Nr. 63 (61) AN DON FELICE PERLATO
BCV; sez. Carteggi, b. 131 (Netti-Perlato)
Hochwürden, Herr Rektor,
mit großem Bedauern habe ich heute Nachmittag vergessen, Don Bricolo zu informieren, dass er mir für morgen und Freitag eine Vertretung schicke. Es ist alles meine Schuld. Für Donnerstag hoffe ich, dass einer der zahlreichen Priester, die vom Land kommen, mich vertreten können. Aber für Freitag, den Tag des Heiligsten Herzens Jesu, habe ich Don Bricolo gebeten, mir eine Vertretung zu schicken. Entschuldigen Sie bitte, Herr Rektor. Ich gehe immer nach Emmaus [Anmerkung: Nach Emmaus gehen ist eine humorvolle Umschreibung von Vergesslichkeit.] Ich fürchte es handelt sich um eine chronische Krankheit.
Morgen, so bitte ich sie, schicken Sie den Sakristan zu D. Bricolo um einen Priester, aber ohne meinen Namen zu erwähnen. Ich bitte Sie auch, niemandem - am allerwenigsten dem Sakristan - zu sagen, dass ich in Lonigo außerhalb der Stadt bin. Denn das ist etwas, was ich mit Don Bricolo eingefädelt habe. Und wehe Don Mazza erfährt es.
Ich bitte Sie nochmals um Entschuldigung und gedenke Ihrer im Gebet. In den Herzen Jesu und Mariens
Ihr ergebener
D. Daniel Comboni
ich muss ganz ehrlich meine schuldhafte Nachlässigkeit eingestehen, bis heute versäumt zu haben, Eurer Eminenz einen zusammenfassenden Bericht über die Reise in den Orient zu geben. Um meine Nachlässigkeit zu rechtfertigen, kann ich weder mein über einen Monat lang anhaltendes Unwohlsein auf Grund der im vergangenen Winter erlittenen Unannehmlichkeiten, noch die Fülle der Arbeit, die auf mir lastet, anführen. Deshalb bitte ich im Vertrauen auf die Güte Eurer Eminenz um Verzeihung.
Nachdem ich in Rom eine gültige Empfehlung für den englischen Generalkonsul in Ägypten erhalten hatte, traf ich am 1. Januar in Kairo ein. Dort traf ich glücklicherweise den Apostolischen Provikar für Zentralafrika, D. Matthäus Kirchner. Mit ihm habe ich alles besprochen, was Eure Eminenz wissen wollte. Sie werden inzwischen von ihm selbst die entsprechenden Informationen erhalten haben. Ich bin dann weitergereist bis nach Aden. Dort konnte ich unter großen Schwierigkeiten sieben afrikanische Jungen erwerben, die aus den riesigen Stämmen der Galla stammen. Ich habe sie aus insgesamt sechzehn Jungen mit großer Sorgfalt ausgewählt. Das geschah zu deren Wohl, trotz der großen Feindschaft und Gegensätzlichkeit, die zwischen dem englischen Gouverneur und dem P. Giovenale da Tortosa, dem Apostolischen Präfekten dieser Mission, herrschten. Es gelang mir, das Vertrauen und die Freundschaft des Ersteren zu gewinnen. Er versprach mir jegliche Hilfe, die ich von ihm zum verantwortlichen Schutz der Jungen erbat, und zudem, uns die entsprechenden Pässe als englische Staatsbürger zu besorgen.
