Montag, 22 Mai 2017
Alle unsere Mitbrüder wie z.B. Mons. Antonio Maria Roveggio, Pater Giuseppe Ambrosoli, Pater Bernardo Sartori, Bruder Giosuè dei Cas und Pater Ezechiele Ramin auf dem Feld der Mission gestorben sind. Sie können in der Tat auch unser Missionsfeld zu einem gesegneten Ort machen, zu einem Ort der Berufung, Ort der Zusammenarbeit, Ort einer missionarischen Antwort. Werden wir es schaffen, von der Theorie zur Praxis überzugehen? [P. Arnaldo Baritussio, mccj – Generalpostulator].
WEGGEFÄHRTEN HEUTE
VORBILDER UND INSPIRATIONEN außerhalb der Nachrufe
Als ich gebeten wurde, Gestalten von Mitbrüdern vorzustellen, deren Seligsprechungsprozess bereits eingeleitet worden ist, spürte ich zunächst eine innere Abneigung und eine gewisse Traurigkeit. Mir schien es eine sinnlose Bitte zu sein angesichts der Tatsache, dass auf dem Generalkapitel ihre Vorstellung keine Wirkung hinterlassen hatte und dass ich in den Kapitelsdokumenten keinen ausdrücklichen Hinweis gefunden habe. Aber irgendjemand ließ mich wissen, dass ich da falsch lag und dass der Hinweis dort zu finden sei, wo wir von der Freude reden, das Evangelium zu leben, einer Freude zu einem hohen Preis, in dem auch vorgesehen ist, das Leben der Schafe vor den Wölfen und Räubern zu schützen:
Sie erinnern uns auch an unsere Märtyrer (KD 2015 Nr.4). Ein günstiger Hinweis, aber zugleich nicht sehr nützlich, weil er zu allgemein ist. Mir scheint, hier gibt es einen echten Unterschied zwischen jenen, die von einem strengen Urteil der Kirche betroffen sind wie z.B. Roveggio, Sartori, Ambrosoli, Giosuè dei Cas und Ezechiele Ramin, weil sie auch schon von den Ortskirchen als besonders strahlende Gestalten anerkannt sind, und uns, den „Gewöhnlichen.“ Ohne denjenigen, die ihr Leben durch Vergießen ihres Blutes geopfert haben, etwas wegzunehmen, sollten unsere Mitbrüder, deren Seligsprechungsprozesse bereits laufen, besondere Bezugspersonen werden, sei es durch ihre Vorbildfunktion als auch durch ihre Anrufung, die ihnen eigen ist, also durch das Spezifische, das ihr Zeugnis ausmacht, insofern sie Zeugen des Combonianischen Charismas sind, um das wir uns alle bemühen. Suchen wir in ihrem Leben nach dem „Beispiel ihrer Gemeinschaft, ihrer Solidarität, ihrer Fürsprache und ihrer Hilfe“, heißt es in Lumen Gentium 51.
Ohne Bitterkeit habe ich mir gesagt: Da wir gerade das 150-jäjhrige Jubiläum des Bestehens des Instituts begehen, handelt es sich im Grunde um Personen, die den Schwung und die Sorgen der Mission gelebt haben, so dass unsere Perspektive eine andere sein muss. Das verlangt schon die Natur dieser Fälle. Es geht nicht darum, Toten einfach zu exhumieren, noch uns auf eine einfache Rekonstruktion und Erklärung zu beschränken (ich leugne nicht den notwendigen historischen Beitrag), aber diese Mitbrüder verpflichten uns, weit über das Andenken in den Nachrufen und in den intellektuellen Besinnungen oder der geschichtlichen Zusammenfassung hinaus zu gehen, die schließlich als ungeeignet erscheinen, wenn sie uns nicht dazu führen, sie in aller Bescheidenheit als authentische Weggefährten anzunehmen und uns in aller Bescheidenheit und Überzeugung an sie zu wenden. Diese schauen uns in die Augen und gewähren uns keine Flucht in die Anonymität.
Es ist das persönliche Niveau der missionarischen Antwort und zusammen das gemeinsame Projekt einer Combonianischen Familie, die ihre eigene DNA hat, um sich der Sache Jesu für alle und für heute anzunehmen.
Warum sollten wir nicht die Provokation ihres Todes annehmen, indem wir einen neuen Sinn in ihrem "dies natalis“ finden, in dem Maße, in dem sie uns ein starkes und kreatives Symbol von immer neuen Werten missionarischer Wirksamkeit zusprechen.
“Dies Natalis" und Symbol sind, zwei Wirklichkeiten, die wir leicht unterbewerten, indem wir so das Gedächtnis eines einfachen Rituales und das Symbol auf eine einfache äußere Darstellung eines Inhaltes reduzieren, der eigentlich gar nicht mehr existiert. Wenn wir uns so verhalten, beschließen wir die Zersplitterung durch Bedeutungslosigkeit und Unaktualität.
Alle Mitbrüder haben sich versteckt in der Anonymität, während wir vergeblich versuchen, sie auszugraben und die Mission die Menschen auf anderen dramatischen Straßen sucht. Und wir merken nicht, dass sie, wenn sie einen besonderen Posten einnehmen, das nicht geschieht, um sie von der Gruppe der Mitbrüder, die ihnen voraus gegangen ist, zu entfernen, oder die ihnen folgen werden, sondern ganz im Gegenteil: Sie werden helfen, die wahren missionarischen Werte, die das Institut gelebt hat, ans Tageslicht zu bringen und werden dazu führen, sie nach den neuen Bedürfnissen der Mission zum Ausdruck zu bringen. Das wird so sein, wenn wir sie als wahre "Lebende" betrachten
Die erste und klarste Feststellung sagt, dass alle unsere Mitbrüder wie z.B. Roveggio, Ambrosoli, Sartori, Giosuè und Ramin auf dem Feld der Mission gestorben sind. Sie können in der Tat auch unser Missionsfeld zu einem gesegneten Ort machen, zu einem Ort der Berufung, Ort der Zusammenarbeit, Ort einer missionarischen Antwort.
