erlauben Sie mir, dass ich heute nur einige wenige Zeilen schreibe, denn ich bin im Moment sehr beschäftigt. Wir sind nämlich in ein anderes Haus umgezogen, um bessere Luft und größere Räume für unsere Gemeinschaft zu haben. Ich finde keine Worte, um Ihnen entsprechend zu danken für Ihr gutes Herz, für Ihre Hochherzigkeit und für das, was Sie für die Afrikaner und den Glauben tun. Ich bin Ihnen auch zu tiefstem Dank verpflichtet für Ihren lieben Brief vom 6. Juni, der mir viel Freude bereitet hat. Empfangen Sie mein ganzes Wohlwollen dafür. Die Ehre Jesu Christi und das Heil der Seelen ist das wertvolle Band, das uns in Freundschaft ewig verbindet. Und da Frankreich die Stütze des Apostolates der Kirche ist, so wie die Beschützerin der weltlichen Macht des erhabenen Pontifex, fühle ich mich noch näher mit Ihnen verbunden, weil Sie Sohn der ältesten Tochter der katholischen Kirche sind.
Von jetzt an werden wir einen zweifachen Briefverkehr miteinander haben. Der eine wird geheim sein zwischen Ihnen und mir, der andere öffentlich, das heißt Sie können ihn in Ihrer geschätzten Zeitung veröffentlichen, in der Zeitung, die oft von einigen verachtet wird, weil sie Wahrheiten enthält (sehr beeindruckende), die einschlagen. Dieser Brief ist geheim.
Ich bitte Sie tausendmal um Entschuldigung, dass ich Ihnen einige meiner Briefe nicht schicken konnte. Ich habe eine ganze Menge davon vorbereitet, ich hatte es auch unserem lieben Freund Ildefonso gesagt und dem Msgr. Canossa geschrieben, aber ich habe einfach keine Gelegenheit gefunden, sie abzuschicken. Sie sind sehr liebenswürdig und gut. Sie haben mir weiter ihre bewundernswerte Zeitung geschickt. (Ich werde versuchen, sie zu verbreiten und weitere Mitglieder zu gewinnen, vor allem in Rom.)
Wollte ich Ihnen die Kreuze beschreiben, die ich zu tragen habe, würde ein Buch nicht reichen. Msgr. Canossa kennt sie alle. Aber, mein Lieber, mit der Gnade Gottes werde ich mich nicht entmutigen lassen. Bevor es mir gelang, Msgr. Canossa für das Werk zu gewinnen (es sind schon fünfzehn Monate her), habe ich viel gelitten wegen dem Werk, das ich für Afrika gründen wollte. Ich bin ans Kämpfen gewöhnt. Auch wenn ich allein übrig bliebe, selbst ohne Unterstützung, würde ich das Werk weiterführen, denn der Herr hat mir gezeigt, dass es von Ihm gewollt ist. Dass ich Msgr. Canossa für das Werk gewonnen habe, ist von großem Vorteil. Sein Name, sein Einsatz für das Heil der Seelen, sein großes Herz für die großen Initiativen sind sehr nützlich für das Werk. Er gehört zu einer der vornehmsten, angesehensten und alten Adelsfamilien Italiens. Er stammt direkt von der Gräfin Matilde di Canossa ab, die einen Teil ihres Vermögens den Päpsten vermacht hat. Sie ist eine Nichte der Maddalena di Canossa, die schon viele Wunder erfleht hat und in Bälde zu den Ehren der Altäre erhoben wird. Monsignore wurde als Kind von ihr auf den Armen getragen und von ihr inspiriert. Ihr Bruder, der Graf Ottavio, ist – nur unter uns gesagt – in vieler Hinsicht vermutlich besser als der Bischof. Aber beide sind bewundernswerte Personen. Monsignore wird vom katholischen Episkopat verehrt, und der Papst liebt ihn auch. Das alles habe ich mit in Betracht gezogen und habe entschieden, dass er der geeignete Mann wäre, den Vorsitz des Werkes für Afrika zu übernehmen und es zu leiten, da er ein so großes Herz für das Heil der Seelen hat.
Franzose wie Sie war Lodovico di Canossa, im Jahre 1512 einer der berühmtesten Bischöfe von Bayeux. Er gehört zu dieser Familie, in welcher die Frömmigkeit, der Glaube, die Treue zum Papst und die Nächstenliebe bereits zur Tradition geworden sind. Die Familie Canossa ist die Mutter der Katholiken von Verona. Deshalb verachten sie die Bösewichte und die Freimaurer. Ich gehe jetzt nicht auf Ihren Brief ein. Ich teile Ihnen nur mit, dass ich Ihren Ratschlag nicht befolgen kann, als Sie mir sagten: „Ich rate Ihnen, mich nicht zu unterstützen, nicht von mir zu sprechen in Gegenwart von wenig intelligenten Menschen …“ Ich bin ehrlich, ich kann nicht lügen, ich muss den Verdienst dem zugestehen, der ihn hat. Entweder ich rede nicht, oder aber ich sage die Wahrheit. Diese wenig intelligenten Menschen kennen mich gut. Entweder spreche ich gut über Sie, wie ich es getan habe, oder ich sage nichts. Ich weiß, was sich gehört. Sie dürfen also sicher sein, dass Sie große Wahrheiten sagen. Es könnte sein, dass Ihnen jemand den Vorwurf macht, mehr Franzose als katholisch zu sein, aber auch das ist nicht wahr. Sie verteidigen offen den Papst und wünschen sich alles, was notwendig ist für die Wiedergeburt des Orients. Es gefällt Ihnen auch nicht (und auch mir nicht), dass in Ägypten und im Heiligen Land ein Monopol der Seelen entsteht. Die religiösen Orden sind die Arme und Hände der Kirche, aber sie sind nicht der ganze Körper. Sie verstehen mich.
