Mit dem ersten Adventssonntag beginnt das liturgische Jahr „C“, in dem uns der Evangelist Lukas als Leitfigur begleiten wird. Im Laufe von etwa zwölf Monaten werden wir die Geheimnisse des Lebens des Herrn neu erleben. Während das Kalenderjahr durch bestimmte Rhythmen und Ereignisse geprägt ist, wird das christliche Jahr von den Geheimnissen des Lebens Christi bestimmt, die unserer Geschichte Tiefe und Sinn verleihen. (...)

Das Wunder der Hoffnung
Wacht und betet jederzeit.“
Lukas 21,25-28.34-36

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt das liturgische Jahr „C“, in dem uns der Evangelist Lukas als Leitfigur begleiten wird. Im Laufe von etwa zwölf Monaten werden wir die Geheimnisse des Lebens des Herrn neu erleben. Während das Kalenderjahr durch bestimmte Rhythmen und Ereignisse geprägt ist, wird das christliche Jahr von den Geheimnissen des Lebens Christi bestimmt, die unserer Geschichte Tiefe und Sinn verleihen. Während das Kalenderjahr eine vorwiegend zirkuläre Richtung hat, die durch Wiederholungen gekennzeichnet ist, nimmt das christliche Jahr eine spiralförmige Struktur an: Es wiederholt sich nicht, sondern lädt zu einer fortschreitenden Vertiefung ein. Ein neues Jahr bringt uns die Gnade eines neuen Anfangs und die Möglichkeit, das Leben mit neuem Schwung wieder aufzunehmen.

Jeder liturgische Zyklus beginnt mit der Adventszeit. Advent, vom lateinischen Adventus, bedeutet „Ankunft“, die Ankunft Christi. Aber um welche Ankunft handelt es sich? Spontan denken wir an die Geburt Jesu, da wir uns darauf vorbereiten, das Gedächtnis an Weihnachten zu feiern. Doch das neue liturgische Jahr knüpft an den Endpunkt des vorangegangenen Jahres an: die Verkündigung der Wiederkunft des Herrn als König des Universums, Richter der Menschheit und Omega der Geschichte. Deshalb hören wir im heutigen Evangelium das Ende der eschatologischen Rede Jesu nach dem Lukasevangelium: „Dann werden sie den Menschensohn auf einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.“ Diese Passage wurde vor zwei Wochen im Markus-Evangelium verkündet und wird uns heute in der Version von Lukas präsentiert.

Der Advent erinnert in erster Linie an die Haltung des Christen, der auf die Zukunft ausgerichtet ist. Gott kommt aus der Zukunft! Eine Zukunft, die wir nicht fürchten, sondern ersehnen sollten, denn sie ist nicht das Ende, sondern das Ziel, die Vollendung unseres Lebens und die Erfüllung der göttlichen Verheißungen: „Wenn all dies geschieht, dann richtet euch auf, erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ Am ersten Adventssonntag erklingt weiterhin der letzte Ruf der Kirche, die auf ihren Bräutigam wartet: „Marana tha! Komm, Herr“ (Offenbarung 22,20).

Der Advent ist in vier Sonntage unterteilt, die uns zum Weihnachtsfest führen. Er ist die zweite der sogenannten „starken Zeiten“, parallel zur Fastenzeit, die auf Ostern vorbereitet. Die vier Adventssonntage symbolisieren die 40 Tage der Fastenzeit. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen Advent und Fastenzeit: Während die Fastenzeit von einer Bußgesinnung geprägt ist, dominiert im Advent die freudige Erwartung.

