Samstag, 14. November 2015
“Dieses Generalkapitel war durch die Präsenz von vielen jungen, afrikanischen Mitbrüdern gekennzeichnet, die sich frei, sachkundig und sehr offen eingebracht haben. Das hat uns mit großer Hoffnung erfüllt. Das sind nicht nur Vermutungen. Wir haben wirklich viele junge Mitbrüder, die unser Charisma leben, die Mission lieben und voll am Leben der Kongregation teilnehmen. Die Multikulturalität der Kapitulare ist nicht als Problem empfunden worden, sondern als ein Geschenk, eine Freude, eine Quelle von Vitalität und Hoffnung“, schreibt P. Antonio Villarino, Comboni-Missionar.


P. Antonio Villarino,
Comboni-Missionar.

DAS XVIII. GENERALKAPITEL
DER COMBONI-MISSIONARE
UND EVANGELII GAUDIUM

Einleitung
Zu Beginn dieser Überlegungen möchte ich meine Eindrücke widergeben, die ich im Verlauf des Generalkapitels gewonnen habe.

a) Dieses Generalkapitel war durch die Präsenz von vielen jungen, afrikanischen Mitbrüdern gekennzeichnet, die sich frei, sachkundig und sehr offen eingebracht haben. Das hat uns mit großer Hoffnung erfüllt. Das sind nicht nur Vermutungen. Wir haben wirklich viele junge Mitbrüder, die unser Charisma leben, die Mission lieben und voll am Leben der Kongregation teilnehmen. Die Multikulturalität der Kapitulare ist nicht als Problem empfunden worden, sondern als ein Geschenk, eine Freude, eine Quelle von Vitalität und Hoffnung.

b) Die Arbeit während des Generalkapitels ist intensiv und anstrengend gewesen, aber gleichzeitig sehr sachlich verlaufen. Der klarste Ausdruck davon war die problemlose Wahl des Generaloberen und seiner Räte, sowie die Approbation des Schlussdokuments. Natürlich müssen gewisse Teile des Statuts und der Kapitels-Dynamik verbessert werden, damit sie ein noch gediegeneres Werkzeug der Entscheidungsfindung und ein Leitfaden für die Kongregation werden. Wir haben aber schon ein gutes Stück des Weges zurückgelegt.

c) Das Schlussdokument ist kürzer und konkreter als frühere. Es ist zwar nicht perfekt, aber nach meiner Meinung inspiriert es nach Art von Evangelii gaudium. Es enthält praktische Anweisungen, die auf dem Weg zur Erneuerung der Kongregation wertvoll sein können, wenn wir sie demütig und großmütig anzunehmen bereit sind.

d) Das Apostolische Schreiben und das Lehramt von Papst Franziskus haben das Generalkapitel stark geprägt. Die zahlreichen Zitate bezeugen es. In der Aula und in den Gruppen ist jedoch viel öfters davon Gebrauch gemacht worden.

Es ist sehr hilfreich, diese Zitate zu betrachten, um das Dokument richtig interpretieren und aufnehmen zu können.

1. Die Freude des Evangeliums, Kennzeichen der Comboni-Missionare, ist die Hingabe des Lebens (Inspiration).

Wir sind gerufen, die Freude des Evangeliums zu leben. Wer sein Leben für Gott und sein Volk hingibt, lebt glücklich und zufrieden (EG 268)”. Mit diesen Worten beginnt der vierte der sechs Punkte, mit dem das Generalkapitel das Grundthema erklärt: “Als missionarisch-combonianische Jünger sind wir gerufen, die Freude des Evangeliums in der heutigen Welt zu leben“.

Das Kapitelsdokument stellt sofort die Beziehung zwischen den Worten des Papstes und den uns wohl bekannten Worten von Comboni her: “Der schönste Tag meines Lebens wird der sein, an dem ich mein Leben für euch hingeben kann” (S 3159).

Das ist einer der Schlüssel, den uns das Generalkapitel, Evangelii gaudium und Comboni in die Hand geben,  um frohe Missionare zu werden: sein Leben hingeben.

