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Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
341
Firme Messe
1
Cairo
1869

Nr. 341 (1203) UNTERZEICHNUNG

VON ZELEBRIERTEN MESSEN

IN DER KIRCHE VON KAIRO

ACR, A, 24/1

342
Firme Messe
1
Alessandria Egitto
1869

Nr. 342 (1153) UNTERZEICHNUNG

VON ZELEBRIERTEN MESSEN

IN SA. CATERINA, ALEXANDRIa, ÄGYPTEN

ASCA, MESSREGISTER

343
Madre Emilie Julien
0
Cairo
18. 1.1870

Nr. 343 (321) An Mutter Emilie Julien

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

Kairo, 18. Januar 1870

Meine liebe, verehrte Mutter,

[2016]

ich kann den Schmerz nicht beschreiben, den ich erleide angesichts der Tatsache, dass ich Schwester Maria Bertholon ziehen lassen muss. Es ist unmöglich, eine so gute und tüchtige Schwester zu finden. Von diesem Moment an erkläre ich Ihnen, dass ich auf Sr. Maria nicht verzichten werde. Ich lasse sie abreisen, damit sie im Gehorsam Ihren Auftrag erfüllen kann, denn sonst müsste ich befürchten, dass die Kongregation des Hl. Josef in Zukunft meinen Bitten nicht mehr entsprechen würde, Schwestern zur Verfügung zu stellen. Schwester Maria hat sich voll und ganz für mein Werk eingesetzt. Ich könnte ihr nie in gebührender Weise vergelten, was sie für mein Institut getan hat. Sie hat mit einer bewundernswerten Treue alle Beschwernisse durchgestanden, die am Beginn eines Werkes unvermeidlich sind. Es herrscht große Trauer in meinem Institut wegen ihrer Abreise. Sie essen nicht, sie kochen nicht. Die afrikanischen Mädchen sind untröstlich. Sie wäre gern hier geblieben, aber da sie eine zuverlässige Ordensfrau ist, möchte ich nicht, dass sie sich gegen den Gehorsam verfehle. Ich lasse sie jetzt ziehen, weil ich hoffe, dass Sie mir in einem Brief versprechen werden, sie mir in Kürze zurückzuschicken. Sie hat immer darum gebeten, nicht das Amt der Oberin übernehmen zu müssen, aber sie hat nie darum gebeten, die afrikanischen Mädchen zu verlassen.


[2017]

Deshalb, denken Sie daran, meine liebe Mutter; ich behalte Sr. Elisabeth für immer hier, hege aber die Hoffnung, dass auch Schwester Maria dem Institut zugeteilt wird. Die gute Schwester Veronika kenne ich noch nicht, aber nach den wenigen Tagen, die sie bei uns ist, gefällt sie mir sehr. Sie wird auch von den afrikanischen Mädchen geliebt. Ich hoffe, dass sie die Oberin sein wird, die ich brauche. Ich bitte Sie also, Schwester Maria für mich zu reservieren und sie für keine andere Aufgabe einzusetzen. Jetzt geht sie nach Jerusalem, aber ich bitte Sie, sie meinem Institut zuzuteilen, wenn ich darum ersuchen werde. Zuerst kommt der Gehorsam, aber dann empfehle ich Ihnen die Liebe. Ich bitte Sie um eine tüchtige und gute arabische Schwester. Ich erwarte sie nach dem Fest des hl. Josef. So hätte ich vier Schwestern und etwas später fünf mit Sr. Maria. Damit wäre ich zufrieden. Und warum fünf Schwestern? Weil ich nicht zögern werde, nach Oberägypten zu gehen (ein besseres Klima als in Europa). Entweder muss ich dorthin gehen oder mit der Hilfe des hl. Josef die Schule für Mädchen in Alt-Kairo auf den Weg bringen, in der sich gegenwärtig Sr. Caterina befindet. Ich weiß überhaupt nichts über ihre Bestimmung.


[2018]

Ich schätze die tüchtige Assistentin Schwester Maraval, aber mir scheint, sie hat sich den Kopf verdrehen lassen, nachdem man mir Sr. Maria weggenommen hat. Ich kann ihr nicht verzeihen. Mein ganzes Vertrauen setze ich in Sie, meine gute Mutter. Sie haben mir schon so viel Gutes getan und ich erwarte das auch unter diesen Umständen. Ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie mir Sr. Veronika zugeteilt haben, denn wie ich schon gesagt habe, scheint sie gut für uns geeignet. Ich werde Ihnen aber noch dankbarer sein, wenn Sie mir noch Sr. Maria und eine gute arabische Schwester geben würden. Geben Sie mir diesbezüglich Antwort, P. Stanislao ist bereits eingeweiht. Nach Ihrer Antwort werde ich mich mit dem Apostolischen Delegaten in Verbindung setzen (er wird mir bestimmt entgegenkommen) und alles wird ein gutes Ende nehmen.

Grüßen Sie mir Sr. Celeste, Frau Villeneuve und beten Sie

für Ihren demütigen Sohn

Don Daniel Comboni


344
M. Eufrasia Maraval
0
Cairo
25. 1.1870

Nr. 344 (322) An Mutter Eufrasia Maraval

ASSGM, Afrique Centrale Dossier

Kairo, 25. Januar 1870

Meine verehrte Mutter,

[2019]

mit großem Bedauern lasse ich Sr. Maria gehen. Wenn ich nicht die Befürchtung hätte, meine Beziehung zur Kongregation zu gefährden und der Generaloberin Missfallen zu verursachen, hätte ich eine Schwester, die ich, wie Sie wissen, sehr schätze und von der ich viel halte, nicht gehen lassen. Aber ich sage Ihnen, dass ich auf Sr. Maria nicht verzichten werde. Ich werde sie später für mein Werk anfordern. Für die Entwicklung meines Werkes brauche ich mindestens fünf Schwestern. Ich habe bereits der Generaloberin und Kardinal Barnabò geschrieben, dass ich Schwester Maria zu gegebener Zeit wieder anfordern werde wegen ihres Engagements bezüglich der afrikanischen Mädchen. Sie hat gebeten, vom Amt der Oberin entbunden zu werden, aber sie hat nicht darum gebeten, woanders hin versetzt zu werden. Schwester Maria ist demütig. Es ist durchaus möglich, dass sie wegen ihrer Bescheidenheit glücklich wäre, unter einer neuen Oberin zu arbeiten. Aber sie macht sich vor allem Sorgen um den Gehorsam. Sie will gehorsam sein, und deshalb ist sie noch mehr zu schätzen. Sie hätten mir Schwester Veronica (sie scheint mir eine gute und sehr geeignete Schwester zu sein; sie gefällt mir und auch P. Pietro sehr) schicken können und außerdem auch Schwester Maria überlassen können. Sie hätten mir eine solch große Enttäuschung ersparen können, aber ich verzeihe Ihnen unter der Bedingung, dass sie mich in meinem Anliegen bei der Generaloberin unterstützen mit dem Ziel, mir erneut Schwester Maria und eine tüchtige arabische Schwester zu geben. Ich brauche die Schwestern für zwei Häuser.


[2020]

Im Vertrauen teile ich Ihnen mit, dass mich Kardinal Barnabò in Sachen der Mission nach Rom gerufen hat. Er hat mir als Kardinal die Leviten gelesen, weil ich die Schwestern des Hl. Josef ohne eine offizielle Erlaubnis von ihm, dem Präfekten der Propaganda Fide und Protektor der Mission, nach Ägypten geholt habe, und weil ich ihm nicht jeden Monat geschrieben habe. Ich habe nichts anderes getan als gelacht. Und ich sage Ihnen, dass ich einen vollkommenen Ablass gewonnen habe, indem ich meinen heiligsten Willen getan habe. Der Kardinal wird dafür sorgen, dass mir Schwester Maria gegeben wird, und die Generaloberin (die in Rom sein wird) wird sehr gut zu mir sein. Ich werde gegen Ende nächsten Monats abreisen, aber ich bitte Sie, niemandem etwas davon zu sagen, denn ein schönes Schweigen wurde noch nie aufgeschrieben.


[2021]

Ich bitte Sie, die Oberin des Krankenhauses und die Nichte meines lieben Freundes, des bekannten Malteser Jesuiten Pater Fenek zu grüßen. Jetzt herrscht Trauer bei uns wegen der Abreise von Schwester Maria. Eben ist unser türkischer Arzt aus dem Haus gegangen. Er hat Mohammed zum Zeugen angerufen, dass er geweint hat und sehr unglücklich ist wegen der Abreise von Schwester Maria. Denn - so sagte er - es gäbe keine Frau auf der Welt wie Schwester Maria. Fiat! Gott wird sie uns wiederbringen.

Nehmen Sie bitte den Ausdruck meiner Hochschätzung, aber auch meines Schmerzes an.

Ihr Ihnen ergebener

D. Daniel Comboni

[Übersetzt aus dem Französischen.]


345
P. Luigi Artini
0
Cairo
27. 1.1870

Nr. 345 (323) An P. Luigi Artini

APCV, 1458/242

Kairo, 27. Januar 1870

Mein Hochwürdiger P. Provinzial,

[2022]

es ist schon geraume Zeit her, dass ich Ihnen einen langen Brief geschrieben habe. Er liegt noch auf dem Schreibtisch. Ich habe ihn nicht einmal Bachit mitgegeben. Schließlich habe ich heute daran gedacht, Ihnen zu schreiben, auch wenn ich von tausend Beschäftigungen erdrückt werde. Ich habe Skrupel und bedaure, dass ich den beiden Pilgern nur zwanzig Tage gewährt habe, um nach Jerusalem und wieder zurück zu reisen. Ich habe ihnen zwanzig Tage zugestanden, weil sie (wahrscheinlich) vierzig genommen hätten. Aber sie haben sich erstaunlich genau daran gehalten. Hundertmal mehr als Comboni. Und entgegen meinen Erwartungen trafen sie froh und vergnügt am 7. Januar daheim ein. Noch nie habe ich in meinem Leben eine solche Genauigkeit erlebt. Das waren Lektionen des Paradieses. Eine weitere großartige Lektion des Paradieses.


[2023]

Endlich habe ich von der Apostolischen Delegation P. Bernardino bekommen. Er wird vom 2. bis 22. Februar in meinem Hause essen, trinken, schlafen und arbeiten. Vom 2. bis 11. wird er meinen schwarzen Lehrerinnen Exerzitien geben und vom 11. bis 21. den Schwestern. Stanislao hat mir eine aus Jerusalem gebracht. Sie ist eine Perle. Am 22. wird eine wunderbare Segelfahrt auf dem Nil unser paradiesisches Treffen beschließen. Selbstverständlich ist der P. Provinzial die Hauptfigur [Protagonista] der Veranstaltung. Wie mir P. Bernardino sagte, hat er heute einen schönen Tag verbracht. P. Stanislao war heute nicht da, weil ich ihn gestern Vormittag nach Alexandria geschickt habe.


[2024]

Ihre beiden lieben Söhne Stanislao und Beppi sind zwei Perlen von Missionaren. Sie bereiten sich für Afrika vor und sie wissen schon (fast) alles als wären sie langjährige Missionare. Ich sage die Wahrheit. Sie können es mit P. Bernardino nachprüfen, nachdem er nun 20 Tage mit mir zusammen gelebt hat. Der Erzbischof schätzt P. Stanislao sehr. Das habe ich bei meinen Gesprächen mit ihm gemerkt. Also müssen wir die Dinge so regeln, dass nicht nur diese beiden für Afrika bereitgestellt, sondern noch weitere geschickt werden. Darüber sollten wir noch sprechen. Sagen Sie P. Tita Carcereri, dass er Recht hatte, seinem Bruder zu schreiben, dass das Ökumenische Konzil nichts ausrichten wird ohne Comboni. Tatsächlich schrieben mir vorgestern der Bischof und gestern Seine Eminenz der Kardinal mit der Bitte, in dieser Angelegenheit nach Rom zu kommen, um uns in Sachen der Mission mit einander abzustimmen.


[2025]

Ich werde nicht vor dem 19. oder 26. Februar abreisen, weil ich sehr viel in Ägypten zu tun habe und auch weil nach meiner Rückkehr aus Oberägypten Ihre kaiserlichen Hoheiten, die Erzherzöge Rainieri und Ernesto und Erzherzogin Maria Carolina in unsere Institute kommen werden, um die Patenschaft von vier schwarzen Kindern zu übernehmen. Sie haben uns schon am vergangenen Donnerstag besucht. P. Stanislao hat viel mit ihnen gesprochen. Und da ich mit Erzherzog Rainieri übereingekommen bin den Pascha zu überrumpeln, werde ich sehr wahrscheinlich den ganzen Monat Februar in Ägypten verbringen. Aber was mich tröstet ist der Umstand, dass der Bischof von Verona sich genau mit P. Guardi geeinigt hat. Das ist etwas, was Eure Paternität wissen muss. Der Bischof gibt keine weiteren Erklärungen. Er beauftragt mich nur, Stanislao zu beauftragen, einen demütigen Brief an P. Guardi zu schreiben. Ich bin gehorsam gewesen. Stanislao hat mir versprochen, das Seine zu tun. Also beten Sie und lassen Sie beten, damit sich die Dinge zur Ehre Gottes und zum Heil für Afrika entwickeln. So will es Gott, so wünscht es Comboni, so mögen die beiden afrikanischen Söhne des hl. Kamillus beten. Wenn wir beten, ist alles getan, denn Christus ist ein Gentleman. P. Bernardino hatte heute viel Polenta gegessen. Es war das erste Mal, dass er Polenta im Orient aß. Es ist einfach immer der geistreiche und liebe P. Bernardino vom Paradies. Und an seinem Habit und Bart hat er äußerlich überhaupt nichts geändert.


[2026]

Auch der hl. Kamillus ist ein Gentleman. Viele haben mir mit Worten geholfen. Und der hl. Kamillus hat Fakten geliefert. Ich werde mich nicht zufrieden geben, bis ich Sie, Hochwürden Herr Pater, nach Afrika bringe. Hier würden Sie zehn Jahre länger leben. Aber ich sehe, dass Sie allzu notwendig in Europa gebraucht werden. Ich habe vor Freude geweint, als ich das Album ‚delle Comunioni‘ etc. gelesen habe. Das ist ein Werk, das P. Artini geleitet und zum Abschluss gebracht hat. Gott muss P. Artini segnen, denn er hat ein Herz nach dem Herzen Gottes.

Empfangen Sie Segenswünsche von uns allen und schicken Sie einen kräftigen Segen an diesen armen, gekreuzigten, aber immer fröhlichen und zufriedenen

D. Daniel Comboni


346
Mons. L. Ciurcia (Relazione)
0
Cairo
15. 2.1870
[2027]

Es war der sehr verehrte polnische Jesuitenpater Maximilian Ryllo, der als erster auf die Idee gekommen war, die Mission Zentralafrikas zu gründen. Er war viele Jahre Generalsuperior der Jesuiten in Syrien. Dort hat er mit unermüdlichem Eifer gewirkt. Er hatte inmitten vieler Hindernisse und Kriege, vor allem in der Zeit der Eroberung durch Mohammed Ali, Vizekönig von Ägypten, großen Erfolg. Er lernte einen christlichen Kaufmann kennen, der sich im Sudan mit dem Handel von Elfenbein ein Vermögen erworben hatte. Dieser hatte ihm viele interessante Details über die Lebensbedingungen und Sitten der Schwarzafrikaner berichtet. Bei ihnen hatte er, vor allem bei zwei jungen Afrikanern, die als Sklaven nach Khartum gebracht worden waren, eine große Bereitschaft erkannt, in die Zivilisation eingeführt zu werden. P. Ryllo war ein eminent intelligenter Mann, er war voller Eifer und Unternehmungsmut und wurde vom Guten Gott dazu motiviert, sich den schwierigsten und gefährlichsten Unternehmungen zur Ehre der Kirche zu stellen. Deshalb wurde er zum Rektor des Collegio Urbano di Propaganda Fide in jener Zeit ernannt, als die Jesuiten damit beauftragt wurden, dieses glorreiche Coenaculum von Aposteln und Märtyrern des ganzen Universums zu leiten. Er ging gleich daran, der Hl. Kongregation vorzuschlagen, im Inneren Afrikas eine Mission zu errichten.


[2028]

Und tatsächlich hat die Propaganda Fide, beeindruckt von der Bedeutung dieses heiligen Unternehmens, das bestimmt war, den traurigsten und am meisten verlassenen Teil der Welt in den Schafstall Christi zu führen, in der Sitzung vom 26. Dezember 1845 Zentralafrika zu einem Apostolischen Vikariat erklärt. Das bestätigte der für die auswärtigen Missionen so aufgeschlossene Papst Gregor XVI. mit einem Dekret vom 3. April 1846. Die Grenzen dieses großen Vikariates waren nach dem apostolischen Dekret folgende:

im Osten das Vikariat von Ägypten und die Präfektur von Abessinien;

im Westen die Präfektur von Guinea;

im Norden die Präfektur von Tripolis, das Vikariat von Tunis und die Diözese Algerien;

im Süden die Berge Quamar. Sie werden auch Mondberge genannt. 

Um dieses riesige apostolische Feld zu bearbeiten, hat die Propaganda Fide die folgenden fünf verehrungswürdigen Männer ausgewählt.

  1. Seine Exzellenz Bischof Casolani aus Malta, Bischof von Maurcastre i.p.i, und Apostolischer Vikar;
  2. Den Hochwürdigsten Herrn P. Maximilian Ryllo aus der Gesellschaft Jesu;
  3. P. Emanuele Pedemonte aus Genua (er war einmal Beamter unter Napoleon);
  4. Don Ignaz Knoblecher aus S. Cantien (Diözese Laibach), Dr. der Theologie und Schüler der Propaganda Fide in Rom; 
  5. Don Angelo Vinco di Cerro (Diözese Verona), Schüler des Mazza-Instituts.

[2029]

Diese tüchtigen Missionare hatten sich die noble Aufgabe gestellt, die schwarzen Völker zu bekehren und überall den verruchten Sklavenhandel zu verhindern, sowie einige Katholiken, die sich auf Grund des Handels in diesen entfernten und abgelegenen Gegenden aufhielten, seelsorglich zu betreuen. Der Weg, den diese neue Karawane gehen und der Standort, der gewählt werden sollte, waren noch nicht festgelegt. Der Wille der göttlichen Vorsehung und die Erfahrung der Missionare mussten entscheiden. Bischof Casolani war der Meinung, man solle die Straße von Tripolis und von Fessan nehmen, die Sahara auf dem Kamel in 84 Tagen durchqueren und sich im großen Reich der Bornù niederlassen. P. Ryllo dagegen war überzeugt, es wäre klüger, den Weg über den Nil und Nubien zu nehmen, da es ein viel sicherer Weg sei, den außerdem viele Reisende bereits kennen und der auch von der ägyptischen Spedition benutzt wurde, als Mohammed Ali 1822 den Ostsudan eroberte. Diese Idee überzeugte schließlich.


[2030]

Ehe die Karawane sich auf den Weg machen konnte, starb Gregor XVI., aber sein erhabener Nachfolger Pius IX., begeistert vom gleichen Eifer für die Bekehrung Afrikas, bestätigte die Dekrete seines glorreichen Vorgängers und segnete das heilige Unternehmen und die neuen Apostel Zentralafrikas. Aber da die Vorbereitungen für diese Reise noch Zeit brauchten und der Apostolische Vikar noch einige familiäre Angelegenheit regeln musste, legte man fest, dass Knoblecher mit P. Pedemonte und Don Angelo Vinco Rom am 3. Juli 1846 verlassen würde, um sich nach Syrien zu begeben und dort bei den Maroniten zu wohnen. Dort sollten sie sich an das orientalische Leben gewöhnen, das gewisse Ähnlichkeiten mit den Gebräuchen in den Ländern Nubien und Sudan hat, wohin sie ja gehen sollten. Dieser Aufenthalt dauerte acht Monate. Sie nutzten diese Zeit, um Arabisch zu lernen, das bis zum 13. Längengrad Nord gesprochen wird. Sie besuchten Jerusalem und die Heiligen Orte, die an das Leben und die Wunder des göttlichen Erlösers erinnern.


[2031]

Im darauf folgenden Frühling versammelten sich die Missionare in Alexandria, aber sie nahmen eine Änderung in der Leitung der Mission vor. Es ist angebracht, die Gründe dafür hier kurz anzugeben: Bischof Casolani folgte der heiligen Karawane als einfacher Missionar. Die Leitung der Karawane übernahm P. Ryllo, der mit Apostolischem Dekret vom 18. April 1847 zum Apostolischen Provikar von Zentralafrika ernannt worden war. Der Expedition standen 50.000 Franken zur Verfügung. Von denen hatte die Propaganda Fide 37.634,41 (7.000 römische Scudi) gegeben. Fünf Monate nahmen die Vorbereitungen in Alexandria und Kairo in Anspruch. Während dieser Zeit hatten die Missionare den Vorteil, die notwendigsten und genauesten Informationen über den Sudan von dem illustren französischen Ingenieur Herrn d’Arnaud zu erhalten. Er hatte nämlich Nubien und einige Stämme des inneren Afrika besucht, als er an einer ägyptischen Expedition auf dem Weißen Nil teilnahm.


[2032]

P. Ryllo, der die türkische Seele gut kannte, hatte den Mut, sich persönlich bei seiner Hoheit Mohammed Ali und seinem tüchtigen Sohn Ibrahim Pascha vorzustellen. Dieser hatte vor einigen Jahren in Syrien eine beachtliche Summe dem versprochen, der ihm das Haupt des mutigen Jesuiten bringen würde, denn der hatte die Christen aus dem Libanon und die Maroniten ermutigt, dem stolzen Eroberer Widerstand zu leisten, der das Land in Besitz nehmen wollte, ganz im Gegensatz zu seinem Herrn, dem großen Sultan von Konstantinopel. P. Ryllo sprach perfekt Arabisch. Er benahm sich am ägyptischen Hof so großartig, dass er das Vertrauen des berühmten Kriegers wie auch das des Vizekönigs von Ägypten gewann. Dieser beschenkte seinen ehemaligen Feind mit Gunsterweisen. Er überreichte ihm ein unterzeichnetes Dokument, das die Missionare bis in die fernsten Gebiete des ägyptischen Reiches bei den Regierungsbehörden und den Stammeshäuptern des Sudans beschützte. Von der göttlichen Vorsehung auf diese Weise begünstigt, verließen die Missionare Kairo, um Nil aufwärts über Oberägypten nach Nubien zu reisen. Ihr Plan war, sich über Khartum, der Hauptstadt jener neuen ägyptischen Gebiete des Sudans, zu den Stämmen der Schwarzafrikaner zu begeben. Khartum liegt etwa zwei Meilen vom Dreieck der Halbinsel Sennar, dort, wo der Weiße und der Blaue Nil zusammenfließen und den Nil bilden, zwischen dem 15. und des 16. Längengrades Nord.


[2033]

Gegen Ende Oktober betrat die heilige Karawane zum ersten Mal das Gebiet des Vikariates von Zentralafrika jenseits der ersten Nilstromschnellen bei der berühmten Insel Philae, auf dem Wendekreis des Krebses. Dort wurde das erste muslimische Kind, das im Sterben lag, getauft. Es war sozusagen die erste Blüte dieses wichtigen Apostolates und der Frühling ihrer schwierigen und gefährlichen Aufgabe. Was für ein gewaltiges Feld der Verkündigung der Frohbotschaft stellte sich unseren eifrigen Missionaren! Ich spreche hier gar nicht von der gewaltigen Zahl von Territorien und Dörfern dieser großen Mission, wie auch der zahlreichen Sprachen und Dialekte, die von der Bevölkerung und den Stämmen gesprochen werden, die diese ausgedehnten Gebiete bewohnen. Diese Gegenden sind noch nicht einmal klassifiziert worden, sie laufen unter dem Namen ‚Unbekannte Regionen Afrikas‘.


[2034]

Ich erwähne nur einige allgemeine Details über die unvorstellbare Ausdehnung dieses großen Vikariates. Wir schließen zunächst das Gebiet aus, das die Missionen umfasst, die nach dessen Errichtung gegründet wurden. Die Grenzen nach Süden sind berechnet von den Mondbergen (für den Fall, dass sie wirklich existieren) an. Die Grenzen liegen also zwischen dem 5. Breitengrad Süd und dem Äquator. Das ist ungefähr dort, wo die berühmten Reisenden Speke und Grant mit großer Wahrscheinlichkeit im Jahr 1858 den Victoria-See zwischen dem 3. Breitengrad Süd und dem Äquator entdeckt haben, das heißt den See, der die erste Quelle des Nils bildet und dort, wo Sir Samuel Baker 1864 das große Becken sah, das die zweite Quelle des Flusses bildet. Das ist der Albert-See oder Louta N’Ziger am Äquator. Daraus ergibt sich, dass diese große Mission ungefähr eine Ausdehnung umfasst, die zwischen dem 5. Breitengrad Süd und dem 24. Breitengrad Nord liegt. Sie wird begrenzt von 10. und 35. Längengrad Ost des Meridians von Paris. Außerdem umfasst es den Raum, der zwischen dem 10. und 29. Breitengrad Nord, zwischen dem 9. und 10. Längengrad Ost nach dem sogenannten Meridian liegt. Daraus lässt sich ableiten, dass das Vikariat Zentralafrika nach seiner Errichtung durch ein apostolisches Dekret in Ausdehnung zwanzigmal so groß ist wie Frankreich. Deshalb hat die Propaganda Fide im Jahr 1868 von dieser großen Mission im Westen einen beachtlichen Teil abgetrennt, um die Apostolische Präfektur der Wüste Sahara zu errichten, die dem Erzbischof von Algerien anvertraut wurde. Man muss allerdings anerkennen, dass das Vikariat Zentralafrika das größte auf der ganzen Welt ist.


