„Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden das Augenlicht, die Zerschlagenen in die Freiheit zu entlassen, auszurufen ein Gnadenjahr des Herrn“ (Lk 4, 18-19).
42. Unser Gründer praktizierte in seinem Leben diese Worte Jesu. Sie wurden der gemeinsame Nenner seines ganzen Seins und Handelns. Wir Comboni-Missionare verstehen uns, den Spuren Combonis folgend, als Gesandte zu allen Völkern, um ihnen das Evangelium zu verkünden, wobei wir die Ärmsten und am meisten Verlassenen, besonders was den Glauben angeht, in die Mitte unserer Aufmerksamkeit stellen (vgl. LF 5). Wir schauen hoffnungsvoll und mutig auf die neuen Herausforderungen, vor die uns heute die Mission stellt. Das Verständnis für und die Annahme der Mission in ihrem neuen Gesicht erfordert die Bekehrung des Herzens und des Geistes.
Globalisierung
43. Die Globalisierung ist ein komplexer Vorgang, in dem sich Herausforderungen und Hoffnungen vermischen. Die neuen Technologien begünstigen das multikulturelle Zusammenleben, erleichtern eine schnelle Kommunikation, welche die weltweite Solidarität und andere wichtige Werte des Reiches Gottes stärkt. Diese raschen Veränderungen bringen Vorteile auch für die entfernten Orte mit sich, in denen wir arbeiten. Sie lösen aber auch negative Wirkungen aus, die sich auf unsere Arbeit und Arbeitsfelder auswirken.
44. Die Globalisierung ist teilweise auch der Grund für den Zusammenbruch traditioneller und kultureller Werte, für die Landflucht, den Menschenstrom vom Süden nach dem Norden. Dieses Phänomen verursacht seinerseits Unsicherheit und rassistische Reaktionen in den Ankunftsländern. Die Nord-Süd Kluft in der Welt wird immer weiter, was die Lebensbedingungen, den Zugang zu Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenrechte betrifft. Die Jugend wird von vielfältigen kulturellen Lebensmodellen angezogen, während die traditionellen Modelle und die Beziehungspunkte verschwinden.
45. Ein anderes Phänomen, das wir nicht übersehen dürfen, ist die neoliberale Ideologie, die im Einvernehmen mit den lokalen Politikern den multinationalen Konzernen erlaubt, nicht nur die Bodenschätze der unterentwickelten Länder auszubeuten, sondern auch politische Instabilität zu verursachen, die dann oft bewaffnete Konflikte, Fluchtwellen, unkontrollierte Verstädterung und Verarmung der Menschen und des Landes mit sich bringen.
Sozial-politisches Umfeld
46. Im sozial-politischen Umfeld bemerken wir einige ermutigende Zeichen, was den Demokratisierungsprozess betrifft. Dank dieses Prozesses wird die zivile Gesellschaft immer mehr Gesprächspartner und Protagonist der Tagespolitik; auch die Frauen sind immer stärker in der hohen Politik und den Entscheidungsprozessen vertreten. Wir stellen aber auch fest, dass sich die Entwicklung verschlechtert, die Armut zunimmt, eine charismatische Führungsschicht fehlt, die Minderheiten ausgeschlossen und an den Rand gedrängt werden.
47. Einige politische Regime, Diktaturen im vollen Sinn des Wortes, verletzen die elementarsten Menschenrechte, unterdrücken das Kirchenvolk, christlich orientiere Bewegungen und aktive Gruppen, die sich für die Rechte einsetzen. Manche von ihnen haben bezahlen ihren Mut, Missbräuche und Ungerechtigkeiten des Systems anzuprangern, mit dem Leben.
