um meinem Ruf in die heiligen Missionen folgen zu können, brauche ich 57 Stücke zu zwanzig Franken für die Notwendigkeiten meiner Familie. Seien Sie doch so gut, mir diese als freie Spende zur Verfügung zu stellen, und zwar können Sie jetzt fünfzig Zwanzigfrankenstücke geben, und dann die restlichen fünfundzwanzig Stücke innerhalb eines Jahres meinem Vater oder meiner Mutter in Limone (Provinz Brescia) zukommen lassen. Meinen herzlichsten Dank dafür, und wenn Sie eine legale Quittung benötigen, bin ich bereit, eine solche auszustellen.
Ich verbleibe Ihr ergebenster Sohn
Daniel Comboni
Priester
Nr. 12 (10) AN DR. BENEDETTO PATUZZI
ACR, A, c. 15/67
Alexandria/Ägypten, 22. September 1857
Lieber Herr Doktor,
obwohl ich bis jetzt noch keine konkrete Nachricht bezüglich Herrn Giov. Battista Massimiliano Arvedi erhalten habe, freue ich mich dennoch, dass ich die ausgehende Post ausnützen kann und so meine jüngsten Neuigkeiten nicht vor meinem geliebten Freund verbergen muss, mit dem und seiner Familie ich enge Freundschaftsbande und innigste Freundschaft geknüpft habe, die nur am Rande des Grabes ihr zeitliches Ende finden werden. Hier sind also die Schritte, die ich unternommen habe, um etwas über den verstorbenen Arvedi zu erfahren.
Ich glaube, man kann hier in Alexandria die Leute an den Fingern abzählen, die die Sache mit dem Grafen Scopoli kennen. Er ist ein alter Aristokrat, der niemanden seine wirklichen Interessen sehen lässt; er verkehrt immer mit Leuten höchsten Ranges, aber auch diese wissen nichts. So lernte ich ihn auf der Fahrt von Triest nach Alexandria kennen. Er ist jedoch eine Person, die als gerecht und als guter Ratgeber geschätzt ist. Genau darin verdient er in Alexandria mehr als ein Geschäftsmann.
Nun, die Leute, die Graf Scopoli umgeben, sind, wie ich gehört habe und auch glaube, die folgenden: Herr Ingenieur Ferrighi; der österreichische Generalkonsul; Francesco Gronchi, der ihn sehr gut kennt; Graf Ignaz Frisch; ich glaube, er kennt ihn sehr von der Nähe, weil er mit dem Konsul immer einer Sache ist; P. Cipriano, der ihm in seiner Krankheit immer beigestanden hat. Es gibt noch einige andere, aber wenn es unrechte Dinge gab, so glaube ich, wird es schwer sein, sie aufzudecken. Zwei Ärzte, die den Verstorbenen bis zu seinem Tod ständig begleiteten, müssen natürlich ihre Anwesenheit bei ihm übertreiben, und so heißt das für uns nichts.
Vom Grafen Scopoli konnte ich nichts herausbekommen, obwohl ich jeden Tag auf dem Dampfer mit ihm sprach. Beim österreichischen Konsul verlor ich – um die Wahrheit zu sagen – den Mut, ihn auszufragen, als ich erfuhr, dass er ein Intimfreund des Grafen war. Ferrighi, der von Scopoli eine goldene Uhr zum Geschenk dafür bekam, dass er dem Toten beigestanden hatte, kann nicht anders als den Grafen Francesco Gronchi zu beschützen, zu dem wir Missionare alles Vertrauen haben, als zu einem, der viel für unsere Mission getan hat. Er sagte mir, dass er über die Angelegenheit Arvedi und über seine Übereinkunft mit Scopoli nichts weiß. Mit Graf Ignazio konnte ich über diesen Punkt noch nicht sprechen, denn wir waren mit ihm zu sehr über unsere Mission beschäftigt, zumal er unser Prokurator in Ägypten ist. Morgen will ich mit ihm eingehend über Arvedi sprechen.
Mit den Ärzten konnte ich mich nicht unterreden, denn in den wenigen Augenblicken, da ich Zeit habe, finde ich sie nicht, oder anders: der Franziskanerpater, der ihm beistand, versicherte mir, dass er über einen Monat krank war, dass man alles für ihn tat, wie man es sich nicht besser wünschen kann, dass er die Sakramente empfing und mit einer christlichen Ergebung starb, die wirklich erbaulich war. Und schließlich, dass ihm Graf Scopoli ein prächtiges Begräbnis besorgte, an dem viele Ordensleute und Weltleute teilnahmen. Das ist nun alles, was ich über Arvedi erfahren kann. Ich werde übrigens den ganzen Monat in Alexandria bleiben und werde Gelegenheit haben, vielleicht genauere Nachrichten zu sammeln. Sicher ist, dass mir Graf Scopoli als eine sehr geachtete Person von Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit dargestellt wurde, und ich habe daher keine allzu sicheren Gründe zu glauben, dass er ein falsches Spiel getrieben habe: Es ist sicher, dass er ein Rechtsanwalt ist, oder eine Art von Rechtsanwalt; wenn er also in dieser oder jener Weise einen Centime für Arvedi ausgegeben hat, so wird er es seinen Brüdern berechnet haben. Aber jetzt zu unseren Sachen.
Meine Reise von Triest nach Alexandria war vom Glück begleitet. Nur von Triest bis Korfu hatten wir einen sehr starken Gegenwind, der fast alle Gäste an Bord krank machte. Die übrige Reise, nach den Ionischen Inseln, war einfach entzückend. Ich war überwältigt, als wir die schönen griechischen Inseln betrachteten, wie sie uns anlachten: Kefalonia, Zakynthos, Ithaka, Kreta und die tausend Inseln des Archipels, und das umso mehr, wenn ich an all die großartige Geschichte denke, an die sie erinnern.
Meine Verwunderung wuchs ins Unermessliche, als wir die berühmte Stadt Alexandria erreichten, die Heimat so vieler Helden, ein Land, das in uns so viele ehrwürdige Erinnerungen wach ruft. Tausend Dinge könnte ich über meinen Aufenthalt in Alexandria erzählen, über die Gebräuche der Moslems, der Griechen, der Beduinen, der Kopten und all der vielen anderen Auswanderer, die Alexandria und seine Umgebung bewohnen etc. etc. Aber meine Geschäfte und sonstige Dinge rufen mich zur Arbeit. Ich werde Ihnen schon einmal über meine Reise nach Groß Kairo, Assuan, Khartum und Bahr-el-Abiad schreiben. Schreiben Sie mir, und trösten Sie mich mit Ihren Nachrichten. Geben Sie der teuersten Gevatterin Annetta einen Kuss von mir, ich trage sie immer im Herzen; ebenso an Vittorio, Gaetano und an die anderen Kinder. Grüßen Sie in aller Ehrfurcht von mir Don Battistino und Don Bortolo, und glauben Sie mir von ganzem Herzen.
Ihr ergebenster Gefährte und Freund
Daniel Comboni
Ich bin bei bester Gesundheit, auf See hatte ich nicht die geringsten Unannehmlichkeiten. Ich fühle mich gesünder als in Europa, wenn es auch etwas warm ist.
hier möchte ich Euch einen kurzen Bericht über meine Reise nach Palästina geben, wo ich ungefähr zwei Wochen verweilte. Ihr wart zwar nicht körperlich hier, um mich an diesen heiligen Orten zu begleiten, aber im Geist war ich immer bei Euch, so dass ich keinen Schritt machte, ohne mir vorzustellen, dass ich mit Euch auf dieser heiligen Pilgerfahrt war. Wie Ihr wisst, wir reisten von Alexandria (Ägypten) am vergangenen 29. ab, durchquerten das Meer, das nördlich von Ägypten Asien von Afrika trennt, berührten Cäsarea und gelangten glücklich nach Jaffa, das ein wichtiger Hafen in Asien und der erste Schritt nach Palästina ist, was mit einem vollkommenen Ablass verbunden ist.
Wir sechzehn Ordensleute dankten dem Herrn in der Kirche St. Pietro und sangen das Te Deum, und dann betraten wir das Kloster der Franziskaner, die uns liebevolle Gastfreundschaft gewährten. Diese Gastfreundschaft gilt ohne Unterschied allen Europäern, Katholiken und Andersgläubigen, und allen orientalischen Orthodoxen jeglichen Ritus. Deshalb machen hier in diesen Klöstern alle Halt, Fürsten und arme Leute, Weltleute und Ordensleute, da es im Heiligen Land keine sichere Herberge gibt, um die Reisenden aufzunehmen. Das alles ist möglich dank der frommen Spenden der Katholiken Europas, die in der Karwoche gesammelt werden.
Während die Franziskanerpatres damit beschäftigt waren, für uns ein Transportmittel in die Heilige Stadt zu suchen, erwog ich für mich selbst all die Ereignisse, die diese Stadt berühmt machen, die das antike Joppe der heiligen Schrift ist. Es war hier, dass Salomon seine Flöße mit den Zedern vom Libanon landen ließ, die zum Bau des Tempels dienten. Es war hier der Ort, an dem der Prophet Jonas sich nach Tarschisch einschiffte, anstatt nach Ninive zu gehen, um dort Buße zu predigen. Hier hatte Petrus die berühmte geheimnisvolle Vision mit dem Tuch; hier erweckte er die mildtätige Tabita von den Toten, hier empfing er die Abgesandten von Kornelius, die ihn nach Cäsarea einluden, um ihn und seine ganze Familie zu taufen. Hier bestieg Unsere Liebe Frau gemeinsam mit dem heiligen Johannes das Schiff, das sie nach dem Tod Jesu nach Ephesus bringen sollte. Hier weilte für einige Zeit der heilige Ludwig, König von Frankreich, hier landeten so viele Tausende von Heiligen, die kamen, um die Heiligen Stätten zu verehren.
Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns von den Missionaren, die in Jaffa blieben, von einem polnischen Fürsten, den wir auf dem Dampfer trafen und mit dem wir speisten, zusammen mit einem Chinamissionar und einem anderen für Ostindien, zwei Missionaren der Gesellschaft Jesu und Herrn Ratisbonne aus Paris, der durch den Papst in Rom vom Judentum zu unserem Glauben bekehrt worden war und sich nach Jerusalem begab, um dort ein Institut für kostenlose christliche Erziehung zu gründen. Um 14 Uhr brachen wir auf nach Ramle mit der Absicht, am folgenden Tag abends mit dem Pferd Jerusalem zu erreichen. Ich war überrascht bei dem Gedanken, dass ich das erste Mal ritt und dass es mich dabei traf, die Berge Judäas zu durchstreifen. Deshalb, weil ich wenig Übung im Reiten hatte, bat ich um das älteste Pferd, das nicht so schnell läuft, und das wurde mir sofort gewährt.
Wenn man Jaffa verlässt, kommt man durch Straßen, die immer wieder von Feigenbäumen gesäumt sind, und dahinter sind Haine von Orangenbäumen, von Zitronenbäumen, Granatäpfeln, Bananen, Aprikosen und anderen Fruchtbäumen, dann wieder durch vegetationslose Gegenden, dann zu kleinen Hügeln, die mit einigen von der Sonne halb verbrannten Olivenbäumen bewachsen sind. Aber immer geht es unter einem Himmel, der tagsüber den armen Wanderer mit seiner Hitze ausdörrt. Nach diesen Gegenden kamen wir zum endlosen Land der Philister und von dort in das Bergland von Judäa. Links vereinigen sich diese Berge mit denen von Samaria, die dem Reisenden einen melancholischen Anblick bieten, der in das Gelobte Land reisen möchte, das von Milch und Honig fließt.
Bevor es Nacht wurde, wurden wir in der Ebene von zwei Beduinen zu Pferd überrascht, bewaffnet mit Lanzen und Pistolen. Aber als sie uns in größerer Zahl gesehen hatten, belästigten sie uns nicht. Wir fragten sie nach ihrer Absicht, und sie sagten, dass sie das Gebiet auf Anordnung der türkischen Regierung durchstreiften, um für die Pilger die Reise sicher zu machen.
Herr Ratisbonne war voller Angst und versuchte, sie mit einem großzügigen Bakschisch [Trinkgeld] von zwanzig Piastern milde zu stimmen. Die Nacht war schon vorgerückt, als wir in Ramle ankamen, das nach dem heiligen Hieronymus das Arimathäa des Evangeliums, die Heimat von Josef von Arimathäa ist, das heißt von jenem Dekurion, der von Pilatus den gekreuzigten Leichnam Jesu Christi erhielt, und ihn in einem neuen Grab beisetzte, das aus einem Felsen gehauen war, das er für sich selbst in einem Garten bereitet hatte, den er bei Golgota besaß. Das war die erste Stadt, die von den Kreuzfahrern erobert wurde. Sie war stark befestigt. Jetzt sieht man nur zerfallene Türme und Reste von Altertümern, darunter vor allem den Turm der vierzig Märtyrer von Sebaste und das Haus des Nikodemus, wo ich hoffe, bei meiner Rückkehr von Jerusalem die Messe feiern zu können.
Wir erfuhren eine freundliche Aufnahme, und brachen am Morgen gegen vier Uhr von Rama auf. Wir durchquerten die wunderschöne und fruchtbare Ebene von Saron und gelangten an den Rand der Berge von Judäa. Um sie zu durchqueren, brauchten wir den ganzen Tag, und die Sonne brannte fürchterlich. Die Reise war sehr mühsam, weil diese steilen und schroffen Berge ganz unbewachsen sind und man sich nicht gegen die ständige sengende Sonnenhitze unter dem Schatten eines Baumes schützen kann, und auch, weil die Straße äußerst schlecht ist, voller Kieselsteine, manchmal auch mit Felsbrocken.
Jedoch der Gedanke, dass ich nach Jerusalem ging, beflügelte meine Füße und mein Herz und ließ mich die Mühen der Reise nicht spüren. Auf halbem Wege befand sich die Burg des guten Schächers, der das Paradies verdiente, als er mit Jesus am Kreuze Mitleid hatte. Dann kam die Wüste von Abu Goschi, das heißt, einem Räuber, dem auf diesem Weg viele zum Opfer fielen, und der schließlich selbst getötet wurde; die Kirche des Jeremias, der obere Teil des Tals der Terebinthen, die Stadt Colonia, und die Ruinen vieler berühmter Städte aus der heiligen Schrift. Schließlich überquerten wir gegen Abend fünf Bergketten und konnten Jerusalem sehen. Herr Ratisbonne ließ uns alle vom Pferd steigen, wir warfen uns zur Erde, beteten den Herrn an und verehrten die heiligen Stätten, die so oft von Jesus betreten wurden. Wir überließen die Pferde den Miiors oder Führern und gingen hinab in die Heilige Stadt.
Oh, wie tief war der Eindruck, den mir Jerusalem machte. Der Gedanke, das jeder Handbreit jenes heiligen Bodens ein Geheimnis darstelle, ließ meine Füße erzittern, und ließ mich an Folgendes denken und fühlen: Hier war vielleicht Jesus; hier die Jungfrau Maria; hier gingen die Apostel vorbei etc. Wir machten dem Obersten Geistlichen des Heiligen Landes unsere Aufwartung und dem Konsul von Frankreich und Österreich, und dann zogen wir uns in das Kloster zurück, wo wir ausruhten. Um die Wahrheit zu sagen, wir alle waren von der Reise wie erschlagen. Ich wunderte mich über die anderen Missionare, die an die Mühen schon gewohnt waren. Ich selbst hatte nichts Anderes erwartet, da ich noch nie geritten war. Es war das erste Mal, dass ich zum Reiten kam, und es war anderthalb Tage durch die Ebenen des Philisterlandes und durch die Berge Judäas.
Am folgenden Morgen, dem dritten, begann ich den Besuch der Heiligen Orte, zuerst die Heilig-Grab Kirche. Diese Kirche, erbaut von der heiligen Helena, der Mutter Konstantins, ist das erste Heiligtum der Welt, denn sie enthält das Heilige Grab Jesu und den Berg Kalvaria, auf dem er starb. Ich war erfüllt von diesen religiösen Gedanken und war erstaunt, als ich den Vorhof dieser Kirche sah, der voller Türken war, die einen Markt hielten. Das Tor und der erste Teil waren von Türken bewacht, die rauchten, aßen und sich gegenseitig belästigten; die schismatischen Griechen und Armenier schreien, belästigen sich untereinander und schlagen sich herum, sie zeigen auf tausend Arten ihre Ehrfurchtslosigkeit.
