ich habe gerade Ihren Brief erhalten. Auch wenn ich sehr beschäftigt bin, bin ich von Herodes zu Pilatus, von Annas zu Kaifas gelaufen. Dann bin ich von Pilatus zurückgekehrt, um Nachrichten über Ihren Konrad zu erhalten und das zu erfüllen, was mir Ihre große Nächstenliebe aufgetragen hat. Aber als ich das gerade tat, traf der „lupus in fabula“ ein, das heißt der Pole. Er schien mir in guter Verfassung, denn er ist gut genährt und wirkt ausgeruht.
Er hat mir gesagt, dass er in Ihnen eine wirkliche Mama gefunden habe und dass er alles von Ihnen, von Auguste und von Désirée erhalten habe. Aber ich hätte mir gewünscht, er hätte in allem Ihre mütterlichen Ratschläge befolgt, und das umso mehr, als Auguste ihn ziemlich ins Herz geschlossen hat. Die Jugend ist halt immer Jugend. Aus Angst, das Jahr zu verlieren, sagte er, habe er sich entschlossen, nach Paris zu kommen. Das aber glaube ich nicht, denn über alles, was die Schule betrifft, bin ich gut informiert. Da ich sehr beschäftigt war, konnte ich ihn nicht besuchen und mir ein Bild über den Stand der Dinge machen, zumal sein gesundheitlicher Zustand ein recht guter ist. Jedoch finde ich kaum Worte, um Ihnen für die große Liebenswürdigkeit zu danken, mit der Sie mich behandelt haben. Ich würde gern ein Jahr lang bei Ihnen verweilen und mit meiner Liebe meinen lieben Auguste kurieren und ihm alles mitteilen, was ich an Talenten und Wissen habe, aber ich muss nach Ägypten zurückkehren. Ich kann bei Ihnen nur einige Tage verbringen. Jedoch werde ich das Zentrum meines Werkes in Paris gründen und hoffe, dass ich mich in Zukunft öfter auf Ihren Ländereien aufhalten werde.
Ich werde in Paris ein Komitee von wohltätigen Damen gründen. Ich würde es sehr wünschen, dass Sie und Maria dazu gehören. Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, bis zu welchem Tag Sie sich noch außerhalb von Paris aufhalten werden. Informieren Sie mich auch über Ihre lieben Söhne. Ich werde Ihnen einige Büchlein schicken.
Ich bin noch in Ihrem 40-tägigen Gebet. Am 8. Sterbetag Ihres Gatten habe ich eine hl. Messe zelebriert. Falls Sie Frau von Poysson sehen, richten sie ihr freundliche Grüße von mir aus.
Während ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank ausspreche und meine Verehrung entgegen bringe, erkläre ich mich als
Ihr
D. Daniel Comboni
Mutter Emilie geht es sehr gut.
[Übersetzt aus dem Französischen.]
ich habe Ihnen gerade mitgeteilt, dass ich Ihren Brief erhalten habe, in welchem Sie die Ehre hatten, mir das mitzuteilen, was über mein Werk in der letzten Sitzung der Mitglieder der Propaganda Fide gesagt wurde. Ich bin Ihnen dafür unendlich dankbar. Erlauben sie mir, einige Bemerkungen dazu zu machen. Was die Zeitung des Herrn Cloque betrifft, ist mir eine wohlwollende Idee gekommen, und deshalb war ich ganz sicher, dass diese Veröffentlichung nicht im Gegensatz zum Werk der Propaganda Fide stehen würde. Wenn ich dem ‚Apostolat‘ die Veröffentlichung meines Planes für die Wiedergeburt Afrikas anvertraut habe, geschah dies einzig und allein aus wirtschaftlichen Gründen und um mich nicht mit den Unkosten des Druckes zu belasten, aber ich hatte in keiner Weise die Absicht, das ‚Apostolat‘ zum Organ meines Werkes in Paris zu machen. Mir wäre es im Gegenteil eine Ehre und eine Pflicht des Dankes gewesen, sowohl den Annalen als auch der Zeitung der katholischen Missionen die Informationen über die Mission von Zentralafrika und über meine Institute in Ägypten zur Verfügung zu stellen.
Was die Bildung eines Komitees in Paris betrifft, hat es sicherlich ein Missverständnis gegeben über die Befugnisse und die Zielsetzung, die es haben sollte. Man hat geglaubt, es hätte die Aufgabe, Mittel für die Missionen in Zentralafrika und für meine Institute von Afrika zu besorgen; aber Tatsache ist, dass dieses [gemeint ist das Komitee] nur für mein Werk in Paris eine gute Grundlage schaffen sollte, wo Franzosen, die für die Mission bestimmt sind, sich versammeln und vorbereiten können. Es wäre dem ähnlich, das bereits in Verona existiert. Dort gibt es das Werk des Guten Hirten. Es wurde von Papst Pius IX. gelobt und gesegnet. Es steht unter der Leitung des Bischofs von Verona und sammelt Spenden zum Unterhalt des Seminars, das italienische Missionare aufnimmt. Ein ganz ähnliches Haus ist für mich unverzichtbar in Paris, sei es wegen der guten Beziehungen, die ich mit der französischen Regierung habe, deren Einfluss im Orient so groß ist, sei es, weil man in Frankreich leichter Männer findet, die ihr Leben der Mission weihen.
Ich glaubte, nicht mit der Propaganda Fide für diese Gründung rechnen zu können, da sie mir gesagt hatten, dass ihre Mittel einzig und allein für die Missionen im Ausland bestimmt sind. Wenn ich aber die Sicherheit erhalte, mich geirrt zu haben, verzichte ich von diesem Moment an für immer darauf, mir Sorgen zu machen, sei es für den Unterhalt meines Seminars in Verona, sei es für die Gründung eines solchen in Paris. Schließlich und endlich wollte ich in keiner Weise, dass durch die Gründung des in Frage stehenden Komitees der Propaganda Fide Kummer bereitet werde. Ich habe mich genau an Personen gewandt, die Teil des Vorstandes dieses gewichtigen Werkes sind, das ich mich jederzeit verpflichtet fühle zu unterstützen und zu fördern, so wie ich es bereits in der Vergangenheit getan habe.
Ich werde nie etwas unternehmen, ohne mich immer vorher mit dem Vorstand der Propaganda Fide abgesprochen zu haben.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Signore, wenn sie zu all den Liebenswürdigkeiten, die Sie mir schon erwiesen haben, noch jene hinzufügen würden, der Vermittler meiner hochachtungsvollen Grüße für alle Mitglieder der Propaganda Fide zu sein. Nehmen Sie bitte die Versicherung meiner respektvollen Hochachtung und meiner Dankbarkeit entgegen.
Ihr ergebener Diener
Don Daniel Comboni
Apostolischer Missionar
[Übersetzung aus dem Französischen.]
Nr. 283 (267) AN DAS WERK DER HEILIGEN KINDHEIT
AOSI, Paris
An die Herren Mitglieder des Komitees der Heiligen Kindheit
Verehrte Herren,
Ihre wohlwollende Zusammenarbeit, die sie den Missionaren anbieten, die sich der Erziehung der Kinder in den ungläubigen Ländern widmen, ermutigt mich, Ihnen vorzustellen, was unter diesem Aspekt die Position und die Bedürfnisse der Mission sind.
Seit zwei Jahren bin ich dem Apostolat in Zentralafrika geweiht. Um das Ziel [dieses Apostolates] zu erreichen, musste ich vor allem in Kairo mit Genehmigung der Propaganda Fide für junge Afrikaner, Jungen und Mädchen, zwei Institute gründen. Sie werden in den Grundwahrheiten des katholischen Glaubens erzogen, um danach als nützliche Helfer bei der Bekehrung der Völker Zentralafrikas zu dienen. Dieses System, das ich Seiner Heiligkeit Papst Pius IX. und einer großen Zahl von Bischöfen und Oberen der afrikanischen Missionen vorgelegt habe, wurde für das einzig geeignete gehalten, um den Einheimischen Afrikas das Heil zu vermitteln.
Das in Kairo gegründete Institut für Jungen wird von vier Missionaren aus meinem Seminar in Verona geleitet und hat gegenwärtig zehn Schüler. Das Institut der Mädchen wird von den Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung aus Marseille geleitet und von mehreren afrikanischen Lehrerinnen, die im Institut Mazza in Verona ausgebildet wurden. Zurzeit hat es 16 Schülerinnen. Diese Mädchen haben schon recht gute Fortschritte im Unterricht und in der Frömmigkeit gemacht. Sie praktizieren mit Erfolg alle Arbeiten, die den Frauen zukommen, so dass sie gute Hausfrauen werden.
Die Kinder, die wir erziehen, bürden uns große Lasten auf, sei es um sie zu kaufen, sei es um sie auszubilden und für ihren Unterhalt zu sorgen. Wir sehen sie manchmal schwach und krank auf der Straße oder auf Straßenkreuzungen herumlungern. Wir zögern nicht, uns ihrer anzunehmen, denn wir haben neben jedem der erwähnten Institute eine Krankenabteilung und eine Apotheke eingerichtet. Wir haben nämlich gelernt, dass die Nächstenliebe für die Kranken ein wirksames Mittel ist, um die Seelen für Jesus Christus zu gewinnen. Sie werden, verehrte Herren, leicht einsehen, wie groß die Verantwortung ist, die wir für diese Kinder auf uns nehmen, und wie sehr wir Ihre Hilfe brauchen. Wenn ich diese Bitte an Sie richte, bin ich letztlich und endlich nur der Vermittler der Absichten von Bischof Ciurcia, des Apostolischen Delegaten von Ägypten und Beauftragten ad interim der Leitung des Apostolischen Vikariates von Zentralafrika. Er hat mir zu diesem Zweck ein Empfehlungsschreiben mitgegeben.
In dem Maß, in dem sich mein Werk entwickeln wird – und dafür habe ich allen Grund zu hoffen –, werde ich nacheinander andere Ordensleute wie z.B. die Franziskaner zu Hilfe rufen, denn ich habe festgestellt, dass die Kinder Ihrer Nation eine recht offene Haltung für die Werke des Apostolates haben. Um zum Schluss zu kommen, lasse ich Sie, verehrte Herren wissen, dass von dem guten Erfolg der beiden Institute, für die ich die Ehre habe, Sie damit zu beschäftigen, ohne Zweifel die Bekehrung einer großen Zahl der Stämme Zentralafrikas abhängt. Ich bin sicher, dass dieser Grund, nämlich zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen beizutragen, Sie bewegen wird, die Bitten desjenigen zu erhören, der voller Hoffnung auf Ihre Nächstenliebe die Ehre hat, sich zu empfehlen als
Ihr demütiger Diener
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar in Zentralafrika
Oberer der Institute für die Afrikaner in Kairo
[Übersetzt aus dem Französischen.]
auch wenn ich Sie noch nicht persönlich kennengelernt habe, weiß ich um Ihr Wohlwollen und um Ihre sprichwörtliche Großherzigkeit. Deshalb erlaube ich mir – Sie werden es mir verzeihen – Ihnen diesen Brief zu schreiben, um Sie zu Gunsten eines echt katholischen Werkes um eine Spende zu bitten, nämlich für das Werk der „Wiedergeburt Afrikas“ und die Verbreitung unserer heiligen Religion in jenen weiten Gebieten. Gott hat versprochen, eine Spende großherzig zu vergelten, wenn sie aus Liebe zu Ihm gegeben wird.
Es geht darum, Tausende von Seelen zu retten. Der hl. Augustinus versichert, dass, „wer eine Seele rettet, der rettet auch seine eigene“. Was für eine große Vergeltung! Der Heilige Vater hat dieses Werk wiederholte Male gesegnet, es gefördert und mit seinen begrenzten Mitteln unterstützt, indem er seinen Förderern viele Gnadenerweise und Ablässe gewährt hat.
Arm durch Berufung und von der Not dazu bewogen opfere ich mein ganzes Leben, um meinen Brüdern in Christus als missionarischer Priester Zentralafrikas zu Hilfe zu kommen. Ich kenne die Bedürfnisse dieser entstehenden christlichen Gemeinden. Heute komme ich, um Ihr wohlwollendes und hilfsbereites Herz zu bitten, damit Sie sich für so viele unglückliche Menschen interessieren, die noch in der Finsternis und im furchtbarsten Götzendienst schmachten.
Ich hätte Sie nie belästigt, aber ich weiß, dass Sie ein guter und verständnisvoller Mensch sind gegenüber den Leiden anderer Menschen, und deshalb bin ich sicher, dass Sie nicht ungerührt an den unglücklichen Afrikanern vorbeigehen können. Die Leiden, die sie erdulden, würden ewig bestehen bleiben, wenn nicht die christliche Nächstenliebe Missionare und Mittel für ihre Rettung zur Verfügung stellen und sie zu glücklichen Menschen machen würden, die ihre katholischen Wohltäter für immer lobpreisen werden.
Entschuldigen Sie bitte die Freiheit, die ich mir erlaubt habe.
Ihr dankbarer und ergebener Diener und Kaplan
S.M.B.
Daniel Comboni
[Übersetzt aus dem Spanischen.]
vorgestern habe ich Ihren lieben Brief erhalten. Wie viele Dinge möchte ich Ihnen erzählen! Die erfreulichste Nachricht ist die, zu wissen, dass Sie am 12. oder 13. in Paris sein werden und dass ich entschlossen bin, dort auf Sie zu warten. Der Gedanke, inmitten so vieler Beschäftigungen, die ich zu erledigen hatte, nach Quimper und Prat-en-Raz zu kommen, hat mich etwas zögern lassen, wie sehr ich mich auch darüber gefreut hätte. Jetzt aber bin ich glücklich, denn in einer Woche werde ich das Glück haben, Sie in Paris zu treffen.
Ägypten erwartet mich, aber ich erwarte die Frau Villeneuve, meinen lieben Auguste und seine lieben Söhne, die ich sehr liebe. Wenn ich die Reise nach Prat-en-Raz unternommen hätte, hätte ich wegen der Reisekosten Gewissensbisse bekommen. Mir ist es nämlich von meinem Gewissen her nicht erlaubt, Geld zu meinem eigenen Vergnügen auszugeben. Auf alle Fälle wäre ich nach Prat-en-Raz gekommen, wenn es nach Paris nicht geklappt hätte.
