so, jetzt bin ich schon seit gut zwölf Tagen im weiten Reich von Nubien, und ich merke es, dass ich von Euch weit weg bin. Aber Ihr versteht wohl, was ich unter dem Wort weit verstehe. Wenn ich auf die materielle Entfernung schaue, die die Reiche voneinander trennt, von den Ländern, die ich durchzogen habe, seit ich Italien zum letzten Male grüßte, dann merke ich, dass ich weit von Euch entfernt bin, auch wenn ich das Ziel kaum halb erreicht habe. Wenn ich aber über die andauernde, unmittelbare Beziehung nachdenke, die ich zu Euch habe, an die Zuneigung zu Euch, die ich in mir trage, an meine Gedanken, die sich ständig mit Euch beschäftigen, dann bin ich Euch eigentlich immer nahe, ich spreche immer mit Euch, wir sind mit unseren Gefühlen der Liebe immer miteinander in Verbindung, ich bin immer mit Euch vereint, denn die Liebe kennt keine Entfernung und keine zeitlichen Grenzen.
Ja, liebster Vater, liebste Mutter: wie immer sich auch meine Umgebung geändert hat, ich denke nicht an diese Dinge, sondern es weckt in mir die liebe Erinnerung an Euch. So denke ich an Euch an den bezaubernden Ufern des Nils, im ausgetrockneten Sand der Wüste, unter dem Zelt, wo immer ich auch bin. Schlagt Euch deshalb das falsche Sprichwort aus dem Kopf, das Ihr vielleicht von Eurer Großmutter gelernt habt, als sie beim Spinnen war: Aus den Augen, aus dem Sinn. Denn, wo es eine wirkliche christliche Kindesliebe gibt, gibt es keine Entfernung, die diese Liebe irgendwie kleiner werden lassen könnte. Dafür habe ich den folgenden Beweis.
Als ich in der Schule war, gab es manchmal einen Tag, da ich nicht an Euch dachte, oder daran, wie viel ich von Euch empfangen habe, was ich Euch schuldig bin. Jetzt gibt es keine Stunde und keinen Augenblick, in dem ich nicht den Blick des Geistes auf Euch richte und nicht an Euch denke, daran, was Ihr für mich getan habt, und daran, was Ihr in Eurer väterlichen Liebe tun würdet, besonders aber an die heldenhafte Zustimmung, die Ihr mir gegeben habt, und eine solche kann nur aus einer wirklich gottesfürchtigen Seele kommen, die jegliche irdische Befriedigung gering achtet und den Blick nur auf das Erbe der Heiligen gerichtet hat: Beinahe jeden Abend sprechen wir von Euch, und immer bewundert man Euren großmütigen Geist, der unvergleichlich über unserer kleinen Entscheidung steht, uns unserer großen Mission hinzugeben. Wir sind deswegen mit unserer Lage äußerst zufrieden, wir danken Gott, der uns dazu berufen hat, ihm ganz nahe zu dienen, obwohl wir es nicht verdient haben. Und ich danke Euch ganz besonders und werde es Euch immer danken, dass Ihr, mein Allerliebster, mir die Zustimmung gegeben habt, meiner Berufung zu folgen.
Was unsere Gesundheit angeht, so kann ich nicht viel sagen. Seit unserer Abfahrt von Kairo schlafen wir immer auf einem Brett im Schiff oder auf einer dünnen Matte unter einem kleinen Zelt, immer dem Spiel der Winde ausgesetzt, dem Staub und den unzähligen lästigen Mücken. Diese scheinen die Urenkel jener zu sein, die zu Zeiten Pharaos schon eine Plage in Ägypten waren. Sie fressen immer unser frisches Brot, das wir in Kairo gekauft haben und das uns noch einige Monate halten soll, und wir haben noch einige weitere Unannehmlichkeiten, die eben zu langen und beschwerlichen Reisen gehören. Und doch müssen wir zugeben, dass wir durch Gottes Hilfe gesundheitlich besser dran sind, als wir es in Europa waren. Ich habe morgens nicht mehr den schlechten Geschmack im Mund wie in Verona, Don Angelo leidet nur selten an seinen unerträglichen Kopfschmerzen, Don Alessandro hat kaum mehr seine Leibschmerzen. Wir können uns bis jetzt nicht über die Hitze beklagen, denn unter dem Zelt steigt jetzt im Winter die Temperatur nicht über 32 Grad, und in der nahe liegenden Wüste, die wir bald durchqueren werden, steigt sie nicht über 43 Grad. Die übrigen Unannehmlichkeiten unserer gegenwärtigen Lage sollten uns eigentlich immer daran denken lassen: Wir können Gott nur danken für den besonderen Beistand, den er uns gibt.
Aber Ihr wartet sehnsüchtig darauf, etwas von unserer Reise zu erfahren. Diesem Verlangen will ich jetzt genügen. Nachdem wir die furchtbaren Stromschnellen von Assuan überwunden hatten, am 15. dieses Monats, kamen wir mit Freude nach Nubien, das einen ganz anderen Anblick bietet als Ägypten. Die Ufer des Nils sind beinahe immer von riesigen Bergen aus Granit begleitet, selten sieht man kleinere Ansammlungen von Dattelpalmen oder anderen Palmen. Der Himmel ist wunderschön, die Bewohner haben eine Farbe wie die hellsten schwarzen Mädchen in unserem Institut, von vornehmerem Geist als die Ägypter, und sind der tyrannischen Herrschaft des Groß-Paschas ergeben, der Nubien (etwa eineinhalbmal so groß wie Österreich, aber mit weniger Bevölkerung) durch Mudirs beherrschen lässt, die dazu angestellt sind, nicht nur die Steuern einzuziehen, sondern alle Produkte des Landes, um sie dann in die Lagerhäuser von Groß-Kairo zu bringen. Der Bevölkerung bleibt praktisch nichts, sie ernährt sich fast ausschließlich von Datteln und manchmal etwas Durrakorn.