[2035]

Es ist aber auch wahr, dass der Hl. Stuhl, als er diese ungeheure Mission errichtete, die ersten Arbeiter des Evangeliums mit dem Ziel geschickt hatte, weitere Apostolische Vikariate und Präfekturen zu errichten, je nach den Hoffnungen und den Ergebnissen, die diese katholische Aktion hervorbringen werde. Der Stellvertreter Christi würde die verschiedenen Ordensgemeinschaften oder kirchlichen Gemeinschaften beauftragen, an der religiösen und zivilen Wiedergeburt dieses weiten Gebietes der Welt, dessen Bewohner noch in der Finsternis des Todes leben, mitzuarbeiten. Während seiner Reise durch Niedernubien erkrankte P. Ryllo an heftigem Durchfall. Das zwang die Karawane, den direkten Weg durch die Wüste von Korosco und Abu-Hammed zu verlassen, um auf den längeren Weg von Wadi Halfa und Dongola auszuweichen. Auf diese Weise folgten sie dem Bogen, den der Nil bei den Stromschnellen in Nubien macht. Nach großen Beschwernissen und Leiden, auch verbunden mit höheren Ausgaben, erreichten sie schließlich am 11. Februar 1848 Khartum.


[2036]

Diese Stadt bestand damals aus kleinen Strohhütten oder aus an der Sonne getrockneten Ziegeln. Diese waren ebenerdig, und der Regen zerstört sie häufig. Zudem können sie nur einem kleinen Teil ihrer Bewohner Schutz bieten. Die anderen halten sich für gewöhnlich in kleinen Zelten auf oder unter freiem Himmel. Die Bevölkerung zählt kaum 15.000 Einwohner. Ein großer Teil von ihnen bestand aus Sklaven aller Art und verschiedenster Hautfarben. Sie waren mit Gewalt entführt worden und kamen aus verschiedenen Stämmen Afrikas. Alle unsere Missionare, verteilt auf einfache Zelte, die am Ufer des Blauen Flusses errichtet waren, lagen durch die Anstrengungen und die Mühen einer langen und gefährlichen Reise krank danieder. Der Gesundheitszustand von P. Ryllo verschlechterte sich immer mehr. Die Lebensmittel und Vorräte waren fast aufgebraucht. Die Reserven, die für jeden vorgesehen waren, neigten sich erkennbar dem Ende zu. Es war unmöglich, die Reise fortzusetzen. Auf der anderen Seite war Khartum die letzte Station für den europäischen Handel, die Metropole des ägyptischen Sudan, der letzte Posten, an dem es noch Kontakt mit Ägypten gab. Khartum ist der Ausgangpunkt für weitere Reisen und für die Kommunikation bezüglich der Angelegenheiten zwischen Kairo und dem Inneren Afrikas. Um einen sicheren Kontakt mit den Eingeborenen von Zentralafrika zu pflegen und solide und positive Projekte in Angriff zu nehmen, wie sie ihre künftigen Dienste verrichten und die Lebensweise, die Glaubensvorstellungen, den Aberglauben und die Gebräuche des Landes studieren, sowie auch die verschiedenen Sprachen der Sklaven erlernen können, die notwendig sind, um die Pflichten ihres Status zu erfüllen, schien allen Missionaren dieser Ort als der günstigste. Schließlich, um sich schrittweise an das Klima zu gewöhnen, das ganz anders ist als in Europa, und um einen Ort für Erholung festzulegen, an dem sich die armen Missionare treffen und ausruhen könnten, nachdem sie eine Zeit lang in der Verkündigung des Wortes Gottes bei den verschiedenen Stämmen standen, damit sie so dann wieder die Anstrengungen und Mühen ihres Dienstes besser ertragen könnten.


[2037]

Man beschloss also, in Khartum eine Missionsstation zu errichten. Ein Türke, Herr Kherrif Hassan, der schon den Missionaren in Dongola großherzig Gastfreundschaft erwiesen hatte, wollte seine Anerkennung für einige maronitische Priester aus dem Libanon zum Ausdruck bringen, weil sie ihm auf einem Kriegszug des Vizekönigs von Ägypten in Syrien das Leben gerettet hatten. Er erwies ihnen auch in dieser tropischen Stadt hochherzige Hilfe und wohlwollenden Schutz. Am 17. Juni 1848 hat Hochw. P. Ryllo voller Verdienste und geplagt von furchtbaren Schmerzen seine Seele dem Schöpfer zurückgegeben, nachdem er den Titel des Provikars an Ignaz Knoblecher übertragen hatte. Er wurde in der Mitte eines Platzes begraben, der später in einen großen Garten umgewandelt wurde. Dort wurde ein bescheidenes Grabmal errichtet, an dem sich die Schüler von damals kurz vor Sonnenuntergang versammelten und alle Tage den Rosenkranz beteten.


[2038]

Nach dem Tod von Ryllo wurde Msgr. Casolani gesundheitlich so schwach, dass es ihm fast unmöglich war, wieder gesund zu werden. Was für ein Schicksal für diese armen Missionare, die nach jenseits der Wüste geschickt worden waren ohne Mittel und geplagt von Anfällen furchtbarer Fieberkrankheiten! Anstelle von Hilfen, um die sie in Europa gebeten hatten, erhielten sie dagegen furchtbare Nachrichten. Der Sturm der Revolution hatte ganz Europa überrannt. Alles, was bis dahin ehrenwert war und Verehrung verdiente, wie zum Beispiel der Glaube, weil er die Basis der sozialen Ordnung war, schien zerstört zu sein. Die Prediger des Wortes Gottes wurden verfolgt und vertrieben. Die frommen Einrichtungen für die Bekehrung und die Verbreitung des Glaubens und auch der Souveräne Pontifex, alles schien zu Grunde zu gehen. Wer konnte bei einem solchen Niedergang noch an die ferne Mission von Zentralafrika denken? Wie konnten die Botschafter des Glaubens auf Hilfe hoffen und Interesse für ihr so schwieriges Unternehmen finden? Die Propaganda Fide in Rom, die die schlimmsten Schläge der Revolution erlitten hatte, erklärte feierlich, dass sie sich nicht mehr in der Lage sehe, den Missionaren zu helfen. Sie erteilte den Missionaren die Erlaubnis, wieder nach Europa zurückzukehren, um für andere Missionen bereitzustehen.


[2039]

Es war der ehrwürdige Dr. Knoblecher, der sich nicht erschrecken ließ und seinen lieben Gefährten Mut zusprach. Ohne Knoblecher wäre die Mission von Zentralafrika 1848 zerfallen und würde heute nicht mehr existieren. P. Ryllo hatte noch zu Lebzeiten am Ufer des Weißen Flusses in Khartum ein Grundstück gekauft. Dr. Knoblecher wandelte es in einen Garten um, errichtete eine kleine Wohnung mit einer sehr engen und sehr bescheidenen Kapelle. Sie war aber ausreichend für die wichtigsten Bedürfnisse der Missionare. Sie konnten jeden Tag das hl. Messopfer feiern, dem göttlichen Erlöser danken für die Wohltaten der Erlösung und jeden Tag um seinen Beistand und seinen Segen bitten in einem Land, das bis zu diesem Zeitpunkt nichts anderes kennengelernt hatte als die Irrlehren des Heidentums und die Blindheit des Islams. Schließlich baten sie darum, dass diese verschiedenen Völker in den Schoß der Kirche eintreten, die die einzige Pforte zum ewigen Heil ist.


[2040]

In Khartum gab es einen großen Sklavenhandel. Diese unglücklichen Gefangenen Zentralafrikas wurden mit Gewalt und Brutalität ihren Familien entrissen. Sie wurden in Ketten gefesselt und wie wilde Tiere zum Verkauf angeboten. Unter diesen Gefangenen befanden sich oft zarte Kinder, die denen zugeteilt wurden, die sie zu einem hohen Preis kauften. Die Missionare kauften auf diesem Markt viele Kinder, die ihnen sehr intelligent erschienen und die Anzeichen für ein erfolgreiches Gelingen zeigten. Unter ihnen befanden sich auch einige Abkömmlinge von Europäern, die von ihren Vätern gnadenlos sich selbst überlassen wurden und in die Ungläubigkeit ihrer Mütter zurückfielen. Diese Kinder wurden in das Haus der Mission aufgenommen. Sie wurden in den einfachsten Dingen unterrichtet, die ihnen in ihrer Heimat nützlich sein könnten, aber vor allem in den Wahrheiten unserer heiligen Religion. Sie sollten die erste christliche Gemeinschaft von Zentralafrika bilden. Eines Tages musste man sie in die Freiheit entlassen. Sie sollten auf sicheren Wegen in ihre Heimatländer zurückkehren und bei ihren Landsleuten als Apostel und aktive Helfer der Missionare wirken. Erfüllt von großem Eifer nahmen diese Jugendlichen das Wort Gottes freudig auf. Ihre Liebe zu Gott war lebendig, ihre Gewohnheiten angenehm und gelassen. Sie pflegten ein herzliches Verhältnis zu den Missionaren. In kurzer Zeit konnten die ersten von ihnen die hl. Taufe empfangen, die ihnen an Allerheiligen gespendet wurde.


[2041]

Am Abend der Vigil des großen Tages besuchte der Provikar, wie er es gewohnt war, den Schlafsaal der Jungen, um sich zu versichern, dass alles in Ordnung sei. Er traf die Katechumenen kniend vereint im Gebet. Er fragte sie, was sie täten. „Wir beten,“ - so sagten sie – „zur Mutter Gottes, unserer guten Mutter, damit sie uns von Gott die Gnade erflehe, den nächsten glücklichen Tag zu erreichen, an dem wir Christen werden.“ Was für ein Glaube in den ersten Kindern von Zentralafrika. Andererseits waren Knoblecher und seine Gefährten ihrerseits Schüler von ihren Schülern, denn sie versuchten, soweit das möglich war, die Sprachen der verschiedenen Stämme zu erlernen, denen diese Kinder angehörten. Sie nahmen auch mit großer Sorgfalt alles wahr, was ihnen helfen konnte, die Sitten und Gebräuche und die Lebensbedingungen in deren Heimatländern zu verstehen. Das taten sie, um dem geplanten Apostolat in diesen Ländern zum Erfolg zu verhelfen. Als die Hilfen aus Europa sich verzögerten, verringerte das nicht den Eifer und die Aktivität, die immer gleich blieb. Die Schüler entbehrten nichts, denn die Missionare verzichteten auf manches, um ihnen in ihren Bedürfnissen entgegenzukommen.


[2042]

Alles wurde von diesen würdigen Dienern Christi ertragen, die nichts anderes suchten als die Ehre Gottes und das Heil der am meisten vernachlässigten Seelen. In der kleinen Gemeinschaft von Khartum herrschte Frieden, Ordnung und der Geist Jesu Christi. Obwohl er auf die göttliche Vorsehung vertraute, machte sich Dr. Knoblecher doch Sorgen wegen der finanziellen Situation der Mission. Um in Italien Hilfen zu erbitten, nutzte er die Rückkehr von Don Angelo Vinco nach Europa. Msgr. Casolani, der weder das drückende Klima von Khartum noch die Anstrengungen der Mission ertragen konnte, kehrte nach Malta zurück mit der Absicht, nie mehr zurückzukehren.


[2043]

Der Apostolische Provikar beauftragte Don Vinco, den Monsignore nach Ägypten zu begleiten und dann nach Italien zu reisen, um Spenden für die Mission zu sammeln. Am 19. Januar 1849 traf dieser mutige Missionar in Verona in jenem Institut ein, das ihn für den Dienst Gottes erzogen und für das Apostolat ausgebildet hatte. Das vorrangige Ziel seiner Reise hat er leider nicht erreicht, und zwar wegen der Revolution und den beklagenswerten Ereignissen jener Tage. Er hatte jedoch auf doppelte Weise auf seiner Heimreise in die Heimat gewonnen, denn, ohne es selber zu bemerken, hatte er ein großes Interesse für die Zukunft der Mission geweckt. Die göttliche Vorsehung hatte ihn in eine eminent katholische, glaubenstreue Stadt geführt, in der einer der größten afrikanischen heiligen Märtyrer hervorragend gewirkt hat, nämlich der hl. Zeno, der Schutzpatron Veronas. Er war Afrikaner. Dort verehren die frommen Veroneser seit Jahrhunderten die glorreichen Reliquien ihres Schutzpatrons, des hl. Zeno. Dort sollte der erste Funke der apostolischen Berufung entzündet werden, die später viele Mitglieder des ehrwürdigen Instituts des Professors Don Nicola Mazza von Verona ergriff.


[2044]

Er berichtete den 500 Schülern seiner Institute San Carlo und Canterane mit Begeisterung viele sehr interessante Details und gab Erklärungen über die beklagenswerte Situation der unglücklichen Kinder der hamitischen Rasse. Dadurch entzündete er das göttliche Feuer der Nächstenliebe, die nichts anderes vermag, als sich ganz hinzugeben im Opfer für die Rettung der Ungläubigen. Die Erzählungen des Don Vinco hinterließen einen tiefen Eindruck in dem großartigen und von Nächstenliebe und Weisheit erfüllten Don Nicola Mazza. Er ist ein würdiger Vertreter der Vorkämpfer der Kirche wie S. Vincenzo de Paola und S. Karl Borromäus. Dieser ehrwürdige Gründer, beseelt vom übernatürlichen Feuer für die Rettung der Afrikaner, sah unter seinen Schülern einige, die bereit waren, ihm in seinem Eifer zu folgen. Er entschloss sich, mit seinen beiden Instituten, die in Verona in Blüte standen, am Apostolat Afrikas mitzuarbeiten. Das erste von ihnen könnte seeleneifrige Missionare zur Verfügung stellen, das zweite wahre Frauen des Evangeliums für die Bekehrung von Zentralafrika.


[2045]

Diesem noblen Gedanken folgend sagte sich Don Mazza: „Mein Knabeninstitut, das der Diözese jedes Jahr gute Priester zur Verfügung stellt, wird auch Afrika gute Missionare zur Verfügung stellen können und afrikanische Kinder unterrichten, die dann später die Apostel ihrer Heimat sein können. Mein Mädchenstitut, das jeden Tag mehr als 300 Mädchen unterrichtet und beherbergt, wird ganz gut die armen schwarzen Mädchen in unserer Religion und christlichen Moral unterrichten können, damit sie nützliche Menschen für ihre Heimat werden.“ Für die Mitglieder dieser beiden Institute von Verona wird man mit der Genehmigung des Hl. Stuhles eine Mission in Zentralafrika für die Verbreitung des Glaubens übernehmen können. Das war die berühmte Idee des Don Nicola Mazza. In der Tat führte sie zur aktiven Zusammenarbeit mit Hochwürden P. Geremia aus Livorno. Er war ein ägyptischer Franziskanermissionar, der den beiden Instituten von Verona viele afrikanische Jungen und Mädchen zuführte, um sie im Glauben und in der christlichen Zivilisation zu unterrichten; und so begann er Priester und gute Menschen vorzubereiten, um sein Werk zu beginnen.


[2046]

In der Zwischenzeit hat Don Ignaz Knoblecher, der alleine mit P. Pedemonte in Khartum war, durch den Letzteren beim Jesuitengeneral Missionare angefordert. Er erhielt so P. Luigi Zara aus Verona sowie einen weiteren Pater und einige Laien der Jesuiten. Es war gegen Mitte des Jahres 1849, als die Not ihren Höhepunkt erreichte. Da traf zur rechten Zeit Hilfe aus Laibach ein, um die Mission in ihrer Not zu unterstützen. Die eintreffenden Hilfsmittel, die durch private Briefe erbeten worden waren, gaben Zeugnis dafür, dass der Glaube und die Mitarbeit an den Werken zur Verbreitung des Evangeliums in Europa noch nicht erloschen waren. Sie gaben Hoffnung für die Zukunft. Alle bis dahin ertragenen Mühen schienen den hochherzigen Eiferern für das Heil der Afrikaner leicht und erträglich, denn sie waren beseelt von diesem glücklichen Vertrauen, das nie in jenen erlischt, die auf Gott vertrauen.


[2047]

Nach der Rückkehr von Don Angelo Vinco nach Khartum beschloss Dr. Knoblecher die Durchführung des großen Missionsprojektes zu überprüfen und nach Möglichkeit in das Innere Afrikas vorzudringen, um die künftigen Arbeitsfelder besser kennenzulernen. Jedes Jahr im November, wenn der Wind aus dem Norden zu wehen begann, schickte der Generalgouverneur des Sudans von Khartum aus zahlreiche Schiffe den Weißen Fluss hinauf, um die ägyptischen Einwohner, die am Fluss entlang wohnten, mit dem Notwendigsten zu versorgen und von den Schwarzen Elfenbein gegen Glasperlen einzutauschen. Dr. Knoblecher hatte beschlossen, sich dieser Expedition anzuschließen. Ein muslimischer Kaufmann bot ihm Geld unter recht ungünstigen Bedingungen an. Er hatte sich vorgenommen, mit Sorgfalt das Land zu erkunden, um einen sicheren, gesunden Platz zu finden, an dem es Wasser und Holz gab, um dort eine katholische Missionsstation zu errichten.


[2048]

In der festen Hoffnung, mit seinem Plan Erfolg zu haben, unternahm er im November 1849 seine Reise auf dem Weißen Fluss. In der 64tägigen Schiffsreise nach Süden warf sein neues Schiff zu Füßen der kleinen Bergkette von Lagweck bei den Bari Anker. Er wurde dort von diesen Menschen so freundlich aufgenommen, dass er ihnen bei seiner Abreise versprach, im nächsten Jahr wiederzukommen. Nachdem er das ganze Land in Augenschein genommen hatte, unternahm er mehrere Erkundungsreisen in die nahen Gebiete der Bari. Er hatte alles genau angesehen und sich überzeugt, dass der Stamm der Bari ein sicherer und günstiger Standort wäre, um dort eine katholische Mission zu eröffnen. Danach kehrte er in Eile nach Khartum zurück.


[2049]

Jetzt war das Arbeitsfeld gefunden. Aber all das, was notwendig war, um dem Unternehmen Erfolg zu verleihen, schien zu fehlen. Es fehlte an Arbeitskräften und Mitteln zum Unterhalt. Es fehlten verschiedene Elemente, um den Völkern, die sich bekehren sollten, eine moralische und christliche Erziehung zu geben. Um ihnen wie auch der Mission den Schutz vor den unerwarteten Angriffen ihrer Nachbarn zu garantieren, fehlte es an allem bei diesem heiligen Unternehmen. Alle Versuche, die in Europa bei der Kongregation der Propaganda und bei den frommen Vereinen, die die heiligen Missionen unterstützen, unternommen wurden, hatten keinen Erfolg, nicht einmal, um die notwendigsten Dinge zu besorgen. Aus diesem Grund hielt er es für unumgänglich, nach Europa zu reisen. Nachdem er die Jesuiten mit der Leitung der Mission beauftragt hatte, machte er sich auf den Weg nach Deutschland.


[2050]

In seiner Heimat Laibach angekommen, bemühte er sich gleich, sofortige Unterstützung zu bekommen, um für eine gewisse Zeit das Haus in Khartum zu unterhalten. Danach überlegte er, wie er die notwendigen Mittel für sein zukünftiges Unternehmen am Weißen Fluss bekommen könnte. Und es ist ihm gelungen. Vor allem ging er sehr zuversichtlich nach Wien, wo er am kaiserlichen Hof erstaunliche Hilfe erhielt. Dr. Knoblecher hat in wenigen Worten klipp und klar in einem kurzen Papier das Programm seines Werkes erklärt und es seiner Apostolischen Majestät vorgetragen. Kaiser Franz Joseph I. hatte den Provikar mit großer Freundlichkeit empfangen. Er zeigte größtes Interesse an diesem noblen Unternehmen. Er stellte sich an die Spitze dieser Bewegung, die in Österreich zu Gunsten der Mission im Inneren Afrikas geweckt worden war, und spendete aus seiner Privatkasse eine Summe von 25.000 österreichischen Lire (20.835 Franken). Alle Mitglieder der kaiserlichen Familie, der Erzherzog, die Prinzen und Prinzessinnen sowie die katholischen Minister des Reiches versuchten, jeder nach seinen eigenen Möglichkeiten, der Mission nützlich zu sein. Die nobelsten Damen der Hauptstadt und des Reiches kamen, um in die Hände des Provikars beachtliche Hilfe in Form von Gutscheinen oder in barer Münze zu legen.


[2051]

Diese gute Aufnahme erhielt er auch von Seiten der Bischöfe und des österreichischen Klerus. Schritt für Schritt folgten Bittgesuche und Hirtenbriefe der Bischöfe, in denen den Gläubigen in ihren Diözesen die Mission ans Herz gelegt wurde mit der Bitte um Spenden. Hervorzuheben ist, dass von überall her sich würdige Kleriker und fromme Laien aus Liebe zu Gott und aus Liebe für die Rettung des Nächsten einfanden und baten, nach Afrika reisen zu dürfen, um am großen Werk der Mission mitwirken zu können. Er brauchte keine besondere Ermutigung und Überzeugungsarbeit, um sie zur Mitarbeit an dem Unternehmen zu bewegen. Das persönliche Erscheinen von Dr. Knoblecher weckte eine heilige Begeisterung. Seine Gegenwart begeisterte alle Herzen und zog alle unwiderstehlich an sich.


[2052]

Es schien, als ob die Mission das Notwendigste für die Missionsstation Khartum und für die neue Gründung im Lande der Bari bekommen hätte. Aber wie sollte es in Zukunft weitergehen? Die Gründungen von Dr. Knoblecher würden ohne die Hoffnung auf eine in Zukunft weiterlaufende Unterstützung auf Sand gebaut werden. Der brillanteste Anfang führt zu keinen großen Erfolgen in einem Werk ohne den Rahmen der Beständigkeit, der die Fortführung und die Weiterentwicklung desselben garantiert. Auf Grund der Ratschläge eines ehrenwerten Bischofs seiner Heimat, Msgr. A. Meschutar, Ratgeber des Parlaments und Vorsitzender des Bereiches Kult im Ministerium, hatte Dr. Knoblecher ein Komitee zusammengerufen, das aus geachteten und einflussreichen Personen des Kaiserreiches Österreich zusammengesetzt war. Mit Genehmigung der kaiserlichen Regierung wurde der Marienverein für die Mission im Inneren Afrikas gegründet. Der Verein stand unter der Leitung des oben genannten Bischofs Msgr. Meschutar.


[2053]

Nach der Genehmigung durch den Heiligen Stuhl, die mit dem offiziellen Schreiben vom 5. Dezember 1852 erfolgte, wurde der Marienverein unter die Schutzherrschaft Seiner Eminenz Kardinal Prinz Friedrich Schwarzenberg, Erzbischof von Prag, gestellt und unter den Vorsitz Seiner Exzellenz Staatsrat Friedrich von Hunter, Geschichtswissenschaftler des Reiches seiner Apostolischen Majestät des österreichischen Kaisers. Diese Persönlichkeit war eines der brillantesten Wunderkinder des 19. Jahrhunderts. Der Vorstand dieses Vereins hatte Rundbriefe an alle Bischöfe des Kaiserreiches geschrieben. Der Verein wurde in allen Diözesen eingeführt und hat während vieler Jahre enorme Summen für Zentralafrika gesammelt. Seine Majestät der Kaiser stellte die Mission unter seinen Schutz und erwirkte für sie ein Firman [Empfehlungsschreiben] vom großen Sultan, der ihm alle Rechte und Privilegien in allen Besitzungen des Vizekönigs von Ägypten garantierte, in denen sich die katholischen Missionen etablieren sollten nach den Verträgen in den anderen Provinzen des Ottomanischen Reiches. Ein österreichisches Konsulat wurde in Khartum ausdrücklich zum Schutz der Rechte und der Interessen der Mission errichtet.


[2054]

Nachdem er seine Angelegenheiten in Wien erledigt hatte, begab sich Dr. Knoblecher über München nach Brixen in Tirol, um die Interessen seines Unternehmens einem seiner geschätztesten Freunde, den er 1845 in Rom kennengelernt hatte, zu empfehlen. Dieser hatte ihn nämlich voll und ganz verstanden. Es war der bekannte und weise Professor Dr. J. C. Mitterrutzner, Augustiner-Regular-Kanoniker. Er war ein Mensch mit seltenen Talenten, der die Säule der Mission war. Das Vikariat von Zentralafrika verdankt ihm viele große Dienste. Ich erwähne nur, dass er jedes Jahr gewaltige Summen für die Mission gesammelt und eine gute Zahl von Priestern aus dem katholischen Tirol [nach Afrika] geschickt hat.


[2055]

Er hat auch alle möglichen Mittel, vor allem die Feder, eingesetzt, um dem großen Unternehmen zu dienen. Schließlich ist es ihm mittels der Manuskripte, die ihm die Missionare zur Verfügung stellten, und unterstützt von zwei Afrikanern, die er nach Brixen kommen ließ, gelungen, Wörterbücher, Grammatiken und Katechismen in den beiden wichtigsten und schwierigsten Sprachen der Mission, nämlich der Dinka- und der Bari-Sprache, zusammenzustellen. Auf diese Weise hat er für die künftigen Missionare Zentralafrikas die Elemente und das Material hergestellt, das sie so notwendig brauchten, um ihren apostolischen Dienst zu verrichten in dem ausgedehnten Gebiet zwischen dem 13. Längengrad Nord und dem Äquator in den Landstrichen des Weißen Flusses.


[2056]

Knoblecher wurde sehr entgegenkommend vom illustren Msgr. Gallura, Fürstbischof von Brixen, und seinem frommen und klugen Klerus empfangen. Er wurde mit heiliger Begeisterung in Verona und in Monza empfangen. Über Genua begab er sich dann nach Rom, um dem Hl. Stuhl Rechenschaft zu geben über die Entwicklung der Mission. Aber in Rom stieß er auf große Hindernisse. Die Propaganda hatte auf Grund der Proteste von Bischof Casolani, der sich vor allem auf das Fehlen von finanziellen Mitteln für die Mission stützte und auf die Aussage Seiner Eminenz Kardinal Fransoni, er könne keine besorgen, beschlossen, die Mission aufzugeben. Das Dekret der Aufhebung der Mission war schon unterschrieben und die Anordnung, die Missionare aus Khartum abzuberufen, um sie in anderen Missionen einzusetzen, war schon erfolgt. Der Reisebericht Knoblechers über die Reise in die Landstriche der Bari und die guten Erfolge, die er in Österreich erlangt hatte, haben diesen Schlag noch einmal aufgehalten. Dies gelang ihm nur unter vielen Mühen und Schwierigkeiten.