Als dann zu dieser Zeit die französische Dampf-Fregatte Duchellas auf der Durchreise anlegte, bat ich händeringend seine Exzellenz, den Baron Gros, außerordentlicher Botschafter Frankreichs in China, um eine kostenlose Fahrt für mich und die sieben Jungen von Aden bis nach Suez. Das wurde mir von diesem würdigen Vertreter dieser Nation gewährt. Frankreich ist ja die wahre Beschützerin des Christentums im Nahen Osten. In Kairo angekommen überreichte ich das Empfehlungsschreiben, das ich in Rom von Lord John Pope Hennesy erhalten hatte, seiner Exzellenz Colgahoon, Generalkonsul seiner britischen Majestät in Ägypten; und erhielt ein Empfehlungsschreiben. Damit beauftragte der englische Generalkonsul, Feind des Werkes von P. Olivieri, Seine Exzellenz Sir Sidney Smith Launers, Englischer Konsul von Alexandria und zuständig für die wirtschaftlichen Beziehungen, beim Pascha die notwendigen Schritte zu unternehmen, um meinen Jungen auf der Überfahrt nach Europa den entsprechenden Schutz zu gewähren. In zwei Tagen erledigte ich alles mit Sydney Smith und mit Raschid Pascha, dem Gouverneur von Alexandria. Jedoch am Morgen des 6. März, als ich zum Hafen kam, um uns auf dem französischen Dampfer einzuschiffen, der mich zusammen mit den sieben Jungen durch das freundliche Eintreten des französischen Generalkonsuls von Ägypten für 420 Franken bis nach Genua bringen sollte, wurden wir alle im Zoll festgenommen.
Es ist nutzlos, Eurer Exzellenz die Hindernisse, die Entführung und die erhitze Diskussion zu schildern, die ich in neun Verhören mit dem Raschid Pascha von Alexandria geführt habe. Die ägyptische Regierung vermutete, dass ich ein Kollege von P. Olivieri sei. Sie missachteten meine Schreiben und die englischen Pässe, die die Jugendlichen als englische Staatsbürger aus Indien auswiesen. Aber das deckte sich nicht mit der Hautfarbe der Jungen, die als Abessinier angesehen wurden. Der ganze Hof des Paschas entlud seine Wut gegen mich. Ich bestand ganz hartnäckig darauf, dass die Jungen Inder wären. Außer zu dem Glück, dass sie in Aden zu englischen Staatsbürgern erklärt worden waren, sprachen sie tatsächlich etwas Hindustani [Indisch].
Nach einer hitzigen Debatte zwischen mir und dem Pascha ergriff ein Effendi, ein ägyptischer Angestellter, das Wort. Mit aller Offenheit fabulierte er in Gegenwart des Paschas: „Die Jungen sind keine Inder, sondern Abessinier. Ich bin in Indien gewesen und habe nie Leute mit dieser Hautfarbe gesehen. Die Inder sind im Gesicht fast weiß, diese aber sind schwarz“. Darauf antwortete ich: „Du bist in Indien gewesen. Das glaube ich. Aber Indien ist unendlich groß. Du bist noch nicht überall gewesen. Vielleicht bist du nur in den Häfen von Indien, in Bombay, in Mangalor, in Madras, in Ceylon, in Kalkutta gewesen. Aber Du bist nicht im Inneren Indien gewesen. Du bist nicht in … (hier nannte ich zehn bis zwölf improvisierte erfundene Namen, die auf keiner geografischen Karte zu finden sind) gewesen. „Du hast Recht“, antwortete er mir. „Ich bin nicht in diesen von Dir genannten Orten gewesen. Also streckte mir der Pascha die Hand entgegen, ließ mich auf dem Diwan Platz nehmen und ließ Kaffee und die Pfeife bringen. „Ich sehe“, sagte er, „Du hast Recht. Deine Dokumente stimmen perfekt mit Deinen Worten überein. Dies Jungen sind tatsächlich Inder. Ein anderes Mal genügt mir Dein Wort.“ Er gab umgehend dem Zollbeamten, der vor Wut schäumte, den Auftrag, die Jungen aus Alexandria abreisen zu lassen.
Dank der Hilfe Gottes habe ich von dem Moment an, da ich die Verantwortung für diese Jungen in Aden übernahm, keine Unannehmlichkeiten mehr erfahren. Außerdem berechtigen sie zu Hoffnungen, dass sie einmal recht gut für die Mission geeignet sein werden. Mehr kann ich nicht sagen. Wir werden sehen. Von Kairo brachte ich auch noch ein sehr talentiertes Dinka-Mädchen mit, das uns in Heiligkreuz sehr behilflich sein wird, ein Wörterbuch in der Dinka-Sprache zu erstellen. Ich erbat sie vom Apostolischen Provikar, um in unseren Afrika-Instituten in Verona die richtige Aussprache der Dinka-Sprache zu lernen. Denn die ist notwendig bei der apostolischen Arbeit in jener gefährlichen Mission.