Die Kirche des Heiligen Grabes enthält: erstens das Heilige Grab, zweitens die Geißelsäule, die vom Haus des Pilatus hierher gebracht worden ist, drittens die Kapelle der heiligen Helena, viertens die Kapelle der Kreuzauffindung, wo das Kreuz gefunden wurde, das auf Grund eines Wunders von denen der zwei Räuber, die mit Jesus gekreuzigt worden waren, erkannt wurde. Das Wunder: ein Toter wurde wieder erweckt. Fünftens der Stein der Salbung, wo Josef und Nikodemus den Leichnam Jesu gesalbt und einbalsamiert haben, bevor sie ihn ins Heilige Grab legten. Sechstens die Kapelle, wo Jesus gekreuzigt wurde. Siebtens der Ort, wo das Kreuz aufgerichtet wurde, und wo heute noch ein Loch existiert, das das heilige Kreuz aufnahm. Wenn man es küsst, erhält man einen vollkommenen Ablass, wie bei all den heiligen Orten, wo Kapellen errichtet wurden. Achtens der Ort, – jetzt Kapelle – wo die Jungfrau Maria stand, als Jesus am Kreuz war und wo sie ihren toten göttlichen Sohn in ihre Arme aufnahm. Neuntens die Kapelle, wo Maria stand, als Jesus ans Kreuz genagelt wurde. Zehntens der Kerker, in dem Jesus die Nacht vor seinem Tode verbrachte. Elftens die Kapelle der Teilung seiner Kleider. Zwölftens die Säule der Verhöhnung, wo Jesus angespien und geschlagen wurde, bevor er zum Tod verurteilt wurde; sie stand früher im Palast des Kaiaphas und wurde später hier her gebracht. Dreizehntens die Kapelle der Erscheinung an Maria Magdalena. Vierzehntens die Kapelle, wo nach der Überlieferung Jesus nach seiner Auferstehung der Jungfrau Maria erschien, wie der heilige Hieronymus sagt. An diesen Orten erlangt man einen vollkommenen Ablass jedes Mal, wenn man sie besucht.
Diese wundervolle Kirche umfasst den ganzen Berg Kalvaria, dem sich das Grab des heiligen Nikodemus anschließt, das er sich aushöhlen ließ, nachdem er das seinige an Jesus überlassen hatte. Ich kann den tiefen Eindruck und die Gefühle nicht mit Worten ausdrücken, die mir an all diesen kostbaren Heiligtümern kamen und die uns an das Leiden Jesu erinnern. Das Heilige Grab ließ mich ganz in Verzückung geraten und ich sagte zu mir selbst: Hier also war Jesus vierzig Stunden lang. Das also ist das Heilige Grab, das das Glück hatte, in sich selbst den Schöpfer des Himmels und der Erde zu bergen, den Erlöser der Welt. Das also ist jenes Grab, das so viele Heilige küssten, vor dem sich so viele Monarchen, Fürsten und Bischöfe in allen Jahrhunderten nach dem Tod Jesu auf die Knie niederwarfen?
Ich küsste dieses Heilige Grab immer wieder, warf mich mehrere Male hin zur Anbetung, und an diesem Grabe betete ich, wenn auch unwürdig, für Euch und für alle unsere lieben Verwandten und Freunde, und ich hatte den Trost, dort zweimal die Messe feiern zu können, einmal für mich, für Euch und für meine Mission, dann für Euch, liebste Eltern.
Nach diesem Besuch, der das erste Mal nur kurz war, weil ich von einem griechischen Schismatiker vertrieben wurde, stieg ich auf den Kalvarienberg, dreißig Schritte über dem Heiligen Grab. Ich küsste die Erde, wo man das Kreuz aufgerichtet hatte, auf dem Jesus ausgestreckt und angenagelt wurde: Ich dachte an den schmerzhaften Augenblick, in dem hier an diesem Ort, gekennzeichnet durch einen Marmorblock mit Mosaiken, Jesus die Arme gestreckt und verrenkt wurden, damit die Hände zum Loch für die Nägel reichten, wo er gekreuzigt wurde, und ich wurde im Herzen von vielen Gefühlen des Mitleids und der Anteilnahme berührt.
Anderthalb Schritte von dem Ort der Kreuzigung zur Linken ist der Ort, wo Maria stand, als Jesus am Kreuze seufzte. Auch das machte auf mich einen großen Eindruck. Dann zwei Schritte von diesem Ort entfernt, war ich dort, wo das Kreuz aufgerichtet wurde. Vom Oberen der Franziskaner vom Heiligen Grab wurde mir gesagt, hier ist das Loch, in welches das Kreuz gesteckt wurde. Ich brach in heftige Tränen aus und entfernte mich ein wenig. Dann, als die anderen es küssten, küsste auch ich mehrere Male dieses gesegnete Loch, und es kamen mir diese Gedanken: Ist das also Kalvaria?
Das also ist der Berg der Myrrhe, der Altar des Kreuzes, wo das große Opfer dargebracht wurde. Ich bin am Gipfel von Golgota, am selben Ort, wo der Eingeborene Sohn des Vaters gekreuzigt wurde. Hier wurde die Erlösung der Menschen erreicht. Hier wurde der Tod unterworfen, hier die Hölle überwunden, hier bin auch ich erlöst worden. Dieser Berg, dieser Ort wurde vom Blut Jesu gerötet; diese Felsen hörten seine letzten Worte, diese Luft nahm seinen letzten Atem auf. Bei seinem Tod öffneten sich die Gräber, teilten sich die Berge. Wenige Schritte vom Ort, wo das Kreuz errichtet worden war, zeigt man einen ungeheuren Spalt von unabschätzbarer Tiefe, der nach der Tradition beim Tod Jesu entstanden ist.
Gleicherweise verehrte ich die Geißelsäule, den Stein der Salbung, den Kerker Jesu, die Säule der Schmähungen, die Kapelle der Kreuzauffindung etc. Von der Grabeskirche kann ich Euch sagen, dass sie in den Händen der Türken ist, der schismatischen Griechen, der schismatischen Armenier und der Franziskanerpatres von der Observanz.
Die Türken haben die Schlüssel zur Kirche, und sie öffnen zweimal am Tag auf Anfrage des europäischen Dolmetschers, der im Dienst der Katholiken und der Orthodoxen ist, um sechs Uhr morgens bis elf Uhr, und von 15 bis 18 Uhr. Auf Anordnung muss man dem türkischen Pförtner, damit er öffne, jedes Mal zwei Piaster (etwa sechzig Centimes) bezahlen. Die Türken haben nur die Aufsicht über die Schlüssel der Kirche. Das Heilige Grab ist in den Händen der orthodoxen Griechen und der orthodoxen Armenier; die Katholiken können dort nur drei Messen feiern, eine davon gesungen, und zwar von vier bis sechs Uhr. Wenn um sechs die gesungene Messe noch nicht zu Ende ist, kommen die Griechen in das Grab und treiben mit Fäusten und Stöcken den zelebrierenden Priester fort, ob er nun mit der Messe fertig ist oder nicht; aus diesem Grund werden am Heiligen Grab öfters katholische Priester verwundet oder auch getötet.
Auf dem Kalvaria, die Kapelle, wo das Kreuz aufgerichtet worden war, ist ausschließlich in den Händen der orthodoxen Griechen, kein Katholik kann dort die Messe feiern. Das steht unter Todesstrafe. Der Ort, wo Maria stand, zwei Schritte links von dem Loch, und der Ort der Kreuzigung, anderthalb Schritte von der Marienkapelle, und dreieinhalb Schritte von dem Loch entfernt, sind ausschließlich in katholischer Hand, hier feierte ich zweimal die heilige Messe: einmal an dem Ort, wo Maria während der drei Stunden des Todeskampfes stand, für Euch, liebste Mutter, und dann an dem Ort der Kreuzigung für Euch, liebster Vater.
In der Kapelle, wo Maria stand, als Jesus ausgestreckt und ans Kreuz genagelt wurde, fünf Schritte links von dem Loch des Kreuzes, feierte ich die Messe für Eustachius, den Onkel Giuseppe, für Cesare, Pietro und ihre ganze Familie, besonders für Eugenio, damit unsere Liebe Frau ihn in der gefährlichen Erziehungsaufgabe beschütze. Alle die anderen Orte sind in katholischer Hand. Aber alle sind sowohl für die Griechen als auch für die Katholiken zur Verehrung geöffnet, und deshalb halten die Franziskanerpatres jeden Nachmittag um 16 Uhr eine Prozession, bringen öffentliche Gebete dar, und inzensieren das Heilige Grab, Kalvaria, und an all den Stellen, die ich erwähnt habe. Bei dieser Prozession war auch ich dabei, und als Priester gab man mir eine Kerze von Heiligen Grab; ich sende sie euch in drei Teilen, wie ich Euch später erklären werde.
Um am Heiligen Grab Messe zu feiern, blieb ich zwei volle Nächte in der Kirche, damit ich um vier Uhr bereit war zum zelebrieren. Diese zwei Nächte brachten mir große Freude, es gab mir Gelegenheit, alle die Heiligtümer in dieser heiligen Kirche zu verehren und meine Gebete darzubringen, unwürdig zwar, aber voller Inbrunst, für meine Mission, für Euch alle, und für alle diejenigen, die mir irgendwie verbunden sind. Es ist wahr, dass man manchen Beschimpfungen ausgesetzt ist, vor allem von Seiten der Griechen, die uns feindlicher gesinnt sind als die Türken; aber was ist denn eine Beschimpfung an diesem Ort, wo Jesus so viele Beschimpfungen erfuhr und gekreuzigt wurde? Aber ich sage, dass die Kirche des Heiligen Grabes, die das größte Heiligtum der Welt ist, die am meisten entweihte Kirche der Welt ist. Jedes Jahr gibt es hier Tote und Verwundete; jeden Tag gibt es hier Geschrei und Lärmen und Raufereien, und schließlich werden hier von den Griechen, deren Priester verheiratet sind, so nahe bei dem Grab und bei Kalvaria, Hochzeiten gehalten, dazu gibt es die ungeheuerlichsten Unehrerbietigkeiten, über die ich aus Scham schweige, ich kann es mit Worten nicht sagen. Man kann sich davon keine Vorstellung machen, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Aber genug davon.
Nach dem Besuch beim Heiligen Grab und auf Kalvaria war mein erster Gedanke, die Via Dolorosa zu durchgehen, die beim Prätorium des Pilatus beginnt und auf Kalvaria endet. Jesus ging diesen Weg, als er zum Tode verurteilt worden war und das Kreuz nach Golgota trug. Dort habe ich den Kreuzweg gebetet und bin dabei bei den einzelnen Stationen stehen geblieben und sagte die Station, wie die erste, die mit den Worten beginnt: Crucifigatur, er soll gekreuzigt werden, und so genau an allen Stellen, wo sich die vierzehn Geheimnisse abspielten, die man im Kreuzweg betrachtet. Der Weg zählt ungefähr 820 Schritte. Das Prätorium des Pilatus, gelegen auf dem Berge Acra, wurde zuerst in eine Kirche umgewandelt und dann in eine Kaserne für Soldaten, wozu es heute noch dient. Gegen ein Trinkgeld für die Wache kann man es besichtigen. In diesem Prätorium sah ich den Ort, wo Jesus zum Tode verurteilt wurde und den Ort, wo Jesus gegeißelt wurde; hier zelebrierte ich die Messe für meine Mission, für mich, für Euch und für unsere Verwandten. Diese Intention hatte ich auch in den anderen Messen, die ich im Heiligen Land feierte.
Ich sah den Lithostrotos und all die Orte, wo in diesem Palast Jesus gelitten hat. Er ist in folgende Teile eingeteilt: Erstens der Ort, wo Jesus zum Tode verurteilt wurde. Zweitens der Saal der Schmähungen, wo Jesus als Gotteslästerer angeklagt wurde, als Aufrührer, als Rebell gegen den Kaiser, als einer, der sich Gottes Namen anmaßte. Wie viele Anklagen, wie viel Schande, Verleumdungen, Demütigungen, wieviel Schande, Beschimpfungen und andere Quälereien hat Jesus hier nicht ausgestanden! Hier wurde sein Antlitz mit Speichel beschmiert, er wurde seiner eigenen Kleider beraubt, mit einem zerfetzten Purpurmantel bekleidet, hier wurde er zur grausamsten Geißelung verurteilt, mit stechenden Dornen gekrönt, hier wurde ihm an Stelle eines Königlichen Zepters ein Schilfrohr aus dem Sumpf in die Hand gegeben, hier wurde er als Spottkönig begrüßt, dem Barabbas vorgezogen. Drittens der Palast des Pilatus enthält die Kirche der Geißelung, das heißt, den Ort, wo der Herr an eine Säule gebunden und grausam gegeißelt wurde. Viertens der Lithostrotos, das ist der Platz, von dem aus Pilatus Jesus, gekrönt mit Dornen und bedeckt mit einem zerfetzten Purpurmantel, dem Volk mit den Worten Ecce Homo vorstellte. Dieser Platz geht heute wie eine Brücke über die Via Dolorosa und ist ein Quartier für die Soldaten. Von diesem Palast aus begann Jesus den Kreuzweg. Von hier steigt man auf die Straße hinab, wo man die zweite Station betet, Jesus empfängt das Kreuz auf seinen Schultern. Die Treppe vom Prätorium des Pilatus zur Straße wurde nach Rom gebracht.
Wenn man die Via Dolorosa weiter geht, so kommt man zum Ort des ersten Falles, der durch zwei Säulen gekennzeichnet ist, die im Boden stecken. Zwei Schritte weiter ist die Kirche des Grams, erbaut an dem Ort, wo Maria ihren göttlichen Sohn mit dem Kreuz auf den Schultern traf. Die Türken haben sie in ein Bad umgewandelt. Bis hier her ist die Straße eben. Dann beginnt sie, steil anzusteigen, dort, wo Jesus von Simon von Cyrene geholfen wurde, das Kreuz zu tragen.
Das Haus von Veronika ist durch ein Tor angezeigt, das in einen Stall führt. Man sagt, es sei der Ort ihrer Wohnung, aber die kritischsten Schriftsteller sagen, es ist der Ort, wo Veronika das Antlitz Jesu abtrocknete. Geht man ein wenig weiter, so kommt man zum Tor des Gerichts, das zum Kalvarienberg führt, das zur Zeit Jesu etwa vierhundert Schritte außerhalb Jerusalems lag, während es jetzt innerhalb der Stadt ist. Durch dieses Tor ging Jesus, als er hinging, um für uns zu sterben. Es heißt ‚Tor des Gerichts‘, weil dort die zum Tode Verurteilten hinausgingen. An diesem Tor wurde das Todesurteil angebracht, das Pontius Pilatus gegen ihn gefällt hatte. Es ist mehrere Male eingerissen worden, jedoch ist eine Säule erhalten, die noch ungefähr zwei Armlängen vom Tor entfernt steht, wo nach der Überlieferung dieses Schandurteil angebracht war.
Den Ort des zweiten Falles kennt man nicht genau. Deshalb macht man diese Station des Kreuzweges zwischen dem Tor des Gerichtes und dem Ort, wo Jesus den Frauen von Jerusalem begegnete, hundert Schritte von der Pforte des Gerichts entfernt. Der dritte Fall ereignete sich zehn Schritte vor dem Ort der Kreuzigung, er ist durch einen Block aus dem Felsen von Kalvaria gekennzeichnet, auf den die Moslems spucken, aus Verachtung für die Christen. Die anderen Stationen begeht man innerhalb der Kirche auf Kalvaria, wie Ihr aus dem verstehen könnt, was ich über Kalvaria gesagt habe. Diesen Kreuzweg, so wurde mir von den Franziskanern in Jerusalem gesagt, ging der Erzherzog Maximilian, der Gouverneur vom Königreich Lombardei-Venezien. Er ging auf den Knien und vergoss Tränen der Rührung, ganz Jerusalem war darüber erbaut.
Nach dem Besuch der Via Dolorosa gingen wir, den Berg Sion zu besuchen, wo sich der Abendmahlssaal befindet. Wie erhaben ist doch der Berg Sion! Erhaben durch seine besondere Lage, erhaben durch seine tiefen Geheimnisse! Er ist im Südwesten von Jerusalem und erhebt sich über das Tal Gehenna, Hakeldama und das Tal der Riesen. Es war auf den Berg Sion, wohin David die Bundeslade vom Haus des Obededon brachte. Hier wurde David selbst begraben. Hier feierte Jesus sein letztes Pascha, wusch seinen Aposteln die Füße, setzte das Sakrament der heiligen Eucharistie ein, hier bestellte er die ersten Priester und Bischöfe seiner Kirche.