Über den Fall Urbansky sprechen wir dann mündlich. Er hat eine große Torheit begangen, Sie und Auguste zu verlassen. Mit Recht tut es ihm jetzt leid, denn ich habe klar und väterlich mit ihm gesprochen. Als Sie mir geschrieben haben, einen Arzt und seine Vorgesetzten der Schule zu konsultieren, bin ich von Pontius zu Pilatus gegangen. Obwohl ich viel Zeit aufgewandt habe, um Informationen über die Schule, das Patronat etc. einzuholen, habe ich aber die Personen, die ich treffen musste, nie getroffen. Er ist jetzt gerade in Paris eingetroffen. Mir scheint, dass er nicht mehr so gut aussieht wie damals, als er nach Paris gekommen ist. Auch wenn er ein guter Kerl ist, ist er doch ein Bursche, der noch nicht genügend nachdenkt. Ich habe ihm einen guten Beichtvater empfohlen, weil er fast nie die Sakramente empfängt. Es scheint, dass er es angenommen hat.
Wenn Sie an Ihren lieben Mann denken, dürfen Sie nie die Gedanken haben, die Sie mir gegenüber ausdrücken. Denken Sie daran, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist. Es ist doch unmöglich, dass er nach so vielen Gebeten und Hingabe Ihrerseits nicht Gnade bei Gott gefunden hätte. Sie waren eine bewundernswerte Ehefrau, denn Sie sind eine Mutter, wie ich eine ähnliche auf Erden noch nicht getroffen habe. Gott ist Liebe. Angesichts der Nächstenliebe wandelt sich der Zorn Gottes in Wohlwollen.
Ich glaube und bin überzeugt, dass Gott Ihre Nächstenliebe und Ihre bewundernswerte Hingabe für ihn gesehen hat, eine Liebe und Hingabe, die Sie für ihn vor und nach seinem Tod praktiziert haben. Denken sie daran, dass Ihr Mann ein hervorragender Mensch war, der der Gesellschaft Ehre gemacht hat. Er war ein anständiger Mensch. Der einzige Mangel, den er hatte, war, dass er nicht praktizierte. Das kann sowohl mit seiner Erziehung zusammenhängen als auch damit, dass er zu stark von seinen Geschäften beansprucht wurde. Aber ich weiß, dass er ein hilfsbereiter Mensch war und den Mitmenschen Gutes getan hat. Eine solche Haltung kann nicht ohne Belohnung bleiben. Außerdem ist der Mensch durch die christliche Ehe ganz eins mit seiner Frau, und da Sie ihm so viel Gutes getan haben vor und nach seinem Tod, habe ich noch einen Grund mehr, auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen. Es handelt sich um das Vertrauen auf den Guten Gott. Seien Sie deshalb sicher, dass Gott mit ihm barmherzig gewesen ist. Beten sie weiter für ihn und seien Sie ruhig und gedenken Sie besonders in den Monaten November ihres Lebens seiner, denn das ist ein Monat der Gnade und der Barmherzigkeit.
Wenn Sie, was die Ablässe des großen Kreuzes von Jerusalem betrifft, das Kruzifix besitzen, können Sie, sooft sie den Kreuzweg beten, einen vollkommenen Ablass gewinnen. Mit den Reliquien ist kein Ablass verbunden. Alle Objekte, mit denen man das Heilige Grab in Jerusalem berührt hat, so haben mir die Patres vom Heiligen Land versichert, haben einen vollkommenen Ablass jedes Mal, wenn man sie küsst und man gebeichtet und kommuniziert hat. Es gibt ganz sicher einen vollkommenen Ablass in der Todesstunde. Schließlich, um Ihnen in allem Sicherheit zu vermitteln, werde ich Ihnen später schreiben, sobald ich die Liste der Ablässe von Jerusalem durchgegangen bin.
Ich habe schon lange keine Post mehr von Prinzessin Maria erhalten, das heißt seit dem 8. November, als sie mit sagte, dass sie krank gewesen sei. Wenn sie Ihnen nicht geschrieben hat, ist das ein Zeichen dafür, dass sie Ihren Brief nicht erhalten hat, denn sie hat Sie gern und schätzt Sie sehr. Schreiben Sie ihr also, denn es wird ihr viel Freude bereiten, von Ihnen Post zu bekommen. Berichten Sie ihr über Auguste und Frau Maria. Bitte, richten Sie von mir Grüße an Frau Poysson aus. Ich würde mich sehr freuen, sie wieder zu sehen.
Ich warte schon mit Ungeduld auf Ihre Ankunft in Paris. Auguste wird so gut sein, oder Sie, es mir rechtzeitig mitzuteilen, damit ich an den Bahnhof komme oder direkt in Ihr Haus.
Beten Sie für meinen Vater, der krank ist. Er wird auch für Sie beten, denn seit vielen Jahren betet er acht bis neun Stunden am Tag. Er ist ein gerechter Mann, ein wenig skrupulös, ganz das Gegenteil von seinem Sohn. Nehmen sie meine Grüße und verehrte Hochachtung entgegen.
D. Daniel Comboni
[Übersetzt aus dem Französischen.]
sicut placebit domino ita fiat: sit semper nomen Domini benedictum. Soeben habe ich ein Telegramm mit folgendem Wortlaut empfangen: „Ich fürchte, Dal Bosco wird den Abend nicht überleben. Antwortet. Tommasi.“ Gestern erhielt ich einen Brief, in dem mir berichtet wird, dass mein Vater seit 36 Tagen schwer erkrankt sei. Dazu müssen Sie noch die Kreuze, rechnen, die Gott mir in seiner Güte aufgeladen hat. Unser lieber Jesus ist sehr gut. Es ist eine liebevolle Einladung, die uns anregt, ihn wirklich zu lieben. Auch wenn ich tatsächlich ganz schön durcheinander bin, finde ich keine Worte, um Gott gebührend dafür zu danken.
Wenn nun D. Dal Bosco wird gehen müssen (was ich nach meinem Empfinden für sicher halte), was werden wir dann tun, um das kleine Seminar in Verona am Leben zu erhalten? Monsignore und mein verehrter Vater, werfen wir uns in die Arme Jesu, der voller Liebe ist und viele Talente hat. Er versteht es, die Dinge zu regeln. Sit nomen domini benedictum in saecula.
Ich bin gerade dabei, meine Abfahrt nach Verona vorzubereiten. Ich habe von Susa in Verona die Fahrt umsonst bekommen und für den achten von Verona nach Genua. Ich erwarte auch die Fahrkarte von Paris nach St. Michel und von Monaco nach Nizza für die Gruppe. Außerdem bin ich sicher, dass mir der Außenminister die Fahrt von Marseille nach Alexandria umsonst gewähren wird. Aber diese Angelegenheit habe ich noch nicht erledigt, weil der Minister sich in Compiègne aufhält. Mein Plan ist, ihn abzuwarten, nach Lyon zu kommen, um die 5000 Franken abzuholen, nach Turin weiter zu fahren, um mich mit D. Bosco abzusprechen … und rasch nach Verona zu kommen. Falls Eure Exzellenz der Meinung wäre, dass ich meinen Plan ändern sollte, brauchen Sie mir nur einen kleinen Wink geben, und ich stehe zu Ihren Diensten.
Im Übrigen setzen wir unser Vertrauen auf Jesus Christus. Ich bin nur allzu glücklich, von ihm mit so vielen Kreuzen ausgezeichnet zu sein. Sie sind der kostbare Schatz seiner göttlichen Gnade. Da wir uns um die Bekehrung der verlassensten Seelen der Erde mühen, und bei dieser Arbeit keine andere Absicht haben, als den Willen Gottes zu erfüllen, möge Jesus gepriesen sein in „prosperis et adversis, nunc et in saecula“ [in Erfolgen und Misserfolgen, jetzt und in Ewigkeit].
Wenn der Herr unseren D. Alessandro am Leben lässt, werden wir ihn preisen. Wenn er diese auserwählte Seele ins Paradies ruft, werden wir einen Fürsprecher mehr im Himmel haben.
Ich küsse Ihr heiliges Gewand und bin Ihr in den Herzen Jesu und Mariens ergebener und unwürdiger Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 287 (271) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA
ACR, A, c. 14/63
Gelobt sei Jesus Christus!
Hochwürdigster Bischof,
wir haben einen großen Verlust erlitten. Aber wir haben nicht Jesus verloren. Also besitzen wir alles. Ja, vielleicht ist dieser Verlust sogar eine Eroberung, denn D. Alessandro Dal Bosco, der ein Heiliger war, wird vom Himmel aus beim Geber aller guten Gaben Fürbitte für uns einlegen, und mit seiner Fürbitte wird er uns in dem großen Kampf unterstützen. Dominus dedit, dominus abstulit … sit nomen Donmini benedictum. [Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, gepriesen sei der Name des Herrn.]
Ich werde auf alle Fälle in drei oder vier Tagen von Paris abreisen. Ich habe bereits Mademoiselle Therèse getroffen. Es geht ihr recht gut. Ich habe eine Diözese entdeckt, die jährlich 20.000 Messen im Jahr verteilt. Es ist Nîmes. Der Bischof war Alumnus des Seminars von Chartreux in Lyon, dessen Regens [Oberer] mein Freund ist. Er ist schon dreißig Jahre Mitglied der Propaganda Fide in Lyon. Bei ihm bin ich immer zu Gast. Ich werde versuchen, ihn zu überzeugen, Ihnen viele Messstipendien zu schicken. Von Lyon aus werde ich nach Turin und Verona weiterreisen.
Ganz gleich in welchen Schwierigkeiten wir stecken, legen wir unser ganzes Vertrauen auf Gott und die Königin Afrikas. Menschen und Geld, Geld und Menschen. Das sind zwei Dinge, die absolut notwendig sind. Eure Exzellenz wird durch die Pastoral und ich durch die Reisen auf den Schienen und mit Schiffen auf den Ozeanen Geld und Menschen finden. Geduld, Vertrauen, Wagemut, Durchhaltevermögen werden uns – aber nur in den Herzen Jesu und Mariens – befähigen, das Werk einzupflanzen und eine große Zahl von Seelen zu retten. Die Königin von Spanien hat mir ihre Tochter und den Grafen von Girgenti empfohlen, die nach Ägypten kommen werden. Ich habe ihnen bereits die Reiseroute vorgeschlagen.
In meinem Schmerz wegen dem Tod von D. Alessandro habe ich einen großen Trost. Ich sehe nämlich, dass Gott mir Kreuze schickt. Wenn alle Werke Gottes mit dem Kreuz gegründet wurden, wollen wir etwa jenes von Afrika mit Wind in den Segeln gründen? … Nein. Küssen wir das Kreuz und vertrauen wir auf Jesus.
Ich küsse Ihr heiliges Gewand und empfehle mich Ihnen mit ganzem Herzen.
Ihr unwürdiger Sohn
D. Daniel Comboni
Giovanni Baptista Zanoni
Zanoni ist in einer sehr angesehenen und wohlhabenden Familie von Verona im Jahre 1820 geboren. In seiner Jugend widmete er sich den Studien und erwarb sich auf dem Gymnasium gute Kenntnisse der italienischen und lateinischen Literatur. Später wandte er sich der Mechanik und der Hydraulik zu. In diesem Bereich hat er mit großer Hingabe gearbeitet. Darin hat er sich mehrere Jahre lang in seiner Heimatstadt betätigt. Er erwarb sich eine so große Fähigkeit, dass sein Name sehr bald recht bekannt wurde und dass er nach seinem Lehrmeister Professor Avesani als der Beste in diesem Beruf galt. Er war es, der im Jahre 1838 als erster dem Kaiser Ferdinand I. von Österreich ein Modell einer Dampfmaschine für die Eisenbahn vorstellte, für die er einen Kondensator erfunden hatte, mit dem man eine beachtliche Menge Dampf einsparen kann, der geht ohne diesen Kondensator verloren. Damit wird der Lokomotive mehr Kraft verliehen. Diese Erfindung brachte Zanoni eine ehrenvolle Erwähnung von Seiten des Kaisers und eine Verdienstmedaille der Ausstellung in Venedig ein. Später erlebte er die Genugtuung, dass sein Kondensator in verschiedenen Ländern Europas, vor allem in England, eingeführt wurde. Im Jahre 1844 wandte sich Zanoni dem Ordensleben zu und trat in den Orden des Hl. Kamillus de Lellis ein. Diese Gemeinschaft nennt sich ‚Ordo Clericorum Regularium Ministrantium Infirmis‘. Er hatte die Absicht, sich als einfacher Laienbruder der Betreuung der Kranken zu widmen. Die Oberen erkannten aber sofort in ihm einen Mann mit Talent, der beseelt von Frömmigkeit war. Sie überzeugten ihn, nicht nur seine literarischen Studien fortzusetzen, sondern auch jene philosophischen und theologischen, um Priester zu werden. In den Jahren 1850 bis 1851 haben wir zusammen im Seminar von Verona Dogmatik studiert. Zanoni saß in der gleichen Bank zwischen mir und dem frommen Don Angelo Melotto. Letzterer besuchte mit mir als Missionar Zentralafrikas die Stämme der Kich und Eliab am Weißen Fluss und starb in Khartum in meinen Armen. Damals wurde er von dem Gedanken ergriffen, nach Afrika zu gehen und sein Leben der Bekehrung der Afrikaner zu weihen. So öffnete er seine Seele dem ehrwürdigen und weisen Missionar, der jetzt schon gestorben ist, den er mit besonderer Zuneigung liebte.
