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Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
821
An Mgr. Joseph De Girardin
1
Khartum
01.02.1879

Nr. 821; (782) AN MONSIGNRE JOSEPH DE GIRADRDIN

AOSIP; Afrique Centrale

1. Februar 1879

 

Statistische Notizen und Bemerkungen zur Verwaltung

822
Arichtlinien für die misionare von khartum
0
Khartum
02.02.1879

Nr. 822; (783) - RICHTLINIEN FÜR DIE MISIONARE VON KHARTUM

ACR, A, c. 25/6

Khartum, den 2. Februar 1879

[5564]

Da der Missionar nicht nur mit dem Wort, sondern noch mehr und besser durch sein Beispiel lehren muss, so wird jeder von ihnen sich bemühen, den allgemeinen den Stundenplan des Hauses exakt einzuhalten. Er wird eifrig und bewusst an allen Übungen der Frömmigkeit teilnehmen. Für den Fall, dass er an der Teilnahme verhindert gewesen ist, wird er in einer günstigen Gelegenheit das Versäumte nachholen. Er zeige sich den Oberen gegenüber gehorsam und respektvoll. Die Mitbrüder wird er mit Nächstenliebe behandeln. Und wo es notwendig ist, dass er diejenigen, die seiner Sorge anvertraut sind, zurecht weisen oder bestrafen muss, wird er es mit liebevollem Eifer tun und niemals unüberlegt im Zorn oder in Wut handeln.


[5565]

Er wird sich immer bescheiden und ernsthaft geben und er wird sich nicht erlauben, Aufregungen zu verursachen, die die Ruhe und den gegenseitigen Frieden stören würden. Er wird sich auch nicht erlauben, das Verhalten der anderen zu beurteilen oder gar zu kritisieren, noch sich über die Entscheidungen der Oberen hinweg zu setzen. Er  wird darauf achten, seine eigenen Aufgaben und Verpflichtungen zu erfüllen. Wenn es Meinungsverschiedenheiten oder Streit mit wem immer gibt, wird er sich immer auf seine legitimen Oberen berufen, mit deren Urteil er sich zufrieden stellen wird.


[5566]

Also ist es absolut verboten, Geschwätz zu verbreiten, sei es innerhalb des Hauses, sei es mit Außenstehenden oder mit Mitgliedern anderer Missionsstationen. Derartiges Geschwätz oder andere Unannehmlichkeiten stören immer die Ordnung der Mission, den Frieden und die Ruhe ihrer Mitglieder. In solchen Situationen muss man sich streng an die Vorschriften des Evangeliums bezüglich der brüderlichen Zurechtweisung (correzione fraterna) und der christlichen Nächstenliebe halten.


[5567]

Jeder Priester zelebriert jeden Tag die hl. Messe nach Vorgabe des Oberen, außer er ist durch einen berechtigten Grund daran gehindert. Die Applikation der Messe geschehe nach der Meinung des Oberen außer den vier Intentionen, über die der Zelebrant frei verfügen kann. Jeden Monat übergibt jeder Priester dem Oberen eine Mitteilung mit der genauen Zahl der für die Mission zelebrierten Messen.


[5568]

Alle Spenden für die Kirche und die Stolgebühren für Taufen, Eheschließungen, Segnungen und Beerdigungen sind Eigentum der Mission und müssen dem Oberen abgegeben werden.

Wenn jemand aus dem Haus gehen muss, wird er den Oberen davon verständigen und ihm den Grund angeben und um seine Zustimmung bitten.


[5569]

Wer notwendigerweise ein Haus von Frauen betreten muss, muss vorher den Oberen um Erlaubnis fragen und ihm den Grund erklären. Er wird sich bemühen, seine Angelegenheit so rasch als möglich zu beenden und wird nicht länger dort verweilen als notwendig ist.

Jeder wird sich mit den allgemeinen Speisen zufrieden geben, noch wird er ohne Erlaubnis des Oberen Extra Speisen verlangen. Auf alle Fälle wird er nie außerhalb des Stundenplanes in den Vorratsraum oder die Küche gehen, um etwas zu erbitten.


[5570]

Er kann keinen Buben für seinen persönlichen Dienst anstellen, außer er hat den Superior oder den Präfekten um Erlaubnis dazu gefragt. Sobald er den Dienst verrichtet hat, schickt er den Buben so rasch als möglich zurück an seinen Platz.

Wer die Ausrüstung oder die Werkzeuge der Mission benutzen will, muss den Oberen um Erlaubnis dazu befragen. Er wird sie nie ohne Erlaubnis benutzen. Sobald die Arbeit, für die sie ausgeliehen waren, erledigt ist, wird er sie so rasch als möglich ihm oder dem dafür Beauftragten zurück geben. Über die Werkzeuge, die der einzelne besitzt, muss der Obere informiert werden.


[5571]

STUNDENPLAN

            05.00 Uhr       Aufstehen

            06.00 Uhr       Messe, Meditation, Gebete der Gemeinschaft,

07.00 Uhr       Frühstück, Freizeit.

            08.00 Uhr       Arbeit, Unterricht für die Buben, Studium und andere Beschäftigung.

            11.30 Uhr       Geistliche Lesung in der Kirche und Besuch des Allerheiligsten.

            12.00 Uhr       Mittagessen, Besuch des Allerheiligsten, Mittagsruhe.

            14.00 Uhr       Arbeit und Unterricht für die Buben  und freie Zeit.

            Zum Angelus  Rosenkranz in der Kirche und Gebete, dann Abendessen und Erholung.

            20.00 Uhr       Gewissenserforschung, Gebet in der Kirche, Schlafengehen.

Hinweis: Diese Richtlinien sind verpflichtend für diejenigen, die sich entweder ständig oder nur vorübergehend im Haus aufhalten.


823
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
6.02.1879

Nr. 823; (784) - AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

Ap sv Afr: C. v. 8 ff. 901-903

Nr.4

Khartum, den 6 Februar 1879

 

Erhabener Kirchenfürst!

[5572]

In meinem letzten Brief Nr.3 habe ich Ihnen folgendes ankündigt: Nachdem sich die Botschafter des Königs Johannes von Abessinien mit Gordon Pascha, dem General Gouverneur des Sudan und Botschafter seiner Hoheit des Khediven von Ägypten, getroffen hatten, hatte dieser ihm versprochen und zugesichert, seinen Herrn zu überreden, den Abuna oder koptisch schismatischen Bischof ernennen zu lassen und dass er selbst die Reise bezahlen und ihm einen Trupp Soldaten bis nach Adua als Begleitschutz zur Verfügung stellen würde.