Die zweite Überraschung ist folgende: So lange wir es nicht verstehen, die Symbole zu akzeptieren, die sie uns hinterlassen haben, das heißt, die wir nicht selber erfunden haben, sondern die uns ihr Leben übermittelt, werden wir uns immer in schönen Konzepten verlieren, es wird uns aber nicht gelingen, uns zu hinterfragen, uns provozieren zu lassen und uns in Bewegung zu setzen.
Diese Suche nach dem Symbol im Hinblick auf das Ende, wird nie zu Ende sein, denn wenn wir einen Funken des großen Feuers entdecken, das sie motiviert hat, wird sich die Suche nach dem Sinn nicht mehr aufhalten lassen und wir werden spüren, dass wir Teil einer einzigen Gruppe von Brüdern sind, Menschen, die nie aufhören nachzudenken und zu handeln, die nie müde werden ihre geheimnisvolle Solidarität zu vertiefen. Alle sind sie vereint in einem Gebetschor und in einer Neugier, die alles umfasst, weil ihre Lebensgeschichten, ihre Kulturen, ihre Farben und Geschmäcker und ihre Empfindlichkeiten sehr verschieden sind.
Versuchen wir also, das Werk von ihrem Tod aus anzugehen, der der hermeneutische Schlüssel zu ihrem Leben ist, um das offene Symbol zu akzeptieren, das sie uns übergeben. Mehr als in die Erklärung treten wir ein in den Bereich der Anspielungen, die ihr Leben bewegten.
Mons. Antonio Maria Roveggio
Roveggio starb am 2. Mai 1902 um 19.30 Uhr an einem Malaria Anfall. Der Ingenieur Bakos Leban stand ihm helfend bei, während sein Diener Ernste Marno und Sarni, der Steuermann der "Redemptor", in einem anderen Wagen folgten. Roveggio hat in seinem erschöpften Zustand dem Arzt den Bericht über seine Reisen und die Projekte der neuen Missionen im Süden anvertraut. Es war eine extrem klaffende ideale Wunde der Mission, die er in seinem Herzen in der letzten und äußersten Einsamkeit und seinem Todeskampf spürte. In Berber traf er bereits tot ein und wurde in der Wüste unter einer Palme beigesetzt.
Roveggio war ein Missionar, der gewohnt war, in seinen einsamen Stunden mit Lichtern zu Recht zu kommen, die ihm von Gott kamen und die ihm ständig neue Horizonte in seinem Leben öffneten. Ein großartiges Aufleuchten der Größe des Traumes und des Preises, der zu zahlen war und auf ideale Weise die Dunkelheit bis an den Anfang seiner missionarischen Berufung verband, konnte in seiner missionarischen Entscheidung vom 9. März 1884 für ein Institut in Schwierigkeiten wiedererkannt werden.
Er schrieb an die Seinigen: „Dieser mein Brief wird Euch sicherlich größten Schmerz bereiten so wie mein Herz beim Schreiben voller Schmerz ist“. Jedoch hatte ein größerer Horizont seinen Geist ergriffen, so dass er am 1. Februar 1884 schreiben konnte: „Oh, geliebte Eltern und Brüder, wenn Ihr mich mit der Liebe liebt, mit der der Herr wünscht, dass wir einander lieben, darf Euch mein Abschied nicht mit Trauer erfüllen, vielmehr muss er Euch trösten.“
Das Weggehen, das wie ein Erweitern der Horizonte ist, kehrt zurück. Der jüngste der Professen leitet eine Schar von Söhnen des Heiligsten Herzens Jesu in dem missionarischen Abenteuer in Kairo. In Kairo dann, genauer gesagt in Ghesira, gibt er in der antifaschistischen Kolonie Leos XIII, gegründet von Mons. Sogaro im August 1888, eine neue Orientierung, indem er das Ambiente im Hinblick auf die Kontinuität der Mission umwandelt.
Nachdem er sich mit Sogaro beraten hatte, gründete er ein kleines Seminar (unter der Leitung von P. Franz Sinner), um so zu ermöglichen, dass jeder einzelne der Kleinen, wenn er es wollte, sein Leben der Verbreitung des Wortes Gottes weihen könnte und zwar unter den eigenen Landsleuten. Zum Zeitpunkt der großen Krise bewahrt er Treue zu den Werten der religiösen Weihe für das Wohl der Mission und zugleich wird er Förderer für die Öffnung des Geistes zu Gunsten der Missionare Combonis.
Als Vikar (apostolischer) ist sein Horizont Zentralafrika, worauf sich alle seine Bemühungen und Pläne direkt richten. In der Unbeweglichkeit von Assuan denkt er an die "Redemptor“ (Missionsschiff). Bei seiner Rückkehr nach Khartum ist der Kiel des Schiffes voller Idealismus immer nach dem Süden ausgerichtet. Eine unbesiegbare Hoffnung für ein bescheidenes erleuchtetes Werk erfüllt ihn. Mons. Roveggio spürte und glaubte daran, eine antike Spur zu verfolgen und in diesem Sinn bemerkte er, dass sich sein Werk in die Kontinuität dessen einreihte, was schon vorher begonnen worden war. Und das war dann eminent kirchlich. Das Subjekt der missionarischen Aktion der Missio Dei (1900) war auf ideale Weise verbunden mit der genialen Idee des Schiffes (November 1898, nach dem Sieg in Karereri am 2. September 1898).
