wie viel Freude haben mir Ihre lieben Briefe gebracht. Wie viel wunderbare Informationen über das Männerinstitut, den Fortschritt der Jugendlichen, ihre Fröhlichkeit und Beständigkeit im Guten und im Studium, den unermüdlichen Eifer ihres geliebten Rektors, die blühende Akademie etc. etc. Ich versichere Ihnen, dass diese Dinge mich in meinem Herzen zutiefst beeindruckt haben. Mein Geist erhielt neue Kraft und Schwung, um den Ansprüchen zu genügen, die sich hier bei uns auf die hochherzigen Absichten und Pläne unseres verehrten und geliebten Vaters und Superiors beziehen.
Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für alles, was Sie zur Unterstützung und Ermutigung meiner Eltern getan haben und was sie tun und noch tun werden, um meinen armen Vater zu trösten. Es ist erschütternd für mich, die Mutter verloren zu haben und meinen Vater allein gelassen zu haben. Aber der Herr sei in Ewigkeit gepriesen. Gott wollte es um eines größeren Gutes willen. Ich danke ihm von ganzem Herzen. Mein Vater fühlt diesen bitteren Verlust als sehr schmerzhaft. Aber ich weiß zu meinem großen Trost, dass er sich ganz dem göttlichen Willen ergeben hat. Ein Brieflein, das ihm in die Hände gerät, geschrieben von einem Diener des Himmels, ist das, was ihn am wirksamsten trösten kann und was ihn tief beeindruckt, so dass sein Geist sich wieder zu höheren und erfreulicheren Gedanken erhebt.
Ich lege diesem Brief ein Heiligenbildchen bei. Empfangt es bitte von einem armen, einsamen Missionar in Zentralafrika. Ich schäme mich fast, es Ihnen zu schicken. Aber verzeiht mir meine Schwäche. Ich habe Briefe erhalten von D. Valentinelli, D. Clerici, Carrè, Lucchini, mit einem Postscriptum von D. Dorigotti. Diese Briefe haben mich sehr erfreut. Aber jetzt kann ich nicht darauf antworten. Ich bitte Euch, sie alle zu grüßen. Später werde ich ihnen schreiben.
Ich meine, verstanden zu haben, dass Frau Faccioli dem Superior einige Bücher in Arabisch gebracht hat, die sie mir geschenkt hat. Ich hoffe, der Superior hat sie für das Kolleg behalten. Der Frau Faccioli hatte ich schon im vergangenen März geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. Ich denke, ich werde ihr nicht schreiben. Richtet ihr viele herzliche Grüße von mir aus, auch an ihren Gatten und an Checchino. (An Dr. Patuzzi habe ich aus Khartum und aus Heiligkreuz geschrieben. Ich gab ihnen eine Zusammenfassung über unsere Reise. Aber nachdem er diese empfangen hat, hat er mir nicht mehr geschrieben. Ich will deshalb keine Zeit aufwenden, um ihm zu schreiben.) Ich bitte Sie, grüßen Sie ihn zusammen mit seiner Familie ganz herzlich (gemeint ist, wenn Sie ihn gelegentlich treffen). Und wie geht es meinem Burschen Vittorino? … und was macht Lucchini?
Ich bitte Sie an folgende Personen unsere Grüße zu übermitteln: An D. Tomba, D. Fochesato, D. Fuksneker, D. Fiumi, D. Bonomini, D. Galbiero, D. Brighenti und alle Priester, Kleriker, Postulanten des Männerinstituts. Ebenso im Namen aller an D. Cesare, Frau Lucrezia und Elena, Frau Zia, Betta, der Assistentin, Maria Azzolini und alle Lehrerinnen und Afrikanerinnen des Fraueninstituts.
Ebenfalls im Namen aller herzliche Grüße an D. Benciolini, Marani, Fedelini, Lenotti und alle Stigmatiner-Patres, die Barmherzigen Brüder, die Professoren des Lizeums und meinerseits besonders an P. Steganini, D. Beadego, D. Ang.i Ald.ri Bianchi und Ronconi, an Herrn Toffaloni und D. Tommaso, denen wir uns besonders verbunden fühlen, die Familie Farina, P. Bresciani, Arini, und Peretti, den Pfarrer von S. Stefano, die SS.ti Vignola, D. Guella, Paiola, (Zamboni!!!), Dr. Recchia etc.etc. Auch an alle Männer der Küche und besonders an den berühmten […], und den Schreiber Gioan etc. Ich sage Ihnen noch einmal ein herzliches Danke und bleibe Ihnen in Hochschätzung verbunden.