[5573]

Gestern kam der erwähnte Gordon Pascha und beklagte sich bitterlich, dass seine Hoheit der Khedive den Christen von Abessinien auf keinen Fall den Abuna zugestehen wolle und dass nach mehreren telegrafischen Botschaften der Khedive in seiner Haltung hart geblieben sei und dass er den Völkern, die seine Feinde sind, niemals den koptischen Bischof zugestehen werde. Auch der schismatische Bischof von Khartum kam zu mir und beklagte sich über derartiges Verhalten des ägyptischen Herrschers.  


[5574]

Außerdem hat der Khedive sich viele Jahre lang geweigert, den gegenwärtigen Patriarchen von Kairo zu ernennen. Und zwar nur, weil seine Mutter ihm vorausgesagt hatte, er würde bald sterben. Der Khedive ist aber ein Mann; der fähig ist, die schismatisch-häretische Kirche von Abessinien verwaist zu lassen, wer weiß für wie viele Jahre. Mehr als die Demütigung, die der Khedive im Krieg gegen Abessinien erlitt, wuchs sein Hass und sein Zorn gegen jene Nation, die er niemals wird unterwerfen können, so wie selbst die strengsten und wiederholten Bemühungen in zwölf Jahrhunderten von Mekka aus jene starke Nation nicht unterwerfen konnten.


[5575]

Vielleicht bereitet Gott die Wege und benutzt die Mittel zu Gunsten von Monsignore Touvier und seinen Lazzaristen Missionaren, um das Reich Gottes in dieser verdiente Nation auszubreiten, die 12 Jahrhunderte lang Wunder des Heroismus vollbracht hat, um christlich zu bleiben, obwohl sie unglücklicherweise verwundet wurde von den tödlichen Irrtümern des furchtbaren Hesiarchen Dioskur aus Alexandrien und zusätzlich vermischt wurde mit tausend anderen abergläubischen Vorstellungen durch den weltlichen Kontakt mit diesen ungläubigen Nationen.


[5576]

Ich habe es für angebracht gehalten, Ihnen diese Nachricht zu Ihrer Information mitzuteilen, auch wenn das alles nichts mit meinem Vikariat zu tun hat. Denn vielleicht werden Eure Eminenz nicht so bald Informationen über diesen wichtigen Tatbestand aus der Mission von Abessinien erhalten.

Am 14. Januar sind 5 Schwestern des Instituts der Frommen Mütter des Negerlandes, das von mir in Verona gegründet wurde, von Khartum aufgebrochen. Sie sind noch nicht in Kordofan angekommen. Es sind sehr anstrengende Reisen. Heute habe ich erfahren, dass sie von Duèn am Weißen Fluss am 29 Januar mit 17 Kamelen in Richtung Teiara aufgebrochen sind. Deshalb habe ich dem Pascha von Kordofan telegrafiert, Kamele in jene Stadt zu schicken, damit sie sie nach El-Obeid bringen, da sie von Duèn nach Teiara nur ausgehungerte Kamele finden würden, die keine Lebenskraft mehr hätten.


[5577]

Von den Schwestern des hl. Josef im Vikariat verbleiben nur noch vier hier in Khartum und selbst von diesen ist immer die eine oder andere krank. Mein Sekretär D. Paolo Rossi, nun Leiter meines Instituts  in Verona, verbrachte 42 Tage in Rom, um in meinem Namen mit der inzwischen verstorbenen Generaloberin Abmachungen zu treffen: Sie trafen Abmachungen, aber die verehrte Generaloberin kam nie zu einer definitiven Entscheidung mit Seiner Eminenz, dem inzwischen verstorbenen Kardinal Präfekt. Ich schrieb wiederholte Male der jetzigen Generaloberin, die jetzt in Rom ist, und habe ihr umfangreiche Vorschläge unterbreitet. Aber ich konnte nie weder ihre Absichten erfahren noch, ob sie mir Schwestern schicken würde. Inzwischen sind die vier noch verbliebenen Schwestern von den Anstrengungen arg mitgenommen, denn sie haben wirklich großartige Taten der Nächstenliebe (mirabilia) vollbracht. 


[5578]

Gordon Pasche möchte mir unbedingt alle Krankenhäuser des Sudan anvertrauen. Er möchte, dass ich sofort jenes von Khartum mit 40 Betten übernehme für die Schwestern vom Hl. Josef und jenes von Faschoda beim Stamme der Schilluck am weißen Fluss für die Veroneser Schwestern. Aber mit wenigem Personal ist es mir unmöglich, dieses Angebot anzunehmen. Jetzt hat der große Pascha begonnen, am Blauen Fluss bei Khartum ein neues Krankenhaus zu bauen.


[5579]

Um die Wahrheit zu sagen, mir wäre sehr daran gelegen, dass die Schwestern des Hl. Josef im Vikariat blieben vor allem wegen der arabischen Schwestern, die von großem Nutzen wären, jedoch unter der Bedingung, dass sie mir eine ausreichende Zahl schicken würden, dass sie mir eine Provinzoberin gäben oder eine erste Oberin, die volle Jurisdiktion über alle Häuser ihrer Kongregation im Vikariat hätte und dass sie für jede Niederlassung eine gute und tüchtige Schwester zur Verfügung stellen würden. Aber mit vier Schwestern, was können wir da schon anfangen? Sie mühen sich ab und verlieren die Schulen und viele nützliche Werke, die sie leiten.


[5580]

Ich hoffe, dass sich meine Befürchtung nicht bestätigt, d.h. dass die hervorragende Generaloberin und ihr Rat sich haben entmutigt lassen wegen dem hochherzigen Tod der 9 Schwestern, die sie verloren haben. Nein, man darf sich nicht entmutigen lassen. Ich bitte Seine Eminenz, sich in dieser Angelegenheit einzuschalten und die Schwestern zu ermutigen, sich nicht von Afrika zurück zu ziehen. Dieses Jahr war ein außerordentliches Jahr. Es sind viele Schwestern und Missionare und Laienbrüder gestorben. Aber es waren die Epidemie und die ansteckenden Krankheiten, die sie sterben ließen. Und seit 1871 bis heute ist kein Priester Missionar gestorben, der vorher zur Akklimatisierung in Kairo war. Alle, die gestorben sind, haben sich nicht in jenen Instituten akklimatisiert. Weil ich sie in den Missionsstationen notwendig gebraucht habe, habe ich sie nach Afrika kommen lassen, ohne dass sie wenigstens den Sommer in den Niederlassungen von Kairo verbracht haben. Deshalb habe ich angeordnet, dass von heute an, auch wenn wir alle ohne Hilfe sterben müssen, jeder europäische Missionar und jede europäische Schwester in Kairo sich akklimatisieren müssen, ehe sie sich dem Klima in Zentral Afrika aussetzen.