[2057]

Pius IX. hörte in einer Privataudienz mit großer Aufmerksamkeit und lebendigem Interesse zu. Knoblecher wurde zum Apostolischen Provikar von Zentralafrika ernannt und erneut mit der Leitung der Mission beauftragt. Im August des Jahres 1851 begab er sich nach Triest, um die umfangreichen Vorräte, die er in Deutschland gesammelt hatte, in Empfang zu nehmen und die neuen Missionare zu begrüßen, mit denen er nach Ägypten fuhr.

Hier sind die Namen der eifrigen Glaubensboten. Alle waren Slawen:

Hochw. P. Bartholomäus Mozgan

Hochw. P. Martin Doviak

Hochw. P. Otto Tratant

Hochw. P. Johann Kociiancic

Hochw. P. Matthäus Milharcic


[2058]

Diese wurden begleitet von zahlreichen Laien, die sich für die Mission gemeldet hatten und durch ihre Fähigkeiten als Handwerker und Kunsthandwerker der Mission nützlich sein würden. Die Missionare waren gezwungen, ihren Aufenthalt in der Hauptstadt Ägyptens über die vorgesehene Zeit hinaus zu verlängern. Dr. Knoblecher hatte, wie gesagt, in Konstantinopel ein offizielles Schreiben [Firman] zum Schutz des Vikariates durch die Regierung des ägyptischen Sudan erhalten. Es war aber sehr enttäuschend, dass die entsprechenden Rechte und Privilegien der neuen Mission erst vom Vizekönig anerkannt werden mussten, da seit einiger Zeit kein gutes Einvernehmen zwischen der ‚Hohen Pforte‘ und dem ‚Diwan‘ in Kairo bestand, so dass man den Eindruck gewinnen musste, als ob die Anordnungen (von oben) in Ägypten wenig befolgt wurden. Auch der Diwan erhielt den Auftrag, Anordnungen im Sinne des Empfehlungsschreibens für die Amtsinhaber des Sudan herauszugeben. Trotz aller nur erdenklicher Proteste wurde dem Provikar das Empfehlungsschreiben des Großen Pascha nicht ausgehändigt.


[2059]

Die Schlauheit und die Intrigen, die sich der arrogante Moslem erlaubte, hatten Knoblecher auf Grund seiner Erfahrungen in der Vergangenheit überzeugt, dass seine Mühen ohne dieses Dokument leicht ins Leere laufen und ohne Erfolg bleiben würden. Deshalb schickte er ein Schreiben an den Großen Diwan, in welchem er ihm erklärte, dass er sich gezwungen sehe, von Konstantinopel ein neues Firman anzufordern und zu verlangen, dass dieses Firman in Händen der Mission verbleibe. Die Antwort war, dass er sich getäuscht hatte, vom Großen Pascha Anordnungen zu erwarten, dafür erhielt er innerhalb von 48 Stunden von der ägyptischen Regierung eine Kopie des Firmans von Konstantinopel, das von Seiner Eminenz dem Vizekönig unterzeichnet war.


[2060]

Bevor der Provikar die Hauptstadt verließ, dachte er daran, ein möglichst bequemes Schiff anzuschaffen, um den Nachschub für die Missionen zu transportieren und die apostolischen Visitationen auf dem Weißen Fluss zu unternehmen. Er erwarb also ein großes Schiff, das auf Arabisch ‚Dahabiya‘ genannt wird und welches ihm Seine Eminenz der Pascha Heiraldin zu einem mäßigen Preis verkaufte. Es war ein elegantes Schiff aus Eisen mit drei Segeln, das der Provikar am 15. Oktober feierlich einweihte. Er gab ihm den Namen ‚Stella Matutina‘. Die Zeremonie war sehr beeindruckend. Der letzte der drei Räume war gut geeignet für eine kleine Kapelle. Das Harmonium, das das Lied ‚Ave Maris Stella‘ und die Andacht der frommen Katholiken, die daran teilnahmen, begleitete, machte das Fest an den Ufern des Nils und zu Füßen der Pyramiden sehr interessant.


[2061]

Die Stella Matutina wurde in Zentralafrika berühmt. Sie wurde mit außergewöhnlich großer Freude von den großen Volksstämmen des Weißen Flusses begrüßt und von den Schwarzafrikanern als ein Vorbote des Glückes für das ganze Gebiet von Berber bis Gondokoro betrachtet. In gleicher Weise wurde der Name Abuna Soliman [unser Vater Prinz des Friedens], wie Dr. Knoblecher immer genannt wurde, mit großer Verehrung von allen Personen jeglicher Herkunft von Alexandria bis zum Äquator, gehört und ausgesprochen. Am 18. Oktober brach die ganze Karawane an Bord der Stella Matutina von Kairo auf, um den Nil hinauf nach Oberägypten und Nubien zu fahren. In Korosko (21. Längengrad Nord) teilte sich die Reisegesellschaft. Der Provikar zusammen mit vier Missionaren und einigen Laien nahm den Weg durch die Wüste Atmur und erreiche Khartum gegen Ende des Jahres. P. Kociiancic reiste auf der Stella Matutina über die großen Nilfälle von Dongola weiter. Am 29. März warfen sie Anker in Khartum.


[2062]

Mit Zustimmung der Jesuiten, die die Mission leiteten, hat im Herbst 1850 D. Angel Vinco eine Reise auf dem Weißen Nil unternommen. Herr Bruno Rollet, ein Kaufmann aus Savoyen, der im Sudan wohnt, hatte ihm eines seiner Schiffe zur Verfügung gestellt. In kurzer Zeit lernte D. Vinco die Sprache des Landes, durchreiste eingehend viele Orte des Stammes der Bari und war der einzige Missionar, der den Stamm der Bari im Südosten von Gondokoro erforschte. In der Hoffnung, dass später Missionare kommen würden, um sich hier niederzulassen, begann er ein wirkliches Apostolat unter jenen Volksstämmen. Seine Geduld, seine Selbstverleugnung und seine Nächstenliebe, die ihn auszeichneten, und vor allem sein Mut machten ihn bald zum wichtigsten und verehrtesten Mann des Landes. Er begann damit, die Kinder zu unterrichten. Er taufte viele in Todesgefahr und hat die Menschen der Dörfer vorbereitet, die Missionare mit wahrer Liebe zu empfangen.


[2063]

Sein Ansehen war durch folgende Begebenheit noch gestiegen: In einem Dorf gab es einen großen Löwen, der Zerstörungen anrichtete und Menschen tötete und fraß, vor allem Kinder. Seit seiner Jugend an die Jagd in den Bergen seiner Heimat gewohnt, hat er unter großen Mühen und voller Vertrauen auf Gottes Hilfe mit einem Karabiner dieses grausame Tier getötet. Sie können sich die Freudenschreie und die Anerkennung nicht vorstellen, die ihm die Menschen dort entgegengebracht haben. Sie nannten ihn ‚Sohn des Donners‘ und brachten ihm Rinder und beachtliche Geschenke als Zeichen außerordentlicher Verehrung. Sein Name wurde berühmt bei den Schwarzen.


[2064]

P. Pedemonte besuchte die Bari und blieb eine Zeit lang bei ihnen und erwies ihnen viel Gutes. P. Zara blieb in Khartum, wo er in guter Erinnerung ist. Beide bemühten sich, koptische Kinder im Glauben und in der katholischen Moral zu unterrichten. Sie legten einen Weg im Garten der Mission an, den sie gut pflegten. Die Patres waren ein Segen im Inneren Afrikas. Sie waren aber dann gezwungen, die Mission aufzugeben, weil die Gesellschaft Jesu, nachdem sie sich von den negativen Folgen der Revolution 1848 erholt hatte, nach den erfolgreichen Schritten von Knoblecher, ihre Mitglieder aus dem Vikariat Zentralafrikas zurückrief. P. Zara wurde nach Ghazier in Syrien versetzt, wo er einige Jahre später seine Seele seinem Schöpfer zurückgab. Die anderen wurden nach Rom zurückgerufen. P. Pedemonte ging nach Neapel, wo er seine apostolische Laufbahn mit einem heiligen Tod beendete. Im Jahr 1864 hat mir dieser große inzwischen 70jährige Missionar erklärt, dass das größte Opfer, das er in seinem ganzen Leben gebracht habe, jenes war, die Mission in Zentralafrika verlassen zu müssen. Er hatte die größten Hoffnungen auf sie gesetzt.


[2065]

Nach der Ankunft der neuen Missionare in Khartum wurden Kociiancic und Milharcic für diese Missionsstation bestimmt, während alle anderen sich vorbereiteten, zu den Ufern des Weißen Flusses aufzubrechen. Der Apostolische Provikar schrieb im Jahr 1852 Folgendes (3): „Nach unserer Rückkehr bietet uns die Missionsstation von Khartum das Bild eines aktiven Lebens. Wir haben die verschiedenen unterschiedlichen Aufgaben unter uns aufgeteilt und widmen uns ihnen. Hochwürden P. Milharcic besitzt alle notwendigen Fähigkeiten, um die Kinder zu unterrichten. Er ist in der Schule der Jungen tätig. Da uns die Kopten ihre Kinder anvertrauen, sind es mehr als 40 Kinder. Sie geben den Lehrern reichlich Arbeit. In unserer Werkstatt arbeiten wir vom Morgen bis zum Abend, und so wird es uns allmählich gelingen, die notwendigsten Möbel herzustellen. Wir staunen immer wieder über das Talent von P. Kociiancic, der immer wieder neue nützliche Dinge erfindet.“


[2066]

Am Fest Allerheiligen wurden einige Jungen der Schule getauft. Sie waren auf dem Sklavenmarkt in Khartum gekauft worden. Ich werde ein anderes Mal noch über die Sklaverei im Inneren Afrikas sprechen. Es genügt im Moment, nur ein Wort über den Sklavenmarkt von Khartum zu sagen, so wie ihn Dr. Knoblecher (4) beschrieben hat: „Nichts ist herzzerreißender, als am Freitag (dem Tag, an dem die Türken den göttlichen Kult pflegen) über den Sklavenmarkt von Khartum zu gehen, um den grausamen Missbrauch festzustellen, den man im Beisein einer großen Menschenmenge erbarmungslos mit Frauen, Jungen, Mädchen und Kindern treibt. Ehe sie den Käufern übergeben werden, begaffen diese Unbarmherzigen mit schamlosen Blicken ihre Körper von oben bis unten. Es ist wirklich herzzerreißend für eine christliche Seele, Augenzeuge all dieser Schändlichkeiten zu sein, denen unsere armen und unglücklichen Brüder und Schwestern in Christus unterworfen werden.


[2067]

Wie respektlos legen diese Käufer, bevor sie den infamen Kauf abschließen, ihre sakrilegischen Hände auf diese unschuldigen Opfer, indem sie deren Zähne, Zunge, Mund untersuchen und unverfroren ihre Hände, ihren Hals, ihre Ohren und ihre Füße etc. betasten. Es ist erschütternd zu sehen, wie diese öffentlichen Marktschreier hier und da herumlaufen, wie sie schreien, wie sie diese armen Sklaven behandeln, ohne daran zu denken, dass diejenigen, die so schändlich behandelt werden, ihre Brüder und ihre Schwestern sind. Zugleich sah ich, wie in einer Ecke des Marktes einige in Trauer und Sorgen versunkene Mütter saßen, denen ihre Söhne und Töchter entrissen worden waren, die sie auf dieser Erde nie mehr wiedersehen würden. Diese armen Mütter warteten jeden Moment darauf zu erfahren, was mit ihren Kindern geschehen sollte. Aber was mich sehr beeindruckte war eine junge Mutter mit drei Kindern. Das jüngste konnte höchstens zwei Tage alt sein. Die Mutter saß gebückt auf der Erde, hielt das Kind mit dem rechten Arm und mit dem linken drückte sie die kleine Kreatur an ihre Brust.


[2068]

Und so im Schmerz versunken schaute sie auf ihre beiden etwas größeren Kinder mit einem ergreifenden Blick und so voller Sorge, als ob sie die bevorstehende Trennung voraussähe. Plötzlich rief jemand: „Wie viel gebt Ihr für diese Familie?“ Bei diesen Worten hob die bedrückte Mutter die Augen; aber ich hatte nicht den Mut, das Ende abzuwarten. Nur von ferne konnte ich die Worte hören „700 Piaster“ (182 Franken). O weh! Eine Familie, ein Mensch, durch das kostbare Blut Christi erlöst für einen solchen Preis! In Gedanken versunken kam ich zu dem Teil des Marktes, wo Männer als Sklaven verkauft wurden. Diese schienen sich gelassener in ihr Schicksal gefügt zu haben. Indem sie umherschauten, warteten sie auf ihre Versteigerung. Sie wussten jedoch, dass der geringste Widerspruch mit Geißelhieben, mit harten Schlägen oder mit engem Anlegen von Ketten bestraft wurde.


[2069]

Der hochwürdigste Apostolische Provikar brachte seine Angelegenheiten in Khartum in Ordnung und reiste dann auf der Stella Matutina zusammen mit den Patres Mozgan, Dociak und Trabant den Weißen Nil hinauf. Auf dieser Reise haben alle sehr an starken Fieberanfällen gelitten. Der Provikar hatte einen besonders starken Anfall, so dass sie ihm die Sterbesakramente spenden mussten. Nach vielen Mühen und Hindernissen erreichte er am 3. Januar 1853 das Gebiet der Bari. Hier traf er Don Angelo Vinco, der einen Sonnenstich und einen heftigen Fieberanfall erlitten hatte, der sich zu Typhus verschlechterte. Nach einigen Tagen gab dieser mutige Missionar nach einem kurzen, aber arbeitsreichen Apostolat seinem Schöpfer seine Seele in Mardiouk auf dem Stammesgebiet der Bari zurück. In den letzten Stunden stand ihm sein verehrter Superior bei und spendete alle Sterbesakramente. Er ist der erste Apostel und Märtyrer des Glaubens und der christlichen Zivilisation am Weißen Fluss. Der Name von Don Angelo Vinco wird immer noch bei den Stämmen der Kir, Beri und Bari verehrt. Sie haben ihm einige Lieder in ihrer einheimischen Sprache gewidmet, die unter den Stämmen am Weißen Fluss am 7. Längengrad Nord sehr populär geworden sind.


[2070]

In Gondokoro (4°40 Längengrad Nord und 31°37 Längengrad Ost von Paris) dachte Dr. Knoblecher daran, ein Grundstück zu erwerben, um eine Werkstatt zu errichten. Einige reiche Besitzer machten ihm Angebote, vor allem ein Alter namens Lutweri wollte ihm einen beachtlichen Teil seines Besitzes verkaufen. Die Angelegenheit wurde in Gegenwart vieler Häuptlinge diskutiert. Unter ihnen befand sich auch der berühmte Häuptling der Beri, der Nighila hieß. Das ist ein recht kriegerischer Stamm im Südwesten von Gondokoro. Aus diesem Anlass ließ der Provikar ein Zelt aufspannen, das ihm die Wohltäter aus Europa für derartige Anlässe überlassen hatten. Er schenkte jedem Häuptling ein blaues Gewand mit einem ‚tarbusc‘ [roter Fez], um sich das Haupt damit zu bedecken. Dann bekleidete er sich mit einem weißen Gewand und hielt eine Lanze in der Hand in Form eines Kreuzes, Zeichen unserer Erlösung (5) an Stelle einer Lanze oder eines kriegerischen Schwertes. Begleitet von den vielen Häuptlingen traten sie in das Zelt und setzten sich auf den Boden. Plötzlich erhob sich einer von ihnen und hielt eine Ansprache. Ihr folgten weitere. Alle kamen zu Wort.


[2071]

Ihre Worte drehten sich um folgenden Punkt: „Der Fremde muss für sich und seine Brüder ein Grundstück kaufen, um dort Bäume zu pflanzen und die Kinder zu unterrichten. Und damit diese Herren nichts mit den Dieben und den fremden Mördern gemein haben, damit niemand ihre Brüder wegen des Besitzes dieses Grundstückes belästige, verpflichten sich die Häuptlinge, darüber schützend zu wachen.“ Nachdem alle gesprochen hatten, sprach der Provikar mit Hilfe seines Dolmetschers zu ihnen über seine göttliche Mission. Alle Häuptlinge blieben als Zeichen der Zustimmung stehen, und alle waren sehr zufrieden. Alle Häuptlinge erklärten, dass sie von seinen Worten überzeugt seien und dass sie großes Vertrauen in ihn hätten. Der Provikar seinerseits versicherte ihnen, dass er und seine Mitbrüder sich mit aller Kraft dafür einsetzen würden, in ihrer Mission alles zum Wohl ihres Landes wie auch für ihr ganzes Volk zu tun. Dann erhob sich Häuptling Nighila zum zweiten Mal und sprach zu der Versammlung. Er sagte, dass nur diejenigen, die in der Nähe der Mission wohnen, die Missionare gegen Übergriffe und Angriffe des Feindes beschützen müssten. Die anderen, die weiter weg wohnten, sollten nur ab und zu das Haus und den Garten der Mission besuchen.


[2072]

Die Versammlung wurde beendet, und das Grundstück wurde als Eigentum der Mission betrachtet. Aber das geschah nicht ohne Schwierigkeiten bezüglich der Festlegung der Größe und der Grenzen. Nach Beendigung rief der Provikar den Verkäufer und dieser, begleitet von den Häuptlingen, folgte ihm bis zur Stella Matutina. Er trug einen halben, ausgehöhlten, trockenen Kürbis. Der Provikar füllte ihn zur großen Zufriedenheit des Häuptlings bis an den Rand mit Glasperlen verschiedener Qualität. Der Kaufvertrag, in der Bari-Sprache abgefasst, wurde den Häuptlingen vorgelesen, und jeder Einzelne drückte mit großem Respekt seinen Finger auf den Federkiel des Apostolischen Provikars, der ein Kreuzzeichen neben den jeweiligen Namen setzte. Knoblecher verteilte an jeden von ihnen Glasperlen. Alle kehrten zufrieden nach Hause zurück.


[2073]

Nachdem das Grundstück gekauft war, musste man dran denken, eine Kapelle für den Gottesdienst und eine Unterkunft für die Missionare zu bauen sowie einen Garten für die Bedürfnisse der Mission anzulegen. Aber es fehlten entsprechend fähige Arbeiter, um das Werk anzugehen. Voller Hingabe für diese Völker und um allen alles zu werden, gingen der Provikar und die Missionare mit heroischem Mut an die Arbeit. Man muss sich vorstellen, dass die Missionare, die einen großen Einfluss auf die Bevölkerung der Bari wie auf die angrenzenden Stämme haben sollten, einen festen Wohnsitz brauchten, wo sie die verschiedenen Sprachen lernen und die Pflichten ihrer Berufung ausüben konnten, indem sie die Jugend unterrichten und einem bis dahin primitiven Volk handwerkliches Arbeiten beibringen. Man fragte sich: „Wo könnten wir, auch wenn wir die notwendigen Materialien haben, Maurer, Zimmerleute, Tischler, Bauern etc. für die Arbeiten bekommen?“


[2074]

Der Missionar musste für all das selber sorgen, wenn er einen dauerhaften Wohnsitz in diesen Gebieten wollte; die armen Schwarzen bauen hier ihre Hütten nur mit etwas Stroh und Lehm. Diese Hütten können heute in der Nacht durch einen Regenguss zerstört werden, so dass sie sie am nächsten Morgen wieder aufbauen müssen. Dort befand sich der arme Missionar in einer großen Verlegenheit, wenn er umherschaute und so viele Köpfe und Hände sah, die unfähig waren, sein Werk auszuführen. Er war gezwungen, seine eigenen Kräfte einzusetzen. Alle technischen Kenntnisse, die er sich während der Erholung im Kolleg erworben hatte, zahlten sich in dieser Situation aus. Nach der hl. Messe nahmen die Missionare aus Liebe zu Gott bisweilen die Maurerkelle, die Säge, die Axt, einen Hammer oder eine Hacke etc. in die Hand und zeigten denen, die sie dabei beobachteten, wie man diese Handwerkszeuge für diese neuen Arbeiten gebraucht. Sie ermutigten sie, sie nachzuahmen. Und so errichteten sie im Schweiße ihres Angesichtes bei jenem Volk auf erstaunliche Weise eine Hütte zur Ehre Gottes. Das Werk machte erstaunliche Fortschritte. Als der Provikar nach zwei Jahren zurückkehrte, beschrieb er die folgenden Details der Missionsstation Gondokoro. (6):


[2075]

„Inmitten des Territoriums der stolzen schwarzen Stämme der Bari, dort, wo die Ufer des geheimnisvollen Flusses sich zu einer Höhe erheben, wie man sie in dieser Höhe auf seinem ganzen Lauf nicht sieht, befindet sich eine Gründung, die einen erstaunlichen Kontrast zu allen einheimischen Dörfern darstellt. Vom Norden aus und von Seiten des Flusses sieht man schon von Weitem auf einer sanften Höhe einen rechteckigen Bau, während die Wohnungen der Einheimischen rund sind mit einem konisch zulaufenden Dach. Das ist der echte Typ der einheimischen Bauweise. Vom Westen zum Fluss hin und gegen Süden sieht man eine große Straße von Bäumen und Pflanzen, die es in keinem anderen Teil des Landes gibt und die aus einer weit entfernt gelegenen Region hergebracht worden sind. Mitten in diesem ausgedehnten Gelände erheben sich herausragende Wachtürme, kleine Dämme, die aus dem Holz von relativ hohen Bäumen gebaut sind. Dieses Holz benutzen sie auch für den Bau von Booten, die auf dem Nil eingesetzt werden.


[2076]

Heute erhebt sich über dem Hügel ein Kreuz aus Metall, das von Weitem glänzt, wenn die Sonne aufgeht und untergeht. Es kündet den Afrikanern am Äquator das Kommen des Heils und der Erlösung an. Zu Füßen des Kreuzes flattert bisweilen ein weißer Wimpel mit einem blauen Stern, der die bevorstehenden Feste unseres Herrn und jene der Heiligen Jungfrau Maria ankündigt, die die Katholische Kirche feiert. Das ist das äußere Bild, das sich uns von unserem Herrn von Gondokoro am Weißen Fluss darbietet. Zur Gründung und Ausstattung dieser Mission haben unsere geliebten Brüder und Schwestern aus Europa das Notwendige beigesteuert.“


[2077]

Knoblecher hatte als Superior der Missionsstation von Gondokoro den Hochw. P. Bartholomäus Mozgan eingesetzt. In Begleitung des Oberhäuptlings der Bari ist er nach Khartum zurückgekehrt. Von dort aus musste er sich auf die Reise nach Ägypten vorbereiten, um umfangreiche Käufe vorzunehmen und die neuen Botschafter des Glaubens zu empfangen, deren Ankunft vor kurzem angekündigt worden war. Hier ihre Namen:

  1. Lucas Jeram aus Karnien
  2. Josef Lap
  3. Josef Gostner aus Tirol
  4. Ludwig Haller
  5. Ignaz Kohl aus Niederösterreich.

[Am rechten Rand steht geschrieben:]

Da war auch ein hervorragender Laie aus Wien, Martin Hansal, Lehrer und hervorragender Musiker.


[2078]

Anfang September 1873 trafen sie in Alexandria ein, wo sie der Provikar erwartete. Der Häuptling der Bari, wie wir bereits sagten, hatte Knoblecher auf seiner langen Reise zum 27. Längengrad Nord begleitet. Herr Gostner schrieb so aus Alexandria an den berühmten Professor Mitterrutzner über sein Treffen mit Knoblecher und seinem adeligen Begleiter Nighila, der noch den Namen ‚Mougha‘ trug. Schließlich erschien der verehrte Provikar selbst unter den Arabern, Türken, Juden, Griechen etc. und gab nach allen Richtungen, ich weiß nicht in wie vielen Sprachen, seine Anordnungen. Alle hatten großen Respekt vor Abuna Soliman. Als wir im Hotel Nord ankamen, gingen die anderen zum Abendessen, aber mich nahm Knoblecher mit zum Konvent der hochwürdigen Franziskanerpatres, wo wir sehr gastfreundlich empfangen wurden. Dort aßen wir auch. Danach rief der Provikar Mougha. Wie ein Blitz erhob sich der Häuptling von dem Steinblock, auf den er sich hingelegt hatte, trat vor mich hin und streckte mir seine Hand entgegen, grüßte mich herzlich und sagten: „Come state?“ Auf meine Antwort hin sagte er: „Va bene.“


[2079]

Er sprach nur in seiner Sprache, die niemand verstand, außer Knoblecher, der wie es scheint, korrekt mit dem Häuptling der Bari sprach. Er ist 25 Jahre alt und sechs Fuß groß (Knoblecher sagt, dass er einer von den Kleinsten dieser Rasse sei). Er ist dünn und schlank, schwarz wie Kohle. In seinen Bewegungen und seinem Verhalten ist er spontan, aber nicht ohne Respekt. Er gibt sich nicht damit zufrieden, im Haus zu bleiben, er will frei und an der frischen Luft sein. Um den Hals trägt er eine Kette aus bunten Glasperlen in verschiedenen Größen. An den Handgelenken und an den Knöcheln hat er eine Menge von Armbändern und Ringen in Silber, Eisen und Elfenbein. Sie sind seine ganze Freude. In einer Hand hält er immer einen kleinen Stock aus Holz und in der anderen oder auf den Schultern einen kleinen niedlichen Stuhl, auf den er sich setzt, sobald er irgendwo angekommen ist. Er hat keinen Bart. Seine Haare sind nach oben zusammengefasst und werden zusammengehalten von Straußenfedern. Seine Erscheinung ist beeindruckend … selbst die nobelsten Herren und Damen interessieren sich sehr für die königliche schwarze Hoheit. … Wir gehen oft zu ihm. Er gibt uns die Hand und sagt „Doto“ (Wie geht es Ihnen). Dann bemüht er sich, uns zu lehren bis auf zehn zu zählen.