48. Auf internationaler Ebene werden die Muslime oft nur als aggressive Gruppen gesehen, die nur auf Proselyten aus sind. Im globalisierten Norden ist das zu einer kritischen Frage geworden, die verschiedene Reaktionen hervorruft: es gibt naive Stellungnahmen, Ängste, fremdenfeindliche Reaktionen, aber auch konstruktive Überlegungen. In einigen Regionen gewinnt der Islam ständig an Boden. Das drängt uns dazu, ihn besser und objektiver kennen zu lernen, was uns zu klügeren Antworten führt.
Kirchliches Umfeld
49. Die Kirche ist von ihrer Natur her für die Mission ad gentes offen. Wir können bezeugen, dass sich viele Ortskirchen immer mehr ihrer Mittel bewusst werden und sich der Evangelisierung widmen, den interreligiösen Dialog pflegen und mutig gegen Gewalt auftreten, auch wo die Kirche verfolgt wird. Wir stellen aber auch eine wachsende Abkapselung fest, Klerikalismus, Relativismus und Fundamentalismus. Die Säkularisation, auf der anderen Seite, greift immer mehr und überall in der Welt um sich.
50. Die Kirche tut sich schwer, auf die Bedürfnisse der Jugend und die tiefen Sehnsüchte der Frauen einzugehen und brauchbare Methoden für die Pastoral unter den Immigranten zu finden.
51. Auf dem Gebiet von GPIC – auch wenn es eine gewisse Sensibilität auf lokaler Ebene gibt – tun wir uns schwer, zu einer globalen Vision zu kommen und prophetische Taten zu setzen. Die Gier nach Ressourcen und Energie führt zur Zerstörung der Natur, bringt die Zukunft des Planeten in Gefahr und verursacht Tod und Elend, besonders unter den Armen.
52. Die großen Religionen besitzen kostbare Spiritualitäten, die uns in vielerlei Weise herausfordern. Die Einladung zu Treffen und zum konstruktiven, interreligiösen Dialog ist noch nicht voll aufgenommen worden.
Comboni-Missionare
53. Die Kongregation wächst immer schneller was die Nationalität und die kulturelle Vielfalt betrifft und erlebt radikale Veränderungen auf Generationsebene und im sozialen und kulturellen Bereich. Diese Tatsache verursacht Unbehagen und unvermeidliche Spannungen, die von allen innere Umkehr verlangen.
54. Die Kongregation wird bereichert durch die Präsenz von vielen alten Mitbrüdern, die eine lebendige Verbindung zur Vergangenheit herstellen und uns weiterhin durch ihr Gebet und Beispiel ein beredtes Zeugnis geben. Auch die kulturellen Werte der Völker, unter denen wir arbeiten, mahnen uns, die alten Mitbrüder als Vorbilder der Einheit, der Kontinuität und der Weisheit zu ehren.
55. Im Kontext einer pluralistischen Gesellschaft müssen wir Comboni-Missionare den Geist der Zusammenarbeit, der Vernetzung und der Partnerschaft mit den Menschen fördern, unter denen wir wohnen und mit denen wir arbeiten, und Überheblichkeit, Vorurteile und Diskriminierung überwinden.
Inspirierende Elemente der Comboni Mission
56. Unsere Kongregation wurde in der Mission und für die Mission gegründet. Der Comboni-Missionar macht die Evangelisierung zum Inhalt seines Lebens“ (LF 56).
56.1 Wenn wir auf unsere Geschichte zurückblicken, staunen wir über die Vielfalt unserer Missionstätigkeit als Antwort auf diese je neuen Zeichen der Zeit, auf die Herausforderungen und immer neuen Bedürfnisse der Welt (vgl. LF 16).
56.2 Das Rundschreiben Redemptoris Missio beschreibt (Nr. 33) mit klaren Worten die dreifache Aufgabe der Missionsarbeit: Mission ad gentes, Neuevangelisierung, Seelsorge. Auch wenn wir unsere Missionsarbeit immer so verstanden und die Arbeitsfelder entsprechend ausgewählt haben, müssen wir uns heute mit der viel komplexeren Lage unserer Zeit auseinandersetzen.
