Nr. 52 (50) AN DON FRANCESCO BRICOLO
ACR, A, c.14/4
Hochwürdigster und liebster Herr Rektor,
ich hoffte in Alexandria Briefe von Verona vorzufinden mit Nachrichten vom Institut und vom verehrungswürdigen, herzensguten alten Pater, der viel nachdenkt, aber sehr wenig schreibt. Aber meine Hoffnungen waren umsonst. Da ich also keine Nachrichten von Verona habe, möchte ich von meiner lakonischen Schreibweise etwas abweichen, der ich mich Ihnen gegenüber in meinen drei Briefen aus Neapel, Palermo und Rom bedient habe, und Ihnen die Umstände meiner Reise von Verona nach Ägypten beschreiben. Warum ich Sie bis heute nicht über alles genau informiert habe, lag daran, dass ich die wichtige Angelegenheit, die mir die Vorsehung anvertraut hatte, so gut wie möglich und vollständig zuerst zu Ende führen wollte.
Sie wissen genau Bescheid über den ungewissen und wenig erfolgreichen Ausgang unserer Expedition nach Zentralafrika im Jahre 1857, als wir fünf Missionare und ein Laie von Verona aus abreisten. Sie kennen auch die mageren Erfolge der späteren Expeditionen, die Propaganda Fide und der Marienverein von Wien organisierten, um in den unbekannten Gegenden Afrikas eine katholische Mission zu gründen, und in jenen Breiten, die noch in Finsternis und Todesschatten liegen, das Licht des christlichen Glaubens zu entfachen.
Alle diese Ereignisse haben klar gezeigt, wie erhaben und weise der große Plan ist, den sich unser überaus geliebter und verehrter Oberer ausgedacht hatte. Im Februar 1849 beschloss er, in unseren Kollegien [Schulen] von Europa einheimischen Klerus heranzubilden und Afrikaner beiderlei Geschlechtes zu erziehen. Diese Einheimischen sollten dann, nachdem sie im katholischen Glauben erzogen und unterrichtet und in die Zivilisation eingeführt worden waren, in ihre Heimatländer zurückkehren, um dort all das Gute und die religiösen und bürgerlichen Lehren, die sie in Europa gelernt hatten, an ihre Landsleute weiterzugeben, jeder entsprechend seiner Berufung und Ausbildung. Auf diese Weise würden sie allmählich aus afrikanischen Stämmen zivilisierte und christliche Nationen heranbilden.
Er arbeitete nach diesem erhabenen und überaus weisen Plan, der als einer der besten angesehen wird unter allen, die bis heute für die Bekehrung Afrikas im Geiste der Kirche entwickelt wurden. Gerade für diesen Zweck hat die Kirche in der Hauptstadt der Christenheit das Propaganda-Kolleg errichtet, in dem ausgewählte junge Männer aus allen Teilen der Welt aufgenommen werden. Nach ihrer kirchlichen Ausbildung kehren sie in ihre Heimatländer zurück, um dort Zivilisation und die christliche Religion zu verbreiten und zu fördern. Unser verehrter Oberer erfuhr Mitte November von einem Missionar aus Malabar, der aus Indien zurückgekehrt war, dass an der abessinischen Küste ein mit afrikanischen Sklaven beladenes Schiff gekapert wurde, das im Roten Meer entlang der Küste der arabischen Wüste segelte. Die Engländer nahmen es in ihren Besitz und brachten die Afrikaner auf ihre indischen Besitzungen. Eine Anzahl von ihnen übergaben sie den katholischen Missionaren von Aden, die anderen beschäftigten sie bei der Bearbeitung von Kaffee und orientalischen Gewürzen.
Die Engländer handelten entsprechend den Normen des 1856 in Paris vereinbarten Abkommens, mit dem die großen Mächte Europas, die sich zur Regelung von Angelegenheiten des Orients versammelt hatten, die Abschaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels verkündeten. Diese weise, karitative und christliche Entscheidung verbietet den infamen Menschenhandel, dieses unwürdige Schauspiel, das die Menschheit demütigt und entwürdigt und menschliche Geschöpfe wie Vieh behandelt, Menschen ausgestattet mit Verstand wie wir, die das Spiegelbild Gottes und Ebenbild der Heiligsten Dreifaltigkeit sind.
Es würde sie schockieren, würde ich die unwürdige und erbarmungslose Weise beschreiben, mit der die armen Afrikaner dem Schoße ihrer Familien entrissen und wie sie auf den Märkten von Kordofan und Nubien behandelt werden: Es ist besser darüber zu schweigen. Ich möchte nur erwähnen, dass ein englisches Schiff auf dem Roten Meer ein mit solchen armen Afrikanern beladenes Boot in seine Gewalt brachte. Dieser Zufall erschien dem großen Diener Gottes, unserem verehrten Oberen, wie eine Fügung der Vorsehung, die ihm ein Mittel in die Hand gab und einen Weg ebnete, junge Afrikaner beiderlei Geschlechtes nach Verona in unsere Institute zu bringen, was nach der Abschaffung der Sklaverei äußerst schwierig geworden war. Er, der sich immer voll und ganz der göttlichen Vorsehung anvertraute und sich keine Sorgen macht angesichts der großen Schwierigkeiten, heute genügend Almosen zu finden, beschloss, mich nach Aden zu schicken, um unter diesen afrikanischen Geschöpfen, die auf den verschiedenen englischen Besitzungen verstreut leben, einige gute auszuwählen.
Nach entsprechenden Vorbereitungen von Seiten der Person, die mit großem Eifer unser Knabeninstitut beaufsichtigt und leitet, und als der richtige Augenblick gekommen war, vier junge Afrikaner, die das raue Klima von Verona nicht ertragen konnten, nach Neapel zu bringen, war für mich die Zeit gekommen, mit meiner Aufgabe zu beginnen.
Nach meiner geglückten Reise nach Venedig, wo ich von Baron Togenburg, dem Statthalter der venezianischen Provinzen, für die vier Afrikaner einen Pass erhalten hatte, verließ ich am 26. November das Kolleg von Verona. Nach Überquerung der österreichischen Grenze und der Fahrt den Gardasee entlang, tat ich einen tiefen Seufzer beim Gedanken an meine Heimat Limone, wo mein Leben begann. Ich machte in Brescia Halt in der Hoffnung, meinen guten alten Vater umarmen und begrüßen zu können. Ich wünschte, ihn zu sehen und zu trösten, da ich ja eine Reise antrat, die etwas länger ist als die Strecke von Verona nach Avesa. Meine Hoffnung erfüllte sich leider nicht: am Tag vorher hatte sich ein heftiger Sturm über dem Gardasee entfesselt, so dass an eine Fahrt von Limone nach Gargnano nicht zu denken war. Der Herr sei allezeit gepriesen!
Nach einem kurzen Besuch bei Bischof Msgr. Tiboni von Brescia und meinem lieben Freund D. Pelizzari reisten wir (die vier Afrikaner, D. Luciano und ich) um fünf Uhr nachmittags nach Mailand weiter, wo wir am Abend im Seminar der Auswärtigen Missionen in S. Calocero freundliche Aufnahme fanden. Es war mir eine große Freude, den frommen Seminarrektor zu treffen und mich inmitten von lieben Brüdern, den Priesterkandidaten jenes blühenden Gartens evangelischer Liebe, zu befinden, wo so viele hochherzige Männer im Geiste der Apostel und Märtyrer ausgebildet werden. Sie verzichten auf die Bande von Natur und Blut und haben den Prunk irdischen Reichtums und menschlicher Größe gering geachtet, den ihnen ihr Wohlstand und ihre Intelligenz gesichert hätten. Die Freuden der heimatlichen Gefilde hinter sich lassend, werden sie in die Welt hinausziehen, die Fahne des Kreuzes in vielen Königreichen aufrichten, die noch in der Gewaltherrschaft des Satans stehen, und viele arme Völker aus dem tiefen Schlaf rütteln, über denen noch nicht der helle Stern des Glaubens leuchtet, und sie zur Verehrung des Kreuzes führen.
Großen Trost bereitete mir einer von diesen jungen Missionaren, der wie ich sein Missionsfeld in Ozeanien verlassen musste, sich aber mit den anbetungswürdigen Plänen des Himmels abgefunden hat und sich jetzt mit unermüdlichem Eifer der Predigttätigkeit und dem priesterlichen Dienst widmet. Am nächsten Tag befand ich mich bereits im Kolleg der Barnabiten von Monza, wo ich einige Patres begrüßte, die mir ein kleines Zeichen ihrer Freundschaft und der Unterstützung des Werkes, dem ich mich geweiht habe, in die Hand drückten.
Um zehn Uhr war ich in freundschaftlicher Unterhaltung mit unserem geliebten Freund, dem Barnabitenpater Calcangi, dem Vizerektor des Longoni Kollegs, der sich einen üblen Scherz leistete. Er bat mich, den Brief kopieren zu dürfen, den mir M.eur Ratisbonne, der sich in wunderbarer Weise vom Judaismus zum katholischen Glauben bekehrt hatte, im vergangenen August von Jerusalem aus geschrieben hatte. Ich überließ ihm den Brief mit der Auflage, ihn mir um ein Uhr nachmittags ins Seminar der Auswärtigen Missionen zu schicken. Aber zu meinem großen Ärger schickte er mir zur festgesetzten Zeit nur eine Kopie des Briefes und nicht das Original, mit zwanzig Franken und guten Wünschen für eine glückliche Reise.
Ich habe ihm bereits verziehen, aber mit dem Vorsatz, mich eines Tages mit einem noch größeren Scherz zu rächen. Um drei Uhr nachmittags, nach dem Abschied von den Missionaren, saß ich bereits im Zug. Nach einem kurzen Blick auf die Felder von Magenta, und die Ticino-Brücke und Novara und Alexandria hinter mir lassend, war ich bereits um zehn Uhr mit meinen Afrikanern im Gasthaus Cristoforo Colombo von Genua beim Abendessen.
Am 28. zelebrierte ich morgens in der Kirche der Annunziata, der schönsten und herrlichsten Kirche der ligurischen Hauptstadt, vertraute die Afrikaner D. Luciano an und durchstreifte dann die verschiedenen Reisebüros, um einen für mich günstigen Dampfer nach Sizilien zu finden. Ich war bereits dabei, einen günstigen Kontrakt mit der Gesellschaft Marsigliese Fraissenet et Frères auszuarbeiten, von der ich die Überfahrt um fast den halben Preist erhalten hätte. Da aber die Ankunft des Dampfers in Genua, der uns nach Neapel bringen sollte, zeitlich nicht sicher feststand, schloss ich mit der Gesellschaft Zuccòli einen Vertrag ab, die noch am Abend einen Postdampfer nach Neapel schickte und mir für alle sechs ein Drittel der Reisekosten nachließ. So bestiegen wir um neun Uhr abends die Stella d'Italia, einen ausgezeichneten italienischen Dampfer, auf dem wir im hellen Mondschein das wunderbare Schauspiel betrachteten, das die Hauptstadt Liguriens vom Meer her bietet.
Sie liegt geschützt von mächtigen, natürlichen und künstlichen Befestigungen. Sie ist reizvoll wegen ihrer wunderbaren Lage und ihrer herrlichen Bauten. Sie wird verschönert durch einen Hafen in Form eines weiten Halbkreises, der mit zwei großen Landebrücken und einem riesigen Leuchtturm ausgestattet ist, der nachts den Steuermännern als Leitstern dient. Dieser viel besuchte Freihandelshafen besitzt ein wichtiges Depot für Waren aller Art und ist eines der größten Handelszentren Europas. Nach dem Abschied von diesen überaus schönen Gestaden Liguriens und nach drei Stunden Fahrt entlang der lachenden Strände des herrlichen Golfes von Spezia erreichten wir am nächsten Morgen den Hafen von Livorno und gingen vor Anker. Dort ging ich dann an Land. Nach der Feier der hl. Messe in der Kathedrale suchte ich bei der Kirche der Madonna den klassischen „P. Unterwegs“ (von dem mir seine Mitbrüder erzählten); aber ich traf ihn nicht an, da ihn die italienische Regierung vor einigen Monaten nach Pisa verbannt hatte.
