Bruder Manfred Bellinger übernimmt die Leitung des Technischen Instituts in Carapira

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Freitag, 26. Februar 2021
Sechs Jahre lang war Bruder Manfred Bellinger im Missionshaus Ellwangen tätig, bevor er im Herbst 2020 an seine alte Wirkungsstätte nach Mosambik zurückkehrte. Dank der persönlichen Hilfe des kürzlich verstorbenen Honorarkonsuls der Republik Mosambik, Herrn Siegfried Lingel, hielt Bruder Manfred Bellinger innerhalb weniger Wochen nach Antragstellung ein gültiges Visum in den Händen und konnte am 24. September seine Reise antreten.

Bruder Manfred Bellinger übernimmt die Leitung des Technischen Instituts in Carapira.

Von München brachte ihn ein Flugzeug über Lissabon nach Maputo, in die Hauptstadt Mosambiks. Nach 15-tägiger Quarantäne im Provinzhaus der Comboni-Missionare in Maputo flog er dann weiter nach Carapira im Norden des Landes. Am 10. Oktober, dem Festtag des Hl. Daniel Comboni, erreichte er seine Wirkungsstätte und seine Heimat der nächsten Jahre. Am selben Tag trafen auch die ersten Schüler der technischen Einrichtung ein. Sie waren daheim bei ihren Familien, da das Institut im Frühjahr wegen der Corona-Epidemie geschlossen werden musste.

Bruder Manfred Bellinger.

Aus der einstigen Technischen Schule für die Basis-Lehrgänge ist im Lauf der Jahre ein Technisches Institut mit Hochschulniveau für maximal 150 Schüler und Schülerinnen entstanden. Die Kurse im Industriellen Metall-Handwerk sowie im Automechaniker-Handwerk sind hochgestuft worden. Die Produktionsabteilung aber wurde wegen fehlender Aufträge und bedingt durch mangelnde Organisation drastisch heruntergefahren. Obwohl sich die Schule nach der Verstaatlichung im Zuge des Bürgerkriegs 1976-92 immer weiter zu einer der renommiertesten Technischen Schulen des Landes entwickelt hatte, kam es während der letzten Jahre zu diesem Einschnitt.

Nach sechsjähriger Abwesenheit wird eines der Ziele von Bruder Manfred Bellinger als ‚Gestor Geral‘ (Generaldirektor) sein, die Produktion durch intensive Planung und bessere Ausstattung der Werkstätten wieder anzukurbeln. Seit letztem Jahr ist die Schule, die 1964 mit finanzieller Hilfe von Misereor Aachen von den Comboni-Missionaren gegründet und aufgebaut worden war, rechtlich wieder Eigentum der Kongregation.

Das Leitungsteam setzt sich zusammen aus fünf mosambikanischen Mitgliedern, den Leitern der bestehenden Abteilungen Direktion, Verwaltung, Ausbildung, Produktion sowie Internat und Erziehung. Diese gilt es zu begleiten und zu unterstützen. Eine weitere wichtige Aufgabe für Bruder Manfred Bellinger wird es sein, eine gute Zusammenarbeit mit der Schulbehörde und Ministerien des Staates zu pflegen. Die Gehälter der derzeit 24 Lehrer werden weiterhin durch den Staat bezahlt. Bei all dem wird versucht, den jungen Menschen das Gedankengut Combonis und seine Spiritualität nahe zu bringen und sie zu fördern, in Bildung, in Professionalität und in menschlichen Werten.