Auch in der Zeit, als er seinen priesterlichen Dienst im Konvent versah, hatte Zanoni die alte berufliche Spezialisierung, die Mechanik, und das, was damit zusammenhängt, nämlich Architektur und Malerei, denen er sich als Laie mit so viel Hingabe gewidmet hatte, nicht beiseitegeschoben. Obwohl er viel Zeit in den Krankenhäusern, die von seinen Mitbrüdern geführt wurden, verbrachte, beschäftigte er sich vor allem auch mit wissenschaftlichen Studien und der praktischen Medizin, der Chirurgie und der Pharmazie. Durch seine ausgedehnte Tätigkeit hat er große Fortschritte gemacht. Er weiß sich auch in der Landwirtschaft zu helfen. Außerdem ist er nicht ungeschickt in vielen Bereichen des Kunsthandwerks. Er ist ein geschickter Eisengießer, Schmied, Uhrmacher, Maurer, Schreiner etc. und ist außerordentlich aktiv. Als Kirchenmann ist er ein guter Prediger. Zudem ist er ein guter Ordensmann und ein sehr fähiger Krankenpfleger. Er ist mit Italienisch, Latein und Französisch vertraut und studiert jetzt gerade Arabisch. Seine Ordensoberen setzten ihn bei verschiedenen Gelegenheiten in unterschiedlichen wichtigen Ämtern ein. So war er in verschiedenen Konventen Spiritual, von 1858 an war er Präfekt des Konvents der Kamillianer in Mantua, und im Jahre 1862 wurde er nach Rom gesandt, um an der Wahl des Generalsuperiors des Ordens teilzunehmen.
Er war noch Präfekt des Konventes in Mantua, als auf Grund des teuflischen Gesetzes von 7. Juni 1866 sein Orden verboten wurde. Damals hatte er von unserem Plan für die Bekehrung Afrikas gehört. Deshalb wandte er sich mit der dringenden Bitte an den Heiligen Stuhl, sich diesem Werk anschließen zu dürfen. Das hatte er eigentlich schon seit Beginn seines Ordenslebens gewünscht. Mit großer Freude im Herzen erhielt er die Erlaubnis in einem offiziellen Schreiben vom 7. Juli des vergangenen Jahres. In allen Bereichen seiner Wissenschaft hat er überall, wo er gewesen ist, Erinnerungszeichen hinterlassen. So in Verona, in Padua, in Venedig, in Mantua und schließlich in Marseille. Unter ihnen sind zu erwähnen: die Kirche unserer Lieben Frau [Auxilium Christianorum], S. Giuliano in Verona, der Chor und andere Plätze im Umkreis der Kirche von S. Anna in der Nähe des Heimes für Alte und Kranke in Padua; zwei Modelle von Dampfmaschinen mit dem erwähnten Kondensator in der Akademie für Wissenschaften in Venedig; außerdem der Konvent und die Kapelle des hl. Josef in Mantua mit mehreren Bildern und Skulpturen und das großartige Projekt für den Bau eines Krankenhauses, das von allen bevorzugt und von der Stadt mit einem Preis gekrönt wurde; schließlich das Waisenhaus seines Ordens in Mantua, zwei große Bilder, die im vergangenen November in Marseille für das Mutterhaus der Schwestern vom Heiligen Josef der Erscheinung gemalt wurden. Seine früheren Oberen empfanden großen Schmerz, als sie sahen, wie er sich unserer Expedition nach Ägypten anschloss. Das Werk für die Wiedergeburt Afrikas, dessen bin ich überzeugt, wird großen Nutzen ziehen aus seinem apostolischen Eifer, seinen mathematischen Kenntnissen und seiner Geschicklichkeit in der Mechanik und den schönen Künsten, so wie auch von seiner Fähigkeit als Oberer und Verwalter.
Stanislao Carcereri
Geboren im Jahr 1840, Sohn einer armen, aber gottesfürchtigen Bauernfamilie in Cerro, einem kleinen Ort in der Diözese von Verona, Heimatdorf von Don Angelo Vinco, der am Weißen Fluss starb unter dem 4. Längengrad Nord. Auf Grund seines jugendlichen Alters konnte er Kraft eines apostolischen Privilegs mit elf Jahren in den Orden der Regularkleriker des Hl. Kamillus von Lellis eintreten. Er war äußerst talentiert. In der italienischen und lateinischen Literatur machte er so gute Fortschritte, dass ihn seine Oberen gleich als Lehrer in verschiedenen Materien einsetzten. In seiner Jugend wurde er in der christlichen Weisheit erzogen. In diesem gottesfürchtigen Umfeld pflegte er so intensiv den Geist der Frömmigkeit, dass er unter den Alumnen des Hl. Kamillus hervorragte durch die Praxis aller Tugenden, so dass er zum Vorbild eines gottgefälligen Lebens wurde.
Im Jahre 1859 stellte er sich mutig dem schwierigen staatlichen Examen, um den Titel Doktor der Philosophie im Lizeum von Verona zu erhalten. Leider konnte er es nicht bis zum Abschluss durchstehen, da ihn eine gefährliche Krankheit befiel. Etwas später unterrichtete er in der Schule Santa Maria del Paradiso Universalgeschichte, Geografie, Statistik, lateinische Literatur, Philosophie, Religion, kanonisches Recht, Dogmatik und Moral. Im Jahre 1862 hatte er das Amt des Provinzsekretärs der Provinz Lombardo-Veneto und das Amt des Archivars inne. Zuletzt war er Oberer des Konventes in Marzana bei Verona. Ausgestattet mit einer scharfen Intelligenz, einer hohen Spiritualität und einem Eifer für die Seelen ist er als geistlicher Berater [Spiritual] sehr geeignet. Als Priester ist er ein guter Prediger, äußerst begabt, den Katechismus zu erklären und den Ordensleuten, den Priester und dem einfachen Volk geistliche Begleitung zu geben. Er beherrscht perfekt Latein und Italienisch. Er ist sehr vertraut mit der griechischen, deutschen und französischen Sprache. Jetzt studiert er gerade Arabisch.
Die Idee, sich den katholischen Missionen anzuschließen, ist ihm schon im Jahr 1857 gekommen. Nach den ersten Anfängen der Verbote von Ordensgemeinschaften in Italien, Anfang 1867, hat er aus dem Wunsch heraus, Missionar bei den Ungläubigen zu werden, sich an die Seminare von Mailand und Lyon gewandt. Er erhielt eine positive Antwort für den Fall, dass die Aufhebung seines Ordens tatsächlich stattfinden würde. In jener Zeit, es war zu Beginn der Fastenzeit des vergangenen Jahres, bot sich mir wie von der Vorsehung gefügt die Gelegenheit, die großherzigen Wünsche kennen zu lernen, von denen er und seine Mitbrüder Zanoni, Tezza und Franceschini beseelt waren. Ich beeilte mich, diese vier Männer zu gewinnen. Der Bischof von Verona, Msgr. Canossa, unternahm alles, um sie zu ihrem Ziel zu führen. Und so wandten sie ihren Blick auf jenen Teil der Erde, der der unglücklichste ist und der am meisten Hilfe braucht. Gott hat das Werk seiner Vorsehung gesegnet, indem er Stanislao Carcereri zum Apostel der Afrikaner erwählte.
Trotz des Schreibens seiner Heiligkeit Pius IX. wollten seine Oberen ihm nicht die Erlaubnis zur Abreise erteilen. Wiederholte Male boten sie ihm Gastfreundschaft im Generalat in Rom an. Er aber widerstand. Es wurde ihm sehr rasch vom Stellvertreter Christi die Erlaubnis erteilt. Für ihn war das ein neues Zeichen des Willens Gottes, der ihn nach Afrika rief, wo er – so empfand er es – allein Zufriedenheit für seine Seele finden würde. Deshalb gab er alles auf: die viel versprechenden Aussichten auf eine große Zukunft, selbst seinen alten Vater, den er seinem älteren Bruder, einem hervorragenden und frommen Ordensmann des Kamillus von Lellis, zur Betreuung anvertraute. Jetzt ist er getröstet durch die Glück- und Segenswünsche, die er von jenen empfing, die vorher versucht hatten, ihn von seiner Entscheidung abzubringen. In ihr aber hatte er den Willen Gottes gesehen. Er fühlt sich sehr glücklich in seiner Berufung und dankt Gott täglich dafür.
Giuseppe Franceschini
Franceschini stammt aus einer sehr gottesfürchtigen Familie. Geboren im Jahre 1846 zu Treviso, kam er später mit seinem Vater, der als Portier in einem österreichischen Regierungsbüro angestellt wurde, nach Venedig, wo er mit großem Fleiß die Hörsäle der ehrwürdigen Väter von der Kongregation des hl. Philippus besuchte. Hier wurde er mit dem Geist wahrer Frömmigkeit erfüllt; hier entfaltete sich seine Berufung zum Ordensleben. Zusammen mit sechs seiner Studienkollegen, die später in verschiedene Orden eintraten, widmete er sich dem klösterlichen Leben. Dieser junge Levite besitzt ein außerordentliches Talent; er ist von bestem Geist beseelt, aufgeweckt und unternehmungslustig. Im Jahre 1860 trat er in den Orden des Hl. Kamillus von Lellis ein. Dort verhielt er sich so, dass er von allen geliebt wurde. Von der ersten Zeit seines klösterlichen Lebens an fasste er eine große Neigung für den Stand eines Missionars, und mit großer Sorge suchte er sich dessen würdig zu zeigen. Um sich darauf vorzubereiten, betrieb er nicht bloß seine Studien mit außerordentlichem Eifer, sondern er wandte sich auch denjenigen Künsten und Handwerken zu, welche zu einem solchen Stande notwendig sind. Er versteht sich unter anderem sehr gut auf die Küche und hat sich grundlegende Fertigkeiten angeeignet als Schneider, Schuhmacher und Tischler und ebenso als Krankenwärter. Er ist äußerst rührig, und alles geht ihm gut von der Hand, so dass er viele Dinge zu machen versteht, mit denen er manchen Bedürfnissen, manchen Verlegenheiten begegnen kann. Die italienische und lateinische Sprache kennt er von Grund auf, das Griechische und Französische beherrscht er ziemlich gut, und zudem versteht er auch ein wenig Deutsch. Im Moment beschäftigt er sich mit dem Studium der arabischen Sprache. Obgleich er nur Subdiakon ist, hat er doch mit großem Erfolg alle theologischen Studien absolviert.
Auf Grund des Breves von Pius IX. vom 5. Juli hat auch er die Erlaubnis erhalten, uns nach Afrika zu folgen, und hier ist er am Ziel seiner glühendsten Wünsche angelangt. Von seinen herrlichen Tugenden, vom Geist der Hingabe und Frömmigkeit, die ihn in so ausgezeichneter Weise beseelen, sowie von seinem Talent und seiner Tätigkeit versprechen wir uns bedeutende Erfolge zum Nutzen und Segen der Afrikaner.
Die Kongregation der Schwestern
vom Hl. Josef von der Erscheinung
Die Schwestern vom Hl. Josef von der Erscheinung wurden als erste (weibliche) Ordensgemeinschaft von der Vorsehung auserwählt, an der Bekehrung Afrikas mitzuwirken. Sie sind dazu bestimmt, die Leitung der Mädcheninstitute zu übernehmen, in denen Mitarbeiterinnen für die Missionen Zentralafrikas nach dem Plan, der von uns für diesen Zweck erarbeitet wurde, ausgebildet werden. Die Schwestern vom hl. Josef von der Erscheinung nennen sich auch Schwestern der christlichen Nächstenliebe. Da sie die erste Ordensgemeinschaft sind, die an der Bekehrung Afrikas mitwirkt, ist es angebracht, dass unsere Mitarbeiter und großherzigen Wohltäter in Deutschland sie ebenfalls kennenlernen. Die Kongregation der Schwestern vom Hl. Josef von der Erscheinung wurde im Jahr 1829 von Frau De Vialar gegründet. Das erste Haus eröffnete sie mit eigenen Mitteln in Gaillac im Departement von Tarn in Linguadoca. Ihre Statuten wurden zum ersten Mal 1835 vom Erzbischof von Alby approbiert. Da diese fromme Gründerin, erfüllt von christlicher Nächstenliebe und voll Eifer für das Heil der Seelen, sich bemühte Arbeiterinnen für die Missionen im Ausland heranzubilden, wollte sie dadurch ihr eigenes Leben und ihr Institut diesem Werk weihen. Die Ziele ihrer Kongregation waren folgende: Erziehung junger Mädchen, kostenlose Schulausbildung für Arme, Leitung von Waisenhäusern, Pflege der Kranken, Betreuung von Strafgefangenen, Hausbesuche bei den Armen und die Bekehrung von Ungläubigen. Viele Bischöfe und Apostolische Vikare haben sie in ihren Diözesen und Vikariaten eingeführt. Die Kongregation wurde von Papst Gregor XVI. in seinem apostolischen Schreiben vom Jahr 1840 lobend erwähnt. Dieses Schreiben wurde von der Kongregation der Bischöfe und Regularkleriker veröffentlicht.
Das neue Institut verbreitete sich in wenigen Jahren in verschiedenen Diözesen Frankreichs. Frau De Vialar war umgeben von einer beachtlichen Schar von Jungfrauen, die sie selber zum apostolischen Leben ausbildete. Begleitet von Schwester Emilie Julien begab sie sich im Jahr 1836 nach Algerien. Ich glaube, es waren die ersten Schwestern, die nach der Eroberung des Landes durch das französische Heer dorthin kamen. Sie gründeten zwei Niederlassungen. Es fällt schwer, die Wunder der Nächstenliebe und die Hingabe dieser Schwestern zu beschreiben. Die Umstände waren äußerst gefährlich. Diese Gegenden wurden von ansteckenden Krankheiten, der Pest und der Cholera geplagt. In den ersten Jahren hatten die Schwestern viele Leiden, Strapazen und Verfolgungen aus Liebe zu Gott zu ertragen.
Aber nach dem Beispiel des Göttlichen Erlösers und seiner geliebten Braut, der Kirche, deren Geschichte eine fortlaufende Reihe von Leiden und Prüfungen ist, war auch dieses Werk von Gott dazu bestimmt, am Fuß des Kreuzes inmitten der härtesten Prüfungen zu entstehen und zu wachsen. Wie nach der Leidensgeschichte und dem Tod des Herrn die Auferstehung folgte, und wie die Kirche nach der Verfolgung und dem Martyrium immer als Sieger hervorging, so endeten auch die Verfolgungen und Prüfungen der Kongregation des Hl. Josef von der Erscheinung mit der Ausbreitung der Kongregation in Tunesien und Tripolis, in Baberia und anderen Ländern Nordafrikas. Dort haben sie sehr viel Gutes gewirkt.