Es war auf diesem Berg, wo sich der Palast des Kaiaphas befand, wohin Jesus in der Nacht seiner Gefangennahme geführt wurde. Hier verleugnete Petrus dreimal seinen göttlichen Herrn und bereute beim Krähen des Hahnes seinen Fall, hier brachte der Herr seine letzte Nacht in der Tiefe eines Kerkers zu, hier wurde er von falschen Zeugen angeklagt, als Gotteslästerer beschuldigt, hier wurde ihm ins Gesicht gespuckt, er erhielt Backenstreiche und wurde als schuldig des Todes befunden. Und nachdem er gekreuzigt worden war, erschien er hier zum ersten Mal nach seiner Auferstehung den Aposteln, die im Abendmahlssaal versammelt waren und verlieh ihnen die Kraft, Sünden zu vergeben, so stiftete er das Bußsakrament. Hier erschien er ihnen bei verschlossenen Türen ein zweites Mal nach acht Tagen, und ließ den ungläubigen Thomas seine heiligen Wundmale berühren, hier erschien er ihnen zum letzten Male auf Erden, bevor er zum Himmel auffuhr.
Es war der Berg Sion, auf den die Apostel zurückkehrten, nachdem sie ihn auf seinem letzten glorreichen Gang auf den Gipfel des Ölbergs begleitet hatten. Hier verharrten sie gut zehn Tage einmütig im Gebet, um sich würdig darauf vorzubereiten, den göttlichen Tröster, den heiligen Geist, zu empfangen. Hier wurde Matthias dem apostolischen Kolleg hinzugefügt an Stelle von Judas, dem Verräter. Hier kam, als das Pfingstfest gekommen war, der Heilige Geist über sie in Gestalt feuriger Zungen, hier wurden die ersten sieben Diakone gewählt; hier fand das erste Konzil der Kirche unter dem Vorsitz des heiligen Petrus statt. Hier wurde Jakobus der Jüngere zum ersten Bischof von Jerusalem ernannt. Hier teilten die Apostel unter sich die Welt auf, der sie das Evangelium bringen sollten; hier, nach der glaubwürdigsten Meinung, fand der Übergang Mariens von diesem zum anderen Leben statt. Hier ruhten für lange Zeit die Gebeine des ersten Märtyrers, des heiligen Stephanus, hier ruhen schließlich so viele Christen von Jerusalem in ihrem letzten Schlaf, und so viele Märtyrer der Kirche, die an diesem Ort für die Göttlichkeit unserer Religion mit ihrem Blut Zeugnis gegeben haben.
Ich besuchte alle diese bemerkenswerten Orte, die auf dem Berg Sion sind, vor allem den hochheiligen Abendmahlssaal, wo Jesus das Sakrament der Eucharistie einsetze. Er ist in der Nähe von Davids Grab, das sich in seinem höchsten Teil an den Abendmahlssaal anschließt. Dieses erhabene Heiligtum ist seit Jahrhunderten unter der Gewalt der Moslems, die dort Schlafräume für ihre Soldaten haben. Man kann nicht hineingehen, aber wir, wegen unseres guten Benehmens und durch ein großzügiges Bakschisch kamen hinein mit einem Missionar des Heiligen Landes. Ich konnte in jenen Resten aus dem Altertum beten, konnte aber nicht hinuntersteigen, um das Grab Davids zu sehen, Todesstrafe droht dem, der hineingeht. Ich konnte dort nicht die Messe feiern, um nicht Gefahr zu laufen, von einer Pistole eines Moslems einen lieben Kuss zu bekommen, der mir sicher angenehm gewesen wäre. Auf dem Besuch im Abendmahlssaal steht ein vollkommener Ablass.
Andere Ablässe können an anderen Plätzen des Abendmahlssaals und außerhalb gewonnen werden, das heißt, dort, wo das Osterlamm für das Herrenmahl vorbereitet wurde, dort, wo Jesus den Aposteln die Füße wusch, dort, wo der Heilige Geist über die Apostel kam, auf der Höhe des Grabes Davids, die dem Abendmahlssaal entspricht, an dem Ort, wo das Los über Matthias geworfen wurde, wo der Apostel Jakobus zum Bischof von Jerusalem gewählt wurde, wo sich die Apostel verteilten, um in der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden. Für all das kann man im Abendmahlssaal die Ablässe gewinnen.
Ich besuchte auch den Palast des Kaiaphas, der fast ganz zerstört war, aber von den Türken wieder aufgebaut wurde. Hier gibt es vier Ablässe: Dort, wo der Herr im Kerker seine letzte Nacht verbrachte, dort wo Petrus ihn verleugnete, dort, wo derselbe Apostel den Hahn krähen hörte, dort wo Maria war, als sie von der Gefangennahme ihres göttlichen Sohnes gehört hatte. Oh, was für Schimpf und Schmach hat Jesus in diesem Palast erfahren! Nicht nur von Petrus verleugnet, sondern angespuckt, die Augen verbunden etc. Die ihn geschlagen hatten, forderten ihn hier auf, zu erraten, wer von ihnen ihn geschlagen hatte etc. Vom Palast des Kaiaphas geht man zum Platz, wohin der Leichnam des heiligen Stephanus gebracht wurde, wo nach der Tradition der heilige Johannes der Evangelist in Gegenwart der Jungfrau die Messe gefeiert hat, wo Maria für einige Zeit nach der Himmelfahrt Jesu lebte (ein vollkommener Ablass kann gewonnen werden), wo sie nach der Rückkehr von Ephesus mit dem heiligen Johannes starb, wo die Juden sich ihres Leichnams bemächtigen wollten, während man sie begraben wollte. Nach wenigen Schritten kommt man zum Palast des Hannas, wo Jesus diesen furchtbaren Backenstreich mit einer mit Eisen verkleideten Hand empfangen hatte.
Was für Gefühle haben doch diese heiligen Orte in mir erweckt, die jetzt so entweiht sind. Nur Gott, und diejenigen, die Jerusalem besuchen, können es ermessen. In Jerusalem besteht noch die Kirche des heiligen Erlösers, heute von Franziskanern bewohnt, die drei sehr alte Altarbilder enthält, die vom Abendmahlssaal hierher gebracht wurden, als dieser türkische Kaserne wurde.
Der Palast des Herodes ist auf dem Berg Abias. Obwohl er fast ganz zerstört ist, besuchte ich ihn gerne, denn er erinnert an die Leidensgeschichte unseres Herrn. Außer diesen Orten in Jerusalem besuchte ich das Gefängnis, wo der heilige Paulus war, als er an den Kaiser appellierte; die Kirche des heiligen Jakobus, die eine der prächtigsten Kirchen in Jerusalem ist, steht unter den orthodoxen Armeniern. Dort zeigte man mir, wo der Apostel auf Befehl des Königs Agrippa enthauptet wurde. Ebenso war ich im Haus von Maria, der Mutter des Johannes Markus; es ist in den Händen der orthodoxen Syrer und ist berühmt, denn dort verehrt man den Ort, wo der heilige Petrus anklopfte, als er von dem Engel im Kerker befreit worden war.
Ich ging auch zum Kerker, wo der heilige Petrus auf Befehl des Königs Agrippa eingeschlossen war. Es war hier, im tiefen Schweigen der Nacht, wo der Engel ihn befreite. Die Christen der ersten Jahrhunderte hatten hier eine Kirche gebaut. Heute sieht man bedeutsame Überreste, die einigen Fellgerbern als Werkstatt dienen, und es ist ein Geruch dort, der nicht zulässt, dass der Geist der Religion dort einzieht. Das Haus des Pharisäers ist auf dem Berg Abias; es besteht aus den Mauern einer Kirche, der heiligen Maria Magdalena zur Erinnerung an ihre Bekehrung gewidmet, die hier stattgefunden hat. Jetzt ist sie in der Hand der Türken.
Die Kirche der Darstellung Unserer Lieben Frau wurde zum Andenken an dieses Geheimnis an dem Ort gebaut, wo Salomon einen Palast aus den Zedern des Libanon hatte bauen lassen. Jetzt ist es eine Moschee. Und was soll ich vom Tempel des Herrn sagen? Er wurde am selben Ort des Tempels Salomons gebaut, und von diesem ist nicht einmal ein Steinchen übrig, nur der Ort, wo er war; dort ist ein vollkommener Ablass zu gewinnen. Darüber wurde die prächtige Moschee des Kalifen Omar gebaut, des zweiten Nachfolgers Mohammeds, nach der Eroberung von Jerusalem. Die Kreuzfahrer des ersten Kreuzzugs wandelten sie in eine Kirche um, aber Saladin erklärte sie wiederum zur Moschee (Gebetshaus der Moslems), und das ist sie noch heute. Es ist das majestätischste Gebäude, das sich in Jerusalem befindet, im maurischen Stil. Es ist unter Todesstrafe verboten, sie zu betreten, denn abgesehen davon, dass es ein Gebetshaus der Moslems ist, befindet sich dort auch der Serail (Harem) der Konkubinen des Paschas von Jerusalem.
Aber es gelang mir, mit zwei Missionaren der Gesellschaft Jesu den Vorhof zu durchschreiten, doch wir begaben uns sofort auf die Flucht, als wir bewaffnete Soldaten sahen, wenn auch ein groß gebauter Moslem unsere Schritte begleitete. Über dem Ort des Tempels Salomons ist der Schafteich, eines der ältesten Überreste, die es in Jerusalem gibt. Er geht auf nichts weniger als auf die Zeit Salomons zurück. Er ist in einem sehr schlechten Zustand, aber man braucht nur zu schauen, um sich an die wunderbare Heilung des Gelähmten zu erinnern, der dort lag, schon 38 Jahre krank, und vom Heiland geheilt wurde.
Früher diente er dazu, die Opfertiere zu waschen, die im Tempel geopfert wurden. Jetzt wachsen dort Pharaofeigen und andere Bäume. Er schließt sich an die Kirche der Darstellung Unserer Lieben Frau an, wie ich oben gesagt habe. Dort sind Steine ungeheurer Größe, die sicherlich nach der Meinung der Gelehrten vom Heiligen Land von der Stadtmauer von Jerusalem stammen. Zu diesen Steinen kommen die Juden jeden Freitag gegen Sonnenuntergang um zu weinen. Es ist ein Schauspiel, würdig zu sehen. Das sind die bemerkenswerten Orte in Jerusalem, die ich gesehen habe, aber es gibt noch viele andere. Aber einige sehr verehrte Orte (für Bigotte?) möchte man berühmt machen, da ich jedoch nicht daran glaube, denn ich sehe keinen genügenden Grund dafür, möchte ich mit Schweigen darüber hinweggehen. Denjenigen Orten, die ich beschrieben habe und die ich noch beschreiben werde, schenke ich meinen ganzen Glauben, eine alte Überlieferung bezeugt sie, die besten Schriftsteller anerkennen sie, auch die Kirche, die mit jedem Besuch einen vollkommenen Ablass verbindet.
Jetzt verlassen wir Jerusalem und ich lade Euch ein, mit mir die Orte zu betrachten, die es für einen Christen wert sind, betrachtet zu werden. Wir gehen durch die Stephanuspforte hinaus, im Osten von Jerusalem, und lassen ungefähr vierzig Schritte links die Goldene Pforte liegen, die zugemauert ist. Sie heißt Goldene Pforte, weil sie an den glorreichen Einzug Jesu am Palmsonntag erinnert.
Auch Heraklius, nachdem er Chosros, den König von Persien, besiegt hatte, zog mit der rückeroberten Kreuzreliquie durch dieses Tor ein. Es ist architektonisch das schönste in Jerusalem, ich habe nie ein schöneres gesehen. Aber die Türken haben es mit einer Mauer geschlossen, denn bei ihnen herrscht eine alte Überlieferung, dass die Franken (so heißen die Europäer im Orient allgemein) Jerusalem erobern und durch dieses Tor im Triumph einziehen würden. Dann steigt man über den Abhang des Berges Moria in das Tal [Josafat] hinab, und bevor der Abstieg zu Ende ist, kommt man zu einem ziemlich unförmigen Felsen, wo der heilige Stephanus gesteinigt wurde. Dreizehn Schritte weiter oben ist die Stelle, wo Saulus (der später der heilige Apostel Paulus wurde) die Kleider der Steiniger bewachte. Links zeigt man den Ort, wo die Kaiserin Eudoxia für den glorreichen Erstlingsmärtyrer eine Kirche bauen ließ. Unten im Tal ist der Bach Cedron, der das Tal Josafat teilt, und dann kommt man nach Jerusalem.
Ich warf einen Blick auf dieses Tal und durchschritt es mehrere Male der Länge und der Breite nach. Wird es hier sein, so fragte ich mich selbst, wo ich eines Tages vom Ewigen Richter gerichtet werde? Werden sich hier am Jüngsten Tag alle Völker versammeln? Von hier geht für alle, die da waren, die da sind und die einmal sein werden, der Richtspruch aus, gegen den es keine Berufung gibt, entweder für das ewige Leben oder für den ewigen Tod. Hier wird sich die Erde einmal öffnen, um in ihren tiefen Abgrund die Bösen zu verschlingen, in die Hölle, und von hier werden die Guten in den Himmel fliegen.
O schreckliches Tal! Es verläuft zwischen dem Ölberg und dem Berg Moria und ist nicht einmal eine Viertelstunde lang. Es beginnt beim Grab Mariens und endigt beim Grab Josafats, des Königs von Juda, das unversehrt erhalten ist, weil es direkt in den Fels gehauen ist. Das Tal Josafat wird vom Bach Cedron durchlaufen, der jetzt trocken ist, und ist voll mit Ruinen von Jerusalem. Seine größte Länge ist ungefähr so weit, wie ein Schuss mit einem Gewehr geht.
Im Norden dieses Tals ist das Grab Mariens, das Teil von Getsemani ist, es ist eine ganz unterirdische Kirche, zu der man auf einer majestätischen Treppe von 47 Stufen hinabsteigt. In diesem Grab war Maria drei Tage lang, bevor sie leiblich in den Himmel aufgenommen wurde. Ihr kennt die Geschichte von den Aposteln und von Thomas, der nicht die Gnade hatte, Maria tot zu sehen. Dieses Grab ist mehr oder weniger so wie das Grab Jesu und gehört den orthodoxen Griechen, die dort jeden Tag lange Zeremonien haben. In derselben unterirdischen Kirche sind auch die Gräber des heiligen Josef, der heiligen Anna und Joachim. Ein zeitlicher Ablass ist darauf gegeben für den, der sie küsst, während für das Grab Mariens ein vollkommener Ablass gewährt wird.
Danach, wenn man nach Getsemani hineingeht, kommt man zur Grotte des Todeskampfes. Sie heißt so, denn dorthin zog sich der Herr zurück, um zum ewigen Vater zu beten, damals in der Nacht, die seinem Tod vorausging. Tödliche Traurigkeit kam über ihn, es begann sein Todeskampf und er schwitzte Blut. Einen Steinwurf von dieser Grotte entfernt ist der eigentliche Garten von Getsemani. Sowohl die Grotte des Todeskampfes sowie das Grab Mariens und noch ein anderer Ort, auf den ich noch zu sprechen komme, ist Getsemani. Aber die Mönche haben einen Teil von Getsemani mit einer Mauer abgeschlossen, und den nennen sie Garten von Getsemani, um acht uralte Olivenbäume zu beschützen, deren Stämme nach der Tradition schon zu Zeiten Jesu da gewesen sein sollen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, sicher ist nur, dass sie einen wesentlich [...] größeren Stamm haben als unsere Olivenbäume.
Der Ort, wo sich der Herr von den Aposteln trennte, wird außerhalb des Zaunes vom eigentlichen Getsemani angezeigt. Sieben Schritte davon entfernt ist der Ort, wo Jesus von Judas durch einen Kuss verraten wurde. Wenn man in das Tal zurückgeht, fast ganz unten, und am Ufer des ausgetrockneten Baches Cedron entlang geht, trifft man mitten im Flussbett auf einem harten Felsen den Abdruck eines Knies. Jesus soll den in der Nacht seiner Gefangennahme hinterlassen haben, als er beim Garten von Getsemani von den Soldaten gestoßen wurde und dort hinfiel. Wenn man diesen Abdruck des Knies Jesu küsst, erlangt man einen vollkommenen Ablass, ebenso wie im Garten von Getsemani und in der Grotte des Todeskampfes, wo ich genau dort die Messe feiern konnte, wo Jesus Blut geschwitzt hat. Dort ist ein wunderschöner Altar, und er gehört den Katholiken.
