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Empfänger
Asteriskus (*)
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Datum
781
Redatt. Westfalis. Mercur
1
Khartum
26. 7.1878

Nr. 781 (742) AN DEN REDAKTEUR

DES „WESTFÄLISCHEN MERCUR“

„Jahresbericht …“ 26 (1878), S. 5–8

26. Juli 1878

[Brief über die Hungersnot.]

782
Propagaz.della Fede, Lione
1
Khartum
29. 7.1878

Nr. 782 (743) AN DIE GLaubensverbreitung VON LYON

„Les Missions Catholiques“ 485 (1878), S. 448

Khartum, 29. Juli 1878

[Kurzer Artikel über die Hungernot.]

783
Can. Cristoforo Milone
1
Khartum
30. 7.1878

Nr. 783 (744) AN KANONIKUS CRISTOFORO MILONE

„La libertà Cattolica“ XII (1878), n. 197

Khartum, 30. Juli 1878

[Artikel über die Hungersnot.]

784
Società di Colonia
0
Khartum
1. 8.1878
[5300]

In den katholischen Jahrbüchern lese ich, dass das durch die Unfehlbarkeitserklärung im Orient entstandene neue Schisma der eupelianistischen Armenier ebenso wie der Altkatholizismus in Deutschland im Zurückgehen begriffen ist, indem die eigene Schwäche zugestanden wird und die Reihen sich lichten. Wer hält es wohl für möglich, dass selbst in Zentralafrika Eupelianisten sind, und dass selbst bis hierher diese abtrünnigen Sektierer ihre verderblichen Schlingen ausgespannt haben? Folgender Fall gibt den Beweis, dass das Herz Jesu, des Beschützers von Zentralafrika, diese Sekte hier nicht dulden will, und sie zu besiegen weiß.


[5301]

Im Jahr 1874 starb in Khartum ein frommer, reicher Kaufmann aus Aleppo in meinen Armen. In seinem Testament, das er in meiner Gegenwart machte, als er ans Sterben kam, ernannte er zum Testamentsvollstrecker für seine Angelegenheiten den armenisch-katholischen Erzbischof von Aleppo, Monsignore Gregorius Balitian, und ich selbst schickte die Abschrift davon und einen versiegelten Brief mit der Vollmacht an den verehrungswerten Erzbischof. Derselbe wurde durch den Testator autorisiert, dessen Schulden in Aleppo durch die Hinterlassenschaft auszugleichen. Was tat nun die Eupelianistische Partei? Durch lügenhafte Künste gewann sie die leichtgläubigsten Mitglieder der Familie zu der Ansicht, dass die Familie in Folge der Ernennung des Erzbischofs zum Testamentsvollstrecker durchaus nichts aus dem Nachlass und alles die Gläubiger erhalten würden.


[5302]

Deshalb machten sie einen Prozess bei den ägyptisch-türkischen Tribunalen anhängig, um die Ernennung des Erzbischofs zu annullieren, so dass die Familie also einige tausend Pfund Sterling mehr bekommen sollte. Das Testament verpflichtete jedoch den Erzbischof als Testamentsvollstrecker, zuerst alle Schulden zu bezahlen und dann das übrige dem Vater, der Mutter und den Brüdern zukommen zu lassen. Ich weiß nicht, ob alle Familienmitglieder auf diesen Vorschlag der Eupelianisten eingingen, jedoch einige stimmten zu, denen zur besonderen Bedingung der Abfall vom rechtmäßigen armenischen Patriarchen Hassun und die Aufnahme des Schismas gemacht wurde. Ein langwieriger Prozess entspann sich bei den Gerichten, und einer der Brüder des Verstorbenen wurde nach Khartum geschickt, um alle Schuldforderungen des Verstorbenen zusammenzuzählen.


[5303]

In Groß-Kairo schwor er dem legitimen Patriarchen Hassun den Gehorsam ab und wurde von dem abtrünnigen Priester Serafino, Oberhaupt der Eupelianisten in Kairo, mit allen Feierlichkeiten in die Sekte der Eupelianisten aufgenommen.


[5304]

Seine Exzellenz Msgr. Gregorius Balitian empfahl mir in einem Brief vom 8. April d.J. seine Sache in dem Prozess gegen die Eupelianisten und meldete mir, dass einer der Brüder des Verstorbenen in Khartum anwesend sei wegen eben angeführter Angelegenheit.


[5305]

Darauf ließ ich Herrn Georg (so hieß der Bruder des Verstorbenen) sogleich zu mir kommen, und in zwei bis drei Unterredungen mit ihm gelang es mir ohne viel Mühe, ihn von seinem Irrtum zu überzeugen; er schwor denselben ab und gelobte dem rechtmäßigen Patriarchen, der vom Hl. Stuhl ernannt ist, Gehorsam bis zum Tod. Ich hatte es deswegen nicht sehr schwer mit ihm, ihn zu diesem Schritt zu bringen, weil er von seinen Eltern eine christliche Erziehung erhalten hatte, immer zum wahren Glauben hielt und sehr andächtig zu den Sakramenten ging bis zu dem Zeitpunkt, als er sich den Eupelianisten anschloss.


[5306]

Die Ägyptischen Gerichte erklärten nach genauer Untersuchung die Sache des Testaments für unanfechtbar und zu Recht bestehend, und als legitimen Vollstrecker desselben den Erzbischof, und verrieten mehr gesundes Urteil und richtigen Sinn als diese Sektierer; und die Familienmitglieder, die der Sekte angehörten, wurden zu den Kosten verurteilt.


[5307]

Am 28. Juli, am vorigen Sonntag, erkrankte Herr Georg sehr schwer an einem typhösen Fieber und schickte nach mir, um seine Generalbeichte abzulegen. Er tat dies mit außerordentlicher Reue und rief laut: „Ich will als echter und wahrer römisch-katholischer Christ sterben, als Hassunit. Ich verabscheue die Sekte der Eupelianisten, zu der ich mich nur aus weltlichem Interesse bekannt habe; als guter Katholik, wie ich geboren bin, will ich auch sterben!“ Vorgestern, nachdem er die hl. Sakramente und den päpstlichen Segen bekommen hatte, wobei er eine tiefe Frömmigkeit kundgab, ging er zum ewigen Frieden ein. Denselben Abend hielten wir in unserer Kirche den Trauergottesdienst. Dann wurde er, von den Priestern begleitet, auf dem Friedhof der europäischen Kolonie zur letzten Ruhe gebettet.


[5308]

Bekehrung von drei muslimischen Abessinierinnen

Die katholische Kirche feierte neuerdings in Khartum in der Novene des Hl. Herzens Jesu im verflossenen Juni einen Triumph über den Islam, wovon ich unseren Vereinsgenossen Mitteilung machen will, um ihnen den Beweis zu geben, dass unser heiliges Werk, obschon voller Drangsale, Beschwerden und Dornen, doch ein Werk Gottes ist. Die Wege der göttlichen Vorsehung sind wunderbar und gnadenvoll, besonders, wenn es sich um das Heil der Seelen handelt, und um die Berufung zum Glauben.


[5309]

Voriges Jahr starb zu Kaderef in der großen Provinz Taka, welche zu meiner Jurisdiktion gehört und an Abessinien grenzt, ein reicher griechisch-schismatischer Kaufmann aus Smyrna, österreichisch-ungarischer Untertan. Dieser hatte vor fünf bis sechs Jahren zu verschiedenen Zeitpunkten drei abessinische Mädchen gekauft, mit denen er im Konkubinat lebte. Mit einer derselben hatte er drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Alle drei Sklavinnen verkehrten in geschwisterlicher Eintracht miteinander und dienten ihrem Herrn mit Treue, von dem sie eine gute Behandlung erfuhren.


