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N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
1091
An P. Giuseppe Sembianti
0
El-Obeid
16. 07. 1881

N. 1091; (1045) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI

ACR, A, c. 15/128

J.M.J. Nr. 29

El Obeid, 16. Juli 1881

Mein lieber Pater,

[6855]

Die Tinktur ist eine ausgezeichnete Medizin für den Sudan, von allen unseren Missionaren und Schwestern als Mittel gegen viele Krankheiten, Fieberanfälle, als Abführmittel gepriesen, usw. Am meisten ist aber D. Luigi Bonomi davon begeistert, der mir nach Nuba geschrieben hat, damit  ich sie ihm nach Khartum schicke. In Zentralafrika (man denkt weder in Europa noch in Rom an diese und an hundert andere Opfer und misst aus Unwissenheit Zentralafrika mit dem gleichen Maßstab wie alle anderen Missionen. Wir aber stehen über diesen Kleinlichkeiten, wir arbeiten und leiden für die Seelen einzig und allein aus reiner Liebe zu Gott und setzen unseren Weg fort), wie Sr. Grigolini oft sagt, leidet man drei Viertel des Jahres an Schwäche und Erschöpfung, usw., infolge der harten Arbeit. Man leidet an Appetit- und Schlaflosigkeit, usw. (ich kann sagen, dass ich fünf Sechstel des Jahres in diesem Zustand lebe; aber ich halte durch, mache mir selbst Mut und gehe weiter. Die unglückliche Virginia hingegen hat weniger gelitten, aber für vier gearbeitet, was unsere Veroneser Schwestern hier wissen. Die Perigozzo Tinktur tut in einem solchen Zustand sehr gut, hilft aber auch, dem Fieber vorzubeugen, usw.


[6856]

In Ihrem Brief vom 25. erwähnen Sie eine Gebrauchsanweisung für die Tinktur von Herrn Zamboni, wie Sie mir am 29. Januar 1881 berichtet hatten. Ich habe den Brief vom 29. Januar hervorgeholt, in dem sie die Anweisung erwähnen, die Instruktion selbst jedoch nicht gefunden. War sie vielleicht auf einem separaten Blatt und ich dieses in Khartum zurückgelassen habe, wo ich Ihren Brief vom 29. Januar erhalten hatte? Tatsache ist, dass ich die Anleitung hier nicht finde und deswegen auch nicht weiß, um was es sich handelt. Könnten Sie Herrn Zamboni bitten (überbringen Sie ihm meine Grüße), seinen Text noch einmal niederzuschreiben und ihn mir dann zu schicken? Die Tinktur ist äußerst wirksam bei Cholera. Ich habe alle Proben durchgelesen, aber Cholera kommt in Zentralafrika nicht vor. Die Leute sterben hier an anderen Krankheiten. Ich habe D. Luigi gebeten, eine Liste der positiven Wirkungen der Perigozzo Tinktur zusammenzustellen, denn er ist unser kompetentester Mann auf diesem Gebiet. Ich werde Ihnen die Liste schicken. Auch ich werde aufgrund meiner eigenen Erfahrungen eine erstellen. Sie gehört zur Ausstattung aller Missionare


[6857]

Ich habe Alberto nie versprochen oder in Aussicht gestellt, weder in Kairo noch anderswo, ihn zum Priester zu weihen (Isidoro denkt überhaupt nicht daran, Priester zu werden. Auch als Katechist wäre er kaum zu gebrauchen. Alberto hat davon gesprochen, dass Isidoro ihm folgen werde und wir glaubten es ihm, Isidoro hingegen hat nie ein Wort darüber verloren. Er macht seinen Mesnerdienst, repariert ab und zu eine Uhr, studiert aber nie). Alberto jedoch behauptet es, ich aber schwöre, dass es nicht stimmt. In Verona (niemand gilt in seiner Heimat als Prophet) wird man Alberto glauben, aber nicht mir, wie D. Bortolo meint. Wie bei anderen Angelegenheiten glaubt man mehr den Bauern als den Missionaren, usw. (ich spreche nicht von Ihnen). Solche Dinge berühren mich aber nicht mehr. Wir werden das Paradies betreten, denn wer Gott in der Welt dient, muss leiden und gedemütigt werden.


[6858]

Alberto hat mich nie gebeten, ihn zum Priester zu weihen, weder in Kairo noch während der Reise. Nach Erteilung der Niederen Weihen an Francesco in Khartum (er und einige Afrikaner hatten für die Weihe das Klerikergewand angezogen), bat er mich, es behalten zu dürfen, da er es ja schon habe. Er bat mich darum in Gegenwart von vier oder fünf der Unsrigen, die alle dafür waren. Ich ließ ihn also gewähren. Alberto hat nie Hand- oder Laienarbeiten verrichtet wie die anderen, besonders in El Obeid, wo Priester und Laien die Kirche gebaut und selbst mit Hand angelegt hatten (Wie mir der Hochwürdigste D. Bertoni 1851 auf seinem Krankenlager erzählte, verrichtete auch P. Marani, seligen Angedenkens, Hand- und Maurerarbeiten, schleppte Steine herbei, usw. als sie 1816 das Stigmatinerkloster bauten. Auch D. Fraccaro, D. Luigi, D. Vincenzo und andere arbeiten überall mit).


[6859]

Da Alberto sich nie die Hände schmutzig machen wollte, dem während der Reise ein anderer oder D. Luigi selbst die Matte ausbreiten musste, der nie Holz holte, usw., sich immer absonderte und Bücher mit sich herumtrug, fragten mich D. Fraccaro und besonders D. Luigi: „Wer ist denn dieser Alberto, der überhaupt nichts tun will?“ Ich rief dann Alberto herbei und ermahnte ihn in Gegenwart von D. Giuseppe und anderen, das zu tun, was auch alle andere tun, usw. Er gab mir die trockene Antwort: „Ich bin nur Ihretwegen, dem wahren Vater, in den Sudan gekommen. Ich bin von allen, den Schwestern, von Kairo und von allem enttäuscht, denn alle wollen, dass ich arbeite. Ich werde aber nur Priesterarbeiten verrichten und studieren“. Ich gab ihm zu verstehen, dass in Afrika alle Priester arbeiten. Umso mehr müsste er arbeiten, da er ja den Eid abgelegt habe, als Laienkatechist zu kommen. „Ich will Priester werden, erwiderte er mir, andernfalls kehre ich gleich um und gehe ins Propaganda Kolleg. Der dortige Rektor hat mir versprochen, mich als Priesterkandidaten aufzunehmen, usw. Auch Sie haben es mir versprochen“. Niemals, entgegnete ich ihm, ich habe es dir nie versprochen; ich hätte dich schon von Verona weggeschickt, wenn du nicht versprochen hättest, Laienmissionar zu werden.“ „Das stimmt nicht“, gab er mir zur Antwort, „Sie haben es auch Francesco versprochen, Ihr Versprechen eingehalten und D. Dichtl zu seinem Lehrer ernannt. Warum bestimmen Sie nicht auch für mich einen Lehrer? Bin ich vielleicht weniger wert als Francesco? “Das werde ich nie tun, denn zum Priestertum fehlen dir die Fähigkeiten und der Beruf.“ „Ich bin fähiger als Francesco, erwiderte er mir, und habe Priesterberuf. Wenn Sie mir nicht sofort einen Lehrer geben, damit ich studieren kann, fahre ich gleich nach Rom zurück und gehe zum Rektor von Propaganda, der mich zum Priester weihen wird“, usw.


[6860]

Es vergingen einige Tage (alle hatten ihn inzwischen kennengelernt). Die Vorschrift des Hauses missachtend, verließ er jeden Tag ohne Erlaubnis das Haus und hielt sich stundenlang bei zwei preußischen Protestanten auf […...]. Auch Sr. Grigolini legte mir nahe, auf Alberto achtzugeben, da er nichts versteht, usw. Ich ließ ihn dann in den Innenhof der Schwestern rufen, wo ich mich gerade befand, und in Gegenwart von Sr. Grigolini redete ich wie ein Vater auf ihn ein, so dass sich die Schwester darüber wunderte. Er aber gab mir nur diese Antwort: „Entweder Sie weihen mich zum Priester oder ich gehe heim“. Am Abend, eine Stunde nach dem Ave Maria, rief ich ihn erneut zu mir, um ihn zu  beruhigen, zu besänftigen und ihm ans Herz zu legen, dem Oberen in Allem zu gehorchen. Auch der hl. Franziskus, sagte ich, war nicht Priester und ist doch ein großer Heiliger geworden. Darauf gab er mir zur Antwort: „Monsignore, geben Sie mir sofort einen Priester, um mich in Latein und Theologie zu unterrichten. Zudem müssen Sie mir schriftlich erklären, wann Sie mich zum Priester weihen werden. Ich werde immer nur Priesterarbeiten verrichten, nie einen Finger rühren, usw., sondern nur studieren. Mein Lehrer muss mir jeden Tag mehrere Stunden Unterricht geben, usw.


[6861]

 Mehrere Missionare hatten unsere Unterredung mit angehört und lachten dabei, usw. „Nun gut“, sagte ich zu ihm, „auch wenn Du Salomons Weisheit und die Ausbildung des hl. Thomas von Aquin hättest, aber mit solchen Einstellungen würde ich Dich in Ewigkeit nicht zum Priester weihen“. Darauf erwiderte er: „Gebt mir das nötige Reisegeld, um morgen nach Rom abreisen zu können“. „Ich gebe Dir jetzt keinen Pfennig für die Abreise, da ich keinen habe, usw.“ Die anderen redeten ihm zu, meine Rückkehr nach Khartum abzuwarten und mit mir zu reisen. „Nein“, gab er zur Antwort, „ich reise gleich ab und werde das Geld selber auftreiben“. Er nahm zwei Koffer mit, usw. und nach zwei Tagen reiste er mit einem Geschäftsmann ab. Wir haben dann erfahren, dass ihm Geschäftsleute das Geld vorgestreckt hatten. Ich habe den Missionaren in Khartum und Kairo angeordnet (auf Anraten aller unserer Missionare), ihn nicht in der Mission aufzunehmen und ihm auch kein Geld zu geben, denn ich hatte ihm in Anwesenheit der anderen und auf ihren Rat hin erklärt: „Von dem Augenblick an, an dem Du Dich vom Institut auf eigenen Willen entfernst, gehörst Du nicht mehr zum Werk und so betrachte ich Dich bereits als von uns getrennt. Dadurch hast Du auch kein Recht mehr auf Unterkunft und Reisevergütung“. „Das macht nichts“, antwortete er mir, „Gott wird mir helfen“. Die Preußen hatten ihm bereits 20 Taler und ein Kamel zur Verfügung gestellt. In Khartum hat ihn dann D. Bortolo aufgenommen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Was Alberto herumerzählen wird, usw., kümmert mich nicht.


