistert ist. Und da er zudem meine Oberin und ihn (P. Sembianti) als zwei heilige Menschen betrachtet, was auch stimmt, kennt er auch bereits den Rat, den mein Vater Virginia geben wird, nämlich ihr ganzes Leben in Verona unter der Leitung der zwei heiligen Personen zu verbringen: der Oberin und von P. Sembianti.


[7124]

Ich habe das Institut nicht gegründet, damit die Schwestern in Verona sitzen bleiben und noch weniger jene, die mutig, gesund und eifrig sind und wie Virginia die Sprache gut kennen, sondern damit sie nach Afrika gehen und jene unglücklichen Heiden bekehren, die von Gott keine Ahnung haben.

Ich möchte hier noch einmal erwähnen, was sowohl mein Vater dem P. Sembianti als auch P. Sembianti mir geschrieben hat, dass nämlich Virginia auf die Frage von Seiner Eminenz und P. Sembianti, ob sie bereit sei, ihr ganzes Leben im Institut von Verona zu verbringen, mit einem ganz klaren Nein geantwortet hat. Mein Vater hat daran Anstoß genommen und P. Sembianti erneut betont, dass sie keinen Berufung  hat.


[7125]

Aber wenn Virginia ungut, unruhig und misstrauisch ist, usw., warum schlägt man ihr dann vor, immer in Verona, im Mutterhaus zu bleiben und als Vorbild zu dienen, wo doch keine Plagegeister, Unruhestifter und Misstrauische wohnen sollen, usw.? Virginia hat gut daran getan, ein absolutes Nein auszusprechen. Wie kann sie unter der Leitung von P. Sembianti glücklich sein, der doch von allem Anfang an, als er noch gar nicht Rektor meines Instituts war und Virginia nie außerhalb der Gemeinschaft gesehen hatte, gegen sie eingestellt gewesen und ihrem Ordensberuf feindlich gegenübergestanden ist?


[7126]

Ich habe, Eminenz, noch vier weitere Briefe von der Oberin, in denen sie mir beteuert, dass Virginia gut ist und sich wohl fühlt, von allen geachtet wird und beliebt ist und die Oberin selbst Virginia liebt und hochschätzt und mehr für sie als für sich selbst tut, da Virginia noch viel Gutes tun und im Weinberg des Herrn arbeiten kann, sich um Virginia annimmt, usw. Ich fürchte, Eminenz, dass ich Sie ermüde und schon langweile.

Ich werde Ihnen noch eine Zusammenfassung meiner Antwort auf den Brief von Seiner Eminenz di Canossa vom 26. Mai schicken (Beilage III).


[7127]

Ich bin bereit, auf jede Rüge zu antworten, die mir Eure Eminenz erteilen könnte oder Seine Eminenz di Canossa oder P. Sembianti mir erteilt haben.

Ich glaube aber, dass ich Ihnen auf diesen Seiten das Erforderliche gesagt und mit Beweisen und Zeugnissen dokumentiert habe, so dass sich Eure Eminenz über die Causa Virginia als gut informiert betrachten kann. So darf ich jetzt das Schreiben abschließen:


[7128]

Das Urteil von Seiner Exzellenz und P. Sembianti über Virginia (das verschieden ist von jenem meiner Generaloberin von Verona und dem meinen diametral entgegengesetzt) beruht nicht auf wahren Begebenheiten, sondern ist gebildet und gefällt worden, ohne entsprechende Beweise und berechtigte Motive zu erbringen, über die man mich hätte informieren müssen. Zum Beispiel: Seine Eminenz und P. Sembianti behaupten, dass Virginia eine Unruhestifterin ist. Was hat sie denn eigentlich verbrochen, um ein solches Urteil zu verdienen? Sie hätte das Institut, die Gemeinschaft und die Ruhe der anderen gestört. Die Generaloberin hingegen sagt, dass sie froh und zufrieden ist, geachtet und geschätzt wird und ihr alle wohlwollend begegnen. Die beiden sagen, Virginia sei launenhaft: Ihre Lebensgeschichte jedoch zeigt, ich habe sie für Eure Eminenz kurz umrissen, dass sie in ihrem 14. Lebensjahr, als man sie aus dem Kloster von Saïda herausgeholt und sie sechs Jahre bei ihrer Familie gewohnt hatte, um sie mit einem jungen Mann zu verheiraten, der sie jeden Tag besuchte, bei Nacht von daheim weggelaufen ist, um Ordensschwester zu werden. Sie ist diesem Ideal bis heute treu geblieben und fühlt sich nun unglücklich, weil man sie daran hindern will.


[7129]

P. Sembianti behauptet, dass Virginia verlogen ist, sagt aber nicht um welche Lügen es sich handelt, wo, wann und bei welcher Gelegenheit sie gelogen, wen sie belogen hat. Er sagt, dass sie misstrauisch ist. Das stimmt, aber nur ihm gegenüber, da er ihr von allem Anfang an und bis heute genügend Gründe geliefert hat, ihm zu misstrauen, und ihr klar zu verstehen gegeben hat, dass er gegen sie ist, sie weder im Institut noch in der Mission haben will und sich ihrem Lebenswunsch und Verlangen entgegenstellt. Er behauptet, dass sie sich nicht vollends den Oberen anvertraut. Ihm vertraut sich Virginia sicher nicht voll und ganz an. Weiß sie doch gut, dass ihr Schicksaal nicht von der Oberin, der sie sich ganz anvertrauen würde, sondern von P. Sembianti abhängt. Sie hat keinen Beweggrund, sich ihm anzuvertrauen, denn ehe er sie kennengelernt hat, hat er sich schon ihrem Lebens- und Herzenswunsch, sich Gott für die Mission in Afrika zu weihen, entgegengestellt. Sembianti sagte auch, sie sei falsch.


[7130]

Als ich diese Zeilen den Missionaren, die sie kennen, vorgelesen hatte, haben sie laut aufgelacht und gesagt, dass Virginia sicher auch ihre Fehler hat, aber auf keinen Fall die Untugend der Falschheit. D. Giovanni Battista Fraccaro, ein gewissenhafter Mann und erfahrener Missionar, den ich von Kordofan nach Khartum mitgebracht habe, um ihn zum Generalvikar zu ernennen, ist der Obere jener Station gewesen zu der Zeit, als Virginia dort war, und hat mit ihr über ein Jahr lang zusammengearbeitet, meinte in padovanischem Dialekt: „Sembianti hat wohl verschleierte Augen“. Sembianti sagt auch, dass Virginia unruhig und ungeordnet ist. Dabei bezieht er sich auf jenen Augenblick, als Virginia bei der Nachricht, dass ihr Bruder weggeschickt worden war, geweint hat. Die Oberin jedoch behauptet das genaue Gegenteil. Die Mitschwestern im Kloster würden sie nicht so schätzen und ihr nicht so wohlgesinnt sein, wie die Oberin in den Beilagen, die ich Ihnen geschickt habe, öfters betont, wenn das alles wahr wäre.


[7131]

Seine Eminenz di Canossa sagt, dass Virginia für die Mission ein Übel darstellt. Er behauptet das in Verona, ohne irgendeinen Beweis zu liefern. Meine Oberinnen von Afrika, die vor Ort sind und den Heroismus von Virginia kennen, den sie in äußerst kritischen Situationen von Todesfällen, Krankheiten, Hungersnot usw. gezeigt hat, hingegen sagen, dass sie ein wahrer Segen für die Mission wäre. Deswegen haben sie mehrere Male an Seine Eminenz und an P. Sembianti geschrieben und gebeten, Virginia nach Afrika zu schicken. Sie würden die volle Verantwortung über sie übernehmen. Verdient es Mutter Teresa Grigolini, dass man ihr Virginia mit Verachtung verweigert, was Seine Eminenz und P. Sembianti sich geleistet haben? Die beiden Oberinnen möchten Eure Eminenz um Virginia bitten: ich habe ihnen aber gesagt und geantwortet, dass sie beten und Gott und Rom walten lassen sollen. Rom hat das Licht des Heiligen Geistes.


[7132]

Das Gleiche gilt für alle anderen Anklagen, so vom Herrn verfügt, die P. Sembianti mit Hilfe seiner Fantasie erfunden hat. Er ist von Natur aus misstrauisch. Ich habe das bei vielen Gelegenheiten gemerkt. Er ist ein Schwarzseher (wie aus Beilage VI hervorgeht), zieht unlogische Folgerungen, usw., obwohl er als Priester ein heiliges Leben führt und mit Eifer und Umsicht für meine Institute sorgt, was mich beeindruckt und mir Trost bereitet. In der Angelegenheit von Virginia jedoch werden wir nie zusammenkommen. Um mich seinem Urteil anzugleichen, müsste ich mein Gewissen vergewaltigen, weiß als schwarz und Lüge als Wahrheit hinstellen, Tugend als Sünde. Ich bin ein kompetenterer Richter als er. Soll man wegen der Sturheit von P. Sembianti Virginia zugrunde richten? Nein, nie und nimmer!


[7133]

Ich habe immer Seelen gerettet und keine einzige verloren. Virginia muss in ihrem Beruf heilig werden und noch viele Seelen retten. Man muss sie also von der Aufsicht und der Jurisdiktion von P. Sembianti befreien und sie einer anderen Person anvertrauen, um sie zu prüfen und ihren Beruf feststellen. 