[5581]

Meine Gesundheit ist ruiniert. Das Fieber will mich nicht verlassen. Ich werde erschöpft durch die Anstrengung und von der erdrückenden Last so vieler Kreuze. Doch mein Geist lässt sich nicht unterkriegen in der Hoffnung auf jenen Jesus, dessen Herz für Afrika schlug und der für Afrika starb.

Ich hoffe, dass ich bald dreißig Erwachsene taufen kann, die sich gerade vorbereiten. In Ghebel Nuba haben wir viel gearbeitet wegen der schwierigen Sprachen. Ich küsse den Heiligen Purpur und bin Ihr ergebener und gehorsamer

+ Daniele Comboni

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentral Afrika.


824
An den Grafen Jean François des Garets
1
Khartum
10.02.1879

N. 824 (785) – AN GRAF JEAN FRANOIS DES GARETS

APFL (1879) Afrique Central 5

 

Khartum, 10. Februar 1879

825
An Manfredo Camperio
0
Khartum
10.02.1879

Nr. 825; (786) - AN MANFRED CAMPERO 

"Il Cittadino” Brescia II (20-21 März 1879)

Khartum, den 10. Februar 1879

  

An den Direktor des Esploratore!

[5582]

Ich schicke Ihnen den beigelegten Brief für den "Esploratore”, den ich gestern zusammen mit anderen von Gessi erhielt. Gestern also erreichten mich weitere Informationen datiert am 30. November vom gleichen Gessi. Aus Sciacca traf eine Botschaft ein, dass dieser Gessi den Rebellen Ziber besiegt hätte, der zusammen mit einigen Anhängern nach Dar-Fertit und nach Bahar Saldanà geflohen sei, während Gesssi vier Scribes erobert und den Feind in die Flucht geschlagen haben soll. Dabei habe es zwei Tausend Tote und Verwundete gegeben. Er habe sieben hundert Gefangene gemacht.  


[5583]

Diese Nachrichten möchte ich gern von Gordon Pascha bestätigt haben, sobald sich das Fieber gelegt und ich wieder bei Kräften bin. Das große Sterben in diesem Jahr hat viele Menschenopfer gekostet. Es waren mehr als drei Tausend unter den eingeborenen Mitglieder der Mission und den Europäern. Unter ihnen war auch die rechte Hand meines Werkes. All das hat mich daran gehindert, auf Hunderte von Briefen zu antworten.


[5584]

Von Emin Effendi habe ich aus Lado und aus Darfur einige wichtige Dinge erhalten. Aber zur Zeit bin ich krank und kann mich nicht damit beschäftigen. Stellen Sie sich vor, ich habe noch nicht einmal alle gelesen. Von den Anstrengungen bin ich zwar geschwächt, aber mein Geist spürt die Kraft eines Löwen und so stehe ich trotz aller  Hindernisse des Universums fest entschlossen hinter meinem Schlachtruf: "Afrika oder Tod". 

Ich habe an Mateucci telegrafiert und morgen werde ich Tlegramme nach Masaua für Gessi schicken.

 

+ Daniele Comboni

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentral Afrika


826
An den Grafen Jean François des Garets
1
Khartum
13.02.1879

N. 826; (787) – AN GRAF FRANCOIS DES GARETS

APFL (1879) Afriques Centrale

 

Khartum, 13. Januar 1879

 

827
Bericht an den kölner verein
0
Khartum
15.02.1879

Nr. 827; (788) - BERICHT AN DEN KÖLNER VEREIN

Aus dem 27. Jahresbericht …(1879) S. 1-28

Khartum, 15. Februar 1879

 

Verehrte Herren!

[5585]

Schon öfter habe ich in meinen Mitteilungen für die Jahresberichte des hochverdienten Kölner Vereins erklärt, dass die Werke Gottes immer am Fuße des Kalvarienberges ihren Ursprung nehmen, und dass das Kennzeichen des Kreuzes ihnen aufgedrückt ist. Die gütige Vorsehung zeigt uns hierin eine weisheitsvolle Einrichtung, die wir durchgängig in der Geschichte der Kirche bestätigt finden, welche mit Zügen der leuchtendsten Wahrheit uns aufzeigt, dass alle Werke Gottes, die zu Seiner Verherrlichung dienen, nur unter den größten Prüfungen und fortwährenden Hindernissen und auf Leidenswegen unternommen werden können, die außerordentlichsten Opfer und das Martyrium erfordern. - Die apostolischen Missionen sind solche Werke Gottes, die von jeher am meisten durch den Stempel des Kreuzes gekennzeichnet sind, weil sie sich zur hohen Aufgabe die Vernichtung der Gewalt der finstern Mächte machen und stattdessen das Reich Jesu Christi ausbreiten wollen.


[5586]

Somit ist es eine Naturnotwendigkeit, dass sie auf Anfeindungen und Verfolgungen jeder Art stoßen; denn diese finsteren Mächte wollen ihre Herrschaft und Ihren Thron nicht so leicht aufgeben, und bereiten uns harte Kämpfe und lassen uns die ganze Kraft ihrer Verderben bringenden Macht fühlen.


[5587]

Deshalb wurden niemals apostolische Missionen gegründet und hatten Erfolge aufzuweisen ohne Kreuz und Leid, ohne Opfer, Blut und Martyrium. - Das Schicksal der katholischen Missionen gleicht der glorreichen Geschichte der katholischen Kirche und des Papsttums. Erstere wurde gegründet und wuchs im Blute ihrer Toten, und sie setzt trotz der wütendsten Stürme ihren erhabenen Lauf mutvoll durch die hochgehenden Wogen der Zeit fort, um sicher und triumphierend den Hafen der Ewigkeit zu erreichen, wofür sie bestimmt ist.


[5588]

Wenn nun dieser königliche und glorreiche Weg aller katholischen Missionen der Kirche so beschaffen ist, warum sollte die bei weitem schwierigste und mühevollste Mission des ganzen Erdkreises, welche auf Menschenveredelung abzielt und ein so ausgedehntes und enorm bevölkertes Gebiet umfasst, einen anderen Weg gehen, als die anderen Missionen und die anderen heiligen Unternehmungen zur Ehre Gottes? - Nein, ihre Pfade können nicht anders als mit Dornen und Drangsalen aller Art besät sein, sie müssen durch den Schmelzofen der Schmerzen, der Leiden und des Martyriums gehen; das Kreuz ist es, welches sie zu erwarten haben.