Es ist wirklich Mitleid erregend, diese Leute in ihrem Elend zu sehen, in ihren großen Entbehrungen; und doch danken sie jeden Tag Mohammed, der es so wollte.
[Hier verweilt Comboni etwas und beschreibt die Umgebung.]
Wir besuchten auch kurz die bekannte Insel Philae, berühmt durch einen großartigen Tempel, der von Ptolemäus Philadelphos, König von Ägypten, erbaut wurde. Nach einer glücklichen Weiterfahrt kamen wir in Korosko an, wo die Wüste beginnt. Von dort schreibe ich.
Unter einer Dattelpalme schlugen wir unsere Zelte auf, eine Viertelmeile außerhalb von Korosko, nahe am Ufer des Nils. Unser erster Gedanke war, die Messe zu feiern. Aus zwei Kisten bereiteten wir unter unserem Zelt einen eleganten kleinen Altar und schmückten ihn mit Blumen von unserem Institut. Ich kann es gar nicht mit Worten sagen, welchen Trost wir verspürten, als wir das erhabene Opfer in diesem unglücklichen Land darbrachten, wo vielleicht noch nie, wie man uns versicherte, noch nie die Hostie des Friedens und unserer Erlösung dargebracht wurde. Es waren ungefähr drei Wochen, dass wir nicht zelebriert hatten. Bevor wir abreisen, wollen wir noch eine Inschrift hinsetzen mit dem Bild eines Kelches, das auch die Späteren an dieses glückliche Ereignis erinnern soll. In der ersten Nacht nach unserer Ankunft wurden wir geweckt und mussten zu den Waffen greifen, eine Hyäne näherte sich unseren Zelten. In der zweiten Nacht fiel etwas Regen, der erste Regen, den ich seit meiner Abreise aus Verona sah. Und was noch mehr bedeutet: Dies geschah in Korosko, wo man seit Menschengedenken keinen Tropfen Regen mehr hat fallen sehen.
In dieser kleinen Stadt warten wir jetzt auf ungefähr sechzig Kamele, um die große Wüste zu durchqueren. Wir hoffen, in vier Tagen aufzubrechen. Diese Reise durch die Wüste stellt eine der größten Schwierigsten auf unserer Reise dar. Aber glaubt Ihr, dass wir an irgendwelchen Krankheiten leiden, wie es beinahe jedem Europäer ergeht, der hierher kommt? Seid ruhig, das ist nicht der Fall. Ein Brief aus Khartum wird das bestätigen. Gott ist mit uns. Obwohl wir dauernd dem Tod ausgesetzt sind, so haben wir dennoch die Vorahnung, dass wir in Khartum ankommen werden und dass wir zuerst die große Wüste durchqueren werden, die sich von Korosko bis Berber erstreckt, und zwar ohne Kopfschmerzen. Und das sage ich, weil wir die große Wüste am Fest des heiligen Franz Xaver durchqueren, unseres Schutzpatrons, das auf den 3. Dezember fällt, und am Fest der Unbefleckten Empfängnis, das heißt am 8. Und Maria ist die Beschützerin unserer Mission. Während wir also in der Zwischenzeit unsere Sachen vorbereiten, werden Don Giovanni und ich oft um Rat gefragt im Zusammenhang mit verschiedenen Krankheiten.
Vor ein paar Tagen kam ein Hauptmann des ägyptischen Heeres zu mir, um mich um Rat zu fragen, er hatte eine Krankheit an den Geschlechtsteilen. Da es sich um eine Syphilis handelte, verschrieb ich ihm unter anderem, nicht nur mit Frauen allgemein nichts zu tun zu haben, sondern auch nichts mit seiner eigenen Frau, sonst würde er bald bei Mohammed sein. Er erwiderte mir: Was wollen Sie, dass ich mit so vielen Frauen tun soll? Ich habe zehn davon zuhause, die meine Frauen sind, ich brauche keine anderen zu suchen.
Die Vielehe ist sehr verbreitet bei all denen, die es sich leisten können. Inmitten dieser vornehmen Gesellschaft tut es uns oft weh, so viele bemitleidenswerte Söhne Adams zu sehen, die dieser bedauernswerten Knechtschaft zum Opfer fallen. Nachdem sie hier auf Erden so viel leiden müssen, erwarten sie noch größere Leiden in der Hölle. Im fünften Jahrhundert wurde hier vom heiligen Frumentius der Glaube verkündet, der vom heiligen Athanasius gesandt war, dem Patriarchen von Alexandria. Ungefähr zweihundert Jahre später kamen die Moslems und zerstörten alles, auch den Glauben an Jesus. Und seither, es sind jetzt elfhundert Jahre her, ist der Glaube an Jesus nie nach Nubien gekommen, heute noch gilt die Todesstrafe sowohl für den, der predigt, als auch für den, der den Glauben annimmt. Erst im Jahr 1848 konnte Msgr. Knoblecher, der gegenwärtige Apostolische Provikar, mit Don Vinco eine Mission in Khartum errichten, wo sie sich nicht um die Moslems kümmern können, sondern nur um die afrikanischen Sklaven.