[7134]

Schließlich erklärt Seine Eminenz di Canossa auch, wie aus seinem Brief, Beilage III, hervorgeht, dass er vor seinem negativen Urteil über Virginia in Beilage III weder mit P. Sembianti (sic, das ist eine reine Lüge) noch mit Mutter Oberin gesprochen hat, sondern ganz unabhängig das Urteil spricht anhand dessen was er selber beobachtet hat. Wie begründet Seine Eminenz das befremdende und negative Urteil? Öffnen Sie seinen Brief Beilage III und lesen Sie. Das Urteil Seiner Eminenz beruht auf zwei Punkten:


[7135]

1. Auf gelegentlichen Andeutungen von anderen.

 2. Auf Aussagen von D. Tagliaferro, der laut Seiner Eminenz nicht besonders würdig ist und Virginia nicht gut gesinnt war, da sie ihn auf gute Weise und als wahre Missionarin aufgefordert hat, sich als Priester zu kleiden und nicht wie ein Bauer herumzulaufen, in die Kirche zu gehen und Gottesdienste zu feiern wie andere Priester, denn später würde es zu spät sein, da er bereits 74 Jahre alt ist.


[7136]

Aufgrund dieser zwei Argumente schreibt mir Seine Eminenz di Canossa mit unglaublicher Gedankenlosigkeit, der ich doch auch Bischof und bereits 50 Jahre alt bin, die Welt kenne und Virginia sechs Jahre in Zentralafrika beobachtet habe (eine junge Schwester, die sechs Jahre lang in Zentralafrika inmitten von Krankheiten, Hunger, Durst, usw. im Apostolat gearbeitet hat, grenzt an ein Wunder: sechs Jahre lang in diesem schwierigen Weinberg zu arbeiten, erheischt einen höheren Tugendgrad als zwanzig Jahre im Orient, Ägypten oder Europa tätig zu sein). Auf diesen zwei äußerst schwachen Punkten baut Seine Eminenz di Canossa sein negatives Urteil über Virginia auf und teilt es mir schriftlich mit. Nachdem ich mit der Gnade Gottes geleistet habe, was ich geleistet habe, kann ich doch nicht blöd sein. Seit zwei Monaten, Eminenz, denke ich über dieses befremdende Vorgehen von Seiner Eminenz zum Schaden einer Seele nach, für die Christus sein Blut vergossen hat, einer christlichen Jungfrau, die so viele…

[die folgenden vier Zeilen sind gelöscht worden]

… Verdienste um Zentralafrika, wo ein nur normales Tugendstreben nicht genügt, sondern heroischer Tugendgrad verlangt wird, um sechs Jahre lang inmitten von außergewöhnlichen Beschwerden wie Epidemien und Hungersnot auszuhalten. So solide, großherzige und erhabene Berufungen sind selten. Angesichts einer solchen Vorgangsweise von Seiten Seiner Eminenz bin ich ganz verblüfft und erstaunt. Es ist nicht das erste Mal, dass er so handelt. Aber genug davon!


[7137]

Nachdem ich inständig gebetet und mir bei einem weisen Ordensbischof Rat geholt hatte (denn als Ordensmann verteidigt er die Rechte und Interessen des Ordens oder der Kongregation, als Bischof schützt er die Rechte der Kirche und die Interessen der Gläubigen), habe ich vor zwei Jahren Virginia in meiner Mission von Zentralafrika aufgenommen und die Oberin benachrichtigt, die aufgejubelt hat. Ich habe diese Entscheidung im Gewissen und um eines heiligen Zweckes willen getroffen, mit vollem Recht und dank der Vollmacht, die mir als Apostolischem Vikar der Mission, als Gründer und Generaloberem meiner Institute, die Zentralafrika zu Diensten sind, zusteht.


[7138]

Virginia hat nach ihrer Aufnahme in der Mission, die sie gründlich kennt, mit großem Eifer unter der Leitung meiner Schwestern von Afrika ihre Vorbereitung begonnen. Von ihren eigenen Mitschwestern der Kongregation des hl. Josef hatte sie von ihnen viel Gutes gehört, denn sie hatten sie in Khartum und in Kairo kennen gelernt, da sie mit ihnen drei Monate in Kairo und einen Monat in Khartum beisammen gewesen waren. Virginia ist nur zufällig und vorübergehend nach Verona gekommen, um Arabisch zu unterrichten, bis das Institut selbst über qualifizierte Lehrerinnen verfügt. Sie sollte das Noviziat meiner Kongregation nicht in Verona machen, da sie sich bereits in der sengenden, afrikanischen Sonne bewährt hat, sondern in Khartum oder Kordofan unter der Leitung meiner ausgezeichneten Oberinnen Teresa Grigolini und Vittoria Paganini. Während diese Virginia im Geiste der Kongregation ausbilden, kann sie gleichzeitig als Arabischlehrerin der Mission von großem Nutzen sein.


[7139]

Soll ich nun, Eminenz, auf meine Rechte und Pflichten als Apostolischer Vikar und Gründer meiner Institute verzichten? Soll ich meine Pflichten und heiligen Versprechen einer Person gegenüber vernachlässigen, die mir ihr ganzes Vertrauen schenkt und sich mit Leib und Seele für mein Werk eingesetzt hat? Soll ich P. Sembianti nachgeben, der Virginia von der Gemeinschaft der Schwestern ausschließen will, noch bevor er sie getroffen, ihre Fähigkeiten geprüft, die Leitung meiner Institute als Rektor übernommen hat, als Virginia bereits siebzehn Tage im kleinen Haus außerhalb der Gemeinschaft gewohnt hatte? Soll ich auf meine heiligen Pflichten und Rechte verzichten wegen der Sturheit eines Mannes, der die Berufung von Virginia nicht anerkennen würde, auch wenn sie vor ihm Wunder wirkte?


[7140]

Oh! Ich werde nie zurückweichen, denn man soll vor solchen Ungerechtigkeiten zum Schaden der Seelen nie klein beigeben, eher wähle ich den Tod. Nur aus Gehorsam werde ich mich zurückziehen und ich werde gehorchen, aber es wird mir das Leben kosten, denn P. Sembianti und Seine Eminenz di Canossa missachten im wahrsten Sinn des Wortes meine Würde und meinen Charakter als Bischof und Apostolischen Vikar und Gründer meiner Institute von Verona. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, um eine solche Behandlung zu verdienen. Ganz im Gegenteil, ich hoffe, dass mich Gott in gleicher Weise oder noch reichlicher belohnen wird für das, was ich für Virginia getan habe, als für die lebenslangen Mühen und den Tod zum Wohl von Nigritia.


[7141]

Ich lebe nur und habe immer nur um Seelen zu retten gelebt und nicht um sie zu verlieren wie vielleicht jene, die auf jene Art und Weise den Bruder von Virginia von Verona weggeschickt und ihn der Gefahr ausgesetzt haben, ewig verloren zu gehen. 


[7142]

Wenn ich den ungerechten Forderungen meiner Leute von Verona nachgebe, wird mir Virginia mit Recht Verrat vorwerfen, worauf sie in ihren Briefen bereits hingewiesen hat (da sie glaubt, dass ich mit P. Sembianti einverstanden bin und angeordnet habe, sie nicht als Schwester aufzunehmen). Da ich ihr großes Vertrauen in mich als Bischof, Gründer und Vater kenne, kann und darf ich sie nicht verraten. Da es ihr in Verona wegen des absoluten Widerstandes von P. Sembianti nicht gelungen ist, Schwester zu werden, habe ich die Pflicht und das Recht, sie hier im Vikariat durch Personen meines Vertrauens, die ihr gegenüber nicht wie P. Sembianti voreingenommen sind, ihre erhabene Berufung den erforderlichen Prüfungen zu unterziehen; durch Personen, die die Mission kennen und kompetente Richter sind wie meine Oberinnen Teresa Grigolini und Vittoria Paganini und Hochwürden D. Giovanni Battista Fraccaro, Oberer und zukünftiger Generalvikar. Er ist ein frommer, kluger, gerechter und aufrechter Mann. Er hat das als Oberer von Kordofan vier Jahre lang bewiesen, und auch, soweit ich weiß, sowohl in Verona als Oberer ad interim, als auch in seiner Diözese Padua sieben Jahre lang als Kurat, was aus den Informationen seines Bischofs hervorgeht.


[7143]

Sollte Virginia nach wenigstens einem Jahr Probezeit unter der genannten, unmittelbaren Leitung nicht dem Geist meiner Kongregation entsprechen (ich bin mir aber sicher, dass sie es schaffen wird), entweder weil sie durch große Leiden oder durch andere Ursachen ihren Ordensgeist verloren hat, denn manchmal kann man durch Widerwertigkeiten und Kreuze die Richtung verlieren, sollte das zutreffen, wird es meine absolute Pflicht sein, da niemand ein größeres Interesse als ich als Gründer und Initiator für den guten Fortgang meiner Institute und meiner heiligen Mission haben kann, Virginia anderswo außerhalb des Vikariats unterzubringen, denn nach einer angemessenen und nicht erfolgreichen Erfahrung in der Mission hört jedwede Verpflichtung meinerseits ihr gegenüber auf. Nur aus Nächstenliebe brauche ich ihr dann noch zu helfen, einen Platz zu finden, wo sie um ihr ewiges Seelenheil sorgen kann.


[7144]

Jetzt muss ich Virginias Rechte verteidigen nicht nur aus Gewissensgründen, sondern auch aus Dankbarkeit für die vielen Dienste, die sie mir in Zentralafrika im Verlauf von sechs Jahren ununterbrochen geleistet hat, und zwar unter äußerst schwierigen und heiklen Umständen in Zeiten von Epidemien, Hunger, Durst, Krankheiten und Sterbefällen, in denen sie mit großer Ausdauer heroische Taten der Nächstenliebe vollbracht hat, die man von ihrem Alter und von einer Frau nicht ohne weiteres erwartet, und ist drei Mal dem Tode nahe gewesen. Ich knie nun demütig vor Eurer Eminenz und flehe Sie mit Tränen und Seufzern um die Gnade an, in Verona so bald wie möglich die erforderlichen Anordnungen zu geben, Virginia meiner Provinzoberin von Zentralafrika Mutter Teresa Grigolini und mir zu übergeben, und diese Anordnung auch gleich Virginia mitzuteilen, um sie zu beruhigen und sie aus jener trostlosen Situation und zermürbenden Unsicherheit zu befreien, die, wenn auf die Spitze getrieben, traurige und beklagenswerte Folgen haben könnten; sie auch wissen zu lassen, dass meine Oberin und ich bald alles in die Wege leiten werden, damit sie vor ihrer Ausreise nach Afrika in guter und sicherer Begleitung ihre Mutter und ihre Familie in Beirut besuchen kann, um sich um das ewige Heil der Ihrigen und besonders um ihren chronisch kranken Bruder Abdalla zu kümmern, was ihr Wunsch ist.


