Mittwoch, 24. Februar 2021
Br. Hans konnte man fast als Prototyp eines Ordensbruders betrachten. Praktisch veranlagt konnte man ihn für fast alles brauchen. Am 19. Februar 1940 in Aalen geboren und in Sontheim bei Heilbronn aufgewachsen kam er nach einer Gärtnerausbildung mit 17 Jahren nach Josefstal bei Ellwangen. Seine Mutter war bis ins hohe Alter eine sehr engagiert Förderin des „Werk des Erlösers“ mit vielen Heften. So ist er schon früh mit der Kongregation bekannt geworden.

Nach Noviziat (1957 – 1959) und erster zeitlicher Profess (29.06.1959) war Hans zunächst zwölf Jahre als Gärtner in Josefstal und Brixen tätig. In dieser Zeit nahm er auch an einem Kurs für Theologie und Katechese teil. Am 13. Februar 1965 legte er die ewigen Gelübde ab. Es folgten zwei Jahre mit gleicher Tätigkeit in Palencia in Spanien. Es war die Zeit, als zu jeder größeren Hausgemeinschaft noch ein Gemüsegarten zur Selbstversorgung gehörte.

Dann kam 1975 der Sprung nach Peru. Spanisch konnte er ja schon ein bisschen. Auch hier rang er dem Garten in dem trockenen Wüstenklima ab, was möglich war und sorgte auch für den Blumenschmuck im Provinzhaus und in der Kapelle. Daneben machte er Besorgung in der Stadt, holte Mitbrüder und Gäste am Flughafen ab. Wie schon vorher in Spanien, gab er auch Religionsunterricht.

Diese Fähigkeiten waren auch in Deutschland gefragt. Darum holte ihn die Provinzleitung 1981 wieder zurück. Das frühere Mutterhaus in Josefstal war unter dem Namen Comboni-Haus inzwischen zu einem Haus der Begegnung umgebaut worden und Bruder Hans war der Verwalter. Nach einem kurzen Aufenthalt in Bamberg kehrte er 1990 wieder ins Comboni-Haus zurück, um erneut die Verwaltung zu übernehmen, beim „Werk des Erlösers“ mitzuarbeiten und den Kontakt zu den Förderinnen und Förderern zu pflegen. Die KIM-Bewegung (Kreis junger Missionare) war auf dem Höhepunkt und in Josefstal versammelte sich an den Wochenenden oft eine große Zahl von Jugendlichen. Überhaupt war er gern unter jungen Leuten.

In dieser Zeit kam eine ganz neue Tätigkeit dazu: Die Pflege von alten und kranken Mitbrüdern. Während seiner kurzen Zeit in Bamberg oblag ihm auch die Pflege eines schwerkranken und depressiven Mitbruders. Das machte er so gut, dass dieser, als Bruder Hans nach Josefstal versetzt wurde, das Essen verweigerte. Darum brachte man den kranken Mitbruder auch nach Josefstal. Dort waren weitere kranke Mitbrüder.

Als Jahre später im obersten Stock des Missionshauses in Ellwangen eine Pflegestation eingerichtet wurde, wurde Bruder Hans die Leitung übertragen. Weil er jeden Tag auch Besorgungen in der Stadt machte und zur Bank ging und auch als erster in aller Früh einen Blick in die Zeitung tat, war er für die Senioren gewissermaßen die lebendige Zeitung, meist gepaart mit humorvollen Kommentaren.

Bruder Hans war eine Person, die sich nie in den Vordergrund drängte, nie einem anderen den Rang streitig machen wollte, aber immer einen Blick dafür hatte, wo etwas fehlte. Bis zum Schluss deckte er wie selbstverständlich vor dem Essen den Tisch und war danach an der Spülmaschine, meist mit irgendeiner Neuigkeit auf den Lippen.

Erste Anzeichen von Vergesslichkeit tat er noch mit einer humorvollen Bemerkung ab. Dann aber erlitt er im November 2019 einen schweren Schlaganfall, der den diskreten und unaufdringlichen Helfer selber hilflos machte. An Weihnachten 2020 kam noch Corona dazu. Bruder Hans starb geduldig und ergeben am 19. Januar 2021 im Missionshaus in einem der Zimmer, wo er vorher schon andere Mitbrüder beim Sterben begleitet hatte.
(P. Reinhold Baumann)