[2080]

Er sagt, dass die Seinen ihn nicht zu den Weißen gehen lassen wollten, weil diese den Schwarzen die Ohren abschneiden und sie essen würden. Der Kommandant der österreichischen Fregatte Bellona lud den Provikar und seine schwarze Hoheit zum Abendessen an Bord ein. Der gute Häuptling konnte sich vor Staunen kaum satt sehen an den vielen Dingen, die er an Bord erblickte. Das drängte ihn sogar so weit zu gehen, dass er beim Abendessen das Glas des Kommandanten nahm, es ihm hinreichte, um es aus seiner Hand mit Wasser füllen zu lassen. Dann besprengte er den Kommandanten damit nach Art der Bari und erhob ihn so zum König. Als sich der Provikar von der Fregatte Bellona entfernte, kündeten dreizehn Salutschüsse der Stadt Alexandria, wie sehr man das Oberhaupt der Mission Zentralafrikas schätzte und verehrte. Herr Cavaliere Huber, der österreichische Generalkonsul, und viele Herren kamen am 17. September, um sich von den Missionaren zu verabschieden.


[2081]

Mougha stellte sich in die Mitte der Versammlung und sagte mit königlicher Stimme (Knoblecher übersetzte): „Die Europäer können unser Land immer besuchen. Die Araber dagegen müssen fern bleiben, denn sie kommen nur, um Feuer zu legen, zu töten, zu plündern und Aufstand zu schüren.“ Und Dr. Kerschbaumer, Professor in St. Pölten, der nach Österreich heimkehren musste, wurde von Mougha beauftragt, seine Geschenke und seine Grüße an alle Freunde seines Padre Abuna Soliman, des Apostolischen Provikars, zu überbringen.


[2082]

In Alexandria und in Kairo erledigte Dr. Knoblecher umfangreiche Einkäufe von Vorräten für die beiden Missionsstationen Khartum und Gondokoro. Anfang Oktober verließ die große Karawane die Hauptstadt Ägyptens, um den Nil hinaufzufahren. Am Wendekreis des Krebses angekommen, spannten sie die Zelte gegenüber der Insel Philae auf. Inzwischen wurden 700 Kamele vorbereitet, um die Wüste Atmur bis nach Berber zu durchqueren.


[2083]

In Korosko schlossen sich zwei im Institut von Don Mazza in Verona ausgebildete Missionare dieser Karawane an. Es waren Hochw. Giovanni Beltrame aus Valeggio (Diözese Verona) und Hochw. P. Antonio Castagnaro aus Montebello (Vicenza). Seinem noblen Plan folgend, den armen Schwarzen zu Hilfe zu kommen, hatte er viele Vorbereitungen getroffen, um seinen Plan durchzuführen. In seinem Knabeninstitut gab es Priester, die bereit waren, in die Mission zu gehen, und die sich in der Erziehung der jungen Afrikaner engagierten, um diese auf das heilige Unternehmen vorzubereiten. In seinem Mädcheninstitut gab es fromme und tüchtige Lehrerinnen, die viele Sprachen beherrschten und perfekt Arabisch sprachen und die sich der Erziehung der jungen schwarzen Mädchen annahmen, um sie für das Apostolat in Zentralafrika vorzubereiten. Als er sah, dass alle seine Bemühungen gute Ergebnisse für die Zukunft versprachen, glaubte er, der rechte Zeitpunkt sei gekommen, um seinen Plan der Hl. Kongregation der Propaganda Fide vorzulegen, um die Genehmigung zu seiner Durchführung zu erhalten. Es war sein ehemaliger Schüler Msgr. Besi, Bischof von Danopo und ehemaliger Apostolischer Administrator von Nanking in China, der ihn ermutigte, seinen Plan in Rom vorzulegen.


[2084]

Seine Eminenz Kardinal Fransoni, Präfekt der Propaganda Fide, gab ihm zur Antwort, dass er sich an das Oberhaupt der Mission Zentralafrikas wenden müsse, um die Voraussetzungen für seine katholische Aktion zu schaffen und den Ort festzulegen, an dem er sein Werk aufbauen wollte. Die Kongregation würde sich dann einschalten, um die Angelegenheit zu regeln. Das war der Grund, warum Don Nicola Mazza zwei seiner besten Priester, nämlich Don Giovanni Beltrame aus Valeggio in der Diözese Verona und Don Antonio Castagnaro aus Montebello bei Vicenza, nach Khartum sandte, um sich über das neue Unternehmen zu einigen. Sie wurden in Korosko von Knoblecher mit großem Wohlwollen empfangen. Er brachte seine Genugtuung zum Ausdruck, ihnen alles, was sie wollten, zu gewähren. Aber er bat sie, einige Zeit in Khartum zu bleiben, bis er von Gondokoro zurückkäme. Hernach könnten sie das Werk des Instituts von Don Mazza beginnen.


[2085]

Als in Khartum die Nachricht eintraf, dass die große Karawane die Wüste Atmur betreten hatte, machte sich Hochw. Milharcic mit der Stella Matutina und anderen Schiffen auf den Weg. Sie begaben sich nach Berber, um die Missionare zu empfangen und alle in Ägypten gekauften Waren zu transportieren.


[2086]

Das Kreuz Jesu Christi ist immer mit den Werken Gottes verbunden. Eine halbe Stunde von Berber entfernt fand das kurze, aber arbeitsreiche Leben von Milharcic in einem heiligen Tod sein Ende. Als am 29. Dezember die Karawane in Khartum eintraf, starb Kociiancic. Er wurde neben P. Ryllo im Garten der Mission begraben. In den ersten Februartagen erkrankte Don Castagnaro an der Ruhr. Er war eine reine und lautere Seele. Schon seit langem wünschte er sich, sein Leben für das Heil der Seelen zu opfern und dafür zu sterben. Als der Priester ihm die Wegzehrung [Himmelsbrot] brachte, musste er an der Tür zur Hütte stehen bleiben, weil sich der Sterbende mit letzter Kraft erhob und Jesus Christus mit dem Verlangen für ihn zu sterben eine zärtliche Rede hielt. Alle Anwesenden waren zutiefst ergriffen und weinten sehr. Er weihte Ihm sein ganzes Verlangen, Seelen zu retten, er bot Ihm sein ganzes Leben an und starb als Opfer seiner Liebe am 6. Februar in Khartum, nachdem er alle Sterbesakramente der Kirche und alle geistlichen Stärkungen für Sterbende empfangen hatte.


[2087]

Nachdem er Hochw. Haller die Leitung der Schule übergeben und P. Josef Gostner zum Superior der Missionsstation Khartum ernannt hatte, reiste der Provikar in Begleitung von Herrn Kohl nach Gondokoro. Er wusste, dass dort auch die hochwürdigen Patres Doviak und Trabant in ein besseres Leben hinübergegangen waren. Getroffen von diesen furchtbaren Schlägen verzweifelte Knoblecher nicht. Sein Geist lebte nur von Gott. Er stützte ihn mit dem Glauben in den schrecklichsten Umständen. Er hatte sein ganzes Vertrauen in Gott gesetzt, indem er der Weisung des Heiligen Geistes folgte: ‚iacta curam tuam in Domino et ipse te enutriet‘ [werfe Deine ganze Sorge auf den Herrn und er wird dich ernähren].


[2088]

Einige Tage nach seiner Ankunft im Land der Bari ereignete sich ein Zwischenfall, der die ernsthaftesten Konsequenzen für die Mission von Gondokoro hätte haben können. Aber gegen alle Erwartungen seiner Feinde ging er zu seinem Vorteil aus. Der Provikar wie auch die Missionare erfüllten ihre Pflicht gegenüber den europäischen Katholiken. Diese hatten die Grundsätze des Glaubens und der christlichen Moral vergessen und waren auf Abwege gekommen. Als sich die Scheusale auf vielfache Weise vor allem an den armen Schwarzen vergriffen, hatten die Missionare die Unschuld und die Gerechtigkeit bei der türkischen Regierung des Sudan verteidigt. Diese, über die Tatsachen und das gute Verhalten der Missionare informiert, hatten große Hochachtung und ein großes Vertrauen in den Provikar und die Mission. Aus diesem Grund waren diese unliebsamen Europäer auf die Missionare gar nicht gut zu sprechen. Deren Gegenwart war für sie ein ständiger Vorwurf und eine Anklage ihres Verhaltens. Die Schwarzen haben gut zwischen den Missionaren und den anderen Weißen unterschieden. Denn sie sahen, dass die Mission anstatt die armen Schwarzen zu erschießen, ihnen die Söhne zu rauben, ihre Kinder wegzunehmen, vielmehr sie trösteten, ihre Kranken heilten, ihnen die Grundsätze der Moral und der Gerechtigkeit beibrachten, ihnen den Weg zum Himmel zeigten. Deshalb begriffen sie wohl in dem Vorfall, den ich zitieren möchte, dass die Mission weit von dem entfernt war, was die subtilste und gemeinste Bosheit ihr unterstellen wollte. Gott hat immer schon die Gerechtigkeit verteidigt.


[2089]

Unter den vierzig Schiffen, die den Weißen Fluss unter verschiedener Flagge hinauf und hinunterfuhren, um am Handel mit Elfenbein teilzunehmen und den menschenverachtenden Sklavenhandel zu betreiben, befanden sich auch in der Nähe von Gondokoro drei Schiffe, die dem Konsul von Sardinien in Khartum gehörten, der Herr Vauday genannt wird. Auch wenn er in guten Beziehungen zu den Bari stand, erklärte er, dass er auf eine günstige Gelegenheit wartete, den Bari den Krieg zu erklären. Er wollte ihnen vor seiner Abreise eine heftige Lektion erteilen. Er sagte, er hätte alles Notwendige bereit, Waffen, Pulver und Männer mehr als notwendig. All das teilte er am gleichen Abend dem Provikar nach seiner Ankunft am 4. April 1854 mit. Knoblecher riet ihm, vorsichtig zu sein, aber er wies diesen Rat mit einem spöttischen Lachen zurück. Am Abend des 5. April warf eines der Schiffe des Herrn Vauday Anker zwischen der Stella Matutina und dem Garten der Mission. Es scheint, dass er die Mission kompromittieren und die Schwarzen wissen lassen wollte, dass die Mission ihren Teil am Krieg hatte, den er ihnen liefern wollte.


[2090]

Der Konsul selbst warf etwas weiter unten in der Nähe von Libo Anker. Ein junger Türke, Agent des Konsuls, kam an Bord des Schiffes der Mission und beklagte sich bitter über die erfolglosen Versuche des Handels mit den Bari. Als die Nacht hereinbrach, verließ das Schiff das Ufer. Im gleichen Moment schossen sie zwei volle Gewehrladungen gegen die Einheimischen. Diese waren unbewaffnet. Unter ihnen befanden sich zufällig auch einige Matrosen der Mission, die dorthin gegangen waren, um Fleisch zu kaufen. Zwei schwarze Burschen fielen. Kugeln von großkalibrigen Gewehren hagelten auf das Deck der Stella Matutina. Der Koch, der sich an der Feuerstelle befand, wurde am Ohr getroffen und fiel ohnmächtig zu Boden. Von den beiden Burschen ist einer getötet worden, und der andere stöhnte in seinem Blut. Mit einem Mal rannten alle Einheimischen wie Blitze aus allen Richtungen auf das Dorf zu, aber das Schiff ruderte mit aller Gewalt Richtung Libo. Man erfuhr später, dass die Mission Herrn Vauday ein Dorn im Auge war und dass er mit aller Bosheit gegen die Missionare vorging. Der Hintergedanke war, dass sie sich für so ein unerhörtes Verhalten rächen würden. Er wollte die Einheimischen gegen die Mission aufhetzen und wollte sie glauben machen, dass sie es war, die gegen sie Krieg führte. Die Händler, die nach Khartum zurückgekehrt waren, hatten den Provikar angeklagt, dass er ihnen ihren ganzen Handel vermasselt habe, indem er den Schwarzen Glasperlen geschenkt habe.


[2091]

Weit im Landesinneren hörte man die Kriegstrommeln. Mit furchtbar schrillem Geschrei kamen die Schwarzen aus allen Richtungen und ließen ihre Lanzen und Pfeile blitzen. Die Gefährten Knoblechers warteten mit Ungeduld, dass sich die Leute beruhigten. Dr. Knoblecher verbot den Matrosen der Mission, die sich auf Gegenwehr vorbereiten wollten, ihre Gewehre zu laden, und befahl allen, aufs Schiff zu gehen. Nur wenn sie ihn fallen sehen würden, sollten sie in die Mitte des Flusses rudern und sich der Rache enthalten. Zum Glück für die Missionare hat das Schiff des Konsuls von Sardinien mit ständigem Feuer die aufgebrachten Schwarzen angezogen. Sie folgten ihm so schnell, dass man nach wenigen Minuten ihre Bewegungen nicht mehr sehen konnte, nicht einmal mit dem Fernrohr. Man hörte nur von Ferne das Knallen der Gewehre.


[2092]

Bevor die Sonne unterging, hörte man, dass der Lärm lauter wurde. Es schien, als ob sie das Ufer verließen. Man erkannte, dass es eine blutige Schlacht war, denn die Schwarzen brachten ihre Verwundeten einen nach dem anderen zu den Missionaren. Während der Nacht konnte man von der Brücke des Schiffes aus das Feuer der Schießerei sehen. Man konnte aber nichts Sicheres über die Verwundeten erfahren. Deshalb schickte man einen Hausangestellten und einen Einheimischen in das Lager der Schwarzen, um Informationen zu erhalten. Sie ließen sie passieren, sobald sie erkannten, dass die beiden zur Mission gehörten. Inzwischen war ein Matrose von Herrn Vauday von den nahe gelegenen Inseln hergeschwommen und bat den Kapitän der Stella Matutina, ihm Zuflucht beim Apostolischen Provikar zu gewähren.


[2093]

Zitternd vor Kälte und Angst erzählte er das, was geschehen war: „Als Vauday die Schüsse hörte und sah, wie die Schwarzen in großer Menge daher stürmten, wartete er nicht auf das Schiff, das dabei war, abzufahren und das leicht hätte Anker werfen können an einem Platz des Flusses, den die Pfeile nicht erreichten, stattdessen nahm er ein doppelläufiges Gewehr, befahl den Angestellten, die bei ihm waren, das Gleiche zu tun, und lief auf die mit Lanzen und Pfeilen bewaffnete Menge zu. Ohne an einen Rückzug zu denken, ging Vauday mit seinem Gefolge auf die Schwarzen los. Obwohl er besser bewaffnet war, wurden er und seine Gefährten besiegt, weil ihnen die Schwarzen zahlenmäßig überlegen waren. Alles, was zur Stella Matutina gehörte, wurde zur Verfügung gestellt, um die Verwundeten und Kranken zu behandeln. Während diese sich im Haus der Mission befanden, kamen ihre Angehörigen in großer Zahl und standen ihnen mit großer Liebe zur Seite. Den Einheimischen konnte nicht entgehen, mit welcher Hingabe und Hilfsbereitschaft sich die Missionare um die Verwundeten kümmerten. Ihr Vertrauen nahm zu von Tag zu Tag und zwar so, dass Knoblecher in Bezug auf den Händler aus Sardinien die Worte der Schrift anwenden konnte: „Ihr habt Böses gegen mich im Sinn gehabt, Gott aber hat Gutes daraus hervorgehen lassen.“ [Gen 50,20]


[2094]

Die große Hochachtung, deren sich Knoblecher und die Mission erfreuten, regte verschiedene Häuptlinge des Äquators an (vor allem nach den Ereignissen, in denen die Missionare ihnen echte Nächstenliebe erwiesen hatten), den Provikar einzuladen, sich auch bei ihnen niederzulassen. Nachdem er Herrn Kohl die Missionsstation Gondokoro anvertraut hatte, war dieser Umstand der Grund, warum er beschloss, das Gebiet der zahlreichen Stämme zwischen den Nilfällen im Süden von Garbo, Gumba und Takiman zu erkunden. Kohl fühlte sich glücklich, dass er sich jetzt in vielfältiger Weise der Kranken annehmen, die Kinder unterrichten und sich dem Erlernen der Bari-Sprache widmen konnte. In kurzer Zeit gewann er die Liebe aller. Beim Besuch eines armen Kranken, der weit weg wohnte, zog er sich bei der großen Hitze eine schädliche Krankheit zu, die sein Leben so in Gefahr brachte, dass ihm bei seiner Rückkehr der Provikar die Sterbesakramente spenden musste. Er ertrug vier Tage lang die größten Schmerzen mit der Geduld eines Märtyrers. Am 12. Juni gab er seine Seele seinem Schöpfer zurück.


[2095]

Dieser harte Verlust vermehrte die Sorgen des Provikars. Er sah sich gezwungen, sich noch mehr und so rasch als möglich um den Taufunterricht der Jugendlichen zu kümmern, um denen, die vorbereitet waren und mit Sehnsucht darum baten, noch vor seiner Abreise nach Khartum die Taufe zu spenden. Unter ihnen befand sich auch der alte Lutweri, der vorherige Besitzer des Grundstückes der Mission. Der Alte hatte jeden Tag am Taufunterricht und den Gebeten der Kinder teilgenommen. Die Gnade wurde ihm gewährt. Die Station Gondokoro war vereinsamt, weil P. Bartholomäus Mozgan einige Zeit zuvor die Bari verlassen hatte. Er war den Fluss hinabgefahren und hat die Station Heiligkreuz beim Stamm der Kich (6. und 7. Grad Nördliche Bereite) gegründet.


[2096]

Nachdem er die Schlüssel der Mission dem guten Lutweri übergeben und ihm zugleich die Verwaltung bis zu seiner Rückkehr anvertraut hatte, kehrte der Provikar nach Khartum zurück. Dort wurde er von den Missionaren mit großer Begeisterung empfangen. Sie waren schon in Sorge um ihn wegen der falschen Berichte, die sie erhalten hatten. Sie glaubten, er sei vor einiger Zeit bereits von den Schwarzen gefressen worden.


[2097]

Es war in jener Zeit, als Dr. Knoblecher daran dachte, in der Hauptstadt des Sudan ein großes Haus mit Kirche für die Mission zu bauen. Damit wollte er dem Ziel der hochherzigen Spender des Marienvereins entsprechen. Hochwürden Gostner, Generalvikar, stand nach dem Tod des tüchtigen Kociiancic in engem Kontakt mit dem bekannten Präsidenten wegen dieses Werkes, das im Jahre 1859 mehr als 500.000 Franken kostete.


[2098]

Im Jahr 1854 bereitete er eine neue Expedition von Missionaren vor. Folgende Missionare nahmen daran teil:

Hochw. Matthäus Kirchner aus Bamberg in Bayern

Hochw. Anton Überbacher aus der Diözese Brixen

Hochw. Franz Reiner aus der Diözese Brixen

Laienarbeiter:

Herr Leonhard Koch, Architekt aus Tirol

Herr Andreas Lader aus Tirol

Herr Anton Gostner / Bruder des Gen.Vikars aus Tirol

Herr Johann Kirchmair aus Tirol

Herr Josef Albinger aus Vorarlberg


[2099]

Am 25. Oktober trafen diese in Khartum ein. Da Haller nach dem 10. Juni an Fieber erkrankt war, übernahm Kirchner die Leitung der Schule der Mission. Überbacher und Reiner waren für die Mission bei den Bari vorgesehen. Weil Letzterer kurz vor der Abreise starb, nahm der Provikar Herrn Daminger, einen hervorragenden Laien, der der Mission viele gute Dienste leistete, mit sich.


[2100]

Am 11. April 1855 warf die Stella Matutina eine halbe Stunde von Gondokoro entfernt Anker. Alle kamen angerannt und schrien voller Freude: „Unser Schiff kommt … Das Schiff der Bari kommt auf dem Fluss.“ Dann hörte man überall rufen: „Mougha, Mougha.“ Dieser trug sein rotes Gewand aus Alexandria. Die Gefühle überkamen den Hochw. Apostolischen Provikar, als er weit weg vom Ufer die Menge kommen sah, die ihn mit Freudengesängen begleiteten. Die Kinder und Jugendlichen klatschten in die Hände und sangen: „Unser Vater kommt, unser Vater liebt uns, er hat uns nicht vergessen.“ Nachdem er an Land gegangen war, wollte jeder der Kleinen und der Großen den Provikar persönlich begrüßen, ihm die Hand küssen und wenigstens mit einigen Worten die Freude über seine glückliche Rückkehr zum Ausdruck bringen.


[2101]

Dann hörte Dr. Knoblecher, welch falsche Nachrichten die Boote der Händler bei den Bari verbreitet hatten: Er sei verstorben oder erkrankt, er habe Khartum verlassen, um nach Europa zurückzukehren, er liebe die Bari nicht mehr und wolle nicht mehr zu ihnen zurückkehren. Je größer die Überraschung, desto herzlicher war die Freude aller über sein unerwartetes Wiederkommen. Es gab ein langes und interessantes Gespräch, das der Häuptling Mougha mit der Volksmenge und mit den vielen Häuptlingen hatte, die ihn umringten. Er erzählte ihnen begeistert von den Wundern, die er bei den Weißen gesehen hatte. Die Menschen in der dicht gedrängten Menge spitzten ihre Ohren mit außerordentlicher Neugier, um zu hören, was er mit seinen eigenen Augen gesehen hatte.


[2102]

Mit großer Beredsamkeit erzählte er ihnen voller Feuer von dem, was ihn am meisten beeindruckt hatte. Er sprach zu ihnen von den großen Dörfern (Kairo und Alexandria), in denen die Bevölkerung so zahlreich ist wie die Vögel bei ihrem Abflug in der Regenzeit; von den Häusern, die wie Berge aussehen und die alle von Menschenhand gemacht sind; vom Meer mit seinen großen Schiffen, die bis an die Wolken reichen. Er erzählte ihnen von den Sitten und Gebräuchen der fremden Nationen und dass es viele reiche und große Herren wie Sultane gibt, auch dass es eine große Zahl von Häuptlingen und Königen gibt und wie er einen so großen Häuptling gesehen habe, der der Chef all dieser Häuptlinge und Könige sei (der Vizekönig von Ägypten). Die Menge schrie außer sich vor Staunen: „Haha, haha.“ Dann erzählte er ihnen von der wohltuenden Gastfreundschaft, die er erfahren habe, und wie die Missionare von den Häuptlingen und Königen sehr geschätzt seien. Wie sie große Häuser hätten, die ewig sind und die man nie zerstören kann und weder der Regen noch die Lanzen und Pfeile sie zu Fall bringen können. Schließlich bezeugte er das Glück der Bari-Kinder, die in einem großen Haus in Khartum erzogen werden, die heranwachsen und lernen wie die weißen Kinder etc. etc. Die Erzählung Nighilas dauerte mehrere Stunden bis in die Nacht hinein. Alle waren begeistert. Am Morgen stieg Hochw. Überbacher von der Stella Matutina, setzte sich auf ein Muli und war umgeben von Kindern, die das Laudate Dominum sangen. Die kleinen Mädchen des Katechumenats begleiteten ihn bis zur Kapelle. Gegen Mittag des 12. April traf auch der Provikar mit der Stella Matutina ein, die voll von Leuten war. Männer, Frauen, Kinder, Burschen, Mädchen, Große und Kleine waren dem Schiff von den Ufern des Flusses gefolgt. Das Land scheint zu neuem Leben zu erwachen.


[2103]

Dr. Knoblecher fand das Land der Bari in Hungersnot vor. Der Regen hatte alles zerstört und ruiniert. Die Armen waren glücklich, wenn sie in der Umgebung wilde Kräuter und Wurzeln fanden, um ihren Hunger zu stillen. Die Mission tat alles, was sie unter solchen Umständen tun konnte. Der Provikar, der zwei Boote voll mit Durrakorn hatte, machte viele Arme damit glücklich. Außer jenen, denen man draußen Durra verteilte, gab es immer Arme, die einmal am Tag in der Mission ein Essen bekamen. Die Kinder erschienen an der Tür und riefen: „Pater, wir haben Hunger.“ Nachdem sie gegessen hatten, gingen sie voll Freude wieder weg.


[2104]

Der Provikar unterrichtete mit außerordentlichem Eifer die Katechumenen und die Neophiten. Er bewies seine Sprachkenntnisse beim Übersetzen des Ave Maria, des Glaubensbekenntnisses und der gewöhnlichen Gebete der Katholiken in die dortige Sprache. Überbacher unterrichtete die Kleinen, der Provikar die Erwachsenen. Nach einigen Monaten konnte Dr. Knoblecher viele Bari taufen und 31 Christen die erste hl. Kommunion, das Brot der Engel, spenden. Unter den Getauften war ein Kind von sieben Jahren. Es hieß Logwit und war Sohn des früheren Besitzers des Grundstückes der Mission Lutweri. Bei der Taufe erhielt er den Namen Franz Xaver. Er war es, der acht Jahre später nach Tirol kam, wo er dem berühmten Professor Mitterrutzner beim Erlernen der Bari-Sprache behilflich war. Er starb wie ein Engel in Brixen. Nachdem er die Mission dem Hochw. Überbacher anvertraut hatte, der die Mission allein als wahrer Apostel weiterführte, reiste der Provikar nach Khartum ab. Die Mission unter den Stämmen der Bari war eine heilige Mission voller Dornen.


[2105]

Während Don Beltrame sich in Khartum aufhielt, um der Mission zu helfen, informierte er sich über die verschiedenen Stämme der Schwarzafrikaner, um für das Werk von Don Nicola Mazza aus Verona einen geeigneten Einsatzort zu finden. Es wurde ihm viel berichtet über die Stämme der Barta und der Berta, die im Westen des Blauen Flusses zwischen dem 13. und 10. Längengrad Nord wohnten, zwischen dem Gebiet der Galla und der Halbinsel Sennar. Er entschloss sich, den Apostolischen Provikar davon zu informieren, dass diese Orte für eine sichere Mission geeignet seien, da sie zwischen dem Weißen Fluss und dem Apostolischen Vikariat der Galla lagen. Der Provikar stimmte diesem Vorschlag von Don Beltrame zu und traf die notwendigen Vorbereitungen, um eine Erkundung der Länder der Schwarzen zu unternehmen, die sich im Südwesten des Blauen Flusses befanden.