[5310]

Nach dessen Tod bekam der österreichisch-ungarische Konsul von Ägypten den Auftrag, nach Kadaref zu gehen und den Nachlass zu ordnen. Er begab sich sofort dorthin und schickte das aus dem Verkauf der Mobilien, Immobilien, Waren etc. erlöste Geld an die rechtmäßigen Erben nach Smyrna. Den hinterlassenen Sklaven und Sklavinnen gab er einen Freiheitsbrief und händigte derjenigen Sklavin, die Mutter der drei Kinder war, viele Vorräte zum Lebensunterhalt aus und ließ ihr auch den Schmuck, den sie von ihrem Herrn bekommen hatte. Darauf empfahl er sie sehr warm den Erben in Smyrna und kehrte dann nach Khartum zurück. Die drei Sklavinnen lebten von den Vorräten, solange es ging, dann verkauften sie alles, und als endlich der Hunger sich bei ihnen einstellte und alle Hilfsquellen erschöpft waren, und sie in Kadaref nicht mehr ihre Existenz weiter fortsetzen konnten, gingen sie nach Khartum, um beim Konsul Hilfe zu suchen. Dieser versprach ihnen, sich von neuem bei den Erben verwenden zu wollen, und wies sie an die katholische Mission, bei der sie um Unterstützung bitten möchten. In dieser Angelegenheit suchte er den Superior der Missionsanstalt auf und besprach sich mit ihm.


[5311]

Doch da sie alle drei muslimisch waren und als solche im Haus des Griechen lebten, rief die eine mit Verachtung aus: „Niemals werde ich zu diesen Christenhunden gehen!“ Allein das Herz Jesu vergalt diese Beleidigung des Christennamens in einer des Erlösers der Menschen würdigen Weise, und die Jungfrau Maria in ihrer Eigenschaft als Mutter und Zuflucht der Sünder. Denn gerade in der Mission warteten ihrer die Barmherzigkeit Gottes und der Schutz Mariens, um durch ein Wunder der göttlichen Gnade diese drei Sünderinnen in drei glückliche Erbinnen des Himmels zu verwandeln.


[5312]

Sie durchstreiften erst einige Tage Khartum und traten bittend an die Türe der Häuser verschiedener Muslime. Doch die Hungersnot, die dort herrscht, und der Umstand, dass sie Verkehr mit Christen hatten und die Kinder von einem Christen waren, war schuld, dass man sie ohne Unterstützung fort wies. Allein jetzt führte sie ihr guter Engel an den Ort ihres Heils. Sie meldeten sich auf der Mission, und der Obere, der durch den Konsul von ihnen gehört hatte, wies ihnen ein großes Zimmer an, und gab ihnen täglich drei Piaster (Khorda), das ist 35 Pfennige, und die gute Schwester Germana Assuad von Aleppo, welche eine wahrhaft apostolische Wirksamkeit in Afrika entfaltet, trug besondere Sorge für sie. Diese Schwester Germana hat besonders, was die Sklavinnen betrifft, die in tadelnswerten Verhältnissen mit ihrem Herrn gelebt hatten, diese zur Tugend zurückgeführt. Sie hat in manchen Familien die häuslichen Verhältnisse wieder geordnet.


[5313]

Im Jahr 1873 nahm sie einem Herrn, der ihr Landsmann war, ohne mein Wissen die Konkubine weg, die er seit ungefähr zwei Jahren hatte. Dieser Herr aus Aleppo kam zu mir, um seine gekaufte Sklavin zu reklamieren. Ich sagte ihm, er möge sich in dieser Angelegenheit an Schwester Germana wenden. Er erreichte jedoch nichts, denn seine frühere Sklavin erklärte ihm, sie sei Herrin ihres Willens und wolle Christin werden. Da ging er zum Gouverneur von Khartum, der ihm riet, sich an das Oberhaupt der christlichen Religion in Khartum zu wenden.


[5314]

Da ich diese repräsentiere, musste er von mir hören, dass ich die Freiheit der Individuen schütze, die sich unter meine Jurisdiktion begeben. Endlich beruhigte er sich und ging bald darauf in unserer Kirche eine christliche Ehe mit einem andern Mädchen ein. Seine ehemalige Sklavin wurde nun von mir getauft und ist eine der frömmsten Katholikinnen im Vikariat; sie geht mit viel Andacht zu den hl. Sakramenten. Sie ist im Dienst der Schwestern, der Frommen Mütter für Afrika in Berber, und führt ein musterhaft christliches Leben.


[5315]

Schwester Germana also sorgte mütterlich für diese drei Sklavinnen, und achtete nicht auf deren Abneigung, Christinnen werden zu wollen. Endlich siegte die Gnade des Herzens Jesu und Mariens, und sie verlangten Christinnen zu werden und empfingen willig den Unterricht des Katechismus, den ihnen Schwester Germana und eine schwarze Schwester aus dem Mazza-Institut in Verona erteilten, um sie auf die Taufe vorzubereiten.


[5316]

Ich kannte sie alle drei, zumeist diejenige, die Mutter der drei Kinder war, weil sie mir ihre Kinder sehr empfohlen und für sie um Schutz beim Konsul durch meine Verwendung gebeten hatte. Wenn man von ihrer braunen Farbe absah, war sie körperlich und geistig auf das beste ausgestattet. Ein reiches Gemüt und sehr viel richtige Urteilskraft zeichnete sie aus; dabei verriet sie Charakterfestigkeit und viel Hang zum Guten. Doch nun zum Schluss.


[5317]

Mitte Juni d. J. wurde die eine dieser früheren Sklavinnen von den Blattern ergriffen, und da diese Krankheit mit solcher Heftigkeit bei ihr auftrat, verlangte sie nach der Taufe, welche sie sofort erhielt, und auch die hl. Firmung, so dass sie ganz zufrieden nach Empfang dieser hl. Sakramente, auf die himmlische Seligkeit sich freuend, ihrer Auflösung entgegenging. Inzwischen war auch die Mutter der Kinder an demselben Übel erkrankt, und verlangte auch nach der hl. Taufe, die ich ihr spendete nebst der hl. Firmung. Sie bat mich, als sie zum Sterben kam, für ihren Sohn väterlich zu sorgen, und Schwester Germana bat sie, ihren Kindern eine Mutter zu sein, mit dem ausdrücklichen Wunsch, diese drei Kinder sollten katholische Christen werden. Zwei Tage nach dem Heimgang der ersten starb sie auch, und ihre Seele schwang sich auf, um im Himmel in das ewige Leben einzugehen.


[5318]

Die dritte, die die Vorhergehenden gepflegt hatte, erkrankte nun auch, empfing ebenfalls die hl. Sakramente, und nach entsetzlichen Leiden, die sie mit einem wahren Heldenmut ertrug, gab sie ihren Geist auf, gestärkt und getröstet durch unseren Glauben, um sich mit ihren vorangegangenen Gefährtinnen zu vereinigen. Von der göttlichen Gnade berührt, wurden diese drei nach wenigen in Reue verlebten Tagen Erbinnen des Paradieses, nachdem sie schon mehrere Jahre in der Sünde und in der Befriedigung ihrer Leidenschaften verlebt hatten. Dem Waisenhaus von Khartum verblieben die drei Kinder.


[5319]

O, wie wunderbar sind die Wege der Vorsehung! In Kadaref ist seit Menschengedenken nie ein Missionar gewesen. Weder P. Ryllo S.J. noch Dr. Ignaz Knoblecher noch die Franziskaner hatten einen Missionar nach Kadaref gesendet. Vielleicht sah Kadaref niemals einen katholischen Priester seit der Zeit des Schismas des Dioscorus von Alexandria im 4. Jahrhundert, welches alle alten Reiche von Äthiopien ergriff. Allein das Herz Jesu wollte diese Seelen retten, die es aus Kadaref entführte, damit sie in Khartum ihr ewiges Heil finden sollten. Lob und Preis dem Herzen Jesu, welches so erbarmend ist und die Rettung dieser verlassensten Seelen des Erdkreises bewirkte!


[5320]

Die Bekehrung dieser Seelen, die der Provinz und Stadt Kadaref entstammten, ist wahrscheinlich die Ursache, weshalb in diesem Jahr eine neue Mission in der Stadt und Provinz Kadaref gegründet wird, an der Grenze von Abessinien. Wegen der Kinder der Verstorbenen habe ich nämlich hier in Khartum mit einem griechischen Kaufmann aus Epirus verschiedene Unterredungen gehabt, um ihre Interessen zu wahren.