Aber nun genug davon, Ihr werdet müde sein. Ich bin ganz ungeduldig, um nach Khartum zu kommen, wo ich viele Briefe von Euch zu finden hoffe. Die Post kommt dort vor uns an, sie wird mit Dromedaren von Ägypten nach Khartum gebracht, und die laufen Tag und Nacht mit höchster Geschwindigkeit.
Unterdessen, freut Euch, seid beruhigt und vertraut auf Gott, der alles sieht, und mehr als das, der uns liebt. Denkt daran, dass wir für Euch beten, dass wir immer an Euch denken, und Euch für Euren Großmut danken. Ihr habt Euer ganzes Vertrauen auf Gott gesetzt, er versteht es, Euch angemessen zu belohnen. Oh, die göttliche Vorsehung ist die Grundlage jeder Hoffnung für einen armen Missionar, der alle Schmeicheleien der Welt verwirft und sich unter seinen wohltätigen Flügeln in fremde Länder begibt, um die Ehre und das Reich Christi zu fördern.
Ich empfehle Euch, es Euch gut gehen zu lassen und an nichts für Eure körperliche Gesundheit zu sparen. Ihr habt alles für den Herrn getan. Ich hoffe, Ihr habt eine gute Hausangestellte gefunden, wenn nicht, so sehe ich schwarz. Ihr würdet mich zwingen, eine hässliche Schwarze aus Zentralafrika zu schicken, die Euch hervorragend dienen würde. Behüte Euch Gott, lieber Vater, liebe Mutter, schreibt mir oft, vor allem über alles, was Euch betrifft. Seid fröhlich, ich sage es Euch nochmals, und geht weiter auf dem Weg nach Kalvaria. Es sind 820 Schritte vom Amtssitz des Pilatus nach Kalvaria, und 800 habt Ihr schon hinter Euch. Wollt Ihr noch vor den letzten zwanzig erschrecken? Das darf nie geschehen.
Ich bitte Euch, Euch an meiner Stelle meines Patenkinds Giacomino, genannt Pilés, anzunehmen, den Sohn von Carlo und Anna Maria. Es tut mir leid, dass ich nicht in Riva gewesen bin, um unsere lieben Verwandten zu grüßen. Grüßt sie von mir ganz besonders, ebenso den Onkel Giuseppe, der gewiss für mich betet, dann Eustachio, Erminia, die Kleinen, den Herrn Rat, unseren Herrn, seinen Bruder und seine Schwägerin in Riva, den Herrn Rektor, Don Bem, den Herrn Beppo und Frau Julia Carettoni, die Familie von Luigi und Prudenza Patuzzi, die guten Frauen Minica, Virginia und Gigiotta, die mir versprochen haben, für mich zu beten und es gewiss auch tun, den Arzt David, den Doktor Fantini, den Freund Antonio Risatti, Rambottini, den Hauptmann auch im Namen von Don Angelo, den Herrn Vincenzo Carettoni und seine Familie in Bogliaco, unsere Verwandten aus Bogliaco, Maderno, die Gärtner von Supino und Tesolo, den Herrn Lehrer, Candido, den Pfarrer von Voltino und alle, die sich nach uns erkundigen. Gebt einen herzlichen Gruß an den Herrn Pietro Ragusini und durch ihn an den Herrn Bortolo Carboni, die mich unterstützt haben, es sind so gute Seelen. Grüßt ebenfalls all diejenigen, denen ich Leid bereitet habe, besonders Euch und der lieben Mutter.
Ich möchte Euch alle segnen und verbleibe von ganzem Herzen
Euer lieber Sohn
D. Daniel Comboni
ich freue mich so sehr, liebe Mutter, Ihnen mitteilen zu können, dass ich gesund bin, dass ich an Euch denke, dass ich für Euch bete, und wenn ich auch weit weg von Euch bin, lebe ich immer für Euch. Wie oft denke ich doch jeden Tag an das große Opfer, das Ihr für mich dem Herrn dargebracht habt. Das ist für mich etwas ganz Großes, und ich werde mich nie genug darüber wundern, immer werde ich Euch dankbar sein für das Gute, das Ihr mir getan habt, ich war doch so unwürdig dafür. Wir denken hier immer an Euch.
In Verona, in Jerusalem und an vielen anderen Orten gibt es viele Menschen und Klöster, die für uns und unsere Mission beten. Aber, um die Wahrheit zu sagen, ich verlasse mich mehr auf ein Ave Maria von Euch, denn es kommt aus einem Herzen, das sich für die Ehre Gottes geopfert hat. Seid also standhaft in Eurer Großmut, seid immer froh, und bei jeder auch leichten Versuchung, im Glauben nachzulassen, oder bei anderen Versuchungen, wendet Euren Blick auf die Schmerzensmutter neben dem Kreuz. Auch wir sind immer fröhlich, und wenn der Feind unseres Heiles uns an den Schmerz erinnert, den wir bei unserer Trennung erlebten, und den, den Ihr mitgemacht habt (an den denken wir immer), wenden wir unsere Augen auf das Leiden, das Jesus und so viele Apostel und Missionare auf sich genommen haben, und dann sind wir wieder froh.