Wenige Schritte von dem Abdruck des Knies von Jesus entfernt ist die große Höhle, wo sich der Apostel Jakobus nach dem Tod des göttlichen Meisters mit dem festen Vorsatz zurück zog, nichts mehr zu essen oder trinken, bevor er ihn nicht auferstanden gesehen hätte. Bevor man zu dieser Höhle kommt, trifft man auf das Grab vom König Josafat, das aus einem Stück ist, wie die Kirche San Rocco in Limone. Ebenso [ist dort] das Denkmal des Rebellen Absalom, das er sich noch zu seinen Lebzeiten machen ließ, in der Hoffnung, dort einmal als Toter ruhen zu können; aber er täuschte sich. Es ist wunderbar; ich konnte mitten hinein gehen. Dann kommt die Urne des Zacharias und tausend Grabsteine, die die Asche jener unglücklichen Juden einschließen, die von allen Teilen der Welt kamen, um ihre Tage in Jerusalem zu beschließen, damit ihre Gebeine im Schatten des Tempels ruhen sollten, den es nicht mehr gibt und nicht mehr geben wird, außer in ihrer Vorstellung.
All das gibt es im Tal Josafat, unter dem Ölberg. O lieber Berg, der so wenig nach Ölberg aussieht, wie wunderbar ist der Blick, den man von seiner Höhe genießt! Wie trostreich sind deine Geheimnisse, in denen alles zusammengefasst ist. Das war der Gebetsraum des Herrn, der Lehrstuhl seiner göttlichen Unterweisungen, der Zeuge seiner Weissagungen über Jerusalem. Er diente als Stufe auf dem Weg zum Himmel. Ich werde Euch jetzt gleichsam an der Hand führen, um ihn mit Eurer Vorstellung betrachten zu können, er ist es wert, von einem eifrigen Christen betrachtet zu werden.
Der Ölberg erhebt sich im Osten von Jerusalem gegenüber dem Berg Moria, von dem er durch das Tal Josafat getrennt ist. Wenn man also den Bach Cedron in der Nähe des Grabes Mariens überquert hat und im Norden den Garten Getsemani streift, kommt man am Anfang der Steigung zu einem harten Felsblock, der uns an den Ort erinnert, wo der untröstliche Thomas in Trauer und Gedanken versunken da saß, als die himmlische Mutter, schon in den Himmel aufgenommen, ihm ihren Gürtel herunter warf, wie unter anderen Nikephorus und Juvenal, Bischof von Jerusalem, erzählen. Wenn man den Berg halb hinaufgestiegen ist und einen Gewehrschuss weit nach rechts weitergeht, kommt man an den Ort, wo Jesus über Jerusalem weinte. Er ist durch einen zerfallenen Turm gekennzeichnet, der einmal der Glockenturm einer großen Kirche war, die zum Andenken an dieses Klagen errichtet worden war, das Jesus über die unbußfertige Stadt ausstieß. Von dort sieht man ganz Jerusalem. Wie verlassen und voller Wehmut kam mir diese Stadt vor, die einmal die berühmteste Stadt auf der Welt war. Wie die Tochter Sion doch ihre Schönheit verloren hat. Sie ist in eine solche Trostlosigkeit gefallen, dass es die härtesten Herzen rührt, wenn sie dran denken, wie sie zur Zeit der Erlösung war.
Weiter nach oben kommt man zu einer Höhle, die in das Innere des Ölbergs aus dem Felsen gehauen ist. Sie dient als Vorraum für eine Reihe unterirdischer Gräber, die Prophetengräber heißen. Darüber ist der Ort, wo Jesus saß, als er seinen Aposteln die viele Trübsal, die blutigen Kriege, die Verfolgungen jeglicher Art, die Verwüstung und Zerstörungen voraussagte, die dem Letzten Gericht vorausgehen würden. Das packte mich für einen Augenblick, und als ich auf das Tal Josafat hinunter schaute, stellte ich mir das großartige Schauspiel vor, wenn das ganze Menschengeschlecht dort unten im Tal versammelt ist, um das letzte Urteil zu empfangen. Fünfzig Schritte, bevor man zum Gipfel kommt, ist der Ort, wo die Apostel sich zurückzogen, um das Glaubensbekenntnis abzufassen, bevor sie sich in die Welt zerstreuten. Der Ort ist durch eine Zisterne gekennzeichnet, die zwölf Nischen hat, zum Andenken an die zwölf Apostel, die hier versammelt waren.
Unweit davon findet sich der Ort, wo Jesus den zwölf Aposteln das Vater unser gelehrt hat. Dort war einmal eine Kirche. Und dann war ich ganz oben auf dem Ölberg: Aber wo war der Ort, von wo Jesus in den Himmel auffuhr? Es sind dort viele ärmliche Hütten und in der Mitte eine ziemlich gut erhaltene Kirche. In der Mitte dieser Kirche ist der Ort der Himmelfahrt. Ein türkischer „Heiliger“ öffnete uns gegen ein reichliches Trinkgeld die Tür zu einem Innenhof, in dessen Mitte die Kirche ohne Tür ist. Auf dem Pflasterboden sah ich ein Viereck aus Stein geformt, das einen Felsblock umschließt, auf dem ein Abdruck eines linken Fußes eines Mannes ist, der nach Westen schaut. Diesen Abdruck hinterließ Jesus, als er zum Himmel auffuhr. Ehrfürchtig küsste ich wiederholt diese letzte Spur, die der Erlöser auf Erden hinterließ und gewann so den vollkommenen Ablass, der damit verbunden ist. Siebzig Schritte davon entfernt in Richtung auf den Gipfel des Ölberges sah ich den Ort, der „Ihr Männer von Galiläa“ [viri Galilei] genannt wird, und der den Ort bezeichnet, wo die Apostel waren, als sie ganz entzückt vom Ölberg zurück kehrten und zum Himmel hinauf blickten, als ihnen ein Engel erschien.
Genau gegenüber ist Betfage, ein zerfallenes Dorf. Dorthin sandte Jesus seine Jünger, um das Eselsfüllen loszubinden, das dort bei einem Gut in der Nähe angebunden war. Er wollte am Palmsonntag seinen triumphalen Einzug in Jerusalem halten. Man sieht von dort sehr gut auf den Berg, wo Jesus vierzig Tage fastete, man sieht die weite Ebene von Galgala, den Jordan, das Tote Meer, wo sich die Pentapolis befand, den Berg der Franken, die Höhen von Ramatzaim Sophim [Jericho], und viele andere berühmte Orte der Schrift, die ich dann später eingehend besuchte.
Ich wollte Euch eine Flasche Jordanwasser schicken, zusammen mit den Rosenkränzen. Aber die kommen erst einen Monat nach Ostern an, wie ich euch später erklären werde, und das Wasser würde sich nicht halten, so habe ich davon abgelassen. Ich werde es nach Alexandria zu jemandem mitnehmen, der mich auch um eine kleine Flasche gebeten hat. Dann nahm ich den Weg zum Grab des Josafat, südlich von Jerusalem, und da kommt man zum Teich Siloé, berühmt, weil Jesus dort einen Blindgeborenen heilte. Ich trank davon und wunderte mich über das Hin- und Herfließen des Wassers, wo man das Warum durchaus nicht verstehen kann. Nicht weit von dem Teich Siloé stieg ich auf die Wurzeln eines uralten Maulbeerbaums mitten auf dem Weg, er zeigt den Ort an, wo der Prophet Isaias mit einer Holzsäge auf Befehl des Königs Manasse in der Mitte durchsägt wurde.
Zwanzig Schritte weiter unten sah ich den Brunnen des Nehemias, der über dreihundert Fuß tief ist. Er heißt so, weil Nehemias nach der Sklaverei in Babylon aus diesem Brunnen dickflüssiges Wasser schöpfen ließ, mit dem er das Holz und die Opfergaben besprengte, die auf dem Altar zum Opfer bereit lagen. Diese entzündeten sich beim Erscheinen der Sonne auf wunderbare Weise von selbst, so erzählt uns die Schrift.
In diesem Brunnen versteckten die Priester das Heilige Feuer, als die Heilige Stadt durch Nabuchodonosor zerstört wurde. Hier vereinigt sich das Tal von Siloé mit dem von Ben Hinnom, es ist die Gehenna des Evangeliums. Ich durchschritt dieses dunkle, tiefe Tal, das ganz einsam, traurig, melancholisch und Angst erregend ist, und das Jesus zum Symbol der Hölle gemacht hatte. Ich sah den Ort, wo ein Götzenbild aus Bronze errichtet worden war, Moloch, das oben eine Öffnung hatte, in die man Kinder lebendig warf, um sie zu Ehren Molochs zu verbrennen. In diesem Tal gibt es in den Felsen gehauene Höhlen, wo die Apostel sich verbargen, als sie sahen, dass ihr göttlicher Meister im Garten von Getsemani gefangen genommen worden war.
Dann ging ich nach Hakeldama, das ist jenes Feld, das für den Preis für das Blut Jesu gekauft wurde. Es ist ein Platz, der gerade für zwei Olivenbäume reicht. Wenn man zum Tor Ephraim hinausgeht, kommt man zur Höhle des Jeremias, wo sich der Prophet voller Schmerz nach der Zerstörung Jerusalems durch Nabuchodonosor zurück zog, um über die rauchende Asche seiner vielgeliebten Stadt zu weinen. Weinend verfasste er dort jene ergreifenden Klagelieder und Prophezeiungen, die wir in der Karwoche lesen.
Unterhalb dieser sieht man den Kerker des Jeremias, eine Zisterne, wohin der Prophet nach der Überlieferung auf Befehl des Königs Sedekias geworfen worden sein soll als Strafe dafür, dass er freimütig zum Volk Israel Gottes Wort gesprochen hatte. Ich wandte mich nach Westen und bestieg den Berg Gion. Er ist denkwürdig, weil auf ihm König Salomon gesalbt und eingesetzt wurde. Wenn man dann hinter den Mauern Jerusalems hinabsteigt, sieht man ein großartiges Wasserbecken, 240 Schritte lang, 105 Schritte breit und 50 tief, ganz in den Stein gehauen. Man nennt es Teich von Batseba, denn Salomon soll ihn für sie und zu ihren Ehren erbaut haben.
Viele andere Dinge könnte ich von Jerusalem und seiner Umgebung erzählen. Aber jetzt genug davon, ich bin müde vom Schreiben. Ich habe Euch nur einige Überlieferungen mitgeteilt, die von der Kirche für echt gehalten und bestätigt worden sind, und die sie immer, wie ich geschrieben habe, mit bedeutenden Ablässen versehen hat. Jerusalem ist nur etwa zweimal so groß wie Brescia. Die Straßen sind eng, steil, schmutzig, man könnte Mitleid bekommen. Es ist der Sitz vieler orthodoxer Bischöfe, eines türkischen Pascha, und des Patriarchen, der uns sehr freundlich aufnahm. Es ist mehr befestigt als Verona, man kann sich vorstellen, wie groß es einmal war.
Es gibt dort achtzig katholische Missionare, und über hundert orthodoxe Armenier und Griechen. Auch sind protestantische Russen und Juden dazugekommen, die ersteren haben sogar einen Bischof. In all diesem religiösen Wirrwarr kann man nichts für die Bekehrung tun, die Türken haben auf die Bekehrung sogar die Todesstrafe gesetzt, und die anderen Häretiker verhindern mit viel Geld, dass ihre Anhänger katholisch werden. Und so geschieht es auch, dass leider einige Katholiken, wenn sie von den Missionaren nicht das Geld oder die Vorteile haben können, die sie wollen, versuchen, protestantisch zu werden, wie es dieses Jahr geschehen ist. Alle Katholiken Palästinas sind arm. Zum großen Teil werden sie von den Franziskanerkonventen unterhalten. Ich werde Euch von einigen anderen Orten Palästinas erzählen, die ich besucht habe und die Eure Aufmerksamkeit und Betrachtung verdienen.
(Daniel Comboni)
es scheint mir tausend Jahre, dass ich nicht mehr diskutiere, dass ich mit Euch nicht mehr Gedanken austausche, mit dir, Eugenio, und meinen lieben Vettern. Wie oft, wenn der Wind heult und die Wellen fluten, schlägt mir das Herz vor Bedrückung, dass ich mich auch von Euch getrennt habe. Wie oft, wenn ich die steilen unwegsamen Berge Judäas hinaufstieg, kam mir der Gedanke, wie ich mit Dir, mit dem lieben Eugenio und Erminio den Dalco hinaufstieg, durch die lieblichen Felsen von Prealzo. Jetzt bin ich in der Heiligen Stadt, aber ich sage zu mir selbst: Wenn doch meine Lieben hier wären, wie eng sind sie mir doch verbunden durch die heiligen Bande des Blutes. Wenn Du aber an Eugenio schreibst, vergiss nicht, ihn an das zu erinnern, was ich ihm vor meiner Abreise sagte. Wenn ich Zeit habe, werde ich ihm schreiben.
Ihr müsst wissen, auf dem Kalvarienberg habe ich eine Messe für Euch gelesen, für Eugenio, für den Onkel, für die ganze Familie Comboni. Ich habe sie an dem Ort gelesen, wo Maria stand, als ihr göttlicher Sohn ausgestreckt und ans Kreuz genagelt wurde. Es war angenehm für mich, in all den Heiligtümern in Jerusalem und Bethlehem und an allen Orten im Heiligen Land an Euch alle zu denken, ich kann Euch auch in Zukunft nicht mehr vergessen, vor allem jeden Tag, wenn ich die Messe feiere. Das sage ich Euch nicht, weil Ihr auf mein Gebet solchen Wert legt, Ihr wisst ja, wie armselig ich vor dem Herrn stehe, sondern ich sage es Euch, um euch gleichsam zu verpflichten, dass auch Ihr einmal ein Ave Maria für mich betet, und besonders für den Erfolg meiner Mission. Nach Ostern werdet Ihr von Jerusalem ein Andenken erhalten, das ich für Dich und für Euch alle durch Erminia bestellt habe.
Was soll ich Euch jetzt sagen? Es ist mein großes Verlangen, liebster und liebenswürdiger Eustachius, dass Ihr und alle meine Vettern etc. Eure Seele retten sollt. Gott hat Euch seinen Segen gegeben, so dass Eure Angelegenheiten zuhause gut verlaufen. Gott hat auch eine gute Zahl Kinder in Eure Hände gelegt, damit Ihr sie erziehen sollt und auf den Weg des Rechten führt. Gleicherweise hat er Euch eine Mutter gegeben, die allerliebste, schon verstorbene Tante Paola. Von der Geburt an hat sie Euch gute religiöse Grundsätze eingeflößt, deswegen zeichnet Ihr Euch heute vor allen Geschäftsleuten durch Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit aus.
Aber erlaube mir, Dir zu sagen, als aufrichtiger Bruder, ich finde es gut, dass Du besorgt bist, dass Du Deine Lage immer mehr verbessern und absichern willst. Du hast eine große Familie. Aber dieser Eifer scheint mir etwas übertrieben zu sein, zuerst musst Du Deine Seele sicherstellen, die in diesem maßlosen Betrieb für diese Welt großen Schaden leidet. Du musst auch auf die Gesundheit deines Leibes achten, die für Deine Kinder sehr wichtig ist. Also Mäßigkeit in all dieser Betriebsamkeit, ich bitte Dich um nichts anderes. Ja, ich würde wünschen, dass Ihr drei die Rettung der Seele immer im Herzen tragt, dann habt Ihr alles gerettet, wenn Ihr sie aber verliert, so habt Ihr alles verloren, bald werden wir vor Gottes Richterstuhl stehen, spätestens nach kurzen fünfzig Jahren, aber ich bin nicht sicher, ob Ihr das schaffen werdet.