[6862]

Gott beschützt das Werk. Mit der Geschichte von Alberto hatten Sie nichts zu tun. Sie wissen nun, dass ich ihn von Verona weggeschickt hätte, wenn er nicht als Laienkatechist den Eid abgelegt hätte. Ihr Grundsatz ist immer gewesen, dass Männer und Frauen zuerst geprüft werden müssen. Davon bin auch ich überzeugt, obwohl ich manchmal, von der Not gedrängt, anders gehandelt habe, aber vor Gott fühle ich mich gerechtfertigt. Das sind der Zweck und die große Bedeutung der Institution von Verona. Die Werke gedeihen nicht in einem Atemzug. Wehe den Schwestern von Kairo, wenn sich ihnen nicht jener Engel von Wien, die Novizin Anna, angeschlossen hätte, die laut Aussage von Faustina der Halt und die Stütze der Kranken gewesen ist. Das sind natürlich Ausnahmen. Aber grundsätzlich muss man die Kandidaten in Verona, so gut und so lang man kann, prüfen. Darin sind wir uns einig.


[6863]

Es genügt, was Sie gegen den verrückten Grafen Dalbono unternommen haben, der immer schon gesponnen hat. Ich kenne ihn seit 1855 als mir Seine Exzellenz der Delegat von Verona De Jordis aufgrund meiner Dienste in Buttapietra als Priester, Arzt und Krankenpfleger anlässlich der Choleraepidemie neben einem Maisgeschenk für das Mazza Institut auch ein offizielles Dankschreiben geschickt hatte, usw., da ich fast alle Cholerafälle heilen konnte. In jenem Schreiben teilte er mir mit, dass jedes meiner Gesuche immer genehmigt werden wird, da es von den Tränen der leidenden Menschheit begleitet wird, usw. Der Delegat von Verona übergab jenes Schreiben am 2. Oktober 1855 dem Bürgermeister Graf Dalbono von Buttapietra. Jener verrückte Herr übergab es mir aber erst im Februar 1856 und zudem geöffnet. Wegen dieses Missbrauchs wurde er als Bürgermeister abgesetzt. Ich kenne also alle Verrücktheiten und unsinnigen Handlungen jenes Grafen, der sich letzten Endes in Nomine Patris gekränkt fühlt. In Verona kennen ihn alle.

Ich bin sehr froh, wenn Sr. Metilde nach Kairo geschickt wird, aber nicht während der Wärmeperiode. Es reicht, wenn sie im September abreist, außer es gibt Gründe, die Abreise vorzuverlegen.


[6864]

Zusätzlich zu der Zusammenfassung auf einem einfachen Blatt schicken Sie mir bitte genaue Angaben, von wem Sie die Geldmittel, die Almosen von Mitterrutzner und von anderen erhalten haben (nicht jene, die ich Ihnen gegeben habe oder Ihnen Giulianelli geschickt hat oder schicken wird), d. h. alle Einnahmen von Spenden und Almosen für Verona oder für das Werk und zwar vom 15. März 1880 bis heute. Schreiben Sie alles auf ein Blatt. Auch den Ertrag des Guten Hirten, d. h., die Gesamtsumme. Aber diese scheint vielleicht auf dem kurzen Rechenschaftsbericht auf. Es genügen also die Geldspenden. Entschuldigen Sie die Störung.


[6865]

Der Afrikaner D. Giovanni Farag hat mir auch geschrieben. Er ist ein guter Mann. Ich werde ihm zu verstehen geben, dass sein Wunsch, Rom mit Verona zu vertauschen, eine ganz offenkundige Versuchung des Teufels ist. Ich habe darüber den Rektor des Propaganda Kollegs informiert, dass ich es seiner Klugheit überlasse, alles zu regeln. Über Lotermann hat mir Seine Eminenz Kardinal Simeoni geschrieben. Ich werde dem Bischof von Gent genaue Informationen über ihn geben und alle meine Vollmachten an ihn abtreten, Lotermann von seiner Verpflichtung gegenüber Afrika zu entbinden und ihn dem Bischof anzuvertrauen. Er kann dann mit ihm anfangen was er will, soll aber Lotermann daran erinnern, dass er dem Institut von Verona 1500 Franken zurückzahlen muss, sobald und wie er kann, und ich ihn davon nicht dispensiere.


[6866]

In Ihrem Brief vom 28. Mai schreiben Sie: „Wie aus den Briefen von Monsignore hervorgeht, schreibt Virginia falsche und übertriebene Nachrichten, weshalb Monsignore traurig ist und nicht schlafen kann“. Erlauben Sie mir, dass ich ganz offen und ehrlich mit Ihnen rede: Sie wissen, dass ich Sie, Ihr großartiges Institut und Seine Eminenz sehr schätze, usw. Aber ich spreche nur zu Ihnen, denn auch Sie reden immer ganz klar zum Wohl des heiligen Zweckes. Erlauben Sie mir, dass auch ich zum Wohl des heiligen Zieles klar spreche. Ich nehme gerne alle Ihre Bemerkungen an. Wären nur alle Männer so, die meisten aber sind nur Schmeichler. Es lebe Seine Eminenz Kardinal Canossa, der klar spricht, diszipliniert ist, usw. Seine Gedanken mögen in jenem Augenblick übertrieben sein, dann aber korrigiert er sich, usw. In dieser Sache ist er ein wirklicher Ehrenmann.


[6867]

Sie sind ein heiliger Mann. Es lebe Noah! Sie tun Ihr Bestes, werden aber zugeben, dass auch Sie ein Mensch sind, sich irren können, so wie auch ich mich öfters geirrt habe. Aber Sie und ich essen weiterhin. Erlauben Sie mir, dass ich es Ihnen ganz klar sage. Was Virginia betrifft, schätze ich sie sicher zu hoch ein und unterstütze sie zu viel. Sie und Seine Eminenz hingegen sehen Virginia in einem zu schwarzen Licht (aufgrund der negativen Eindrücke, die Ihnen zuerst der hinterlistige Grieff, dann der törichte Bauer Giacomo, von dem ich in Khartum Briefe liegen habe, in denen er sehr lobend über sie redet, und der ungebildete Stefano vermittelt hatten, die, wie man mir in Verona sagte, sogar zu Seiner Eminenz gegangen sind, um auszusagen, usw.). (Sicher ist das Hauptmotiv die Ehre Gottes und die Liebe zu mir. Sie möchten mich unversehrt, untadelig und geachtet sehen, wie es sich für einen Bischof geziemt, und weder Dinge sehen noch hören, die irgendwie meinen Ruf, mein Ansehen und meine Würde überschatten, usw. Dafür bin ich und werde ich immer dankbar sein, usw.). Ich nehme Virginia zu wichtig, Sie sehen sie zu negativ: Übertreibungen auf beiden Seiten.


[6868]

Ich setze bei allem Ihre gute Absicht voraus, aber auch in meinem Fall muss man den Grund meiner Parteinahme für Virginia in Betracht ziehen. Sr. Grigolini sagt mir klipp und klar, dass ich vor allem aus Gründen der  Gerechtigkeit zum hartnäckigen Verteidiger von Virginia geworden bin, denn so wie die Kamillianer mich wollten sie auch Virginia fertig machen. Deswegen musste ich mich selbst verteidigen (aus Gerechtigkeit so wie der Heilige Stuhl mich verteidigt und mich nach den vielen unverschämten Anklagen zum Bischof ernannt hatte) und auch Virginia, da sie hervorragende Tugenden gezeigt hat und unschuldig war. In Verona ist Virginia nach den ersten Eindrücken von Grieff und Giacomo, usw. immer angefeindet worden (nicht durch die Oberin, die öfters geweint und mir versichert hat, dass sie dagegen und unglücklich darüber war, dass man Virginia ins Landhaus verbannte. Sie hat mir das wiederholt betont), aber sie und ich sind gezwungen worden zu weinen, zu schweigen und zu Gott aufzuschauen. Denn hätten wir darauf bestanden, wäre für das Werk ein größerer Schaden entstanden, d. h., wir hätten vielleicht Sie als Rektor verloren. Um dieses Übel zu verhindern, habe ich Virginia geopfert und war bereit, sie nach Syrien zurückzuschicken, was sie selber wollte, aber ich konnte mich aus Angst um ihr Seelenheil nie dazu entschließen.


[6869]

Alle diese Gegensätze und der Seelenzustand von Virginia haben mein Interesse für sie verdoppelt, da nur ich den Mut hatte, sie offen zu verteidigen. Übertreibungen auf beiden Seiten! Mein Gott! Und jeder hat das größte Wohl vor Augen gehabt: und nun haben wir einen Märtyrer.


[6870]

Ich erkläre vor Gott und der ganzen Welt, dass mir Virginia nie von den Übertreibungen geschrieben hat, die Sie in Ihrem oben genannten Brief erwähnen. Im Gegenteil, von der Oberin hat sie immer nur Gutes erzählt, hat mir aber geschrieben, dass sie nachts weint und das unglücklichste Geschöpf der Welt ist. Damit hat sie Recht. Warum? Die Vorfälle vom Landhaus, die wiederholte Verweigerung, sie ins Noviziat aufzunehmen, die Abschiebung ihres Bruders (um den sie auch in Afrika geweint hatte), ohne mit ihm sprechen zu können (was für Virginia sehr  schmerzhaft sein musste, aber Sie haben richtig gehandelt, ihn wegzuschicken), und was sich zwischen Ihnen und Virginia bis jetzt zugetragen hat, haben ihr immer klarer gezeigt und sie hat richtig erraten, dass man von ihr in Verona absolut nichts wissen wollte und man das Te Deum angestimmt hätte, wenn sie weggegangen wäre und nie etwas von Comboni und von Afrika gehört hätte (sie war Afrika und ihrem Oberen mehr zugetan als alle anderen und hat es in den sechs Jahren mit ihrem eifrigen Apostolat und ihren Leiden für Afrika bewiesen).