Ihr ergebener
Daniel Comboni
ich möchte Ihnen nicht verschweigen, dass ich seit den ersten Tagen des vergangenen Dezembers und während der ganzen Reise bis nach Khartum so von Fieberanfällen geschüttelt und von Magenbeschwerden belästigt wurde, dass eine Voraussage über meine künftige Gesundheit nur ganz schrecklich ausfallen würde. Jetzt bin ich bis zum Äußersten geschwächt, voller Schmerzen, geplagt von argen Sorgen und habe all die Anzeichen, die auf ein baldiges Lebensende hinweisen. Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit. Gestern haben sie mir einen Aderlass gemacht. Das Blut war verunreinigt wie Lehm, jedoch muss ich gestehen, dass ich eine gewisse Erleichterung erfuhr. Also dürfen wir die Hoffnung nicht verlieren.
Der Herr füge es, so wie er es für gut hält. Wir sind in seinen Händen und sind deshalb allzu gut versorgt. Deshalb geschehe das, was Gott will. Tausend Dank, o liebenswürdiger D. Francesco, für die Aufmerksamkeiten gegenüber meinem Vater. Auch darin füge Gott es, wie er es will. O wie getröstet waren wir bei unserer Ankunft in Khartum, als wir gute Nachrichten über das Institut für die Jungen erhielten.
Aber das möge genügen, denn mir geht die Puste aus. Herzliche Grüße. Küssen Sie in meinem Namen die geliebte Hand unseres Vaters, des Herrn Superiors. Grüßen Sie D. Tomba und das Kolleg [collegio fondamentale] und empfehlen Sie mich ihrem Gebet und glauben Sie mir immer.
Ihr dankbarer und ergebener
D. Daniel
Nr. 43 (41) An Don Pietro Grana
ACR, A, c. 15/42
Wadi Halfa in Nubien, 30. Juli 1859
Mein lieber und geschätzter Don Pietro,
bei meiner Rückkehr vom Stamme der Kich gelangte Ihr lieber Brief vom 15. September in Fandah Eliab bei den Nuer in meine Hände. Aus ihm entnahm ich mit großer Genugtuung, dass Sie sich an ihrem neuen Platz wohl fühlen und zufrieden sind. Sie erwarten von ihrer Herde reiche Früchte und wünschen sich Nachrichten von mir aus Zentralafrika und vieles andere mehr. Ich freue mich von ganzem Herzen über Ihre gegenwärtige glückliche Situation und habe volles Vertrauen, dass Ihre Mühen, die Sie für Ihre Schäflein aufgebracht haben, vom Himmel mit gutem Erfolg gekrönt werden.
Ich hatte beschlossen, Ihrem Wunsch entgegenzukommen, indem ich einen Bericht über die afrikanischen Stämme erstelle, die wir besucht haben. Darin wollte ich über ihre Gebräuche, ihre Kriege, ihren Handel und ihre Religionen etc. etc. berichten. Ich hatte umfangreiches Material. Obgleich wir vom Fieber arg geplagt waren, gingen wir der Aufgabe nach, sehr damit beschäftigt, zu erkunden, welches der geeignetste Platz für die Verwirklichung des Planes der Mission unseres geliebten Superiors Don Mazza wäre. Aber was kann man schon tun? Die grausamen Fieberanfälle und der Durchfall haben mich häufig brennende Schmerzen erleiden lassen, wie sie nur diejenigen spüren, die sich dem Tode nahe fühlen. Sie haben mir meine Kräfte total geraubt, außer einigen Momenten, in denen ich einige kurze Briefe an meinen Vater schrieb. Sonst habe ich an niemanden geschrieben, noch habe ich all den vielen nicht geantwortet, die mir mit ihren Briefen Freude bereiteten.
Sie werden wissen, dass Don Giovanni wegen des Todes der Missionare von Khartum beschloss, dass wir alle drei nach hier umziehen, um dieser Hauptstation zu dienen, deren Last auf den Schultern unseres Prokurators D. Alessandro ruhte. Seine Gesundheit war sehr angeschlagen. Das war zu einer Zeit, als wir eine genaue Erkundungsreise auf dem Sobat durchführten. Wir meinten, das nötige Material beisammenzuhaben, um die geplante Mission zu errichten, da wir bereits den geeigneten Ort beim kriegerischen Stamm der Acien gefunden hatten.