Etwas anderes möchte ich dir ans Herz legen: meine armen Eltern. Du warst immer ein Wohltäter für meine arme Familie. Bis zum Tode werde ich Dir dafür dankbar sein. Ich brauche Dich nicht daran zu erinnern, was Du immer tun wolltest, ohne auf meine Bitten zu warten. Aber es ist ein Zeichen meiner Liebe, die mir diese Bitte in den Mund legt. Du, der Du selber Sohn und Vater bist, wirst mir verzeihen. Also nochmals Dank für alles. Ich bitte dich für meine Eltern. Gott wird es bewirken, dass auch Du an all dem Guten teilhaben wirst, das aus unserer großen Mission kommen wird. Bitte, schreib mir doch, und zwar oft, ich werde es auch tun. Halte mich immer auf dem Laufenden über meine Eltern, über Eugenio, über Erminia, über den guten Enrico, über Cesare, Pietro, den Onkel und über Euch alle, wie Eure Geschäfte laufen etc. etc.
Grüße mir alle, die mir lieb sind, auch ich küsse Euch innigst und verbleibe
Euer lieber Vetter
Daniel C.
ich will nicht von der Heiligen Stadt abreisen, ohne Sie wissen zu lassen, dass ich angenehme und teure Erinnerungen an den hege, der mit so viel Eifer die vielgestaltige Herde von Limone hütet und mir so viel Gutes getan hat. In Kairo werde ich vielleicht keine Zeit zum Schreiben haben. Sie müssen also wissen, dass wir zu dritt hier angekommen sind, um hingestreckt auf der Erde das Grab des Erlösers zu küssen und die Orte seiner Geburt, seines Lebens und seines Todes zu verehren. D. Beltrame und D. Oliboni sind unterdessen nach Kairo gegangen, um die vielen Dinge vorzubereiten, die wir uns in Alexandria nicht angeschafft haben.
Von Alexandria fuhren wir ab in Richtung Jaffa, die Überfahrt dorthin dauert 42 Stunden mit dem Dampfer. Von den Ruinen des alten Joppe gingen wir nach Jerusalem, anderthalb Tage zu Pferd, über Berge, die den unsrigen in Limone in nichts gleichen, aber an einigen Stellen sind sie steiler und unwegsamer, man muss sie zu Pferd überqueren. Dann hier in Jerusalem, um die Wahrheit zu sagen, wenn man hierher mit der Vorstellung kommt, das alte Jerusalem zu sehen, wenn man die weltlichen Denkmäler sehen will, so wird man sicher enttäuscht. Wer jedoch mit der Absicht hier herkommt, die kostbaren Denkmäler und Orte zu verehren, wo die größten Ereignisse unserer Erlösung stattfanden, der wird, das versichere ich ihm, seine Genugtuung finden, und zwar eine größere, als er sich vorstellen kann, jeder Schritt weist auf ein Geheimnis hin.
Unter anderem bemerkte ich in dieser heiligen und verfluchten Stadt, die Komplizin und sogar Urheberin des größten Verbrechens war, eine Traurigkeit, eine Schweigsamkeit. Es bedrückt einen, wenn man sie betritt. Die Türken, die Griechen, die Armenier und die Kopten machen in anderen Städten, besonders in Ägypten, immer einen großen Lärm, schreien herum, hier hingegen ist jeder für sich, arbeitet, verkauft, tut alles beinahe ohne ein Wort, diese Stadt hat scheinbar noch Gewissensbisse, weil sie Gott zum Tode verurteilt und hingerichtet hat.
Aber Bethlehem ist nicht so. Es strahlt für jeden, der es betritt, eine unaussprechliche Freude aus. Man kann sagen, dass sich dort noch beinahe alle Denkmäler unserer Religion erhalten haben, und von denjenigen, die es nicht mehr gibt, weiß man noch gut, wo sie waren, denn an allen Orten waren seit den Zeiten, als die Apostel predigten, Kirchen, Heiligtümer und Monumente. Wenn diese zerstört worden waren, wurden sie neu wieder aufgebaut. Das ist so, wie bei den Moslems, bei den Juden und bei den Griechen, für die die Überlieferung sehr wichtig ist. Von den Leuten dort kann man sagen, dass das das Erste ist, was sie lernen, um es später zu zeigen, um es an Pilger und Reisende weiter zu geben, die dort zu Tausenden ankommen; man kann es kaum glauben.
Ich hätte gern eine kleine Beschreibung gemacht von dem, was ich gesehen und betrachtet habe, aber ich werde es von Ägypten aus tun, wenn ich mehr Zeit habe. Wie geht es unterdessen meinem lieben Rektor? Ich hoffe, dass ich in Kairo einen lieben Brief von Ihnen vorfinden werde. Es ist klar, dass ich und Sie pünktlich sein müssen in dem, was wir gegenseitig versprochen haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute und empfehle Ihnen meine armen alten Eltern, für die nichts so wichtig ist wie die Religion. Hier in Jerusalem habe ich ein kleines Andenken für Sie, für Ihre Mutter, für Ihre Schwester, für den Herrn Pietro und für seinen Onkel, den Herrn Bo. Carboni hinterlassen. Es ist ein Rosenkranz von Jerusalem, gesegnet am Grab unseres Herrn und auf dem Kalvaria, verbunden mit einem vollkommenen Ablass, jedes Mal, wenn man ihn betet, und für das kleine Kruzifix gibt es einen vollkommenen Ablass, jedes Mal, wenn man es küsst.
Und jetzt herzliche Grüße, geben Sie auch meine aufrichtigsten Grüße an den liebenswürdigen Herrn Pierino weiter, an den Herrn Giuseppe und an Julia Carettoni, an den alten D. Ognibene, an die Familie des Herrn L. Patuzzi und ganz besonders an den Herrn Dekan, für den es auch einen solchen Rosenkranz gibt.
Nehmen Sie bitte meine aufrichtige Grüße und meine Zuneigung entgegen.
Ihr ergebener
D. Daniel
sollte ich Jerusalem verlassen, ohne eine Zeile zu schreiben, ohne die Gefühle meiner Liebe zu Ihrer lieben Familie zu zeigen? Niemals! Aber zuvor ein kleiner Abstecher. Von dem verstorbenen G. B. Massimo Arvedi schrieb ich Ihnen etwas von Alexandria aus. Hier möchte ich Ihnen mitteilen, was ich noch herausgefunden habe. Seine Krankheit dauerte länger als einen Monat. Und vorher schon, diese war die letzte, hatte er eine andere, die ihn an den Rand des Grabes gebracht hatte. Beide Male stand ihm P. Cipriano mit einer Besorgtheit und mit einem Eifer bei, die ich heroisch nennen möchte. P. Cipriano war lange Zeit bei ihm, bis zu seinem Tod, und er versicherte mir, dass er verwundert war, und er sagte zu mir: Jetzt habe ich erkannt, dass echte Italiener wirkliche Brüder sind. Die Ergebenheit, mit der er von Gott den Tod annahm, war einfach bewundernswert. Derselbe P. Cipriano, der schon so viele Jahre in Ägypten als Missionar weilt, hat nie so viel Tröstung erfahren, als damals, als er dem beistand, vom dem er zuvor meinte, er sei etwas vom rechten Weg abgewichen.
Die Bedingungen des Vertrags mit Graf Scopoli sind nicht bekannt. Ich weiß, dass er einfach Vertreter des Hauses war, kein Handelsvertreter, denn Graf Scopoli ist kein Geschäftsmann, sondern er praktiziert als Rechtsanwalt einfach auf Grund des Vertrauens, das ganz Alexandria ihm entgegen bringt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Rechnung für die Unkosten, die Graf Scopoli an seinen Bruder in Verona geschickt hat, richtig ist. Ja, wie ich die Sache sehe, ist sie geringer als das, was er ausgegeben hat. Denn während der Krankheit von über zwei Monaten hat Graf Scopoli ihm mehr Beistand geleistet als ein Bruder und hat nicht an die Ausgaben gedacht. In Alexandria kosten Arzneien viermal so viel wie in Europa. Allein das Eis, das auf Schiffen von Griechenland und von England kommt, kostet drei Franken pro Oca, etwa mehr als drei Pfund. Und man brauchte jeden Tag viele Ocas. Er befragte viele Ärzte, niemand kann schließlich ausrechnen, wie viel eine Krankheit in Alexandria kostet, wo alle nur hingehen, um das Glück zu machen und so viel Geld wie nur möglich zusammen zu scheffeln.
Ich würde darum dem Bruder des verstorbenen Arvedi nur raten, in Frieden zu leben und keine weiteren Nachforschungen anzustellen. Scopoli könnte sein geheimes Misstrauen bemerken. Denn wenn er auf dem Amtsweg oder sonst mittels der Regierung probieren sollte, genaue Rechenschaft über jedes einzelne Ding zu erlangen, so täuscht er sich sicher. Denn die Regierung kann keinen anderen Weg beschreiten als über den Generalkonsul, und sein erster Ratgeber ist Graf Scopoli. Es gibt keine Sitzung, ohne dass Graf Scopoli dabei ist. Das habe ich in den zwei Wochen gesehen, die ich in Alexandria war. Auch ein Freund, der Arvedi jeden Tag besuchte, und der Scopoli gegenüber nicht so wohl gesonnen ist, denn der Konsul wendet sich mehr an den Grafen als an ihn, versicherte mir, dass er in den vielen Jahren, die er ihn kennt, gute Gründe hat, um seine Ehrlichkeit und Gerechtigkeit beweisen zu können. Ja, viele Dinge, wie zum Beispiel die häufigen Krankenbesuche, tat er aus einem religiösen Gefühl heraus und um Graf Scopoli eine Freude zu bereiten, der sich wie ein richtiger Vater benahm. Mehr darüber kann ich Ihnen nicht sagen, denn als ich darüber Sicherheit hatte, was ich Ihnen gesagt habe, dachte ich nicht daran, den anderen Dingen nachzuforschen, die im Brief stehen, den Arvedi mir gegeben hat, das würde schwierig zu verstehen sein, man müsste in technischen Einzelheiten darüber sprechen.
Genug davon, kommen wir zu unseren Dingen. Ich wollte Ihnen eine kleine Beschreibung meiner Reise nach Palästina geben, aber ich habe keine Zeit: Hier in Jerusalem habe ich ein kleines Andenken für Sie und Ihre Familie und für Ihre Onkel, die Priester sind, hinterlassen, und für Luigi, für die Frau Faccioli, für Salvotti etc. Ich werde es in einem anderen Brief von den Ufern des Nils genauer angeben. Bis nach Ostern werden diese kleinen Andenken nicht ankommen; es sind einige Rosenkränze und ein Kreuz, das am Heiligen Grab gesegnet wurde.
Grüßen Sie von mir die ganz liebe Frau Annetta, Vittoria, Gaetano, Don Battistino, Don Bortolo, den Herrn Luigi mit seiner Familie, und ich verbleibe ganz
Ihr
Don Daniel
An Bord des französischen Dampfschiffes Marsey,
das mich von Jaffa nach Alexandria in Ägypten bringt.
ACR, A, c. 14/115 n. 2
Liebste Eltern,
in Jerusalem verblieb ich ungefähr eine Woche, die anderen Tage nutzte ich dazu, um durch verschiedene Teile Judäas zu reisen, und zwar immer zu Pferd, gewöhnlich unter einer glühenden Sonne, und so war die Reise äußerst ermüdend. Ich besuchte viele Orte, aber die wichtigsten sind diese: Von Emmaus existiert nur noch der Ort, nicht aber die Burg, wohin Jesus nach seiner Auferstehung ging und sich den zwei Jüngern beim Brotbrechen zu erkennen gab.
Eine Reise machte ich nach Bethanien, und dazu verließen wir die Stadt durch die St. Stephanuspforte. Im Süden überquerten wir das Tal Josafat und gingen zum Berg des Ärgernisses, wo sich der unglückselige Judas erhängt hat, nachdem er seinen göttlichen Meister verkauft hatte. Er heißt Berg des Ärgernisses wegen der vielen empörenden Begebenheiten, die Salomon hier seinem Volk zumutete. Dieser Berg, der an den Glaubensabfall des weisesten aller Menschen erinnert, erhebt sich genau gegenüber dem Tempel von Jerusalem. Salomon wählte genau diesen Ort, gegenüber dem Tempel, um gleichsam seine Anbetung der Götzenbilder derjenigen gleichzustellen, die er Gott im Tempel erwies.
Kurz danach kommt man in einem kleinen Feld an den Ort, wo der Feigenbaum stand, den Jesus verfluchte, weil er keine Früchte trug, nur Blätter. In dieser Gegend, wie auch bei Bethlehem, gibt es nur Feigen, die halb so groß sind wie die unsrigen. Endlich erreichten wir Bethanien. Von dem Haus der Martha, der Maria Magdalena und von Simon, dem Aussätzigen, existieren nicht einmal mehr die Ruinen. Es gibt nur noch die Überreste eines großartigen Klosters von Benediktinerinnen, die dort lange Zeit zu Ehren Marias von Magdala lebten.
Das Grab des auferstandenen Lazarus befand sich in einer tiefen Höhle, in die wir auf 28 Stufen hinabstiegen. Sie ist in zwei kleine Räume aufgeteilt; im ersten war Jesus, als er sagte „Lazare, veni foras – Lazarus, komm heraus“, der andere Raum ist das eigentliche Grab. Unter Kerzenlicht traten wir alle ein. Dann lasen wir das Evangelium nach dem heiligen Johannes, das von der Auferweckung des Lazarus spricht. Wir fanden es so echt, auch wenn wir nicht die Überlieferung durch all die Jahrhunderte und von den Schriftstellern oder von der Kirche kennen würden – sie gewährt einen vollkommenen Ablass für den Besuch, – wir hätten es für wahr gehalten, weil wir es gesehen haben. Von diesem Grab werdet Ihr einen Stein bekommen, wie auch von jenem Stein, etwa zweihundert Schritte vom Grab des Lazarus entfernt, wo Jesus stehen blieb, bevor er nach Bethanien kam, und wo Martha und Maria Magdalena ihm begegneten, als er hinging, um Lazarus aufzuerwecken. Bethanien zählt heute nur noch zweihundert Einwohner.
Von Bethanien stiegen wir hinab, um den Jordan und das Tote Meer zu sehen. Aber zu diesem kamen wir nicht. Dort wimmelt es von arabischen Beduinen, die fast immer Leute ausrauben und töten; kurze Zeit zuvor hatten sie eine englische und französische Karawane ausgeraubt und unter anderem zwei französische Missionare getötet. Ein Beduine bemerkte, dass ein Engländer Goldzähne hatte. Er streckte ihn hin auf die Erde, öffnete ihm den Mund und schlug sie ihm heraus und schädigte dabei auch weitere Zähne, denn er wollte sehen, ob es noch andere gab. In Jerusalem sprach ich mit dem Anführer der Beduinen, und er bot sich an, uns für hundert Piaster (dreißig Zwanzigkreuzerstücke) pro Kopf zum Toten Meer zu führen, ganz ohne Gefahr, aber sein Blick gefiel mir nicht, und so sagten wir, er solle in zwei Wochen wiederkommen, dann könnten wir vielleicht etwas machen. Aber in zwei Wochen werde ich in Kairo sein.
Einen anderen Ausflug machte ich nach Bethlehem, wofür ich zwei Tage brauchte. Wir verließen die Stadt durch das Betlehemtor und gelangten in das Tal des Abgrunds, berühmt, weil dort vom Engel 185.000 Soldaten Sennacheribs getötet wurden. Am oberen Ende dieses Tals, bevor man hinabsteigt, befindet sich der Berg des schlechten Rates, denn dort versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes und beschlossen den Tod Jesu. Unter den Hängen dieses kleinen Berges beginnt eine weite Ebene, in der Heiligen Schrift heißt sie das Tal von Rafaim, oder der Riesen. Es war in diesem Tal, wo zweimal die Philister lagerten und den Kampf mit David provozierten, der sich mit dem Herrn besprach und sie dann besiegte. Eine Meile davon entfernt steht ein Terebinthenbaum, der den Platz bezeichnet, an dem die Heilige Familie rastete, als sie nach Jerusalem ging. Auch damit ist ein Ablass verbunden.
Nach weiteren hundert Schritten kommt man an die Zisterne der drei Weisen, zum Andenken an jene drei Könige, die als erste unter den Heiden hingingen und das Kind Jesus anbeteten. Als sie an diesen Ort kamen, sahen sie, wie über ihnen jener leuchtende Stern erschien, der ihnen bis Jerusalem als Führer diente und dann verschwunden war. An dieser Zisterne, wie beinahe an allen Orten, die ich Euch noch nennen werde, kann man beinahe immer einen vollkommenen Ablass gewinnen. Vier Meilen weiter befindet sich das Kloster des heiligen Propheten Elias, es gehört den Griechen.