Hier fällt mir der berühmte Satz von Tagore ein: “Das Leben wird mir umsonst gegeben; wir verdienen es, wenn wir es weiterschenken”. Oder jene Aussage des Evangeliums: Nur wer sein eigenes Leben hingibt, wird es in Fülle wieder zurückerhalten. Die Quelle unserer Freude und unseres Lebens ist nichts anderes als unser eigenes Leben, das wir für andere hingeben.

Die Freude, die wir suchen, ist keine „billige“ Freude. Das Generalkapitel sagt: „Es handelt sich um eine kostspielige Freude: Um das Leben der Schafe zu verteidigen, müssen wir Wölfen und Räubern entgegentreten. Unsere Märtyrer erinnern uns daran. Wir Comboni-Missionare leben unsere Identität wirklich, wenn wir mit Leidenschaft die Menschen lieben und uns dafür einsetzen, damit alle Männer und Frauen ein menschlicheres und würdigeres Leben haben und es in Fülle haben”.

Diese Aussage des Generalkapitels erinnert mich an das Beispiel unseres Mitbruders Ramin Ezechiele, der sicher kein vollkommener Mensch war, aber alle, die ihn kannten, bezeugen, dass er einen „Traum hatte“. Er lud die Bauern von Cacoal ein, für eine bessere Zukunft zu kämpfen: „Träumt“, sagte er, und gab im Kampf um diesen Traum sein Leben hin. Es geht nicht so sehr darum, ob er im Recht war oder nicht, sondern um die Tatsache, dass er sein Leben für andere hingegeben hat.

Das Generalkapitel zitiert die Nummer 268 von EG, das bezeichnender Weise den Titel trägt: „Das geistliche Wohlgefallen, Volk zu sein“. Dort lesen wir: „Die Mission ist eine Leidenschaft für Jesus, zugleich aber eine Leidenschaft für sein Volk. Wenn wir vor dem gekreuzigten Jesus verweilen, erkennen wir all seine Liebe, die uns Würde verleiht und uns trägt; wenn wir aber nicht blind sind, beginnen wir zugleich wahrzunehmen, dass dieser Blick Jesu sich weitet und sich voller Liebe und innerer Glut auf sein ganzes Volk richtet. So entdecken wir wieder neu, dass er uns als Werkzeug nehmen will, um seinem geliebten Volk immer näher zu kommen.“

In Übereinstimmung mit diesen Worten erinnert das Generalkapitel an die Ikone des Guten Hirten und des Lebens: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Wenn wir die liturgischen Texte vom Fest des hl. Daniel Comboni und die von Evangelii gaudium zusammenlesen, erinnern wir uns daran, dass der Hirte “auf der Seite der Armen steht” und den Schafgeruch hat, damit sie das Leben haben.

Für unsere Betrachtung: Beschäftige ich mich zu sehr mit mir selbst oder bringe ich es fertig, für die anderen zu leben? Wie kann ich mein Leben noch mehr mitteilen?

2. Wir wollen ein Institut “im Aufbruch” sein und zwar mit einem Traum: von der Globalisierung der Gleichgültigkeit zur Globalisierung der Zärtlichkeit (Mission)

Nach der präzisen und, meines Erachtens, sehr wirkungsvollen Beschreibung unserer Identität im Leitthema des Generalkapitels, beschäftigt sich das Dokument mit der Lage der Welt, der Kirche und des Instituts. Zweimal wird EG zitiert, 54 und 20. Darin ruft uns das Generalkapitel zur missionarischen Umkehr auf, die der Heilige Geist in diesem konkreten, geschichtlichen Augenblick vom Institut erwartet.

a) Die “Globalisierung der Gleichgültigkeit (EG 54)

Um die Aussage von Nr. 54 zu verstehen, ist es hilfreich, zuerst die letzten Sätze von Nr. 53 über die Kultur der Wegwerfgesellschaft zu lesen: Wir haben die „Wegwerfkultur“ eingeführt, die sogar gefördert wird. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“.

