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Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
1031
An Kanoniker Giovanni C. Mitterrutzner
0
Khartum
05. 03. 1881

N. 1031; (986) – AN KANONIKUS JOHANNES CHRYSOSTOMUS MITTERRUTZNER
ACR, A. c. 15/83
J.M.J.
Khartum, 5. März 1881

Dulcissime rerum,

[6516]

Heute Morgen habe ich vier Erwachsene und eine Afrikanerin feierlich getauft. Die Afrikanerin hat anschließend einen der Neugetauften geheiratet. Euren Brief vom 23. Januar 1881 habe ich vor einer Woche erhalten. Darin standen folgende Zeilen: „Heute schicke ich Euch (P. Sembianti) weitere 300 Gulden von einer Frau, die ungenannt bleiben will, aber eine Klausel hinzugefügt hat: Der erste Afrikaner, den Seine Exzellenz in Khartum taufen wird, soll Enrico (Rex) Anna Maria heißen… und er soll mir auf einem separaten Blatt Papier den Taufschein schicken.


[6517]

Hiermit schicke ich Euch den Taufschein. Unter vier Jugendlichen habe ich einen Dinka ausgewählt (denn Ihr seid durch die Dinkasprache bekannt geworden). Er ist ein hübscher, ungefähr achtzehnjähriger Junge, der aus Toi im Dinkaland stammt und A-Gher heißt. Er spricht kein Arabisch. Er wurde vom berühmten und heiligen Kheralla unterrichtet (einem Mitarbeiter von Lanz bei den Kic auf der Station Heilig Kreuz – und von mir, Oliboni, Melotto, und Beltrame). Ich habe seinen Unterricht in der Dinkasprache überprüft. Er ist 1,82 Meter groß (ich 1,75) und legt bestes Betragen an den Tag. Wäre D. Luigi Bonomi nicht so beschäftigt, er ist auch Fotograf, würde ich ihn bitten, den glücklichen Neugetauften Enrico (Rex) Anna Maria A-Gher zu fotografieren. Wir werden sehen.


[6518]

Nächste Woche reise ich mit 30 oder mehr Personen nach Kordofan und Ghebel Nuba. Sobald ich auf diesen Missionsstationen alles in Ordnung gebracht und sie besucht habe, werde ich selbst eine überaus wichtige westlich des Weißen Flusses bei den Kic und den Bari gründen. Ich werde dem Flusslauf der Bahr-el-Ghazal in Richtung Südwesten folgen. In einem Teil dieser zukünftigen Mission wird Dinka, Giur, Arol, Ghogh und Niam-Niam gesprochen. Es handelt sich um ein herrliches und sehr gesundes Gebiet. Es ist die Zielvorstellung der Missionen von Kordofan und Ghebel Nuba. Ich werde später einmal drüber berichten, da ich das Gebiet gut studiert habe.

Seine Exzellenz der Hokkomdar, Generalgouverneur des ägyptischen Sudan (der ein Gebiet umfasst, das größer ist als ganz Italien) ist mein großer Freund und erfüllt mir jeden Wunsch.

Vale! Celsissimo Reverendissimo et Benefactricis salutem et gratias.

Tuissimus + Daniele, Bischof.

Übermorgen halte ich ein feierliches Pontifikalrequiem für den großen Wohltäter Kardinalerzbischof Kutskas von Wien.


1032
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
05. 03. 1881

N. 1032; (987) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/111
Nr. 8
Khartum, 5. März 1881

Mein lieber Pater,

[6519]

Der mir von Gott vorgezeichnete Weg ist das Kreuz. Aber da Christus infolge der menschlichen Ungerechtigkeit am Kreuz gestorben ist, und wusste, was er tat, so ist das ein Zeichen dafür, dass das Kreuz eine gute und richtige Sache ist. Tragen wir es also und gehen wir unseren Weg weiter.

Der Obere von Kordofan, den ich und mein Vikar D. Bonomi um die Abrechnung gebeten hatten, hat sie nie weder bei mir noch bei D. Luigi abgegeben. Nach meiner Ankunft in Khartum schrieb er mir, dass er dringend eine Schuld von 1800 Franken in Gold bei meinem Prokurator Giorgi Papa begleichen müsse. Ich zahlte ihm gleich bei Sicht hier in Khartum 1800 Taler aus. Mit der nächsten Post forderte er weitere 100 Taler an, die ich ebenfalls bei Sicht zahlte. Jetzt hat er mir telegrafiert (ohne jemals eine Abrechnung zu schicken), er brauche dringend noch wenigstens 800 Taler. Hier habe ich inne gehalten, denn nie hat er mir gesagt, an wen er die Taler zahlen muss und welche Ausgaben er gemacht hat. Ich habe dann verschiedene Unregelmäßigkeiten festgestellt, von denen ich nur eine einzige anführe. Nachdem ich mit Callisto Legnani (er ist jetzt italienischer Konsul in Khartum) die Endabrechnung gemacht hatte, entdeckte ich einen Kredit von 1.600 Franken in Gold. Er protestierte und sagte, er habe geglaubt, dass er der Gläubiger sei. Er musste aber klein beigeben angesichts unserer Bestellungen und Abrechnungen. Als er schließlich Geld brauchte, zeigte er mir die Quittungen von zwei Wechseln von 900 Franken in Gold, die sein Bruder Herr Isidoro Legnani durch die Bank von Neapel an den Vater von D. Vincenzo Marzano ausgezahlt hatte, usw., usw. Er sagte mir, dass er noch weitere Rechnungen von El Obeid hat. Er weiß, dass ich ihm mehrere Male erklärt hatte, dass ich keine Rechnungen bezahle, die nicht von mir oder von meinem Vikar D. Bonomi kommen. Gehen wir weiter. 


[6520]

Wie Sie sicher gelesen haben, hat D. Losi an Seine Eminenz di Canossa am 12. Oktober 1880 die feierliche, verleumderische Lüge geschrieben (und doch möchte ich 30 solche verrückte Heilige wie D. Losi haben. Er hat vielleicht auch, wie andere Male, an den Kardinalpräfekten von Propaganda geschrieben, der mir eine Andeutung gemacht hatte, oder vielleicht hat seine Eminenz di Canossa diesen Punkt in Propaganda berührt), die folgenden Wortlaut hat: „Da Eure Eminenz noch an diese arme Mission denkt, usw… Die Priester dieser Station von El Obeid (D. Vincenzo Marzano, der Geld an seinen Vater schickt, und D. Fraccaro, der ohne etwas dem Bischof oder Apostolischen Vikar oder seinem Generalvikar zu sagen, duldet diese Schlamperei) haben mir versichert, dass Msgr. Comboni seit drei Jahren keinen einzigen Piaster geschickt hat und deswegen beim Prokurator große Schulden entstanden sind, usw. (dass man ihm aber nichts mehr schulde, da laut Quittung alles bezahlt worden sei), usw.“ Aus der Buchführung der Generalverwaltung dieser Apostolischen Kanzlei geht aber hervor, dass vom 21. Oktober 1877 bis zum heutigen Tag, ohne die 11 Lieferungen an Vorräten nach Kordofan zu berechnen, in Bargeld allein 262.073 sudanesische Piaster Toggiar, gleich 13.103 Taler Megid und 13 Franken, gleich 3.047 Napoleon in Gold, 7 Franken und 33 Cents geschickt worden sind (ich sage und schreibe dreitausend und 47 Napoleon in Gold, sieben Franken und 33 Cents). Die Buchführung führte Kanonikus Fiore vom 21. Oktober 1877 bis 12. April 1878, D. Squaranti bis 10. September 1878, ich selbst bis 19. März 1879 und D. Bonomi bis 18. Februar dieses Jahres.