[5321]

Derselbe heißt Georg Thoma. Er hat mir die Wichtigkeit und Nützlichkeit einer Mission am Blauen Fluss einleuchtend gemacht, und bot mir seine Wohnung umsonst für einige Jahre an zur Aufnahme von zwei Missionaren, die Untersuchungen anstellen sollen, um zu sehen, ob die Sache ausführbar ist. Ich nahm sein Anerbieten an, und am 15. Juli d.J. schickte ich den hochwürdigen Herrn Januarius Martini, der früher in Ghebel Nuba war, nach Kadaref, um sich nach allen dortigen Verhältnissen zu erkundigen und in Erfahrung zu bringen, ob es ratsam und vorteilhaft ist, dort eine neue Mission zu gründen.

Daniel Comboni


785
Presidente Società di Colonia
1
Khartum
2. 8.1878

Nr. 785 (746) AN DEN PRÄSIDENTEN DES KÖLNER VEREINS

„Annali B. Pastore“, 18 (1879), S. 7

Khartum, 2. August 1878

[Brief über die Hungersnot.]

786
Can. Giuseppe Ortalda
1
Khartum
2. 8.1878

Nr. 786 (747) AN KANONIKUS GIUSEPPE ORTALDA

„Museo delle Missioni Cattoliche“ 37 (1878), S. 579–581

Khartum, 2. August 1878

[Brief über die Hungersnot.]

787
Mgr. Joseph De Girardin
0
Khartum
3.8.1878
[5322]

die schreckliche Hungersnot, die mein Vikariat heimsucht, die großen Anstrengungen, die Krankheiten und das ständig glühend heiße und anstrengende Klima haben mich daran gehindert, einen regelmäßigen Briefverkehr mit der Heiligen Kindheit zu beginnen, von der ich mir eine kräftige Hilfe für meine ermüdende und schwierige Mission erwarte. Sie kennen, Monsignore, die besonderen Umstände der verschiedenen Missionen der katholischen Kirche und wissen, dass die Mission von Zentralafrika die schwierigste der Welt ist (wie auch jene von Äquatorialafrika, welche die tüchtigen und eifrigen Missionare von Algier hoffentlich mit viel Erfolg demnächst beginnen werden).


[5323]

Neben den Schwierigkeiten der anderen Missionen müssen wir immer mit den unvermeidlichen Krankheiten und Fieberanfällen der Europäer und Einheimischen und mit einem heißen und ermüdenden Klima kämpfen und ständig unter der Last eines langsamen Martyriums arbeiten: das ist unsere Situation. Aber wir sind auf alles vorbereitet, denn wir setzen unser ganzes Vertrauen auf die Heiligsten Herzen Jesu und Mariens. Wir sind immer bereit, den Tod und jegliches Kreuz auf uns zu nehmen, um diese Seelen für Jesus Christus zu gewinnen.


[5324]

Es gibt noch weitere Schwierigkeiten: Die Sklaverei und den Menschenhandel. Die muslimischen Völker haben diese schon immer betrieben und betreiben sie bis heute. Sie haben die schwarze Bevölkerung dezimiert, so dass man weit gehen und viele Gefahren auf sich nehmen muss, um größere Gruppen anzutreffen. Das ist eine der schlimmsten Ursachen unserer Probleme, die unsere Schwierigkeiten noch zusätzlich vermehren. Aber wenn die Liebe unserer Wohltäter der Heiligen Kindheit und das Werk der Glaubensverbreitung uns unterstützen, können wir allen Schwierigkeiten trotzen, werden nie vor den Hindernissen zurückweichen und das große Ziel erreichen, sobald es Gott gefällt.


[5325]

Meine Reise mit der großen Karawane von Kairo nach Khartum ist sehr lang und ermüdend gewesen. Da ein Großteil der Kamele voriges Jahr wegen der ungenügenden oder ganz ausgebliebenen Regenfälle an Hunger verendet war, war es sehr schwierig, solche aufzutreiben, um mit meinem Personal die große Wüste Atmur zu durchqueren. So war ich gezwungen, die Karawane in zwei Gruppen aufzuteilen: die eine überquerte mit dem Personal die Wüste Atmur, die andere mit den Vorräten die Wüste des Königreiches Dongola. Die letztere erreichte Khartum im Juni, 125 Tage nach der Abreise von Kairo, meine Gruppe mit dem Personal Mitte April, 77 Tage nach der Abreise. Wir waren 17 Stunden pro Tag bei 58 Grad Hitze unterwegs. Wir kamen ganz müde und erschöpft an.


[5326]

Ich habe eine verheerende Hungersnot und einen extremen Nahrungsmittelmangel vorgefunden, die Zentralafrika seit sieben Monaten heimsuchen, die ständig zunehmen und inzwischen alarmierende Ausmaße angenommen haben. Weizenmehl gibt es nicht mehr. Für das letzte haben wir für ein Ardeb (88 Kilo) 124 Franken bezahlt, und inzwischen findet man es überhaupt nicht mehr. Durra (Mais) hat voriges Jahr sechs bis sieben Franken das Ardeb gekostet, jetzt kostet es 58 bis 75 Franken. Fleisch, Eier und andere Grundnahrungsmittel kosten zwölf- bis achtzehnmal mehr als bisher. Im Königreich Kordofan, wo die guten Schwestern vom Heiligen Josef drei Schulen führen, gibt es gerade noch schmutziges oder schwarzes Wasser um drei Franken ein Borma (etwa vier Liter).


[5327]

Eine Schwester begibt sich um vier Uhr morgens mit Waisenkindern zu den weit entfernten Brunnen (die unseren sind bereits vertrocknet). Oft muss sie bis Mittag warten, um etwas schmutziges Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen zu bekommen (seit mehr als sechs Monaten wird hier keine Lauge mehr gemacht), und dafür müssen wir mehr zahlen als für Wein in Frankreich. Hunderte und Tausende von Dörfern sind von der hungrigen und dürstenden Bevölkerung verlassen worden. Sie sterben wie Fliegen auf der Straße. Infolge der Hungersnot ist eine Vielzahl von ansteckenden Krankheiten ausgebrochen, besonders plötzliche Fieberanfälle, die innerhalb einer halben Stunde zum Tod führen.


[5328]

Einer unserer Laien von Rom und ein Missionspriester sind auf diese Weise gestorben. Bis jetzt habe ich hier weder Mütter noch Väter gesehen, die ihre Kinder oder Tote aufessen, aber die Folgen der Hungersnot werden am Ende die Mission schwer treffen und ihre Existenz gefährden. Mit den teuren Nahrungsmitteln haben wir den Christen und zahlreichen muslimischen Familien in ihrer extremen Not geholfen und müssen gleichzeitig unsere Institute ernähren und erhalten. Deshalb mussten wir nicht nur all unsere Ressourcen aufbrauchen, sondern auch noch Schulden machen. Wir müssen weitere in Kauf nehmen, da wir die Mission ja nicht zugrunde gehen lassen können, für die ich so viele Opfer gebracht habe und die von so großer Bedeutung ist. Seit der letzten Überweisung vom Werk der Glaubensverbreitung im Juli ist meine Kasse leer, und ich habe mehr als 40.000 Franken Schulden. Dazu kommen die Krankheiten, die immense Hitze, die körperliche Schwäche, die Appetitlosigkeit. Seit drei Monaten schlafe ich kaum eine Stunde innerhalb von 24 Stunden.


[5329]

Wenn auch der Körper schwach ist, der Geist jedoch ist immer willig. Ich werde bis zum Tod auf meinem Posten ausharren, denn es gibt das Heiligste Herz Jesu, Maria und Josef, und zudem ist mein Werk Gottes Werk. Es ist am Fuß des Kreuzes gegründet worden und wird alle Stürme überdauern, um sein Ziel zu erreichen. Oh, das Christkind wird nie alt, es ist immer jung, voller Kraft und stirbt nicht.