Die neun Galla-Jungen, die wir in unserem Institut haben, werden jetzt von mir in der arabischen und italienischen Sprache unterrichtet. Und da ich aus eigener Erfahrung kaum die Sprache der Galla kenne, bat ich Eure Eminenz um den Gefallen, mir durch den Minutanten D. Filippo Torroni die Grammatik und das Wörterbuch Englisch - Galla zukommen zu lassen. Ich meine es in der Druckerei der Propaganda Fide gesehen zu haben. Herr Torroni wird es dann an dem Ort hinterlegen, den ich ihm angeben werde. Verzeihen Sie mir, Eminenz, meine Ungeduld. Aber ich vertraue auf Ihre Güte, die ich bereits erfahren durfte, als ich mit Ihnen sprach.
Mein Superior D. Nicola Mazza lässt Sie in aller Ergebenheit grüßen. Wie fast durch ein ständiges Wunder ist er gezwungen, gegen die durch die gegenwärtigen politischen Umstände entstandene Armut zu kämpfen, um das Institut für die armen, gleichwohl intelligenten Kinder zu erhalten. In ihm befinden sich 200 Personen und in den Fraueninstituten sind es 400 Mädchen. Aber die Wunder der göttlichen Vorsehung, die es seit über vierzig Jahren unterstützt, versichert ihm immer in den Werken christlicher Philanthropie seine Hilfe, auch wenn sie sich manchmal mit ernster Miene zeigt.
Um Eure Eminenz nicht zu langweilen, habe ich Ihnen keinen langen Bericht meiner kleinen, aber schwierigen Reise gegeben, so wie ich dies Msgr. Nardi und seiner Exzellenz, dem Cavaliere De Hurter, Präsident des Marinevereins in Wien, zukommen ließ. Aber ich glaube, es reicht, Ihnen nur mitgeteilt zu haben, dass ich glücklich von Aden zurückgekehrt bin. Den Rest können sie in unseren Annalen nachlesen.
Briefe, die mir Kirchner aus Oberägypten geschrieben hat, drängen mich, ohne Verzögerung nach Afrika zurückzukehren, um die Expedition auf dem Weißen Fluss von Kairo bis zu den Bari auf der Stella Matutina zu unternehmen. Da ich aber in der Leitung des Afrikainstituts und beim Unterricht der neun Galla-Jungen, die ich von Aden gebracht habe, gebraucht werde, haben sich die Oberen geweigert, mich zu schicken, auch weil sie der Meinung sind, dass jetzt die anderen Veroneser Missionare, die in Shellal stationiert sind, mich ersetzen können.
Indem ich um Ihre gütige Sympathie bitte, küsse ich den heiligen Purpur und bin
Euer ergebener und gehorsamer und unwürdiger Sohn
D. Daniel Comboni
Nr. 65 (63) AN DON FILIPPO TORRONI
AP SC Afr. C. V. 7f. 169
Hochwürdigster Herr,
falls Seine Eminenz Sie gebeten hat, aus der Druckerei der Propaganda Fide die Grammatik Englisch - Galla oder das Wörterbuch Englisch - Galla, oder alle beide zu besorgen, würde ich Sie freundlichst bitten, diese dem Msgr. Nardi, Auditore der Sacra Rota, zu übergeben. Er wohnt in der Nähe der Propaganda Fide im Palazzo Torlonia in der Via Bocca di Leone.