„Auch ich empfehle mich mit Leib und Seele der göttlichen und liebenswerten Vorsehung meines Herrn für all das, was geschehen kann beim Eintritt in die heidnischen Stämme meiner Mission mit der Gewissheit, dass der gute Gott immer bei mir ist.“
„Auch der heilige Mons. Comboni wünschte voller Sehnsucht, das Licht des Glaubens so weit als irgendwie möglich zu tragen. Deshalb hatte er die Gebiete am Weißen Nil, am blauen Nil und am großen Zufluss Sobat erkundet und zwar bis zu den entferntesten Völkern seines geliebten Afrika (Nigrizia). Aber der plötzliche Tod zerstörte seinen großartigen Plan“.
Sein Symbol
Das prägendste Symbol, das uns Roveggio übergibt, ist das Symbol eines Schiffes, das die Wasser sucht, oder auch des Ankers, mit der Aufschrift Redemptor, und einer Gemeinschaft, gemeint der Hoffnung und einer Gemeinschaft von Männern, die zusammen lebt, feiert, besucht, studiert und voran schreitet… Der Anker Roveggios unterscheidet sich von einem materiellen Anker, der festhält. Sein Anker wird bewegt von dem Einpflanzen der Nächstenliebe, er lebt von einem ständigen Anhalten und wieder Aufbrechen. Angesichts der Unbeweglichkeit und des Subjektivismus arbeitet Mission mit ständigem gemeinsamen Anhalten und sich Öffnen, denn es beinhaltet Mut zum ständigen Nachdenken und die Bereitschaft zum Handeln.
Auch die Mission von Heute braucht notwendigerweise den Geist Roveggios. Jener Kiel, der die Wasser sucht, und jene Gemeinschaft im Schatten des Ankers sind auch heutzutage noch eine Herausforderung und eine Gnade, die dem Wandel und den Anstrengungen der Projekte widerstehen, eine internationale und multikulturelle Gemeinschaft, die es versteht, hinzuhören, zu verstehen, mit einander zu teilen, zu verzeihen, und den Mut zu haben, nicht müde zu werden, etwas Neues zu wagen.
Ein Herz und eine Seele. Mein Schiff, in welche Richtung fährt es? Das Schiff des Instituts und unserer Hausgemeinschaften wohin steuern sie? Gibt es etwas im Schatten meines und unseres Ankers? Meine, unsere Gemeinschaft …?
Pater Bernardo Sartori
Am Ostertag, den 3. April 1983, in der Frühe ging er mit brennender Lampe von uns wie Enoch: „Enoch war seinen Weg mit Gott gegangen, dann war er nicht mehr da; denn Gott hatte ihn aufgenommen.“ (Gen 5,24).
P. Mario Casella gibt diese Nachricht wie folgt weiter: „Vor vierundzwanzig Stunden wurde unser lieber P. Sartori vor dem Altar liegend in der Kapelle von Ombaci aufgefunden. Seine Armen waren ausgestreckt, in der Hand hielt er den Rosenkranz und seine Augen waren zum Himmel gerichtet. Seine Lampe brannte auf dem Altar. Er war sicherlich wie gewohnt um vier Uhr zum Beten gegangen. Er fühlte sich unwohl. Vielleicht war es eine Emblolie. Er war vor das Allerheiligste gekommen, um seine priesterliche Weihe der vorangegangenen 60 Priesterjahre zu erneuern. … Er war sehr früh am Ostersonntag wie Maria aufgebrochen, traf seinen auferstandenen Herrn, um zusammen mit ihm den schönsten Morgen des Jahres und seines Lebens zu feiern: Einen Morgen der niemals mehr enden wird!
Seliger Bernard, heiliger Bruder und unser Vater, wir beglückwünschen uns mit Dir an diesem Tag Deines Triumphes und stellen uns vor, dass Du Dich endlich der Anschauung Gottes erfreuen darfst, nach der Du Dich Dein ganzes Leben lang gesehnt hast. Jetzt siehst Du den Vater, betrachtest und lobpreist ihn, Christus, die Muttergottes im heiligen Geist und triffst die Tausenden von Söhnen und Töchtern, die Deine unermüdliche Liebe in diesen Jahren den Weg zum Himmel gewiesen hat … Wie gerne möchten auch wir zugegen sein. Erwarte uns und bete für uns, dass uns nichts ablenke und an der Vorbereitung auf dem Weg zur Ewigkeit hindern könne“ (P. Mario Casella).
Ein Leben mit brennender Fackel: Die Gründung von Troia, die ersten Comboni Missionare im Süden (4. November 1927). Der Imperativ eines ganzen Lebens. Überall und immer motivierte er die Ortskirche missionarisch. Er engagierte sich immer sofort in einer mitreißenden missionarischen Bewusstseinsbildung, etwas was man noch nie gesehen hatte (Diskutieren in Triclasse 18.-22. September 1928, Castellana 23-24. September, Alberobello 28.-30 September, Volksuniversität in Foggia, Avellino, Lecce, Neapel, Bari, Salerno, Sant’Agatga in Puglia, Canossa, San Angelo del Lombardi, Nola, Gargana etc.)