Um Mittag verließ die Stella d'Italia den Hafen von Livorno. Kaum waren wir auf offener See, als sich ein starker Wird entfesselte, der 25 Stunden lang wütete, so dass die vier Afrikaner nichts zu sich nehmen konnten und dem Meer den gewöhnlichen Tribut zahlen mussten. Bei mir hingegen, gewohnt an monatelange Seereisen im Orient, stellte sich der Hunger so richtig ein, so dass ich bei Tisch mit Genuss meine leidenden Reisegefährten vertrat. Wir sahen dann die reizenden Inseln Capraia und Gorgona sich von der Meeresoberfläche erheben. Wir fuhren ganz nahe an Porto Ferraio vorbei und an der düsteren Insel Elba, die dem großen Napoleon einen trostlosen und traurigen Aufenthalt gewährte.
Zwei Seemeilen vom düsteren Aufenthaltsort des illustren Gefangenen entfernt, begegneten wir dem sardischen Dampfer Zuavo di Palestro mit 1200 Freiwilligen von Garibaldi, die nach den vielen Strapazen in Calatafimi, Palermo, Milazzo und Capua zu ihren Familien in Piemont und der Lombardei zurückkehrten. Von einem Garibaldi-Offizier, dem Duca Salvatore Mungo, der sich auf unserem Schiff befand und einer der Überlebenden der Mille [Tausend] war, die in Marsala landeten, erbat ich Auskunft über Prina, einen ehemaligen Schüler unseres Instituts. Er sprach sehr lobend über ihn als einen tapferen Offizier. Er sagte mir, er sei nicht Oberst, aber in Milazzo habe er sich ausgezeichnet. Er befinde sich auf der Rückkehr von der Insel Caprera, wo er bei seinem Duca gewesen war. Er versicherte mir, dass Garibaldi die Absicht habe, nach Ungarn zu gehen anstatt nach Venedig, da diese Stadt ihr Joch sicher erst in einigen Jahren abschütteln würde.
Während dieser und vieler anderen Gespräche mit dem Garibaldiner erreichten wir die Meerenge, welche die berühmte Insel Procida von der Insel Ischia trennt. Dahinter öffnet sich wie ein herrliches Amphitheater der strahlende Golf von Neapel. Um fünf Uhr nachmittags hatten wir bereits alle Formalitäten mit der Reisedirektion in Neapel hinter uns, und nach Abgabe unserer Reisepässe wurden wir überaus freundlich im Institut Palma von P. Lodovico da Casoria, dem Gründer des afrikanischen Kollegs, empfangen. Ich hatte ihn bereits voriges Jahr kennen gelernt, als ich in Neapel landete. Aber während meines jetzigen Aufenthalts in Neapel konnte ich diesen guten Mann aus allernächster Nähe bewundern und schätzen lernen und mich überzeugen, dass er eine jener außergewöhnlichen Persönlichkeiten ist, welche die Vorsehung ab und zu zum Wohl der Menschheit, zur Ausbreitung und Vermehrung der Ehre Gottes auf den Plan ruft.
Einer der Patres des Instituts erzählte mir, dass P. Lodovico, obwohl er im Schatten des Hl. Franziskus lebte, die Regeln seines Instituts doch nicht genau beobachtete, denn er verstand es, sich viele Bequemlichkeiten von seinem wohlhabenden Vaterhaus zu beschaffen. Er war jener Unterordnung, die ein Ordensmann an den Tag legen muss, eher abgeneigt und unterhielt weltliche Freundschaften mit mehreren hoch stehenden Leuten. Diese sahen einen ihnen gleichgestellten nur ungern im Habit eines gedemütigten und obskuren Franziskaners. Er war gegen Opfer und Erfüllung von franziskanischen Übungen. Er gab sich dem Studium der Philosophie und der Mathematik hin, in denen er große Fortschritte erzielt und viele Jahre als Professor unterrichtet hatte. Während einer schweren Krankheit ergriff sein Guardian die Gelegenheit, ihm über sein bisheriges und mit dem Geist des Seraphischen Ordens nicht konformes Benehmen die Augen zu öffnen. Er ermahnte ihn, seine bisherige Art des Ordenslebens aufzugeben und der Muttergottes zu versprechen, seine Sitten und sein Betragen nach dem Geist des Ordens zu reformieren, dem er sich aus Berufung angeschlossen hatte, sollte es Gott gefallen, ihn wieder gesund werden zu lassen. P. Lodovico ging in sich und in der Demut seines Herzens erklärte er sich für jede beschwerliche Aufgabe bereit, zu der ihn der Herr berufen wolle. Die Gnade Gottes ergoss sich darauf in reichem Maß in die Seele des guten Dieners Gottes. Er entsagte allem weltlichen Tun und was dem Orden nicht entsprach und zog sich für einige Jahre vollständig zurück. Unter seinen Werken seien die folgenden erwähnt:
1) Er reformierte die heruntergekommene Provinz Neapel, ungefähr nach dem Muster des „Ritiro des hl. Bonaventura“, den der Selige Leonardo da Porto Maurizio in Rom errichtet hatte.
Er gründete ein Institut für Missionare, in dem Priester von ganz Italien aufgenommen und für die Predigt- und Exerzitientätigkeit ausgebildet werden, um dann kostenlos in ganz Italien Volksmissionen zu halten. Sie unterstehen in allem dem Institut und dürfen nur in Abhängigkeit vom Institut ihr Apostolat ausüben. Im Gebiet der Beiden Sizilien hat dieses Institut bereits viel Gutes gewirkt.
In Neapel gründete er ein großes Heim für Arme und eines für Analphabeten.
Ebenfalls in Neapel gründete er eine Krankenstation für die Franziskaner.
Er hat bereits den Grundstein für zwei Institute für Afrikaner gelegt, eines für Knaben unter der Leitung der Franziskaner und eines für Mädchen unter der Leitung der Stigmatinerinnen, die sich ganz der Ausbildung von afrikanischen Mädchen widmen.
Alle diese fünf großen Anstalten werden durch Almosen von P. Lodovico unterhalten. Er selbst ist immer sauber beisammen, wie unser Oberer. Ein Wort zu den Instituten für Afrikaner.
Unter dem Schutz des verstorbenen Königs Ferdinand II. und mit besonderer Erlaubnis der Generalleitung des Seraphischen Ordens errichtete er in Palma, dem Sitz des Direktors der Reformbewegung, Anstalten mit dem Zweck, junge Afrikaner in den Ländern Afrikas aus Elend und Sklaverei loszukaufen, sie in Palma zu erziehen und im Glauben, in der katholischen Religion und in allen möglichen Fächern auszubilden, damit sie dann gut erzogen, vorbereitet und voll katholischen Eifers als Erwachsene in ihre Heimatländer zurückkehren, um dort ihren Glauben an Jesus Christus zu leben und zu verkünden und die christliche Zivilisation zu verbreiten.
Sobald die jungen Afrikaner im christlichen Glauben unterrichtet und getauft worden sind, werden sie wie junge Alumnen den franziskanischen Habit tragen und Benehmen und Disziplin wie junge Ordensleute einhalten. Unter weiser Führung werden sie in die Gebräuche des Ordens eingeführt und in den Fächern und im Handwerk ausgebildet. Es ist Aufgabe des Erziehers von Palma, sie nach vorausgehender Prüfung und nach guter Kenntnis ihres Charakters und ihrer Fähigkeiten für die Grundausbildung einzustufen, die alle bis zum 18. Lebensjahr mit Hilfe geeigneter Lehrer absolvieren müssen. Die Lehrer werden vom Präfekten ausgewählt. Es können eigene Ordensleute oder gut ausgebildete Laien mit gutem Charakter sein. Diese letzteren müssen immer von der Provinz oder vom Generalminister genehmigt werden.
Nach der Schulausbildung und mit Erreichung des 18. Lebensjahres werden die jungen Afrikaner in drei Gruppen eingeteilt je nach ihren Fähigkeiten und ihrer Berufung: Priesterkandidaten, Laienbrüder (mit Handwerkerberuf) und Mitglieder des Dritten Ordens des hl. Franziskus (wie Tacuso). Diese sind ebenfalls Handwerker und können heiraten. Die ersten zwei Gruppen werden unter Beobachtung der Vorschriften die Ordensgelübde der Franziskaner ablegen. Das reguläre Noviziat, für das vom Heiligen Stuhl Erlaubnis eingeholt werden muss, untersteht der Leitung und dem Urteil der Ordensgemeinschaft von Palma und ist in eigenen Räumen in der Schule untergebracht. Dem Noviziat werden geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, wo sie die entsprechende religiöse Ausbildung nach den Regeln des Ordens erhalten. Haben die Mitglieder der ersten Gruppe das Alter für die Priesterweihe erreicht, werden sie ihrem jeweiligen Ordinarius vorgestellt mit den Dimissorien des Provinzials. Für die Afrikaner, die Mitglieder des Ordens werden und die Absicht haben, in die afrikanischen Missionen zu ziehen, ist der Ordensgeneral zuständig. Die Mitglieder der dritten Gruppe, die in Europa bleiben und als Tertiaren des hl. Franziskus gekleidet sind und die Profess abgelegt haben, arbeiten in den Instituten mit und bilden sich weiterhin im Handwerk aus.
Nach entsprechenden Anleitungen und institutionellen Klarstellungen werden die afrikanischen Franziskaner, Laienbrüder und Tertiaren des hl. Franziskus mit der Zustimmung des Provinziales, des Präfekten und, soweit notwendig, mit der Zustimmung des Generalministers des Ordens, die Missionsreise nach Afrika antreten. Die Priester gehen als wahre Missionare Christi und Verkünder des christlichen Glaubens; die Laienbrüder stehen im Dienst der Priester als Katechisten und Lehrer der unglücklichen Menschen, die sich zu Christus bekehren werden. Die Tertiaren, die sich mit mehr Freiheit unter jenen Völkern bewegen können, werden unter der Anleitung der Missionare, ihrer Brüder, ihr in der Schule erlerntes Handwerk im Dienst des Glaubens ausüben.
Sie reisen und arbeiten immer zu zweit oder auch zu dritt, aber nie allein. Jede Gruppe setzt sich zusammen aus einem Priester und einem Laienbruder oder aus einem Priester, einem Laienbruder und einem Tertiaren. Bei der Profess werden alle einen Eid ablegen, nach Afrika zu gehen, außer jenen, die wegen ihrer Fähigkeit im Kolleg von Palma als Lehrer und Angestellte arbeiten oder aus anderen von den Oberen anerkannten berechtigten und schwerwiegenden Gründen hier bleiben. Der Präfekt wird dafür Sorge tragen, dass die jungen Afrikaner jedweder Gruppe in den Wissenschaften und Handwerken gute Fortschritte machen und befähigt werden, selbst als Lehrer im Kolleg zu arbeiten. Sie werden ihren Fähigkeiten entsprechend in der Schule eingesetzt werden.
Das gleiche gilt für die Angestellten wie Präfekten, Köche, Pförtner, Küchengehilfen etc., so dass das Seraphische Kolleg der Afrikaner in Palma eine einheitliche Gemeinschaft von Afrikanern wird. Die Afrikaner, die in die Mission ausgereist sind und nach jahrelangen für Christus ertragenen Mühen, seien es Priester, Laienbrüder oder Tertiaren, aus Alters- oder Gesundheitsgründen oder aus einem anderen schweren Grund nicht mehr ihren Dienst in jenen Missionen leisten können, haben nach Übereinkunft mit den Oberen der Provinz und des Kollegs Anrecht auf Aufnahme und Ruhestand im Kolleg von Palma.
Das ist im Entwurf der Plan des Instituts für Afrikaner in Palma. Mit den vier, die ich selbst hierher gebracht habe, sind es bereits 52. Ich war sehr beeindruckt von den zehn oder zwölf Werkstätten für Schreiner, Schneider, Schuster, Weber, Schmiede, Landwirte etc. und von einer schönen Apotheke mit zwei Lehrern, die Medizin und Pharmazie unterrichten. In der Nähe des Kollegs befindet sich ein großer Garten, in dem auf einigen Parzellen Lebensmittel und Gemüse angebaut werden. Hierher kommen die Afrikaner jeden Tag in Gruppen, um von einem Landwirt in allen Bereichen der Landwirtschaft unterrichtet zu werden. 22 afrikanische Mädchen werden für die Mission ausgebildet. Ihre Fortschritte im Studium und in den weiblichen Handarbeiten sind beeindruckend. Voriges Jahr wurden mehrere ihrer Handarbeiten in Neapel ausgestellt und ausgezeichnet. Darüber aber will ich später einmal schreiben.