In Nummer 54 lesen wir: Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschließt, oder um sich für dieses egoistische Ideal begeistern zu können, hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt. Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht. Die Kultur des Wohlstands betäubt uns, und wir verlieren die Ruhe, wenn der Markt etwas anbietet, was wir noch nicht gekauft haben, während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein bloßes Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert. (EG 54).

Zum Nachdenken: Bin auch ich ein Opfer der Gleichgültigkeit geworden? Bin auch ich unfähig, Mitleid zu zeigen? Bin auch ich mit zunehmendem Alter und durch die Arbeitsroutine gleichgültig geworden?

b) Angesichts dieser Welt, die von der Kultur des Mülls und der Indifferenz geprägt ist, ist die Kirche berufen, alle Peripherien mit dem Licht des Glaubens zu erreichen.

Im Wort Gottes erscheint ständig diese Dynamik des „Aufbruchs“, die Gott in den Gläubigen auslösen will. Abraham folgte dem Aufruf, zu einem neuen Land aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-3). Mose gehorchte dem Ruf Gottes: » Geh! Ich sende dich « (Ex 3,10), und führte das Volk hinaus, dem verheißenen Land entgegen (vgl. Ex 3,17). Zu Jeremia sagte Gott: » Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen « (Jer 1,7). Heute sind in diesem „Geht“ Jesu die immer neuen Situationen und Herausforderungen des Evangelisierungsauftrags der Kirche gegenwärtig, und wir alle sind zu diesem neuen missionarischen „Aufbruch“ berufen. Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen. (EG 20).

Zum Nachdenken: Aus welcher Bequemlichkeit sollte ich ausbrechen? Welchen Alltagstrott sollte meine Gemein-schaft überwinden?

c) Ein Institut im Aufbruch: die missionarische Umkehr, zu der wir gerufen werden 

Angesichts der Wirklichkeit von Welt und Kirche fühlt das Generalkapitel den Ruf zum Träumen und zur Umkehr:

“Als wahre missionarisch-combonianische Jünger lassen wir uns vom Herzen Jesu, das die Welt leidenschaftlich liebt, inspirieren. Wir wollen weiterhin auf Gott, Comboni und die Menschheit hören, um in der heutigen Mission die Zeichen der Zeit und der Orte wahrzunehmen und auf sie hinzuweisen.” (22).

Dieser Wunsch zur Umkehr wird in fünf Vorschlägen konkretisiert:

* Einfache, offene und gastfreundliche Strukturen helfen uns, menschlicher, glücklicher und näher beim Volk zu sein. Andererseits müssen wir uns davor hüten, in ein verbürgerlichtes, bequemes und zurückgezogenes Leben zu verfallen, wodurch die Spiritualität verflacht und die Leidenschaft für die Mission verloren geht.” (23).

* Vom “Geltungsdrang und Egozentrismus” zum “Dienst und zur Mitarbeit” übergehen.

* Das vernommene, gelebte und gefeierte Wort Gottes verkünden: Nicht  nur die Homilie muss aus dem Wort Gottes ihre Nahrung schöpfen. Das gesamte Evangelium beruht auf dem Wort, das vernommen, betrachtet, gelebt, gefeiert und bezeugt wird (EG 174).

* “Die Armen als Begleiter und Lehrer” annehmen:

Für die Kirche ist die Option für die Armen in erster Linie eine theologische Kategorie und erst an zweiter Stelle eine kulturelle, soziologische, politische oder philosophische Frage… Die neue Evangelisierung ist eine Einladung, die heilbringende Kraft ihrer Leben zu erkennen und sie in den Mittelpunkt des Weges der Kirche zu stellen. (EG 198).

* “Es gilt, die Furcht, die uns selbstsüchtig macht, zu überwinden und auf Gott und die Menschen zu vertrauen. Dann werden wir trotz unserer Kleinheit große Träume wagen” (24). Dieses Prinzip verlangt von uns:

I. Eine ständige Reflexion über die theologischen Inhalte der Mission, der Orte und Bereiche.

II. Eine tiefgreifende Erneuerung unserer Missionspastoral, die das “bequeme Kriterium “Es wurde immer so gemacht“ (EG 33) aufgibt und Treue zum Charisma, Wagemut und Wirklichkeitssinn kombiniert.