[6871]

Sie hat das von allem Anfang an gemerkt, ich aber nicht, ich Dummkopf. Ich habe immer gehofft, dass das Werk diese Mitarbeiterin gewinnen werde, die mehr wert ist als fünf andere, mag man dagegen einwenden was man will. Deswegen weinte sie und weint auch jetzt und hat tausend Gründe dafür, denn wie Seine Eminenz sagt, man würde das Te Deum singen, wenn sie für immer wegginge. Das Te Deum wird man singen und zwar bald (aber ich nie, denn ich bin überzeugt, mögen Sie, Seine Eminenz und alle denken, was sie wollen, dass Ihr Ausscheiden aus dem Werk ein wahres Unglück für die Mission ist).


[6872]

Da ich durch die Gnade Gottes zum Leiden bestimmt und wegen dieses unglücklichen Geschöpfes betrübt bin, das niemanden hat und ich allein (soweit sie davon weiß, es gibt auch andere, heilige Personen, die die Nächstenliebe leben) nach außen hin ihr Vater und Beschützer bin (und ich rühme mich dessen, denn ich erwarte mir von Gott dafür eine große Belohnung, denn diese Opfer sind wertvoller als viele andere, die ich für die Afrikaner gebracht habe und bringen werde). Ich hoffe, dass mich Gott schon allein dafür mit dem Paradies belohnen wird und dank der Gebete, die man für Virginia verrichtet, wird auch sie in den Himmel eingehen. So verhält sich die Sache. Seien Sie nicht beleidigt, wenn ich Ihnen meine Gefühle mitteile. Ich kann mich irren, das gebe ich zu. Deswegen tun Sie alles, was Sie können, für das Werk. Ich vertraue Ihnen voll und ganz (außer in der Angelegenheit von Virginia) und bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden. Wir sollen aber immer bedenken, dass weder die Heiligkeit noch die Prophetien und Wunder, usw. ohne jene Liebe zum Nächsten, den Unglücklichen und Sündern einen Wert haben, worin die hl. Angela Merici uns ein Vorbild war.


[6873]

Erlauben Sie mir, dass ich auch einen anderen Punkt klar anspreche, denn als Missionar und apostolischer Arbeiter habe ich einige Erfahrung gesammelt. Sie haben richtig gehandelt, Giorgio sofort wegzuschicken. Auch die drei anderen waren derselben Meinung. Er hat diese Strafe wegen seiner zwei Briefe an mich auch verdient. Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen noch etwas ganz offen kundtue. Vielleicht hätte ich (ich sage vielleicht) mit meinem System, das mit der Hilfe Gottes Tausende der Macht des Teufels entrissen und wieder Christus zugeführt hat, vielleicht hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und


[6874]

1. mit Liebe die Besserung von Giorgio erwirkt, denn die Gnade Gottes kennt keine Grenzen (denken Sie an die Bekehrung des Senators Littré, einer der gottlosesten Männer unseres Jahrhunderts). Giorgio hingegen wurde aufgegeben und nur ein Wunder wird ihn auf den Pfad der Tugend zurückbringen (und das wird geschehen, da wir an einem guten Punkt angelangt sind).

2. Man hätte ihr diesen Verdruss ersparen können, denn jetzt wird sie immer sagen können: „Man hat mir mit einem Schlag den Bruder weggenommen, als ob er die größten Verbrechen begangen hätte (sie weiß noch gar nicht, was er angestellt hat). Sie haben ihn mir weggenommen, ohne dass ich mit ihm vorher sprechen konnte. Sie haben ihn weggeschickt und zwar nicht etwa von Verona nach Antwerpen oder von Rom nach Venedig, sondern von Verona nach Syrien (Asien)“. So wurde in Syrien herumgeredet. Nach diesen berechtigten Klagen von Virginia in einem Augenblick großen Schmerzes, Trostlosigkeit und Angst heißt es nun, dass sie stolz, arrogant, usw. sei, weil sie eine unfreundliche Antwort gegeben hat? Das habe ich nie verstanden.


[6875]

Ich sage also vielleicht. Aber ich kann hier die negativen Folgen für das Institut nicht abwägen, wenn man Giorgio nicht sofort weggeschickt hätte. Ich sage also vielleicht und gebe kein endgültiges Urteil ab. Ich sage das im Vertrauen, es soll eine Art Instruktion sein, ein Moral- oder Dogmatikkasus und das umso mehr, da Sie nicht den geringsten Fehler begangen haben. Sie haben sich ja gut beraten lassen und erst dann gehandelt. Lassen Sie den Mut nicht sinken! Denken Sie daran, dass das Werk, für das Sie arbeiten, ganz und gar Gott gehört. Sie und ich, wir beide, sind nur untaugliche Hanswurste, die ohne Gottes Hilfe tausend Schnitzer machen würden. Ihre Eigenliebe sollte darunter nicht leiden. Sie müssen noch wachsen in den Tugenden der Abtötung, der Selbstbeherrschung, des Kreuz-Tragens und der Selbstverleugnung, d.h. im abneget semetipsum und im Nihilo reputari. Denn Sie wollen sich ohne Grund rechtfertigen, obwohl ich Ihnen klar geschrieben habe, dass es mir nie in den Sinn gekommen ist, Sie könnten an den infamen Unterstellungen des Briefes von Giorgio mitschuldig sein, da Sie sich mit den Worten verteidigen wollen: „Nicht ich bin es gewesen, der Seiner Eminenz das nahegelegt hat, und wenn er Seine Eminenz veranlasst hatte es zu sagen, usw., und wenn Sie schreiben, dass Sie sich immer verteidigen werden, usw., in all diesen Dingen liegen Sie völlig recht. Aber es zeigt, dass jemand trotzdem noch ein Kind und weit davon entfernt ist, einen wirklichen und echten Sieg über sich selbst errungen zu haben, auch wenn seine Absichten rein und heilig sind und er in der Tugend der Demut fest verankert und bereit ist, das Kreuz zu tragen und wie Paulus um der Rettung der Brüder willen verdammt zu werden.


[6876]

Verzeihen Sie mir, lieber Pater, wenn ich mich Ihnen gegenüber als geistlichen Meister aufspiele, hinke ich doch gerade in dieser Tugend weit hinter Ihnen her, gar nicht zu reden von meinen vielen Fehlern und Mängeln, während Sie einen engelgleichen Lebenswandel führen.


[6877]

Da ich aber Oberer und Gründer des wohl schwierigsten Missionswerkes bin, das heilige Männer und Frauen zur Bekehrung Afrikas heranbilden muss, und Sie nach Gottes Willen das erste Instrument bei dieser Ausbildung sein sollen, müssen Sie sich allmählich aneignen, was es dazu braucht. Sie müssen die Psychologie des menschlichen Geistes gründlich kennenlernen, um heilige Apostel ausbilden zu können. Deswegen rede ich ganz offen und als Lehrer und hoffe, dass auch Sie sich mir gegenüber gleich offen verhalten zur Ehre Gottes, zu unserer Bekehrung und Besserung (denn die Vollkommenheit gleicht einem hohen Berg und wir befinden uns erst an seinem Fuß) und zum Heil der armen Afrikaner, die zu den am meisten verlassenen Menschen der Welt gehören.


[6878]

Aber Sie werden mir erwidern: „Wenn ich wirklich noch wie ein kleines Kind, arm an Tugenden und so ungeeignet bin, Heilige heranzubilden, dann ziehe mich besser in mein Kloster zurück, damit Gott einen fähigeren und tugendhafteren als mich schickt, denn ich habe keine Aussicht, so weit zu kommen“. Dahin wollte ich meinen Sembianti bringen (denn ich habe vor, ihn zu besiegen. Ich habe damit erst angefangen, um Nigritia zu retten und selbst ein Heiliger zu werden).


[6879]

Langsam, mein Lieber. Es stimmt, dass Sie im Tugendstreben noch in den Kinderschuhen stecken. Erinnern Sie sich an das Prinzip, das mir P. Marani eingeschärft hat, der einen raueren Charakter und schwerfälligere Umgangsformen als Sie hatte und manchmal den Anschein erweckte, dass es ihm an Nächstenliebe fehle (darin sollen Sie ihn auf keinen Fall nachahmen). Ich stand als Kleriker mit P. Marani in Verbindung, legte meine Generalbeichte bei ihm ab, er bestätigte endgültig meine Berufung (an jenem Morgen war P. Benciolini außer Haus, der von mir den Bescheid von P. Marani erfahren wollte, es war am 9. August 1857) mit folgenden Worten: „Ich kenne Sie als Kleriker, habe Sie als Kleriker und Priester in allen Ihren Angelegenheiten beraten: Ich sehe Ihr ganzes Leben wie in einem Spiegel, ich kenne Ihren Hauptfehler und was Sie zu seiner Bekämpfung unternommen haben, usw. Seit 1820 widme ich mich der Berufsberatung und niemand geringerer als D. Gasparro  war mein Lehrmeister. Trösten Sie sich und haben Sie keine Angst (ich zitterte wie Espenlaub aus Angst, er könnte mir sagen, dass ich nicht für Afrika berufen sei. Meine Angst hatte ich am Morgen des 9. August P. Benciolini anvertraut, der mir erwiderte: „Er wird das tun, was Gott will. Gehen Sie zu P. Marani und tun Sie, was er Ihnen sagt). Seit vielen Jahren prüfe ich Berufungen von Missionaren, Priestern und Ordensleuten, usw. Ihre Berufung zum Missionar und für Afrika ist eine der eindeutigsten, die ich je gesehen habe. D. Vinco, der Jesuit Zara und D. Ambrosi und hundert andere sind hier gestanden. Ihre Berufung scheint mir die klarste und sicherste zu sein, die ich je gesehen habe. Ich bin jetzt alt, habe graue Haare und siebenundsechzig, ja fast achtundsechzig Jahre auf dem Buckel. Gehen Sie im Namen Gottes und freuen Sie sich. Ich kniete nieder, er segnete mich, ich dankte ihm, weinte vor Rührung und lief zu P. Benciolini (der mich anlachte), um ihm alles zu erzählen. Ich fahre weiter (entschuldigen Sie die Zwischenbemerkung).