56.3 Die letzten Generalkapitel haben das Verständnis, das die Mission für uns angenommen hat, erweitert und damit auch unseren Einsatz beeinflusst. Die Mission wird vor allem als Mitleid Gottes mit einer zerrissenen Welt verstanden und gelebt. Konkret heißt das Erstevangelisierung, MBB, Ausbildung von Missionskandidaten und Führungskräften, ganzheitliche Förderung, Dialog und interreligiöse Treffen, Einsatz für Versöhnung und GPIC, Inkulturation, konkrete Hilfe und Solidarität in schwierigen menschlichen Situationen…
56.4 Wir sind uns bewusst, dass unsere Vision von Mission sich noch zusätzlich bereichert hat und von den neuesten Überlegungen herausgefordert wird. Verschiedene kirchliche Dokumente und Veröffentlichungen über Mission sprechen von der globalen Mission (worldwide mission): die Mission betrifft alle Kontinente und alle Kirchen. Unser Missionsdienst will auf die Erwartungen und Hoffnungen unserer Zeit antworten.
56.5 Unser Einsatz in den vier Kontinenten zeigt uns, wie das Evangelium in den verschiedenen Umfeldern eine Vielfalt von Antworten hervorbringt wie z.B. die Option für die Armen, Dialog, Inkulturation, zwischenmenschliche Beziehungen. Die Mission wird so gleichzeitig Empfänger und Geber, was das gegenseitige Verstehen und das Glaubensleben bereichert, vertieft und herausfordert.
56.6 Damit unsere Kongregation dem prophetischen Geist ihrer Berufung treu bleiben kann, muss sie ihr Charisma erneuern und aktualisieren. Sie muss neue Weichen stellen, um Randgruppen und vom Evangelium noch nicht berührte Gruppen zu erreichen. Unsere Priorität ist die Verkündigung des Wortes Gottes, die den Einsatz für GFBSCH (GPIC) in sich schließt. Es ist auch unsere Verpflichtung, den Ortskirchen zu helfen, die Mission in ihrer ganzen Weite zu sehen.
56.7 Jesus Christus, der Missionar des Vaters. Die Mission hat ihren Ursprung im Dreifaltigen Gott, der die Menschheit an seinem Leben teilhaben lässt. Dieses wird uns in Christus geschenkt. Er ist Quelle und Inspiration unserer Missionstätigkeit, Eckstein unseres Seins und Tuns. Zusammen mit der ganzen Kirche nimmt die Kongregation an dieser universalen teil.
56.8 Der Heilige Daniel Comboni. Mit seinem Werk inspiriert der Gründer weiterhin unsere Missionstätigkeit, besonders mit seinem Wagemut, seiner Ganzhingabe für die Ärmsten, seinem Gottvertrauen, seiner Treue zur Kirche, seiner Geduld in den Prüfungen und seiner Zuversicht, die sein Leben und seine Arbeit erfüllen.
56.9 Die Armen und Nicht-Evangelisierten. Das Mitleid Jesu mit den Schafen ohne Hirten und seine Sorge um die Letzten sind die Vorbilder für die Mission der Comboni-Missionare. Die Zeichen der Zeit, die zu uns „sprechen“, und unsere Arbeit herausfordern, kommen oft vom Schrei der Armen, von ihren Lebensbedingungen und von Grenzsituationen der Nicht-Christen, die nicht im Blickfeld der Kirche stehen.
56.10 Das Erbgut der Kongregation. Die Geschichte der Kongregation ist weiterhin Beziehungspunkt und Inspiration, da sie das Gedächtnis des Lebens und der missionarischen Erfahrungen von jenen bergen, die uns vorausgegangen sind und einen starken Einfluss auf uns ausgeübt haben. Gleichzeitig stützt uns das Beispiel der Mitbrüder, die heute voll und ganz mitten im Missionsdienst stehen.