In der Gewissheit, dass Sie mir diesen Gefallen erweisen, danke ich Ihnen schon im Voraus ganz herzlich und bin mit allem Respekt
Ihr ergebener Diener
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar in Zentralafrika
glauben Sie nicht, dass ich Sie wegen dem langen Schweigen vergessen habe. Auf keinen Fall, mein Lieber. Ich habe Sie als Freund gewählt und deshalb sind Sie in meinem Herzen ständig gegenwärtig. Aber wenn ich aus vielen Gründen meine angenehme Verantwortung als Freund bis jetzt nicht wahrnehmen konnte, lernen Sie nicht von mir, sich in Schweigen zu hüllen. Denn ich sehne mich brennend danach, dass sich zwischen uns eine ständige Korrespondenz aufbaue, so dass wir uns gegenseitig erzählen können, wie es uns geht, was wir tun, wie wir uns fühlen und alles Mögliche.
Ich habe in meinem Tagebuch die schönen Sonette, die Sie bei unserem Besuch der alten Mutter der Heroen verfasst haben, und lese mit größtem Vergnügen. Und oft gehen mir Ihre wunderschönen Gedichte durch den Kopf. Sie wären wert veröffentlicht und gelobt zu werden. Ich erinnere mich mit Wohlgefallen der angenehmen Gespräche, in welchen Sie Ihre Herzensempfindungen und Ihre schmerzlichen Erinnerungen an die Stadt der Kaiser Ihrem innigsten Freund offenbarten. Da ich Ihr brennendes und großmütiges Herz kennen lernen durfte, haben Sie meine Freundschaft gewonnen. Von daher können Sie verstehen, wie lebhaft mein Verlangen ist, Briefe von Ihnen zu erhalten und Ihr volles, unbegrenztes Vertrauen und Ihre aufrichtige Freundschaft zu besitzen. Ebenso versichere ich Ihnen, dass Sie mein innigster Freund sind. O, wie erfreulich sind doch die Töne eines Freundes in der Ferne.
Kommen wir nun zu etwas anderem. Ich war dabei, Ihrer Mutter, der Fürstin, zu schreiben, die mir viele Freundlichkeiten erwiesen hat. Da aber eine meiner Schwestern, die das Glück hatte, Sie in Triest kennen zu lernen, ihr schreibt, und da ich keine Zeit hatte, habe ich dieses Mal davon abgesehen und werde ihr ein anderes Mal schreiben. Inzwischen übermitteln Sie der würdigen Fürstin meinen herzlichsten Dank, der ich ihr im Herzen immer verbunden sein werde. Ich werde für sie zu Gott beten, damit er ihr jenen Trost spende, der sie in ihrem wertvollen Leben glücklich macht. Das nächste Mal, wenn Sie mir schreiben, teilen Sie mir ihren Namen mit. Ich möchte auch dem Herrn Grafen D… schreiben, Ihrem lieben und würdigen Onkel. Aber leider habe ich keine Zeit. Überbringen sie ihm meine unterwürfigsten Grüße und sagen Sie ihm, dass ich ihm ganz nahe sein möchte, um ihn zu trösten. Ich lobe den Herrn, damit die erfreulichen und lieben Jugendlichen Stanislaus und Casimir ihn in gewissen erhabenen Hoffnungen bestärken und sich seiner würdig erweisen.
Hier bin ich stolz, dass ich zu der erhabenen Würde eines Professors für aste, und be e ba arabo. Was erwarten Sie? Unter anderem habe ich neun junge Galla , denen niemand Unterricht erteilen kann außer mir, denn obwohl in meinem Institut viele Arabisch beherrschen, beherrscht keiner die Sprache der Inder und der Galla mit Ausnahme von mir, der ich sie auch nur bruchstückhaft kenne. Gleichzeitig halte ich Predigten und kümmere mich um die Korrespondenz der Mission von Zentralafrika.
