Im Augenblick feiern wir das Völkerrecht und ein hundert-jähriger Richter hofft, dass wir dies wählen statt des Kriegs mit seinen Gräueltaten, die er in den Nürnberger Prozessen zu verurteilen hatte. Auch im Evangelium ist von den Völkern die Rede, die vor dem Thron seiner Herrlichkeit versammelt werden. Der Menschensohn setzt sich auf seinen Thron, das heißt, er nimmt die Herrschaft in seine Hand.
Ihr Gesegneten eures Vaters
Mt 25,31-46
Kann es einen verheißungs-volleren Namen für uns geben? Gesegnet heißt, ich kenne euch, ich erkenne euch und eure Liebe, ich begleite euch mit meiner Gnade auf euren Wegen, wohin sie auch führen auf dieser Welt. Der Segen des Vaters wird Wegweiser sein in sein Reich.
Im Augenblick feiern wir das Völkerrecht und ein hundert-jähriger Richter hofft, dass wir dies wählen statt des Kriegs mit seinen Gräueltaten, die er in den Nürnberger Prozessen zu verurteilen hatte. Auch im Evangelium ist von den Völkern die Rede, die vor dem Thron seiner Herrlichkeit versammelt werden. Der Menschensohn setzt sich auf seinen Thron, das heißt, er nimmt die Herrschaft in seine Hand.
Und dieser Herrschende nennt sich Menschensohn, d.h. er ist Anwalt für die Menschen. Er wird von seinen Engeln begleitet, das heißt, sein Reich erstreckt sich auf die sichtbare und für uns Menschen noch unsichtbare Welt. Er beugt sich hernieder zu denen, die am Boden liegen und nennt sie „meine Brüder“ und Schwestern, noch mehr, er identifiziert sich mit ihnen: Was ihr einem von ihnen getan habt, „das habt ihr mir getan“ (V.40) Er hat die Option für die Armen getroffen. Er solidarisiert sich nicht nur mit ihnen, er ist einer von ihnen.
Gibt es ein größeres Handeln? Keine Verwerfung der Vergessenen, Abgeschobenen, vom Leid gebeutelten, sondern ich bin in ihnen und ihr in mir. Er steht an unserer Seite, er verleugnet uns nicht in unserem Gewand der Armseligkeit, Verlorenheit, Gottesferne. Seine Identifizierung mit uns umfasst das ganz alltägliche Leben mit Krankheiten, Not, ungestillten Sehnsüchten und gerade dies genügt dem Menschensohn. Es ist keine Rede von mystischer Versenkung, Hochämtern, Verleihung von römischen Ehrentiteln und Machtinsignien. Eher, hast du Zeit für deine Kinder gefunden, mit ihnen gespielt und gelacht, leib-seelischen Hunger gestillt, eine Wohnung gebaut für dich und Obdachlose etc. An nichts Außergewöhnlichem werden wir gemessen, lediglich an unserem Einsatz für ein menschenwürdiges Leben. Dies ist unsere Christusliebe im Alltag, unser Kennzeichen.
Und die letzte große Verheißung: „die Gerechten werden hingehen zum ewigen Leben“. Gibt es eine größere Zukunftshoffnung? Ich jedenfalls weiß keine, nur vergängliche Prophezeiungen, die sich schnell als fahl und belanglos erweisen gegenüber der Herrlichkeit Gottes, die aufscheint, wenn er kommt.
Charlotte Sachs
20.11.2020
Meditation für den Christkönigssonntag
In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte, Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst.
Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lukas 23,35-43)
Über lange Jahre hindurch war für mich das Christkönigsfest ein sperriges Hochfest am Ende eines Kirchenjahres, das eher einem „liturgischen Dinosaurier" glich, als einer zeitgemäßen Liturgie. Mit einem Königtum konnte ich pastoraltheologisch kaum etwas anfangen. Bis ich mich auf ein ruandisches Sprichwort besann, das in der Übertragung heißt: „Der kleine König des Menschen ist sein Herz." In diesem Sprichwort aus Zentralafrika geht es um die innere Haltung, die diesem Fest zugrunde liegen kann: Um königliche Herzenskompetenz.
Könige sind gleichsam alle Getauften. Denn durch die Taufe erhalten wir eine Würde als Könige, Priester und Propheten. Damit wird uns ein unauslöschliches Zeichen eingeprägt, das uns befähigt und gleichsam anspornt zu einem Engagement in Gemeinde, Kirche und Gesellschaft.
Nicht Herrschen ist damit gemeint, was wir ja allgemein mit einem weltlichen Königtum verbinden könnten, sondern Dienst bis zum Äußersten, bis zum Kreuz. Die Königsherrschaft der Christen im 21. Jahrhundert meint in aktualisierter Form u.a. einen Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung - genau das, was uns das Herz eingibt, wenn wir aufmerksam versuchen, die Zeichen unserer Zeit zu lesen. Denn Christus ist die Mitte der ganzen Schöpfung.
Der Kolosserhymnus beschreibt dies - auf Christus verweisend - in den Worten: „Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf der Erde wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat." Kol 1, 19-20
Das Thema der Königswürde ist in der ganzen Kreuzigungsszene bei Lukas gegenwärtig. Das Evangelium scheint auf den ersten Blick eine Beschreibung des Scheiterns am Ende einer Biografie zu sein. Da ist von Verlachen, Spott, Verhöhnen und Beleidigen die Rede. Jesus ist dabei präsent, jedoch stumm und handelt nicht. Dennoch ist er machtvoll in dieser Ohnmacht am Kreuz.
Denn er geht sogar so weit, dass er einem der mit ihm Verurteilten verspricht „mit ihm zu sein". Damit drückt er die unendliche Treue Gottes zu den Menschen aus, und gewahrt eine dauernde Lebensgemeinschaft.
Wo stehen wir in dieser Lebensgemeinschaft mit Christus in der Mitte der Schöpfung? Spüren wir beizeiten, was das Herz uns eingibt, und werden wir gemäß unserer „königlichen" Taufwürde aktiv?
P, Hans-Michael Hürter. M. Afr., Fachstelle Welltkirche, Münster