Ungefähr eine halbe Meile rechts davon steht die Ruine einer alten Kirche, an dem Ort, an dem der Prophet Habakuk war, als ihn der Engel bei den Haaren fasste und nach Babylon brachte, in die Löwengrube, in der Daniel eingeschlossen war, und wohin er ihn wieder zurückbrachte. Eine halbe Stunde weiter befinden sich die Ruinen eines alten Turmes, genannt Jakobsturm, weil hier der Patriarch Halt machte, als er aus Mesopotamien zurückkam.
Dort waren auch Abraham und Isaak; ja, ich vergaß, Euch zu sagen, dass man auf dem Moria den Ort zeigt, an dem Abraham von Gott den Befehl erhielt, seinen Sohn Isaak zu opfern. Eine Stunde, bevor wir nach Bethlehem gingen, sah ich das Grab der Rachel, wo Bauern heute ihre Ochsen hüten. Nahe dann bei Bethlehem besuchte ich die Zisterne Davids, nach deren Wasser den König dürstete, als er in der Höhle Odolla eingeschlossen war und nach einem Becher Wasser von jener Zisterne verlangte, die vor den Toren Bethlehems ist. Als er es bekam und sah, dass seine Soldaten Durst hatten, wollte er es wegschütten, um an ihrer Not teilzuhaben. Hier sah ich auch die Fundamente des Hauses Jesses, des Vaters von David, und die Orte, an denen David seine Jugend als Hirte verbrachte.
Bevor wir uns nach Bethlehem begaben, gingen wir in die Stadt Betgialla, um beim Patriarchen von Jerusalem einen Besuch zu machen, der dort in seinem Seminar den Herbst verbringt. Er empfing uns gnädig und wollte, dass wir ein paar Tage bei ihm bleiben sollten. Aber da wir zu acht waren, lehnten wir ab. Unter anderem sagte er mir, dass er den Bischof von Brescia gut kannte, mit dem zusammen er im Jahre 1850 in Rom zum Bischof geweiht worden war.
Endlich gelangten wir spät am Abend nach Bethlehem. Guter Gott! Welchen Ort hatte Jesus ausgewählt, um geboren zu werden? Noch am selben Abend wollte ich zur glückseligen Grotte hinabsteigen, die die Geburt des Schöpfers der Welt sah. Ich trat ein, und obgleich die Geburt etwas Angenehmeres ist als der Tod, war ich innerlich mehr bewegt als auf Kalvaria. Ich dachte daran, dass Gott sich herabließ, sich so zu erniedrigen, dass er in diesem Stall geboren wurde. Die Grotte von Bethlehem, wo Jesus geboren wurde, ist ungefähr zehn Schritte lang und eine Hälfte ist etwa so breit wie Euer Gang zuhause, die andere Hälfte ist wie Eure Küche. Drei Altäre sind dort: einer, wo Maria das göttliche Kind gebar, er gehört den Armeniern und den griechischen Schismatikern. Der andere ist zwei Schritte unterhalb der Heiligen Krippe, in die Maria das Kind legte, er ist in den Händen der Katholiken. Ein anderer ist einen Schritt davon entfernt, es ist der Ort, an dem die Heiligen Könige knieten, um das Kind anzubeten; er gehört den Franziskanern.
Die folgende Nacht feierte ich dort die Messe. Gerne war ich bis zur Frühe in dieser seligen Grotte, die die himmlische Freude darstellt. In dieser Grotte, in der Stille der Nacht, genoss ich es, mehrere Male das Gebet zu wiederholen, das der heilige Hieronymus verfasst und das er hier oft gebetet hat: „O Seele, sieh, in diesem kleinen Winkel Erde wurde derjenige geboren, der die Himmel erschaffen hat. Hier wurde er in armselige Windeln gehüllt. Hier wurde er in einer Futterkrippe für Tiere auf etwas Stroh zur Ruhe gelegt. Hier weinte das kleine Kind im strengen Winter, hier wurde er von einem Ochsen und einem Esel warm gehalten, hier wurde er von den Hirten, die Wache hielten, gefunden, hier wies der Stern auf ihn hin. Hier wurde er von den Magiern angebetet, hier sangen zuerst die Engel Gloria in excelsis Deo, et in terra pax hominibus bonae voluntatis.“
O, du bist tausendmal selig, obwohl ich ein armseliger Sünder bin, bin ich doch gewürdigt worden, das zu sehen, was die Propheten und Patriarchen so heiß ersehnten und doch nicht sahen, und mit den Augen diesen unaussprechlichen Ort zu betrachten, den zu sehen so vielen gerechten Seelen nicht gewährt wird, die jetzt auf Erden sind etc.“ Soweit der heilige Hieronymus. Zwischen dem Ort der Magier und dem der Krippe (sie selbst befindet sich in Rom) ist der Ort, wo Maria saß, nachdem sie das Kind in der Krippe zur Ruhe gelegt hatte. Auch ich setzte mich hin und küsste tausendmal diesen Ort. Ich küsste beinahe die ganze Grotte, ich konnte mich von ihr nicht trennen, denn es ließ mich wirklich den glückseligen Augenblick erleben, da in dieser Grotte das Geheimnis der Geburt unseres Herrn Jesu Christi stattfand.
Die Grotte von Bethlehem geht durch eine kleine Öffnung in eine andere sehr lange Grotte über und endet ganz hinten in der Grotte des heiligen Hieronymus, oder, wie sie auch heißt, die Kapelle des heiligen Hieronymus, der Ort, wo er die Schrift erklärte und Buße übte, indem er sich mit einem Stein an die Brust schlug. Ich feierte dort die heilige Messe und betete die Nokturn. Zwischen der Grotte des heiligen Hieronymus und der unseres Herrn Jesus Christus befindet sich in einer Art Gang der Altar des heiligen Josef, wo der Heilige war, als Maria Jesus gebar. Dann ist dort das Grab der Unschuldigen Kinder, denn hier befinden sich die Gebeine der Kinder, die auf Befehl des Herodes sterben mussten, außerdem das Grab des heiligen Eusebius, der heiligen Paula und der heiligen Eustochium und das Grab des heiligen Hieronymus.
In der Nähe der Grotte sind zwei andere sehr große Kirchen in den Händen der Schismatiker. Zwanzig Schritte von der Grotte entfernt befindet sich die Schule des heiligen Hieronymus, wo die Türken ihre Pferde stehen haben. Die Stadt Bethlehem zählt nicht mehr als viertausend Seelen, davon sind zweitausend katholisch. Es ist zahlenmäßig die größte christliche Gemeinde in Palästina. Jerusalem hat etwa fünftausend Einwohner, darunter nur tausend Katholiken. Bethlehem wird immer wieder von Beduinen belästigt, die unter Androhung der Todesstrafe Verpflegung verlangen. Immer wieder kommt es zu Morden. Sie respektieren nur die Franziskaner, einer von diesen ist ihr Richter. Wehe dem, der zu ihnen von Gehorsam gegenüber dem Sultan spricht, oder gegenüber dem Pascha; sie sterben lieber, als dass sie jemanden respektierten, nicht einmal den Pförtner. In der Nacht, in der wir nach Bethlehem kamen, wurde ein Grieche von einem Beduinen umgebracht.
Am nächsten Tag besuchten wir die bemerkenswerten Stätten außerhalb der Mauern, das heißt, zuerst die Grotte der Milch, die heute eine Kirche ist. Auf der Flucht nach Ägypten wurde dort das Kind von Maria gestillt. Man sagt auch, dass beim Stillen des Kindes Jesus in jener Grotte ein Tropfen Milch auf die Erde fiel, und die Leute der Umgebung benutzen die Erde für die Frauen, die keine Milch haben. Dann das Haus des heiligen Josef, von dem man nur noch die Fundamente sieht. Drittens, ungefähr eine halbe Stunde entfernt, ist das Dorf der Hirten, die den neugeborenen Erlöser anbeteten. Viertens das Feld des Booz, wo die Moabiterin Ruth hinter den Schnittern jenes reichen Grundbesitzers herging und Ähren las. Auf diesem Feld stand früher der Turm der Herde, wo Jakob, Sohn des Isaak, vom Reichtum der Weidegründe angezogen, nach dem Tod der schönen Rachel seine Zelte aufschlug.
Inmitten dieses Feldes ist eine Grotte, wo sich jene Hirten trafen, die nachts der Reihe nach bei ihren Herden Wache hielten, als ihnen der Engel des Herrn erschien und sie mit himmlischem Glanz blendete. Er verkündete ihnen die frohe Botschaft, dass der ersehnte Messias geboren war. Ich küsste den Boden, wo der Engel erschien, und den Ort, an dem die Hirten waren. Ein vollkommener Ablass ist damit verbunden. An diesen Orten sind zwei Altäre, und diese, wie auch der Schlüssel zur Grotte, sind in den Händen der orthodoxen Griechen. Unter der Hirtengrotte befindet sich die Höhle von Engaddi, die daran erinnert, was zwischen David und Saul geschehen war.
Rechts davon, ungefähr eine Stunde zu Pferd entfernt, ist der Berg der Franken, auf dem sich die Burg Herodion befand, die Herodes der Große errichtet hatte. Sie diente dann als sein Begräbnisplatz, und im Jahr 1200 waren dort vierhundert Kreuzfahrer. Sie hielten sich für vierzig Jahre und der Ort war trotz aller Anstrengungen der Sarazenen, die sie aus dem Nest vertreiben wollten, nicht zu erobern.
Am Abend kehrten wir müde nach Bethlehem zurück, wo wir die Reise für den nächsten Tag planten. Wir küssten und verehrten wieder die heilige Grotte und in aller Frühe brachen wir am 10. nach Aain-el-Qarem auf (St. Johannes in den Bergen), um die Heiligtümer des Vorläufers zu besuchen. Für diese Reise – zusammen mit der Rückkehr nach Jerusalem – brauchten wir zwei Tage.
Der erste bemerkenswerte Ort, an den wir kamen, und durch den wir ganz hindurchgingen, war der geschlossene Garten, von dem das Hohelied spricht, wo junge Bäume herangezogen wurden, um später anderswohin verpflanzt zu werden. Ein Garten, von Natur aus wirklich von zwei Bergen eingeschlossen, und angemessenes Symbol der großen Jungfrau – Mutter der Kirche. Er ist ein Wunder an Vegetation, ungefähr zwei Meilen lang. Ein Protestant hat ihn gekauft. Nahebei sind die berühmten Weiher Salomons, die sich am Anfang des verschlossenen Gartens befinden. Sie sind 570 Schritte lang und äußerst tief. Weiter oben ist der „Versiegelte Brunnen“, der Fons signatus des Liedes, Symbol der Jungfrau Maria, wie es die Kirche sieht, dessen Wasser sich in die genannten Weiher, von Salomon errichtet, ergießt. Diese Wasser werden in einer Wasserleitung gefasst, die in alten Zeiten bis zum Tempel Salomons in Jerusalem führte, eine Entfernung von etwa fünfzig Meilen. Er heißt „Versiegelter Brunnen“, weil er mit dem Siegel des Königs versiegelt wurde.
Nachdem wir dann die Berge überquert hatten, kamen wir um zwei Uhr nachmittags am Brunnen des heiligen Philippus an, wo der Diakon Philippus den Eunuchen der Königin Kandake taufte. Bei diesem Brunnen hielten wir an, um eine Erfrischung zu uns zu nehmen, die aus Brot, Obst und Wasser bestand. Als wir an diesem für das Evangelium wichtigen Brunnen saßen, begannen wir, zu einer Schar Moslems, die um uns herum waren, von Gott und von Jesus zu sprechen. Sie hörten gierig zu, aber als einer angesprochen wurde, etwas Wein zu trinken, den wir in einer Flasche hatten, sagte er, er wollte nicht trinken, denn er fürchtete Mohammed. Die anderen hätten einen ganzen Eimer davon getrunken, obwohl ihre Religion es ihnen verbot.
Am Abend gelangten wir in die Heimat Johannes des Täufers, von den Türken Ain-Qarem genannt. Am Morgen feierte ich in der unterirdischen Kammer, wo er geboren wurde, die heilige Messe, es ist ein wirkliches Wunder wegen all der Schätze, die dort sind. Sie wurden von den Herrschern und den Reichen, die nach Palästina kamen, dort dargebracht. Zehn Minuten vom Ort der Geburt entfernt befindet sich das Haus der Heiligen Elisabeth und des Zacharias, der Eltern des Vorläufers, wo sie Maria empfingen, als sie zu Besuch kam und drei Monate bei ihnen blieb. Es ist hier der Ort, wo das Magnificat und das Benedictus entstanden, und hier, am Ort ihrer Entstehung, beteten wir es.
Nach der Messe gingen wir in die Wüste des heiligen Johannes. Sie ist von der Stadt etwa drei Stunden zu Pferde entfernt. Nach einer Stunde Weg ist ein großer Felsen, auf den der Täufer stieg, um den Scharen, die sich um ihn drängten, das Himmelreich zu verkündigen und die Bußtaufe zu predigen. Ich küsste diesen Felsen, den seither niemand brechen konnte. Aus Verachtung gelang es einmal einem Türken, ein Stück herauszubrechen, und er warf es in einen Kalkofen, um es zu Kalk zu brennen, aber es blieb unversehrt und ist heute in der Geburtskirche aufbewahrt; ich küsste es ebenfalls.
Dann stiegen wir durch die Berge hinab und gelangten in ein Tal, das mit aromatischen Kräutern und Dorngebüsch übersät war. In dieser Wüste atmete alles Stille, Sammlung, Buße. Eine Höhle, die unregelmäßig aus diesem äußerst harten Felsen gehauen war und zu der man durch eine kleine Treppe, die aus demselben Stein gehauen ist, Zugang hat, und eine reine Quelle, die aus den Felsspalten hervorkommt und sich in einen kleinen Teich ergießt, der in dieser einsamen Gegend von Erde gemacht ist, verkündeten uns, dass wir an der Schwelle der Wohnung des Vorläufers des Herrn angekommen waren. Wir kletterten hinauf, und was fanden wir?
Eine nackte Steinbank, die dem Bewohner der Wüste als Bett diente, eine kleine Öffnung, die den Blick auf das darunterliegende Tal der Terebinthen freigab, das war alles, was wir in dieser Höhle fanden. Aber diese Dornen, dieses Wasser, diese Felsen, welch ein Schrecken, welche hohen Gedanken stiegen doch in meinem Geist auf! Es schien mir gerade, als ob ich den heiligen Johannes den Täufer sehen könnte, mit Kamelhaaren bekleidet, mit einem Ledergürtel um die Lenden, wie er sich von Honig und Heuschrecken nährte. Mir schien es, ich konnte seine Stimme hören, die in der Wüste predigte und rief: „Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade“. Weiter oben sah ich die Gräber der heiligen Elisabeth und des heiligen Zacharias, ebenso sah ich die Reste der Burg Modin, die Heimat der tapferen Makkabäer. Dann kehrten wir ins Tal der Terebinthen zurück, das deswegen berühmt ist, weil dort der stolze Riese Goliath von dem Hirtenknaben David erschlagen wurde. Ich sah das Lager Sauls und der Philister, das Tal, wo David sieben Steine aufhob, und wir stellten uns vor, einen Schritt hier oder dort, wo Goliath fiel.
Am Abend kehrten wir über Heiligkreuz nach Jerusalem zurück, einer Kirche, die an dem Ort erbaut wurde, an der man den Baum fällte, aus dem man das Kreuz machte, an dem Jesus sterben musste. Dort ist ein prächtiges Kloster und Noviziat der orthodoxen Griechen; wir besuchten alles. Es ist dreimal so groß wie der Palast Bettoni. Dort gibt es alle möglichen Annehmlichkeiten, um den Weg des Teufels zu gehen und den der unglücklichen Gottlosen. Und nun waren wir zum letzten Mal in Jerusalem. Wir erledigten hier alle unsere Geschäfte, grüßten die heiligen Orte zum letzten Mal, sowie die Freunde, die Oberen und all diejenigen, die uns irgendwie etwas Gutes getan hatten, und reisten am 13. bei glühender Sonnenhitze aus Jerusalem ab und erreichten um Mitternacht mehr tot als lebendig Rama. In aller Frühe, nach der Messe im Zimmer des heiligen Nikodemus, reisten wir weiter durch die Ebene von Saron und gelangten noch vor Mittag nach Jaffa. Bei dieser Reise übte ich mich ziemlich im Reiten; ich bekam zufällig ein widerspenstiges Pferd und musste auf eigene Kosten lernen, es gut zu reiten, und so kam ich mit Dal Bosco, der ein guter Reiter ist, eine Stunde vor den anderen in Jaffa an.