Diese Reise, die ich am vergangenen 8. Januar von Fieberanfällen geplagt begann, und die 87 Tage dauerte, unternahmen wir auf einem ganz unbequemen Schiff. Ich war die Zielscheibe meiner geliebten untrennbaren Freundinnen, der Fieberanfälle. Am 4. April trafen wir in Khartum ein. Auch wenn ich mich nach Kräften um eine Heilung bemühte, erlitt ich erneut starke Fieberanfälle und wurde von heftigen Durchfällen geplagt. Das war so schlimm, dass mir alle rieten, trotz meines Widerstrebens Zentralafrika wenigstens für eine gewisse Zeit zu verlassen. Ich hatte das Vertrauen, bis jenseits des Wendekreises in Oberägypten zu kommen und dort teilweise meine angeschlagene Gesundheit wiederherstellen zu können. In der Heimat würde ich dann wieder ganz gesund werden.
Nachdem in Khartum unser robuster Schmied Isidoro durch ein Zerebrales Fieber überraschend gestorben war, verschied im Herrn unser lieber Gefährte D. Angelo Melotto. Er war ein kräftiger Mann, und seit vielen Monaten fühlte er sich gesund. Als ich dann aus diesem Grund von Khartum abgereist war, blieben nur zwei von den sechs, die zusammen aus Verona ausgereist waren, übrig. D. Giovanni, stark und robust, verdankt seine Gesundheit nach Gott dem ständigen Blutfluss, der ihn ständig reinigt. Don Dal Bosco ist sehr schwach. Auch wenn er nur an leichten Fieberanfällen leidet, sind diese aber so häufig, dass er oft nichts mehr tun kann.
Was sollen wir also tun, mein Lieber? Nichts anderes, als uns froh in den Willen des Herrn ergeben, in Ewigkeit seine anbetungswürdigen Fügungen preisen, jetzt in die Heimat zurückkehren und neue Impulse des Geistes Gottes abwarten, und immer bereit sein, alles zu opfern und alles zu überwinden, um dem Willen Gottes zu folgen und ihn zu erfüllen.
Ich brach also am 17. Juni mit einem Schiff der Mission von Khartum aus auf. In Omdurman bestieg ich ein Kamel und durchquerte die Wüste von Baiuda in vierzehn Tagen. In Abudom mietete ich ein Boot und ging nach sieben Tagen in Dongola an Land. Hier blieb ich einige Tage, um auf den Rest der Karawane zu warten. Auf dem Rücken eines Dromedars durchquerte ich die Wüste, die sich entlang der großen Nilfälle hinzieht und erreichte nach dreizehn Tagen Wadi Halfa. Dort wurde ein weiteres Schiff gemietet. Ich hoffe, in vier Tagen über Corosco den tropischen Wendekreis bei den letzten Nilfällen bei Assuan zu erreichen.
Da der Groß-Pascha von Ägypten das Durchqueren der großen nubischen Wüste - die wir im Jahre 1857 durchquert hatten, - wegen zu großer Anstrengungen und Gefahren verboten hat, musste ich eine noch längere Reise auf mich nehmen. Die Reise durch zwei Wüsten war wegen meines schlechten Gesundheitszustandes für mich überaus anstrengend, obwohl wir im Unterschied zur großen Atmur-Wüste hier in diesen alle zwei Tage Wasser fanden. Elf Mal hat mich das Fieber auf Kameles Rücken überfallen und einmal der Durchfall, so dass ich gezwungen war, die Karawane zu bremsen. Obwohl ich durch die Anstrengung am Ende meiner Kräfte war, die außergewöhnliche tropische Hitze und die Entbehrungen, die so eine Wüstenreise mit sich bringen, mich arg plagten, hoffe ich trotzdem, dass ich bereits außer Todesgefahr bin, da ich das Schlimmste der Reise hinter mir habe.
Auf einer Dahabiya auf dem Nil fahre ich durch ganz Ägypten bis nach Kairo und werde in Alexandria das französische Dampfschiff besteigen und über Malta an der Küste Italiens entlang oder über Piemont oder über Legazioni hoffentlich Mitte September daheim ankommen. Selbstverständlich möchte ich einige Tage in Ihrem neuen Wohnsitz verbringen und mich an Gesprächen mit Ihnen erfreuen.