[2106]

Dr. Penay, der Chefarzt des Sudan, hatte diese Reise wie auch viele andere zivile Vertreter und Militärs bereits unternommen. Sie waren auf der Suche nach dem Goldstaub, von dem es in diesem Land viel geben sollte. Ebenso besuchte der berühmte Deutsche Russegger dieses Gebiet und erstellte eine sehr genaue Beschreibung dieser Reise und all dessen, was er für besonders interessant hielt. Das kann man sehen an den beiden Büchern, die er mit großer Sorgfalt geschrieben hat. Diese Reise wurde auch von einem der mutigsten und eifrigsten Missionsbischöfe unseres Jahrhunderts unternommen, nämlich von Guglielmo Massaia, Bischof von Cassia und Apostolischer Vikar der Galla. Seine Geschichte ist leider in Europa allzu wenig bekannt, aber sie kann wahrhaftig (bezüglich der enormen apostolischen Arbeiten) verglichen werden mit der Geschichte der Apostel und Märtyrer der ersten Jahrhunderte der Kirche.


[2107]

Da in Abessinien vom koptischen häretischen Bischof Abba Selama eine schreckliche Verfolgung angezettelt wurde, waren Jacobis und Massaia gezwungen, dieses Land zu verlassen, und das zu der Zeit, als Bischof Massaia versuchte von Gondar aus in sein Vikariat vorzudringen, um den Nachstellungen und Intrigen von Abba Selama und dem häretischen Patriarchen zu entkommen. Er hatte den Plan gefasst, auf dem Weg über Nubien und Fazogl in seine Mission zu gelangen. Unter dem Namen Khauaia Gerghes Bartorelli (Name der Familie seiner Mutter) besuchte er alle häretischen Kirchen der schismatischen Kopten Ägyptens, bei denen er alle Versuche kennenlernte, die seine Verfolger gegen ihn im Schilde führten, ohne dass sie merkten, dass er es war. Da sein Name am Blauen Fluss sehr bekannt war, wo die Abessinier mit Wachs, Kaffee und Salz handelten, verkleidete sich der Prälat als armer Araber. Manchmal gab er sich als kleiner Händler aus, der kleine Mengen Pfeffer, Zucker oder Medikamente verkaufte. Und das tat er mit heroischem Mut. Teilweise ging er einige wenige Tage zu Fuß, und dann mischte er sich wieder unter die Bettler. So gelang es ihm, alleine von Rossères und von Fadassi in acht Monaten in seine Mission zu gelangen. Zuvor hatte er eine lange Diskussion über den Blauen Fluss mit Abuna Daoud (der dann Patriarch der häretischen Kopten wurde). Dieser war gerade aus Abessinien gekommen, wo er gegen den Apostolischen Vikar von Abessinien und der Galla gepredigt hatte.


[2108]

Dieser würdige Prälat hielt diesen Weg nicht für günstig, um zu den Galla zu kommen. Er stieß auf zu viele Schwierigkeiten und Gefahren. Don Beltrame reiste in Begleitung von Francesco Mustafa, der in Mailand vom Islam zum Christentum konvertiert und getauft worden war, auf einem Schiff von Dr. Penay am 4. Dezember 1854 ab. Er nahm die Route über Wad Medani, Sennar, Rossères und Fazogl. Dabei berührte er das östlichste Gebiet der Stämme der Bari und der Berta. Nach vielen Mühsalen und Beschwerden traf er in Benichangol bei den Changallas in der Nähe von Fadassi im Westen des Blauen Nils ein. Da aber die Kommunikation zwischen diesen Gebieten und Khartum allzu schwierig war, hielt er es nicht für klug, hier das erste Haus für das Werk des Don Nicola Mazza zu gründen. Deshalb kehrte Don Beltrame nach Khartum zurück mit der Absicht, einen anderen Platz am Weißen Fluss zu suchen. Damals äußerte der Provikar seinen Wunsch, dem Institut von Verona einen Platz beim Stamm der Dinka zuzuweisen. Aber für dieses Unternehmen brauchte er Missionare. Deshalb kehrte Beltrame nach Verona zurück, um neue Glaubensverkünder zu werben, nachdem er sich mit dem Apostolischen Provikar über das geeinigt hatte, was im folgenden Dokument enthalten ist.


[2109]

Apostolisches Vikariat von Zentralafrika Nr. 10

„Wir sind vom Stellvertreter Christi beauftragt, den ungläubigen Völkern Zentralafrikas den Glauben zu verkünden. Deshalb wünschen wir, soweit es an uns liegt, dass unsere hl. Religion sobald als möglich verbreitet wird. Mit großer Freude haben wir beschlossen, dem Hochwst. Herrn D. Nicola Mazza, dem Gründer einer Kongregation der Nächstenliebe in Verona, vertreten durch Hochw. Herrn D. Giovanni Beltrame, Mitglied derselben Kongregation, und diesbezüglich gesandt, Folgendes vorzutragen:

In unserer Mission ein Institut für die christliche Erziehung der armen Ungläubigen zu eröffnen, und zwar unter jenem heidnischen Stamm und an jenem Ort, den die vom Superior des gleichen Instituts dazu ausgesandten Priester-Kundschafter nach Ihrem Urteil und Gutachten auswählen werden.


[2110]

2. Da dieses neue Institut nach dem ausdrücklichen Wunsch des Gründers mit den eigenen allgemeinen Mitteln beider Institute, das heißt des in Verona bereits existierenden und jenem, das in unserem Vikariat eröffnet wird, unterhalten werden soll, gewähren wir den Priestern der oben genannten Kongregation die administrative Leitung desselben. 

3. Wir behalten uns andererseits, wie es unsere Pflicht ist, jene Rechte vor, die die heiligen Kanones [Kirchenrecht] den Apostolischen Vikaren in ihren Missionen als Garantie zugestanden wurden.


[2111]

4. Um die notwendige Kommunikation sowohl mit dem Superior des Vikariates wie auch mit Europa zu gewährleisten und auf wünschenswerte Weise für das Wohl der Missionare zu sorgen, wäre es unser Wunsch, dass gleich von Anfang an ein Priester in der Hauptstation in Khartum wohne. Er würde im Haus der Mission leben und außerdem als Prokurator der eigenen Missionen wirken. Er würde wirksame und ausreichende Beschäftigungen finden gemäß den Anordnungen des Apostolischen Vikars oder Superiors der Missionsstation.

Inzwischen werden wir das, was wir hier dargelegt haben, der Kongregation der Propaganda Fide zu Genehmigung vorlegen.

Im Vertrauen darauf unterschreiben wir dieses Dokument eigenhändig und versehen es mit dem Siegel dieses Apostolischen Vikariates.

Aus unserer gegenwärtigen Residenz in Khartum am 3. August 1855 (L.S.)

[unterschrieben:]

Dr. Ignaz Knoblecher

Apostolischer Provikar“


[2112]

Während der Provikar auf dem Weißen Fluss unterwegs war, reiste eine große Schar von Missionaren auf einem Dampfer des Lloyd auf dem Mittelmeer in Richtung Ägypten. Unter ihnen waren vier Priester, ein Lehrer und neun Handwerker aus Tirol. Sie waren voller Verlangen, ihr Leben dem guten Gott und der Rettung der Schwarzen Zentralafrikas zu opfern. Hier sind die Namen:

  1. Hochw. P. Josef Staller, Diözese Brixen;
  2. Hochw. P. Michael Wurnitsch, Diözese Brixen;
  3. Hochw. P. Franz Morlang, Diözese Brixen; 
  4. Hochw. P. Alois Pircher aus Leifers bei Bozen, Diözese Trient.

[2113]

Leider musste einer von ihnen, Hochw. Staller, auf Rat der Ärzte nach Europa zurückkehren wegen einer schweren Krankheit. Ein anderer, Hochw. Wurnitsch, starb einige Stunden nach der Abreise von Korosko in der Wüste im Sand. Er wurde am Eingang zur Wüste von Korosko beerdigt. Die anderen erreichten glücklich Khartum. Morlang wurde zu den Bari geschickt, Pircher zu den Kich auf die Station Heiligkreuz. Er war eine reine Seele, ein wahrer Nachahmer des hl. Aloisius Gonzaga. Er starb allzu bald, nämlich einige Tage nach seiner Ankunft an seinem Bestimmungsort im Jahr 1856. Die anderen Handwerker wurden der Missionsstation Khartum zugeteilt. Unter ihnen waren echte Christen, die der Mission mit ihrem guten Beispiel und ihrem unermüdlichen Einsatz beim Bau des Hauses aus Liebe zu Gott große Dienste leisteten. Wir nennen hier nur die folgenden:

Herr Anton Vallatscher (Schneider, Schuster, Schweißer);

Herr Gottlieb Kleinheinz (Hausdiener und Küchenmeister);

Herr Johann Juen (Maurer und Steinmetz);

Herr Johann Fuchs (Schuhmacher etc.)


[2114]

Vor allem stach der Lehrer J. Dorer hervor, über den Generalvikar Gostner aus Khartum nach dessen Tod Folgendes schrieb: „Für unsere Jungen war Dorer ein kluger Vater, eine zartfühlende Mutter, ein weiser Lehrer; in einem Wort: er war alles in allem. Seinen moralischen Charakter kann man mit folgenden Worten beschreiben: Ein Engel in Menschengestalt.“ Der Apostolische Provikar besuchte im Jahre 1856 die Institute von Heiligkreuz und der Bari. Am 1. Juni traf er auf der Stella Matutina in Gondokoro ein. Er wurde von den Schülern mit den schönsten Liedern der Bari-Sprache empfangen, die beim Stamm der Bari sehr populär waren. Hier traf er auch P. Überbacher, der mit Hingabe und einem bewundernswerten Erfolg gewirkt hatte und der sich glücklich fühlte, einen neuen Kollegen, Herrn Morlang, zu bekommen.


[2115]

Fast zur gleichen Zeit hatte Hochwürden Gostner, der Generalvikar, acht von den tüchtigsten und intelligentesten Schülern der Schule in Khartum nach Ägypten begleitet. Von dort sollten sie nach Europa gebracht werden, um eine höhere Ausbildung zu erhalten. Bei der Ankunft in Alexandria am 1. September trafen sie Prof. Mitterrutzner, der eine Gruppe von Missionaren aus Deutschland brachte. Am 4. des gleichen Monats verzichtete Dr. Mitterrutzner mit bewundernswerter Selbstverleugnung darauf, die Monumente und die klassischen Stätten Ägyptens zu besuchen und kehrte mit den oben erwähnten Schülern aus Khartum nach Europa zurück. Unter ihnen waren die beiden tüchtigen Burschen Alessandro Dumont und Fr. Charris. Sie bezogen Quartier im Kolleg der Propaganda Fide in Rom. Weitere zwei wurden bei dem unermüdlichen und frommen Freund der Mission, Lucas Jeram aus Laibach, untergebracht. (Dieser hatte zweimal versucht nach Khartum zu reisen, aber wegen der schrecklichen Krankheiten kehrte er das erste Mal aus Kairo und das zweite Mal aus Assuan zurück.) Vier gingen nach Verona in das Institut Mazza. Hier sind die Namen der Missionare, die ankamen:

Hochw. P. Anton Kaufmann aus Tirol;

Hochw. P. Josef Lanz aus Tirol;

Hochw. P. Lorenz Gerbl aus Wasserburg in Bayern.


[2116]

Es waren außerdem noch vier Laienhandwerker, von denen drei Tiroler waren. Sie fanden im Generalvikar einen kundigen Führer. Unter seiner Leitung kamen sie Mitte Oktober in Korosko an. Dort stießen sie auf eine unerwartet fatale Situation. Seine königliche Hoheit Said Pascha, Vizekönig von Ägypten, unternahm eine Reise in den Sudan. Während der monatelangen Reise wurden für ihn und sein zahlreiches Gefolge alle Kamele für die Durchquerung der Wüste beschlagnahmt. Erst am 7. Januar 1857 konnte Gostner Korosko verlassen und Mitte März traf er in Khartum ein. Die Patres Kaufmann und Lanz erhielten ihre Bestimmung: der erstere nach Gondokoro und der zweite nach Heiligkreuz. Der fromme und eifrige junge Missionar Herr Gerbl blieb in Khartum. Er stammte aus einer reichen Familie und war in Deutschland, obwohl er sehr jung war, der Erste Hauslehrer des Studentenvereins, der noch sehr verbreitet ist. In diesem Verein nahm er an mehreren Orten, wo er gegründet wurde, eine führende Stellung ein und hat viel Gutes bewirkt, vor allem, um die Studenten der Universität vor dem Gift des Rationalismus zu bewahren und ihnen zu helfen, die Grundsätze unserer heiligen Religion zu praktizieren.


[2117]

Im Alter von 24 Jahren traf P. Gerbl in Khartum ein. Dort erfreute er sich immer einer guten Gesundheit. Am 11. Juni 1857 feierte er die hl. Messe in der Kirche der Mission, er besuchte die Kranken und zu Mittag nahm er sein Mittagessen ein. Als er im Ars (gegen drei Uhr am Nachmittag) mit Francesco Mustafa im Garten von Khartum spazieren ging, wurde er plötzlich von einem sehr heftigen Fieberanfall befallen. Sie diskutierten darüber, wie man die afrikanische Jugend erziehen sollte. Am Abend desselben Tages war der fromme Gerbl schon begraben. Dr. Knoblecher selbst begleitete Kaufmann und Lanz mit der Stella Matutina an ihren Bestimmungsort. Das war zu der Zeit, als man in Verona die Erkundungsreise des Mazza-Instituts vorbereitete. Nach der Rückkehr von Don Beltrame nach Verona hatte dieser verehrte Gründer fünf Priester und einen exzellenten frommen Laien für dieses Unternehmen vorbereitet. Hier sind die Namen:


[2118]

Don Giovanni Beltrame, 35 Jahre alt aus Valeggio, Diözese Verona;

Don Francesco Oliboni, Professor, 34 Jahre alt, Diözese Verona, aus S. Pietro Incariano;

Don Alessandro Dal Bosco, 27 Jahre alt, aus Breonio, Diözese Verona;

Don Angelo Melotto, 29 Jahre alt, aus Lonigo, Diözese Vicenza;

Don Daniele Comboni, 26 Jahre alt, aus Limone, Diözese Brescia;

Herr Isidoro Zilli, 37 Jahre alt, aus Triest, Schmied und Mechaniker.

Sie alle warteten schon seit langem auf den glücklichen Tag, ihre Heimat verlassen zu können, um nach Zentralafrika zu gehen und für Jesus Christus zu sterben. Aber es gab ein furchtbares Hindernis: Es fehlte das Geld. Dr. Mitterrutzner hielt sich am 23. August 1856 auf seiner Durchreise von Verona nach Ägypten nur ganz kurz im Institut auf. Auf seiner Rückreise von Alexandria am 12. September mit den vier Schülern der Schule in Khartum, die wir schon erwähnt haben, blieb er einige Tage im Institut. In diesen Tagen, die er mit den 34 Priestern verbrachte, die damals im Institut waren, merkte er, dass viele von diesen ihn oft über die Mission fragten und dass sie sich brennend danach sehnten, ihr Leben dieser Aufgabe zu weihen.


[2119]

Er erkundigte sich gut vor Ort und konnte nicht begreifen, warum sie nicht nach Afrika abreisten, obwohl sie es doch ähnlich sehnsüchtig verlangten wie ihr seeleneifriger Gründer. Am Abend des 14. September nahm er Don Beltrame beiseite, um ihn darüber zu befragen. Beltrame erklärte ihm voller Zufriedenheit alles und bestätigte ihm, dass sie an dem Tag, an dem sie einige Mittel hätten, alle abreisen würden. Mitterrutzner bewahrte diese Mitteilung für sich und kehrte mit dem festen Vorsatz nach Tirol zurück, sich an den Marienverein in Wien zu wenden, um die nötigen Mittel für Don Mazza zu erbitten, damit dieser sein Werk in Zentralafrika beginnen könne. Nach vielen Schwierigkeiten, sei es von Seiten des Vereins, um sich einig zu werden, sei es von Seiten des Don Nicola Mazza, um es anzunehmen, wurde durch die Vermittlung Mitterrutzners gegen Mitte Juli 1857 die Angelegenheit endlich zu einem glücklichen Ende geführt. Der Verein in Wien genehmigte die Finanzmittel für das Institut Mazza, um in Zentralafrika das Werk zu gründen, und Don Nicola Mazza bereitete sofort die Expedition vor.


[2120]

Am 3. September haben seine Kaiserliche Hoheit Ferdinand Maximilian und seine Frau, Erzherzogin Charlotte, Tochter des belgischen Königs, die später den kaiserlichen Thron in Mexiko besteigen sollten, uns mit ihrem Besuch geehrt. Sie unterhielten sich anderthalb Stunden mit uns und versprachen, uns in sechs Jahren wieder zu besuchen (so hatte es die Erzherzogin gesagt). Am 5. reiste die Gruppe nach Triest ab, wo die Zahl um vier Personen verstärkt wurde und am 15. September kamen sie mit dem Schiff ‚Bombay‘ in Alexandria an. Wir drei, das heißt Melotto, Dal Bosco und ich, besuchten Jerusalem und die heiligen Stätten. Im November verließen wir Kairo in Richtung Oberägypten und die Wüste. Wir machten uns auf den Weg nach Zentralafrika. Dr. Knoblecher empfing die Missionare aus Verona recht väterlich und voller Freude im Herzen. Er trug ihnen auf, sich auf der Station Heiligkreuz bei den Kich niederzulassen. Von dort könnten sie dann Schritt für Schritt die verschiedenen Stämme der Schwarzafrikaner erforschen und den Ort auswählen, wo das erste Haus ihres heiligen Werkes zu errichten wäre. Da ich die Absicht habe, einen eigenen Bericht über die gefährlichen Reisen und Arbeiten in unserem Apostolat von Zentralafrika zu erstellen, komme ich nicht von der Idee los, dass ich eigentlich hier nur einen einfachen verkürzten Bericht des Apostolischen Vikariates von Zentralafrika schreiben wollte. Deshalb wende ich mich jetzt dem Zweck dieses kurzen Schreibens zu.


[2121]

Der Apostolische Provikar hatte 1857 festgestellt, dass es fast drei Tote weniger als im Vorjahr gegeben hatte, und ermutigt durch die neue Expedition aus Verona, die die Mission bestärkte, beschloss er eine Reise nach Europa zu unternehmen, um mit der Propaganda Fide in Rom über das Vikariat zu sprechen, Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen und vor allem, um seine Gesundheit wieder herzustellen. Diese war durch die gefährlichen und häufigen Reisen und durch physische und psychische Belastungen, die er zu ertragen hatte, hart angeschlagen. Und deshalb beauftragte er Hochw. Kirchner, die Stationen am Weißen Fluss zu besuchen und die Missionare des Mazza-Instituts an ihren Bestimmungsort zu begleiten.


[2122]

Nachdem unser geliebter Mitbruder D. Dal Bosco in der Eigenschaft als Prokurator mit dem Segen des Generalvikars Khartum verlassen hatte, reisten wir von dieser Stadt mit der Stella Matutina auf dem Weißen Fluss ab. Begünstigt durch den Nordwind fuhr dieses berühmte Boot schneller als die Dampfschiffe gegen den Strom auf diesem geheimnisvollen Fluss. Wir fuhren vorbei an den ausgedehnten Ländern der Hassanich, der Baghara, der Abourof, der Schilluk, der Dinka, der Gianghe und anderer Stämme. Es verging kein Tag, an dem wir nicht mit unseren eigenen Augen den beklagenswerten Zustand der unglücklichen armen Schwarzen sahen. Mir ist es unmöglich, ihren Zustand zu beschreiben. Es verging keine Nacht, in der wir nicht die Löwen brüllen hörten und große Herden von Elefanten, von Flusspferden, sowie Tiger, Hyänen, Leoparden und andere wilde Tiere sahen.


[2123]

Nachdem wir viele Gefahren und Krankheiten überstanden hatten, trafen wir am 14. Februar auf der Missionsstation Heiligkreuz ein. Dort hat der fromme und tüchtige Josef Lanz, unterstützt von den beiden Laien Glasnik und Albinger, als einziger Missionar überlebt. Mozgan, entkräftet durch die Anstrengungen und von dem gefährlichen Fieber befallen, war einige Tage zuvor verstorben. Während die Stella Matutina Herrn Kirchner in die Gegend der Bari brachte, haben wir uns alle (der Obere Don Beltrame, Oliboni, Melotto, Comboni, Zilli) in einer kleinen Hütte niedergelassen, die bis dahin als Unterschlupf für die Kühe diente. Sie war drei Meter hoch und maß im Durchmesser vier Meter. Unser Bett bestand aus einem kleinen Brett bedeckt mit einer Decke, die wir aus Kairo mitgebracht hatten. Nur Don Oliboni schlief auf einer kleinen Kiste. In diesem Dorf gab es nichts.


[2124]

Als allererstes dachten wir daran, die Sprache des Landes zu lernen. Es ist die Dinka-Sprache. Wir erfuhren, dass es die unter den Stämmen am Weißen Fluss und den angrenzenden Regionen am meisten verbreitete Sprache ist. Der erste, der sich mit dieser Sprache beschäftigte, war Dr. Knoblecher. Aber bis zu dieser Zeit hatte er erst 600 Worte aufgeschrieben, um die einfachsten Dinge des Alltags zu verstehen und sich darin auszudrücken. Anschließend war es Mozgan, der sich dieser so schwierigen Sprache annahm. Jedoch hinterließ er Lanz als Erbe nur einige Dialoge und eine kleine Sammlung von 600 Worten, die bei unserer Ankunft bei den Kich das Wenige war, um sich verständlich zu machen und von den Eingeborenen in den dringendsten Dingen verstanden zu werden. Wir machten uns mit Eifer und Ausdauer daran, diese schwere Sprache zu lernen. Vor allem hatten wir ein italienisches Wörterbuch genommen und mehr als 5.000 Worte für unseren allgemeinen und nützlichen Dienst überschrieben. Mit Hilfe der Schüler der Mission und vor allem des kleinen Antonio Kacional und der kleinen Caterina Zenab vom Stamm der Dinka, die auch gut Arabisch konnte - was wir auch konnten - ist es uns dann gelungen (Lanz, Beltrame, Melotto und mir), in der Zeit von zehn Monaten ein Wörterbuch Italienisch – Dinka von 3.000 Worten zu erstellen und eine kleine Grammatik der gewöhnlichsten Gespräche und einen dicken Katechismus, der die Dogmenlehre und die katholische Moral enthielt, die ausreichten, um unseren apostolischen Dienst bei unseren geliebten Eingeborenen zu verrichten.


[2125]

Wir haben in den Gebieten, in denen Dinka gesprochen wurde, Nachforschungen angestellt und haben die Sitten und Gebräuche, die Gepflogenheiten, die Glaubensvorstellungen, die Irrtümer und den Aberglauben der Eingeborenen kennengelernt. Um darüber nur ein Wort zu sagen (es wäre das Thema für eine ganze Vorlesung), würde ich sagen, dass die Schwarzen dieser Gegenden im allgemeinen Heiden und Fetischisten sind. Sie glauben, dass es ein höheres Wesen gibt, das sie ‚Dendid‘ nennen. Das bedeutet so viel wie der Allwissende, aber wenn wir von der Schöpfung sprechen, sagen sie, dass sie genauso wie die Affen oder die Mücken oder der Mond und die Sterne geschaffen wurden. Es gibt Stämme, die glauben, dass die Weißen im Wasser geschaffen wurden und die schwarzen in der Kohle. Das sei der Grund - so sagen sie -, warum sie schwarz sind. Es gibt andere Stämme, die bekräftigen, dass die Weißen mit Dendid gesprochen haben, aber die Schwarzen haben nicht mit ihm gesprochen. Wir können also keineswegs sicher sein, dass die Religion Jesu Christi je zu diesen Stämmen vorgedrungen ist. Denn wir haben nicht die leisesten Anzeichen von einer Tradition der Wahrheit des Neuen Testamentes vorgefunden. Im Gegenteil, sie bewahren eher viele Überlieferungen des Alten Testamentes wie zum Beispiel die Opfer, das Talionsgesetz, die Engel und die Dämonen.


[2126]

Sie nennen den Engel ‚Aciek‘ und den Teufel ‚Aciok‘. Angesichts der Tatsache, dass sich diese Worte nicht in den Konsonanten unterscheiden, sondern nur in dem Vokal in der zweiten Silbe, ergibt sich, dass die Dinka mit uns glauben, dass die Engel und der Dämon gleicher Natur sind. Sie bringen immer Opfer dar und praktizieren bei diesen Opfern sehr interessante Riten. Aber sie opfern nie Gott, noch erweisen sie ihm Ehren, denn er hat es nicht nötig, von den Menschen gebeten zu werden, Gutes zu tun. Er tut es stets von sich aus. Im Gegenteil, sie opfern immer dem Teufel (Aciok), um ihn zu besänftigen und gütig zu stimmen und ihn daran zu hindern, den Menschen Böses zu tun. Wir waren Zeugen von unendlich vielen Opfern. Hier eines: Zwischen Oktober und November 1859 wurde in Zentralafrika wie in Europa ein Komet gesehen. Da sie glaubten, der Komet sei vom Teufel vom Himmel geschleudert worden, haben sich die Häuptlinge und die Zauberer [Wahrsager und Zauberer] versammelt und haben diskutiert, was in einer so unglücklichen Situation zu machen sei. Sie beschlossen, dem Teufel acht Ochsen zu opfern. Tatsächlich schlachteten sie feierlich die acht Ochsen. Nach umfangreichen Zeremonien und Gesängen opferten sie diese dem Aciok.


[2127]

Aber der Komet beeindruckte sie immer mehr. Also beschlossen sie in einer Versammlung, eine große Menge Wiesen und Weideland niederzubrennen. Wir haben das eines Nachts erlebt, als es hell wie am Tage wurde. Wir fragten die Eingeborenen nach dem Grund dafür. Sie antworteten: „Wir tun das, um den Kometen zu verbrennen.“ Wir fragten sie: „Warum wollt Ihr den Kometen verbrennen?“ Sie antworteten: „Der Komet ist ein zeichenhafter Hinweis auf ein Unglück und Unheil.“ Aber auch dieses Mal ist es ihnen nicht gelungen, den Kometen zu verbrennen. So sahen wir eines Tages eine Menge von Menschen, bewaffnet mit Lanzen und vergifteten Pfeilen, die sich in einer Ebene formierten und gegen den Kometen ihre Pfeile schossen. Am Abend fragte ich den Häuptling, warum sie mit den Pfeilen geschossen haben?“ Er antwortete: „Wir tun das, um den Kometen zu töten.“ Als der Komet nach seinem Lauf verschwunden war, veranstalteten die Eingeborenen ein großes Fest, sangen und tanzten und brachten ihre Genugtuung zum Ausdruck und sagten, dass sie Aciok (den Teufel) besänftigt und zufrieden gestellt hätten.