[6521]

Ich hoffe, dass ich nicht so kleinlich und stolz sein werde, mich weder vor unserem Vater dem Kardinal di Canossa noch vor der Heiligen Kongregation von Propaganda Fide rechtfertigen zu wollen: von mir aus unternehme ich nichts. Aber ich werde die Mitra aufs Spiel setzen, auch vor dem Heiligen Vater, um die Unschuld und Treue meiner Missionare und jener, die ihr Leben für Afrika hingegeben haben, zu verteidigen. Es lebe Jesus! (Auch an die Familie und an P. Angelo Composta von Negrar Legnani hat er ohne meine Erlaubnis 100 Franken geschickt, mit Zustimmung von D. Fraccaro). Nach all diesen und anderen Unregelmäßigkeiten, die zu beschreiben ich keine Zeit habe, bin ich fest überzeugt und sehe ganz klar, dass es mir mit der Hilfe von Jesus, Maria und meinem Josef in diesem Jahr gelingen wird, meine Projekte zu beginnen, die ich mit meinen jetzigen Niederlassungen vor Augen habe, um zu den Stämmen am Äquator vorzudringen. Ich habe darüber lange mit dem großen Pascha gesprochen, der mir sehr wohlgesinnt ist und meine Projekte gutheißt, da er überzeugt ist, obwohl er ein fanatischer Muslim ist, dass unser Werk ein Werk von hoher Kultur ist. Er pflegt auch gute Beziehungen zu D. Luigi.


[6522]

D. Bortolo geht es besser. Er hat wieder Appetit, so dass er nächste Woche mit mir nach Kordofan aufbrechen kann. Auch D. Paolo Rosignoli (der bis jetzt gut mitmacht) ist vollständig geheilt. Die zwei Schwestern aus Piemont werde ich in Khartum unter der Aufsicht von Sr. Vittoria zurücklassen. Da wir sie gleich bei den Mädchen eingesetzt haben und man sofort den guten Einfluss gemerkt hat, so dass sich sogar Sr. Amalia über ihre Nützlichkeit gewundert hat, wurde ich gebeten, sie hier zu lassen. Zudem ist das Klima von Khartum während der letzten zwei Jahre besser gewesen als das von Kordofan. Das ist gut für jene, die sich nicht in Kairo akklimatisiert haben.

Ich habe Sr. Vittoria entsprechende Anweisungen gegeben. Unsere gute Oberin von Verona soll das Gleiche tun, wenn Sie an Sr. Vittoria schreibt.


[6523]

Ich habe gerade Ihren Brief Nr. 12 vom 5. Februar erhalten. Er ist äußerst interessant. Sie sollen wissen, dass wir im ganzen Vikariat nur ungefähr 2600 Franken haben, die ich gestern an D. Giulianelli geschickt habe, damit er einen Wechsel von 3000 Franken an Herrn Marquet bezahlt, den er klugerweise voriges Jahr nicht bezahlt hatte, da etwas nicht in Ordnung war. Insgesamt ist die finanzielle Lage bedauernswert, in der ich mich befinde. Aber ich habe keine Angst. Ich stimme zu und freue mich, dass Sie in Verona über einen guten Fonds verfügen. Ich habe ja selber an viele Wohltäter geschrieben, die Spenden nach Verona zu schicken. Ich muss aber auch an das Vikariat und an Ägypten denken, bin ich doch der einzige Verantwortliche für das gesamte Werk und die Finanzen, denn nur ich kenne die geistlichen und materiellen Bedürfnisse aller Niederlassungen und des ganzen Werkes. Die zehntausend Franken von Propaganda habe ich weder für Verona noch für Kairo bestimmt, sondern einen kleinen Teil für Verona und den Rest für das Vikariat. Sie hätten also das Geld nach Kairo schicken sollen aber nicht für Kairo, sondern dass es von Kairo nach Khartum weitergeschickt wird. Meine Lage ist noch kritischer, weil mir niemand in der Welt einen genauen und endgültigen Rat geben kann, nicht einmal Propaganda. Denn Zentralafrika ist tatsächlich verschieden vom Rest der Welt. Der Mann, der etwas Einblick hat, ist D. Bonomi.


[6524]

Das beunruhigt mich aber in keiner Weise, denn ich berate mich mit dem Herrn, mit der Muttergottes und dem hl. Josef, die mir in Afrika immer beigestanden sind und mich vor Irrwegen bewahrt haben, obwohl Leute in Europa, die keine Ahnung von Afrika haben, anderer Meinung sind. Aber mutig weitergemacht! Ich bin sehr glücklich, dass Ihnen Gott soviel Eifer und Liebe für Afrika schenkt. Auch dass Sie die 7000 Lire zurückbehalten haben, gereicht den Finanzen und dem Werk zum Wohl. Auf diese Weise ersparen wir uns die Spesen, da wir so das Geld nicht zuerst nach Kairo und dann im Juli wieder von Kairo nach Verona zurückschicken brauchen. Behalten Sie nur das Geld in Verona, der hl. Josef wird sich um uns kümmern. Ich bin verwirrt und weiß nicht, wohin ich meine Füße setzen soll. Es lebe Jesus und Beppo und vorwärts! Ich kann den Kontrakt, den ich für die Kirche in Kairo geschlossen habe, nicht rückgängig machen. Ich musste ihn machen und auf diese Weise und würde noch einmal so vorgehen, trotz der Meinung von Bachit (er ist ein Gentleman) und der Gegnerschaft der Franziskaner und des Apostolischen Delegaten. Das ist die reine Wahrheit über die traurige, religiöse Lage in Ägypten. Nach meinem Dafürhalten (unter uns gesagt und unter strenger Geheimhaltung) ist „das Monopol der Franziskaner die Hauptursache des Stillstands des religiösen Fortschritts von Ägypten“. Auf Bitten von höherer Autorität hin habe ich die Situation von Ägypten studiert (Rom weiß bereits, dass ich sie seit vielen Jahren kenne) und diese und andere Ideen von Kairo und Suakin nach Rom berichtet habe. Sie werden also bald von neuen Entwicklungen in Ägypten hören, zum großen Vorteil für den wahren Glauben und unsere Niederlassungen.


[6525]

Ägypten ist der Schlüssel, das Hauptquartier und der Ausgangspunkt für die geistliche Wiedergeburt von einem Viertel von ganz Afrika. Während der Teufel arbeitet, erfüllt Christus sein Werk. Ich komme nun zum berühmten Diakon, den ich in Turin geweiht habe. Ich glaubte, die Sache wäre damit abgeschlossen und ich nichts mehr damit zu tun hätte. Aber Jesus hat es zugelassen, dass mich neues Leid trifft. Fiat! Mut!


[6526]

Voriges Jahr im April nach meiner Rückkehr von Rom nach Sestri (ich hatte Sie noch nicht mit meinen eigenen Augen als installierten Rektor der afrikanischen Niederlassungen in Verona gesehen) erhielt ich vom verstorbenen Kanonikus Ortalda, der 28 Jahre lang Rektor und Schirmherr der Missionare und Missionsbischöfe in aller Welt gewesen war, einen Brief mit der Einladung, am 3. Mai über die Glaubensverbreitung in Turin zu predigen. Ich ließ ihn wissen, dass ich keine Zeit hätte, denn ich musste daran denken, 6000 Franken, nämlich 217 ägyptische Guineas in Kairo zu bezahlen (worüber mich Giulianelli telegraphisch in Verona informiert und Sie das Telegramm nach Sestri weitergeleitet hatten). Das hieß soviel, dass ich nach Frankreich fahren musste, usw. Kanonikus Ortalda aber bestand darauf, dass ich nach Turin fahre (und von dort aus dann nach Frankreich). Ich ging hin, hielt die Predigt und den Vortrag, usw. und hatte meine Pflicht getan. In Turin übernachtete ich in der Villa della Regina 6, im Kolleg der apostolischen Schulen, das Ortalda gegründet hatte, dann aufgelöst (es beherbergte bis zu 150 Studenten) und wieder eröffnet wurde, aber ohne Oberen zum Leidwesen des Erzbischofs, usw.