[6880]

Lieber Pater, erinnern Sie sich an den Grundsatz, den mir P. Marani eingeschärft hat und der lautet: Wer auf sich selbst vertraut, vertraut auf den größten Esel der Welt“ und fügte hinzu: „Unser ganzes Vertrauen müssen wir in Gott setzen“. Das vernachlässigen viele heilige Menschen, die ich kenne, auch viele Jesuiten, Ordensbrüder, fromme Priester und Ordensleute, die einen Bußgürtel  tragen und sich an die Brust klopfen, Trappisten und Karthäuser und gebetseifrige Leute, usw., die heilig leben, viel beten und behaupten, auf Gott zu vertrauen (ich habe solche mit meinen eigenen Augen gesehen und mit meinen Ohren gehört, nicht nur Ordensleute und Priester, sondern auch Prälaten, Bischofe und einige Kardinäle), und sagen, dass Gott alles vermag, alles tun und sich um alles kümmern wird, tragen wir das Kreuz, demütigen wir uns, verleugnen wir uns selbst, usw. Aber sobald das Gewitter losbricht, die menschliche Hoffnung schwindet, das Geld ausgeht, überall Kreuze sichtbar und sie verdemütigt werden, keinen Glauben finden, usw., dann brechen sie zusammen, das Gottvertrauen ist weg (sie vertrauten auf den größten Esel dieser Welt) und die wahre und wirkliche Vollkommenheit geht in Rauch auf.


[6881]

Das ist mir hundert Mal passiert. Daraus habe ich geschlossen, dass P. Marani recht hatte, dass das einzige Banner, die einzige Zuflucht und Stärke unser Gottvertrauen ist, dass Gott ein Ehrenmann ist, der einzige Ehrenmann mit Kopf, Herz und Gewissen, der durch uns Wunder wirken kann. Ich habe festgestellt, dass volles Vertrauen in die Menschen uns keine Sicherheit bietet, auch wenn es sich um Bischöfe, Heilige (die essen), Kardinäle, Fürsten, Könige, Mächtige, usw. handelt. Volles Vertrauen in den Menschen bringt Enttäuschungen mit sich. Ich habe noch etwas vergessen (ich musste drei Mal aus meinem Zimmer flüchten, da es hereinregnete. Dreimal habe ich heute den Tisch verschoben).


[6882]

Ich habe gesagt, dass D. Marani einen rauen Charakter hatte, manchmal launisch war, wenig Nächstenliebe zeigte (was den Geldbeutel betraf), usw. (darin sollen Sie ihn nicht nachahmen). Aber D. Marani war ein Heiliger, ein großer, geistlicher Lehrmeister und Seelenführer, eine wahre Führernatur, die sich Respekt verschaffte, ein tiefer Menschenkenner, ein vorbildlicher und eifriger Priester, ein wahrer Missionar und Spiritual. Er hatte zwar nicht besonders viel studiert, war aber mit den heiligen Wissenschaften und der Seelenführung bestens vertraut, da er ein großes, göttliches Buch gründlich studiert, verstanden und sich zu eigen gemacht hatte: „D. Gaspare Bertoni“. R. I. P.


[6883]

Sie sind aber, obwohl unfähig und unvollkommen, usw. trotzdem von Gott zum Rektor des Afrika Instituts bestimmt worden (das ist sonnenklar). Damit aber haben Sie selber nichts zu tun. Sie sind sich aber sicher, dass Sie dem entsprechen werden (mit dem gewohnten Fleiß und Willen eines Stigmatiners, der nur Gott sucht). Nachdem Sie sich selbst entsagt haben, müssen Sie auf Gott vertrauen, beruhigt und überzeugt sein, dass Sie an Ihrer Stelle das tun werden und noch mehr als der Ehrwürdige Avila, der Jesuitengeneral, usw., da Sie nur ein einfaches Instrument und ein Hanswurst des Herrn sind.


[6884]

Verlieren sie also nicht den Mut, wenn Sie Prügel bekommen, um Sie vom Weg abzubringen, usw., denn Satan führt jetzt einen fürchterlichen Krieg gegen uns, da er merkt, dass er in naher Zukunft Afrika verlassen muss, und ich oder Sie (entschuldigen Sie die heilige Demut) seine Hauptverfolger und Widersacher sein werden. Machen Sie mutig weiter, erwarten Sie schwere Schläge Gehen Sie weiter und schweigen Sie.

Mein Gott, welche Abschweifungen! Aber kehren wir zu Ihren Briefen zurück. Glauben Sie ja nicht, dass ich ernstzunehmenden Persönlichkeiten solches Geplapper schreibe, ohne die Briefe noch einmal durchzulesen (und Ihre Briefe sind so ausgewogen). Auf diese Weise vermitteln sie Ihnen besser, was ich bin, ein Tollpatsch de comuni confessorum non pontificum, usw. ich schenke Ihnen mein Vertrauen und das Ihre setze einfach voraus. Deshalb schreibe ich Ihnen aus der Tiefe meines Herzens und Sie können mich kennenlernen so wie ich bin. Aber den Großen, den Königen (gestern habe ich vom König der Belgier einen schönen Brief erhalten), Kardinälen… von Rom, usw., schreibe ich, als wäre ich eine seriöse Person und mit meiner… gelingt es mir, als solcher dazustehen.


[6885]

Ich bin so niedergedrückt und betrübt, dass ich vom Thema abweiche, ohne dass ich es merke. Wissen Sie, warum ich das Urteil des P. Marani über meine Berufung zitiert habe? Gewisse verrückte, kleine Veroneser Köpfe haben keine Ahnung, wollen aber andere beurteilen und über sie entscheiden, usw., Sie verstehen mich. Also weitermachen! Einzig und allein deshalb, weil ich Ihnen sagen wollte, dass ich mich im Laufe meines harten und arbeitsreichen Unternehmens mehr als hundertmal von Gott, vom Papst, von den Oberen und allen Menschen verlassen vorkam (als ich unter der Last von schrecklicher Trübsal und Trostlosigkeit stöhnte, hat mich nur eine Person nie verlassen, wenn es ihr möglich war, mit mir zu reden. Sie hat mich ermutigt, ganz auf Gott zu vertrauen, den einzigen Beschützer der Unschuld, der Gerechtigkeit und der Werke Gottes: V. M.).


[6886]

Angesichts einer solchen Einsamkeit und Verlassenheit spürte ich hundertmal die stärkste Versuchung, alles aufzugeben, das Werk der Propaganda Fide zu überlassen und mich als einfacher Diener dem Hl. Stuhl oder dem Kardinalpräfekten oder irgend einem Bischofs zur Verfügung zu stellen. Dazu rieten mir sogar fromme und respektable Männer, die aber keinen Mut und kein Vertrauen in Gott hatten. Nun, das hat mich nie veranlasst, meiner Berufung untreu zu werden, (auch nicht, als man mich bei der höchsten Autorität sozusagen wegen zwanzig Kapitalsünden verklagte, obwohl es deren nur sieben gibt) und auch nicht, als ich 70.000 Franken Schulden hatte, die Institute in Verona in Unordnung geraten waren,  es in Zentralafrika eine Menge Tote zu beklagen gab, kein Hoffnungsschimmer am Horizont leuchtete, alles aussichtslos schien, und ich mit Fieber in Khartum daniederlag. Was mir den Mut verlieh, treu auf meinem Posten auszuharren bis zum Tod, oder bis zum Eintreffen anders lautender Entscheidungen des Hl. Stuhles, war die Überzeugung von der Echtheit meiner Berufung. Sie war semper et  toties quoties, denn P. Marani hatte mir am 9. August 1857 nach reiflicher Prüfung gesagt: „Eure Berufung für die Mission ist einer der eindeutigsten, die ich erlebt habe“.


[6887]

Sie befinden sich in der gleichen Lage. Sie haben die Gewissheit, dass Sie nach Gottes Willen das Rektoramt der Afrika Institute ausüben sollen. Ihre Kleinmütigkeit, Verzagtheit und Tugendschwäche soll Sie unter keinen Umständen entmutigen (bis jetzt sind Sie auf Rosen gegangen, werden aber auf Dornen stoßen). Sie müssen widerspruchslos weitergehen und ohne jemals zum Oberen zu sagen „ich kann nicht mehr, ich habe den Mut verloren, ich habe mit Verrückten zu tun, und besonders mit dem verrückten Msgr. Comboni, der vom Hundertsten ins Tausendste kommt, Verwirrung stiftet, anordnet und wieder rückgängig macht, usw. Ich will wieder meine Ruhe haben und deshalb zu den Stigmatinern zurückkehren“. Mein lieber Pater, auf diese Weise würden Sie immer in den Kinderschuhen stecken bleiben. Also Mut, machen Sie weiter und wir werden uns im Himmel wiedersehen.