[2128]

Derjenige, das heißt der Diener, der die Opfer durchführt, ist eine sehr geschätzte Persönlichkeit bei den Schwarzen. Er nennt sich ‚tiet‘, also Zauberer. Er vereinigt auf sich die Ämter des Priesters, des Arztes und des Weisen. Wenn es einen Kranken gibt, wird er gerufen, muss aber zuerst erklären, ob der Kranke gesund wird oder sterben muss. Wenn sein Urteil für die Genesung spricht, umgibt er den Kranken mit vielen Anwendungen, und oft wird er tatsächlich gesund. Wenn er dagegen erklärt, dass der Kranke sterben wird, dann überlässt er ihn sich selber, so dass, wenn er nicht durch die Gewalt der Krankheit stirbt, er sterben muss, weil ihn alle verlassen haben. Soweit die Schwarzen des Weißen Flusses nicht über die Entwicklung seit Adam und Eva hinausgekommen sind, haben sie in den Ländern, in die die Muslime oder Europäer eingedrungen sind, noch einfache und reine Sitten. Demoralisierung kennt man dort überhaupt nicht. In kurzer Zeit werden sich diese Länder zum katholischen Glauben bekehren, wenn wir unseren Dienst weiter einbringen können.


[2129]

Bei diesen Stämmen leben auch große Scharen von Elefanten. Es vergeht keine Nacht, ohne dass man das furchtbare Brüllen der Löwen hört. Der Panther, der Leopard und vor allem die Hyäne sind hier fast so allgemein verbreitet wie in Europa die Hunde. Es gibt die größten Schlangen wie auch Krokodile, Flusspferde, Skorpione, die viel größer sind als die unsrigen, etc. Wie man sieht, machen alle diese Umstände den Aufenthalt der Missionare recht gefährlich. Trotz all dieser Dinge waren wir glücklich, diesen Menschen die Grundsätze und den Glauben des Evangeliums bekanntzumachen. Die Baumstämme sind unsere Kanzeln bei der Predigt. Sie sind umringt von den Häuptlingen und den nackten Schwarzen, die immer mit Lanzen und vergifteten Pfeilen bewaffnet sind. Sie hörten mit außerordentlich großem Verlangen und Eifer auf das Wort Gottes. Das machte uns Hoffnung. Um das hl. Opfer zu feiern, diente uns bisweilen eine kleine Hütte als Kirche mit einer Höhe von 5 Fuß. Manchmal diente ein großer Baum als Kirche. Im Land der Ghogh haben wir ein Kreuz von 30 Fuß aufgestellt.


[2130]

Es war das erste Mal, dass das Evangelium in diesen Ländern verkündet wurde. Wir hatten jenen Eingeborenen gesagt, dass das Kreuz das Zeichen unseres Heiles sei und dass sie in ihren Nöten dorthin gehen sollten. Sie taten das für lange Zeit. Es ist durchaus möglich, dass sie es auch noch weiter tun werden. Da wir jedoch nicht sicher sind, ob unser Dienst wegen des Todes so vieler Missionare weiter bestehen wird, hielten wir es nicht für klug, die Taufe jenen zu spenden, die darum baten, ohne eine entsprechende vorausgehende Unterweisung. In der Zeit, in der die Missionare, seien es Europäer oder Eingeborene, sich endgültig bei den Stämmen Zentralafrikas niederlassen können, werden diese in den Schafstall Christi eintreten.


[2131]

Beim Stamm der Kich bauten wir eine Kirche. Diese kostete dem unermüdlichen Lanz und allen Missionaren viel Schweiß. Da es hier in diesem Land keine Steine gibt, haben wir Ebenholz benutzt. Davon gibt es hier große Wälder. Wir stellten Pfosten aus Ebenholz auf, und mit Ziegeln aus Lehm und Muscheln aus dem Fluss errichteten wir mit unseren Händen das Haus Gottes. Es ist 12 Meter breit und 22 Meter lang. Es ist solide mit Stroh gedeckt, so wie die Leute ihre Hütten decken. Die Kirche wurde von den Schwarzen bewundert. Sie hatte zwei Altäre, auf denen wir das göttliche Opfer und die Zeremonien der Feste des Jahres feierten mit einer nicht geringeren Freude, als sie die katholische Frömmigkeit in den Kathedralen Europas erfährt. Die Häuptlinge der Schwarzen kamen von weit her und begegneten uns mit großem Respekt.


[2132]

Aber was für harte Proben bereitete die göttliche Vorsehung der Mission von Zentralafrika! Als Hochwürden Kirchner mit uns in Heiligkreuz ankam, war - wie wir schon gesagt haben - der Obere dieser Station, Bartholomäus Mozgan, tot. Als er bei den Bari eintraf, war der Obere der Station Gondokoro Überbacher bereits gestorben. Nachdem er Morlang zum Oberen dieser Station ernannt hatte, kehrte er nach Heiligkreuz zurück. Dort war inzwischen auch unser Mitbruder Don Francesco Oliboni verstorben. Dieser verehrungswürdige Missionar, der zehn Jahre lang Professor am kaiserlichen Lyzeum in Verona gewesen war, war ein Mann von hervorragender Frömmigkeit und Weisheit.


[2133]

Mit einem Wort, er durchquerte die Wüste in 26 Tagen. Während dieser Tage übte er ein sehr strenges Fasten und eine Abstinenz, denn er aß nichts und trank nur einmal am Tag etwas und zwar nach Sonnenuntergang. Um sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten, blieb er ohne Nahrung. Am 23. Dezember trank er von Mittag ab bis 10 Uhr des 25. Dezember keinen Tropfen, also 45 Stunden hintereinander, nachdem er 18 Tage lang auf dem Kamel verbracht hatte. Außer seinen besonderen Gebeten rezitierte er jede Nacht 50 bis 60 Psalmen Davids und meditierte über sie. Während seines Aufenthaltes bei den Kich legte er sich nie zum Schlafen nieder, sondern schlief auf einer Bank oder einem Sitz, indem er sich mit einem Arm auf eine Kiste stützte. Er legte sich nur am 19. März nieder, um am 26. des gleichen Monats zu sterben. Ich habe ihn dreimal zur Ader gelassen. Am 24. ging es ihm etwas besser, aber das furchtbare Fieber siegte. In den letzten Augenblicken richtete er eine Empfehlung an uns, indem er uns ermutigte, treu zu bleiben bis in den Tod für die Bekehrung der armen Schwarzen. Voller Glauben umfasste er das Kruzifix und gab sein Leben Gott zurück. Als Kirchner in Khartum eintraf, war Don Alessandro Dal Bosco Oberer der Station, weil der hochwürdigste Generalvikar Gostner verstorben war. In diesem tüchtigen Missionar hat das Vikariat von Zentralafrika eine große Hilfe verloren.


[2134]

Betroffen von diesen schweren Verlusten, beeilte sich Hochw. Kirchner den Provikar zu informieren, der nach Europa abgereist war. Eine Woche später traf in Khartum die Nachricht ein, dass auch Dr. Knoblecher in Neapel gestorben sei. In der Tat, als der Provikar im Oktober 1957 die Mission verließ, um nach Europa zu reisen, wurde er auf dem Nil krank, und in Kairo traf er dann auf ein sehr kaltes Wetter, das sich auf seinen Gesundheitszustand schlecht auswirkte, so dass er gezwungen war, bei den Franziskanerpatres immer im Bett zu bleiben. In Alexandria ging es ihm noch schlechter. In der Hoffnung, in Süditalien durch verlässliche Behandlung geheilt zu werden, bestieg er am 5. Januar ein Schiff, das nach Neapel in See stach. Mitte Januar traf er sehr leidend ein. Der Botschafter Österreichs beim König der beiden Sizilien, Herr Chevalier De Martini, besuchte ihn in der Herberge, wo er an schwerem Husten litt und vom Arzt Dr. Zimmermann behandelt wurde. Durch Vermittlung des Apostolischen Nuntius, Msgr. Ferrari, erhielt der Provikar eine wohlwollende Aufnahme bei den Augustiner-Patres, die sich liebevoll um ihn kümmerten.


[2135]

Hochw. P. A. Eichholzer, der Beichtvater der Königin, wurde ihm ein wahrer Freund. Mit Interesse begann der anerkannte Arzt Herr Lucarelli seine Behandlung mit großer Sorgfalt. Aber die Krankheit wurde durch einen starken Husten, durch anhaltendes Fieber und starke Brustschmerzen immer schlimmer. Er musste sich bald zu Bett legen. Er spuckte viele Male Blut und empfing die Sterbesakramente. Durch die unermüdliche, sorgsame und intelligente Behandlung konnte er soweit genesen, dass Hoffnung auf Heilung bestand. Da Papst Pius IX. in jener Zeit anlässlich eines Jubiläums einen Ablass gewährte, wollte der Provikar in den Genuss dieses Ablasses kommen. Deshalb bat er seinen Beichtvater P. Lodovico, Rektor des Konvents, ihm Exerzitien von zehn Tagen zu gewähren. Das war für ihn ein großer Trost.


[2136]

„Als ich ihn des Öfteren besuchte“, - schrieb dieser nach Deutschland, - „wollte er nur über göttliche Dinge sprechen. Er beichtete oft und empfing viele Male die hl. Kommunion. Es tat ihm sehr leid, dass er nicht selber das hl. Messopfer feiern konnte.“ Vielleicht wegen seines Eifers bei den Exerzitien fiel er in eine tödliche Krankheit. Gott rief diesen großen Diener zu sich, um ihm wegen seiner großen Verdienste einen würdigen Lohn zu geben. Vierzig Stunden vor seinem Tod, er war allein im Zimmer, wollte er dem Beispiel der größten Heiligen folgen und sich auf den Boden legen. In dieser Haltung wollte er sein Ende erwarten. Der Lärm beunruhigte die Ordensleute. Sie eilten herbei und legten ihn wieder zu Bett und empfahlen ihm, sich dem Willen Gottes zu unterwerfen und im Bett zu bleiben. Die Nacht vor seinem Tod ließ er den Prior rufen. Geplagt von unendlichen Schmerzen ließ er sich aus seiner Kiste die Kerze bringen, die er in Jerusalem an der Grabeskirche erhalten hatte, und ließ sie anzünden. Seit 1847 bewahrte er sie auf. Er bat den Prior, seinen letzten Akt der Hingabe an Gott entgegenzunehmen. Er nahm das Kruzifix in seine Hände und brachte mit lauter Stimme das Opfer seines Lebens an Gott seinen Schöpfer als Sühne für seine Sünden dar. Diese Worte sprach er mit einer solchen Hingabe, dass der Prior und alle Patres die Tränen nicht zurückhalten konnten.


[2137]

Am 13. April 1858 gegen Mittag starb Provikar Knoblecher im Alter von 38 Jahren, 9 Monaten und 7 Tagen (er war am 6. Juni 1819 geboren worden). Sein Leichnam wurde in der Kirche der Augustiner aufgebahrt. Das Hohe Komitee in Wien ließ ein feierliches Requiem in Wien feiern, und der Apostolische Nuntius Msgr. De Luca hielt ein Pontifikalamt. Sein Leichnam wurde dann nach Laibach überführt, wo ihm ein beeindruckendes Grabdenkmal gesetzt wurde. Er hinterließ viele Schriften, die die Geografie, die Botanik, die Naturgeschichte und die Philologie der Sprachen am Weißen Fluss bereichern. Die Missionen verloren in Knoblecher einen großen Vorkämpfer und die katholische Kirche einen ihrer würdigsten Söhne und Apostel.


[2138]

Als Provikar Knoblecher 1857 seine Reise nach Europa antrat, hinterließ er blühende Missionsstationen. Es waren Schulen in Khartum, in Heiligkreuz und in Gondokoro errichtet worden. Es gab sehr fähige apostolische Männer, die mit großem Eifer und ohne Rücksicht auf sich selbst aus Liebe zu Gott für die armen Schwarzen wirkten. Die Missionare waren verstreut auf der östlichen Linie von Zentralafrika zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Äquator. Aber im darauffolgenden Jahr - wie wir schon erwähnten - erlitt die Mission in allen drei Stationen harte Rückschläge, vor allem aber in Khartum, wo Generalvikar Gostner mit Kraft und apostolischem Eifer in der Zeit gewirkt hatte, als der Generalvikar starb. In Europa haben wir uns damit getröstet, dass Gostner fähig wäre, das Werk aufrechtzuerhalten. Propaganda Fide hat sich beeilt, Gostner zum Oberhaupt dieser großen Mission zu ernennen. Aber diese Nachricht sollte ihn nicht mehr erreichen, denn drei Tage nach dem Tod Knoblechers riss ihn ein tödliches Fieber im Alter von 36 Jahren in Khartum am 16. April 1858 aus dem Leben.


[2139]

Der Präfekt der Propaganda Fide, Kardinal Barnabò, nahm all diese Verluste zur Kenntnis, vor allem den Tod von Gostner, und sagte kategorisch: „Nach so vielen Verlusten, nach so vielen Opfern, muss diese Mission geschlossen werden.“ Der hoch geschätzte Professor Mitterrutzner, an den der Kardinal diese Worte am 6. September 1858 gerichtet hat, erlaubte sich, Seine Eminenz darauf hinzuweisen und wissen zu lassen, dass die Verluste zwar hoch und auch die Opfer riesig seien, dass es aber in der Mission viele tüchtige Männer gäbe und auch in Zukunft geben würde, die das Werk weiterführen könnten. Die Opfer waren natürlich riesig, aber es dürften dabei nicht die Erfolge übersehen werden. Es gäbe blühende Schulen in dieser Mission. Und gerade die Alumnen des ‚Collegio di Propaganda Fide‘, Andrea Scharrif und Alessandro Dumont, seien ein Beispiel dafür. Eine schriftliche Mitteilung an Seine Eminenz lobte in hohem Maße deren Talente, deren Frömmigkeit und ihr Urteilsvermögen. Diese Darstellungen waren der Grund, warum er davon Abstand nahm, die Mission aufzugeben. Vielmehr bemühte er sich um die Wahl eines neuen Provikars.


[2140]

Sowohl von Seiten der Propaganda Fide in Rom als auch vom Komitee in Wien fiel die Wahl auf den Missionar Matthäus Kirchner. Er hielt sich in Khartum auf, als er den Brief mit dem Ernennungsschreiben zum Leiter des Vikariates erhielt. Er war ein Mann großer Demut und erschrak vor den großen Schwierigkeiten des heiligen Unternehmens. Er entschloss sich, die Ernennung zum Leiter der Mission nicht anzunehmen. Er legte der Propaganda Fide all die Hindernisse dar, die er sah, um seine Pflicht zu erfüllen, so dass zum Besten der Mission eine entsprechende Entscheidung getroffen werden könnte. Nachdem er die Station Khartum der Leitung des frommen Don Alessandro Dal Bosco übertragen hatte, ernannte er auch seinen Prokurator für die Mission des Weißen Flusses und reiste nach Europa ab. In Rom angekommen, nahm er nach langem Widerstand die Aufgabe des Apostolischen Provikars für Zentralafrika wahr. Auf Grund eines Ratschlages von Seiten der Propaganda Fide beschloss er, zum Wohl der Missionare eine Station an einem Ort im Vikariat zu errichten, wo die Luft gut und das Klima für Europäer erträglich wäre.


[2141]

Auf dieser Station müssten alle Missionare sich einfinden, um ihre Gesundheit wiederherzustellen und sich auszuruhen von den enormen Anstrengungen ihres Apostolates. Die katholischen Missionsstationen von Heiligkreuz und Gondokoro sollten während der Abwesenheit der Missionare der Obhut eines zuverlässigen und treuen Eingeborenen anvertraut werden. Und nur einmal im Jahr, und zwar im November während der Zeit des Nordwindes, sollten einige Missionare die geplante Station verlassen, um die katholischen Stationen von Khartum und des Weißen Flusses zu besuchen und die dortigen Angelegenheiten zu regeln. Die Propaganda Fide verpflichtete sich, sie mit dem nötigen Geld für die Gründung dieser Station auszurüsten. Dafür wurde der Ort Shellal ausgewählt. Er liegt gegenüber der Insel Philae, 100 Kilometer von Khartum und 20 Kilometer von Assuan entfernt, an der Grenze Ägyptens mit Nubien, oberhalb der Nilfälle 24° 11’ 34’’ nördlicher Breite und 30° 16’ östlicher Länge von Paris. Der neue Provikar nahm auf seiner Rückreise nach Zentralafrika drei Patres des Franziskanerordens mit, nämlich die Patres Johann Dukla Reinthaler aus Graz und zwei Italiener aus der Provinz Neapel. Einer von diesen beiden starb bereits in Kairo. P. Alois Viehweider, geboren in Virgl bei Bozen in Tirol, Diözese Trient, reiste im Monat Juni 1858 von Europa aus ab. Er hat sich am 25. Januar 1859 in Gondokoro niedergelassen.


[2142]

Die Missionare von Don Nicola Mazza arbeiteten mit großer Hingabe in Zentralafrika, sei es in Khartum, wo Don A. Dal Bosco die Missionsstation leitete und als Generalprokurator des Vikariates tätig war, sei es in Heiligkreuz, wo Don Beltrame, Melotto und Comboni wirkten. Sie kümmerten sich, nachdem sie die Sprache der Dinka erlernt hatten, um den Unterricht bei den Kich und besuchten mit großer Hingabe die angrenzenden Gebiete, wo man Dinka sprach. Inzwischen brachte S. Eminenz Kardinal Barnabò gegenüber dem frommen Gründer Don Nicola Mazza seinen Wunsch zum Ausdruck, seinen Priester-Missionaren die Missionsstation Heiligkreuz anzuvertrauen, indem er den frommen und tüchtigen Provikar Josef Lanz für die anderen Missionsstationen zur Verfügung stellte. So würden alle anderen später für diese Station bestimmt werden. Schauen Sie, was uns Don Nicola Mazza aus Verona am 8. März 1859 schrieb:


[2143]

„Meine lieben Söhne, Seine Eminenz Kardinal Barnabò, der Präfekt der hl. Kongregation der Propaganda Fide in Rom, hat mir geschrieben, dass es sein Wunsch wäre, meinen Missionaren und auch mir die Missionsstation Heiligkreuz anzuvertrauen und dass ich alle mir mögliche Sorge darauf verwenden solle, in meinen Instituten für die Ausbildung von Afrikanern in Verona eine möglichst große Zahl von afrikanischen Schülern als Lehrer und Lehrerinnen auszubilden, um mit diesen Personen zwei Schulen auf der Hauptstation Khartum zu gründen, eine für Jungen, die andere für Mädchen. Auf diesen Brief habe ich geantwortet, dass ich die Missionsstation Heiligkreuz gern übernehmen würde und dass ich alles mir Mögliche tun würde, um diesen beiden Schulen in Khartum schwarze Lehrer und Lehrerinnen zur Verfügung zu stellen.


[2144]

Mir scheint, dass diese Gedanken von Gott gekommen sind. Auf diese Weise wird die Missionsstation Heiligkreuz die Hauptstation sein und der Ausgangspunkt, von dem aus wir Schritt für Schritt zum Stamm der Dinka vordringen können werden. Die beiden Schulen in Khartum, die von unseren ausgebildeten Lehrern gegründet wurden, würden kein Schaden sein, denn da sich in diesen Schulen unsere Schüler befinden, ist sicher, dass sie sich der Mission der Dinka sehr verbunden fühlen würden, und sie würden sehr viel zum geistlichen und leiblichen Wohl beitragen. Für mich, meine lieben Söhne, wäre es eine große Freude, wenn wir mit Zustimmung von Rom, unserer einzigen und geliebten Mutter, so handeln könnten. Mir scheint außerdem, dass, wenn wir die beiden Schulen von Khartum mit Lehrern und Lehrerinnen versorgen und schwarze Jungen und Mädchen erziehen, die Missionsstation Heiligkreuz und die Mission der Dinka einen Vorteil haben würde, denn ich bin sicher, dass man vor allem eine gerechte Verteilung der Lehrer und Lehrerinnen vornehmen wird, die aus Heiligkreuz und von den Dinka stammen, und dass man sie diesen Missionen zuteilen wird.”


[2145]

Wir hatten von diesen Plänen der Propaganda Fide und unseres Generalsuperiors keine Kenntnis. Deshalb folgten wir weiterhin den Anweisungen, die wir vorher empfangen hatten. Danach widmeten wir uns der Verkündigung des Evangeliums und besuchten die Orte, wo man die Sprache der Dinka spricht. Wir haben schließlich festgestellt, dass diese Sprache in Zentralafrika sehr verbreitet ist, denn sie wird in den folgenden Gegenden gesprochen:

Am rechten Ufer des Weißen Flusses:

  1. Die Stämme der Dinka zwischen 9° und 12° nördlicher Breite des Flusses Sobat
  2. Der Stamm der Bors zwischen dem 6° und 7° nördlicher Länge
  3. Der Stamm der Tuit im Norden der Bor
  4. Der Stamm der Donghiol
  5. Der Stamm der Agnarkuei
  6. Der Stamm der der Abuio
  7. Der Stamm der Agher
  8. Der Stamm der Abialagn.

Am linken Ufer des Weißen Flusses:

  1. Der Stamm der Eliab unter dem 6° Längengrad
  2. Der Stamm der Kich zwischen 6° und 8° nördlichen Längengrad
  3. Der Stamm der Atuot im Südwesten der Kich
  4. Der Stamm der Gogh im Nordwesten der Atuot
  5. Der Stamm der Arols im Norden der Ghogh 
  6. Der Stamm der Gianghe, der das linke Ufer des Schilluk bewohnt und sich ins Innere ausdehnt.

[2146]

15. Der Stamm der Nuer im Norden der Kich, der sich an beiden Ufern des Weißen Flusses ausdehnt, spricht eine eigene Sprache, kennt und spricht aber auch die Dinka- Sprache. 

16. Der mächtige und große Stamm der Schilluk zwischen dem 9° und 12° nördlicher Länge. Er spricht eine eigene Sprache, kennt aber die Dinka-Sprache und benutzt sie auch.

17. Die Stämme in der Umgebung der Halbinsel Sennar, die parallel zum Berg Berta liegt, sprechen Dinka:

  1. Der Stamm der Ghiel
  2. Der Stamm der Yom
  3. Der Stamm der Beer 

18. Viele andere Stämme am oberen Teil des Flusses Sobat und des Bahr-el-Ghazal sprechen die Sprache der Dinka. Man hatte mir versichert, dass diese Sprache auch noch bei anderen Stämmen des Inneren in Richtung des Tschadsees und im weiten Reich der Bornù gesprochen wird. Aber deren Namen kenne ich nicht.

Sehr positiv war es, dass Don Beltrame nach seiner Rückkehr nach Europa viel studiert und viel von dem korrigiert hat, was er über diese Sprache aufgeschrieben hatte. Er überarbeitete die Grammatik und das Wörterbuch. Aber wer der Mission von Zentralafrika einen unendlichen Dienst erwiesen hat, war der berühmte Mitterrutzner. Dieser Polyglotte mit seinen sprachwissenschaftlichen Kenntnissen hat mit dem, was die Missionare aufgeschrieben haben, und mit Hilfe von zwei Jungen aus dem Stamm der Dinka und der Bari zwei sehr wichtige Werke über diese beiden Sprachen veröffentlicht. Es waren die notwendigsten für die Mission von Zentralafrika.

Die Dinka-Sprache in Centralafrika,

Von J. C. Mitterrutzner, Brixen 1867

und

Die Sprache der Bari in Centralafrika

Grammatik, Text und Wörterbuch

Von J. C. Mitterrutzner, Brixen 1867


[2147]

Nach unseren langen und interessanten Nachforschungen und nach enormen Anstrengungen und leidvollen Krankheiten beeilten wir uns, nach Khartum zurückzukehren. Als wir gegenüber von Denab ankamen, das wir mit Kotchy für die Hauptstadt der Schilluk hielten, wurde uns verkündet, dass der König von den Oberhäuptern seiner Verwandten aufgehängt worden sei, denn unter den Schilluk sei es eine Schande, eines natürlichen Todes zu sterben. Er lag noch eingeschlossen in seiner Hütte und war nach zwei Monaten noch nicht begraben, weil sein Nachfolger, es sollte der Sohn seines Bruders sein, mit Namen Gheu, noch nicht gewählt worden war. Die Wahl hing vom Volk ab, und erst nach der Einsetzung seines Nachfolgers würde der König begraben werden. Uns wurde versichert, dass der König als Tribut und Steuer den dritten Teil der Gegenstände erhält, die seine Untertanen den Fremden durch Überfälle und Raub entrissen haben. Folglich muss man sagen, dass bei den Schilluk das Rauben und Stehlen vom König gefördert wird. Es ist der einzige Stamm, der ein solches Gesetz hat.


[2148]

Mir scheint, dass der Grund dafür darin besteht, dass die Schilluk ein Volk sind, das den barbarischen Raubzügen der Nubier besonders ausgesetzt ist, die mit ihnen eine Grenze haben. Die Nubier und die Dongolesen fallen vor allem über die Schilluk her, um Jungen und Mädchen für ihren infamen Sklavenhandel zu rauben. Die grausamen Gewalttaten der nubischen Giallaba haben die Schilluk so geschockt, dass sie selbst gewalttätig gegen die Fremden vorgehen. Nach vielen Mühen und Leid kamen wir in Khartum an. Dort hauchte unser lieber Gefährte Don Angelo Melotto am 26. Mai 1859 im Alter von 31 Jahren in unseren Armen sein Leben aus. Das Fieber und die Anstrengungen hatten ihn so geschwächt. Er war der Engel des guten Rates und der Klugheit in unserer kleinen Gesellschaft gewesen.