Was mich betrifft, erkläre ich Ihnen, was ich alles brauche. Ich habe dreißig Personen und keinen Pfennig Geld. Gott weiß, wie ich arbeite. Für meine Kapelle habe ich, was ich zum Zelebrieren der hl. Messe brauche, zwei Kaseln etc., aber um an einem anderen Ort zu zelebrieren, fehlt mir die Ausrüstung, auch um den feierlichen Segen zu geben. Auf Grund eines Briefes von Msgr. Canossa vermute ich, dass Sie mir Geld schicken werden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür.
Über meine Reisen in Zentralafrika, vom Roten Meer nach Indien etc. und auch über die wirklichen Fortschritte meiner beiden Institute schreibe ich Ihnen später.
Aus ganzem Herzen
Don Daniel
Nr. 252 (237) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABò
AP SC Afr. C. v.7 ff. 1277–1278
[W.J.M.J.]
Hochwürdigster Kirchenfürst,
mit großer Freude habe ich Ihren geschätzten Brief vom 4. dieses Monats erhalten, in dem Eure Eminenz mir die geschätzte Erklärung seiner Heiligkeit mitteilt, dass die mit der Corona d’Italia gekreuzigten Personen diese Ehrung zurückweisen sollen. Auch wenn Eure Eminenz zu dieser Stunde aus der UnitàCattolica entnommen hat, dass ich bereits genau dem Wunsch seiner Heiligkeit entsprochen habe, halte ich es trotzdem für nicht unangebracht, Ihnen noch einmal Rechenschaft abzulegen über mein Verhalten unter diesen Umständen.
Am 4. dieses Monats schickte der italienische Konsul an M.R.P. Guardian des Heiligen Landes in Kairo einen Umschlag, der an mich gerichtet war. Am nächsten Tag wurde mir dieser Brief übergeben. Er enthielt die königliche Urkunde der Ernennung zum Cavaliere und ein sehr freundliches Begleitschreiben des Konsuls. In der Angst, der Konsul könnte die Urkunde nicht zurücknehmen und sie nicht umgehend nach Florenz zurückschicken, da er ja noch anderes zu tun hat, wenn ich sie ihm zurückgeben würde, fuhr ich sofort nach Alexandria zum Apostolischen Vikar, um mit ihm zu besprechen, wie wir am sichersten und schnellsten meine Verweigerung der Annahme der Urkunde an den Minister nach Florenz schicken könnten. Da ich aber den Hochwürdigsten Herrn nicht antraf – er war nach Port Said gefahren –, habe ich die königliche Urkunde an den Bischof von Verona mit einem Brief geschickt, in dem ich ihn bat, alles umgehend nach Florenz weiterzuleiten. Ich bat ihn auch, in der Zeitung Unità Cattolica den Brief meiner Verweigerung zu veröffentlichen, und zwar möglichst rasch.
Ich hätte der Regierung in Florenz gern eine aussagekräftige Erklärung abgegeben, wie sie sich für einen echten Sohn der Kirche und des Papstes gehört. Da aber viele Bischöfe eine solche Auszeichnung erhalten haben, schien es mir aus Respekt vor ihnen angebracht, mich bescheiden zurückzuhalten und ihnen nicht vorzugreifen und mich auf diese einfache Erklärung zu beschränken, die ich an Herrn Cibrario, den Staatsrat und das Oberhaupt des neuen Ritterordens, gerichtet habe:
„Exzellenz, da ich weder als katholischer Priester noch als apostolischer Missionar es verdient habe, La Croce di Cavaliere della Corona d’Italia zu empfangen, das Seine Majestät die Ehre hatte mir zu verleihen, erlaube ich mir, die Urkunde der Ernennung zum Cavaliere dieses neuen Ritterordens zurückzugeben, die mir der königliche Gesandte und Generalkonsul in Ägypten übergeben hatte. Zugleich versichere ich Ihnen, dass ich mich immer bemühen werde, mich unter allen Umständen und wo immer als katholischer Italiener zu benehmen, wie es sich für einen echten Priester und Missionar der Heiligen Katholischen Apostolischen Römischen Kirche und einen treuen Untertan meines geliebten Herrschers gehört. Mit der Bitte, meinen bescheidenen Dank seiner Majestät vorzutragen und als Bote meiner hochachtungsvollen Ergebung gegenüber seiner erhabenen Person zu fungieren, habe ich die Ehre, mich mit allem Respekt zu empfehlen, ergebenst Ihr Don Daniel Comboni.“
Die wahren Priester Christi müssen sich vor den Gläubigen der ganzen Welt auf die bestmögliche Weise in solch aufregenden und verwirrten Zeiten zu den gesunden Grundsätzen bekennen, sei es um das eigene Herz zu beruhigen, sei es um den anderen ein gutes Beispiel zu geben. Und da eine dieser Möglichkeiten darin besteht, einen Obolus für S. Peter zu geben, habe ich, obwohl ich in äußerster Armut lebe, über den Bischof von Verona der Unità Cattolica meine bescheidene Spende von zwanzig Lire überbringen lassen mit der folgenden allzu langen, aber sehr passenden Erklärung:
„Groß-Kairo (Ägypten). D. Daniel Comboni, apostolischer Missionar, dem unsterblichen Pontifex und König, dem Hohen Priester des neuen Bundes, dem Nachfolger der Apostel, dem ersten unter den Bischöfen, dem Hirten der Hirten, Pius IX. ehrerbietiger Gruß. Ihm hat Gott den Primat des Abel übertragen, die Herrschaft des Noah, das Patriarchat des Abraham, die Weihe des Melchisedek, die Würde Aarons, die Autorität des Mose, die Gerichtsbarkeit des Samuel, den Mut des David, die Macht des Petrus, die Salbung Jesu Christi. Er hat ihn zum Zentrum der katholischen Einheit gemacht, zum Grundstein seiner Kirche, zum ehrlichen Zeugen seiner Offenbarung, zum treuen Verwalter seiner Lehre, zum unfehlbaren Interpreten seiner Wunder, zum furchtlosen Beschützer seiner Altäre, zum gerechten Verteidiger des Gesetzes, zum gesetzmäßigen