Die Gründung der Mission bei den Logbara im Sinne inkulturierter marianischer Spiritualität. Das Ziel war, lebendige Gemeinschaften zu gründen nach dem Vorbild Mariens als Dienerin des Geistes und Mutter der Kirche, als Volk Gottes: Mittlerin und Sultanin Afrikas in Lodonga (15. Februar 1948). Die Jungfrau von Fatima von Koboko (12. April 1957, am Palmsonntag.) Maria Königin der Welt in Otumbari (13.November 1966). Maria Mutter der Kirche in Arivo (Dezember 1970).
Auch im Dunkel des Bürgerkrieges – Fall von Idi Amin die Zerstörungen und Grausamkeiten im West Nil Gebiet (1979-1983) ging das Licht nicht aus.
„Unermüdliche Biene. Zerstört war der Bienenstock. In aller Stille und mit nichts schickt sich der Missionar an, ihn schöner und köstlicher wieder herzustellen als vorher. Das ist unsere Arbeit, und so Gott will, hoffen wir, dass innerhalb eines Jahres Otumbari wieder bewohnbar sein wird für uns und für die Schwestern mit all den dazu gehörenden Werken: Fürsorgestelle, Räume für die Katechumenen, Schulen etc. Und wir werden unsere wunderbare Arbeit der Bekehrungen und des Dienstes wie in den vergangenen Jahren wieder aufnehmen. Die harte Prüfung, der Hunger, die Krankheiten, das Leid jeglicher Art, haben den Glauben der Christen geprägt, indem sie ihren Glaubensseifer vermehrten, die Lebenden mit Verdiensten bereicherten und den Getöteten den Himmel brachten.
Es ist die Kirche der Logbara und der Kakwa, eingepflanzt am Fuße des Kreuzes wie in den ersten Jahrhunderten mit ihren Heiligen, bewährt in Stürmen, und ihren Märtyrern, die sie gereinigt und glorifiziert haben.
Im April 1981 verließ P. Sartori Otumbari und ging aus zwei ganz bestimmten Gründen nach Italien: Behandlung des verletzten Trommelfells und um Gelder zu sammeln für die Übersetzung und Herausgabe des Evangeliums in der Sprache der Logbara.
Der erste Grund schlug fehl. Es war nichts mehr zu machen, da die Membrane zu stark verbraucht und beschädigt war. Das letzte Geschenk dieser brennenden Fackel eines Menschen von 84 Jahren ist das Geschenk des Evangeliums in der Sprache der Logbara. Ein unermüdlicher Vierundachtziger durchquert im April 1981 die Halbinsel in einem Marathon engagiert in pastoralen Aufgaben. Es sind die inneren Motivationen und sein flammendes Innere, die die Müdigkeit und die Schwäche seiner Beine überwinden.
Er schrieb: „Die Afrikaner haben ein Recht auf unser Leben bis zum Letzten. Ich habe gearbeitet, um meinen Dienst auch nach dem Tode fortzuführen, indem ich Tausende von Exemplaren des Evangeliums in der Logbara- Sprache angefertigt habe.“ [Positio S. 716, Anmerkung 40].
Die Zunahme seiner Spenden übertraf bei weitem alle Erwartungen. Er war mit der Befürchtung gestartet, dass es ihm nicht gelingen werde, die 80 Millionen Lire zusammen zu bringen. Den Patres, die er in Otumbari zurück gelassen hat, schrieb er: „An das Ausruhen werde ich erst im Paradise denken.“
Sein Symbol
Das Symbol, das uns von Sartori überliefert ist, was uns praktisch von Gott zugesagt wurde, ist die brennende Lampe. Es gilt, unseren Blick auf die Kraft dieser brennenden Flamme zu werfen und in sie zu investieren. Es ist eine provozierende Illusion für die unverzichtbare Aufgabe, die Kirche zu motivieren, sich für die Mission und die notwendige missionarische Methode zu öffnen, gegründet auf der Begegnung mit den Menschen, auf der Innerlichkeit, auf der Gemeinschaft über die äußeren Regeln hinaus, auf den Sinn der Kirche jenseits der einfachen Struktur, auf das Projekt (für ihn verwurzelt in dem marianischen Geheimnis).
Er sieht die Notwendigkeit einer Spiritualität, die das Zentrum des Geheimnisses enthüllt, das mich trägt und von dem ich meine Lebenshaltungen herleiten sollte: nämlich Zeiten für das Gebet, Zeiten zu Hausbesuchen und zum Kennenlernen, Zeiten des Feierns, des brüderlichen Beisammenseins und des überzeugenden Lebensbeispiels.
Sartori hielt sein internes Licht am Brennen, um alle die vielfältigen Widersprüche zu überwinden. Mit diesem Licht hat er die kirchliche Gemeinschaft erleuchtet. Dabei war er sich auch zugleich seiner eigenen Grenzen bewusst. Indem er die Kirche als Volk Gottes lebte, hat er das Zeichen der Zeit erkannt, das ihm vom 2. Vatikanischen Konzil aufgezeigt wurde.
Und meine Lampe? Brennt sie? Ist sie erlöscht? Ist sie unsicher? Flackert sie nur?
Pater Giuseppe Ambrosoli
Er starb am Freitag den 27. März 1987 um 13.50 in Lira. „Für uns – sagte General Tito Okello Lotwa, Interimpräsident von Uganda (vom 29. Juli 1985 bis 26. Januar 1986) – ist der Tod von Dr. Ambrosoli wie der Einsturz einer Brücke. Wir werden Jahre brauchen, ihn zu ersetzen“!