56.11 Zeugnisse. Die neuere Missionsgeschichte berichtet von einer großen Zahl von Personen, deren Zeugnis unseren Missionsberuf bereichert und anspornt. Der Einsatz für die Werte des Reiches Gottes von vielen Menschen guten Willens, die von verschiedenen Völkern, Lebensbedingungen und Religionen kommen, ermutigt uns und fordert uns heraus, großherzig und mit Hingabe unseren Missionsdienst zu leisten.
Dimensionen unserer Mission
57. Mission bedeutet für uns ein gottgeweihtes Leben, das für Christus und seine Botschaft Zeugnis ablegt und auf hin hinweist.
57.1 Lebenszeugnis: Heutzutage legen die Menschen den Zeugen mehr Gewicht bei als den Lehrern, der gelebten Liebe mehr als den Theorien. Das Zeugnis berührt jeden einzelnen Missionar und die Gemeinschaft, die dann ein lebendiges Zeichen für die Werte des Reiches Gottes wird. „Die Solidarität mit den Armen wird glaubwürdiger, wenn die Christen selbst einfach leben und so dem Beispiel Christi folgen“ (Ecclesia in Asia, 34).
57.2 Die missionarischen Gemeinschaften. Die Gemeinschaft in Aufgeschlossenheit und Offenheit für Personen, Völker und Religionen ist eines der Anliegen unserer Zeit. Unsere internationalen und multikulturellen Gemeinschaften, die in aufrichtiger Brüderlichkeit zu leben versuchen, sind sichtbare Zeichen der Gegenwart des Reiches Gottes und fördern Einheit und Teilnahme. Die Brüderlichkeit kommt besser zum Ausdruck, wenn Leben, Spiritualität, Planung und Mittel miteinander geteilt werden.
57.3 Verkündigung der frohen Botschaft. Das ist die Verkündigung des Reiches Gottes, das sich in Jesus Christus offenbart hat. Sie erfordert einen Prozess der Inkulturation, verstanden als Anerkennung der kulturellen Werte, die nicht im Widerspruch zum Evangelium stehen; den Gebrauch einer geeigneten Sprache, einen überzeugenden Lebensstil und Solidarität mit den Menschen.
57.4 Sozialer Einsatz und ganzheitliche Förderung. Die ganzheitliche Förderung des Menschen ist ein konstitutives Element der Evangelisierung. Sie erneuert die Gesellschaft und führt unseren Einsatz über die kirchlichen Grenzen hinaus.
57.5 MBB und Ortskirche. Die MBB ist Teil unseres Comboni-Charismas. Sie zielt auf die Weckung von Berufungen und die Verantwortung für die Mission der Ortskirchen und fördert die Einheit unter ihnen und die Zusammenarbeit auf spiritueller und materieller Ebene. Zur MBB gehört auch die Jugendpastoral. Der Missionsberuf muss mit ganz klaren Worten vorgestellt werden.
Eine erneuerte Missionsmethode
58. Unsere Methode inspiriert sich an der charismatischen Erfahrung des Gründers und an der von vielen Mitbrüdern. Obwohl sie unter ganz anderen Umständen als wir gelebt und gearbeitet hatten, so sind die Prinzipien, die sie uns als Erbe hinterließen, auch heute noch zeitgemäß und von Belang und können unsere Missionsarbeit positiv beeinflussen.
58.1 Die Mission lehrt uns. Die Mission selbst zeigt uns, wie und mit welchen Mitteln eine wirkliche Erneuerung geschehen kann. Sie sagt uns, wie wir heute Missionar sein sollen und mahnt uns, demütig und mit Ausdauer auf die Anliegen der Völker einzugehen. Gleichzeitig hilft sie uns mittels der Entscheidungsfindung, die Gegenwart Gottes im Volk zu entdecken, die jeder Missionstätigkeit vorausgeht.