Verkünder seiner heiligen Religion. Ich begrüße in Euch, o Seliger Vater, den wahren Freund der Menschheit, den Ruhm des Höchsten Pontifikates, den Verteidiger der Gerechtigkeit und des Rechts, den Erlöser der modernen Gesellschaft, den Vorkämpfer der universalen Zivilisation, den Schrecken der vielfachen Hydra der Sündhaftigkeit, den starken Athleten, den berühmten Märtyrer, den Helden des 19. Jahrhunderts, den die gegenwärtige Generation auf den Altären verehren wird, den Heiligen, der sich leiten lässt vom Glauben, von der Weisheit, der sich auszeichnet durch Entschlossenheit, Stärke, Heiligkeit, der die verehrte Braut Christi aufrecht erhält, sie verteidigt, sie rettet, erhöht und glorifiziert gegen die Wut und die Anstürme der höllischen Mächte, die sich vergeblich bemühen, sie zu vernichten, und denen es nie gelingen wird, das nahtlose Gewand der glorreichen Königin, die die Siegerin ist über die Nationen und die Könige, die die bewundernswerten Jahrhunderte vor sich vorbeiziehen sieht, deren Stimme vom Aufgang bis zum Niedergang ertönt, deren Mantel die Völker bedeckt, so wie der Himmel die Erde bedeckt, zu berühren.
Spendet Euren heilsamen Segen, o Heiligster Vater, über mich, Euren armen Sohn, über meine geliebten missionarischen Gefährten, über das Werk des Guten Hirten für die Wiedergeburt Afrikas und über die beiden neu gegründeten Institute für die Afrikaner, die nur unweit der Grotte entstehen, wo die Heilige Familie auf ihrer Flucht nach Ägypten verweilte, und die dazu bestimmt sind, gediegene Menschen für die Bekehrung des unglücklichen schwarzen Kontinents [Nigrizia] auszubilden. Es ist besser, mit Euch zu leiden, als sich mit der Welt zu freuen. Die Kreuze und die Mühen, die wir aus Liebe zu Gott mit Euch ertragen, sind tausendmal süßer und sanfter als die Ehrungen der Welt und alle erfolgreichen Fortschritte auf Erden. Nehmt die bescheidene Spende von zwanzig Lire an, sie ist das Stipendium einer hl. Messe, die im oben erwähnten Heiligtum der Heiligen Familie gefeiert wurde. Ich weihe sie Euch als bescheidenes Zeichen meiner Verehrung für Euch, den Pontifex und König.“
Ebenso teile ich Ihnen mit, dass ich eine weitere Seele, die der häretischen Sekte der Kopten Abessiniens angehört, gewonnen habe. Ich unterrichte sie gerade im katholischen Glauben. Ich danke für den wertvollen oben erwähnten Brief und küsse Ihren heiligen Purpur.
Ihr ergebenster Sohn
D. Daniel Comboni
Sie werden überrascht sein, mich in Kürze in Frankreich zu sehen. Das ist natürlich. Ein Mann wie ich, unbeholfen wie ich bin, muss versuchen aus Verlegenheiten herauszukommen. Deshalb habe ich nach Absprache mit Bischof Ciurcia beschlossen, dorthin zu gehen, wo ich Geld bekommen kann. Ich werde also umgehend nach Köln reisen, aber vorher möchte ich die günstige Gelegenheit nützen, um mich mit meinem verehrten und geliebten Herrn Girard in Grenoble zu treffen und ihm mein Herz auszuschütten und zusammen mit ihm über die Interessen der unglücklichsten und verlassensten Rasse zu sprechen.
Auf alle Fälle bin ich glücklich über die Kreuze, die mich umgeben, und danke dem guten Gott für die Dornen, die mich belästigen. Das tröstet mich und gibt mir mehr Mut als alle Reichtümer der Erde, denn sie sind Zeichen der göttlichen Liebe und Zeichen dafür, dass das Werk, an dem wir arbeiten, ganz von Gott gewollt ist. In zwei bis drei Tagen werde ich die Ehre haben, Sie in Grenoble zu sehen. Ich werde auch einen Brief von unserem lieben Ildefonso mitbringen.
Es grüßt Sie in den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens
Ihr ergebenster Freund
Daniel Comboni
Missionar
Don Biagio Verri habe ich nicht getroffen, er ist in Verona.
[Das Original war in Französisch und wurde ins Italienische übersetzt]
NR. 254 (239) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA
ACR, A, c. 14/57
Gelobt seien Jesus und Maria, in Ewigkeit. Amen.
Hochwürdigste Exzellenz,
nachdem ich in das neue und schöne Haus gezogen bin und für drei Monate die Miete bezahlt habe, stehe ich wieder mit leerer Kasse vor neuen drängenden Herausforderungen. Ich kann nicht auf Hilfe hoffen, weder von Seiten der Vereine, die sich in Schweigen hüllen, noch von privaten Wohltätern, die es im Moment nicht gibt. Nachdem wir alle vier zusammen die Lage überprüft haben, entschlossen wir uns, dass einer von uns nach Köln reisen möge. Und nachdem ich den Sachverhalt dem liebenswürdigen Msgr. Delegaten in Alexandria erklärt hatte, erklärte er sich mit unserer Entscheidung einverstanden. Er überreichte mir in einem offenen Umschlag ein Empfehlungsschreiben und in einem geschlossenen Umschlag (dessen Inhalt er mir aber vorlas) einen Brief für den Präsidenten der Glaubensverbreitung von Lyon und Paris. Er erteilte mir seinen Segen, und so reiste ich gegen 16.00 Uhr über Port Said nach Marseille, wo ich heute glücklich angekommen bin. Sofern mich mein Fieber nicht daran hindert, werde ich morgen nach Grenoble fahren, um unseren lieben Herrn Girard zu besuchen. Von dort reise ich nach Köln, von Köln werde ich nach Paris und Verona und schließlich nach Ägypten fahren; ich hoffe zusammen mit den beiden Kamillianern Tezza und Savio und dem Postulanten aus Piacenza, si ita placebit Eurer Eminenz [wenn es Eurer Eminenz so recht ist].