[6888]

D. Bortolo hat beim ersten Fieberanfall (er war auf der Reise von Khartum nach Kordofan) den Mut verloren und ist umgekehrt. Das Fieber hat einige Tage angedauert. Ganz entmutigt hat er mich gebeten, heimgehen zu dürfen, weil er nicht gesund sei. Die gleiche Bitte wiederholte er schriftlich in El Obeid. Dann schien es ihm besser zu gehen (es geht um die Krankheit von D. Losi [lapsus für Rolleri]. Wir alle, viele Schwestern und besonders Sr. Vittoria und Concetta  haben Schlimmeres ausgehalten. Ja, Sr. Concetta leidet jedes Jahr unter Krankheiten, die drei Mal stärker sind als die von D. Bortolo. Aber nie hat deswegen jemand gebeten heimzugehen). Er schrieb mir (vor der Abreise nach Nuba), wenn ich wollte, könnte er unter den bereits ausgesprochenen  Bedingungen bleiben: 1. volle Verantwortung zusammen mit D. Losi, Generalvikar, Generalverwalter, in nichts und nie von mir abhängig zu sein, außer mich über seine Pläne zu informieren, usw. Dabei wollte er sich die Freiheit vorbehalten, je nach Belieben zurückzukehren und anderswohin zu gehen, wenn ihm etwas nicht mehr passte (er ist ganz unfähig), weil er ja mit keinem Eid an die Mission gebunden sei.


[6889]

Wir sagten uns: „Lassen wir ihn zappeln. Wenn ihn das Fieber so stark wie zuerst ergreift, wird er gleich nach Europa zurückkehren wollen, usw. Ich habe ihm keine Antwort gegeben, denn auf seine erste Anfrage hin habe ich ihm die Erlaubnis zur Abreise und auch zur Rückkehr gegeben. Das ist eine Ergänzung zu dem, was ich über D. Bortolo sagte, als Antwort auf Ihren Brief Nr. 26, in dem Sie schreiben: „Es würde mich freuen, wenn D. Bortolo im Inneren des Landes bleiben könnte“. 

Über Sestri sind wir übereingekommen, dass Sie tun, was Seine Eminenz anordnet. Ich bin ganz dafür, dass wir Sr. Metilde für Kairo bestimmen, denn ich glaube, dass der Rückzug von Sestri eine beschlossene Sache ist. Giorgio habe ich den Abschwörungsausweis geschickt, denn der katholische Priester hatte sich geweigert, seine Beichte entgegenzunehmen, da er ihn noch für einen Schismatiker hielt. Beten Sie für ihn.


[6890]

Wäre es nicht eine gute Idee, Seine Eminenz dazu zu bringen, mit D. Tomba über D. Giovanni Beltrame zu sprechen, dem erbitterten Gegner des Werkes? Ich glaube schon. Ich habe tausend Argumente, um seine anmaßenden Lügen bloßzustellen usw., die er veröffentlicht hat. Er behauptet nämlich, dass ihm bei der Abfassung des Wörterbuches und der Grammatik der Dinka niemand helfen konnte, und er der erste war, was falsch ist, denn in Wirklichkeit waren die ersten Mozgan und Lanz. Zusammen mit ihnen haben dann D. Beltrame, ich und D. Melotto das Wörterbuch, die Grammatik und einen langen Traktat über die katholische Religion zusammengestellt, den ich den Lehrerinnen in Verona beibrachte. D. Losi hat von Khartum einen großen Band in Denka mitgebracht und ihn mir in Nuba zurückgegeben, nämlich die gemeinsame Abhandlung über die Religion, die auch ich und D. Beltrame hatten. Das Wörterbuch und die Grammatik hat Dr. Mitterrutzner


[6891]

Zudem sind die Predigten von Lanz da, usw. und sein großer Katechismus, den ich drucken lassen will. Lanz starb 1860 in den Armen des Provikars und D. Beltrame, noch bevor D. Beltrame begann, die gemeinsame Arbeit zu vervollständigen, die er erst vor einigen Jahren veröffentlicht hat. Es gibt Ansprachen in Dinka von Lanz, die er vor unserer Ankunft in Kik aufgesetzt hatte, und wir gemeinsam im April 1858 mit dem ABC der Dinka anfingen. Er ist ein Gauner, ein hochmütiger und egoistischer Mensch, voll Eifersucht, wie mir zweimal der Minister Cesare Correnti mit einem Lächeln zu verstehen gab. Ich sagte es an Baschera weiter. Arme Comini, verlorene causa D. Beltrame! Aber genug davon. Er ist ein echter, moderner Liberaler.


[6892]

Was Spazi, die Beauftragte der alten Schwestern, betrifft, sind ich und Sr. Grigolini seit längerer Zeit der Meinung, dass sie nicht mehr die Gelübde erneuern soll. Wenn sie sich nicht bei den alten Schwestern beruhigt, soll sie nach Hause geschickt werden. Ich nehme Ihre Entscheidung an.

Das große Messbuch in Cantus firmus, das D. Policarpo mitgebracht hatte, liegt in Khartum, wie mir D. Luigi versicherte. Bei der nächsten, sicheren Gelegenheit werde ich es nach Verona schicken. Erinnern Sie mich noch einmal daran, obwohl auch ich mir eine Notiz gemacht habe. D. Losi habe ich von einem Mann aus Piacenza 20 Franken gegeben, usw. Vale! Mein Gott, wie bin ich doch erschöpft und schwach! Es geschehe Gottes Wille! Ich segne D. Luciano, usw.  

Beten Sie für + Daniele, Bischof.


1092
An seinen Vater
0
El-Obeid
18. 07. 1881

N. 1092; (1046) – AN SEINEN VATER

BQB, sez. Autografi, c. 380, fasc. II, n. 3

J.M.J.

El Obeid, 18. Juli 1881

Mein liebster Vater,

[6893]

Heute habe ich für die Mutter die hl. Messe gelesen und viel für sie gebetet. Auf den 21. fällt das Fest des heiligen Propheten Daniel, meines Namenspatrons. Für jenen Tag wird die Kirche, die größte und schönste von Zentralafrika, mit der Mithilfe der guten und traurigen Christen festlich geschmückt, die dann mit dem Personal unserer beiden Niederlassungen dieser Hauptstadt am Pontifikalamt teilnehmen werden. Vorher werde ich mehrere Erwachsene taufen und vielen die Firmung spenden. So haben es meine Missionare gewollt, obwohl es mir persönlich lieber gewesen wäre, mein Namenstag wäre unbemerkt geblieben.


[6894]

Auch In Nuba habe ich acht Erwachsene feierlich getauft. Dort habe ich eine ermüdende Erkundigungsreise unternommen und über fünfzig Berge besucht, teils zu Pferd und teils zu Fuß. Wir haben auf Matten geschlafen, salzlos gegessen und viele schmerzliche aber willkommene Entbehrungen auf uns genommen. Sobald man für Jesus arbeitet, wird alles versüßt. Wir bestiegen bei sengender Sonnensitze den Carchendi Berg. Mein Pferd mit den sechs türkischen Wächtern hatte ich im Tal zurückgelassen. Ich war in Begleitung von D. Bonomi, D. Vincenzo Marzano, D. Leone Henriot und unserem guten Laien Giuseppe Regnotto von Chiesanuova, einem Landsmann von D. Squaranti. Man lud uns ein, im Schatten auf knorrigen Pfählen auszuruhen, umgeben von einer großen Schar von Kindern und Erwachsenen und von splitternackten jungen und alten Frauen.


[6895]

Es wurde vier Uhr nachmittags, ohne dass man uns etwas zum Essen angeboten hatte, obwohl wir seit gestern abends nüchtern waren. Da meinen Begleitern vor Hunger der Magen knurrte, baten sie den Häuptling, uns etwas zum Essen zu bringen. Gerade in diesem Augenblick begann ein alter, dicker Hahn mit den Flügeln zu schlagen und zu krähen als wollte er uns begrüßen. Innerhalb von nur 15 Minuten wurde der unglückliche Hahn geschlachtet, gerupft, geröstet und uns ohne Salz und Gewürz vorgesetzt. Wir zerteilten ihn, aßen und schluckten ihn hinunter und füllten unseren Magen. Dann gingen wir weiter. Noch am Berg wurden wir vom Regen überrascht. Wir suchten in der Hütte eines Afrikaners Zuflucht, der uns gleich eine Art Polenta in bitterem Wasser ohne Salz und Gewürz anbot, den wir in guter Stimmung verspeisten. Dabei erinnerten wir uns an den Risotto alla Mariona der Familie Grigolini, wo auch Ihr einmal mit dem Rektor Dorigotti und den Pfarrern von S. Martino und Montorio mit dabei wart, usw.


[6896]

Ich habe für die sudanesische Regierung einen Plan ausgearbeitet, um den Sklavenhandel in den Nubabergen zu beenden, deren Bevölkerung jedes Jahr dezimiert wird. Die Häuptlinge, Kongiuren und Sultane der Dörfer sind zu mir gekommen und haben mich angefleht, sie von dieser Geisel zu befreien. Ihre Bevölkerung ist von 1838, als der Afrikaner Bachit Miniscalchi entführt worden war, bis heute fast ausgerottet und von 15 auf 1 reduziert worden. Es wird mir gelingen, da ich von der Regierung unterstützt werde. Zudem wohnt in unserem Haus von El Obeid ein französischer Hauptmann von Paris (mit dem Auftrag, sich bei mir Rat zu holen) mit einer Abteilung Soldaten. Schon beim spiantato Schuss, durch den ein Anführer das Leben verlor und ein Anführer der Baggara in Fesseln gelegt wurde, die auch Bachit geraubt hatten, sind die Räuber und Mörder in Panik geraten, die bisher von der Regierung beschützt worden sind, aber jetzt nicht mehr. Innerhalb von sechs Monaten wird die Abschaffung der Sklaverei eine vollendete Tatsache sein zur größeren Ehre Gottes und der Kirche und zum Wohle dieser unglücklichen Völker.


[6897]

Jetzt verhandle ich mit Gieglar Pascha, der von Khartum hierhergeschickt worden ist, um die Rädelsführer zu verhaften, einige von ihnen aufzuhängen, die Pferde der Baggara zu beschlagnahmen und die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Ich habe nur die Tatsachen und die Wirklichkeit gegen Hunderte von ruinierten Reichen dargestellt, die mit dem Blut der Afrikaner und mit grauenhaften Verbrechen mächtig geworden sind, indem sie Tausende von redlichen Mädchen verkauften und vergewaltigten, die auf diese Weise ihre Unschuld und ihr Leben verloren. Ich habe es der Regierung überlassen, die entsprechenden Maßnahmen zu treffen.