Frau De Vialar kehrte nach Frankreich zurück, um die Niederlassungen der Kongregation zu überprüfen und um ein Mutterhaus in Marseille zu gründen, als ein günstiges Zentrum für die Leitung des Instituts und für die Ausreise der Schwestern in die ausländischen Missionen. Mit der Hilfe erfahrener und fähiger Schwestern, die zu Verzicht bereit waren, hatte sie das Glück, in wenigen Jahren zahlreiche Niederlassungen zu gründen. So in Malta, in Griechenland, im Nahen Osten, in Kleinasien, in Armenien, im Orient, in Indien und in Australien. Ich selber habe zum ersten Mal eine solche Niederlassung im Jahr 1857 in Jerusalem kennengelernt. Dort besuchte ich ihre Niederlassung in der Nähe des Heiligen Grabes. Sie wurde geleitet von der ehrwürdigen Schwester Jenech, einer Malteserin. Ich konnte mich von den vielfachen Früchten des aufopfernden Lebens der Schwestern des Hl. Josef überzeugen. Auf meinen Reisen durch Europa und andere fremde Länder, in denen sich die göttliche Vorsehung dieser großherzigen Schwestern als Instrument für die Rettung so vieler Millionen von Seelen bedient, die sich jetzt der Anschauung Gottes im Himmel erfreuen, habe ich später zahlreiche und wertvolle Beispiele ihrer Tätigkeit gefunden.
Die erste Heldin dieser Kongregation im Bereich des Apostolates ist Schwester Emilie Julien, gegenwärtig die Generaloberin. Ich kenne sie bereits seit 1860. Sie hat mir oft schon geholfen, den Seelen Gutes zu tun. Im Alter von 21 Jahren kam sie nach Nordafrika. Dort war sie sechs Jahre lang unter großen Opfern und Kreuzen als Oberin in einigen Niederlassungen tätig. Dann begab sie sich im Jahr 1846 zusammen mit den Schwestern und dem Hochwürdigsten Jesuiten P. Massimiliano Ryllo nach Syrien. Dieser war 16 Jahre lang apostolischer Missionar in Syrien. Er ist in Khartum als Provikar von Zentralafrika gestorben. Seit den berühmten Kreuzzügen war sie [Sr. Julien] die erste Person, die eine Niederlassung von Schwestern in der heiligen Stadt gründete, in jenem Land, in dem sich die großen Geheimnisse unserer Erlösung ereignet haben.
Mit der Gründung des ersten Konvents der Schwestern hat sie innerhalb der Mauern von Sion das Banner der christlichen Liebe gehisst, von der diese Frauen des Evangeliums beseelt waren. Sie hat außerdem Lilien der heiligen Jungfräulichkeit zum Wohle der Ungläubigen gepflanzt. Sie war es, die Niederlassungen gegründet hat in Bethlehem, Jaffa, Saïda, Aleppo, in Zypern und anderen Städten, die im Orient im Aufschwung sind. Sie leitete sie alle als Provinzoberin des Orients mit Sitz in Jerusalem.
Nach dem Tod von Frau De Vialar in Marseille wurde Schwester Emilie Julien zur Generaloberin der ganzen Kongregation gewählt. Sie kehrte nach Europa zurück, verlegte aber ihren Wohnsitz nach Rom. Dort eröffnete sie ein Noviziat. Zugleich gründete sie ‚L’Opera Apostolica‘“ [das Apostolische Werk], das sie seit 1863 leitet. Es ist ganz nach dem Modell jenes Werkes in Paris ein Ort, wo sich fromme Frauen, selbst aus den gehobeneren Schichten, versammeln und kirchliche Gewänder herstellen sowie die notwendigen liturgischen Gegenstände für die Missionen im Ausland zur Verfügung stellen. Während der elf Jahre, die sie in Rom verbrachte, hat sie sich die Hochschätzung und Bewunderung von Seiten unseres ruhmreichen Papstes Pius IX., des Kardinals Barnabò, Generalpräfekt der Kongregation der Propaganda Fide, und einer großen Zahl von anderen kirchlichen Würdenträgern wie auch von Prinzen und Prinzessinnen verschiedener europäischer Länder und des römischen Adels erworben.
Sie besitzt eine hervorragende Nächstenliebe, eine bewundernswerte Klugheit, ein solides und gesundes Talent, sie hat Menschenkenntnis und versteht mit Menschen umzugehen. Sie ist erfüllt von einem edlen Mut, von einem unerschütterlichen Gottvertrauen in die Vorsehung und ist voll und ganz dem Willen Gottes ergeben. Das sind die wesentlichen Charakterzüge dieser Frau, die nach dem Evangelium handelt und den Missionen schon wertvolle Dienste geleistet hat. Sie hat furchtbare Stürme und Prüfungen aller Art über sich ergehen lassen müssen. Aber ihre Geduld, ihre Ergebenheit und ihre Tugenden haben ihr eine bewundernswerte Gelassenheit bewahrt. Man kann sagen, dass sie mit dem ‚Fiat‘, das sie immer auf den Lippen hat, es versteht, sich allen Schwierigkeiten zu stellen. Neben den acht Niederlassungen, die sie in der Provinz Toskana gründete, hat sie von Rom aus in verschiedenen Teilen der Welt auch andere Niederlassungen ins Leben gerufen, zu denen das im Jahr 1864 in Kairo gegründete Krankenhaus zählt. Während der Amtszeit von Sr. Emilie Julien als Generaloberin hat unser Heiliger Vater, Papst Pius IX., auf Empfehlung der Ortsbischöfe, in deren Ländern die Kongregation Niederlassungen hat, und wegen der geernteten reichen Früchte, die erreicht worden waren, die Kongregation als eine Kongregation mit einfachen Gelübden bestätigt. Zugleich hat er auch ihre Statuten gemäß dem Kanonischen Recht und den Apostolischen Konstitutionen unter die Jurisdiktion der Ortsbischöfe gestellt und durch das Staatssekretariat den Kardinal Barnabò zu ihrem Protektor ernannt.
Dürfen wir das nicht als anbetungswürdige Vorsehung bewundern, dass gerade die Töchter des Heiligen Josef als die ersten Leiterinnen unseres ersten Instituts für die Bekehrung Afrikas erwählt wurden? Unter einer Reihe von Fügungen der Vorsehung ist dieses Werk im Lande der Pharaonen entstanden, nur wenige Schritte von der Grotte entfernt, wo der große Patriarch mit der Heiligen Familie gelebt hat. Seine siebenjährige Gegenwart hat die Götzen Ägyptens stürzen lassen und hat an ihrer Stelle den Glauben an Jesus Christus eingepflanzt und ein Seminar für religiöses Leben gegründet, das viele Helden für den Himmel hervorbringt. Es verbreitet sich überall und bereichert die katholische Kirche mit vielen Beispielen tugendhafter Menschen. Mit Hilfe dieser wunderbaren Werke und den glorreichen Eroberungen auf der ganzen Welt hat sie mit Triumphen die Kirche durch alle Zeiten gekrönt und wird sie bis ans Ende der Zeiten krönen.
Schwester Maria Bertholon,
Oberin des Instituts der Schwestern in Kairo
Schwester Maria, Tochter ehrenhafter Eltern, ist am 9. Februar 1837 in Lyon geboren. Obwohl sie seit dem siebten Lebensjahr mit großem Fleiß und mit gutem Abschluss die Schule der Schwestern des Heiligsten Sakramentes besuchte, deren Mutterhaus sich in Autun befindet, zeigte sie jedoch in ihrer Jugend keine Neigung zum Ordensleben. Auf Grund der Lektüre der Annalen der Propaganda Fide und nach einer Predigt eines Jesuiten beschloss sie mit siebzehn Jahren, in eine Kongregation einzutreten, die sich den heiligen Missionen widmet. Sie wählte den Konvent Jesus und Maria und wies mit großer Selbstverleugnung die Einladung der frommen Schwestern vom Heiligsten Sakrament zurück, bei denen sie ihre Schulausbildung erhalten hatte. Alles war vorbereitet für den Eintritt in den Orden, als sie sich aufgrund der Ratschläge eines geachteten Missionars, der aus Syrien zurückkehrte, wo er Zeuge des großartigen Wirkens der Schwestern vom Heiligen Josef von der Erscheinung war, entschied, ihre Kräfte diesem Institut zur Verfügung zu stellen. Sie war zwanzig Jahre alt, als sie im Mutterhaus in Marseille ihr Noviziat unter der Leitung von Schwester Clothilde Delas begann, die damals Novizenmeisterin war. Es brauchte genau diese tüchtige und erfahrene Missionarin, die vierzehn Jahre lang in Algerien und Tunesien verbracht hatte (sie ist jetzt Oberin in der Provinz Toskana, wo ich sie mehrmals besucht habe), um Maria in ihrer Entscheidung zu begleiten und in ihrem Herzen den Geist der Selbstverleugnung zu pflegen und sie im Geist der früheren Frauen des Evangeliums zu erziehen. Die Vorsehung, die sie gerufen hatte, eine gute Mutter der Afrikanerinnen zu werden, hatte sie auch für die Beschäftigungen ausgestattet, die nicht die geringsten sind im Dienst der Missionen. Für vier Jahre ging sie nach Requista im Departement Beyron, wo ihr die zweite Klasse einer Schule anvertraut wurde. Dann wurde sie nach Afrika gesandt in die Diözese Rodez. Dort erfüllte sie alle Aufgaben im Haus, besuchte die Kranken und half den Armen auf alle nur erdenkliche Weise in ihren Wohnungen.
Die wesentlichen Charaktereigenschaften von Schwester Maria Bertholon sind eine herausragende Nächstenliebe und eine wirkliche Hingabe, echte Demut und großer Einsatz. Sie spricht nur ihre Muttersprache und ein wenig Italienisch, aber sie ist sehr erfahren in allen Hausarbeiten. Sie wurde in der Schule zu echter Frömmigkeit erzogen und hat sich in hervorragender Weise die Tugend der Selbstverleugnung und des Verzichtes auf ihren eigenen Willen erworben. Und das half ihr, das Opfer anzunehmen, als sie aus der Mission zurückgerufen wurde, denn die Mission war das Ziel ihrer Berufung. Als wir in Marseille ankamen, wurde sie nach Malta gesandt. Es gelang uns, dass sie den Schwestern zugeordnet wurde, die die afrikanischen Mädchen nach Kairo begleiteten. Sie war voller Freude, als ihr die Oberin ganz schlicht und einfach sagte: Sie werden nach Ägypten gehen. Sie selbst wusste nicht, dass sie dort für die Aufgabe als Oberin vorgesehen war. Mit großer Überraschung, aber auch Sorge, erfuhr sie von uns bei unserer Ankunft in Kairo die Neuigkeit ihrer Bestimmung, zu der Gott sie berufen hatte. Sie wollte nicht glauben, dass sie für ein so wichtiges Amt auserwählt worden war, für das sie sich in ihrer Demut unwürdig und unfähig fühlte.
Trotz unserer Gegenargumente wollte sie einer anderen unterstellt sein oder auf das Amt in der Mission verzichten. Auf der anderen Seite aber hatte sie so sehr verlangt in die Mission zu gehen. Es brauchte das Eingreifen der Generaloberin, die sie an das Gelübde des Gehorsams erinnerte, um ihre Zustimmung zu bekommen. Nur um dem Willen Gottes gerecht zu werden, erfüllt sie jetzt mit bewundernswerter Perfektion die Pflichten einer Oberin und hat mit großem Eifer angefangen, Arabisch zu lernen. In diesen drei Monaten, die sie unter uns ist, hat sie ausreichend Beweise geliefert, dass sie für die Mission geeignet ist und dass sie von großem Nutzen für das Apostolat im Inneren Afrikas sein wird.
Schwester Elisabeth Cambefort
Schwester Elisabeth ist 35 Jahre alt. Sie ist in einer wohlhabenden Familie in Montauban geboren. Im Alter von sechs Jahren wurde sie dem Pensionat der Schwestern von Hl. Namen Jesu anvertraut. Dort blieb sie nur 18 Monate, denn der Tod der Mutter zwang sie, in die Familie zurückzukehren. Es wurde ihr erlaubt, die Schule des Konvents weiter zu besuchen. Schon damals begann sie daran zu denken, sich dem Ordensleben zu weihen. Ihr wurden von Seiten ihrer Familie viele Hindernisse in den Weg gelegt. Schließlich konnte sie in die Kongregation des Heiligen Josef von der Erscheinung eintreten. Diese Ordensgemeinschaft war ihr von Hochwürden P. Blancart, Missionar der Kongregation vom Berge Kalvaria, empfohlen worden, da sie als Missionarin im Ausland arbeiten wollte. Sie trat in das Noviziat in Marseille ein, das unter der Leitung von Schwester Clothilde Delas stand, der sie später nach Montelupo in der Toskana folgte. Hier blieb sie acht Jahre im Dienst der Gefangenen und im Heim für gefallene junge Mädchen. Im vergangenen November wurde sie nach Marseille gerufen und erhielt dort den Auftrag, die afrikanischen Mädchen nach Kairo zu begleiten. Schwester Elisabeth spricht außer ihrer Muttersprache auch recht gut Italienisch, und jetzt lernt sie fleißig Arabisch. Sie ist sehr erfahren in allen häuslichen Arbeiten und ist ein Vorbild der Frömmigkeit.
Schwester Magdalena Caracassian
Eines schönen Morgens vor einigen Jahren saß ich in meiner Unterkunft im vierten Stock in Rom, als ein ehrwürdiger älterer Priester atemlos in das Zimmer trat. Er wurde von einer älteren Frau begleitet, die in Schwarz gekleidet war. Von seinem strahlenden Gesicht konnte man leicht ablesen, dass ein außerordentliches, glückliches Ereignis ihn im Herzen bewegte. Auch die lebendigen, funkelnden Augen der älteren Frau ließen auf eine große innere Freude schließen. Jener Priester war P. Nicolò Olivieri, allgemein von allen verehrt; jetzt aber ist er bereits im Himmel. Die Frau, die ihn begleitete, war seine Haushälterin, die alte Magdalena. Der Zweck seines Besuches bei mir bestand darin, mich mitzunehmen zu einem Besuch bei den jungen afrikanischen Mädchen, die gerade aus Syrien angekommen waren und bei den Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung untergebracht wurden. Sie waren von ihm in Ägypten aus der Sklaverei freigekauft worden. Man weiß, welche große Hilfe die Schwestern des Hl. Josef dem Werk des Freikaufes von Sklaven leisten. Die schwarzen Mädchen kamen zu zweit oder zu dritt aus Ägypten und wurden dann zunächst nach Palästina in die Häuser der Schwestern gebracht und anschließend nach Europa.