Ich sehe, dass die Kreuze, die der Herr schickt, und das Werk, das unter dem Schutz des Apostolischen Delegaten steht, ein Werk Gottes ist. Also Mut, Monsignore. Bevor wir das Werk begannen, sahen wir die Kreuze voraus. Und jetzt, wo sie da sind, sollten wir nicht damit zufrieden sein? Es müssen uns noch weitere Kreuze treffen, aber gerade darin finde ich eine große Ermutigung. Trotz allem, der Teufel wird hinausgeworfen werden und Christus wird triumphieren.
In Marseille wollte ich D. Biagio Verri aufsuchen, um mich mit ihm über das abzustimmen, was ich dem Kardinal Patrizi vor zwei Jahren erklärt hatte und was auch im Jahresbericht 1866 des Kölner Vereines steht. Das heißt, dass wir uns gegenseitig helfen werden. Das würde sich als sehr nützlich erweisen für die Bekehrung Afrikas. Aber er war nach Verona gegangen, und ich fürchte, dass sie wenig ausgerichtet haben werden, da er in Marseille erwartet worden war, wo aus Kairo, Syrien, Kleinasien, Smyrna und Griechenland zwölf Afrikanerinnen ankommen, die er in Kairo hatte loskaufen lassen.
Ich kann leider nicht weiterschreiben, da ich kaltes Fieber habe. Begleiten Sie mich mit Ihrem Segen und Ihrem Gebet. P. Zanoni vertritt mich in meinen Aufgaben in Kairo und wird dabei von dem sehr liebenswürdigen und wirklich guten Pater Carcereri unterstützt. Ich würde gern wissen, wo sich Frl. Therèse aufhält; in Paris werde ich es schon erfahren.
Inzwischen beten Sie für mich und lassen Sie für mich beten. Grüßen Sie mir Graf Ottavio und seine ganze Familie, alle vom Vorstand, D. Vincenzo und auch Giovannino.
Ich küsse Ihr Gewand und bin Ihr ergebener in den Herzen Jesu und Mariens
Daniel Comboni
AN UNSERE LIEBE FRAU VON LA SALETTE
„La Terre Sainte” (1868)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
O, unbefleckte Jungfrau von La Salette, Du Versöhnerin der Sünder, hier knie ich zu Deinen Füßen, hingeworfen vor Jesus Christus in Deinem bevorzugten Heiligtum, um die undankbarste und schwierigste Aufgabe zu vertreten, die es je gab, und die doch die wichtigste im ganzen katholischen Missionswerk ist, nämlich die Mission der mit dem Fluch beladenen Rasse des Ham, der armen Afrikaner, die in diesen ungeheuer weiten und unerforschten Gegenden Zentralafrikas leben.
Seit vielen Jahren von der göttlichen Vorsehung für diese mühevolle Arbeit berufen, verdanke ich es Dir, dass ich noch nicht – wie so viele Missionare – durch die großen Anstrengungen und Entbehrungen, die in diesen heißen Ländern auf uns warten, gestorben bin. Dir verdanke ich es, dass ich mich nach Mitteln umsehen konnte, um die Hindernisse zu überwinden, die bis heute die Evangelisierung dieser Nationen verhindert haben, die das Gebiet um den Äquator bewohnen. Du, o göttliche Mutter, bist es gewesen, die mir den neuen Plan für die Wiedergeburt Afrikas eingegeben hat, den der Statthalter Jesu Christi und so viele Bischöfe als weise und zeitgemäß gutgeheißen haben. Und auch mit der Zustimmung des Heiligen Stuhles habe ich mich zusammen mit großherzigen Gefährten der Bekehrung der Menschen gewidmet, die trotz der Bemühungen der Kirche noch Ungläubige sind, auch wenn sie durch das Blut Jesu Christi erlöst wurden und Du, o Maria, sie am Kalvarienberg als Söhne angenommen hast.
Tief bewegt von Deiner Erscheinung auf Erden, die die Menschen zur Sühne einlädt und die Versöhnung des Himmels mit der Erde ankündigt, bin ich hierhergekommen auf diesen heiligen Berg, um Dich anzuflehen, o himmlische Jungfrau. Hier hast Du geweint über die Übel der Menschheit. Du bist gekommen, um die Gerechtigkeit in Barmherzigkeit zu verwandeln. Ich komme nun, um einen Ruf der höchsten Not an Dich zu richten, den Du verwandeln mögest in einen Ruf der Hoffnung und des Heils. Unzählbar sind die Übel, die seit Jahrzehnten die armen Afrikaner bedrücken. Furchtbar sind die abergläubischen Vorstellungen und die grausamen Taten, die sie entwürdigen. Mehr als hundert Millionen von Afrikanern leiden unter dem Joch des Satans. Der seit vierzig Jahrhunderten bestehende furchtbare Fluch muss endlich aufgehoben werden.