[7145]

Ich erhebe diese demütige und innige Bitte, Eminenz, während ich mich hier auf dem Schlachtfeld befinde und der Gefahr ausgesetzt bin, jeden Augenblick für Jesus und die Heiden das Leben zu verlieren. Ich befinde mich in einem Meer von Leid und Ungemach, das mich erdrückt und meinen Geist belastet.

Vorgestern habe ich die Nachricht vom Tod meines frommen D. Mattia Moron erhalten, den ich sub titulo missionis zum Priester geweiht hatte. Er ist in Kairo an einer Lungenentzündung erkrankt und gestorben. Wir haben das Totenoffizium und den Sterbegottesdienst für seine Seelenruhe gefeiert.


[7146]

Wir hatten den Katafalk noch nicht weggeräumt, als uns die Todesnachricht von D. Antonio Dubale erreicht hat. Er war Student am Propaganda Kolleg. Er ist in El Obeid an Typhus gestorben. Gestern haben wir für seine Seelenruhe das Totenoffizium und den Sterbegottesdienst gehalten.


[7147]

Am Morgen, der Katafalk hat noch in der Kirche gestanden, hat man uns per Telegramm von Kordofan mitgeteilt, dass Sr. Maria Colpo von den Frommen Müttern des Negerlandes eines erbaulichen und beneidenswerten Todes gestorben ist. Typhus und Ruhr haben sie einer Schar von Afrikanerinnen entrissen, die sie in die Frömmigkeit und ins christliche Leben eingeführt hatte. Heute Morgen haben wir auch für ihre Seelenruhe das übliche Offizium gebetet und den Sterbegottesdienst gefeiert. Ich habe dann angeordnet, den Katafalk in der Kirche stehen zu lassen.


[7148]

Hier haben wir einen Laienbruder, der ein sehr tüchtiger Schmid ist, und den Afrikanern diesen Beruf beibringt. Er ist an Typhus erkrankt und noch nicht außer Lebensgefahr.

Dieses Jahr, zum ersten Mal seit unvordenklichen Zeiten, sieht man nach der Regenzeit keinen Tropfen Wasser in den Tiefbrunnen, deshalb müssen wir wie schon seit zehn Monaten und bis Jahresende täglich um acht bis zehn Skudi Trink- und Kochwasser kaufen. Seit zwei Jahren stelle ich fest, dass sich auch in Kordofan das Klima verändert. Deswegen muss ich mir über die notwendigen Maßnahmen Gedanken machen.


[7149]

Das ist das sehr schwere Kreuz, das wir tragen müssen. Der Gedanke jedoch tröstet mich, dass die schweren Kreuze die wahre Stütze und Absicherung der Werke Gottes sind. Zudem muss ich bekennen, dass ich mich nie so stark gefühlt habe wie heute angesichts der wahren und bewährten Missionare und Schwestern. Alle sind standhaft, solide und unerschütterlich in den Prüfungen. Wir brauchen den besonderen Segen des Heiligen Vaters und von Eurer Eminenz. Ich küsse den Heiligen Purpur.

Ihr demütiger Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar.


1125
An Die Girelli Schwestern
0
Khartum
26. 09. 1881

N. 1125 (1079) – AN DIE GIRELLI SCHWESTERN

ACR, A, c. 14/136 n. 1

Khartum, 26. September 1881

Sehr verehrte Schwestern,

[7150]

Bitte teilen Sie mir mit, wo sich eine gewisse Delfina aufhält, die in meinem Institut der Frommen Mütter des Negerlandes Postulantin war, dann nach Brescia ging, ich glaube es war im Jahr 1876, und Ihrem Wohlwollen empfohlen wurde. Meine Oberin von Khartum bittet Sie, an Delfina den beigelegten Brief zu schicken. Ich würde Ihnen für diesen Gefallen sehr dankbar sein, denn meine Oberin möchte dringend Nachrichten von ihr erhalten.


[7151]

Ich möchte Frau Bettina Vieles über den hl. Josef, das Heiligste Herz-Jesu und das Leben Jesu schreiben, von denen unsere Missionare und Schwestern von Zentralafrika jeden Tag lesen und über sie meditieren, aber jetzt habe ich keine Zeit dazu. Ich bin voller Sorgen, weil Jesus Christus es so will, der – wie die Veroneser sagen – ‚Stiele an die Kirschen gemacht hat’. Vorgestern haben wir das Totenoffizium und die Sterbegottesdienste für einen sehr frommen Missionar gehalten, der soeben verstorben ist und den ich persönlich zum Priester geweiht hatte, nämlich den aus Polen stammenden D. Mattia Moron. Noch vor dem Abbau des Katafalks hat mich die Nachricht vom Tod des Missionars D. Antonio Dubale erreicht. Er hatte in Rom an der Propaganda studiert, wurde von mir in Ostindien 1861 losgekauft und nach Verona gebracht. Er ist in El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, an Typhus gestorben. Gestern haben wir für ihn die Sterbegottesdienste gefeiert.


[7152]

Kaum hatten wir den Gottesdienst beendet, erhielt ich per Telegramm die Nachricht, dass Sr. Maria Colpo von meinem Institut der Frommen Mütter des Negerlandes in Malbes – Kordofan gestorben ist. Sie ist als Heilige und Heldin, zufrieden und glücklich wie ein neuvermähltes Paar am Hochzeitstag gestorben. Sie wurde neben einem 27 bis 30 Meter dicken Baobas Baum (Adansonia Digitata) begraben. Was tun? Heute Morgen nach dem Gottesdienst für diese glückliche Schwester aus Vicenza habe ich angeordnet, den Katafalk nicht abzubauen, denn ich erwarte weitere Liebkosungen von Jesus, der mehr Talent und Erfindergeist gezeigt hat (in einem gewissen Sinn, versteht sich), das Kreuz herzustellen als die Himmel zu schaffen. In Kordofan gebe ich seit zehn Monaten täglich 30 bis 50 Franken für schmutziges Wasser aus, um nicht zu verdursten. Zum ersten Mal seit Menschengedenken gibt es drei Monate nach der Regenzeit noch keinen Tropfen Wasser in den Tiefbrunnen. Ah! Mein lieber Jesus! Welch ein Kreuz für einen Missionsbischof! Aber, lieber Jesus, wir haben wenig Verständnis und sehen nicht über unseren Tellerrand hinaus. Könnten wir besser sehen, würden wir einsehen, warum Gott so handelt, und müssten ihn loben und preisen, denn so ist es in jeder Hinsicht gut.


[7153]

Während meines Aufenthalts bei den Nuba Stämmen, die sich noch wie Adam und Eva vor dem Sündenfall kleiden, habe ich die Biographie der hl. Angela Merici, Ausgabe 1871, gelesen, betrachtet und wirklich genossen. Ich habe sie auch an die Schwestern der Mission zur Lektüre weitergegeben. Nie hat mich vorher das Leben dieser großen Heiligen so beeindruckt. Welch großherzige und erhabene Nächstenliebe! Und wie gut versteht es die Autorin, das herauszuarbeiten. Die hl. Angela Merici ist ein Vorbild der Nächstenliebe für Missionsbischöfe, Missionare und Schwestern der Nächstenliebe. Ich wünschte mir, dass alle Apostolischen Vikare diese Biographie lesen und sie in allen Missionen aufliegt, um von jenem Feuer, von dem die hl. Angela durchdrungen war, erfasst und angesteckt werden.


[7154]

Oh! Was für ein Guthaben haben sie bei der hl. Angela. Geben Sie mir einen kleinen Teil davon und beten Sie für mich und meine schwierige Mission! Viele Grüße an die Bischöfe, an den Sekretär Carminati, an Capretti, P. Rodolfo und den Heiligen P. Charini! Ich segne Sie und empfehle mich Ihnen.

+ Daniele, Bischof und apostolischer Vikar.


1126
An Don Francesco Giulianelli
0
Khartum
27. 09. 1881

N. 1126; (1080) – AN DON FRANCESCO GIULANELLI

ACR, A, c. 15/33

Khartum, 27. September 1881

Mein lieber Giulianelli,

[7155]

Jesus schlägt uns und legt uns das Kreuz auf die Schultern. In diesen Tagen haben wir den Katafalk für das Totenoffizium und die Sterbegottesdienste drei Tage lang auf seinem Platz stehen lassen.

Vorgestern für D. Mattia Moron, gestern für D. Antonio Dubale, heute für Sr. Maria Colpo. Jesus sei immer gepriesen! Auf dem Kreuz ist unser Werk fest gegründet. Schickt keine Schwester und auch keine erst angekommenen Laien (außer Domenico Polinari): sondern nur Battista Felici.


[7156]

Gebt diese Nachricht in meinem Namen an D. Vincenzo Marzano in Neapel weiter, da ich keine Zeit zum Schreiben habe, und grüßt ihn mir herzlich.

Betet immer zu Jesus und seinem Heiligsten Herzen für mich, der ich gekreuzigt bin, damit ich das Kreuz und die Dornen, die Afrika bekehren werden, immer mehr wirklich liebe.