[6527]

Während ich mich auf die Suche von den 6000 Franken begab (es wäre besser gewesen, ich hätte sie durch Brown in Kairo zahlen lassen), machte mir Kanonikus Ortalda folgende Vorschläge:

1. Ich gebe Euch sofort die 6000 Franken, die Ihr mir zurückzahlt, sobald Ihr könnt (ich habe sie zurückerstattet).

2. Ich verspreche Euch, meine besten Kandidaten für Zentralafrika zur Verfügung zu stellen, die aus meinem Kolleg hervorgehen.

3. Aber Ihr müsst mir den Gefallen tun, a titulo Missionis Africae Centralis den Kleriker NN zu weihen, der augenblicklich unsere Seminaristen betreut. Ihr müsst ihn weihen und gleichzeitig versprechen, ihn mehrere Jahre in meinem Dienst in Turin zu belassen, damit ich ihn für den Direktorposten der Apostolischen Schulen ausbilden lassen kann. Laut Ortalda handelte es sich um einen guten und fähigen Mann. Er ist bereits im Besitz der Dimissorien (exeat), die er beim Eintritt in mein Kolleg erhalten hatte.


[6528]

Kanonikus Ortalda ist vielleicht der eifrigste Förderer der Auslandsmission in Italien ist und sicher von allen Apostolischen Vikaren der Welt als solcher angesehen. Welcher Missionsbischof, dem das Heil der Ungläubigen am Herzen liegt, wäre angesichts dieser Vorschläge indifferent geblieben? Wie hätte ich in jenem Augenblick, als ich Geld und mehr noch Missionare für Zentralafrika brauchte und noch nicht wusste, wie sich die Dinge im Afrika Institut von Verona unter Ihrer Führung entwickeln würden, ein solches Angebot ablehnen können? Ich überlegte, betete und dachte nach, umso mehr, da schon ein Kandidat von Kanonikus Ortalda auf diese Weise geweiht worden war, und dann in die Mission ging, da er sich mit dem Kanonikus nicht verstand.


[6529]

Nachdem ich die Papiere durchgelesen hatte und Kanonikus Ortalda mir bezeugte, dass er von jener erzbischöflichen Kurie alle notwendigen Dokumente eingeholt hatte, habe ich ihm zum Diakon und Subdiakon geweiht und wollte ihn am Sonntag darauf zum Priester weihen. Im Verlauf der Woche besuchte ich den Erzbischof und berichtete ihm von diesen Weihen (er wusste natürlich um alles). Er eröffnete mir dann, dass jener Mann nicht die volle Approbation seines Ordinarius habe, da er Alkoholprobleme habe. Ich weiß nichts davon, erwiderte ich. Wenn Ihr wollt, gab er mir zur Antwort, werde ich in drei Tagen eine Antwort von jenem Bischof (d’Ivrea) einholen, die Sie überzeugen wird. Es ist nicht notwendig, antwortete ich, ich bin bereits überzeugt, da es mir Eure Exzellenz gesagt hat. Ich werde selbstverständlich abwarten, solange mir Eure Exzellenz nicht versichert, dass er berufen ist, usw.


[6530]

Ich kehrte ins Kolleg zurück und erklärte dem Kanonikus, dass ich den Mann nicht zum Priester weihen werde. Er war sehr betrübt darüber, aber ich änderte meinen Entschluss nicht, blieb fest und verließ Turin. Aber vorher schon hatten mir die drei Schwestern des hl. Josef versichert (sie haben einen guten Riecher), dass jener Weihekandidat ein wirklich guter Mann ist, den sie jeden Tag gesehen und mit ihm zu tun hatten. Ich könne ihn mit geschlossenen Augen weihen. Das Gleiche versicherte mir ein Pfarrer von einigen umliegenden Dörfern. Dann kam noch sein Priesteronkel dazu und beteuerte mir ebenfalls, dass sein Neffe ein guter, junger Mann sei, der viele Jahre bei ihm gewohnt und er ihn immer als einen zielstrebigen Mann erlebt hat. Er sei nicht sehr begabt und schon etwas alt. In seinem Betragen aber sei er charakterfest und habe immer den Willen geäußert, Priester zu werden aber erst seit kurzer Zeit vom Missionsberuf gesprochen.


[6531]

Ich begab mich noch einmal nach Turin aber es ergab sich nichts Neues. Der Kanonikus zeigte sich glücklich und hoffte, dass ich vor meiner Ausreise nach Afrika seinen Kandidaten doch noch zum Priester weihen würde. Ich aß zu Mittag beim Erzbischof. Wir sprachen natürlich erneut über den Diakon. Ich stellte gleich fest, dass der Erzbischof an seinem Standpunkt festhielt und nie einen solchen Mann in seiner Diözese haben möchte.

Bei meinem vorletzten Besuch merkte ich, dass es zwischen dem Kanonikus Ortalda und dem Erzbischof zu Spannungen gekommen war. Sollte Ortalda bis September keinen klugen Direktor seines Vertrauens ernannt haben, würde der Erzbischof alle gottesdienstlichen Handlungen in der Kappelle des Kollegs verbieten, so dass Kanonikus Ortalda gezwungen sein würde, das Kolleg zu schließen und die Studenten und die drei Schwestern wegzuschicken. Diese Hiobsbotschaft unterminierte die Gesundheit des Kanonikus, so dass er erkrankte und bald darauf starb. Damals hatte mich der Kanonikus gebeten (immer auf den Weiterbestand des Kollegs hoffend), meinen Schützling vorübergehend in Verona aufzunehmen, bis er ihn zurückrufen würde..… Nach einem langen Gespräch gab ich ihm meine Visitenkarte für Sie mit der Absicht, Sie später zu informieren. Ich konnte nicht anders handeln und seine Bitte nicht abschlagen, war der Diakon doch mein Schützling geworden. Da ich anschließend nach Rom und anderswohin gehen musste, vergaß ich, mit Ihnen zu sprechen, da kein Bischof der Welt mit so vielen und verschiedenartigen Angelegenheiten zu tun hat wie ich und zudem keinen Sekretär hat.


[6532]

Als ich dann am 23. November zum letzten Mal vor meiner Ausreise nach Afrika nach Turin gekommen war, hatte ich festgestellt, dass nach dem Tod von Ortalda das Kolleg zusammengebrochen und die Schwestern weggezogen waren. Der Diakon hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen und weder habe ich an ihn gedacht noch sie informiert. Ich glaubte (nachdem ich in Turin mit seinem Nachfolger Angelegenheiten der Missionen von Ortalda besprochen hatte), dass der Diakon zu seinem Priesteronkel zurückgekehrt war, usw. usw. usw. Da ich an tausend andere Dinge denken musste, habe ich nicht mehr an ihn gedacht.

Quid agendum???


[6533]

Als meinem gesetzlichen Vertreter in Verona, usw. übergebe ich Ihnen alle meine Rechtsvollmachten und Pflichten, die ich dem Diakon gegenüber eingegangen bin. Die Verantwortung vor Gott und der Welt liegt ganz bei mir allein, soweit es sich um einen Fehler handelt. Ich aber hatte vor Gott die besten und heiligsten Absichten zum Wohle Afrikas.

Sie können sich quoad ius in Verona an den Hochwürdigen Superior, den Bischof und D. Peloso um Rat wenden. Entweder zeigt der Diakon echten Missionsberuf oder er hat nur Priesterberuf (was ich bezweifle). Sollte er Hinneigung zur Mission zeigen (falls es ein Anzeichen gibt) und er sich verpflichten würde, die Reise und einen Franken pro Tag oder mehr für die Zeit der Probe und sechs Monate im Voraus zu bezahlen, könnten Sie es (falls der Superior zustimmt) mit ihm in Verona versuchen. Hat er aber nur Priesterberuf, dann soll er sich einen Bischof suchen, für den ich ihm ein exeat ausstelle, das ich Ihnen beilege.


[6534]

Tun Sie also, was Ihnen am besten scheint. Ich weiß hic et nunc nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen könnte. Verzeihen Sie mir meinen Standpunkt oder Fehler! Es lebe Jesus!