In jenen Märztagen von 1987 hatte sich niemand auch nicht im Geringsten vorstellen können, dass sein Ende so nahe war. Am Sonntag den 22. März feierte er in der Comboni Kapelle von Lira die heilige Messe. Am Nachmittag musste er sich mit hohem Fieber ins Bett legen. Die drei Comboni-Schwestern Romilde Spinato, Annamaria Gugolé und Silveria Pezzali haben sofort die von ihm angegebene Therapie eingeleitet. Kein Arzt war in der Nähe. Wahrscheinlich ist sich nur P. Giuseppe selber der Schwere seiner Lage bewusst gewesen. Da es ihm nach zwei Tagen noch immer nicht besser ging und er unter ständigem Brechreiz litt, besprachen sich Dr. Corti vom Gulu Krankenhaus und Dr. Tacconi, der nach Hoima gefahren war, telefonisch. Am Donnerstag den 26. März schien er sich nach einem ersten Kollaps wieder zu erholen. Am Freitag den 27. März um fünf Uhr morgens fand ihn Sr. Romilde bereits wach und er fragte sie nach seinem Programm. Es war bereits geplant, ihn nach Gulu zu bringen und von dort nach Italien. „Auf keinen Fall! – flehte er die Schwester an – das sollt ihr nicht tun, es ist zu spät. Meine Stunden sind gezählt. Ihr wisst, dass es immer mein Wunsch gewesen ist, bei meinen Leuten zu bleiben. Warum schickt ihr mich jetzt fort?“ Dann bedankte er sich und sagte: “Es geschehe Gottes Wille”. Er half mit, die Reise vorzubereiten. Er war wirklich zu allem bereit.
„P. Giuseppe – schreibt P. Marchetti – spürt, dass sein Leben zu Ende geht und seine Beine empfindungslos werden. Er ist sich voll bewusst, dass der letzte Augenblick herannaht. Er betet laut mit und folgt den Gebeten und Fürbitten soweit er kann. Dann richtet er die Augen zur Wand, nach oben, als sehe er jemand. Sein Atem wird unregelmäßig, er entschläft ohne Todeskampf, während sein Herz langsam zu schlagen aufhört. Es ist Freitag, der 27. März 1987, die Uhr zeigt auf 13.50“. P. Marchetti nimmt seine letzten Worte entgegen: “Herr, dein Wille geschehe – dann wie ein Hauch – und sei es hundert Mal”.
Er hat in seinem Missionsleben immer den Willen Gottes erfüllt. Bei seiner Berufswahl Ende Juli 1949, als junger Arzt nach dem Kurs für Tropenmedizin am Tropeninstitut (1950-1951) weiht er sich der Mission. Er ist 28 Jahre alt. Er baut das einfache Gesundheitszentrum von Kalongo aus, das heute 350 Betten zählt und 30 Gebäude umfasst. Unter seiner Leitung hat die Hebammenschule von Kalongo, die P. Malandri und Sr. Eletta Mantiero am 26. Juni 1955 begonnen hatten, ihre volle Blüte erreicht. Sein letzter Einsatz war die Rettung dieser Schule, denn er wollte verhindern, dass die Schülerinnen das Jahr verlieren (Angal, 5. März 1987). Das hat ihm das Leben gekostet, aber sein gebrochenes Leben, im Zeichen des göttlichen Willens, ist für die Ortsbevölkerung zu einer Botschaft der Hoffnung und des Vertrauens geworden.
Die zwei magischen Hände von Ambrosoli vervielfachen sich, damit das Leben im Zeichen der Eigenverantwortung, des Fortbestands und des allumfassenden Heils weitergeht. Nur auf diese Weise wird neues Leben geboren und werden Seelen und Körper geheilt.
Man braucht nur die Mädchen und Angestellten des “St. Mary’s Midwifery Training Centre” anzuschauen und die Liste der Schwestern und Ärzte durchzugehen, die in Kalongo gearbeitet haben, um sich bewusst zu werden, wie umfassend seine Mission gewesen ist, in der die Laien voll eingebunden waren, aktiv mitarbeiteten und ein Team bildeten.
Sein Symbol
Aus der Missions- und Lebensgeschichte von Ambrosoli ergibt sich ein Symbol, das nie herkömmlich und nie unwichtig wird: zwei Hände, die sich wie ein Fächer öffnen, aus denen ein lächelndes Kind hervortritt, das ein Herz öffnet. Giuseppe ist ein Hymnus an das Leben gewesen. Er hat durch seine Güte, Geduld und seinen Humor die Menschen angezogen. Er hat die heilenden Hände Jesu verkörpert: stets hat er ausdrücklich ihm seine überwältigenden Erfolge zugeschrieben… Seine Hände drücken Anwesenheit, Feingefühl, Achtung, Freundschaft, Einsatz und didaktische Bereitschaft aus und wirken lebensfördernd …
Unsere Hände: sind sie offen oder geschlossen, unruhig oder respektvoll, drohend oder segnend, abweisend oder einladend…? Jeder mag hinzufügen, ändern, den dauernden und segensreichen Vergleich zwischen seinen und unseren Händen aushalten, und ihn dabei um seine Hilfe anrufen, damit meine Hände rein, hilfsbereit, fleißig und aktiv werden.
Bruder Giosuè dei Cas
Er starb im Alter von 52 Jahren. Den Vorboten seines Todes setzte er ein Lebensprojekt entgegen. Er bietet sein Leben an, damit Br. Alberto Carneo am Leben bleiben kann. Man weiß mit Sicherheit, dass der Tod von Br. Giosuè nicht zufällig oder auf natürliche Weise eingetreten ist, sondern infolge einer bewussten und heldenhaften Hingabe seines Lebens für den jungen, achtundzwanzigjährigen Br. Carneo, der wegen eines schweren Malariaanfalls in Lebensgefahr schwebte. Es war Ende November 1932: plötzlich wird Br. Giosuè von extrem hohem Fieber befallen. Angesichts der akuten Gefahr wird er von der Aussätzigen Anstalt nach Wau gebracht, wo er am 4. Dezember morgens friedlich verschied.