Wir gingen hinunter auf die Straße. Die alte Magdalena folgte uns. Der fromme Alte hatte einen furchtbaren Husten und man erkannte, dass er nicht mehr allzu lange lebe würde. Wir kamen zur Piazza Farnese, bogen nach rechts und kamen auf die Piazza della S. Trinità dei Pellegrini. Hier befindet sich, bevor man die Piazza del Monte di Pietà betritt, unter einem Bogen das wundertätige Bild der Muttergottes, das sehr verehrt wird. Der fromme Olivieri war gewohnt, jeden Morgen vor diesem Bild niederzuknien und zu beten, wenn er von seiner Wohnung im Kloster der Trinitarier San Crisogono in Trastevere zur Post ging. Mehrere Male habe ich ihn auf diesem viertelstündigen Weg begleitet und war Zeuge, wie viele Seufzer für die armen afrikanischen Mädchen aus seiner Seele drangen und mit welcher Innbrunst er sie unter Tränen der Heiligen Jungfrau empfahl. Er kniete dieses Mal auf der blanken Erde, und nachdem er gebetet hatte, entwich ihm ganz spontan, fast ohne zu merken, der Ausruf: „Danke Mama, vielen Dank.“
Wir sind dann weitergegangen, und von San Carlo auf der Piazza dei Catinari und vorbei an Santa Caterina dei Funari sind wir auf die Piazza Margana bei den Schwestern des Hl. Josef angekommen. Wir hatten uns kaum im Sprechzimmer gesetzt, da kamen einige afrikanische Mädchen von zwei Schwestern begleitet herein. Ihnen folgten drei junge Armenierinnen, die in Schwarz gekleidet und mit einem schönen Umhang aus ihrem Land bekleidet waren. Sie machten den Eindruck, aus wohlhabenden Familien zu stammen und gut erzogen zu sein. Sie waren zusammen mit den Afrikanerinnen aus Konstantinopel gekommen. Im ersten Augenblick schenkte ich den drei Weißen keine große Aufmerksamkeit, denn ich achtete nur auf die kleinen afrikanischen Mädchen und noch mehr auf unseren lieben alten Olivieri, der glückselig dreinschaute. Ebenso schaute ich auch auf die alte, bewundernswerte Magdalena, die 16 Mal in Ägypten gewesen war und die von neuem den Wunsch verspürte, als wäre sie noch jung, noch einmal dorthin zurückzukehren. Nach einer Viertelstunde trat der Erzbischof von Armenien, Msgr. Hurmy, ein. Und dieser Umstand richtete dann schließlich unsere Aufmerksamkeit auf die armenischen Mädchen. Eine von ihnen war unsere Schwester Magdalena, auf deren Antlitz man ihre Unschuld und Ehrlichkeit erkennen konnte.
Wer hätte damals gedacht, dass dieses junge Leben einmal eine der ersten sein sollte, die sich wie eine Mutter um die Afrikanerinnen kümmern würde und die mir nach Ägypten folgen sollte, um sich für immer dem Werk der Wiedergeburt Afrikas zu weihen. Schwester Magdalena ist 19 Jahre alt und stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Erzurum. Ihr Vater, der Herr Giovanni Caracassian, starb wenige Monate nach ihrer Geburt. Ihre Mutter mit Namen Serpuis (auf Armenisch bedeutet das heilig) war eine sehr fromme Frau. Mit 21 Jahren wurde sie bereits Witwe. Sie erhielt vorteilhafte Angebote, erneut zu heiraten, aber sie lehnte sie ab mit dem Hinweis, dass sie drei Kinder für den Himmel zu erziehen hätte und das sei Aufgabe genug. Sie widmete sich voll und ganz der Erziehung ihrer drei Kinder, nämlich der Tochter Katharina, die inzwischen verheiratet ist und selber drei Kinder hat, ihres Sohnes Gregorio, der 21 Jahre alt und jetzt Kaufmann ist, und ihrer kleinen Magdalena. Unter der klugen Leitung der Mutter wurde sie von Kindheit an mit dem Geist der Frömmigkeit erfüllt. Und da sie sehr intelligent war, übernahm ihr Onkel mütterlicherseits, P. Serafino Pagia, ein frommer Priester des armenisch-katholischen Ritus, die Aufgabe, sie sorgsam in der Religion und in den elementaren Wissenschaften zu erziehen. Und er hatte guten Erfolg. Im Alter von acht Jahren wurde sie den Schwestern vom Hl. Josef in Erzerum anvertraut. Hier erlernte sie außer den weiblichen Hausarbeiten unter der Leitung von Schwester Accabia Akccia, einer Armenierin, und der Schwester Maria, einer Französin, Armenisch, Türkisch und Französisch. Die Letztere war ihre Lehrmeisterin in allen Hausarbeiten. Schon seit dem siebten Lebensjahr dachte Magdalena daran, Ordensschwester zu werden, aber erst mit dreizehn Jahren entschied sie sich gegen alle Widerstände, die sich ihr entgegenstellten, für das Institut der Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung.
Die Gnade versteht es immer, die Natur zu überwinden. Magdalena liebte ihre gute Mama inniglich. Und diese hatte nie daran gedacht, sich einmal von ihrer Tochter, die sie besonders innig liebte, vielleicht für immer getrennt zu sehen. Ich weiß nicht, wer von diesen beiden, die Mutter oder die Tochter, sich als die Stärkere und Großherzigere erwies, in einem Jahr ständigen und schmerzhaften Ringens. Es ist sicher, dass Frau Serpuis Caracassian, die dem guten Beispiel der vom christlichen Geist erfüllten Seelen folgte, durch das Opfer ihrer Tochter, das sie dem Heiligen Josef anbot, ein wirkliches Opfer brachte. Um sich ganz Gott zu weihen, hat sich Magdalena für immer von ihrer so innig geliebten Mutter getrennt. Sie reiste nach Erzerum. Nach einer achttägigen Reise zu Pferd traf sie in Trapezunt in Anatolien ein, wo sie an Bord eines Postschiffes ging, das auf dem Schwarzen Meer verkehrt, und reiste nach Konstantinopel. In dieser Hauptstadt des türkischen Reiches blieb sie bei den Schwestern der Nächstenliebe vom Hl. Vinzenz von Paul. Dann durchquerte sie die Dardanellen und über Griechenland, Messina und Neapel traf sie in Rom ein. Hier trat sie unter den Augen der Generaloberin gleich in das Noviziat ein. Die ehrwürdige Oberin erkannte sehr wohl ihr Talent und ihren Geist, von dem sie beseelt war, und ließ sie in allen Bereichen des Wissens unterrichten, um aus ihr eine apostolische Frau zu machen.
Man kann sagen, dass Schwester Magdalena für das Ordensleben geboren war. Die ganze Zeit, die sie in der Ewigen Stadt verbrachte, wurde sie als Vorbild aller religiösen Tugenden bewundert. Sie hat keinen eigenen Willen. Ihr Wille ist der Wille Gottes, der sich durch ihre Oberinnen zeigt. Ihr Wille besteht darin, jegliche Aufgabe, die ihr übertragen wird, gut zu erfüllen. Die Unschuld, die Reinheit ihrer Seele, ihr Gehorsam, verbunden mit einer wachen und scharfen Intelligenz sind die wertvollen Begabungen, mit denen Gott sie reichlich ausgestattet hat. Ihr ordentlicher Beichtvater war Monsignore Arsenio Avek-Wartan Angiarakian aus dem Orden der armenischen Konventualen. Er war auch Erzbischof von Tarsus. Später, als jener würdige Prälat sich in den Orient begab, um die Wahl des Patriarchen vorzubereiten, waren es die Patres Villeforti und Frano aus der Gesellschaft Jesu. Sie ist mit der armenischen, türkischen, französischen und italienischen Sprache vertraut, und gegenwärtig lernt sie mit großem Fleiß Arabisch.
Ihrer Ordensgelübde nahm Kardinal Barnabò entgegen. Am 24. November wurde sie mir anvertraut. Ich durfte sie zusammen mit den Afrikanerinnen nach Rom und Marseille begleiten. Hier übertrug ihr die Generaloberin die Aufgabe, die afrikanischen Mädchen für unsere Niederlassung in Kairo zu begleiten. Ihre Tugenden und ihre so großartigen Begabungen und die Hoffnung, die wir auf sie setzten, bewogen uns, die Generaloberin zu bitten, uns ein formales Versprechen zu geben, sie nicht mehr aus unserem Unternehmen wegzunehmen. Mutter Emilie hat mir daraufhin eine Erklärung abgegeben, die unseren Wünschen entsprach. Wir ließen Schwester Magdalena in der abessinischen Sprache und in der Sprache der Dinka, der Bari und Galla etc. unterrichten, wie auch in der Medizin, in der Chirurgie, schließlich in allen Bereichen, die geeignet sind, aus ihr eine Frau gemäß dem Evangelium und nach den Erfordernissen der Wiedergeburt Afrikas zu formen. Ich hoffe, dass Gott aus dieser jungen Frau eine wahre Tochter der christlichen Nächstenliebe und eine Apostelin der Afrikaner mache.
Biografische Skizzen über die schwarzen Lehrerinnen
Warum diese kurzen Lebensbeschreibungen?
Unter den vielen Übeln, unter denen die unglücklichen Völker Zentralafrikas zu leiden haben, ist eines der beklagenswertesten, das ich selber mit eigenen Augen bei dem Menschen am Weißen Fluss oft genug mit ansehen musste, der gewaltsame und heimliche Raub von armen Menschen. Diese Menschen haben ebenso wie wir eine wertvolle Seele und ein ebenso nobles Herz. Vor allem sind es Kinder beiderlei Geschlechts, die darunter leiden. Diese furchtbare Verirrung, dieses Fehlen jeglichen menschlichen Gefühls ist zum Teil eine Folge der häufigen Kriege zwischen den Stämmen, zwischen den verschiedenen Regionen und schließlich zwischen den Dörfern. Zum Teil ist es auch die Folge der verruchten Gier des Stärkeren und des Mächtigeren, der seine eigene Situation durch den Handel mit Sklaven zu verbessern sucht. Jetzt, da ich diese Dinge beschreibe, gibt es Hunderttausende von Opfern, die wegen des Krieges und der Gier der Händler aus ihrer Heimat gerissen werden. Sie werden aller Art von Leiden ausgesetzt und sind verdammt, das Antlitz ihrer Eltern und ihrer Heimatdörfer nie wieder zu sehen. Sie müssen ihr Leben lang seufzen unter der grausamen Last der härtesten Sklaverei.
Die Kriege sind in jenen Ländern sehr häufig, ja sie finden fast ununterbrochen statt. Sie entstehen im Allgemeinen aus dem traditionellen Hass zwischen den Familien, zwischen den Dörfern, zwischen den Stämmen, oder wegen Raubes von Tieren oder Kindern oder wegen ungesetzlicher Besetzung von Nachbarschaftsregionen. Der Schwarze betrachtet das als ein Naturgesetz und als notwendig. Um sich an seinem Feind zu rächen, wird er wütend wie ein Tiger. Der Rache opfert er alles, selbst sein Leben und das der Mitglieder seiner Familie. Das Rauben von Kindern praktiziert man bei den Schwarzen bei Freunden und Feinden. Und so haben sich die Sklaverei und der Menschenhandel sehr ausgebreitet. Ein Vater und eine Mutter würden nie ihre Kinder verkaufen, denn die Liebe der Eltern zu ihren Kindern ist viel zu groß und echt unter den Schwarzen. Sie würden eher ihr Leben riskieren [um ihre Kinder zu retten]. Eine Ausnahme in diesem Zusammenhang macht nur die Ehe. Es ist ein richtiger Handel. Der Vater handelt mit dem Bräutigam einen Preis aus, der der Situation des Vaters und den guten Qualitäten, die das Mädchen [Braut] besitzt, entspricht.
Als wir bei den Schwarzen des Bhar-el-Abiad im Inneren Afrikas waren, wurden wir sehr geschätzt und geliebt. Sie betrachteten uns nicht wie die anderen Weißen, seien es Türken oder europäische Händler. Diese wurden nämlich von den Schwarzen gefürchtet und als Feinde betrachtet. Deshalb erlaubte man den Kindern, uns zu besuchen und unsere Lehre zu hören. Nie aber vertrauten sie uns ihre Kinder an, um sie in Khartum oder in Europa zu erziehen. Nie würden die Eltern es zulassen, dass ihre Kinder von ihrer Familie oder ihrer Heimat weggebracht werden. Aber wie ist es möglich, dass noch heutzutage jedes Jahr so viele Tausende von Schwarzen, zum Teil öffentlich, zum Teil heimlich, auf den Märkten von Khartum, Kordofan, Dongola, Suakim, Gedda, Berber, Kairo und in anderen Städten der Küste Afrikas zum Kauf angeboten werden? Das hängt damit zusammen, dass die Muslime gewaltsam und heimlich Menschen rauben und entführen. Sie fördern und praktizieren immer noch diesen furchtbaren Sklavenhandel. Das verdanken wir dem Islam, der die Sklaverei fördert, diese Schande der Menschheit, trotz aller Verträge der zivilisierten Regierungen, trotz der strengen aber unwirksamen Gesetze der türkischen Regierung, trotz des guten Willens des Ismail Pascha, des Vize-Königs von Ägypten. Gerade vorgestern, am 17. März, ist hier in Kairo ganz im Verborgenen eine große Karawane von armen Schwarzen eingetroffen. Sie wurden gewaltsam aus ihrer Heimat weggeführt. Wie es für gewöhnlich geschieht, wenn sie auf Schiffen den Nil hinunterfahren, werden sie wie Heringe auf dem Boden des Schiffes eingepfercht und mit Brettern zugedeckt. Es geschieht natürlich häufig, dass nach solchen Transporten viele bei ihrer Ankunft tot sind.