Viele Grüße an P. Pietro, P. Germano, die Ordensleute, die Jesuiten.

In Liebe verbunden + Daniele, Bischof.


1127
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
29. 09. 1881

N. 1127 (1081) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr., v. 9, ff. 91-95v

Nr. 20

Khartum, 29. September 1881

Durchlauchter Kirchenfürst,

[7157]

Ich lege Ihnen die letzten drei Seiten bei, mit denen ich die Angelegenheit von Virginia abschließe und spreche nun meine demütige Bitte aus. Ich habe den Bericht beendet, um Eure Eminenz nicht noch länger zu langweilen. Ich glaube, die Angelegenheit klar und vollständig dargelegt zu haben, damit Eure Eminenz ein zuverlässiges Urteil sprechen und die ganze Sache für abgeschlossen erklären kann. Ich hätte noch Vieles zu sagen, aber ich bin zu müde und zu erschöpft. Sollte aber Eure Eminenz zu irgendeinem Punkt genauere Informationen wünschen, bin ich jederzeit bereit, sofort zu antworten.


[7158]

Ich werde Ihnen dann auch die Zusammenfassung meiner Antwort schicken, die ich Seiner Eminenz auf seinen Brief vom 26. und 27. Mai gegeben habe, den ich Ihnen als Beilage III bereits zugeschickt habe. Ich komme aber erst in einigen Tagen dazu, da ich recht schwach bin und 26 Erwachsene prüfen muss, die meine Missionare und Schwestern auf die Taufe am Rosenkranzfest vorbereitet haben. Bis jetzt habe ich erst 13 oder vielleicht 14 angenommen. Eine von ihnen ist eine eifrige, junge Muslimin, die seit zwei Jahren bei unseren Schwestern wohnt. Ihre Mutter ist die Frau eines Miralài (Kommandant oder Armeegeneral, der vor zwei Jahren gestorben ist). Nach seinem Tod hat die Mutter ihre Tochter uns zur Erziehung anvertraut, aber ihr verboten, katholisch zu werden. Das dreizehnjährige Mädchen hat sich durch das Beispiel der Schwestern in unseren heiligen Glauben verliebt, obwohl es ihr widerstrebt, mit afrikanischen Mädchen zusammenzuleben, die hier als Sklaven betrachtet werden. Nach einigen Monaten hat sie ihrer Mutter eröffnet, dass sie Christin werden will, hat aber ein entschiedenes NEIN als Antwort erhalten. Ihre Mutter hat Angst vor der Regierung, da sie eine Pension bezieht. Kurz gesagt: dieses Mädchen will nicht nur Christin, sondern auch Schwester wie die Unsrigen werden (wir werden sehen). Sie hat ihrer Mutter derart zugesetzt, dass sie schließlich ihre Zustimmung gegeben hat. Das Mädchen ist nun außer sich vor Freude. Ich habe keine Angst vor der türkischen Regierung und bin bereit zu kämpfen, auch mit dem großen Sultan. Aber aus Vorsicht und um von der Regierung (die türkisch ist und deswegen stiehlt) den bedeutenden Geldbetrag einfordern zu können, den der verstorbene Vater seiner Tochter hinterlassen hat und ihr noch nicht ausbezahlt worden ist, habe ich den österreichisch-ungarischen Konsul, Mutter und Tochter und die Oberin in mein Büro gerufen. Der Konsul hat vor sechs Zeugen eine Rechtsurkunde anfertigen lassen, in der erklärt wird, dass die Tochter aus freiem Willen und nach zweijähriger Überlegung katholisch werden will, ihre Mutter damit zufrieden ist und der Tochter erlaubt, katholisch zu werden. Mutter und Tochter haben das Dokument unterschrieben, die muslimische Mutter (die wahrscheinlich auch bald katholisch werden wird) mit einem Kreuzzeichen.


[7159]

Mit diesem Dokument können wir hier im Sudan nicht nur unseren Rechten Geltung verschaffen, sondern auch beweisen, dass dieses junge Mädchen durch seinen Übertritt zum katholischen Glauben nicht nur unter dem Schutz der Mission (diese ist im Sudan die erste und stärkste moralische Macht), sondern auch unter dem Schutz Österreichs steht. Die Apostolischen Vikare von Ägypten haben es bis jetzt noch nie gewagt, einen Muslim in einer öffentlichen Kirche zu taufen, da ein Muslim, der katholisch wird, und der Taufspender immer noch mit dem Tode bestraft werden. Deswegen haben mir die christlichen Schulbrüder von Kairo bereits fünf junge Muslime, die bei ihnen angestellt waren und von ihnen zum katholischen Glauben geführt wurden, nach Khartum geschickt. Ich habe sie alle in Khartum getauft. Voriges Jahr haben mir ein franziskanischer Pfarrer und die Jesuiten von Kairo einen zweiundzwanzig Jahre alten, aus guter Familie stammenden jungen Mann aus Aleppo nach Verona geschickt, der nach Ägypten geflüchtet war, um getauft zu werden.


[7160]

Es handelt sich um jenen Beshir, von dem der Landarbeiter Giacomo, Stefano und andere nach seiner Ankunft in Verona behaupteten, dass dieser nicht daran denke, Christ zu werden. So war ich gezwungen, ihn mit Alessandro, dem Vetter von Virginia, nach Rom zu schicken, und ihn P. Dionisio Sauaya, Via Frattini Nr. 17, anzuvertrauen. Er wurde dort im Hospiz der Katechumenen untergebracht. Nach einem Monat ist er getauft und dann dem Heiligen Vater Leo XIII. vorgestellt worden. Jetzt arbeitet er hier in Khartum als eifriger Katechist und ist sehr fromm.


[7161]

Dieses junge Mädchen ist sehr eifrig. Mit der Gnade Gottes, glaube ich, wird sie eine Bianca Lemuna werden, die auf der Mission von El Obeid lebt. Sie hat weiß-rote Hautfarbe, obwohl sie von afrikanischen Eltern abstammt. Ich habe über sie in einem Artikel für den Guten Hirten von Verona und den Osservatore Romano berichtet. Sie ist sicher die schönste Blume im ganzen Vikariat, was Tugend, Glauben und Reinheit anbelangt. Sie ist in El Obeid bekehrt, unterrichtet und für die Taufe vorbereitet worden, und zwar von jener Missionsplage, von jener aufdringlichen, lügnerischen, unaufrichtigen, eigensinnigen und unbotmäßigen Virginia Mansur, von der Seine Eminenz und P. Sembianti sagen, dass sie keinen Ordensberuf hat und nie in einer geordneten Ordensgemeinschaft zu leben imstande sein wird, in der religiöser Geist herrscht.


[7162]

Ich beende diesen Brief und sende Ihnen eine Visitenkarte von Seiner Eminenz di Canossa, die Ihnen erneut zeigt, wie der Kardinal seine Geschäfte abwickelt. Ich schicke sie Ihnen als Beilage XV.

Eure Eminenz wird sich erinnern, dass Sie mich voriges Jahr beauftragt haben, mich um einen Generalvikar an Kardinal di Canossa zu wenden, der mir bei den Regierungsgeschäften helfen soll. Zugleich haben Sie sich in Ihrer Güte auch selbst an den Hochwürdigsten Bischof von Verona gewandt, damit er mir in meinem Werk zur Seite steht. Um es kurz zu machen: der Erzpriester von Montorio D. Grego Francesco wurde zu meiner und des Bischofs di Canossa vollen Zufriedenheit dazu ausersehen. Wir beide haben Eure Eminenz informiert, dass diese Angelegenheit erledigt worden war.


[7163]

Während der drei Monate zwischen unserem Bericht an Eure Eminenz und meiner Abreise nach Afrika teilten mir einige gut gesinnte Veroneser Priester im Vertrauen mit, dass es mit D. Grego in der Pfarrei nicht gut gehe, er Schwierigkeiten mit einigen Vorgesetzten und auch mit dem Bischof habe, der ihn als Erzpriester von Montorio ersetzen will. Gerade in diese Zeit fiel die Sache mit meinem Generalvikar, so dass es Seiner Eminenz gelegen kam, ihn mir zu überlassen. Ich wusste nichts von diesen geheimen Machenschaften und teilte D. Grego mit, sich für die Abreise in drei Wochen bereit zu halten. Da er für seine Abreise zur Bedingung gemacht hatte, dass ich für seine Mutter, Schwester und seinen Onkel täglich drei Lire für ihren Unterhalt zahle und ihnen ein Haus zur Verfügung stelle, und aufgrund der gerade erwähnten Informationen, hatte ich beschlossen, ihn nicht anzunehmen. Ich habe dann Seine Eminenz informiert, dass ich mir über den Afrikaberuf von D. Grego nicht im Klaren bin und auch nicht täglich drei Lire für Mutter, Schwester und Onkel zahlen kann, usw.


[7164]

Seine Eminenz antwortete mir darauf, Beilage XV, mit folgenden Worten:

„Habe ich Ihnen nicht immer gesagt (außer als er Eurer Eminenz schrieb), dass D. Grego keinen echte Berufung hat? Es war ein Risiko. Er soll ruhig hier bleiben. Ich hätte wenig verloren und gewinne auch wenig.

Kardinal di Canossa, Bischof von Verona“.

Auf diese Weise hat der liebe Kardinal di Canossa dem Vertrauen Eurer Eminenz und meiner demütigen Bitte entsprochen und einen Veroneser Pfarrer als Generalvikar für Zentralafrika zur Verfügung gestellt, mit dem seine Diözese wenig verloren hätte und auch wenig gewinnt, wenn sie ihn wieder zurückbekommt. Sic itur ad astra. Ich küsse den Heiligen Purpur.

Ihr demütiger Sohn + Daniele Comboni, Bischof und apostolischer Vikar.