[5589]

Der Dämon der Gottlosigkeit und der Gottesfeindschaft muss ohne Furcht vor dem Tode bekämpft und aus Afrika vertrieben werden. Hoffen wir, dass es durch Gottes Willen unserer Zeit vorbehalten ist, die Bekehrung dieses verlassensten und unglücklichsten Volkes der Erde zu bewirken; ja, es scheint, als wenn es Gott so beschlossen habe!


[5590]

Um nun, meine Herren, die Sie den ersten Impuls, die erste Förderung diesem erhabenen Werke des Heils gegeben haben, und die ersten waren, die durch einen bewunderungswürdigen Eifer und eine Standhaftigkeit ohne gleichen das Werk zur Wiedergeburt Zentralafrikas unterstützten, damit diese hundert und mehr Millionen armer unglücklicher Schwarzafrikaner zum Glauben und zur Zivilisation geführt würden; Sie, die durch Ihren Verein und Ihre Opferliebe das katholische Deutschland entzündeten, sehen jetzt die Früchte Ihres so verdienstlichen Wirkens; Sie sehen, wie die Augen aller Welt gegenwärtig sich nach Afrika wenden. - Die einen wollen die Zivilisation, die anderen die Religion dorthin bringen. Wieder andere bezwecken die Abschaffung des Sklavenhandels und beschäftigen sich mit der Produktionsfähigkeit des Bodens und den Reichtümern des Landes, und einige unternehmen genaue Aufzeichnungen in geographischer Hinsicht usw. 


[5591]

So scheinen sich die Wissenschaft, die Industrie und die Philantropie verbunden zu haben, um dort Entdeckungen zu machen und das Problem zu lösen, wie Zentralafrika zivilisiert und zum Christentum bekehrt werden kann.

Sie sind nicht weniger erstaunt gewesen, meine Herren, über die großartigen Anstrengungen, welche Amerika, England, Deutschland und Italien machen in Bezug auf Zentralafrika. Vor Ihren Augen trat die Unternehmung Seiner Majestät des Königs der Belgier ins Leben, welche von der richtigen Erkenntnis und den edlen Absichten dieses Monarchen ein glänzendes Zeugnis ablegt, und für verschiedene Staaten Europas und für Amerika eine Anregung wurde, sich auch mit Afrika zu beschäftigen, und ihr Augenmerk dorthin zu richten, um den Versuch zu machen, die Wohltaten einer christlichen Zivilisation dort einzuführen.


[5592]

Seien Sie überzeugt, dass die Leistungen Ihres Vereins in Verbindung mit den Bemühungen des gesamten katholischen Deutschlands für den Loskauf und die christliche Erziehung der Schwarzafrikaner, die mit meinem "Plan zur Wiedergeburt Afrikas" durchgeführt werden konnten, einen nicht geringen Anteil haben an der Bewegung der Geister und den Maßnahmen haben, die zugunsten Afrikas auf der ganzen Erde unternommen werden, nicht nur der Gelehrtenwelt, sondern besonders in den vielen verschiedenen Vereinen der katholischen Kirche.

Schöpfen Sie hieraus große Tröstungen, meine Herren; denn Gott war es, der in Ihren Herzen diese Menschenliebe, diesen Eifer für die armen schwarzen Völker erweckte, und zweifellos haben auch Ihre Jahresberichte mächtig dazu beigetragen, durch das Aufdecken des großen Notstandes dieser Völker und ihres grenzenlosen Elends das wärmste Interesse für dieselben in den Menschen anzuregen.


[5593]

Auch sah sich dadurch der hl. Apostolische Stuhl bewogen, alles ins Werk zu setzen, was ihm zu Gebot steht, um das Reich Jesu Christi in Zentralafrika auszubreiten und ihm ein festes Fundament zu legen. Ziehen Sie ebenfalls die große Wahrheit in Erwägung, dass alle die wissenschaftlichen und zivilisatorischen Bestrebungen der europäischen Mächte und ihre humanistischen Absichten endlich doch alle zum Vorteile der katholischen Kirche und des katholischen Apostolats ausschlagen werden bei Ausübung ihres erlösenden Heilswerkes, auf welches Ihr Verein für Zentralafrika seit gut 25 Jahren seine Tätigkeit gerichtet hat.


[5594]

Nun kommt noch hinzu, dass ein Verein hochherziger Missionare Algeriens, gestiftet von dem tatkräftigen, vortrefflichen Erzbischof Monsignor Karl Marzial Allemand Lavigerie für das Apostolat der apostolischen Präfektur der Wüste Sahara, jetzt seine eifrige Sorge dem äquatorialen Afrika zuwendet; dieses liegt gegen die südliche Seite des apostolischen Vikariats von Zentralafrika hin, welches gegenwärtig, weil es einen Teil Zentralafrikas bildet, durch ein Breve vom 3. April heiligen Andenkens zu meiner Jurisdiktion gehört.

Da Gott mich für die Seelenrettung in mein Amt eingesetzt hat, so schätze ich mich glücklich, der neuen Kongregation von Algerien, welche über viel Personal verfügt, die großen Gebietsteile, die um den See Tanganjika und im Reich Muati-Janco liegen, abzutreten; ebenso alles Land welches sich vom Victoria Nyanza über die Linie des Äquators erstreckt, da ich durch Mangel an Missionaren nicht sobald an die Evangelisierung desselben gehen könnte.


[5595]

Ferner müssen Sie Notiz nehmen von dem eifrigen Wirken der frommen Väter der ausgezeichneten Kongregation vom hl. Geist und Herzen Marias, gegründet durch den um das Apostolat von Afrika hochverdienten P. Libermann. Dieselben dehnen ihre Eroberungen aus auf das Innere der apostolischen Präfektur des Kongo. Und dann haben wir die sehr glücklichen Resultate des P. Anton Horner vor allem zu verzeichnen, dem es nach großen Mühseligkeiten gelang, von Bagamoyo aus bis in das Innere von Ngouron und von Mihonda, und in Oussigua das Evangelium zu verkünden.


[5596]

Schließlich sehen Sie die neueste Missionsgründung am oberen Sambesi, von dem erhabenen Leo XIII. den ehrwürdigen Jesuiten Patres aus England übergeben. Ein ausgezeichneter und tapferer Veteran der indischen apostolischen Missionen steht derselben vor, der Hochw. P. Depelchin, welcher vom Kap aus mit sechs Missionsgefährten sich nach Sambesi begibt, um dort die erste Station zu errichten unter den Matabelé und den Betchuara; von dort will er nach den Ufern des Sees Barguelo (Malawi See) vorgehen, wo Livingston sein Leben aushauchte.