Die Baghara und zahlreiche andere muslimische Rassen sind von Arabien im 7. und 14. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung eingewandert. Nachdem sie allmählich Ost- und Nordafrika durchwandert hatten, stießen sie in das Innere des Kontinents vor und brachten den Aberglauben und den Fanatismus des Islam zu den Schwarzen. Diese Muslime, die in den Nachbarregionen der Schwarzen wohnen und einige Gebiete ihr Eigen nennen, sind im Allgemeinen diejenigen, die heimlich oder mit Gewalt die armen Kinder den Familien entreißen. Sie verkaufen sie wie Schafe oder Kühe an andere Muslime. Diese verschachern sie dann an die Giallaba, deren Beruf es ist, Ware gegen Sklaven einzutauschen. Die armen Schwarzen wandern so von Markt zu Markt, von Besitzer zu Besitzer. Nachdem sie die größten Erschöpfungen und die mühevollsten und gefährlichsten Wege hinter sich haben – sie müssen oft barfuß über glühend heißen Wüstensand laufen, wo ein Großteil von ihnen grausam stirbt –, kommen sie an die Küsten Afrikas, um an schreckliche Herren verkauft zu werden, die sie wie Hunde behandeln. Unter dem grausamen Schutz des despotischen Gesetzes von Mohammed bereiten sie ihnen ein miserables Leben, ein Leben, das sie vorzeitig in den ewigen Tod bringt.
Nur der, der mit seinem glorreichen Opfer auf Golgatha wollte, dass die Sklaverei für immer von der Erde verbannt werde, nur Er kann Afrika von der Schmach der Sklaverei befreien. Er verkündete den Menschen die wahre Freiheit, indem er alle Nationen und jeden einzelnen Menschen zur Kindschaft Gottes rief, in welcher der im Glauben erneuerte Mensch rufen kann Abba, Vater. Nur der Katholizismus wird einem großen Teil der Menschheitsfamilie die wahre Freiheit zurückgeben können, jenen, die noch unter dem beschämenden Joch der grausamsten Sklaverei seufzen. Gerade darin besteht die Bedeutung unseres heiligen Werkes der Wiedergeburt Afrikas, gesegnet von unserem verehrten Papst Pius IX., selbst wenn man es nur als ein philanthropisches Werk bezeichnen würde. Wir haben die große Zielvorstellung, das Licht des Glaubens in alle Regionen Zentralafrikas zu bringen, die noch bewohnt sind von primitiven Völkern, und dort den Glauben fest und für immer einzupflanzen, das leuchtende Banner der Freiheit der Kinder Gottes zu hissen und so den vielen Tausenden von Seelen das Leben neu zu schenken, die noch im Schatten des Todes ruhen.
Das ist das Ziel des noblen Werkes des Vereins von Köln, der sich der afrikanischen Kinder verschrieben hat. Denn dieser Verein ist die Seele dieses großen Unternehmens. Er ist es, der dieses Werk der Erlösung empfohlen, dafür gestimmt und gegründet hat. Er kann mit dem Segen Gottes das großartigste Apostolatswerk des 19. Jahrhunderts werden, und zwar für die Rettung der am meisten Vernachlässigten des Kontinents, für die Rettung der unglücklichsten und von der Menschheit am meisten verachteten Völker.
Nach dieser kurzen Zusammenfassung versteht man leicht die ernsthaften Beweggründe, die mich bewogen haben, diese kurzen Lebensbeschreibungen unserer lieben Afrikanerinnen zu schreiben, die dazu bestimmt sind, die ersten weiblichen Apostel der Schwarzafrikaner zu werden, die im Inneren des Landes wohnen. Neun von ihnen erhielten die Wohltaten von Seiten unseres frommen Vereins in Köln, und weitere vier haben den Geist unserer heiligen Religion im katholischen Deutschland empfangen. Unsere verehrten Mitarbeiter und lieben Wohltäter werden durch diese kleinen Biografien, durch diese einfachen, aber wahren Berichte über den Raub und die grausamen Entführungen dieser ersten eingeborenen Lehrerinnen sich Folgendes aneignen:
Ich beginne mit den Biografien jener Afrikanerinnen, die in den Klöstern des katholischen Deutschlands erzogen wurden.
I. PETRONILLA ZENAB
Petronilla ist ungefähr 21 Jahre alt. Es ist interessant, kurz zu hören, auf welchen Wegen die Vorsehung sie in den Schoß des Katholizismus geführt hat. Nach dem, was sie mir in wenigen Worten in ihrer Muttersprache während ihrer Reise nach Ägypten erzählt hat, konnte ich herausfinden, dass sie im Königreich von Kafa geboren wurde, und das bedeutet im Gebiet der Galla. Ein abessinischer Sklavenjäger entführte sie mit Gewalt, als sie sich allein auf dem Feld ihrer Eltern befand. Sie war dann drei Monate zu Fuß unterwegs. Sie durchquerte die Königreiche von Enarea und Scioa bis an die Küste des Roten Meeres. Von Jemen aus wurde sie zusammen mit anderen 15 Mädchen auf einem arabischen Schiff über das Meer nach Mekka und von dort nach Medina gebracht. In diesen Städten, die den Muslimen heilig sind, war sie ein halbes Jahr, bis ein Türke, der als Pilger nach Mekka kam, sie kaufte und sie über Dschidda zum Roten Meer und durch die Wüste von Suez nach Kairo brachte. Dort wurde sie zusammen mit vier anderen schwarzen Mädchen an einen Türken namens Omar verkauf. Von ihm erwarb sie der edle Generalkonsul von Sardinien, Herr Cerrutti, für P. Olivieri. Dieser vertraute sie der frommen Frau Rossetti in Kairo an. Bei ihr blieb sie vierzehn Tage. Dann führte er sie nach Alexandria, von wo aus sie unter dem Schutz der alten Magdalena zusammen mit weiteren dreizehn afrikanischen Mädchen über Triest und Verona nach Mailand kam. Dann wurde sie über Tirol und München nach Salzburg geschickt. An diesem zuletzt genannten Ort traf sie Ende Februar 1856 ein. Sie verbrachte einen Tag und eine Nacht bei den Ursulinen und kam dann in das Kloster der Benediktinerinnen. Die Oberin Hildegunde nahm sich ihrer an und nahm sie ins Pensionat der jungen Mädchen auf.
Nach dem Tod von Schwester Hildegunde kümmerte sich ihre Nachfolgerin mit wirklich christlichem Geist wie eine Mutter um unser kleines afrikanisches Mädchen. Sie übergab sie der Leiterin des Pensionates, Schwester Mara Wenefrida, die sie sehr ins Herz schloss. Ihr gegenüber bewahrt Petronilla eine tiefe Dankbarkeit für die vielen Wohltaten, die sie von ihr empfangen hat. Für die Vorbereitung auf die Taufe war ein halbes Jahr Zeit. Den Taufunterricht erteilte ihr der Erzbischof von Salzburg, Msgr. Maximilian Josef von Tarnoczy. Taufpatin war Frau Franziska Schider, die Frau des Leibarztes der Kaiserin Karolina. Petronilla durfte mehrere Male vor der Kaiserin erscheinen, die ihr großes Wohlwollen entgegenbrachte.
Den würdigen Benediktinerinnen von Salzburg muss ich meinen tiefsten Dank darüber zum Ausdruck bringen, dass sie dieses Mädchen im Geiste unseres heiligen Glaubens und in der wahren Frömmigkeit erzogen und dass sie aus ihr eine echte Tochter der christlichen Nächstenliebe gemacht haben. Die Erziehung, die die schwarzen Mädchen in Deutschland erhalten, ist im Allgemeinen sehr solide. Die Schwestern unterrichten die schwarzen Schülerinnen nicht nur in der Religion, sondern auch in allen Arbeiten des täglichen Lebens. Sie sorgen für sie bisweilen mehr als notwendig, so dass sie nach ihrer Rückkehr nach Afrika manchmal Schwierigkeiten haben, sich wieder an die armen Verhältnisse in ihrer Heimat zu gewöhnen. Vor allem aber vermitteln sie ihnen das, was wesentlich ist, nämlich einen starken Glauben und einen hohen Geist der Frömmigkeit. Aus diesem Grund haben die Klöster Deutschlands einen beachtlichen Anteil an der Entwicklung unseres Werkes.
Da das Klima in Salzburg zu kalt war, entschlossen sich die guten Schwestern, versuchsweise zu schauen, ob das Klima in Frankreich für Petronilla nicht zuträglicher wäre. Im September 1863 beauftragten sie den Hochwürden Herrn Leandro Capella, das afrikanische Mädchen auf seine eigenen Kosten nach Paris zu bringen. Dort blieb sie eineinhalb Monate bei den Töchtern des Hl. Kreuzes. Aber auch die Luft von Paris war noch zu kalt für die kleine Afrikanerin. Man entschied deshalb, Petronilla in den Süden zu bringen. Mutter Saveria, die Oberin der Schwestern des Heiligen Josef in Syrien, nahm sie mit nach Marseille, wo sie sich im Mutterhaus bis November des vergangenen Jahres aufhielt.
Petronilla hat P. Olivieri viermal in Salzburg gesehen und hat ihn während seiner letzten Krankheit, die ihn in Marseille befallen hat, betreut. Sie war in den letzten Stunden bei ihm, als er auf eigenen Wunsch aus dem Bett gehoben und auf den nackten Boden gelegt wurde, auf dem er wie ein Heiliger gestorben ist. Ich kann nicht an diese bewundernswerten Zeichen der Heiligkeit dieses Mannes denken, ohne in Tränen auszubrechen. Olivieri ist auf dem nackten Boden gestorben, begleitet unter anderen von unserer lieben und guten Petronilla, die er für Christus gewonnen hatte. Letztlich war zwischen dem blanken Boden und seinem Bett, wie ich in Marseille gesehen habe, kein großer Unterschied. Es ist das gleiche Bett, auf dem jetzt für gewöhnlich Don Biagio Verri schläft. Er ist von dem gleichen Geist der Selbstverleugnung, der Buße und der christlichen Nächstenliebe beseelt.
Petronilla gehört zu einem der besten Stämme Afrikas. Sie hat einen starken und ernsten Charakter, sie ist zuverlässig, ausreichend intelligent und fromm. Es scheint, dass sie den ehrlichen Wunsch hat, sich der Bekehrung der ungläubigen Afrikanerinnen zu widmen. Wir rechnen sehr mit ihr. Petronilla versteht recht gut Deutsch und Französisch und lernt jetzt gerade Arabisch. Sie ist sehr erfahren in allen häuslichen Arbeiten. All das, zusammen mit einer soliden Urteilskraft und einer mannhaften Ausdauer, lässt uns hoffen, dass sie viel Gutes zum Wohle Afrikas tun wird. Ich habe das große Vertrauen, dass sie sehr gut unserem Programm entsprechen wird, Afrika zu seiner Wiedergeburt durch Afrika zu führen.
II. AMALIA AMADU
Amalia ist jetzt 19 Jahre alt und wurde im Königreich der Bornu in Zentralafrika geboren. Eines Tages spielte sie mit anderen Kindern auf einer Wiese. Da kamen einige Muslime zu Pferd, näherten sich ihnen und raubten sie alle. Sie verbanden ihnen den Mund mit Baumwollstricken und setzen sie zusammen auf zwei Pferde. Sobald sie den leisesten Anschein machten, zu schreien, wurden sie geschlagen. Dann wandten sie sich dem Inneren des Landes zu. Ohne dass sie verfolgt wurden, erreichten sie im Schutz der Nacht eine Hütte, die sicherlich eine halbe Tagesreise von dem Heimatdorf der Kinder entfernt war. Amalia wurde später an einen Giallaba verkauft, der sie zusammen mit über hundert afrikanischen Jugendlichen und vier kleinen Jungen in einem ununterbrochenen Marsch von vier Monaten durch die Sahara und die Wüste auf glühend heißem Sand nach Kairo brachte.
Ausgestellt auf dem großen Sklavenmarkt wurde sie erneut verkauft an einen gewissen Abraham Hut. Bei ihm blieb sie mit vier anderen ungefähr ein halbes Jahr, wurde aber zu keiner Arbeit eingeteilt. Dann kaufte sie ein Türke, von diesem kaufte sie dann ein Christ im Auftrag von P. Olivieri. Sie wurde der alten Magdalena übergeben, und kurz darauf reiste sie zusammen mit P. Olivieri über das Mittelmeer nach Triest. Von dort fuhren sie über Mailand und Tirol nach München, wo sie drei Tage im Kloster der Töchter der Frommen Schulen blieben. Schließlich gelangten sie nach Beuerberg in Bayern. Hier traf sie Ende 1856 ein und wurde dem Kloster vom Orden der Heimsuchung Mariens anvertraut.
Nach dem Modell des Hl. Franz von Sales taten die guten Schwestern alles, um aus Amalia eine echte Tochter Mariens zu machen. Sie hatten Erfolg. Das junge afrikanische Mädchen wurde ein tüchtiges, gehorsames Mädchen und erfahren in allen weiblichen Arbeiten. Sie war voll guten Willens und erfüllt von echter Frömmigkeit. Sie wurde am 19. Juni 1857 vom Erzbischof von München, dem Hochwürdigsten Msgr. Gregor Scherr, getauft. Ihre Taufpatin war Prinzessin Amalia Adalberta von Bayern. Am 1. Juli 1858 wurde sie, ebenfalls vom Herrn Erzbischof, gefirmt. Firmpatin war die Gräfin Arco-Valley.