Beinahe hätte ich eine Gelegenheit gehabt, nach Rom zu reisen. Ich konnte meine Angelegenheiten aber per Post erledigen. Mehrere Male habe ich der Gräfin Maria Ghigi Giovanelli von Ihnen erzählt. Ich habe ihr ausführlich Ihr dichterisches Talent beschrieben und erzählt, dass bald einige Ihrer wunderbaren Werke veröffentlicht werden. Sie kennt Ihren Vater. Falls ich nach Rom gereist wäre, hätte ich Ihre edle Familie auf alle Fälle besucht und Ihnen berichtet, von unserem Aufenthalt in Ägypten, von unserer poetischen Reise, die in dem grausamen Sturm ganz prosaisch wurde. Aber es werden sich noch andere Gelegenheiten ergeben. Inzwischen sehne ich mich danach, Sie in Verona zu treffen. O, mein lieber und verehrter Guido, den ich so schätze und verehre. Werden sie hierher kommen? Kann ich Sie dann in die Arme nehmen und mich mit Ihnen unterhalten? Machen Sie es möglich und trösten Sie einen Freund, der Sie so sehr liebt.
Vor allem aber schreiben Sie mir bald. Lassen Sie mich wissen, wie es Ihnen gesundheitlich an Leib und Seele geht. O, wie erfreulich sind die Herzensergüsse einer liebenden Seele, wovon das Echo im Herzen dessen erklingt, der den Geliebten versteht. Sind Sie in diesen drei Monaten im Norden auf den sanften Hügeln von Parnaso gewandert? Vielleicht haben die Ereignisse in Polen und die Möglichkeit, in der sie sich befinden, die diesbezüglichen Nachrichten direkt zu vernehmen, Ihre Muse geweckt, um Ihre Lippen mit feurigen Poesien zu öffnen.
Ich schließe diesen kleinen Brief und versichere Ihnen, dass, wenn ich dieses Mal lakonisch und steril war, es in Zukunft aber nicht mehr sein werde. Bleiben Sie hübsch gesund, erfreuen Sie sich des Lebens, und vor allem schätzen Sie die wertvolle Gesellschaft Ihrer Verwandten. Mit ihnen hatte ich ja die Freude, die stürmische Seereise in der Adria und im Mittelmeer zu teilen. Diese Ihre Verwandten sind ein Beispiel echten Adels. Grüßen Sie mir alle recht herzlich. Indem ich Ihnen versichere, dass Sie in meinem Herzen präsent sind, bin ich mit voller Hochachtung und Zuneigung Ihr treuer Freund
D. Daniel Comboni
M. A.
Meine sieben Galla-Jungen lassen ebenfalls grüßen. Und vor allem Luigi steht neben mir und drängt darauf, Sie wiederzusehen. Indem er seine Hand an sein Kinn hält, sagt er mir „sellem ala abu dagn min andi“: Grüßen Sie mir den freundlichen Vater mit dem Bart. Noch einmal Adieu.
Nr. 67 (65) AN DON FELICE PERLATO
BCV, sez. carteggi, b. 131 (Netti-Perlato)
Verona, S. Carlo, 28. August 1861
Hochwürden, Herr Rektor,
morgen ist es mir unmöglich, zur Scala zur heiligen Messe zu gehen, da ich dem Willen der Oberen nicht widerstehen konnte, die wegen außerordentlicher Umstände mich in die nahe Kirche von S. Tomio schicken wollen.
Ich bitte also um Entschuldigung und bin mit vollem Respekt
Ihr ergebener Diener
D. Daniel Comboni
Apostolischer Missionar
ich teile Euch mit, dass es mir gut geht und dass es mit meinen Vorhaben wunderbar vorangeht. Der Sohn des Gärtners steht im Kontakt mit den ersten Persönlichkeiten Wiens. Er wurde herzlich von allen aufgenommen. Die Dinge laufen allzu gut. Es ist unmöglich, dass sie dauerhaft so sein werden. Hier muss ich zu meinem großen Leidwesen die Gefühle für meine liebe Heimat unterdrücken und still sein vor den gegensätzlichsten Meinungen, die sich gegen diejenigen richten, die einen gesunden Hausverstand haben. Aber lassen wir das! Ich begegne größter Freundlichkeit und einem hohen religiösen Geist in den Großen, die den Missionar bewundern und ihm für die Mission Zentralafrikas Spenden geben, ohne viel Worte zu machen. Addio! Grüßen Sie mir den Eugenio und alle Verwandten und glaubt mir.