[5597]

Nachdem ich dies als Einleitung meines Berichtes vorausgeschickt, will ich Ihnen nun Kenntnis geben von den Erlebnissen unserer Mission in dem Verlauf weniger Monate und von dem dornenvollen Anfange meines Apostolats als erster Bischof und apostolischer Vikar von Zentralafrika. Ein so kurzer Zeitraum umschließt eine Reihe der furchtbarsten und schrecklichsten Heimsuchungen, welche das Bestehen der Mission, die so überaus mühevoll ist, auf eine harte Probe stellte.


[5598]

Aber darin, dass Gott durch Verhängung so vieler Leiden dem Apostolate von Zentralafrika sein Kreuzessiegel aufgedrückt hat, liegt ja die Verheißung seiner Dauer, seiner Heiligkeit und seines Gelingens. Alle die Unglücksfälle und schmerzlichen Erlebnisse vermochten dennoch keinen Augenblick den Geist der Arbeiter für das Evangelium, die von Gott ihre Berufung zu dem opfervollen und schwierigen Apostolate empfangen haben, zu entmutigen und niederzudrücken, sondern unser Eifer ist dadurch noch gewachsen und unsere Hoffnungen haben sich neu belebt und wir bleiben ohne Wanken fest auf dem einmal betretenen Wege, treu unserm Rufe in dem heißen Kampfe: "Afrika oder der Tod."

 

            Die Hungersnot in Zentral Afrika im Jahre 1877-78

            (Von Nr. 5599 - 5631 Wiederholung über die Hungersnot)


[5632]

Aber mehr als alles andere erfüllt mich mit unsagbarem Schmerz und zerreißt mir das Herz die vielen Toten unter den wichtigen Mitgliedern der Mission. Alle Mitglieder der Mission von Khartum wurden im September von heftigen Fieberanfällen und anderen schweren Krankheiten befallen. Ebenso traf es mich wie alle Missionare, alle Laienbrüder, die aus Europa kamen, eingeborenen Schüler mit Ausnahme von zwei schwarzen Buben, alle Schwestern des Hl. Josef wie Schwester Germana Assuad aus Aleppo, die sowohl in Khartum wie auch in Kordofan und in Ghebel Nuba oft todkrank wurde, und der ich selbst die Sterbesakramente gespendet habe. Außerdem alle schwarzen Lehrerinnen, die Näherinnen, die die Schülerinnen und die Sklaven des weiblichen Instituts mit Ausnahme von zweien.


[5633]

Drei Monate lang dauerten die Fieber und die anderen furchtbaren Krankheiten an, von denen man vorher noch keine Kenntnis hatte. Viele gerieten dadurch bis an den Rand des Grabes. Im Monat Oktober war ich der einzige Priester, der mit der Hilfe von Schwester Germana Tag und Nacht auf der Mission und außerhalb den Kranken und Sterbenden Hilfe leisteten. Die beiden majestätischen Gebäude der Mission in Khartum verwandelten sich in zwei Krankenhäuser. Und ich musste nicht nur die Pflichten meines Amtes als Bischof erfüllen, sondern ich musste Superior, Pfarrer, Kaplan, Verwalter, Arzt, Chirurg und Krankenpfleger sein auf der Missionsstation und außerhalb von ihr und bisweilen sogar Totengräber.


[5634]

Ich war immer beschäftigt. So war ich Tag und Nacht auf den Beinen. Vier Monate lang konnte ich in vierundzwanzig Stunden nur eine Stunde schlafen. Die Appetitlosigkeit und die Übelkeit hatten in mir einen solchen Grad erreicht, dass ich unsäglich litt. Und immer wenn ich Nahrung zu mir nehmen musste, war es als ob ich sterben müsste. An manchen Tagen fehlte mir die Fleischbrühe für die Kranken und Sterbenden, die wie die Missionare und die Schwestern zur Mission gehörten. So gab ich verschiedenen Dienern eine Menge Geld mit dem Auftrag eine Henne oder ein kleines Schwein zu kaufen, um ein wenig Suppe zubereiten zu können. Früher kostete das Geflügel in Khartum sehr wenig. Aber weder in Khartum noch in den umliegenden Ortschaften konnte man irgend etwas kaufen. Ich schicke sogar bis in Ortschaften, die eine Tagereise entfernt sind, in Richtung Omdurman, Karari und Tamariet, aber umsonst. Die Diener kehrten zurück, ohne etwas erreicht zu haben. Es war zum Verzweifeln. Ich kann Euch das nicht beschreiben.


[5635]

Der Priester Don Policarpo Genoud starb innerhalb von zwanzig Minuten. Er war plötzlich von Typhus befallen worden. Ich habe auch meinen tüchtigen und frommen Ferdinando Basanetti vom Afrika Institut in Verona verloren. Er war auf der Missionsstation als Gärtner tätig. Er hatte beachtliche wirtschaftliche Kenntnisse in der Landwirtschaft. Mit der Fähigkeit bei der Auswahl der Pflanzen die richtige Wahl zu treffen, gelang es ihm, unseren Garten in Khartum wunderbar produktiv zu führen. Jedoch in den ersten Jahren gab es dort nur Gras für die Ochsen, die das Wasser vom Fluss zur Bewässerung des Terrains und des Gartens transportierten. Durch die fleißige Betreuung des Gartens durch den hochherzigen Tiroler Missionar, und den unvergleichlichen Augusto Wiesniewsky aus der Diözese Ermland, der inzwischen gestorben ist, wurde Garten zu einem großen Nutzen für die Mission. Er ist wegen der Trockenheit nicht ruiniert worden.


[5636]

Außerdem starb der talentierte Lazzaro aus Verona; dann ist der Schmid Augusto Serrarcangeli aus Rom gestorben und der wirklich heiligmäßige bescheidene Maschinist und tüchtige Mechaniker Antonio Iseppi, den ich von Verona mitgebracht hatte, um eine Dampfmaschine zur Bewässerung des Gartens zu installieren und sich um die Tiere zu kümmern.


[5637]

Ich hatte auch die Absicht, eine Mühle bauen zu lassen, um das Getreide für die Missionsstationen in Khartum, Berber und Kordofan malen zu lassen, da hier in diesen Ländern das Getreide noch zwischen zwei flachen Steinen zerrieben wird. Man nennt sie „marhhacca“. Das Mehl, das auf diese Weise produziert wird, ist weder sauber noch gut. Diese Methode erfordert auch viele Frauen. Diese Person hat die Maschine an einem geeigneten Platz installiert. Da er auch sonst gut ausgebildet war, war er auch sehr nützlich als Katechet und tat viel Gutes durch sein gutes Beispiel. Aber kurz darauf litt er vier Monate lang an Gallensteinen und anderen Krankheiten. Dann bekam er Typhus und schließlich ging er ins ewige Leben, um die Palme für sein tugendhaftes Leben zu erhalten.