Bruder Manfred Bellinger sagt: „Bildlich gesprochen stehe ich am Fuße eines hohen, zerklüfteten Berges! Diesen gilt es zu besteigen, mit Vorausschau, Bedacht und mit Klugheit, aber gleichzeitig mit Mut und Vertrauen. Wegweiser, neben der Beziehung zu Gott, sind die Schüler, die Lehrer, die Gesellen, das Leitungsteam. Was ich jetzt brauche, um zu erfüllen, was in hohem Maße mir anvertraut, sind Personen, Gruppen und Organisationen, die sich mit unserer Schule verbinden und Teil dieser ‚Mission‘ werden! So lade ich herzlichst ein, mitzuwirken in unseren Planungen und Projekten, mit Ideen und Beiträgen, mit materieller und finanzieller Hilfe und mit Gebet.“

Die Schulküche wird von den Comboni-Missionaren mit zusätzlichen Lebensmitteln, wie Milchpulver, Brötchen, Eiern und die reichhaltigen Butterbohnen „Feijao Manteiga“ unterstützt.  Auch hier braucht es finanzielle Hilfe, genauso wie bei vielen renovierungsbedürftigen Gebäuden und Werkstätten. Maschinen in den Abteilungen der Schreiner, Schlosser, Automechaniker und Metallarbeiter müssen repariert und zum Teil sogar neu errichtet werden. Daneben muss ein Großteil der elektrischen Anlagen erneuert werden, wie auch dieWasser- und Abwasserversorgung. Eine neue Abteilung für Elektrotechnik und Elektronik, mit eigenen Unterrichtsräumen, wäre eine notwendige und sinnvolle Ergänzung der Schule. Junge Menschen, ausgebildet in diesem Beruf, würden umgehend Arbeit und Anstellungen finden, besonders in einem aufstrebenden Land wie Mosambik.

Eine Vision von Bruder Manfred ist es, dass die Comboni-Missionare in Carapira junge Mädchen im Land unterstützen, indem sie mehr Ausbildungskurse schaffen und anbieten. Er betont, dass junge Menschen, die voller Tatendrang ihr Land aufbauen möchten, das so lange gelitten hat, unterdrückt und ausgebeutet wurde, mit Recht Anspruch auf technische Ausbildung erheben. Die Comboni-Missionare können hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Die Schüler und Schülerinnen, die im Internat wohnen, benötigen einen Ausgleich und eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Deshalb werden Aktivitäten im Fußball, Volleyball, Basketball und Leichtathletik angeboten, dazu Brettspiele, Musik und Aufführungen, um die vielfältige Tradition und Kultur zu fördern. Die Pfarrei hat etwa neunzig kleinere Außenstationen. Diese liegen im Umkreis von bis zu fünfzig Kilometern von der Missionsstation Carapira, erreichbar oft nur über holperige und sandige Wege und Straßen. Obwohl oft abgelegen, hat doch jedes größere Dorf seine eigene Fußballmannschaft und sein eigenes Feld zum Spielen. Jedes Spiel ist ein Freundschaftsspiel. Die Spieler der Gastmannschaft kommen oft zu Fuß, mit Fahrrädern oder mit kleinen Mopeds.

In früheren Jahren half Bruder Manfred Bellinger die vielen Teams zu koordinieren und besuchte an freien Sonntagen diese Dörfer. Vor dem Spiel wurde zuerst Gottesdienst gefeiert. Zu den Spielen gab es aus Carapira einen richtigen Fußball, etwas Besonderes in diesen abgelegenen Dörfern. Und wann immer der Vorrat es erlaubte, erhielten beide Teams nach dem Spiel je einen Fußball. Ein Geschenk, das die Jungs in ein regelrechtes ‚Triumphgeschrei‘ ausbrechen ließ. Aber auch Salben und Binden waren stets im Gepäck, da die Buben meist barfuß spielten und Verletzungen deshalb nicht zu umgehen sind. Diese Spiele sind immer Höhepunkte für die gesamte Dorfgemeinschaft, mit ihrem harten und oft eintönigen Dasein. Jung und Alt nehmen deshalb gerne am Spiel teil, wenn nicht als Spieler, dann als Zuschauer oder Helfer – denn für die Spieler der Heimmannschaft wie für die Gastspieler aus benachbarten Dörfern wird auch gekocht.
[Comboni-Missionare]