Der Obere der Jesuiten von Kairo teilte mir mit, dass mir P. Normand, der Obere der Jesuiten von Syrien und Ägypten, einen guten, jungen Belgier vorstellen wollte, den ich in Kairo gesehen hatte. Ich hätte ihn in den Sudan mitnehmen können. Da er aber von P. Boetman kommt, der uns so viele geschickt hatte, sagte ich ihm, er solle sich an Sie wenden. Ich vergaß aber, es Ihnen zu sagen. Sehen Sie also weiter. Die Jesuiten haben mir zwar beteuert, dass es sich um einen,  guten, fähigen, jungen Mann handelt, der aber nicht für den Jesuitenorden berufen ist.


[6535]

Es tut mir um Giorgio leid. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Auch in Beirut kann er seiner Familie helfen. Dass wir dadurch aber ja nicht Virginia verlieren, denn in Afrika kann sie soviel tun wie zehn von unseren Schwestern. Unsere Schwestern sind großartig, aber hic et nunc kann keine von ihnen, weder Vittoria noch die anderen, die ich kenne, in den wichtigen Aufgaben des praktischen Apostolats Virginia die Hand reichen. Was sie und auch ich durch die Verleumdungen sowohl von Seiten der Frati in Afrika als auch in Verona und Rom gelitten haben (und dessen rühme ich mich, denn ich bin unschuldig wie auch Virgina, und nicht einmal der kleinste Fehler ist von dem wahr, was ihr Wegelagerer und verrückte Heilige aufbürden wollten). Sie kann aber trotzdem in der Hand Gottes und nach seinem Plan ein Instrument für Afrika werden. Gewisse kleine Prüfungen sind für die ganz frischen Postulantinnen notwendig aber sind nicht angebracht und sicher kein sicheres Zeichen für eine wie Virginia, die schon vor dem Kanonenrohr gestanden und auf dem dornigen und schwierigen afrikanischen Arbeitsfeld klare heroische Tugenden unter Beweis gestellt hat. Das ist meine Meinung, jene von D. Bonomi und von anderen, die Virginia in Afrika erlebt haben. Wäre sie nicht mit großen Tugenden ausgestattet, wäre sie bereits fort gegangen. Wir sind der Meinung, dass man ihr das Ordenskleid überreichen und ihr jene respektvolle Nächstenliebe entgegenbringen soll, die einem Veteran im Apostolat zusteht.


[6536]

Hier in Khartum (um Gottes Willen sagen Sie das auf keinen Fall der Oberin und im Mädcheninstitut, damit sie nicht mutlos werden, denn eine weltweite Kongregation wie die unsere kann nicht in zwei oder drei Jahren erwachsen sein, denn sie braucht Zeit, aber wir werden das Ziel sicher erreichen) gibt es keine Mädchenschule und keine Schwester, nicht einmal Sr. Vittoria (sie ist aber eine gute und tüchtige Schwester) kennt die 38 orientalischen Familien von Syrien, die hier leben. Sie muss jeden Tag D. Luigi zum Katechismusunterricht für die Mädchen des Internats rufen. Viele dieser Familien sind zu mir gekommen und haben mich gebeten, die Schwestern des hl. Josef nach Khartum zurückzuholen, oder wenigstens Sr. Germana und Sr. Anna (Virginia) für die Schule, usw. Gestern kam eine Frau aus Aleppo mit zwei Mädchen zu mir. Ich fragte sie, warum sie die beiden Mädchen nicht zu den Schwestern schickt. Weil unsere Schwestern weder arabisch schreiben noch sprechen können, gab sie mir zur Antwort. Das ist eine große Verdemütigung für mich… Rechnen wir also mit Virginia, denn sie ist von allen Schwestern und Missionaren mir und der Mission gegenüber die treueste gewesen. Ich bin von vielen und gerade von den treuesten verraten worden. Ich schulde Virginia tiefe Achtung und Verehrung. Ich möchte hundert „Virginia“ haben. Ich habe größtes Interesse, sie uns zu erhalten und ihre Fehler zu ertragen, denn sie hat ihre Pflicht erfüllt und wird sie erfüllen.

Der Tag an dem ich Virginia vergessen werde, wird auch der Tag sein, an dem ich den Eifer und die Liebe für Afrika verloren habe. Aber da das kaum zutreffen wird, da mich Gott selbst berufen hat, für Afrika zu sorgen, werde ich auch immer mit Virginia rechnen, da sie exzellente Eigenschaften und größeres Talent und mehr Mut hat als alle unsere Schwestern im Sudan, einschließlich der Oberin.


[6537]

Sr. Amalia ist davon überzeugt, obwohl sie Virginia nur vom Hörensagen kennt. Auch Sr. Vittoria würde sie gerne hier haben. Aber vorläufig ist es besser, sie bleibt in Verona, unterrichtet Arabisch, strebt nach Heiligkeit, nimmt Entsagungen und Demütigungen geduldig auf sich (denn Sie wissen ja, da es Gott so will, wie viel sie auch in Europa ungerechterweise gelitten hat), vervollkommnet sich in den inneren Tugenden und bereitet sich für große Dinge zur Ehre Gottes vor.

Alle unsere Schwestern hier sind vorbildlich, Sr. Vittoria ist ein Soldat. Aus den oben angeführten Gründen (ich sage es nur Ihnen allein) lasse ich die Piemontesinnen in Khartum. In diesen Tagen haben sie Tag und Nacht Gessi Pascha betreut, der sich am Rande des Grabes befand. Er sagte mir, dass er dank ihrer Hilfe genesen ist und dass sie wahre Engel sind. Gessi Pascha hat als Generalgouverneur vom Sobat und Äquator in den letzten drei Jahren fünftausend Giallaba oder Sklavenjäger erschießen oder aufhängen lassen. Er hört jetzt nie auf, aus Ehrfurcht das Kruzifix der Schwestern zu küssen. Haben Sie Mut und lasst uns weitergehen! Virginia wird für unsere Kongregation von großem Vorteil sein. Das sage ich, der ich immer mehr der Todesgefahr ausgesetzt bin. Ich sage es im Gewissen und im Angesicht des Todes, was auch immer andere sagen mögen, die von der Mission und den wahren Schwestern der Nächstenliebe von Zentralafrika keine Ahnung haben.


[6538]

Ich stimme Ihrem Plan zu, den Preis unserer Annalen des Guten Hirten auf 4 Lire zu erhöhen. Sie erinnern sich, dass auch ich den lächerlichen Preis von einer Lire im Jahr ändern wollte. Erhöhen Sie den Preis also auf vier Lire, besser aber auf drei. Mit drei Lire im Jahr werden wir mehr Mitglieder gewinnen und mehr Gebete erhalten. Besser also drei Lire. Da es so viele Werke gibt, würden sich viele weigern, mit vier Lire Mitglied zu werden. Berichte von den Missionaren und Schwestern werden Ihnen nicht fehlen, seien Sie versichert. Nur Mut! Erinnern Sie sich, dass D. Giuseppe Sembianti der erste Apostolische Missionar von Zentralafrika ist und der erste sein muss.


[6539]

Gemeinsam mit Ihnen und gewissen orientalischen Jesuiten, die ich kenne (unter dem wohltuenden Schutz des Generaloberen P. Vignola und der Schirmherrschaft Seiner Eminenz Kardinal di Canossa) müssen wir in Zentralafrika große Dinge tun. Die Missionen vom Viktoriasee der Missionare von Algerien gehen dem Misserfolg entgegen, obwohl man in Lyon mirabilia veröffentlicht. Nur wer geordnet vorgeht und allein für die Ehre Gottes arbeitet, wird vom Segen Gottes begleitet. Wir wollen hoffen, dass sich die Missionare von Algerien erholen und der Erzbischof weniger Lärm macht aber mehr leistet, usw.