Wir besuchten hier die Kirche, wo der heilige Petrus die Vision mit dem Tuch hatte, und bestiegen dann die Marsey, die uns nach Alexandria bringen soll, und das liegt schon vor uns. Das Meer war zwar nicht stürmisch, aber doch sehr unruhig, vor allem vor den Nilmündungen.
Aber bevor ich in Gedanken Palästina verlasse, das ich nun besucht habe, möchte ich Euch noch einmal sagen, dass dies das Gelobte Land ist, wie Ihr aus der Schrift wisst, und es war im Altertum sicher der fruchtbarste Teil von Asien, jetzt aber, mit Ausnahme des verschlossenen Gartens, des Tales der Terebinthen und der großen Ebene von Saron, ist Palästina ein verödetes Land, alles voller Steine, Asche und Dornen, und ich sage wohl nichts Falsches, wenn ich behaupte, dass es jetzt der unfruchtbarste Teil Asiens nach Sibirien ist.
Ich möchte Euch noch von der engen Freundschaft erzählen, die ich mit Msgr. Ratisbonne geschlossen habe. Diese wirklich engelgleiche Seele ist durch den Heiligen Vater von der jüdischen Religion konvertiert. Da er ein vermögender Mann ist, ein Millionär oder mehr, legte er den Grundstock für ein Schwesterninstitut in Jerusalem, das er „Schwestern vom Berg Sion“ nannte, denn dort befindet sich das Institut. Das Ziel dieses Instituts ist die Bekehrung der Juden, der protestantischen Griechen, der schismatischen Armenier und all der Nicht-Katholiken im Orient. Er nimmt sie als junge Mädchen auf, lässt sie umsonst verpflegen und unterrichten und bemüht sich, ihnen möglichst bald das Gefühl für die Religion einzupflanzen. Bis jetzt hat er schon sechzig vorbereitet. Er ist so verliebt in unsere Mission in Zentralafrika, dass er mit uns immerwährende gegenseitige Beziehungen aufbauen will. Bei unserem Abschied von Jerusalem versicherte er uns, dass seine Schwestern vom Berg Sion inbrünstige Gebete für uns und unsere Mission zum Himmel senden würden, er hätte das in der Regel für die Schwestern festgelegt, und dreien von uns gab er zum Andenken ein Kruzifix, eine ganz ausgezeichnete Arbeit. Das Kreuz ist auf dem Heiligen Grab gesegnet worden. Ich nehme es jetzt als mein Missionskreuz. Betet für sein Werk, das der größeren Ehre Gottes dient. Als Protektorin seines Werkes hat er die Prinzessin Dalla Torre bestimmt, mit der wir gemeinsam in Jaffa speisten.
Endlich bin in Kairo. Gestern früh reiste ich von Alexandria ab, und am Mittag erreichten wir den Nil; die Eisenbahn geht sehr schnell. Auf einem Schiff überquerten wir den Nil und bestiegen aufs Neue die Eisenbahn; gestern Abend erreichten wir von der Hitze geröstet Kairo. Glücklich umarmten wir dort unsere lieben Gefährten Don Oliboni und Don Beltrame, die auf die Fahrt nach Jerusalem verzichtet hatten, um keine Zeit zu verlieren. Nur wir drei, Dal Bosco, Don Angelo und ich, waren dorthin gegangen.
Also vorerst einmal, bleibt mit Gott, liebste Eltern; das war ungefähr das Wesentliche von meiner Reise ins Heilige Land. Es ist verwirrend und ziemlich schlecht geschrieben. Aber Ihr müsst berücksichtigen, dass es in Eile geschrieben wurde, und zwar immer nachts, wenn ich eigentlich Ruhe gebraucht hätte, oder auf dem Meer, im Getöse der Wogen. Trotzdem hoffe ich, dass Ihr mit Hilfe der Brille durchkommt. Es ist zu lang, aber gerade, wenn man es eilig hat, wird es lang. Mit Ausnahme der Heiligtümer des Heiligen Grabes, von Kalvaria, Bethlehem und St. Johannes in den Bergen, von dem ich erzählt habe, habe ich Euch fast nichts von all dem Übrigen berichtet, so könnt Ihr sagen, wenn Ihr alles über meine Reise gelesen habt, dass ich zehnmal mehr gesehen habe, als ich geschrieben habe, und noch mehr.
Mit einem innigen Kuss
Euer geliebter Sohn
Daniel Comboni
Sac.
PS: Ich habe keine Zeit, um diesen Brief nochmals zu lesen. Er wird voller Fehler sein. Entschuldigt bitte, aber ich bin in großer Eile.
Daniel
in Alexandria habe ich einen Brief von Euch vorgefunden und dabei auch einen von der Mutter, und die haben mich ziemlich getröstet. Ich sage ziemlich, denn ich merke wohl, dass Ihr sehr traurig seid über die Trennung von mir. Wisst Ihr nicht, dass ich keinen Schritt mache, ohne dass Ihr in meinem Herzen seid? Ob ich schreibe, ob ich gehe, ob ich auf einem Spaziergang bin, ob ich esse, immer scheint es mir, als ob Ihr an meiner Seite wäret. Und ich muss genau nachdenken, um zu glauben, dass ich physisch von Euch getrennt bin. Also, nur Mut! Das Größte ist schon vorbei. Jetzt müsst Ihr nur zum Herrn sagen, ich habe das große Opfer gebracht, jetzt musst Du mich aufrecht erhalten, und zwar immer in der Haltung, die ich hatte, als ich dir meinen Sohn darbrachte. Also, seid stark! Auf Kalvaria habe ich die Messe für Euch gefeiert, genauso an vielen anderen Orten. Ich bin traurig über den Tod von Marietta [...]
[Hier sind einige Wörter durchgestrichen.]
In Kairo habe ich dann die Briefe vom 23. September vorgefunden, und die sind viel trostreicher. Ich warte noch auf eine Nachricht von der diesjährigen Ernte. Übermorgen reisen wir von Kairo ab nach Korosko. Für diese Reise werden wir einen Monat auf dem Nil brauchen. In Korosko beginnt die große nubische Wüste, die wir in sechzehn Tagen durchqueren werden. Dann werden wir nach dreizehn Tagen nach Khartum gelangen. Auf dieser Reise werde ich jede Gelegenheit nutzen, um euch zu schreiben, aber Ihr müsst wissen, dass es im Allgemeinen schwierig sein wird. Habt deshalb keine Angst wegen uns. Wenn während dieser Zeit keine Briefe ankommen, so ist es ohne Zweifel deshalb, weil keine Gelegenheit dazu da ist.
Wir erfreuen uns alle bester Gesundheit. Die Unannehmlichkeiten der Reise über Land im Heiligen Land – es waren nicht wenige – haben mich sehr gestärkt. Wir hoffen immer auf den Herrn. Wenn Er will, dass ich sterbe, – der Wille Gottes geschehe. Auf jeden Fall sagen wir immer: Der Herr sei gepriesen. Und was bedeutet schon die Welt für einen gerechten Mann?
In Jerusalem habe ich einem Franziskanerbruder die folgenden Dinge gegeben, damit er sie Euch schicken sollte: Sie werden Euch erst einen Monat nach Ostern erreichen, sie kommen durch einen Franziskaner von Venedig, der jedes Jahr die Almosen nach Jerusalem überbringt, und dieser Pater wird sie an Don Mazza übergeben, der sie dann zu Euch schicken wird. Hier ist die Liste:
PS: Auch auf den anderen Rosenkränzen, die ich Euch für andere schicke, ist ein vollkommener Ablass damit verbunden, jedes Mal wenn man ihn betet, ebenso auf den Kreuzen aus Perlmutter und den Metallkreuzen. Sagt es bitte denen, für die sie bestimmt sind.
Mit Ausnahme der zwei Rosenkränze für Euch müssen die anderen noch zusammengebunden werden, einige sind auch ohne Medaillen. Ich würde Euch bitten, bevor Ihr sie den Leuten übergebt, lasst sie binden, es kostet nur wenig, und das Andenken ist dann wertvoller.
4 Ein Rosenkranz für Onkel Eugenio, einer für Onkel Giuseppe (auf dem Päckchen steht der Name, wie bei vielen anderen), acht Stück für jeden unserer Comboni-Verwandtschaft, einen großen für den Herrn Rektor, einen für den Erzpriester in Tremosine, zwei für Herrn Giacomo und Frau Teresa Ferrari, unsere ehemaligen Herren, vier für Teresa, die Haushälterin des Herrn Giacomo Ferrari, für Meneghina, unsere Angestellte, für Minico und für Maria in Riva. Zwei für Herrn Pietro Ragusini und Herrn Bortolo Carboni (die müssen noch gebunden werden, versteht sich; da es wenige Kruzifixe sind, lasst sie zuerst an die Rosenkränze unserer Comboni-Verwandtschaft anbringen, und dann für wen es wichtiger ist, wie Rag. etc.), dann drei für D. Giordani, Don Fogolari und Luigi Prati, den Engländer (diese drei sende ich an Don Giordani); sieben an Biset und seine Frau Nina, seinen Vater und seine Mutter, an Martino Fedrici und seine Frau, und für Battista in Odol. Einen für den Korporal, einen für Frau Minica und einen für Virginia, einen anderen für ihre Schwester Moneghina von Brescia, einen für Don Rovetta; zwei für Onkel Luigi und Pietro. Es sind noch einige andere dabei, mit denen könnt Ihr tun, wie Ihr wollt, zum Beispiel für die Verwandten aus Bogliaco oder für irgendjemanden, an den ich jetzt nicht denke ...
Etliche habe ich auch gemeinsam mit den Eurigen an Dr. Benedetto geschickt. Er wird sie zusammenbinden lassen und dann an die Priester Patuzzi senden, an den Herrn Luigi G. Carettoni etc. Mit all diesen Rosenkränzen ist ein vollkommener Ablass verbunden, jedes Mal wenn man ihn betet: Wie die Kruzifixe wurden sie über dem Heiligen Grab geweiht und sie wurden in die Höhlung gesteckt, wo das Kreuz auf Kalvaria aufgerichtet wurde etc. Die Rosenkränze, die ich für Euch schicke, der vom Onkel Giuseppe, die Kruzifixe und das weiße Tüchlein, in das alles eingewickelt ist, was ich an Euch schicke, es ist gut genäht (Ihr werdet mir das bestätigen) haben außer dem Heiligen Grab auch den Kalvarienberg berührt, die Öffnung für das Kreuz und alle anderen Heiligtümer, die im Heiligen Land verehrt werden und die von mir besucht wurden. Dasselbe gilt für den Rosenkranz des Herrn Rektor und für den für Onkel Eugenio.
An Kerzen sind es drei Stück, sie kommen aus Bethlehem, wo sie mir für die Prozession gegeben wurden, die dort jeden Tag für die Krippe abgehalten wird. Sie haben all diese heiligen Orte in Bethlehem berührt und sind dort geweiht, wo Jesus geboren wurde. Ich schicke sie für unsere Vettern, sie sollen sie anzünden, wenn ihre Frauen, meine Kusinen, vor der Geburt stehen. Die anderen drei, die vom Heiligen Grab, wurden mit dem Heiligen Grab in Berührung gebracht, mit dem Kalvarienberg, dem Ölberg, mit Getsemani etc. Ich schicke sie Euch, eine für die Mutter, eine für den Onkel Giuseppe, für den Tag Eures Todeskampfes und wenn Onkel Giuseppe sterben muss (in den nächsten hundert Jahren wird das sicher geschehen). Dann sollt Ihr sie anzünden. Wenn ich sterbe, so ist das nichts Besonderes, aber wenn ich nach ein paar Jahren nach Europa zurückkehren sollte und Gott uns alle drei am Leben erhält, werde ich selbst Euch andere aus Jerusalem mitbringen.
Einen großen Rosenkranz gebt einem unserer Eigentümer. Wenn er ihm nicht gefallen sollte, ... so macht damit, was Ihr wollt. Findet Euch zurecht, wie es Euch gefällt. Da sind auch einige Steine vom Tal Josafat, vom Grab des Lazarus, von der Höhle der Apostel etc. Mit den Medaillen aus Perlmutt könnt Ihr tun, was Ihr wollt. Das ist jetzt alles etwas durcheinander. Deutlicher werde ich von Khartum aus schreiben, aber bevor ich nach Khartum komme, werdet Ihr die Rosenkränze erhalten. Entschuldigt mich bitte, aber ich habe keine Zeit.
Schreibt mir, und zwar einen langen Brief. Ich glaube nicht, dass mehr als ein Brief nötig ist, um die Gefühle auszudrücken, die Ihr für mich im Herzen hegt. Liebster Vater, ich verstehe Euch. Seid unbesorgt um mich. Ich liebe Euch auf eine Weise, die man nicht mit Worten ausdrücken kann. Bitte, tut dasselbe Eurem innigst verbundenen Sohn gegenüber.
D. Daniel
Du wirst jetzt wohl in Innsbruck sein und das Schuljahr begonnen haben. Oh, Du hast etwas ganz Großes unternommen! Du willst ein Mann werden. Vielleicht verstehst du es noch nicht in seinem ganzen Ausmaß, aber Deine Entwicklung hat Dich schon vieles davon verstehen lassen. Wenn Du Dich richtig verhältst und den Hoffnungen entsprichst, die alle auf Dich gesetzt haben, muss es dir glänzend gelingen, aber wenn Du Dich einfach mitreißen lässt, wie es die moderne Jugend eben macht, was wird aus Dir werden? Deine Studienlaufbahn ist ein großes Abenteuer, wenn man davon richtigen Gebrauch macht, aber wer in den Studien steckt und nur das Vergnügen sucht und gar nicht oder nur wenig auf seine Pflichten achtet, für den wird das Studium zum Verderben.
Ich denke oft an Dich. Es freut mich, dass ich einen lieben Vetter habe, der so vielversprechend ist, aber andererseits macht es mir auch Angst, Dich auf Dich selbst geworfen zu sehen ohne ständige christliche Begleitung und Überwachung, ich habe Angst, dass Du Dich der Zügellosigkeit und Verderbtheit der modernen Jugend in die Arme wirfst, und dass diese Dich langsam aber sicher umgarnen wird.
Was wirst Du also tun müssen, Eugenio, um Dich zu schützen und von all dem Übel unversehrt zu bleiben? Du musst an die Hinweise denken, die ich Dir zwei Tage vor meiner Abreise in Limone gegeben habe. Du musst Dir Professor S. Pider zu Deinem geistlichen Führer wählen, ich bin sicher, dass er für Dich ein Vater sein wird, ein Ratgeber, alles. Es genügt, dass Du nicht zu sehr auf Dich selbst vertraust, und dass Du nichts ohne seinen Rat oder seine Zustimmung unternimmst. Grüße ihn von mir und sage ihm, dass auch ich Dich ihm empfehle. Ich kenne ihn nicht, aber es genügt mir, dass er ein Freund des verehrten Mitterrutzner ist, um meine Hochachtung zu genießen. Vergiss nicht den häufigen Empfang der Sakramente, sie sind das beste Mittel, um Dich von der modernen Verderbtheit unversehrt zu erhalten. Fliehe schlechte Gesellschaft, die für die Guten wie eine Pest wirkt, und denke auch manchmal an mich mit einem Ave Maria, ich habe dasselbe für Dich getan, besonders auf meiner Reise ins Heilige Land, in Jerusalem etc.
Aufs Neue beste Grüße, ich verbleibe
Dein Vetter
Don Daniel Comboni
Apostolischer Missionar von Zentralafrika
wie ich Euch schon geschrieben habe, sind wir von Groß-Kairo am Abend des 22. abgefahren. Nach einer glücklichen Schifffahrt kamen wir heute Abend in der Hauptstadt Oberägyptens an, wo wir uns wohl einen halben Tag aufhalten werden, um hierauf nach Assuan weiterzufahren. Aber bevor wir diese äußerst schöne Stadt verlassen, möchte ich Euch etwas erzählen, was sich in Kairo, der riesigen Hauptstadt ganz Ägyptens, ereignete.