 

BEILAGE XV


[7165]

Wichtiger eigenhändig geschriebener Brief vom Hochwürdigsten Kardinal di Canossa. Die Erklärung findet sich auf Seite 27.

„Habe ich nicht immer gesagt, dass D. Grego keinen Beruf hat? Es war ein Risiko. Er soll ruhig hier bleiben. Ich hätte wenig verloren und gewinne auch wenig.

Am nächsten Sonntag, den 14., habe ich so Gott will, in Verona zu tun. So werde ich die Genugtuung haben, Sie zu sehen und mit Ihnen zu sprechen.

Ich grüße Sie und alle und übermittle Ihnen gleichzeitig die Grüße von meinen Verwandten, die bald ihre Sommerferien beenden werden. Gestern habe ich feierlich und zur Erbauung aller in der großen mit Gläubigen überfüllten Kirche einen 40jährigen Evangelischen getauft, gefirmt und ihm die Kommunion gespendet, usw.

Grezzano, 9. November 1880“.

P. Scriptum.


[7166]

Warum sind Seine Eminenz di Canossa und P. Sembianti (die, ich wiederhole es, in bester Absicht so handeln) gegen Virginia so erbittert? Ich habe darüber nachgedacht und schließlich den wahren Grund entdeckt.

Als die Schwestern des hl. Josef von Afrika abberufen wurden, sind Sr. Anna, d.h., Virginia Mansur und Sr. Maria Gius. Azzapardi von Malta, eine erbitterte Gegnerin von Virginia, als erste abgereist. Im Einvernehmen mit den vier Schwestern von Khartum habe ich die beiden Schwestern dem Laienbruder Giacomo anvertraut, der in Khartum erkrankt war und ich ihn deswegen nach Kairo schickte.


[7167]

Während der zwei Monate dauernden Reise hat Sr. Azzapardi Virginia, die das Essen zubereitete und alle bediente, ununterbrochen belästigt und schlecht behandelt. Virginia wurde die Behandlung allmählich zu viel, setzte sich zur Wehr und sagte einmal, sie würde sich von ihrer Karawane getrennt haben und allein gegangen sein, wenn sie eine andere gefunden hätte, denn die Mitschwester sei unausstehlich gewesen. So schrieb mir Giacomo und sagte es mir auch persönlich und betonte gleichzeitig, dass Virginia geduldig wie Ijob sei. Gleichzeitig erzählte Sr. Maria Gius. Azzapardi dem Giacomo so viel Negatives von Virginia, dass er, obwohl er zum Teil Sr. M. G. Azzapardi glaubte, er über beide Schwestern schockiert war. Die Tatsache, dass sich die Schwestern des hl. Josef immer gegenseitig verklagen und unter ihnen weder Eintracht noch Frieden herrscht, was er auch bei den Schwestern von Khartum beobachtet hatte, ist nach seiner Meinung das große Übel dieser Schwestern. Das trifft zum Teil für die früheren Schwestern von Khartum zu.


[7168]

Giacomo kam mit diesen schlechten Eindrücken von den Schwestern des hl. Josef im Allgemeinen und von den zwei im Besonderen in Verona an. Als dann Virginia mit den Arabern  in Verona eintraf, erzählte er alles den Mitgliedern des Instituts und auch P. Sembianti, usw. und meinte, wo immer sich eine Schwester des hl. Josef aufhalte, sei es mit dem Frieden vorbei. Er erzählte ihnen dann alle Verleumdungen, die er von Sr. Maria G. Azzapardi gehört hatte. Deswegen wollte P. Sembianti nicht die Leitung meiner Institute übernehmen, wenn nicht vorher Virginia von der Gemeinschaft entfernt werde. Das ist seine Einstellung bis heute.


[7169]

Wie schaut aber die Wahrheit tatsächlich aus? Virginia und Sr. M. Gius. Azzapardi wohnten zwei Monate bei der Oberin Sr. Veronica Pettinati aus Empoli in Kairo, die dort zehn Jahre Oberin war. Sie wurde jeden Tag Zeugin der Beleidigungen und Schmähungen, denen Veronica von Seiten der Mitschwester M. Gius. ausgesetzt war, mit der sie zwei Jahre in Kordofan beisammen war. Die Oberin von Kairo teilte mir Folgendes mit. Ich kann es beschwören. Eure Eminenz kann sich davon selbst überzeugen, da Sr. Veronica Pettinati, eine sehr gute Frau, in Italien weilt. „Monsignore, sagte sie zu mir, seit zwei Monaten ist Sr. Anna (Virginia) bei mir. Ich habe sie geprüft, beobachtet und festgestellt, dass sie eine sehr gute Schwester ist. Ich habe die Schmähungen und Beleidigungen gesehen und gehört, denen sie von Seiten von Sr. A. M. dauernd ausgesetzt ist. Ich erkläre, dass es ein wirkliches Wunder ist, dass es Virginia zwei Jahre lang neben jener Schwester ausgehalten hat. Ich wäre nicht einmal fünf Minuten bei ihr geblieben“.

Es folgen die einzelnen Beilagen (siehe Band  VIII, SS. 3155 ff).


1128
An Mgr. Henri Tetu
0
Khartum
30. 09. 1881

N. 1128 (1082) – AN MGR. HENRI TETU

Mgr. Henri Tetu, “Le R. P. Bouchard”, Québec 1897, pp 66-68

Khartum, 30. September 1881

[7170]

…. Ich hätte von der Mission Zentralafrika Vieles zu berichten, aber ich komme nicht zum Schreiben und zudem mache ich gerade eine schwere Zeit durch. Vor einigen Tagen haben wir das Totenoffizium und den Sterbegottesdienst für einen meiner Missionare gehalten, Matteo Moron aus Polen, den ich selbst zum Priester geweiht hatte. Der Katafalk war noch nicht weggetragen worden, als mir der Tod eines weiteren Missionars mitgeteilt wurde, von D. Antonio Dubale, den ich 1861 im Orient losgekauft hatte und der im Propaganda Kolleg erzogen wurde. Er ist in der Hauptstadt von Kordofan an Typhus gestorben. Gestern früh haben wir noch einmal das Totenoffizium und einen Sterbegottesdienst abgehalten, da uns die Todesnachricht von Schwester Maria Colpo von meinem Institut von Malta (lapsus: Verona) erreicht hat, die in der Nähe von Kordofan gestorben ist. Sie ist wie eine Heilige und Heldin gestorben und froh und glücklich zur Hochzeit des Lammes gegangen. Was sollen wir tun?


[7171]

Heute Morgen habe ich angeordnet, den Katafalk in der Kirche stehen zu lassen, da ich mir  weitere Liebkosungen von der liebenden Hand Jesu erwarte, der größere Klugheit an den Tag legt, wenn er uns Kreuze schickt als bei der Erschaffung der Welt.


[7172]

In Kordofan habe ich zehn Monate lang täglich zwischen 40 und 50 Franken ausgeben müssen, um schmutziges Wasser zu kaufen, damit die Leute nicht verdursten. Dieses Jahr gibt es zum ersten Mal seit der Erschaffung der Welt nach drei Monaten Regenzeit in unserem Tiefbrunnen keinen Tropfen Wasser. O mein Jesus! Was für ein Kreuz für einen Missionsbischof! Mein lieber Jesus, es fehlt uns an Weisheit, um alle diese Vorkommnisse zu verstehen. Könnten wir doch begreifen, warum Gott uns so behandelt! Aber wir müssen ihn preisen und loben, denn alles was er tut, ist wohlgetan.


[7173]

Inmitten der primitiven Nuba Stämme, die kein anderes Kleid kennen als das unserer Stammeseltern vor dem Sündenfall, habe ich mit großem Genuss die Biographie der hl. Angela Merici gelesen und betrachtet, Ausgabe 1871. Ich habe sie dann an meine Schwestern in der Mission weitergegeben, damit auch sie dieses Heiligenleben lesen und immer wieder lesen. Nie hat mich eine Heiligenbiographie so beeindruckt. Was für eine großherzige und edle Nächstenliebe! Die hl. Angela Merici ist ein erhabenes Vorbild der Nächstenliebe für die Schwestern der Nächstenliebe. Könnten doch alle Apostolischen Vikare und Missionare diese wunderbare Biographie lesen, damit sich ihre Herzen an jenem heiligen Feuer entzünden, das im Herzen der hl. Angela Merici gebrannt hat…

+ Daniele Comboni,

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika.

Übersetzung aus dem Französischen.

N.B. Im Buch wird der 30. August als Datum angegeben, aber es kann nicht das richtige Datum sein, auch weil die Todesnachricht von Sr. Maria Colpo am 27. September Khartum erreichte.


1129
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
09.1881

N. 1129 (1083) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 9, ff. 156-159; 193-202

Nr. 17

Khartum, September 1881

Durchlauchter Kirchenfürst,

[7174]

Wegen meiner Krankheit konnte ich Ihnen nicht schreiben, wie ich Ihnen in meinem letzten Brief Nr. 16 versprochen hatte, um den Bericht über Virginia, Postulantin meines Instituts von Verona, fortzusetzen. Da es mir jetzt etwas besser  geht, nehme ich die Arbeit wieder auf, aber mit großem Schmerz, da ich mich gezwungen fühle, Eure Eminenz damit zu langweilen und zu stören, wo Sie doch mit so vielen und höchst wichtigen Angelegenheiten beschäftigt sind. Der Gedanke jedoch tröstet mich, dass es um die Gerechtigkeit und Nächstenliebe einer gottgeweihten Person gegenüber geht, die man ohne Grund von ihrem Beruf abbringen möchte und damit der Gefahr aussetzt, ewig verloren zu gehen. Eurer Eminenz ist sicher das edle Schauspiel bekannt, das der große Pius IX., seligen Angedenkens, der Welt mit seinem erhabenen Eifer und seiner Nächstenliebe gegeben hatte, als er 1864 voll Mut dem mächtigen Kaiser Napoleon III. widerstand und sich weigerte, einen elfjährigen, zum katholischen Glauben übergetretenen, armen Schusterjungen seinem jüdischen Vater auszuliefern, den ich persönlich vom Hospiz der Katechumenen (dessen Präsident Msgr. Jacobini, der heutige Kardinalstaatssekretär, war) zur päpstlichen Audienz begleitet hatte. Dieses edle Schauspiel wird die erhabene Nächstenliebe Eurer Eminenz ermutigen, sich dieses Falles anzunehmen, um die Berufung einer christlichen Jungfrau zu schützen, die nach meiner demütigen Meinung dieser Hilfe in jeder Hinsicht würdig ist.