Inzwischen grüße ich Sie ganz herzlich. Grüßen sie auch Ihre Familie. Beten Sie zum Herrn für mich und glauben Sie mir aus ganzem Herzen.
Ihr ergebener
D. Daniel Comboni
Nr. 44 (42) An Don Pietro Grana
ACR, A, c. 15/43
Mein Hochwürdiger Herr Erzpriester, mein lieber Don Pietro,
am 18. dieses Monats schickte ich mit Mazzoldi eine Kiste, Porto bezahlt, an Ihre Adresse mit der Bitte, sie mir sobald als möglich nach Limone zu schicken. Da jetzt ein Schiff nach Toscolano kommt, bitte ich, sie mir zu schicken. Wir sind voller Staunen, voller Verwunderung, zufrieden zu sehen, dass sich unsere Hoffnungen erfüllen. Gott schütze (so hoffe ich) die Religion. Wir sind uns einig, dass ich mein Wort halten werde.
Heute fahre ich nach Verona. In wenigen Tagen kehre ich nach Limone zurück. Und dann möchte ich einen oder zwei Tage mit meinem geliebten und unvergesslichen D. Pierino an seinem neuen Wohnsitz verbringen. Auf Wiedersehen bis bald. Ich werde mein Wort halten und Ihnen ein kleines Andenken aus Zentralafrika bringen. Einen herzlichen Gruß an die Familie, an D. Badinello etc., und glauben Sie mir immer. Aus ganzem Herzen, das immer ehrlich, treu und italienisch ist,
Ihr ergebener Freund
D. Daniel
kaum in Verona angekommen, habe ich meinem Superior, dem Hochw. D. Nicola Mazza, den Wunsch mitgeteilt, den Eure Eminenz hegt, die kleinen Beobachtungen, die wir während unseres Aufenthaltes in der Mission Zentralafrikas gemacht haben, schriftlich festzuhalten. Und da der Superior auf die Wünsche der Wohltäter der Mission eingehen will, hat er die Nachrichten, die er vor kurzem aus Afrika erhalten hat, veröffentlicht. Er fühlt sich geehrt, sie vor allem Eurer Eminenz zuzuschicken mit der festen Hoffnung, dass Sie sie mit der entsprechenden Nachsicht und Güte in Empfang nehmen werden, die Sie auszeichnet, da Sie ja voller Begeisterung und Feuer für die heiligen Missionen sind.
In diesem Heft - es ist das dritte, das Ihrer Eminenz geschickt wurde, - finden Sie das, was mit wiederholter Erfahrung direkt auf afrikanischem Boden festgestellt worden ist. Wir haben den Charakter, die Gebräuche und die religiösen Vorstellungen der Afrikaner studiert mit dem Ziel, die wirksamsten Mittel anwenden zu können, um jenen Völkern den Glauben und die Praxis des Evangeliums zu bringen. Wir haben noch viele weitere Informationen über viele Dinge, die wir beobachtet haben. Aber um sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen braucht es noch mehr Zeit und Nachforschungen.
Oh, möchten doch der Herr und die Unbefleckte Jungfrau, Königin Afrikas, ihren gütigen Blick auf jene Stämme richten, die sich noch in der Finsternis und im Schatten des Todes befinden, und um die wir uns so große Sorgen machen.
Ein Wörterbuch der Sprache der Gien oder Dinka, die entsprechende Grammatik und ein umfangreicher Katechismus sind bereits zusammengestellt und im Rahmen des Möglichen vervollständigt. Diese Arbeit hat vor allem der Missionar Giovanni Beltrame geleistet. Gegen Ende des Jahres werden sie in Verona eintreffen. Mein anderer Gefährte, Don Alessandro Dal Bosco, nimmt sich der Anleitung der kleinen afrikanischen Jungen in Khartum an und betreut die Verwaltung der ganzen Mission Zentralafrikas. Beide, zusammen mit dem Provikar Kirchner, erfreuen sich bester Gesundheit.
Nehmen Sie, erhabene Eminenz die demütigen Grüße meines Superiors D. Mazza entgegen, indem ich in die Knie sinke und den heiligen Purpur küsse.