Der Christ lebt im „Dazwischen“, zwischen zwei Ankünften: der Ankunft Christi im Fleisch und seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. Doch in diesem „Dazwischen“ gibt es auch eine dritte Ankunft, die sich in der Gegenwart offenbart. Wie der heilige Bernhard in einer berühmten Predigt über den Advent sagt: „Wir kennen ein dreifaches Kommen des Herrn. Ein verborgenes Kommen liegt zwischen den beiden anderen, die offen sichtbar sind. (…) Verborgen ist jedoch das mittlere Kommen, bei dem nur die Auserwählten ihn in sich selbst sehen, und ihre Seelen werden dadurch gerettet. Beim ersten Kommen kam er in der Schwachheit des Fleisches; in diesem mittleren kommt er in der Kraft des Geistes; beim letzten wird er in der Majestät der Herrlichkeit kommen. So ist dieses mittlere Kommen gewissermaßen ein Weg, der das erste mit dem letzten verbindet.“

Gedanken zum Nachdenken

„Gebt Acht auf euch selbst!“: die Trompete des Advents
„Gebt Acht auf euch selbst, dass eure Herzen nicht durch Ausschweifungen, Trunkenheit und die Sorgen des Alltags beschwert werden und jener Tag euch plötzlich überrascht.“ Wie kraftvoll und aktuell ist diese Warnung Jesu! Es ist wie eine Trompete, die versucht, unser oft schlafendes oder gar betäubtes Gewissen zu wecken. Wie viele von uns sind sich wirklich bewusst, dass wir in einer solchen Lage leben, absichtlich herbeigeführt durch Mächte – nicht so verborgen – die das Schicksal der Welt manipulieren? Sie wollen uns in einem Zustand des Schlafs halten, unfähig, auf die Richtung zu schauen, in die wir gehen, und gleichgültig gegenüber der wachsenden Ungerechtigkeit. Heute wird jemand, der wach und frei ist, oft als „Bedrohung“ angesehen. Nun, das Wort Gottes ist in dieser Adventszeit die Trompete, die uns aufwecken will, bevor es zu spät ist!

„Wacht und betet jederzeit!“: der Wecker des Advents
Wachsam zu bleiben ist nicht einfach. Es ist leicht, dem Schlaf zu verfallen oder in Lethargie zu gleiten. Um wachsam zu bleiben, empfiehlt Jesus uns, jederzeit zu beten. Das Gebet weckt uns und schärft unsere Sinne, sodass wir bereit sind, die Ankunft des Herrn wahrzunehmen, der uns auf immer neue und oft unerwartete Weise besucht. Der Advent lädt uns ein, den „Wecker“ des Gebets neu zu stellen. Das bedeutet nicht unbedingt, mehr Zeit für das Gebet aufzuwenden, sondern vielmehr zu lernen, „im Gebet zu leben“. Wie geht das? Ein sehr einfacher Weg ist, häufig die Anrufung „Marana tha“ – Komm, Herr! – zu wiederholen, bis diese Worte beständig in unserem Herzen widerhallen.

Der Advent und das Wunder der Hoffnung
Das Gebet des Advents nährt vor allem die Hoffnung. In der heutigen Situation, in der wir uns befinden, zu hoffen, ist ein wahres Wunder. Nur das Gebet kann diese Gnade erwirken. Wie können wir angesichts einer Welt hoffen, die oft wie die Ebene voller dürrer Knochen erscheint, die Ezechiel beschreibt? (Ez 37). Das, was einst das Bild des Volkes Gottes war, könnte heute unsere Realität sein. „Da sagen sie: ‚Unsere Gebeine sind vertrocknet, unsere Hoffnung ist dahin, wir sind verloren.‘“ Gott fragt den Propheten: „Können diese Gebeine wieder lebendig werden?“ Die Antwort ist ja, das ist möglich. „Weissage über diese Gebeine und verkünde ihnen: ‚Dürre Gebeine, hört das Wort des Herrn.‘“

Der Prophet ist Christus, der kommt, aber auch jeder Christ ist es aufgrund seiner Berufung. Dies ist die Gnade, die wir im Advent erbitten: die Hoffnung zu wecken und zu verbreiten.

P. Manuel João Pereira Correia, mccj