[6898]

Die Regierung ist der Auffassung, dass sie ohne Gewaltanwendung nichts ausrichten wird, so wie eben bisher. Ich habe darauf nicht geantwortet, habe aber zu mir selbst gesagt, dass sie Recht hat. Denn um zehn verbrecherische Mörder zu retten, muss man Tausende von Unschuldigen opfern. Die Mörder sollen aufgehängt und die Unschuldigen gerettet werden: den ersten gebührt der Galgen und die Hölle, den zweiten die Freiheit und das Paradies. Das ist die anbetungswürdige Gerechtigkeit Gottes. Ich weiß noch nicht, wann ich von hier wegkomme, denn wahrscheinlich muss ich den Oberen D. Giovanni Battista Fraccaro anderswohin versetzen. Er ist ständig krank und braucht deshalb Luftveränderung. Schreibt mir aber nach Khartum. In zwei Wochen werde ich wohl dort sein.


[6899]

Zu Euren zwei letzten Schreiben, in denen Ihr von Eurem Briefwechsel mit der Oberin von Verona und mit Verona bezüglich der guten Virginia berichtet, habe ich nichts Weiteres zu sagen.


[6900]

Der Herr sei immer mit Euch! Ich hoffe, dass er auch immer mit uns ist, denn ich habe ihm immer gedient, diene ihm jetzt und werde ihm immer dienen bis zu meinem Tod inmitten der größten Kreuze und Leiden und mit dem Opfer meines Lebens.

Ich segne Euch, die Verwandten und Freunde. Ich bitte Euch, den neuen Pfarrer von Limone zu grüßen, den Ihr erwähnt, ohne mir seinen Vor- und Zunamen, seine Heimat und sein Alter anzugeben, usw. Schreibt an Erminia und bittet sie in meinem Namen, mir Nachrichten von den Ihrigen und besonders von Eugenio zu schicken. Ich grüße Pietro, seine Frau und Kinder und die von Riva.

Euer teurer Sohn + Daniele Comboni, Bischof.

Gebt dem neuen Pfarrer das beiliegende Andachtsbildchen.


1093
Don Francesco Giulianelli
0
El-Obeid
23. 07. 1881

N. 1093; (1047) – AN DON FRANCESCO GIULIANELLI

ACR, A, c. 15/29

El Obeid, 23. Juli 1881

Bestellungen.

1094
An Kard. Giovanni Simeoni
0
El-Obeid
24. 07. 1881

N. 1094; (1048) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C. v. 9, ff. 149-150v

Nr. 10

El Obeid, 24. Juli 1881

Durchlauchter Kirchenfürst,

[6901]

Nach der Rückkehr von der Pastoralreise von Ghebel Nuba habe ich hier Ihre geschätzten Briefe vom 22. und 28. April vergangenen Jahres vorgefunden. Im ersten teilen Sie mir mit, dass der Subdiakon August Lotermann von Belgien weiterhin darauf besteht, dass ich ihn vom Missionseid entbinde und ihm das Exeat schicke. Im zweiten Brief schreiben Sie mir, dass ich Herrn Giuseppe Genoud von Bozen einige Erinnerungsgegenstände von seinem Sohn D. Policarpo schicken soll, der 1878 in Khartum gestorben war.


[6902]

Was Lotermann betrifft, habe ich mich bis jetzt geweigert, ihn vom Missionsversprechen zu entbinden nicht etwa weil ich hoffte, er würde zu seinem Beruf zurückkehren, sondern weil er nie trotz seines Versprechens etwas zum Unterhalt beigetragen hat, was von allen, die nicht mittellos sind, während ihrer Probezeit erwartet wird. Kaum hatte er mir geschrieben, dass ihn seine Eltern nicht mehr nach Italien zurückkehren lassen, da ihm die Hitze zu sehr zusetzt, und ich ihm das Exeat schicken soll, antwortete ich ihm, dass ich ihn nicht mehr als Mitglied meines Instituts betrachte (ich hätte ihn um alles Geld in der Welt nicht wieder aufgenommen, weil ich zur Gewissheit gelangt war, dass er nie Priesterberuf gehabt hat und es ihm nur darum ging, die Priesterweihe zu erschleichen). Da er auch von Belgien aus öfters versprochen hatte, seinen Verpflichtungen nachzukommen, was aber nie geschehen ist, habe ich seiner Bitte nicht entsprochen. Ich werde aber jetzt dem weisen Rat und der Einladung seiner Eminenz stattgeben und dem Bischof von Gent (ich kann mich an den Nahmen des Geburtsortes  des Postulanten nicht mehr erinnern) nicht nur das Exeat mit der Entpflichtung vom Missionsversprechen schicken, sondern ihn auch über diesen jungen Mann kurz und gewissenhaft informieren. Er ist vier Jahre Mitglied meines Instituts gewesen und hat sich immer lobenswert verhalten.


[6903]

Was Genoud betrifft, hatte ich gleich nach der Bitte von Msgr. Rampolla dem Vater einige Gegenstände seines in Khartum verstorbenen Sohnes zu schicken, dem Oberen jenes Hauses geschrieben und ihn beauftragt, alle persönlichen Gegenstände, die er vom verstorbenen Missionar finden kann, an den Rektor von Verona zu senden. Nach drei Monaten berichtete mir der Obere, dass er nichts gefunden habe und er von keinem Gegenstand sagen könne, ob er dem Verstorbenen gehört hat, da er selbst damals nicht in Ghebel Nuba stationiert gewesen war. In der Tat, mir ist dann eingefallen, dass nichts mehr dort sein konnte, ich bin ihm im Tode beigestanden, da ich alles, was sich in seinem Zimmer befand, verbrennen und in der Wüste vergraben ließ, da er an Flecktyphus gestorben war, der äußerst ansteckend und eine wahr Pest ist.


[6904]

Da ich im Sommer vorigen Jahres nach Bozen kam, habe ich durch den Dekan Herrn Genoud wissen lassen, dass ich gleich nach meiner Rückkehr ins Vikariat mich bemühen werde, etwas zu finden. Ich fand dann tatsächlich in Khartum einige Gegenstände des Verstorbenen, nämlich einige militärische Auszeichnungen, die er im Krieg zwischen Österreich und Italien 1866 erhalten hatte, eine türkische Uhr und noch andere Sachen. Ich hatte sie dem Oberen von Khartum übergeben mit dem Auftrag, sie dem königlichen Konsularagenten von Italien mitzugeben, der bald nach Europa abreisen würde. In El Obeid habe ich noch eine sehr schöne Uhr gefunden, die er in Bozen bei sich hatte und von der sein frommer Vater weiß, zudem von seinem Sohn komponierte Musikstücke und andere Gegenstände, die ich ihm nach meiner Ankunft in Khartum so bald wie möglich schicken werde.

Indem ich Ihren Heiligen Purpur küsse, verbleibe ich in tiefer Ehrfurcht Ihr gehorsamer und ergebener Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof von Claudiopolis und Apostolischer Vikar von Zentralafrika.


1095
An den Kanonikus Camillo Mangot
0
El-Obeid
26. 07. 1881

N. 1095 (1049) – AN DEN KANONIKUS CAMILLO MANGOT

AGSR, Carte Mangot

El Obeid, 26. Juli 1881

Mein liebster Herr Kanonikus,

[6905]

Neulich erhielt ich von Delen den beigelegten Brief von D. Losi. Ich möchte ihn nicht abschicken, ohne etwas über diesen frommen Glaubensboten zu sagen, der meinem Herzen anlässlich der Pastoralvisite jener Mission viel Freude bereitet hat.

Die Mission von Dar-Nuba ist eine der wichtigsten von Zentralafrika, aber auch eine der schwierigsten und mühsamsten. Die Leute sind primitiv und laufen noch im Adamskostüm herum. Aber trotz allem und trotz der Fehler, die auf den schrecklichen, jahrhundertealten Sklavenhandel zurückzuführen sind, der dieses Volk jedes Jahr dezimiert, ja fast ausgerottet und von 12 auf 1 reduziert hat, ist es moralisch hochstehend, von starker Natur, arbeitsam und begabt und wird dank der enormen Anstrengungen und Mühen der Mission sich vor dem Kreuz verbeugen und ein erlesener Teil der Herde Christi werden.


[6906]

Dank der unternommenen Anstrengungen, die Sklaverei zu beenden, habe ich glänzende Erfolge erzielt. Ich hoffe, dass beim Nubastamm innerhalb eines Jahres der Sklavenhandel vollständig ausgerottet sein wird, mit Hilfe der Regierung oder vielmehr dank der redlichen Absichten und der Entschlossenheit Seiner Hoheit des Khediven von Ägypten und seines würdigen Vertreters Rauf Pascha, Generalgouverneur vom Sudan (ein Gebiet, das fünfmal größer ist als ganz Frankreich). Das wird die Gewinnung jener Völker für unsere heilige Religion erleichtern, die uns den Hauptteil ihrer Befreiung zuschreiben.


[6907]

1877 schrieb mir D. Giovanni von El Obeid, dass er sehr gerne nach Ghebel Nuba ginge, weil er hofft, dass jene Afrikaner leichter für den katholischen Glauben zu gewinnen sind, da unter ihnen der Islam noch nicht Fuß gefasst hat. Ich habe seiner Bitte entsprochen und ihn zusammen mit dem Missionsoberen D. Luigi Bonomi dorthin geschickt. Gemeinsam haben sie die Grundbegriffe der Nubasprache studiert, die der Wissenschaft noch unbekannt ist. Mit unglaublichem Fleiß und großer Mühe begannen sie Wort für Wort aus dem Mund der Leute herauszuholen.