O unbefleckte Jungfrau von La Salette, die du das Menschengeschlecht erneuerst, hier bist du herabgekommen, um der Welt diese große neue Botschaft zu verkünden, hier hast Du sie Deinem Volk verkünden lassen, hier zeigst Du jeden Tag die Zeichen deiner Macht, hier zeigst Du Dich als unsere wahre Königin und Herrscherin, aber auch als unsere Mutter, um uns Gnaden und Verzeihung zu bringen. Es ist wirklich ein Kalvarienberg, ein weiterer Altar der Versöhnung. O Maria, Du Zuflucht der armen Sünder, zeige Dich auch als Königin und Mutter der armen Schwarzen, denn auch sie gehören zu Deinem Volk. Ich will sie die erhabene Botschaft lehren, die Du verkündigt hast auf der Höhe dieses Berges.
Ja, gute Mutter der Barmherzigkeit, Du bist die Mutter der Afrikaner. Ich als ihr Vater und ihr Missionar lege sie Dir zu Deinen Füßen, damit Du sie alle in Dein Herz aufnimmst. Zeige Dich als Mutter. Ich weiß, dass ich ein großes Wunder von Dir verlange. Aber Du, göttliche Mutter, bist nicht gekommen, um an diesen Orten zu weinen, sondern um Deine Wunder zu vervielfältigen. Ich meinerseits weine mit Dir, um eines dieser Wunder für meine Afrikaner zu erlangen: Zeige dich als Mutter! Der Osten hat sich diesem heiligen Berg zugewandt. Wir sehen Kinder Sems unter denen von Japhet. Anlässlich dieses Festes komme ich, um sie mit den Söhnen Hams zu vereinigen, so dass das ganze Menschengeschlecht der Jungfrau des Verzeihens und des Heiles geweiht sei.
O, meine göttliche Mutter, Du weißt ja, wie viele herrliche Seelen, wie viele edle Herzen ich dank Deiner Hilfe gefunden habe inmitten der barbarischen Stämme Afrikas … Ja, von neuem stelle ich die Anfänge meiner Mission unter Deinen Schutz und Schirm in der Gewissheit, dass die Zeit gekommen ist, in der die ganze Menschheit, die das Volk Gottes und das Deinige ist, nur mehr eine einzige Herde bilden wird unter dem Stabe des Guten Hirten. Nun denn, o Jungfrau der Versöhnung, es würde ja Deiner Glorie etwas mangeln, und Dein Triumph, der Triumph der Kirche, würde unvollständig sein, wenn Hams Nachkommen noch länger vom Gastmahl des himmlischen Vaters fernbleiben müssten …
Die klimatisch mörderischen Länder der Afrikaner haben den Schwung der katholischen Missionare gebremst. Aber in der gleichen Zeit, in der die schismatischen Orientalen sich vor allem durch die katholischen Orientalen bekehren werden, habe ich durch Deine Eingebung erkannt, dass wir vor allem für die Bekehrung der Afrikaner durch die Afrikaner selbst arbeiten müssen. O Maria, wirke Du dieses Wunder! Ich weihe sie Dir, ich empfehle sie Dir an, damit Du sie von ihrem Schmutz reinigst und diesen furchtbaren Fluch von ihnen nimmst, der noch auf ihnen lastet. So werden sie Deiner ganzen Liebe würdig.
Wie Dich also mein verehrter Oberhirte, der Bischof von Verona, ausgerufen hat, wie Dich der Papst Deiner Unbefleckten Empfängnis genannt hat, Du wirst immer die Königin Afrikas sein, die Königin der Schwarzafrikaner [Nigrizia]. Handle so, dass sie, je mehr sie aus diesem Unglück gerettet werden, desto tiefer durch Dich an den Freuden des Glaubens teilnehmen dürfen, an der Hoffnung und an der Liebe. O Maria, Du bist mächtig; und da Gott aus Steinen Kinder Abrahams machen kann, so bitte ich Dich demütig, dass Du, die Tochter des Allerhöchsten, aus den unglücklichen Kindern Hams Kinder Abrahams machen mögest, damit die Kirche auf sie später jenes Lob anwenden könne, das der Heilige Geist Dir gespendet hat: „Schwarz bin ich, aber schön, ihr Töchter Jerusalems“ (Hohes Lied 1,5). Amen.
Don Daniel Comboni
Apostolischer Missionar von Zentralafrika
von diesem heiligen Berg aus schreibe ich Ihnen nur ganz wenig. Seit dem 4. Juni befinde ich mich hier in Begleitung von unserem lieben Freund Monsieur Girard, Msgr. Millos, Erzbischof von Acra, und Msgr. Salzano, dem neapolitanischen Bischof, der als päpstlicher Beauftragter in Neapel wohnt und zuständig ist für die 36 Diözesen dieser Region. Ich kann Ihnen gar nicht beschreiben, was für einen Eindruck dieser heilige Berg auf mich gemacht hat. Er ist größer als jener, den ich bei meinem Besuch der heiligen Stätten in Palästina erlebt habe. Ich lade Eure Eminenz ein, La Salette zu besuchen. Msgr. Millos nennt es ‚das Heilige Land des Westens‘. Um dorthin zu gelangen, fährt man von Grenoble um 6.00 Uhr in der Früh weg mit einer Pferdekutsche, die von drei Pferden gezogen wird. Bis man nach Corps gelangt, werden die Pferde viermal gewechselt. Beim zweiten Mal werden sechs Pferde angespannt, beim dritten Mal fünf, und beim vierten Mal vier. Wir kamen in Corps gegen 16.30 Uhr an. Um 17.00 Uhr brachen wir zu Pferde auf, um die Höhe zu erklimmen. Gegen 19.30 Uhr kamen wir bei der Wallfahrtskirche an. Es ist ein wahrhaft großartiges Erlebnis, das unter die Haut geht. Ich habe leider keine Zeit, um unsere liturgische Feier zu beschreiben, in der Msgr. Millos Chaldäa und ich meine armen Afrikaner [der Gottesmutter] weihten. Die ‚Terre Sainte‘ wird den Bericht über unsere Weihe abdrucken.