[6540]

Betreffs D. Francesco Walcher habe ich mit seinen beiden Freunden D. Giovanni Dichtl und D. Giuseppe Ohrwalder gesprochen. Sie sind der Meinung, dass er auf keinen Fall nach Graz gehen, sondern in Verona bleiben soll, bei den Stigmatinern studieren und sich unter Ihrer Leitung vorbereiten möge. Seine Schwester Gabriella (meine Tochter) soll ihrer Schwester Anna beistehen, so lange es Gott will. Sie ist glücklich, wenn Francesco in Verona bleibt. Francesco schreibt mir von Verona: „Ich habe hier alles geordnet vorgefunden, mehr kann ich nicht sagen. Die Leitung ist jetzt gut und fest. Aber was Grieff angestellt hat, ist noch nicht ausgestanden. Das ist auch der Grund, warum ich keine Ruhe finde“. Ich erzähle Ihnen das, damit Sie sich zu verhalten wissen, und die Erinnerung an jenen heimtückischen Mann löschen. Als er (ich habe es erst hier erfahren) mit 6000 Franken von Köln zurückkam, sagte er zu D. Paolo: „Ich gebe Ihnen das Geld nur unter der Bedingung, dass ich entweder in Verona oder in Kairo Oberer werde“. Auch Alberto hat er hier angeordnet, nie mit Arabern zu sprechen und sich andere viel schwerwiegendere Dinge gegen eine Reihe von Personen geleistet. Der Obere des Seminars von London sagte zu D. Bouchard, als Grieff bat wegzugehen: „Sein Weggang ist ein Segen für das Kolleg. Es ist unglaublich, wie viel Bosheit und Perversität in jener Seele steckte“, usw., usw.


[6541]

Warum hat sich der Diakon D. Giovanni nach der Auflösung des Kollegs von Ortalda nicht gleich an Verona gewandt? Ich habe den Verdacht, dass ihn die Mission überhaupt nicht interessiert und er nur versucht hat (ohne Erfolg), als Priester in seiner Diözese zu arbeiten. Und da er dafür kein Gehör gefunden hatte, wandte er sich an Verona. Denken Sie darüber nach, damit Sie sich in dieser Angelegenheit zurechtfinden.

Von Rom habe ich die Nachricht erhalten, dass unser Kardinal und Bischof ein herrliches Pastoralschreiben über die Glaubensverbreitung und die Hl. Kindheit herausgegeben und darin die bedeutenden Hilfsmittel erwähnt hat, die Zentralafrika und die Canossianerinnen in China erhalten haben. Ich bitte Sie, Seiner Eminenz in meinem Namen für den Aufruf zu danken, die Glaubensverbreitung und die Heilige Kindheit zu unterstützen. Vom Schulwerk für den Orient habe ich wenig erhalten, da es das Monopol von Msgr. Lavigerie ist und ich auch selten schreibe. Ich erhalte nur etwa 600 Franken und das nur dank des Gründers und meines Freundes Msgr. Soubiranne, jetzt Bischof von Belley, der mir früher als Direktor des Werkes auch bis zu 2000 Franken gegeben hat. 


[6542]

Die Briefe der früheren Missionare mit D. Bricolo habe ich noch unversehrt und zusammengebunden in Khartum gefunden, so wie D. Squaranti sie von D. Bricolo erhalten hatte. Ich überflog sie kurz und fand darunter auch Briefe von mir und D. Oliboni, usw., aber die meisten sind von D. Dalbosco an Bricolo, von jenem heiligen Priester, meinem Mitstreiter und 1. Rektor des Afrika Kollegs in Verona, als ich es in S. Pietro Incarnario eröffnet hatte. D. Dalbosco hat viele Dinge von Khartum an D. Bricolo berichtet, usw. Ich glaube, dass viele von jenen Briefen für unsere Annalen geeignet sind, wenn D. Bricolo einverstanden ist. Ich werde sie so bald wie möglich Ihnen zuerst zuschicken. Benachrichtigen Sie darüber D. Bricolo. So wie er sie D. Squaranti anvertraut hat, kann er sie auch Ihnen anvertrauen. Grüßen Sie ihn mir und danken Sie ihm für das Buch, dessen Übersetzung aus dem Französischen er veröffentlicht hat. Ich werde ihm schreiben, sobald ich Zeit habe.


[6543]

Ich habe von D. Moron gehört. Ich segne ihn und er soll für mich beten. Bezüglich Sestri (ich habe keine Zeit weder D. Angelo noch der guten Sr. Metilde zu schreiben) tun Sie was Ihnen im Herrn als das Beste erscheint. Bleiben Sie auch mit dem Erzkanonikus in Verbindung und grüßen Sie ihn mir. D. Luciano kennt mich sehr gut und wird mir sicher verzeihen, wenn ich ihm nicht schreibe. Nach dem Tod seines Schwagers wollte ich seiner Schwester Angelina schreiben, aber meine Zeit ist immer so knapp. Grüßen Sie ihn mir recht herzlich. Er soll für mich beten.


[6544]

Heute Morgen habe ich fünf Erwachsene getauft. Einer von ihnen ist ein frommer und guter achtzehnjähriger Dinkajunge, dem ich den von Mitterrutzner gewünschten Namen  Enrico (Rex) Anna Maria gegeben habe, da Mitterrutzner der Autor der ersten Dinka-Grammatik und des ersten Dinkawörterbuches ist. Dieser rabenschwarze, junge Mann stammt aus Toi (einem Dinkadorf) und ist 1.82 Meter groß, d.h. bedeutend größer als ich. Da er kein Arabisch spricht, ließ ich ihn auf Denka unterrichten und ich habe ihn dann auch auf Dinka geprüft. Dabei habe ich herausgefunden, dass er den Katechismus und auch den Geist unseres heiligen Glaubens gut kennt. Kheralla hatte ihn unterrichtet (der sich gut an Beltrame erinnern kann) und heißt A-Gher, was weiß, jungfräulich bedeutet. Seine Seele ist wirklich weiß. Nach der Taufe heute Morgen hat D. Luigi den Taufschein ausgestellt, auf dem geschrieben steht: Enrico (Rex) Anna Maria A-Gher. Sein Taufpate ist mein treuer, amerikanischer Diener Domenico Correia. Ich schicke heute den Taufschein mit gleicher Post an Mitterrutzner. Bei den fünf Erwachsenen handelte es sich um vier Männer und eine Frau. Wir haben noch viele Taufbewerber, sie sind aber noch nicht genügend vorbereitet.


[6545]

Ich schicke Ihnen auch den Totenschein von D. Domenico Noya für Barletta mit dem Sichtvermerk des italienischen Konsuls. Ich habe bereits von Khartum an Nöcker nach Köln geschrieben und wir bereiten Berichte für ihn vor.

Ich muss noch eine über ein Jahr offene Rechnung mit Cav. Melandri begleichen, der mir von Neapel Philosophiebücher bestellt hatte. Er ist einer meine Hauptkorrespondenten von Rom, denn er ist äußerst behilflich. Ich hatte ihn gebeten, auf die Bezahlung zu warten bis ich den Mut habe, Propaganda darum zu bitten. Aber vorläufig wage ich es noch nicht, da sie mir erst 10.000 Franken überwiesen hat. Ich warte auf kleinere Spenden, um ihn damit zu bezahlen. Ich mache Sie darauf aufmerksam. Aber ich hoffe, dass ich ihn selber bezahlen kann. Cav. Melandri, Direktor der Druckerei von Propaganda Fide und Tanfani, in San Luigi dei Francesi (für zwei Kissen, die noch in Verona sind) werde ich selber bald bezahlen, außer ich sterbe, dann müssen Sie bezahlen.


[6546]

Der günstigste Weg, Kisten direkt nach Khartum zu schicken, ist über Genua, Suez und Suakin und immer an meine Adresse. Denn nur für Waren auf meinen Namen zahlen wir weder in Alexandria, noch in Suez und Suakin keinen Zoll, andernfalls zahlt man 8% des Wertes jeder einzelnen Ware, wie man mit Legnani bezahlt hat. Meine Adresse ist folgende:

An Monsignore Comboni Bischof von

Khartum in Suakin (am Roten Meer)

(Umladung in Suez)

Versand mit der Gesellschaft Rubattino von Genua.