[2149]

Der Apostolische Provikar Hochw. Matthäus Kirchner traf in Khartum mit der Absicht ein, die neuen Verordnungen bezüglich des künftigen Einsatzes der Missionare in die Tat umzusetzen. Darüber hatte er sich mit der Propaganda Fide geeinigt. Während er nach Ägypten reisen sollte, um von seiner Hoheit dem Vizekönig ein Grundstück in Shellal für den Bau der neuen Missionsstation zu erbitten, wurde Don Beltrame vom Provikar beauftragt, an den Weißen Fluss zu reisen, um die Missionare zurückzurufen, die schwarzen Schüler mitzunehmen und - weil es die Klugheit gebietet - sie und alle Gegenstände, die sie für nützlich hielten, von den Missionsstationen zu holen, um sie in das neue Haus zu bringen.


[2150]

Am 1. Dezember fuhr Don Beltrame mit der Stella Matutina und drei Booten von Khartum ab. In Heiligkreuz angekommen, beauftragte er Kaufmann, alle Gegenstände für den Transport nach Shellal herzurichten. Er dagegen machte sich zusammen mit Lanz auf die Reise zu den Bari. In Gondokoro stellten sie fest, dass der eifrige Hochw. Viehweider nach zwei Monaten heftiger und abwechselnder Fieberanfälle, die sich als tödlich erwiesen, am 3. August 1859 gestorben war. In wenigen Tagen waren die drei Boote mit Gegenständen der Mission beladen. Das Haus vertrauten sie einem der treuesten Häuptlinge mit Namen Medi an. Die Missionare kehrten nach Heiligkreuz zurück. Dort war alles bereit zum Verladen auf die Boote. Als die Kich merkten, dass die Missionare abreisten, ergriff sie eine große Traurigkeit. Sie sagten: „Wenn Ihr uns verlasst, wer wird uns dann gegen die dongolesischen Soldaten verteidigen, wenn sie kommen, um zu töten und unsere Kinder und unser Vieh zu rauben? Ihr seid bis jetzt unsere Väter gewesen, ihr habt unsere Kinder unterrichtet und ihr habt uns den Weg zum Himmel gewiesen. Ihr habt den Armen geholfen und die Kranken behandelt. Wer wird uns dann trösten und unsere Krankheiten heilen?” Die Kich, die von Haus aus eher skeptisch sind, haben den Unterschied erkannt zwischen den Missionaren, die zu ihnen kamen, um ihnen Gutes zu tun, und den Türken und den Händlern, die in ihre Häuser kamen, um ihr Vieh und ihr Elfenbein zu stehlen, ihre Frauen und Kinder zu entführen und zu töten. Sie beruhigten sich nur, als wir ihnen versprachen, dass die Missionare nächstes Jahr wiederkämen. Die vier Boote mit den vier Missionaren trafen in Khartum ein. Kurze Zeit danach hat nach vier Jahren apostolischer Arbeit der fromme Hochw. Josef Lanz seine Seele seinem Schöpfer zurückgegeben.


[2151]

In der Zwischenzeit hatte sich der Apostolische Provikar nach Kairo begeben und von seiner Hoheit Said Pascha ein schönes Grundstück in Shellal erhalten und mit dem Bau begonnen, der in kurzer Zeit fertiggestellt wurde. Sowohl die Missionare des Weißen Flusses wie die von Khartum hatten sich bereits eingelebt. Die Stella Matutina wurde durch die Nilfälle gesteuert und nach vielen Hindernissen warf sie in Kairo Anker. Dort gab ihnen der Vizekönig eine ansehnliche Summe von mehreren Tausend Scudi, um das Haus einzurichten. Das war im April 1861.


[2152]

Der Provikar, bedrückt durch den neuen Verlust von Missionaren, machte sich Sorge um die Zukunft der Mission. Mit dem brennenden Verlangen, den Eingeborenen das Heil zu bringen, beschloss er, die Idee, die ihn seit einiger Zeit bewegte, in die Tat umzusetzen. Nach dieser Idee wollte er die Mission einem großen Orden anvertrauen, der in der Lage wäre, in diesem wichtigen und schwierigen Werk gute Erfolge zu erzielen. Durch Vermittlung Seiner Eminenz Kardinal Barnabò wandte er sich in Rom an P. Bernardino da Montefranco, Generalsuperior der Franziskaner, einen Mann von hervorragender Weisheit und Nächstenliebe, der von 1850 bis 1856 Kustos im Heiligen Land gewesen war. P. General war bereit, sich an diesem Unternehmen zu beteiligen, das seines glorreichen Ordens würdig war, hatte er doch der Kirche schon Tausende Apostel und Märtyrer geschenkt. Er hatte die Vorbereitungen und die Hoffnungen der Werke gesehen, die in Neapel von Lodovico da Casoria, dem Vorbild an Nächstenliebe, zu Gunsten der Schwarzen gegründet worden waren. Er nahm mit Genugtuung die Bitte Kirchners an.


[2153]

Um den Wunsch des Hohen Komitees von Wien zu unterstützen, das beim Kardinal-Präfekt der Propaganda Fide den Wunsch geäußert hatte, den Deutschen den Vorzug zu geben aus dem einfachen Grund, weil die Spenden für die Mission aus Österreich kamen, richtete er am 1. Juni 1861 einen Rundbrief an alle franziskanischen Provinzen Deutschlands, um eine ansehnliche Zahl von Missionaren seines Ordens zu gewinnen, die er nach Zentralafrika schicken würde.

Hier ist der Rundbrief (übersetzt aus dem Lateinischen).

Br. Bernardino da Montefranco der regulären Observanz S.P.N. Francesco etc. etc.

Generalminister der Minderbrüder


[2154]

An alle Oberen und geliebten Ordenspriester unserer deutschen Provinzen‚ Gruß und seraphischen Segen!

Unser Seraphischer Orden ist ins Leben gerufen worden durch den höchsten Eifer des Gründers des hl. Franziskus, um nicht nur Menschen aus dem Sumpf der Sünden und Laster zur Gnade des Heils zu rufen, sondern auch jene zur Bekehrung zu führen, die noch in der Dunkelheit eines tödlichen Irrtums seufzen. Deshalb griffen wir den Seeleneifer des Heiligen Vaters, seiner Nachfolger und unserer Vorgänger auf, sobald wir, obwohl unwürdig, in die Leitung des ganzen Ordens gewählt wurden, und schrieben nicht wenige Briefe, um in unseren jungen Priestern, besonders der italienischen Provinzen, jenen Geist echter Nächstenliebe zu wecken. Deshalb hat uns Hochw. Matthäus Kirchner, Apostolischer Provikar, aus Groß-Kairo geschrieben, ob wir ihm nicht, vor allem durch unsere jungen Priester aus Deutschland, eine Hand reichen könnten, um diesen neuen mystischen Weinberg des Herrn, der bis jetzt unterdrückt ist von Sorgen und Dornen, zu pflegen. Wir wollen ihm entgegenkommen. Mit diesem kurzen Brief ermutigen wir unsere jungen Söhne, Priester der oben genannten Provinzen, zu überlegen, ob sich nicht einige von ihnen berufen fühlten für dieses große Werk des Glaubens. Wer dazu bereit ist, verliere keine Zeit, uns zu schreiben. Wir werden ihm sofort die Versetzung mitteilen, sobald wir feststellen, dass er die nötigen Voraussetzungen für eine so große Aufgabe besitzt. Die zuständigen Provinziale mögen uns zusammen mit dem Gesuch der Einzelnen die entsprechenden Empfehlungsschreiben schicken. Inzwischen bitten wir die Hochw. Provinziale, dass sie die jungen Mitbrüder, die sie als erfüllt von Geist der Nächstenliebe erkannten, ihr Leben für diese Aufgabe einzusetzen, in keiner Weise daran zu hindern versuchen.

Gegeben zu Rom in Ara Coeli, am 1. Juni 1861

Fr. Bernardino

Generalminister


[2155]

Nach der positiven Antwort vom Hochw. General des Seraphischen Ordens begab sich Provikar Kirchner mit P. Reinthaler im August nach Rom. Nach Zustimmung der Propaganda Fide vertraute er definitiv das Vikariat Zentralafrikas dem Seraphischen Orden an. P. Reinthaler wurde zum ersten Oberen der Mission ernannt. Nach der Zustimmung des P. Generals reiste das neue Oberhaupt von Zentralafrika P. Reinthaler mit dreißig vom General unterzeichneten Versetzungsbriefen für diejenigen, die ihr Leben in den Dienst des Apostolates unter den Afrikaner stellen wollten, in der Tasche durch die Provinzen von Veneto und Österreich. Es gelang ihm, eine zahlreiche Schar von 34 Missionaren, von Priestern und Laien, zusammenzubekommen. Im November 1862 traf er in Shellal, der neuen Missionsstation, ein.


[2156]

Sobald die Franziskanerpatres sich im Vikariat von Zentralafrika niedergelassen hatten, verließen alle Missionare aus Deutschland und Verona die Mission und kehrten nach Europa zurück. Nachdem P. Reinthaler einige Patres und Brüder in Shellal zurückgelassen hatte, durchquerte er mit allen anderen die Wüste und traf in Khartum ein. Dort blieb ein Teil der Missionare. Der größere Teil von ihnen machte sich mit dem Provikar auf den Weg nach Süden. Einige Mitbrüder sind während der Reise gestorben. Beim Stamm der Schilluk erkrankte P. Reinthaler ernsthaft. Deshalb kehrte er nach Khartum zurück, während sich einige andere in Heiligkreuz bei den Kich niederließen. Dort nahmen sie einige afrikanische Kinder in den Schoß der Kirche auf.


[2157]

Im Jahr 1862 machte sich eine weitere Gruppe von 24 Franziskanern auf den Weg nach Shellal. Unter ihnen befanden sich drei Brüder von P. Lodovico da Casoria in Neapel (in der Expedition von 1861 waren es fünf). Diese erschraken, als sie die Nachricht hörten, dass der Obere P. Reinthaler durch Fieberanfälle völlig erschöpft nach Berber gegangen sei, wo er, nachdem er viele Schmerzen ertragen hatte, seine Seele seinem Schöpfer zurückgab. Viele andere folgten ihm in die Ewigkeit. Andere kehrten entweder nach Europa zurück oder wurden mit großem Wohlwollen in der Mission der Patres im Heiligen Land empfangen.


[2158]

Unter gleichen Voraussetzungen musste man die Stationen Gondokoro und Heiligkreuz aufgeben, die weit voneinander entfernt lagen. Man entschied sich, nur die Missionsstationen Khartum und Shellal beizubehalten. Die Hl. Kongregation der Propaganda Fide übertrug nach dem Tod von P. Reinthaler die Leitung des Vikariates von Zentralafrika von 1862 an provisorisch dem Apostolischen Vikar von Ägypten. In kurzer Zeit wurde die Mission von Shellal geschlossen, und jene von Khartum wurde nur mit zwei Franziskanern besetzt, dem Oberen P. Fabian Pfeifer aus dem Eggental in Tirol und einem Laienbruder.


[2159]

Nach dieser Periode beauftragte der Kardinal-Präfekt Msgr. Pasquale Vuicic, Bischof von Anfitello und Apostolischer Vikar von Ägypten, eine Reise nach Zentralafrika zu unternehmen, um die Propaganda Fide zu informieren, ob es angebracht sei, in diesen Gebieten das katholische Apostolat neu zu beginnen. Aber die schweren und wichtigen Aufgaben der Mission in Ägypten ließen es nie zu, über die Zeit von vielen Monaten zu verfügen, die notwendig gewesen wären, um die Anordnungen der Propaganda Fide zu erfüllen.


[2160]

P. Lodovico da Casoria, würdiger Sohn des hl. Franziskus von Assisi, angetrieben vom großen Eifer zur Rettung der armen Schwarzen, gründete in Neapel im Jahr 1854 zwei Institute für Schwarze beiderlei Geschlechts. Das für Jungen wurde geführt von seinen Grauen Brüdern vom Dritten Orden, die er beauftragt hatte, seine bewundernswerten Werke der Nächstenliebe zu führen, die von ihm zu Gunsten der Armen in dieser Hauptstadt gegründet worden waren. Das Institut für Mädchen wurde von den Stigmatiner-Schwestern geleitet. Sie waren auch vom Dritten Orden; er hatte sie aus der Toskana nach Neapel gerufen, um weitere Werke der Nächstenliebe, die er gerade für arme Mädchen aus dem Volk gegründet hatte, zu entwickeln und weiterzuführen. Das Knabeninstitut setzte sich aus sechzig Jungen zusammen. Sie unterrichtete er je nach Neigung des Einzelnen in Wissenschaften und Handwerken mit dem Ziel, sie später nach Zentralafrika zu bringen, wo sie ihren Landsleuten nützlich sein könnten. Alle, Große und Kleine, trugen die Uniform der Grauen Brüder des Dritten Ordens von Neapel. Der gleiche Zweck und die gleiche Methode wurden im Mädcheninstitut angewandt. Es hatte bisweilen bis zu 120 schwarze Mädchen. Da P. Lodovico informiert wurde, dass das Haus in Shellal aufgegeben worden war, und da er sah, dass sein Werk sich gut entwickelt hatte, erbat er sich durch Vermittlung des Generals seines Ordens das Haus von Shellal für sein afrikanisches Institut von Neapel. Kardinal Barnabò wollte immer die Werke unterstützen, die sich der Bekehrung der Ungläubigen widmen. Er übertrug das Haus von Shellal dem P. General der Franziskaner mit der Zustimmung, dass dieser es dem Institut des P. Lodovico da Casoria anvertraue.


[2161]

Don Nicola Mazza, der über den Zustand, in dem sich die Angelegenheiten von Zentralafrika befanden, genau informiert war, schickte mich im Monat Juni desselben Jahres nach Rom. Ich hatte eine von ihm unterzeichnete Bittschrift bei mir, um von der Propaganda Fide eine Mission in Afrika für sein Institut zu erbitten gemäß seinem Plan, von dem wir bereits gesprochen haben. Das war zu der Zeit, als der Kardinal-Präfekt seinen Willen kundtat, das Vikariat in zwei Teile aufzuteilen. Der erste Teil würde dem Franziskanerorden übergeben werden und der zweite dem Institut Mazza. Auf die Bitte Seiner Eminenz hin und nach Anweisung meines Oberen präsentierte ich der Propaganda Fide den Vorschlag zur Teilung des Vikariates.


[2162]

1. Die Mission des West-Nil Gebietes würde dem Seraphischen Orden mit folgenden Grenzen zugeteilt:

im Norden das Vikariat von Ägypten;

im Osten der Nil und der Weiße Fluss;

im Süden der Äquator;

im Westen … unbegrenzt [in infinitum].

2. Die Mission vom Gebiet östlich des Nils würde dem Institut Mazza anvertraut mit folgenden Grenzen:

Im Norden der Wendekreis des Krebses;

Im Osten die Vikariate von Abessinien und der Galla;

Im Süden der Äquator;

Im Westen der Nil und der Weiße Fluss.


[2163]

Kardinal Barnabò nahm den Vorschlag der Teilung mit großem Interesse entgegen. Er nahm sich die Freiheit heraus, sich erst bei meinem Oberen und dem Hochw. P. General der Franziskaner formal zu versichern, ob die beiden Institutionen überhaupt das nötige Personal und die nötigen finanziellen Mittel hätten, um diese Missionen in Angriff zu nehmen. Sobald die ganze Angelegenheit gemäß den Artikeln der Propaganda Fide vorgelegt und von der ganzen Kongregation geprüft und approbiert sei, würden sofort die entsprechenden Apostolischen Dekrete für die Errichtung der beiden neuen Missionen erstellt. Während ich in der Heiligen Stadt auf das Ergebnis dieser bürokratischen Vorgänge wartete, gab der illustre Gründer, Don Nicola Mazza, sein Leben im Alter von 75 Jahren seinem Schöpfer in Verona zurück. Der Definitor von Ara Coeli erklärte Kardinal Barnabò, dass er im Moment einem Projekt einer Teilung nicht zustimmen könne, da er eventuell die Voraussetzung zu wenig kenne, die diese Angelegenheit betreffen. Er habe auch zu wenig detaillierte Informationen über das Vikariat von Zentralafrika, um einen Teil davon an eine andere Institution abzugeben.


[2164]

Nach diesen berechtigten Gründen der verehrungswürdigen Franziskaner hielt es Seine Eminenz der Kardinal-Präfekt für angebracht, keine Entscheidung zum Plan der vorgeschlagenen Teilung zu treffen, sondern in seiner großen Weisheit ordnete er an, dass P. Lodovico als Vertreter des Seraphischen Ordens und ich als Vertreter des Instituts Mazza eine Reise nach Zentralafrika unternehmen sollten, um die ganze Angelegenheit vor Ort zu studieren. Nachdem wir unsere Ideen dem Rat und Urteil des Apostolischen Vikars von Ägypten unterbreitet hätten, der das Oberhaupt des Vikariates war, könnte man einen gerechten und günstigen Plan für die beiden Seiten erstellen, der anschließend der Hl. Kongregation der Propaganda Fide vorgelegt würde.


[2165]

Diese Entscheidung Seiner Eminenz war sehr weise, denn während der Zeit, die wir in Zentralafrika verbringen würden, hätte die Leitung meines Instituts, das sich gezwungen sah, seine Werke auf Grund des Todes des Gründers zu reduzieren, genügend Zeit, um seine neue Position festzulegen, die Mission anzunehmen oder nicht. Zur gleichen Zeit hätte P. Lodovico die ersten Mitglieder seines Instituts nach Afrika bringen und die Missionsstation von Shellal übernehmen können.


[2166]

Unsere Abreise nach Afrika wurde auf den kommenden November festgelegt. Seine Eminenz der Kardinal-Präfekt hatte mir eine kleine Summe Geldes für meine Reise nach Afrika zugebilligt. Im vorausgehenden Oktober wollte P. Lodovico mit mir und drei schwarzen Brüdern, unter denen sich auch P. Bonaventura von Khartum befand, die Hauptstadt Österreichs besuchen, um beim Marienverein um Hilfe für Shellal zu erbitten. Wir kamen nach Brixen, um den illustren Professor Mitterrutzner über den neuen Plan der Teilung des Vikariates zu konsultieren, der in Rom nach unserer Rückkehr nach Europa vorgelegt werden sollte, denn P. Lodovico war mit dem, was der Propaganda Fide vorgelegt worden war, nicht zufrieden. Der illustre Professor stellte fest, dass es besser wäre, das Vikariat von Norden nach Süden zu teilen anstatt von Osten nach Westen. So wäre es gut, den Franziskanern die Regionen von Ägypten bis zu den ersten schwarzen Stämmen am 12. nördlichen Längengrad und dem Institut Mazza das Gebiet von diesem Punkt bis zum Äquator zuzuteilen. All das wurde P. Lodovico aus wichtigen Gründen in einem Brief von Mitterrutzner auf Latein in Wien am 29. Oktober 1865 dargelegt.


[2167]

Die Gespräche in Wien zu Gunsten der Missionsstation Shellal waren nicht umsonst, da der Verein P. Lodovico alle Möbel der Mission, die Einrichtung der Kapelle und der verschiedenen Werkstätten zur Verfügung stellte. Das Komitee erklärte, dass die Einkünfte des Vereins kaum für den Unterhalt der Missionsstation in Khartum reichten. Sie könnten sich nur um diese kümmern. Durch Vermittlung des Kardinal-Präfekten gewährte das Komitee jedoch drei Monate später den in Shellal wohnenden Brüdern des P. Lodovico die Summe von 1.200 Franken jährlich.


[2168]

Am 6. Januar, dem Fest der Erscheinung des Herrn, trafen wir in Shellal ein, und P. Lodovico nahm Besitz von dieser katholischen Missionsstation. Auf Grund von dringenden Briefen, die er erhalten hatte, verließ P. Lodovico drei Tage später die Mission und kehrte nach Neapel zurück. Auf diese Weise fiel der Hauptgrund unserer Reise nach Zentralafrika ins Wasser, und zwei Monate später kehrte auch ich nach Europa zurück. Die Brüder von P. Lodovico blieben acht Monate im Haus von Shellal. Dann wurde wegen fehlender Mittel diese Station geschlossen, und die Ordensleute stellten sich der Leitung und dem Dienst des Heiligen Landes zur Verfügung.


[2169]

P. Fabian verblieb vier Jahre in Khartum. Ihm stand ein Laienbruder zur Seite. Im Jahr 1868 traf als Verstärkung Hochw. Dismas Stadelmeyr aus Innsbruck ein, zusammen mit dem Laienbruder Gerhard Keller. Nach der Rückkehr von P. Fabian Pfeifer kam im Dezember 1869 aus Kairo der Hochw. Hilarius Schlatter aus Tirol. Er war reformierter Minderbruder und wurde P. Dismas, der zum Oberen des Hauses ernannt worden war, als Hilfe, nach Khartum geschickt.


[2170]

Nach dem, was ich hier vorgetragen habe, muss man sich fragen:

  1. Welches sind die Ergebnisse, die erzielt wurden, und was ist an Gutem im Vikariat von Zentralafrika seit der Gründung von 1846 bis 1867 geschehen?
  2. Warum hat der große verehrungswürdige Orden der Söhne des hl. Franziskus nicht die Erfolge erzielt, die man von ihrer apostolischen Tätigkeit erhofft hatte
  3. Welches System wäre das günstigste und welcher Plan wäre der wirksamste, um das Apostolat in Zentralafrika mit Erfolg zu beginnen?

[2171]

Darauf antworte ich: Man muss bekennen, dass der erste Anfang einer katholischen Mission inmitten unbekannter und wilder Volksstämme in der Regel Resultate aufweist, deren Wichtigkeit selten nach dem richtigen Maß eingeschätzt wird. Christliche Eroberungen vollziehen sich in gänzlich anderer Weise als politische. Der Apostel unternimmt nicht aus eigenem Interesse die grenzenlosen Mühen des Apostolats, sondern er unternimmt sie für die Ewigkeit. Selbstlos, hat er nichts im Auge als das Heil seiner Mitmenschen. Er weiß, dass sein Werk nicht mit ihm stirbt, dass sein Grab nur die Wiege neuer Apostel ist. Deshalb misst er seine Schritte nicht immer nach den eigenen Wünschen, sondern nach der gebotenen Klugheit, um den Erfolg des Werkes der christlichen Wiedergeburt zu sichern. Die Resultate eines ersten Apostolats sind immer ganz außerordentlich groß, aber meistens bleiben sie im Verborgenen. Die Zeit behält sich vor, einige davon aufzudecken, aber die meisten kennt nur Gott allein. Was man im Allgemeinen von allen Missionen sagen kann, trifft in noch höherem Maß auf die großartige und überaus schwierige Mission von Zentralafrika zu. Als sich die ersten Helden apostolischen Opfermutes unter der Führung des unvergesslichen Provikars Ignatius Knoblecher nach den Äquatorialgegenden der afrikanischen Länder wandten, welche nach dem alten Sprichwort mit „einer Mutter, welche ihre eigenen Kinder verschlingt,“ verglichen werden können, befanden sie sich buchstäblich gänzlich allein allen Schrecknissen unbekannter Zustände ausgesetzt.


[2172]

Wo die Eroberer der antiken Welt mit ihren kriegsgewohnten Heeren nicht einzudringen wagten, dort befanden sie sich; es waren wenige. Sie waren wehrlos, unkundig des Landes, der fremden Volksstämme, ihrer Sprachen, ihrer Sitten. Sie waren den todbringenden Einflüssen des Klimas ausgesetzt. Tausend Bedürfnisse mussten für sie unerreichbar bleiben, da sie in der Trostlosigkeit der dortigen Zustände nicht die geringsten Spuren von den Lebensgewohnheiten und den gebräuchlicheren Formen des sozialen Lebens zivilisierter Völker antrafen. Und so durchaus abweichend waren die Naturanlagen dieser Menschen von denen anderer Völker, dass die Missionare im Zweifel waren, ob sie mit zu Tieren erniedrigten Menschen oder mit veredelten Tieren verkehrten. Das waren die größten Schwierigkeiten, auf die das Apostolat stoßen würde. Ganz sicher würden sie sehr viel erreichen und würden auch oft ihr Leben dafür hingeben. Wenn sie nun bei ihrem ersten Auftreten in diesen Gegenden auch nichts anderes erreicht hätten als das Land kennenzulernen, die Art und Weise, wie man am besten in dasselbe einzudringen vermöge, das Wissen um die menschliche Natur der Eingeborenen, ihrer moralischen und politischen Zustände, ferner das zweckmäßigste Mittel zu ihrer Bekehrung wie auch die Hauptschwierigkeiten, mit denen das Apostolat dort zu kämpfen haben würdet, so wäre dies ohne Zweifel schon sehr, sehr viel, und sie hätten ihr Leben nicht besser verwenden können.


[2173]

Allein weitaus Bedeutenderes hat die erste Periode der Mission in Zentralafrika erreicht. Denn es war den Missionaren gelungen, einen guten Teil der immensen Gebiete zu durchdringen und kennenzulernen, welche unter dem 15. Grad nach dem Äquator liegen und bis in die letzten Jahre auf den geografischen Karten mit ‚unbekannte Regionen‘ bezeichnet waren. Hier fassten sie Fuß und errichteten Stationen unter diesen Stämmen, welche den Traditionen vieler vergangener Jahrhunderte nach für ‚Menschenfresser‘ gehalten wurden. Sie machten sich vertraut mit dem Familienleben dieser wilden Nomadenstämme, ergründeten ihren Aberglauben, läuterten ihre Vorstellungen, erforschten ihre Geschichte und studierten ihre Gebräuche. Nachdem die Eingeborenen die Missionare auf diese Weise als ihre Wohltäter erkannt hatten, fiel es ihnen nicht schwer, den Apostel von einem Abenteurer zu unterscheiden, und man gewann ihr Vertrauen und ihre Achtung, ihre Zuneigung, und ich darf sagen, ihre Sympathie und ihre Liebe. Und man erreichte es endlich, ihrer wichtigsten Sprachen mächtig zu werden, und diese schwer erworbenen Kenntnisse wurden von den Glaubensboten niedergeschrieben. So bereitete man die hauptsächlichsten Elemente vor für die erfolgreiche Wirksamkeit der künftigen Mission und erregte hierdurch das erste Aufleuchten von Hoffnung auf die Bekehrung der unglücklichen Länder Afrikas.