Ihrer Eminenz ergebener Diener
D. Daniel Comboni
M.A.
es tut mir leid, dass ich mich am Morgen meiner Abreise nicht mehr von Ihnen verabschieden konnte. Noch am Montagabend kamen wir in Mailand an. Dort übernachteten wir im Seminar der Missioni Estere. Der Superior Marinoni lässt Sie ganz herzlich grüßen. Gestern Abend traf ich in Genua ein. Und noch heute Morgen konnte ich trotz des großen Andranges von Passagieren, die sich wegen des Königs nach Neapel begeben, einen großartigen Vertrag mit der Gesellschaft aus Marseille schließen, die diese Route bedient. Ich erhielt einen Nachlass von einem Drittel des Fahrpreises für die Afrikaner. Deshalb fahren wir heute Nacht gegen 22.00 Uhr Richtung Neapel ab. Dort werden wir am Freitag ankommen.
Ich hätte noch mehr sparen können, wenn ich das Schiff der Gesellschaft Anglo-Sarda abgewartet hätte, aber mich drängt die Zeit, um den Anschluss an die Weiterfahrt nach Ägypten noch rechtzeitig zu erreichen. Den Jugendlichen geht es gut, außer Thomas. Er spürt wie gewohnt Schmerzen im Rückgrat. Auch deshalb habe ich die Reise etwas beschleunigt. Ich empfehle mich Ihnen, Herr Superior. Beten Sie zu Gott, dass ich keine Fehler begangen habe in dem Unternehmen, das mir anvertraut wurde, und aus dem für Gott ein großer Ruhm erwachsen wird. In Monza gab mir ein Barnabitenpater, ohne dass ich eine Andeutung gemacht habe, zwei Napoleondors.
Grüßen Sie mir bitte D. Bricolo und alle Ihre Priester, die Jugendlichen und die Afrikanerinnen des Instituts. Ich küsse Ihnen voller Ehrfurcht Ihre Hände.
In den Herzen Jesu und Mariens bin ich Ihr gehorsamer Sohn
D. Daniel Comboni
gestern Nachmittag gegen 17 Uhr kam ich glücklich in Neapel an. Die vier Jungen haben auf der Überfahrt sehr an der Seekrankheit gelitten. Ich gar nicht. P. Lodovico hat uns sehr freundlich aufgenommen. Er hatte uns schon sehnlichst erwartet. Er weiß nichts über mein Reiseziel und wird es auch nicht erfahren. Er sagte mir, dass es wegen der überaus strengen Überwachung der türkischen und englischen Polizei unmöglich sei, Schwarzafrikaner aus Ägypten zu bekommen. Ich dagegen habe keine Angst. Das Werk des P. Olivieri ist an sein Ende gekommen. Alle Konsulate Ägyptens haben ihn unter die Lupe genommen. Ich brauche deshalb große Klugheit, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden wie er.
Es sind vier oder fünf Tage in Neapel notwendig, um dem P. Lodovico die Geschichte des P. Verri zu entlocken, und wie er den Zorn aller Vertretungen Ägyptens erlebt hat, damit ich das vermeide, was mir schaden könnte, und das festhalte, was mir dienlich sein kann. Ich muss mir sicherlich einen wirksamen Schutz von einer europäischen Macht beschaffen. Vor der Abfahrt von Neapel werde ich Sie darüber informieren, wie die Dinge der Mission stehen, die mir übertragen wurden. P. Lodovico und alle Afrikaner von Neapel küssen Ihnen ihre Hände.
Beten Sie zum Hl. Geist für ihren unwürdigen Sohn
D. Daniel Comboni, M.A.
ich hoffe, Sie haben meine beiden Briefe aus Neapel erhalten. Im letzten der beiden habe ich die Gründe angeführt, die mich veranlasst haben, nach Palermo zu reisen. Ich bin in Neapel zu einer günstigen Zeit angekommen, um mich dann von dort aus nach Ägypten zu begeben. Aber da ich von der großen Schwierigkeit erfahren habe, oder besser gesagt der Unmöglichkeit, junge Schwarzafrikaner ohne hochrangige und machtvolle Empfehlungen nach Ägypten zu bringen, beschloss ich, die Ankunft eines anderen Dampfers nach Ägypten abzuwarten und mir inzwischen die gewichtigen Empfehlungen zu beschaffen, um einen guten Ausgang des Unternehmens zu sichern.