58.2 Kontinuität und Vorläufigkeit. Wir müssen so handeln, dass die Ortskirche auch nach unserem Weggang die Mission weiterführen kann. Das heißt, wir müssen mithelfen, eine Kirche aufzubauen, die unabhängig und eigenständig ist, was Seelsorge und materielle Mittel betrifft (self-ministering, self-supporting and self-propagating), und solche Einrichtungen und Projekte verfolgen, die auch nach uns noch weiter getragen werden können (vgl. LF 71).
58.3 „Gemeinsame Sache mit den Menschen machen“. Mission schließt ein, dass wir in der Nähe der Menschen sind und uns mit Leib und Seele auf sie einlassen. Unsere Methode legt besonderen Wert auf die Sprache, Kultur, Gebräuche, Spiritualität und Glaubenspraxis der Völker.
58.4 Eine evangelisierende Gemeinschaft. Der Prozess der gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung wird unsere Arbeitsmethode und unser Lebensstil und hilft uns, wie eine „Abendmahlsgemeinschaft von Aposteln“ zu evangelisieren.
58.5 Zusammenarbeit. Die Mission ist ein Dienst am Evangelium, der gemeinsam und nicht im Alleingang geleistet werden muss. Als Comboni-Missionare arbeiten wir mit der Comboni-Familie, der Ortskirche, den Pastoralkräften und der bürgerlichen Gesellschaft zusammen. Das ist der Weg, um eine wahre, apostolische Kirche aufzubauen.
58.6 „Afrika durch Afrika erneuern“. Mit dem Plan Combonis vor Augen bekräftigen wir unseren Einsatz für die Ausbildung von Führungskräften, damit die Völker selbst ihre soziale, politische und religiöse Zukunft gestalten können.
58.7 Berufen zu einer erneuerten Prophetie. Wir glauben, dass die Comboni-Missionare heute mehr denn je aufgerufen sind, mutiger aufzutreten, mehr zu wagen, Grenzen zu überschreiten, um neue Räume für die Missionsarbeit zu schaffen. Es ist an der Zeit, individualistische Projekte aufzugeben, um solche zu übernehmen, die dem Evangelium, der Kirche und der Kongregation entsprechen. Es muss wiederholt werden, dass diese Projekte Frucht einer gemeinsamen Entscheidungsfindung sein müssen.
58.8 Interreligiöser Dialog und Ökumene. Dialogfähigkeit ist in der Welt von heute, die immer komplexer und pluralistischer wird, von großer Wichtigkeit. Sie ist der Weg zu einer echten Entscheidungsfindung und wesentlicher Teil der Evangelisierung. Zu dieser Fähigkeit gehören die Bereitschaft, den anderen anzunehmen, und das Bemühen, sich in einer Haltung gegenseitigen Respekts zu begegnen.
Mission als Gemeinschaft gelebt
59. Unsere Gemeinschaften stärken
59.1 Die Provinzleitungen sorgen dafür, dass innerhalb der nächsten drei Jahre alle Hausgemeinschaften aus wenigstens drei Mitgliedern bestehen.
59.2 Bereits laufende Initiativen und Projekte von einzelnen Mitbrüdern sollen von der Gemeinschaft und der Provinz in einem Entscheidungsfindungsprozess (vielleicht von einem Jahr) überprüft werden, um entscheiden zu können, ob es angebracht ist oder nicht, sie als Gemeinschafts- oder Provinzprojekte weiterzuführen.
59.3 Alle Hausgemeinschaften werden ersucht, bei der jährlichen Ausarbeitung ihrer Charta, die pastoralen Prioritäten festzulegen und die Einsätze den tatsächlichen Kräften anzupassen.
60. Weiterbildung und Spezialstudien
60.1 In der Weiterbildung soll dem Gemeinschaftsleben und den interkulturellen Beziehungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
60.2 Jede Provinz plant in ihrem Sechsjahresplan Kurse für Mitbrüder aus Ländern des Südens, um sie für ihren Einsatz in der Ausbildung und Verwaltung und für Leitungspositionen vorzubereiten.