O, wenn Ihr das Elend sehen könntet, das es hier zu Lande gibt, wenn Ihr hundert Söhne hättet, würdet Ihr sie alle Gott geben, damit sie diesen armen Seelen Hilfe bringen könnten. Dankt deshalb dem Herrn, dass er Euch die Gnade gegeben hat, ihm alles zu geben, was ihr hattet. Unterdessen möchte ich Euch von ganzem Herzen grüßen. Seid Ihr vielleicht bis jetzt krank gewesen? Schreibt mir doch, liebe Mutter, und zwar immer. Grüßt mir Eure Brüder und die Schwägerin, sagt dem Onkel Luigi, er soll drei Mal im Jahr zur Beichte gehen; ich werde ihm den feinsten afrikanischen Tabak schicken; auch den Onkel Pietro grüßt tausendmal; ihm werde ich einige Flaschen kostbaren ägyptischen Weines schicken, besseren als den, den er hinunterschluckt, wenn er sich einen antrinkt, so dass er alles doppelt sieht. Grüßt mir auch eure Patinnen, Pirola, die gute Angestellte unserer Verwandten. Ich segne Euch und verbleibe von ganzem Herzen
Euer ergebenster Sohn
D. Daniel
PS: Von Herzen grüßen Euch auch alle meine Gefährten, sie bitten Euch, für uns zu beten.
um Euch die Wahrheit zu sagen, ich glaube, es wäre ganz falsch, auch nur eine einzige Gelegenheit auszulassen, Euch wissen zu lassen, was ich in meinem Herzen für Euch fühle. O, wenn Ihr wüsstet, wie lieb Ihr mir seid, und wie ich Euren großherzigen Entschluss achte und zu schätzen weiß. Jeden Augenblick glaube ich, Euch in Eurem Schmerz versunken zu sehen, bald froh wegen der künftigen Hoffnung, bald in unerklärlicher Unsicherheit, dann wieder ganz versunken im Vertrauen auf Gott. Das Herz des Menschen ist so, liebste Mutter. Gott scherzt jetzt nur, denn er liebt Euch.
O, wenn Ihr doch verstehen könntet, wie wohlgefällig Gott Euer Kummer ist. Ich bin sicher, dass das Leben, das Euch noch bleibt, für Euch ein Paradies sein würde. Ja, liebe Mutter, Ihr seid Gott äußerst lieb, und ich bin stolz darauf, Euch als Mutter zu haben. Wenn ich mich nicht anstrengen würde, zu arbeiten und mein ganzes Leben zur Ehre Gottes einzusetzen, würde ich schlecht dem Beispiel meiner Eltern folgen, die mir vorangegangen sind in der hehren Aufgabe, alles aus Liebe zu Jesus Christus zu opfern.
Also Mut. Ich empfehle Euch von ganzem Herzen den alten Simeon. Ertragt ihn mit all seinen Schwächen. Weist ihn zurecht und habt ihn aus Liebe zu Gott lieb. Lebt in gegenseitiger Liebe und Eintracht, Gott hat Euch einen Thron im Himmel bereitet, der Euch unendlich für alle Mühen in Eurem Leben vergelten wird. Gebt dem alten Simeon von mir einen Kuss, grüßt den Herrn Miniche und glaubt mir von ganzem Herzen.
Euer ergebenster Sohn
D. Daniel
da die Vorsehung Gottes es so bestimmt hat, dass bis jetzt nicht genügend Kamele für uns und unsere Sachen aufgetrieben werden konnten, um die Wüste zu durchqueren, sind wir also gezwungen, bis jetzt in Korosko zu bleiben, und deshalb halte ich es vor meiner Abreise für gut, Euch noch einmal zu schreiben, ich hoffe, dass Ihr bis Mitte Januar den Brief in den Händen haltet.
Und was haben wir in der Zwischenzeit alles getan? Wir verbrachten die Tage zwischen Hoffnung und Unentschlossenheit. Heute erhielten wir Nachrichten von Karawanen, die aus der Wüste zurückkehrten. Tags darauf kamen Schiffe mit Strafgefangenen, und die sollten sofort die Kamele bekommen, die soeben ankamen, um ihre Strafe etwas über Khartum hinaus, am Bahr-el-Azrek, zu beginnen. Es ist wie in Russland, wo die zu lebenslang verurteilten Verbrecher nach Sibirien geschickt werden, damit sie langsam in der Kälte sterben, so müssen diese ägyptischen Häftlinge langsam in der Hitze umkommen. Etwas später planten wir, nach Dongola weiterzureisen, um dann durch die Wüste von Baiuda nach Khartum weiter zuziehen. Diese Wüste ist viel weniger gefährlich als die nubische, die wir eigentlich durchqueren wollten, aber dagegen sprach, dass man dafür wegen des Passes von Wadi Halfa drei bis vier Monate braucht, und dass dann noch weitere sieben Stromschnellen im Nil zu überwinden sind.
Jedoch nach mehr als zwei Wochen gefiel es Gott, dass eine Karawane aus Berber ankam, und mit diesen Kamelen werden wir morgen von Korosko durch die Wüste aufbrechen; der Vertrag ist schon gemacht. Der Vorschuss, der etwas mehr als zweihundert Talern entspricht, ist schon in der Hand des Habir unserer Karawane.