[5638]

Die ehrwürdige Oberin des Kordofan erkrankte auf Grund außerordentlicher Entbehrungen ebenfalls an Typhus und starb. Nachdem die 26-jährige Schwester Enrichetta viele Kranke mit ansteckenden Krankheiten gepflegt hatte, erfasste sie das Typhusfieber. Sie zeichnete sich aus durch hervorragende Eigenschaften und ihr lauteres Wesen. Sie war bis dahin bei guter Gesundheit und leitete das Waisenhaus in Khartum. Sie empfahl ihre Seele gelassen und zufrieden dem Herrn und während ihrer Krankheit rief sie immer wieder aus: „Tout pour Vous, mon Jesús“ (Alles aus Liebe zu dir, mein Jesus). Sie war Französin und war bereits 18 Monate in Khartum.


[5639]

Ich übergehe mit Schweigen die vielen traurigen Todesfälle unter den Schülern beiderlei Geschlechts in unseren Instituten für die Schwarzafrikaner in Khartum, die Sie durch ihren Verein freigekauft haben. Sie gingen mit einem Lächeln in den Himmel, um vom Herrn barmherzigen Segen für alle Mitglieder des Vereins zu erbeten, durch dessen Hilfe sie befreit wurden von der Finsternis des Heidentums und den Grausamkeiten der Sklaverei und die als Söhne Gottes in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen wurden.


[5640]

Ich möchte noch den schweren und unersetzbaren Verlust erwähnen, der mich in der Person dessen getroffen hat, der die rechte Hand meines Werkes war, der mir wie ein Engel und weiser Berater zu Seite stand, ein Mann der Treue und der Ehrlichkeit ohne gleichen. Er hat acht Jahre lang mein Institut in Verona geleitet, das sich unter seiner Leitung außerordentlich gut entwickelt hat.


[5641]

Im Jahr 1877 ernannte ich ihn in meinem Vikariat als General Verwalter des Finanzbereichs der Mission von Zentral Afrika. Ich hatte die Absicht, sofern er sich dem Klima gewachsen fühlte, ihn zum Generalvikar zu ernennen und später vom Hl. Stuhl zum Coadjutor und meinem Nachfolger ernennen zu lassen. Das ist der fromme, gebildete und tüchtige Don Antonio Squaranti. Auch wenn er vorerst von Fieberanfällen noch verschont blieb, überkam ihn ab und zu in den Monaten Juli und August in jenen Tagen extremer tropischer Hitze eine extreme Schwäche. Das stellte noch nichts Außerordentliches dar, da alle Europäer, vor allem in den ersten Monaten ihres Aufenthaltes in Khartum körperlichem Unwohlsein ausgesetzt waren. Auch wir alle leiden jedes Jahr vor allem in der Regenzeit (Kharif) darunter. Als der Regen in so gewaltigen Mengen vom Himmel fiel, dachte ich immer gleich, dass das Fieber und andere Krankheiten verursachen würde. In Khartum sind die Regenfälle des Kharif tödlicher als an jedem anderen Ort in Zentral Afrika


[5642]

Da Don Squaranti diesen gefährlichen Fieberanfällen in Khartum ausgesetzt war, dachte ich, es wäre besser, ihm einen Luftwechsel zu ermöglichen. Ich schickte ihn nach Berber, um jene Missionsstation zu besuchen, wo sich fünf Pie Madri della Nigrizia seit einigen Monaten auf dieser so weit entfernten Mission befanden. Sie hatten Trost und Hilfe nötig, da auch sie von Fieberanfälle nicht verschont wurden. Ich sagte ihm, er solle dort bleiben, bis ich ihn zurück rufe. Er erkannte meine Absicht nicht, ihn für dieses Mal von Khartum weg zu schicken. Als gehorsamer Sohn machte er sich auf einem arabischen Schiff auf den Weg nach Berber. Dort kam er nach 13 Tagen an. 


[5643]

Hier erholte er sich großartig und wurde wieder ganz gesund, so dass er mir schrieb, er fühle sich stärker und gesünder als in Europa. Während seiner Abwesenheit tauchten die fruchtbaren Fieber und andere Krankheiten auf, die ich Ihnen schon beschrieben habe. Als er erfuhr, dass in der Mission von Khartum die Todesfälle so häufig wurden, dass die Menschen wie Fliegen starben, und ich allein war, um die Sakramente zu spenden, und sonst niemanden hatte, zögerte er keinen Augenblick, mir in einer so geprüften Mission zu Hilfe zu eilen. In Begleitung eines Mitgliedes jener Mission fuhr er auf einem arabischen Schiff ab, das mit Menschen überladen war. Unter ihnen befanden sich viele arme Muslime


[5644]

Dieses Schiff brauchte 14 Tage, um nach Khartum zu gelangen. Aber schon in den ersten Tagen der Reise begann er die ersten Symptome von Fieberanfällen zu spüren. Außerdem war ihm das Chinin ausgegangen, weil er es für die Kranken verwendet hatte. Am 12. Tag hatte das Fieber eine sehr hohe Temperatur erreicht. Am 14. Tag befand er sich schon am Rande des Grabes. Dann ging das Fieber ein wenig zurück, aber als er in Khartum ankam, erkannte ich auf Grund langer Erfahrung sofort, dass sich sein Fieber zum Typhus entwickelt hatte, der hier Unheil brachte. Wir empfingen ihn so liebevoll als möglich und ließen ihm 12 Tage lang alle nur erdenklichen körperlichen und geistlichen Hilfen zu Teil werden. Aber alles war umsonst. Am Abend des 16. November gegen 18.30 Uhr entschlief er sanft und im Frieden im Herrn. Er war voller Vertrauen in den ewigen Lohn. Wir dagegen hatten Mühe, die Tränen zurück zu halten. Seine große Güte und brüderliche Nächstenliebe  haben ihn dem Tod entgegen geführt. Uns hat sein Tod mit unsagbarem Schmerz erfüllt. Vor allem aber hat er mich besonders hart getroffen.


