Unser Weg durch die Fastenzeit umfasst mehrere Etappen – genau sechs, so viele wie die Sonntage der Heiligen Fastenzeit. Jedes Jahr wird uns in der Fastenzeit am ersten Sonntag die Versuchung Jesu und am zweiten Sonntag seine Verklärung vorgestellt. Diese beiden Evangelien sind grundlegend für den Weg der Fastenzeit – sie erinnern uns daran, dass das christliche Leben weder ohne Versuchung noch ohne Momente des Lichts und der Verklärung existiert.

Vom Angesicht zu den Gesichtern

Herr, es ist gut, dass wir hier sind.
Lukas 9,28-36

Unser Weg durch die Fastenzeit umfasst mehrere Etappen – genau sechs, so viele wie die Sonntage der Heiligen Fastenzeit. Jedes Jahr wird uns in der Fastenzeit am ersten Sonntag die Versuchung Jesu und am zweiten Sonntag seine Verklärung vorgestellt. Diese beiden Evangelien sind grundlegend für den Weg der Fastenzeit – sie erinnern uns daran, dass das christliche Leben weder ohne Versuchung noch ohne Momente des Lichts und der Verklärung existiert.

Dieses Jahr lesen wir aus dem Evangelium nach Lukas. Die Version der Verklärung Jesu im Lukasevangelium (9,28-36) weist einige besondere Merkmale im Vergleich zu den Parallelberichten bei Matthäus (17,1-8) und Markus (9,2-8) auf. Drei Besonderheiten zeichnen den Bericht des Lukas aus:

  • Der Kontext des Gebets. Lukas betont, dass die Verklärung während des Gebets stattfindet: „Jesus nahm Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf den Berg, um zu beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichts“ (Lk 9,28-29). Dies ist ein typisches Thema bei Lukas, der Jesus oft betend vor wichtigen Ereignissen darstellt.
  • Das Thema des Dialogs. Nur Lukas gibt den Inhalt des Gesprächs zwischen Jesus, Mose und Elija an: „Sie sprachen über seinen Ausgang, den er in Jerusalem vollenden sollte“ (Lk 9,31). Die Verwendung des Wortes „Ausgang“ (Exodus) ist sehr bedeutsam: Sie erinnert an die Befreiung Israels aus Ägypten und kündigt Jesu Passion, Tod und Auferstehung als eine neue Befreiung an.
  • Der Schlaf der Jünger. Nur Lukas berichtet, dass Petrus, Johannes und Jakobus einschlafen: „Petrus und seine Begleiter waren vom Schlaf überwältigt; als sie jedoch erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit“ (Lk 9,32). Diese Episode ist eine Vorausdeutung auf ihr Einschlafen im Garten Getsemani (Lk 22,45) und schafft eine Parallele zwischen Verklärung und Passion.

Eine Erfahrung von Schönheit und Licht

Wir haben im Evangelium die Erzählung dessen gehört, was auf dem Berg geschah. Es war eine überwältigende Erfahrung von Schönheit und Licht; eine trinitarische Epiphanie (Jesus, die Stimme des Vaters und die Wolke und der Schatten als Symbole des Heiligen Geistes); eine Begegnung zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen; ein Dialog zwischen dem Wort (Christus), der Tora (Mose) und den Propheten (Elija); eine heilige Ehrfurcht beim Eintritt in die leuchtende Wolke; ein Hören auf die Stimme, die verkündet: „Das ist mein Sohn, der Auserwählte; auf ihn sollt ihr hören!“ Hier wird uns eine Vorschau auf die Erfahrung der Auferstehung Jesu und unserer eigenen Seligkeit geschenkt!

Die Quelle dieses Lichts und dieser Schönheit ist das Gesicht Christi. „Sein Gesicht veränderte sich“, sagt Lukas. „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne“, sagt Matthäus (17,2). Wir alle suchen dieses Gesicht, wie der Psalmist sagt: „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen!“ (Psalm 26,8). Dieses Gesicht offenbart uns unsere tiefste Identität, unser wahres Gesicht, hinter den vielen Masken und Fassaden. Wer Christus begegnet, wird verwandelt und tritt mit einem strahlenden Gesicht heraus – so wie Mose, als er aus der Gegenwart Gottes kam (Exodus 34,35).

