Mittwoch, 20. September 2023
Schon seit über 43 Jahren ist Bruder Friedbert Tremmel Mitglied der internationalen Gemeinschaft der Comboni-Missionare. 17 Jahre lang war er im Missionsdienst in Kenia tätig, heute lebt er in Brixen. Hier erzählt er von dem ostafrikanischen Land, von seinen Erfahrungen und von einem Sprichwort, das er oft hörte. [Das Foto zeigt Br. Friedbert inmitten von kenianischen Schulkindern. Konradsblatt]
„Ich bin Bruder Friedbert Tremmel, ein Comboni-Brudermissionar. Ursprünglich stamme ich aus Assamstadt, im Dekanat Tauberbischofsheim in Nordbaden. Seit über 43 Jahren bin ich nun Mitglied der internationalen Gemeinschaft der Comboni-Missionare.
Ich habe zwei Berufe: Elektroinstallateur sowie Jugend- und Heimerzieher. Vor meinem Einsatz in Ostafrika war ich in Deutschland und Österreich im Internatsbereich und in der missionarischen Bewusstseinsbildung tätig. 17 Jahre war ich im Missionseinsatz in Kenia in Ostafrika und dort vor allem im Nordwesten an der Grenze zu Uganda bei den Pokot-Halbnomaden.
Zu meinen Arbeiten während dieser Jahre gehörte das Bauen von Schulen, das Bohren von Tiefbrunnen, um die Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen und die Schülerspeisung von Tausenden von Kindern in über 20 Grund- und Hauptschulen und 30 Kindergärten.
Kenia ist ein vielgestaltiges Land. Man kann in den großen Millionenstädten wie in der Hauptstadt Nairobi, Nakuru oder im „Urlauberparadies“ Mombasa leben wie in den reichen Ländern des Westens – wenn man reich ist. Wobei es nicht übersehen werden darf, dass die Mehrheit der Großstadtbevölkerung in den Elendsvierteln lebt. Dagegen ist der Norden und Nordwesten von Kenia, mit endlosen Weiten, dünn besiedelt. Oftmals gibt es dort trockene Gebiete mit Halbwüste und Savanne, zum Teil auch lebensfeindliche Wüste. Im Kreis Alale im Norden vom Bezirk Westpokot leben zirka 50 000 Menschen auf 1020 Quadratkilometern. Der Haupt- und Pfarrort ist Amakuriat. Ungefähr 75 Prozent haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die angestammte Bevölkerung lebt traditionell von der Viehzucht: Kamele, Rinder, Ziegen und Schafe. Das Land ist überweidet, aber andere Lebensgrundlagen gibt es nicht.
„Missionsarbeit ist abenteuerlich und fordert viel Energie“
Durch den Klimawandel haben sich in der Region die gewohnten Zyklen von Trocken- und Regenzeit verschoben. Oftmals muss man nun mit extremen Wetterkapriolen zurechtkommen. Das sind verlängerte, sehr heiße Dürreperioden und dann wieder große Überschwemmungen.
Religion ist in Kenia mit seinen über 50 Millionen Bewohnern, wie eigentlich überall in Afrika, ein selbstverständlicher Teil des Lebens. Über 20 Prozent der Bevölkerung ist katholisch. Insgesamt sind etwa dreiviertel der Bevölkerung Christen.
Die Missionsarbeit bei den Halbnomaden in den Comboni-Pfarreien von Amakuriat und Kacheliba ist abenteuerlich und fordert viel an Einsatz und Energie. Seit 1972 sind wir Comboni-Missionare in diesem Gebiet und haben viel an Aufbauarbeit in der Evangelisation, beim Bohren von Tiefbrunnen, sowie im Bildungs- und Gesundheitsbereich geleistet. Inzwischen führen afrikanische Mitbrüder die Missionen weiter, die von europäischen Patres und Brüdern aufgebaut worden sind. Da sie oftmals aber nicht die finanziellen Mittel haben, brauchen sie weiterhin die materielle Unterstützung aus Europa.
Trotz dieser und anderen täglichen Herausforderungen gaben mir der Optimismus der Einheimischen Kraft und Zuversicht auch nach Rückschlägen weiter zu machen. Obwohl dort die Armut viele, ja dramatische Gesichter hat, gibt es dort einen kurzen Satz, den ich fast täglich hörte: ,Mungu yupo‘. Das ist Kiswahili und heißt übersetzt: ,Gott ist da.‘ In dieser Haltung kämpfen sich viele durch das Leben und erhalten die Kraft, den schweren Alltag zu meistern. Gott ist da. Gott geht mit.“