[5330]

Wir haben an die dreißig Kinder vor ihrem Tod getauft und viele in unseren Instituten aufgenommen. Wir sind dabei, das Werk der Heiligen Kindheit aufzubauen. Es wird sich entwickeln entsprechend dem Fortschritt unserer Stationen in den Nomadengegenden. Wir haben die Ehe von zahlreichen Paaren in Ordnung gebracht, die im Konkubinat lebten, und nach langer Vorbereitung Erwachsene getauft. Am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel werde ich wieder an die zwanzig Personen taufen.


[5331]

Sie müssen wissen, dass die Mission noch in den Kinderschuhen steckt. Wir haben viele Katechumenen, aber man muss wegen ihrer unsicheren Zukunft an ihre Ausdauer denken. Denn unter den Muslimen sind sie vielen Gefahren ausgesetzt. Wo es keine Muslime gibt (wie in Ghebel Nuba), werden sie vom Fetischismus angezogen. Aber auch dort braucht es Zeit wegen der Gefahren der öffentlichen Sicherheit und des Aberglaubens. Bevor man mit der normalen Evangelisierung beginnen kann, muss man die noch ganz unbekannten Sprachen lernen. Wir haben weder Grammatik noch Vokabulare und keine Lehrer. Man muss sich der Hilfe der Afrikaner bedienen und die Bedeutung, die Konjugationen, die Zeiten … erraten.


[5332]

Es ist eine kolossale Arbeit. Wenigstens sechs Monate im Jahr leiden wir an Fieberanfällen, Krankheiten, äußerster Schwäche aufgrund von Appetitlosigkeit, an Müdigkeit und Schlaflosigkeit. Das gibt es in anderen Missionen normalerweise nicht. Anderswo gibt es bereits Grammatiken, Wörterbücher, geschulte Leute etc. Hier ist noch alles unterentwickelt, es wird Jahre brauchen, um ein normales Apostolat zu organisieren. Viel Ausdauer und Opfergeist sind hier also gefragt. Gott wird sie uns nicht vorenthalten. Ich werde Ihnen über die Einzelheiten unseres Apostolats später einmal berichten. Für den Augenblick genügen diese Nachrichten. Ich bitte Sie mit Tränen in den Augen nicht nur um den bisherigen Beitrag, sondern angesichts unserer gegenwärtigen, schmerzlichen Situation noch um einen zusätzlichen.


[5333]

Letztes Jahr haben Sie mir die 5.000 Franken, die mir Ihre Großzügigkeit gewährt hatte, durch den General der Trinitarier von Rom, Via Condotti, überwiesen. Ich weiß nicht, was er in diesem Jahr getan hat, aber senden Sie mir bitte den Betrag der Heiligen Kindheit durch den Hochwürdigen P. Bartolomeo Rolleri, Superior meiner Institute in Kairo, Ägypten. Diesen Weg benützt das Werk der Glaubensverbreitung, und es ist der sicherste. Übrigens, einen Wechsel auf einen Bankier von Paris kann ich auch in Khartum verwenden, da ein französischer Händler hier wohnt.


[5334]

Letztes Jahr hat mir Ihre liebenswürdige Sekretärin die Annalen der Heiligen Kindheit bis Oktober geschickt. Es fehlen mir aber die Nummern 179, 180 und die folgenden vom Dezember 1877 bis heute. Ich bitte Sie herzlich, Monsignore, sie mir schicken zu lassen entweder an mein Institut in Kairo oder hierher nach Khartum (via Ägypten).


[5335]

Ich will hier vorläufig nicht von weiteren Wundern des Heiligsten Herzens Jesu und der göttlichen Vorsehung berichten, die immer liebevoll für die Rettung der verlassenen Seelen Sorge trägt, sondern möchte Ihnen nur von der Bekehrung von fünf Muslimen erzählen und auf welche wunderbare Weise Gott sie in den Schoß der Kirche geführt hat. Wie Sie wissen, ist die Bekehrung von Muslimen unmöglich. Sie kennen die Aussichtslosigkeit von muslimischen Bekehrungen im Osten, wo es schon so viele Jahrhunderte Missionen, Bischöfe, Missionare, Ordensgemeinschaften, Töchter der Nächstenliebe und eine katholische Bevölkerung aller Riten gibt. Trotzdem kommt die Bekehrung eines Muslims sehr selten vor. Ein alter Kanonikus von Algerien, der seit 38 Jahren dort lebt, erzählte mir 1872 in Rom, dass er noch nie einen bekehrten Muslim gesehen habe.


[5336]

Im Mai und Juni dieses Jahres habe ich fünf Muslime getauft, zwei Männer und drei Konkubinen. Den beiden jungen Männern ist diese Gnade nicht durch unser Verdienst geschenkt worden, sondern durch die christlichen Schulbrüder von Kairo, ohne sich dessen wahrscheinlich bewusst geworden zu sein. Die Bekehrung der drei muslimischen Konkubinen, der drei glücklichen Diebinnen des Himmels, verdanken wir der Mission von Khartum und den Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung, besonders der orientalischen Schwester Germana Assuad von Aleppo, die seit sieben Jahren für mein Werk arbeitet und zahlreiche Konkubinen in den Schoß der Kirche geführt hat, die vorbildliche Christinnen geworden sind. Hier in Kürze ihre Geschichte.


[5337]

Seit sechs oder sieben Jahren arbeiteten zwei junge Muslime von Dongola bei den christlichen Schulbrüdern in Kairo als Hausangestellte im Speisesaal und in den Schlafsälen der Schüler. Der eine verdiente 30, der andere 35 Franken im Monat. Diese Angestellten, erleuchtet durch die Gnade Gottes, haben allmählich die Frömmigkeit und Nächstenliebe, die Ordnung und den Frohsinn bemerkt und bewundert, die im Haus herrschen und die Gemeinschaften der Brüder auszeichnen, besonders die genaue Einhaltung der Regel des ehrwürdigen La Salle (den wir bald auf den Altären verehren werden, wie mir Pius IX. ins Ohr geflüstert hat). Besonders hatten es ihnen die Gesänge in der Kapelle und die Gebete der Brüder angetan, sowohl im Haus als auch außerhalb, und die aufrichtige Liebe zu den Kindern und allen anderen.


[5338]

Allmählich haben diese beiden Vettern die Folgerung daraus gezogen, dass die Kirche und die Kapelle der Christen besser sind als die Moschee, die Übungen des katholischen Glaubens ergreifender als jene der Muslime sind, dass das Evangelium wahrer sein muss als der Koran. Allmählich erwachte in ihrem Herzen die Überzeugung, dass die Gewohnheiten der Brüder reiner und vollkommener als die Bräuche der Muftis und der Ulemas sind, und die Katholiken wie die Brüder letztlich besser, vollkommener, gerechter und unparteiischer sind als die Muslime.


[5339]

So sind sie zum Schluss gekommen, dass die Religion der Brüder schöner und wahrer als die muslimische Religion ist. All das haben sie in ihrem Geist unabhängig voneinander im Verlauf von einigen Jahren bedacht. Die Gnade des Herzens Jesu, das die Brüder sehr verehren, hat diese zwei Seelen für das Heil vorbereitet. Allmählich sind sie zur Überzeugung gelangt, dass der katholische Glaube der wahre und der muslimische der falsche ist. Ihren Dienst immer treu erfüllend, haben sie versucht, die Gebete der Kirche zu lernen. Es ist mir nicht bekannt, wie sie die Grundwahrheiten des katholischen Katechismus kennengelernt haben. Als sie dann als Katechumenen auf meine Mission kamen, waren sie in ihrem Herzen bereits Katholiken und lehnten den Islam als eine falsche Religion ab. Ich wollte sie gut und sorgfältig prüfen und ihr Inneres schonend ausforschen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass sich die Gnade Gottes vollständig ihrer Herzen bemächtigt hatte.