Die zwei Sack Reis von Grigolini und das Wachs von Montorio sind in Berber angekommen.

Mein Vertreter in Alexandria: Herr Germano Carcereri.

Mein Vertreter in Suakin: Monsieur A. Marquet.

Die Ware muss aber immer auf meinen Namen lauten und meinem Vertreter zugestellt werden. Mein Prokurator in Suez ist Herr Zahr, Vizekonsul von Belgien (er ist griechischer Schismatiker und spricht kein Wort Arabisch, hat aber Schreiber in allen Sprachen. Deswegen können Sie ohne Weiters auf Italienisch schreiben, aber gut leserlich).


[6547]

Wenn Sie kostbare Sachen nach Alexandria schicken, benützen sie meine Adresse und lassen Sie alles dem österreichischen Konsul in Alexandria zustellen.

Später werde ich Ihnen die Namen meiner Vertreter von noch anderen Orten angeben.

Sie schreiben in Ihrem Brief Nr.11 über Sestri: „und sowohl das Material, dessen sich die Schwestern seit 10 Monaten bedienen, als auch die anderen Ausgaben gleich zu bezahlen, wie am Anfang festgesetzt wurde, (stimmt das?)“, usw. Das verstehe ich nicht. Ich habe nie etwas festgesetzt, es stimmt also nicht. Sagen Sie ihr, sie soll Ihnen den Schrieb meiner Anordnung vorlegen.

Ich segne Sie und alle anderen. Beten Sie für Ihren in Liebe verbundenen

+ Daniele, Bischof.


1033
An seinen Vater
0
Khartum
05. 03. 1881

N. 1033; (988) – AN SEINEN VATER
ACR, A, c. 14/129
Khartum, 5. März 1881
Kurze Bemerkung.

1034
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
09. 03. 1881

N. 1034; (989) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/112
Nr. 9
Khartoum, 9. März 1881



Mein lieber Pater,

[6548]

Heute Morgen ist die große Karawane mit vier Schwestern, D. Luigi, D. Bortolo, D. Rosignoli, Isidoro, usw. usw. mit mehr als 30 Kamelen nach Kordofan aufgebrochen. Die Vorräte habe ich bereits vor 20 Tagen auf den Weg geschickt. Da ich hier noch viel zu tun habe, werde ich  erst in fünf Tagen aufbrechen. Da ich zügig vorwärts kommen will, um Zeit zu gewinnen, werde ich die Karawane sicher in zehn Tagen einholen, um gemeinsam in die Hauptstadt von Kordofan einzuziehen. Da ich kein Geld dabei habe, muss ich tausend Taler ausleihen.

D. Arturo Bouchard habe ich in Khartum als Oberen zurückgelassen. Er ist ein aufrechter Mann und besitzt großen Opergeist. Er, D. Luigi, ich, die zwei Deutschen D. Giovanni Dichtl und D. Josef Ohrwalder und Francesco Pimanzzoni nehmen nie Wein zu sich, sondern  trinken nur Melissa. D. Dichtl unterrichtet Francesco, der fleißig studiert, auch den römischen Katechismus. Bescir bleibt als Katechist hier mit Gabriele als Faktotum und Domenico als Gärtner.

Ich bitte Sie, an den Buchhändler Mayer in Wien 4 Gulden und 8 Kreutzer zu überweisen.


[6549]

Da das Konto von Verona das kräftigste ist und das vom Sudan das schwächste, habe ich heute an Bon Marché (Madame V.e Boucicaut) von Paris geschrieben und dem riesigen Geschäft den Auftrag gegeben, wo ich die weißen Kleider für die Schwestern und Missionare von Afrika bestellt habe.Sie sind mit den grauen Hüten, die ich ihnen von Rom mitgebracht hatte, überaus zufrieden. Der kaiserliche österreichisch-ungarische Konsul hat mich dazu beglückwünscht), die Rechnung an Sie zu schicken, und ihm versichert, dass Sie die Rechnung gleich bezahlen werden (per Post oder mit Wechsel, denn sie verschicken die Ware immer und lassen sich per Nachnahme bezahlen). Ich habe 1000 Meter Satin für blaue Schleier bestellt und andere Kleinigkeiten.

Es ist gut, dass Sie das Geld in Verona behalten, solange es Gott gefällt. Ich segne die beiden Institute und Sie selber. Beten Sie für Ihren in Liebe verbundenen

+ Daniele, Bischof.


1035
Vertrag mit al-nur Ibrahim
0
Khartum
09. 03. 1881

N. 1035; (990) – VERTRAG MIT AL-NUR IBRAHIM
ACR, A, c. 22/3 n. 1
9. März 1881
Vertrag für den Kirchenbau in Khartum.

 

1036
An Don Giovanni Beltrame
0
Khartum
12. 03. 1881

N. 1036; (991) – AN DON GIOVANNI BELTRAME


AMV, cart. „Missione Africana“


Khartum, 12. März 1881

 

Mein liebster D. Giovanni,

[6550]

Ich kann nicht umhin, Euch zwei Nachrichten zu schicken, eine traurige und eine freudige. Die traurige ist der Tod unseres lieben Kheralla, der uns soviel geholfen hat (und Euch im Besonderen), die Dinka-Sprache aus ihrem Schattendasein zu holen. Ihr kennt das ganze Leben dieses unvergleichlichen Christen, der wie ein Heiliger gelebt hat und gestorben ist. Ihr werdet eine herrliche Biographie erhalten, die mein guter Giovanni Dichtl vorbereitet, den ich nach Khartum versetzt habe. Er ist ein Schüler vom Afrika Institut von Verona.


[6551]

Die gute Nachricht ist – erratet sie – dass Fransis (euer Reisegefährte nach Benisciangol)… endlich geheiratet hat …. und zwar eine der schönsten Abessinierinnen von Khartum. Sie war Konkubine eines Griechen, ist dann durch die Mithilfe einer arabischen Schwester katholisch geworden und hat drei Jahre auf unserer Mission gelebt. Es ist eine gute, dreiundzwanzigjährige junge Frau, die von Händlern Heiratsanträge erhalten hatte. Sie aber sagte immer, sie wolle entweder ledig bleiben oder einen guten, praktizierenden Katholiken heiraten, auch wenn er schon alt ist. Fransis ist jetzt ein alter Mann, ist ein guter Maurer aber noch kleiner geworden und hat seine Stimme verloren. Ich habe sie am letzten Sonntag vor Fasching getraut. Gestern habe ich die Frau gefragt, ob sie wirklich glücklich ist. Sie hat mir gleich zur Antwort gegeben: „ana fil fardùs, ich bin wirklich glücklich und werde Dir, meinem Vater, bis zum Tod dankbar sein, weil Du mir einen der besten Männer zum Mann gegeben hast, den ich kenne“. Dann kam Fransis zu mir und ich fragte auch ihn, ob er zufrieden ist. Er antwortete mir: „Ja, ich bin zufrieden… Ihr seid wie ein Vater zu mir gewesen… jetzt habe ich mich zurecht gefunden“. Er schmückte seine Frau mit einer kostbaren Halskette und mit goldenen Armbändern, usw. Er lässt Euch herzlich grüßen.


[6552]

In Kairo hat mir der Khedive eine lange Audienz gewährt. Allen Gouverneuren hat er den Befehl erteilt, mir überall dort wo ich mit meiner Karawane von 16 Schwestern, Missionaren und Handwerkern vorbeiziehen werde, behilflich zu sein, usw. Tatsache ist, dass ich mit meiner Karawane von Kairo bis Khartum nur 29 Tage unterwegs war. In Suakin hielt ich mich 5 Tage auf. In Berber stand schon das Dampfschiff bereit, das elf Tage auf mich gewartet hatte. Der Großpascha Hokkomdar hatte es auf Anordnung des Khedive hierher geschickt, um mich nach Khartum zu bringen.


