Montag, 12. April 2021
„Möchtest du nicht Missionar werden?“ Die Antwort kam nach ein paar Sekunden Bedenkzeit: „Natürlich würde ich es gerne tun.“ Bruder Paulo Manuel Félix Ferreira aus Portugal erzählt uns seine Geschichte.

Ich wurde vor 53 Jahren in Marvila geboren, einem der am schnellsten wachsenden Viertel der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Meine Eltern meldeten mich im Katechismusunterricht an, sobald ich eingeschult worden war. Nach der Firmung besuchte ich Bibelkurse und schloss mich der Jugendgruppe der Pfarrei an.

Eines Tages äußerte mein jüngerer Bruder Fernando den Wunsch, Priester zu werden, und meine Eltern begleiteten ihn ins Seminar der Comboni-Missionare in Santarém, wo sie einen Pater kannten, der sehr gut in Berufungspastoral war. Auch ich ging mit ihnen. Und so kam es, dass mich einer der Missionare, die das Seminar leiteten, unumwunden fragte: „Möchtest du nicht auch Missionar werden?“ Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu antworten: „Natürlich würde ich gerne“, und verriet damit meinen Eltern und meinem Bruder, was ich auf dem Herzen hatte.

Wenige Monate später trat mein Bruder Fernando ins Comboni-Seminar für Priesteranwärter in Famalicéo ein, und ich ging in das Ausbildungszentrum für Brudermissionare am Comboni-Institut in Maia bei Porto. Ich entschied mich für einen dreijährigen Kurs in Landwirtschaft, darauf folgte ein zweijähriger Theologiekurs für Laien. 1989 traten mein Bruder Fernando und ich ins Noviziat ein. Im Mai 1991 legten wir die zeitlichen Gelübde ab. Fernando wurde für das Theologiestudium dem Comboni-Scholastikat in Lima (Peru) zugeteilt. Ich wurde nach Nairobi (Kenia) ins Comboni Brothers‘ Centre geschickt, um meine Ausbildung fortzusetzen. Drei Jahre später, nach meinem Abschluss, kehrte ich für einen Kurzurlaub nach Portugal zurück, wo ich einen Brief von meinen Vorgesetzten erhielt, der mich in die Comboni-Provinz Sambia-Malawi entsandte.

Die School of Arts and Crafts in Chikowa, Flaggschiff der örtlichen Comboni-Mission, am Rande des Süd-Luwangwa-Nationalparks im Osten Sambias, durchlief eine schwierige Zeit: Weitere Brüder wurden benötigt, sowohl als Ausbilder der Studenten als auch als Verwalter der verschiedenen Werkstätten. Ich arbeitete mit Bruder Francisco Amarante, wie ich Portugiese, zusammen, zunächst von 1994 bis 1998 und dann von 2003 bis 2007. Wir bildeten ein eingespieltes Team, voller Enthusiasmus.

Unsere Hauptaufgabe war es, die Schüler zu begleiten, die in unsere Schule kamen, um Kurse in Landwirtschaft, Zimmerei und Holzbearbeitung zu besuchen. Unsere Absicht war, dass die Schule nicht nur eine glückliche Insel für die Internats- und Tagesschüler sein sollte, sondern auch eine Quelle der Hoffnung für die Menschen, die um uns herum lebten. Also eröffneten wir einen Laden, in dem wir die Produkte unserer Arbeit zu sehr erschwinglichen Preisen verkauften, und eine Mühle, wohin Bauern aus der Gegend kommen konnten, um ihre Ernte zu mahlen.

Sowohl in der Schule als auch in den umliegenden Dörfern herrschte Solidarität. Und glauben Sie mir, es war Evangelisierung in ihrer reinsten Form, auch ohne besondere Predigten und Liturgien (die übrigens in Kirchen und Kapellen von den Patres unserer Gemeinschaft brillant dargeboten wurden).

Zwischen den beiden Perioden spannender Arbeit in Chikowa verbrachte ich fünf Jahre (1999-2003) an der School of Arts and Crafts of Lunzu, Südmalawi, die von Comboni-Missionaren gegründet, konzeptioniert und geleitetet wurde. Hier arbeitete ich mit drei anderen Comboni-Brüdern zusammen, wahre Künstler in ihrem Handwerk: Konrad Tremmel (aus Deutschland), Gilbert Peterson (aus Costa Rica) und Dzinekou Jonas (aus Togo).

Es war eine technische Schule mit großem Erfolg und Effizienz. Ihr Ziel war es, eine bessere Zukunft für die Jugend Malawis zu schaffen und ihnen eine Ausbildung in technischen und menschlichen Fertigkeiten zu bieten. Jeder Schulabgänger absolviert eine zweijährige formale Ausbildung in Schreinerei und Tischlerei, Metallverarbeitung und Elektrotechnik oder Schuhherstellung und erhält staatliche Prüfungszeugnisse.

Meine Hauptaufgabe war es, die Lehrer und Ausbilder zu begleiten, aus denen sich der Lehrkörper zusammensetzte. Ich arbeitete hauptsächlich in Kursen im Bereich der menschlichen Bildung, die Themen wie Selbsterkenntnis, Gruppendynamik, politische Bildung, Menschenrechte, Demokratieerziehung und Arbeitsmoral behandelten.

2008 wurde ich nach Portugal zurückgerufen, um meinen Missionsdienst in den Comboni-Gemeinschaften meines Heimatlandes auszuüben. Dort war ich jeweils entweder verantwortlich für die Verwaltung oder die Instandhaltung der Häuser. Überall dort, wo ich eingesetzt wurde, wollte ich Teil des Teams für missionarische Bewusstseinsbildung sein, das an den Wochenenden Pfarreien, Institutionen, Bewegungen und Jugendgruppen besuchte, Treffen, Seminare und Workshops organisierte… alle zielten darauf ab, die örtliche Kirche missionarisch zu beleben und die missionarische Berufung und Weihe bei jungen Menschen zu wecken.

Manches Mal, wenn ich einen jungen Mann oder ein Mädchen traf, die Interesse an der Mission zeigten, stellte ich ihnen direkt die Frage, die mir als Junge gestellt worden war: „Möchtest du nicht gerne Missionar werden?“

Im Jahr 2019 gaben meine Vorgesetzten endlich meinen ständigen Bitten nach, nach Afrika zurückzukehren. Ich wurde nach Südafrika entsandt, in die Pfarrei Lydenburg, die allererste Gemeinschaft, die im März 1924 von der Kongregation der Comboni-Missionare in dem Land eröffnet worden war. Heute beherbergt sie das Pastoralzentrum der Diözese Witbank.

Ich wurde zum Verwalter der Gemeinschaft ernannt, mit einer besonderen Aufgabe: den Gruppen und kirchlichen Bewegungen, die zu Workshops, Exerzitien und verschiedenen Kurse ins Zentrum kommen, ein herzliches Willkommen zu bieten. Mit anderen Worten, ich rege diese junge Ortskirche immer noch an, sich für den Rest der Welt zu öffnen. Wie üblich ist meine liebste „Freizeitbeschäftigung“, junge Menschen zu treffen und ihnen zu sagen, dass die Hingabe an Christus die Tür zu unermesslicher Freude ist und dass das Teilen einer solchen Freude als Missionar eine Art zu leben ist, die es wert ist, gelebt und geteilt zu werden.
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Comboni-Missionare]