Der Schulbetrieb in Palma hat mir sehr gefallen. Sechzehn studieren Humanistik und Rhetorik (ohne Griechisch), vier Philosophie, die anderen besuchen das Gymnasium. Was mich aber am meisten beeindruckte, war die Ordnung, das Stillschweigen zur festgesetzten Zeit, die gute Disziplin, der Eifer in den geistlichen Übungen und das Streben nach Heiligkeit und der Wunsch, sich im Dienst an den unglücklichen Brüdern zu verbrauchen auf jenem Weg, den ihnen der Gehorsam und die Berufung auftun werden. Ist es möglich, fragte ich eines Tages P. Lodovico, dass alle Afrikaner in Palma so brav sind? Ich glaube nicht, denn soviel ich während jenes kurzen Aufenthaltes unter den Afrikanern feststellen konnte, sind viele sicher gute Leute, aber manche scheinen keinen Zugang zur Frömmigkeit und zu einem Leben nach unserer heiligen Religion zu finden.
Hör her, mein lieber Bruder, antwortete mir P. Lodovico, ich habe mein Kolleg gebaut, um aus der Hölle ein Paradies zu machen, damit die bösen Jugendlichen tugendhaft werden. Als die Afrikaner nach Palma kamen, waren sie Teufel, und ich verzweifelte fast, sie zum Guten anleiten zu können, aber mit Geduld, ständiger Überwachung bei Tag und bei Nacht und dank der unermüdlichen Arbeit meiner Erzieher sind alle brav geworden, und ich muss Gott danken, dass es jetzt keinen einzigen schlechten mehr gibt.
Wir sollen nicht entmutigen, wenn sie anfangs böse sind. Mit der Gnade Gottes und der unermüdlichen und väterlichen Sorge erreicht man alles. Und in der Tat, in jedem Schlafsaal sind zwei Präfekten, von denen einer die ganze Nacht hindurch wach bleibt. Zeigt ein Jugendlicher böse Neigungen, dann werden alle Waffen der christlichen Vorsicht gegen diesen gerichtet, und man gibt nicht auf, bis jener Fehler vollständig ausgerottet ist, so dass wohl oder übel, mit guten oder harten Worten, mit Liebe oder mit Strenge, jene Untugend abgelegt werden muss. Das Gesagte soll reichen. Ich beobachtete besonders die Leitung des Instituts, aber Sie werden inzwischen von der Lektüre ermüdet sein so wie ich beim Schreiben. Genug!
Reden wir nun über profane Dinge, um Ihnen von der Stadt Neapel etwas zu erzählen. Ich glaube, es ist unmöglich, sich ihre einzigartige und schöne Lage und den prächtigen Anblick vorzustellen, von welcher Seite aus immer man die Stadt betrachten mag. Sie liegt südöstlich am Abhang einer langen Reihe von Hügeln und innerhalb eines fünf Meilen breiten und gleich langen Golfes, der an den Seiten in zwei mit frischem Grün bewachsenen Bergausläufern endet. Die Insel Capri auf der einen und die Insel Procida auf der anderen Seite scheinen den Golf abzuriegeln, obwohl man zwischen den beiden Inseln und den beiden Bergausläufern von einer unendlichen Sicht aufs Meer überrascht wird.
Die Stadt scheint diesen herrlichen Golf zu krönen. Gegen Westen erhebt sich ein Teil in Form eines Amphitheaters auf den Hügeln Posilippo und Antignano; der andere Teil dehnt sich nach Osten aus auf einem mehr ebenen Terrain, flankiert von herrlichen Villen und Casinos bis zum Vesuv hin, der nachts einer hellen Sonne gleicht, deren Licht sich auf sieben Öffnungen konzentriert, die ununterbrochen Lava und Bitumen ausspucken. In der Mitte dieses herrlichen mit Orangen- und Zitronenbäumen und aller Art von Gemüse bepflanzten Abhangs erhebt sich, in der Nähe von Palma, Capodimonte, wo der königliche Sommerpalast steht: nach dem Urteil von erfahrenen Touristen ist das der schönste Anblick der Welt, und nichts kann man mit der Schönheit einer solchen Lage vergleichen.
Wenn man dann noch das angenehme Klima in Betracht zieht, die Fruchtbarkeit des Bodens, die Schönheit der Umgebung und die Großartigkeit der Gebäude, die Pracht seiner mit großen Pflastersteinen bedeckten Straßen, wie unsere Piazza dei Signori, wird sich jeder überzeugen lassen, dass Neapel einer der herrlichsten und angenehmsten Aufenthaltsorte der Welt ist. Die eineinhalb Meilen lange und geradlinige Toledo-Straße, die Chiaia-Straße, die ein langes Stück weit den Königspalast flankiert, der sich dem Strand entlang hinzieht und eine herrliche Aussicht bietet, gehören zu den prachtvollsten Europas. Der Königspalast ist zum Land hin von schönen hie und da angelegten Gittertoren umsäumt und von vielfarbigen hohen Säulen durchsetzt, die gegen Nordwesten einen großen Halbkreis bilden, der Hunderte von Marmorstatuen, die den besten antiken Modellen nachgebildet sind, einschließt.
Auch die Kirchen sind durchschnittlich sehr schön und überraschen und erzählen von der tiefen Frömmigkeit des neapolitanischen Volkes, das sie besucht, sowie ihrer Erbauer. Die in modernem Stil erbaute Kirche des heiligen Francesco di Paola, voll von Werken berühmter moderner Künstler an der Außenseite gegenüber dem großen Königspalast, ist flankiert von zwei Arkaden, die von 44 großen Säulen getragen werden, und wird verschönert von Riesenstatuen der Religion, des hl. Franziskus und des hl. Aloisius, die in der Vorhalle aufgestellt sind. Diese besteht aus zehn großen Säulen und ebenso vielen Pfeilern. Der Innenraum ist rund und dem Pantheon von Rom nachgebildet.
Die Kirche des hl. Martin sul Colle di S. Elmo zu Füßen der Burg beherrscht in herrlicher Lage die Stadt. Die Kirche Gesù Nuovo, ganz mit Marmor verkleidet, birgt das Grab des hl. Francesco de Jeronimo, über dessen Leib, der in einer von Perlen und kostbaren Steinen verzierten Silberurne liegt, ich eine Messe feierte. In der Krypta der Kirche des hl. Gaetano wird sein Leichnam aufbewahrt. Dort feierte ich ebenfalls eine Messe: Alles herrliche Kirchen!
Jedoch der Dom des hl. Januarius ist die schönste Kirche Neapels. Sie besteht aus drei Schiffen, die von 18 Säulen getragen werden, die aus der Zeit des Heidentums stammen. Ich möchte nicht die unzähligen Kunstwerke aufzählen, sondern nur die Kapelle des Kirchenpatrons der Stadt, die der Schatz genannt wird, beschreiben. Vor der Kapelle stehen zwei große Statuten des hl. Petrus und des hl. Paulus, ein herrliches Bronzegitter versperrt den Eingang. Das Innere hat die Form eines griechischen Kreuzes, die Wände sind mit feinstem Marmor verkleidet, von den Säulen sind 42 aus Marmor von Arzio und 19 aus Bronze. Alle Fresken sind von Domenichino. Der Hochaltar ist aus Porphyr. Dahinter werden in zwei mit Silberblättchen verkleideten kleinen Nischen, versehen mit Türchen aus dem gleichen Metall, der Kopf des hl. Gennaro und die zwei Ampullen aufbewahrt, die einen Teil seines Blutes enthalten. Dieses verflüssigt sich jedes Jahr zwei- oder auch viermal, sobald es vor das Haupt des Heiligen gestellt wird, und zwar an den drei Festen im Mai, September und Dezember, die mit den entsprechenden Oktaven zu Ehren des Heiligen gefeiert werden.
Dieses Wunder, das von unzähligen Protestanten und Ungläubigen beobachtet wurde, führt heute viele zum Glauben an Christus. (Da sich das Wunder vor 14 Tagen eine halbe Stunde früher als gewöhnlich ereignet haben soll, wie mir in Neapel gesagt wurde, hörte man im Dom Ausrufe wie: „Schau, schau, dem hl. Januarius gefällt die Republik und er mag dich, Vittorio Emanuele“). Ich beschreibe Ihnen nun, was für extravagante Szenen sich am Tag des Wunders abspielen. Nach einer unklaren und wackeligen Überlieferung bilden sich die Neapolitaner ein zu wissen, dass gewisse arme Familien vom heiligen Patron abstammen. Deshalb ist das einfache Volk der Meinung, dass das Wunder nicht geschieht, wenn nicht einige dieser Blutsverwandten des hl. Januarius anwesend sind.
Die Nichtsnutzigen sind die ersten, die in die Wunderkapelle kommen: eine ganze Reihe von Schmähungen und Ungezogenheiten werden dem Wunder vorausgeschickt. Es kommt zu folgenden Ausdrücken: „Hl. Januarius, wer sonst, wenn nicht du, kann dieses Wunder wirken? Du hast den Heiligentitel geraubt, den du nicht verdient hast. Warum hast du jene hintergangen, die dich so geehrt haben? Du taugst zu nichts, bist nichts wert. Warum betrügst du die armen Leute? Du bist ein Schwindler, du machst dich über uns lustig … Schau ihn an, schau ihn an, was für Grimassen er schneidet … er foppt uns, er neckt uns … Es wäre besser gewesen, dich zu foppen, als uns von dir foppen zu lassen … siehst du wie er uns foppt und neckt … Du bist wohl nicht fähig, das Wunder zu wirken, du bist nichts wert, steig herab von jener Säule (sie zeigen auf die Statue). Was machst du dort, du Betrüger, du Schwindler? Du bist wohl kein Heiliger und bist nicht im Himmel, du taugst ja zu nichts. Steig herab, steig herab und iss nicht auf unsere Kosten …“. Und so weiter.
Andere noch komischere Ausdrücke kommen jenen Nichtsnutzigen über die Lippen, aber es würde zu weit führen, sie aufzuzählen; zudem habe ich viele bereits vergessen. Berichtete mir jemand solche Begebenheiten, würde ich sie nicht glauben, aber wer Neapel besucht und gesehen hat, wie rückständig dieses Volk ist, das sicher fromm, aber ziemlich abergläubisch ist, hat kein Problem, sie für wahr zu halten. Diese und ähnliche Dinge wurden mir von glaubwürdigen Personen erzählt.
Gemeinsam mit D. Luciano besuchten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Neapel: die Katakomben, die geräumiger und länger als die römischen sind; das Nationalmuseum, nach dem Urteil von Fachleuten das zweite der Welt nach den Vatikanischen Museen, und das erste der Welt, was gut erhaltene Ausstellungsstücke der Antike betrifft. Aber die Aufzählung würde fünf Seiten ausfüllen. Wir besuchten die herrliche, unterirdische Polisippo-Grotte, wo sich das beleuchtete Grab des Virgilius befindet, etc., Pompei, Ercolano etc. Ich werde später mehr darüber berichten, wenn ich Zeit habe, und auch über meine Reise nach Palermo und Rom. Aber jetzt habe ich nicht genügend Zeit, denn es wurde mir mitgeteilt, dass der Dampfer der Indischen Gesellschaft von Kalkutta in Suez angekommen ist und im Verlauf der Woche die Reise fortsetzt. Ich werde morgen nach Kairo und Suez abreisen. Von Aden aus werde ich schreiben, aber auf Ihr Versprechen vertrauend, dass ich auch Briefe von Ihnen erhalte.
Ich sende herzliche Grüße an alle unsere Jugendlichen, Präfekten und Kleriker unseres geschätzten Instituts und empfehle mich ihren Gebeten, denn der Kampf mit den Engländern wird heftig sein. Ohne anderes zu erwähnen, am türkischen Zoll und an den europäischen Botschaften ist ein Edikt angebracht, das den Konsuln und dem Gouverneur von Alexandria verbietet, Sklaven oder Einheimische illegal durchzulassen, ohne sie zu durchsuchen und ihre Herkunft festzustellen. Ich will das Edikt heute Abend vor meiner Abreise nach Alexandria abschreiben. Ich brauche also Hilfe von oben. Aber man soll keine Angst haben. Die Macht Christi ist größer als die des Teufels: wenn Gott das Werk will, dann können es weder Engländer, noch Türken, noch der Teufel verhindern.
Empfehlen Sie mich dem D. Tomba, D. Fochesato, D. Fukesneker, D. Donato, D. Clerici, D. Urbani, D. Lonardoni, Toffaloni und seinem Sohn, allen Priestern des Instituts, den Mädchen von Canterane, den Marchesen Carlotti, den Grafen Cavvazzocca, Parisi, Morelli. Empfehlen Sie mich dem Bischof von Verona etc. etc. und denken Sie in den heiligsten Herzen Jesu und Mariens immer an Ihren Freund
D. Daniel
Überbringen Sie besondere Grüße meinem Patenkind Vittorio. Ich möchte Nachrichten über ihn erhalten. Grüße auch an die Familien Patuzzi und Biadego, Fontana etc. Es grüßt Sie G. Scaùi. Es geht ihm gut, und nach Aussagen der Missionare ist sein Betragen vorbildlich. Drei heftige Stürme haben mich etwas geschwächt, aber jetzt bin ich wieder wohlauf.