61. Brüderlichere Gemeinschaften errichten
61.1 Im Geist des Miteinanderteilens und des gemeinsamen Fonds wird die Hausgemeinschaft ersucht, auf Kongregationsebene einen Bericht über die Verwaltung, die Pastoralplanung und die Projekte ganzheitlicher Förderung vorzulegen.
61.2 Die Hausgemeinschaft hilft den Mitbrüdern beim Einstieg in die Missionsarbeit. Zudem fühlt sich jeder Mitbruder für das religiöse Leben und die Arbeiten der anderen Mitglieder mitverantwortlich.
61.3 Bei der Zuteilung vom Personal bemüht sich der Generalrat um die fortschreitende Internationalisierung aller Provinzen.
Neuqualifizierung und prophetische Einsätze
62. Überprüfung und Neuqualifizierung unserer Einsätze in Hinblick auf unsere Verträge
62.1 Afrika: Einsätze unter den noch nicht evangelisierten Gruppen, Nomaden, Pygmäen, interreligiöser Dialog, Ökumene, GPIC, Einwanderer, Ballungszentren, Ausbildung von Führungskräften, verwahrloste Jugend und MBB.
62.2 Amerika: Afro-Nachkommen, indigene Gruppen, Ballungszentren, GPIC und MBB.
62.3 Asien: Erstevangelisierung, interreligiöser Dialog und MBB.
62.4 Europa: Randgruppen in Kirche und Gesellschaft, MBB, GPIC, Einwanderer, Zusammenarbeit mit den CLM und Überprüfung der Strukturen.
63. Offenheit für die Veränderungen der Mission
63.1 Die Projekte zur ganzheitlichen Entwicklung der Comboni-Missionare (OCPU – KD 2003, 50) sind Ausdruck der verschiedenen Dienste der Kongregation. Innerhalb der Kirche und der Gesellschaft entwickeln diese eine von der ganzheitlichen Förderung unterschiedene Mission, und zwar in Umfeldern, die der Kirche nicht immer zugänglich sind. Bei der Versetzung und Rotation der Brüder soll den Erfordernissen solcher Projekte, seien sie neu oder bereits gefestigt, Rechnung getragen werden.
63.2 Um die OCPU in Afrika abzusichern, sollen diese unter sich zusammenarbeiten, um Erfahrungen auszutauschen, ihre Qualität zu verbessern, die Rotation des Personals zu erleichtern und jene Bereiche zu benennen, für die Spezialisierungen notwendig sind. Deswegen soll ein solches OCPU auch in Französisch Afrika errichtet werden.
63.3 Die heutige Wirklichkeit und die Erfordernisse der Mission bringen Herausforderungen mit sich, für die die aktuelle Struktur des Ordenslebens nicht immer eine entsprechende Antwort findet. Wo es möglich oder notwendig ist, sollen neue Formen des Gemeinschaftslebens angefangen werden, die Ordensleute und pastorale Kräfte einschließen.
64. Die Präsenz in Asien verstärken
64.1 Die Delegation Asien soll mit genügend Personal versorgt werden, um die bereits in besonderer Weise in China übernommenen Einsätze weiterführen zu können.
Interreligiöser Dialog
65. Förderung der theologischen Reflexion und der Öffnung gegenüber anderen Religionen
65.1 Die Generalleitung übernimmt die Verantwortung, Mitbrüder auszuwählen, um sie in der Missionstheologie und im interreligiösen Dialog auszubilden.
65.2 Wir bekräftigen die Wichtigkeit, weiterhin Mitbrüder für das Studium der arabischen Sprache und des Islam zu bestimmen. Es ist auch notwendig, nach Möglichkeiten zu suchen, einige Scholastiker in einem arabischen Land auszubilden.
65.3 Da der interreligiöse Dialog, auch mit den traditionellen Religionen, ein wesentlicher Bestandteil unserer Missionsmethode ist, sollen die jungen Mitbrüder ermuntert werden, während ihrer Ausbildung Kurse über diese Thematik zu besuchen.
