Wir sind am Ende des 6. Kapitels des Johannesevangeliums angelangt, das wir über fünf Sonntage hinweg gehört haben. Der heutige Abschnitt zeigt uns die Reaktion der Jünger Jesu auf die Rede, die er gerade in der Synagoge von Kafarnaum gehalten hatte. Es ist nicht mehr die Rede von der Menge oder den Juden, sondern von den Jüngern, die Stellung beziehen zu Jesu Aussage, er sei das Brot/Wort, Speise und Trank, das vom Himmel herabgekommen ist. (...)

DER TAG DES GROSSEN SKANDALS!

Herr, zu wem sollen wir gehen?
Johannes 6,60-69

Wir sind am Ende des 6. Kapitels des Johannesevangeliums angelangt, das wir über fünf Sonntage hinweg gehört haben. Der heutige Abschnitt zeigt uns die Reaktion der Jünger Jesu auf die Rede, die er gerade in der Synagoge von Kafarnaum gehalten hatte. Es ist nicht mehr die Rede von der Menge oder den Juden, sondern von den Jüngern, die Stellung beziehen zu Jesu Aussage, er sei das Brot/Wort, Speise und Trank, das vom Himmel herabgekommen ist.

Der Abschnitt ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten finden wir die Gruppe seiner Anhänger, die murren: “Diese Rede ist hart! Wer kann sie hören?” Diese Jünger sind empört und beschließen, wegzugehen. Im zweiten Teil des Textes fragt Jesus die Zwölf: “Wollt auch ihr weggehen?” Petrus ergreift das Wort für die Gruppe und antwortet: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.”

Dies ist ein dramatischer Moment der Krise im Dienst Jesu, der dem Misserfolg in Nazareth entspricht, wie er in den drei synoptischen Evangelien berichtet wird. Dort reagierte Jesus mit Erstaunen, hier mit Bitterkeit. Wir glauben nicht, dass Jesus unempfindlich gegenüber der Reaktion seiner Zuhörer war! Auch er hat alle unsere Gefühle erlebt. In diesem Fall können wir annehmen, dass er Traurigkeit, Frustration und Bitterkeit empfand angesichts der Verschlossenheit der Herzen seiner Zuhörer.

Was ist von den Zwölf zu sagen? Es ist das erste Mal, dass die Gruppe im Johannesevangelium erscheint. Vielleicht haben auch sie nicht viel verstanden, und eine Mischung aus Gedanken und Gefühlen erfüllte ihren Geist und ihr Herz mit Verwirrung. Petrus spricht hier zum ersten Mal und hilft mit seinem Glaubensbekenntnis der Gruppe, wieder Einheit zu finden. Aber nichts wird mehr so sein wie vorher. Über den Unglauben und das Verlassen vieler hinaus schwebt jetzt die schwarze Wolke der Ankündigung eines Verrats über der Gruppe.

Gedanken zur Reflexion

1. “Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt!” Es gibt Momente, in denen wir gezwungen sind, eine Entscheidung zu treffen und unser Leben zu wagen. “Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt!”, sagt Josua zu den zwölf Stämmen, die in Sichem versammelt sind (Josua 24). “Wollt auch ihr weggehen?”, fragt Jesus die Zwölf. Wir neigen leider manchmal dazu, Entscheidungen aufzuschieben und mit einem Fuß in zwei Schuhen weiterzumachen, indem wir versuchen, alle Möglichkeiten offen zu halten. Aber wer sein Leben retten will, wird es verlieren!…

2. “Auch wenn alle dich verlassen, werde ich dich niemals verlassen!” Es ist bemerkenswert, dass Jesus bereit ist, auch die Gruppe der Zwölf gehen zu lassen und die Mission allein wieder aufzunehmen. Allein, aber standhaft! Im entscheidenden Moment wird er sagen: “Ihr werdet mich allein lassen; aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir” (Johannes 16,32).
In dieser historischen Zeit, in der der christliche Glaube keinen gesellschaftlichen Konsens mehr genießt, in der sich erneut das Wort des Evangeliums erfüllt: “Viele seiner Jünger zogen sich zurück und gingen nicht mehr mit ihm”, brauchen wir aufrichtige und großzügige Christen wie Petrus. Möge Gott uns, trotz des Bewusstseins unserer Zerbrechlichkeit, in einem kindlich einfachen Vertrauen sagen lassen: “Auch wenn sich alle über dich ärgern werden, ich werde mich niemals über dich ärgern!” (Matthäus 26,33).

P. Manuel João Pereira Correia, mccj