[6908]

Nachdem ich den Oberen jener Mission D. Bonomi nach Khartum geholt hatte, um mich als Generalvikar während meiner Europareise zu vertreten, führt nun D. Losi allein das schwierige, aber wichtige Sprachenstudium weiter. Als ich im vergangenen Mai mit einer Gruppe von Missionaren und Schwestern jene Station besuchte, hatte unser D. Giovanni bereits ein nubanisch-arabisch-italienisches Wörterbuch von über 3.500 Wörtern erarbeitet, zudem einen katholischen Katechismus zusammengestellt und die wichtigsten Gebete unserer heiligen Religion übersetzt. Obwohl es schwierig ist, sich mit den Leuten zu verständigen, hat er doch einige zum Glauben geführt und viele Kinder in Todesgefahr getauft. Mit dem erhabenen Beispiel seiner tadellosen und wirklich christlichen und priesterlichen Lebensführung hat er die Leute dazu gebracht, den Katholizismus zu lieben und zu schätzen.


[6909]

Es ist ein wunderbares und erbauliches Schauspiel: D. Losi hat mit Schlamm und Zweigen eine schöne Kirche gebaut und ihr ein Strohdach aufgesetzt. Am Fronleichnamsfest habe ich dort einige Erwachsene getauft und vierzig Christen die Firmung gespendet. Während seiner freien Zeit ist er in der Kirche beim Gebet. Das Stundengebet verrichtet er immer kniend und verbringt auch einen Großteil der Nacht in der Kirche. An Sonn- und Festtagen hält er zweimal am Tag eine arabische Predigt. Er kennt keine Bedürfnisse. Das einfachste Essen betrachtet er schon als üppig. Er schläft entweder auf dem Boden oder auf einer Matte im Angareb, ohne sich umzuziehen. Als er einmal sehr hohes Fieber hatte, bat ich ihn, wenigstens ein Kopfkissen zu benützen, er wies es aber zurück. Er fastet häufig. Er ist jung, flink und lebt auf, sobald man zum Gebet geht, über Gott und die Seelenrettung spricht. Er ist voll Seeleneifer, der ihm auch inmitten von Entbehrungen und großen Opfern Schwung und Kraft verleiht.


[6910]

D. Giovanni Losi ist ein kostbarer Glaubensverkünder und der Engel jener wichtigen Mission. Er hat mich während meiner 46 Tage dauernden Pastoralvisite und Erkundigungsreise durch das wichtige Stammesgebiet erbaut und mir große Freude bereitet. Das Volk liebt und verehrt D. Giovanni als wahren Vater. Alle wenden sich an ihn. Ich hoffe, dass er das erste und wirksamste Instrument sein wird, um jene verlassenen Seelen für den Glauben zu gewinnen. Ich wollte diese wunderbare Tatsache hervorheben, die ich persönlich und aus erster Hand erlebt und erfahren habe.


[6911]

D. Losi, umgeben von ungebildeten Leuten im Adamskostüm, die nur Verbrechen, Laster und kurzlebige Dinge dieser Welt kennen; D. Losi, Augenzeuge der schrecklichen Gräueltaten der verbrecherischen Baggara, die von Mord, Raub und Frevel leben; D. Losi, umgeben vom Schamlosesten und Verabscheuungswürdigsten was es auf der Welt gibt, bewahrt seinen religiösen Geist und seine Frömmigkeit wie der eifrigste Jesuitennovize und ist immer offen und voll Begeisterung für die Sache Gottes, der Kirche und der Heiligen. Er ist ganz für Gott da, so dass in mir der heiße Wunsch erwacht, mehr von diesen eifrigen Söhnen des großen thebanischen Märtyrers zu haben, der in der edlen Diözese Piacenza den Glauben und den Eifer wach gehalten und sich in meinem Geist und meinem Herzen für immer eingeprägt hat.


[6912]

Sie werden nicht ungehalten sein darüber, dass ich Ihnen einiges aus dem Leben meines geliebten Sohnes erzählt habe, der auch Ihr teurer Freund ist.

D. Bortolo (unter uns gesagt) ist ein ganz anderer Typ. Ich selbst hatte ihn ins Vikariat geholt. Nach dem ersten Fieberanfall hatte er mich wiederholt gebeten, umkehren zu dürfen. Rolleri ist ein tugendhafter Priester, aber unfähig (nach 12 Jahren Afrika) den Kindern Religionsunterricht zu erteilen, in einer fremden Sprache zu predigen, mit den Afrikanern über eine bestimmte Angelegenheit ernsthaft zu verhandeln. Er kann D. Losi nicht das Wasser reichen. Ich habe seiner Bitte entsprochen. Inzwischen wird er schon an den Heilquellen von Peio und Recoaro Wasser getrunken haben: das soll unter uns bleiben.


[6913]

Grüßen Sie mir Ihre verehrten Kollegen, den Erzpriester, Rossi, den Seminarregens, alle Hochwürdigen Kanoniker, den Pfarrer, meine lieben Bekannten von Piacenza und meine frommen Gastgeberinnen, an die ich mich oft erinnere, ohne ihnen aber schreiben zu können.

Hier sind wir dabei, die größte und schönste Kirche von Zentralafrika fertig zu stellen, die ich dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht habe. Grüßen Sie mir den Hochwürdigsten und teuren Engel der Diözese Piacenza Msgr. Scalabrini, den Generalvikar und D. Camillo und Alberoni vom Seminar. Vale, et mi (….)

Tuissimo in Christo

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar.


1096
An Kard. Giovanni Simeoni
0
El-Obeid
27. 07. 1881

N. 1096 (1050) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C, v. 9, ff.145-148

Nr. 11

El Obeid, 27. Juli 1881

Durchlauchter Kirchenfürst,

[6914]

Stoßen Sie sich nicht an dem ungewohnten Briefkopf Episcopatus et Vic., denn mich trifft keine Schuld daran. D. Antonio Dubale, Student am Propaganda Kolleg, kam auf diese Idee und ließ zwei Ries Papier mit diesem Briefkopf vom Cav. Melandri in Rom drucken und brachte sie nach Khartum. Und da ich oft dieses Briefpapier benützen werde, um an Seine Eminenz und die Heilige Kongregation zu schreiben, möge diese Information ein für alle Mal gelten.


[6915]

Die Ernennung des redegewandten und überaus tüchtigen P. Anacleto da S. Felice zum Apostolischen Vikar und Delegaten von Ägypten (und Arabien ist eine Anomalie, ein Irrtum der Römischen Kurie, denn in Arabien gibt es weder Bischöfe noch Kirchen noch Pfarreien und wird es nie geben, auch keinen Katholiken des orientalischen Ritus. Eine Ausnahme bildet der Konkubinarier Nicola Madrus vom armenischen Ritus, der in Dschidda wohnt. Diesen hatte ich bewegen können, nach Zahlung einer Abfertigung an die abessinischen Konkubinen in seine Heimat Kairo zurückzukehren, kirchlich zu heiraten und dem guten Beispiel seiner Brüder zu folgen. Inzwischen hat er das sicher getan). P. Anacleto wird Ägypten viel besser dienen als Monsignore Ciurcia, weil sich dieser edle Prälat mit den Prinzipien und Maximen der Heiligen Kongregation der Propaganda, der er seit 1877 mit großem Eifer und Intelligenz dient, voll identifiziert. Er ist zudem ein Mann der Tat, feinfühlig und erfahren bei Verhandlungen, was er bereits im Fall des Kloster des hl. Bartholomäus auf der Insel bewiesen hat, das er dem Rachen des Teufels entrissen hatte, d. h. der staatlichen Verwaltung. Auf den Kanzeln von Alexandria und Kairo wird seine redegewandte Stimme erklingen, zum großen Vorteil von Tausenden von Italienern und Fremden, die Italienisch verstehen, und von vielen Christen, die sich nach dem Wort Gottes sehnen (das sie seit undenklichen Zeiten nicht mehr aus dem Mund eines Bischofs vernommen haben, denn Monsignore Ciurcia hat nie gepredigt und die Franziskaner haben keinem Nicht-Franziskaner die Predigterlaubnis erteilt). Ich hoffe, dass Monsignore Anacleto seine Pflicht wahrnimmt, in erster Linie Hirte zu sein und dann erst Ordensmann, und den Jesuiten die entsprechenden Vollmachten gewährt, denn sie haben die Fähigkeit und Möglichkeit, in Ägypten viel Gutes zu tun.


[6916]

Da mir Eure Eminenz oder andere in Rom versichert hatten, dass der Heilige Vater oder die Heilige Kongregation oder Eure Eminenz beschlossen haben, in Propaganda ein großartiges Museum einzurichten, das verschiedenartige Produkte oder Gegenstände aus der ganzen Missionswelt sammeln wird, so habe auch ich durch Herrn Marquet zwei herrliche Elefantenzähne (feinstes Elfenbein) von ungewöhnlicher Größe und einem Gewicht von über 100 kg an Eure Eminenz geschickt, um sie im oben erwähnten Päpstlichen Museum von Propaganda aufzustellen. Von Khartum aus werde ich Ihnen ihre Herkunft und Qualität genau beschreiben, usw. Jetzt habe ich keine Zeit dazu. Allmählich werde ich Ihnen weitere, interessante Stücke von Zentralafrika schicken.


[6917]

Ich verfüge jetzt nicht über genug Zeit, um Sie über die gelungene Erforschungsreise in die wichtigsten Ortschaften von Ghebel Nuba und auf über fünfzig Bergen zu informieren oder Ihnen von der Begeisterung jener Afrikaner zu erzählen, die vor mir auf die Knie fielen und mich baten, sie von den Gräueltaten der Sklavenhändler zu befreien, die sie jedes Jahr dezimieren und auf diese Weise fast ausgerottet haben; über den Eifer der Regierung, die jetzt meinen Befreiungsplan umzusetzen beginnt und über die unzerstörbare Hoffnung, dass wir daraus große Vorteile für unsere heilige Religion ziehen können; über den Schrecken der Mörderbanden (manche haben Hunderte von Nubanern umgebracht und Tausende in die Sklaverei geführt), die mich jetzt um Gnade und Schutz bei der Regierung anflehen, um nicht aufgehängt oder ins Exil geschickt zu werden oder andere Strafen erleiden zu müssen, usw.


