Das Fest der Taufe des Herrn bildet eine Brücke zwischen den Weihnachtsfeiertagen und der gewöhnlichen Zeit des liturgischen Jahres. Einerseits schließt es die Weihnachtszeit ab; andererseits eröffnet es die gewöhnliche Zeit, deren erster Sonntag dieses Fest darstellt. (...)

Heute sind auch wir getauft worden

Du bist mein geliebter Sohn.
Lukas 3,15-16.21-22

Das Fest der Taufe des Herrn bildet eine Brücke zwischen den Weihnachtsfeiertagen und der gewöhnlichen Zeit des liturgischen Jahres. Einerseits schließt es die Weihnachtszeit ab; andererseits eröffnet es die gewöhnliche Zeit, deren erster Sonntag dieses Fest darstellt.

Alle Evangelien erzählen von der Taufe Jesu: die ersten drei, die sogenannten synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas), tun dies ausdrücklich, während Johannes sie indirekt erwähnt. Dieses Ereignis wird als eine wahre „trinitarische Epiphanie“ beschrieben. Nach Jahrhunderten ohne Propheten, in denen der Himmel verschlossen schien, antwortet Gott endlich auf die Bitte seines Volkes: „Ach, dass du den Himmel zerrissest und herabstiegest!“ (Jesaja 63,19). Bei der Taufe Jesu öffnet sich der Himmel, der Heilige Geist steigt auf ihn herab, und der Vater lässt seine Stimme hören.

Dieses liturgische Jahr, Zyklus C, schlägt die Liturgie den Bericht der Taufe nach Lukas vor, der sich durch zwei Besonderheiten auszeichnet. Erstens wird die Szene der Taufe Jesu nicht direkt beschrieben, sondern anonym, da Jesus sich inmitten der Menschen befindet, die sich taufen lassen. Zweitens hebt Lukas hervor, dass die Öffnung des Himmels, das Herabsteigen des Geistes und die göttliche Stimme während des Gebets Jesu nach der Taufe stattfinden.

Die tiefere Bedeutung der Taufe des Herrn

Heute, da wir es gewohnt sind, davon zu hören, wird uns nicht bewusst, wie skandalös es für die ersten Christen war, dass Jesus, der ohne Sünde war, seine Mission begann, indem er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen ließ.
Warum ließ sich Jesus taufen? Wir können drei Hauptgründe erkennen:

  • Jesus ist „dort“, wo er wahrnimmt, dass Gott am Werk ist. Als er die Echos der Stimme des Täufers hört, verlässt er Nazareth und begibt sich nach „Bethanien jenseits des Jordan, wo Johannes taufte“ (Johannes 1,28).
  • Jesus kommt nicht als Privilegierter, sondern in Solidarität mit seinen Brüdern. Sünde ist nicht nur eine individuelle Angelegenheit, sondern hat auch eine kollektive Dimension. Jesus trägt in seiner Solidarität diese Last für uns.
  • Jesus zeigt von Anfang an, dass er unter den Sündern sein möchte. Er lässt sich unter ihnen zählen, bis hin zu seinem Tod zwischen zwei Übeltätern.

Heute, am Fest der Taufe des Herrn, feiern wir auch unsere eigene Taufe. An diesem Tag zerreißt der Himmel für uns, der Geist kommt, um in unseren Herzen zu wohnen, und der Vater lässt seine Stimme hören und sagt zu jedem von uns: „Du bist mein geliebter Sohn!“; „Du bist meine geliebte Tochter!“.

Gedanken zur Reflexion

1. Die Erwartung des Volkes
Das Volk Gottes wartete auf die Ankunft des Messias, doch die Erwartung war nach drei Jahrhunderten ohne Propheten verblasst. Johannes der Täufer entfachte diese Erwartung neu, lenkte sie jedoch auf „den, der mit Heiligem Geist und Feuer taufen wird“.
Heute leben wir in einer Welt, die scheinbar nicht mehr wartet, enttäuscht von so vielen unerfüllten Hoffnungen, nicht gehaltenen Versprechen und zerbrochenen Träumen. Als Christen sind wir berufen, die Hoffnung neu zu entfachen, sowohl in uns selbst als auch in der Gesellschaft, indem wir uns der Wirkung des Geistes Gottes öffnen. Der Christ weiß, dass die tiefsten Sehnsüchte der Menschheit – Frieden, Gerechtigkeit und ein authentischer Sinn des Lebens – ihre letztendliche Antwort in Gott finden. Doch dieses Bewusstsein stellt uns vor die Frage: Sind wir wirklich Menschen der Hoffnung? Worauf setzen wir konkret unser Vertrauen?

2. Die Demut Gottes
Lukas stellt Jesus in der Reihe der Sünder dar, die in die Wasser des Jordan hinabsteigen. „Der, der keine Sünde kannte, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden“ (2 Korinther 5,21). Gott rettet uns nicht aus der Ferne: Er kommt uns nahe, er ist der Emmanuel. Jesus zeigt sich tief solidarisch mit seinen Brüdern, bis hin zu dem Punkt, die Selbstgerechten zu empören. Er wird „Freund der Sünder“ genannt.
Der Messias trägt einen neuen Titel, der uns besonders ehrt: Er ist der Freund der Sünder. Er ist unser Freund! Noch nie hat sich ein Gott so offenbart. Ein demütiger Gott ist der größte Skandal für den „religiösen Menschen“. Es ist unvorstellbar, dass der, der in den Himmeln thront, herabsteigen und unter uns wohnen könnte. Unsere Umkehr beginnt mit der Veränderung unseres Gottesbildes. An welchen Gott glaube ich? Diese Frage sollten wir uns oft stellen.

3. Das Gebet Jesu
Bei Lukas erfolgt die trinitarische Offenbarung während des Gebets Jesu, ebenso wie bei der Verklärung. Für den Evangelisten ist das Gebet ein zentrales und wiederkehrendes Thema im Leben und Wirken Jesu. Sein öffentliches Leben beginnt nicht mit einem Wunder oder einer Rede, sondern mit der Taufe und dem Gebet. Jesus betet nicht, um „ein Beispiel zu geben“, sondern aus einem inneren Bedürfnis sowohl als Sohn als auch als Mensch.
Die Taufe ist unsere tiefste Identität: Kinder Gottes zu sein. Sie ist nicht nur ein juristischer Akt der Zugehörigkeit, wie das Taufregister vermuten lassen könnte, sondern eine lebendige und transformierende Realität. Diese Realität ist schön, aber auch zerbrechlich, und sie braucht den Humus des Gebets, um zu wachsen und sich zu entfalten. Im Gebet wird die Gnade der Taufe neu belebt und fruchtbar gemacht.

Ein neuer Anfang

Heute beginnt Jesus sein Wirken, getragen von der Offenbarung des Vaters und der sanften Gegenwart des Geistes, ähnlich einer Taube, die in seinem Herzen ein Nest findet. Auch wir sind gerufen, neu zu beginnen, indem wir nach den Weihnachtsfeiertagen in den Alltag zurückkehren, mit einem neuen Bewusstsein und einem erneuerten Vertrauen in die Gnade unserer Taufe.
Um diese Gnade in Erinnerung zu rufen, beginne jeden Tag, indem du dich symbolisch in die regenerierenden Wasser der Taufe eintauchst, mit dem Zeichen des Kreuzes.

P. Manuel João Pereira Correia, mccj