In der Zwischenzeit, wisst Ihr, liebster Vater, welche Gedanken in meinem Kopf herumgingen? Ich denke immer über das großherzige Opfer nach, das Ihr zwei gebracht habt, und ich glaube in meinem innersten Herzen, dass es in der Welt nur wenig glücklichere Eltern gebe kann, als Euch, denn wo sind Eltern, die ihren Auftrag vollkommener erfüllen? Napoleon sagte, es sind diejenigen, die dem Staat mehr Kinder geben. Ein Philosoph des Altertums meinte, diejenigen, die dem Vaterland mehr Kinder geben. Unsere heilige Religion hingegen behauptet, dass diejenigen Eltern am vollkommensten ihren Auftrag erfüllen, die Kinder für den Himmel zeugen. Gehört Ihr nicht vielleicht zu diesen letzteren?
Ja, Euer Glück ist eigentlich noch größer. Dieser Euer einziger Sohn wurde nicht nur von Euch nach dem Himmel ausgerichtet, sondern wurde auch von Gott zur Bekehrung der Ungläubigen berufen, in einen Stand also, wo alles dafür verwendet wird, andere Seelen in den Himmel zu senden, die noch in der Finsternis sitzen und im Todesschatten. Und diesen Euren Sohn, der Euer Ein und Alles hier auf Erden war, den habt Ihr ganz Gott geweiht und nichts für Euch zurück behalten, außer dem ewigen Opfer, dass er so fern ist und dass er aus Liebe zu Jesus nicht mehr bei Euch ist.
Und wen gibt es auf der Welt, der das mit so viel Großmut getan hätte? Nur wer von Gott zu großen Dingen berufen ist, wie die heilige Felicitas, die Mutter der makkabäischen Brüder und andere Seelen, an denen Gott sein Wohlgefallen hatte. Und schließlich, sagt nicht, dass dieser Euer Sohn, den ihr hergegeben habt, ein armer Narr ist, unnütz und unfähig, etwas zu leisten, denn wenn es auch wahr ist, dass ich so bin, so habt Ihr mich doch an Gott hingegeben, wie wenn ich Salomon wäre oder der Apostel Paulus, und wenn ich auch ein unnützer Diener bin, zu nichts fähig, auch wenn ich nichts fertigbringen sollte, auch wenn ich abfallen sollte (Gott halte über mich seine Hand!), so habt Ihr doch bei Gott so viele Verdienste erworben, wie wenn Ihr der Kirche einen heiligen Augustinus gegeben hättet, einen Franz Xaver oder einen heiligen Paulus, denn Gott misst nicht die Größe der Dinge – vor ihm sind sie alle weniger als nichts – sondern er misst nach der Größe der Liebe, mit der sie gegeben werden, wie es auch Jesus gerne annahm, als der heilige Petrus alle seine Sachen zurückließ, um ihm zu folgen. Was hatte er? Ein Schiff, das er zurückließ, das schon ganz vermorscht und durchlöchert war, und einige Netze, die zerrissen waren. Und doch hat der heilige Petrus alles zurückgelassen, und das Evangelium lobt ihn, wie wenn er ein Königreich zurückgelassen hätte. Denn dem armen Bauern ist sein bescheidenes und einfaches Haus so lieb wie dem Monarchen seine Hauptstadt.
Ihr gehört nun zu denen, die Jesus alles gegeben haben. Sagt mir nun nicht, dass diejenigen Eltern glücklich sind, die an der Seite ihrer Kinder leben. Ja, diese schaffen sich einen Teil ihres Paradieses schon auf Erden, und am Todesbett, wenn man die früheren Freuden nicht mehr genießen kann, dann erkennt man nur allzu gut die Dinge in ihrem Wesensgehalt, ja, am Totenbett bleibt ihnen nur die bittere Reue, nichts für den Herrn getan zu haben, während Ihr in Jubel ausbrechen werdet: Gepriesen sei der Herr, der mich auf den Weg des Kreuzes geführt hat, jetzt gibt er mir den hundertfachen Lohn!!!
Nur Mut, lieber Vater: Mein Herz ist immer bei Euch, jeden Tag spreche ich mit Euch, ich bin bei Euren Sorgen, und ich habe einen Vorgeschmack der Freuden, die Gott für Euch im Himmel bereithält. Also, Mut. Möge Gott der Mittelpunkt unserer Verbindung sein, möge er immer unsere Unternehmen und unsere Geschicke leiten, und freuen wir uns, dass wir es mit einem guten Herrn zu tun haben, mit einem treuen Freund und einem liebevollen Vater.
Denkt vor allem daran, diesem guten Vater zu vertrauen und demütig zu bleiben, da die Gnaden, die der Herr Euch gegeben hat und Euch noch geben wird, Euch nicht durch Eure Verdienste zukommen, sondern durch seine Barmherzigkeit.
Mir geht es gesundheitlich ausgezeichnet, ebenso all meinen Gefährten, die eigentlich meine Oberen sind, ich bin nicht einmal würdig, ihr Diener zu sein, denn sie sind von einer Güte, verglichen mit der meine Tätigkeiten eigentlich ein Vergehen sind. Sie grüßen Euch alle beide, und bitten, dass Ihr zum Herrn für unsere Mission betet. Wir hoffen, an Epiphanie nach Khartum zu kommen, und von dort werden wir im Januar nach Bahr-el-Abiad weiterziehen.