Die beiden Konsulate, die sich der Überfahrt von Schwarzafrikanern entgegenstellen, sind das englische und das sardische. Also habe ich gedacht, mir für diese beiden gottlosen Tribunale ausreichende Empfehlungen zu besorgen. Ich ging nach Palermo (wo sich der königliche Hof seiner sardischen Majestät aufhielt) und nach Rom (wo der englische Botschafter ein guter Katholik ist). Ich konnte auf königliche Anordnung ein Empfehlungsschreiben für den sardischen Konsul in Ägypten erhalten. Dazu erhielt ich noch zwei Schreiben für den englischen Konsul Ägyptens, das eine vom englischen Botschafter in Rom, das andere von Lord Pope Hennesy. Dieser ist eine hohe englische Persönlichkeit. Er wird bald nach England zurückkehren. Er gab mir eine Adresse, um im Notfall noch wirksamere Empfehlungen zu erhalten.
Graf Fabrizi, Minister des Viktor Emanuel, den ich als sardischer Untertan um den Schutz bei meinem sardischen Konsul Ägyptens bat, empfahl mir, persönlich beim König vorstellig zu werden und ihm schmeichelnd zu sagen, dass Viktor Emanuel als Beschützer der Mission außer einer Empfehlung auch noch eine kräftige Spende gegeben hätte. Das aber habe ich höflichst zurückgewiesen.
Als sardischer Untertan verstößt es nicht gegen den Anstand, einen Schutz zu erbitten, wie dies im Falle der Mission von Zentralafrika geschehen ist. Die Mission bat darum und erhielt von einem Feind des Glaubens, dem Pascha von Ägypten, Schutz für Assuan. Aber es ist etwas ganz anders, wenn es darum geht, einen König, der die Kirche verfolgt, um Geld zu bitten. Wenn ich von Viktor Emanuel Geld angenommen hätte, hätte ich ganz sicher mich, das Institut und die Mission in schlechten Ruf gebracht. Denn wenn man in den österreichischen Zeitungen lesen würde, dass ein Missionar des Mazza-Instituts eine Summe Geldes vom König, dem Feind der Kirche, und von der österreichischen Regierung angenommen hat, hätte man nicht nur mir politisch-religiöse Machenschaften unterschoben, sondern auch dem Institut. Also würden die Propaganda Fide in Rom, die österreichische Regierung und der Marienverein in Wien verwundert auf uns blicken. Und ich hätte das Institut und den guten Erfolg der Mission gefährdet. Als Konsequenz daraus verzichtete ich auf jegliches Gespräch mit dem König. Ich gebe mich mit einer gültigen Empfehlung zufrieden, die ich erbeten und erhalten kann, ohne mich in Kompromisse zu verstricken. Ich hoffe, dass ich, genauso wie ich ohne den Schutz Viktor Emanuel aus Verona abgefahren bin, auch ohne ihn mit den afrikanischen Jugendlichen zurückkehren kann.
Ehe ich mich des sardischen wie des englischen Empfehlungsschreibens bediene, werde ich die Augen in Ägypten offenhalten und heimlich und genau nachforschen, ob es angebracht ist, so vorzugehen. Um das englische Empfehlungsschreiben in Rom zu erhalten, hat mir Monsignore Nardi, ein echter Freund unserer Mission und unseres Institutes, sehr geholfen. Bei meiner Ankunft in Rom spielte auch die finanzielle Frage eine Rolle, da die französische Botschaft mir eine Gratisfahrt auf französischen Dampfern ohne ausdrückliche Anordnung der Propaganda Fide verweigerte.
Deshalb wandte ich mich an Seine Eminenz, den Kardinal Barnabò, den Präfekten der Hl. Kongregation der Propaganda Fide. Er gab mir drei Briefe. In dem einen erklärt er, dass ich Apostolischer Missionar bin, und in den beide anderen wendet er sich an die französische und österreichische Botschaft. Darin erklärt er, dass ich ein apostolischer Missionar bin und bittet um eine kostenlose Überfahrt auf französischen Dampfern bis nach Alexandria sowie auf den Schiffen der österreichischen Lloyd für die Rückfahrt von Alexandria nach Triest. So bin ich eigentlich ganz froh, denn weil ich das nächste Schiff nach Ägypten abgewartet habe, konnte ich mir die entsprechenden Empfehlungsschreiben besorgen für den guten Ausgang des Unternehmens. Außerdem habe ich auf Grund der Empfehlung der Propaganda Fide ein Ersparnis von hundert Talern gewonnen.