[2174]

Doch dass diese Hoffnung in der zweiten Periode der Mission sich leider als eine erschreckende Illusion erwies, als diese dem bekannten Seraphischen Orden anvertraut wurde, geschah aus verschiedenen Gründen und unabhängig vom Willen der apostolischen Arbeiter. Es war eine jener schmerzhaften Episoden, die Gott manchmal zulässt, um so seine Diener auf die Probe zu stellen, aber auch um sie vorzubereiten, so dass ihr Werk zwar für den Moment nicht gelingt, aber für die Zukunft im wahren Interesse der zu gewinnenden Völker steht. Der Seraphische Orden war auch neu in Zentralafrika. Deshalb war vorauszusehen, dass er am Anfang erst seine Erfahrungen sammeln müsste und dies vielleicht zum Preis von nicht wenigen Opfern. Aber wenn er frei gewesen wäre in der Wahl der Personen, die ausgesandt werden sollten, wäre er sicherlich nicht so unerfahren gewesen wie er es war, weder der Sprache gegenüber noch den Gebräuchen noch den Völkern noch dem Klima von Zentralafrika. Im Heiligen Land und in Ägypten hatte er ausgezeichnete ältere Missionare gehabt, deren Erfahrung und Gewöhnung an ein wärmeres Klima als in Deutschland hätte ihre Schritte mehr vorangebracht und viele Schäden für die Mission vermieden.


[2175]

Aber es gab den Wunsch, sich durchzusetzen. Gewisse Wohltätervereine baten, die Mission Missionaren ihrer Nation anzuvertrauen. Auf diese Weise befand sich der Seraphische Orden in dem kritischen Moment, in welchem die liebevollen Spenden der treuen Gläubigen stark zurückgingen, und zwar wegen der politischen Umbruchsituation wie auch wegen der großen zusätzlichen Anforderungen, die die Religion in Europa bedrohten. Der Seraphische Ordnen sah sich gezwungen, die Leitung der Mission mit Personal zu riskieren, das zwar mit den besten Absichten der Welt von hochherzigem und großartigem apostolischem Geist beseelt war, aber unerfahren und ungeübt in solchen Unternehmungen. Es war äußerst ungeeignet für die schwierige Situation in Afrika. Und ist es da ein Wunder, dass er sich gezwungen sah, sich zurückzuziehen?


[2176]

Um ehrlich zu sein, diesem Misserfolg wurde zu viel Bedeutung beigemessen. Denn man wollte die Unmöglichkeit dieser Mission beweisen, während es aber besser gewesen wäre, die Art und Weise des Vorgehens zu verurteilen. Der berühmte Seraphische Orden braucht natürlich nicht meine Ratschläge. Die Geschichte von sechs Jahrhunderten glorreichen Apostolats unter hundert ungläubigen Nationen auf der einen oder anderen Seite der Erde ist ein unsterbliches Monument der Kraft und der Erfolge. Deshalb sei es mir erlaubt, meine feste Hoffnung zum Ausdruck zu bringen für eine recht wirksame Rückkehr zu dem Unternehmen, und zwar mit der neuen Arbeitsmethode, die die vergangenen Ereignisse und die Geschichte der Mission als die günstigste und klügste Methode zum Gelingen der Wiedergeburt von Zentralafrika anraten.


[2177]

Es sei mir gewährt, in aller Bescheidenheit auch meine Meinung in dieser Sache zu äußern, indem ich die Idee, die bereits in meinem Plan zur Wiedergeburt Afrikas erklärt wurde, zusammenfasse. Dieser Plan für die Wiedergeburt Afrikas wurde 1864 gedruckt. Ich hatte die Ehre, von angesehensten Persönlichkeiten und wichtigen Oberen von Missionen, die geografisch um Zentralafrika herumliegen, Zustimmung zu erhalten. Seit 1857 konzentriere ich mich auf dieses Ziel und wollte vor Ort bei den Schwarzen und an der Seite jener ersten großherzigen Apostel dieser schwierigen Mission studieren. Deshalb scheint es mir, dass wir das Leben der europäischen Missionare nicht unnötig dem völlig anderen Klima des Äquators und allen Entbehrungen des menschlichen Lebens aussetzen sollten. Außerdem sind die ungeheuren Kosten zu bedenken, die sich mit dieser apostolischen Einwanderung ergeben und mit dem Verbleiben der Missionare dieser Mission verbunden sind. Zudem wäre das Personal dieses Erlösungswerkes immer gering und unzureichend angesichts der dringenden und großen Anforderungen, die das unglückliche Afrika stellt. Und wer weiß, wer einmal die Früchte dieser Wiedergeburt einsammeln wird.


[2178]

Deshalb meine ich, es wäre am sinnvollsten, europäische Missionare zu einer Aktion für die Ausbildung von schwarzen Kindern beiderlei Geschlechts in verschiedenen Knaben- und Mädcheninstituten zusammenzurufen, die in den Randgebieten Afrikas in gesunden Gegenden und in einem Klima zwischen Europa und dem Äquator zu errichten wären. Die Erziehung sollte sich zum Ziel setzen, unter den Schülern die künftigen Apostel Afrikas auszuwählen. Diese würden dann eines Tages in ihre Heimat zurückkehren in Form von evangelisierenden Dorfgemeinschaften, als Lehrer der wichtigsten Handwerke und Wissenschaften bei ihren Landsleuten. Sie wären unter der Leitung ihrer Ausbilder [Erzieher] Verkünder des Glaubens und der Moral des Evangeliums, die bereits zum großen Teil an das heiße afrikanische Klima gewohnt sind. Diese europäischen Ausbilder und Missionare müssten sich in der direkten Leitung der Mission im Inneren mehr oder weniger häufig abwechseln, je nachdem, wie die einzelnen die apostolischen Anstrengungen und das Klima in jenen Gegenden vertragen.


[2179]

Mit diesem System wird es gelingen, das Apostolat zur Widergeburt Afrikas auf eine wirksamere und weniger fatale Weise voranzubringen und zu festigen, die Zivilisation mit den Handwerken und Wissenschaften aufzubauen, mit der Entwicklung eines notwendigen Handels und mit der Einführung von milderen und sozialeren Gebräuchen, mit dem Bemühen, die Bedürfnisse der Mission zu verringern und die Schritte und Fortschritte mit dem Errichten von Kolonien zu sichern. Und schließlich soll Afrika befähigt werden, sich selber an seiner Wiedergeburt zu beteiligen. Das, was für andere katholische Missionen eine ihrer süßesten Früchte der apostolischen Anstrengungen ist, ist nach meinem Dafürhalten für Zentralafrika der notwendigste und klügste Weg, das Apostolat selbst zu aktivieren. Es kann nicht gesagt werden, man könnte die Schwarzen auch in Europa erziehen und ausbilden. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass dies ein nutzloses Arbeiten wäre. Das Klima und der Wohlstand in Europa sind für den Schwarzen nicht weniger fatal als das Klima und die Entbehrungen in Zentralafrika für den Missionar.


[2180]

Das oben erwähnte System ist von einigen als ein magisches Ideal bezeichnet worden. Aber ich habe schon vor zwei Jahren begonnen, es in meinen beiden kleinen Instituten in Ägypten zu praktizieren. Und die Erfahrung aus dieser Zeit bestätigt mich in meiner Meinung, dass mein Plan, den ich für die Wiedergeburt Afrikas entworfen habe, der günstigste und wirksamste Plan ist. Das werde ich vielleicht später zeigen können. Ich habe die Zuversicht zu wissen, dass der zum gleichen Ziel an anderen Orten angewandte Plan bei den Missionaren die gleiche Überzeugung eines glücklichen Ausganges hervorgerufen hat. Unvorhergesehene günstige Umstände wollen scheinbar von Seiten der göttlichen Vorsehung versichern, dass die Stunde des Heils auch für das arme Afrika geschlagen hat.


[2181]

Es bleibt also nichts anderes übrig, als mutig Hand ans Werk zu legen, denn Gott ist mit uns. Ihr jungen Priester, die Ihr die hohe Berufung, den Eifer für die Seelen und den Geist des Opfers in Euch spürt, Euch als Geburtshelfer Jesu Christi für Eure unglücklichen Brüder einzusetzen, hier habt ihr hundert Millionen Schwarzafrikaner, die nach Eurem Einsatz verlangen. Die Ordensgemeinschaften, die Kongregationen, die ja die auserwählte Miliz Gottes sind, auch sie kommen, um auf diesem weiten Feld zu ernten, wo Satan mit aller Gewalt am Werk ist. Und Ihr, die Ihr durch Eure Verpflichtungen zuhause bleiben müsst, verneint uns weder eure täglichen Gebete noch die Spende Eurer Nächstenliebe.


[2182]

Arbeiten wir also mit der einzigen Absicht zusammen, möglichst viele Seelen für Christus zu gewinnen. Geben wir uns gegenseitig die Hände, nur eines sei unser Wunsch, nur eines das Ziel, nur einer der Einsatz all derjenigen, die Jesus Christus lieben, nämlich der, der das unglückliche Afrika erobern wird.

Laus Deo, Deiparae, et Divo Paulo Apostolo

Kairo in Ägypten, 15. Februar 1870

D. Daniel Comboni

Apostolischer Missionar von Zentralafrika

  1. Annali della Propagazione della Fede, T. 20, Nr.121, p. 5935.
  2. Proceeding of the R. Georg. Society V.X.N.1 o, 6 etc.; The Albert N’yanza Great Bassin of the Nile, and Explanations of the Nile Sources by Samuel Baker, M. A. F. R. G. etc. London 1867.
  3. Dr. Ignaz Knoblecher … Eine Lebensskizze von Dr. J. C. Mitterrutzner.
  4. Zweiter Jahresbericht des Marienvereins Köln.
  5. Die Häftlinge verlassen nie ihre Hütten ohneLanze und giftige Pfeile. 
  6. Dr. Ignaz Knoblecher Apostolischer der Katholischen Mission in Zentralafrika. Eine Lebensskizze von Dr. J. C. Mitterrutzner.

347
Mons. Luigi di Canossa
0
Cairo
15. 2.1870

Nr. 347 (325) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/73

Kairo, 15. Februar 1870

Gepriesen seien Jesus und Maria in Ewigkeit.

Hochwürdigster Bischof,

[2183]

um nicht zwei Briefe getrennt abzuschicken, sende ich Ihnen auch meinen Brief für den Monsignore Delegaten mit der Bitte, ihn zu lesen und dann nach S. Bartolomeo all'Isola weiterzuleiten. Es ist der letzte Teil meines Berichtes in französischer Sprache über die Mission von Zentralafrika von 1847 bis 1867 und der Abschluss der 21 Seiten, die ich bereits nach Rom geschickt habe. Der Brief enthält auch die Antwort auf die drei Fragen:

  1. Welche Ergebnisse hat die Mission erzielt?
  2. Warum haben es die Franziskaner nicht geschafft?
  3. Welches wäre der beste Plan, der zu gutem Erfolg führen würde?

Ich werde einen weiteren Bericht über die zwei Jahre unserer Mission, das heißt bis heute, für den Monsignore und Lyon vorbereiten.


[2184]

Ich hoffe, am 1. März von Alexandria abzureisen und am 8. in Rom zu sein. Da gerade über den Orientalischen Ritus diskutiert wird und deshalb auch über die katholischen Missionen, wäre dies nicht der geeignetste Moment für Sie, um im Einvernehmen mit Kardinal Barnabò und dem Delegaten beim Konzil Ihre Stimme für Zentralafrika zu erheben, für 100 Millionen Afrikaner, die noch im Schatten des Todes liegen? Wäre es nicht von großer Bedeutung, Vorschläge zu machen und darüber zu sprechen, wie der zehnte Teil der Menschheit für die Kirche gewonnen werden kann, den die vielen Anstrengungen im Verlauf von 18 Jahrhunderten nicht für Christus zu gewinnen vermochten? Wäre das nicht der Augenblick, einen Staatsstreich zu verüben, die Leuchten der Kirche anzurufen und mit der Unterstützung aller Katholiken der Welt, die die Konzilsväter vertreten, innerhalb kurzer Zeit und mit genügend Personal und Geldmitteln Afrika zu belagern? Ja! Monsignore, mein Vater! Ich glaube, das wäre ein würdiges Thema für das Konzil.


[2185]

Erheben Sie beim Konzil Ihre Stimme und sagen Sie Pius IX.: „Erhebe, Heiligster Vater, deine Stimme, und das Angesicht Afrikas wird erneuert werden!“ Ein Wort des Heiligen Vaters beim Konzil und die Unterstützung der Bischöfe würden alle Katholiken der Welt aufschrecken, sie würden Geld für Afrika spenden, und Apostel für Afrika würden sich melden. Denken Sie, Monsignore, darüber nach und haben Sie den Mut, darauf zu bestehen, zu bitten und den hochwürdigen Vätern und besonders unserem Kardinal-Präfekten keine Ruhe zu lassen und nicht aufzugeben, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben. Die Heilige Familie wird, so hoffe ich, mir, meinen Gefährten, unseren Instituten, die täglich in diesem Anliegen beten, diese Gnade erwirken.


[2186]

Die protestantischen Missionare und die Muslime folgen nun dem Engländer Baker (er kam mit 2.600 Mann in Khartum an). Sie werden entlang des Weißen Flusses predigen, wo wir gepredigt haben. Von Gondokoro (4. Grad) bis Niamza baut die ägyptische Regierung eine Straße, von dort wird dann ein Dampfer eingesetzt werden. Von Suakim bis Berber wird eine Eisenbahn gebaut. Auf diese Weise erleichtern sie uns die Verbindung mit dem Herzen Afrikas. Die Nichtkatholiken dringen vor, wir aber stehen hier untätig herum und vergeuden unsere Zeit mit Nebensächlichkeiten. Wir beten zum Gott der Barmherzigkeit. Tausend Grüße an den Delegaten!

Ihr demütiger und betrübter Sohn

D. Daniel Comboni


348
Card. Alessandro Barnabò
0
Cairo
17. 2.1870

Nr. 348 (326) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC Afr. C., v. 7, ff. 1372–1373

[W.J.M.J.]

Kairo, 17. Februar 1870

Erhabenster Kirchenfürst,

[2187]

voll Dankbarkeit für die Gefühle und Wünsche, die Sie mir in Ihrem Brief vom 11. Januar ausgedrückt und für die wohlwollende Empfehlung, die Sie für dieses apostolische Werk eingelegt haben, erlaube ich mir, Ihnen mitzuteilen, dass Herr Baker in Khartum angekommen ist. Er bereitet eine große Expedition vor, um im Namen des Vizekönigs von Ägypten die ganze Länge des Weißen Flusses bis zu den Quellen des Nils jenseits des Äquators zu erobern. Von halb offizieller Seite konnte ich den Aktionsplan von Baker erfahren (ich traue dem Khediven nicht ganz, was die humanitären Absichten betrifft). Von Khartum bis zu den Bari über eine Linie von 11 Grad plant er Stützpunkte zu errichten, an denen ein Hauptmann mit einer Anzahl von bewährten Soldaten stationiert wird, die das Land besetzen und den Sklavenhandel kontrollieren sollen. Von diesen Stationen aus werden sie langsam in die Ortschaften des Hinterlandes vorrücken. Jede Gruppe von Sklaven, die von den Soldaten entdeckt wird, fällt unter die Obhut des Hauptmannes, der die Übeltäter bestraft und den Sklaven ein Stück Feld zur Bearbeitung zuteilt. Die Soldaten werden die Leute der gegründeten Provinz beschützen und vor den Feinden verteidigen, falls diese versuchen sollten, sie zu schikanieren.


[2188]

Die ausgewählten Stützpunkte sind die wichtigsten Orte am Weißen Fluss, das heißt Hassanieh, Mokhada-el-Kelb, Hella-el-Kaka, Sobat, die Zufahrt zu Bahr-el Ghazal, Nuer, Kich, Eliab, Gondokoro. Von Gondokoro nach N’Yamza Albert kann ohne weiteres eine befahrbare Straße gebaut werden. Und nach N’Yanza Albert (2. L. Süd) wird Baker einen kleinen Dampfer einsetzen, dessen Teile in Kairo unter der Aufsicht des Khediven verladen werden. Die Spedition besteht aus Technikern, Handwerkern, Arbeitern, Ärzten. Zudem fahren protestantische Missionare und Muftis mit, um die einheimische Bevölkerung zu islamisieren. Baker will den Bari eine Lektion erteilen, weil sie voriges Jahr zwei protestantische Missionare ermordet haben.


[2189]

Demnächst soll auch eine Eisenbahn zwischen Suakim am Roten Meer und Berber am Nil gebaut werden. Sollte es soweit kommen, könnte man dann einmal mit dem Dampfer von Alexandria nach Suakim, mit der Eisenbahn von Suakim nach Berber, mit dem Dampfer von Berber nach Gondokoro (4. 40’ L. N.) und mit dem Wagen von den Bari zu den Quellen des Nils fahren. Ich unterbreite diese Nachrichten Ihrer Weisheit. Was wird das alles mit sich bringen? … Vielleicht zieht die Vorsehung Nutzen daraus und ebnet dem katholischen Missionar den Weg, um den Glauben dorthin zu bringen … Wenn aber Bakers Leute gegen die Afrikaner vorgehen, dann könnte sich der Fall von Westafrika wiederholen, wo Spanien und andere Mächte gewaltsam Sklaven einfingen und sie nach Amerika verschifften, wo sie dann in den Minen und in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Gott möge über die armen Afrikaner wachen!


[2190]

Ich möchte Ihnen einen Gedanken von mir vorlegen. Da jetzt über die orientalischen Riten und die Missionen diskutiert wird, wäre es da nicht angebracht, die Anliegen des unglücklichen Afrikas zu behandeln und den Konzilsvätern vorzuschlagen, sich darüber Gedanken zu machen, wie hundert Millionen Afrikaner, die noch im Schatten des Todes liegen, für die Kirche gewonnen werden können? Wäre nicht das der günstige Augenblick, die Leuchten der Kirche aufzurufen und die Unterstützung der Katholiken der ganzen Welt zu gewinnen, die durch die Bischöfe in der Konzilsaula vertreten sind, um den zehnten Teil der Menschheit mit Leben zu erfüllen? ... Würden ein Wort des Papstes zur Unterstützung eines so großen Unternehmens und die Stimme der Bischöfe des ganzen Erdkreises zu Gunsten von Zentralafrika nicht Apostel wecken, Geldmittel bringen und Initiativen entstehen lassen, um ein so wichtiges Ziel zu erreichen?


[2191]

Verzeihen Sie mir, Erhabener Kirchenfürst, dass es meine Wenigkeit wagt, Ihnen einen solchen Gedanken vorzulegen und Sie zu beschwören, all das in Betracht zu ziehen. Ich tue es in der Gewissheit, dass dieser Gegenstand der verehrten Versammlung würdig ist, da es das wahre öffentliche Wohl der Christenheit betrifft (Bulle Multiplices II). Seit dem 8. Dezember verrichten wir auf meine Anordnung hin in meinen Instituten besondere Gebete, damit sich der Heilige Vater und die Konzilsväter auch Afrikas annehmen. Sicher wird das Früchte bringen. Ich möchte, dass einige Bischöfe nach der Anrufung des Heiligen Geistes: Adsumus Domine etc. aufstehen und zu unserem Heiligen Vater Pius IX. sagen: „Erheben Sie, Heiligster Vater, Ihre Stimme, und das Antlitz Afrikas wird erneuert werden.“


[2192]

Meine kleinen Institute schreiten sehr gut voran: die kleine Krankenstation für verlassene Afrikanerinnen hat auch diese Woche zwei Seelen in den Himmel geschickt. Eine war sechzehn Jahre alt und wurde zehn Stunden vorher getauft. Nach den Exerzitien der Schwestern und laut dem, was mir der Bischof von Verona geschrieben hat, im Einvernehmen mit Ihnen und, wie ich glaube, mit dem verehrten Apostolischen Delegaten, werde ich nach der Erledigung meiner Geschäfte nach Rom reisen.

Nehmen Sie meine, meiner lieben Gefährten und meiner Schwestern Ehrerbietung entgegen. Es scheint, dass mir die Generaloberin Emilie eine wirklich gute und tüchtige Oberin schickt. Ich habe die Ehre, den heiligen Purpur zu küssen und erkläre mich mit aller Hochachtung

Ihr demütiger und unwürdiger Sohn

D. Daniel Comboni


349
Mons. Luigi di Canossa
0
Cairo
25. 2.1870

Nr. 349 (327) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/72

Kairo, 25. Februar 1870

(Gnocchi-Freitag)

Gepriesen seien Jesus und Maria in Ewigkeit.

Hochwürdigster Bischof,

[2193]

heute Morgen sind die heiligen Exerzitien der Schwestern mit Generalkommunion und einem feierlichen Te Deum zu Ende gegangen. Unser P. Girelli hielt 68 Predigten, Betrachtungen und Unterweisungen für die Afrikanerinnen und die Schwestern. Keine Predigt dauerte weniger als eine Stunde, einige sogar zwei. Meine Cousine Faustina Stampais nahm an beiden Kursen teil. Sie wäre glücklich, wenn sie immer Stillschweigen halten und Exerzitien machen könnte. P. Girelli (er ist etwas skrupulös) war sowohl mit den Schwestern als auch mit den Afrikanerinnen zufrieden. Wie ich Ihnen im Brief mitteilte, den ich mit dem französischen Dampfer schickte, habe ich es für klug erachtet, auf Anraten unseres sehr geschätzten Apostolischen Provikars P. Elia für meine Romreise die formelle Erlaubnis des Kardinals abzuwarten. Haben Sie also Geduld, Monsignore, gehen Sie gleich zum Kardinal und bitten Sie ihn um einige persönliche Zeilen, die ich dem hochwürdigsten Provikar vorzeigen kann. Anschließend werde ich mich beeilen, nach Rom zu kommen. Es eilt, denn Ostern ist eine ungünstige Zeit, solche Angelegenheiten zu behandeln.


[2194]

Bitte unterstützen Sie beim Konzil diese Angelegenheit, sprechen Sie über Afrika und wie hundert Millionen Afrikaner für Christus gewonnen werden können. Sagen Sie ihnen, dass in der Kirche die Arbeiter des Evangeliums nie fehlen, die sich nach dem Martyrium sehnen als der schönsten und angenehmsten Belohnung für die allerhärtesten Mühen. Wir vier sind alle mutig und bereit, das grausamste Martyrium auf uns zu nehmen, auch um nur die Seele eines einzigen Afrikaners zu retten. Für uns ist die sengende Hitze Afrikas wie ein leiser Windhauch für einen guten veronesischen Priester. Sollten dann der Heilige Vater oder das Konzil zu Gunsten von Zentralafrika die Stimme erheben und sich an die Katholiken wenden, etc. …, würden wir uns zutiefst glücklich fühlen.

Ich sollte auch an den Delegaten schreiben, aber wenn ich den Brief nicht gleich zur Post bringe, geht auch dieser nicht ab. Tausend Grüße von uns allen und von P. Pietro da Taggia und von Girelli. Wir alle küssen Ihre Hand, zugleich mit D. Vincenzo, Giovanni und seinen Theologiestudenten.

Ihr gehorsamer Sohn

D. Daniel Comboni


350
P. Luigi Artini
0
Roma
24. 3.1870

Nr. 350 (328) AN P. LUIGI ARTINI

APCV, 1458/246

Rom, 24. März 1870

Piazza del Gesù, 47

Lieber und geschätzter Pater,

[2195]

ich sende Ihnen einen Brief von P. Bernardino, da ich vergaß, ihn von Ägypten aus zu schicken. Wenn ich etwas mehr Ruhe habe, werde ich Ihnen einen langen Brief schreiben. Nehmen Sie inzwischen meine kindliche Ehrerbietung und meine herzlichen Grüße entgegen. P. Stanislao ist mein Stellvertreter in Ägypten. Ich habe ihm weit reichende Vollmachten übertragen. Ich traf P. Guardi und P. Tezza und hatte ein langes Gespräch mit ihnen. Sie waren sehr zuvorkommend. Die Tatsachen werden uns zeigen, was wir tun können. Stanislao und Franceschini sind zwei Apostel Afrikas, die Charakter, Ausdauer und wahren Eifer haben. Kardinal Barnabò war voller Wohlwollen: Aber ich glaube nur den Fakten. Wir arbeiten nur für Jesus. Unser Weg wird sich ebnen, wenn die höchsten Oberen uns mit ihrem Einfluss helfen. Der Bischof von Verona ist ein wahrer Engel für Afrika: Ich vertraue auf seinen Eifer. Er beschützt Ihre zwei Söhne, wie sie es verdienen. Wehe dem, der sie anrührt. Barnabò sagte über den jüngeren: Ich fiel in seine Augen wie ein Ibis: Er freute sich, Angenehmes über ihn zu hören. Ich habe nur eine Sache, die mir niemand rauben kann: das Gewissen. Rom weiß, dass ich gewissenhaft spreche.


[2196]

Ich bin mit P. Stanislao übereingekommen, dass ich Ihnen schreibe und Sie bitte, mir vertraulich und klar die Sache der abgelösten Häuser am Paradiso etc. S. Giuliano darzulegen. Rechnen Sie mit dem Beistand Gottes, mit meinem Stillschweigen, meiner Vorsicht etc. Wir haben das Herz Jesu und den hl. Kamillus, der uns führt, und den hl. Josef. P. Zanoni habe ich nicht gesehen und bemühe mich auch nicht darum, aber ich bete für ihn. Es besteht vorläufig keine Hoffnung, dass P. Girelli zurückkehrt. Er ist franziskanischer als die Franziskaner. Er fühlte sich sehr wohl bei uns und blieb zwanzig Tage.

Ich küsse Ihre Hände. Sobald ich zum Hl. Vater gehe, werde ich um einen besonderen Segen für Sie und P. Tomelleri bitten. Tausend Grüße an den verehrten P. C. Bresciani.

In Jesus Ihr

D. Daniel Comboni