[5340]

Ihr Leben, ihre Sitten, ihre Aufrichtigkeit (die Muslime lügen immer), ihre Reinheit, ihre Liebe zu Gott und zum Glauben haben mich so beeindruckt, dass ich die Gnade der Taufe nicht länger hinauszögern wollte, auch wenn ihre Eltern nicht weit weg von hier noch am Leben sind, und habe sie ihnen deshalb anfangs Mai feierlich in Khartum gespendet.


[5341]

Das Apostolat der Brüder des Ehrwürdigen La Salle ist im Osten äußerst gediegen und wirksam. Von ihren Schulen, mit dem beredten Beispiel und den Tugenden, welche die Mitglieder dieser großartigen Kongregation kennzeichnen, die zu den vollkommensten, erstaunlichsten und verdienstvollsten der katholischen Kirche gehören, was die Jugendarbeit betrifft, wie gesagt, bereitet das wunderbare und stille Apostolat der christlichen Schulbrüder den Orient auf seine zukünftige Wiedergeburt und seine Rückkehr in die katholische Kirche vor. Möge Gott diese bewundernswerten Brüder segnen. Meine beiden Neugetauften hatten sich bereits im Haus der Brüder bekehrt. Die Früchte der Gnade Gottes sind dort allmählich herangereift. Gegenwärtig stehen sie im Dienst der Mission, der eine hier in Khartum, der andere im Königreich Kordofan.

[In den Paragraphen 5342 bis 5347 wiederholt Comboni die Geschichte von der Bekehrung der drei muslimischen Konkubinen: Siehe 5308–5318.]


[5348]

Ich überlasse es Ihnen, Monsignore, die Liebe des Herzens Jesu und die bewundernswerten Wege der Vorsehung zur Rettung der verlassenen Seelen zu betrachten, die nicht in der Lage sind, in den Schafstall Jesu Christi einzutreten. Sie wurden in den Bergen von Abessinien geboren, geraubt, von Händlern und Sklavenjägern gewaltsam aus ihrer Heimat weggeführt und in Kadaref verkauft. Nach dem Schisma und der Häresie des Dioscorus, Patriarch von Alexandria, der Nubien und Äthiopien in die Irrlehre geführt hatte, ist nie mehr ein katholischer Priester nach Kadaref geschickt worden. Auch der griechische Geschäftsmann, ihr Herr, erlaubte ihnen, Muslime zu bleiben. Die Vorsehung, welche diese Seelen retten wollte, hat sie als Sklavinnen aus ihrer Heimat wegführen lassen, sie mit einem Österreicher verbunden und nach Khartum gebracht, wo sie in der katholischen Mission ihren Gott und ihr Heil gefunden haben.


[5349]

Solche Ereignisse spielen sich in meinem Vikariat sehr oft ab. Gott bereitet hier große Gnadengeschenke vor. Ich warte voll Ungeduld auf Ihre Hilfe und auf die Annalen Nr. 179 und die folgenden. Wir beten inmitten unseres Elends für die Mitglieder und den Vorstand. Wir nehmen gerne alle Lasten und Kreuze für Jesus und die Rettung Zentralafrikas auf uns. Nehmen Sie, Monsignore, meinen Dank und meine ewige Ergebenheit entgegen.

Ihr ergebener

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis i.p.i.

Apostolischer Vikar von Zentralafrika

[Übersetzung aus dem Französischen.]


788
Propagaz.della Fede, Lione
0
Khartum
12. 8.1878

Nr. 788 (749) AN DAS WERK

DER Glaubensverbreitung VON LYON

„Les Missions Catholiques“ 486 (1878) S. 464–465

Khartum, 12. August 1878

[5350]

Der hervorragende, katholische, slawische Herr Marco Zvitanovich, Sekretär S. E. Emin Bey, Generalgouverneur des Weißen Flusses und des Äquators, ist kürzlich von Khartum nach Gondokoro abgereist. Ich habe ihm einen Brief mitgegeben, in dem ich S. E. bitte, mit all seiner Macht den Missionaren von Algier beizustehen, die vor kurzem von Sansibar zu den neuen Missionen am Albert- und Victoriasee aufgebrochen sind, und sie auch König M'tesa zu empfehlen.


[5351]

Ich weiß, die Missionare von Algier haben als wahre Apostel im Voraus ihr Leben aufgeopfert. Aber da ich große Schwierigkeiten vor allem von Seiten der protestantischen, englischen Missionare voraussehe, habe ich mich verpflichtet gefühlt, sie Emin Bey zu empfehlen, der ein sehr gebildeter Mann und ein fähiger Arzt ist und mir immer große Sympathie gezeigt hat.


[5352]

Die ‚Missions Catholiques‘ haben von den Missionaren der Church Missionary Society, die sich in Uganda niedergelassen hat, und von der Ermordung von zwei ihrer Missionare berichtet. Nachdem der Weg über Sansibar zu gefährlich ist, versuchen sie nun auf dem Weißen Nil zu den Seen vorzudringen. Vor drei Monaten sind vier Missionare dieser Gesellschaft von London über Suakin, Berber, Khartum, Gondokoro und Dufilé zu den Seen abgereist. Es handelt sich um Pearson, Litchfield, Felkin und den Arzt Hall. In Suakin ist Dr. Hall, entmutigt beim Anblick der Wüste, die er bis Berber überqueren sollte, erkrankt, und nach England zurückgekehrt. Die anderen drei, in noch jugendlichem Alter, befinden sich hier in Khartum, und werden heute Abend auf dem Dampfer mit Zvitanovich nach Gondokoro aufbrechen. Die anglikanische Mission von Uganda erfreut sich eines jährlichen Einkommens von 12.000 Pfund (300.000 Franken).

Daniel Comboni

[Übersetzung aus dem Französischen.]


789
Don Goffredo Noecker
0
Khartum
16. 8.1878

Nr. 789 (750) AN PFR. GOTTFRIED NÖCKER

Aus dem 26. Jahresbericht Köln (1878), S. 43–44

Khartum, 16. August 1878

Hochwürdiger Herr,

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in den Jahresberichten des Vereins zur Unterstützung der afrikanischen Kinder, dessen Vorstand zu Köln seinen Sitz hat, habe ich mit Interesse gelesen, dass mehrere Gaben von Wohltätern eingeschickt worden sind mit der ausdrücklichen Bitte, dass bei der Taufe von Schwarzafrikanern ihnen bestimmte Namen von Heiligen gegeben werden möchten.


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Soweit als möglich ist dies geschehen. Seit meinem Eintritt in das Vikariat als Bischof am 12. April und besonders am hohen Fest der Himmelfahrt Mariens in diesem Jahr, an welchem ich sechzehn Erwachsene zu taufen die Freude und das Glück hatte, sind bis heute bei den Neugetauften folgende Namen in Anwendung gebracht worden:

Peter, bei einem Schwarzen von ungefähr siebzehn Jahren;

Pius, bei einem Schwarzen von ungefähr achtzehn Jahren;

Nikolaus, bei einem Schwarzen in demselben Alter;

Magdalena, bei einer Schwarzafrikanerin von sechsundzwanzig Jahren;

Klara, bei einer Schwarzafrikanerin von achtzehn Jahren und

Philomena, bei einer Schwarzafrikanerin, die beinahe zweiundzwanzig Jahre alt war;

Johann Nepomuk und Augustin, bei zwei Schwarzen von achtzehn Jahren, und

Adalbert, bei einem vierzehnjährigen schwarzen Jungen.


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All diese genannten Namen wurden sämtlich vom Kloster ‚Marienthal‘ in der Lausitz gewünscht. Aus Hastenrath bei Geilenkirchen in der Erzdiözese Köln wurde für ein schwarzes Kind der Name ‚Blasius‘ aufgegeben; ein schwarzer Junge von acht Jahren ist auf diesen Namen getauft worden.