Nach der Pontifikalvesper, die Msgr. Salzano hielt, bin ich auf die Kanzel gestiegen und habe über die Bedeutung des Aktes der Weihe gesprochen. Ich habe versucht, eine klare Idee über das Apostolat in Chaldäa und Zentralafrika darzulegen. Nachdem wir von der Kanzel heruntergestiegen waren, gingen wir zum Hochaltar. Msgr. Millos las den Text der Weihe auf Chaldäisch und dann verlas ihn der Superior der Missionare von La Salette von der Kanzel auf Französisch. Dann kniete ich mich vor der Gottesmutter nieder, umgeben von zwei Bischöfen und von Monsieur Girard und von einem höheren Beamten, der in Frankreich die Interessen des Orients vertritt, und las mit lauter Stimme den Text des Weiheaktes auf Französisch. Die Ergriffenheit stieg bis zum Äußersten. Die Zeremonie wurde mit dem Eucharistischen Segen abgeschlossen. Am Abend bestieg ich noch einmal die Kanzel und sprach über die Afrikaner und Afrika [Nigrizia]. Es waren viele Priester, Damen und Herren, die als Pilger gekommen waren, da. Ich verteidigte die Sache der Afrikaner und der Chaldäer. Der Superior der Missionare von La Salette sagte mir: „Möge die Gottesmutter Ihre Bitten erhören. Wir werden hier immer dafür beten. Wenn sie dann abreisen, werden Sie erhört sein.“
Kaum hatte ich am Morgen die hl. Messe zelebriert, suchten mich Menschen hier und dort, um den Segen zu erhalten. Ich habe allen den Segen erteilt. Und als Belohnung empfing auch ich von vielen den Segen, denn manche gaben mir zehn Franken, manche zwanzig und einer sogar fünfzig. Tatsache ist, dass ich in weniger als einer Stunde, in der ich den Segen erteilte, den Segen von 220 Franken erhalten hatte.
Sobald ich in Grenoble angekommen sein werde, werde ich das Geld zusammen mit weiteren fünfzig Franken, die ich vom General der Kartause von Grenoble erhielt, nach Kairo schicken. Heute verlassen wir den heiligen Berg, denn morgen werde ich in Grenoble predigen, wo ich schon am vergangenen Mittwoch gepredigt habe. Es ist unbedingt notwendig, dass der verehrteste Pater Afrikas nach La Salette komme. Ich werde Ihnen mündlich über den gewaltigen Anblick des heiligen Berges erzählen, und dass es unmöglich ist, dass jemand, der hierher kommt, sich nicht bekehrt oder bessert. Massimino ist in Versailles. Ich werde mit ihm sprechen. Er entspricht nicht allzu sehr den Gnaden, die Maria ihm erweist, obwohl er sie sehr verehrt. Melanie ist in einem Kloster in Castellamare in der Nähe von Neapel.
In Chambéry war ich beim Kardinal Erzbischof untergebracht und habe dort geschlafen. Ich ging zum [Kloster] des Heiligsten Herzen Jesu auf der Suche nach Mademoiselle Teresa Durazzo. Sie ist aber vor zwei Jahren nach Paris umgezogen. Ich werde sie dort besuchen. Ich komme zu unserem Werk. Ich vertraue auf die Madonna von La Salette, sie wird für den Erfolg sorgen. Wir haben keine Angst vor fehlenden Mitteln, noch vor sonst etwas. Oh, wie sehr habe ich der Muttergottes gedankt, dass sie einen Bischof, Neffen einer Heiligen, berufen hat, sich um die Angelegenheit der armen Afrikaner zu kümmern. Oh, wie sehr habe ich der Jungfrau gedankt für den Eifer, der ihn beseelt und mit dem unser Vater sich um unser Werk Gottes kümmert und sich für die Sache Afrikas sorgt. Von der Höhe dieses heiligen Berges wird sie [die Gottesmutter] Verona, Ihre Familie, Graf Ottavio und Afrika segnen.
Meine Ansprache von der Kanzel aus habe ich mit folgenden Worten beschlossen: „Meine Mutter, ehe ich Dich wieder verlasse, möchte ich Dir noch ein trauriges Wort sagen: Ich weiß nur allzu gut, dass ich Dein Herz verletzen werde, aber Du hast auf diesem heiligen Berg geweint über die Schmerzen deines Volkes … Denke daran, Mutter, dass die hundert Millionen Afrikaner, die ich Dir empfohlen habe, alle, ja alle zur ewigen Verderbnis verdammt sind; alle werden in die Hölle fallen, wenn Du ihnen nicht zu Hilfe eilst. Oh, nein! Denke daran, ich wiederhole es, denke daran, dass in Afrika hundert Millionen Schwarzafrikaner Deine Söhne und Töchter sind. Sie strecken Dir ihre Arme entgegen und sagen Dir: Königin Afrikas, rette uns. Wir alle fallen in die Hölle, wenn Du uns nicht hilfst etc.“ Also Mut, oh Monsignore, kein Hindernis möge uns abschrecken. Setzen wir unser ganzes Vertrauen in die Herzen Jesu und Mariens: Vertrauen wir voll und ganz auf die Hilfe der Madonna von La Salette.
Monsieur Girard hat ein großes Herz und ist erfüllt von einer einzigartigen Frömmigkeit. Er ist ein erstklassiger Katholik. Er schickte mir mit dem Dampfer des 9. des Monats 300 Franken und gab mir hier weitere 100 Franken. Außerdem hat er hier alles für mich bezahlt. Die Missionare von La Salette (sie sind eine Gruppe von heiligmäßigen Männern, die in der Kirche großes Ansehen genießen), haben mich hier und in Grenoble umsonst aufgenommen (dank der Empfehlung von Monsieur Girard). Der Superior wird Sammlungen für unsere Institute abhalten. Am Donnerstag reise ich nach Lyon und Köln.