[5645]

Seine brüderliche Nächstenliebe, seine Geradlinigkeit und sein apostolischer Geist, die ihn bewegten, waren größer als jegliche Lobrede. Sein Verlust ist für mich unersetzbar. Aber das Heiligste Herz Jesu wird mir für die Rettung des unglücklichen Afrikas (nigrizia) eine neue Hilfe schicken. So wenigstens hoffe ich. Die extremen Anstrengungen, die ich seit zehn Monaten zu ertragen habe, die vielen psychischen Belastungen, die Bedrängnisse, die Sorgen, die der Herr in seinen unerforschlichen Beschlüssen mir aufladen wollte, die aber immer reich an Segnungen sind, haben schließlich auch meine sonst so robuste Gesundheit ruiniert. In Boure, zwei Meilen von Khartum entfernt, wohin ich ging, um unsere Kranken zu besuchen, hat mich ein heftiges Fieber befallen. An seinen Folgen leide ich heute noch. Meine Kräfte wurden außerordentlich geschwächt. Wer weiß, wann es mir gelingen wird, mich davon ganz zu erholen.


[5646]

Angesichts so vieler Bedrängnisse und unter der Last von Bergen von Kreuzen und Schmerzen, die ich Ihnen bereits beschrieben habe und die noch zu beschreiben sind, ist das Herz des katholischen Missionars in diesen enormen Belastungen erschüttert worden. Jedoch darf er deshalb den Mut nicht verlieren. Die Kraft, den Mut und die Hoffnung darf er nie aufgeben. Ist es möglich, dass das Herz eines wahren Apostels sich niederschlagen und durch all diese Hindernisse und außerordentlichen Schwierigkeit entmutigen lassen kann ? Nein, das ist niemals möglich. Nur im Kreuz liegt der Triumph.


[5647]

Das heiligste Herz Jesu hat auch für die schwarzen Völker Zentral-Afrikas geschlagen. Und Jesus Christus ist auch für die Afrikaner gestorben. Auch Zentral Afrika wird von Jesus Christus, dem guten Hirten, in den einen Schafstall aufgenommen werden. Der apostolische Missionar kann nur den Kreuzweg des göttlichen Meisters gehen, der durch viele Dornen und Mühsale gekennzeichnet ist. "Non pervenitur ad magna praemia nisi per magnos labores“.Der wahre Apostel kann deshalb vor keiner Schwierigkeit nicht einmal vor dem Tod Angst haben. 


[5648]

Auch die Missionare von Zentral Afrika, die unter so einem langsamen Martyrium stehen auf Grund der Entbehrungen jeglicher Art, der unmenschlichen Arbeit, des heißen Klimas, werden dem Beispiel des Hl. Bonifazius, des Apostels Deutschlands, und unserer lieben Mitbrüder in China und Indien folgen. Sie fürchten selbst das furchtbarste Martyrium nicht. Vor der Standarte des Kreuzes muss Zentral Afrika sein Haupt verneigen und wird von Jesus Christus gewonnen werden.


[5649]

Nachdem ich Sie , meine Herren, über die Verluste und die Schwierigkeiten, die in dieser schwierigen und wichtigen Mission herrschen, informiert habe, bleibt mir noch das Bedürfnis, die guten Erfolge und Resultate zu erwähnen, über die wir uns nach so außerordentlichen Anstrengungen freuen dürfen. Sie sind in diesem Jahr reichlich ausgefallen trotz der großen Nöte. Sie sind sogar größer gewesen als die der voran gegangenen Jahre.

(Von Nr. 5650 – 5655 berichtet Comboni immer noch über die Zeit der Hungersnot) 

+ Daniel Comboni

 


828
An Msgr. Jean François des Garets
1
Khartum
17.02.1879

Nr. 828; (789) AN MSGR. JEAN FRANCOIS DES GARETS

APFL (1879) ; Afrique Centrale,5 ter.

Khartum, den 17. Februar  1879

           

Kurzer Gruß

829
An Berard Des Glajeux
0
Khartum
20.02.1879

N. 829; (790) – AN BERARD DES GLAJEUX

APFP, Boîte G 84

Khartum, 20. Februar 1879

 

Herr Präsident,

[5656]

Erlauben Sie mir, Herr Präsident, dass ich mich Ihnen zu Füßen werfe, um die Anliegen meines Vikariats vorzulegen. Ich bitte Sie mit Tränen in den Augen, mein Bitte zu erfüllen, die ich dieses Jahr bei der Glaubensverbreitung eingereicht habe. Die zwei Statistiken für Lyon und Paris mit dem doppelten und recht ausführlichen Bericht von 12 Seiten, - jede von der Größe dieses Briefbogens, - über die Lage meines Vikariats habe ich bereits vor einer Woche nach Lyon abgeschickt, so dass die Statistiken und der Bericht bereits in Ihrem Büro angekommen sein sollten.


[5657]

Ich möchte aber doch noch eine kurze Zusammenfassung geben. Die Hungersnot, der Wassermangel und das Massensterben von Zentralafrika sind weit schrecklicher gewesen als die Hungersnot und die Sterbefälle von China, Ostindien und allen anderen Missionen auf der ganzen Welt. Hier haben viele Grundnahrungsmittel entweder ganz gefehlt, oder acht, zehn, fünfzehn, vierundzwanzig Mal mehr als gewöhnlich gekostet. Sie können meine großen Sorgen und Schwierigkeiten wohl erahnen, Herr Präsident.


[5658]

Die Sterblichkeitsziffer ist noch schlimmer gewesen. In einem Teil meines Vikariats, das zwei oder drei Mal größer ist als Frankreich, ist die Hälfte der Bevölkerung gestorben und mehr als die Hälfte der Tiere umgekommen, in einem anderen Teil drei Viertel von ihnen. In vielen Dörfern der Umgebung von Khartum ist nicht nur die gesamte Bevölkerung gestorben, sondern auch alle Tiere und das Vieh und sogar die Hunde, der einzige öffentliche Schutz in diesen Gegenden.


[5659]

Die Mission hat durch diese schreckliche Epidemie große Verluste an europäischem Personal und Schwestern erlitten. Auch mein Verwalter und Generalvikar Don Antonio Squaranti, der rechte Arm meines Werkes, ist gestorben.

Jedoch weit davon entfernt, mich entmutigen zu lassen (obwohl ich selbst dem Tode nahe war, das 14. Mal in 21 Jahren), fühle ich mich vielmehr stark wie ein Löwe und bin mehr denn je überzeugt, dass mein Werk, das umfangreichste, schwierigste und arbeitsaufwendigste der ganzen Welt, erfolgreich sein wird. Denn die himmlischen und vor allem die apostolischen Werke, die den Sturz des Reiches des Satans zum Ziel haben, um es durch das Königreich Jesu Christi zu ersetzen, müssen den Königsweg des Kreuzes und des Martyriums gehen. Durch sein Leiden und Sterben ist Jesus Christus zum Triumph seiner glorreichen Auferstehung gelangt.