Amalia denkt voll Dankbarkeit an die guten Schwestern von Beuerberg und an deren Oberin, die Schwester Maria Carolina von Pelkhoven. Sie fühlt sich auch voller Dankbarkeit und Liebe verbunden mit Schwester Luisa Regis. Ihr verdankt sie die Fähigkeiten in den weiblichen Arbeiten. Im September schrieb mir Msgr. Kirchner, ob ich ihm nicht Amalia für die Expedition nach Ägypten freistellen könnte, die er gerade vorbereitete. Ihm schuldet die Mission Zentralafrikas hohen Dank wegen der vielen Dienste und Opfer, die er für sie gebracht hat. In ihm hatte sie einen würdigen apostolischen Förderer. Gleich nach meiner zustimmenden Antwort schickte die Oberin von Beuerberg Amalia nach München, wo sie sich mit zwei Afrikanerinnen im Kloster der Benediktinerinnen traf. Von dort aus fuhren die drei nach Verona. Sie wurden begleitet von Hochwürden Stefan Reger, dem Inspektor und Beichtvater von Seligenthal in Landshut. Dort blieben sie vierzehn Tage bei den Töchtern der christlichen Nächstenliebe, den so genannten Canossianerinnen. Das ist eine Kongregation, die von der Gräfin Magdalena di Canossa, der Tante des Bischofs von Verona, gegründet wurde. Dann machten sie sich unter dem Schutz der Missionare und einer frommen Frau, meiner Mitbürgerin‚ Margharita Bettonini-Tommasi, auf die Reise. Sie trafen am 27. Oktober in Marseille ein, von wo wir am 29. November gemeinsam die Überfahrt nach Ägypten antraten. Die echte Frömmigkeit von Amalia, ihr Gehorsam, ihr außerordentliches Verständnis erlauben mir zu hoffen, aus ihr ein gutes Werkzeug für die Bekehrung Afrikas zu formen, und das umso mehr, als sie sich gegenwärtig einer guten Gesundheit erfreut, obwohl sie, wie mir die Oberin von Beuerberg schrieb, während ihres Aufenthaltes in Bayern einige Male krank war. Sie ist die Einzige, die die anderen afrikanischen Mädchen überlebt hat. Die Oberin von Beuerberg hat mir im Oktober eine bescheidene Summe Geldes geschickt, die für Amalia zu verwenden sei.
III. AMALIA KATMALA
Um Amalia Katmala in unserem Institut von der Amalia Amadu zu unterscheiden, wird sie Emilia genannt. Sie ist ungefähr zwanzig Jahre alt. Sie ist in einem Dorf geboren, das Bego heißt und eine Tagesreise von der südöstlichen Grenze des großen Königreiches Darfur entfernt ist. Für Europäer ist es unter Todesstrafe verboten, dieses Gebiet zu durchqueren. Ein Händler, der mit arabischem Gummi handelt, machte auf seiner Rückreise von Darfur in Bego Halt, um Gummi zu suchen. Er wurde gastfreundlich in der Familie des kleinen schwarzen Mädchens aufgenommen. Er nutzte diese Gastfreundschaft drei Monate lang aus. Die Familie schenkte ihm Vertrauen und behandelte ihn wie einen Freund. Äußerlich gab er sich als solcher aus. Er gehörte aber zu jenen, die nehmen, aber nichts geben.
Dieser Moslem, der sich wie ein Nubier verhielt, war von einem unwiderstehlichen Verlangen erfüllt, seine wirtschaftliche Lage auf jede nur mögliche Weise zu verbessern. So beschloss er, die Tochter seines Gastgebers zusammen mit ihrem kleinen Bruder zu rauben. Er plante, wohl mit Hilfe heimlicher Geschenke an eine etwas ältere Freundin von Emilia, die beiden Kinder in den Wald zu locken, um dort Holz zu sammeln. Dazu ergab sich rasch eine Gelegenheit. Als die drei Kinder mit dem Holz, das sie auf dem Kopf trugen, aus der Wüste zurückkehrten, kam ihnen der grausame Händler entgegen und befahl ihnen, das Holz wegzuwerfen und ihm zu folgen. Er riss ihnen das Holz vom Kopf, fesselte sie an den Händen und nahm sie mit. Als die Kinder zu schreien begannen, warf er sie brutal zu Boden, zog aus seinem Gewand ein Messer und drohte ihnen mit dem Tode, wenn sie es nur wagen würden zu schreien. Zitternd und total verängstigt schwiegen sie und folgten geduldig drei Stunden lang dem Entführer, bis sie zu einer Hütte kamen, in die sie eingeschlossen wurden. In dieser Hütte blieben sie acht Tage. Während dieser Tage weigerte sich Emilia, Nahrung zu sich zu nehmen, aber dann wurde sie schließlich dazu gezwungen.
Nach einer Woche Gefangenschaft wurden die Gefangenen von drei Männern nach Darfur gebracht, wo sie erneut vierzehn Tage blieben. Während dieser Zeit wurde Emilia von ihrem Bruder getrennt. Er wurde verkauft, und von diesem Moment an hat sie weder ihren Bruder noch ihre Gefährtin wiedergesehen, die sie in die Wüste geführt hatte. Sie selbst reiste dann etwas später mit einem Giallaba sowie drei Jungen und einer großen Zahl von Afrikanerinnen Richtung Kordofan. Diese Reise dauerte drei Monate. Sie mussten barfuß auf dem glühend heißen Sand unter der stechenden heißen Sonne laufen. Während dieser Reise erhielten sie keine andere Nahrung als den so genannten Belilla (halbgekochtes Durrakorn oder schwarzen Mais). In Kordofan wurde sie an einen Nubier verkauft, der sie auf einem Kamel, das mit Rinderfellen beladen war, nach Dongola brachte. Von Dongola ging es durch die Wüste entlang des linken Nilufers über Wadi Halfa und Hint bis nach Kairo. Um dort anzukommen, brauchte es noch weitere drei Monate. In Kairo wurde Emilia an einen afrikanischen Eunuchen, den Chef eines türkischen Harems, verkauft. Er übergab sie einer Frau, die sich um die Erziehung der jungen Afrikanerinnen für den Harem des Paschas kümmerte. Hier zeigten sich die unerforschlichen Absichten der göttlichen Vorsehung. Emilia sollte dazu erzogen werden, um als ein unglückliches Instrument der Sünde den schamlosen Ausgelassenheiten des Muslims zu dienen. Die Güte Gottes dagegen hatte sie für sich bestimmt. Sie wurde krank und deshalb dem Eunuchen als unbrauchbar zurückgegeben.
Er ließ sie zusammen mit anderen „Unnützen“ durch eine Araberin verkaufen. So geriet sie in die Hände eines Europäers, der sie im Auftrag von P. Olivieri kaufte und zu einer Katholikin brachte, die in einem Haus wohnte, das zu diesem Zweck von diesem Apostel der Afrikaner und dem Gründer des Werkes zum Loskauf der Sklaven gemietet worden war. Dort blieb sie zusammen mit weiteren anderen sieben Afrikanerinnen und wurde dann nach Alexandria in den Konvent der Schwestern des Hl. Vinzenz gebracht. Dort lernte sie Alessandra Antima kennen. Zusammen mit ihr schifften sie sich im Winter 1856 in Begleitung von P. Olivieri, einem Trinitarier, der alten Magdalena und vielen anderen Afrikanerinnen nach Triest ein.
Von Triest aus kamen Emilia und Alessandra nach Verona zu den Canossianer-Schwestern und anschließend nach Mailand zu den Schwestern der Barmherzigkeit von Lovere und von diesen zu den Schwestern der Heimsuchung in Salò. Anschließend kamen sie nach Arco zu den Schwestern der sieben Schmerzen und landeten schließlich in Trient bei den barmherzigen Canossianerinnen. Nachdem sie sich auf diese Weise ein Jahr lang in Italien aufgehalten hatten, wurden sie über München nach Seligenthal [Landshut] in der Diözese Regensburg zu den Schwestern des Hl. Bernhard gebracht. Bei ihrem achttägigen Aufenthalt in München lernten sie den Kaplan des königlichen Hofes, Müller, kennen. Emilia bekam einen Platz unter den jungen Internatsschülerinnen des Klosters. Schwester Maria Angela Zetl wurde ihre Lehrerin im Lesen und Schreiben und Schwester Engelberta Häkl unterrichtete sie in den häuslichen Arbeiten. Diese Schwestern haben in ihr ein solides Fundament der Frömmigkeit und des moralischen Verhaltens gelegt, das ich bei meiner ersten kurzen Begegnung mit ihr ausgiebig bewundern konnte. Sehr viel verdankt sie auch Schwester Ignazia Steckmüller. Deshalb liebt sie diese noch heute ganz besonders. Emilia war mehr als ein Jahr in der Klosterschule, ehe sie vom Bischof von Regensburg, dem Hochwürdigsten Herrn Msgr. Senestrey, am 3. April 1859 in der Klosterkirche getauft wurde. Taufpatin war Frau Amalia, die Frau des bayrischen Regierungsrates Kalchgruber. Einige Tage später, am 7. April, empfing sie vom gleichen Bischof das Sakrament der Firmung. Firmpatin war Frau Franziska Simson aus München.
Emilia scheint die Hausarbeiten den geistlichen Arbeiten vorzuziehen, obwohl sie auch in diesem Bereich sehr gut unterrichtet ist. Sie versteht sich sehr gut auf die häuslichen Arbeiten und macht sich sehr vor allem in der Küche nützlich. Dreieinhalb Jahre war sie in der Küche des Klosters tätig. Für die Zivilisierung Afrikas ist alles von Nutzen, deshalb wird unsere Emilia wegen ihrer guten moralischen Erziehung und ihrer Liebe zur Arbeit dem Apostolat für Afrika gute Dienste leisten. Im vergangenen September bat mich der Prior des Klosters der Schwestern des Hl. Bernhard, Msgr. Alfons Brandt, Emilia und Alessandra Antima abzuholen, um sie in unserem Werk einzusetzen. Zugleich überwies er mir eine beachtliche Summe Geldes für die Unkosten der Reise. Diese Spende verdanken wir dem Wohlwollen des verehrten Klosters Seligenthal und dem Ludwigsverein von München.
IV. ALESSANDRA ANTIMA
Diese junge Afrikanerin wird eben 19 Jahr alt sein. Sie wurde in Darfur entführt, als sie mit anderen Mädchen spielte. Sie wurde nach Kordofan und Khartum gebracht und von dort durch die Wüste von Bayonda und jene Wüste, die westlich des Nils liegt, nach Kairo. Diese Reise dauerte über drei Monate. In Kairo geriet sie in die Hände eines Türken, der sie ein halbes Jahr bei sich behielt. Dann brachte er sie nach Alexandria und verkaufte sie an eine arabische Frau. Von ihr erwarb sie P. Olivieri. Von da an war die Geschichte der Emilia auch ihre. Alessandra kam, wie wir wissen, in das Kloster der Zisterzienserinnen in Seligenthal. Ihre Lehrerin war zuerst die bereits verstorbene Schwester Gotfrieda und dann Schwester Maria Luisa. Alle beide bemühten sich mit großer Hingabe, ihr das Lesen und Schreiben in Deutsch beizubringen. In den häuslichen Arbeiten wurde sie mit der gleichen Hingabe von Schwester Ida unterrichtet.
Auch sie wurde am 3. April 1859 vom Bischof von Regensburg im Kloster Seligenthal getauft und dann gefirmt. Als Taufpatin hatte sie Prinzessin Alexandra von Bayern, die sich vertreten ließ durch Frl. Anna Neuhuber aus Landshut. Firmpatin war Frau Therese Hunger aus München. Alessandra verbrachte acht Jahre in Seligenthal und drei Jahre in Waldsassen in der Nähe von Eger. Eine besondere Betreuung erhielt sie von Schwester Hildegard Smith, der Schwester der Oberin. Mit dieser guten Seele fühlt sie sich noch heute mit großer Dankbarkeit und Anerkennung verbunden. Die Schwestern des Hl. Bernhard haben im Herzen von Alessandra vor allem ein tiefes moralisches Bewusstsein grundgelegt, das die vorrangige Kraft verleiht, allen Gefahren zu widerstehen, die eine Frau bedrohen, die sich ganz der dornenreichen Arbeit des Apostolates im Inneren von Zentralafrika weihen will.
(Don Daniel Comboni)
Nr. 290 (274) FREIMAURERISCHE EPISODE
Aus „La Voce Cattolica“ (November 1874) Nr. 130–131
Am Abend des 22. Dezembers 1868 hielt ich mich in Paris auf. Ich war dabei, Spenden für die kleinen afrikanischen Kinder zu sammeln. Außerdem war ich hierher geschickt worden, um etwas für meine Gesundheit zu tun. An diesem Tag hatte ich eine gute Ernte für meine Kinder eingefahren. Müde, aber Gott dankbar war ich in meinem Quartier angekommen. Als ich gerade das Brevier betete, klopfte jemand gegen 22 Uhr an der Tür meines Zimmers. Überrascht darüber, dass mich jemand zu so später Stunde aufsuchte, nahm ich eine brennende Kerze und ging dem entgegen, der an der Tür klopfte. Ich fragte, was er wolle. Der Fremde, ein elegant gekleideter Herr mit guten Manieren, verneigte sich vor mir und antwortete: „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie zu später Stunde störe. Ich bin gekommen, um Sie zu einem Sterbenden zu rufen, der vor seinem Sterben mit Ihnen sprechen möchte.“ „Aber – so fragte ich – warum verlangen sie geistlichen Beistand von einem Fremden anstatt von seinem zuständigen Pfarrer?“ „Der Sterbende hat ausdrücklich Ihren Beistand verlangt und nicht den eines anderen. Wenn Sie also den letzten Wunsch des Sterbenden erfüllen wollen, dann dürfen wir keine Zeit verlieren.“ Ohne noch etwas zu sagen, folgte ich dem Fremden die Treppe hinunter. Auf der Straße sah ich eine wunderschöne Kutsche. Der Herr gab mir ein höfliches Zeichen, einzusteigen. Er setzte sich auf den Fahrersitz. Zu meiner großen Überraschung sah ich im Licht der Straßenlaternen, dass noch drei weitere Männer in der Kutsche saßen. Als ich beim Anblick dieser verdächtigen Männer wieder aus der Kutsche springen wollte, hielt mich einer von ihnen mit der einen Hand fest und mit der anderen setzte er mir eine Pistole auf die Brust. Die anderen richteten ebenfalls ihre Revolver auf mich. An Flucht konnte ich jetzt nicht mehr denken. Sie versprachen, mir nichts anzutun, wenn ich keinen Widerstand leisten würde. Aber was hatte ich von diesen mysteriösen Männern zu erwarten? Ohne Widerstand ließ ich mir die Augen verbinden und dachte, jetzt sei mein Ende gekommen. Ich bat den Allmächtigen, Barmherzigkeit mit mir zu haben. Wir waren ungefähr zwei Stunden unterwegs, als wir anhielten. Sie baten mich auszusteigen und führten mich in ein großes Haus. Treppen hier und Treppen dort, Korridore und Gänge in allen Richtungen. Schließlich nahmen sie mir die Binde von den Augen, und der Fremde schloss die Tür hinter mir. Ich befand mich in einem elegant ausgestatteten Saal. Möbel aus Palisanderholz, vergoldete Pendeluhren, fein gepolsterte Stühle und Sofas. Ich suchte vergebens nach einem Bett mit einem Kranken. Ich wusste nicht, was ich denken sollte.