III. “Angespornt durch die Einladung von Papst Franziskus, eine Reflexion in Gang zu setzen, um Ziele, Strukturen, Stile und Evangelisierungs-Methoden (EG 33) unserer Gemeinden zu überdenken“.

IV. Das Generalkapitel beauftragt den Generalrat, dafür zu sorgen, dass alle Hausgemeinschaften systematisch Evangelii gaudium und Laudato Si studieren mit dem Ziel, die eigene Missionsarbeit und die Einsätze zu überprüfen.

V. Bei der Überprüfung der Einsätze hebt das Generalkapitel zweierlei hervor: den Amtsdienst und die Mission in Europa.

3. Personen, die Jesus begegnen (Personen)

Das Generalkapitel erwähnt unter der Kategorie „Person“ einige grundlegende Gegebenheiten unseres Lebens: Die Spiritualität, das Zönakel von Aposteln, die Interkulturalität, die Lebensform, die Ausbildung.

Es zitiert die Nummern von EG (235-236, 259, 262, 264), die fünf Themen betreffen:

a) Die Person wird in der Gemeinschaft nicht annulliert sondern entwickelt

Es ist notwendig, die Wurzeln in den fruchtbaren Boden zu senken und in die Geschichte des eigenen Ortes, die ein Geschenk Gottes ist. Man arbeitet im Kleinen, mit dem, was in der Nähe ist, jedoch mit einer weiteren Perspektive. Ebenso geschieht es mit einem Menschen, der seine persönliche Eigenheit bewahrt und seine Identität nicht verbirgt, wenn er sich von Herzen in eine Gemeinschaft einfügt: Er gibt sich nicht auf, sondern empfängt immer neue Anregungen für seine eigene Entwicklung. Es ist weder die globale Sphäre, die vernichtet, noch die isolierte Besonderheit, die unfruchtbar macht. (EG 235).

b) Das Modell ist nicht die Kugel sondern das Polyeder 

Das Modell ist nicht die Kugel, die den Teilen nicht übergeordnet ist, wo jeder Punkt gleich weit vom Zentrum entfernt ist und es keine Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen Punkt gibt. Das Modell ist das Polyeder, welches das Zusammentreffen aller Teile wiedergibt, die in ihm ihre Eigenart bewahren. Sowohl das pastorale als auch das politische Handeln sucht in diesem Polyeder das Beste jedes Einzelnen zu sammeln. Dort sind die Armen mit ihrer Kultur, ihren Plänen und ihren eigenen Möglichkeiten eingegliedert (EG 236).

c) Verkünder des Evangeliums mit Geist: Verwandelte Leben

Glaubensboten mit Geist sind Verkünder des Evangeliums, die sich ohne Furcht dem Handeln des Heiligen Geistes öffnen … Der Heilige Geist verleiht außerdem die Kraft, die Neuheit des Evangeliums mit Freimut (parrhesía) zu verkünden, mit lauter Stimme, zu allen Zeiten und an allen Orten, auch gegen den Strom. Rufen wir ihn heute an, fest verankert im Gebet, ohne das alles Tun ins Leere zu laufen droht und die Verkündigung letztlich keine Seele hat. Jesus sucht Verkünder des Evangeliums, welche die Frohe Botschaft nicht nur mit Worten verkünden, sondern vor allem mit einem Leben, das in der Gegenwart Gottes verwandelt wurde. (EG 259).

d) Verkünder des Evangeliums, die beten und arbeiten

Glaubensboten mit Geist sind Verkünder des Evangeliums, die beten und arbeiten … Immer ist es notwendig, einen inneren Raum zu pflegen, der dem Engagement und der Tätigkeit einen christlichen Sinn verleiht. Ohne längere Zeiten der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort Gottes, des aufrichtigen Gesprächs mit dem Herrn verlieren die Aufgaben leicht ihren Sinn, werden wir durch Müdigkeit und Schwierigkeiten schwächer und erlischt der Eifer. Die Kirche braucht dringend die Lunge des Gebets. Es besteht die Gefahr, dass einige Zeiten des Gebets zur Ausrede werden, sein Leben nicht der Mission zu widmen, denn die Privatisierung des Lebensstils kann die Christen dazu führen, zu einer falschen Spiritualität Zuflucht zu nehmen. (EG 262).