Grüßt die Mutter recht lieb, ich bitte Euch von ganzem Herzen. Seid geduldig, tragt sie mit all ihren Schwächen, und sie wird Euch mit den Eurigen ertragen. Vor Gott sind wir alle voller Fehler. Also Geduld und Liebe, denn Gott erträgt uns auch. Gebt ihr einen lieben Kuss von mir, und schaut, dass ihr nichts fehlt, weder das Feld noch sonst irgendetwas soll wichtiger sein. Gott wird für alles sorgen.
Grüßt von mir Eustachio, Erminia, den Onkel Giuseppe, unsere Verwandten in Riva, Limone, Bogliaco und Maderno. Auch den Herrn Rektor, den Herrn Beppo Carettoni, Patuzzi und seine Familie, den Großvater D. Ben, den Herrn Ragusini, Vincenzo, Risatti, Rambottini, den Eigentümer und alle insgesamt. Grüßt auch den Leiter des Schiffes, Meneghelli, und dankt ihm für seine Grüße. Ich denke, er ist ein edler Mensch und ein guter Christ. Bleibt mit Gott! Bleibt mit Gott!
Euer ergebener Sohn
D. Daniel
Nr. 27 (25) An P. Serafino OFM
ASC
[PS: Worte Combonis auf der letzten Seite des Buches „De ascensione mentis in Deum“ von Bellarmin, das ihm von Comboni geschenkt wurde.]
unendliche Freude habe ich empfunden, als ich Euren lieben Brief vom 16. November [1857] las. Aber die Freude wäre noch größer gewesen, wenn Ihr mir etwas über die Fortschritte des kleinen Emilio berichtet hättet. Ich weiß, dass es Eugenio und Enrichetto gut geht. Ich freue mich sehr zu erfahren, dass sich meine gute Meinung, die ich von ihnen habe, bestätigt finde. Aber dass Ihr mir nichts über den berichtet, der sich nicht immer so lobenswert wie die anderen beiden mir gegenüber verhalten hat, lässt in mir den leisen Verdacht aufkommen, dass er auch in Rovereto wie in Limone einige Streiche vollführt hat. Andererseits aber hoffe ich, dass er sich im Allgemeinen ordentlich benimmt. Schreibt mir also noch einmal über alle ohne Ausnahme, sowohl das Gute als auch das weniger Gute, über die Fortschritte und das Versagen, denn ich bin dann auf positive Weise zufriedener über einen kleinen Fehler zu hören, als größere zu vermuten, auch wenn sie gar nicht existieren.
Ich tröste mich jedoch sehr mit der Tatsache, dass er sich unter der unmittelbaren und weisen Leitung des nie genug geschätzten D. Giordani befindet, der – wie ich sicherlich besser weiß als Ihr – sich mit großer Sorgfalt um Eure Kinder kümmert. Wie geht es meiner liebenswerten Erminia? Welch süße und angenehme Erinnerungen an sie trage ich in meinem Herzen. Gebt ihr in meinem Namen hundert, ja tausend Küsse und sagt ihr, dass die große Entfernung, die mich von ihr trennt, nicht im Geringsten die Sympathie schmälert, die ich für sie hege. Sagt ihr, ich sei überaus glücklich darüber, dass ich sie seit so vielen Jahren zu jenen zähle, für die ich eine besondere Zuneigung empfinde, dass es mich nicht reut, sie geliebt zu haben, ja noch mehr, ich freue mich sehr, selbst aus der Ferne, sie wissen zu lassen, dass ich sie im Herzen trage.
Ja, mein lieber Eustachius. Durch ganz sichere Zeichen und Hinweise wurde mir gezeigt, dass Gottes Ruf an mich erging. Um diesem Ruf zu folgen, musste ich durch mein Weggehen von meinen Lieben ein vollständiges Opfer bringen. Es war ein wirkliches Opfer, weil ich mit meinen Lieben durch die heiligsten Bande des Blutes verbunden bin. In meinem Geist bin ich ständig bei Euch. Ich denke an Euch, aber ich bete, wenn auch unwürdig, für Euch, und freue mich, an Eurer Seite stehen zu dürfen in allem, was Euch betrifft.
Ich habe mich gefreut, als ich hörte, dass mein lieber Eugenio gezwungen war, Rechenschaft über seine schulischen Kenntnisse in der deutschen Sprache zu geben. Ihr werdet sehen, welch gute Fortschritte er bald machen wird. Das ist nur ein kleines Hindernis für seine Talente. Das macht ihm nichts aus. Ich bin sicher, dass er mit seinem Benehmen und seinem Fleiß in der Schule seinen Vorgesetzten zur Freude gereichen wird. Er wird seiner Familie Ehre machen und Teil Eures Paradieses auf Erden sein. Haltet ihn auch in gutem Kontakt mit Mitterrutzner, der ihm auch nach seinen Studien in Innsbruck wird helfen können, sowohl in Deutschland, als auch in Ungarn, in Italien und Frankreich, ja überall.