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Aus Kirchheim, einem Ort derselben Erzdiözese, wurden die Namen ‚Hugo‘, ‚Adolf‘, ‚Josef‘ und ‚Gertrud‘ genannt. Drei schwarze Jungen  und ein schwarzes Mädchen nennen sich so seit ihrer hl. Taufe. Dann habe ich ein schwarzes Mädchen von ungefähr fünfzehn Jahren getauft und dasselbe ‚Anna Thienel‘ genannt nach dem Namen einer frommen Frau zu Schwarzwasser in Böhmen. Dabei kann ich nicht umhin, einen geistlichen Herrn aus demselben Land und der Diözese Breslau österreichischen Anteils angehörig, der bei Übergabe seiner Gabe unter der Devise „Eure Traurigkeit wird sich in Freude verwandeln“ so große herzliche Teilnahme für unser mühevolles Werk an den Tag gelegt hat, meinen innigsten Dank auszusprechen mit der dringenden Bitte, mich und Afrika seinem frommen Gebete wärmstens zu empfehlen. (Siehe Jahresbericht pro 1877, S. 126).

Alle anderen Namen, welche in den jährlichen Berichten angegeben werden, sollen sobald als möglich ebenfalls als Taufnamen bei den Neubekehrten kehrten verwendet werden.

Mit dem herzlichsten Gruß bin ich im allerheiligsten Herzen Jesu

Ihr

Daniel Comboni

Bischof und Apostolischer Vikar


790
Card. Giovanni Simeoni
0
Khartum
23. 8.1878

Nr. 790 (751) AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 8, ff. 685–693

Nr. 6

Karthum, 23. August 1878

Hochwürdigster Kirchenfürst,

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diesmal habe ich länger als üblich mein Schreiben hinausgeschoben, da ich viel gelitten, gekämpft und gearbeitet habe. Ich habe Ängste ausgestanden, da ein junger, starker Missionar, D. Polykarp aus Tirol, an Typhus gestorben ist. Einige Tage fühlte er sich nicht wohl, erkrankte dann plötzlich an Typhus, und in weniger als einer halben Stunde war er tot. Ich konnte ihm gerade noch die Sterbesakramente spenden. Auf die gleiche Weise starb sechzehn Tage vorher mein Kammerdiener, den ich aus Rom mitgebracht hatte, auch um aus ihm einen guten Katechisten zu machen. Er war ein gesunder, junger Mann von ungefähr sechzehn Jahren. Schließlich ist auch noch die Oberin der Schwestern des Hl. Josef von Kordofan, Sr. Arsenia Le Floch, gestorben, eine fromme, gute und verständige Schwester voll Nächstenliebe und Seeleneifer. Ihr Tod hat fast alle anderen Schwestern ihrer Kongregation, die im Vikariat arbeiten, entmutigt. Ich selbst bin tief betrübt, da ich mit jener Oberin viel vorhatte, und wegen der Folgen, die ich voraussehe, nämlich dass diese Kongregation (die ich sehr schätze, denn sie ist mir als erste großzügig beigestanden, und die Schwestern sind von außerordentlichem Opfergeist und großer Nächstenliebe beseelt) den Mut verliert und keine Schwestern mehr nach Afrika schickt.


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Ich habe auch sehr darunter gelitten, dass mein Stellvertreter während meiner Abwesenheit vom Vikariat, nämlich Kanonikus D. Pasquale Fiore, auf Grund der aufgetretenen Hungersnot und sicherlich auch wegen seiner nicht besonderen Fähigkeit 46.472 Franken Schulden gemacht hatte, ohne mir jemals Nachricht davon gegeben zu haben. Er hat mich gebeten und darauf bestanden, nach Trani zu seiner Mutter heimzufahren, gerade als ich seine Hilfe am meisten gebraucht hätte. Er hat meine Erlaubnis auch erhalten. Er ist bereits vor 36 Tage abgereist, und die Mission läuft jetzt besser als vorher. Er hat mir versichert, später ins Vikariat zurückzukommen. Ich habe auch wegen der anhaltenden Hungersnot seelisch sehr viel gelitten, auch wenn die Regenfälle jetzt gut begonnen haben, da ich neue Schulden machen musste, um die Mission zu erhalten und extreme Notfälle zu lindern. Die Grundnahrungsmittel sind zehn- bis fünfzehnmal teurer als üblich und vorläufig überhaupt nicht mehr aufzutreiben.


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In Kordofan gibt es seit zwei Monaten kein Weizenbrot mehr, und mein Ofen steht still. Wir ernähren uns von Durra, Maregh, Dokhon etc. Da ich schon länger keinen Weizen mehr gekauft habe, kümmere ich mich auch nicht um die Preise. Der Konsul von Österreich-Ungarn in Khartum, Cavaliere Hansal, hat mir mitgeteilt, dass der Weizen, der vorher vier bis sechs Scudi ein Ardeb (ein Sack von 88 kg) gekostet hat, jetzt 72 Scudi kostet. Für ein Ardeb Durra (Mais) bezahlte ich einen Scudo und ernährte damit hier auf der Mission unsere über hundert Schüler, Schülerinnen, Waisenkinder etc., jetzt bezahle ich 24 Scudi. Eure Eminenz kann sich vorstellen, in welch misslicher Lage ich mich ohne Geld befinde, ich muss aber die Missionen des Vikariats, die kleinen Niederlassungen in Ägypten und die beiden in Verona bei diesen astronomischen Preisen der Grundnahrungsmittel erhalten.


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Hier habe ich noch nie gehört, dass Eltern ihre Kinder verzehren, oder Leichen der Verstorbenen gegessen werden, was laut ‚Les Missions Catholiques‘ in China und Indien geschieht: Aber die Armen sterben zu Hunderten wie Fliegen: Das Reich der Barberini oder Barabra (Dongolesi) ist durch Hunger und Typhus dezimiert worden; im Kordofan sind Tausende verdurstet etc. etc. Gott sei Dank hat es den Missionaren, Schwestern, Laienbrüdern und dem Missionspersonal bis jetzt nie am Nötigen gefehlt. Allerdings sind alle Reserven aufgebraucht, die ich aus Lyon, Köln und Wien erhalten habe. Meine Brieftasche ist leer, und ich habe mehr als 300.000 Franken Schulden. Oh! Wie soll ich weitermachen, wie das ganze Vikariat, die Häuser von Verona und Ägypten unterhalten?


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Dieser Gedanke, Erlauchter Kirchenfürst, ist jedoch mein kleinstes Problem. Mein verstorbener Oberer, D. Nicola Mazza, der mir seit meiner Kindheit 24 Jahre lang Vater war und im Ruf der Heiligkeit starb, pflegte zu sagen, dass Christus ein Gentleman ist. Ich hab das immer so verstanden, dass dem ‚petite, quaerite, pulsate‘, mit den entsprechenden Bedingungen ausgesprochen und wiederholt, immer die Wörter ‚accipietis, invenietis und aperietur‘ folgen, so wie beim Klavierspiel die Taste einen Ton auslöst. Möge die Welt auf ihre Weise plappern, das ist eine wirkliche Wahrheit. Am 12. Mai, dem Patroziniumsfest meines Verwalters des hl. Josef, habe ich ihm ganz klar gesagt, dass er mir bis zum kommenden 31. Dezember 100.000 Franken in mehreren Raten schicken soll. Ich werde Eure Eminenz, sofern mir Gott das Leben gibt, offiziell benachrichtigen, dass er sie mir auch geschickt hat.


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Zudem habe ich ihn am Patroziniumsfest angemahnt, mir innerhalb eines Jahres (das heißt bis zum 12. Mai 1879) einen wirklichen und vollkommenen Finanzausgleich im Vikariat zu gewähren; aber nicht einen wie die prahlerischen und nie erreichten Ausgleiche der Finanzleute des sogenannten italienischen Königreiches, sondern einen wahren, das heißt, die vollständige Tilgung aller Schulden und Passiva, und gleichzeitig reichlich für den Unterhalt des Vikariats und seiner Werke zu sorgen. Ich werde Eurer Eminenz regelmäßig darüber Bericht erstatten, und zwar im geliebten Monat des Heiligsten Herzens Jesu im kommenden Jahr. Kreuze, Leiden und Sorgen sind notwendig, stärken die Werke Gottes und lassen sie gedeihen: Mein Werk ist Gottes Werk.