Heute wurde mir eine Audienz bei Seiner Heiligkeit Papst Pius IX. gewährt. Sie war kurz. Nach meinem Eindruck ist der Papst gealtert. Ich bat ihn um seinen Segen für Sie, Herr Superior, für das Männer- und Fraueninstitut, für Afrika, für meinen Vater und für mich. „Ja, mein lieber Sohn“ – sagte er mit einem liebevollen Herzen, das das ganze Universum umfasst –„ich erteile den Segen an alle, alle.“ Ich bin zutiefst beeindruckt, weil ich den Stellvertreter Jesu Christi sehen durfte. Für mich ist er mehr als ein menschliches Wesen. In Rom ist alles ruhig. In Neapel beobachte ich große Unruhe. Der Klerus und ein großer Teil des Volkes sympathisieren mit dem König Borbone. In Sizilien herrscht die gegenteilige Haltung. Hier in Rom liebt man den Papst und die päpstliche Regierung.
Auf meiner Reise von Neapel nach Rom hatte ich die gleichen Eindrücke, die jemand hätte, wenn er von Babylon nach Jerusalem reiste. Das Gleiche erlebte D. Luciano di Lonigo, der immer bei mir war.
Das Werk des P. Olivieri, wie mir der Superior des Institutes für Afrikaner in Neapel sagte, steht momentan still. Die Polizei der ägyptischen Konsulate schaut mit hundert Augen und beobachtet, ob Schwarzafrikaner auf Durchreise sind. Also muss ich den geringsten Anschein vermeiden, dass ich mit ihm in Verbindung stehe. Ich habe mir den Betrieb des Kollegs in Neapel genau angesehen und stelle fest, dass es sehr gut läuft, was die Frömmigkeit, die Moral und das Benehmen betrifft. Der Fortschritt in den Studien ist wohl etwas bescheidener. Aber es gibt einige, die Philosophie studieren.
P. Lodovico hat einen Plan erstellt, der im Wesentlichen dem Ihren gleicht. Man sieht also, dass es der Herr ist, der seinen Blick auf Afrika wirft. Im Institut hat er große Möglichkeiten zur Betätigung im Kunsthandwerk und in verschiedenen Handwerken geschaffen. Da gibt es Apotheker, Werkstätten für Schreiner, für Schmiede, Schuhmacher, Schneider etc. Es gibt Lehrer und Meister in jedem dieser Berufe. Es gibt auch einen großen Garten, in dem landwirtschaftlich gearbeitet werden kann. Nach meinem Urteil ist alles recht gut in die Wege geleitet. Im Moment hat er sechs geprüfte Laien, die er nach Afrika schicken könnte. Er hat noch andere Institute gegründet: eines für die Ausbildung von afrikanischen Mädchen, die dann nach Afrika zurückgehen, eines für Missionare für Italien, eines für den Schulunterricht der Armen, ein anderes für die Aufnahme von Behinderten, ein anderes für die Reform ähnlich dem Institut des Seligen P. Leonardo da Porto Maurizio. All die Kosten bestreitet er mit den Spenden, die er sammelt, so wie Sie, Herr Superior, es auch tun. Er wurde von König Franz II. hoch verehrt. Auch die sardische Regierung schätzt ihn sehr. Sie sandte P. Lodovico nach Rom, um den Kardinal Erzbischof nach Neapel zurückzurufen.
Sowohl Garibaldi als auch Victor Emanuel haben große Sympathie gezeigt für die Werke von P. Lodovico, aber ganz besonders für die Schule für die Afrikaner. Aber P. Lodovico bedauert das Schicksal von Franz II. und schickt innige Gebete zum Herrn, damit er auf den Thron von Neapel zurückkehre, denn der junge König – so sagte er mir – war wie ein echter Vater für die Afrikaner.
Hier in Rom suchte ich nach Büchern, mit denen ich die abessinische Sprache lernen könnte. Ich werde sie in unserem Institut gut gebrauchen können. Ich habe aber nur wenig bei der Propaganda Fide gefunden. Man ist dabei, eine Grammatik zu drucken. Sobald sie verfügbar ist – so hat mir der Kardinal versprochen -, wird er sie mir nach Verona schicken. Im Orient werde ich versuchen, alles zu bekommen, was in dieser Sprache verfügbar ist.