Nur wer die Schönheit dieses Angesichts betrachtet hat, kann es auch im „Ecce Homo“ und in allen vom Leid und der Ungerechtigkeit entstellten Gesichtern erkennen.

Spiegel der Herrlichkeit des Herrn

Die Verklärung ist nicht nur das Geheimnis der Verwandlung Jesu, sondern auch unserer eigenen Umgestaltung und der ganzen Realität um uns herum. Alles, was von seinem Licht berührt wird, antwortet, indem es seine innere Schönheit und tiefe Harmonie offenbart. Das christliche Leben selbst ist eine fortwährende Erfahrung der Verklärung, bis hin zur endgültigen Verklärung in der Auferstehung, wie Paulus in der heutigen zweiten Lesung verkündet: „Der Herr Jesus Christus … wird unseren armseligen Leib verwandeln und seinem verherrlichten Leib gleichgestalten“ (Philipper 3,20).

Das griechische Verb, das hier für „Verklärung“ oder „Metamorphose“ verwendet wird, metamorphein, ist im Neuen Testament sehr selten. Es erscheint nur hier, in den Evangelienberichten der Verklärung (Matthäus 17,2; Markus 9,2), und zweimal in den Schriften des Paulus (Römer 12,1-2; 2 Korinther 3,18), stets in passiver Form.

Besonders bemerkenswert ist die Aussage des Apostels Paulus in 2 Korinther 3,18: „Wir alle spiegeln mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden in dasselbe Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn.“ Dies ist ein wunderbarer Text, den man sich ins Herz schreiben sollte. Hier ist es das Gesicht des Christen, das vom Licht des Angesichts Christi erleuchtet wird und seine Herrlichkeit wie ein Spiegel reflektiert. Dieses Licht ist kein vorübergehendes Ereignis, sondern es bewirkt in uns eine Metamorphose. Wir werden zu dem, was wir betrachten. Wenn wir unseren Blick, unsere Vorstellungskraft und unsere Seele mit oberflächlichen und vergänglichen Schönheitsbildern nähren, werden wir uns entblößt und sogar entstellt wiederfinden. Wenn wir unser Herz mit wahrer Schönheit nähren, werden wir sie in uns selbst widerspiegeln.

Das Geheimnis des Angesichts und der Gesichter

Der Berg der Verklärung hat zwei Seiten: den Aufstieg, um den Herrn zu betrachten (lichtvolle Erfahrungen des Gebets), und den Abstieg ins Tal, in unseren Alltag mit seiner Tristesse und seinen Hässlichkeiten. Dies sind die zwei Gesichter des Lebens, die wir miteinander versöhnen sollen. Das Gesicht Christi, „Der Schönste unter den Menschenkindern“ (Psalm 45,3), ist das der Verklärung und des Auferstandenen, aber auch das des Gottesknechtes, der „weder Gestalt noch Schönheit hatte, die unseren Blick auf sich gezogen hätte, noch Erscheinung, die uns gefallen hätte“ (Jesaja 53,2).

Es ist leicht, mit Petrus zu sagen: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind!“ Viel schwieriger ist es, an den Punkt zu gelangen, wie der britische katholische Schriftsteller G.K. Chesterton, der an der Seite eines sterbenden Freundes stand und dessen totenblasses Gesicht betrachtete: „Es war gut für mich, dort zu sein!“. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, die mein Mitbruder Pater Alex Zanotelli erzählte. Sie geschah im Slum von Korogocho in Nairobi. Als er eine junge Frau, die an AIDS im Sterben lag, fragte, wer Gott für sie sei, antwortete sie nach einem Moment des Schweigens: „Gott – das bin ich!“

Das ist das Ziel und die Mission des Christen: die Schönheit Gottes in der Realität des Lebens zu erkennen und zu bezeugen – auch in seinen dramatischsten Momenten.

Für die persönliche Reflexion in dieser Woche: Nachdenken darüber, wie wir Momente der Aussetzung an das Licht des Angesichts Christi kultivieren können.

P. Manuel João Pereira Correia, mccj