Von meinem Vater werdet Ihr über meine Reise erfahren, wie sie bis zur Stunde verlaufen ist, die ich zu den Stämmen in Zentralafrika unternehmen möchte. Was für große Opfer muss doch ein Missionar auf sich nehmen! Was Gott anbetrifft sind mein Vater, meine Mutter glücklich und selig zu preisen. Gott hat ihnen das Heil ihrer Seelen bereits aufgezeigt, aber ihr Schmerz über mich ist das größte Opfer, das mir die Vorsehung Gottes abverlangt, denn es lastet wie Blei auf meinem Herzen und es lastet schwerer als hundertmal unter Qualen als Zeuge des Glaubens zu sterben. Aber Gott, der dieses Opfer von mir will, wird Barmherzigkeit mit ihnen haben und wird ihnen die außerordentliche Hilfe gewähren, die ich jeden Tag für sie erflehe.
Lebt wohl, mein lieber Bruder und liebenswerter Cousin. Ich empfehle Euch meine armen Eltern, sorgt an meiner Stelle für sie, Gott wird es euch reichlich lohnen. Ich empfehle Euch meinen lieben Eugenio, an dessen Schicksal ich ebenso wie Ihr teilnehme. Ich empfehle Euch den guten Emilio. Der arme Kerl scheint mir in seiner jugendlichen Unerfahrenheit in der Auswahl der Studien kein rechtes Glück gehabt zu haben. Ich empfehle Euch den kleinen Enrico. Er, so hoffe ich, wird einen besseren Weg einschlagen als Ihr alle. Grüßt mir ganz herzlich meine liebe Erminia, den Herrn Giuseppe Carettoni, Julia, Eure gute Haushälterin, und alle in der Familie. In der Hoffnung, dass ich durch Eure Briefe nicht enttäuscht werde, umarme ich Euch und gebe Euch tausend Küsse und grüße Euch von ganzem Herzen,
Euer Euch ergebener Bruder
D. Daniel
die Nachricht, die ich von meinem Vater in einem Brief vom 6. November erhalten habe, hat mich mit großer Traurigkeit erfüllt, nämlich, dass Sie Limone verlassen werden. Arme Ortschaft! Sie ist nun allein gelassen von dem, der ihr so viele Tränen getrocknet und so viel Gutes getan hat. Jetzt wird sie ohne Hirten sein. Sie wird keine Hoffnung mehr haben, sich der vergangenen Zeiten zu erfreuen. Es tut mir sehr, sehr leid, mein lieber D. Pietro, auch wenn ich noch nicht weiß, ob sie meine arme Heimat schon wirklich verlassen haben. Aber es geziemt sich nicht, über Unglücksfälle zu sprechen.
Sie werden meinen Brief aus Jerusalem erhalten haben. Wahrscheinlich hat Ihnen mein Vater über meine Reisen erzählt. Da ich aber befürchte, dass Sie seit einigen Monaten nicht mehr in Limone sind, möchte ich kurz darauf zu sprechen kommen. Am 23. Oktober reisten wir an Bord von zwei Dahabiyas aus Kairo ab. Nach zwanzig Tagen glücklicher Fahrt kamen wir in Assuan an. Dort besichtigten wir in Eile die berühmten Pyramiden und die glorreichen Ruinen von Dendera, Keneth, Theben, Karnak, Luxor, Esna etc. Die Stromschnellen des Nils umgingen wir auf einem kleinen Umweg durch die Wüste auf Kamelrücken. Wir kamen bald wieder zum Nil bei Shellal, einem Ort an der Grenze zu Nubien unter dem Wendekreis. Dort mieteten wir zwei neue Schiffe. Schließlich erreichten wir Korosko, einen Ort an der Grenze der gefürchteten Wüste von Nubien.
Derjenige, der weiß, was Wüste ist, erzittert, wenn er das Wort Wüste hört. Auch wenn die Wüste von sich aus tausend Gefahren, Unbequemlichkeiten, Beschwernisse und Entbehrungen in sich birgt, haben wir sie trotzdem in 22 Tagen gegen alle Erwartungen glücklich durchquert. Wir hatten die günstige Winterzeit auf unserer Seite. 47 Kamele bildeten unsere Karawane. Sie wurde angeführt von zwei tüchtigen Habir. Sie waren auf unsere Kosten von dem großen Wüstenfürsten geheuert worden. Zuerst ging die Reise durch ein großes Gebirge. Die Steine waren von der Sonne verbrannt. An den Hängen gab es Kalkschichten, die durch die glühende Hitze entstanden waren. Nach zwei Tagen betraten wir eine gewaltige heißglühende Fläche aus Sand, die eine Vorstellung vom Meer vermittelt. Dort herrschen 38, 40 bis 43 Grad Réaumur [47,5; 50; 53,7 Grad Celsius]. Da hier gerade Winter ist, bläst der Wind weniger. Das unangenehme und beschwerliche Schaukeln des Kameles erzeugt starke Schmerzen in der Wirbelsäule, das Fehlen von warmen Speisen, die harte Matte auf dem Boden, auf der man sich ausruht, und andere Unannehmlichkeiten machen diese Wüste zu einer gefürchteten Wüste. Sie hat, ich weiß nicht in wie vielen Jahren, achtundneunzig Karawanen den Tod gebracht. Wie der Habir sagte, hat es viele Opfer gegeben. Man sieht es auch an den Knochen von Verstorbenen und an den Tausenden von Skeletten von Kamelen. Sie sind die einzige Nahrung für die Hyänen und zugleich die wichtigsten Zeichen, die den Weg weisen.