Da ich aus Gründen, die ich oben angegeben habe, mit dem vorigen Dampfer nicht nach Ägypten fahren konnte, schickte ich einen Brief an den Apostolischen Präfekten von Aden, in welchem ich ihm die jungen Afrikaner ans Herz legte. Da es viele Widerstände geben könnte, die die Hölle gegen das heilige Unternehmen aufrichten würde, das wir in Händen haben, wäre es mein Wunsch, dass Sie, Herr Superior, dem Männer- wie dem Fraueninstitut den Auftrag erteilen, zur Unbefleckten Gottesmutter und zum hl. Franz Xaver ein Ave Maria und Gloria Patri in diesem Sinn zu beten. Aber tun Sie, was Sie für richtig halten.
Morgen verlasse ich Rom, um über Malta nach Alexandria in Ägypten zu reisen. Wenn der Wintersturm nicht allzu gewaltig aufkommt, werde ich am 27. dieses Monats dort ankommen. Beten Sie bitte zum Herrn und zu Maria, dass sie ihre Hände schützend über mich halten, damit ich nicht ins Fettnäpfchen trete. Sagen Sie mir bitte klipp und klar, wenn ich irgendetwas falsch gemacht oder einen Fehler begangen habe. Ihre Ratschläge und Anordnungen sind für mich der Leitfaden meines Handelns. Empfangen sie den Segen des Papstes, und nehmen Sie die Grüße des Kardinals Barnabò, des Monsignore Nardi, des P. Pagani, des Generalsuperiors des Instituts der Nächstenliebe und des P. Luigi Pueker entgegen.
Und dazu die herzlichsten Grüße
von Ihrem unwürdigen und ergebenen Sohn
D. Daniel Comboni
PS: Ich bitte Sie, grüßen Sie mir Don Pietro Albertini, Monsignore Canossa, D. Cesare, die Lehrerinnen, die Priester und die afrikanischen Mädchen. Sagen Sie der Lehrerin Lucrezia, dass ich ein kräftiges Memento bei ihrem Hl. Gaetano gemacht habe, an dem Tag, als ich über seinem Grab in Neapel die hl. Messe gefeiert habe.
PS: Ich hatte erneut ein Gespräch mit Monsignore Nardi. Er sagte mir, dass der oben erwähnte Lord Pope Hennesy Mitglied des englischen Parlaments in London ist, und bittet mich, ihm einen besonderen Gruß zu übermitteln. Die Empfehlung hatte Russel gegeben. Als ich dann nach Hause kam, fand ich einen englischen Brief dieses Lord Pope Hennesy vor. Er teilte mir darin freundlich Folgendes mit: Sollte sich in Ägypten irgendeine Schwierigkeit ergeben, solle ich an ihn persönlich im House of Commons in London telegrafieren. Er würde dann alles bei den Ministern des Parlaments und Königin Viktoria regeln, was ich für das Werk erbitte, dem ich mich geweiht habe. Seine Eminenz Kardinal Barnabò riet mir, nur zu je zwei und zwei die afrikanischen Jugendlichen aus Ägypten nach Europa zu führen.
Eine andere hohe Persönlichkeit, die ich in Rom kenne, und die zwanzig Jahre im Orient als Oberin des Instituts des Hl. Josef in Jerusalem gelebt hat, und die die Schwierigkeiten kennt, die die Engländer bereiten, empfahl mir, mit den afrikanischen Jugendlichen den Weg über die Wüste von Suez und Konstantinopel zu nehmen. Ich dachte daran, über das Kap der guten Hoffnung zu reisen, falls ich in Ägypten auf Schwierigkeiten stoßen sollte. Aber ich hoffe, dass das nicht notwendig sein wird, da ich mich auf die Empfehlungsschreiben des Lord Russel und Pope verlasse. Beten Sie zum Herrn. Ich werde alle Vorsichtsmaßnahmen anwenden, die notwendig sind. Ich glaube, ich bin mir der ganzen Bedeutung dieses Unternehmens bewusst. Es wird also alles gut gehen.
Indem ich um Ihren Segen bitte, bin ich Ihr
Daniel
Ich reise gleich aus Rom ab.