[6918]

Zwei von meinen Missionaren haben mit unglaublicher Geduld ein Wörterbuch der Nuba Sprache zusammengestellt, einen Katechismus verfasst und alle Gebete übersetzt, usw. Ich selber habe eine genaue Landkarte erstellt, die ich Eurer Eminenz schicken werde. In Delen habe ich neun Erwachsene feierlich getauft und 43 gefirmt und hier in El Obeid acht Erwachsene getauft und 43 gefirmt. Sobald die Missionare und Schwestern die schwierige Nuba Sprache beherrschen, können wir auf eine sehr ausgiebige Ernte hoffen. Im Generalbericht über das Vikariat werde ich alles ausführlicher schildern, den ich Ihnen noch in diesem Jahr schicken werde.

Es ist wirklich unglaublich, was wir alles durchstehen müssen: Hitze, Fieber, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Hunger, Durst und Entbehrungen. Ich freue mich über den Opfergeist meiner Missionare und Schwestern, den ich in anderen Missionen nicht angetroffen habe, denn nirgendwo in der Welt gilt es soviel zu leiden wie in Zentralafrika.


[6919]

Ich möchte noch eine Anekdote hinzufügen und dann das Schreiben beenden. Zusammen mit meinen Missionaren Bonomi, Henriot und Marzano (dem ich jetzt eine dreimonatige, wohlverdiente Ruhepause gewähre, damit er seinen alten Vater besuchen kann, er ist das einzige Kind. Er hat die Heilige Kongregation schon öfters gebeten, mich zu veranlassen, ihm Erlaubnis dazu zu geben. Er wird sich deshalb im Herbst bei Eurer Eminenz und bei Propaganda vorstellen) bin ich von Nama, der Hauptstadt von Golfan, aufgebrochen und habe nach drei Stunden unter sengender Hitze, die unser Gesicht verbrannte, den Berg Carchèndi erreicht. Wir waren todmüde und haben uns erst einmal etwas ausgeruht. Dann aber haben wir den Berg bestiegen, wo sich die Afrikaner verschanzen, um nicht den räuberischen Baggara in die Hände zu fallen, die fünf Sechstel der Bevölkerung, die mit ihrem Vieh und den Lebensmitteln im Tal gewohnt hatten, vernichtet haben. Wir bestiegen den Gipfel und wurden vom Kogiur (Hohepriester – König) im Heiligtum empfangen, wo er seine Orakel ausspricht. Kurz gesagt, wir wurden von einer großen Schar von Männern und Frauen im Adamskostüm empfangen. Nach zwei Stunden bat einer unserer Missionare den Hohepriester – König, uns etwas zum Essen zu bringen, da uns der Magen knurrte. Zwischen den Hütten beobachteten wir einen großen Hahn, der immer wieder krähte. Innerhalb von nur zehn Minuten wurde er eingefangen, geschlachtet, gerupft, gebraten und uns vorgesetzt, ohne Salz und Gewürze, und in weiteren zehn Minuten verspeisten wir ihn und tranken Wasser dazu. Ich küsse Ihren Heiligen Purpur und verbleibe

 Ihr demütiger und gehorsamer Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar.


1097
An P. Giuseppe Sembianti
0
El-Obeid
30. 07. 1881

N. 1097; (1051) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI

ACR, A, c. 15/129

                                                                               Nr. 30

El Obeid, 30. Juli 1881

   Mein lieber Pater,

[6920]

Ich habe vergessen, Ihnen zum Fall der Beauftragten für die alten Schwestern eine Antwort zu geben. Nach dem, was mir Mutter Teresa Grigolini berichtet hat und ich selbst in Verona beobachten konnte, soll man ihr nicht erlauben, die Gelübde zu erneuern, sondern sie auf gütige Weise nach Hause gehen zu lassen, denn es fehlt ihr der erforderliche Geist und sie würde bei uns nur die Mutter und den Frieden im Haus stören. In Afrika möchte ich sie um alles Geld in der Welt nicht haben. Wenn sie mit den alten Schwestern nicht zurechtkommt oder die Mutter und Sie glauben, dass sie als deren Beauftragte nicht taugt, dann schickt sie weg. Die geringen Niederschläge lassen befürchten, dass uns nächstes Jahr im Kordofan eine große Hungersnot bevorsteht. Mein Gott, wie viele Leiden! Aber misericordia eius super omnia opera eius!


[6921]

Ich beeile mich, heute Abend nach Khartum abzureisen, wo ich wichtige Angelegenheiten bezüglich der Sklaverei zu erledigen habe. Der Mission gebührt vor Gott und den Menschen das große Verdient. Für den Glauben wird das sicher Vorteile bringen, weil jene Völker überzeugt sind, dass ihre Befreiung vom schrecklichen Sklavenhandel, der sie fast ausgerottet hat, von der Kirche ausgegangen und vorangetrieben worden ist. Ich beeile mich abzureisen, da ich D. Fraccaro mitnehme, um ihn am Leben zu erhalten, denn hier ist er ständig krank und wird uns sterben. Ich bin sicher, dass er nach zwei Monaten Erholung wieder hergestellt sein wird und auf seinen Posten zurückkehren kann.


[6922]

Auch D. Vincenzo Marzano reist mit mir nach Khartum, da sein Vater seit vier Jahren krank ist und auch mit Hilfe von Propaganda darauf besteht, seinen Sohn noch einmal zu sehen. Zudem verdient D. Vincenzo eine Ruhepause. Er begnügt sich mit nur zwei Monaten Heimaturlaub und ist bereit, im November wieder ins Vikariat zurückzukehren. Für mich ist es besser, er reist jetzt ab und nicht erst im März, da hier jetzt die Periode der Krankheiten beginnt. Im Januar brauche ich ihn viel mehr, weil ich mit ihm viele Jahre rechnen kann, denn er ist tüchtig, hat Opfergeist, ist akklimatisiert und von allen geschätzt und geliebt. Sr. Teresa Grigolini ist voll des Lobes über ihn. Im Herbst wird er nach Verona kommen und einige Wochen bei Ihnen verbringen. Da er mich bei meinen Forschungsreisen in alle Ortschaften von Bachit begleitet hat, laden Sie ihn ins Institut ein.


[6923]

Da D. Vincenzo der Schützling des berühmten und gelehrten Erzbischofs von Edessa Msgr. Salzano ist, ehemaliger Vertreter von Pius IX. 1860 im Exil der Bischöfe, Theologe, Historiker und Rechtsgelehrter, usw., der mir gestern von Neapel geschrieben und im Brief auch D. Vincenzo erwähnt hat, schicke ich Ihnen seinen Brief. Gemeinsam mit dem Erzbischof habe ich im Juli 1868 auf dem Berg Unserer Lieben Frau von La Salette auf Französisch gepredigt. Dieser Erzbischof, der vor einem Monat dem ehemaligen P. Curci im Zusammenhang mit seinem letzten Unsinn in Nuova Italia geantwortet hat, schrieb jenen großartigen Brief, in dem steht: „Früher musste man die Jugendlichen bremsen, heute hingegen die Alten im Zaum halten und ihren Kopf zurechtrücken“, usw. Er ist einer der gelehrtesten und heiligsten Bischöfe der Christenheit.


[6924]

Vor 10 Tagen habe ich Ihren letzten Brief Nr. 30 vom 10. und 11. Juni erhalten, der mich sehr betrübt hat. Er ist voller Verdächtigungen und Anklagen, die zu meinen Lasten gehen, aber von der Wahrheit weit entfernt und nur Hirngespinste sind. Herr, Dein Wille geschehe! Ich antworte vorläufig nicht, denn ich bin mit meinen Kräften am Ende und ganz bedrückt. Ich warte besser ab, bis ich wieder ruhig und gefasst bin. Jesus, der am Kreuze gestorben ist, wird mir helfen, alle Kreuze zu tragen. Ich segne Sie und die Institute.

+ Daniele, Bischof.


1098
An Den direktor Museo catt..
0
?. 07. 1881

N. 1098; (1052) – AN DEN DIREKTOR

VON „MUSEO DELLE MISSIONI CATTOLICHE“

„Museo delle Missioni Cattoliche“, (14/8/1881

Juli ? 1881

    Auszug aus einem Brief.

 

1099
Brief aus den nuba bergen
0
?. 07. 1881

N. 1099; (1053) – BRIEF AUS DEN NUBA BERGEN

ACR, Sez. Carte Geografiche

Juli ? 1881

Inschrift, die die Landkarte von Dar-Nuba begleitet.

1100
An Pellegrino Matteucci
0
El-Obeid
?.07.1881

N. 1100 (1054) – AN PELLEGRINO MATTEUCCI

„Museo Missioni Cattoliche“ XXIV (1881), p. 720

El Obeid, Juli ? 1881

(Khartum, 3. August 1881)

      Mein lieber Doktor,

[6925]

Nach der Rückkehr von einer wichtigen Forschungsreise in die Berge von Dar-Nuba, erreichte mich die erfreuliche Botschaft von Eurer denkwürdigen Reise von den Nilufern in Nubien durch Darfur, Waday, Bornù, usw. bis zur Küste von Guinea, in Begleitung des mutigen Massari. Diese Nachricht hat mich sehr gefreut, weil - auch wenn nicht alles nach Wunsch gelaufen war, - sie einerseits jede Spur von Misserfolg, der beiden früheren Reisen verwischt hat, die jedoch ihre Wichtigkeit hatten, und andererseits weil Eure jetzigen, schönen Erfolge die Misserfolge von anderen Expeditionen gutgemacht haben. Zudem ist Eure Reise mit Massari äußerst bemerkenswert und neu so wie jene von Nachtigal und anderen berühmten Afrikareisenden.


[6926]

Nehmt also meine aufrichtigen und ehrlich verdienten Glückwünsche entgegen, wie Euch auch der Dank der Geographischen Gesellschaft gebührt. Meine Zeit ist knapp. Ich grüße Euch herzlich und verbleibe Euer teurer Freund

+ Daniele Comboni.

            N.B.: In der Zeitung scheint das Datum 3. August 1881 auf.

 

            Am 3. August konnte Comboni nicht in Khartum sein, sondern war noch unterwegs von El Obeid nach Khartum. Er reiste am 30. Juli von El Obeid ab und kam am 9. August in Khartum an (cfr. Grancelli, S. 399).