e) Verkünder des Evangeliums, welche die Liebe Jesu erfahren, der uns rettet

Der erste Beweggrund, das Evangelium zu verkünden, ist die Liebe Jesu, die wir empfangen haben; die Erfahrung, dass wir von ihm gerettet sind, der uns dazu bewegt, ihn immer mehr zu lieben. Aber was für eine Liebe ist das, die nicht die Notwendigkeit verspürt, darüber zu sprechen, geliebt zu sein, und dies zu zeigen und bekannt zu machen? … Wie gut tut es uns, zuzulassen, dass er unser Leben wieder anrührt und uns antreibt, sein neues Leben mitzuteilen! Was also geschieht, ist letztlich, dass wir das, »was wir gesehen und gehört haben, verkünden« (1 Joh 1,3). Die beste Motivation, sich zu entschließen, das Evangelium mitzuteilen, besteht darin, es voll Liebe zu betrachten, auf seinen Seiten zu verweilen und es mit dem Herzen zu lesen. Wenn wir es auf diese Weise angehen, wird uns seine Schönheit in Staunen versetzen, uns wieder und wieder faszinieren. (EG 264).

4. Ziele, Strukturen und Evangelisierungs-Methoden überdenken (Neuorganisierung)

Das Kapitel hat zur Kenntnis genommen, dass „der neue Kontext der Gesellschaft und der Mission uns herausfordert, ‘mutig und kreativ zu sein‘ und unsere Ziele, Strukturen, Stile und Evangelisierungs-Methoden zu überdenken. Im Bewusstsein, dass wir nicht allen Erwartungen unserer Zeit entsprechen können, wissen wir uns vom Heiligen Geist begleitet, der uns vorangeht und Wege aufzeigt, die Fülle des Evangeliums trotz unserer Schwachheit zu verkünden (2 Kor 12,10; Röm 5,20).” (39). In dieser Nummer werden EG (33 e 27) zitiert.

a) Vom “Es wurde immer so gemacht“ zu Wagemut und Kreativität

Die Seelsorge unter missionarischem Gesichtspunkt verlangt, das bequeme pastorale Kriterium des „Es wurde immer so gemacht“ aufzugeben. Ich lade alle ein, wagemutig und kreativ zu sein in dieser Aufgabe, die Ziele, die Strukturen, den Stil und die Evangelisierungs-Methoden der eigenen Gemeinden zu überdenken. Eine Bestimmung der Ziele ohne eine angemessene gemeinschaftliche Suche nach den Mitteln, um sie zu erreichen, ist dazu verurteilt, sich als bloße Fantasie zu erweisen. (EG 33).

b) Eine unaufschiebbare kirchliche Erneuerung

Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Lebensstile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient. Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freund-schaft anbietet. Wie Johannes Paul II. zu den Bischöfen Ozeaniens sagte, muss »jede Erneuerung in der Kirche auf die Mission abzielen, um nicht einer Art kirchlicher Introversion zu verfallen.«  (EG 27).

Schlusswort

Die Kapitulare schreiben, dass das Generalkapitel “die Brüderlichkeit und Leidenschaft für die Mission gefeiert hat. Wir haben uns die Leiden der Menschen vor Augen gehalten, auf deren Seite wir stehen. Es ist ein frohes und einigendes Erlebnis gewesen, das uns alle in Staunen versetzt hat: wir haben die Schönheit unserer Berufung als Comboni-Missionare neu entdeckt.“

Sie beenden die Botschaft mit den Worten: „Ihr dürft sicher sein, dass Ihr die Kapitelsdokumente als die Euren betrachten werdet, sobald Ihr sie in die Hand nehmt. Wir sind nur Gottes Instrumente gewesen. Jetzt dürfen wir ihnen gemeinsam mit missionarischer Haltung und mit der Freude des Evangeliums Leben schenken, was die Welt von heute mit Nachdruck von uns erwartet“.
P. Antonio Villarino