[6553]

Hier habe ich Gessi Pascha angetroffen, der die Sklaverei in Bahr-el Ghazal (wo er mehr als 5000 Sklavenjäger aufhängen oder erschießen ließ) unterbunden hat. Er ist hier schwer erkrankt und die Ärzte hatten ihn bereits aufgegeben. Unsere Schwestern haben ihn im Haus des italienischen Konsulatsvertreters Callisto Legnani, wo er aufgenommen worden war, behandelt. Die ununterbrochene Pflege und die Kunst eines guten deutschen Arztes haben ihn gerettet. Gestern ist er mit dem Dampfschiff nach Berber abgereist und wird nach Verona weiterfahren, um meinen guten Rektor und mein Mädcheninstitut kennen zu lernen, da er, wie er sagte, von meinen Schwestern gerettet worden ist. Ich habe eine Karawane von über 30 Personen nach Kordofan und Ghebel Nuba vorausgeschickt. Ich und mein Gehilfe werden nächste Woche in Begleitung des Generalgouverneurs Slatin von Darfur mit dem Dromedar aufbrechen. In 5 Tagen werde ich in El Obeid ankommen.

 

Grüße an D. Tomba, Betta, die Priester, Cantarane, Dr. Baschera und D. Mamolo.

Ihr in Liebe verbundener + Daniele, Bischof.


1037
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
12. 03. 1881

N. 1037; (992) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 15/113
Nr. 10
Khartum, 12. März 1881

Mein lieber Pater,

[6554]

Ich habe die Briefe von D. Bricolo gefunden, die ich Ihnen im kommenden Sommer mit Callisto Legnani schicken werde. Fast alle sind von D. Alessandro Dalbosco geschrieben worden, dem erstem Rektor des Afrika Instituts von Verona. Sie werden viel Brauchbares für den Guten Hirten finden. Gestern ist Kheralla verstorben. D. Dichtl wird seine Lebensbeschreibung vorbereiten. D. Beltrame kannte ihn (heute habe ich ihm geschrieben und ihm die Nachricht mitgeteilt). Er ist ein heiliger Afrikaner, ein Denka. Nie bin ich einem so tief gläubigen, afrikanischen Christen begegnet, der von der Gnade Gottes so durchdrungen und geformt worden war. Ich kenne nur wenige solche Christen in Europa, die was Heiligkeit, Tugenden und Rechtschaffenheit anbelangt, an ihn heranreichen, usw. Ich werde an Dichtl, wenn ich die Zeit finde, Einzelheiten von seinem Leben schicken. Sie könnten Beltrame aufsuchen, um von ihm persönlich einige Details zu erfahren.


[6555]

D. Beltrame hatte mit Hilfe von Kheralla das Wörterbuch und die Grammatik der Dinka vervollständigt. (Im Vertrauen gesagt: allein schon die Geduld, die Kheralla mit D. Giovanni Beltrame aufbringen musste, der ihn misshandelte, tadelte, usw., wenn er ein Dinkawort nicht verstand, genügt, um Kheralla als einen Heiliger zu betrachten). Aber D. Beltrame (er braust nur gelegentlich auf, was bei Fieberanfällen in Sudan vorkommt, wird dann aber gleich wieder ruhig) kennt den festen Glauben und die Tugenden von Kheralla gut.


[6556]

Gessi Pascha (er hat über 5000 Sklavenjäger oder Sklavenhändler erschießen oder aufhängen lassen, um die Sklaverei auszurotten…. mit den Missionaren, die diese Orte gut kennen, sage ich, dass er gut gehandelt hat) ist wieder gesund, so dass er gestern auf dem Dampfschiff nach Kairo abreisen konnte. Er schreibt seine Genesung der Mission und besonders unseren Schwestern zu (ich sage auch Gott, seinem Mut und den Ärzten, die ich zu ihm geschickt hatte die Heilung zu), die ihn Tag und Nacht betreuten. Deswegen hat er mich um einen Brief für Sie und die Schwestern gebeten, denn er will Sie und die Schwestern in Verona besuchen, um ihnen zu danken. Er will auch einen Brief für meinen Vater, den er in Limone aufsuchen will. Gessi Pascha war Generalgouverneur vom Sobat am Äquator (ein Gebiet dreimal größer als Frankreich). Mit seiner unglaublichen Tapferkeit und seinem beispiellosen Mut hat er die Rebellen ohne ausgebildete Kräfte bezwungen, denn die türkische Regierung hat ihm nicht die nötige Unterstützung gegeben. Sie wollte verhindern, dass er die Sklaverei ausrottet.


[6557]

Die Regierung wurde jedoch gezwungen, ihn auf Drängen von England zum Generalpascha zu ernennen und ihn mit Auszeichnungen zu ehren. Als er dem Tode nahe schien, lud ich ihn in höflicher Weise zur Beichte ein. Er wandte sich mir zu und sagte: „Ich bitte Gott um Verzeihung für alle meine Sünden. Ich habe einen tieferen Glauben als Ihr vielleicht glaubt, aber in meinem Alter von über 50 Jahren meine Schwachheiten einem Menschen anzuvertrauen, dazu, glaube ich, bin ich nicht verpflichtet und das verlangt Gott von mir nicht“… aber er begann ein wenig… dann sagte er: „Lasst mich ruhen“. (Nachdem ich das Zimmer im Haus von Callisto Legnani, in dem Gessi aufgenommen worden war, verlassen hatte), sagte er zu Callisto: „Monsignore will, dass ich beichte: ich bin zu alt“… usw. Sr. Vittoria hatte eine Medaille Unserer Lieben Frau vom Herzen Jesu in sein Hemd eingenäht und ich gab ihm etwas Lourdeswasser, das mir Virginia von Wallfahrtsort mitgebracht hatte. Sr. Francesca mischte die Medizin mit Lourdeswasser und gab sie ihm zu trinken. Tatsache ist, dass sich dank seines Mutes und vielleicht durch die Hilfe Gottes und der Muttergottes (ich persönlich glaube, es ist die Muttergottes gewesen) sein Gesundheitszustand zum Staunen des Arztes und von uns allen gebessert hat


[6558]

Gessi Pascha ist wirklich ein Held, hat aber nie seine Religion praktiziert, er schätzt jedoch die Priester. Er hat mir eines Tages 20.000 Franken ohne Empfangsschein ausgeliehen, usw. Er wird mit seiner Frau kommen (die in Triest wohnt. Sie hatten vor 20 Jahren in Odessa geheiratet). Nehmen Sie ihn freundlich auf. Er war es, der mich vor zwei Jahren eingeladen hatte, in Bahr-el-Ghazal eine Mission zu gründen. Er hätte die Unkosten für die zwei großen Gebäude übernommen, usw., usw. Er ist ein Held, tugendhaft aber auch lasterhaft. Da er mit seinem Vorgesetzten Rauf Pascha in öffentlicher Feindschaft lebte, sorgten die Konsuln und ich dafür, dass er sein Gehalt bekam und die 2. Sondervergütung von 1000 ägyptischen Lire (26.000 Goldfranken) und ihm ein Dampfschiff und eine Dahhabia zur Verfügung gestellt wurde. Gestern Donnerstag ist er nach Berber abgereist.