Ihr Sohn
D. Daniel
Nr. 69 (67) AN P. LODOVICO DA CASORIA
AFBR, c. Africa-Moretti
[Ein kurzer Brief von Hurter und Comboni.]
kaum in Rom angekommen, möchte ich keinen Moment verstreichen lassen, ohne Ihnen zu schreiben. Von Verona bin ich am Montag, den 16. dieses Monats, gegen 19 Uhr abgereist und am Donnerstag bin ich schon im Hafen von Neapel angekommen. P. Lodovico da Casoria, der Obere des Instituts für die Schwarzafrikaner, hat die drei afrikanischen Jungen, auch wenn sie recht müde waren, herzlich aufgenommen. Und jetzt ist er noch zufriedener, weil drei Professoren der Medizin in meiner Gegenwart bestätigt haben, dass sie sicherlich in einem Jahr wieder ganz gesund sein werden.
Was mir besonders schwere Sorge bereitet hat ist der Umstand, dass unser schwarzer Ex-Seminarist Nasri unter keinen Umständen in Neapel bleiben wollte. Er bat mich, nach Verona kommen zu dürfen. Auch P. Lodovico bat mich eindringlich, ihn anzunehmen.
Nach meiner Meinung war, ist und wird alles nutzlos sein. Ich ließ die anderen Gründe beiseite und versuchte P. Lodovico von meinen Begründungen für die Weigerung, ihn aufzunehmen, zu überzeugen. Ich brachte die Gefühle von Nasri, die er in meiner Gegenwart und in Gegenwart von P. Lodovico gegen mich und das Institut geäußert hat, vor. Mir kommt er zu gewissen Stunden vor wie ein kleiner Teufel. Er ist sehr launisch, wie er das schon immer war, denn einen Tag wollte er Priester werden, dann Bruder, dann Arzt, dann Künstler etc. etc.
Ich hoffe, Herr Superior, Sie werden nicht daran denken, ihn aufzunehmen. Sie können sicher sein, dass er unsere neuen guten afrikanischen Jungen schädigen wird. P. Lodovico ist gezwungen, ihn von Palma weggehen zu lassen. Und nach meiner Weigerung hat er beschlossen, den jungen Burschen auf seine Kosten dorthin zu schicken, wohin er will, außer in unser Institut in Verona.
Mir geht es bestens, auch wenn ich diese Nacht einen gewaltigen Sturm auf dem französischen Dampfer von Neapel nach Civitavecchia erlebt habe. D. Bonomini ist unter sehr günstigen Bedingungen im Institut von Palma schon fest angestellt. Dem P. Lodovico erklärte ich sehr eingehend, dass er nicht zu unserem Institut gehört und dass er voll für sich selber verantwortlich ist und dass er sich nach seinen Grundsätzen verhalten möge, ohne sich Ausnahmen bezüglich unseres Instituts herauszunehmen. Ich versicherte jedoch P. Lodovico, dass sich beim Unterricht D. Bonomini exakt an die vorgeschriebenen Stunden halte, und dass er auch theoretische Kenntnisse einiger Sprache besitze.
Dieser Brief ist der der erste, den ich in Rom schreibe, denn ich bin eben erst angekommen. Morgen gehe ich zu meiner gewohnten Unterkunft. Ich hoffe, eine lange Audienz beim Hl. Vater zu bekommen, denn bis nach Epiphanie haben die Kongregationen Ferien. Ich hoffe, in wenigen Tagen meine vielen Angelegenheiten in Rom erledigen zu können so dass ich um Epiphanie in Verona sein werde.
Inzwischen entbiete ich Ihnen meine respektvollen Grüße. Ich sehe, wie sich große Dinge für Afrika vorbereiten. Grüßen sie mir D. Bricolo, D. Tomba, unseren künftigen Bischof Canossa, die Lehrer und Lehrerinnen sowie D. Donato, Tregnaghi etc. und Festa.
In den heiligen Herzen Jesu und Mariens bin ich
Ihr unwürdiger und gehorsamer Sohn
D. Daniel Comboni