[7175]

Seit vielen Jahren bemühe ich mich mit Hilfe von Msgr. Darauni von Rom, des Patriarchen der Maroniten, von mehreren Bischöfen und orientalischen Oberen, für meine Afrika Institute von Verona einen Lehrer und eine Lehrerin für die arabische Sprache zu finden. Alle haben mir Hoffnung gemacht. Da ich aber nicht bereit gewesen bin, wenigstens 15 Franken pro Tag dafür auszugeben, alles inbegriffen, habe ich nichts erreicht. Dieser Betrag war mir zu hoch.


[7176]

Als ich Virginia nach Beirut schrieb, wie ich Ihnen in meinem Brief Nr. 15 angedeutet habe, dass ich sie als Schwester für mein Werk annehme, und auch ihren Bruder Giorgio, ihre Schwester Khatum und ihren Cousin Alessandro in einem mir gehörigen Haus unterbringen werde, um sie zu unterrichten und für den Übertritt zum katholischen Glauben vorzubereiten, habe ich sie gleichzeitig gebeten, sich um einen Lehrer und eine Lehrerin für den Arabischunterricht in meinen Instituten von Verona umzusehen. Da sie jedoch niemanden finden konnte, hat sie mir geraten, selbst nach Syrien zu reisen (auch die Jesuiten von Kairo haben mir das vorgeschlagen). Dort würde ich nicht nur Lehrer und Lehrerinnen finden, sondern auch arabische Schwesternberufe. Sie fügte hinzu: „Nachdem Monsignore aber kaum gleich nach Syrien reisen werden, könnten Sie meinen Cousin Alessandro als Arabischlehrer anstellen, der entsprechend qualifiziert ist. Als Arabischlehrerin werde ich vorübergehend nach Verona kommen und meinen Bruder und meine Schwester mitbringen, um sie für den Übertritt vorzubereiten. Dort können sie besser in unseren heiligen Glauben eingeführt werden als in Ihren Niederlassungen von Kairo. Eure Exzellenz brauchen dann nur für den einfachen Unterhalt des Lehrers aufkommen“.


[7177]

Nach Jahren erfolglosen Suchens schien mir das eine gute Lösung zu sein, einerseits für meine Veroneser Institute einen Lehrer und eine Lehrerin gefunden zu haben, andererseits die drei Schismatiker für den Übertritt vorzubereiten. Ich habe Gott gedankt, Freudentränen vergossen und Virginia geschrieben, mit allen nach Verona zu kommen. Sie sind im September 1879 eingetroffen.


[7178]

Die Oberin und das Mädcheninstitut haben mit großer Freude Virginia und ihre Schwester aufgenommen, die sich zu unserem Glauben bekehren wird. Nicht so der Stellvertretende Rektor D. Grieff aus Luxemburg (der dann auf Bitten von P. Sembianti entlassen wurde und sich jetzt in Amerika aufhält) und der Laienbruder Giacomo Cavallini (ein Mann von guten Sitten, aber kleinkariert), die von Afrika zurückgekommen waren, und daher glaubten, die arabische Sprache zu beherrschen. Aber nach der Ankunft von Alessandro im Institut haben alle bald mitbekommen, dass es mit dem Arabisch sowohl von Grieff als auch von Giacomo nicht weit her ist. Die beiden haben die Araber mit großer Verachtung aufgenommen, sie schlecht behandelt, so dass sie als Häretiker nach Syrien zurückgekehrt sein würden, wenn sie nicht im Entschluss, katholisch zu werden, fest und unerschütterlich geblieben wären (dank Virginia, die sie von der Wahrheit des Glaubens überzeugt hat).


[7179]

Vergeblich versuchte der siebzigjährige D. Mainardi, der 17 Jahre lang Jesuit war, sie in ihre Schranken zu weisen. Sie hatten im Geheimen schon den Plan vorbereitet, die Araber und Araberinnen zu verjagen. Da ich als einziger Arabisch spreche, besuchte ich die Araberinnen öfters und ging jeden Tag ins Mädcheninstitut zur Rekreation und ließ sie in den Garten kommen (immer in Begleitung der Oberin und nie ohne sie, obwohl ich der Gründer und Generalobere bin). Grieff und Giacomo trafen sich, ohne dass ich es merken konnte, mit einem gewissen Arbeiter Stefano, der im Mädcheninstitut als Bediensteter angestellt ist, und verklagten mich beim Kardinal, dass ich mich nur um die Araberinnen annehme und Virginia zu oft im Mädcheninstitut aufsuche (ich bin der Gründer und Obere), mich für sie besonders interessiere, usw.


[7180]

Seine Eminenz hörte zu, sagte aber nie etwas zu mir. Der Laie ist so weit gegangen und hat meinem alten Vater, einem gottesfürchtigen Mann von 78 Jahren, der sein ganzes Leben jede Woche zur Beichte geht und oft die heilige Kommunion empfängt, großen Kummer bereitet. Im Vertrauen hat er zu ihm gesagt (ohne jemals mir etwas gesagt zu haben), dass ich Virginia mit zu großer Vertraulichkeit behandle und mir das zum Schaden gereichen könnte. Mein Vater, ein wirklich heiliger Mann, und meine überaus fromme Kusine hatten Virginia während der 17 Tage, die sie mit ihnen in Limone verbrachte, als wahre Heilige bezeichnet. Mein Vater hat sie als solche bis März 1880 gehalten, bis Giacomo das Gegenteil von ihr behauptet hat. Seitdem drängt mich mein Vater sie wegzuschicken, zitiert den hl. Hilarius, den hl. Abt Antonius, die Heiligen und die Heilige Schrift und betont, dass man mit Frauen Vorsicht walten lassen muss (ich bin immer vorsichtig mit ihnen umgegangen, aber ich habe es deswegen nie unterlassen, viele für den Glauben und die Frömmigkeit zu gewinnen: Protestanten, Heiden und Christen, usw. und fühle mich glücklich, meinen Pflichten als Missionar in Verona, Wien, Dresden, Berlin, Paris, London und Petersburg, in Ägypten, Rom und Zentralafrika nachgekommen zu sein).


[7181]

In Rom leben zwei Protestanten, die wie heilige Katholiken leben und die Gott durch mich für den wahren Glauben gewonnen hat, nämlich Maria Kessler und Ernestina Talkenberg, beide sind aus Sachsen.

Aber es gibt noch mehr zu berichten. Der oben erwähnte Grieff (als Heiliger angesehen, aber in Wirklichkeit ein heuchlerischer, hinterlistiger und durchtriebener Mensch), sehnte sich nach dem Rektoren Amt meiner Institute, was auch P. Sembianti gemerkt hatte, als er mich bat, ihn vom Institut zu entlassen. Und da Grieff wusste (den ich selbst dem P. Sembianti gegenüber  den Worten des frommen Philippiner Paters Graf Antonio Perez von Verona vertrauend, als einen überaus guten Mann beschrieben hatte), dass ich mit dem Generalobern der Bertonianer beim Verhandeln war, um P. Sembianti als Rektor für meine Institute zu gewinnen, ging er zusammen mit Giacomo und Stefano heimlich sowohl zum General als auch zu P. Sembianti, um ihn zu entmutigen und vom Plan abzubringen, das Amt anzunehmen. Dabei sprachen sie in sehr negativer Weise über die Araber und besonders über meine angebliche Vertraulichkeit mit Virginia. Daraufhin gingen die Bertonianer zu Kardinal di Canossa, um sich Rat zu holen (der, obwohl er sich nie gewürdigt hat, mit mir darüber zu sprechen und meine Version zu hören, der ich doch Bischof, Gründer und Oberer der Institute bin, hat sich aber herabgelassen, wie mir gesagt wurde, die beiden Arbeiter zu rufen und sich ihre Meinung anzuhören). Er hat dann entschieden (ohne nicht einmal die Oberin zu fragen, die, wie sie mir sagte, wegen Virginia und auch meinetwegen viel gelitten hat, weil  ich auf diese Weise gedemütigt wurde), dass P. Sembianti das Rektoren Amt nur unter der Bedingung übernimmt, wenn sowohl Virginia und ihre Schwester als auch ihr Bruder und Vetter von der Gemeinschaft entfernt werden. Genau das wollten die beiden Arbeiter erreichen.


[7182]

Ich hielt mich gerade in Rom auf, als man mich über diese Entscheidung informierte. Um mir die Mitarbeit von P. Sembianti als Rektor meiner Institute und zum Wohl des Werkes endgültig zu sichern, habe ich vor dem Herrn dieses große Opfer gebracht und mich der großen Verdemütigung durch die Missachtung meines Urteils unterworfen, usw. Obwohl ich wusste, wie viel Schmerz und Verdemütigung dieser Beschluss für die Araber und besonders für Virginia bedeuten würde, habe ich von Rom aus angeordnet, dass alle vier die Institute verlassen und in ein mir gehörendes und vom Mädcheninstitut getrenntes Nebenhaus umziehen. Die zwei Männer bezogen den ersten Stock, die zwei Frauen den zweiten, in der Hoffnung, später eine bessere Lösung für die vier Unglücklichen zu finden.