Erinnern Sie sich an das, was ich Ihnen schon viele Male gesagt und geschrieben habe: Die Canossianerinnen müssen Apostel der Schwarzafrikaner werden, denn sie haben den Geist Jesu Christi und sind bereit zum Opfer und Verzicht. Empfehlen Sie alles Gott, der Jungfrau und Ihrer heiligen Tante, die wir später einmal zu einer der Patroninnen Afrikas wählen werden. Ja, ich selber rufe sie schon jetzt in meinem Herzen an. Oh, wie gut ist doch Jesus! Wie gut meint es Maria mit uns.
Tausend Grüße an Herrn Grafen Ottavio, an Monsignore Vicario Perbellini etc., an alle Mitglieder des Rates, an D. Vincenzo etc. Meinem lieben Bruder D. Alessandro zu schreiben habe ich keine Zeit. Möge das Heiligenbildchen, das den Ort der Erscheinung berührt hat, das ersetzen.
Ich küsse Ihre heiligen Gewänder, Ihre Hände und bin
Ihr demütiger und ergebener Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 257 (242) AN DIE Glaubensverbreitung VON LYON
APFL, Répertoire des lettres des années 1868–1881
S. 278: à Egpte
[Bitte um Hilfe!]
Nr. 258 (243) AN CLAUDE GIRARD
AGB
[W.J.M.J.]
Lyon (2, Rue des Deux Cousins), 7. August 1868
Mein lieber Freund,
es war mein Wunsch, Ihnen schon gleich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft in Lyon zu schreiben; ich wollte Ihnen vor allem über die Ergebnisse der Propaganda Fide berichten. Ich sage Ihnen, dass mich die Mitglieder mit großer Güte empfangen haben. Auch wenn ich im Moment nichts empfangen werde, liegt es daran, dass die Zuteilungen schon vergeben waren, aber ich darf hoffen, für das nächste Jahr eine bescheidene Summe zu erhalten, weil sich der Vorstand mit großer Aufmerksamkeit für meinen Bericht interessiert hat. Ich musste meinen Bericht ‚Das Apostolische Vikariat von Zentralafrika und die beiden Institute für die Afrikaner in Ägypten‘ vortragen, damit meine Bitte dem Vorstand vorgelegt werden konnte. Wenn auch der Vorstand von Paris dafür ist, werden sie mir noch dieses Jahr etwas geben.
Die Frau Gräfin von Starane ist eine echte Frau des Evangeliums. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich Ihrem Schutz anvertraut haben. Der Kardinal Erzbischof von Lyon hat mich sehr liebenswürdig empfangen wie auch der verehrte Graf von Herculais. Ich esse immer zu Mittag im Hause der Gräfin und des Grafen von Herculais. Hier habe ich auch mit großem Wohlwollen viel Gutes über Msgr. Millos gehört und habe deshalb diese Gelegenheit genutzt, einigen Mitgliedern des Vorstandes einen guten Rat zu geben. Wenn sie den Chaldäern helfen wollen, sei es am besten, den Msgr. Millos zu unterstützen, der nach meinem Urteil gegenwärtig die Hoffnung der chaldäischen Kirche darstellt. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Leute diese Wahrheit beherzigen.
Es ist überflüssig, Ihnen für die Güte Ihres großen Herzens zu danken, das so groß ist wie das Universum und das nur die Ehre Gottes und das Heil der Seelen sucht. Nach meiner Rückkehr von dieser kleinen Reise werde ich Ihnen einen Brief schreiben, den Sie dann auch in ihrer Zeitung veröffentlichen können.
Ich bitte Sie, mir Ihre Zeitung nach Köln zu schicken, wo ich hoffe in vier bis sechs Tagen einzutreffen. Schreiben Sie bitte auch Msgr. Canossa. Lassen Sie ihn wissen, dass ich voller Dankbarkeit bin für seinen Eifer und seine Liebe, die er für Afrika hat, und betonen Sie vor allem, dass ich Ihnen gesagt habe (und ich bin voll davon überzeugt), dass das Werk nur begonnen wurde, weil er sich so dafür eingesetzt hat und es sich zum Herzensanliegen gemacht hat. Schließlich weiß er besser als ich, dass ich ihm meinen innigsten Dank ausspreche. Ihrerseits ermutigen Sie ihn, denn in der Tat, das Werk Gottes wird sich zu Gunsten Afrikas auswirken trotz aller Hindernisse der höllischen Mächte. Sie wissen, dass außer der Gnade alles von unserer Beständigkeit, unserer Klugheit und unserer Hingabe abhängt.
Im Übrigen haben Sie Mut, mein lieber, unvergleichlicher Freund. Gott ist mit uns, denn wir wollen ja nur seine Ehre. Es ist Zeit, alle Herzen des Universums aufzuwecken, um die Menschen anzuregen, Gott, die Kirche, ihr Haupt, die Missionen und vor allem die am meisten Verlassenen zu lieben. Ich bin in Ars gewesen. Es war ein wunderbares Erlebnis.
Schicken Sie bitte die Zeitungen an Frl. Leonina Castillon in San Vallier Drome. Sie hat mir geschrieben, dass sie schon darauf wartet. Dann auch nach Rom an den Cavaliere Da Gama und an die Prinzessin Falconieri. Sie haben sie auch der Gräfin Carolina Mocanigo Soranzo in Cremona geschickt. Wenn die Interessenten ihnen das Geld nicht schicken, stellen sie alles mir in Rechnung, aber schicken Sie sie ihnen. Ich meinerseits werde mich bemühen, viele Mitglieder zu werben.