Nr. 53 (51) AN DON NICOLA MAZZA
AMV, Cart. "Missione Africana"
Alexandria in Ägypten, 2. Januar 1861
Hochwürdigster und liebster Superior,
ich bin in Ägypten gut angekommen. Leider vergaß ich, Ihnen von Rom aus mitzuteilen, dass Kardinal Barnabò vorigen Monat einen Brief vom Provikar Kirchner aus Zentralafrika erhalten hatte, in dem ihm dieser, zwar nicht direkt, aber doch mit klaren Worten, zu verstehen gab, dass er bereit sei, auf einen Wink des Kardinals hin nach Europa zurückzukehren und die Mission zu verlassen: Der Provikar sei sehr entmutigt. In Ägypten erfuhr ich, dass sich einer der beiden Franziskaner, die der Mission zugeteilt sind, erschöpft nach Negadeh in Oberägypten zurückgezogen und sich den Reformierten angeschlossen hat und nichts mehr von Zentralafrika wissen will. P. Johannes (ich weiß nicht, ob es sich um den unsrigen handelt oder um den überlebenden Franziskaner) ist zum Weißen Nil aufgebrochen.
P. Lodovico sagte mir in Neapel, er habe vor, die Afrikaner aus ganz Europa nach Palma ins Kloster zu bringen. Sobald sich die politische Lage gebessert hat, will er nach Paris reisen, Napoleon aufsuchen und ihn bitten, nicht nur den Loskauf von Afrikanern zu begünstigen, sondern sich an die europäischen Mächte zu wenden, damit sie ihre Konsulate in Ägypten anweisen, all jene zu beschützen, zu unterstützen und ihnen zu helfen, die nach Afrika und in den Orient reisen, um Afrikaner nach Europa zu bringen mit dem Ziel, sie für die afrikanischen Missionen auszubilden. Diese Idee sei von König Francesco II. gutgeheißen worden. Er versprach, seine ganze königliche Autorität einzusetzen, um den Plan dem Kaiser der Franzosen und allen Mächten Europas zu empfehlen.
Die Regierung des Paschas von Ägypten und die Konsulate haben eigene Polizisten eingesetzt, um den Transport von Afrikanern nach Europa zu unterbinden. Ich las eine Verordnung, die im Diwan von Alexandria und in den Kanzleien aller europäischen Konsulate angeschlagen ist. Sie verbietet der Türkei und den Konsulaten, die Durchfahrt von Afrikanern zu begünstigen. Drei Afrikanerinnen von P. Olivieri wurden auf dem Weg vom Kloster der Barmherzigen Schwestern zum Bahnhof von Kairo verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Nicht einmal von Alexandria nach Kairo und umgekehrt dürfen sie reisen.
Der Apostolische Provikar von Ägypten, der in Alexandria seinen Sitz hat, sagte mir, dass es unmöglich sei, Afrikaner nach Europa zu bringen. Wir lassen uns aber nicht einschüchtern. Ich vertraue auf Gott und auf den Schutz von Russel, der mir in Rom von Lord Pope Hennesey zugesichert wurde, und so hoffe ich, nach Überwindung großer Schwierigkeiten mein erwünschtes Ziel zu erreichen. In Alexandria kennt niemand den Grund meiner Reise. Alle glauben, ich sei auf dem Weg zur neuen Station von Assuan. Ich hielt es aber für angebracht, den Provikar von Ägypten, der ein sehr kluger Mann ist, in die Angelegenheit einzuweihen. Er kennt auch alle krummen Wege und Geheimnisse von P. Olivieri und kann ein Geheimnis wahren (was unter den Frati selten vorkommt, deswegen traue ich ihnen auch nicht). Es ist also nur angebracht, dass dieser Mann, der mich in seinem Kloster aufnimmt, mich in Alexandria kommen und gehen sieht, der es gut mit mir meint, alles weiß. Er kann mir gute Tipps geben, mir helfen und günstige Wege aufzeigen, um den Feinden des Werkes auszuweichen.
Ich habe Herrn Angelo Albengo als unseren Korrespondenten für die Überweisung des Geldes nach Alexandria gewählt. Dieser Mann hat einen guten Ruf, ist klug und ein guter Christ; er genießt auch das volle Vertrauen von D. Beltrame. Sie, Herr Superior, können das Geld an den Cavaliere in Triest schicken. Dieser wird es mit Lloyd Austriaco, ohne vom österreichischen Konsulat abzuhängen, direkt an Angelo Albengo weiterleiten. Und dieser wird es mir mit dem Dampfer der Indien-Kompanie nach Aden schicken.
Ich glaube, es ist besser, den österreichischen Konsul von Alexandria aus dieser Angelegenheit herauszuhalten. Er ist gegen unseren Plan, wie mich der Provikar in Ägypten wissen ließ. In dieser Angelegenheit stimmt er mit allen anderen Konsulaten von Ägypten überein. Man braucht nur zu sagen, dass es sich um vier Afrikaner des D. Olivieri handelt, und schon entschuldige er sich und sage, dass er wegen der geltenden Gesetze von Ägypten niemanden begünstigen dürfe, angesichts eines Empfehlungsschreibens des österreichischen Kaisers. So berichtete mir der Provikar von Ägypten. Deshalb empfehle ich mich Ihren Gebeten und denen des Instituts.
Morgen fahre ich nach Kairo und nach drei Tagen von Suez nach Aden. Anbei schicke ich Ihnen einen Brief für den Cavaliere Napoli. Lesen Sie ihn und schicken Sie ihn ab, falls er Ihnen gefällt. Hier gebe ich Ihnen nun den Weg an, wie Sie mir Briefe und Geld schicken können. Grüßen Sie mir den Bischof, den Monsignore Canossa, D. Albertini, D. Cesare, die Lehrerinnen Cavattoni und alle Bewohner der beiden Institute. Nehmen Sie die Verehrung und die Grüße Ihres unwürdigen Sohnes D. Daniel Comboni entgegen. Grüße an den Apotheker Gaetano Sommacampagna. Adresse für Zustellung von Briefen: An den Hochwürdigsten Signore Daniel Comboni Apostolic Missionary in Aden, eingeschrieben an den Österreichischen Generalkonsul in Alexandria von Ägypten. Adresse für Geldsendungen:
Senden Sie das Geld an den Illustrissimo Signore Luigi Cavaliere Napoli; er wird es mit Hilfe des Lloyd Austriaco direkt an Signore Angelo Albengo in Alexandria in Ägypten schicken, dieser wird es gemäß den gegebenen Anordnungen weiterleiten an D. Daniel Comboni, Apostolischer Missionar in Aden.
PS: Wenn Sie das Geld an den Cavaliere Napoli nach Triest schicken, wird es gut sein, an den Sig.r Angelo Albengo in Alexandria einen Brief zu schreiben und einen an mich in Aden, damit wir beide über die Überweisung Bescheid wissen. Ich glaube, es war richtig, keine Wechselschecks nach Alexandria zu schicken, denn hier gibt es viele Betrügereien und nicht wenige zweifelhafte Firmen. Das Geld ist so sicherer. In Alexandria wird das Geld in englische Guineas umgetauscht.
D. Daniel Comboni
Nr. 54 (52) AN DON NICOLA MAZZA
AMV, Cart. "Missione Africana"
An Bord der Candy auf dem Roten Meer
6. Januar 1861
Hochwürdigster Herr Superior,
ich hoffe, dass Sie meine Briefe aus Alexandria erhalten haben sowie jene von unseren lieben Missionaren von Zentralafrika. Bei meiner Ankunft in Kairo am 4. Januar hatte ich die große Genugtuung, den Apostolischen Provikar D. Matthäus Kirchner zu treffen, mit dem ich mich lange bis in die Nacht hinein unterhielt, bis ich nach Suez abreiste. Es geht ihm gesundheitlich gut. Er teilte mir auch mit, dass sich D. Dal Bosco guter Gesundheit erfreut, dass es D. Beltrame auch einigermaßen gut geht, obwohl er ziemlich abgemagert ist und alt ausschaut, so dass man ihm jetzt 45 Jahre gibt. Wir sprachen fast nur über die Mission von Zentralafrika. Ich schicke Ihnen jetzt einige Nachrichten, Herr Superior, die Sie bereits in den Berichten unserer Missionare gelesen haben.
D. Alessandro und D. Giovanni sind sehr besorgt, da sie schon über ein Jahr lang keinen Brief aus Verona erhalten haben: Sie verließen Khartum auf unserem Schiff, der Stella Matutina, und kamen nach Überwindung aller Katarakte im vergangenen September in der neuen Mission von Shellal an. Das Haus für die Missionare, die augenblicklich dort sind, und für die Knaben der Mission, die unermüdlich bei den Arbeiten und in der Landwirtschaft mithelfen, ist fertig gestellt und wird bereits bewohnt.
Ende des vergangenen Monats sind drei Missionare unter der Leitung von P. Morlan, dem früheren Oberen der fernen Station von Bari jenseits von Heiligkreuz, zum Weißen Fluss aufgebrochen. Der Provikar meinte, dass sie das Ziel ihrer Reise wohl kaum erreichen werden wegen des grausamen Krieges der Händler mit den Afrikanern, der die türkische Regierung veranlasste, die Übeltäter zu verteidigen, das heißt, die europäischen und muslimischen Händler. Bereits 3.000 Afrikaner gerieten in die Sklaverei. Sie werden auf den Märkten von Kordofan, Sennar und Dongola verkauft und müssen die niedrigsten Arbeiten verrichten. D. Beltrame hat das Wörterbuch, die Grammatik und den Katechismus für die Dinka fertig gestellt. Er hat sie aber nicht abgeschickt aus Angst, sie könnten zusammen mit den Briefen verloren gehen. Ich schrieb ihm von Kairo aus und benachrichtigte den Provikar, dass er die Arbeiten nach Kairo schicken solle. Ich würde sie dann bei meiner Durchfahrt mitnehmen.
Der Provikar macht sich wenig Hoffnung auf die Bekehrung Afrikas. Wenn ich nach Europa schaue, ist alles schön, meinte er; wenn ich aber auf die Lage hier in Afrika blicke, erscheint mir alles dunkel, und ich sehe keinen Hoffnungsschimmer.
Zu meiner großen Überraschung ist er nicht besonders von dem Plan eingenommen, afrikanische Jugendliche in Europa zu erziehen, denn dort gewöhnen sie sich zu sehr an das angenehme Leben, widmen sich zu viel den wissenschaftlichen Fächern und zu wenig der Landwirtschaft und dem Handwerk, meinte er. Er denkt vielmehr daran, eine gute Anzahl Afrikaner in der neuen Station aufzunehmen, wo sie untertags in der Landwirtschaft arbeiten und abends am Religionsunterricht teilnehmen können. Nach Neapel schicke ich so wenige wie möglich, sagte er. Er hat alle Schulden der Mission bezahlt mit Geldmitteln, die er von seiner Familie erhalten hat, die nun zur Gläubigerin des Provikars geworden ist. Er hält sich jetzt in Ägypten auf und wartet auf den Rat der Propaganda Fide zu zwei Punkten:
Der Franziskanerorden hat drei Patres geschickt, von denen einer in Kairo gestorben ist. Ein anderer hat die Mission verlassen und ist zu seinen Mitbrüdern in die Apostolische Präfektur nach Oberägypten gezogen. Der dritte befindet sich noch in Shellal, ist aber ganz erschöpft. Der Franziskanergeneral scheint einer Übernahme der zentralafrikanischen Mission abgeneigt zu sein. Deshalb fürchte ich, dass die Übernahme der Mission durch den Franziskanerorden keine Vorteile bringen wird. Der Provikar ist bereit, nach Rom zu fahren, um dort alles zu regeln. Er wartet aber auf den Brief vom Kardinal. Er scheint mir guten Mutes zu sein und nicht so gedrückt, wie Barnabò ihn mir schilderte.
