Riccardo Mele besuchte die Oberschule in Sizilien. Mit 19 Jahren schloss er sich den Comboni-Missionaren an, um Priester und Missionar zu werden. 1947 begann er in Florenz das Noviziat. Der neugeweihte Priester war einer der ersten Comboni-Missionare, der 1956 nach Spanien geschickt wurde.
P. Riccardo wurde sofort in der Berufungspastoral eingesetzt. Er besuchte Pfarreien, Schulen und Familien, um Knaben für das Seminar von Corella zu werben. Er begab sich anfangs in Dörfer des Baskenlandes in der Gegend von San Sebastián, merkte aber bald, dass die Diözese Pamplona viel reicher an Berufen war. Deswegen zog er nach Corella um und mietete dort eine Wohnung, um später in das im Bau befindliche Kolleg umziehen zu können.
Dort lernte ich ihn kennen: Riccardo war ein freundlicher, begeisterter und großherziger Mitbruder; er hatte gut Spanisch gelernt und verstand sogar die sprachlichen Eigenheiten der Gegend. In seinem FIAT 600 besuchte er fünf Jahre lang viele Pfarreien und Schulen der Provinzen Navarra, Rioja, Soria, Zaragoza…, um die Schüler zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Früchte jener “Streifzüge” sind unter anderen die Mitbrüder Javier Sagasti, Felipe Castrejana, José Istúriz und sein Bruder Miguel Ángel (+)… An Sonntagen hielt er oft Missionspredigten, leistete Aushilfen und trug auf diese Weise auch zum Lebensunterhalt der Gemeinschaft bei.
Weitere fünf Jahre arbeitete Riccardo in San Sebastián als Redakteur von Aguiluchos, der Missionszeitschrift für Kinder und Jugendliche. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Zeitschrift sehr gut. Gleichzeitig war er auch für ihre Verbreitung verantwortlich und besuchte deswegen persönlich immer wieder Schulen.
1968 verließ er Spanien und nahm in Rom vor seiner Aussendung nach Lateinamerika an einem Erneuerungskurs teil. In Südamerika wird er 25 Jahre lang arbeiten. Nach einem kurzen Einsatz in Ecuador, kam er 1972 nach Peru, das sein Hauptbetätigungsfeld wurde. In jenen Jahren nahm die Bevölkerung von Lima und anderen Küstenstädten rapide zu, da ganze Dörfer die Anden verließen, um bessere Lebensmöglichkeiten zu finden. In den 80er Jahren flohen auch viele Andenbewohner vor dem grausamen Sendero Luminoso und dem MRTA (Revolutionsbewegung Tupac Amaru).
Um sich den neuen pastoralen Herausforderungen zu stellen, gründeten die Comboni-Missionare 1970 die Pfarrei “Los 12 Apóstoles” von Chorrillos, im Südwesten von Lima, wo laufend “Pueblos jóvenes” entstanden. P. Mario Mazzoni wurde zum ersten Pfarrer und P. Riccardo Mele zu seinem Vikar ernannt. Später wurde er selber Pfarrer.
Den gewaltigen Herausforderungen musste mit neuen pastoralen Methoden begegnet werden. Mario und Riccardo fanden keine bessere Methode als den Plan NIP (Nueva Imagen de la Parroquia), die sich an der Bewegung für eine bessere Welt inspirierte, die nach dem Krieg vom Jesuiten P. Riccardo Lombardi ins Leben gerufen worden war, um auf den Ruinen des Weltkrieges ein neues menschliches, familiäres, soziales, religiöses und christliches Gefüge aufzubauen. Die neue Pfarrei sollte das Zentrum der Glaubensverkündigung und der menschlichen und religiösen Bildung der Gläubigen sein; in ihr sollten sich die vielen kleinen Gruppen zu einer Gemeinschaft entwickeln. Dazu mussten Mitarbeiter gesucht, ausgebildet und ihnen Verantwortung übertragen werden; eine möglichst große Anzahl von Personen mussten in die Arbeit einbezogen werden und die Autonomie der kleinen Gruppen gewahrt bleiben, aber immer innerhalb der einen Pfarrei.
Der Plan war vielversprechend, aber die Methode und Planung der Aufgaben forderten von den Seelsorgern vollen Einsatz, ständige Anwesenheit, Klarheit in den Beziehungen, Fähigkeit, die Mitarbeiter zu begeistern und viele Schulungstreffen auf verschiedenen Ebenen zu organisieren. P. Riccardo hatte den Höhepunkt seiner Missionsarbeit erreicht; er gab sein Bestes für die Pfarrei. Er erlebte ihr Wachsen und Heranreifen, so dass der am besten entwickelte und organisierte Teil dem Diözesanklerus übergeben werden konnte.
Die kleinen Gemeinschaften entwickelten sich, die Arbeit nahm ständig zu; zum Glück boten ihm Mitbrüder von anderen Hausgemeinschaften von Lima ihre Hilfe an. P. Riccardo bedankte sich immer, wenn ich an Sonntagen einen oder mehrere Gottesdienste übernehmen konnte. Er war ein unermüdlicher Arbeiter und guter Organisator, übernahm aber selber immer den schwierigeren Teil; er nahm die Armut ernst und war genau bei der Buchführung.
1987 wurde P. Mele nach Chile versetzt, wo er bis 1993 die Kontakte mit Freunden und Wohltätern anhand eines Informationsblattes pflegte. Dann wurde er nach Italien versetzt.
(P. Romeo Ballan, mccj).