Zur gleichen Stunde erholt sich Br. Carneo, der seit drei Tagen sterbenskrank gewesen war, wie Br. Gatti bezeugt, der bei ihm war. Giosuè hatte sich in seiner Einfachheit für radikale Gesten vorbereitet. Seinem Novizenmeister P. Faustino Bertenghi erzählt er von seiner unerwarteten Berufswahl als er die endgültige Versetzung ins Aussätzigenheim von Kormalan annimmt.
Giosuè schreibt: “Meine Mission, so wie sie Monsignore vorschwebte, ist beendet, beendet. Gott hat es so gefügt, und doch bin ich zufrieden, sehr zufrieden. Im Gegenteil, wenn ich heute den Pfarrer aufsuchen und er mir entgegenhalten würde: Bedenke doch, nach 20 Jahren wirst du an Aussatz erkranken; wenn du hier bleibst, wird das nicht zutreffen. Heute müsste ich sagen: auch nach 10 Jahren, nach einem Jahr, ich gehe trotzdem“.
Das Leben von Giosuè ist immer ein “durch das Leid zu den Sternen”(per aspera ad astra) gewesen. Die Widrigkeiten verschonen ihn auch während seines ersten afrikanischen Einsatzes (von 1907 bis 1920) nicht. Damals wurde der assoziierte Laie Giosuè Dei Cas „durch den Verlust seiner meisten Familienmitglieder hart geprüft: 1910 stirbt sein Lieblingsbruder Riccardo, 1911 sein Vater und 1916 Vittorio, der während seiner Militärdienstzeit im Trentino durch eine Lawine sein Leben verlor“. Auch nach 17 Jahren verdienstvoller Missionsarbeit wurde ihm die Demütigung nicht erspart. Bei der Ablegung seiner Gelübde in Venegono 1921 durfte er kein Ordenskleid tragen. Giosuè betreibt keine Haarspalterei. Er kennt eine andere Art von Schönheit, die Schönheit der Liebe, die auf das Wesentliche schaut: für die Bedürfnisse der anderen da zu sein.
Er ist überglücklich, zu den Comboni-Missionaren zu gehören, und zu seinen Schilluk zurückkehren zu dürfen. Sein Verhältnis zu ihnen ändert sich jedoch drastisch als ihm 1925 Aussatz diagnostiziert wird. Er vertraute sich Sr. Cristina Carlotto an. Sie schreibt: “Der Herr allein weiß, was in jener Seele vorgegangen ist! Was konnten die anderen schon wissen? Er hat es mir gleich erzählt und zwar mit der gleichen Freude, wie einer, der von einem sehr frohen Besuch erzählt. ‘
Sr. Cristina – sagte er zu mir – ich bin zum Arzt gegangen, aber der wollte mich nicht einmal sehen, sondern hat mich fortgejagt‘. Dabei lachte und strahlte er vor Freude, als ob diese Beleidigung ihm ein bisschen Paradies geschenkt hätte. Er wird von den Menschen abgewiesen, aber ist in seiner Gebrechlichkeit bereits dem Wesentlichen im Menschen näher gekommen! Er hatte die solidarische Nähe zu Kormalan vorausgenommen, als er vor Jahren so manchen Aussätzigen auf seinen Schultern zur Behandlung nach Tonga getragen, oder wie ein neuer Christophorus das salzige und von Stechmücken verseuchte Wasser mit einem Mitbrüder auf dem Rücken durchwatet hatte, der trockenen Fußes das Boot nach Khartum erreichen wollte.
Sein Symbol
Es gibt ein unsterbliches Bild, das Giosuè kennzeichnet, und uns in jedem Alter herausfordert: Irgendein Mensch, ein Samariter, der einen Aussätzigen auf seine Schultern nimmt, in ihm einen Menschen sieht, nichts mehr und nichts weniger als einen Bruder. Das als Hintergrund. Das Symbol hingegen würde eine große Sonnenblume sein, Zeichen eines glücklichen Menschen, der Glück verbreitet. Es ist Giosuè, der Missionar, der das Bild vom Gottesknecht für unsere Zeit verkörpert, der jeden Aussatz auf sich nimmt und in positiver Weise auf eine Botschaft hinweist, deren Inhalt immer neu zur Geltung gebracht werden muss. Die zwei Gleise, die ins Unendliche führen und Gute Nachricht bringen, sind Solidarität und Einfachheit der Lebensführung. Es sind Antworten auf konkrete Leiden, ohne wegzuschauen, sie gemeinsam mit dem Gottesknecht in die Arme zu schließen und sie ganz konkret mit anderen zu teilen, um das Leben bis zum Ende mit Würde leben zu können. Deswegen wird das Symbol von Giosuè “der immer gegenwärtige Missionar Christophorus” zur Summe und zum Inhalt des Missionslebens, das uns anhält, die Zukunft vorauszunehmen, heute, ohne Vergangenes zu wiederholen.