Sowohl in Alexandria als auch in Kairo wies ich darauf hin, dass auf den indischen Besitzungen viele Afrikaner verstreut leben. Im Sheriffat von Arabien, wo diese armen Afrikaner versteigert werden, steht die Sklaverei in voller Blüte. Einer erzählte mir, dass er drei Afrikanerinnen für je neunundsechzig Taler bei der Versteigerung erworben habe. In Alexandria erfuhr ich, dass die Afrikaner von Massaua und Suakin, einer abessinischen Stadt an der Küste des Roten Meeres, nachts auf Sklavenbooten zu den arabischen Küsten transportiert werden, wo der Sklavenhandel mit Afrikanern noch nicht verboten ist. Ein englischer Dampfer, der von Suez nach Aden unterwegs war, hat ein solches Boot mit Afrikanern beschlagnahmt. Ich hoffe, dass ich in Aden eine Auswahl nach Ihren Wünschen treffen kann.
Ich befinde mich bereits einen Tag und eine Nacht an Bord der Candy hier auf dem Roten Meer. Wir sind 680 Passagiere. Von Suez nach Aden fuhr ich mit einem Ticket zweiter Klasse, für das mir die Engländer keinen Rabatt gewährten. Ich musste 19 Pfund oder fast 25 Napoleondor bezahlen.
Unserem Korrespondenten aus Alexandria habe ich den Auftrag gegeben, alle Napoleondor in englische Pfund umzuwechseln, was wahrscheinlich günstiger in Triest gemacht werden könnte. Ich werde mich besser informieren. Im Orient hat nämlich das Pfund Sterling einen Vorteil von vier Prozent gegenüber dem zwanzig-Franc-Stück. Wechselt man 1.000 Taler in Aden in Napoleondor um, verliert man ungefähr 40 Taler. Wir müssen uns also darüber Gedanken machen. Sie können dem Cavaliere Napoli Napoleondor nach Triest schicken. Er wird dann nach meinen Angaben handeln.
Mir geht es gut. In acht Tagen werde ich in Aden ankommen.
Ich bitte um Ihren Segen und zeichne als
Ihr gehorsamer Sohn
D. Daniel
heute sende ich Ihnen nur einen kurzen Gruß. Während meines sechsstündigen Aufenthalts in Kairo besuchte ich den Provikar. Er gab mir sehr gute Nachrichten über die beiden Missionare von Shellal. Die Mutter von Carré übergab mir einen englischen und zwei türkische Guineas für ihre Söhne in Verona. Besprechen Sie es mit dem Superior, oder vielleicht streckt er das Geld den Carré selber vor. Wenn ich nach Verona komme, werde ich alles regeln. Um fünf Uhr verließ der Dampfer Candy der Indien-Kompanie mit 680 Passagieren an Bord (die Besatzung nicht mitgerechnet), von denen der Großteil Engländer und Inder waren, den Hafen von Suez. Um zehn Uhr passierten wir die Meerenge von Bab-el-Mandel, erreichten den Indischen Ozean und kamen am Abend des 12. in Aden an.
Ich grüße alle und bitte um Gebete
für Ihren ergebenen
D. Daniel
am Morgen des 4. dieses Monats verließ ich Alexandria in Ägypten und kam am Abend des nächsten Tages mit der Eisenbahn in Suez an. Auf dem Dampfer Candy der Indien-Kompanie in Begleitung von 680 englischen und indischen Passagieren segelten wir sieben Tage lang auf dem Roten Meer dahin. Nach einem heftigen Sturm während der letzten drei Tage, besonders als wir den Indischen Ozean erreichten, kam ich in Aden an, wo ich mich jetzt befinde, und zwar in bester gesundheitlicher Verfassung.
Von meinem Treffen mit dem Provikar in Kairo berichtete ich in meinem Brief vom 6. dieses Monats, den ich an Bord der Candy auf dem Roten Meer schrieb. Ich möchte nur hinzufügen, dass der Provikar auf der Stella Matutina einige Afrikanerinnen, die P. Beltrame von Heiligkreuz mitgebracht hatte, nach Kairo führte. Unter diesen befindet sich eine gewisse Zenab vom Stamm der Dinka, die ich sehr gut kenne. Sie spricht gut Arabisch und Dinka. Sie hat uns in Heiligkreuz, neben einem Afrikaner namens Caciual, viel geholfen, besonders D. Beltrame bei der Zusammenstellung des Wörterbuches und der Grammatik der Dinka. Das Mädchen ist sehr intelligent und gutherzig. Beim Plan, den Sie für die Afrikanische Mission ausgearbeitet haben, könnte Zenab in unserem Institut für Afrikaner in Verona beim Unterricht der Dinka-Sprache und der richtigen Aussprache von großem Nutzen sein. Obwohl der Provikar eher dagegen ist, Afrikaner nach Verona zu bringen, bin ich doch sicher, dass er auf einen Brief von Ihnen hin spontan alles tun würde, was Sie wünschen. Ich bitte Sie deshalb, Herr Superior, dass Sie einen Brief an den Provikar nach Kairo schreiben und ihn bitten, Ihnen das gute Mädchen Zenab zum Wohl Ihres Instituts in Verona zu überlassen mit dem Versprechen, Zenab nach Abschluss ihrer Ausbildung der Mission zur Verfügung zu stellen. Sie wohnt jetzt bei den Schwestern des Guten Hirten in Kairo. Den Brief können Sie an folgende Adresse schicken: An den Hochwürdigsten Herrn D. Mathäus Kirchner Pr. zu Händen von Cavaliere Fathalla Mardrus; eingeschrieben an den Österreichischen Konsul Kairo (Ägypten).
Im Fall einer positiven Antwort (ich zweifle nicht daran) schreiben Sie mir bitte und schicken Sie den Brief nach Kairo an Cavaliere Fathalla Mardrus.
Folgendes kann ich Ihnen von meinem Auftrag in Aden mitteilen: P. Giovenale, der spanische Apostolische Präfekt von Aden, beherbergte 16 Afrikaner beiderlei Geschlechtes, als der Karmeliter P. Luigi vorbeikam. Nachdem sich in Europa niemand ihrer annahm, trotz wiederholter Aufrufe, brachte er sie bei verschiedenen Familien unter. Er hatte bereits beschlossen, die drei ihm noch verbliebenen (die folgsamsten und fähigsten) einem Händler zu übergeben. Als er aber meinen Brief erhielt, den ich ihm von Venedig aus geschrieben hatte, hielt er sie in seinem Hause zurück und bemühte sich, einige von den Weggezogenen wieder zurückzuholen, aber bis jetzt hat er nichts erreicht.
Heute besuchte ich sieben von jenen, die verschiedenen Familien anvertraut wurden. Obwohl ich vorhabe, sie zwei Monate lang zu prüfen, während dieser Zeit werde ich ihren Charakter und ihre Intelligenz studieren, gehe ich bereits davon aus, dass ich wenigstens sechs mitnehmen werde. Seien Sie versichert, Herr Superior, dass ich alles daransetzen werde, sie nach Ihren Kriterien auszuwählen und besonders auf ihre Folgsamkeit zu achten. Nichts kann ich Ihnen vorläufig von afrikanischen Mädchen oder einem größeren Jungen oder Mädchen sagen, welche die anderen anleiten könnten. Die sechs, die ich im Auge habe, sind alles Jungen.
Da ist ein anderes bedeutendes Geschäft, das die Vorsehung vorzubereiten scheint, um Afrikaner beiderlei Geschlechtes zur Erziehung nach Europa zu holen. Ich lege es Ihnen vor und auch meine eigenen Gedanken darüber. Ich ordne mich aber ganz Ihrem Willen und Ihren Anordnungen unter, bevor ich irgendetwas unternehme. In Ägypten erfuhr ich, dass es in Madagaskar viele Afrikaner beiderlei Geschlechtes gibt, die man um hundert Franken oder weniger haben könnte. Darüber können Sie im Jahresbericht von Propaganda Fide, im Septemberheft 1860 lesen. Darin appelliert P. Finnaz, Apostolischer Präfekt der Madagaskarmission, von der Komoreninsel Mayotte aus in einem Brief an die europäische Caritas, diese Seelen loszukaufen.
Unter den vielen Reisenden an Bord der Candy entdeckte ich einige Reisende von der Insel Bourbon bzw. Réunion, die zu Frankreich gehört und eine ihrer sehr wohlhabenden Kolonien ist. Unter diesen befand sich ein ausgezeichneter Katholik, Herr Emuabal Robert von S. Bennoît, ein sehr reicher Kaufmann. Er hat Geschäftshäuser an den Küsten von Madagaskar, auf der Insel Mauritius und auf Bourbon und kennt deshalb die Länder des südlichen Afrika ganz genau. Ich freundete mich mit diesem ausgezeichneten Herrn von Réunion an mit dem Ziel, ihn gut kennenzulernen. Er scheint mir die geeignete Person zu sein, die mir Nachrichten über die Afrikaner von Madagaskar geben kann.
Ich bat ihn deshalb, genaue und neueste Informationen meine Fragen betreffend einzuholen und dem Bischof von Bourbon, der in der Hauptstadt St. Denis wohnt, persönlich einen Brief von mir zu überbringen. Ich wandte mich an den Bischof, nachdem ich ihm in französischer Sprache den Plan vorgelegt hatte, in Verona Institute für die Erziehung von Afrikanern beiderlei Geschlechtes zu errichten, um genaue Informationen über die Afrikaner Madagaskars zu erhalten, die folgende Punkte betrafen:
Im Fall, dass meine Darlegungen Erfolg haben und mein Vorhaben gut verläuft, wäre ich bereit nach Einholung und Anhören des Rates und der Meinung des Oberen, nach Réunion zu reisen und auf Anraten des Bischofs auch nach Madagaskar, um jene Afrikaner beiderlei Geschlechtes auszuwählen, für die ich die Erlaubnis des Oberen und das nötige Geld habe. Diese Angelegenheit, Herr Superior, verdient unsere Überlegungen. Alle Gründe, weswegen ich nach Aden gefahren bin, um einige abessinische Jugendliche abzuholen, gelten für jene von Madagaskar genauso, im Fall, dass die drei ersten Fragen an den Bischof von Bourbon positiv ausfallen. Zudem eröffnet Madagaskar den Zugang zu Afrikanern, um unsere Institute in Verona reichlich zu versorgen. Nach meiner Meinung sollte Folgendes unternommen werden:
Das sind, Herr Superior, meine Überlegungen. Ich unterbreite sie Ihnen und hoffe auf eine schnelle Antwort. Soweit ich sehen kann, und wenn ich diesen meinen Plan überdenke, würde ich ihn ohne zu zögern ausführen. Aber solche Angelegenheiten müssen auf höherer Ebene entschieden werden. Ich warte also auf Ihre Anordnungen, nach denen ich mich immer richten werde, aber ich erwarte sie gleich, gleich, gleich.
Die Insel Réunion kann von Aden aus in einer 14 Tage dauernden Schiffsreise erreicht werden. Sie liegt im Indischen Ozean eineinhalb Grad vor dem Wendekreis des Steinbocks. Jeden Monat fährt ein Dampfer von Suez zur Insel und umgekehrt. Die Reisekosten würden 300 Taler ausmachen. Eineinhalb Monate würden mir für alles genügen. Würde mich die Reise nach Bourbon und Madagaskar führen, würde ich wahrscheinlich die Rückreise nach Europa über das Kap der Guten Hoffnung antreten. Ich habe mich bereits mit zwei indischen Reisebüros wegen eines Vertrags besprochen. Sollte ich 18 Afrikaner mitbringen, würde mir die Reise von Réunion nach Marseille zwei Vorteile bringen. Der erste Vorteil wäre, dass die Reise weniger kostet und der zweite, der wichtigere, dass ich den großen Schwierigkeiten ausweiche, die mich trotz hoher Protektion in Ägypten erwarten. Ich werde weiter darüber nachdenken und selber den Weg finden. Bitten Sie um Gebete und beten Sie für mich, damit Gott allein mein Führer sei.
Ich fürchte weder Schwierigkeiten noch Unbehagen, Leiden, noch das Klima, wenn ich weiß, dass ich zum Wohl Ihres Planes für die Wiedergeburt Afrikas arbeite. Geben Sie mir Anleitungen zum oben dargelegten Projekt und schicken Sie mir gleich das Geld. Der Betrag soll nicht mehr als 500 Napoleondor und nicht weniger als 100 Napoleondor ausmachen. Ordnen Sie unseren Korrespondenten in Triest und Alexandria an, das Geld gleich zu überweisen. In Alexandria soll es in englische Guineas umgewechselt werden. Den genauen Preis für jeden Afrikaner gebe ich noch nicht an, da die Route der Rückreise noch nicht feststeht. Aber Sie haben mir beigebracht, uns in solchen Angelegenheiten nicht abschrecken zu lassen. Bei dieser Reise habe ich nur den einen Wunsch, eine Quelle zu finden, die der Afrikamission stets die hierfür geeigneten Afrikaner zuführen wird. Ich hoffe, dass Sie mein Konzept verstehen. Ich habe es nicht gut erklärt, weil ich einerseits dazu nicht fähig bin und andererseits mich beeilen muss, denn heute geht das Gepäck nach Suez ab.