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Das ist zwar alles wahr, und obwohl ich sicher bin, dass das soeben Gesagte eintreffen wird, möchte ich aber auch nicht verheimlichen, dass ich wegen der erwähnten Probleme sehr viel gelitten habe: Meine Seele war und ist noch zerrissen, ich habe viel gelitten und selbst mit vielen Krankheiten und Unwohlsein zu kämpfen gehabt, die mich und einige meiner Missionare befallen haben. Jetzt geht es mir etwas besser, aber drei Monate lang habe ich sehr gelitten. Jedes Mal, wenn ich in den Speisesaal gerufen wurde, hatte ich das Gefühl, dem Tod entgegenzugehen. Drei Monate lang habe ich neben extremer Schwäche unter einer schlimmen Appetitlosigkeit gelitten, so dass mir der Atem zum Aufstehen und zur Feier der Messe fehlte, obwohl ich sie trotzdem unter großem Kräfteaufwand öfters gefeiert habe. Zudem konnte ich innerhalb von 24 Stunden fast nie eine volle Stunde schlafen.


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Die Ursache all dieser Leiden waren die oben angedeuteten Schmerzen und Qualen des Herzens, das glühend heiße Klima, die vielen Übel und das Elend um mich herum und der Schmerz, nicht nach meinem Wunsch helfen zu können. Dazu kamen die laufenden Arbeiten, die ich trotz meiner seelischen Leiden und körperlichen Schmerzen erledigen musste, einerseits die Leitung des Vikariats und der Stationen, andererseits die Gegensätze mit der hiesigen Regierung auszugleichen, die mein oben erwähnter Stellvertreter, Kanonikus D. Pasquale Fiore, ausgelöst hatte und die dazu geführt hatten, dass Gordon Pascha während meines Romaufenthaltes beim Heiligen Stuhl eine Beschwerde einreichte, auf die Eure Eminenz als Staatssekretär im Namen Seiner Heiligkeit antwortete. Schließlich musste ich auch als Katechet, Pfarrer, Krankenpfleger einspringen und andere Funktionen des priesterlichen Dienstes verrichten.


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Dazu kommt auch noch mein umfangreicher Briefverkehr mit Europa und meinen vielen persönlichen Bekannten, um materielle Unterstützung zu erhalten. Dann gilt es die Ängstlichen, Schwachen und Untätigen zu ermutigen und vor allem vor meinem allerliebsten Verwalter, dem hl. Josef, gut dazustehen, damit er mir zur gegebenen Zeit die 100.000 Franken schickt und den erflehten, vollkommenen und echten Finanzausgleich herstellt.


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Ich danke dem guten Gott für den treuen und kräftigen Beistand, den mir mein lieber und heiliger Mitbruder D. Antonio Squaranti leistet, der mir den Rücken stärkt. Er ist der Generalverwalter der gesamten Güter meines Werkes, der mir immer zur Seite steht. Ich hatte die Ehre, ihn Eurer Eminenz im Vatikan vorzustellen. Er hat mich gebeten, Eurer Eminenz, dem Msgr. Sekretär, dem guten Minutanten Zitelli und dem Hochwürdigsten Staatssekretär Kardinal Franchi seine Grüße zu übermitteln.


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Nachdem ich Ihnen nun von meinen vielen Kreuzen erzählt habe, die meinen Geist betrüben, beteuere ich Ihnen gleichzeitig, dass ich immer bereit bin und mich glücklich schätze, für Christus und die bedürftigsten und am meisten vernachlässigten Seelen der Welt zu leiden. Ich möchte Eurer Eminenz noch kurz von den Segnungen Gottes und seiner Gnade berichten, die das Herz des Missionars für die Kreuze und Leiden tausendfach entschädigen, die er bei der Erfüllung seiner Pflicht ertragen musste.


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Nach meiner Ankunft im Vikariat habe ich zusätzlich zu dem, was ich Ihnen von den drei Konkubinen von Kadaref mit dem Kind erzählt habe, die ich auf wunderbare Weise dank der göttlichen Vorsehung für die Kirche und den Himmel gewonnen hatte, noch drei andere Konkubinen feierlich getauft, die seit vielen Jahren mit drei katholischen Kaufleuten, tugendhaften, aber auch sündhaften Männern, im Konkubinat gelebt hatten. Die arabischen Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung haben mir dabei in großartiger Weise geholfen. Mit dem vollen Einverständnis ihrer Liebhaber haben sie nach der feierlichen Taufe katholisch geheiratet und ihre Nachkommen legitimiert. Drei weitere Konkubinen, die inmitten ihrer Verirrungen einen Funken jenes Glaubens bewahrt haben, der ihnen in Syrien in die Wiege gelegt wurde, erhalten mit Zustimmung ihrer Liebhaber Religionsunterricht. Ich hoffe, dass im September, am Fest Mariä Geburt, alles in Ordnung sein wird.


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Während ich im Sudan bei meiner Ankunft als Apostolischer Provikar nur eine legitime Verbindung vorgefunden hatte, alle anderen lebten im Konkubinat, gibt es jetzt im ganzen Vikariat nur noch fünf solche Paare, von denen zwei europäische Freimaurer sind, einer ist Ägypter. Wir haben gekämpft, die Aussichten sind gut: Wir machen weiter. Wir werden weiterkämpfen. Alle anderen sind inzwischen kirchlich in Ordnung gebracht worden, sind zufrieden und gehen in die Kirche.


[5370]

Ein wohlhabender häretischer griechischer Kaufmann, unser Gläubiger, hat seinem Glauben abgeschworen. Der gute Kontakt mit der Mission und den guten Schwestern, auch aus Gesundheitsgründen, ist der Funke gewesen, der ihn erleuchtet hat. Ich habe ihn begleitet und ermutigt, und so hat er sich der Gnade geöffnet. Um die gute Meinung, die er von der katholischen Kirche hatte, zu erhalten, habe ich zwei Monate nach seinem Übertritt in die Kirche, sobald ich konnte, meine sämtlichen Schulden bei ihm beglichen.


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Ich weiß nicht, ob ich in meinem letzten Brief die Bekehrung und feierliche Taufe erwähnt habe, die ich zwei erwachsenen Muslimen gespendet habe, die jetzt vorbildliche Katholiken sind. Aber das Verdienst dieser glänzenden Bekehrung gebührt den christlichen Schulbrüdern von Kairo, bei denen die beiden Glücklichen sechs Jahre lang angestellt waren. Dort wurden ihnen das Licht und die Gnade Gottes geschenkt. Ich bin ihnen nur beigestanden und habe die Gnadengaben gefördert. Sie haben der Gnade treu entsprochen. Auch in Kordofan wurden sechs Erwachsene getauft, von denen einige mit einer katholischen Frau verheiratet sind, in Ghebel Nuba habe ich elf getauft.


[5372]

Letzte Woche am Fest der Aufnahme Mariens habe ich hier in Khartum sechzehn Erwachsene feierlich getauft und gefirmt, neun Männer und sieben Frauen. Es war ein heiliges und frohes Fest. Bekleidet mit den bischöflichen Gewändern fragte ich während der heiligen Handlung, bevor ich das Taufwasser über sie ausgoss, jeden Einzelnen öffentlich in arabischer Sprache, ob er wirklich zu seinem Entschluss steht, Christ zu werden: Manche Antworten haben alle Anwesenden tief bewegt.


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Weitere bereiten sich darauf vor. Ich gehe jedoch sehr vorsichtig vor wegen der hier bestehenden Gefahr, denn sie müssen den Muslimen dienen, um ihr Brot zu verdienen. Bevor ich sie zur Taufe zulasse, versuche ich mich zu vergewissern, ob die Konvertiten den Glauben auch bewahren können. Diese Gefahr besteht nicht in den Ländern, wo es keine Muslime gibt oder der Islam verhasst ist, wie bei den Nuba-Völkern etc. Dort gibt es eine andere kolossale Aufgabe für die Missionare, nämlich Wörterbücher und Grammatiken von den neuen Sprachen zusammenzustellen, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.