An seine Freundin Graziella Monachesi, die ihm Altartücher für seine Kapelle von Kormalan schicken wollte, antwortet er so: „Noch bevor ich selbst den Altar gesehen habe, erregt er die Aufmerksamkeit der Gläubigen und nicht Gläubigen, die den Gottesdienst besuchen. Den ersten konnten wir eine Art Hemd oder Hosen geben und den anderen? Der Großteil sind Aussätzige, wie meine ‘Mitpfarrkinder’, wie sie manche etwas boshafte Mitbrüder nennen, oder ‚meine Pfarrkinder‘, die keine Möglichkeit haben, etwas Geld zu verdienen. Die Moral ergibt sich von selbst: Willst Du mir etwas schicken, dann schick mir Hosen und Hemden. Da aber die Postspesen für ein Paket sehr hoch sind und auch Zoll zu zahlen ist, so schickst du mir besser das Geld. Auf diese Weise kann ich auch über die 25 Lire Postspesen verfügen. Ich habe so kalkuliert: mit 25 Lire (33 Cents machen im Umtausch einen Piastra aus), mit 6 bis 7 Piastre kaufe ich 100 Ami, das macht im Ganzen fast 500 Ami aus.
Die lieben Kinder belagern mich hier den ganzen Tag: „Bruder, gibst du mir einen Amo?“ Geehrte Frau Graziella, ich habe Ihnen meine Ansicht mitgeteilt. Tun Sie aber, was Gott Ihnen eingibt, wie ich Ihnen schon öfters gesagt habe“. Giosuè blickte in die Ferne, in die Zukunft. Das war seine Art, “gemeinsame Sache mit den anderen zu machen”, ohne sie zu ersetzen, sondern seine Autonomie zu gewährleisten. Giosuè verkörpert die “triumphierende Schwäche”. Es stimmt, er hatte eine Schwäche für den Anderen, behielt aber immer dessen Möglichkeiten im Auge.
Pater Ezechiele Ramin
Er wurde am 24. Juli 1985 um die Mittagsstunde auf dem Großgrundbesitz Catuva, zwischen den Bundesstaaten Rondônia und Mato Grosso ermordet, nachdem er erfolgreich eine Friedensinitiative abgeschlossen hatte. Er hatte ein sicheres Blutbad abwenden können. Sein Tod hat durch seinen Einsatz bis zum Letzten und durch seine Botschaft Früchte getragen. Sie lautete: unmissverständliche Option für die Armen und Zusammenarbeit mit den Ausrichtungen einer Kirche, die zur Dienerin der Armen geworden war.
Diese Radikalität hat seinem Tod einerseits Vorbildcharakter und Größe verliehen, andererseits hat er sie als Mitarbeiter bei „Mani Tese“ (ausgestreckte Hände) bereits vorausgenommen. Angesichts der Diskriminierung und Ausbeutung der Völker in den Entwicklungsländern klang sein Aufruf am Missionssonntag 1971 dramatisch und unaufschiebbar: „Bruder, wenn du nicht zur Lösung beiträgst, wirst du Teil des Problems“.
Die gleiche Haltung, die zur Entscheidung drängt, wird auch bereits während seiner Studienzeit in Chicago sichtbar. Seine theologische Reflexion zwingt ihn, sich mit dem pastorale Einsatz unter den Latinos und Afrikanern auseinanderzusetzen: „Ihr Leben ist schier unhaltbar. Es bricht mir das Herz, wenn ich manche Häuser betrete. Jede Woche bringe ich ihnen etwas mit und jetzt in der kalten Jahreszeit suche ich einige gute und warme Kleidungsstücke, damit sie sich vor der Kälte schützen können. Heute habe ich ein paar Schuhe für einen siebenjährigen Knaben gekauft, der mit Schuhen ohne Sohlen auf dem Schnee dahergekommen ist. Die Armut wohnt im Haus… (…) Ich bin Vierzigjährigen begegnet, die mich fragten, was sie aus ihrem Leben machen könnten. Ich habe Alkoholiker, Bettler und dreizehnjährige, schwangere Mädchen besucht. Alle baten mich nur, sie anzuhören und zu verstehen”.
Er versucht, die Augen offen zu halten, bis der Anblick schmerzt, bis das nicht mehr genügt und ihn dann zum Handeln drängt.
In Brasilien hatte er nach einigen Monaten bereits seine Wahl getroffen: „Heute Abend hat dieser Missionar vor sich hin geweint. Ich mache aber mit meinen Leuten so weiter. Ich gehe mit einem Glauben, der Leben hervorbringt, voran wie der Winter dem Frühling. Um mich herum sterben Leute (die Malaria hat um 300% zugenommen), die Zahl der Großgrundbesitzer nimmt zu, die Armen werden gedemütigt, die Polizei bringt Bauern um, alle Reservate der Eingeborenen werden besetzt. Mit dem Winter will ich dem Frühling den Weg bahnen.“ „Diesen Personen habe ich bereits meine Antwort gegeben: ich schließe sie in meine Arme. Ich halte diese Situation nicht aus, ich will auch nicht mein Leben lang ein Gefangener sein. Ich verfolge mit Leidenschaft einen Traum“.
Zwei Fotos müssen immer nebeneinander gestellt werden, um die ganze österliche Bedeutung seines Todes zu erfassen: das Foto seines von 72 Schüssen durchlöcherten Körpers auf dem Waldweg und das Foto vom Vorjahr 1984 in Cacoal beim Fest der Arbeiter, das Ezechiele aufrecht stehend auf einem Lastwagen zeigt, wie er mit Stolz die Kaffeebohnen durch die Finger gleiten lässt, die das Volk, das Würde, Achtung und Befreiung sucht, mit seiner Arbeit und seinen Leiden produziert hat. Die zwei Fotos definieren seinen Weg.