In Aden, das am selben nördlichen Breitengrad wie das Gebiet des Stammes der Dinka liegt, ist es sehr warm, und die Fieberanfälle können stark sein. Heute Mittag hatten wir 29 Grad Réaumur. In Aden wohnen ein Apostolischer Präfekt und ein Laienbruder der Kapuziner. Ein anderer Kapuzinermissionar von Aden kehrte wegen bösen Fiebers nach Europa zurück. Mir geht es gut und ich bin frohen Mutes und vertraue fest auf gute Erfolge. Italienisch kann ich hier nicht gebrauchen. In Aden spricht man Arabisch, Englisch, Spanisch oder Portugiesisch. Alle diese Sprachen verstehe ich. Sie dienen mir bei der Abwicklung meiner Angelegenheiten. Jetzt befasse ich mich etwas mit der abessinischen und der madagassischen Sprache. Ich hoffe, dass ich diese Sprachen in etwa beherrsche, wenn ich gegen Ende des Frühjahrs nach Verona komme. Diese können uns in unserem Institut und bei unserem Plan behilflich sein.
Grüßen Sie mir alle Priester und Lehrerinnen des Instituts, D. Cesare, den Bischof, D. Albertini, Monsignore Canossa und ganz besonders Onkel Paiola.
Segnen Sie Ihren unwürdigen Sohn
D. Daniel
Innerhalb von vierzig Tagen werde ich sicher vom Bischof von Bourbon, Msgr. Montpoint, die Antwort auf meinen Brief erhalten.
jene erhabene Vorsehung, die in allen Belangen stufenweise und in äußerst kluger Weise vorgeht, und sich das Zusammenwirken von Wechselfällen und Ereignissen zunutze macht, um ihre wohlwollenden, göttlichen Pläne zu erreichen, drängte Ihren Geist, lieber Superior, mich nach Aden zu schicken, um eine Anzahl von Afrikanern beiderlei Geschlechtes zu suchen, die sich für den heiligen Zweck Ihres großen Planes für die Wiedergeburt Afrikas eignen.
Mit Gottes Beistand wählte ich unter mehreren von mir geprüften Kandidaten nur einige junge Galla aus. Jedoch segnete die göttliche Barmherzigkeit meine Reise in reichem Maße, indem sie mir einen sehr wirksamen und sicheren Weg zeigte und erkennen ließ, um unsere afrikanischen Institute in Verona mit genügend jungen Afrikanern beiderlei Geschlechtes zu versorgen. Nur so kann Ihr Plan verwirklicht werden, den Sie in so kluger Weise im Geist der Kirche entworfen haben. Zu diesem Zweck wurde schon vor Jahrhunderten in Rom das Kolleg von Propaganda Fide gegründet. In ihm werden ausgewählte junge Männer aus allen Teilen der Welt aufgenommen, damit sie nach entsprechender Ausbildung in ihre Heimatländer zurückkehren, um all jene Wohltaten der Zivilisation und der Religion an ihre Landsleute weiterzugeben, mit der sie selber im Schatten der hehren Kreuzesfahne im Zentrum der Christenheit bereichert wurden.
Ich erwähne hier kurz, was mir diesbezüglich gut unterrichtete Personen berichteten (eine von diesen Personen ist der vornehme Herr Bonaventura Mas, ein wohlhabender spanischer Kaufmann, ein guter Katholik und sehr erfahren in den Belangen der Länder Ostafrikas, wo er viele Handelshäuser besitzt. Der Bischof von Bourbon, der für die Mission von Madagaskar und die dazugehörigen Inseln verantwortlich ist, bedient sich seiner für die Korrespondenz mit den Inseln und die Versorgung mit materiellen Gütern). Ich beschreibe Ihnen diesen Weg und gebe auch die Mittel an, die für das Wohl der Mission von Zentralafrika notwendig sein werden. Sie werden dann, Herr Superior, nachdem Sie alles überlegt und berücksichtigt haben, entscheiden, handeln und anordnen, was Ihnen angemessen zu sein scheint.
Beim Pariser Kongress 1856 behandelten die großen europäischen Mächte Angelegenheiten des Orients und verboten die Sklaverei und den Sklavenhandel. Frankreich und England unterhielten schon lange vorher eine Flotte, die immer auf dem Roten Meer und dem Indischen Ozean an der südöstlichen Küste Afrikas unterwegs ist, um die Umsetzung der beschlossenen Dekrete zu überwachen, gegen den infamen Sklavenhandel vorzugehen, und um die Kolonien mit Arbeitskräften für ihre Ländereien zu versorgen. Sie haben jetzt ein Gesetz erlassen, demzufolge die zuständigen europäischen Regierungen gewissen Ländern oder ihnen unterstehenden Inseln so genannte Engagés ausstellen können. Damit können all jene afrikanischen Sklaven die Freiheit erlangen, die von einer Person vorgestellt werden, die mit einem vom Außenministerium ausgestellten Brief versehen ist, der besagt, dass sie die Erlaubnis haben, sich Afrikaner für ihre Dienste zu verschaffen.
Das für alle französischen Kolonien Ostafrikas geltende Gesetz wurde von vielen stark missbraucht. Sie stellten Engagés aus, betrieben aber in Wirklichkeit den infamen Sklavenhandel mit Afrikanern weiter. Deshalb beschränkte die französische Regierung diese Vollmacht auf die drei Inseln in der Nähe von Madagaskar im Indischen Ozean, nämlich Mayotte, Nos-Beh und Ste Marie, die unter den südlichen Breiten- und den östlichen Längengraden nach dem Meridian von Paris liegen. (Frankreich unterstehende Inseln - Südlicher Breitengrad - östlicher Breitengrad, Paris - Mayotte 12,30 / 43; Nos-Beh 13 / 46; Ste Marie 17 / 48)
Sollten wir vom Außenministerium in Frankreich einen solchen Brief erhalten, der uns bevollmächtigt, uns so viele Afrikaner beiderlei Geschlechtes zu beschaffen, wie sie gegenwärtig für unsere afrikanischen Institute in Verona notwendig sind, könnte ich die öffentlichen Märkte auf den Komoren, Madagaskar und anderen Orten an den ostafrikanischen Küsten aufsuchen. Ich könnte die von Ihnen gewünschte Anzahl von Afrikanern und Afrikanerinnen auswählen. Auch wenn es 1.000 sein sollten, könnte ich sie um den festgesetzten Preis loskaufen, das heißt 50 bis 100 Franken für jeden. Ich könnte sie dann dem Gouverneur von Mayotte oder Nos-Beh oder Ste Marie vorführen, damit sie für frei und als Untergebene Frankreichs erklärt werden; sie dann mit einem echten französischen Reisepass ausstatten und über das Kap der Guten Hoffnung nach Europa bringen, und zwar auf den Schiffen, die mir Herr Bonaventura Mas angeboten hat. Er schickt jedes Jahr acht bis zehn Frachtschiffe nach Marseille, nachdem er sie in Ostindien und an den afrikanischen Küsten beladen hat.
Nachdem ich nun alles überprüft und genau überlegt habe, sehe ich ganz klar, dass es sich bei diesem Weg, den ich Ihnen beschrieben habe, um ein von der Vorsehung aufgezeigtes Mittel handelt, um gemäß Ihrem Wunsch innerhalb eines Jahres unsere afrikanischen Institute in Verona mit der nötigen Anzahl von Afrikanern beiderlei Geschlechtes zu versorgen. Auf diese Weise könnten wir den großen Zeitverlust von einigen Jahren wettmachen, in denen es für unsere Missionare unmöglich war, Afrikaner in unsere Kollegien in Verona zu bringen, um das Projekt zu verwirklichen. Ich schlage Ihnen deshalb vor, Hochwürdiger Herr Superior, eine Expedition nach Ostafrika zu schicken, um hundert oder wenigstens fünfzig afrikanische Jungen und Mädchen für unsere afrikanischen Institute von Verona loszukaufen.
Zu diesem Zweck werde ich bald mit den Jugendlichen, die ich in Aden erworben habe, nach Europa zurückkehren, um mit Ihnen diese sehr wichtige Angelegenheit zu besprechen, darüber zu verhandeln und zu planen, in Paris die oben erwähnte Erlaubnis vom Außenministerium einzuholen und alles für die Expedition nach Ostafrika vorzubereiten, im Falle, dass Sie meine Überlegungen teilen.
Um die Bevollmächtigung der französischen Regierung zu bekommen, würde ich selbst, insofern Sie nicht über bessere, schnellere und leichtere Mittel verfügen, bei den Zentralkomitees der Glaubensverbreitung von Lyon und Paris vorsprechen oder bei einem ihrer Hauptvertreter wie Monsignore Coulin. Ausgestattet mit dem Beglaubigungsschreiben als Apostolischer Missionar, das mir die Heilige Kongregation Propaganda Fide ausgestellt hat, und mit einem Schreiben von Ihnen, wäre es sicher einfach, beim Außenminister von Frankreich vorgelassen zu werden, um ihm in aller Aufrichtigkeit unsere Bitte vorzutragen. Ich zweifle nicht daran, dass unsere Wünsche voll erfüllt werden.
Aus Paris zurückgekehrt, würde ich nach Marseille fahren, um mit der Vidal-Kompanie, deren wichtigstes Mitglied Herr Mas ist, über den Zeitpunkt für den Transport der Afrikaner nach Europa zu verhandeln. Nach meiner Ankunft in Verona werden wir mündlich viele Punkte besprechen. Unter anderem würde es darum gehen, mir einen Priester des Instituts zur Seite zu stellen, damit wir gemeinsam die Mühen eines so großen Unternehmens tragen. Sollte einer der beiden sterben, dann kann der Überlebende das Werk im gleichen Geiste weiterführen. Sollten für den Transport von Ostafrika nach Marseille zwei Schiffe benötigt werden, dann wären zwei Priester da, um die zwei Gruppen der afrikanischen Jugendlichen zu begleiten.
Der nach meiner Meinung am besten geeignete Priester aus unserem Institut, um mich in meinem heiklen Unternehmen zu begleiten, ist D. Bartolomeo Clerici, ein entschlossener, tugendhafter Priester, ausgestattet mit gutem Urteilsvermögen und von robuster Gesundheit. Er spricht etwas Arabisch und hat viel Erfahrung mit Afrikanern, deren Charakter und Neigungen er kennt. Er könnte mir eine ausgezeichnete Hilfe bei der Auswahl der Afrikaner sein. Nach der Rückkehr könnte er sich dem achtbaren Rektor der Kollegien für Jungen, D. Francisco Bricolo, als Vizerektor in der Leitung des afrikanischen Kollegs anschließen.
Neben diesem ausgezeichneten Priester sollten Sie, Herr Superior, unter den Frauen unserer Fraueninstitute eine auswählen, die sich um die Überwachung, die Leitung und die Bedürfnisse der loszukaufenden Afrikanerinnen kümmern könnte. Sie müsste aber folgende Eigenschaften haben: erprobte Sittlichkeit, kanonisches Alter, zurückhaltend, mutig, kräftig, so hässlich wie möglich (wie z. B. die ehemalige Verwalterin Borgato); das Gleiche gilt auch für eine Afrikanerin, sollten Sie eine geeignete mit den von Ihnen gewünschten Voraussetzungen finden, gemäß Ihrer Anweisungen vor meiner Abreise.
Zu den finanziellen Mitteln dieser Expedition: Berechnen Sie die Reisespesen für zwei Priester und die Frau, das Lösegeld und den Transport der Afrikaner bis Verona, die Versorgung von fünfzig Leuten, dann kommen Sie auf 5.000 Taler; die Versorgung von hundert Leuten würde 8.000 Taler ausmachen. In diesem Betrag ist auch eine bescheidene Gebühr eingeschlossen, die das Mas-Vidal-Unternehmen für den Transport der Afrikaner von Madagaskar bis Marseille erheben könnte. P. Giovenale da Tortosa, Apostolischer Präfekt der Aden-Mission, versichert mir und hofft, dass ich für die Reise nach Frankreich nur für die Verpflegung aufkommen muss, angesichts der Wertschätzung und der Zuneigung, die mir Herr Mas entgegenbringt (ich weiß nicht wegen welcher Verdienste oder Eigenschaften). Jedenfalls, liebster Superior, ich glaube, Sie werden sich wegen der Auslagen den Kopf nicht zerbrechen, da Sie doch schon so viele wunderbare Erweise der göttlichen Vorsehung erfahren haben.