Danken Sie in meinem Namen ganz herzlich der Oberin von La Salette. Ich werde ihr schreiben, sobald ich mehr Ruhe habe.Viele herzliche Grüße an Frau Girard und ihre lieben und guten Söhne.
Ihr Freund
Daniel Comboni
PS: Ehe ich abreise, werde ich Ihnen noch von Lyon aus schreiben. Ich werde nicht vor dem nächsten Montag abreisen. Die Kiste mit den kirchlichen Paramenten müssen Sie an Herrn Lorenzo in Marseille schicken.
[Übersetzt aus dem Französischen.]
Nr. 260 (245) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ
AP SC Afr. C. v. 7, ff. 1281–1282
[W.J.M.J.]
Hochwürdigster Kirchenfürst,
damit die beiden kleinen Institute für die afrikanischen Jungen und afrikanischen Mädchen, die in Kairo gegründet wurden, auf einer soliden Grundlage stehen, brauchen sie für ein stabiles Fortbestehen notwendigerweise ausreichende Einkünfte, die durch die Nächstenliebe der katholischen Vereine garantiert werden könnten. Da das dauernde Vermächtnis, das mir der Kölner Verein hinterlassen hat, nicht ausreicht, habe ich mich schriftlich sowohl direkt als auch indirekt an jene Quellen gewandt, von denen das Vikariat Zentralafrikas unterhalten wird. Ich machte darauf aufmerksam, dass das letzte Ziel der neuen Institute die Evangelisierung der Länder im Inneren Afrikas sei.
Da meine Bitten keinen großen Erfolg hatten und mich viele Sorgen bedrückten, habe ich mein Herz dem Hochwürdigsten Apostolischen Vikar von Ägypten geöffnet. Nach reiflicher Überlegung hat er mir ein Empfehlungsschreiben für den Vorstand in Lyon ausgehändigt, damit ich persönlich vorstellig würde, um mein Anliegen vorzutragen. Dabei erinnerte er mich an die große Wahrheit, dass ‚wer etwas haben will, der gehe selber, und wer es nicht will, schicke jemanden‘.
Voller Gottvertrauen stellte ich mich dem Vorstand von Lyon vor und legte meinen Bericht vor, der den Titel trägt: ‚Das Apostolische Vikariat Zentralafrikas und die beiden Schulen für Afrikanerinnen und Afrikaner in Kairo‘. Ich informierte über die wenigen festen Einkommen und die dringendsten Ausgaben, die ich machen musste, um die Gründung durchzuführen und die beiden Institute zu unterhalten. Obwohl die Mitglieder großes Interesse für meine Sache zeigten und mir wirklich helfen möchten, muss ich wohl mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Vorstand sich an Eure Hochwürdigste Eminenz wenden wird, um einen Rat einzuholen. Auf Grund Ihrer verehrten Antwort wird er eine Entscheidung treffen.
Obwohl ich ihnen klar und deutlich erklärt habe (der Vorstand war über deren Existenz bereits informiert), dass das fromme Werk des Guten Hirten als einzige Zielsetzung den Unterhalt des kleinen Seminars in Verona hat, scheint mir jedoch, dass diese Herren es als ein Werk betrachten, das die neu entstandenen Institute in Kairo unterstützt. Das stimmt aber ganz und gar nicht. Deshalb ist der kleine Verein von Köln bis jetzt die einzige sichere Unterstützung, die ich habe.
Da sich die Dinge so verhalten, wende ich mich an Eure Eminenz mit einer demütigten und dringlichen Bitte, sich aufgrund der Nächstenliebe, die in Ihrem Herzen brennt, und dem Eifer, den Sie für das Heil der am meisten vernachlässigten Seelen auf der Erde haben, für die ich bis jetzt mich abgemüht und gelitten habe, und für die ich mein ganzes Leben opfern werde, mich beim Vorstand der Propaganda Fide wirksam zu unterstützen. Ich habe gute Gründe dafür, dass der Vorstand, wie ich Ihnen schon andeutete, mich kräftig unterstützen will, ganz gleich in welcher Form und auf welche Weise er Propaganda Fide konsultiert hat. Während die Verhandlungen laufen, reise ich nach Paris, um einige Vorteile des Außenministers zu erlangen, um dann gleich wieder nach Kairo zurückzureisen in Übereinstimmung mit dem, was ich mit meinem geliebten Oberen vor Ort, dem Apostolischen Vikar, vereinbart habe.
In den französischen Zeitungen lese ich folgende Zeilen. Ich zitiere wörtlich: „Le Pape vient de confier à Msgr. Lavigerie Archev. d’Alger un territoire de 25.000 lieurs carrées, un territoire grand comme l’Europe, que comprend le Touarik, le Sahara, et l’interieur de l’Afrique iusqu’au Senegal.“ Diese Mission wird Apostolisches Vikariat der Sahara heißen. Auch wenn der Franzose ein wenig dazu neigt, zu übertreiben, scheint mir jedoch, dass der Journalismus in diesem Fall doch allzu sehr übertrieben hat. Ich bin glücklich und zufrieden zu sehen, dass man doch allmählich an das arme Zentralafrika denkt, dessen Grenzen unendlich weit sind. Sie stimmen überein mit den Daten in dem Dekret, durch welches Gregor XVI. das Vikariat Zentralafrika errichtet hat. Mir scheint, man sollte die neue Mission des Erzbischofs genauer ‚Apostolisches Vikariat der Westsahara‘ nennen, denn die Sahara berührt nicht nur den Osten Senegals, sondern auch Libyen und Nubien.
Im Vertrauen auf eine kräftige Empfehlung beim Vorstand von Lyon küsse ich Ihren hl. Purpur und bin
Ihr demütiger und folgsamer Sohn.
Daniel Comboni
Lyon, bei den Missionaren