Da sehe ich in einem großen Sessel einen respektvollen Herrn, gesund und blühend aussehend, in seiner ganzen Manneskraft. Er ruft mir freundlich zu, mich zu ihm zu setzen. Ich erklärte ihm, dass ich zu einem Sterbenden gerufen worden sei, aber ich sei getäuscht worden. Er sei ja ganz gesund, wenn mich meine Augen nicht täuschten. „Ihr habt Recht, Hochwürden. Die Gesundheit meines Körpers lässt nichts zu wünschen übrig, aber ich muss innerhalb einer Stunde sterben und möchte, dass sie mich auf einen christlichen Tod vorbereiten. In Kürze sage ich Ihnen, dass ich Mitglied einer geheimen Gesellschaft bin, ich wurde zu einem der höchsten Posten befördert, weil mein Einfluss im Staat und in der Gesellschaft groß und meine Entschlossenheit in den schwierigsten Aufgaben geschätzt sind. Gern und eifrig habe ich für gut 28 Jahre lang den Zielen unseres Geheimbundes gedient. Als ich dazu bestimmt wurde, einem von allen geehrten Prälaten das Leben zu nehmen, habe ich mich entschieden geweigert, diesen Auftrag auszuführen, obwohl ich wusste, dass diese Weigerung mir auf Grund der strengen Statuten unserer Vereinigung das Leben kosten würde. Das Todesurteil ist schon gefällt. Innerhalb einer Stunde muss ich sterben. Als ich in diesen Geheimbund eintrat, wollte ich den Eid nicht schwören, auf geistlichen Beistand im Leben und im Tod zu verzichten. Und da ich ihnen ein sehr nützliches Mitglied sein würde, akzeptierten sie mich ohne diesen Schwur. Und deshalb sind sie auf meine Bitte eingegangen, einen Priester holen zu lassen. Und um allen Verdacht zu vermeiden, riefen sie dann Sie als einen Fremden, als eine Person, die nur wenige Beziehungen in dieser Stadt hat. Er sagte mir noch, dass die Hinrichtung durchgeführt werde, indem die beiden Halsschlagadern in der Nähe des Schlüsselbeines aufgestochen würden, so dass keine äußere Wunde entstehen würde. Er sagte mir, dass er viele, die ihr Wort nicht gehalten haben, oder aus irgendeinem anderen Grund auf diese Weise umgebracht habe. Er sagte mir: „Gegen dieses Urteil gibt es keine Berufung. Die geheimen Mitglieder unserer Gesellschaft sind auf der ganzen Welt vertreten.“
Er bat mich also, ihm seine Beichte abzunehmen, da die Zeit sehr knapp sei. Nie in meinem Leben habe ich mit solcher Inbrunst die Worte gesprochen: „Der Herr sei in Deinem Herzen und auf deinen Lippen, damit Du Deine Sünden ehrlich bekennst.“ Es war noch keine ganze Stunde vergangen, da wird die Tür heftig aufgestoßen und drei Männer kommen herein, um ihn abzuholen. Er bittet verängstigt noch um eine weitere halbe Stunde, um seine Beichte abschließen zu können. Sie weigern sich und ergreifen ihn. Aber er erinnert sie daran, dass ihm versprochen worden sei, ihm die Freiheit zu gewähren, sich auf den Tod vorbereiten zu dürfen. Ich unterstützte ihn dabei. Schließlich geben sie ihm eine Gnadenfrist von zwanzig Minuten Zeit. Er beendet mit großer Reue seine Beichte, empfängt die Absolution, küsst dankbar meine Hand, auf die eine flüchtige Träne fällt. Ich konnte ihm die Kommunion nicht geben, zum einen, weil ich keine Erlaubnis des Pfarrers hatte, zum anderen noch, weil mir die Gauner keine Zeit dazu ließen. Aber ich nahm mir eine Reliquie vom hl. Kreuz in einer versilberten Reliquienkapsel vom Hals und gab sie ihm. Ich sagte, er solle bis zum letzten Augenblick den anrufen, der sich nicht geschämt hatte, die Schande des Kreuzes für unsere Sünden auf sich zu nehmen. Mit großer Innigkeit nahm er sie an sich, küsste sie und hängte sie sich um den Hals unter seine Kleidung.
Ich fragte ihn, ob ich irgendwelche Besorgungen für ihn erledigen könnte. Er sagte mir, ich solle seine Frau, die tugendhafteste Frau der Welt, um Verzeihung bitten für die Exzesse, die er begangen habe und die zu einem beklagenswerten Ende geführt hätten. Er fügte noch hinzu, dass er eine Tochter habe, die Ordensschwester des Herzens Jesu sei. Sie liebte er abgöttisch. Sicher wäre sie glücklich, wenn sie erfahren würde, dass er christlich gestorben sei. Ich bat ihn, mir ein Zeichen für sie zu geben, um ihr deutlich zu machen, dass ich mit ihm ein Gespräch geführt hatte. Ich bat ihn, er solle mir etwas in mein Notizbuch schreiben. Mit einem Bleistift schrieb er folgende Zeilen: „Meine liebe Clothilde, im Augenblick, da ich diese Welt verlasse, bitte ich Dich um Verzeihung für das große Leid, das ich Dir mit meinem Tod zufüge. Grüß mir meine liebe Tochter und tröstet Euch beide mit der Gewissheit, dass ich mit Gott versöhnt sterbe. Ich hoffe Euch da droben wiederzusehen. Betet viel für meine arme Seele. Dein Theodor.“ Ich lernte also den Namen des Verurteilten kennen, der mich bat, ihm Mut und Kraft zuzusprechen. Ich hatte kaum einige wenige Worte gesprochen, als die Tür geöffnet wurde und vier Männer hereintraten, um ihn mitzunehmen. Ich bat sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften, das Leben eines Ehemannes, eines Vaters, der so geliebt wird, zu verschonen. Da ich sah, dass alle meine Worte nichts nutzten, warf ich mich ihnen zu Füßen und beschwor sie, an seiner Stelle mich zu opfern. Ihre ganze Antwort war ein Fußtritt. Sie hatten inzwischen das Opfer gefesselt. Beim Hinausgehen wandte er sich noch einmal an mich und sagte: „Gott möge es Euch, Hochwürden, vergelten, was Sie mir getan haben. Gedenken Sie meiner beim hl. Messopfer.“ Nach diesen Worten führten sie den Verurteilten hinaus. Ich blieb vor Schrecken wie halbtot stehen. Mit zitternden Lippen bat ich Gott, mit diesem unglücklichen Menschen Barmherzigkeit zu haben, der jetzt nicht mehr unter den Menschen war. Das, was ich in jener Stunde durchgemacht habe, weiß nur der, der alles weiß. Sind da nicht Geräusche? Ja, sie näherten sich immer mehr. Es waren Schritte, die herankamen. Die Tür öffnete sich, und ich sah vor mir die vier furchtbaren Männer der Rache. Und was sind das für dunkle Flecken auf ihren Händen?
Brüderliches Blut! Jetzt, sagte ich bei mir, bin ich dran. Ohne dass sie es verlangten, streckte ich ihnen meine Hände entgegen, damit sie sie fesselten. Aber sie taten nichts, sie verbanden mir nur die Augen. Erneut waren da Treppen nach oben, Treppen nach unten, Korridore, Gänge und hier ein erlesener Duft von feinsten Essenzen, dort ein Gestank, der mir durch Mark und Bein ging. Schließlich wurde mir die Binde von den Augen genommen. Ich befand mich in einem Saal, der herrlich erleuchtet und prunkvoll möbliert war. Auf dem Tisch, bedeckt mit einer kostbaren Damastdecke, standen Teller mit auserlesenem Gebäck und Südfrüchten und allen nur erdenklichen Süßigkeiten. Aus einem silbernen Wärmegefäß mit Gasflamme stieg der Duft von echtem Tee aus China auf. Es standen zahlreiche Flaschen verschiedenster Formen, Farben und Etiketten auf dem Tisch, die auf einen kulinarischen Luxus schließen ließen. Viele Herren und Damen gingen in diesem Saal auf und ab. Die einen nahmen sich ein Gebäck, andere tranken ein Getränk, die einen unterhielten sich in einer Ecke, die anderen in einer anderen. Eine Frau kam auf mich zu und bot mir ein Erfrischungsgetränk an. Ich winkte dankend ab und sagte, dass ich am Morgen die Messe feiern müsse und es sei ja schon zwei Uhr morgens. Um ehrlich zu sein, ich konnte einen gewissen Verdacht nicht loswerden. Gift und Dolch sind ja Brüder. Also gab ich zu verstehen, dass ich gehen möchte. Einige Herren, allerdings nicht die gleichen wie vorher, begleiteten mich. Sie verbanden mir die Augen. Es ging viele Treppen hinunter und schließlich setzten sie mich in die Kutsche. Nach einigen Stunden Fahrt hielt die Kutsche an. Meine schweigenden Begleiter ließen mich aussteigen und dann nach einigen Schritten ließen sie mich auf einem Gegenstand aus Eisen niedersitzen. War es etwa eine Guillotine? Oder ein Marterwerkzeug? Ich dachte, jeden Augenblick kann ein Schlag meinen Kopf vom Körper trennen oder ein Dolch wird mein Herz durchstoßen. Eine Stunde lang befand ich mit in dieser Todesangst. Ich hörte niemanden. Ich versuchte, die Binde auf meinen Augen etwas zu lockern und fand mich in einem gut gepflegten Garten, wo die Blumen und das Gemüse noch ihren Winterschlaf hielten. Ich stand auf, um nach einem Ausgang auf die Straße zu suchen. Ich klopfte an eine Tür, eine junge Frau öffnete mir. Sie war überrascht, zu so früher Morgenstunde Besuch zu bekommen. Ich entschuldigte mich und sagte ihr, dass ich einem Sterbenden beigestanden habe. Ich wollte nicht von dem erzählen, was mir zugestoßen war aus Furcht, dass diese Familie mit den Freimaurern befreundet sein könnte. Sie sagte mir, dass ich mich drei Stunden von Paris entfernt befände, aber wenn ich dorthin gehen möchte, könnte mich ihr Mann, der sowieso Blumen und Gemüse nach Paris bringen müsse, auf seinem Wägelchen mitnehmen. Ich nahm dieses Angebot dankend an und machte mich auf den Weg nach Paris.
An diesem Morgen zelebrierte ich keine hl. Messe. Ich war viel zu aufgeregt. Am nächsten Tag feierte ich sie für das Opfer der Geheimbünde in der Kirche des Klosters von Sacre Coeur. Da ich mit der Oberin etwas zu besprechen hatte, merkte diese, dass ich sehr durcheinander war und fragte mich nach dem Grund. Ich vertraute ihr das Geheimnis an und erzählte ihr alles. Sie sagte mir, dass tatsächlich die Tochter dieses unglückseligen Mannes unter ihren Schwestern sei und dass sie viel für ihren Vater betete. Sie wisse von dem Geheimbund. Sie würde sicher sehr getröstet sein, wenn sie erfahren würde, dass ihr Vater sich bekehrt habe. Ich aber verbot ihr ausdrücklich, ihr vorerst etwas davon zu sagen. Zwei Tage hernach, es war Weihnachten, warf ich einen Blick in eine Pariser Zeitung. Unter der Liste der Verstorbenen gab es Unbekannte und solche, die sich im Leichenhaus befanden. Ich ging hin, aber unter den sechs Leichnamen erkannte ich den unglücklichen Mann, den ich suchte, nicht. Plötzlich sah ich an der Wand die wertvolle Kreuzreliquie hängen. Ganz aufgeregt schaute ich mir den Leichnam näher an. Mein Gott! Er war es wirklich. Auch wenn er durch den Tod etwas entstellt war, waren seine charakteristischen Züge erkennbar. Um ganz sicher zu sein, entblößte ich seinen Hals und die Schultern. Am Hals sah man zwei kleine Löcher. Die beiden Venen am Hals waren durchstochen. Es gab keinen Zweifel mehr, er war es.
Am übernächsten Tag feierte ich wie versprochen die hl. Messe bei den Schwestern von Sacre Coeur. Nach der Messe kam eine Nonne an die Pforte zu mir und sagte schluchzend und weinend: „Ich bitte Sie, in der hl. Messe und in Ihren Gebeten meines unglücklichen Vaters zu gedenken.“ „Darf ich Sie fragen, was für ein Los Ihren Vater getroffen hat?“ „Ach – antwortete sie – ich glaube, ich habe ihn für Zeit und Ewigkeit verloren! ... Wenn er im Stand der Gnade gestorben wäre, könnte ich mich mit diesem Verlust abfinden, aber so schnell nach einem Leben so fern von Gott zu sterben … ist furchtbar und schmerzlich. Ach, wenn ich die Seele meines Vater retten könnte, wäre ich bereit, alle Krankheiten und Strafen der Erde zu ertragen, ich würde sogar, um die Seele meines Vaters retten, selbst die Qualen der Hölle auf mich nehmen.“ „Trösten Sie sich, Schwester. Der Erlöser hatte auch Erbarmen mit dem guten Schächer. Ihre Gebete für Ihren Vater werden Früchte tragen.“ „Daran zweifle ich, denn mein Vater gehörte einem Geheimbund an, dessen Mitglieder in Todesgefahr jeglichen geistlichen Beistand verweigern.“ „Und wenn Ihr Vater die Hilfen der Religion empfangen hätte?“
Die Ordensfrau schaute mich zweifelnd und ohne Hoffnung an. Da holte ich mein Notizbüchlein hervor und zeigte ihr die letzte Seite. Ihre Augen begannen zu glänzen, sie drückte die im Notizbüchlein geschriebenen Sätze an ihre Lippen, fiel auf die Knie, erhob die Hände zum Himmel, und mit Tränen in den Augen rief sie ganz erschüttert: „Gott, Dir sei Dank in Ewigkeit! Mein Vater ist gerettet.“
D. Daniel Comboni