Sammeln Sie so viel Geld wie möglich. Sollte es Gott nicht gefallen, die für dieses große Unternehmen notwendige Summe aufzubringen, dann erschreckt mich das nicht. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass uns die Vorsehung einen anderen Weg auftut, von dem ich Ihnen jetzt noch nichts sage, da ich keine Zeit habe, auf die entsprechenden Gründe einzugehen. Beginnen Sie also jetzt, so viel Geld wie möglich auf die Seite zu legen. Was den Betrag betrifft, den Sie uns nicht bei unserer Abreise übergeben können, werde ich Sie an das Institut der Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung von Marseille verweisen, an das Sie das Geld nach einigen Monaten überweisen können, entsprechend meiner Abmachungen mit der Generaloberin jenes Ordens von Verona aus. Sie residiert in Rom. Mit ihr verbindet mich eine heilige Freundschaft.
Was die Sprache der Afrikaner betrifft, die in Ostafrika losgekauft werden, was aber nicht von Bedeutung sein wird, werden wir uns während unseres Aufenthaltes bemühen, mit den uns von der Vorsehung zur Verfügung gestellten Mitteln so viel Kenntnisse anzueignen, dass wir sie dann, wenn nötig, in unseren Instituten einführen können.
Eines der Hindernisse, das sich unserem Plan entgegensetzen könnte, ist die Gefahr, dass Frankreich, verärgert über den ständigen Missbrauch des Gesetzes zugunsten seiner Kolonien, das Privileg der Engagés auch den drei Inseln Mayotte, Nos-Beh, und S.te Marie entzieht, wie vor zwei Jahren der Insel Bourbon, die vorher die gleichen Privilegien besaß wie die anderen drei. Deshalb drängt nach meiner Meinung die Zeit, die Expedition sobald wie möglich zu starten, um zu vermeiden, dass uns der Weg, Afrikaner für die Ausbildung in unsere afrikanischen Institute zu bringen, verschlossen wird.
Ich schlage deshalb vor, die Expedition nach Ostafrika zwei oder drei Monate nach meiner Ankunft in Europa zu beginnen. Nach meiner Berechnung sollte alles in einem Jahr abgeschlossen sein. In dieser Zeit würde man in Canterane wie in S. Carlo die Räumlichkeiten vorbereiten, um die von uns losgekauften Afrikaner aufzunehmen, die von den anderen Instituten getrennt sein sollten, um ihnen eine ganz eigene und für die zentralafrikanische Mission geeignete Ausbildung angedeihen zu lassen.
Auf diese Weise könnten wir im Frühjahr oder im Sommer des kommenden Jahres 1862 in Verona zwei volle Kollegien für Afrikaner sehen, die auf die Bekehrung Afrikas hinweisen. So werden wir nicht umsonst hoffen, dass die von uns so herbeigesehnte Zeit herannaht, in der wir in einigen Stämmen der ausgedehnten armen Länder Afrikas, die noch unter der Herrschaft des Teufels stehen und in der Finsternis und im Todesschatten sitzen, den hellen Strahl des christlichen Glaubens leuchten sehen.
Es gibt keinen Grund, warum wir uns für die Missionen von Zentralafrika, die sich zwischen dem Äquator und dem Wendekreis des Krebses ausbreiten, nicht auch mit Leuten von den Ländern zwischen dem Wendekreis des Steinbockes und dem Äquator behelfen sollten. Das Klima, die Gebräuche, der Charakter und die schulischen Fähigkeiten der Menschen, die aus Gegenden zwischen den beiden Völkern kommen, sind die gleichen. Auch die Verschiedenheit der Sprache der einzelnen Nationen aus dem Gebiet zwischen den beiden Wendekreisen stellt kein Hindernis dar. Diese Schwierigkeit ist bis jetzt mit Recht ignoriert worden, da es uns um sehr junge Afrikaner und Afrikanerinnen geht, wie Sie in kluger Weise wünschen und anordnen. Die Erfahrung lehrt uns, dass man beste Ergebnisse erzielt mit Hilfe einer weisen und formellen Unterweisung.
Auch die überaus strengen Gesetze von Ägypten, die die Ausreise [Anmerkung: Comboni benutzt den Ausdruck Export] von Afrikanern und Afrikanerinnen verbieten, bilden kein Hindernis. Um die hinterlistigen und strengen Untersuchungen der Polizei der ägyptischen Regierung und der Konsulate von Alexandria zu umgehen, habe ich mir die beschwerliche und sehr lange Reise über das Kap der Guten Hoffnung und auf dem Indischen Ozean ausgedacht, um auf diese Weise auch die Gefahr zu vermeiden, die hoffnungsvolle Zukunft der Missionen Afrikas aufs Spiel zu setzen. Sollten bessere Zeiten anbrechen, die uns erlauben, vom Weißen Fluss Dinka oder Kich oder Einheimische der Missionsstationen, die in Zentralafrika gegründet werden, nach Europa zu schicken, wir aber jetzt mit einer großen Schar von Afrikanern durch Ägypten ziehen, könnten die Regierungen noch strengere Gesetze erlassen, welche die Weiterführung des erhabenen Planes, in Europa afrikanische Institute zu errichten, aufs Spiel setzen.
Damit habe ich Ihnen, liebster Pater, kurz den sehr effizienten Weg beschrieben, den uns die Vorsehung für die Ausbildung in den beiden Kollegien in Verona geöffnet hat: Das sind die Mittel, die es jetzt zum Wohl der Missionen Afrikas zu nutzen gilt. Im Laufe der Zeit und mit den Erleuchtungen und Umständen, die uns der Herr zu erkennen geben wird, können wir angemessene Änderungen vornehmen. Nach meiner jetzigen Sicht der Dinge scheint mir, dass Gott, für den es keine Zeit gibt, es zugelassen hat, dass sich die Umsetzung Ihres großen Planes verzögert, denn er braucht die Arbeit des Menschen nicht, trotz aller Anstrengungen. Es scheint mir, dass uns Gott ohne unser Zutun den Weg gezeichnet hat, die verlorene Zeit wettzumachen.
Je intensiver ich über das Ihnen vorgelegte Projekt nachdenke, desto mehr erscheint es mir als ein Werk, durch das Gott große Ehre zuteilwerden wird und viele Seelen für Christus gewonnen werden. Ich bin bereit, jedwedes Opfer auf mich zu nehmen, Mühen und Beschwerden zu erleiden, ja sogar die Hingabe meines Blutes und meines Lebens würde mir leicht fallen und süß dünken, um zur Verwirklichung dieses heiligen Werkes beizutragen, unter der Bedingung aber, dass Sie, Herr Superior, es bejahen. Das sehr bedeutungsvolle Werk liegt ganz in Ihren gesegneten Händen.
Sei es, dass Sie das Projekt als Ganzes oder nur einen Teil gutheißen, sei es dass Sie es ganz verwerfen, Sie werden immer jene Stütze sein, auf die ich meine Blicke und Wünsche richte, von der ich die Grundlagen für mein Handeln übernehme. Jede Anordnung von Ihrer Seite betrachte ich als Willen Gottes. Sollte es sich herausstellen, dass mein Plan von einer Expedition nach Ostafrika eine törichte Idee oder eine Wahnvorstellung war, die sich meines Geistes bemächtigte, dann habe ich aber den Trost, nicht vor den Augen der Öffentlichkeit zum großen Schaden des Instituts und seines Rufes einen groben Fehler begangen zu haben, sondern vor dem Angesicht eines liebevollen Vaters, der mir nach meinem Fall die Hand reichen und mich aufrichten kann.
Ich bitte Sie inständig um Ihr Gebet, damit nur Gott meine Schritte lenkt und meine Handlungen leitet, und ich in Treue seinen Erleuchtungen und göttlichen Eingebungen entspreche.
Ich erbitte Ihren väterlichen Segen und erkläre mich mit großer Zuneigung und Verehrung in den Heiligen Herzen Jesu und Mariens als
Ihr gehorsamster und unwürdigster Sohn
D. D. Comboni M.A.
ich teile Ihnen mit, dass ich bis jetzt aus den von mir geprüften Afrikanern nur fünf angenommen habe. Ich habe feststellen können, dass sie die Voraussetzungen besitzen, die unser Institut verlangt. Der Herr hat sie mit einer großen Bereitschaft ausgestattet, so dass wir von ihnen bekommen können, was wir wollen. Diese fünf Afrikaner wurden getauft, nachdem ihnen der Katechismus auf Englisch erklärt wurde; das ist aber gegen das Kirchengesetz, denn von der englischen Sprache kennen sie nur die Worte des Katechismus, der ihnen von einem irischen Soldaten beigebracht wurde, ohne aber ihre Bedeutung zu verstehen.
Deshalb habe ich angefangen, mich mit der Sprache der Galla etwas zu befassen. Ich bemühe mich, ihnen die wichtigsten Geheimnisse und die grundlegenden Wahrheiten beizubringen und behelfe mich dabei des Arabischen, der Sprache der Galla und der Hindustan-Sprachen. Ich nehme an, dass sich die beiden jungen Galla, die der Karmeliter-Missionar gebracht hat, in der gleichen Lage befinden.
Ich kam zu einer sehr kritischen Zeit nach Aden wegen der Auseinandersetzungen zwischen dem Apostolischen Präfekten von Aden und dem Gouverneur. Es ist so weit gekommen, dass entweder der Gouverneur oder das Oberhaupt der katholischen Mission wegziehen muss. Ich nutzte die Abwesenheit des Gouverneurs, um bei seinem Stellvertreter Reisepässe für die fünf Jugendlichen zu beantragen. Ich legte in der Versammlung die Gründe dar, warum die englische Regierung gezwungen ist, die Freiheit dieser Individuen zu gewährleisten. Der Stellvertreter und die Assessoren brachten mir nur feige Kälte entgegen. Gestern kam dann endlich der Gouverneur aus Bombay zurück, der erbitterte Feind des Apostolischen Präfekten P. Giovenale. Nachdem ich ihm mein Anliegen mehr unter dem zivilen als dem religiösen Aspekt dargelegt hatte, behandelte er mich äußerst liebenswürdig und erklärte sich bereit, die benötigten und von mir gewünschten Reisepässe auszustellen.
Anfangs hatte ich ihn nur um zwei ersucht, um nicht zu sehr aufzufallen, heute aber stellte ich ihm alle fünf vor und gleich stellte er die entsprechenden Reisepässe bis nach Europa aus. Anschließend bat er mich, einen der Afrikaner zurückzulassen, um ihn zu fotografieren, da er ein großer Fotoliebhaber ist. Nachher ließ er den Jungen bis zur Mission begleiten.
Die Namen der fünf sind: Francesco Amam, Battista Ambar, Luigi Jèramo, Pietro Bullo und Giuseppe Eiànza. Sie kommen alle vom Stamm der Galla und eignen sich für die Stationen am Weißen Fluss, wo ich sehr viele von diesem großen Stamm antraf, der zwischen dem 7. und dem 13. nördlichen Längengrad liegt. Was afrikanische Mädchen betrifft, habe ich bis jetzt leider keine gefunden. Ich habe drei geprüft, von denen eine geeignet wäre, aber sie will nicht mitkommen, obwohl die portugiesischen Besitzer bereit wären, sie ziehen zu lassen, da sie dem heiligen Werk sehr zugetan sind. Aber es ist nicht gut, weiter auf sie einzureden. So kann es sein, dass ich von Aden kein Mädchen nach Verona mitbringe.
Ich bleibe hier, bis ich Sicherheit über zwei weitere Jugendliche gewinne, ob ich sie mitnehmen soll oder nicht. Ich warte auf den Bericht des Bischofs von Bourbon. Ich werde dann so schnell wie möglich abreisen, sonst könnte es passieren, dass ich eine Zeitlang hier bleiben muss, um mich um die Mission von Aden zu kümmern, bis Propaganda Fide einen anderen ernennt, sollte sich der einzige Missionar und Apostolische Präfekt von Aden zurückziehen müssen. Gestern legte ich Ihnen den Plan einer Expedition nach Ostafrika vor. Während meines Aufenthaltes in Aden werde ich genaue Informationen einholen und dann einen entsprechenden Bericht erstellen.