Das Fest der Arbeiter braucht nicht mehr wiederholt zu werden: am 24. Juli 1985 ist er selbst solidarisches Weizenkorn Gottes geworden, um die Erde zu befruchten und auszurufen, dass die Güter der Schöpfung für alle da sind und alle sie genießen dürfen. Er schaute ein Amazonien, wenn auch in weiter Ferne, und wünschte, dass es für alle ein Ort der Brüderlichkeit und des Wohlbefindens werde.
Sein Symbol
Das Symbol von Ezechiele: auf dem Hintergrund die Morgenröte in Amazonien und auf der Erde seine von Kugeln durchbohrt Silhouette oder sein angeschwollenes Gesicht. Davor ein Weizenkorn unter der Erde, aus dem eine blühende Ähre sprießt: vom Propheten kommt eine neue Welt.
Welches sind die Merkmale, die die wahren Propheten kennzeichnen? Wer sind diese Revolutionäre? Die kritischen Propheten sind Personen, die andere mit ihrer inneren Kraft anziehen. Die ihnen begegnen, sind von ihnen beeindruckt und wollen mehr von ihnen erfahren. Denn sie haben den unwiderstehlichen Eindruck, dass sie ihre Kraft aus einer verborgenen, lebendigen und reichlichen Quelle schöpfen. Aus ihnen fließt eine innere Freiheit, die sie unabhängig macht, weder hochfahrend noch enthoben wirkt, die ihnen hilft, über den unmittelbaren Bedürfnissen und den dringlicheren Wirklichkeiten zu stehen.
Die wahren Propheten werden von den Geschehnissen ihrer Umwelt bedrängt, lassen sich aber nicht von ihnen unterdrücken oder zerstören. Sie hören aufmerksam zu, sprechen mit Autorität und lassen sich nicht allzu leicht begeistern. Wenn sie sprechen oder handeln, scheinen sie vor einer lebenden Vision zu stehen, die ihre Zuhörer voraussetzen, aber nicht sehen können. Diese Vision leitet ihr Leben und sie gehorchen ihr. Mit Hilfe dieser Vision vermögen sie das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Viele Dinge, die scheinbar sofort getan werden müssen, regen sie nicht auf. Einigen Dingen messen sie große Bedeutung zu, andere beachten sie kaum. Sie leben nicht für ihren Status quo, sondern arbeiten an einer neuen Welt, deren Richtlinien sie sehen und für die sie sich so sehr einsetzen, dass sogar der Tod keinen entscheidenden Einfluss auf sie hat.
Lele kannte die evangelische Realität des Sämanns, der nicht nach Hause zurückkehrt, wenn er den Samen aussäen will…; des Befreiers Christus, der jede Sklaverei und Untätigkeit anklagt; des gestorbenen und auferstandenen Christus, der sich mit seiner Botschaft, seinem Reich, seinem Volk und seinem Kampf für Gerechtigkeit, Würde und Miteinanderteilen identifiziert. Lele hat nie Jesus und seine eigene Sache separat gesehen, die er als einen ganz persönlichen Einsatz verstand, „damit alle das Leben haben und es in Fülle haben“. Auf diese Weise durchdringt das Anliegen die ganze Person, damit die Ackerfurche das Herz öffnet und Neues entstehen kann.
Was entsteht in uns? Welche Art von Samen säen wir aus? Wie schließen wir die Kluft zwischen der bejahten und der tatsächlichen Option? Nur das dargebotene Leben wird den Ausgleich bringen und die erlittene Gewalt zum Befreiungslied werden lassen.
Leles Blut spricht von Leben, von gezieltem Einsatz und Mut und setzt sich dem gewaltsam vergossenen Blut dieser unserer intoleranten, grausamen und ganz und gar ungerechten und zynischen Gesellschaft entgegen. Dieses Blut ist in erste Linie nicht Gericht, sondern eine Wahl und radikale Option, das dem Missionsleben seinen Sinn verleiht.
Zusammenfassende Aussage
Wenn wir den Tod dieser Mitbrüder genau betrachten, dann sprechen sie weiterhin zu uns, besonders heute, denn sie haben jene missionarischen Werte, die sie während ihres ganzen Lebens verkörpert haben, zu voller Blüte gebracht. Leider gewöhnen wir uns an alles und unser flüchtiger Blick macht alles unbedeutend, selbstverständlich, harmlos. Im Gang des Generalates in Via Luigi Lilio hat das Gesicht dieser unserer Mitbrüder bereits die graue Farbe der Wand angenommen. Sie sind dort stumme Beobachter und große Abwesende. Vielleicht täte es uns gut, ab und zu innezuhalten, sie besinnlich anzuschauen und demütig um jene Werte zu bitten, die sie gelebt haben und uns an sie erinnern, natürlich nicht die Unaufmerksamen.
Es wäre außerdem lobenswert, wenn diese Mitbrüder in unseren Häusern auch bildlich Eingang fänden, bis in die entfernteste Urwaldmission. Ihre Sprache versteht jeder. Sie sprechen keine fremde Sprache, sie sind keine „Italiener“, sie sind, kurz gesagt, Comboni-Missionare, wie wir und mehr als wir, und – warum es nicht aussprechen – mit einem zusätzlichen Gang versehen, der uns nicht demütigt, aber unserem oft stotternden Motor etwas mehr Schwung geben und uns glücklich machen kann, zusammen mit der Spitze, Christus und Comboni, bis zum letzten Christen, zu der langen Seilschaft zu gehören. Werden wir es schaffen, von der Theorie zur Praxis überzugehen?
P. Arnaldo Baritussio, mccj
Generalpostulator
Bibliografia
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Übersetzung: P. Eder Alois und P. Georg Klose