[5660]

Damit das Vikariat wieder auf die Beine kommt und ein Teil der Schulden beglichen werden kann, die wir machen mussten, um nicht zu sterben, habe ich den Zentralrat gebeten, in diesem Jahr den Zuschuss zu erhöhen, den mir das Werk der Glaubensverbreitung in den vergangenen Jahren gewährt hat. Ich habe für den von Ihnen zu bestimmenden Zeitraum um den Betrag von 90.000 Franken gebeten. Auch wenn diese Summe laut meiner Berechnungen zusammen mit anderen kleinen Einnahmen wie z. B. durch das Bulletin von Lyon nicht ausreichen wird, den großen Bedarf des Vikariats zu decken, so wird mich dieser Betrag doch etwas aufatmen lassen. Übrigens hat das göttliche Werk der Glaubensverbreitung die Aufgabe, allen Missionen der Welt zu Hilfe zu eilen.


[5661]

Hier, Herr Präsident, meine demütige Bitte. Bewegen Sie um der Liebe Gottes willen den Zentralrat, meine Bitte zu erhören. Gott möge seine Barmherzigkeit über Afrika ausgießen. Jesus Christus ist auch für diese armen Heiden von Zentralafrika gestorben und die Glaubensverbreitung ist der Kanal seiner Gnaden und seiner Barmherzigkeit.

In den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä grüßt Sie, Herr Präsident, Ihr demütiger und ergebener Diener + Daniele Comboni,

Bischof von Claudiopolis i.p.i. und Apostolischer Vikar von Zentralafrika

Übersetzung aus dem Französischen


830
An das werk der heiligen kindheit
0
Khartum
27.02.1879

N. 830; (791) – AN DAS WERK DER HEILIGEN KINDHEIT

AOSIP, Afrique Centrale

Khartum, 27. Februar 1879

 

Meine Herren,

[5662]

Nachdem Sie mir in Ihrer großen Güte einen Beitrag gewährt haben, bitte ich Sie, um in Zukunft Verzögerungen zu vermeiden, den päpstlichen Bankier Herrn Brown et Fils von Rom, Via Condotti, dessen Dienste außer dem Vatikan auch Propaganda in Anspruch nimmt, einzuladen, durch seinen Korrespondenten in Paris, die Societe General in Via di Provenza, von der Kasse der Hl. Kindheit die mir gewährte Summe abzuheben. Wenn Sie aber lieber Ihren Vertreter in Rom beauftragen, den Hochwürdigen P. Martin y Beues, Generalvikar der Trinitarier in Via Condotti und Beichtvater der frommen Familie Brown, dann geht das auch in Ordnung. In Khartum ist man nie sicher, Franzosen anzutreffen, um in Paris zu kassieren.


[5663]

Ich habe mein Schreiben hinausgezogen, denn nach meinem letzten Brief hat die Hungersnot eine beispiellose Anzahl von Todesfällen ausgelöst. Mein eigener Generalvikar und Generalverwalter Don Antonio Squaranti, der rechte Arm meines Werkes, ist mit anderen Missionaren, Schwestern, Laienbrüdern und Mitgliedern der Mission an der Epidemie gestorben.

Eine Zeitlang war ich allein für die Spendung der Sakramente, denn alle anderen waren krank oder gestorben. Ich musste nicht nur meine Bischofsaufgaben erfüllen, sondern auch als Kurat, Vikar, Oberer, Verwalter, Arzt, Chirurg und Krankenpfleger fungieren und Tag und Nacht die Kranken betreuen


[5664]

Manchmal bat ich einen italienischen Missionar und eine französische Schwester, alle anderen befanden sich in den zwei Niederlassungen, die in zwei große Krankenhäuser umfunktioniert worden waren, eine Taube oder ein Huhn oder ein wenig Fleisch zu kaufen, um den Kranken eine Fleischbrühe zubereiten zu können, sie konnten aber nichts finden, auch nicht um viel Gold. In Kordofan hat mich Sr. Arsenia Le Floch von Bretagne, Oberin der Schwestern von Hl. Josef, auf dem Sterbett (sie war ein Engel) um ein wenig in Wasser eingetunktes Weizenbrot gebeten. Man konnte keines finden. Als man schließlich bei einem Händler aus Israel ein wenig auftreiben konnte, war die Oberin bereits in den Himmel eingegangen.

Hätte ich die dringendsten Bedürfnisse berücksichtigt, müsste ich nicht nur um 15.000 sondern um 100.000 Franken bitten. Mit den 15.000 Franken und mit jenen der Glaubensverbreitung müssen wir noch lange Hungersnot und Entbehrungen ertragen. Aber alles für Jesus und die Rettung von Zentralafrika!


[5665]

Durch Traurigkeit, Müdigkeit und Todesängste geschwächt, bin ich schließlich selber an hohem Fieber erkrankt, trotz meiner kernigen Gesundheit. Nach zwei Monaten leide ich immer noch darunter und befinde mich in einem jämmerlichen Zustand.

Seit 26 Stunden bin ich fieberfrei, kann aber weder schlafen noch essen, noch gehen. Während der vergangenen vier Monate habe ich innerhalb von 24 Stunden nicht eine Stunde lang schlafen können und während drei letzten Wochen nur zwei Stunden.


[5666]

Da jedoch die Werke Gottes und insbesondere das Apostolat am Fuße des Kalvarienbergs entstehen und wachsen und den Königsweg des Kreuzes und des Martyriums beschreiten müssen (und sie sind die zuständigen Richter über die Heldentat unserer lieben Mitbrüder von China), bin ich mehr denn je voller Mut und Hoffnung, so sehr auch meine Gesundheit angeschlagen ist. Ich bin mehr denn je überzeugt, dass wir nach Leid und Tod zur Auferstehung von Zentralafrika gelangen werden, das sich vor dem Kreuz Christi verneigen und seinen Schafstall betreten wird.


[5667]

In Erwartung Ihrer Antwort sende ich Ihnen das ausgefüllte Blatt als Grundlage für die Aufteilung der Spenden. Ich habe auch eine Kurzfassung des Berichts vorbereitet. Ich bin aber noch so schwach, dass ich innerhalb einer Woche wohl schwerlich die Reinschrift anfertigen kann. Bis jetzt habe ich nur eine Seite fertig bekommen.

In Dankbarkeit und Ehrfurcht verbleibe ich Ihr ergebener Diener

+ Daniel Comboni,

Bischof von Claudiopolis i.p.i., Apostolischer Vikar von Zentralafrika.

Übersetzung aus dem Französischen.