Bis jetzt habe ich vor, über Ägypten zurückzukehren und hoffe, Mitte März in Verona zu sein. Es könnte auch sein, dass sich mir die günstige Gelegenheit bietet, auf einem französischen Schiff zu reisen, das im Februar in Aden anlegt und über das Kap der Guten Hoffnung nach Marseille fährt. Sollte ich einen günstigeren Kontrakt abschließen können für die Überfahrt von Ägypten nach Triest, wäre ich nicht abgeneigt, an einigen Orten, die das Schiff anlaufen wird, Informationen einzuholen und mit meinen eigenen Augen einige Inseln zu besichtigen, wo wir Afrikaner besorgen könnten. Auf den Inseln Bourbon oder Madagaskar oder Mayotte könnte ich einige Afrikaner bekommen oder, was noch besser wäre, schon einige praktische Schritte unternehmen im Hinblick auf unsere kommende Expedition, im Falle, dass Sie zu diesem Unternehmen bereit wären.
Ich muss jetzt aufhören, denn bald fährt der Dampfer von Kalkutta nach Suez. Ich wollte dem würdigen Rektor D. Bricolo die traurige Geschichte von der Gefangennahme der von abessinischen Händlern geraubten Afrikaner beschreiben. Ich werde es später tun. Ich bin beunruhigt, da ich seit meiner Abreise aus Verona weder von Ihnen noch vom Institut Nachrichten erhalten habe. Sollte mir D. Bricolo auch nicht schreiben, sagen Sie ihm bitte, dass ich meinen Versprechungen treu bleibe und immer bleiben werde.
Bitte grüßen Sie mir den Bischof, D. Pietro Albertini, Monsignore. Canossa, D. Cesare, den Onkel Paiola, alle Priester und Mitglieder der beiden Institute, auch die Herrn Bertoldi, Beppino und Festa, den Pfarrer von S. Eufemia usw. usw.
Es grüßt Sie hochachtungsvoll Ihr gehorsamster Sohn
D. Daniel
PS: Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, dass die fünf Jungen, die ich mitgenommen habe, und auch die zwei, die sich in Verona befinden, sind Galla und nicht Abessinier.
heute Morgen um sieben Uhr hat mir der Herr die Freude geschenkt, eine junge, erwachsene Afrikanerin vom Stamm der Suakin am Äquator feierlich zu taufen. Es handelte sich um eine von einer spanischen Familie gekaufte Sklavin von der Insel Sansibar. In Aden nahm sich niemand ihrer an, obwohl sie beste Veranlagungen hat und unter der Fürsorge einer katholischen Familie stand. Nachdem ich beim Präfekten von Aden und bei der Eigentümerin des Mädchens vorstellig geworden war, wurde ich beauftragt, sie im Glauben zu unterrichten. Ich nahm mich voll Eifer dieser Aufgabe an, und nach zehn Tagen bescheinigte mir der Präfekt, dass sie getauft werden kann. Mit Erlaubnis dieses Oberen taufte ich sie heute Morgen zu ihrer großen Freude.
Heute um vier Uhr nachmittags fahre ich mit sieben Knaben auf einer französischen Fregatte von Aden ab, die von China kommt und nach Suez weiterfährt. Trotz der Gegensätze zwischen dem Oberen der katholischen Mission von Aden und dem englischen Gouverneur wurde ich von diesem sehr liebevoll aufgenommen. Er stellte mir Reisepässe auch für die letzten zwei Knaben aus. Es scheint, dass der Apostolische Präfekt sich anschickt, Aden zu verlassen, um sich nach Dschidda in Arabien abzusetzen. Um nicht auf unbestimmte Zeit in Aden bleiben zu müssen, das heißt, bis Rom andere Missionare schickt, um den jetzigen Missionsoberen zu ersetzen, der zu Unrecht von der englischen Regierung verfolgt wird, nahm ich die günstige Gelegenheit wahr, auf einem französischen Kriegsschiff mit den sieben Knaben die Heimfahrt anzutreten. Ich hätte kaum eine andere Möglichkeit finden können.
Ich bringe sieben brave Jungen mit, die nach der Überzeugung des Apostolischen Präfekten sehr folgsam sind. Vier von ihnen sind überdurchschnittlich begabt, der fünfte besitzt gute Fähigkeiten, die anderen zwei sind guter Durchschnitt. Ich habe mich bemüht, sie nach Ihren Wünschen auszusuchen. Gott wird das Weitere tun. Das Schiff Duchellas, auf dem sich auch der französische Botschafter von China befindet, wird am 10. des Monats in Suez ankommen. In Kairo werde ich, ich hoffe Ihren Willen richtig zu interpretieren, den Provikar D. Matthäus Kirchner um die junge Zenab bitten, die gut Arabisch und Dinka spricht, und von der ich Ihnen bereits berichtet habe. Wenn ich bei dieser Gelegenheit versage, wie bei allen anderen, dann bitte ich Sie, dass Sie mir bei meiner Ankunft gehörig den Kopf waschen, als Warnung für die Zukunft.
Was das Geld betrifft habe ich 60 Pfund Sterling ausgeliehen, das sind 1.500 Franken, mit einem Verlust von 75 Napoleondor und 88 Franken. Im Ganzen habe ich eine Anleihe von 317,50 Talern gemacht mit der Verpflichtung, sie nach meiner Ankunft in Verona zurückzuzahlen. Ich entschied mich für diese Handlungsweise, damit die Knaben nicht auf meine Kosten gehen, da die katholische Mission von Aden ja sehr arm ist.
In Alexandria werde ich mich bis zum 10. aufhalten, um die Schwierigkeiten mit der türkischen Regierung und den europäischen Konsulaten aus dem Weg zu räumen, bis ich mir den einflussreichen Schutz von Russel zunutze machen kann, den mir Lord Hennesy Pope in Rom erwirkt hat. Ende Februar werde ich sicher in Verona sein. Ich bitte gleich für meine Expedition nach Ostafrika Vorbereitungen zu treffen, falls Sie es anordnen und den Plan gutheißen.
Ich hoffe, dass Sie meine Briefe erhalten haben, in denen ich Ihnen vom wirksamsten Mittel berichtete, in Verona zwei Institute für Afrikaner zu errichten. Ich teilte dem Grafen Hanriot de Langle, dem Admiral der französischen Flotte von Bourbon und Ostafrika, meine Überlegungen mit (das heißt das, was mir wichtig schien, um seine Absicht zu testen und zu erfahren). Er stimmte meinem Plan nicht nur zu, sondern bot mir auch seinen Schutz und Beistand an, sollte er realisiert werden. Von Aden nach Suez reiste ich mit dem französischen Botschafter von China.
Je nach den Umständen und dem Vertrauensgrad mir gegenüber und den Absichten, die ich bei ihm entdecken werde, kann ich mich dann über die Erlaubnis erkundigen, die uns der französische Außenminister geben muss, um auf den ostafrikanischen Inseln, die dem großen Kaiserreich unterstehen, etwas unternehmen zu können. [Anmerkung: Comboni benutzt den Begriff Engagés.] Da ich aber Ihre Wünsche bis jetzt noch nicht kenne, kann ich nicht mehr unternehmen, außer größere Klarheit suchen. Bemühen Sie sich, viel Geld für das Werk, das Gott zur großen Ehre gereicht, zusammenzubringen. Um das Weitere wird sich die Vorsehung kümmern. In der Hoffnung, Sie innerhalb eines Monats wiederzusehen, bitte ich Sie, D. Bricolo zu grüßen, alle Priester, besonders Gaetano in S. Sebastiano.
Indem ich um Ihren Segen bitte, verbleibe ich mit Zuneigung und Verehrung
Ihr unwürdiger Sohn
D. Daniel
wegen eines heftigen neun Tage andauernden Sturmes von Aden nach Suez, in den der Dampfer Duchellas geriet, konnte ich aus Zeitmangel nicht alle meine Geschäfte in Ägypten erledigen und mit dem österreichischen Dampfer nach Triest weiterreisen. So werde ich, auch auf Anraten des Provikars D. Matthäus, auf das andere Lloyd-Schiff warten. Ich brauche diese zwei Wochen, um alle Probleme zu lösen, die mir in Alexandria begegnen werden. Der Provikar ist der Ansicht, dass sich die Weiterreise der Afrikaner von Alexandria als schwierig erweisen wird. Ein Grund ist, dass die Lloyd-Agentur vom Minister aus Wien den Befehl erhielt, keine Afrikaner an Bord zu nehmen. Das Gleiche betrifft die englischen und französischen Schiffe. Deswegen ist meine Empfehlung an den englischen Generalkonsul von Alexandria sehr wichtig.
Die jungen Afrikaner sind zu englischen Untergebenen erklärt worden. Deshalb muss das englische Konsulat die Freiheit seiner Untergebenen schützen. Ich werde den englischen Staatsbürgerschaftsschein nur vorzeigen, falls große Schwierigkeiten auftreten sollten, da ich zuerst den normalen Weg einschlagen will. Auf alle Fälle brauche ich einen besonderen göttlichen Beistand. Morgen gehe ich wieder gemeinsam mit dem Provikar zum Generalkonsul von Alexandria, der in Kairo residiert, um für die österreichische Lloyd Empfehlungen zu erreichen. Die Gesellschaft, sagt mir D. Biagio Verri, ein Gefährte von P. Olivieri, wird den Afrikanern keinen Preisnachlass gewähren, falls der österreichische Konsul ihrer Einschiffung zustimmt. Deshalb werde ich tiefer in die Tasche greifen müssen.
Ich bringe sieben Afrikaner von Aden mit und das Dinka-Mädchen Zenab, das D. Beltrame bei der Abfassung des Wörterbuches, des Katechismus und der Dinka-Grammatik behilflich war. Auf meine erste Anfrage hin antwortete der Provikar mit einem absoluten Nein. Nach meinem erneuten Versuch und nachdem ich ihm vom Nutzen berichtete, den unser Institut durch Zenab bei der Aussprache der Dinka-Sprache haben würde, stimmte er schließlich zu. Großen Widerstand machte auch die Oberin der Schwestern von Kairo, die Zenab sehr zugetan ist. Aber nun kann ich sie mitnehmen. Unsere Lehrerinnen sollen sich für das Studium der Dinka-Sprache bereithalten.
Um diese acht Leute nach Verona zu bringen, brauche ich 500 Taler, sollte ich keine Ermäßigung für sie erhalten. Ich habe aber nur 300, die ich in Aden ausgeliehen habe. Sollten Sie mir, Herr Superior, bis jetzt kein Geld geschickt haben, bitte ich Sie, wenn Sie diesen Brief bis zum 25. des Monats erhalten, dem Cavalier Napoli in Triest 50 Napoleondor zu schicken, und ersuchen Sie bitte den Cavaliere, wenn die Zeit noch reicht, mir das Geld mit dem Dampfer vom 27. dieses Monats nach Alexandria zu schicken. Sollte Sie dieser Brief nach dem 25. erreichen, senden Sie die 50 Napoleondor an Cavaliere Napoli bis zum 5. März mit der Bitte, sie mir bei meiner Ankunft in Triest auszuhändigen. Sollten Sie das Geld bereits nach Alexandria abgeschickt haben, dann ist alles in Ordnung. Erwarten Sie mich in Verona während der ersten Märzhälfte.
Der österreichische Konsul von Alexandria, der aus Assuan zurückgekommen ist, sagte mir heute Morgen, dass es D. Beltrame und D. Dal Bosco gut geht. Er übergab mir Briefe für Sie, um sie nach Verona zu bringen. Da wir heute mit dem Provikar beschlossen haben, auf den anderen Dampfer zu warten, werde ich die Briefe morgen dem Konsul übergeben, der sie dann selbst nach Venedig schicken wird, damit sie sicher bei Ihnen ankommen. Bis jetzt bereiten mir die Afrikaner, die ich ausgewählt habe, große Freude. Ich glaube, dass Gott selber die Verhandlungen geführt hat.
Grüße an D. Bricolo und an die Priester und die Kollegien. Indem ich Ihren Segen erbitte, verbleibe ich mit Hochachtung in den Herzen Jesu und Mariens
Ihr treuer und unwürdiger Sohn
D. Daniel
Grüße von D. Matthäus Kirchner, der demnächst nach Assuan abreist.
PS: Der österreichische Generalkonsul von Alexandria, Exzellenz Schreiner, hat von seiner Königlichen Hoheit, dem Vizekönig von Ägypten, die Erlaubnis erhalten, eine Eisenbahn von Suakin nach Berber zu bauen, die das Rote Meer, den Nil und den Weißen Fluss verbinden wird. Diese wird viel zur Zivilisierung und Bekehrung Afrikas beitragen. Gott möge es so fügen!