Montag, 15. Juli 2019
Als mich mein Provinzial letztes Jahr fragte, kannst Du die kleine Gemeinde in der Township von Pretoria (Mahube Valley) übernehmen, gab ich zum ersten Mal die Antwort, ich brauche zwei Tage Bedenkzeit. Denn ich bin 82 Jahre alt, aber noch bei guter Gesundheit. Ich überlegte und dachte, eigentlich habe ich noch nie nein gesagt, wenn mein Provinzial mich gebeten hat, und so stimmte ich zu.
In dieser neuen Gemeinde wurde sechs Monate vor meinem Kommen ein guter Freund der Priester dort bei einem kleinen Fest von Kriminellen festgehalten, bewußtlos geschlagen, und nach drei Wochen verstarb er. Viele, auch von der Gemeinde, hatten Angst am Abend zu einer Versammlung oder zur Kirchenchorprobe zu kommen, auch viele Priester.
So kam ich in die Gemeinde, wo ein junger Comboni-Missionar aus Malawi monatelang allein war. Er war sehr beschäftigt mit seinem Studium an der Universität in Pretoria.
Schon vorher hatte ich meinen Heimaturlaub gebucht. Ich kam zurück, hatte noch Euros in meinem Schrank im Zimmer, es dauerte nicht lange, sie wurden gestohlen. Und wir brauchten für einProjekt Geld. Noch verärgert forderte ich die Leute heraus und sagte, in meinem Alter arbeite ich noch nachts mit ein paar Bienenvölkern, ich kann zum Projekt vom Verkauf des Honigs 10 000 Rand beisteuern, forderte die verschiedenen Vereine in der Gemeinde auf, es mir gleichzutun. Sie schafften es nicht ganz, aber wir bekamen 36 000 Rand zusammen. Viele sagten zu mir, nicht leicht was Du forderst, aber es ist gut und richtig. Und seitdem ist die finanzielle Verwantwortung der Gemeinde wirklich sehr gewachsen.
In der Gemeinde begann ich mit ein wenig Zuneigung für die Jüngsten , und sie kommen. Ich habe auch eine sehr gute Frau, die sie begleitet. Es ging schleppend. Ich schlug vor einen Spieltag zu organisieren. Es kamen viele, und seither lebt lebt die Gruppe.
Die großen Ferien sind hier an Weihnachten. Viele, die in der Township leben und arbeiten, gehen aufs Land zurück, wo sie wirklich beheimatet sind und auch ihre letzte Ruhe bekommen wollen. Wir hatten Besuch. Clemens, ein junger Comboni-Missionar, der hier in Südafrika studiert, war unser Gast. Viele sagten mir, in dieser Zeit kannst Du nicht viel tun, denn die meisten Leute sind nicht hier in der Township. Ich wollte es nicht glauben. Mit Clemens und einem Seminaristen aus der Gemeinde besuchten wir Jugendliche, die vor ein paar Jahren gefirmt wurden. Und schon lange vermisste ich die Jugend in der Gemeinde. Und es brachte einen Stein ins Rollen. Zwei Wochen später kam ein junger Mann und bat, dass am folgenden Sonntag der Jugendchor singen darf. Ich staunte, denn ich bin schon ein Jahr hier und habe noch nie von einem solchen Chor gehört. Er sagte mir, daß sie vertrieben wurden. Natürlich stimmte ich zu und fand ca. 35 am nächsten Sonntag in der Kirche, und sie sangen. Ich freute mich, daß Jugendliche noch auf mich, einen alten Mann, hören. Und auch ihre Eltern sind dankbar und froh, ihre Kinder in der Kirche zu sehen.
Seit Jahren arbeite ich mit Ehepaaren und „marriage encounter“ zusammen. Und ich bin gerade dabei das Wochenende von marriage encounter in Gauten (Pretoria und Johannesburg) wieder einzuführen. Dabei helfen mir Teampaare von Kapstadt. Das ganze Wochenende besteht eigentlich nur aus sich mitteilen und aufeinander hören. Aber es erzeugt immer große Freude. Für mich ist es eine sehr wichtige Arbeit, weil eine gute Familie einfach eine gute Grundlage bildet. Fast umöglich, später eine solche Basis wieder zu schaffen. So wurde ich vor zwei Wochen von einer Polzistin aus der Gemeinde zu einer Gerichtsverhandlung eingeladen eingeladen. Ein 19-jähriger, der aus wirklich sehr zerüttten Verhätlnissen kommt, aber immer noch Ministrant sein will (als er letztes Mal am Aschermittwoch ministrieren wollte, habe ich es ihm nicht erlaubt, denn er hatte versprochen über sein Leben mit mir zu reden und hat es nicht getan.). Viele sagen, dass er auch mein Geld gestohlen hat. Nun hatte er von seinem Prinzipal den Laptop gestohlen, war im Besitz einer Polizeiuniform, hatte eine Waffe und hat damit in Polizeiuniform von jemand 5000 Rand erpresst. Die Jugend kam dann zu mir und sagte, nun wissen wir, wer auch unsere Lautsprecher in der Kirche gestohlen hat.
Heute kamen zwei Männer von einer kleinen Außenstation und baten mit meiner Erlaubnis und Unterstützung die Gläubigen zu besuchen. Darüber freute ich mich sehr! Schon lange suchen sie einen Platz für eine kleine Kirche. Der Stadtrat zeigte ihnen einen Platz, wo eine Notkirche gebaut werden kann, und wenn es gut geht (auch viele Leute kommen), dann wurde ihnen ein richtiger Platz versprochen. Aber wenige Tage später wurde von anderen die kleine Notbaracke abgebrochen, weil sie den Platz beanspruchen.
Wirklich nicht langweilig.
Pater Benno Singer