[5374]

Ich habe Ihre geschätzten Briefe am 1. Juni und 16. Juli erhalten und mitbekommen, dass die Propaganda Fide die guten Missionare von Algier autorisiert hat, ihre Tätigkeit nach Äquatorialafrika auszuweiten, um die Anstrengungen der protestantischen Missionare zu vereiteln. Ich freue mich sehr darüber, denn die Vorsehung scheint wirklich die Wege vorzubereiten, um Zentralafrika zum Glauben zu führen. Ich werde Eurer Eminenz den genauen und gut durchdachten Bericht schicken, den ich Ihnen versprochen habe, und den sie mir im Brief vom 1. Juni sehr ans Herz gelegt haben. Aber da ich sicher bin, dass sich die heilige Kongregation der Hochwürdigsten Väter nicht mit der endgültigen Errichtung der geplanten Apostolischen Präfekturen von Äquatorialafrika befassen wird, sondern erst, sobald die offiziellen Ergebnisse der ersten Erforschungen der oben genannten Missionare von Algier in jenen Gebieten bekannt sind. So habe ich Zeit, meine Beobachtungen und Studien zum Thema reiflich zu überdenken. Ich werde jedenfalls immer gerne die Beschlüsse der heiligen Kongregation befolgen, denn ich will leben und sterben einzig und allein, um den Willen Gottes zu erfüllen.


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In der Zwischenzeit werde ich für das gute Gelingen der Expedition jener guten Missionare von Algier beten und um Gebete für jene bitten, die nach den Worten des frommen Apostolischen Präfekten von Sansibar, des verehrten P. Horner, vom wahren Geist Gottes beseelt und bereit sind, für Christus zu sterben, die Mühen und ungeheuren und unvermeidlichen Entbehrungen im Apostolat von Zentral- und Äquatorialafrika zu ertragen und die schweren Prüfungen auf sich zu nehmen, denen man in jenen Missionen nicht ausweichen kann. Es sind nach meiner Überzeugung die mühsamsten und schwierigsten der Welt. Da sich mir im vergangenen Juli eine günstige Gelegenheit geboten hatte, den Missionaren von Algier zu helfen, habe ich dem gelehrten Generalgouverneur vom Weißen Nil und Äquatoria, Emin Effendi, meinem Freund und Wohltäter, einen herzlichen und warmen Brief geschrieben und ihm wärmstens empfohlen, die französischen Missionare, die von meinem geschätzten Mitbruder Lavigerie, dem Erzbischof von Algier, zu den Seen geschickt wurden, aufzunehmen, zu beschützen und ihnen zu helfen, so wie er mich, meine Missionare und meine Schwestern empfangen und behandeln würde, und sie den Königen von Uganda und von Unyoro wärmstens zu empfehlen, sowie für sie all das zu tun, was er für mich tun würde.


[5376]

Und da der genannte Generalgouverneur der ägyptischen Besitzungen am Äquator seinen Sekretär Herrn Marco Zvitanovich aus Dalmatien nach Khartum schickte, um mit Seiner Exzellenz Gordon Pascha Geschäfte zu erledigen, und mich um Samen und Pflanzen aus meinem Garten sowie um zwei Schmiede und Zimmerleute für König M'tesa von Uganda zu bitten, habe ich ihm auch gleichzeitig das Empfehlungsschreiben für den erwähnten Emin Effendi und die Samen und Pflanzen (die zwei Arbeiter später) mitgegeben. Auch ihm habe ich die oben erwähnten Missionare wärmstens empfohlen. Er zeigte sich hocherfreut und sagte, dass er alles für sie tun wird, als wäre es seine eigene Familie.


[5377]

Ich habe diese warmen Empfehlungen ausgesprochen, nicht nur weil ich den aufrichtigen und heißen Wunsch habe, dass die guten Missionare von Algier bei jenen unglücklichen Seelen, für die Christus sein Blut vergossen hat, Erfolg haben, sondern auch, weil ich weiß, welche Hindernisse ihnen die anglikanischen, protestantischen Missionare in den Weg legen werden, die sich im Königreich von Uganda am Victoriasee niedergelassen haben und besonders die römisch-katholische Kirche und die katholischen Priester verabscheuen. Die gut ausgestattete Expedition der Church Missionary Society von London zum Victoriasee ist schlecht ausgegangen, wie Eurer Eminenz sicher bekannt ist, denn mit Ausnahme von Dr. Wilson, der am Hof von König M'tesa von Uganda Zuflucht gefunden hatte, sind alle gestorben, und die zwei Missionare Smith und O'Neil, zusammen mit ihrem Geleit von mehr als hundert Menschen, wurden im Victoriasee auf der Insel Ukerewe von jenem Häuptling niedergemetzelt.


[5378]

Die oben erwähnte protestantische Gesellschaft hat sich durch die Katastrophen aber nicht entmutigen lassen und vier andere englische Missionare, Doktor Hall, Dr. Felkin, Pearson und Litchfield, über Suakin und Khartum dorthin geschickt. Der erste ist nach seiner Ankunft in Suakin erkrankt, angesichts der sechzehntägigen Reise durch die Wüste bis Berber in Panik geraten und nach London zurückgekehrt. Die anderen drei sind mit Empfehlungsschreiben der Regierung weitergereist. In Berber angelangt, schickte der Gouverneur einen Beamten zum Oberen unserer Mission und bat ihn, den drei englischen Herren im Haus der verstorbenen Madame Lafargue (die katholisch gestorben war und die Sakramente empfangen hatte) Unterkunft zu gewähren. Wir sind verantwortlich für das Haus und bewahren die Schlüssel.


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Auf diese Einladung des Gouverneurs hin nahm der Obere die Schlüssel, begleitete gemeinsam mit einem Mitbruder jene Herren zur Unterkunft, zeigte ihnen die Zimmer und Sofas, stellte ihnen die zwei Wächter zur Verfügung etc. Dann fragten sie den Oberen nach seinem Namen und seinem Beruf. Als sie hörten, dass er und sein Begleiter katholische Missionare waren, kehrten sie ihnen den Rücken und wechselten kein Wort mehr mit ihnen. Sie hielten sich zwanzig Tage in Berber auf, besuchten aber nie unsere Missionare, die sie doch so vornehm behandelt hatten. Sogar die Muslime kamen zu mir und sagten: „Homma Aadákom“ (sie sind eure Feinde). Sie kamen nach Khartum, wo das einzige großartige im Sudan existierende Denkmal europäischen Formats die Mission ist, das alle Ausländer besuchen. Nur jene Herren Protestanten (sie geben sich als sehr tolerant aus und werfen den Katholiken Intoleranz vor), die sich zehn Tage lang hier aufgehalten haben, sind nie zur Mission gekommen. Ich erzählte alles Seiner Exzellenz Gordon Pascha. Er sagte, dass auch er bemerkt habe, dass sie nicht höflich sind.


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Wenn sie sich uns gegenüber so verhalten haben, obwohl wir ihnen gegenüber sehr höflich waren, wie werden sie mit den Missionaren von Algier, ihren Rivalen, umgehen? Der Sekretär Zvitanovich bemerkte mir gegenüber, ohne dass ich ihm davon erzählt hatte, sollten sich diese Herren noch einmal so etwas leisten wie in Khartum, wird er sie am Ufer des Weißen Nil aussteigen heißen oder sie zurückschicken. Er beteuerte mir erneut, dass er für die Missionare von Algier sein Bestes tun werde und er glücklich sei, dass sie zu den Seen kommen.


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Dieser Sekretär wird sechs Elefanten von Gondokoro mitführen, um den Dampfer zum Victoriasee zu bringen. Am Albertsee befindet sich bereits seit 1876 ein Dampfer, den Kapitän Gessi dorthin gebracht hatte.

Indem ich um Ihren Segen bitte, küsse ich den heiligen Purpur und verbleibe in Ergebenheit

Ihr

+ Daniel Comboni

Bischof von Claudiopolis

Apostolischer Vikar von Zentralafrika