[7183]

Es ist nicht zu glauben, wie untröstlich sich Virginia über diese Maßnahme gefühlt hat. Hatte sie doch fast zwanzig Jahre lang mit Schwestern und zehn Jahre als Schwester in einer religiösen Gemeinschaft gelebt, zudem in der so frohen der Schwestern des hl. Josef im Orient. Nun war sie mit ihrer Schwester in ein Zimmer verbannt, sah die Oberin nur einmal am Tag und weinte Tag und Nacht, aber doch dem Willen Gottes ergeben und auf ihn vertrauend, dem einzigen Tröster zusammen mit der Muttergottes und dem hl. Josef, den sie immer sehr verehrt hat und verehrt.


[7184]

Von Rom aus ersuchte ich den Erzpriester vom hl. Lukas, Dekan der Pfarrer von Verona und selbst seit 37 Jahren Pfarrer, Onkel meines früheren Generalvikars D. Bonomi und heute Oberer von der Dar-Nuba Mission, Virginia zu besuchen und zu trösten und auch seine drei Nichten zu ihr auf Besuch zu schicken. 

Er ist selbst hingegangen und vier Monate lang auch die drei Nichten. Der alte Pfarrer hat mir gesagt, dass Virginia eine tugendhafte Frau mit Hausverstand ist, ausgeglichen und scharfsinnig, eine wirkliche Heilige. Er hat sich oft und lange mit Virginia unterhalten, während Seine Eminenz di Canossa nur vier Mal und kurz mit ihr gesprochen hat. Seine Eminenz hat auf zwei Bauern gehört, aber nie mit dem ehrenwerten Pfarrer gesprochen, der seit dreißig Jahren in seiner Pfarrei zwei Ordensgemeinschaften betreut und in Verona vielleicht am besten über den Gekreuzigten predigt.


[7185]

Nach ungefähr vierzig Tagen bin ich nach Verona zurückgekehrt. Da ich die vier Araber recht niedergeschlagen angetroffen habe, die nie mit jemandem sprechen konnten, habe ich sie oft besucht, da ich Arabisch spreche, um sie zu trösten, zu unterrichten und sie auf dem Weg der Bekehrung zu bestärken. Dabei haben mich immer die beiden Bauern ausspioniert, die vielleicht von P. Sembianti und Seiner Eminenz (unmöglich zu glauben) dazu beauftragt wurden, und mich wie früher beim Kardinal verklagt, d.h., mir vorgeworfen haben, dass ich parteiisch sei und die Araber den anderen vorziehe, aber besonders Virginia. Sie freuten sich jedes Mal und lebten auf, wenn sie mich sahen, was auch meine Missionare, Schwestern und Christen hier in Zentralafrika tun, wenn sie mich sehen, was ja ganz natürlich ist, denn sie wissen ja, dass ich ihr Vater bin und mich für ihr Wohl aufopfere.


[7186]

Virginia hat durch die schreckliche Absonderung von der Gemeinschaft, in der sie fünf Stunden pro Woche Arabischunterricht erteilte, Fegefeuer Qualen durchgemacht. Als ich sie nach meiner Ankunft in Verona besuchte, hat sie mir Folgendes anvertraut, auf das ich ihr nur antworten konnte, voll auf Gott, den Beschützer der Unschuld und Gerechtigkeit zu vertrauen.


[7187]

„Monsignore, Sie haben mich in Ihre geschätzte Mission von Zentralafrika aufgenommen, die ich über alles liebe, und habe deswegen meine Kongregation vom hl. Josef verlassen. Ich habe Ihnen, dem Oberen und Gründer des Instituts der Frommen Mütter des Negerlandes vertraut und alle Opfer auf mich genommen, um Ordensschwester von Zentralafrika zu werden und meinen bescheidenen Beitrag zur Bekehrung jener armen Seelen zu leisten, die zu den unglücklichsten und am meisten vernachlässigten der Welt zählen. Sie haben mich aufgenommen, nach Verona gerufen, um Arabischunterricht zu geben, und ich habe gehorcht. Aber hier hat man mich von der Gemeinschaft ausgeschlossen und will von mir nichts wissen. Ich habe geglaubt, dass Sie der Obere und Gründer Ihres Instituts sind und Entscheidungen treffen können.


[7188]

Aber ich merke jetzt, dass das Gegenteil der Fall ist. Entweder haben Sie, Monsignore, keine Autorität über das Institut oder Sie wollen mich nicht in Ihrem Institut und in Ihrem Werk haben. Wenn ich etwas Schlechtes getan habe, sagen Sie es mir, und ich bin bereit, Buße zu tun. Habe ich aber nichts Schlechtes getan, warum schließt man mich dann vom Institut aus? Ich bin das unglücklichste Geschöpf der Welt und von Ihnen verraten worden. Ich habe Sie als wahren Vater betrachtet und gehofft, in Ihrem Institut aufgenommen zu werden. Aber das macht nichts: der Herr wird mir helfen, wie er mir immer geholfen hat. Ich werde mein Leben lang dienen und leiden und hoffe, so meine Seele zu retten. Da ich aber sehe, dass hier nicht nur ich sondern auch mein Bruder, meine Schwester und mein Vetter Widerstand finden, uns weder der Rektor noch der Kardinal, weder Giacomo noch Stefano sehen wollen und man uns sogar den Gruß verweigert, bitte ich Sie, uns zu helfen, nach Beirut zurückzukehren. Gott und Maria werden auch uns beistehen“.


[7189]

Ich habe Virginia zur Antwort gegeben, dass ich es nicht für opportun halte, sie nach Syrien zurückkehren zu lassen, bevor die drei Schismatiker nicht ihrem Glauben abgeschworen haben, da sie es in Syrien inmitten der Schismatiker wahrscheinlich nicht mehr tun können; dass ich auch beschlossen habe, Bruder und Vetter nach Rom und Virginia mit der Schwester nach Sestri zu schicken, wohin auch die drei Schwestern gehen werden, die für Afrika bestimmt worden sind, noch ehe P. Sembianti das Amt des Rektors angetreten hatte. Nachher werden wir weitersehen.


[7190]

Es ist verständlich, oh Durchlauchter Kirchenfürst, dass Virginia eine gewisse Abneigung gegen P. Sembianti in sich spürt und ihn schief anschaut, da sie weiß und glaubt, dass ihr Ausschluss vom Institut von ihm ausgegangen ist. Virginia hat allen Grund das anzunehmen, obwohl P. Sembianti ein würdiger Ordensmann ist und ich mich immer glücklich schätzen werde, mit ihm als Oberen meiner Institute rechnen zu dürfen, da er ein Mann Gottes und ehrenhaft ist. Obwohl er noch wenig praktische Erfahrung hat, etwas stur und starrköpfig ist, wie alle Heiligen, die essen, und noch ängstlich und sich wenig zutraut, so bin ich doch sicher, dass er gute und fähige Missionare für Zentralafrika heranbilden wird, die in der Mission gut arbeiten werden. P. Sembianti ist jedoch von allem Anfang an gegen Virginia eingenommen gewesen. Schuld daran sind der diabolische Grieff und die beiden guten aber törichten Bauern. Eure Eminenz wissen nur zu gut, welchen Schaden erste, negative Eindrücke auch in guten Leuten anrichten können. Ich habe sehr bedauernswerte Beispiele von Ordensleuten und ausgezeichneten, römischen Prälaten vor Augen, da ich die Welt und die Anatomie des menschlichen Geistes gut kenne. P. Sembianti folgt seinem Gewissen. Virginia schaut aber P. Sembianti nicht zu Unrecht schief an, wie ich noch klar aufzeigen werde.


[7191]

Ich bin dann zu Kardinal di Canossa gegangen, um die traurige Lage der Araber verbessern zu können. Bei dieser Gelegenheit habe ich Virginia sehr gelobt, war ich doch sechs Jahre lang ihr Ordinarius und Direktor und kenne sie deswegen durch und durch. Wenn er angeordnet hätte, gab mir der Kardinal zu verstehen, die Araber wieder im Institut unterzubringen, hätte sich P. Sembianti zurückgezogen.  In allen religiösen Gemeinschaften Oberitaliens wohnen fromme Lehrerinnen. Deswegen hätte auch Virginia, mit der die Oberin wegen ihrer Bescheidenheit, Demut, Gehorsam und Nächstenliebe immer sehr zufrieden gewesen ist, in einem solchen Haus wohnen können. Zudem hat Virginia alle bedient.


[7192]

Ich werde Kardinal di Canossa immer lieben und schätzen, denn er hat mir moralisch sehr viel geholfen, mein Werk zu gründen. Aber seit zwanzig Monaten bis heute hat er mich so gedemütigt, dass es ausreichen würde, einen Ehrenmann in den Tod zu treiben, obwohl ich keinen Groll empfinde, da ich bereit bin, ad plura et maiora tolleranda aus Liebe zu Christus und zu Afrika. Die Beilage III, die ich Ihnen schicke, ist voll von falschen und von der Wahrheit weit entfernten Anschuldigungen, wie ich in der Antwort an Seine Eminenz (auf jenen bösen Brief in Beilage III, den ich Ihnen schicke) aufzeigen werde, damit Eure Eminenz alles weiß, auch was Seine Eminenz Ihnen nicht geschrieben hat, in der Gewissheit, dass die Wahrheit triumphieren wird und Eure Eminenz sich ein sicheres Urteil bilden kann. Aber am meisten hat mich Seine Eminenz di Canossa verletzt, als er mir schrieb, dass er es bereut, 600 Lire für die Reise nach Rom ausgegeben zu haben, um mich zum Bischof zu machen, wie aus Beilage IV hervorgeht, den ich der Kürze wegen und um Eure Eminenz nicht zu langweilen, am Anfang der Beilage III hinzugefügt habe, von Seiner Eminenz eigenhändig geschrieben. Ich werde ihm taktvoll die 600 Lire zurückerstatten, die er angeblich ausgegeben hat, um mich zum Bischof zu machen (mein Gott!), damit er sich freuen kann.