[6559]

Da ich meinem Vater den Besuch von Gessi nicht ankündigen konnte, bitte ich Sie, ihn zu benachrichtigen. Mein Vater sollte zu jener Jahreszeit, im Sommer oder später, in Verona sein, denn er hat nicht die Möglichkeit, Gessi entsprechend zu empfangen, zudem erschrickt er schnell und beginnt wie Espenlaub zu zittern. Ich habe D. Arturo Bouchard in Khartum als Oberen zurückgelassen und den guten Dichtl als seinen Stellvertreter. Dichtl unterrichtet D. Francesco Pimazzoni. Ich habe allen aufgetragen, D. Francesco Pimazzoni ein Jahr lang wie tot zu betrachten, denn er soll sich ganz dem Studium widmen. Ich verstehe Sr. Vittoria nicht (sie ist eine echte Missionarin und wird es noch mehr sein, sobald sie Arabisch studiert hat). Ihr Krebsleiden, das sie in Kordofan hatte, ist entweder ein Fantasiegebilde von ihr, von Sr. Grigolini und D. Fraccaro gewesen oder Unsere Liebe Frau vom Herzen Jesu hat ein auffallendes Wunder gewirkt. Denn sie ist gesund und stark und ist überall; verbringt ganze Nächte am Bett von Kranken; morgens ist sie wieder bei der Arbeit da, bei mir und überall; isst mit Appetit von allem und erfreut sich bester Gesundheit (und sagt, dass sie das Übel spürt und sich dessen bewusst ist). D. Bonomi glaubt, dass sie nie Krebs gehabt hat. Ich selber traue mir noch kein Urteil zu. Ihr protestantischer Arzt von Khartum, der D. Bortolo behandelt hat, sagt, dass es Krebs war und seine Arzneien sie geheilt haben. Ich warte mit meinem Urteil ab, bis ich nach Kordofan komme.


[6560]

Ich schicke Ihnen einen Brief vom verstorbenen D. Alessandro Dalbosco vom 9. Juni 1858 an D. Bricolo, den ich unter den Briefen von D. Bricolo gefunden habe. Kheralla, der jeden Tag nach meiner Ankunft nachgefragt hatte, ist ein wahrer Heiliger des Himmels, der für Afrika beten wird. Er hatte mich um Erlaubnis gebeten, zu seinem Stamm zu gehen, um das Evangelium zu verkünden, sobald ich nach Bahr-el-Ghazal gehen würde.

Viele Grüße an Seine Eminenz, an den Hochwürdigen P. Vignola, an D. Luciano, die Oberin, usw.

Ihr in Liebe verbundener + Daniele Comboni, Bischof.

Ich habe die Rechnung der Tipografia Poliglota erhalten aber ohne Ihre Briefe.


1038
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
12. 03. 1881

N. 1038; (993) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 27/17 n. 1
Khartum, 12. März 1881
Kurze Bemerkung.

1039
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
14. 03. 1881

N. 1039; (994) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI
ACR, A, c. 18/32
Khartum, 14. März 1881
Kurze Bemerkung

1040
An kard. Luigi di Canossa
0
Khartum
15. 03. 1881

N. 1040; (995) – AN KARDINAL LUIGI DI CANOSSA
ACR, A, c. 14/104
Khartum, 15. März 1881

 

Durchlauchter Kirchenfürst,

[6561]

Heute werde ich 50 Jahre alt. Mein Gott! Mit langen Schritten geht man dem Alter entgegen, ohne etwas zu tun. Es stimmt zwar, dass das mühsamste und schwierigste Vikariat der Welt vor mir liegt, das sich recht gut entwickelt, und heute dank der Gnade Gottes einen Punkt erreicht hat, den ich vor acht Jahren angesichts der enormen Hindernisse, die ich voraus gesehen hatte, nicht zu träumen gewagt hätte. Zu seinem Fortschritt nach dem Willen Gottes hat mit Ihrer Unterstützung auch meine Wenigkeit etwas beigetragen. Aber vor allem verdanke ich es der Gnade Gottes, dass ich nicht zu einem Hindernis geworden bin. Ich kann nur mit dem Apostel ausrufen: servus inutilis sum. Das Wenige, das ich tun konnte, ist nur durch die mächtige Hilfe Eurer Eminenz erreicht worden. So dürfen wir sagen: servi inutiles sumus.


[6562]

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für das liebevolle Rundschreiben, das sie in Ihrem apostolischer Eifer für die Glaubensverbreitung und die Hl. Kindheit herausgegeben und in dem Sie Zentralafrika erwähnt und beschrieben haben. Ich hoffe, dass das Schreiben viel Gutes quoad pecuniam et quoad vocationes bewirken wird, was ja auch die Absicht des so weisen Leo XIII. ist. Sie werden erleben, dass auch die Priesterberufe steigen. Denn die Diözesen, die mehr Missionare bereitstellen, werden auch eine größere Zahl von Priestern erhalten. Die Zeiten sind schwierig, aber Christus hat Erfahrung und stirbt nicht mehr. Er wird die Sünder bezwingen.


[6563]

Die Besuche aller Europäer und Türken erdrücken mich förmlich, usw., denn sie wissen, dass ich heute meinen Geburtstag feiere. Zum Abendessen werden uns der Hokkomdar mit seinem ganzen Hof von Paschas, Beys und Mudirs, usw. die Ehre geben, das heißt, der Generalgouverneur vom Sudan Rauf Pascha, der ein Gebiet beherrscht (das meiner Jurisdiktion untersteht), das fünf Mal größer ist als ganz Frankreich. Unsere Karawane mit über 30 Personen ist vor einer Woche unter der Leitung des kompetenten und fähigen D. Luigi Bonomi (freilich ein etwas grober und unzivilisierter Mann) und in Begleitung von D. Rolleri aufgebrochen (die ich in drei Tagen einholen sollte) und hat bereits die Wüste betreten. D. Rolleri, gerade von einer Krankheit genesen, ist aus Angst vor dem Fieber zurückgekehrt (er hat richtig entschieden) und befindet sich nun hier in Khartum. Er hat wirklich seine Einstellung geändert, denn er hat einigen anvertraut, dass er nicht so viel Geschäftigkeit und so viel Gutes in Khartum erwartet hätte. Vorläufig ist er für uns keine Hilfe, denn er verlässt nie sein Zimmer. Obwohl er bereits einen Monat lang weder die Messe feiert noch das Stundengebet verrichtet, wirkt er doch durch sein Beispiel, sein Benehmen und seine Frömmigkeit. Um meine Reise angenehmer zu gestalten, hat mir Seine Exzellenz der Pascha heute mitgeteilt, dass er mir für Freitag oder Samstag ein Dampfschiff zur Verfügung stellen wird (gratis natürlich), um mich bis Tura-el-Khadra zu bringen, von wo aus ich in nur sechs Tagen auf dem Dromedar Kordofan erreichen werde.


[6564]

Ich habe mit der ägyptischen Regierung und dem Vize-Generalgouverneur glänzende Abmachungen getroffen. Ich habe Ihnen gesagt und bewiesen, dass die katholische Mission das wirksamste Instrument für die Zivilisierung ist. Ihr Ziel ist es, die Afrikaner zum Christentum zu führen und bei der Abschaffung des Sklavenhandels mitzuhelfen, usw. usw. Der muslimische Gouverneur hat mir seine volle Unterstützung zugesagt. Da Räuber und Beduinen Ghebel Nuba unsicher machen, Personen entführen und sogar unsere Vorräte stehlen, ist der Pascha bereit (aber wir sorgen dafür, dass die Anordnung von ganz oben kommt, unter uns gesagt, auch von jenem Fallbeil England), 200 Soldaten zu unserem Schutz zu schicken. Dieses Angebot nehme ich vorläufig nicht an. Aber sobald ein europäischer Kommissar die Expedition anführt, werde ich zustimmen. In der Zwischenzeit hat er mir jede Hilfe angeboten und dem Pascha von Kordofan angeordnet, mir zur Seite zu stehen und meine Bitten um Personal und Unterstützung zu erfüllen.


[6565]

Das genügt für heute. Nach meinem Besuch von Kordofan und Ghebel Nuba (ich werde am Samstag abends, am Fest des hl. Josef, mit dem Dampfer abfahren) werde ich Ihnen einen kurzen aber genauen Bericht schicken. Ich hoffe, dass die Mission trotz der vielen Schwierigkeiten Fortschritte macht. In Verona muss man unbedingt Arabisch studieren, besonders die Schwestern. Denn wer Arabisch spricht, arbeitet wie zehn Schwestern, die es nicht gelernt haben.

Im Namen des gesamten Vikariats wünsche ich Ihnen ein frohes Osterfest, auch dem Marchese Ottavio.

Ihr ergebener Sohn + Daniele, Bischof.