In Korosko fassten wir 26 Schläuche mit Nilwasser für die Reise durch die Wüste. Zwei Tage später färbte sich das Wasser und nahm den Gestank von verfaultem Ziegenfell an, aus dem die Wasserschläuche gemacht sind. Das verstärkte natürlich unsere Unannehmlichkeit noch erheblich. Dabei übersahen wir kleine Entbehrungen, die den Menschen auf der Reise durch die Wüste begleiten. Bald schon entdeckten wir dann von weitem Schwärme von verschiedenen Vögeln und hörten das laute Brüllen der Nilpferde, die den Nil auf seinem Weg durch Nubien bevölkern. Sie kündeten uns, dass wir schon in der Nähe der Stadt Berber waren, der Hauptstadt des Scheichtums mit demselben Namen. Wir mieteten wieder zwei Schiffe, begrüßten den Pascha Wood el-Kamer, den berühmten Mann, der den großen Scheich getötet hat, der 1822 Ismail Pascha, den Sohn des unsterblichen Mohammed Ali V., König von Ägypten, verbrannt hatte, und erreichten nach acht Tagen Reise auf dem Fluss glücklich Khartum. Es waren genau vier Monate und sechs Stunden seit unserer Abreise aus Verona.
Khartum liegt im Grenzland zu den Stämmen Zentralafrikas. Wir sind gerade dabei, uns auf die gefährliche Expedition vorzubereiten. Unsere Absicht ist es, den Bahr-el-Abiad hinunterzufahren bis kurz vor den Äquator. Nach entsprechend genauen Erkundigungen wollen wir versuchen, Zugang zu einem möglichst großen Stamm zu erhalten, dessen Sprache auf einem sehr weiten Gebiet gesprochen wird. Hier in Khartum erzählt man sich Horrorgeschichten über das, was die Einwohner des Bahr-el-Abiad dieses Jahr begangen haben. Wir möchten aber darauf hinweisen, dass sie in übertriebener Weise von Abenteurern provoziert werden, die auf der Jagd nach Elefanten sind, um ihnen die Zähne [Elfenbein] zu nehmen. Wir vertrauen auf Gott, der uns zu einem so großen Unternehmen gerufen hat. So, das reicht für heute, mein lieber D. Pietro. Ich hoffe, dass Sie noch in Limone sind und ich würde mich über einen Brief von Ihnen freuen. Wir fünf hier sind gesund und wohlauf und sprechen ab und zu von Ihnen und Ihrem liberalen System, als Sie im Kolleg waren. Viele herzliche Grüße an Herrn Pietro Ragusini, an seine gute Mutter, Brüder und Schwestern Elisa und Marietta.
Ihr sehr ergebener
D. Daniel Comboni
Meine Gefährten lassen herzlich grüßen.
… in Korosko haben wir 43 Kamele gemietet, 27 Wasserschläuche gefüllt und betraten die großartige Wüste Nubiens. Unsere Karawane bestand aus 47 Kamelen, weil sich uns ein türkischer Hauptmann anschloss. Geführt wurde sie von zwei Habir, die vom großen Oberhaupt der Wüste dazu beauftragt worden waren. Sie waren für jeglichen Vorfall verantwortlich. Der große Häuptling ist der absolute Herr dieser langen und gefährlichen Reise. Er ist ein Nachkomme des Scheichs Abd-el-Quader, der vor vielen Jahrhunderten lebte und der erste gewesen sein soll, der die Wüste durchquerte. Deshalb wird unser großer Häuptling ähnlich wie Mohammed für einen Propheten gehalten. Man hält ihn für einen Heiligen. Er kann also, wenn er das wollte, die ganze Karawane in der Wüste zu Grunde gehen lassen, ohne dass jemand – nicht einmal der Groß-Pascha – etwas sagen könnte.
[Hier beschreibt er die Durchquerung der Wüste, die gut gelungen ist, und in der keiner seiner Gefährten gesundheitliche Schäden davon getragen hat.]
Schließlich erreichten wir am letzten Tag des Jahres nach 21 Tagen heil und unversehrt Berber. Am Weihnachtstag haben wir die hl. Messe in Abuhhammed gefeiert, wo noch niemals in königlicher Gegenwart der Schöpfer des Universums angebetet worden ist. In Berber besuchte uns in unserem Zelt der Pascha Wood el-Kamer, der berühmte Töter des Mörders von Ismail Pascha, Sohn des großen Mohammed Ali. Wir mieteten zwei Schiffe und fuhren flussaufwärts. Nach der Besichtigung der Pyramiden von Meroe, der antiken Hauptstadt des berühmten äthiopischen Königreiches, das wahrscheinlich seine Blütezeit noch vor Ägypten erlebte, erreichten wir glücklich am 8. des Monats Khartum, also nach vier Monaten. Auf den nahen Inseln im Nil sahen wir Krokodile in Gruppen von zehn, zwanzig oder dreißig und hörten das raue Schnaufen Nilpferde. Die Missionare empfingen uns freundlich auf dieser entlegenen Missionsstation.
[In dem PS erzählt er, einen Brief erhalten zu haben, in dem ihm über eine schwere Krankheit seiner Mutter berichtet wird. Der Arzt von Limone hatte ihn abgeschickt. Er erzählt auch, dass er zusammen mit seinen Gefährten am Morgen jenes 15. vom koptischen Patriarchen Abessiniens empfangen worden sei, der in der Eigenschaft des Botschafters beim Groß-Pascha, dem Vizekönig, nach Kairo gekommen sei.]