[7193]

Er hat nie einen Cent für Afrika gespendet wie auch nie jemand anderem, denn seinen ganzen Besitz hat er seiner Adelsfamilie vermacht, als er Jesuit wurde. Heute lebt er auf Kosten der bischöflichen Mensa. Was ihm nach den  Ausgaben für Unterhalt und Kleidung übrigbleibt, verteilt er in kluger Weise an die Armen und an Diözesaneinrichtungen. Aber für Afrika har er nie einen Cent übrig gehabt (der verstorbene Pius IX. und mancher Kardinal glaubten früher, Seine Eminenz habe große Summen für Afrika bereitgestellt). Im Gegenteil, sogar die Briefe, die er für mich und mein Werk nach Rom oder an einen wichtigen und hochgestellten Wohltäter geschrieben hat (der mir aus Respekt vor Seiner Eminenz tausende von Franken gespendet hat), wurden immer von mir oder meinen Stellvertretern bezahlt, sogar jene, die er gegen Virginia und mich an Eure Eminenz geschrieben hat. Vor einem Monat hat mir der Bischof von Piacenza (im Zusammenhang mit meinen Briefen aus Kordofan an eine meiner Wohltäterinnen von Piacenza) 2240 Lire durch Seine Eminenz überwiesen. P. Sembianti berichtete mir, dass Seine Eminenz ihm 2239 Lire und 80 Cents ausgehändigt hatte, da er 20 Cents für Briefmarken für das Dankschreiben an den Bischof von Piacenza zurückbehalten hat.


[7194]

Ich schäme, mich das zu schreiben, aber fühle mich sehr verletzt, da sich Seine Eminenz in letzter Zeit, ohne mich zu fragen, in den Ablauf meiner Institute einmischt, wo ich doch dem Institut eine Regel gegeben habe, es mit Tausenden von Skudi im Jahr und mit großen Opfern und im Schweiß meines Angesichts erhalte. Aber ich überlasse alles dem Herrn, denn alles ist göttliche Fügung zum Wohl des Werkes und zu meiner Bekehrung.

Da es Virginia nach drei Monaten im Nebenhaus und getrennt von der Ordensgemeinschaft gesundheitlich immer schlechter gegangen ist und der Arzt des Instituts mir den Rat gegeben hat, sie aus dieser tristen Umgebung herauszuholen, habe ich sie nach Sestri geschickt, wo bereits meine Schwestern waren.


[7195]

Ich gehe nicht auf die heroische Tugend und die Geduld von Virginia mit ihrer Schwester Khatum ein (die sie unterrichtet und zum katholischen Glauben bekehrt hat) und auf die schweren Stunden, die sie mitgemacht hat und zwar

1. weil Khatum immer noch von schrecklichen Bildern verfolgt wird, da sie, und auch Virginia, 1860 mit ansehen musste, wie ihrem Vater und ihrem ältesten Bruder die Kehle durchschnitten wurden;

2. weil sie im Alter von acht Jahren in Beirut von einem dritten Stock heruntergefallen und durch den Aufprall ein Teil ihres Gehirns einen Meter weit von ihr entfernt auf dem Boden lag. Wahrscheinlich hat Khatum deswegen, als das Tor offen war, den Konvent verlassen und Virginia ihr auf offener Straße nachlaufen musste. Manchmal ist sie in den Garten von D. Tagliaferro gegangen und hat wie ein Idiot bald einen Pfirsich, bald eine Feige oder anderes Obst gepflückt. D. Tagliaferro hat dann Virginia getadelt, weil sie auf die Schwester nicht gut aufgepasst hätte, usw.


[7196]

Auf alle Fälle hat sich Virginia in Sestri gut verhalten, was die Oberin bezeugt (Beilage II), die ich Eurer Eminenz geschickt habe. Aber das hat meinen sturen P. Sembianti nicht beeindruckt, der mich nach Sestri begleitet hatte, um den Vertrag auszuarbeiten. Er hat sich immer bei den Schwestern aufgehalten, ihnen Geschenke überreicht, aber nie auch nur ein Wort mit Virginia gesprochen, wie ich selbst beobachten konnte. Deswegen hat Virginia zu mir gesagt: „Monsignore werden sehen, dass mich Ihr lieber Freund wegschickt, sobald ich nach Verona gehe und Sie nach Afrika abgereist sind, (ich antwortete Virginia, dass P. Sembianti mein wahrer Freund ist aber nicht mit Worten, sondern mit Taten, da er sich mit ganzer Hingabe und aus Liebe zu Gott meinen Instituten geweiht hat), denn er kann mich nicht ausstehen, ich bin ihm unsympathisch. Das ist meine Meinung. Sie sind so gut. Ich gehe nach Verona und werde dort sterben“.


[7197]

Wie Seine Eminenz voriges Jahr an Eure Eminenz geschrieben hat, hat Virginia um Aufnahme im Institut der Frommen Mütter des Negerlandes in Verona angesucht und ist angenommen worden. Im November vorigen Jahres wenige Tage vor meiner Abreise nach Afrika ist sie von Sestri nach Verona zurückgekehrt, um die Zeit ihres Postulats zu beginnen.

Was dort dann geschehen ist und wie sich Virginia verhalten hat, werde ich im nächsten Brief beschreiben.

Bis dann küsse ich den Heiligen Purpur und verbleibe Ihr unwürdiger und gekreuzigter Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar.

Beilage III


[7198]

Eigenhändiger Brief Seiner Eminenz di Canossa, in dem er in väterlicher Weise gegen Msgr. Comboni falsche Anschuldigungen ausspricht (auf die Comboni geantwortet hat und eine Zusammenfassung an den Kardinalspräfekten schicken wird) .

Er schildert Virginia in den düstersten Farben und betont dann, dass er sich dieses negative Urteil ohne den Rektor und ohne Rückfrage bei der Mutter Oberin des Instituts, sondern von alleine gebildet habe:


[7199]

1. Anhand von Aussagen anderer.

2. Anhand von Aussagen von D. Tagliaferro (ein Priester von 74 Jahren und ehemaliger Ordensmann), der seit 30 Jahren nicht mehr zur Beichte geht, und den Virginia aufgefordert hatte, sich als Priester zu kleiden und zu benehmen, auch aus Ehrfurcht vor Comboni, der behilflich gewesen ist, die Schwestern nach Sestri zu bringen.

Beilage IV

Eigenhändig geschriebener Brief von Seiner Eminenz di Canossa, in dem er Comboni mitteilt, dass er es bereut hat, 600 Lire für die Romreise ausgegeben zu haben, um ihn zum Bischof zu machen (mein lieber Jesus!).  Msgr. Comboni wird Seiner Eminenz von Verona für die erhaltenen Wohltaten immer dankbar sein.

N.B. Brief Nr. 15 an Kardinal Simeoni ist vom 3/9/1881 (N. 1114). Brief Nr. 16 ist nicht in unserem Besitz; Brief Nr. 18 ist vom 17/9/1881 (N. 1122). Es ist also anzunehmen, dass dieser Brief Nr. 17 zwischen dem 3. und 17. September 1881 geschrieben wurde


1130
An Stone Pascià
0
Khartum
09.1881

N. 1130 (1176) – AN STONE PASCHA

Bulletin de la Société Khédiviale de Géographie

Serie II. N. 6, febbraio 1885, pp 287-288

Khartum, September 1881

Exzellenz,

[7200]

Ich erlaube mir, Eurer Exzellenz eine kleine Landkarte von Dar-Nuba zukommen zu lassen, die ich mit meinen Missionaren im Verlauf einer Forschungsreise auf diesen Bergen erstellt habe. Auf Bitten Seiner Exzellenz Rauf Pascha, des würdigen Generalgouverneurs vom Sudan, haben wir das sehr wichtige Problem der Sklaverei studiert, um ihm praktische und wirksame Gegenmaßnahmen vorschlagen zu können. Ich habe diesen Auftrag zur vollen Zufriedenheit Seiner Exzellenz ausgeführt.


[7201]

Dar-Nuba wird für die ägyptische Regierung einmal ein sehr wichtiges Gebiet werden, gleichzeitig wird es für die Ausbreitung des Christentums in anderen, ausgedehnten Gebieten von Zentralafrika von strategischer Bedeutung sein und sie auch erleichtern.


[7202]

Die Landkarte ist mit größtmöglicher Sorgfalt, Schritt für Schritt, erstellt worden und zwar nach dem Besuch von fünfzig Bergen, die von einer der interessantesten und sympathischsten Rassen von Zentralafrika bewohnt werden.

Wir haben zudem ein Wörterbuch von 3.500 Vokabeln von der Nuba Sprache zusammengestellt.


[7203]

Im Nuba Gebiet lebt ein Volk, das sich Gnuma nennt, auf neun Bergen wohnt und eine ganz andere Sprache spricht. Dieses Volk, zu dem die ägyptische Regierung bis jetzt noch keinen Zugang gehabt hat, empfängt uns immer mit offenen Armen, weil die Missionare, wie sie sagen, nichts Böses im Sinn haben, sondern immer nur Gutes. Aber sobald das Nuba Volk einmal die Wohltaten der Regierung wahrnimmt, die es von den Räuberbanden der Baggara befreit, werden sicher auch die Gnuma seiner Exzellenz, dem Khediven die bis jetzt verschlossenen Tore öffnen.

+ Daniele