65.4 Das Sekretariat für Evangelisierung sucht in Zusammenarbeit mit dem beauftragten Provinzobern des Kontinents und im Dialog mit Dar-Comboni und PISAI nach weiteren Möglichkeiten, Weiterbildungskurse über den Islam zu organisieren. Das soll in Zusammenarbeit mit der Ortskirche geschehen, die in erster Linie für den Dialog mit dem Islam verantwortlich ist.
65.5 Die Reflexionsgruppe über den Islam soll den Provinzen behilflich sein, ihre Situation besser zu verstehen und ihnen dem Umfeld entsprechende pastorale Orientierungshilfen anzubieten. Damit die Arbeit der Reflexionsgruppe fruchtbarer wird:
a. versuchen die Provinzen, diese ihre Initiativen besser zu koordinieren,
b. die Reflexion über den Islam südlich der Sahara zu vertiefen und
c. Hilfsmittel für die christlichen Gemeindeleiter in islamischer Umgebung vorzubereiten.
65.6 Unter dem Volk sollen Initiativen gefördert werden als Hilfestellung, um sich gegenseitig kennen zu lernen, sich zu achten und in Frieden auszukommen. In diesem Geiste soll der christlichen Gemeinde geholfen werden, ohne Minderwertigkeitskomplexe hinter ihrer eigenen Identität zu stehen und gemeinsam Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung zu fördern.
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (GPIC)
66. Für die Themen von GPIC offener werden
66.1 Wir sind uns der Notwendigkeit bewusst, klare Richtlinien für die Behandlung unserer Arbeiter aufzustellen und uns dabei an die zivile und kirchliche Gesetzgebung der einzelnen Länder zu halten (vgl. Verhaltenskodex, 122.2.5).
66.2 Wir bestätigen den Beschluss des vorigen Generalkapitels bezüglich unserer Mitarbeit in der Direktion des Social Ministry am Tangaza College von Nairobi, da es in der Ausbildung von Führungskräften im afrikanischen Kontinent eine wichtigen Rolle spielt (KD 2003, 123).
66.3 Der Generalrat soll in Zusammenarbeit mit den Provinzen auf Kontinentalebene für Mitbrüder Spezialisierungen planen, besonders für Brüder, die im Rahmen von GPIC arbeiten.
67. Lobbying und Advocacy
67.1 Die Provinzen sollen auf Kontinentalebene gemeinsam mit anderen Organismen Lobbying und Advocacy betreiben, besonders für die Einwanderer und Flüchtlinge.
Missionarische Bewusstseinsbildung
68. Unsere MBB auf den neuen Stand bringen
68.1 Die MBB setze sich das Ziel, Solidaritätsnetze zwischen den Kirchen zum Wohl der Letzten zu schaffen, indem sie mit den bestehenden apostolischen Kräften und besonders mit den Laien zusammenarbeitet.
68.2 Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel soll die MBB unsere bereits bewährten Initiativen weiterführen und gleichzeitig neue Wege für die Verkündigung suchen.
Mission mit und unter dem Volk
69. Eine erste positive missionarische Erfahrung fördern.
69.1 Der Generalrat und die Provinzen sollen das Prinzip einhalten, dass die erste Missionserfahrung der neuen Mitbrüder wenigstens neun zusammenhängende Jahre dauert. Es soll ihnen genügend Zeit zum Studium der Sprache und zum Kennenlernen von Geschichte und Kultur des Landes gegeben werden.
70. Das Einfügen in Grenzsituationen festigen
70.1 Während der kommenden sechs Jahre sollen die Provinzen, die diese Priorität noch nicht umgesetzt haben, wenigstens eine Präsenz in Grenzsituationen verwirklichen (Slums, Nomaden, Einwanderer…). Dabei müssen folgende Kriterien befolgt werden: einfache Strukturen, in der Nähe des Volkes und in seinem Umfeld. Die gleichen Kriterien gelten für Neueröffnungen.