Jedes Jahr pflegen die hohen Religionsdiener des Islam im Namen der ägyptischen Regierung einen großen Schleier nach Mekka zu senden, aus feinstem Damast und mit Gold und Edelsteinen bestickt, damit er das Heilige Grab Mohammeds berühre. Er bleibt dann für ein Jahr in Mekka, bis man im nächsten Jahr von Kairo einen anderen Schleier schickt, um den ersten zurückzuholen, der das Heilige Grab berührt hat, das, wie Ihr wisst, nach den Aussagen der Moslems in der Luft schwebt, und zwar im großen Tempel in Mekka, und es ist bei Todesstrafe verboten, dass ein Nicht-Moslem ihn betrete. Gewöhnlich ist es eine hervorragende Persönlichkeit, die diesen geheiligten Schleier holt. Dieses Jahr traf es die Schwester des Königs von Ägypten, die gerade am Tag nach meiner Ankunft in Kairo mit großem Aufzug zurückkehrte. Hier nun die Szene, die sich an den drei Tagen nach meiner Ankunft abspielte, wovon ich Zeuge war.
Dieser Schleier wurde von einem Kamel getragen, das dadurch geheiligt wird, und zwar so, dass alle, die es berühren, glücklich werden. Am ersten Tag nach der Ankunft des Schleiers wird der Schleier im Tempel ausgestellt, dem größten und angesehensten in Kairo. Ich ging mit Don Angelo und Alessandro dorthin, aber zuerst mussten wir uns, nach einem Bakschisch für den Torwärter, Sandalen aus ganz weißer Seide anlegen lassen. Dieser Schleier wird zuerst von den Großen geküsst und berührt, und dann auch vom Volk. Am dritten Tag wird das Kamel, das geheiligt ist, weil es den Schleier von Mekka hergetragen hat, in goldenem Zaumzeug auf dem Hauptplatz von Kairo vorgeführt, er heißt Esbichièh, und wisst Ihr, was die tun, die heilig werden wollen? Sie legen sich unbekleidet rücklings oder auf dem Bauch mitten auf dem Platz hin, und das Kamel schreitet drei Stunden lang über die lebendigen und nackten Körper hinweg. Manchen wird dabei ein Arm gebrochen, ein Auge ausgeschlagen oder er wird breitgetreten oder wird am Bein verletzt etc. Man muss staunen, wie sich die Leute mit Stöcken schlagen, wie sie Schläge austeilen, und welche Streitereien entstehen, denn alle möchten an der großen Ehre teilhaben, von dem geheiligten Kamel getreten zu werden.
Nach diesem Schauspiel von drei Stunden werden die armen Verletzten, die jetzt Heilige werden, in einer Prozession zur Qalaa gebracht, der Moschee des Königs, und werden jetzt von einem begeisterten Volk mit Ehren überschüttet, sie gelten beim Volk jetzt als Orakel. (Wie weit geht doch der Fanatismus!) Dann wird das Kamel gefüttert und man sorgt gewissenhaft für das Tier. Todesstrafe steht darauf, es für irgendeinen Zweck zu gebrauchen, wie gut dieser auch sei. Sieben Tage dauerte das Fest der Rückkehr der Schwester des Groß-Paschas von Mekka. Man schätzt, dass allein das Pulver, die Arbeiten, das Feuerwerk etc. eine Million Franken kostet, nicht gerechnet die üppigen Mähler – die kosteten beträchtliche Summen –, denn bei den Orientalen kennt man keine Grenzen. In den fünf Tagen, die ich in Kairo war, besuchte ich den Palast des Groß-Paschas und den Tempel der Qalaa, der von Mohammed Ali erbaut wurde. Über seinen Aufwand und seinen Reichtum finde ich keine Worte. Alles besteht aus Alabaster, verziert mit unzähligen Perlen, Gold und Edelsteinen. Die Moschee ist ein Wunderwerk, zweimal so groß wie der Dom zu Brescia, aber wegen seiner Kostbarkeit, seiner ganzen Form, ein Rundbau mit einer Kuppel, hat sie auf mich einen größeren Eindruck gemacht als die Kirchen von Florenz, Venedig oder Jerusalem.
Kairo hat nach der Statistik des vergangenen Jahres eine Million Einwohner. Es gibt 450 prächtige Moscheen (mohammedanische Tempel) mit ebenso vielen eleganten Minaretten (eine Art von Türmen), von denen viele höher sind als der Turm von Verona. Es gibt (leider muss ich es sagen) nur viertausend Katholiken und drei christliche Kirchen, in denen die Maroniten, die Kopten, die Griechen und die Armenier ihren Gottesdienst feiern, so dass in zweien davon ein wirkliches Babel herrscht.
Wir besuchten einige Male den Bischof von Kairo, der im Konvent der Franziskaner wohnt, wo auch wir wohnten, und er war so freundlich, uns einen tüchtigen jungen Mann zu überlassen, den Sohn einer schwarzen Konkubine und eines weißen ehebrecherischen Mannes aus der Toskana. Den Jungen nehmen wir mit in die unbekannten Länder und er verspricht viel, ungeachtet seiner fraglichen Herkunft und seiner Erziehung. Ich möchte Euch nicht von all den Skandalen erzählen, die auf den öffentlichen Plätzen vorkommen, entlang den Straßen, in den Basaren [Märkten], ich möchte meine Feder nicht schmutzig machen, indem ich so viele öffentliche Beleidigungen Gottes beschreibe. Aber jetzt will ich diese unglückliche Stadt verlassen, die ein Schriftsteller das wirkliche moderne Babylon nennt. Sie hat 27 Meilen Umfang; und ich bin nun schon auf unseren Dahabiyas [Schiffen].
Die fünf Handwerker sind auf dem ersten, dem größten Schiff, wo es auch am meisten Läuse gibt. Die fünf Missionare, der tüchtige junge Mann sowie unser Diener, der aus Nubien gebürtig ist, sind auf dem kleinsten. Es ist eleganter als das erste, es gibt weniger Läuse, aber es ist voller Mäuse, Wanzen und Stechmücken, die uns lustige und manchmal auch traurige Gesellschaft leisten. Unsere Reise auf dem Nil ist wunderbar. An seinen Ufern gibt es viele Zuckerpalmen, Datteln, Bananen etc., die Felder in der Nähe sind fruchtbar und voller Durrakorn und Getreide. Überall sind Dörfer und Gehöfte, alle weniger als mannshoch, gebaut aus an der Sonne getrockneten Lehmziegeln, die sich mit der Hand zerreiben lassen. Die Jungen und die Burschen und die meisten Männer sind unbekleidet und arbeiten nackt in der Sonne. Jeden Tag gehen wir für eine Viertelstunde an Land, um uns mit Jagdbeute einzudecken: Tauben, Turteltauben, und Pittas [Truthähne], die es dort zu Tausenden gibt.
Ihr wisst, was ich für ein großer Jäger bin. Wenn ich auch nur eine Taube oder Turteltaube mit einem Schuss töten kann, fühle ich mich wohl dabei. Wie oft haben wir von Schiff aus Truthähne oder Enten erlegt, von sechzehn bis zu zwanzig Pfund das Stück, und die sind so gut wie die in Europa. Man jagt sie hier zu Dutzenden und zu Hunderten auf dem nackten Sand auf irgendeiner Insel. Beim Schuss des Gewehres bleiben viele von denen, die nicht getroffen werden, einfach dort, so dass man Zeit hat, wieder zu laden und weitere zu treffen. Ich denke dabei daran, wie vergnügt wir mit Eustachio waren, wenn wir vier oder fünf Drosseln essen konnten (die er getroffen hatte, nicht ich!!).
Aber genug davon. Und wie ist unser Leben hier auf dem Schiff? Zunächst müsst Ihr wissen, dass wir hier Nil aufwärts fahren; der Nil kommt aus Zentralafrika und ergießt sich in der Nähe von Alexandria ins Mittelmeer. Und doch fahren wir mit geschwellten Segeln mit derselben Geschwindigkeit wie unsere Schiffe auf dem Gardasee, wenn sie mit vollen Segeln fahren, so dass man sie kaum noch halten kann. Der Nil ist zweimal so breit wie der Po, manchmal wie von Reamolo bis Navene. An manchen Stellen ist er sehr tief, an anderen so seicht, dass das Schiff auf den Sand aufläuft. Dreimal sind wir aufgelaufen, einmal gestern Abend, als es uns nur nach großer Mühe gelang, wieder freizukommen.
[Einige Wörter sind gestrichen.]
[...] also so schaut unser Leben aus: In der Frühe, bei Tagesanbruch, stehen wir auf. Allerdings nicht vom Bett, denn unser Bett besteht darin, sich ein Gepäckstück unter den Kopf zu legen, etwa mit schmutziger Wäsche, oder auch ein Kleidungsstück, und sich auf die Bretter des Schiffes hinzulegen. Wie oft denke ich daran, wie besorgt Mutter war, mir ein weiches Bett zu machen. Ich gab immer nach, um ihr nicht zu missfallen und um ihre unendliche Besorgtheit zu würdigen, aber eigentlich wollte ich es hart, um mich daran zu gewöhnen. Jetzt bin ich es gewohnt, aber da wir jeden Tag in der Frühe wie gerädert aufstehen, hat Don Giovanni daran gedacht, uns mit einem Kopfkissen zu versehen, damit wir uns auf das legen können, wo zuerst der Kopf darauf lag, und wirklich, als wir am 28. in Minia ankamen, einer Handelsstadt, kauften wir Stoff, und als wir wiederum auf dem Schiff waren, schnitten wir fünf uns jeder seinen Anteil daraus und machten uns ein Kissen. Einen halben Tag habe ich mit dem Nähen zugebracht, und wie wir dabei gelacht haben. Wir sagten zu Don Checco, der Professor im Lyzeum in Verona war: Wenn Ihre Schüler Sie als Schneider sehen würden?
Ich dachte an die gute Mutter, die in einer Stunde ganz ruhig das geschafft hätte, was ich unter großer Mühe in einem halben Tag getan habe. Tagsüber haben wir dann unsere gemeinsamen religiösen Pflichten verrichtet, das heißt Betrachtung, Breviergebet, gemeinsames Gebet, geistliche Lesung, Gewissenserforschung und Rosenkranz, und dann sprechen wir über die Dinge in Europa und schreiben unser persönliches Tagebuch, was eben gerade denkwürdig ist. Daneben betrachten wir die immer größer werdende Schönheit an den Ufern des Nils, schießen einmal eine Taube etc. Manchmal geschieht es, dass unbekleidete Männer an das Schiff heranschwimmen und auf Deck erscheinen. Sie haben den Kopf glatt geschoren, außer einem Haarschopf in der Mitte. Sie machten ein jämmerliches Geschrei, das Mitleid erregte und zugleich Abscheu, und baten um Brot und Geld: Sie steckten es dann in den Mund und waren so aufdringlich, auch wenn sie ein Almosen erhalten hatten, dass man sie oft mit Stöcken vertreiben musste. Wisst Ihr, wer das war? Koptische Mönche und Priester, natürlich orthodoxe, die in den umliegenden Bergen von Almosen leben. Wenn wir in der Nähe einer Höhle vorbeifahren, steigen sie hoch hinauf, so hoch wie die Kirche von Limone oder höher, und springen nackt hinunter auf das Schiff, dann springen sie wieder in den Fluss und schwimmen davon.
Abends, ungefähr bis um elf Uhr, erzählen wir uns etwas und reden hauptsächlich über unsere Mission, wie wir zum ersten Mal die unbekannten Länder Zentralafrikas betreten würden. Um die Wahrheit zu sagen, man leidet darunter, aber man freut sich auch darüber, wenn wir daran denken, dass wir hingehen, um das Reich Christi zu verbreiten. Ich bin jetzt gesünder und stärker als ich es in Europa war. Wir sind heiter und ruhig, und manchmal lachen wir auf Eure Kosten, wenn wir uns Geschichten erzählen, die ich mit Euch erlebt habe. Also Mut, meine Lieben, Gebet und Ergebung in Gottes Willen.
Entschuldigt bitte, wenn ich Euch nicht alles sagen kann, was ich sehe etc. Schreiben hier auf dem Schiff ist ein eigenes Unternehmen, da alles so schwankt, und wenn Ihr meine schlechte Handschrift seht, denkt daran, dass es hier nicht die kleinen Schreibtische gibt wie in S. Carlo oder in Limone, man muss auf dem Koffer schreiben, oder auf den Knien, oder sich einfach auf den Boden hinlegen, und außerdem, Euch alles zu schreiben, dazu würde man jedes Mal ein ganzes Buch benötigen. Gerade jetzt, da wir in den Hafen von Assiut einfahren wollen, sind die Wellen sehr stark. Auf dem Nil gibt es im Verhältnis mehr Schiffe als auf dem Meer. Jeden Tag begegnen wir mehr als 120 Kähnen ohne Segel, und oft kollidieren diejenigen miteinander, die wie wir flussaufwärts fahren, wobei Segel zerreißen, wie es bei unserem großen Kahn vor ein paar Tagen passiert ist. Da bleibt man dann einen halben Tag stehen, um die kleineren Segel in Ordnung zu bringen.
Und nun, behüt‘ Euch Gott, liebe Eltern, ich danke Euch von Herzen, dass Ihr Eure großmütige Zustimmung gegeben habt, dass ich mein Leben in der Mission verbringen kann. Freut Euch und seid beruhigt, die Mühen des Lebens sind immer nur kurz und klein, wenn es darum geht, die Leiden der Hölle zu vermeiden und das Paradies zu gewinnen.
Behüt‘ Euch nun Gott, lieber Vater, liebe Mutter. Ihr seid in meinem Herzen und werdet immer dort leben. Ich liebe Euch und ich bewundere Euch, denn Ihr habt es verstanden, etwas Heldenhaftes zu leisten, das die Großen dieser Zeit und die Helden dieser Welt nicht tun können. Mag die Welt sagen, was sie will, mag sie auf Euch herabschauen und sagen, dass Ihr unvernünftig seid, Ihr habt einen Sieg errungen, der Euch das ewige Glück sichert.
Seit dem Regen, der mich mit Euch in Verona erwischt hat, habe ich keinen Tropfen Wasser mehr fallen sehen. Der Himmel in Ägypten ist immer heiter. Grüßt von mir alle Verwandten in Limone und Riva. Es tut mir so leid um Marietta. Grüßt von mir den Herrn und die Herrin, den Herrn Giacomo und Teresa Ferrari, den Herrn Rektor, die Pfarrer von Tremosine, die Gärtner von Supino und Tesolo, den Herrn Giuseppe, und Julia Carettoni, den Herrn Luigi Prudenza, Don Ben. Ragusini, Vincenzo Carettoni, Minica, Virginia etc. etc. den Hauptmann, Rambottini etc. und unterdessen verbleibe ich mit ganzem Herzen
Euer lieber Sohn
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar
PS: Ich habe nicht über die kritischsten Dinge unserer Reise gesprochen. Der Nil wird beim Berg Abu-Feda von zwei hohen Bergen begleitet, die ihm auf drei Meilen nur diesen Weg erlauben. Dieser Engpass ist äußerst gefährlich, immer wieder gibt es Schiffbruch, die Winde sind sehr stark und unregelmäßig. Kaum waren wir mit unseren zwei Schiffen in dieses Labyrinth hineingefahren, da zerfetzte ein äußerst heftiger Wind das Hauptsegel, riss den Schiffsrand in tausend Stücke, und die sechs Bootsleute unseres kleinen Schiffes wussten nicht mehr ein noch aus, denn einem fiel ein Balken auf den Kopf, während die zwei Schiffe aneinanderstießen. In dieser Lage zogen Don Giovanni und ich uns die Schuhe und die Kleider bis auf Hemd und Hosen aus und waren bereit, in den Fluss zu springen, der dort viele Wirbel hat. Don Francesco hielt sich an einem Balken fest, Don Alessandro an einem Brett, Don Angelo hatte nichts anderes, so umklammerte er das Kruzifix. Wir beteten ein Ave Maria und waren dabei, uns gegenseitig die Absolution zu geben, da warf uns ein Windstoß auf eine Sandbank, und wir waren gerettet. Wir gingen an Land und sangen zwei fröhliche religiöse Lieder. Jetzt sind wir froh, in Assiut zu sein, wo wir hoffen, morgen früh die Messe feiern zu können. Gepriesen sei der Herr und gepriesen sei Maria, die immer bei uns ist. Andere sind schon an diesem Ort vorbeigekommen, wir auch!